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Insanity Love

I love you. Today. Tonight. Tomorrow. Forever.
von

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Chapter 13: Truth

Chapter 13: Truth

 

„Du wusstest es!“

Wutentbrannt war Sindbad zur Hölle geeilt, hatte Noyn ausfindig gemacht, ihm an den Kragen gepackt und an die nächste Wand geschleudert.

„Ich wusste was genau?“, entgegnete Noyn gleichgültig.

Zähneknirschend drückte Sindbad ihn ein weiteres Mal an die Wand.

„Du weißt, genau wovon ich spreche, du Bastard! Jeanne’s wahre Identität.“

„Aaah…“ Ein fieses Lächeln bildete sich auf Noyn’s Gesicht. „Natürlich! Der Boss weiß es auch.“ Er packte Sindbad’s Handgelenk und lockerte ohne Anstrengungen seinen Griff, sodass der Dieb gezwungen war loszulassen. „Eine reizende Freundin hast du dir ausgesucht.“, merkte Noyn grinsend an und drängte sich an ihm vorbei.

„... Was geht hier vor? Was passiert mit mir und ihr? Die Visionen und Wunden.“, verlangte Sindbad zu wissen, die Stimme fordernd.

Es dauerte einige Sekunden bis Noyn sich zu ihm umdrehte und ihn mit einem neutralen Gesichtsausdruck ansah.

„Der Fluch.“

„Was für ein Fluch?“

„Der Fluch der auf Menschen lastet, die für Gott und Teufel dienen. Eine verbotene Liebe, die vom Universum bestraft wird.“

Sindbad erstarrte bei den Worten für einen Moment. Nun machte für ihn alles Sinn.

„Wie kann ich den Fluch aufheben?“, fragte er.

„Hmmm... Lass mich überlegen...“ Noyn sah nachdenklich nach oben, tippte mit dem Finger auf sein Kinn. „Es gibt drei Lösungen, damit der Fluch gebrochen ist: Sie stirbt, du stirbst oder ihr beide sterbt.“, zählte er mit einem breiten Grinsen auf.

Sindbad verzog wütend das Gesicht, zog in der nächsten Sekunde jedoch erstaunt die Brauen hoch.

„Du scheinst aus Erfahrung zu sprechen“, stellte er einem ruhigen, monotonen Ton fest. „Und ich schätze mal, in deinem Fall hat sie den Tod gewählt.“

Noyn’s Gesicht wurde zu einer emotionslosen Maske, seine dunklen Augen verhärteten sich.

„Da hast du Recht“, gab er offen zu, „Kennst du die Geschichte von Jeanne d’Arc, der Jungfrau von Orléans?“ Ohne auf eine Antwort von Sindbad zu warten, sprach der Dämonenritter weiter: „Vor langer Zeit war ich, wie du, ein Mensch der sich auf ein Pakt mit dem Teufel eingelassen hat. Sie war eine Gesandtin Gottes. Und wie du es garantiert aus den Geschichtsunterricht kennst, starb sie im Scheiterhaufen. Im lebendigen Leibe verbrannt.“ Noyn hielt kurz inne und sah Sindbad abwertend an. „Was du heute Nacht erlebt hast, war reinstes Kinderspiel im Vergleich zu dem, was ich erleben musste.“

Der Dieb zuckte bei den Erinnerungen sowie bei der Vorstellung von seinen Erzählungen innerlich zusammen, versuchte jedoch gefasst zu wirken.

„Wir hatten geglaubt, den Fluch überstehen zu können… Allerdings hatte Jeanne es doch nicht mehr ausgehalten und wollte den Qualen ein schnelles Ende bereiten“, vollendete Noyn schließlich. „Nachdem sie starb, habe ich jegliche Menschlichkeit in mir aufgegeben und wurde zum Dämonenritter.“

„Sehr traurige Geschichte. Willst du mein Beileid?“, kommentierte Sindbad sarkastisch.  

Noyn ignorierte seinen Sarkasmus und fing an wieder arrogant zu Lächeln. „Es ist interessant zu sehen, wie Geschichte sich wiederholt. Ich frag mich, wie lange es dauert bis einer von euch sich dafür entscheidet ins Gras zu beißen.“

Sindbad sah seinen Gegenüber ernst an. „Das wird nicht passieren“, sagte er bestimmt, „Nicht wenn ich vorher bei euch aufhören.“

„Du kannst nicht aufhören“, ertönte plötzlich eine finstere Stimme hinter ihm.  

Überrascht drehte Sindbad sich zu Satan um, ein großgewachsener Mann mit pechschwarzen Haaren, der äußerlich wirkte, wie als wäre er in seinen Zwanzigern. Noyn zog amüsiert schmunzelnd eine Augenbraue hoch, machte eine respektvolle Vorbeugung und begab sich etwas in den Hintergrund.

„Wenn ich dich daran erinnern darf: Wir haben ein Pakt geschlossen, bei der du mich darum gebeten hast, dir die nötige Kraft zu geben mit der du die Dämonen bannen kannst. Als Gegenleistung überlässt du deine Seele mir“, sprach der Teufel weiter.

„Willst du mir jetzt mit meinem Leben drohen?“

„Was ich will ist, dass du gefälligst weiter Schachfiguren einsammeln wirst.“

Sindbad ballte seine Hände zu Fäusten. „Was ist, wenn ich mich weigere? Such dir einen anderen Handlanger, der die für dich einsammelt.“

Satan’s schwarze Augen verengten sich missbilligend zu Schlitzen.  

„Ich kann dir zwei gute Gründe geben weiterzumachen.“

Mit einer Handbewegung ließ er etwas erscheinen.

Sindbad wurde sofort bleich, als er Access und Fin sah, die in einem magischen Gefängnis sich befanden. Die Engel wirkten völlig entkräftet und leichenblass.

„Sindbad…!“, kam es von beide schockiert.

Der Angesprochene blickte fassungslos zwischen den Engeln hin und her. Er verstand zwar nicht, wieso beide zusammen in Gefangenschaft sich befanden, doch die Tatsache, dass sein Partner die ganze Zeit über hier war, brachte ihn in Rage.

„Access!!!“ Sindbad ließ ein Dolch in seiner Hand erscheinen und setzte zu einem Angriff an. Doch Satan streckte gelangweilt seine Hand aus und sorgte dafür, dass er seine Waffe verlor und bewegungsunfähig war. So sehr Sindbad sich auch anstrengte, er konnte keinen Muskel rühren.

„Ich würde es mir zweimal überlegen, ob du mich angreifen willst.“, sprach Satan und zog überheblich eine Augenbraue hoch, „Falls du es vergessen hast: was dir zustößt kann sich auf Maron Kusakabe übertragen. Also, wenn du das Wohlergehen deiner kleinen Freundin wertschätzt, dann mach keine Dummheiten, Junge. Und da wären wir auch schon bei Grund Nummer zwei.“ Ein sadistisches Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.

Fin wurde noch blasser als sie schon war.

„Die Dämonen werden darauf abzielen nach Jeanne’s Leben zu trachten. Wenn du sie beschützen willst und ein Schicksal wie Noyn’s vermeiden willst-“ Kurz schweifte er seinen Blick auf den Dämonenritter rüber und sah wieder Sindbad ernst an. „Dann wirst du auch keine andere Wahl haben, als die Dämonen zu versiegeln. Du musst mir die Schachfiguren nicht mal persönlich liefern! Sie finden schon ihren Weg zu mir.“ Ein arrogantes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

Sindbad knirschte hasserfüllt mit den Zähnen.

„Sindbad…Geh.“, flehte Access ihn an, „Wir überleben das schon…“, brachte der Engel kraftlos hervor.

„Access…! Ich-“ Sindbad spürte, wie seine Kräfte schwanden. Plötzlich gaben seine Beine nach und Satan stand böse grinsend über ihn. Die schwarzen Augen fingen an blutrot zu leuchten.

„Du hast deinen Engel gehört. Mache gefälligst deinen Job und das Leben der, die dir wichtig sind bleibt verschont“, sagte er, hielt kurz inne und fügte mit einem dunklen Lächeln hinzu, „Obwohl… hundertprozentig garantieren kann ich es nicht.“

Verfluchter Bastard!, ging es Sindbad als letztes durch den Kopf, bevor alles um ihn herum schwarz wurde.
 

***

Besorgt blickte Maron auf ihr Handy herab.

Den ganzen Tag hatte sie nichts von Chiaki gehört.

In der Uni war er nirgends zu sehen und telefonisch war er weder mobil noch privat zu erreichen.

Seufzend legte sie ihr Handy auf den Wohnzimmertisch ab, setzte sich auf ihr Sofa hin und blickte betrübt aus dem Fenster heraus.

Die Sonne ging unter und dunkle Wolken zogen über den orangenen Himmel auf. Womöglich würde es in der Nacht regnen, dachte Maron sich.

Sie biss sich auf die Lippe und hielt sich die Hand vor der Brust.

Ihr Herz klopfte kräftig auf. Den ganzen Tag verspürte sie schon ein ungutes Gefühl in der Brust.

Lag es daran, weil sie sich Sorgen um Chiaki machte?

Zusätzlich zu der andauernden Sorge um Fin.

Wie bei einem Gebet schloss sie für einen Moment ihre Augen, atmete tief ein und wieder aus.

Nach einigen Minuten öffnete Maron wieder die Augen, stand auf und zog sich ihre Jacke an. Sie beschloss einen kleinen Spaziergang zu machen, um sich von diesem Gefühl abzulenken. Das Handy ließ sie unbewusst im Wohnzimmer liegen.

Auf dem Weg zum Aufzug kam ihr Miyako über den Weg, die soeben in ihre Wohnung eintrat.

„Wo willst du denn hin?“, fragte ihre beste Freundin neugierig.

„Nur im Stadtpark mir die Beine vertreten.“, antwortete Maron schulterzuckend.

Miyako nahm das nickend zur Kenntnis und musterte sie kurz besorgt an. „Hast du immer noch nichts von Chiaki gehört?“

Resigniert schüttelte die Braunhaarige den Kopf.

„Bestimmt meldet er sich noch.“, lächelte Miyako ihr mit Zuversicht zu.

Maron erwiderte das Lächeln dankbar und ging ihren Weg schließlich weiter.

„Pass auf dich auf. Es wird regnen.“, rief ihr die Kurzhaarige noch zu.

„Bis dahin bin ich wieder zu Hause.“, konterte Maron und verschwand winkend in den Aufzug.

Zehn Minuten später war sie im Park angekommen. Es waren nicht viele Leute anwesend. Ab und an liefen Familien mit Kindern oder verliebte Paare an ihr vorbei.

Der Spaziergang tat der jungen Frau durchaus gut. Sie fühlte sich entspannter und ihre Sorgen waren für den Moment erstmal beruhigt.

Ein plötzliches Knacksen und Rascheln ließen sie aufschrecken. Maron blieb stehen und blickte skeptisch in ein dichtes Waldstück aus der die Geräusche kamen. Wieder ertönte ein Rascheln.

Vorsichtig näherte sie sich dem Geräusch. Hinter einem Baum tauchte auf einmal eine Gestalt auf.

Erschrocken zuckte Maron zusammen.

Ihre Augen wurden riesengroß, als sie erkannte wer vor ihr stand.

„Chiaki!“, brachte sie überrascht sowie erleichtert hervor.

Er erwiderte nichts, lächelte sie nur an.

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sein Lächeln sah. Das beängstigende Gefühl in ihrer Brust sowie die Herzklopfen wurden stärker.

Im nächsten Moment vernahm sie das Piepen ihres Amuletts.

 

Als Chiaki erwachte, stellte er verwirrt fest, dass er sich in seiner Wohnung befand.

Fluchend rieb er sich den Kopf, versuchte sich zu erinnern was zuletzt geschehen war. Automatisch spielten sich in Sekundenbruchteilen die Bilder von Jeanne’s Rückverwandlung sowie der darauffolgende Höllenbesuch vor seinem geistigen Auge ab.

„Die Dämonen werden darauf abzielen nach Jeanne’s Leben zu trachten.“, hörte er Satan’s Worte nachhallen.

Chiaki’s Augen rissen sich weit auf.

Maron!, ging es ihm panisch durch den Kopf.

Blitzschnell stand er vom Sofa auf und schnappte sich sein Handy auf den Küchentresen.

Zig Nachrichten und verpasste Anrufe von Maron wurden ihm auf dem Display angezeigt.

Ein schockierter Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es schon fast 20 Uhr war.

Ohne zweimal nachzudenken versuchte Chiaki seine Freundin zurückzurufen, doch sofort wurde er mit der Mailbox verbunden.

„Verdammt!“, murmelte er leise in sich hinein und eilte aus seiner Wohnung raus.

Er stieg in sein Auto ein und fuhr so schnell wie möglich zum Orléans rüber.

Während der Fahrt gingen Chiaki alle möglichen Gedanken durch den Kopf.

Innerlich hoffte er auch, dass Maron zu Hause in Sicherheit war.

Und was sollte er ihr sagen, wenn er sie sah?

Wie sollte er sich ihr gegenüber verhalten?

Frustriert fuhr er sich durch die blauen Haare.  

Kurze Zeit später war Chiaki im Orléans und fuhr den Aufzug hoch. Anspannung stieg in ihm hoch.

Er hatte einen Entschluss gefasst.

Auch wenn es sie verletzen würde, auch wenn sie ihn am Ende hassen würde - er musste ihr die Wahrheit sagen.

Die komplette Wahrheit.

Vor ihrer Tür klopfte er einige Male kräftig daran und rief ihren Namen, doch es kam keine Antwort.

Gegenüber die Nachbarstür öffnete sich und Miyako lugte neugierig hervor.

„Chiaki!“, rief sie überrascht.

Der Angesprochene drehte sich zu ihr um. „Miyako! Weißt du, wo Maron ist?“

„Maron? Die hast du gerade verpasst.“

„Weißt du, wo sie ist?“, wiederholte er seine Frage.

„Sie wollte im Stadtpark einen Spaziergang machen, hat sie mir gesa-”

Noch bevor Miyako zu Ende reden konnte, war Chiaki schon die Treppen heruntergerannt.

Panik breitete sich in ihm aus.

Vielleicht machte er sich auch umsonst Sorgen. Schließlich hatte er noch keine Visionen oder ähnliches von Maron bekommen.

Allerdings sagte ihm sein Gefühl, dass Gefahr bereits drohte.

Kaum war Chiaki wenige Minuten später im Park angekommen, begab er sich instinktiv in den Wald und verwandelte sich in Sindbad.
 

***

Unterdessen rannte Maron durch den Wald. Auf der Flucht vor Chiaki.

Nachdem sie mitbekam, wie ihr Amulett auf ihn reagierte, blieb ihr für einen Moment das Herz stehen.

Ehe sie sich versah, hatte er ein Messer hervorgezogen und in der Sekunde hatte Maron die Flucht ergriffen.

Atemlos blieb sie für einen Augenblick an einem Baum stehen, verwandelte sich in Jeanne und schaute vorsichtig nach hinten. Chiaki war nirgends zu sehen.

Hab ich ihn abgehängt?, fragte sie sich.

Angestrengt atmete sie tief ein und aus, schüttelte ungläubig den Kopf. Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt und rollten vereinzelt ihre Wange herunter.  

Konnte es wirklich sein, dass er von einem Dämon besessen war?

Auf einmal vernahm die Kamikaze-Diebin eine Bewegung hinter sich. In der nächsten Sekunde zischte eine Klinge an ihr vorbei und Chiaki’s kalte, gefühllose Augen trafen auf ihre.

Jeanne sprang einige Meter rückwärts, um einen sicheren Abstand vor ihm zu bewahren.

Mit einem ernsten und zugleich entschlossenen Blick sah sie ihren Gegenüber an.

„Ich will dich nicht bekämpfen, Chiaki…“, sagte sie, „Aber ich werde dich von dem Dämon befreien!“

Mit den Worten holte sie ihr Band hervor und griff an.

Ich muss nur herausfinden, wo der Dämon sich versteckt hält!, dachte sie sich.

Zu ihrem Erstaunen war Chiaki unmenschlich schnell. Immer wieder wich er ihren Angriffen aus. Jeanne hingegen konnte nur mit Mühe seine Attacken blocken.

Plötzlich schnellte eine Hand nach ihr aus und packte sie an den Hals. Dann drückte er sie an den Baum hinter sich.

„Chi-a-ki…“ Verzweifelt rang Jeanne nach Luft, versuchte sich aus seinen Griff zu befreien. Stattdessen verstärkte sich der Druck im ihren Hals und Chiaki hielt sein Messer in die Höhe.

„Bitte nicht…“, wisperte sie verängstigt.

In dem Moment als er sein Messer herunterschnellen wollte, flog plötzlich etwas an ihr vorbei. Ein Dolch durchstach seine Brust, traf ihn mitten ins Herz.

Entsetzt schnappte Jeanne nach Luft, während sie auf dem Boden herabrutschte, nachdem er sie losgelassen hatte.

Fassungslos sah sie zu, wie Chiaki zu Boden fiel. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, ein erstickter Schrei entkam ihr.

Gerade als Jeanne auf ihn zugehen wollte, spürte sie zwei Hände, die sie an den Armen und Schultern festhielten.

„Jeanne!“, hörte sie jemand neben sich sagen.

„Du hast ihn getötet“, brachte Jeanne leise hervor, ohne sich umzudrehen. Wie in Trance wiederholte sie die Worte immer und immer wieder.

„Hör mir zu-“, versuchte Sindbad verzweifelt auf sie einzureden, suchte ihren Blick.

„NEIN!“ Sie riss sich von ihm los. „Du bist ein grausames Monster!“, schrie sie ihn an, die Stimme mit Wut, Schmerz und Hass gezeichnet. „Anstatt mich den Dämon bannen zu lassen, hast du ihn einfach getötet! Ich hasse dich!!“

Tränen rannten ihr das Gesicht herunter

„Maron!!“ Sindbad nahm ihr Gesicht in beide Hände und zwang Jeanne dazu, dass sie ihm in die Augen sah. „Das bin nicht ich!“

Sie hielt wie erstarrt inne. „W-W-Was hast du eben gesagt…? W-Wie hast du mich genannt?“, stammelte sie.

Kurz ließ der Dieb einen schweren Seufzer aus und schloss seine Augen. Er ließ sie vorsichtig los. Seine Hand hob sich, umfasste sein Stirnband und zog daran.

In dem Moment blieb die Welt für einige unendlich lange Sekunden stehen.

Jeanne stockte der Atem.

Das Blut gefror in ihr in den Adern.

Ein weiteres Mal spürte sie, wie ihr Herz stehen blieben.

Ihre violetten Augen weiteten sich vor Schock.

Braune Augen trafen auf ihre, sahen sie traurig an.

„Das… ist unmöglich…! Wie kann das sein?“ Ihre flüsternde Stimme begann zu kippen. Sie rutschte etwas von ihm weg.

„Ich wollte nicht, dass du es so erfährst…“, sagte Chiaki reumütig.

Zitternd hob Jeanne eine Hand und zeigte mit dem Finger auf ihm. „Wenn du… Chiaki bist…“, dann deutete sie auf die Person -die Gestalt- auf dem Boden, die immer noch Chiaki’s Gesicht trug. „Wer oder was ist das…?!“

„Ein Dämon.“, antwortete Chiaki ihr gefasst. „Ein Gestaltwandler.“

„Ein… was?“

Ungläubig sah sie zwischen beiden hin und her. Ihr Verstand setzte komplett aus, unfähig zu verstehen, was vor sich ging.

Im nächsten Moment setzte sich der Gestaltwandler auf und stierte die Diebe mit roten Augen wütend an. Den Dolch in seiner Brust zog er ohne Schmerzen heraus und grinste beide unmenschlich an.

Chiaki setzte sich sofort auf, stellte sich vor Jeanne hin und verwandelte sich in Sindbad.

Wie gelähmt saß Jeanne auf dem Boden, beobachtete alles fassungslos, wie seine Haare weiß und seine Klamotten mit schwarzer Jeans und schwarzem Mantel ersetzt wurden.

Anschließend kämpfte Sindbad erbittert mit dem Dämon.

Nach einigen Anstrengungen hatte er ihn schließlich Schachmatt gesetzt. Der Dämon löste mit einem bestialischen Schrei auf und an seiner Stelle tauchte eine schwarze Schachfigur auf.

Ohne dass Sindbad sie aufsammelte, drehte er sich zu Jeanne um. Diese vermied seinen Blick, sah zu der Schachfigur auf dem Boden rüber, die sich soeben in Luft auflöste.

Ihr Gesicht ausdruckslos.

Inzwischen hatte es angefangen zu regnen.  

Sindbad ging auf Jeanne zu und bot ihr eine Hand an. „Maron, bitte-“

Sie löste sich von ihrer Schockstarre und schlug ihm seine Hand weg.

„Fass mich nicht an!“

Mit wackligen Beinen stand sie auf und machte einige Schritte rückwärts.

Langsam, wie in Zeitlupe, wagte Jeanne es ihm in die Augen zu sehen.

„Die ganze Zeit über-... Die ganze Zeit über warst du Sindbad…“, murmelte sie leise. Tränen stiegen in ihren Augen hoch. Alles in ihr begann zu zittern. „Und du wusstest, dass ich Jeanne bin?“

Sein trauriger Blick ließ ihren nicht los. „Bitte, Maron, hör mich an.“, flehte Sindbad sie an, wollte einen Schritt auf sie zugehen. „Ich wusste auch nicht dass-“

„Nein!“, unterbrach sie ihn, drehte sich abrupt weg. „Ich will nichts hören! Lass-… Lass mich einfach in Ruhe…!“ Mit den Worten rannte Jeanne so schnell ihre Beine sie trugen davon, ließ ihn an Ort und Stelle stehen.

 

Das musste alles doch nur ein Traum sein. Ein Albtraum!

Wieso wachte sie dann nicht auf?

Jeanne, die sich inzwischen in Maron zurückverwandelt hatte, wusste nicht wie lange sie rannte. Irgendwann hatte sie den Park verlassen und lief ziellos durch die Straßen Momokuri’s.

Schließlich blieb sie in einer Seitengasse stehen, lehnte sich schluchzend an einer Gebäudewand an. Tränen rannten unkontrolliert ihr Gesicht herab.

Es hatte unterdessen angefangen in Strömen zu regnen.

Trotz der eigentlich warmen Jahreszeit wurde es mit einem Schlag eisig kalt.

Der Regen durchnässte in Nullkommanix ihre Kleidung. Die Tropfen platzten wie kleine Glasscherben auf ihre Haut auf.

Ihre Tränen vermischten sich mit den Regentropfen.

Mit zitternden Händen holte sie ihr Amulett hervor.

„Fin…“, flüsterte Maron in einem flehenden Ton, die Stimme völlig heiser, „Was mache ich nur….?“

Sie wusste nicht, was sie denken soll. Was sie fühlen soll.

In ihrem Kopf herrschte reinstes Chaos.

Ihr Herz schmerzte, fühlte sich an als würde es in zwei Hälfte zerreißen und im lebendigen Leibe verbluten.

Sindbad ist ihr Feind. Jemand, mit dem sie seit Jahren um die Dämonen kämpfte. Jemand, den sie von Natur aus hassen sollte.

Und Chiaki?

Er ist ihr Freund. Jemand, dem sie ihr Herz öffnete. Jemand, den sie eigentlich lieben wollte.

Doch konnte sie Chiaki wirklich vertrauen?

Konnte sie ihren Feind lieben?

Plötzlich fiel Maron etwas ein, was Fin ihr vor Jahren mal erzählt hatte.

„Verfeindete Kaitos dürfen sich nicht lieben.“, hatte ihr Engel damals gesagt. „Ihre Liebe wird verheerende Folgen auf sie haben.“

Nachdem sie sich das Erzählte in ihren Erinnerungen Revue passieren ließ, wurde ihr mit einem Schlag einiges klar.

Welche schreckliche Bedeutung die Ereignisse von vor ein paar Tagen hatten.

„Das kann nicht sein…“, sprach sie wispernd zu sich selbst, die Augen erschrocken geweitet.

Maron schlang ihre Arme um ihren Körper, welcher unkontrolliert zu zittern begann.

Kraftlos rutschte sie die Wand herab, sank auf die Knie.

Was mache ich nur? Verwirrt hielt Maron sich mit einer Hand den Kopf, griff verzweifelt durch ihre nassen Haare.

Gott, bitte sage mir, was ich machen soll…!

 



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