Amarax von Carnifex232 (Das Königreich der Drachen) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es gibt Geschichten über so ziemlich alles. Und mit alles meine ich auch alles! ALLES! Blaue Aliens die die Welt überfallen und den Menschen ihre Gehirne stehlen wollen. Kleine Jungen, die von jetzt auf eben zu Berühmtheiten werden und dem dunklen Lord gegenüber treten müssen. Halbgötter, die was weiß ich wie viele Male die Welt retten müssen. Mädels, die von riesigen Hausdächern springen um anderen ihren Mut zu beweisen. Verrückte Sektenanhänger die das Blut verschiedener Zeitreisenden sammeln um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Geschichten, die niemals enden. Und dann gibt es meine Geschichte. Es wäre eine Lüge, zu sagen, sie wäre nicht total abgefahren. Was für ein Angeber, denkt ihr jetzt wahrscheinlich und würdet das Buch nur zu gerne zu klappen. Ja, es gibt Geschichten, die haben weiß Gott einen definitiv besseren Anfang. Ihr findet es cooler, wenn man direkt am Anfang in die ganz große Gefahr läuft. Tja, da muss ich euch leider enttäuschen, denn meine Geschichte fängt ganz normal an. Und mit Normal meine ich nicht, dass ich von einem Minotaurus angegriffen werde oder dass ich um mein Leben renne während hinter mir Zombies nach meinem Blut schreien (warte, das waren Vampire!) Nein, mit Normal meine ich, dass ich im Büro meiner Schuldirektorin saß, mein Dad neben mir und wir uns Ihren elendlangen Vortrag anhören mussten. Aber vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Ich heiße Noel Brand. Nur Brand, nicht Brandwein und auch nicht Brandy, einfach nur Brand! Ich bin 16 Jahre alt, also mitten in der "schwierigen Phase". Mein Dad und die Lehrer nennen es Pubertät, ich nenne es: "Die Zeit, in der alle total am Rad drehen und wegen jedem Kleinkram gleich an die Decke gehen." An dieser Stelle sollte ich vielleicht kurz erwähnen, dass mein Dad gar nicht mein Dad ist. Also, er ist schon mein Dad, aber er hat nicht... also ich meine...Naja, ihr wisst schon, was ich meine! Er hat mich adoptiert oder so ähnlich. Deswegen nenne ich ihn auch nicht Dad, sondern bei seinem Namen, Christian. Das ist auch okay so, für ihn und für mich. Nachdem meine Mutter abgehauen ist und mich im Stich gelassen hat, hat er sich meiner erbarmt. Das zumindest ist meine Sicht der Dinge. Laut ihm musste sie gehen um mich zu beschützen, und sie wollte das alles niemals tun, weil sie mich ja liebt und bla... An dieser Stelle schalte ich immer ab. Aber meinen Vater redet er nur wenig, noch weniger als über meine Mutter. Ich muss sagen, dass ich es ihm nicht gerade leicht mache. Ich glaube, es gibt keinen Vater der so oft in Frau Skoreks Büro saß wie Christian... "Ihr Sohn benimmt sich einfach unmöglich, Herr Brand! Eine Unmöglichkeit, der Unterrichtsalltag wird gestört! Die Schüler können sich nicht konzentrieren, er provoziert die Lehrer und verhält sich total respektlos! Ich muss Ihnen also leider mitteilen, dass ihr Sohn für drei Unterrichtswochen von der Schule suspendiert wird!" Christian nahm das mit ziemlicher Gelassenheit auf. Er nickte nur und fragte dann: "Sind wir jetzt fertig? Ich würde Noel dann gerne wieder mit nach Hause nehmen." Der Direktorin klappte ein paar mal der Mund auf und wieder zu, da er so gelassen reagierte. Doch so war Christian eben, er war die Ruhe in Person und wenn ich was anstellte, gab es einen kleinen Vortrag, manchmal etwas Hausarrest. Natürlich war er auch streng, doch das meistens nur, wenn ich was wirklich, richtig, richtig schlimmes angestellt hatte. Und für drei Wochen von der Schule suspendiert zu sein, weil ich ein paar Lehrer provoziert hatte, gehörte definitiv nicht zu den richtig, richtig schlimmen Sachen. Doch es würde natürlich trotzdem ein Nachspiel geben, wahrscheinlich würde er meine Play-Station einkassieren und sie mir nach einer Woche wieder geben, weil er "nicht genug Platz" hatte. So lief das fast immer. Die Direktorin entließ uns schließlich doch, ich holte meinen Rucksack unter den neugierigen Blicken meiner Klassenkameraden aus der Klasse und Christian und ich stiegen in sein Auto. "Hunger?", fragte er und ich antwortete nickend. "Ja." "McDonald's?" "Warum nicht?" Wir sahen uns beide an und mussten grinsen. Christian schüttelte halb belustigt, halb streng den Kopf. "Du benimmst dich einfach unmöglich, Noel!" "Ich weiß!" Christian schnaufte, startete immer noch lächelnd das Auto und fuhr beim nächsten McDonald's an den Autoservice. Als wir mit der gleichen Bestellung wie immer wieder losfuhren fragte ich ihn nach seinen heutigen Kunden aus. Christian arbeitete in einem kleinen Antiquitäten Geschäft, zusammen mit seinem Chef, Mr. Brunner. "Erst kam ein älterer Herr, der eine Standuhr gesucht hat, er fand allerdings nicht was er wollte. Eine Familie kam und hat ein paar Sachen aus dem Haus der verstorbenen Großmutter gebracht. Sie waren froh, die Sachen endlich los zu sein." Ich nickte, sowas verstand ich gut. Es mag sich seltsam anhören, aber jedes Mal, wenn ich im Antiquitätengeschäft bin, und glaubt mir, da bin ich sehr oft, fühlt es sich an, als würde jeder der Gegenstände seine eigene Geschichte erzählen. Als besäße jeder Gegenstand seine eigene Seele und wartete nur darauf, anderen von seinem Leben zu erzählen. Ja, ich weiß. Das hört sich verdammt schräg an. Aber manchmal sitze ich stundenlang vor einem Gegenstand und male mir aus, was er alles schon erlebt und gesehen hat. Eine Standuhr, die zur Zeit Jack the Rippers in dessen Wohnzimmer stand. Ein alter Kronleuchter aus dem 17. Jahrhundert, der in einem alten Ballsaal an der Decke hing. Es gibt sehr, sehr viele Gegenstände in dem Antiquitätengeschäft. Manche stehen dort schon sehr, sehr lange. Verstaubten und schwiegen für die, die nicht richtig zuhörten. Mir war schon vorher aufgefallen, dass manche die Geschichten, die die Gegenstände erzählten, hören konnten, sie allerdings nicht richtig verstanden. Es war dann ein unheimliches Flüstern, dass sie an die Verstorbenen erinnerte. Deshalb war es ihnen lieber, die Gegenstände loszuwerden. Andere konnten mehr damit anfangen. Andere, die entweder taub für die Geschichten waren oder jene, die sie liebend gerne hörten. Ich hörte solche Geschichten sehr gerne, das war auch der Grund, weshalb ich so viel Zeit im Geschäft verbrachte und nicht wirklich den Anschluss in der Klasse fand. Ich war ein Außenseiter, zumindest wurde ich genauso von allen behandelt. Was nicht heißt, dass ich mich darüber beschweren möchte. Es ist doch ganz hilfreich, wenn sich der Chef der Schülerzeitung deinen Namen nicht merken kann. Dann ist plötzlich die Rede von einem Nick Barke, der beim letzten Schullauf ohne ersichtlichen Grund auf die Fresse geflogen ist. Aber keiner weiß, dass der Kerl in Wirklichkeit ganz anders hieß. Ja, dass hätte ich euch vielleicht nicht erzählen sollen, wer weiß, wer ihr seid und was ihr mit dieser Info anstellt, aber um zu verstehen, wieso der Verlauf dessen, was jetzt passiert so eine unheimliche Umstellung für mich bedeutete, musste ich das machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)