shadow of the way von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: come back to me -------------------------- Schweigend betrachtet ich das Grab vor mir. Es ist dein Grab. Langsam geh ich in die Knie und lege die schwarzen Rosen vor den Grabstein. Ich weiß du hättest sie gemocht, dir haben sie schon früher immer am besten gefallen. „Hallo, Tzu.“, begrüße ich dich leise und lege sacht eine Hand auf den kühlen Stein. „Schon krass, wie die Zeit vergeht. Meto hat angefangen zu singen, kannst du das glauben? Unser kleiner stiller Verrückter singt. MiA spielt jetzt Support für verschiedene Bands, er scheint damit recht erfolgreich zu sein.“, erzähl ich dir leise und streiche mir vorsichtig eine meiner pinken Strähnen hinters Ohr. Ich komme nicht gern hier her, denn es zwingt mich jedes Mal zu akzeptieren, dass du nicht mehr da bist. Dass du gestorben bist und nicht mehr zu mir zurück kommen wirst. Drei Monate ist es jetzt her, dass ich dich bei dir Zuhause in der Badewanne gefunden habe. Ich habe mir Sorgen gemacht, du hast mich vorher angerufen und dich bedankt für all die Zeit, die wir zusammen verbracht haben, dich entschuldigt, für was genau wusste ich diesem Augenblick noch nicht. Das Wasser war rotgefärbt von deinem Blut, als ich bei dir ankam. Einige Kerzen erleuchteten den Raum. Als der Notarzt dann kam, warst du schon längst nicht mehr hier. Deine Familie nahm deinen Tod ruhig hin. Als wäre es besser für sie alle gewesen, als du starbst. Bei deiner Beerdigung hat keiner von ihnen auch nur eine Träne vergossen. Meto und MiA waren auch da, Meto hielt die ganze Zeit Ruana an sich geklammert und MiA schwieg die ganze Zeit, doch man sah ihm an, dass ihm dein Tod auch sehr zu schaffen machte. „Komm zurück! Zurück zu mir! Komm gefälligst zurück und nimm mich mit, du verdammter Vollidiot.“, flüsterte ich mit erstickter Stimme und ließ den Tränen freien Lauf, sie tropften auf die schwarzen Rosen, die ich dir mitgebracht hatte. Zulange habe ich unterdrückt, mir nicht anmerken lassen, wie sehr mich dein Verlust trifft und wie sehr ich dich eigentlich vermisse. Sonst tat ich das nicht, wenn ich hier war, bei dir war. Weil es nichts brachte, es würde dich nicht zurückbringen. Doch alles in mir schrie, schrie den ganzen Schmerz heraus, den du in mir verursacht hast. Ich dachte, Freunde lassen sich nicht im Stich. Ich dachte, egal was kommt wir bleiben zusammen, würden den Leuten zeigen, was wir können. Ich dachte auch wenn sie dir dein Baby -Mejibray- wegnehmen, dass wir aufstehen, die Krönchen richten, und weiter gehen. Auch dachte ich, dass es dir nicht ganz so schlecht gehen würde, doch da habe ich mich geirrt. Ich habe gedacht, dass wenn du gehst, du mich verdammt noch mal mitnimmst! Oder willst du mich etwa nicht bei dir haben?! Meine Hände klammern sich an deinem Grabstein fest, als ich beginne einfach zu schreien. All das raus zu schreien, was sich angestaut hat. Irgendwann brach ich einfach zusammen. Mir wurde bewusst, wie mager ich geworden war in den letzten Wochen. Ich hatte mich mehr um andere Dinge gekümmert, als um mich selbst, damit ich nicht die ganze Zeit über an dich denken musste. Mir fehlte die Kraft wieder auf zu stehen und zu gehen, deshalb blieb ich einfach liegen. Irgendwann begann es zu regnen, ich spürte wie das Wasser meine Kleidung durchnässte und mir immer kälter wurde, doch meine Glieder bewegten sich nicht. Als würde jemand verhindern wollen, dass ich ging, weiterlebte und dich irgendwann vergaß, aber das könnte ich nicht. Ich könnte dich nicht vergessen und auch nicht weiter leben wie bis her, denn etwas ganz Entscheidendes fehlt. Nämlich du. Das klingt bestimmt wie aus einem dieser Kitschromane, die MiA manchmal liest, aber das ist mir egal. Du warst bzw. bist mein bester Freund, Bruder und Kumpel und als solcher finde ich es schon ziemlich dreist von dir einfach zu gehen, ohne mich mitzunehmen. Langsam wird es dunkel um mich herum und auch die Kälte fühl ich nicht mehr. Ich sehe verschwommen jemanden auf mich zu kommen, will etwas sagen, doch es geht nicht, meine Kehle ist wie zu geschnürt. Jemand kniet sich vor mich und ich erkenne dich. Du bist also tatsächlich gekommen, um mich zu holen. Du hast mich ganz schön warten lassen, weißt du das, Tzusuku? Das werde ich dir noch heimzahlen, wie weiß ich noch nicht, aber mir wird schon was einfallen. Du hieltst mir die Hand hin und ohne zu zögern ergreife ich sie. Schwärze hüllt mich ein, doch Angst hatte ich nicht, denn ich wusste nun, egal was nun kommen wird, du wirst da bist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)