Die Eichhörnchen-Apokalypse von DieLadi ================================================================================ Kapitel 2: 14. Februar, gegen 14:30 Uhr --------------------------------------- 14. Februar, gegen 14:30 Uhr Alle hielten den Atem an. In dem Augenblick klingelte Martis Handy. Auf dem Display leuchtete Jakos Nummer. Marti ging sofort dran und stellte auf Lautsprecher. „Marti, hallo, Schatz, hast du gerade versucht, mich zu erreichen? Ich hatte die Kamera in der Hand, konnte nicht dran gehen.“ Man sah regelrecht, wie Marti vor Erleichterung das Blut ins Gesicht schoss. „Jako! Geht es dir und Felix gut? Ihr müsst zurück kommen! Sofort! Ins Büro!“ „Marti, nun beruhige dich mal! Was ist denn überhaupt los!“ Marti erzählte abgehackt und aufgeregt von den Nachrichten. Jako und Felix hatten noch nichts davon mitbekommen. Und wenn man ehrlich war, glaubte Jako ihm zuerst kein Wort. Konnte man ihm nicht mal übelnehmen. Erst nachdem Marie das Handy übernommen hatte, die Geschichte bestätigt hatte und Jako versichert hatte, dass es ich nicht um einen von Martis üblichen schrägen Scherzen handelte, erfasste er den Ernst der Lage. „Okay, wir machen uns auf den Weg.“ Marti übernahm noch mal das Telefon. „Jako, haltet euch von anderen Menschen fern, ja? Und auch von Tieren! Passt auf euch auf! Bis gleich!“ „Machen wir Marti. Ich liebe dich.“ „Ich dich auch“, sagte Marti und legte auf. Er war erleichtert, aber wirklich gut würde es ihm erst gehen, wenn Jako und Felix hier bei ihnen waren. Sie versammelten sich um den großen Tisch. Alle anderen bestätigen, dass sie ihre Familien erreicht hatten, dass alle soweit informiert und vorläufig in Sicherheit waren. „Und wie geht es nun weiter?“, fragte Flo. „Nun“, sagte Marie, „wir werden uns darauf einrichten müssen, hier zu übernachten. Heute, und vielleicht die nächsten Tage... wir werden sehen, wie sich alles entwickelt. Schlafmöglichkeiten sind begrenzt, aber notfalls müssen es ein paar Kissen und Decken auf dem Boden tun.“ Man nickte. „Zu Essen haben wir auch für ein paar Tage.“ Ja, der Kühlschrank war gut gefüllt. Da viele von ihnen oftmals ganze Tage hier zubrachten, hatte Marie einen Einkaufsdienst organisiert. Jeder von ihnen war reihum dran, einzukaufen und den Vorrat aufzufüllen. Sich hier eben ein Sandwich oder Nudeln mit Fertigsoße oder dergleichen zu machen, war auf Dauer billiger als immer Essen zu bestellen, und auch abwechslungsreicher. Und außerdem hing einem das gelieferte Essen irgendwann einfach zum Halse raus. Gestern erst war Dominik an der Reihe gewesen, und da er das immer am gewissenhaftesten machte, war alles da, was das Herz begehrte. Das würde mit ein bisschen Planung mindestens eine Woche reichen. Also war die Lage im Moment erst einmal recht überschaubar. „Ich kann das noch gar nicht richtig glauben“, sagte Robin und nahm Dominiks Hand. Dominik küsste ihn sanft. „Mir kommt das auch sehr abstrus vor“, sagte er dann in die Runde. Sie saßen schweigend, wussten einfach nicht, was sie jetzt tun sollten. „Still mal“, rief Steve und zweigte auf den Fernsehschirm. „Der Oberbürgermeister hat was zu sagen!“ Der genannte stand vor der Kamera uns sah sehr ernst aus. „Liebe Mitbürger, wir bitten noch mal, Ruhe zu bewahren. Bleiben Sie in Ihren Häusern. Gehen Sie nicht nach draußen. Es wird mit Hochdruck an einem Mittel gegen den Virus geforscht. Wir wissen noch nicht, wie die Infizierten in den nächsten Tagen reagieren werden.“ Er strich sich sorgenvoll über die Stirn. Kein Gutes Zeichen, wenn ein Politiker Gefühl zeigt. „Im Augenblick wissen wir, dass sie sich auf alles in pink, rosa und Glitzer stürzen, so auch auf Menschen, die eine der genannten Farben in ihrer Kleidung oder auch ihrer dekorativen Kosmetik bei sich tragen. Sie trachten allerdings nicht danach, den Menschen zu verletzen, sondern zu ...“ Er zögerte einen Augenblick. „ ... küssen. Da sie dabei allerdings rücksichtslos und teilweise aggressiv vorgehen, kann es unter Umständen doch zu Verletzungen kommen. Abgesehen davon geht der Virus auf den geküssten über, der dann ebenso der Krankheit anheim fällt.“ Eine Reporterin trat vor die Kamera. „Unserem Korrespondent Matthias Schiffer ist es gelungen, einem Rudel der Eichhörnchen zu entkommen. Matthias, was ist geschehen?“ Ein abgehetzt wirkender Mann kam ins Bild. „Ich war im Park unterwegs. Und da waren sie. Ungefähr hundert Stück. Sie kamen auf mich zu.“ Verwackeltes Bildmaterial. Es waren ca. 20 Tiere, die Angst des Mannes hatte sie multipliziert. Und sie waren rosa. Fucking rosa! Und die pinken glitzernden Schwänze waren ganz gut zu erkennen. Und sie waren schnell! „Wenn mich nicht diese beiden jungen Männer in ihr Auto gelassen hätten, hätten mich die Viecher erwischt!“ Die Kamera schwenkte um. Marti quietschte auf. Das waren Felix und Jako! Na zumindest wusste er jetzt, dass es den beiden im Moment gut ging. Gott sei Dank. „Zurück zu unserer Reporterin.“ Marti verfolgte das Geschehen auf dem Bildschirm nicht mehr. Er setzte sich auf einen der Stühle und begann, seine Hände zu kneten. Im Moment ging es Jako gut. Aber er wäre erst wieder vollständig beruhigt, wenn sie beide gesund und heile hier wären. Er seufzte. Dominik hatte den Raum verlassen und kam einige Zeit später zurück. Er hatte erst mal Kaffee für alle gemacht. Robin schenkte ein und verteilte die Tassen. „Vielleicht ...", sagte Marie, „sollten wir alle erst mal mit unserer Arbeit weitermachen. Das würde uns ablenken, und wer weiß, vielleicht ist die Lage ja morgen schon wieder unter Kontrolle und dann sind wir froh, wenn wir ...“ Sie dachte einfach, dass Arbeit in dem Falle jetzt die beste Ablenkung wäre. Und sie hatte sicher recht. „Wir sollten allerdings“, sagte Flo, „ einen News-Dienst einrichten. Dass immer einer von uns vor dem Fernseher hockt und wir keine Neuigkeiten verpassen.“ „Ich fang an“, sagte Marti. „ich bin jetzt doch nicht in der Lage, was konstruktives zu machen.“ Alle waren einverstanden, und so verteilten sie sich in die Büros, während Marti die erste News- Wache übernahm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)