Oak's Heir von Sopha ================================================================================ Prolog: Regen in Alabastia -------------------------- Er starrte zum Fenster hinaus, und wusste nicht einmal selbst, ob er die dunkle Nadelwaldlandschaft, oder seine eigene Reflektion in der Fensterscheibe beobachtete. Er war so lange nicht mehr in Alabastia gewesen, dass es ihm vorkam, als würde er eine völlig neue Region besuchen. Zwar hatte er seine Familie immer wieder besuchen wollen, doch sein Großvater und seine Schwester waren so oft zu ihm nach Illumina City gekommen, dass es kaum Sinn gemacht hätte. Er hatte seinen Besuch immer weiter aufgeschoben, bis es schließlich zu spät gewesen war. Bis ihn die Nachricht über den Tod seines Großvaters erreicht hatte. Der Zug hielt an, und man konnte nur schwer in dem spärlichen Licht das Schild erkennen, auf dem „Alabastia“ geschrieben stand. Sofort griff er nach seinen Sachen und verließ als Einziger an dieser Station den Zug. Am Bahnhof wartete nur eine einzige Person, eine junge Frau mit langen braunen Haaren, die ihn wortlos in die Arme schloss. Früher hätte er sich für Umarmungen geschämt, aber nun ließ er es einfach widerstandslos geschehen. Spätestens, als er hörte, dass sie zu schluchzen begann. Sie standen eine Weile ohne Worte da, aber das Schweigen sagte mehr als tausend Worte. Schließlich aber setzte Gary trotzdem an: „Es ist alles gut, Sarah.“ Sie sah ihn zum ersten Mal an. Unter ihren grünen Augen, die genauso aussahen wie Garys, hatten sich dunkle Mascaraspuren abgesetzt und ihre Wangen waren sicherlich nicht nur wegen der Kälte gerötet. „Warum musste er jetzt schon sterben? Er war doch noch gar nicht so alt...“ Gary starrte an ihr vorbei, vermutlich, damit sie nicht direkt beobachten konnte, wie ihm selbst die Tränen in die Augen stiegen. Als ihn der Brief mit der Trauerbotschaft erreicht hatte, war für ihn eine halbe Welt zusammengebrochen. Zwar waren seine Eltern sehr viel jünger gewesen, als sie gestorben waren, doch an sie konnte er sich kaum noch erinnern. Das war mit seinem Großvater anders, von dem er so viel gelernt hatte, und auf den er sich immer hatte verlassen können. Seinem Großvater hatte er es auch zu verdanken gehabt, dass er überhaupt studieren gehen konnte und nun kurz vor Erhalt seines Master-Abschlusses stand. Titel, die einen wohl kaum interessierten, wenn man deshalb den Platz seines verstorbenen Großvaters einnehmen musste. „Lass uns ins Auto gehen“, murmelte er schließlich nur mit überraschend klarer Stimme, während er beobachtete, wie feine Wassertröpfchen langsam vom Himmel und auf das Kopfsteinpflaster fielen. „Es fängt an zu regnen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)