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Insanity Love

I love you. Today. Tonight. Tomorrow. Forever.
von

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Chapter 7: Blooming

Chapter 7: Blooming

 

„Du bist spät dran.“, sagte Fin ihrem Schützling, die sich in Blitzgeschwindigkeit anzog und gleichzeitig die Zähne putzte. In zehn Minuten würde Chiaki kommen und sie abholen.

„Und wessen Schuld ist das wohl?“, entgegnete Maron gereizt.

„Hey, was kann ich dafür, dass so spät in der Nacht noch ein Dämon auftauchen würde und du deinen Wecker nicht stellst!“

Genervt stöhnte die Studentin auf und packte ihre Sachen. Unwillkürlich ließ sie den gestrigen Tag Revue passieren.

Den ganzen Sonntag hatte Maron produktiv an ihrer Hausarbeit gearbeitet und erfolgreich ein paar sinnvolle Seiten zusammengetragen.

Gelegentlich musste sie an Chiaki und ihre gemeinsame Zeit am Vortag denken, was ihr unbemerkt ein verlegenes Lächeln ins Gesicht zauberte. In einer Pause hatte sie auch ihren Lieblingsmoment vom Samstag in ihrem Skizzenbuch festgehalten.

Letztlich war Maron am späten Abend sogar kurz davor schlafen zu gehen, als Fin plötzlich Alarm schlug und sie zur Dämonenjagd aufrief.

Den Besessenen ausfindig zu machen und den Dämonen zu bannen ging schnell. Wie üblich verzögerte das zwischenzeitliche Auftreten von Sindbad die Jagd jedoch.

Jeanne wusste für eine Millisekunde nicht, wie sie auf ihn reagieren sollte, als er auftauchte. Zwar war sie sauer darüber, dass er sie bei ihrem letzten Einsatz gegen Yashiro außer Gefecht gesetzt und sich den Dämon geschnappt hatte.

Allerdings ließ sie das Bild nicht los, wie er ihr ziviles Ich -Maron- vor der besessenen Studentin gerettet hatte. Ebenso wenig, wie der fürsorgliche Blick, den er Maron gab.

Bei der Erinnerung sprang ihr Herz kurz auf.

Die Kamikaze-Diebin war in dem Moment so in Erinnerungen versunken, dass sie nicht bemerkte wie erstarrt sie dastand. Sindbad ging neugierig auf sie zu, nachdem sie nicht auf seine spöttischen Sprüche reagiert hatte.

„Hat ein Blitz auf dich eingeschlagen, oder was ist los?“ Seine blauen Augen musterten die blonde Schönheit eindringlich.

Stark blinzelnd bemerkte Jeanne schließlich, dass ihr Rivale sehr nah bei ihr stand.

Etwas zu nah.

Aus Reflex ohrfeigte sie ihm kräftig eine.

„Komm mir nicht in die Quere, du lausiger Teufelslakai!“, zickte Jeanne ihn an und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. In Nullkommanichts war der Dämon schließlich gebannt.

„Ich habe ziemlich gute Laune, also gönne ich dir den Sieg, Jeanne.“, sagte Sindbad ehrlich, rieb sich noch die gerötete Wange und verschwand anschließend mit einem gutgelaunten Lächeln in die Nacht hinein.

Wieder klopfte ihr Herz laut auf. Nanu…?! Irritiert schüttelte Jeanne wild den Kopf, ehe sie sich nach Hause begab. Da war es bereits nach Mitternacht. Ermüdet warf sie sich aufs Bett und vergaß den Wecker zu stellen.

Wieso bekomme ich bei dem Typen Herzklopfen?!, ging es Maron verwirrt durch den Kopf, Mein Körper muss verrücktspielen! Schließlich habe ich doch schon-… Ihre Gedanken hielten kurz inne. Habe ich Chiaki…?, fragte sie sich.

Zurück in der Gegenwart, warf sie sich ihre gepackte Tasche über die Schulter, winkte Fin zum Abschied knapp zu und öffnete mit einem kräftigen Schwung ihre Tür.

Es überraschte Maron nicht, dass Chiaki -mit dem Rücken am Geländer angelehnt- bereits auf sie wartete.

„Morgen.“, begrüßte er sie, die Stimme warm und sanft.

„Morgen.“, begrüßte sie ihn schüchtern zurück und lächelte. Gemeinsam begaben sie sich zum Fahrstuhl und zu seinem Auto.

 

„Ich fühle mich echt nicht wohl dabei.“, sagte Maron als sie fast das Uni-Gelände erreicht haben.

„Wobei?“, fragte Chiaki zurück.

„Dass du mich fährst.“

Halblächelnd schüttelte er daraufhin den Kopf. „Ich sagte dir schon, ich will das machen.“

„Das macht das Gefühl nicht besser.“

Unterdessen hatte Chiaki seinen Wagen geparkt und drehte seinen Kopf in Maron’s Richtung. Sie starrte leicht angespannt aus der Windschutzscheibe raus.

„Hey…Ich bin bei dir. Den ganzen Tag.“, sagte er und meinte es auch so.

Maron wusste nicht wieso, aber seine Worte munterten sie auf und sie fühlte sich besser. Sie ließ ihre angespannten Schultern wieder sinken.

„Okay.“ Damit war die Diskussion beendet und sie stiegen aus. Wie sonst auch, öffnete Chiaki Maron die Tür.

Hand-in-Hand begleitete er sie zusätzlich zu ihrem Zimmer.

Die Erstsemesterin wusste nicht, wie sie sich fühlen sollte. Bei jeder Studentin, die sie passierten, konnte sie förmlich die mörderischen Blicke auf sich spüren. Unsicher biss sie sich auf die Unterlippe.

Ihr blauhaariger Begleiter hingegen wirkte zufrieden und… glücklich?

„Dir scheint die Aufmerksamkeit sehr zu gefallen.“, merkte die junge Frau trocken an.

„Nur wenn du bei mir bist.“, sagte Chiaki und fügte hinzu, „Ich mag es bei dir zu sein. Und ich mag es, dass jeder uns zusammen sieht.“ Um seiner Aussage eins draufzusetzen, legte er einem Arm um ihre Schulter und zog sie enger an sich.

Bei der Geste lief Maron mehr als rosa an. Diese kribbelnde Wärme durchströmte wieder ihren Körper und mit einem Mal war ihre innere Unruhe wie weggeblasen.

Vor dem Vorlesungssaal angekommen, kam ihnen Touya entgegen.

„Hey.“, begrüßte Chiaki seinen ehemaligen Schulkameraden.

„Hi.“, kam es von ihm kühl zurück, musterte seine beiden Kommilitonen mit zusammengezogenen Augenbrauen skeptisch und ging rein.

Der Blauhaarige ignorierte seine Reaktion und wandte sich wieder an seine Begleitung. „Willst du, dass ich mit reinkomme?“, fragte er sanft.

Diese schüttelt den Kopf. „Ich komme schon klar. Du hast selbst Verlesungen zu besuchen.“

Chiaki musste leicht grinsen. „Wir sehen uns dann?“

„Ja…“, antwortete Maron ihm lächelnd und begab sich schließlich in die Vorlesung. Die Professorin war noch nicht da.

Touya hatte ihr mit seinem Rucksack einen Platz freigehalten, auf denen sie sich niederließ.

„Scheint ja einiges passiert zu sein, seitdem wir uns das letzte Mal sahen.“, sagte er ohne seiner Sitznachbarin eines Blickes zu würdigen.

„Das letztes Mal als wir uns sahen, hast du geschlafen, schwelgtest in deinen eigenen Problemen und hast keine fünf Worte mit mir gewechselt.“, brachte Maron ihm entgegen.

„Dem kann ich nichts entgegenbringen.“

„Die Probleme im Paradies sind vorüber?“, erkundigte sie sich bei ihm interessiert.

„Nicht wirklich…“, brummte Touya.

„Was ist los?“

„Eltern.“, setzte der Rothaarige seufzend an. „Yusuke’s Eltern sind ziemlich konservativ… Und er hatte selbst sich noch nicht richtig geoutet bei ihnen. Und da gab’s viel Diskussionsstoff.“

„Oh.“

„Abgesehen davon ist eigentlich alles gut.“

„Das wird schon.“, munterte Maron ihren tätowierten Freund auf.

„Hmm. Genug zu mir. Jetzt zu dir.“, drehte Touya den Spieß um. Noch immer hatte er ihr keines Blickes gewürdigt.

„Was? Ich habe nichts zu erzählen.“

„Tu nicht so unschuldig. Du hältst mit dem heißesten Typen der Stadt Händchen und angeblich gibt es mysteriöses Skizzenbuch mit intimen Porno-Zeichnungen?? Von wegen, du hast nichts zu erzählen.“

Maron beugte sich leicht zu ihrem Sitznachbar vor und wisperte: „Es gibt kein Porno-Skizzenbuch. Das war nur ein Trick, um Yashiro eins auszuwischen.“

Überrascht schaute der Touya sie (endlich) an. „Das heißt, die ganzen Geschichten, dass ihr zusammen seid, sind auch nur Schwindel?“

Seine Sitznachbarin biss sich zögernd auf die Lippe. „Nicht wirklich.“, gab sie zu.

Maron war sich nicht sicher, wie sie die Situation zwischen ihr und Chiaki richtig erklären sollte. Und ob sie es überhaupt jemanden erklären wollte.

Von Miyako (und die meisten anderen) wurden sie bereits als Paar abgestempelt, doch für Maron selbst war alles immer noch unklar.

Touya drehte sich mit einem verstehenden Nicken wieder nach vorne. „Sag Bescheid, wenn du mich aufklären willst.“

Ehe die junge Studentin was sagen konnte, kamen Yashiro und Makoto rein.

„Wie lange das wohl halten wird. Was wettest du?“, fragte die Türkishaarige ihren Begleiter und stellte sich provokativ neben Maron’s Platz hin. Mit einer Hand warf sie ihre Haar nach hinten, die andere war an ihrer Hüfte gestemmt und hielt ihr neues Handy.

„Eine Woche. Wenn sie sich anstrengt, vielleicht ein paar mehr.“, antwortete Makoto ihr.

„Eifersüchtig?“, fragte Maron ruhig obwohl sie innerlich tobte.

„Auf das was dich erwartet, sobald Chiaki mit dir fertig ist?“ Yashiro hatte ein arrogantes Grinsen aufgesetzt. „Als ob. Aber ich muss sagen, er ist großartig im Bett.“ Bei der Bemerkung spürte Maron ein stechendes Gefühl in ihrem Herzen, welches sich über die ganze Brust ausbreitete. Yashiro beugte sich zu ihr leicht runter und flüsterte gehässig: „Also, genieß die Zeit mit ihm.“

„Man, du hast dein ganzes Leben lang Zeit eine nervige Schlampe zu sein. Wie wärst wenn du heute mal eine Pause einlegst?“, kam es von Touya plötzlich und warf Yashiro einen scharfen Blick zu, die ein beleidigtes Gesicht zog. Maron hatte nicht erwartet, dass er sich für sie einsetzte, doch sie war froh darüber.

Im selben Moment kam die Professorin und Yashiro verschwand stampfend in die hinterste Reihe.

Besessen oder nicht… die Tussi ist einfach nur ätzend…, ging es der Kamikaze-Diebin zornig durch den Kopf.

„Danke.“, flüsterte sie ihrem Sitznachbar knapp zu, der nur nickte.

Die gesamte Vorlesung lange bekam Maron kein Wort von der Professorin mit. Ihre Gedanken kreisten ununterbrochen um Yashiro und Chiaki.

Touya hatte erwähnt, dass sie mal zusammen waren. Aber das muss nicht automatisch heißen, dass sie-… Ungewollt spielte sich ein wildes Kopfkino mit allmöglichen Szenarien in ihrem Gehirn ab. Ihre Finger schlossen sich krampfhaft um ihren Stift.

Nope! Nein! Nein!! Ich will es nicht wissen!

Ein Teil von ihr wollte es allerdings wissen.
 

***

„Wow…Ich glaube, ich müsste dir einen persönlichen Bodyguard beschaffen.“, kommentierte Touya zu Maron, während sie ihre Sachen packte. Immer wieder liefen Kommilitoninnen vorbei und warfen der Braunhaarigen mehr als auffällig tödliche Blicke zu. „Wie lange es wohl dauern wird, bis die ersten Morddrohungen kommen und die Krallen ausgefahren werden…“

„Total kindisch!“, murmelte Maron genervt.

„Chiaki benimmt sich bei dir auch merkwürdig.“, merkte ihr rothaariger Kommilitone an. Maron schaute fragend zu ihm hoch.

„Er benimmt sich, wie als wäre er dein Freund. Sowas macht er nie. Soweit ich es beobachtet habe, hat er auch nie mit jemand Händchen gehalten.“, erklärte Touya.

„Es gibt für alles ein erstes Mal.“

„Auf jeden Fall ist es keine Wunder, dass die Mädels sich wie abgenutzte Kondome fühlen.“

„Widerlich.“

„Das ist er.“ Maron ignorierte den letzten Satz.

Chiaki wartete bereits vor der Tür auf sie. Touya machte einen großen Bogen um die Beiden, was der blauhaarige Medizinstudent jedoch nicht bemerkte.

Auf dem Weg zu ihrer nächsten Einheit nahm Maron all ihren Mut zusammen, um das zu fragen, was ihr die letzten neunzig Minuten unter den Fingern brannte.

„Du und Yashiro. Ihr gingt mal miteinander aus in der Oberstufe, oder?“

Kaum war die Frage ausgesprochen, verzog Chiaki angeekelt das Gesicht.

„Ich würde nicht unbedingt das Wort ‚ausgehen‘ benutzen.“

Moment mal- … Der 19-jährigen fiel wieder ein, was Touya zu ihr mal gesagt hatte. „Chiaki datet nicht.“… Hatte er Recht? Wenn Chiaki mit Mädels nicht normal ausgeht…Dann-…?

„Widerlich.“, sagte sie abwertend.

„So schlimm war das nun auch nicht.“

Maron empfand das Bedürfnis ihren Kopf an die nächste Wand zu hauen. „Bitte, keine Details! Ich will nichts davon hören, Chiaki.“ Sie hob abwehrend eine Hand in seine Richtung.

„Nun…Was willst du denn hören?“, fragte er mit hochgezogener Braue.

„Dass sie unter ihren Luxusfimmel Fischschuppen versteckt.“

„Woher sollte ich das wissen.“

Überrascht drehte die Diebin sich zu ihm um, schaute ihn prüfend an. Will er damit meinen, dass…?

„Also,…eh, was war dann zwischen euch?“, versuchte sie wie beiläufig zu fragen.

Chiaki zuckte mit der Schulter. „In der Oberstufe kam irgendwie die Zeit, in der sie einfach an mir geklebt hatte und ich quälte mich solange damit ab, bis ich ihren abscheulichen Charakter nicht mehr aushalten konnte und mein Gehirn nicht mehr fähig war ihre Idiotensprache zu übersetzen.“

Nicht zu früh freuen!, ermahnte Maron sich.

„Sie behauptet, du wärst großartig im Bett.“, sagte sie so gleichgültig wie möglich, blieb kurz an der Wand angelehnt stehen und nahm einen Schluck von ihrer Wasserflasche. Ihr Herz war schon dabei Freudensprünge zu machen, doch Maron versuchte ihre Coolness zu bewahren.

„Das ist wahr.“, grinste Chiaki sie verschmitzt an. Die Studentin verkniff es sich ihm den Inhalt ihrer Flasche ins Gesicht zu spritzen. „Sie wüsste sowas aber nicht aus persönlicher Erfahrung.“, fügte er letztlich hinzu.

Der Blauhaarige ging auf sie zu und drehte ihr Gesicht sanft in seine Richtung.

„Ich sehe wohl nicht richtig.“, kam es von ihm ungläubig, zugleich amüsiert.

„Was?“ Maron biss sich auf die Lippe und senkte ihren Kopf, sodass sie sein Gesicht nicht mehr sah.

„Das ich das noch erlebe.“

Was?

„Du bist eifersüchtig.“ Maron konnte Chiaki förmlich Grinsen hören.

„Nein.“, log sie.

Doch bist du. Ich würde dir je gerne versichern, dass du dich um nichts Sorgen machen musst, aber irgendwie gefällt mir das.“

„Ich bin nicht eifersüchtig.“

Der Student hob eine Augenbraue. „Warum beschäftigt dich das Thema dann?“, fragte Chiaki interessiert. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck schaute er auf sie herab.

„Tut es nicht! Sie ist einfach nur-…ätzend.“, sagte Maron, ihr Blick immer noch auf den Boden fixiert. „Warum erzählt sie überhaupt rum, dass sie mit dir geschlafen hat?“

„Weil ich nie aus dem Nähkästchen plaudere.“, antwortete Chiaki ihr und bückte sich leicht, um ein Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen. Daraufhin drehte sie sich stur zur Wand um.

„Ist die Wand jetzt attraktiver als ich?“, hörte sie Chiaki leicht belustigt fragen.

„Ach, halt die verdammte Klappe.“, entgegnete Maron genervt und drehte sich zur Seite, wand ihm dennoch den Rücken zu. „Also kann jede behaupten, sie hätte was auch immer für Sachen mit dir gemacht.“

„Verletzt das deine Gefühle?“, fragte er.

„Ich habe keine Gefühle.“, sagte sie stur.

Plötzlich spürte Maron Chiaki’s Hand auf ihre, die an der Wand gestützt war. Sie spürte, wie er sich ihrem Rücken näherte.

„Küss mich.“, wisperte er plötzlich, die Stimme angenehm tief.

„Was?!“ Sie drehte sich um und fand sich nur wenige Zentimeter entfernt vor ihm. Sofort stieg ihr die hitzige Röte ins Gesicht.

„Du hast mich gehört.“, sagte Chiaki und schaute ihr tief in die Augen.

„Ich küsse nicht.“, kam es von Maron bestimmt und schaute weg. Sie waren alleine im Gang.

Ihr Gegenüber konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Echt?“

Die Braunhaarige musste schwer schlucken, zwang sich ihm in die Augen zu schauen und nickte. „Ja. Es ist einfach nur dämlich. Wenn jemand dir die Zunge in den Hals steckt. Und es ist eklig.“

Chiaki bewegte sich nicht von der Stelle.

Er war Maron sehr nah.

Sehr, sehr nah.

Sie konnte ihr Herzschlag bis über beiden Ohren hören.

„Hattest du zuvor viele Jungs geküsst?“, fragte Chiaki leise.

Die Frage brachte Maron’s Gedankengänge für einen kurzen Augenblick wieder auf die normale Bahn. Sie zog eine Augenbraue hoch. „Jungs? Das ist eine gewagte Annahme.“

Chiaki lachte leise, die Stimme verführerisch tief und rau. „Okay, da wir niemand diskriminieren wollen,… dann Mädels?“

„Nein.“

„Nein was? Nicht so viele Mädels geküsst? Oder nicht so viele Jungs?“

„Nichts von beiden.“

„Wie viele?“ Chiaki ließ nicht locker.

„Warum-…“

„Ich lasse das Wort ab sofort aus deinem Wortschatz entfernen, sodass du es nie wieder benutzen darfst. Also, wie viele?“

Mit geröteten Wangen antwortete ihm Maron schließlich: „Einen.“

An dieser Stelle beugte sich Chiaki näher zu ihr runter.

Ihr Herz war dabei zu explodieren.

Maron schloss ihre Augen.

Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut sowie die angehauchte Berührung seiner Lippen an ihrem Ohr.

Leise wisperte er:

„Dann hatte er es falsch gemacht.”

 

Chiaki drückte seine Lippen sanft auf Maron’s Wange und verweilte für eine Weile da.

Alles in ihr war in Flammen.

Nachdem Maron wieder ihre Augen öffnete und ihr Herz-Atem-Rhythmus wieder in Normalzustand war, stand Chiaki mit einem Lächeln vor ihr.

Sie blickte ihm in die Augen. Braune Augen, die sie liebevoll anstrahlten.

Der Blickkontakt allein hatte was Intensives an sich. Etwas was Maron noch nie empfunden hatte.

Mit dem Kopf nickte Chiaki in Richtung ihres Veranstaltungszimmers.

Noch immer spürte sie den sanften Druck seiner weichen Lippen auf ihrer Wange.

Die Braunhaarige schloss kurz ihre Augen, atmete tief durch und lief an ihm vorbei.

„Wir sehen uns dann?“, sagte sie ihm als sie vor der Tür standen.

Chiaki krauste leicht die Stirn. „Ich wollte eigentlich mit dir rein.“

„D-Du hast deine eigenen Vorlesungen.“

„Aber ich will bei dir bleiben.“

Maron fuhr sich mit geschlossenen Augen frustriert über die Stirn. Der Typ ist einfach nur unglaublich!

„Willst du mich nicht dabei haben?“, fragte er. Sie öffnete wieder ihre Augen und sah ihren Kommilitonen, der einen geknickten Blick aufgesetzt hatte. Unglaublich und…verdammt süß…!, dachte sie sich.

„Du bist sehr ablenkend.“, sagte Maron, was ihrer Ansicht auch der Wahrheit entsprach.

„Ich werde dich nicht ablenken. Versprochen.“, sagte Chiaki, „Gib mir ein paar Wachsmalstifte und ich verziehe mich alleine in eine Ecke. Dann hast du neunzig Minuten lang Ruhe von mir.“

Der jungen Studentin fiel es schwer, darauf nicht zu Lächeln. Dies nutzte der Blauhaarige als Chance, um sich geschickt ins Zimmer zu manövrieren. Maron folgte ihm stumm in die hinterste Reihe.

„Darf ich dein Skizzenbuch haben?“, hörte sie Chiaki unerwartet fragen, nachdem sie ihre Unterlagen aus der Tasche rausgeholt hatte.

„Wozu?“, fragte Maron mehr als verdutzt.

„Ich möchte es mir gerne angucken.“

„Ein Teil des Inhaltes kennst du doch schon…“

„Ich möchte aber den restlichen Teil sehen. Oder ist dir das zu privat?“

„Hm. Nein…“ Sie gab es ihm. So viel Vertrauen hatte sie in ihm. „Wenn du dich neunzig Minuten damit beschäftigen kannst und Ruhe gibst.“

Zu ihrem Erstaunen blieb ihr Sitznachbar die gesamte Vorlesungszeit wirklich ruhig und schaute sich schweigend -in seinem Stuhl zurückgelehnt- ihr Buch an. Alle paar Minuten hörte sie das leise Blättern der Seiten.

Maron selbst konnte sich mit großen Interesse auf den Vortrag des Dozenten konzentrieren. Was sie nicht bemerkte, waren die heimlichen Blicke, die Chiaki ihr zuwarf und sie beobachtete.

Er musterte ihr schönes Profil und beobachtete, wie ihre braunen Augen wissbegierig leuchteten.

Chiaki bekam nicht genug von dem hübschen Mädchen. Je mehr Zeit er mit Maron verbrachte, desto mehr Zeit wollte er mit ihr zusätzlich verbringen. Auch wenn es ein ganzes Stück Arbeit für ihn jedes Mal war, sie zu etwas zu überreden.

Aber das mochte er an ihr. Er mochte ihre sture Art.

Er mochte die Herausforderung, die sie ihm gab.

Das unterschied Maron auch von den anderen Mädchen, die er kannte.

Das machte sie so anders.

Das sowie dieses besondere Gefühl, welches sie ihm gab.

Gefühle, die Chiaki noch nie empfunden hatte. Gefühle die ihn…lebendig machten.

Wie nannte man dieses Gefühl…?

Maron allein ließ sein Herz höher schlagen.

Sie allein und sonst niemand.

Obwohl…

Das Bild einer schönen, blonden Kamikaze-Diebin blitze vor seinem inneren Auge auf und sein Herz machte einen Sprung.

 

Leicht irritiert schüttelte der Dieb den Kopf. Wieso musste ich jetzt an Jeanne denken…?, ging es ihm fragend durch den Kopf. Nach einigen Sekunden wandte er sich wieder Maron’s Skizzen zu. Gegen Ende der Vorlesung kam Chiaki schließlich an der aktuellsten Zeichnung an.

Es war ein Portrait von ihm als sie am Samstag zusammen auf der Aufsichtsplattform standen und das Meer beobachtet hatten.

Er bemerkte nicht, dass er eine Weile auf die Zeichnung starrte, als Maron’s Stimme ihn in die Gegenwart zurückbrachte.

Soooo schlimm sieht es auch nicht aus.“ Sie stand wartend vor ihm, der Raum war bereits leer.

Chiaki ließ seinen Blick von dem Portrait ab und schaute zu ihr hoch. „Nein…Es ist perfekt.“, sagte er ehrlich.

„Wirklich?“

„Wirklich.“

Maron streckte ihr Hand nach dem Buch aus, doch ehe Chiaki es ihr wiedergab, fragte er: „Darf ich es haben?“

Sein Gegenüber zog fragend die Augenbrauen zusammen. „Was?“

„Das Bild.“

„Oh…Klar.“, stimmte Maron ein.

„Danke.“ Lächelnd entfernte er vorsichtig das Bild aus dem Buch und steckte es sich in sein Portemonnaie. Anschließend verließen die Beiden das Zimmer. „Wäre es zu viel verlangt nach einem Bild von dir zu fragen?“, fragte Chiaki.

Überrascht weiteten sich Maron’s Augen. „Ein Selbstportrait?“ Als Antwort bekam sie ein nickendes Lächeln. „Eh…Ich habe seit Ewigkeiten keins mehr gemacht.“, sagte sie.

„Dann wird es wohl mal wieder Zeit, oder?“

Maron zuckte nur mit den Schultern. „Mal gucken.“

Schweigend gingen die Studenten die Treppe herunter, als Chiaki auf einmal sagte: „Lass uns in der Cafeteria essen.“

„Okay.“, willigte Maron ein.

„Es sei denn, du willst nich-…Warte, was?“ Verwirrt schaute er auf sie herab.

„Wenn du dahin willst, gehen wir dahin.“, zuckte sie mit den Schultern.

Chiaki zog eine Augenbraue hoch. „Das war einfacher als gedacht. Lag es am Wangenkuss heute? Wenn ich dich richtig geküsst hätte, würdest du zu allem Ja sagen, oder?“

Maron seufzte augenverdrehend. „Du gibst dir nicht gerade viel Mühe, damit ich dich hasse.“

„Ich will nicht, dass du mich hasst. Wohl eher gebe ich mir alle Mühe, damit du mich liebst.“, sagte Chiaki mit einem schiefen Lächeln ernst.

Mit Erfolg…!, bestätigte die Braunhaarige im Stillen.

„Jeder denkt sowieso schon, wir wären zusammen. Also sind wir zusammen.“, sagte sie schulterzuckend.

„Willst du das auch?“, fragte der Blauhaarige prüfend nach, seine Stimme warm, den Blick nahezu liebevoll auf sie gerichtet.

Als Antwort nahm sie seine Hand und verschränkte ihre Finger fest in seine.

„Bekomme ich auch eine verbale Antwort?“, grinste Chiaki.

„Ja.“, verdrehte Maron ihre Augen, „Ja, ich will auch mit dir zusammen sein.“ Sie konnte sich ein peinlich berührtes Lächeln nicht verkneifen. Ebenso konnte sie nicht glauben, dass sie die Worte wahrhaftig ausgesprochen hatte.

„Gut. Sollen wir?“

Zusammen begaben die Beiden sich in die befüllte Cafeteria. Während Chiaki sie durch die Menge führte, dachte Maron über sich und ihn nach.

Maron war sich bewusst, was die meisten Leute über Chiaki dachten und was sie automatisch über sie denken werden. Doch das war ihr egal.

Sie wusste, dass er anders war als ihn die Gerüchte darstellten, als ihn sein Ruf darstellte.

Maron kannte einen Chiaki, den die Außenwelt wahrscheinlich nicht zu Gesicht bekam.

Und das reichte ihr.

Es reichte ihr den Chiaki -den sie kannte- an ihrer Seite zu haben.

Mehr brauchte sie nicht.

Eine winkende Person riss sie aus den Gedanken.

Es war Miyako, die mit Yamato, Touya, Yusuke und ein paar wenige andere Studenten (die Maron nicht kannte) an einem runden Tisch saßen.

Die Kurzhaarige stand auf und begrüßte ihre Freundin mit einer Umarmung.

„Scheint wohl jetzt richtig offiziell bei euch zu sein.“, flüsterte Miyako Maron ins Ohr.

„Sei einfach ruhig.“, flüsterte diese zurück. Das neue Paar nahm auf den freien Sitzen zwischen Miyako und Touya Platz.

Nach kurzer Zeit waren ihr Freund, ihre besten Freundin und deren Freund in ein intensives Dreiergespräch vertieft, während Maron sich ausgelassen mit Touya und den anderen Kommilitonen unterhielt.

„Übrigens, du hast einiges bei mir aufzuklären.“, flüsterte der Rothaarige ihr zu, warf einen kurzen, skeptischen Blick auf Chiaki und nahm ein Bissen von seinem Burger.

Seine braunhaarige Sitznachbarin nahm einen Schluck von ihrem Saft, ehe sie ihm ein „Nur wenn du bereit bist dein Horizont zu erweitern“ entgegenbrachte.

Unter dem Tisch spürte Maron wie Chiaki liebevoll ihre Hand nahm und seinen Daumen über ihren Handrücken streichelte. Sie wandte sich zu ihm und lächelte.

Er lächelte zurück.

Sie waren glücklich.

Und verliebt.
 

***

„So habe ich dich auch noch nie gesehen.“, kam es von Fin amüsiert, die eine gutgelaunte Maron durch die Wohnung reinkommen sah.

„Was meinst du?“, fragte ihr Schützling unschuldig.

„Na, so…verliebt.“, grinste der Engel.

„Das bildest du dir bloß ein.“, wendete Maron ein, trotz des verliebten Dauergrinsens auf ihrem Gesicht.

Fin kicherte. „Scheint ja ein besonderer Typ zu sein dieser Chiaki.“

Nicht nur ein besonderer Typ, jetzt auch ihr offizieller Freund.

Maron ging summend in ihr Zimmer und zog sich in gemütliche Hausklamotten um.

„Sag mal, Fin ….“, setzte sie an, als sie sich einen dünnen Pullover überzog, „Warst du schon einmal verliebt?“

Wie vom Himmel gefallen blickte der Engel seine Partnerin an. Die Frage kam mehr als unerwartet. Ohne es zu merken wurde den Grünhaarige rot. Verwundert drehte Maron sich zu ihr um, nachdem sie für einige Sekunden keine Antwort bekam.

„Also?“, hakte sie nach und hob erwartungsvoll eine Augenbraue.

„J-Ja…“, gab Fin schließlich kleinlaut zu.

Mit einem Schlag strahlten Maron’s braune Augen vor Neugier. „Oh mein Gott! In wen? Jemand vom Himmel? Erzähl!“, sprang sie auf ihre kleine Freundin zu.

Diese war mehr als überfordert. „E-Ehm… Ja, es war jemand vom Himmel.“

„Ooh…Wie war er so?“

„…Nett, fürsorglich, zärtlich u-und hat mich immer über alles gestellt.“

„Wow… ging es vorbei, weil du hier runter geschickt wurdest?“, fragte Maron, vorauf Fin nichts mehr antwortete und mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck zur Seite blickte. Die junge Frau fasste das Schweigen ihrer Freundin als Bestätigung zu ihrer Frage auf und sagte:

„Er hört sich nach einem großartigen Kerl an. Bestimmt wartet er auf dich, bis du wieder zum Himmel zurückkehrst.“ Daraufhin ging Maron in die Küche und machte sich was zu Essen.

Fin blieb in ihrem Zimmer zurück und schaute gedankenverloren aus dem Fenster raus. Vor ihrem inneren Auge sah sie einen jungen Engel mit dunklen Haaren und schwarzen Flügeln vor sich.

„Ein großartiger Kerl…der jetzt ein Verräter ist…“, murmelte sie traurig gegen die Fensterscheibe und vergoss eine kleine Träne.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KagomeKizu
2020-05-24T19:33:21+00:00 24.05.2020 21:33
Jetzt ist es endlich offiziell und beide stehen auch dazu, toll.
Da werden sicher bald „Mirddrohungen“ in Narons Spind flattern. 😅

Arme Fin, aber ich bin mir sicher sie und Access werden auch wieder glücklich miteinander.

Glg Kago


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