Es waren einmal ... von blechdosenfee (... zwei verzauberte Frauen) ================================================================================ Prolog: -------- Es war einmal zu einer Zeit, da Elfen und Feen, Drachen und Einhörner mehr waren als nur die Ausschmückungen in Kinderliedern und Sagen und die Menschen jeden Tag ein Schälchen Milch vor ihre Tür stellten, um die Gunst und Gnade des Feenvolkes nicht zu verlieren. In eben jenen Tagen ergab es sich, dass drei Königshäuser in Eintracht nebeneinander existierten und ihre Grenzen nie mit Krieg belegten, sondern einen friedvollen Austausch von Gütern und Wissen unter ihrem Volke förderten. Jahr für Jahr wurde der Frieden der drei Länder mit gegenseitigen Besuchen erneut geschlossen und jede Generation gab diesen Frieden an die Nachfolgende weiter. Ehen zwischen den Häusern oder den untergebenen Fürsten und Grafen festigten das Bündnis auch im Blute. –   Der Süden war reich an Korn und Fisch, denn das Land war fruchtbar und grenzte an das Meer. Die Menschen verstanden den Handel mit Meeres- und Landgeistern, wie die hoch angesehene Rauhe Else, die für die sichere Heimkehr der Seeleute in den Hafen sorgte oder mit den Korndämonen, welche Jahr für Jahr die Felder für eine reiche Ernte schützten. Ein herausstechendes Merkmal des Südvolkes war das rote Haar, das viele von ihnen besaßen – allen voran der König. Er hatte von allen das intensivste Rot, was er auch an seine Tochter weitergab und da er sich auch gerne in der markanten Farbe kleidete, hieß er im Volke nur der „Rote König“. Als sich die Zeit des Roten Königs zum Ende neigte, konnte er seine Augen mit voller Zufriedenheit schließen. Für sein Volk hatte er stets alles getan und die Nachfolge war durch die Heirat seines einzigen Kindes und der Geburt seines Enkels gefestigt. Kushina, so hieß die neue Regentin, war noch Jahre vor ihrem Amtsantritt die Ehe mit dem Fürstensohn Minato aus dem nordöstlichen Reich eingegangen. Zusammen hatten sie einen Sohn, Naruto. Nach dem Tod des Roten Königs war die Trauer groß, aber das Glück hielt rasch wieder Einzug in das Reich und wie es die Vorfahren vorgelebt hatten, wurde die Tradition, die Nachbarländer zu besuchen oder sie als Gäste zu empfangen, beibehalten. Aber im Halbdunkel des Glückes geschah es, dass das Königspaar auf einer Reise zu Tode kam. – Ein Elf erlaubte sich zum Spaß einen schlafenden Schattendämon zu ärgern. Als das Ungetüm erwachte, war es so wütend, dass es sich auf die Suche nach dem Wüterich begab, um ihn zu töten. Der Elf versteckte sich und da der Dämon ihn nicht fand und in jenem Augenblick die königliche Kutsche vorbeikam, ließ das Ungetüm seinen Groll an dieser aus. Aus der Ferne betrachtete der Elf die Wirkung seines Streiches, mit dem er den Tod angelockt hatte und der mit seiner großen Sense das Leben aus dem Körper des Kutschers, der Pferde und des Königspaares schnitt.  Wegen einer Erkältung war Naruto im Schloss und somit vom Unglück verschont geblieben. Nach dem Tod seiner Eltern besaß er keine nahen Verwandten mehr, bei denen er bis zu seiner Volljährigkeit hätte verbleiben können. Es war die tiefe Freundschaft zwischen den Königshäusern, die dafür sorgte, dass es ihm dennoch an nichts fehlen sollte. Das Reich im Nordosten, regiert von den Uchihas, beschloss den Jungen zu sich zu holen und ihn großzuziehen, ihn zu lehren was Regieren bedeutete und ihm jene Führsorge und Liebe zu geben, die ihm seine Eltern nun nicht mehr zuteilwerden lassen konnten.     Die Uchihas regierten ein Land, das die mächtigsten und schönsten Wälder aller Königreiche besaß und aus dessen Gebirge die herrlichsten Edelsteine und Metalle stammten. Anders als im Süden waren die Menschen wortkarg, wussten aber was zu teilen und zu danken. Sie trieben Handel mit den Zwergen, welche die Schätze aus den Bergen schürften und galten als die besten Goldschmiede unter den Menschen. Die prachtvollen Wälder sorgten zusätzlich für gute Geschäfte. Hier waren die Köhler hochangesehene Leute, denn sie brachten mit ihrer Holzkohle die Wärme in ein jedes Haus, wenn der Winter mit seinem eisigen Wind über das Land kam. Damit die Qualität des Holzes stets ihren hohen Status beibehielt, verehrten die Menschen das Moosmännchen. Sie dankten ihm mit reichlichen Gaben aus der Ernte für seine Güte zu allen Zeiten und für die emsige Arbeit am Waldboden, damit dieser stets gesunde Bäume hervorbringen konnte. Vielerorts befand sich auch Kleidung unter den Geschenken, die selbst einer Puppe zu klein war, aber dem Moosmännchen gefiel dies, denn seine Statur reichte nicht einmal an die eines Wichtels heran. Ein augenscheinliches Merkmal des nordöstlichen Volkes waren ihre vornehme Blässe und Augen, deren Farbspektrum zwischen Schwarz und Dunkelbraun changierte. Die Königsfamilie besaß seit Generationen so schwarze Augen, dass die Iris nicht mehr von der Pupille unterschieden werden konnte. Dazu kam das rabenschwarze Haar, welches zuweilen in der Sonne bläulich schimmerte und so die helle Haut noch mehr hervorhob. Farbliche Ausreißer zu blauen Augen und blonden Haaren kamen nur bei den Fürstenhäusern vor, die ihre Länder an den Grenzen besaßen. Die bekanntesten waren dabei Yamanaka, entfernte Verwandte der Uchihas und das einst existierende Fürstenhaus Namikaze, dessen letzter Erbe Minato, Narutos Vater, gewesen war und der durch seine Heirat mit der Kronprinzessin des Südens seinen Titel und die dazugehörigen Ländereien an die Uchihas wieder abgetreten hatte. Dem Uchiha-Königspaars waren zwei Söhne innerhalb von fünf Jahren geschenkt worden. Der Jüngste hatte im selben Jahr das Licht der Welt erblickt, wie Naruto, der somit nicht nur einen gleichaltrigen Spielgefährten bekam, sondern auch einen Bruder im Geiste, mit dem er sich messen, sein Leid und die Freude teilen konnte.   Die Jahre flossen dahin und das nordöstliche Reich blieb von den gedankenlosen Streichen der Elfen verschont. Diese hatten aber die Zeit genutzt, um im Schatten des Gebirges an einem Dunkel zu weben, dass für sie ein lustiger Scherz an den Menschen war. Als sie einen Teil davon frei ließen, brachte es Trauer und Leid und das Land wurde von Seuchen und Krankheiten heimgesucht. Viele Menschen verloren dabei ihr Leben. Selbst die Königsfamilie blieb nicht verschont, allein der jüngste Sohn, nach diesem Ereignis nun neuer Kronprinz und Naruto, Erbe des Südens, waren vor dem grauenhaften Schicksal gefeit, denn sie befanden sich in jenen Tagen auf Reisen.   Beide hatte nicht einmal ganze elf Sommer hinter sich gebracht und aus Sorge, die Jungen würden der Dunkelheit Zutritt in ihre Herzen gewähren, nahm der König des Westens sich beider an. Sein Schloss lag jedoch zu weit entfernt von den Grenzen, daher befahl er unverzüglich einem seiner Fürsten, dessen Gebiet sowohl an das Land der Uchihas als auch an das der Uzumakis grenzte, Tor und Tür stets für die jungen Regenten offenzuhalten. Mit dieser raschen und freundlichen Geste waren die Jungen vor der Düsternis und Kälte geschützt, die ansonsten Besitz von ihnen ergriffen hätte. Sie wuchsen trotz des Schmerzes und des Verlustes mit Wärme im Herzen auf und so konnten zwei Keime der Liebe wie zarte Pflänzchen Jahre später langsam heranwachsen, denn der Fürst besaß eine Tochter, die mit der Königstochter aus dem westlichen Reich befreundet war.   [End. Prolog.] Kapitel 1: ----------- „Im Schloss Mädchen, dort findet ihr Arbeit.“ Die Bäuerin blickte die zwei jungen Frauen musternd an und verzog ihr Gesicht. Sie trat einen Schritt zurück und Rosa wusste schon warum. Abscheu und Unbehagen waren es, die nicht ihr, sondern ihrer Freundin galten, die sich Abseits hielt und das Gesicht unter einer Kapuze und zusätzlich hinter einem hochgeschlagenen Schal verbarg Rosa hegte keinen Groll gegen dieses Verhalten. Das Land war gezeichnet von dem Dunkel, dass die Elfen gewoben und in die Welt gesetzt hatten. Die Menschen, die schon immer Wortkarg gewesen waren, hatten jetzt auch die Skepsis hinzubekommen. Es würde lange dauern bis diese wieder verschwand, wenn überhaupt. Meistens blieb eine neue und schlechte Eigenart besser in den nachkommenden Generationen verankert als eine Gute.  „Danke.“, Rosa hielt der Bäuerin einige Heller und Pfennige entgegen. „Könnten wir für das Wenige Wegzehrung von euch bekommen?“ Bei der Frage verzog die Hofherrin erneut das Gesicht. Sie beugte sich aber soweit es ging vor, ohne einen Schritt der jungen Frau entgegen treten zu müssen und schielte regelrecht auf das bisschen Geld. Ein abschätziger Pff-Laut entkam ihr, worauf Rosa die Hand zurückzog, aber von der Bäuerin aufgehalten wurde. „Warte.“, sie zeigte auf Rosa. „Du kannst dir da drüben die Schläuche mit dem Wasser aus dem Brunnen voll machen und dir was von dem Laib Brot vor dem Ofen nehmen, aber deine Freundin bleibt mir von meinem Hab und Gut fern.“ Rosa nickte und gab der Frau das Geld. Im Gegenzug nahm sie sich, was ihr angeboten worden war. Es war nicht viel, aber mit Sicherheit gab es auf dem Weg zum Schloss noch weitere Gehöfte, bei denen sie ein wenig Proviant kaufen konnten. In einem kleinen Säckchen, dass unter ihrem Oberkleid angenäht war, befanden sich noch einige Kreuzer und zwei Taler. Letztere hatte ein Moosmännchen des Nachts als Tausch für ein wunderschönes Laubblatt und drei Haselnüssen dagelassen hatte.    Am Morgen des vierten Tages kamen die zwei Frauen am großen Tor des Schlosses an. Die Banner auf den Türmen zeigten jedem, dass der König und der Regent des Südens im Anwesen verweilten. Rosa klopfte zaghaft an die kleine Tür, welche in das mächtige, hölzerne Eingangsportal eingelassen war. Ihre Freundin zog sich die Kapuze noch tiefer in das Gesicht. „Meinst du es wird funktionieren?“, flüsterte sie. Rosa wusste, was Lilac meinte – die Möglichkeit, überhaupt Arbeit zu finden beim Anblick von Lilacs Gesicht. Aber vielleicht musste ihre Freundin dieser Schmähung erst gar nicht nachkommen. Es war wichtig, optimistisch zu bleiben, schließlich hatten sie nach wochenlanger Wanderung endlich ihr Ziel erreicht. „Bestimmt.“, versicherte Rosa ebenso leise. Kurz darauf wurde die Sichtklappe in der Tür zur Seite geschoben und ein Soldat der Uchihas starrte ihnen entgegen. „Was wollt ihr?“, seine Ton klang schroff. „Anfragen, ob es hier Arbeit für uns gibt.“, gab Rosa rasch an. „Wartet.“, kam es harsch zurück und die Klappe schloss sich wieder.   Die Zeit verging. Am Himmel wanderte die Sonne Stück für Stück ihrem Zenit entgegen. Erst gegen Mittag öffnete sich die Tür und ein in Weiß gekleideter, rundlicher Mann trat zu den beiden Frauen heraus. Seiner Kleidung und den Flecken auf der Schürze nach zu urteilen, handelte es sich um den Koch. „Ihr wollt hier arbeiten?“, freundlich sah er ihnen entgegen. Rosa nickte und stellte sich so, dass Lilac von ihr verdeckt wurde. Sie sah, wie der Koch erst sie und dann Lilac musterte. „Was ist mit der da?“, er war neugierig wegen ihres Verhaltens geworden. „Sie ist schüchtern von je her, seit ihr Gesicht von einer Narbe entstellt wurde.“, und um noch mehr Gewicht auf das schreckliche Ereignis in Lilacs Kindheit zu legen, flehte Rosa. „Bitte … zwingen Sie sie nicht, das Gesicht zu zeigen.“   Die Bitte half und so geschah es, dass Rosa und Lilac Küchenmägde im Schloss wurden.   [End. Kap. 1] Kapitel 2: ----------- Die Tage zogen übers Land, Feste wurden gefeiert und manchmal war die Arbeit in der Küche kaum zu schaffen und an anderen Tagen quoll die Langeweile nur so über, wie der Brei in den Töpfen. Der Koch war mit Rosa und Lilac stets zufrieden. Sie waren, was sie versprochen hatten: fleißig, lernbegierig und stets freundlich, wenngleich Lilac ihre schüchterne Art nie ablegte, ihr Gesicht immer verbogen hielt und sich nur Rosa gegenüber öffnete. Aber das war dem Koch egal, solange die Frauen ihrer Arbeit nachgingen. Manchmal erlaubte er auch aus einem Moment der anrührenden Güte den beiden gegenüber, dass sie an einem sonnigen Tag zusammen mit den Gänsekindern den Morgen oder den Nachmittag verbringen durften. Die Gänsekinder waren die Töchter und Söhne der Mägde und Burschen, Zofen und Diener, und kümmerten sich um das Federvieh. Sie freuten sich stets, wenn die beiden Frauen mit ihnen kamen, da sie immer Geschichten von Wassergeistern erzählt bekamen, die im Reich der Hyuuga lebten, wo es viele kristallklare Seen gab, die so blau waren wie der Himmel selbst. Hin und wieder, wenn die Frauen bei den Gänsekindern saßen und den kleinen Mädchen die Haare flochten, geschah es, dass die beiden Könige mit einem Teil ihres Gefolges an ihnen vorüberritten. Artig grüßten die Kinder und die Küchenmägde die hohen Herrschaften. Eines Tages kam es, das eine der Gänse den Weg von Narutos Pferd kreuzte und er gezwungen war anzuhalten.   „Hola!“, rief er aus und veranlasste somit auch das Stehen bleiben der Anderen. „Was ist los?“, kam es von einer jungen Frau, die vor ihm gewesen war und nun zurückblickte. Es war die Lady Yamanaka, die durch ihr silberblondes Haar von den Bediensteten manchmal auch ‚Die Silberne‘ genannt wurde. Obwohl sie äußerlich bis auf die helle Haut, keinerlei Ähnlichkeiten zu den Uchihas aufwies, war sie doch eine entfernte Verwandte der Königsfamilie. Naruto lachte. „Eine Gans.“, damit deutete er auf das weiße Tier, welches sich laut schnatternd vom Ort des Geschehens entfernte. Sofort sauste eines der Kinder schreiend hinter der Gans her. In diesem Moment sah Naruto die beiden Frauen zwischen den Kindern sitzen und er ritt auf sie zu. Sofort senkten Rosa und Lilac ihre Köpfe, letztere trug wie stets eine Kapuze und einen Gesichtsschutz und keine wagte aufzusehen. „Hn? Ich kenn euch beide. Arbeitet ihr nicht in der Küche?“, kam es von Naruto. Rosa knickste. „Ja, Eure Hoheit. Aber von Zeit zu Zeit möchte der Koch wissen, wie es den königlichen Gänsen, Enten und Hühnern geht und ob sie für das Essen genug Fett angesetzt haben, damit sie so schmackhaft bleiben wie eh und jeh.“, erklärte sie zügig. Verblüfft über die Antwort, lachte Naruto auf. „Echt jetzt?“ Er wandte sich an Sasuke und rief „Hast du das gehört, Sasuke? Die beiden sind hier, um zu prüfen, ob dein Federvieh genügend Fett besitzt, damit es schmackhaft bleibt.“ Rosa hörte wie ein weiterer Reiter näherkam und ein Schauer durchfuhr ihren Körper beim Klang von Sasukes Stimme. Sie sah nicht auf als er sie ansprach, zu schmerzlich würde es sein, in sein Antlitz blicken zu müssen und zu wissen, dass sie für ihn nichts weiter als eine Magd war. „Ihr beide seid erst vor wenigen Wochen an meinen Hof gekommen und da werdet ihr mit der Prüfung meines Gefieders beauftragt?“ „Bitte eure Hoheit, bitte gebt dem Koch eine Schelde. Er meint es nur gut mit uns beiden.“, Rosa hoffte, dass niemand außer ihr selbst das Schlagen ihres Herzens vernehmen konnte. Lauthals lachte Naruto wieder auf und aus der Ferne erklang Lady Yamanakas Ruf, ob die Jagd denn noch weitergehe. Da war sie gewesen, die erste Begegnung der beiden Frauen mit den Männern seit ihrer Verfluchung und es schmerzte so sehr, dass keiner sie wegen des Bannes erkannte. In der Ferne saß eine Krähe auf einem Ast und beobachtete interessiert das Geschehen. Sie krächzte und ihr Kra-Kra klang wie ein höhnisches Lachen.   Die Tage wurden kürzer und langsam wechselte die Jahreszeit vom Sommer in den Herbst. Da auch die Winde stürmischer über das Land fegten, kamen die Gänsekinder nur noch an sonnigen Tagen auf die Wiese und Rosa und Lilac hatten vermehrt Begegnungen mit den zwei Königen und der Lady innerhalb des Schlosses. Es ergab sich, dass die Zofe der Lady schwanger wurde und ihrer Arbeit nach einer gewissen Zeit nicht mehr nachgehen konnte. Die Lady war darüber nicht erfreut, musste sich aber damit abfinden und bei ihrer Wahl für die nächste Zofe verlangte sie Rosa. Als Begründung gab sie an, die Magd sei mit ihren geschickten Händen bei der Drapierung von Frisuren und Schleifen und ihrer Kenntnis, wie man einzelne Kleidungsstücke nannte, viel zu schade für die Küche. So kam es an einem Morgen, dass Rosa vor der Lady stand. Sie empfand ein Unbehagen von Lilac getrennt zu sein und allein Ino gegenüberzustehen, ohne als die erkannt zu werden, die sie einst gewesen war. Der Silbernen blieb dies nicht verborgen. „Meine liebe Rosa, welch wunderschöner Name, aber mir scheint, meiner neuen Zofe ist ein wenig unbehaglich. Was mag ihr nur auf dem Herzen liegen? Gefallen ihr die neuen Kleider nicht? Oder ihre neuen Räumlichkeiten?“ Ino sah wie ihre Zofe einige Schritte zurücktrat und die Hände vor dem Körper knetete. „Willst du etwa wieder zurück in die Küche und Kartoffeln stampfen, Gänse hüten und lieber Wasser aus dem Brunnen holen statt die Kleider aus meinem Schrank?“ Rosa schüttelte stumm den Kopf. Wie konnte sie ihr Anliegen nur an herantragen, ohne dabei wie die Freundin zu klingen, die sie einst gewesen war. „Sprich.“, verlangte die Silberne nun mit mehr Nachdruck in der Stimme. Zögernd hob Rosa den Kopf und biss sich auf die Lippe.   „Meine Freundin.“, flüsterte Rosa. „Ich kann nicht Eure Zofe werden, Lady Yamanaka. Ich kann sie nicht alleine lassen. Sie hat doch nur mich und ich habe nur sie.“, Rosas Stimme versagte nach den letzten Worten und sie wandte den Blick ab. Die Silberne seufzte und lehnte sich zurück. „Lilac. So hieß sie, oder?“ „Ja, Eure Ladyschaft.“, nach dieser Antwort trat eine große Stille trat ein und Rosa meinte den Staub auf die Möbel fallen zu hören, unterbrochen vom Knacksen der Holzscheide im Kamin. Sie zuckte zusammen als sie die Stimme der Lady unvermittelt vernahm. „Nun gut. Mir wurde zwar berichtet, dass deine Freundin einen Makel im Gesicht hat und die Öffentlichkeit meidet, aber das … werde ich zu meinem Vorteil nutzen. Ihr beide könnt mir hier im Schloss als Zofen dienen und wenn wir draußen sind, musst du halt die Arbeit alleine verrichten. Meinst du, du schaffst das?“ „Ja, Eure Ladyschaft.“ Sie hörte die Silberne erfreut Lachen und wurde mit Fragen überhäuft. „Kannst du überhaupt Reiten? Wenn wir draußen sind und das Wild jagen sind wir manchmal zwei drei Tage unterwegs…“ Rosa kam erst ganz am Ende des Monologs der Lady dazu, auf die Fragen zu antworten und sich zu bedanken als sie den Raum verlassen und zu Lilac gehen durfte. Ab diesem Moment waren beide die Zofen der „Silbernen Lady“ – Und es war ein merkwürdiges Gefühl einer Frau zu dienen, die sie einst zu ihren Freundinnen gezählt hatte, die aber nichts für die Situation konnte, denn der Fluch überdeckte die Wahrheit und ließ die Sehenden ein Trugbild erblicken.   [End. Kapitel 2.] Kapitel 3: ----------- Lady Yamanaka hielt sich sehr oft in der Gesellschaft des Hofes auf und wie von ihr angekündigt, rief sie stets Rosa, sobald sie etwas benötigte. Als Zofen schliefen Lilac und Rosa nicht mehr bei den anderen Mägden in einem Nebenraum der Küche, sondern hatten eine kleine Kammer beziehen dürfen, die sich auf der gleichen Etage befand wie die Räumlichkeiten der Lady. Da aber nur eine Zofe vorgesehen gewesen war, mussten sie sich das darinstehende Bett teilen. Ein Zweites passte nicht mehr hinein aber das war den Frauen gleich, sie waren solche Situationen gewöhnt und es beruhigte sie, die andere des Nachts neben sich zu wissen.   Jeden Abend, wenn sie im Bett lagen, tauschten sie immer leise ihre Informationen aus, die sie über den Tag verteilt in Erfahrung bringen konnten. Dabei nannten sie die beiden Könige und die Silberne bei ihren Vornamen, denn es war stets ein merkwürdiges Gefühl die Titel zu benutzen. „Wusstest du, dass Sasuke der Dunkle König genannt wird, weil er immer Schwarz trägt?“, flüsterte Lilac eines Abends. Schwaches Mondlicht fiel durch das Fenster in die Kammer und so konnte sie sehen wie Rosa den Kopf schüttelte. „Nein.“, hauchte diese. „Aber ich weiß von Ino, dass er manchmal am Abend das Schloss verlässt und erst in der Früh zurückkehrt.“, sie stockte und druckste ein wenig herum. „Meinst du er sucht im Dorf … in dieser Schenke …“. „Warum sollte er?“, unterbrach Lilac sie. „Dafür braucht er nicht aus dem Schloss zu gehen. Die Geschichte hat gezeigt, dass sich viele Männer … die Frauen in ihr Bett holen. – Außerdem würde man ihn dort erkennen.“, fügte sie noch rasch mit an. „Ich weiß.“, hauchte Rosa. „Aber es heißt auch, er soll im Gewand eines einfachen Soldaten und manchmal als sein eigener Page gehen.“ Darauf wusste Lilac nichts zu erwidern und durch die eintretende Stille konnte sie das erstickte Schluchzen ihrer Freundin wahrnehmen. „Nicht.“, versuchte sie Rosa zu beschwichtigen und strich ihr über das braungefärbte Haar.   Einst war Rosa sehr stolz auf ihre Haare und deren Farbe gewesen, waren sie doch das Zeugnis von der Güte der Feen für das große Wohlwollen, welches ihre Eltern den kleinen Wesen entgegenbrachten. Zum Dank für Milch mit Honig und leckeren Apfel- und Kirschkuchen beschloss eine Fee mit vorwitzigem Übermut, dem Kind des Fürstenpaares eine Haarfarbe gleich der Kirschblüte zu wünschen und so bekam die einzige Tochter den Namen Sakura. Kirschblüte. Durch den Fluch hatte sich nicht nur das Aussehen der jungen Frau geändert, ihre Haarfarbe war zu einem hellen Grasgrün geworden, das bei den Menschen mehr Misstrauen hervorrief als Lilacs verdecktes Gesicht. Seitdem färbte Rosa ihre Haare, um den Anfeindungen und der Aufmerksamkeit zu entgehen. Die Namen, Rosa und Lilac, hatten sie sich aus Verzweiflung gegeben als sie mit ansehen mussten, welches Schicksal die Menschen ereilte, denen sie ihre richtigen Namen egal auf welchen Weg verrieten – alle versteinerten. Lilac bekam die Wirkung der Verwünschung durch eine Veränderung ihres Antlitzes zu spüren. Sie besaß nach dem Fluch keine menschlichen Züge mehr, sondern den traurigen Ausdruck eines Schafsgesichtes. Die Mundwinkel waren heruntergezogen, die Nase breit und platt und die Augen hatten ihren eleganten Schwung mit der leichten Neigung verloren und waren jetzt rund und ausdruckslos. Der Bann konnte nur gebrochen werden, wenn sie Menschen fanden, die sich nicht blenden ließen, durch den Zauber sahen, sie erkannten und sie bei ihren Namen nannten. Aber wie sollte das gelingen, zielte doch die Hauptkraft des Fluches darauf ab, sie in den Augen jener, die sie gekannt hatten als Fremde zu zeigen. „Ich bin dumm.“, Rosa rieb sich die Tränen aus den Augen. „Aber wenigstens du sollst die Chance bekommen, Hi …“, schluchzte sie durch den plötzlichen Abbruch ihrer Stimme. Sie hickste und seufzte dann leise. „Lilac“ „Du hast wieder versucht meinen Namen auszusprechen, nicht wahr?“, hauchte diese. „Ja.“, erwiderte Rosa bedrückt. „So wie du meinen nicht sagen kannst, kann ich es auch nicht mit deinem.“ „Du bist nicht dumm.“, entgegnete Lilac auf Rosas Frage bezogen und versuchte mit den nächsten Worten von sich abzulenken. „Im Gegenteil. Ich wäre nicht einmal auf die Idee gekommen, zumindest den Versuch zu starten, den Fluch dadurch brechen zu wollen, dass wir zu denen gehen, die uns einst geliebt haben in der Hoffnung sie erkennen uns.“ „Sie lieben uns noch immer.“, hauchte Rosa. „Zumindest, er liebt dich noch. Ich habe ihn auf einem der Gänge ungewollt belauscht. Er hat zum Fenster rausgesehen und leise deinen Namen gemurmelt.“ Jetzt war es Lilac, die mit Schluchzen anfing. „Wie soll ich ihm den gegenübertreten. Mit diesem Gesicht. Wir würden alles verspielen, was wir bisher erreicht haben. Sie würden uns fortjagen.“, erwiderte sie bitter. „Das weißt du doch gar nicht.“ „Sei ehrlich zu dir selbst.“, Lilac klang harsch und drehte ihrer Freundin den Rücken zu.     Naruto brummte unglücklich als er die leeren Räumlichkeiten seines Freundes verließ. Sasuke hatte es mal wieder geschafft, trotz der verstärkten Sicherheitsmaßnahmen, das Schloss zu verlassen und ohne dabei gesehen zu werden. „Er ist schon wieder verschwunden.“, sagte er zu Ino, als er sich bei ihr im kleinen Saal am Kamin niederlies. Mit einem Seufzen legte sie ihr Buch weg und sah zu ihm herüber. „Und keiner hat ihn gesehen?“ Naruto schüttelte den Kopf. Es war nicht das erste Mal, dass Sasuke einfach so aus dem Schloss verschwand und erst in den frühen Morgenstunden auftauchte. Im Gegenteil, in den letzten Wochen hatten die Ausflüge sogar zugenommen und wirkten sich langsam auf dessen Gemüts- und Gesundheitszustand aus. Die Schatten unter den Augen des Uchiha-Königs wurden dunkler, was bei seinem hellen Teint deutlich hervortrat und sein Verhalten bekam durch den Schlafmangel etwas Gereiztes. Schon in der Vergangenheit hatte Naruto mehrmals den Versuch gestartet in Erfahrung zu bringen, wohin sein bester Freund des Nachts ging. Er hatte ihn verfolgen und in einem Gespräch ausfragen wollen, aber umsonst. Stets war Sasuke schon weg, bevor er ihn observieren konnte und sobald er es ansprach, wurde geblockt. Also hatte Naruto sich mit anderen Mitteln beholfen und mehrere Soldaten vor Sasukes Räumen stationiert und den Dienern Aufgaben in den Gängen erteilt, alles in der Hoffnung, dass irgendjemand ihn sah und ihn vom Gehen abhielt. Sasukes Fehlen wurde aber immer erst bemerkt, wenn einem der Diener die leeren Räume auffielen. Das hatte Naruto stutzig werden lassen und ihm war der Gedanke gekommen, in Sasukes Gemächern musste es einen Geheimgang geben. Die Durchsuchung hatte dem Uchiha-König gar nicht gefallen aber er hatte sie über sich ergehen lassen, natürlich nicht ohne ein Augenrollen und mit dem Erlass, Naruto dürfe das Reich einen Monat nicht betreten. Der Anordnung war der König des Südens zwar nachgekommen aber nicht ohne einen Komplizen zu hinterlassen. Bevor er gegangen war, hatte er Lady Yamanaka auf das Schloss beordert. Sie konnte das Rätsel zwar auch nicht lösen aber nach seiner Rückkehr war er nicht mehr allein bei seinen Versuchen hinter Sasuke Geheimnis zu kommen. Zu zweit ließ es sich einfach besser spionieren.   Gedankenverloren starrte Naruto auf das Feuer im Kamin und bekam nicht mit, wie Ino einen Brief aus den Falten ihres Kleides zog. „Heute kam eine Nachricht aus dem Haus Hyuuga.“, sagt sie. Sofort besaß sie Narutos Aufmerksamkeit. Sein fragender Blick durchbohrte sie und verzog sich nach ihrer Antwort zu einem schmerzvollen Ausdruck. Noch immer keine Spur von Hinata und Sakura. Fast ein Jahr war es jetzt her, seit Hinata, Prinzessin aus dem Haus Hyuuga und Sakura, einzige Tochter des Fürsten Haruno, nach einer stürmischen Winternacht verschwunden waren. Die Zofen hatten am Morgen Betten und Räumlichkeiten der Frauen verwaist vorgefunden und auch in der gesamten Burg war keine Spur mehr von ihnen. Niemand hatte das Verschwinden bemerkt oder sie in den kommenden Tagen gesehen. Nicht einmal die Aushänge mit Belohnungen für Informationen über den Verbleib hatten einen Erfolg gebracht, aber sowohl die Fürsten- als auch die Königsfamilie gaben die Hoffnung nicht auf ihre Kinder irgendwann wieder in die Arme schließen zu können. Ein Lichtblick, den auch Naruto in sich trug, hatte er sich doch eine Woche vor Hinatas Verschwinden mit ihr verlobt.   „Naruto.“, Inos Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und blinzelnd sah er sie an. An ihrem Blick erkannte er, was sie ihn fragen wollte, daher ließ er sie gar nicht erst zu Wort kommen. „Es wird keine andere außer Hinata geben, die an meiner Seite den Süden mitregiert.“ „Aber das Volk,“, widersprach Ino. „Das Volk verlangt einen Nachfolger. Sie werden dich nicht dazu zwingen abzudanken aber irgendwann musst du einen Nachfolger bestimmen, wenn du keinen zeugst. Wen willst du da von deinen Fürsten wählen?“ Narutos Lippen pressten sich aufeinander und zeigten eine schmale harte Linie, in dem sonst so freudigen Gesicht. „Glaubst du, ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht?“ „Du hast also eine Lösung?“, reizte sie ihn und spielte mit dem Brief zwischen ihren Fingern. „Sabaku“ „Die Sabaku’s?“, ungläubig sah sie ihn an. „Soweit ich weiß, hat sich Kankurou schon gegen eine mögliche Regentschaft ausgesprochen. Ihm reicht das Gebiet seines Vaters und Temari ist schon so gut wie mit Nara Shikamaru aus dem Hyuuga-Reich verlobt.“ „Sabaku no Gaara“, erläuterte Naruto und schloss dabei die Augen, da er Inos Blick nicht sehen wollte. „Gaara?“ Ino stieß einen gehauchten Lachversuch aus als sie den Namen wiederholte. „Gaara?“. Sie konnte nicht glauben, dass die Sabaku’s die potenziellen Nachfolger werden sollten und dann auch noch der Jüngste aus dem Fürstengeschlecht. Sie konnte sich mit einem Tadel gegenüber Naruto nicht zurückhalten. „Du weißt aber schon, der Süden ist im Allgemeinen dafür bekannt ein lebensfrohes Volk sein und weder er, noch der Rest der Familie können mit diesem Adjektiv etwas anfangen und dir ist bekannt wie Sasuke zu den Sabaku’s steht.“, sie holte Luft und bei ihren nächsten Worten war die Theatralik regelrecht herauszuhören. „Na ja, du als König des Südens musst ja die Eigenschaften deines Volkes und das deiner Fürsten kennen. Deswegen frage ich mich, wie kommst du nur darauf? Und willst du das wirklich Sasuke antun?“ Naruto wich der Frage aus und kam gleich auf seinen Freund zu sprechen. „Er steht vor dem gleichen Problem wie ich. Wenn er nicht bald eine Braut vorzeigt, wird er sogar, anders als ich, zum Abdanken gezwungen – dann braucht er sich zumindest nicht mehr mit der Tatsache rumzuschlagen, Sabaku no Gaara empfangen zu müssen.“, am Ende seines Satzes erklang ein dumpfes Lachen aus seiner Kehle. Ino erwiderte nichts. In dem Fall hatte Naruto Recht. Auch Sasuke stand vor dem Problem mit dem Nachfolger und bei ihm verlangte das Gesetz einen rechtmäßigen Erben noch vor seinem 30. Lebensjahr. Sowohl in Narutos als auch in Sasukes Fall würden somit zwei langjährige Dynastien ein Ende finden, sollten sich beide nicht doch noch für eine andere Braut als für die Erwählte entscheiden.   Sasukes auserwählte Braut war die einzige Tochter aus dem Fürstenhaus Haruno gewesen, das zur Königsfamilie Hyuuga gehörte. Eigentlich war Uchiha Sasuke kein Mensch, der freimütig sein Herz jedem vor die Füße warf, dafür hatte der Verlust seiner Familie in jungen Jahren gesorgt und anders als bei seinem Ziehbruder und besten Freund Naruto, hielt er seit diesem Schicksalsschlag seine Gefühle unter Verschluss. Aber es gab zwei Menschen in deren Gegenwart er sich öffnete. Zum einen, Naruto und zum anderen, Haruno Sakura, um deren Hand er vor zwei Jahren in hochformeller Form angehalten hatte und mit der er schon aus Kindheitstagen bekannt war. Alles hatte so perfekt ausgesehen, bis zu jenem Wintermorgen. –     Der geschlungene Pfad hatte ihn aus den Wald herausgeführt und hinein in eine tiefe und enge Schlucht, an deren Ende eine Grotte wartete. Mit sicheren Schritten folgte Sasuke dem Weg. Jede Wurzel, jeder Stein und jede Pfütze waren ihm so vertraut, er hätte sein Ziel auch mit geschlossenen Augen gefunden. Entlang der steilen Wände, die zu beiden Seiten in unermessliche Höhen aufragten, floss Wasser hinab und sammelte sich in schmalen Rinnsalen zu seinen Füßen. Trotz des steinigen und glitschigen Untergrundes kam er nie ins Straucheln, denn ein Zauber bewahrte ihn vor den Gewalten der Natur. Am Eingang der Grotte zog Sasuke einen schwarzen Ring aus seiner Tasche und steckte ihn sich an den Zeigefinger seiner linken Hand. Dreimal drehte er diesen von sich weg, dabei hatte er die Augen geschlossen. Als er diese wieder öffnete, war das Innere der Grotte mit Flammen an den Wänden erhellt. Von der Decke hingen Stalaktiten und deren Gegenstücke wuchsen ihnen am Boden entgegen. Einige der Tropfsteine waren schon miteinander verbunden und bildeten Stalagnaten. Schillernde Steine ragten aus den Wänden heraus oder lagen als aufgebrochene Amethyste zu seinen Füßen. Aber für all das hatte Sasuke keinen Blick als er an den Schätzen und Schönheiten der Grotte vorbeiging, um der Spur aus Fackeln zu folgen, die ihn eine Treppe hinab führten bis zu einem See, der so ruhig und glatt vor ihm lag, dass sich die Decke darin klar spiegelte. Am Ufer ragte ein goldener Steg in den See hinein und an seinen Anlegeringen war eine goldene Gondel mit einer goldenen Kette festgemacht. Der Weg zu dem Boot war jedoch durch die steinerne Schwinge einer Krähenstatue blockiert. Sasuke hielt den Ring, den er noch am Finger trug, direkt vor einen der Rubine, die als Augen in die Statue eingesetzt waren. Diese glühten auf und mit einem lauten mahlenden Geräusch schloss sich die Schwinge und gab den Weg frei. Kaum hatte sich Sasuke auf das Boot begeben, löste sich die goldene Kette und das Boot glitt lautlos über den See. Auf der anderen Seite befand sich ein riesiges Tor, das zuvor im Schatten der Grotte verborgen gelegen hatte aber durch den aufflammenden Fackelschein nun zum Vorschein trat. Verzierungen und Edelsteine schmückten die beiden Flügeltüren, die sich langsam bewegten und somit einen immer größer werdenden Spalt zu dem dahinter liegenden Raum eröffneten. Ein helles, goldenes Licht empfing Sasuke und lauter Gesang war zu vernehmen. Mit einem seligen Lächeln auf seinen Lippen wurde Sasuke vom Boot über die Grenze zwischen seiner und der Welt des Elfenkönigs getragen.   [End. Kapitel 3.] Kapitel 4: ----------- „Bist du dir sicher?“, Rosa nagte nervös auf ihrer Unterlippe. Sie saß auf der weichen Bettkante, die Arme um eines ihrer Beine geschlungen, welches sie angewinkelt an den Oberkörper gezogen hatte und hoffte inständig, Lilac würde sich irren. Die wiederrum hockte hinter ihr, begutachtete im ersten Sonnenlicht des Tages das gefärbte Haar und wiederholte mit leiser Stimme ihre Aussage. „Das Braun wächst sich raus.“, dabei kam sie hinter Rosa hervor und ließ sich neben ihrer Freundin auf der Kante nieder, die daraufhin ein „Hmpf.“, von sich gab. Rosa stützte niedergeschlagen das Kinn auf ihrem Knie ab. Die nächsten Worte brachte sie nur nuschelnd hervor. „Es ist so mühsam die Walnüsse zu sammeln, aus dem Vorratsraum eine Zitrone zu entwenden und in der Küche daraus einen Sud für die braune Farbe anzusetzen und das alles ohne dabei gesehen zu werden.“ Betrübt sah Lilac sie von der Seite an und während sie überlegte, wie sie ihre Freundin aufmuntern konnte, pustete Rosa eine ihrer braunen Strähnen aus dem Gesicht und ließ sich zurück in das Bett fallen. „Aber was muss, das muss.“ –     Mit flinken Fingern steckte Lilac die letzten losen Strähnen von Inos Frisur mit Nadeln fest, während Rosa die Schleifen und Rüschen am Kleid nochmal neu ordnete. „Ich sehe blass aus.“, kam es abrupt von der Lady als sie sich von ihrem Spiegelbild ab- und dem Fenster zuwandte. Dort erblickte sie eine grau-weiße und undurchdringliche Dunstwand, denn dichter Nebel hing tief über dem Schloss und verdeckte die Sonne zur Gänze. „Es ist so erdrückend.“, seufzte die Lady und drehte sich wieder dem Spiegel zu. „Ich mag den Herbst nicht. Da bekommt man die Sonne so selten zu Gesicht und mein blasser Teint wird immer blasser“, dabei rieb sie sich über ihre hellen Unterarme und zupfte an den Wangen, um das Blut für ein rosigeres Aussehen anzuregen. Ino war nicht ganz mit ihrem Hautton zufrieden aber der Rest sagte ihr zu und so gab sie ihren Zofen das Zeichen, dass sie deren Dienste nicht länger benötigte. Beide Frauen knicksten und traten einige Schritte zurück. Die Röcke des Kleides raschelten als Ino zur Tür schritt, doch sie blieb stehen und drehte sich mit einem Lächeln zu Rosa um. „Komm mit, Rosa.“, befahl sie dieser. Rosa starrte verwirrt die Lady an und sah dann fragend zu Lilac, die genauso verwundert schien aber mit einem zaghaften Neigen des Kopfes andeutete, der Anforderung unbedingt Folge zu leisten. Zögerlich kam Rosa dem nach, während es Ino zu lange dauerte. Die Lady drehte sich nochmal zu ihren Zofen um und ein Hauch Ungeduld schwang in ihrer Stimme mit. „Na, komm schon. Es wird dich keiner beißen.“, und murmelnd sagte sie zu sich selbst: „Wenn die beiden Regenten ihre Diener mit zum Frühstück nehmen können, kann ich das schon lange mit meiner Zofe.“     „Warum bringst du deine Zofe mit?“, stutze Naruto, während er sich wieder auf seinem Stuhl niederließ, nachdem er bei Inos Eintreten in den Frühstückssalon aufgestanden war und beobachtet hatte, wie diese ihren Platz am Tisch einnahm. „Warum hast du deinen Diener dabei?“, konterte sie und ließ ihren Blick über den älteren Mann gleiten, der einen Meter hinter Naruto in formeller Haltung stand. Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte sie sich gleich darauf zu Rosa um. „Nimm dir, wenn du Hunger hast.“ Von dem Angebot überrascht, sah diese auf. Augenblicklich spürte sie die Blicke der anderen Lakaien und des Pagen auf sich ruhen und in Gedanken verfluchte sie Inos manchmal zu Tage getragene Leichtfertigkeit ihrem Personal gegenüber. Ging ein Diener darauf ein, wurde er von den anderen gemieden, denn egal ob es an einem naiven Geist lag oder taktisches Kalkül war, so jemanden konnte nicht vertraut werden, denn auf kurzer oder langer Sicht, ungewollt oder gewollt würde diese Person zum Maulwurf werden. Da Rosa keine Ausgestoßene in einer Welt sein wollte, die sie bisher nur von der anderen Seite gekannt hatte, tat sie es dem Pagen von Naruto gleich und trat hinter Inos Stuhl. Sobald sie das Gefühl hatte, nicht mehr beobachtet zu werden, ließ sie unauffällig ihren Blick zu dem leeren Platz an der rechten Stirnseite des Tisches schweifen, wo ein unberührtes Gedeck angerichtet war. „Er ist erst eine Stunde vor Morgengrauen wieder in seinen Gemächern aufgetaucht. Zumindest hat er zu dieser Zeit nach einem Pagen gerufen.“, erklärte Naruto, nachdem er bemerkte, wie Ino den leeren Stuhl betrachtete. „Lass mich raten, er kommt nicht runter, weil der Page ihm das Frühstück bringt?“ „Nein.“, entgegnete Naruto brummend und verdeckte mit der Hand ein Gähnen. „Er ließ mir Bescheid geben, dass er wieder da ist.“ Das Knacken der Holzscheide im Kamin war zu hören und Rosa dachte an das Gespräch mit Lilac in der vorangegangenen Nacht zurück. Wahrscheinlich fragte sie sich nicht alleine, sondern jeder, der von den nächtlichen Ausgängen des Königs wusste, wohin und weswegen er ging. Aus Inos Richtung kam ein leises Glucksen, das sich zu einem unterdrückten Lachen entwickelte und nur von ihrer Stimme unterbrochen wurde. „Ich kann mir vorstellen, du warst darüber nicht begeistert, mitten im Tiefschlaf geweckt zu werden.“, und schon prustete sie weiter. „Das ist nicht witzig.“, ermahnte Naruto sie, seufzte aber resigniert. „Zumindest meldet er sich schon mal an, wenn er wieder da ist. Jetzt muss er sich nur noch abmelden.“ „Träum weiter.“, ertönte es von der Tür und alle Blicke richteten sich auf den Neuankömmling. Sasuke, König des nordöstlichen Reiches hatte leise den Raum betreten. Er ließ sich auf seinen Stuhl nieder und sofort boten die Höflinge, nachdem sie wie der Rest der Dienerschaft der Ehrenbezeugung nachgekommen waren, ihm die Speisen an, wie sie es schon zuvor bei Ino getan hatten. Rosas Herz bebte vor Aufregung. Am liebsten hätte sie aus Verzweiflung, ihrer Lage wegen, angefangen auf der Unterlippe zu kauen, um der Nerven Herr zu werden. Das aber schickte sich nicht für eine Zofe und konnte ihr eine Rüge einbringen. Aus den Augenwinkeln beobachtete Rosa, wie Sasuke sich eine Scheibe vom frisch gebackenen Laib Brot und einige Tomaten nahm. Ihre Mundwinkel zuckten und sie musste ihre ganze Kraft aufbringen, um ein Lächeln zu unterdrücken. Wusste sie doch um seine Vorliebe für Tomaten. Egal ob es ihm gut oder schlecht ging, ob es Tag oder Nacht war, Tomaten konnte er immer essen.   „Nur Brot und Tomaten?“, ein gespielt tadelnder Unterton schwang in Inos Stimme mit, da ihr klar war, er würde ihr auf so eine Frage keine Antwort geben. Stattdessen erkundigte auch er sich, warum sie ihre Zofe mitgebracht hatte. Bevor Ino darauf das Gleiche erwidern konnte, wie bei Naruto, kam ihr dieser zuvor. „Wegen unserer Pagen.“, warf er in die Runde. Sasuke zeigte ein kaum wahrnehmbares Nicken und damit war die Sache für ihn abgeschlossen. Sehr zum Verdruss von Naruto, der gerne weiter darüber debattiert hätte, obgleich er gegen Ino keine Chancen bei solchen Diskussionen besaß. – Lady Yamanaka war dafür bekannt, gerne verbale Spitzen zu verteilen, besonders bei heiklen Themen. Nachdem von einem Diener Inos Gedeck abgeräumt worden war, wandte sie sich an Sasuke, der noch an seinem kargen Frühstück saß. „Gedenkst heute Nacht wieder Spaziergänge zu unternehmen und den Mond anzubeten, oder können wir mit deiner Anwesenheit rechnen?“ Narutos Mund öffnete sich unschicklich und seine darin halbzerkauten Speisen kamen zum Vorschein. Noch ehe jemand bemerken konnte, welch dummes Gesicht der König des Südens zog, war seine Mimik schon korrigiert und erschien einigermaßen Royal. Sasuke war die Entgleisung seines Gegenübers nicht entgangen, da sie aber nur zu dritt und das unter Pagen, einer Zofe und Dienern waren, hielt er es nicht für nötig eine Rüge erteilen zu müssen. Stattdessen lehnte er sich vor und stützte die Ellenbogen auf dem Tisch ab. Seine Finger kreuzten sich und gaben dem Kinn halt. „Gibt es einen strikten Grund für meine Anwesenheit?“, seine Stimme klang ruhig und trocken, fast gelangweilt. Ino kopierte seine Körperhaltung und lächelte, während ihre Worte von einem zuckersüßen Ton untermalt waren, der ihm verdeutlichte, keine andere Wahl zu haben. „Ich verlange einen Spielabend.“ Naruto stöhnte und legte sein Besteck frustriert weg. „Echt jetzt?“, platze es aus ihm heraus. Rosa hob ein wenig den Kopf und versuchte so unauffällig wie möglich zwischen den drei Parteien hin und her zuschauen. Bei Ino bedeuteten Spielabende, dass diese nie vor Mitternacht endeten, es immer viel zu trinken aber zu wenige Speisen als Grundlage gab und man am nächsten Morgen mit Kopfweh und Übelkeit erwachte. „Aber ohne Einsatz.“, warf Naruto vehement ein. „Dann macht es aber keinen Spaß.“, erwiderte Ino, die sich gleich wieder Sasuke zuwandte und ihn fragend ansah. „Also?“ Resigniert stimmte der Uchiha-König zu und erhob sich. „Wunderbar.“, trällerte Ino und klatschte in die Hände, während Naruto seine Unterlippe schmollend nach vorne schob. Seine Mimik hellte sich erst wieder auf, nachdem sich Sasuke, kurz bevor er den Raum verließ, nochmal zu den beiden umdrehte. „Keine Einsätze von Wert. Such dir was anderes, um was gespielt werden kann und such weitere Mitspieler. Zu dritt ist es … zu offensichtlich wer verliert.“     „Könntest du das für mich tun?“, Rosa sah ihre Freundin bittend an. „Ich weiß nicht.“, erwiderte diese leise und ließ von dem Kleid ab, welches sich die Lady für den Abend rausgesucht hatte und an den beiden Frauen noch kleine Korrekturen vornehmen mussten. „Bitte. Ich kann nicht. Du weißt, wie lange solche Spieleabende gehen und ich hätte ja schlecht Nein sagen können.“ Tatsachen, die stimmten. Ino konnte manchmal bis zum Morgen durchhalten, wenn sie nur gut genug drauf war und Nein hätte Rosa auf keinen Fall sagen können als ihr die Lady die Anweisung unterbreitete, am Spieleabend teilnehmen zu müssen. Mit einem Seufzen nickte Lilac. „Okay.“, flüsterte sie leise. Rosa umfasste die Hände ihrer Freundin. „Danke.“   Eine Krähe saß am Fenster und beobachtete die Frauen. Sie hatte auch schon beim Frühstück auf der Lauer gesessen und gelauscht. Ein leises Kra entkam ihr und sie schüttelte die Federn. Die Augen blitzten für einen Wimpernschlag rubinfarben auf, bevor sie die Flügel ausbreitete und davonflog.   [End. Kapitel 4.] Kapitel 5: ----------- „Hach.“, säuselte der Elfenkönig und blickte versonnen auf seinen Kelch, den er in der Hand hielt und der mit süßen und schweren Pan-Wein gefüllt war. „Der junge Regent scheint heute nicht zu kommen.“ Seine Worte verursachten Unruhe und viele Stimmen erhoben sich, gleich dem anschwellenden Summen in einem Bienenstock. Die Hand des Herrschers zeigte eine beschwichtigende Geste und seine Stimme war ruhig als er zu seinem Volk sprach. „Seid unbesorgt, meine Kinder. Es ist noch nichts verloren. Die Magie zerrt an ihm, sie zwingt ihn förmlich zu uns zu kommen.“ Das beruhigte seine Untertanen aber nicht die Elfenprinzessin. Sie trat an ihren Vater heran und ließ sich zu seinen Füßen nieder. Den Kopf bettete die Elfe auf sein Knie, bevor sie besorgt zu ihm aufsah. „Was, wenn nicht?“ Sacht legte der Elfenkönig die Hand auf das Haupt seines Kindes und strich ihr über das feuerrote Haar. „Mache dir keine Gedanken, mein Liebe. Deine Flüche sind stark.“, erwiderte er lächelnd. „Außerdem bleibt er nicht wegen ihr im Schloss.“ In ihren Augen sah er, dass sie ihn verstanden hatte.   Der Elfenkönig richtete sein Interesse auf einen gläsernen Kelch in der Mitte des Thronsaales, der auf einem Stalagmit-Sockel stand und mit roter Flüssigkeit gefüllt wurde, die von einem Stalaktit langsam herabtropfte. Bei diesem Anblick umspielte ein Lächeln die Mundpartie des Königs und seine nächsten Worte sprach er leise, denn sie waren nur für die Ohren seiner Tochter bestimmt. „Noch ein wenig, dann wird der Kelch bis zum Rand den Nektar des Vergessen beinhalten. Wir werden ihn dem Menschkönig anbieten, er wird ihn leeren und unser Warten hat ein Ende. Er wird dein Spielzeug und meine Marionette sein, bis zu seinem Tod.“ „Aber wie wollen wir ihn dazu bringen? Wenn er hier ist, trinkt er stets nur den Feenwein und schlägt andere Erquickungen aus, selbst das sehr seltene Nymphenwasser“, erwiderte sie. Ihr Vater nickte aber das Leuchten in seinen Augen verriet, dass er daran schon gedacht hatte. „Er ist hierhergekommen, weil ich ihn mit dem Feenwein das Vergessen für den Moment versprochen habe. Er hat davon gekostet und kam immer wieder – und du weißt doch meine Liebe, wie schwach die Menschen sind. – Wie viele waren schon vor ihm da? Darunter klügere Geister mit stärkeren Willen und alle wollten am Ende vom Nektar des ewigen Vergessens trinken. Bei ihm wird es nicht anders sein.“, der Elfenkönig lächelte seine Tochter an. „Er wird zögern, Bedenkzeit wollen, hadern, uns für einige Nächte nicht mehr besuchen aber am Ende…“ Die Elfenprinzessin erwiderte das Lächeln. Sie hob ihren Kopf und betrachtete den Glaskelch aus reinstem Kristall. Von der roten Flüssigkeit schien ein pulsierendes Vibrieren auszugehen und ein träumerisch-begeisterter Ausdruck trat in ihre Augen. „Er wird mein sein, mein Diener, mein Spielzeug und das so lange bis seine Lebenszeit aufgebraucht ist und er wird äußerlich nicht mehr altern, denn der Nektar lässt den Körper auch dies vergessen.“   Jeder Elf wusste um das Begehren der Elfenprinzessin, sie wollte den Uchiha-König. Ihr Elfenherz war für ihn entflammt als sie ihn das erste Mal auf der Jagd nach einem kapitalen Hirsch gesehen hatte. Seit jenem Tag setzte sie alles daran ihn in den verschiedensten Gestalten zu bezirzen aber trotz all ihrer Bemühungen blieb er standhaft, denn sein Herz, das sie für sich haben wollte, war nicht mehr frei. Von dieser Erkenntnis schwer getroffen, verfluchte sie die Person, die seine gesamte Aufmerksamkeit besaß. Welch ein Glück war es dann gewesen als der junge König dem lockenden Ruf ihres Vaters Folge geleistet hatte, da ihm der Verlust dieser geliebten und jetzt verfluchten Person unendlich quälte und er diese Qualen vergessen wollte.     Rosa sah sich im Raum um. Dieser Spieleabend war typische Ino. Jede Kerze, die im Schloss entbehrlich war, schien in dem Zimmer zu sein, damit sie mit den anderen um die Wette abbrennen durfte. Der goldene Schimmer des Kerzenlichtes wurde von den raumhohen Wandspiegeln zurückgeworfen, wodurch das Zimmer noch mehr an Helligkeit gewann. Neben dem Fortepiano waren auf vielen runden Tischen kleine Köstlichkeiten angerichtet und rundherum jede Menge alkoholhaltige Getränke. Auf silbernen Tellern stapelten sich die Petit Fours und Macarons in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Für das deftige Wohl gab es kalten Aufschnitt von jungen Lämmern und Rindern und damit der Gaumen auch etwas Andersartiges bekam, befanden sich auch fremdländische Köstlichkeiten wie runde Ananasscheiben, halbierte Maracujas und Kiwis darunter. Es war auch ein Teller dabei, allein für den Uchiha-König, auf dem Tomaten in den verschiedensten Farben und Größen lagen.                                                                                              „Weißt du wie man dieses Kartenspiel spielt?“, Ino sah Rosa abwartend an. Natürlich wusste Rosa wie das Spiel funktionierte aber als angeblich einfaches Mädchen vom Volk, sollte es ihr nicht bekannt sein. Sie verneinte und ließ es sich erklären. In Gedanken schweifte sie zu den vielen Spieleabenden ab, bevor sie und Lilac verflucht wurden. Die schlechtesten Spieler waren dabei immer Naruto und der junge Fürstensohn Inuzuka Kiba gewesen, während sie stets zu den Gewinnern gezählt hatte. Jetzt musste sie sich aber zurückhalten und mögliche Gewinne als Anfängerglück verkaufen. Rosa war so in Gedanken vertieft, dass sie die Ankunft von Naruto nicht mitbekam. Entsprechend erschrocken blickte sie beim Klang seiner Stimme auf. „Du hast deine Zofe als Mitspielerin mitgebracht?“, dabei ließ er sich ohne Umschweife direkt gegenüber von Ino nieder. „Und? Dein Mitbringsel ist dein Kammerdiener.“, erwiderte sie spitz und zog dabei eine Augenbraue hoch. „Er beherrscht dafür das Spiel.“, entgegnete Naruto und sah kurz zu Rosa, die von Ino eben noch den Ablauf erklärt bekommen hatte. „Das stimmt.“, die Stimme kam vom Eingang und alle Blicke wandten sich Sasuke zu, hinter dem die beiden Flügeltüren von einem Diener geschlossen wurden. „Und er beherrscht es besser als du. Ist aber clever genug, dir das nicht zu zeigen.“ Rosa versteifte sich als Sasuke an den Tisch herantrat und ebenfalls seinen Platz einnahm, gleichzeitig wanderte Narutos Unterlippe schmollend nach vorne, während der Kammerdiener den Kopf sinken ließ und dafür die Schultern nach oben zog. „Das musst du mir nicht auf die Nase binden.“, nuschelte Naruto. Er wusste, dass er schlecht, sogar sehr schlecht war. Es aber so vorgesetzt zu bekommen, kratzte am Selbstwertgefühl von dem er zum Glück eine ganze Menge besaß. „Nun gut.“, rief Ino vergnügt aus, um das kleine Gezänk zu beenden, „Spielen wir.“     Nur mit einem Weidekorb ausgestatten und einer altersschwachen Laterne, in der ein Talkklumpen brannte, statt einer Wachskerze, begab sich Lilac am frühen Morgen, noch bevor die Sonne aufging in den Wald, damit niemand sie beim Sammeln der Walnüsse für Rosa bemerkte. Einer der Küchenjungen hatte ihr am Vorabend von den Zinnen aus den besten Platz dafür gezeigt. Auf seine Frage, wofür sie all die Nüsse brauchte, war ihr nichts Besseres eingefallen als schüchtern und stumm zu Lächeln. Eine sehr peinliche Angelegenheit. Mit Sicherheit hätte Rosa eine pfiffige Antwort gehabt. Lilac hatte den halben Korb schon gefüllt als sie ein Rascheln von Laub in ihrer Nähe wahrnahm. Sofort hörte sie mit dem Sammeln auf und suchte hinter dem nächsten Baumstamm Deckung. Die Laterne bedeckte sie mit ihrem Schultertuch. Im Schutze der fast vergangenen Nacht und des vom Mond noch verursachten Schattens spähte Lilac in die Richtung, aus der das Rascheln gekommen war. Ihr Herz hämmerte wie wild. Sie flehte stumm, es möge nur ein Reh und nichts Schlimmeres sein. Ihre Augen weiteten sich als sie jemanden hinter den Büschen hervortreten sah. Rasch verdeckte sie ihren Mund mit der Hand, damit auch ja kein Geräusch zu hören war, denn sie erkannte die Gestalt. Es war der König, es war Uchiha Sasuke, der gerade mal drei Meter von ihr entfernt, scheinbar einem Pfad folgte, den nur er sah. Aus Angst, er würde sie womöglich bemerken, stellte sie sich noch näher an den Baum heran, um im Schatten vollkommen unterzugehen. Dabei trat sie auf einen dünnen Ast, der in ihren Ohren wie ein Donnerschlag zerknackte. Panisch wandte sie sich dem König zu, um … um … ja, was sollte sie eigentlich tun, wenn er sie sah und noch während sie fieberhaft darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass Sasuke dem Geräusch keinerlei Beachtung schenkte. Er war kaum in den Schatten der umstehenden Bäume entschwunden, da fingen die Fragen in ihrem Kopf zu rotieren an. Was machte der König so früh am Morgen im Wald? Von wo kehrte er zurück? – Schließlich ging er ja auf das Schloss zu und nicht von ihm weg. Warum hatte er sie nicht bemerkt? Und … hatte er nicht beim Kartenspielen sein sollen?     Die Sonne hatte erst zur Hälfte ihren Aufgang geschafft als Rosa in die kleine Kammer eintrat, die sie sich mit Lilac teilte. Sie fühlte sich erschöpft und vor allem müde, doch glücklicherweise war sie dem vielen Alkohol, der im Raum gestanden hatte, entkommen – Dank Sasukes Befehl, denn der König hielt nichts von einer beschwipsten Dienerschaft, was zur einer kurzzeitigen Stimmungsschwankung der Silbernen geführt hatte aber irgendwer musste ja einen klaren Kopf behalten. Dennoch schmerzten Rosa sowohl die Augen als auch der Kopf. Mit einem leisen Brummen ließ sie sich auf der Bettkante nieder, dabei fiel ihr Blick auf den Korb mit Nüssen, der am Fußende stand. Dankbar wandte sie sich Lilac zu, die am kleinen Frisiertisch saß und sie anstarrte. Sofort verschwand Rosas Lächeln. Trotz der Müdigkeit stand sie wieder auf und ging zu Lilac hinüber. Sie hockte sich neben ihre Freundin und ihre Stimme war nur ein Hauch als sie fragte, was passiert sei. Gleichzeitig malte sich Rosa die schrecklichsten Dinge in ihrem Kopf aus. Zögerlich drehte Lilac ihren Kopf in Rosas Richtung, dabei kaute sie auf der Unterlippe. Ihr Mund zuckte aber es kam kein Ton heraus als ob sie nicht recht wusste, wie sie anfangen sollte. Bevor ihr Rosa aber ein aufmunterndes Wort entgegenbringen konnte, brach es aus Lilac heraus. „Wie lange war Sasuke bei euch am Spieltisch?“ Rosa stutzte. Verwundert über so eine Frage zog sie die Augenbrauen zusammen, gab aber die Antwort. „Als er sich erhob und den Raum verließ war es genau um Mitternacht. Ich kann mich daran erinnern, da ich direkt gegenüber von der Pendeluhr gesessen habe. Aber warum fragst du?“ „Und er ist nicht wiedergekommen?“ „Nein, ist er nicht. Ihm ging es nicht gut.“, erklärte Rosa. „Ino hat nach ihm geschickt aber der Diener brachte nur die Antwort, der König leide an starken Kopfschmerzen und sei daher nicht mehr in der Lage weiterzuspielen. Naruto hielt dies für eine üble Ausrede und ging nach einer halben Stunde selber los, um nach Sasuke zu schauen. Er kam jedoch rasch wieder und erklärte falsch gelegen zu haben.“ „Und dir kam das nicht merkwürdig vor? Ich meine, wann hatte Sasuke jemals Kopfschmerzen?“, entgegnet Lilac. Obwohl Rosa das Thema merkwürdig fand, stellte sie keine weiteren Gegenfragen. Unter dem forschenden und abwartenden Blick ihrer Freundin fühlte sie sich ein wenig unwohl und senkte den Kopf. Sie brauchte einen Moment, bevor sie ihn wieder hob. „Er hat es nie gezeigt, wenn er welche gehabt hat. Beziehungsweise, er hat es schon gezeigt, aber ihr habt es nicht als das wahrgenommen.“ „Heißt das, wenn Sasuke grantig war, litt er unter Kopfschmerzen?“ „Nein.“, lachte Rosa und auf ihren Wangen erschien ein rötlicher Schimmer. „Dann müsste er ja fast immer welche haben.“, flüsterte sie und räusperte sich. „Sobald er seinen Kopf bei mir auf den Schoß legte, hatte er Kopfschmerzen und war davon überzeugt, so Linderung zu erfahren.“ „Meinst du nicht, er hat einfach die Lage ausgenutzt?“, entgegnete Lilac. „Ich mein…“ Rosa unterbrach sie. „Du glaubst, er hat nur so getan und in Wirklichkeit wollte er einfach seinen Kopf in meinen Schoss betten?“ „Ja.“ Ein Kichern kam von Rosa und sie sah Lilac amüsiert an. „Erinnere dich. Wann hat Sasuke jemals Zärtlichkeiten mit mir in der Öffentlichkeit ausgetauscht? Ein Kuss auf die Stirn war das Höchste der Gefühle und auch nur, weil es das rein formelle Zeichen für unsere Verlobung gewesen ist. Ansonsten gab es nur den Handkuss. Außerdem … wann kam es denn vor, dass er Kopfschmerzen hatte? Meistens bei den Spieleabenden.“ Der Blick ihrer Freundin klärte sich und die Erinnerungen an die von Rosa erwähnte Begebenheit schienen emporzusteigen. „Stimmt. – Hat es denn geholfen?“ „Wie gesagt, laut ihm, ja.“ Bevor die Erinnerungen an die vergangenen und glücklichen Tage beide Frauen abschweifen ließen, wollte Rosa aber wissen, weshalb Lilac sich nach Sasukes Verbleib während des Spiels erkundigte und diese erzählte daraufhin vom Geschehen im Wald. „Und du bist dir ganz sicher, dass er es war?“, hakte Rosa nach. „Ja.“, erwiderte Lilac mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht. „Und er schien wie in einer Art Traumzustand zu sein, weil er nicht auf das Knacken reagierte als ich den Ast zertrat. Jeder andere hätte sich doch umgedreht.“ „Vielleicht“, fing Rosa an. „Vielleicht hat er es auch für ein Tier gehalten.“ Lilac war jedoch der Ansicht, dies sei nicht der Fall. „Welches Tier ist in der Nacht oder am frühen Morgen so unachtsam und zerbricht Äste?“ Auch wieder wahr und dann sprach Lilac ihren Verdacht aus, welcher ihr seit der Rückkehr aus dem Wald im Kopf umherspukte. „Ich glaube, er wurde auch verflucht. Zumindest zeitlich oder so lange er sich im Wald befindet, sonst hätte er den Lärm wahrgenommen.“   [End. Kapitel 5.] Kapitel 6: ----------- Der Abend kam übers Land. Rosa drehte ihren geflochtenen Zopf am Hinterkopf zusammen und steckte ihn zum Dutt fest, bevor sie die Haube aufsetzte. Ihre Haare erstrahlten in einem frischen Braun und waren noch feucht vom Färbeprozess. Wegen ihrem nächtlichen Einsatz beim Kartenspiel, hatte sie von Lady Yamanaka den Tag freibekommen und die Zeit genutzt, dem verfluchten Grün Paroli zu bieten. Mit einem prüfenden Blick betrachtete Rosa ihre Frisur im Spiegel des Frisiertisches. Ja, so konnte sie wieder unter das Volk gehen und Lilac bei den abendlichen Aufgaben helfen. –     Ino waren Narutos ständige Blicke zu ihrer zweiten Zofe schon beim Lunch aufgefallen. Sie hatte es aber als unumgänglich hingenommen, schließlich gehörte ein Tausch der Zofen nicht zu den alltäglichen Gegebenheiten und Lilacs Gesichtsbedeckung forderte regelrecht dazu auf Aufmerksamkeit zu heischen, obwohl es sicherlich nicht im Interesse der jungen Frau lag, so tief wie sie den Kopf gesenkt hielt. Beim Dinner schien sich Naruto noch immer nicht an den Anblick der anderen Zofe gewöhnt zu haben. Sehr zu Inos Leidwesen, wo sie doch zumindest mit dem König des Südens ein mehr oder weniger produktives Gespräch hatte führen wollen, weil der hiesige Regent sich schon den gesamten Tag in Schweigen hüllte. Gereizt wegen der Situation fuhr sie Naruto an, wobei ihre Wortwahl sehr direkt war. „Hör endlich damit auf meine Zofe zu begaffen.“, sein darauf resultierendes „Häh?“, machte sie nur noch wütender. „Sag ruhig, wenn dir was nicht passt.“, zürnte sie. Erst da registrierte Naruto, was überhaupt gemeint war. Er lächelte Ino verlegen an.  „Alles in Ordnung. Hab keine Probleme“, sprudelte es aus ihm heraus. Um sich aus der Lage zu manövrieren, senkte er rasch den Blick auf seinen Teller und steckte sich überhastet eine heiße Kartoffel in den Mund, mit der Folge, dass er sich die Zunge verbrannte. Das Knollenstück landete wieder auf der Platte, während er seine Schmerzen bekundete aber nur die Dienerschaft, darunter Lilac, achtete darauf. Ino hatte sich derweil dem anderen König am Tisch zugewandt. Ihr war ebenfalls beim Lunch nicht verborgen geblieben, wie wenig Appetit Sasuke zu haben schien – seine Schweigsamkeit war für sie nichts Neues – und auch jetzt stocherte er nur in seinem Essen und pickte sich die vereinzelten Tomaten raus, die ihm der Koch stets untermischte, wenn das Gericht dafür geschaffen war. „Was ist los Sasuke, noch immer die Kopfschmerzen?“, besorgt sah sie ihn an als aber keine Reaktion von ihm kam, seufzte sie und fragte sich, in welchen Sphären seine Gedanken schon wieder hingen.   Sasuke schmeckte das Essen einfach fad. Selbst die Tomaten schienen ihr Aroma verloren zu haben. Während des Disputs zwischen Ino und Naruto hatte er für einen kurzen Moment Lilac angesehen, sich aber nicht weiter für sie interessiert. Sein Geist hing noch bei der gestrigen Nacht fest, denn im Verlauf des Spiels waren Worte in einer Art und Weise gesprochen worden, die ihn an sie erinnerten. Er hatte sofort den Blick von seinen Karten abgewandt und erst in Richtung der Tür und dann in die Runde geschaut, während sein Herz schneller schlug, nur um enttäuscht feststellen zu müssen, dass es anscheinend ein Hirngespinst gewesen sein musste – bis er bemerkte, dass die Worte von Inos Zofe Rosa gekommen waren. Ab diesem Zeitpunkt hatte er erst unbewusst jedem Wort der Zofe gelauscht und später mit gespitzten Ohren, um festzustellen, ob sie wie Sakura klang. Gleichzeitig schimpfte er sich selber einen Narren. Womöglich kam die Frau aus einer Gegend, die nah an dem Reich der Hyuuga und dem Fürstentum der Harunos lag und dennoch … hin und wieder waren Sätze oder auch nur Wortfetzen gefallen, die sein Herz schmerzhaft zusammenziehen und jedes Mal Sakuras Bildnis vor seinem inneren Auge aufflammen ließen. Er war so konzentriert gewesen, dass er davon Kopfschmerzen bekam, die am Ende, durch den Versuch Erinnerungen und Realität miteinander zu vergleichen, eine Heftigkeit besaßen, die ihm das Weiterspielen unmöglich machten. Sasukes Plan war es gewesen, die Schmerzen im Dunkeln des Gemaches auszusitzen aber Narutos Neugier hatte ihn dermaßen aufgewühlt, dass er trotz der späten Stunde das Elfenreich besuchte, damit er sein Seelenheil fand. Dieses Mal jedoch vergebens. Die kurzweilige Zerstreuung blieb obgleich himmlischer Gesänge und des erinnerungsraubenden Feenweins aus. Nichts davon half und zum ersten Mal, seit er die Welt des Elfenkönigs betreten hatte, war er mit schweren Herzen wieder gegangen.     Sasuke starrte auf sein Essen ohne es wirklich zu sehen. Er grübelte darüber nach, warum ihn die Worte so aufwühlten. Nur wegen dem Klang und der Art der Aussprache? Das konnte es doch nicht sein. Wie oft hatte er in den vergangenen Monaten mit Abgesandten aus der Gegend des Fürstentums Haruno gesprochen, darunter auch mit den Damen der angereisten Männer und er hatte nie mit solch einer Intensität an Sakura denken müssen, wie in der vergangenen Nacht. Es ließ ihm einfach keine Ruhe und verdarb ihm sogar die Tomaten. Aus einem Reflex heraus wollte er schon an die Stelle greifen, wo er ein kleines Amulett auf seiner Brust liegen spürte. Im letzten Moment konnte er sein Tun noch unterdrücken, weil er sich gewahr wurde, dass womöglich Inos als auch Narutos Augen auf ihn gerichtet sein konnten. Das Zucken seiner Hand kaschierte er gekonnt, indem er den Teller von sich schob und signalisierte, dass bei ihm abgeräumt werden konnte.   Das kleine Amulett zeigte in seinem Inneren ein Bildnis von Sakura, gemalt vom Hofmaler der Hyuugas. Zusammen mit einer passenden Kette war es ein Verlobungsgeschenk gewesen, dass er seitdem, selbst nachts, stets umgehabt hatte. Damit er aber dem verborgenen Volk regelmäßige Besuche abstatten konnte, musste er es ablegen, denn das edle Geschmeide bestand aus feinstem Silber. Ein Metall, das von den Elfen verabscheut wurde. Der Aufforderung, sich zeitweise von dem Amulett zu trennen, war Sasuke nur nachgekommen, weil ihm trotzdem noch ein weiteres Pfand von Sakura blieb. Die Verlobung mit ihr erlaubte es ihm eine Locke ihres Haares zu fordern, der sie nachgekommen war. Das Haar trug er nun in einer geheimen Kammer seines königlichen Siegelringes mit sich, der aus Gold war, was die Elfen so liebten, wie sie Silber hassten.   Die Erinnerung an das Geschmeide und die Locke versetzten Sasuke einen Stich ins Herz. Er drehte seinen Siegelring am Finger und betrachtete das Uchiha-Wappen. Mehr als einmal hatte er sich gefragt, ob es Wahnsinn von ihm war an der Liebe zu Sakura festzuhalten und somit das Reich einem anderen in die Hände zu geben, sollte sie nicht gefunden werden. Aber die Vorstellung eine andere Frau neben sich zu wissen, in allen Belangen, war für ihn unerträglich.  Sein Geist schweifte wieder ab und wie so oft schon, fragte er sich, ob sie überhaupt noch lebte und wenn ja, wo sie nur sein konnte. Die Tatsache, dass niemand etwas von ihr oder Hinata gesehen hatte, verwirrte ihn. Selbst wenn beide einem Verbrechen zum Opfer gefallen war – ein Szenario, dass er rasch verdrängte – so musste es Anhaltspunkte dazu geben. Aber ihr Verschwinden hatte einen so vollkommenen Charakter, dass er mehr als einmal „Wie vom Erdboden verschluckt.“, dachte.   „Sasuke?“, es war Inos Stimme. Er musste wohl den letzten Gedanken leise vor sich hingemurmelt haben. Als er aufsah traf er auf ihren fragenden Blick. „Geht es dir noch immer nicht besser?“ Sie spielte auf die Kopfschmerzen an und er bejahte. Es sei: „Nur das Kopfweh.“   [End. Kapitel 6.] Kapitel 7: ----------- Die letzten Herbststürme fegten über das Land und rissen den Bäumen endgültig alle Blätter vom einstigen Kronendach, sodass nur noch die kahlen Äste emporzeigten. Hier und da sah man die Schatten und schemenhafte Silhouetten einiger Naturgeister hastig das Laub zusammenklauben, um ihre floralen Schützlinge gegen die eisigen Finger des Frostes zu schützen. Die Pilzkinder zogen ihre Hüte tief in ihre flachen Gesichter und schmiegten sich in die Kuhlen der Eichenbaumwurzeln, die über die Erde herausragten. In den zugigen Nächten bemühte sich die Dienerschaft um prasselnde Kamine. Fenster und Türen waren nun stets von dichten Vorhängen verdeckt, damit ein Auskühlen durch Ritzen und Fugen verhindert wurde. Mit der eisigen Kälte des anstehenden Winters drängte sich auch ein Gerücht durch die Gänge des Schlosses und seit Lilac davon wusste, konnte sie kaum noch ruhig schlafen. Nur das fortwährende gute Zureden ihrer Freundin brachte ihr teilweise die nächtliche Erholung.   „Er wird wiederkommen und dann wird sich alles als ein großer Irrtum rausstellen.“, beharrte Rosa. Sie hatte ihre Freundin schon eine Weile an diesem Morgen dabei beobachtet, wie diese in Gedanken versunken zum Fenster hinausschaute, wo die ersten Schneeflocken des Winters fielen und manisch an den Fingernägeln kaute. Eine unschickliche Art, um Stress abzubauen, empfand Rosa. Wenn sie eines von ihrer Mutter und all den Anstandsdamen gelernt hatte, dann, dass eine Frau egal aus welchem Stand immer anständige Nägel besitzen sollte. Sie konnten schmutzig und kurz von der Arbeit sein aber sollten niemals von Zähnen drangsaliert werden. Rosa glaubte, Lilac hätte sie nicht gehört und sie wollte ihren Satz schon wiederholen als ihre Freundin die Hand sinken ließ und den Blick vom Fenster abwandte. In Lilacs Stimme klang Verbitterung mit als sie für ihre Verhältnisse barsch: „Was, wenn nicht?“, erwiderte. Im gleichen Moment hielt sie sich aber auch schon die Hand vor dem Mund. Ihre eigene Reaktion hatte sie entsetzt und erschrocken darüber flehte ihr Blick in Richtung Rosa um Vergebung. „Ich … Rosa … ich, also.“, stammelte Lilac aber Rosa unterbrach sie. „Schon gut.“, ihre Freundin lächelte aufmunternd. „An deiner Stelle hätte ich sicherlich noch schlimmer reagiert.“ Lilac dankte Rosa für ihr Verständnis. Sie würde noch wahnsinnig werden, wenn sie nicht bald herausfand, ob das Gerücht denn nun stimmt oder nicht. Rosas Stimme ließ sie aufblicken. „Ich weiß, du machst dir Gedanken aber bei aller Liebe, wir sind Zofen und haben jetzt Pflichten zu erfüllen, die wir nicht vernachlässigen sollten.“, damit hob sie den Saum des Kleides an, den sie gerade mit Nadel und Faden reparierte. „Und mit den Küchenmägden will ich nicht mehr tauschen wollen.“ In der Küche heizte die Feuerstelle die Räumlichkeiten am Tag ordentlich ein aber in der Nacht, wenn die Flamme niedrig gehalten wurde, kühlten die Nebenzimmer, die keinen eigenen Kamin besaßen, rasch ab und das morgentliche Aufstehen war jetzt immer mit einem Kälteschock verbunden, sobald der Körper den Weg aus dem Federbett fand. Die Kammer von Lilac und Rosa besaß hingegen einen kleinen Ofen, der stets etwas Wärme abgab.     Das Gerücht im Schloss war wie ein Phantom. Niemand wusste wer zuerst davon erzählte aber nach nur zwei Tagen hatte es seinen Weg schon aus den Mauern herausgefunden und da konnte es nicht mehr lange dauern bis das ganze Land davon erfuhr. Der Schankwirt im Dorf, der es jedem seiner Kunden zusteckte, wusste es vom Schweinhirten, der es von einer Küchenmagd erzählt bekam, die es wiederrum vom Pagen hatte. Gegenüber dem Hofzeremonienmeister beteuerte der Page, er habe es von der Wache, die dies bestätigte aber behauptete ein Dienstmädchen hätte davon berichtet. Das besagte Dienstmädchen wurde gefunden, befragt und gab zur Antwort, sie habe es von der Zofe einer Dame, weil die Dame ihrer Zofe davon erzählte – die Dame selber, hatte das Dienstpersonal davon reden hören. Am Ende gab der Hofzeremonienmeister auf nach dem Ursprung zu suchen, das Gerücht war da schon in allen drei Königsländern bekannt.   Schuld an der Misere schien allein der König des Südens und sein Brief zu haben. Naruto war in der Hochphase des Herbstes in seine Heimat zurückgekehrt, um mal wieder nach dem Rechten zu schauen. Als die Zeit anbrach, wo seine Rückkehr in das Uchiha-Schloss erwartet wurde, kam statt seiner ein Brief von ihm an, indem stand, er müsse seinen Aufenthalt im Süden wegen unvorhergesehener Problemen verlängern und damit hatte das Gerücht seinen Nährboden gefunden. Es wurde vermutet, er halte nicht nur nach Recht und Ordnung Ausschau, sondern auch nach einer passenden Braut. Die Töchter von Grafen und Fürsten aller drei Königsländer putzten sich heraus, nachdem sie vom Gerücht erfuhren, um bei einer plötzlich eintreffenden Einladung zu einem Ball gewappnet mit den Füßen scharen zu können. Keine der noch zur Ehe verfügbaren Frauen verschwendete einen Gedanken an eine mögliche Vermählung mit dem Uchiha-König. Zu deutlich hatte er mehr als einmal gezeigt, dass er an einer Heirat kein Interesse besaß. Zumindest nicht mehr, seit die Auserwählte fluchtartig bei Nacht und Nebel getürmt war – das war zumindest die hartnäckige Nachrede, die sich hielt und von Müttern und Töchtern und manch einem ambitionierten Vater zusammengesponnen worden war, um eine plausible Erklärung zum Verschwinden der Haruno zu haben. Die Auffassung in vielen Adelshäusern war, die Frau habe eine Missbildung am Körper gehabt und sei von ihrer eigenen Familie in ein fernes Land, am anderen Ende der Welt gebracht worden. Schließlich waren diese rosa Haare, Fee hin oder her, schon eine Zumutung gewesen und da konnte es leicht sein, dass die Fee ihr im Überschwang womöglich fünf Bauchnabel oder die Beinbehaarung eines Bärs mitgegeben hatte. Welch eine Schmach wäre daraus geboren worden, wenn der Bräutigam die Hochzeit wegen dieser Missbildung am Ende annulliert hätte und deshalb habe die Familie der zukünftigen Braut keine andere Möglichkeit gesehen als sie verschwinden zu lassen. Freunde und Bekannte der Harunos wetterten ungehört gegen die Lügen an. Das für Hinatas ebenso plötzliches Entrücken kein solches Gerücht existierte, lag einerseits daran, dass sich heiratsfähige Männer meist nichts aus verschwundenen Frauen machten, für die sich nicht interessierten und andererseits sie die Tochter eines Königs war und wer würde sich schon mit einer Königsfamilie anlegen.     Der Brief landete mit einer eleganten Handbewegung im Feuer, während Ino ein lautes und frustrierendes „Argh!“, von sich gab. „Diese Impertinenz.“, fauchte sie und zerriss zusätzlich das Kuvert. Sasuke bedachte erst das brennende Papier mit einer hochgezogenen Augenbraue und dann Ino. Um in Erfahrung zu bringen, was sie so in Rage versetzte, brauchte es von ihm nur ein gebrummtes: „Hm?“. „Schon wieder.“, empörte sich Ino und sah in seine Richtung. „Das war wieder einer dieser unmöglichen Briefe. Dieses Mal von der Tohto-Witwe mit ihren entsetzlichen fünf Töchtern. Auch sie fragt, ob es denn stimme, dass Naruto eine Braut suche.“ Sasuke konnte die Empörung einigermaßen nachvollziehen. Auch ihn würde es nerven, ständig mit solchen banalen Fragen belästigt zu werden, die eigentlich im Aufgabenfeld von Narutos Hofzeremonienmeister lag. „Will nur wissen, wer diese Falschmeldung in die Welt gesetzt hat. – Naruto und Brautsuche. Pah! Eher würde die Hölle zufrieren als das er von seinem Standpunkt, die Eine oder Keine abtritt.“, sie sah Sasuke entrüstet an. „In der Hinsicht ist er genauso dickköpfig wie du.“ Recht hatte er, dachte Sasuke bei sich und konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken zu ihr abschweiften. Sie oder Keine.   „Ist das eine neue Marotte?“ Zuerst fühlte Sasuke sich nicht angesprochen, bis Ino energisch seinen Namen ausrief und nicht sehr damenhaft mit den Fingern schnipste. Er blinzelte. „Bitte?“ „Ist das eine neue Marotte von dir?“, wiederholte Ino ihre Frage und deutete auf seine Hände. Verwundert blickte Sasuke an sich herunter und erkannte, was sei meinte. Er spielte mal wieder mit dem Siegelring an seinem Finger, wie schon die ganzen Tage zuvor. Seit dem Spieleabend fing er ständig an den Ring zu drehen. Stets wenn sein Geist in eine bestimmte Richtung abschweifte, lenkte er sich damit ab und anscheinend tat er dies auch schon unbewusst. Sasuke erwiderte Inos Blick. „Steht irgendwo geschrieben, dass ein König das nicht darf?“ „Das nicht.“, entgegnete sie. „Aber du solltest es nicht in den Ratssitzungen machen. Es könnte den Anschein erwecken, du seist gelangweilt oder mit den Gedanken ganz woanders.“ Die ganze Mimik von Sasuke zeigte einen spöttischen Ausdruck. „Hn.“ „Sasuke,“, Ino klang erbost. Sie setzte sich im Kanapee aufrechter hin und sah ihn strafend an. Er entgegnete: „Diese Ratssitzungen sind langweilig und ich halte damit nicht hinterm Berg.“ „Sie sind aber wichtig. Woher willst du wissen, was das Volk denkt oder was es braucht?“ „Sicherlich nicht dadurch, dass ich alten, weisen…“, hier zeigte er eine abwertende Handbewegung, „… Ratsherren dabei zuhöre, wie sie sich über den Vorwitz der Bauern echauffieren und jammern ihr eines Dutzend Räumlichkeiten seien im Winter zu kalt. – Außerdem liegen sie mir mit den Steuereinnahmen für die Krone in den Ohren. Sie seien zu niedrig und ich solle endlich dem geplanten Gesetz zustimmen, die Zwerge an der Steuer zu beteiligen.“ Es kam nicht oft vor, dass Sasuke so viel am Stück redete und auch noch aus dem Nähkästchen plauderte. Interessiert horchte Ino auf. „Sie wollen die Steuern erhöhen und habe einen Antrag gestellt, um die Zwerge …“, fassungslos schüttelte sie den Kopf. Mit zur Hilfenahme der Finger zählte sie die Gründe gegen eine Steuererhöhung auf und verwies darauf, welche Probleme es mit sich brachte, wenn der Befehl ergehen würde, den Zwergen eine Steuer aufzulasten und mit Sicherheit hätte Ino so weitergemacht, wäre sie von Sasuke nicht unterbrochen worden. „Mir brauchst du das nicht zu erzählen.“, brummte er und konnte nicht verstehen, weshalb sie mit Lächeln anfing. „Lade mich doch einfach in die nächste Ratssitzung ein, dann kann ich es den richtigen Leuten sagen.“ Sasuke schloss die Augen und stützte seinen Kopf mit dem Arm, die Hand der Stirn, auf der Lehne ab. Er seufzte und hörte sie sagen: „Ich finde, wir Frauen haben in dem ganzen Regierungssystem viel zu wenig Mitspracherecht. Schau dir die Fürsten- oder auch Grafenfamilien an, den Titel bekommen die Söhne vererbt, während uns nur ein kleines Palais und etwas Geld bleibt, wenn überhaupt. Schließlich ist das Einzige was von uns Frauen verlangt wird, eine gute Partie zu machen. – Natürlich gibt es auch Ausnahmen, allen voran das Königshaus Uzuumaki mit Narutos Mutter, der verstorbenen Königin Kushina, aber der Süden ist in solchen Belangen schon immer fortschrittlicher gewesen. – Meine Mutter sagt immer: Ino, in deinem Leben wird es darauf ankommen, welche Partie du machst. …“, erneut unterbrach Sasuke sie in ihrem Redeschwall. „Nicht du auch noch.“, seufzte er genervt. Zu sehr fühlte er sich in diesem Moment wieder an Sakura erinnert. Mehr als einmal hatte sie ihm von ihren Ideen erzählt, die den gleichen revolutionären, fast aufrührerischen Charakter besaßen wie eben Inos Einfall und er war ihrer Anstandsdame sehr dankbar gewesen, dass diese mit ihren Antworten jedes Mal einen Riegel vorgeschoben hatte, bevor er sich dazu genötigt sah seine Meinung dazu zu äußern.     „Und du bist dir ganz sicher?“, Lilac konnte es noch nicht richtig glauben. Rosa lächelte. „Ja, ich bin mir ganz sicher. Ich weiß es schließlich von Sasukes Kammerdiener und der Mann lügt nie und spricht erst über solche Themen, wenn sie wirklich gewiss sind. Außerdem habe ich Ino heute beim Lunch mit so einem Brief gesehen und da hat sie sich auch schon aufgeregt. Ich wusste da aber nicht, was der prekäre Inhalt gewesen ist. Erst durch den Kammerdiener bin ich darauf gekommen.“ Die beiden Zofen aßen zu Abend und Rosa wischte sich das Fett des Hähnchens am Serviertuch ab. Nach jeder Mahlzeit durfte auch die Dienerschaft ihr Mahl zu sich nehmen. Ein beieinander sitzen während des Essen kam nicht oft vor aber da Ino bisher noch keine von beiden gerufen hatte, nutzten sie die Möglichkeit. Rosa kam das sehr zu pass, so konnte sie ihrer Freundin mitteilen, dass das Gerücht nur ein solches war. Das Schlagen der Turmglocke kündigte den Wechsel des Abends zur Nacht an. Rosa reinigte sich die Hände noch einmal gründlich am Tuch, dann stand sie rasch auf. „Ich muss mich beeilen.“, erklärte sie Lilac. „Wenn ich den Schlafmohn rechtzeitig fertig haben will.“ „Warum nimmt Ino eigentlich Schlafmohn zu sich? Sonst hatte sie doch auch nie Probleme beim Einschlafen.“, Lilac klang besorgt und Rosa schmunzelte. „Ich nehme an und das ist jetzt die reine Spekulation, dass ihr das Gerücht auch zu schaffen macht.“ „Warum das denn?“ Auf Rosas Gesicht erschien ein verschmitztes Lächeln. „Du warst heute noch nicht in ihrem Salon, oder?“ Lilac verneinte und bekam daraufhin erklärt: „Auf Inos Sekretär stapeln sich schon die Briefe und es sind alles Anfragen, ob das Gerücht auch wahr sei.“ „Wie kommst du darauf, dass das der Inhalt der Briefe ist?“ „Ich hatte die Möglichkeit einen Blick auf die Absender zu werfen. Die Briefe stammen alle von den Adelshäusern mit Töchtern im heiratsfähigen Alter.“ „Ouh.“, entkam es Lilac. „Aber ich verstehe trotzdem nicht, warum Ino deswegen nicht mehr richtig schlafen kann.“ Rosas Hand lag schon auf der Türklinke. „Nun ja, wenn ich die Arbeit eines anderen machen müsste, würde ich mich auch aufregen. Schließlich ist es die Aufgabe von Narutos Hofzeremonienmeisters sich um solche Belange zu kümmern aber die Briefe gehen merkwürdigerweise nicht an ihn, sondern an Ino und du kennst sie doch, wenn etwas nicht nach Protokoll läuft, kann sie das leicht in Rage bringen. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie da um ihren Schlaf gebracht wird, weil sie in Gedanken ständig gegen die Impertinenz der Absender wütet.“, nach diesen Worten verließ sie die Kammer.     Vorsichtig trug Rosa das Tablett mit der Kanne warmer Milch, dem Schlafmohndöschen und einem Tiegel Honig zu den Räumlichkeiten der Silbernen. Glücklicherweise war die Milch von einer der Küchenfrauen schon auf dem Ofen warmgestellt worden, so dass Rosa sie nur noch in die ebenfalls angewärmte Kanne hatte gießen brauchte. Die Zutaten würde sie wie am vorangegangen Abend vor den Augen Lady Yamanakas mischen. Sie hätte es auch in der Küche tun können aber aus eigener Erfahrung wusste sie, Menschen tranken etwas viel eher, wenn sie sahen wie es gemacht wurde als wenn sie es einfach vorgesetzt bekamen. Auf das Klopfen des vor der Tür positionierten Dieners ertönte ein „Herein“, doch als Rosa den Salon betrat, blieb ihr fast das Herz stehen. Nur wenige Schritte von ihr entfernt stand Sasuke. Sofort senkte sie ihren Kopf, um die verräterische Röte auf ihren Wangen zu verbergen, die sie durch das plötzliche Aufeinandertreffen nicht mehr unter Kontrolle bringen konnte. Gleichzeitig spürte sie wie ihr Herz doppelte so schnell weiterschlug und kleine Überschläge vollführte. Ihr Verstand beschimpfte sie als Närrin. Nur weil sie ihn jetzt so unverhofft antraf, musste sie ja nicht gleich die Fassung verlieren. Rasch kam sie der Ehrenbezeugung nach und stellte das Tablett auf einen der kleinen Tische ab, was ihr die Gelegenheit gab Sasuke für einen kurzen Moment den Rücken zuzudrehen und so ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Rosa war wütend auf sich selbst, während der Mahlzeiten konnte sie sich doch auch beherrschen.   „Tee für die Nacht?“, Sasuke ließ seinen Blick über das Tablett und die silbernen Gefäße schweifen. Er hob aber erstaunt den Kopf als Ino ihm erklärte, dass es sich nicht um Tee handele. „Das ist Milch.“ „Milch?“, wiederholte er und in seiner Stimme schwang Unglaube mit, obgleich ihm äußerlich nichts anzusehen war. „Ja, Milch mit Schlafmohn und Honig.“, erwiderte Ino. Nebenbei gab sie Rosa das Zeichen, das Gemisch zuzubereiten und fügte an Sasuke gewandt an: „Sonst bekomme ich kein Auge zu. Hab es gestern zum ersten Mal getrunken und kann es nur empfehlen. Heute Morgen habe ich mich sehr erfrischt und erholt gefühlt.“ Anscheinend spiegelte sich Sasuke Verwunderung über die Einnahme des Getränks in seinen Augen wider, denn Ino begründete ihr Tun mit einem vorangestellten Seufzer. „Es ist nur wegen diesem Gerücht.“, und ihr Blick wanderte zum Sekretär am Fenster, wo sich die Briefe türmten. „Es würde mich ja gar nicht so mitnehmen, wenn die Dummköpfe nicht mich, sondern Narutos Hofzeremonienmeister anschreiben würden. Jetzt ist es in meine Aufgabe jeden einzelnen Brief zu beantworten.“   Ino wandte ihre Aufmerksamkeit Rosa zu und beobachtete sie dabei, wie diese eine gewisse Menge des Schlafmohns in eine Tasse gab und die warme Milch darüber goss. Sasuke folgte ihrem Blick und fühlte sich irgendwie fehl am Platz. Er wollte sich zum Gehen anschicken aber bei Rosas Anblick und Tun, mit welcher Hingabe sie den Honig unter das Milch-Schlafmohn-Gemisch rührte, ließen ihn innehalten. In seinem Inneren rührte sich etwas. Sein Geist zerrte an Erinnerungen, die er nach Sakuras Verschwinden verschlossen in der hintersten Ecke seines Daseins verborgen hielt. Er konnte es sich einfach nicht erklären aber schon wieder fühlte er sich durch Inos Zofe an Sakura erinnert. – Sakura hatte ihm immer Rosenblütentee zubereitet und ihre Art den Tee anzurichten, hinterließ bei ihm eine beruhigende Wirkung, die er auch jetzt empfand, während er Rosa zusah. Sasuke riss sich zusammen und straffte die Schulten. Er sah zu Ino und verabschiedete sich. „Dann will ich dich nicht länger stören. Ich hoffe es hilft.“, bevor er aber den Salon verlassen konnte, hörte er Ino hinterherrufen: „Und ob es hilft, oder siehst du unter meinen Augen irgendwelche Schatten?“ Ein „Hn.“, entkam ihm. Nach erst einmaliger Anwendung brauchte das nichts zu bedeuten.   [End. Kapitel 7.] Kapitel 8: ----------- Sasuke saß in seinem Arbeitszimmer und betrachtete den Ring, den er vom Elfenkönig bekommen hatte und der jetzt vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Er spürte die Macht, die von dem steinernen Kleinod ausging. Seine rechte Hand, auf die er eben noch sein Kinn gestützt hatte, ballte sich zur Faust. Der König haderte mit seinem Verlangen Ring und Mantel zu nehmen und wieder das Elfenreich aufzusuchen, denn die Wirkung des Feenweins war in den letzten Nächten nicht mehr die Gleiche gewesen. Er zog das Amulett an der Kette unter seiner Kleidung hervor und öffnete es. Der Maler war ein Meister seines Fachs und das durch und durch. Sakura wirkte auf dem kleinen Gemälde wie lebendig. Der Glanz ihrer grünen Augen war so lebensecht, dass es ihm für einen Moment den Atem verschlug. Auf Sasukes Gesicht zeigte sich ein schmales Lächeln und er glaubte sie Lachen zu hören. Das Schlagen der Standuhr ließ ihn aufblicken und die Zeiger zeigten ihm, dass es nur noch eine Stunde bis Mitternacht war. Der Ring auf seinem Tisch leuchtete in einem pulsierenden Rot auf und fesselte Sasukes Blick. Das Verlangen in ihm wurde immer größer. Er wischte seine Bedenken beiseite, klappte das Amulett zu und legte es in eine kleine silberne Schatulle, die mit Samt ausgekleidet war – dann nahm er den Ring an sich.   Das goldene Boot trug ihn wieder von seiner Welt in die des verborgenen Volkes, wo er schon mit himmlischen Gesängen begrüßt wurde. Goldene Lichter flimmerten vor seinen Augen und im Wasser tummelten sich schillernde Wesen, die stets seine Fahrt ab dem Tor begleiteten. Hier und da spritze Wasser auf und wenn er hinsah, glaubte er noch die hellen Spitzen einer silbernen Fischflosse zu erkennen. Wellen spiegelten blinkend das Licht einer Sonne wider, die er an diesem Himmel nie entdeckt hatte. Sasuke ging davon aus, die Helligkeit müsse magischen Ursprungs sein. Seine These stützte er mit der Beobachtung, dass er im Reich der Elfen nie seinen eigenen Schatten sah und der Tatsache, dass er das verborgene Volk nur nachts aufsuchte. Als das Ufer in Sichtweite kam, strahlte ihm ein glitzernder weißer Sand entgegen, der an einigen Stellen in den schönsten Regenborgenfarben glänzte. Das Boot legte sanft an einem Steg aus Perlmutt an und zu Sasukes Verwunderung wurde er dieses Mal, seit langer Zeit, vom Elfenkönig begrüßt und nicht von einem seiner Untertanen. „Eure Majestät.“, rief dieser und breitete die Arme aus. „Es freut mich, dass Euch Euer Weg wieder in unser Reich geführt hat.“ Sasuke nickte nur, denn die überschwängliche Freude erfüllte ihn mit Skepsis. Der Weg vom Steg zum Palais führte die beiden Könige über den Sand, der unter ihren Sohlen nicht knirschte, sondern einen sanften klirrenden Ton bildete und bei Sasuke den Eindruck entstehen ließ, dass das Geräusch zusammen mit den auflaufenden Wellen eine kleine Melodie erschuf. Er hätte mit dem Kopf geschüttelt, um sich von dieser Vorstellung zu befreien aber er befand sich im Reich der Elfen, wo die Magie stark war. Sie erreichten das Palais und im Thronsaal deutete der Elfenkönig auf den Kelch in der Mitte des Raumes und seine Stimme klang dabei fast feierlich. „Schaut, Eure Majestät. Es braucht nur noch wenige Tropfen bis das Gefäß gefüllt ist.“ Ah, dachte sich Sasuke, daher wehte der Wind. Schon einmal wurde er auf den Trank, der Nektar des ewigen Vergessens, aufmerksam gemacht. „Ich habe Euch meine Entscheidung doch schon mitgeteilt und ich bleibe dabei, der Feenwein reicht vollkommen aus.“, erwiderte Sasuke. Er wollte sich auf dem ihm angestammten Platz niederlassen, doch der Elfenkönig führte ihn nah an den Stalagmit heran, auf dem das Getränk stand. „Das weiß ich doch, Eure Majestät und ich akzeptiere Eure Entscheidung aber ich möchte nur nochmal darauf hinweisen, dass es ein noch stärkeren Trank als den Feenwein gibt – sollte dieser nicht mehr Euren Bedürfnissen entsprechen, dann ...“, der Elf ging um den Steinsockel herum und nun standen sich die beiden Könige gegenüber mit dem Stalagmit zwischen sich, „…ist Euch diese Option immer sicher.“ Sasuke blickte über den Kelch zu dem Elf, der seinen Aufmerksamkeit auf die rote Flüssigkeit gerichtet hielt. Es war nur ein kurzer Moment aber er glaubte in den Augen seines Gegenübers ein merkwürdiges Glimmen zu sehen und ein plötzliches Unbehagen erfasste ihn. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Er blinzelte und als er wieder hinsah, war der phosphoreszierende Schimmer verschwunden. Er nahm an einer Täuschung erlegen zu sein, jedoch bemerkte er das manische Lächeln im Gesicht des Elfenkönigs, welches nicht so schnell verschwand. Sasuke trat von dem Steinsockel weg. „Nun, der Kelch ist noch nicht gefüllt. Ihr habt selber gesagt, es braucht noch einige Tropfen.“ „Das stimmt.“, bestätigte der Elfenkönig. Auf seinem Gesicht war keine Spur mehr des zuvor gezeigten Lächelns zu sehen, dass in Sasuke diese Beklemmung hervorgerufen hatte. Im Gegenteil, der König des verborgenen Volkes gab sich nun wie immer und geleitete Sasuke zu seinem Platz. Dort stand schon der Feenwein und andere Köstlichkeiten aus dem Reich der Elfen. Das verborgene Volk sang und musizierte, spielte und lachte für ihn, damit sein Herz einige Stunden lang ein wenig leichter schlug und sein Geist frei von schwermütigen Gedanken sein konnte.     „Er war nicht mehr da?“, Lilac sah ihre Freundin aufmerksam an, so gut, wie dies in der Dunkelheit der Kammer ging. Rosa nickte bis ihr einfiel, dass es womöglich nicht zu erkennen war. „Ganz genau.“, fügte sie rasch an. „Aber es war auch schon sehr spät als es dem Kammerdiener einfiel, Sasuke ebenfalls vom Schlafmohn probieren zu lassen.“ „Meinst du, er hätte es überhaupt getrunken?“, beiden Frauen kannten Sasukes Eigenart, was fremde und neuartige Speisen und Getränke anging.   „Ich weiß es nicht. Vielleicht ja, weil Ino es auch zu sich nimmt.“, murmelte Rosa und zuckte einmal stark mit den Schultern. „Auf jeden Fall will der Kammerdiener ihm morgen den Vorschlag zum Schlafmohn unterbreiten. Er hofft auf Inos Unterstützung und dann werde ich ja sehen, ob er es trinkt.“ In ihrem Leben vor der Verfluchung hätte sie es auch ohne den Verweis auf jemanden anderen aus dem Bekanntenkreis geschafft, ihm das Neuartige schmackhaft zu machen aber als Zofe sah sie keine Chance, wenn sie nicht indiskret werden und alles bisher erreichte aufs Spiel setzen wollte. „Und wir werden sehen, ob es was bringt“, ergänzte Lilac, die dem Schlafmohn kritisch gegenüberstand. Als Kind hatte sie gehört, wie Menschen süchtig davon werden konnten und hatte sich, wenn auch nur zögerlich, geweigert Rosas Angebot anzunehmen, auch den Trank wegen dem Gerücht zubereitet zu bekommen, damit sie einen ruhigeren Schlaf bekam. Jetzt, wo sie wusste, dass Narutos Brautsuche nur Gerede war, brauchte sie es sowieso nicht mehr.     „Nicht du auch noch.“, knurrte Sasuke und warf Ino einen finsteren Blick beim Brunch zu. Wegen ihm hatte Ino befohlen, das Frühstück auf den späten Vormittag zu verlegen und so war es zum Breakfast-Lunch, kurz Brunch geworden. Verwundert sah Ino zu Sasuke, der nach ihrer Frage: „Wer hat dich denn noch auf den Schlafmohn angesprochen?“, das Gesicht verzog. „Mein Kammerdiener. Heute Morgen beim Ankleiden.“, erwiderte er und spießte eine kleine Tomate auf, er hielt aber inne als er sie zu seinem Mund führen wollte. Auf Inos Gesicht hatte er ein verräterisches Zucken bemerkt. Wütend starrte er sie an, während er die Gabel zurücklegte. „Du hast ihn auf diese Idee gebracht, nicht wahr?“ Inos Stimme klang einige Oktaven zu hoch als sie ein erschrockenes: „Ich?“, ausrief. Sie räusperte sich und wollte in einer normalen Tonlage weitersprechen, da kam ihr aber Sasuke zuvor. „Leugne es nicht.“, ein starker autoritärer Groll schwang bei ihm mit, worauf sie die weißen Fahnen hisste. „Ertappt.“, entgegnete sie niedergeschlagen aber noch lange nicht kampflos, obwohl sie vorerst die Waffen streckte, was bei ihr aber nie lange anhielt. „Willst du es nicht wenigstens einmal ausprobieren? Oder hat dein Kammerdiener den Spiegel in deiner Ankleidekammer abbauen lassen … ich meine, du siehst grauenhaft aus.“, sie strich sich unter den Augen lang, womit sie bei ihm auf die Schatten anspielte. „Ino!“, es kam selten vor, dass Sasuke die Stimme in einem so bedrohlichen Maß erheben musste, wie gerade eben. Jedoch zerrte sie im Moment sehr an seinen Nerven. Mit einem Lächeln entgegen sie: „Ich meine ja nur.“ „Und dabei solltest du es auch belassen.“, knurrte er und stand auf. Der Diener konnte gar nicht so schnell die Tür aufziehen, wie Sasuke raus wollte. Weg von diesem Gespräch und dem Grund dafür. – In der letzten Nacht hatte der Feenwein kaum noch Wirkung gezeigt. Zudem konnten der Gesang und die Spiele der Elfen ihn nicht mehr von seinen Gedanken, die in quälten, wegreißen und obwohl er sich selbst geschworen hatte, nie auf das Angebot des Elfenkönigs bezüglich des roten Nektars einzugehen, war sein Blick sehr oft zu dem Kelch gewandert.   Sasukes Weg führte ihn nicht in seine Gemächer. Er wollte raus, weg von diesen schweren, steinernen Mauern, die alles Düster und Dunkel werden ließen, sobald es sich im Inneren der Burg befand. Auf dem Hof sah er die Gänsekinder Sand streuen, damit niemand auf dem Eis unter dem Schnee ausrutschte. Sie grüßten ihn artig und ganz nach freudiger Kindermanier, was ihm ein leichtes Lächeln entlockte, während er zum Stall ging. Die Wachen salutierten bei seinem Anblick und starrten stur geradeaus. Er wusste, sobald er sie passiert hatte, würden sie einander Blicke austauschen und die stramme Haltung aufgeben. Sein Sattelmeister kam aus der Kammer gelaufen, doch Sasuke deutete an, ihn nicht zu brauchen. Der alte Mann verneigte sich, so gut es seine Knochen noch erlaubten und verschwand wieder in seinen Räumen. Als Sasuke beim Abteil seines Pferdes angekommen war, begrüßte es ihn mit einem leisen Schnauben. Er strich dem Tier sanft über Kopf und Hals und lehnte sich an die Boxentür. Sein Plan war es gewesen, mit einem Ritt durch den Wald den Geist freizubekommen aber das Wetter machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. Plötzlich flammte eine Erinnerung auf und frustriert darüber stützte er seine Ellenbogen auf der Kante der Tür ab und raufte sich mit beiden Händen durchs Haar. In seinen Ohren hallten Sakuras Worte wider, während er ihr Antlitz vor dem geistigen Auge sah. Mit einem verschmitzten Lächeln hatte sie ihn damals zu einem Wettrennen zu Pferd aufgefordert. Haben Eure Majestät Angst zu verlieren … es brachte ihn selbst heute noch in Rage, wenn Freunde ihn nicht bei seinem Namen, sondern bei seinem Titel nannten und nein, er hatte keine Angst zu verlieren, er hatte Angst sie zu verlieren und jetzt war genau das eingetreten. Er hatte sie verloren und dieser Gedanke trieb ihn Nacht für Nacht zu den Elfen.   Nach dem Tod seiner Familie schwor Sasuke bei sich, trotz der Fürsorge des Hyuuga-Königs und dessen Fürsten Haruno, niemals wieder jemanden oder etwas so nah an sich herankommen zu lassen, dass dessen Verlust ihm fast das Herz zerreißen und halb wahnsinnig machen würde. Eine Zeit lang funktionierte diese Taktik auch sehr gut – da gab es zwar Naruto und er war wie ein Bruder, doch bei ihm war es anders – aber dann musste sie, ausgerechnet sie vom königlichen Hof der Hyuugas zu ihren Eltern in das Fürstentum Haruno zurückkehren. Mit jedem Tag, den er sie sah und erlebte, schlich sie sich Stück für Stück in sein Herz hinein und als er es bemerkte, war es schon um ihn geschehen.   [End. Kapitel 8.] Kapitel 9: ----------- Schlafmohn … alle lagen ihm in den letzten Tagen wegen dem Schlafmohn in den Ohren. Sein Kammerdiener, Ino und neuerdings auch einige Minister, die davon gehört hatten. Ob es wirklich half? Der Frage auf den Grund gehend, war Sasuke an einem Abend, nach dem Dinner, in die königliche Bibliothek gegangen und hatte sich dort durch ein Buch gekämpft, das Pflanzen und ihre Einsatzmöglichkeiten beschrieb. Er glaubte stets, die Dekrete und die Formulierungen von Gesetzen seien wegen der Wortwahl kaum zu verstehen aber da irrte er sich – Papaver Somniferum, Unterart der Gattung Papaver – gehört zu der Familie der Papaveraceae … Allein der erste Satz raubte Sasuke schon die Nerven. Die fremdländischen Bezeichnungen der floralen Welt nötigten ihn dazu ein zweites Buch zur Übersetzung heranzuziehen. Er gab es freimütig zu, nur weil er den Königstitel besaß, hieß das noch lange nicht, dass er auch in allem fehlerfrei bewandert war – bis heute beherrschte er das komplizierte Sprachgewirr der Zwerge nicht. Warum konnten diese Botaniker nicht gleich Schlafmohn, Unterart der Gattung Mohn – gehört zu der Familie der Mohngewächse schreiben? Sasuke brummte, verstimmt las er sich den Text durch. Am Ende wusste er, die Bezeichnung Somniferum war nur gewählt worden, weil diese die Bedeutung der Pflanze am besten in einem Wort umschrieb: Schlaf bringend. Obwohl, das konnte ein schwerer Rotwein sicherlich auch. – Aber als er beide Bücher zuschlug und sich zurücklehnte, hatte sich seine Meinung zum Schlafmohn dennoch etwas gebessert und eine totale Abneigung besaß er nicht mehr. Wahrscheinlich war dieser Pflanzennektar besser als das, was der Elfenkönig ihm anbot. Seit der Nacht als eben jener König ihn nach langer Zeit wieder einmal persönlich am Perlmuttsteg in Empfang genommen hatte, beherrschte eine immer stärker werdende Unruhe Sasukes Gemüt. Daher hatte er angefangen, auf weitere Ungereimtheiten zu achten, die der Elfenkönig womöglich in einem unbeobachteten Moment unbedacht offenbaren könnte und tatsächlich, das Aufblitzen des phosphorzierenden Schimmers in den Augen des Elfen wie auch sein manisches Lächeln wiederholten sich. Immer dann, wenn der König meinte, Sasuke sei vom Gesang vollkommen eingenommen.   Sasukes Skepsis gegenüber dem Nektar des ewigen Vergessens stieg, desto öfter auf ihn hingewiesen wurde. Zudem bekam er nie eine Antwort auf seine Frage, wie groß die Wirkung des Vergessens im Endeffekt sein würde. Sowohl der Elfenkönig als auch sein Volk lächelten und verwiesen auf den wohltuenden Geschmack. Eine innere Stimme warnte ihn, die Flüssigkeit nicht einmal zum Benetzen der Lippen zu nutzen.   Die abgebrannten Kerzen in der Bibliothek zeigten Sasuke, dass bald die Zeit für seinen Aufbruch in die Elfenwelt gekommen war. Langsam erhob er sich und stellte, obwohl er es nicht musste, die Bücher an ihren Platz zurück. Sein Blick schweifte dabei die meterhohen Regale, die aus dunklem Eichenholz und hellen Marmor bestanden und mit verschnörkelten Gold- und Silberornamenten und kostbaren Juwelen verziert und mit Büchern und Pergamentrollen aus aller Welt gefüllt waren. Bei diesem Anblick sackte ihm das Herz tief hinunter, als er sich gewahr wurde, dass sie diese Pracht niemals sehen würde und damit meinte er nicht die Ausschmückungen. Sakura hätte nur Augen für die Unmassen von Büchern und Schriftrollen gehabt, die seine Vorfahren, gesammelt, kategorisiert und nach alphabethischer Reihenfolge, der nachkommenden Generation hinterlassen hatten.     „Ihr meint…?“, weiter kam Rosa nicht, denn Ino unterbrach sie und bekräftigte ihr Vorhaben, das ihre Zofe in die Tat umsetzen sollte. „Natürlich meine ich. Es reicht nicht, dass Seine Majestät nur vom Schlafmohn hört, jemand wie er, muss es auch vorgesetzt bekommen.“ Rosa schluckte und fragte sich, ob Ino noch alle beieinanderhatte. Ihr war doch bekannt, sobald der König auf das Thema angesprochen wurde, mauerte er. Dem Kammerdiener drohte er schon mit einer Dispensation und die Minister komplimentierte er höchstpersönlich aus seinen Räumlichkeiten oder den Ratsversammlungen hinaus. Wurde Sasuke in den Schlossgängen damit konfrontiert, drehte er sich auf dem Absatz um und ging oder rief immer häufiger nach den Wachen, mit dem Befehl, die betreffende Person auf den Innenhof des Schlosses zu befördern und ihr symbolisch die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Was würde er da erst mit einer Zofe anstellen? Rosa sah sich schon vor dem Schlosstor stehen, während Lilac in einem Korb ihre Sachen von den Zinnen abseilte.   „Was ist denn Rosa? Geh, sonst verpasst du Seine Majestät.“, Ino blickte ihre Zofe auffordernd an und murmelte zu sich selbst. „Womöglich ist es schon zu spät und er ist schon auf und davon.“ Rosas Stimme kratze und war sehr leise. „Was ist …“, sie musste sich räuspern, „Und wenn Seine Majestät mich entlässt?“ Das Prasseln des Kaminfeuers gewann in den wenigen Augenblicken der Stille die Oberhand bis Ino mit Lachen anfing und sich die Hand vor dem Mund hielt, um noch ein wenig Damenhafte Würde beizubehalten. „Warum sollte er dich entlassen?“ „Seine Majestät reagiert immer gereizt, sobald der Schlafmohn angesprochen wird.“ „Soll Seine Hoheit ruhig gereizt reagieren.“, Ino zuckte mit den Schultern. „Er kann dich nicht entlassen. Du bist meine Zofe, meine Bedienstete. Meine Börse bezahlt dich, nicht seine. Wärst du noch die Küchenmagd vom Sommer, dann müsstest du die Befürchtung haben, entlassen zu werden. Und nun geh.“ Rosa nickte, kam der Ehrenbezeugung nach und verließ den Salon der Lady. Ihr Magen rebellierte gegen diesen Plan aber ihr blieb nichts anderes übrig als dem Wunsch Folge zu leisten. Inständig hoffte sie, Ino möge Recht behalten, was das Arbeitsverhältnis anging.     Sasuke fluchte. Er hatte sich den schwersten und süßlichsten Wein bringen lassen, den es in den Vorratsräumen gab. Doch die bleierne Müdigkeit, die er sich davon versprach, wollte sich nicht einstellen. Stattdessen verspürte er eine Rastlosigkeit, die kribbelnd in seinen Gliedern aufbrandete. Stetig flog sein Blick zu der Standuhr, die ihm zeigte, dass es nur noch wenige Augenblicke waren bis er ihr Schlagen zur rechten Zeit und den Ruf der Elfen vernehmen würde. Schon jetzt nahm er die Ausläufer der Magie wahr, die an jeder Faser seines Körpers zerrte. Hastig goss Sasuke sich ein weiteres Glas Rotwein aus der Karaffe nach und trank es fast in einem Zug leer. Die klebrige Süße, die seine Soldaten so liebten und stets mit dem Geschmack des Lebens und den Küssen schöner Frauen verglichen, pappte auf seiner Zunge und ließ den Magen rebellieren. Er stellte Glas wie Karaffe beiseite und stützte sich auf seinem Schreibtisch ab. Wenn sich seine Männer so die angenehme Seite des Lebens vorstellten, musste er möglicherweise ihren Sold erhöhen und wenn schöne Frauen wirklich so küssten, wie dieser Wein schmeckte … was waren das für Frauen? Nun gut, er konnte da nicht groß mitreden, in seiner noch kleinen Anzahl an Lebensjahren hatte er bisher nur eine Frau geküsst aber dafür waren die Küsse besser als dieser Wein und alles gewesen, was er bis dahin jemals gekostet hatte. Das Schlagen der Uhr riss Sasuke aus seinen Erinnerungen, die ihm das Gefühl gaben ihre Lippen auf seinen zu spüren. Der Ring auf seinem Tisch leuchtete auf. Er legte das Amulett ab und nahm den Ring an sich. Als er ihn einstecken wollte, klopfte es. Verwundert starrte er die verschlossenen Flügeltüren an, dann ließ er hastig den Ring in die geheime Lade seines Tisches verschwinden und rief: „Herein.“ Eine Wache öffnete den rechten Flügel und trat mit der Meldung ein, die Zofe der Lady Yamanaka bitte um Einlass. Sasuke gewährte dies und hinter dem Soldaten tauchte Rosa auf. Sie hielt den Kopf gesenkt und in ihren Händen erkannte er auf einem silbernen Tablett die Zutaten für das Schlafmohn-Getränk. Rosa versank für die Ehrenbezeugung in eine elegante Referenz und sprach mit leiser Stimme zu ihm. „Eure Majestät, verzeiht die späte Störung. Lady Yamanaka sandte mich und bietet Euch an, dass Ihr vom Schlafmohn kosten könnt.“ Sasuke seufzte. Er ließ sich auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch sinken und brummte. Verdammtes Weib, schoss ihm durch den Kopf und das galt Ino. Ihre Zofe konnte nichts dafür, sie kam nur dem Willen ihrer Herrin nach. Sein Blick schweifte über Rosa hinweg und mit einem Nicken zeigte er dem Soldaten, dass dieser die Tür wieder schließen konnte. Er winkte die Zofe zu sich und deutete an, sie könne das Tablet auf seinem Tisch stellen. „Dein Glück ist es, dass du in den Diensten von Lady Yamanaka stehst und nicht in meinen.“, er beugte sich vor und stütze das Kinn auf seinen übereinandergelegten Händen ab. „Ich nehme an, wenn ich zu deiner Lady gehen und Sie fragen würde, ob es wirklich Ihre Idee gewesen sei, würde ich von Ihr eine Bestätigung erhalten.“ Rosa nickte. „Ja, Eure Majestät.“ Sasuke bemerkte, dass sie den Augenkontakt mied. Erst jetzt fiel es ihm so richtig auf. Traf er auf Lilac erwiderte diese von Zeit zu Zeit seinen Blick aber Rosa tat dies nie, obwohl sie die Kommunikationsfreudigere von beiden war. „Weißt du, was ich mit der Dienerschaft mache, die sich meinem Willen widersetzt?“ Rosa schüttelte den Kopf. „Nein, Eure Majestät.“ „Würdest du zu meinem Personal gehören, ich würde dich zwar nicht rauswerfen aber eine Degradierung zur Magd oder zu Schafshirtin hättest du dir damit verdient. Dein Platz wäre im Winter auf dem Heuboden und im Sommer auf den Wiesen.“ Er bemerkte, wie sie die Lippen zusammenkniff und nervös schluckte, dann sah sie auf und für einen Moment war er der Überzeugung erlegen, in grüne Augen zu blicken – aber welche Enttäuschung erfasste Sasuke als er helles Braun erkannte. Und dennoch, irgendwas war an dieser Zofe – sie berührte tief in seinem Inneren etwas, dass er nicht greifen konnte. Der Blickkontakt hielt nur kurz und es war Rosa, die ihn mit einem Niederschlagen der Lider und dem Senken des Kopfes herbeiführte und Sasuke stockte in diesem Moment der Atem. Ihre Art, dies zu tun, glich keinem einfach Mädchen vom Volk, welches beschämt war, dem König so offen ins Antlitz zu schauen, sondern wie eine, die aus dem Adel stammte. Er erwartete schon, dass gleich der bekannte Satz: Eure Majestät, sowas gehört sich nicht., als Abmahnung erklingen würde aber noch im selben Atemzug wurde er sich bewusst, nur eine Zofe vor sich zu haben. Sasuke wollte etwas sagen, da bemerkte er, wie sie den Mund öffnete aber haderte. Aus einem unbestimmten Gefühl heraus, hielt er inne und wartete auf ihren Beginn. „Eure Majestät. Wegen dem Schlafmohn …“, fing sie an, nachdem er schon glaubte, sie in ihrem Versuch den Mut aufzubringen ihn anzusprechen, unterbrechen zu müssen, „…, wenn es Euch beliebt gehe ich und werde, falls Ihr es wünscht, Lady Yamanaka mitteilen, Ihr hättet gekostet und es hätte Euch nicht gemundet.“ Ein guter Plan, wie er fand – den er aber nicht umsetzen wollte. Ino war raffiniert ihm Rosa und nicht Lilac zu schicken und dieses Mal hatte sie gewonnen aber nicht wegen ihrer Beharrlichkeit, sondern weil Rosa ihn schon so oft an Sakura erinnerte und er es im Moment nicht über sich brachte, sie unverrichteter Dinge gehen zu lassen. „Es beliebt mir nicht.“, entgegnete er und unterdrückte ein Schmunzeln als er ihre verwirrte Mine sah. „Lassen wir es auf einen Versuch ankommen, ob es mir mundet oder nicht.“, viel erhoffen tat er sich aber von dem Getränk nicht, obgleich er in dem Buch von der Macht des Schlafes gelesen hatte, die der Schlafmohn besaß.   Zuerst zögerte Rosa aber nach dem vom König keine Äußerungen kamen, sein Befehl habe er nicht ernstlich ausgesprochen, begann sie die Mixtur anzurühren. Sasuke beobachtete sie und ließ sich erneut von ihren Bewegungen gefangen nehmen – fast hypnotisieren. Bilder aus vergangen Tagen flammten vor seinem inneren Auge auf. Er sah Sakura, wie sie Honig in einer Tasse Tee unterrührte. Der Klang einer hellen und freundlichen Stimme drang an sein Ohr. „Bitte sehr.“ Noch gefangen in seiner Erinnerung starrte er Rosa an, die wiederrum ein unsicheres Lächeln zeigte. „Eure Hoheit?“, diese Worte holten ihn zurück und er besann sich seiner selbst und wo er war. Rasch senkte er dieses Mal den Blick und sah die Tasse mit Milch, Honig und Schlafmohn vor sich stehen. „Ihr müsste es trinken, solange es noch warm ist, sonst verliert der Mohn seine Wirkung.“ Er nickte. „Wie schnell tritt die Wirkung ein?“ „Sobald eine halbe Stunde vergangen ist, sollten Eure Majestät die Müdigkeit verspüren.“ Wieder nickte Sasuke und nahm die Tasse in beide Hände. Er nippte vorsichtig daran und erwartete, durch die Süße des Honigs das Getränk womöglich nicht trinken zu können aber er schmeckte nur eine zarte Note, einen Hauch der zuckrigen Essenz. Der Rest war ganz der typische Geschmack von Milch. Die Mischung war perfekt. Sein Blick flog zu Rosa, woher wusste sie nur, dass er zu süße Dinge nicht mochte? – Mit Sicherheit vom Koch.   Rosa nahm das Tablett auf dem die Zutaten standen auf und schickte sich an den Raum zu verlassen. In Sasuke kam der Wunsch auf, einen Vorwand zu finden, damit sie blieb und er die Gelegenheit bekam, sie mit Sakuras Bildnis im Amulett zu vergleichen. Doch ihm wollte keine gute Begründung einfallen und da hörte er auch schon, wie sie ihm eine angenehme Nachtruhe wünschte.   [End. Kapitel 9.] Kapitel 10: ------------ „Mir scheint, es wirkt.“, trällerte Ino vergnügt und strahlte dabei Sasuke freudig an. Im ersten Moment wusste der nicht, was sie meinte aber ihre eindeutige Geste mit den Fingern unter den Augen entlang zu streichen, verdeutlichte ihm die Sache. Er nickte kurz und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. Ein banales: „Ja, es wirkt.“, kam ihm über die Lippen. Sie war schon die Zweite, die ihn auf die fehlenden Schatten unter seinen Augen aufmerksam machte. Am vergangen Tag hatte die Bemerkung seines Kammerdieners: Es freut mich sehr zu sehen, dass Eure Majestät endlich wieder gut ruhen kann, Sasuke vor den Spiegel treten und ihn da erst erkennen lassen, welchen mitnehmenden Einfluss die nächtlichen Besuche bei den Elfen auf sein äußerliches Erscheinungsbild gehabt hatten. Die dunkle Verfärbung unterhalb seiner Augen war in den letzten Monaten ein ständiger Begleiter gewesen, so dass er fand, jetzt anders auszusehen – besser, eindeutig gesünder.   Seit zwei Wochen schon nahm Sasuke jeden Abend den Schlafmohn zu sich. Er verspürte stets, ungefähr eine halbe Stunde nach der Einnahme, die von Rosa angegebene Müdigkeit, die ganz nebenbei auch sein Verlangen, das Schloss zu verlassen und zu den Elfen zu gehen, unterdrückte. Eigentlich ein Grund zur Freude, wäre da nur nicht die Schattenseite des Schlafmohns und dieses naturgegebene Gesetz: Wo Licht herrsche, kann Dunkelheit nicht weit sein, hätte ihn nicht überraschen sollen. Eben jene Dunkelheit bahnte sich am Tag in Form düsterer Erinnerungen, die ihn erst dazu veranlasst hatten, das Angebot des Elfenreichs anzunehmen, wieder in sein Bewusstsein. Vor der Einnahme de Schlafmohns war es für ihn schon schlimm genug gewesen immer öfter an Sakura denken zu müssen, seit Ino sich Rosa als Zofe auserkoren hatte und nun keimte auch noch der Verlust seiner Familie erneut in ihm auf. Die Magie der Elfen hatte geholfen, seinen Geist nach Sakuras Verschwinden davon abzuhalten ständig an diesem verborgenen Teil seiner Kindheit zu zerren und aus Sorge und Sehnsucht um Sakura nicht den Verstand zu verlieren. Sasuke musste dem Schlafmohn aber auch zu Gute halten, dass er ihm traumlose Nächte bescherte und er somit nur tagsüber gezwungen war mit seinen Gedanken auszukommen. Sein Plan, Rosa während der Zubereitung des Getränks mit dem Bildnis von Sakura zu vergleichen, schlug jedoch fehl. Ino war mit ihrer, für sie grandiosen, Idee dazwischengefunkt: ihre Zofe könnte den Schlafmohn gleich für beide im Salon anrichten. Sie begründete es mit ihrer Sorge um Rosa, die Arme müsse zu lange aufbleiben und bekäme somit zu wenig Schlaf, was sich wiederrum negativ auf ihre Arbeitsmoral auswirke – das Argument zweifelte Sasuke stark an, da er in Inos Befürchtung nur den Vorwand sah, ihn so besser im Auge behalten und kontrollieren zu können, ob er den Trank auch wirklich zu sich nahm.   Sasukes Überlegungen zum Schlafmohn wurden durch das Eintreten eines Pagen unterbrochen, dieser führte einen Brief an den König mit sich, serviert auf einem silbernen Teller. Der nahm ihn entgegen und entließ den Überbringer mit einem Nicken. Ein Blick auf das Siegel verriet ihm die Herkunft. „Er ist von Naruto.“, teilte Sasuke Ino mit, die daraufhin ihr Buch weglegte. „Und, ist es die von allen Adelshäusern erhoffte Einladung zu einem Ball oder gleich die zur Hochzeit?“, in ihrer Stimme klang ein amüsierter Unterton mit. Sie machte sich immer gerne auf Narutos Kosten einen Spaß, besonders wenn er nicht da war, um sich verteidigen zu können und das Gerücht über seine Brautschau bot sich dafür regelrecht an. „Nein.“, entgegnete Sasuke trocken. „Seine Rückkehr wird sich noch weiter hinauszögern.“ „Wie bitte? Warum das denn?“, Ino erhob sich von ihrem Kanapee und kam zu ihm rüber. Ihre Röcke raschelten bei jedem Schritt und neugierig blickte sie über seine Schulter, um mitlesen zu können. Sie erhaschte nur einige Worte, die sie leise vor sich hinmurmelte. „Schwierigkeiten mit den Meeresgeistern …“, weiter kam sie nicht, da Sasuke das Papier zusammenfaltete und es ihr überreichte. „Du wirst keine Ruhe geben bis du den Brief in den Händen hältst. Also, hier.“ Mit einem Lächeln nahm Ino das an Sasuke adressierte Schriftstück entgegen. „Danke.“, zwitscherte sie vergnügt.     Eine Krähe saß am Fenster und äugte interessiert in den grünen Salon, der auch als Vormittagssalon bekannt war. Die sonst so schwarzen Augen des Tieres hatten sich für den Moment rot verfärbt. Der Vogel plusterte sich ungehalten auf, dann flog er mit einem heißeren Krah davon. Der Elfenkönig war in Gedanken mit der Krähe verbunden gewesen. Er ballte seine rechte Hand zur Faust und schlug auf die Armlehne seines Thrones ein, der aus gehauenen Obsidian bestand und den er mit List und Tücke den Zwergen abgenommen hatte. Sein Schlag erschuf ein Dröhnen im gesamten Gewölbe und alle Köpfe schnellten zu ihm herum. Angewidert zischte der König: „Schlafmohn.“ Seine Tochter trat näher an ihn heran und legte den Kopf schief. „Schlafmohn? Was meinst du damit?“ Ihr Vater blickt mit verzerrten Gesicht zu ihr auf und erklärte, was sein geflügelter Lakai herausgefunden hatte. „Der König bevorzugt einen anderen Trank, der ihn weniger vergessen aber umso besser und traumlos schlafen lässt. Es ist Schlafmohn. Er nimmt es mit Milch vermischt am Abend zu sich.“, während er sprach, wanderte sein Blick zu dem roten Nektar auf dem Sockel. Er blendete den schrillen Schrei seiner Tochter aus, der wie zuvor sein Faustschlag im Saal wiederhallte. „Wie bitte?“ Der König ging nicht darauf ein, sondern beobachtete, wie die rote Flüssigkeit Tropfen für Tropfen das Gefäß auffüllte. Lange würde es nicht mehr dauern bis es randvoll war, vielleicht noch drei oder vier Nächte. Seine Aufmerksamkeit wurde erst abgelenkt als er die Hände seiner Tochter am Arm spürte und ihre Bitte um mehr Informationen vernahm. Er sog die Luft durch die Nase ein und dabei weideten sich seine Nasenflügel. Obwohl seine Aussprache ruhig war, konnte sie den unterschwelligen und bebenden Zorn heraushören, während er ihr weitere Auskünfte gab. „Abend für Abend bereitet sie nicht nur für die Silberne Lady den Schlafmohn zu, sondern auch für ihn.“ „Sie?“, zischte die Prinzessin. „Sie tut das?“, die Luft um ihren Körper fing an zu flimmern und ein Dunkel erschien, dass sich langsam um sie verdichtete. Der König reagierte sofort, bevor es ausartete und beschwichtigte sein Kind. Er legte seine Hand auf ihre und hauchte: „List. Eine einfach List.“ Das Dunkel verflog und in ihren Augen klomm die Begierde danach auf, während sie ihm lauschte. „Es braucht nur zwei, vielleicht sogar nur einen Abend, dass er keinen Schlafmohn zu sich nimmt und dann wird das Verlangen nach unserer Welt wieder größer.“, erklärte er. Der Elfenkönig nahm seine Hand von ihrer und begann mit den Fingern beider Hände ein weißes Gespinst zu weben. Dabei murmelte er mit rauchender Stimme eine finstere Beschwörung, die sich auf das Schloss des Menschen-Königs legen und jene treffen sollte, die sich im Umkreis der Person befanden, die es zu Schaden galt. Nachdem der Zauber fertig war, ballte er das Gespinst zusammen bis eine kleine weißlich schimmernde Kugel auf seiner Handfläche lag. Er nahm sie zwischen die Finger und bot sie seiner Tochter an: „Füge mit dem Atem deinen Gedanken hinzu, wie es mit ihr zu Ende gehen soll, damit sie dir nie mehr im Wege sei.“ Seine Tochter nickte begierig und beschwor ihren ganzen Hass und Groll hervor und ihr Gedanke war, dass die Gier der anderen das Verderben mit sich bringen sollte, dann blies sie die Kugel an und sah zu, wie sie aus den Fingern ihres Vaters flog, emporstieg, hell aufleuchtete und verschwand.     Der späte Nachmittag wurde von einem mächtigen Gewitter beherrscht, das wie aus dem Nichts über das Land kam und die Menschen verwundert zum Himmel aufblicken ließ, denn im Winter waren solche Stürme nicht üblich und schon gar nicht so weit im Inneren des Reiches. Der Regen ergoss sich trommelnd auf den von Schnee und Eis bedeckten Dächern und schwemmte die weiße Pracht mich sich hinfort. Blitze zuckten im wilden Stakkato aus den Wolken heraus und hinterließen ein krachendes Konzert von mächtigen Paukenschlägen. Über dem Schloss waren einige Donner so heftig, dass die Wände davon erzitterten. „Du meine Güte.“, rief Ino erschrocken beim Tee mit den anderen Damen aus, dem auch Sasuke und einige Herren des Hofes beiwohnten, als durch einen schweren Schlag die Tassen auf dem Tisch klirrten. „Solch ein heftiges Gewitter und das im Winter? Die Naturgeister scheinen ein wenig zu heftig zu feiern.“ Die Anwesenden stimmten ihr bejahend zu, nur Sasuke erwiderte nichts. Aber auch ihm erschien solch ein drastischer Wetterumschwung merkwürdig und das, wie Ino es so schön ausgedrückt hatte: im Winter. Für diese Jahreszeit galten Schneestürme und Lawinenabgänge in den Bergen mit dichtem Nebel und eisiger Kälte als die natürlichen Erscheinungen und keine Gewitter. Das hatte seinen Platz viel eher im Sommer und dann auch nur an den Grenzregionen zu Narutos Reich, wo warme und vom Meer angefeuchtete Südwinde auf die Kühle des Nordens traf.     „Dieses Wetterphänomen ist nicht natürlicher Art.“, murmelte ein Moosmännchen zu einem Kaninchen, dem er noch im letzten Moment aus dem Bau geholfen hatte. Als beide zurückblickten stand der Eingang des unterirdischen Labyrinths schon unter Wasser. Alle Naturgeister im Reich des Uchiha-Königs und besonders die, welche nah am Schloss lebten, taten ihr Möglichstes, um die Normalität wiederherzustellen. Es dauerte nicht lange bis sie dahinterkamen, wem sie dieses Wetter zu verdanken hatten und da erschollen Flüche gegen das Elfenvolk aus dem Wald und Nymphen riefen erbost: „Verdammtes Pack.“, gleichzeitig sorgten sie dafür, dass die Pilzkinder nicht mit dem reißenden Strom aus Schnee, Wasser und Eis hinweggeschwemmt worden. Die Kleinen schliefen im Winter immer unter einer Packung Schnee und gerne nah bei Eichenbaumwurzeln, die aus der Erde ragten. Bis in die späten Abendstunden dauerte das Unwetter noch an, erst als Blitz und Donner müde wurden, regnete es nur noch. Von der weißen Pracht war nichts mehr zu sehen und die Natur fragte sich, welch grausames Spiel die Elfen da trieben.      „Magenverstimmung?“ Erschrocken sah Ino zu Sasuke, der sie schon das gesamte Abendessen über dabei beobachtet hatte, wie sie ihre Speisen kaum anrührte, nicht einmal das Dessert. Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Das nicht.“, erklärte sie. „Aber mir ist jetzt eher nach Erdbeeren und Kirschen.“ Mit einem amüsierten und leisen Lachen fügte sie hinzu, „Und das im Winter. Ich bin wie das Wetter. Es gewittert im Winter und ich bekomme Heißhunger auf frisch gepflückte Erdbeeren und Kirschen. Einfach merkwürdig.“ Das konnte sie laut sagen, denn ihr ging es nicht alleine so. Auch bei ihm war mit einmal der Hunger auf genau die gleichen Früchte aufgekommen, obwohl er Tomaten den Erdbeeren allemal vorzog – nur bei den Kirschen würde er eine Ausnahme machen, wegen ihr. Sie hatte Kirschen geliebt, liebte sie womöglich noch immer, falls sie noch lebte. – Und schon waren seine Gedanken wiedermal bei ihr.   Der nächste Morgen brachte für Inos Hunger auf Erdbeeren und Kirschen keine Veränderung. Im Gegenteil, sie hatte das Gefühl er sei sogar stärker geworden, denn das anfängliche Empfinden, die Früchte nur auf der Zunge spüren zu wollen, war nun zu einem unstillbaren Verlangen geworden, das an ihren Nerven zerrte. Egal was ihr zum Frühstück vorgesetzt wurde, nichts davon mundete ihr und sie ließ alles, kaum angetastet, wieder zurückgehen. Diese wählerische Ader kannte Sasuke nicht von ihr und als sie ihr Dessert beiseiteschob, blieb er nicht länger still. „Immer noch Hunger auf Erdbeeren und Kirschen?“, er glaubte nicht wirklich, dass es daran lag, doch Ino bestätigte leise grummelnd seine Vermutung. „Hmm.“ Sie sah nicht wie er die Augenbrauen erstaunt hob, da sie lustlos zwischen den Apfel- und Birnenwürfel stocherte und damit ihren Pfannenkuchen durchlöcherte, der sich als Beilage darunter befand. „Ino?“, nur widerwillig drehte sie ihren Kopf zu Sasuke um. „Ernsthaft? Kirschen und Erdbeeren?“, er musste nochmal fragen, weil er es nicht so recht glauben konnte. Er bekam eine leidlich seufzende Antwort: „Der Hunger auf Erdbeeren, frische Erdbeeren und Kirschen vom Baum hat nicht abgenommen. Die halbe Nacht habe ich deswegen wach gelegen. Immer musste ich daran denken, dass ich unbedingt beides auf der Stelle essen will.“ Sasuke stutze. Also erging es ihr genauso wie ihm. In der vergangenen Nacht war er auch nicht zum Schlafen gekommen, trotz der Einnahme des Schlafmohns, denn der Hunger auf Kirschen und Erdbeeren hatte sich wie ein prickelndes Lauffeuer in ihm ausgebreitet. Aber noch wusste er sich im Zaum zu halten und aß zumindest einen Teil seines Frühstücks, obwohl ihm die Speisen fad vorkamen, selbst seine Tomaten – die er nur wegen seines knurrenden Magens gegessen hatte. Sasuke wusste, für seinen nächsten Satz würde er wahrscheinlich eine Rüge erteilt bekommen, da er ihn selber oft genug von Ino gehört hatte aber gerade deswegen sagte er ihn. „Trotzdem musst du was Essen.“ Wie erwartet erklang ein Lachen. „Du klingst wie Naruto und ich, wenn wir dich mal wieder zu einem Bissen überreden wollen.“, belustigt blickte Ino ihn an, bevor sie wieder auf ihren Teller sah und einen betrübten Blick zeigte.     Die Krähe auf dem Fenstersims beobachtete alles. Ihr Gefieder war gesprenkelt von Regentropfen, da es noch immer leicht nieselte. Kurz erschien ein rötlicher Schimmer in den Augen des Vogels und ein heißeres Krah entfloh seinem langen Schnabel. Die Krähe schüttelte und plusterte sich auf, damit die Nässe von den Federn flog, dann breitete sie die Flügel aus und flatterte davon. Ihre Arbeit war für den Moment getan und der Elfenkönig lachte. Sein Lachen erklang im gesamten Saal. „Der Zauber wirkt.“, rief er. „Stoßt mit mir an, auf die baldige Rückkehr des Uchiha-Königs in unser Reich.“ Er hob einen kristallenen Kelch mit goldenen Verzierungen empor und sein Volk tat es ihm gleich. Die Prinzessin suchte den Blick ihres Vaters und als sie ihn fand, verriet das Glühen in beiden Augenpaaren, was ihnen durch den Kopf ging. Bald würde Sasuke ihr gehören und er würde eine herrliche Marionette für den Elfenkönig abgegeben.     Rosa glaubte sich verhört zu haben und starrte Ino entgeistert an. Zögerlich entflohen ihr die Worte, die sie eigentlich nur denken wollte. „Ich soll…“, aber weiter kam sie gar nicht, denn sie wurde von Lady Yamanaka unterbrochen und die legte ihre ganze Autorität, die sie besaß, in ihre Stimme. „Ja, du sollst.“, sagte sie energisch und erbost über Rosas Widerworte. „Mich verlangt es nach Erdbeeren und Kirschen. Der Koch sagt, es gibt keine im Schloss, sie müssen erst gepflückt werden.“ „Aber…“, begann Rosa und schluckte. „Es ist Winter. Im Winter gibt es weder Kirschen, noch Erdbeeren.“ „Das ist mir egal.“, entgegnete die Lady und drehte sich weg. Da Rosa jedoch keine Anstalten machte, sich von der Stelle zu bewegen und Ino dies bemerkte, überdachte diese ihren Wunsch nochmal und fügte gnädig und seufzend mit an: „Finde zumindest jemanden, der Erdbeeren und Kirschen in Gefäßen aufbewahrt.“ Etwas Hoffnung schöpfend, hob Rosa den Kopf. „Ihr meint, jemanden der die Früchte des Sommers über den Winter haltbar macht?“ „Ja, genau. So was.“, bestätigte Ino sie. „Mir wird zwar dann die knackige Frische fehlen, aber zumindest ist der Geschmack da und bring mehr als nur ein oder zwei Gefäße von beiden mit. Du hast ja den König beim Frühstück gehört.“ Ja, das hatte sie, schließlich wohnte sie fast jedem Frühstück mit bei und hatte daher an diesen Morgen aus seiner Äußerung vernehmen können, dass eine Schale mit Kirschen nicht die schlechteste Idee wäre.   Kirschen und Erdbeeren und das im Winter. Nachdem Rosa im Nähzimmer Lilac davon berichtet hatte, die dort ein Kleid ausbesserte, konnte die das vorerst gar nicht glauben. Erst nach vielen Beteuerungen, es handele sich nicht um ein Scherz, ergriff Lilac besorgt Rosas Hände. „Oh Rosa, und was wird passieren, wenn du es nicht tust?“, flüsterte sie und erhielt vorerst ein Seufzen als Antwort. Erst nach einer Ermahnung, erwiderte Rosa: „Aus dem Schloss will sie mich werfen und ich soll ja nicht ohne die Früchte wiederkommen.“, sie ließ den Kopf hängen und sagte in einem jammernden Ton: „Erdbeeren und Kirschen.“ Das die Natur wieder zu sich selbst gefunden hatte, machte die Sache für Rosa nicht besser. Der Nieselregen vom Morgen wirbelte nun als eine nicht zählbare Anzahl von Schneeflocken durch die Luft.   [End. Kapitel 10] Kapitel 11: ------------ Die hatten doch alle anscheinend den Verstand verloren. So kam es Rosa zumindest vor und damit meinte sie nicht nur Ino und Sasuke, sondern auch Lilac. Ihrer Freundin war nach der Verkündung des Erdbeer-Kirschen-Beschaffungsauftrags nichts Besseres eingefallen als zu erwähnen, dass es wieder schneie und zu allem Überfluss wollte sie auch noch wissen, wie es denn mit dem Versuch aussah, den Fluch zu brechen. Eine Frage, die Sakura sehr verwunderte und perplex zurückließ, schließlich hatten sie sich erst am Vorabend den Kopf erneut darüber zerbrochen. Im Laufe der Zeit waren ihnen die unterschiedlichsten Ideen gekommen, nur an der Umsetzung haperte es. Entweder liefen sie Gefahr, den unschönen Nebeneffekt des Fluches, die Versteinerung, auszulösen oder sie stolperten über die Tatsache, dass ihnen als Zofen entsprechende Berechtigungen fehlten – wie ein Besuch in der königlichen Bibliothek. Die war nur mit Inos Einverständnis möglich und Lady Yamanaka war keine große Leserin. Schon seit einem Jahr saß sie am gleichen Buch und hatte nicht einmal die Hälfte geschafft. Das alles schien Lilac aber nicht davon abzuhalten Rosa den Vorwurf zu machen, sie würde es gar nicht mehr interessieren, den Fluch zu brechen und nach der Beteuerung, dem sei nicht so, musste sie sich sogar anhören: Du nimmst es nicht mehr ernst genug, schließlich brauchst du dein Gesicht nicht zu verstecken. Eine Gelegenheit zur Verteidigung bekam Rosa nicht mehr, denn Ino rief nach Lilac.   Mit einer Wegzehrung aus der Küche und in gefühlt hundert Überwürfen und Schultertüchern gepackt, dabei die dicksten Schuhe tragend, die es im Winter für die Dienerschaft gab, stapfte Rosa nun missmutig und ohne Hoffnung, das zu finden, was verlangt wurde, durch den Neuschnee. Am Anfang versuchte sie ihr Glück im Dorf, welches sich unterhalb des Schlossberges befand, aber nach den ersten drei Behausungen und einem Bauernhof, wusste sie, dass sie so keine Erdbeeren und Kirschen bekam. Die meisten hatten gelacht und eine Magd sagte sogar: „Jetzt geht es wahrhaftig mit dem Königreich zu Ende. Kirschen und Erdbeeren im Winter, der Adel ist verrückt geworden. Und wer lagert schon Früchte in Fässern? Ist doch viel zu süß, wenn man das isst.“, dabei musste sich Rosa auch den Vorschlag gefallen lassen, lieber gleich eine Anstellung auf einem Gehöft zu suchen, „Wenn du dich gut anstellst, wird es dir an nichts mangeln. Hübsch genug bist du ja.“ – eine mehr als zweideutige Aussage. Rosa wanderte nun abseits der Wege durch den Wald auf der Suche nach Walderdbeeren, die dem Winter trotzten und einem Kirschbaum, der jetzt schon oder immer noch Kirschen trug. Am späten Nachmittag fand sie sich auf einer sonnenbeschienenen Lichtung wider, wo sie sich zur Rast niedersetzte und einen Teil des Proviants aß.   „Was seufzt und klagst du? Hab dich durch den ganzen Wald gehört. Hast Fuchs, Hase und Reh fast zu Tode erschreckt.“, die alte und knorrige Stimme ließ Rosa herumfahren und mit Erstaunen sah sie sich einem Moosmännchen gegenüber. Es war selten, dass sie sich den Menschen zeigten, denn meistens verrichteten sie ihre Gaben bei Nacht – und noch seltener als ihr Erscheinen am Tag und das vor einem Menschen, war es, das Männlein sprechen zu hören. Hastig schluckte Rosa ihren Biss runter und flüsterte rasch: „Verzeiht. Ich wollte die Tiere nicht mit meinen Dingen belästigen.“ Um den Waldgeist freundlich zu stimmen, brach sie ein Stück vom Käse ab, den sie in der Hand hielt und bot es den Männlein an. Sie hatte von ihrem Elternhaus gelernt, das Essen mit den Naturgeistern zu teilen, wenn man ihnen begegnete. „Habt ihr Hunger?“ Das Moosmännchen schien über die Geste sehr entzückt und bedankte sich: „Das ist überaus freundlich.“, dabei kam es näher an sie herangewatschelt, wobei es mit seinem Gang und seiner Größe keinerlei Probleme zu haben schien durch den Schnee zu kommen. Nach einiger Zeit fragte das Männchen erneut nach, warum Rosa klagend durch den Wald gelaufen war und sie erzählte ihm von ihrer Aufgabe nach Erdbeeren und Kirschen zu suchen, die im Schloss verlangt worden. Das Moosmännchen konnte es nicht glauben und empörte sich über so viel Dummheit, es war schließlich Winter. Als Rosa bemerkte, wie weit die Sonne in der Zwischenzeit schon gewandert war, packte sie ihre Sachen zusammen und wollte weiterziehen, da hielt das Männchen sie aber zurück. „Wart einmal liebes Kind. Du bist klug und hast Reue gezeigt als ich dich ermahnte nicht so laut zu sein und mit deiner Tat, dein Essen ungefragt mit mir zu teilen, hast du auch ein gütiges Herz bewiesen – daher habe ich beschlossen, dir zu helfen.“ „Mir zu helfen?“, erstaunt sah Rosa das Moosmännchen an und ließ sich wieder neben ihn nieder. Das nickte und bekräftigte sein Wohlwollen auch nochmal mit Worten: „Oh ja, das will ich.“   Alle Moosmännchen waren kluge Naturgeister und hielten nichts von List und Tücke. Daher wandten sie sich auch von denen ab, in deren Herzen sie diese Eigenschaften sahen oder die sie schlecht behandelt hatten. Der Waldgeist erkannte schnell, weshalb der Adel nach Erdbeeren und Kirschen verlangte und warum sich ausgerechnet Rosa in dieser misslichen Lage befand. Die Elfen hatten Schuld, sie meinten es nicht gut mir ihr. Wegen ihnen trug die junge Frau schon seit Monaten diesen grässlichen Fluch mit sich rum und nun besaß das elende Pack auch noch die Frechheit sich diese Gemeinheit für sie auszudenken. Das Männlein fühlte sich regelrecht dazu verpflichtet Hilfe zu leisten. Rasch sah sich das Moosmännchen um und besonders die kahlen Baumwipfel bedachte es mit einem scharfen Blick, bevor es Rosa ein Zeichen gab, dass er ihr die nächsten Worte ins Ohr flüstern wollte. „Bleibe hier auf der Lichtung und erwarte mein Kommen noch bevor die Sonne untergeht. Gehe nicht von hier weg, egal was geschieht.“, sein Wispern war wie ein Windhauch, dennoch verstand Rosa ihn und nickte. Sie würde tun, was ihr gesagt worden war und im gleichen Atemzug fragte sie das Moosmännchen, welche Gegenleistung es sich wünsche. Der Waldgeist lächelte und tätschelte ihr die Hand. „Mir reicht es schon aus, wenn du dein gutes Herz bewahrst.“, und mit diesen Worten verschwand es zwischen den Bäumen. Obwohl die Moosmännchen im Allgemeinen scharfe Sinne besaßen, war dem Männlein ein versteckter Lauscher entgangen. Eine Krähe hielt sich verborgen hinter einem Strauch am Boden auf und in geduckter Haltung hatte diese das Geschehen beobachtet. Der Vogel konnte weder hören, noch von den Lippen ablesen, was gesagt wurde aber allein das Treffen der beiden würde den Elfenkönig interessieren.     „Sie hat Hilfe bekommen und wenn wir nicht schnell eine weitere List erdenken, liebe Tochter, wird sie noch vor der mitternächtlichen Stunde wieder im Schloss sein.“, der Elfenkönig atmete langsam aus und sein Blick ruhte auf seinem Kind. Die zischte ein schrilles: „NEIN!“, und ballte ihre Hände zu Fäusten. Bevor sie aber ihrer Rage freien Lauf und somit ein Dunkel beschwören konnte, fand ihr Vater beschwichtigende Worte. „Lass mich nur machen.“, dabei zeigte sich auf seinem Antlitz ein düsteres Lächeln und mit der feingliedrigen Eleganz, die jeder Elf besaß, erhob sich der König von seinem Thron und verließ die große Halle, um in das Schattengewölbe seines Reiches zu wechseln. Nachdem die Tore sich hinter ihm geschlossen hatten, verstummten die Musik und das Gelärm seines Volkes und er vernahm nichts als Stille, die nur von dem hallenden Klang seiner Schritte zerrissen wurde. Um ihn herum waberten dunkle Wände in einem trägen, strudelförmigen Zyklus und stießen zäh gluckernd einen stickigen Nebel aus, der sich an der Decke sammelte und in Amethystfarben schimmerte. Die Welt um den Elfenkönig wurde dunkler und als er sich in der tiefsten Finsternis befand, hatte er sein Ziel, die Heimat eines Rudels von Fenriswölfen, erreicht. Sie waren riesige Geschöpfe und der Kleinste reichte einem mittelgroßen Pferd an die Schulter. Wegen den Bann der Naturgeister durften sie nur in Vollmondnächten jagen, was ihnen sehr missfiel. Als der Größte unter ihnen den Elfen wahrnahm, erhob sich dieser aus seiner liegenden Position und mit rauer, knarzend-knurrender Stimme, so dunkel wie die Umgebung, empfing er den ungebetenen Gast. „Was willst du?“ Der König trat näher an das Rudel heran. Im dämmrigen Licht eines Bergkristalls, den er mit Magie zum Leuchten gebracht hatte, erkannte er zu allen Seiten die Mitglieder des Rudels. Sie lagen verborgen in den Schatten und nur das Aufglühen ihrer Augen verriet sie. Gönnerhaft lächelte er das Alphatier an. „Ich will nichts.“ Der Wolf hechelte und knurrte: „Elfen wollen immer.“, dabei funkelten seine Augen gefährlich auf. „Du und dein Rudel wollt.“, behauptete der König und ließ sich sein Unbehagen, hier bei diesen unbändigen Kreaturen zu sein, nicht anmerken. Furcht zu zeigen war gefährlich und konnte selbst für ihn, nicht tödlich aber anderweitige schwerwiegende Folgen mit sich ziehen. Das Alphatier lachte kehlig, heißer auf und sofort stimmte sein Rudel mit ein. Während diese den Elfen damit verhöhnten, knurrte ihr Leittier leise aber dennoch klar vernehmbar: „Was glaubt er denn, was wir wollen?“, der König kam nicht zum Antworten, denn der Wolf war noch nicht fertig. Er richtete sich in seiner ganzen Größe auf und sträubte sein zottiges Fell als er mit donnernder Stimme sagte: „Ich bin Skalli Fenrisson und soll mir von einem Elf sagen lassen, was mein Rudel will?“   Der Elfenkönig hasste es in so einem unschicklichen Maß behandelt zu werden – er war besseres gewohnt aber was konnte er schon von einem solch stinkenden und räudigen Haufen, wie es dieses Wolfsrudel war, schon erwarten? – Zudem ärgerte es ihn, es nie geschafft zu haben den Leitwolf zu behexen. Im Gegenteil, was das anging, musst er sogar aufpassen. Sobald Skalli Fenrisson die Spur von beeinflussender Magie oder Zauberei verspürte, wurde er so rasend, dass seine Wutausbrüche einigen Elfen schon den Kopf gekostet hatte; im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stimme des Elfenkönigs war süß wie Honig als er seine Begründung angab und Skalli Fenrisson herrschte sein Rudel an leise zu sein. „Zartes Menschenfleisch einer Jungfrau.” „Sag das nochmal.“, grollte der Wolf. „Aber gerne. Zartes Fleisch einer Jungfrau erwartet dich und dein Rudel.“, daraufhin erklang wieder sein heißeres Lachen und dieses Mal hallte es durch den gesamten Bau. Erneut schloss sich das Rudel an und der Elf glaubte, den Boden unter seinen Füßen beben zu spüren. Skalli Fenrisson brüllte in das Gelächter hinein: „Also will der Elf doch etwas.“, dabei bleckte er die Zähne, während der Elfenkönig verhalten lächelte und beschwichtigend erklärte: „Aber nicht doch. Ich möchte euch lediglich auf diesen leckeren Happen aufmerksam machen.“ Doch der Wolf hatte ihn durchschaut, es war aber auch zu offensichtlich gewesen und selbst das Omega-Tier, das rangniedrigste Rudelmitglied, wäre dem Elfen nicht auf den Leim gegangen. „Du willst den Tod durch uns herbeiführen.“, knurrte Skalli. „Warum sollen wir für dich töten? Welchen Vorteil hat es uns je gebracht?“   Die Antwort kam nicht sofort. Im Kopf des Elfenkönigs umkreisten sich die finstersten Gedanken gegenseitig, sie waren unheimlicher als alles, was er jemals erdacht hatte und langsam krochen und manifestierten sie sich in seinem Bewusstsein. Statt einer menschlichen Marionette als König mit sterblichen Herzen und dem Verstand eines unwissenden Niemands, sah er sich auf dem Thron sitzen und das Land nach seinen Vorstellungen beherrschen. Keine Menschen mehr, sondern Elfenvolk – die Idee fesselte ihn und er konnte sie nicht mehr abschütteln. Zu einem klaren Gedanken war er nicht mehr im Stande, seine eigene Wahnvorstellung blendete ihn und nahm ihn gefangen. Als er die nächsten Worte in verzückender Gier sprach, fühlte er sich so fern von allem, wie in einem entrückten Traumzustand. „Tötet sie und ihr dürft jede Nacht jagen, nicht mehr nur zu Vollmondnächten. Tötet sie und ihr braucht euch nicht mehr mit den spitzen Hauern der Wildschweine und den Sprüngen behänder Rehe abzumühen, sondern könnt jagen was ihr wollt. Tier, Mensch, was euch beliebt.“   Nach seinen Worten herrschte Stille, dann drang das Knurren des Rudels an seine Ohren. Die Wölfe berieten sich. Sie hoben und senkten ihre Lefzen, kauten und erzeugten schmatzen Geräusche. Hier und da blitzten im Schimmer des Bergkristalls mehr als nur die gelben Augen auf. Weiße, blanke Reißzähne von mahlenden Kiefern zeigten sich und dann, ganz zum Schluss, kam Skalli Fenrisson auf den Elfen zu. Sein heißer, stinkender Atem strich über das Gesicht des Königs hinweg. „So sei es, Elflein.“     Nervös blickte Ino aus dem Fenster. Ihr Innerstes war zum Reißen gespannt und es wurde einfach nicht besser. Als der Lunch kam, aß sie davon kaum etwas, stattdessen nervte sie jeden mit ihrem Hunger auf Erdbeeren und Kirschen. Es ging sogar so weit, dass sie Sasuke pikiert anherrschte, nachdem dieser – in ihren Augen – verständnislos reagierte als er erfahren musste, wo denn ihre Zofe Rosa abgeblieben war. Mit böse funkelnden Augen fauchte sie: „Du hast doch beim Frühstück auch gesagt, dass du jetzt gerne Kirschen essen würdest.“ Sasuke, der sich davon vor den Kopf gestoßen fühlte, entgegnete mit aller Selbstbeherrschung, die er besaß: „Du hast sie zum Erdbeeren und Kirschen pflücken geschickt?“, nur seine Hand zeigte, wie er wirklich fühlte. Der Griff um das Messer verstärkte sich, so dass die Knöchel weiß hervortraten. Hatte die Frau nicht mitbekommen, dass es Winter war … „Ja, na und?“, Ino reagierte mit einem Schulterzucken. „Ich bin eine Lady, sie ist nur eine Zofe.“, während sie das sagte, schien ihre Nasenspitze ziemlich weit nach oben zu zeigen. Sasuke konnte nicht begreifen, seit wann Ino so impertinent gegenüber der Dienerschaft war. – Ja, sie gehörte zur herrschenden Klasse, was aber nicht hieß, sich alles erlauben zu dürfen. Als Teil des Adels besaß sie Pflichten gegenüber den Niederen. Es war ihre Aufgabe, sich um das Wohlergehen ihrer Bediensteten zu kümmern. War es nicht ihr Leitsatz gewesen: Nur ein ausgeglichener Diener war ein guter Diener?   „Es ist Winter.“, knurrte Sasuke. „Um jetzt an Kirschen und Erdbeeren zu kommen, müsste sie in den südlichsten Teil von Narutos Reich reisen, womöglich sogar über das Meer. Bis dahin ist bei uns der Sommer schon wieder eingekehrt, samt Kirschen und Erdbeeren.“   [End. Kapitel 11] Kapitel 12: ------------ Die Sonne stand tief hinter den kahlen Ästen der Bäume, während das helle Blau des wolkenlosen Himmels von der Nacht verneinahmt wurde. Zur selben Zeit erschienen auch die ersten Sterne und einer nach dem anderen fügte sich zu dem glitzernden Ballett hinzu, das jeden Abend begann und erst in den frühen Morgenstunden endete. Eine klirrende Kälte, deren eisige Finger nach Rosas Gliedern griffen, wurde mit dem Wind und der Dunkelheit herangetragen. Sie wusste, wenn das Moosmännchen nicht bald kam, würde es sie erfroren vorfinden – um dem entgegenzuwirken, fing sie an auf der Lichtung auf und ab zu gehen, dabei huschte ihr Blick immer wieder hoffnungsvoll in die Richtung, in die das Männlein verschwunden war. Mit jedem neuen Windstoß nahm die Kälte zu und Rosa zog sich ihre Kleidung noch enger an den Körper. In der Zwischenzeit, so musste sie erkennen, war die Sonne fast gänzlich verschwunden und nur noch die letzten Strahlen des Abendrotes flirrten und flimmerten durch die Äste hindurch. Rosa ließ die Arme kreisen, um der Kälte zu widerstehen, doch bald musste sie sich eingestehen, dass dies auch nicht half. Um ihren Händen Wärme zukommen zu lassen, hauchte sie ihren Atem an die Innenflächen und gerade als sie dabei war an den Fingerspitzen diese Wohltat zu wiederholen, vernahm sie das Knacken eines Astes in der unmittelbaren Nähe. Sofort hielt sie inne und späte zögerlich in den nun schon düsteren Wald hinein, in der Hoffnung etwas erkennen zu können, doch der aufgehenden Mond hielt sich noch hinter den Bäumen versteckt und spendete so nur wenig Licht. Rosa wurde von einem unguten Gefühl ergriffen, das mit der Angst einherging und sie wagte nicht, die aufgekommene Stille mit ihrer Stimme zu zerreißen, in dem sie nach dem Moosmännchen rief. Erneut knackte es und sie zuckte unwillkürlich zusammen. Langsam drehte sie sich in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Sie wollte Schutz bei einem breiten Eichenstamm suchen, blieb aber nach dem ersten Schritt wie angewurzelt stehen, denn direkt daneben, im Dunkeln, leuchteten mit einmal gelbe Augen auf und es folgten weitere. Rosa entdeckte ein Augenpaar nach dem anderen und unter jedem erkannte sie weiße Fänge, die durch das Hochziehen der Lefzen deutlich hervorstachen. Von den geifernden Schnauzen schien ein unheimliches, phosphoreszierendes Leuchten auszugehen. In Rosas Rücken gingen die letzten grüngelben Strahlen des Tages zur Neige und nun herrschte die Nacht über das Land. Sie wusste nicht, ob sie es Glück oder Unglück nenne sollte, dass der Schnee noch so rein und unberührt war, denn die weiße Oberfläche reflektierte das Sternen- und zum Teil noch verdeckte Mondlicht und sie erkannte, wem sie gegenüberstand: einem Rudel Fenriswölfen. Mit geöffneten Mäulern traten die riesigen Tiere zwischen den Bäumen hervor und als sich Skalli Fenrisson aus der Dunkelheit in seiner ganzen Größe materialisierte und Rosa seinen Gestank wahrnahm, konnte sie den Impuls, keine unbedachten Bewegungen zu machen, nicht mehr unterdrücken. Sie schnappte nach Luft und bevor auch nur einer der Wölfe zur Hetzjagd ansetzte, rannte sie schon.     Die Fingerspitzen trommelten einen ungeduldigen Rhythmus auf der Arbeitsfläche des dunklen Schreibtisches. Ein Blick zur Standuhr verriet ihm, es war Zeit für den Schlafmohn aber anscheinend hatte Inos Zofe Rosa noch keine Erdbeeren und Kirschen gefunden – im Winter eine vergebliche Suche – deshalb hoffte er nun auf das baldige Erscheinen der zweiten Zofe. Da Ino den Schlafmohn dieses Mal aussetzte, wegen ihres unstillbaren Hungers nach eben jenen Kirschen und Erdbeeren, schickte er, nachdem weitere Zeit vergangenen war, einen Pagen nach Lilac. Sasuke hatte nicht vor das Reich der Elfen zu besuchen, die Warnung seiner inneren Stimme und auch das merkwürdige Verhalten des Elfenkönigs hallten noch immer in ihm nach. Aber so ganz ohne Schlafmohn? … Er war skeptisch mit sich selbst, schließlich wusste er nicht wie schwach sein Geist in Wirklichkeit sein würde, trotz des negativen Bauchgefühls. So war es kein Wunder, dass ihm die Antwort des Pagen nicht amüsierte als dieser mit der Zofe im Schlepptau zurückkehrte, damit sie seine Aussage bestätigte.   Lilac kannte die richtige Dosierung des Schlafmohns nicht und konnte der Trank nicht zubereiten. Das bekümmerte die Zofe so sehr, dass sie nur noch stottern konnte. Aus ihrer gestammelten Erklärung hörte Sasuke auch die große Sorge um ihre Freundin heraus, was natürlich ihn als König zur Pflicht rief. Er musste als gutes Vorbild für den Adel in dieser Hinsicht voranzuschreiten, daher versuchte er die Zofe zu beruhigen, indem er ihr versicherte, Rosa habe sicherlich einen Unterschlupf für die Nacht gefunden und brauche sich keine Sorgen bei ihrer Rückkehr ins Schloss zu machen. Außerdem würde er am nächsten Tag einen Suchtrupp entsenden, gleich in der Früh.   Sasuke konnte nach Lilacs Abgang nur den Kopf über so viel Unvernunft schütteln, die nicht nur Ino, sondern auch er an den Tag gelegt hatten. Erdbeeren und Kirschen im Winter, was für ein Schwachsinn? Warum hatte er Inos Absicht, die Zofe loszuschicken, nicht erkannt? – Manchmal fragte er sich wirklich, woher sie solche Ideen bekam. Von den Eltern konnte sie es nicht haben, beide kannte er als durchaus Tolerant den Untergebenen und Freigiebig der Dienerschaft gegenüber. Ungewollt schweiften seine Gedanken zu Sakura, die nie solche Anwandlungen besaß wie Ino sie manchmal zeigte und deshalb hatte er sich schon immer die Frage gestellt, wie es zu der Freundschaft zwischen den beiden seit Kindertagen kommen konnte. Sasuke seufzte. Jetzt war er wieder bei ihr angelangt und er fürchtete die kommenden Stunden der Nacht, wenn seine Erinnerungen emporbrachen und ihm keine Ruhe ließen. Es war nicht nur sie an die er dann dachte, vor seinem geistigen Auge erschienen dann auch Bilder von seiner Familie – sein Vater, seine gütige Mutter und sein geliebter großer Bruder, wie Geister würden sie zusammen mit Sakura widererstehen. Auf einmal stutzte er, denn vor Sakuras Gesicht schob sich ein anderes, das von Rosa. Er schüttelte den Kopf, um das Bild rauszubekommen. Erneut konzentrierte er sich nur auf Sakura aber wieder erschien nach kurzer Zeit Rosas Antlitz. Er holte das Amulett hervor, doch statt des bekannten Gemäldes, war es ein Bildnis der Zofe, das er sah. Sasuke starrte ohne wirklich etwas zu betrachten und konnte sich das Warum nicht erklären.   Am Tag der Verlobung mit Sakura, hatte er ihr ewige Treue geschworen, so wie sie ihm und an diesem Schwur würde er festhalten, selbst dann, wenn er von ihrem Tod erfahren sollte. Für ihn gab es nur sie, immer – sie oder keine; und nun kam eine Zofe daher, ausgerechnet eine Zofe, die sich einen Weg in seinen Kopf bahnte und Sakuras Antlitz zu überdecken drohte. „Welch eine Enttäuschung.“, murmelte Sasuke niedergeschlagen. Da gab es hunderte von jungen Damen aus Fürstenhäusern und Grafschaften und er entwickelte ein ungutes Interesse an einer Zofe. Kaum hatte er dies begriffen, malte sich sein Gehirn auch schon aus, welche Folgen daraus entstehen konnten. Sofort unterband er diese Hirngespinste und gerade als er sich die Frage stellte, weshalb er überhaupt über solche Szenarien nachdachte, bemerkte er das rote, pulsierende Leuchten aus der verborgenen Lade seines Schreibtisches. Der Impuls ließ ihn die Hand heben aber seine innere Stimme veranlasste ein Zögern. Sasuke wusste, dass er das nicht tun sollte aber er konnte nicht mehr wegsehen. Das Licht im Inneren der Lade strahlte förmlich aus den Ritzen heraus. Sein Hals fühlte sich plötzlich trocken an und wie gebannt betrachtete er eine ganze Weile das Leuchten. Ohne es wirklich zu bemerken, öffnete er schlussendlich doch die Lade und blickte auf den Ursprung des roten Lichtes. Der steinerne Elfenring rief, flüsterte und umgarnte ihn. Jetzt wo er ihn sah, war die Anziehung ihn in die Hand zu nehmen so groß, dass selbst seine innere Stimme an Kraft verlor und nicht mehr vermochte ihn aufzuhalten. Als Sasuke die Hand nach dem Ring ausstreckte, hielt er die Luft an. Zuerst berührte nur die Kuppe seines Zeigefingers das steinerne Schmuckstück aber das reichte schon aus, damit sich für einen wunderbaren Augenblick alle Gedanken an die Zofe, alle Erinnerungen an Sakura und seine Familie und der Zweifel, den seine innere Stimme ihm zuschrie, auflösten. So schnell, wie die Befreiung gekommen war, zerfiel der Moment des Glückes auch schon wieder und die schmerzvolle Vergangenheit und die verwirrenden Einfälle kehrten flutartig zurück. Sasuke zögerte nicht länger, er nahm den Ring an sich und ließ das Amulett auf dem Tisch liegen. Das rote Licht erlosch in dem Moment als er ihn, zusammen mit seinem Bedenken, dass es doch keine gute Idee sein würde in das Elfenreich zurückzukehren, in die Tasche steckte. Sasuke wurde sich blitzartig seiner Sterblichkeit so bewusst wie nie und eine andere innere Stimme, geboren aus der Magie des Ringes, flüsterte ihm zu: Die Zeit auf dieser Welt ist begrenzt, warum nicht alles mitnehmen, was das Leben einem bietet, selbst wenn es nur das süße Vergessen aus Elfenhand ist. Ja, noch einmal alle Sorgen von sich streifen – dieser Wunsch war so stark, dass er ihn bewog aufzustehen, das Arbeitszimmer zu verlassen und über den Ankleideraum in sein Schlafgemach zu gelangen. So brauchte er nicht hinaus auf den Gang, wo Wachen standen und die Pagen von Naruto angestachelt auf ihn lauerten, obgleich der König des Südens nicht zugegen war. Unverzüglich ging Sasuke zum Kamin, auf dessen Innenseite sich, wo die Flammen nicht hinreichten, ein Stein mit einer Einlassung befand. In diesem Hohlraum war ein Hebel eingelassen, den er betätigte. Sofort hörte er ein vertrautes Klicken – der Mechanismus gab einen verborgenen Gang neben dem Kamin frei, der von einem wandhohen Buchregal verdeckt wurde. Nur der amtierende König wusste von der spiralförmigen Treppe, die aus dem königlichen Gemach hinab in eine Höhle führte, deren Eingang an den Wald grenzte. Seit Generationen wurde dieses Geheimnis gewahrt und dem Nachfolger erst durch einen versiegelten Brief nach dem Tod des alten Königs offenbart und bisher hatte noch niemand anderes diesen Weg gefunden, der in die äußere Schlossmauer hineingebaut worden war als man es errichtete. Bevor Sasuke ging, warf er sich einen schwarzen Reiseumhang über und mit einer Laterne, die stets im Gang darauf wartete, erleuchtet zu werden, ging er die ersten Stufen hinab. Auf der linken Seite betätigte er einen Messinghebel und wie von Geisterhand schob sich das Regal wieder vor den Eingang. Der dafür zuständige Mechanismus befand sich wie der Geheimgang selber, im Mauerwerk. Die steinernen Stufen boten ihm einen sicheren Tritt und Halt fand er an der eisernen Kette zu seiner Rechten. Obwohl es auf der Treppe kalt war und die Höhle vollkommen vom Frost beherrscht wurde, reichte Sasuke der einfache Reiseumhang. Die Magie der Elfen, die er in Form des Ringes mit sich führte, schützte ihn.     Rosas Lungen brannten und obwohl die Luft eisig war, spürte sie die Kälte nicht. Das Rudel hatte sie in den Wald gejagt und hetzen sie nur. Sie spielten mit ihr, wie eine Katze mit einer Maus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Wölfe ernst machten. Aber so lange würde sie nicht aufgeben – vielleicht bekam sie noch ihre Chance, vielleicht geschah auch noch einer Wunder. Vielleicht … Im Wald lag der Schnee nicht so hoch, aber dafür versperrten kahle Sträucher und die Bäume ihr immer wieder den Weg. Büsche mit Dornen und Stacheln zerrten an ihrer Kleidung und rissen sich immer wieder Stofffetzen und Fäden heraus. Das Heulen der Wölfe drang an Rosas Ohren; die Panik hatte schon längst Besitz von ihr ergriffen. In ihrem Kopf hämmerte staccatoartig die Frage, wann sie die scharfen Fänge in ihrem Leib spüren würde. Rosa hoffte auf einen Hochsitz, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Bei der Sprungkraft der Wölfe musste es schon ein kletterbarer Baum sein, der sie hoch genug brachte. Das Klettern war kein Problem aber sie konnte schlecht stehen bleiben und nach etwas passendem Ausschau halten, zudem war es so Dunkel, dass sie nicht einmal ihre Umgebung richtig erkannte.   Ihr Vater hatte dafür gesorgt, dass sie eine gute Kletterin wurde, damit sie an die schönsten Kirschen in den Baumwipfeln kam – sehr zum Missfallen ihres Kindermädchens, der Mamsellen und ihrer Mutter; Letztere starb jedes Mal vor Sorge, sobald sie ihre Tochter im Baum erblickte, während ihr Vater alle auslachte und lauthals jedem zurief, der sich um sein Mädchen sorgte: Könnt nur froh sein, dass sie kein Junge geworden ist. Wer weiß, welche Flausen sie da im Kopf gehabt hätte. Abenteuerliches Ding. Eine Aussage, die ihre Mutter nicht glücklicher machte, besonders die Bezeichnung „Ding“ schlug ihr schwer auf den Magen. Selbst Sasuke hatte ihr einige Male mahnend hinterhergerufen, wenn sie sogar im Kleid auf die Bäume kletterte. Belustigt war ihr Blick zu ihm runter gewesen. Sasuke war kein Feigling, ganz im Gegenteil, aber er war besorgt und lieber blieb er unten, um sie für den Fall der Fälle aufzufangen als ihr fluchend hinterher zu steigen.   Sasuke. Rosas Gedanken waren plötzlich bei ihm und Tränen sammelten sich in ihren Augen, was sie im Moment gar nicht gebrauchen konnte, schließlich war die Sicht jetzt schon durch die Dunkelheit nicht ausreichend. Während ihrer Zeit an seinem Hof, hatte sie stets gehofft ihm irgendwie ein Zeichen übermitteln zu können, damit er wusste, dass es ihr gut ging. Nun konnte sie darüber froh sein, ihn ein letztes Mal gesehen zu haben, denn allen Anschein nach – wenn kein Wunder geschah – erwartete sie nach der Hatz ein grausamer Tod durch die mahlenden Kiefer der Wölfe. Das Heulen wurde lauter und Rosa glaubte, den stinkenden und heißen Atem des Todes in ihrem Rücken zu spüren.       Als das Moosmännchen in Begleitung der Waldnymphe Orina Coeligena zurückkehrte, die in ihren Händen einen Berg praller und tiefroter Kirschen und herrliche süß schmeckend Erdbeeren hielt, lag die Lichtung im Mondschein verlassen da. „Wo ist es, dein verzaubertes Menschenkind? Hat es sich versteckt?“, neugierig sah sie sich um und erblickte nur jede Menge Spuren im Schnee. Belustigt über das entsetzte Gesicht des Moosmännchens, kicherte sie: „Hat dem Menschlein wohl zu lange gedauert und es ist gegangen.“ Das Männlein beachtete sie nicht, denn es kämpfte mit seinen Gefühlen, die sein Innerstes aufwühlten. Ratlosigkeit, Enttäuschung und Trauer stritten um die Vorherrschaft in seinem kleinen gütigen Herzen und der Waldgeist war nicht fähig zu sprechen, was er auch nicht gekonnt hätte, denn eine Singsangstimme erklang und rief: „Nicht freiwillig gegangen. Nicht freiwillig.“, und ein mehrstimmiger Chor wiederholte das Gesagte. Das Moosmännchen sah sich verwundert um, während die Elfe zu einem Eichenbaum ging und sich dessen knorrige und alte Wurzeln, die aus der Erde und dem Schnee ragten, genauer anschaute. Ein „Oh!“, entkam Orina Coeligena als sie das schmale und flache Gesicht erblickte, welches unter einer pilzartigen Kappe zu ihr aufsah. Ein Pilzkind, dessen helle Statur fast mit dem Schnee verschmolz, wenn sein Hütchen nicht gewesen wäre – dieses war Rot und mit vielen weißen Punkten übersehen. Nun entdeckte auch das Moosmännchen das kleine Geschöpf und kam näher herangewatschelt. Orina Coeligena beugte sich noch tiefer hinunter und dabei fiel ihr das von Efeu durchflochtene, lange und rote Haar über die schmalen Schultern. „So. So.“, sagte sie leise. „Nicht freiwillig. Was wisst ihr denn?“, sie sprach das Pilzkind mit Absicht im Plural an, denn vorhin hatte ein vielstimmiger Chor die Worte des kleinen Kappenträgers wiederholt. „Wolf.“, sagte das Pilzkind und sein Singsang zitterte und die Gruppe rief mit ebenso viel Ehrfrucht: „Fenris!“   Aus dem Mund des Moosmännchens erklang ein klagender Laut und Orina Coeligena ließ vor Schreck die Kirschen und Erdbeeren aus ihren Fingern gleiten. Verwirrt über diese Antwort starrte sie ungläubig auf das Pilzkind und ein rascher Blick zum Himmel bestätigte ihren Gedanken, den sie laut aussprach. „Fenriswölfe? Aber wir haben keinen Vollmond.“, doch die Pilzkinder beharrten darauf und wiederholten ihren Ausruf noch einmal. „Wolf! Fenris!“ Der Klageruf des Männleins wurde lauter und Orina Coeligena hielt sich die schlanken Hände mit den langen Fingern entsetzt vor ihren Mund. Die Kinder vom Volk der Amanita Muscaria logen nie und so musste die Waldnymphe dem Grauen in die Augen sehen: das Fenrisrudel jagte. Im Hintergrund hörte sie das Moosmännchen jammern: „Oh je. Fenriswölfe, dann lebt sie sicherlich nicht mehr…“, doch da protestierten die Pilzkinder und riefen im Chor: „Noch nicht. Noch nicht. Noch jagen sie. Noch jagen sie. Hetzen. Hetzen.“ Das Neigen ihrer Kappen zeigte die Richtung an, in die Rosa gejagt worden war. Glücklich stimmte dies das Männlein aber auch nicht, stattdessen klagte es sich selber seiner Unbrauchbarkeit an. „Was bin ich nur für ein Moosmännchen? Was? Was? Ich bin an allen Schuld. Sobald die anderen davon erfahren, werde ich des Waldes vertrieben und muss fortan als Geächteter leben.“ In seinem Gezeter bemerkte das Männlein nicht, wie die Nymphe an ihn herantrat und sich nun zu ihm herunterbeugte. „Ist es dir wichtig, das Menschenkind?“ „Wichtig?“, erstaunt über die Frage sah er zu der Frau hinauf, die ihre Worte noch einmal wiederholte. Das Moosmännchen erwiderte hastig: „Ja. – Oh höre Orina Coeligena, ich habe dich um Erdbeeren und Kirschen nicht der Menschen wegen gebeten, die danach verlangen, sondern …, weil das arme Kind vom schelmischen Elfenvolk verflucht wurde und sich nicht zu erkennen geben kann, ohne ihre Lieben, die sie suchen, in Gefahr zu bringen. – Sie hat ein gütiges Herz und das sie Kirschen und Erdbeeren bringen soll, ist auch nur wegen den Elfen. Die haben ihre Hand im Spiel …“ „Gräm dich nicht“, unterbrach die Nymphe ihn. Sie hatte ihren Entschluss gefasst. Sie würde helfen.   Es kam selten vor, dass ein Moosmännchen bei anderen Naturgeistern für einen Menschen vorsprach aber wenn dies passiert, dann nicht ohne Grund. Ohne sich dem Moosmännchen weiter zu erklären, wandte sie sich der Eiche zu. Behutsam legte Orina Coeligena beide Hände flach auf den Stamm und lehnte auch ihre Stirn an die Rinde. Sie murmelte einen sanften Gesang und die Reaktion darauf folgte sofort. Die Äste der Eiche fingen plötzlich mit schwanken an und mit einmal erfüllte ein Knacken und Knarzen die Lichtung, denn die umstehenden Bäume folgten dem Ruf. Der Sturm in den kahlen Kronen sprang von einem Baum auf den anderen über und sein Weg führte in den Wald hinein. Orina Coeligena entfernte sich von der Eiche und bedankte sich bei ihr. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit dem Moosmännlein zu, der niedergeschlagen dreinblickte. „Ich sagte gräm dich nicht. Ist das Menschenkind wirklich reinen Herzens, wird der Wald es schützen, egal welcher Zauber der Elfenkönig auf es oder die Welt gelegt haben mag. Er ist mächtig, ohne Frage – aber er ist kein Naturgeist.“   [End. Kapitel 12] Kapitel 13: ------------ Wie in einem Traum, so fühlte es sich stets für Sasuke an, wenn er die Höhle verließ und durch den Wald lief. Geschützt durch die Elfenmagie, vor allem und jeden, bekam er das Schwanken und Knarzen in den schneebedeckten, kahlen Ästen der Bäume nicht mit und auch nicht, wie der Bach, an dem er vorbeikam mit einem immer lauter werdenden Murmeln anschwoll – da war es kein Wunder, dass ihm das wilde Geheul der Wölfe und die panische Flucht vieler Waldtiere ebenfalls entging.     Fast Ohnmächtig vor Angst und ihr Heil in der Flucht nach vorne suchend, rannte, stolperte und zog sich Rosa durch den Wald. Sträucher mit Stacheln hatten Spuren an ihrer Kleidung und der Haut hinterlassen. Im Gesicht zeigten sich mehrere blutende Kratzer und ihre Hände waren von den Spitzen der Dornen zerstochen. Die Überwürfe und Schultertücher, die sie wärmen sollten, hingen zerrissen an ihrem Körper und die fehlenden Stofffetzen fanden sich wie bei einer Schnitzeljagd an den Ästen. Weiter, immer weiter und bloß nicht stehen bleiben, war ihre einziger Gedanke, den ihr der Überlebenswillen zu wisperte und der dafür sorgte, dass sie ihre Füße überhaupt vorwärts bekam, denn die Angst war eine lähmende Eigenschaft. Der faulige Atem der Wölfe hing in Rosas Nase und obwohl sie nicht direkt darüber nachdachte, wusste sie, dass aus der Hatz langsam Ernst wurde. Ein Wolf schnappte nach hier und obwohl sie nicht schreien wollte, tat sie es. Rosa taumelte hinter einem Baum zu Seite und konnte somit verhindern, dass ihre Schulter samt Arm von den Fängen zermalmt wurden. Stattdessen streiften ihre Finger die Lefzen des Tieres. Rosa schnappte nach Luft und stürzte durch ein weiteres Dornengebüsch und spürte, wie weitere Kleidungsstücke abgerissen wurden. Ein anderer Wolf sprang nach ihr und er hätte sie unter seinen Läufen begraben, wenn nicht mitten in seiner Flugbahn ein Ast aufgetaucht wäre, der so enorm gegen das Tier knallte, das dieses zur Seite geschleudert wurde. Rosa hörte nur das Aufjaulen aber umdrehen würde sie sich sicherlich nicht. Sie hörte die Sträucher neben sich rascheln und gerade als sie durch das Mondlicht begünstigt, aus den Augenwinkeln, das riesige Alphatier auf sich zustürzen sah, verlor Rosa den Boden unter den Füßen. Angetrieben durch den Schwung ihres Laufes, stürzte sie mit dem Kopf voran eine Böschung hinab und überschlug sich bis sie auf dem schlammigen Ufer eines Baches zu liegen kam. Die Kühle des Bodens fühlte sich wunderbar auf ihrer erhitzten Haut an aber sie konnte nicht liegenbleiben. Nur schwer kam Rosa auf die Beine, denn der Schlamm klebte an ihrer zerrissenen Kleidung und diese sog sich zusätzlich mit Wasser voll. Das Heulen der Wölfe trieb sie zur Eile an und so achtete sie nicht auf die heftigen Schmerzen, die blitzartig durch ihren Körper zuckten und sie wimmern ließen, sondern versuchte einfach nur von der Stelle zu kommen. Sie zog sich matt ein störendes Schultertuch vom Körper und ließ es im Matsch zurück.   Ihr Herz klopfte nicht, es hämmerte einen wilden Galopp.   Benommen wagte Rosa einen Blick zu der Stelle hinauf, von der sie hinuntergestürzt war. Sie schwankte unter den glühenden Augenpaaren rückwärts in die Senke eines breiten Baches hinein und fühlte sich wie auf einen Präsentierteller. An ihrer Schläfe pochte das Blut als ihr klar wurde, dass sie keine andere Option besaß als durch den Bachlauf zu waten. Während der Überlebensdrang die Beine zum Weiterlaufen antrieb, schrie eine andere Stimme in ihr, sie solle stehen bleiben, sie sollte das Unvermeidliche nicht weiter hinauszögern, doch der Wille zum Leben war im Moment noch stärker. Rosa nahm alle ihren Mut zusammen und unterdrückte einen Aufschrei als sie das kalte Wasser auf ihrer Haut spürte. Es waren nicht die tausend Nadelstiche, von denen jeder sprach, es fühlte sich viel schlimmer an – eher wie Messerstiche, Schwerthiebe oder als ob ihr jemand mit der Axt den Bereich abgehakt hätte, der sich nun im Wasser befand. Das Gewässer reichte ihr bis zu den Knien und Rosa war froh darüber, denn sie wagte nicht den Wölfen ihren Rücken zuzukehren, aus Angst ihnen somit das Signal zum Angriff zu geben. Eigentlich schwachsinnig, schoss es ihr durch den Kopf, schließlich konnte es dem Rudel egal sein in welche Richtung sie schaute. Trotzdem, sie blieb dabei, sich rückwärts durch den Bach zu tasten.   Skalli Fenrisson hielt sein Rudel noch zurück. Er genoss den Anblick dieser kleinen verängstigten Jungfrau und wie sie panisch versuchte herauszufinden, wann der Angriff erfolgte. Seine Lefzen zogen sich nach oben, er würde den Befehl für eine Fortführung der Hatz geben, sobald sie am anderen Ufer angekommen war. Töten konnten sie das Menschenweib immer noch.   Rosa merkte, wie der Wasserwiderstand abnahm. Sie musste das andere Ufer fast erreicht haben. Sich ein Herz fassend, raffte sie ihren Rock, drehte sich um und rannte mit aller Kraft, die sie noch besaß, los. Mit einer kurz aufflammenden Freude stellte sie fest, dass der vor ihr liegende Hang nicht den steilen Anstieg besaß, wie sie geglaubt hatte – dummerweise war das auch ein Vorteil für die Wölfe. Ein mehrstimmiges Knurren drang an ihre Ohren als sie sich durch den Schlamm gekämpft hatte und den Aufstieg erreichte aber nicht das stellte ihre Nackenhaare auf, sondern das Schmatzen matschiger Erde, die von schweren Pfoten verdrängt wurde. Angsterfüllt grub Rosa, Halt suchend, ihre klammen Hände in den gefrorenen Boden der Böschung. Sie zerrte und stemmte sich trotz ihrer Schmerzen auf allen Vieren vorwärts. Als sie nicht einmal die Hälfte hinter sich gebracht hatte, hörte sie ein kurzes aber panisches Heulen, zusammen mit einem merkwürdigen Tosen und Brausen, das vom Wasser zu kommen schien. Trotz Widerwillen siegte die Neugier und sie blickte über ihre Schulter zurück auf den Bach und wäre fast in ihrer Bewegung erstarrt als sie sah was sich da in der Senke zutrug.   Der Bach war eben noch ein knietiefer Lauf gewesen, der zu beiden Seiten ein langes Uferbett besaß. Doch von dem Schlammboden war nichts mehr zu sehen, denn jetzt schwappte das Wasser mit einmal direkt unterhalb ihrer Füße an die Böschung und schlug über den Köpfen der Wölfe wilde Wellen. Es schien als wollte das zum Fluss angeschwollene Gewässer die Tiere ertränken, aber Rosa konnte sich nicht an diesen Gedanken festhalten, denn Denken hieß sich selbst zu blockieren, die Energie falsch einzusetzen und das konnte sie sich nicht leisten – sie hatte keine Zeit um zu verstehen, was da vor sich ging. Sie wusste nur eines, sie musste weiter … fort, nur fort.   Skalli Fenrisson war klug. Er hatte nur die rangniederen Rudelmitglieder losgeschickt und beobachtete nun das Geschehen. Die Frau schaffte den Aufstieg, während seine Wölfe von den plötzlich ansteigenden Fluten und der starken Strömung nicht nur mitgezogen, sondern auch unter die Oberfläche geholt worden. Sie würden ertrinken, dies quittierte er mit einem dunklen Knurren. Nun gut, er kannte eine Stelle, wo Monolithen aus dem Bach herausragten und sie so mit trockenen Pfoten auf die andere Seite hinübersetzen konnten. In der Zwischenzeit bekam die Frau zwar ihre Gelegenheit, Schutz zu finden aber was konnte ihn schon aufhalten – selbst, wenn er sein ganzes Rudel bei dieser Aktion verlor. Sie roch einfach zu gut, um sie aufzugeben. Es war nicht nur ihre Angst, die ihm das Maul wässrig werden ließ, nicht die Tatsache, dass sie eine Jungfrau in Nöten war, … nein, es haftete ein köstlicher Geruch an ihr, den er selten an einem Menschen wahrnahm; an kleinen Kindern aber nicht bei Erwachsenen. Die reine Unschuld. Ja, sie duftete nach der reinen Unschuld. Der Leitwolf zog seine Lefzen nach oben und nahm ihre Witterung auf. Er prägte sie sich ein, dann befahl er dem Rest seines Rudels ihm bis zu der Stelle zu folgen, wo sie übersetzen konnten.     Der Wald war in Aufruhr. Tiere, die keinen Winterschlaf hielten, rasten in wilder Eile durch das Dickicht. Sie witterten in ihrem schnellen Lauf, suchten, spähten und lauschten. Grüne, blaue und gelbe Lichtfunken blitzten auf, flackerten kurz in wilder Bewegung und erloschen wieder, um viele Bäume weiter erneut aufzuflammen. Ein Sturm ging durch Wald. Er rebellierte und wollte die manische Gier der Fenriswölfe nicht länger beherbergen und erst recht nicht weiterhin unter dem magischen Einfluss des Elfenkönigs sein Leben fristen. Die Bäume schüttelten das feine Gespinst der Beeinflussung herunter und Fuchs und Marder zerfraßen die Stränge vor ihren Bauen, Kaninchen und Hase taten es ihnen gleich. Ein frischer Wind kam auf, wehte durch die kahle Natur und verkündete eine neue Zeit. Der Elfenkönig würde bald nicht mehr die Macht haben, die er jetzt noch besaß.     Skalli Fenrisson und sein Rudel hatten rasch die großen Monolithen erreicht. Der Wolf bemerkte, wie das Wasser versuchte die Brocken zu überspülen aber die Mühen waren umsonst, er und sein Rudel schafften die Überquerung ohne Verluste. Als der Letzte seiner Verbliebenen bei ihm angekommen war, reckte der riesige Wolf seine Schnauze nach oben und blähte die Nase. Seine Lefzen kräuselten sich, während er das Maul leicht öffnete. Ein kehliges Grollen entrann ihm als er Rosas Witterung wahrnahm. Mit schnellen und weiten Sprüngen jagte das Fenrisrudel durch den Wald. Bald schon konnte sie die ersten Spuren der Menschenfrau entdecken, aber den Wölfen blieb nicht verborgen, dass sich die Natur gegen sie gewandt hatte. Schon am Bachlauf war ihnen die Veränderung aufgefallen und obgleich sie mit hoher Geschwindigkeit dahin hetzten, achtete jetzt jeder einzelne der Wölfe auf seine Umgebung. Mehr als einmal schaffte es selbst Skalli erst im letzten Augenblick einen plötzlich tiefhängenden Ast auszuweichen. „Feenpack. Nymphenvolk. Kommt mir nur vor die Schnauze. Ich reiße, ich zerfleische euch alle!“, knurrte Skalli im Lauf und wich erneut einem Ast aus, der einer alten knöchrigen Eiche gehörte.     Rosas Nerven waren angespannt. Nach dem sie den Hang auf allen Vieren erklommen hatte, gönnte sie sich keinen Moment der Ruhe, sondern richtete sich Halt suchend an einem Stamm auf und lief panisch weiter, obwohl die Kälte ihr jegliches Gefühl in den Füßen raubte. Das der Rest des Wolfsrudels sich eine andere Stelle zum überqueren suchte, registrierte sie nur am Rande ihrer Aufmerksamkeitsspanne. Ein Reh sprang direkt vor ihr aus den Schatten der Bäume und Rosa konnte weder den Angstschrei, noch die darauffolgende Tränenflut zurückhalten. Schmerzhaft hämmerte ihr Herz gegen die Rippen, während sich ihr Magen krampfhaft zusammenzog und sie das Gefühl überkam nicht mehr atmen zu können. Rosa blieb stehen und stütze sich mit einer Hand an einem Baum ab. Ruckartig sog sie eiskalte Luft ein, hatte aber das Gefühl zu ersticken. Ihre Panik wandelte sich zu einem Schock, der langsam ihre Glieder lähmte, doch da hörte sie ihren Überlebensinstinkt aufbrüllen. Beruhig dich, schrie er ihr zu. Beruhig dich und geh weiter. Sie wusste nicht woher sie die Kraft nahm, sie wusste nicht, wie sie es überhaupt schaffte wieder richtig atmen und weiterlaufen zu können aber sie tat es. Über ihr toste der Wind und von allen Seiten kam das Geräusch knackender Äste. Rosa war sich schmerzhaft bewusst, dass die Wölfe früher oder später wiederauftauchen und vollenden würden, was ihnen beim Bach nicht gelungen war. Zu gerne wäre sie in den Wipfeln verschwunden aber die Bäume schienen hier so groß zu sein, dass das Mondlicht, trotz der blätterlosen Äste kaum bis zur ihr durch kaum. Deshalb konnte sich nicht erkennen, ob sich ein Baum gut genug dafür eignete und hoch genug war – wenn sie Pech hatte, erwischte sei einen kleinen Baum. Dennoch reckte sich Rosa und versuchte mit ausgestreckten Armen einen Ast zu erwischen aber alles was sie spürte, waren die Luft und die Rinde des Stammes. Erneut wurde sie von einer Flut Tränen, gepaart mit der Hoffnungslosigkeit, überrollt. Sie wollte Leben aber dieses Weglaufen erschien ihr mit einmal so aussichtslos. Das sind Fenriswölfe, sagte sie sich, denen kann niemand entkommen – und obwohl sie das wusste, schleppte sich Rosa atem- und kraftlos weiter, während Tränen unaufhörlich über ihr Gesicht liefen.   Irgendwann konnte Rosa nicht mehr. Vollkommen erschöpft blieb sie am Stamm einer Fichte stehen. Sie hatte keine Energie mehr. Erneut hob sie hoffnungsvoll die Arme, aber auch hier waren die Äste viel zu weit oben. Für sie einfach zu hoch. Plötzlich hielt Rosa inne. Sie glaubte das rhythmische Trommeln von Pfoten zu hören. In ihr steigerte sich Angst auf ein nicht zu fassendes Maß an, so dass sie ein leises Wimmern von sich gab als in ihrer unmittelbaren Nähe das Wolfsgeheul erklang. Zitternd presste sich mit dem Rücken gegen die Fichte, während sich ihre Finger in die Rinde krallten. Es gab keinen Ausweg mehr. In nur wenigen Augenblicken würden die Wölfe über sie herfallen, denn Kraft zum Weglaufen besaß sie keine mehr. Rosa starrte in die nächtliche Schwärze, von der sie umgeben war. Noch konnte sie nichts erkennen aber die Wölfe waren da. Sie konnte ihren Gestank riechen und dann vernahm sie das kehlige Atmen. Ein Knurren zu ihrer Linken drang an sie heran und sie konnte nichts weiter tun als sich noch näher an den Baum zu pressen. „Hallo schöne Maid.“, sprach Skalli Fenrisson. Sein Augenpaar war das Erste, dass in der Dunkelheit aufglühte, danach folgten die anderen. Angeekelt und angsterfüllt, versuchte Rosa sich hinter der Fichte zu verstecken. Als der Leitwolf auf sie zukam, stolperte sie rückwärts, während ihr Herz wie wild das Blut in ihren Adern voranpumpte. „Lauf doch nicht weg.“, knurrte Skalli Fenrisson und kam mit geschmeidigen Bewegungen auf sie zu. Seine Lefzen hoben sich und entblößten die hellen Fänge, die vom Speichel gefährlich schimmerten. „Du riechst so gut. Lass mich dich beißen. Lass mich dich in Stücke zerreißen. Lass mich deinen zarten Körper zerfleischen. Ich verspreche dir auch einen schnellen Tod.“ Rosas Blick war wie gebannt auf die monströse Gestalt des Wolfes gerichtet, während ihr innerer Überlebenswille sie dazu brachte, weiter rückwärts zu gehen, um fort von den Bestien zu kommen.   Skalli Fenrisson spannte die Muskeln an. Seine Pfoten gruben sich in die eisige Erde. Geschmeidig duckte sich das Alphatier und wie von einer Sehne abgeschossen, katapultierte er sich empor und sprang ab, direkt auf Rosa zu. Erschrocken trat sie einen weiteren Schritt zurück, das blanke Entsetzen stand ihr in den Augen als sie anfing mit den Armen zu rudern. Die Finger ihrer linken Hand streiften die Rinde eines Baumes, fanden aber keinen Halt und vor den Augen des heranfliegenden Fenriswolfes kippte sie nach hinten und tauchte hinab in eine tiefe Schwärze. Ihr angstvoller Schrei, den sie noch aus ihrer Brust hatte lösen können, hallte im Wald wieder und dann war außer den Geräuschen von bröckelnden Geröll und Gestein, dass sich von irgendwo zu lösen schien, nichts mehr von ihr zu hören und auch nichts mehr zu sehen. Skalli Fenrisson landete knapp vor dem Abgrund, dessen Schwärze mit der Dunkelheit der Nacht verschmolzen war. Seine Krallen gruben sich in die Erde, damit er nicht hinterherstürzte. Er hörte, wie ein Rudelmitglied angetrabt kam. „Was ist passiert? Wo ist sie hin?“ „Da unten.“, der Leitwolf stierte in die vor ihm liegende Dunkelheit. „Umso besser.“, keifte das Mitglied, „Dann brauchen wir sie nicht mehr zu hetzen.“, neugierig schnupperte er am Rand und suchte eine gute Abstiegsmöglichkeit aber Skalli Fenrisson beendete die Jagd. Auf die Widerworte der anderen, packte er sich den Kleinsten und Jüngsten an dessen Genick, unterwarf ihn mit roher Gewalt und knurrte zwischen seinen Fängen hindurch und über das klägliche Winseln hinweg: „Ich sagte die Jagd ist zu Ende. Vergesst es.“, er ließ von dem jungen Wolf ab, um besser sprechen zu können, stellte aber seine Pfote auf dessen Körper, damit er unten blieb. „Die Schlucht gehört den Elfen. Dort haben wir nichts zu suchen. Die Beute ist uns entkommen, aber mit Sicherheit nicht mehr am Leben. Dort geht es viele Meter hinab. Die Wände sind steil und von schroffen Gestein. Sollte sie noch leben, dann nicht mehr lange.“   [End. Kapitel 13] Kapitel 14: ------------ Lilac hatte ihr Gesicht in Rosas Kissen vergraben. Schluchzend hockte sie auf dem Schemel, der vor dem Frisiertisch stand und wippte dabei mit ihrem Oberkörper langsam vor und zurück. Sie schämte sich so sehr. Sie schämte sich für ihr Verhalten ihrer besten Freundin gegenüber. Sie konnte sich selbst nicht erklären, weshalb sie am Morgen so gemein zu Rosa gewesen war. Was war nur in sie gefahren? Hatte Rosa nicht immer alles versucht, um dem Ziel, den Fluch zu brechen, näherzukommen – und wie hatte sie es ihr gedankt, mit rücksichtlosen Vorhaltungen und einer egoistischen Anmaßung, von denen sie im Nachhinein selbst schockiert war und die ihr nun stark zu schaffen machten. Verzweifelt flehte sie die Naturgeister an und bat darum, dass sie Rosa in der eisigen Nacht beistanden und sie somit die Chance bekommen konnte, sich für all das Unmögliche zu entschuldigen.     Das rebellische Tosen der Natur brandete noch immer über das Land und schickte mit dem Wind mächtige Stürme, die heftig an den Ästen der Bäume zerrten, so dass sie einen verwirrenden Tanz in alle Richtungen aufführten. Von diesem Befreiungsschlag bekam Sasuke nichts mit als er die Schlucht erreichte, die schroff und schmal vor ihm emporragte und an deren Ende sich die Grotte mit dem Zugang zum Elfenreich befand. So lange er den Ring bei sich trug, wurde er von einem Kokon aus Elfenmagie geschützt und er war sich dessen bewusst. Umso mehr verwirrte es ihn als er auf seinem Weg durch die Felsspalte das, von Steinvorsprüngen, herabfallende Wasser auf seiner linken Schulter wahrnahm. Er blieb stehen und betrachtete die Stelle, wo ihn die Tropfen berührt hatten, doch durch den schwarzen Stoff ließ sich nicht viel erkennen aber umso mehr spürte er, wie die kalte Nässe durch die Kleidung an seine Haut drang. Sein Blick richtete sich nach oben und er sah den Ausläufer von Gestein über sich, von dem das Wasser hinuntertropfte, doch mehr konnte er wegen der geringen Reichweite der Lampe nicht erkennen. Der Rest wurde von der Dunkelheit verschlungen. Während er den Kopf in den Nacken gelegt hielt, bemerkte er, dass es ihm noch nie in den Sinn gekommen war, sich zu fragen, wie hoch die Wände zu beiden Seiten reichten und ob am Tage die Sonne den Weg hinunterfand. Wie ein Kind, dass des Nachts nach Sternen Ausschau hielt, versuchte Sasuke an dem Felsvorsprung vorbei zu sehen. Dabei kniff er die Augen zusammen, in der Hoffnung die Schwärze zu durchdringen. Ein pulsieren in seiner Tasche unterbrach das Bemühen, denn der Ring trieb ihn an weiterzugehen. Widerwillig führte Sasuke seinen Weg fort, dabei kam er auf dem glitschigen und nassen Gestein ins Rutschen. Das war ihm auch noch nicht passiert, genauso wenig wie das Stolpern über plötzliche Bodensenken und -erhöhungen. Sasuke schüttelte innerlich den Kopf. Bis zum Eingang dieser Schlucht war er ohne Problem vorangekommen, doch jetzt reihte sich eine Merkwürdigkeit an die Andere. Er musste sich selbst beruhigen, daher redete er sich ein, dass es an seiner langen Abwesenheit lag und er nur die Feinheiten des Bodens vergessen hatte – aber das erklärte nicht, wieso er plötzlich nass wurde.   Ein Schwall Wasser erwischte Sasukes Kopf. Es war eisig und er musste sich enorm zusammenreißen, um nicht wie ein kleiner Junge loszubrüllen, stattdessen sprang er einen hastigen Schritt nach vorne und wischte sich die Wassertropfen aus dem Gesicht. Wie ein Hund schüttelte er sein Haupt, damit die Feuchtigkeit aus den Haaren flog. Er fluchte still und sendete einen bösen Blick nach oben, konnte aber nur die Dunkelheit entdecken. Immer noch murrend über den Vorfall prüfte er das Licht der Laterne. Ohne die kleine Kerze würde er in vollkommener Finstern stehen. Er machte sich deswegen keine Gedanken, trotzdem war es ihm lieber den Weg mit Licht, statt ohne, fortzusetzen. Beim Weitergehen achtete er nun auf jedes Rinnsal entlang des Gesteins und auf jede Pfütze, Bodensenke oder -erhebung, dabei stützte er sich an den Wänden ab, um einen möglichen Sturz zu verhindern, sobald er ins Straucheln kam. Der Fels fühlte sich unter seiner Hand rau, nass und kalt an und die scharfen Kanten schnitten in sein Fleisch, sobald er sich an ihm festhielt. Noch nie war ihm der Weg so lang vorgekommen und als Sasuke das Gefühl hatte, die hundertste Biegung hinter sich gebracht zu haben, bemerkte er, dass vor ihm etwas auf dem Steinboden lag. Vorsichtig trat er näher heran und erkannte an dem Umriss eines Menschen. Was tat ein Mensch außer ihm hier? War das wirklich ein Mensch, oder war es sogar ein Elf oder einfach nur eine Fata Morgana bei Nacht? Er trat noch näher und hielt dabei den Arm mit dem Licht ausgestreckt.   Sein Atem setzte für einen Moment aus. Die Laterne in seiner Hand zitterte, während ihm die Kehle staubtrocken wurde. Hitzeschübe prickelten ihm vom Hinterkopf in den Nacken auf den Rücken hinab und alles in ihm zog sich zusammen. Er glaubte nicht, was er da sah. Er glaubte nicht, wen er da sah. Sein Mund öffnete sich, doch es kam kein Laut aus ihm hervor. Stumm stellte Sasuke die Laterne auf das unebene Gestein und kniete neben den Menschen nieder, der vollkommen durchnässt war und viele Schnittwunden und Kratzer an Händen und Gesicht aufwies. Aber all das nahm Sasuke nicht wahr – was er sah, war das rosa Haar.     Ihr Geist erhob sich träge bis unter die wogende Oberfläche des Erwachens, brach aber nicht hindurch. Sie konnte das helle und warme Licht hinter der schimmernden Barriere erkennen, war aber zu schwach, um es zu erreichen. Plötzlich wurde ihre Sicht von einem rauchig, weißen Nebel getrübt und sie sah riesige Wölfe mit monströsen Mäulern, die mit mehrzackigen Fängen gespickt waren. Als sie sich vor Angst wegdrehte, blickte sie einer unendlichen Finsternis entgegen und glühende, gelbe Augenpaare flammten auf, nahten in verzerrter Gestalt heran, um sich kurz vor ihr in Rauch aufzulösen. Egal wohin sie sah, immer wieder erschienen die Schattengestalten und rasten auf sie zu – dann, und ihr wurde fast schlecht dabei, kippte die Welt um sie herum. Das Gefühl des Fallens übermannte sie und der Nebel wurde von einer bleiernen Schwärze verdrängt. Sie wusste nicht wie lange sie sich schon in diesem Nichts aus Dunkelheit befand aber plötzlich gleißte ein kleines Licht in Ferne hell auf und kam rasant auf sie zu, dabei wurde es immer größer und als es über ihr hereinbrach, stand sie mit einmal im Hellen. Erinnerungen an Wölfe, Bodenlosigkeit und dem Gefühl des Fallens fluteten auf sie ein und verschwanden. Verwundert stellte sie fest, dass sich ihre Umgebung weich anfühlte aber um sie herum war nichts außer Luft und Luft fühlte sich nicht weich an … konnte Luft gefühlt werden? Bevor sie sich näher damit beschäftigen konnte, bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte. Hart, kalt und nass war es gewesen als sie für einen kurzen Moment nach ihrem Absturz in die Tiefe erwachte. Bewegungsunfähig hatte sie auf dem Boden gelegen und musste es geschehen lassen, dass Wasser ihr ins Gesicht tropfte, ehe ihr die Augen wieder zufielen und sie von der Dunkelheit mitgerissen wurde.   Nun schwamm ihr Geist auf der Oberfläche des Erwachens und sie glaubte einen Körper zu haben. Schnell einigten sich ihre Sinne mit dem Verstand darüber, dass sie Hände, Arme, Beine und Füße besaß. Probehalber bewegte sie einen Finger und wusste dann, dass sie auch Ohren zum Hören hatte. Eine helle Stimme erklang. „…ke schau … sie … bewegt. … Finger bewegt …glaub…“, mehr vernahm sie jedoch nicht, denn sie sank wieder hinab und die Schwärze umhüllte alles.   Erneut schaffte es ihr Geist die Oberfläche zu überwinden und dieses Mal stieg er sogar weiter hinauf und entfernte sich von der Barriere. Ihr Bewusstsein teilte ihr mit, dass sie Augen besaß und in dem Moment bemerkte sie das flimmernde Spiel von Licht und Schatten. Es machte sie neugierig und sie brauchte nur noch die Lieder zu heben aber das war leichter gesagt als getan. Sie wollte es aber, und schaffte es – doch sofort schloss sie die Augen wieder, denn grelles Sonnenlicht flutete ihr entgegen. Zumindest nahm sie an, dass es sich um Sonnenlicht handeln musste. Vorsichtig blinzelte sie, um den Augen Zeit zu geben, sich an ihre Benutzung zu gewöhnen. Als sie den Kopf von dem gleißenden Hell wegdrehen wollte, schmerzte ihr der Hals und plötzlich fühlte sie etwas, was bekannt und doch neu war: sie verspürte Durst, denn ihre Zunge lag schwer in ihrem Mund. Sie wollte sich erheben … Das Zucken durch ihren Körper kam so jäh, wie die tiefe Stimme neben ihr. Nicht laut, nicht dröhnend aber sie war da. „Nicht.“, schlicht und einfach aber es ließ sie innehalten, denn der Tonus klang dabei so sanft, ihr zog es das Herz in der Brust zusammen. Neugierig ließ sie den Blick wandern und erhaschte den Menschen, der gesprochen haben musste. Sie brauchte einen Moment bis sie ihn richtig fokussierte aber dann riss sie die Augen auf und ihr Körper versteifte sich, während ihr das Herz regelrecht aus der Brust hüpfen wollte.   Er stand da. Warum steht er da? Warum lächelte er? Und wieso sind seine Augen gerötet? Hat er geweint? Ein weinender Sasuke? Aber warum? – Nein, er konnte nicht geweint haben. Unmöglich. Sie bildete sich das nur ein. Mit großer Sicherheit lag es nur an einer Überanstrengung oder Reizung. Aber sein Blick …, der war viel zu intensiv auf sie gerichtet. Das durfte nicht sein. Sie war doch nur eine Zofe und da wurde ihr bewusst, sie war Rosa. Durch die vielen Fragen, die in ihrem Geist umherschwebten, bekam sie Kopfweh. Langsam schloss sie die Augen und genoss das Gefühl. Sobald sie diese wieder öffnen würde, stand er mit Sicherheit nicht mehr da. Es war eine Wunschvorstellung ihres Unterbewusstseins, er konnte definitiv nicht an einem …an einem Bett stehen? Sie lag in einem Bett?   Fieberhaft suchte Rosa nach einer Erklärung und schob alles auf ihre Psyche. Sie halluzinierte. Alles war nur eine einzige große Halluzination – das Sonnenlicht, die weiche Liegestelle und …, und auch Sasuke.   Vorsichtig öffnete sie wieder ihre Augen aber alles war noch da. Das konnte doch nicht wahr sein. Wo war der Wald, wo war die Finsternis und wo … sie hielt inne und streifte Sasukes Blick … und wo war sie? Tränen sammelten sich in Rosas Augen. Sie musste sprechen und fragen, was passiert war. Ihr Mund öffnete sich und sie sagte auch etwas aber nur hören tat sie es nicht, dafür erschien auf Sasukes Antlitz ein gequälter Ausdruck, der ihr fast das Herz zerriss. Es verwirrte sie ungemein, die eigene Stimme nicht zu hören und auch die Tatsache, dass er nichts erwiderte. Die verrücktesten Gedanken kamen Rosa in den Sinn: sie war taub und konnte deswegen nichts hören – schwachsinnig, denn ihr fiel wieder ein, seine Stimme hatte sie sehr wohl gehört. Obwohl, vielleicht irrte sie sich, denn auf einmal erschien es ihr nicht mehr so sicher, dass er das „Nein“ auch wirklich gesagt hatte. Erneut versuchte Rosa sich verbal auszudrücken und wieder misslang es. Ihr Körper begann vor Aufregung zu beben und in ihren Augen sammelten sich die Tränen. Was war denn nur los? Zitternd biss sie sich auf Lippen und dann vernahm sie wieder seine Stimme und es zog ihr regelrecht das Bett, auf dem sie lag, unter dem Rücken weg. „Beruhig dich, Sakura.“   Das war ein ganz schön mieser Scherz, den ihr Unterbewusstsein mit ihr da trieb.   [End. Kapitel 14] Kapitel 15: ------------ „Beruhig dich, Sakura“   Seine Worte hallten in ihr nach und hinterließen einen bitteren Beigeschmack, denn alles war doch nur ein dummer und gemeiner Scherz. Wütend verfluchte sie ihr Unterbewusstsein und flehte gleichzeitig, dass es damit aufhören möge, ihr Dinge einzuflüstern oder sie Etwas sehen zu lassen, was nicht sein konnte. Nichts auf der Welt wünschte sie sich lieber als den Fluch loszuwerden und wieder Sakura zu sein, doch dafür hätte der Bann brechen müssen und das war er ihres Wissens nicht. Kaum hatte sie diesen Gedanken beendet, hielt sie inne und überlegte. Ihr Blick schweifte im Zimmer umher, über das Bett, zu ihm und dann fragte sie sich, ob es nicht doch geschehen war und zwar in der Zeit zwischen ihrem Fall in die Tiefe und dem jetzigen Augenblick. Gleichzeitig flammten aber auch Wiederworte in ihr auf und je mehr sie an einer Theorie festhielt, desto heftiger prasselten die Gegenargumente auf sie ein. Es war alles viel zu viel und mit einmal verwässerten Tränen ihren Blick und sie glaubte zu erkennen, wie das Zimmer anfing sich zu drehen. Die Luft wurde ihr knapp. Das Gefühl des Fallens erfasste ihren Körper und aus Angst jeden Moment auf einem harten Steinboden zu zerschellen, schloss sie die Augen.   Plötzlich erinnerte sie sich an Lilac und die Tränen ließen sich nicht mehr aufhalten. Was würde nur aus ihr guten, liebsten, besten Freundin werden, wenn sie nicht mehr war? Sie wollte nicht, dass Lilac mit dem Fluch alleine bleiben musste. Sie wollte nicht, dass sie ein einsames Leben fristete. Als das Beben, erzeugt von einem lautlosen Schluchzer, ihren Körper erfasste, öffnete sie die Augen. Zittrig lag sie da, während die Panik unaufhaltsam ausbrach. Sie versuchte aufzustehen, trotz Sasukes Proteste und erst als sich seine warme Hand auf ihre Schulter legte, sank sie in die weichen Kissen zurück. Dabei streifte ihr Blick sein besorgtes Antlitz. „Beruhig dich, bitte.“, seine Stimme klang flehend, wie sie ihn noch nie gehört hatte und sie kam seinem Wunsch nach. Sasuke wandte seine Augen für einen kurzen Moment von ihr ab und der Tür zu. „Schickt nach dem Archiater!“, rief er. Währenddessen schloss sie einen Atemzug lang die Augen, dann sah sie ihn wieder an. Wenn es nach ginge, brauchte der Arzt nicht zu kommen und das wollte sie ihm auch irgendwie mitteilen, doch bevor dies geschehen konnte, trafen sich ihre Blicke. Leise, fast flüsternd war Sasukes Ton. „Der Arzt hat verordnet, dass du Ruhe brauchst. Bleib also liegen.“ Sie nickte. Zu mehr war sie nicht imstande, denn so eindringlich wie er sie ansah, war auch das Gefühl seiner Hand auf ihrer Schulter. Erneut wühlten Gedanken ihr Innerstes auf. Die Situation überforderte sie. Er, das Zimmer, das Bett, seine Berührung, wie er sie ansah – ein Schauder ergriff ihren Körper, lies sie frösteln und im gleichem Moment vor Hitze vergehen. Ihr Nacken prickelte und alles zog sich zusammen. Sasuke bemerkte wie unruhig sie wurde und strich ihr über die Wange. Sie öffnete den Mund aber wieder drang kein Laut heraus, was sie noch mehr in Aufregung versetzte.   „Shhh. Alles ist gut.“, besorgt sah Sasuke auf sie hinab. Er wollte sie in seinen Armen wiegen, sie einfach nur festhalten und ihr besänftigende Worte ins Ohr flüstern, doch der Arzt hatte strikt darauf hingewiesen, jegliche Art der Aufregung von ihr fernzuhalten und sein begehrlicher Wunsch würde ihr womöglich den Rest geben. Vorsichtig strich er ihr durchs Haar und zog dabei eine Strähne aus dem, von Ino, lose geflochtenen Zopf hervor. Er ließ sie durch seine Finger gleiten, bis sie ihm entglitt.   Der Anblick ihres eigenen Haares veranlasste ein Abebben der Panik. Wie gebannt starrte sie auf die Strähne, die im Sonnenlicht rosa schimmerte und sich wie ein samtenes Band seiner Hand entzog. Wie konnte das sein?, dachte sie. Ein Schwall ganz anderer Gefühle überschwemmte nun ihren Körper und brachte ihre Unterlippe zum Beben. Bedeutete es, der Fluch war gebrochen? Waren seine Worte keine gemeine Halluzination ihres Unterbewusstseins gewesen? Aber wann, wie, wo und warum? Ein schauderhaftes Zittern entflammte, das sich rasant in ihrem Körper ausbreitete. Sasuke verstand die Anzeichen falsch und glaubte es sei der Schüttelfrost oder schlimmer noch, der Tod. Besorgt richtete er seinen Blick auf sie. „Der Archiater wird jeden Moment da sein.“, und genau in diesem Moment klopfte es. Der König befahl den Besucher herein und zusammen mit dem Mediziner, nach dem er geschickt hatte, betrat auch Ino das Gemach. „Sie ist wach?“, rief die junge Frau auf und stürmte auf das Bett zu. Sasuke nickte mit einem matten Lächeln. Nie hatte Ino ihn erleichterter, glücklicher und bekümmerter gesehen wie in diesem Moment.     Irgendwas lief furchtbar schief. Im Thronsaal schepperte und grollte es. Kugelblitze entzündeten sich, jagten zwischen den Säulen hindurch und erloschen rasch wieder. Der Wind verkündete geräuschvoll eine Rebellion und brachte die Elfen innerhalb der königlichen Mauern, vor Panik und Angst ergriffen, zum Schreien. Wütend beschwor der Elfenkönig einen Zauber herauf, um dem Toben der Natur Einhalt zu gebieten und Ruhe in das Chaos zu bringen. Sein triumphierendes Lächeln, darüber, bald alles wieder beherrschen zu können, schlug augenblicklich in blanken Grimm um, denn seine Macht erwies sich als zu schwach und nun war es kein Wind, sondern ein Sturm, der heftig durch die Gänge des Schlosses jagte. „WAS SOLL DAS?“, brüllte er mit grollender Stimme, doch die Natur blieb stumm und rebellierte weiter. Der Kronleuchter wurde aus seiner Verankerung gerissen und krachte lärmend auf den Steinboden. Wandbehänge, Tücher und Schals, die den Raum ausschmückten, fanden wie viele andere Dinge einen neuen Platz und als nichts mehr schön und sauber war, ermattete der Sturm und verschwand. Zurück blieb ein Chaos und fassungslose Elfen, allen voran ihr König. Mit zerzausten Haaren, ungeordneten Kleidern stand das verborgene Volk zwischen zertrümmerten Steinsäulen, zersprungenen Juwelen und zerplatztem Glas. Nicht einmal der Thron aus Obsidian war verschont geblieben. In seiner glatten Struktur wies der Stein Risse und Absplitterungen auf. Einzig der Kelch mit dem roten Nektar stand noch, da die Flüssigkeit einen zu mächtigen Eigenzauber besaß und zum Teil der Natur angehörte.   Der Elfenkönig drehte sich um seine eigene Achse und seine Hände krampften sich zu Fäusten zusammen, während sein Blick über das Szenario schweifte. „Du wagst es gegen mich zu rebellieren?“, zürnte er die Natur an. „Ihr versucht gegen mich aufzubegehren?“, zischte er an die Naturgeister gewandt. „Glaubt ihr wirklich gegen mich bestehen zu können?“ Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie ein Untergebener seines Volkes an ihn herantrat. In seinen Armen trug er eine Krähe, die arg mitgenommen aussah. Das Gefieder zeigte in alle Richtungen und einer der Flügel, er hing unnatürlich und kraftlos nach unten, schien gebrochen zu sein. Der Elfenkönig nahm den Vogel entgegen und blickte in dessen halbgeschlossene Augen. Vorsichtig flüsterte er: „Zeig mir, was du gesehen hast.“, und ein heißeres, kaum wahrnehmbares Krah entfloh dem langen Schnabel.   In seinem Kopf tanzten Bilder. Er sah das Fenrisrudel durch den Wald hetzen, an Reh und Hase vorbeijagen und im reißenden Strom des Flusses Verluste erleiden. Aber das hielt die Meute nicht davon ab, die Hatz fortzusetzen. Sie trieben die Frau in die Enge und hatten sie fast, doch als Skalli Fenrisson im wahrsten Sinne des Wortes zum tödlichen Akt übersprang, rissen Wind und Erde an ihr und sie fiel vor den Augen des Alphatieres haltlos in tiefe Schwärze einer Schlucht hinab. Entsetzt erkannte der Elfenkönig, dass es seine Schlucht war – der Abgrund, durch den der Uchiha-Abkömmling gehen musste, um in das Reich des verborgenen Volkes zu gelangen. Die Wölfe hatten ihr Ziel verfehlt, trotzdem lebte in dem Elfen der Hoffnungsfunke weiter. Der Sturz würde für sie in einem Rendezvous mit dem Tod enden. Mit Sicherheit sah er gleich ihren zerschmetterten Körper auf dem steinernen Grund liegen. Voller Vorfreude erschien ein Lächeln in seinem Antlitz aber das zittrige „Nein,“, dass ihm kurz darauf entkam, klang nicht nach glückseliger Freude. „Das kann nicht sein. Es darf nicht sein.“, flüsterte er geschockt aber es war so. Der Tod wurde dieses Mal zum Zuschauer, denn der zarte Frauenkörper zerschellte nicht an der rauen und zerklüfteten Steinwand und zerbrach auch nicht beim Aufkommen auf dem nassen, kalten Gesteinsboden. Stattdessen wurde sie von der Natur geschützt, welche die Elfenmagie abgeschüttelt hatte und sich nun gegen jegliche Form von Elfenzauber stellte.   Der Elfenkönig nahm sein krampfhaftes Zittern nicht wahr als er beobachtete wie die tiefreichenden Baumwurzeln sich vom Felsen lösten, um ihren Fall abzubremsen. Dort, wo die florale Welt nicht mehr hinreichte, kam der Wind zur Hilfe. Angefeuert vom lieblichen Gesang der Windnymphen, formte sich der Luftstrom am Boden des Abgrundes zu einem Sturm, der hinaufstieg, die Frau abfing und sie sanft bis auf den Grund hinuntertrug – und als ob dieser Anblick nicht schon schlimm genug gewesen wäre, betrat nur wenige Augenblicke später der Menschenkönig den Engpass. Es schnürte den Elfen fast die Luft ab, während er hilflos mit ansehen musste, wie er sie fand. Der König des verborgenen Volkes verstand nicht, wie dies passieren konnte, schließlich trug der Mensch den Ring bei sich. Rasend jagten die Fragen durch seinen Kopf und er glaubte schon, im Wahnsinn vergehen zu müssen als ihm das nasse Haar auffiel. Nun begriff der Elf das ganze Ausmaß und seine Lungen versagten ihm für einen kleinen Moment den Dienst. Nach seinem beeinflussenden Gewitter hatte die Natur zu rebellieren begonnen und ihre Antwort kam nicht nur in Form des heftigen Sturmes, der innerhalb und außerhalb dieser Gewölbe wütete, sondern auch durch reinigendes Wasser, dass jeden Zauber mit sich hinwegschwemmte. Ursprung des Ganzen war der zum Fluss gewordene Bach, dessen Ausläufer bis an die Schlucht und darüber hinausragten und dessen Tropfen nun in den Haaren des Menschenkönigs hingen und auf dem Körper der Frau glitzerten. Hier war auch der Grund gefunden, warum sie nur noch zu einem kleinen Teil unter der Beeinflussung des Fluches stand und ihr natürliche Haarfarbe wiederhatte.   Schwer getroffen von dem herben Rückschlag, ließ sich der Elfenkönig auf seinen Thron nieder. Die Krähe rutschte ihm aus den Händen und fiel auf den Boden. Sie war tot.     Der Mediziner stellte neben einem erhöhten Puls auch fest, dass seine Patientin an einer leichten Verwirrung litt. Doch das war angesichts ihres Verschwindens und dem plötzlichen Auftauchen kein Wunder und nichts, dass sich nicht durch viel Ruhe kurieren ließ. Freundlich sah der Doktor auf die junge Frau hinab, die ihm entgegenstarrte. „Eure Ladyschaft, es ist ein Wunder, man hielt Euch für Tod als der König mit Euch auf den Armen ankam.“, sie wechselte einen irritierten Blick zwischen dem Arzt und Sasuke, kam aber nicht dazu sich weitere Gedanken darüber zu machen, denn der Archiater forderte mit seiner Stimme ihre Aufmerksamkeit zurück. „Der König ließ sofort nach mir rufen und als ich sah, wie angeschlagen Ihr aussaht und nachdem mir berichtet wurde, Ihr seid womöglich eine Schlucht hinabgefallen, befürchtete ich dem König düstere Nachrichten überbringen zu müssen. Aber anscheinend sind Eure Verletzungen nur oberflächlicher Natur. Die Schrammen in Eurem Antlitz habe ich nach dem modernsten Wissen der medizinischen Erkenntnis über die narbenlose Heilung behandelt. Hier und da gibt es aber Wunden, die nicht ganz so einfach wieder verschwinden werden.“ Ino sog nach dem Gesagten hörbar die Luft ein und hielt sich zugleich die Hand vor den Mund. Sie blickte geschockt zwischen Sakura, dem Archiater und Sasuke hin und her, doch weder der König noch der Leibarzt seiner Hoheit reagierten darauf. „Ihr solltet die Bettruhe strikt einhalten. Ich konnte zwar die äußerlichen Verletzungen versorgen aber leider habe ich nicht die Möglichkeit in das Innere Eures Körpers zu schauen. Gebrochen habt Ihr, wie ich mit Verwunderung ich feststellte, keinen einzigen Knochen.“ Das ist wirklich ein Wunder, dachte sie. Der Arzt verabschiedete sich, wiederholte noch einmal die unbedingte Einhaltung der Bettruhe und versprach dem König am Abend ein weiteres Mal vorbeizuschauen. Ino war hin und hergerissen, ob sie bleiben oder Sakura und Sasuke alleine lassen sollte aber ihre Entscheidung wurde ihre abgenommen als Sasuke langsam auf das Bett zu ging. Ihr Blick schweifte zu Sakura – ihre Freundin war wieder da und sie würde noch Zeit genug haben mit ihr zu reden und all die Dinge nachzuholen, die sie in ihrer Abwesenheit verpasst hatte, doch jetzt besaß allein der König das Privileg bei ihr zu sein. Mit diesen Gedanken folgte sie dem Leibarzt hinaus.   Sasuke ließ sich auf der rechten Bettkante nieder. Langsam drehte Sakura ihren Kopf in seine Richtung. Waren da Tränen in seinen Augen? Bevor sie mehr erkennen konnte, blinzelte er und das verräterische Glitzern war verschwunden. Er strich ihr sanft mit den Fingerrücken über ihre Wange und jetzt war sie es, die am liebsten Tränen vergossen hätte, wenn nach all der Aufregung nicht die Müdigkeit wäre. Kurz bevor sie wieder in die Kissen zurücksank und die Augen schloss, glaubte sie fest daran, wieder Sakura zu sein.   [End. Kapitel 15] Kapitel 16: ------------ „Mein König, das könnt Ihr nicht tun!“, rief der Berater geschockt, gleichzeitig versuchte er mit Trippelschritten, mehr gaben seine kurzen und runden Beine nicht her, den Anschluss an seinen Herrscher nicht zu verlieren, der ihm zu enteilen versuchte. „Eure Majestät!“ Naruto blieb abrupt stehen und drehte sich auf dem Absatz um. Er beobachtete wie der Hofzeremonienmeister gehetzt auf ihn zu watschelte. Als der kleine kugelige Mann vor ihm zum Stehen kam und nach Atem rang, sah der König ihm direkt in seine runden Augen, die einen wässrigen Braunton besaßen und schnaubte genervt: „Und Hinnehmen, dass die Fischer nicht mehr hinaus auf die See können oder dass der Handel über den Seeweg zum Erliegen kommt?“ Der Berater nestelte am Saum seiner Ärmel und zeigte ein verlegenes Lächeln. „Es ist nur…“, fing er an und schluckte. Narutos Augen zeigten ein flammendes Blau und da hieß es entweder eine gute Argumentationskette zu haben oder sich gleich zu verziehen. Der Hofzeremonienmeister sammelte sich und strafte seine kleinen runden Schultern. „Es ist nur, die Rauhe Else kann ja auch hierher …, zu Euch …, in den Palast kommen.“ Naruto seufzte. Das war doch der Gipfel. Man bot nicht einfach einem Naturgeist an, in den Palast zu kommen, man ging zu den Naturgeist und sprach in dessen Reich von Angesicht zu Angesicht. Entsprechend reagierte der König auch. Er gab ein einen entnervten Ton von sich, den er vom Uchiha-König abgeschaut hatte und wandte sich von seinem Berater ab. Sein Schiff lag bereit, um in das Reich der Rauhen Else zu gelangen. Dabei führte ihn sein Weg durch einen der heftigsten Seestürme des Winters, die das Land je erlebt und den die Naturgeister der See je heraufbeschworen hatten.     „Doch!“ Darauf folgte ein erstauntes „Nein?“ „Doch!“ Und das „Nicht wahr?“, klang sogar noch verblüffter. „Wenn ich es dir doch sage.“, die bejahende Stimme wurde energischer. „Es ist Lady Haruno. Lady Sakura Haruno.“ Still und regungslos stand Lilac im Schatten der Nische verborgen und hörte ungewollt das Gespräch der beiden Kammerfrauen mit an. Sie hielt das Nähzeug, für ihre Arbeit an Inos Kleid, nah an ihre Brust gedrückt und betete dafür, dass ihr Herz und ihre Lunge jetzt keinen Aussetzer planten. Schon wieder, dachte sie. Irgendwann hatte sie aufgehört die Unterhaltungen zu zählen, in denen es um die Rückkehr von Lady Haruno ging, die eigentlich irgendwo außerhalb des Schlosses mitten im Winter nach Erdbeeren und Kirschen suchen musste und verflucht war, so wie sie selbst.   Seit jenem Morgen, der schon wieder vier Tage zurücklag, drehte sich alles um die junge Frau, die der König in der Früh mit ins Schloss gebracht hatte – besser gesagt, getragen. Von da an war die Dienerschaft am Spekulieren, Diskutieren, Hinterfragen und am Verzapfen von jeder Menge Unsinn. Die ersten Gerüchte hatten Lilac veranlasst, sobald wie möglich in die kleine Kammer zurückzukehren, die sie seit Rosas Abwesenheit alleine bewohnte und in den Spiegel zu schauen, in der Hoffnung, auch sie sei von dem Fluch erlöst und dass die Nachrichten, um Lady Harunos plötzliches Auftauchen, wahr waren. Aber nachdem sie ihr unverändertes Spiegelbild erblicken musste, tat sie das Gerede als Dumm ab und blieb hart in ihrer Meinung, alles sei ein großer Irrtum.   Vier Tage später wurde Lilac nur wenige Minuten, nachdem sie die Kammerfrauen unfreiwillig belauschte, eines Besseren belehrt und das von Lady Yamanaka. Seit der Ankunft, der falschen Sakura – wie Lilac sie insgeheim nannte, hatte Ino ihr gegenüber nichts gesagt aber heute als die angebliche Lady Haruno das erste Mal für länger Zeit aus ihrem dornröschenartigen Schlaf erwacht war, erfuhr die Zofe aus erster Hand, dass sie falsch und alle anderen richtigen lagen. „Sie ist wieder da.“, seufzte Ino verzückt, nachdem Lilac die Kammerfrauen hinter sich gelassen und in die Gemächer der Lady eingetreten war. Die Augen der Silbernen strahlten und ihre Lippen zeigten ein glückseliges Lächeln. So lange Sakuras gesundheitlicher Zustand noch im Stadium der Ohnmacht gewesen war, hatte sie nicht gewagt über sie zu sprechen, doch jetzt, nach dem Erwachen, kannte ihre Mitteilungsfreude keine Grenzen mehr. „Und der König, ich habe ihn noch nie so … so selig gesehen. Besonders jetzt, wo der Archiater prognostiziert hat, dass Sakura vollkommen genesen wird …“, sie pausierte für ein schwärmerisches Seufzen. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sogar bald die Hochzeit ausgerufen. Das wird das Ereignis überhaupt sein, schließlich warten alle schon sehnsüchtig darauf. Außerdem würde sich so das Problem mit dem Abdanken und der Erbfolge lösen lassen. Es sei denn…“, und nachdenklich tippte sich Ino ans Kinn und blickte dabei gedankenverloren an die gegenüberliegende Wand. „… Es sei denn, es stellt sich heraus, Sakura ist nicht Empfängnisbereit, also nicht Fruchtbar. Soll schon vorgekommen sein, dass bei Ehefrauen der Samen nicht fruchtet, egal von welchem Mann.“ Rasch erklärte sie ihrer Zofe, es gäbe Frauen, welche die Schuld beim Mann suchten und sich einfach in ein fremdes Bett legten oder gar einen fremden Mann in das Schlafgemach holten und wenn so eine Begegnung glückte, wurde das Kind einfach dem Gatten untergeschoben. Lachend meinte Ino aber: „Bei Sakura kann ich mir das aber nicht vorstellen. Weder die Unfruchtbarkeit, noch der Versuch ihren Sasuke zu betrügen. Lieber würde sie sich Arme und Beine abhacken lassen.“ Die Lady seufzte und zog ihre Stirn besorgt in Falten. „Aber das mit Sakura und ihre Empfängnisbereitschaft ist meine kleinste Sorge. Viel eher habe ich die Befürchtung, dass sie schwanger an den Altar tritt und sie kurz nach der Hochzeit im Kindbett wiederzufinden ist. Der König hat nämlich beschlossen, höchstpersönlich ihre Genesung zu bewachen und aus diesem Grund nächtigt sie in seinem Schlafgemach – wie ich finde, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der König unsittliche Gedanken bekommt, beziehungsweise umsetzt.“ Lilac teilte im Stillen die Besorgnis, denn sie war nicht unbegründet. Sie wusste um die gegenseitige Anziehungskraft der beiden und erinnerte sich an die Zeit zurück, die sie mit im Jagdschloss der Harunos verbringen durfte. Mehr als einmal konnte sie beobachten, wie Sakura von Sasuke in eine Mauernische oder hinter einen Baum gezogen wurde und wenn beide wiederauftauchten, waren ihre Haare zerzaust, sein Blick auf eine gewisse Art und Weise zufrieden und beider Wangen erhitzt und errötet.   Nach Inos langen Monolog herrschte ein kleiner Moment der Stille in der Räumlichkeit. Als Ino wieder zu sprechen anfing und somit die Ruhe störte, klang ihre Stimme nicht mehr fröhlich, sondern niedergeschlagen und matt. Der helle Klang war verschwunden. „Hoffentlich ist Sakura bald stark genug, damit wir sie über Hinatas Verbleib fragen können. Wenn Naruto davon erfährt …“, ihr stockte bei dem Gedanken daran der Atem.   Lilac sank das Herz tief hinab. Die ganzen Gerüchte der letzten vier Tage, dass Lady Haruno wieder zurückgekehrt war, stimmten. Ino würde ihre Freundin immer und überall wiedererkennen, solange kein Fluch wirkte. Sie war innerlich zerrissen. Auf der einen Seite freute sie sich ungemein für Sakura aber andererseits war sie jetzt auf sich alleine gestellt. Daher machte sich Lilac ständig Gedanken, wie sie es nur anstellten sollte. Mit Schrecken hatte sie erfahren müssen, dass es Sakura anscheinend noch nicht so gut ging, um den anderen mitzuteilen, dass sich hinter der Fassade Lilac, niemand anderes als Hinata verbarg. Zu allem Übel flammte irgendwann ein noch viel entsetzlicherer Gedanke in ihr auf. Die Angst griff nach ihr und Furcht breitete sich in ihr aus. Was war, wenn sich Sakura an nichts mehr erinnerte? An die Zeit während der Verfluchung? Existierten nach dem Brechen des Fluches die Erinnerungen daran überhaupt noch? – Erneut ließ sich Lilac von der Unsitte an den Fingernägeln zu kauen, verführen.     Sakura erwachte langsam aus ihrem Traum. Noch halb dahinschwelgend, hob sie ihre Lider und wurde von einer strahlenden Wintersonne geblendet, deren Licht durch die Fenster in das Gemach drang. Sie spürte, dass ihre Bewegung eingeschränkt war, denn irgendwas außerhalb ihres Blickfeldes schien auf ihr zu liegen. Neugierig aber noch immer verschlafen, hob sie den Kopf und erkannte einen von schwarzen Stoff bedeckten Unterarm. Gleichmäßige Atemzüge drangen an ihr Ohr und erahnend, wer da neben ihr lag, wandte sie der Person ihre Aufmerksamkeit zu. Dabei schweifte ihr Blick über die Einrichtung des Raumes hinweg. Die winterliche Morgensonne flutete den gesamten Raum, da alle Vorhänge weit offenstanden und im Kamin prasselte ein kräftiges Feuer, um den Raum die nötige Wärme zu geben. Sakura konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Sie war sich sicher, Sasuke hatte nachlegen lassen, um es ihr so behaglich wie möglich zu machen – so ein monströses Feuer war nicht ganz sein Stil. Überall standen kleine Tische, beladen mit geöffneten Büchern und ausgerollten Pergamenten und an der gegenüberliegenden Wandseite sah sie einen Durchgang mit einer doppelflügeligen Tür, deren Flügel weit offenstanden. Sakura glaubte einen Schreibtisch im angrenzenden Raum zu erkennen und nahm an, dass sich dort Sasukes Arbeitszimmer befand. Sie wandte ihren Blick von dem Durchgang ab und neigte den Kopf zur Seite. Wie sie es vermutet hatte, lag Sasuke neben ihr. Der schwarze Ärmel gehörte zur seiner Amtstracht, die er noch immer trug. Aufmerksam betrachtete sie sein Gesicht und die Sentimentalität erfasste ihren Körper.   Ihn als Sakura wiederzusehen und jetzt neben ihm zu liegen, war für den Moment zu viel für sie. Vorsichtig und mit großer Anstrengung zog sie ihren in Bandagen umwickelten Arm und unter der Decke hervor, um einige seiner Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen, zur Seite zu streichen aber sie zögerte. Die Angst erweckte in ihr die Befürchtung, alles nur zu Träumen und sobald sie Sasuke berührte, aufwachen zu müssen. Mutlos ließ sie die Hand sinken und betrachtete ihn einfach nur. Sein ebenmäßiges Gesicht und den hellen Teint hatte sie schon immer bewundert. Die hochangesetzten Wangenknochen und seine gerade Nase erschienen ihr stets als der Inbegriff von klassischer und zeitloser Schönheit. Um seine Mundpartie entdeckte sie den Schatten eines Bartes. Noch einmal hob Sakura die Hand und streckte ihre Finger nach ihm aus. Obwohl die Angst ihr noch immer zuflüsterte, konnte sie nicht länger widerstehen. Sie hielt den Atem an als ihre Fingerspitzen sein Haar berührten und es langsam aus seiner Stirn strichen. Sakura konnte ihr Glück nicht fassen. Es war kein Traum, es war Realität. Er gab ein brummendes Geräusch von sich und rasch zog sie die Hand wieder weg. Der Druck seines Armes verstärkte sich für einen Moment, dann beobachtete sie wie seine Lider flatterten. – Schwarz traf auf Grün. Grün auf Schwarz, und Grün verlor sich in Schwarz. Beide Farben verschmolzen einen Wimpernschlag lang miteinander. Sie blinzelte zuerst. Er hielt länger durch. Sakura biss sich auf die Unterlippe. Erneut spürte sie den Anflug von Tränen aber sie schluckte den Klos in ihrem Hals hinunter und öffnete den Mund für einen morgendlichen Gruß, doch ihre Stimme verweigerte erneut den Dienst. Erschrocken faste sie sich an den Hals. Wütend und von Scham ergriffen, schoss ihr das Blut in den Kopf. Sie konnte Sasuke nicht länger ansehen. Enttäuscht von sich selber, wandte Sakura ihren Blick ab und schlug die Lider nieder, damit die Tränen nicht zu sehen waren. Sie spürte, wie er seinen Arm wegnahm, doch kurz darauf nahm sie ein Streicheln auf ihrer Wange wahr. Seine Finger legten sich an ihr Kinn und sie kam der Aufforderung nach, sich ihm wieder zuzuwenden. Dabei öffnete sie die Augen. Sasuke lächelte kaum merklich, bevor er sich zu Sakura beugte und erst ihre Stirn, dann ihre Wange und zu guter Letzt ihren Mund küsste, wobei er etwas länger und intensiver auf ihren Lippen verharrte als es sich anschickte. Nachdem er sich von ihr löste, griff er zu einer Karaffe Wasser und einem Glas. Beides hatte auf einem kleinen Tisch neben dem Bett gestanden. Er half Sakura in eine aufrechte Position und überreichte ihr das Glas. „Trink.“   Sie schloss die Augen als das kühle Nass ihre trockene Kehle benetzte, doch den Morgengruß konnte sie trotzdem nur mit den Lippen formen. „Das wird schon.“, ermunterte Sasuke sie und nahm ihr das Glas wieder ab. Anstatt sich wieder zu ihr ins Bett zu legen, zog er einen Stuhl heran und ließ sich auf diesen nieder. Enttäuscht über den Verlust seiner Wärme blieb Sakura zurück aber er nahm ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihren Handrücke. Dabei murmelte er leise und mehr zu sich selbst. „Wo warst du nur?“ Betrübt blickte Sakura auf seine Hände. Da ihre Stimme nicht zu funktionieren schien, konnte sie es ihm auch nicht mitteilen, zumindest nicht verbal. Elegant entzog sie ihm ihre Hand und deutete an, schreiben zu wollen. „Fühlst du dich stark genug?“ Stark genug fürs Schreiben? Veräppelte er sie gerade. Sakura zog eine Augenbraue nach oben und sah ihn fragend an, schon holte er ihr aus dem Nebenzimmer Papier, Tinte und Feder. Zusätzlich nahm er ein Buch mit, das als Unterlage dienen sollte. Doch bevor sie alles ergreifen konnte, klopfte es an der Tür. Sasuke legte sie Sachen auf einen Beistelltisch.   Aus den Augenwinkeln bemerkte Sakura wie sich Sasukes ganze Haltung veränderte. Seine Schultern zog er militärisch straff an und die Weichheit in seinem Gesicht ging verloren. Auf sein befehlerisches „Herein.“, trat ein Diener in die Räumlichkeit und verneigte sich. „Verzeiht die Störung, Eure Majestät.“, begann der Bote. „Ihr hattet darum gebeten sofort in Kenntnis gesetzt zu werden, wenn der Archiater eingetroffen ist. Er befindet sich vor der Tür und bittet um Einlass.“ Diese Bitte gewährte Sasuke und Sakura wandte ihren Blick zur Tür, wo der Mediziner auftauchte und ebenfalls mit einer Verbeugung der Ehrenbezeugung nachkam. „Eure Majestät, Lady Haruno.“, seine Stimme besaß einen rauchigen Ton, der ihr am gestrigen Tag gar nicht aufgefallen war. „Wenn Eure Majestät und Ihre Ladyschaft es gestatten, würde ich gerne nach dem Wohlbefinden von Euch, Lady Haruno, schauen.“ Da den beiden in diesem Fall nichts anderes übrig blieb, nickte sie, während Sasuke verbal die Bestätigung dazu abgab. „Gewiss doch.“, und mit diesen Worten räumte er seinen Platz am Bett und schickte sich an, in das Nebenzimmer zu verschwinden – der Diskretion wegen. Auf seine Reaktion zeigte Sakura ein zaghaftes Lächeln. Natürlich kannte sie ihn in jeder Hinsicht als charmanten und taktvollen Menschen, wobei er beide Eigenschaften nur für sie zu reservieren schien aber manchmal, wenn er die Gelegenheit bekam, nahm er sich auch mehr raus als gut war. Bilder aus der Zeit im elterlichen Palais flackerten durch ihr Bewusstsein.   In manch einem dunklen Gang oder in einer verborgenen Nische aber auch hinter breiten Baumstämmen hatte er sie mehr als einmal an sich herangezogen und geküsst. Kein zarter flüchtiger Kuss, der Keusch war, beiden die Röte in das Gesicht trieb und den man von einem Menschen vermuten musste, der seine Gefühle für die Außenwelt gut rationiert zeigte – sondern fordernd. Sie hatte von ihm gelernt und es ihm gleichgetan. Oft waren ihre Lippen danach gerötet und sie waren außer Atem, während ihre Wangen verräterisch rot glühten. Nur einmal war dieser Küsserei ausgeartet und am Ende wussten beide nicht mehr, wie es soweit kommen konnte. Auf der Suche nach einem wohltemperierten Raum, an einen drückenden Spätsommerabend, im Jagdschloss von Sakuras Vater, waren sie und Sasuke in eine kleine dunkle Kammer gestolpert, die sich als Nähstube herausstellte. Von der Dunkelheit, der Wärme und der Zweisamkeit beflügelt, die sonst durch eine Anstandsdame oder wegen zu scharfen Augenpaaren gestört wurde, waren sie über das Küssen hinausgegangen und mit Sicherheit hätte es ein unschickliches Ende gefunden, wären sie nicht von Sakuras Vater fast erwischt worden. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Mieder schon so locker gewesen, dass ihr fast der halbe Busen aus dem Korsett fiel. Zu allem Übel hatte sie breitbeinig vor ihm auf einem Nähtisch gesessen, während er zwischen ihren Beinen stand. Mit beiden Händen war er unter ihren Röcken zu Gange, unterdessen veranstaltete sein Mund, samt Zunge unanständige Dinge auf ihrem viel zu freizügigen Dekolletee. Mit der Stirn lehnte sie gegen seine Schulter und mehr als einmal verursachten seine Berührungen bei ihr ein zittrig, keuchendes Ein- und Ausatmen. Teilnahmslos war sie aber auch nicht. Im Gegenteil. Wegen ihr hatte seine Weste den Weg auf den Boden gefunden. Sein Hemd stand offen und ragte aus der Hose, während ihre Hand auf seinem Schritt lag. Zwar außerhalb des Kleidungstückes aber die Ausbeulung war sehr deutlich zu spüren. Die andere Hand ruhte auf seinem Nacken und übte mit den Fingern einen massierenden Druck aus. Sasuke quittierte ihre Bemühungen mit einem grollenden Ton, den er hin und wieder beim Ausatmen von sich gab. Als die Stimme ihres Vaters erklang, waren sie auseinandergestoben. Ihre Lippen waren geschwollen, die Wangen glühten Rot und in ihren Augen glänzte ein fiebriger Ausdruck. Vollkommen benommen war Sakura vom Tisch geglitten. Sie versuchte ihr Kleid rasch aber leise wieder zurechtzurücken, jedoch gaben die losen Bänder keinen Halt mehr. Ohne viel Federlesen war Sasuke hinter sie getreten, nachdem seine Kleidung wieder perfekt saß und hatte nach ihrer Anweisung die Bänder des Kleides straffgezogen, damit das Korsett wieder die Arbeit verrichten konnte, wofür es da war: ein schönes Dekolletee formen und alles beieinander halten. Seit diesem schwülen Sommertag hatten sie ihre Sehnsucht auf das Küssen begrenzt. Ausschweifend konnten sie auch noch werden, sobald Sakura hochoffiziell in Sasukes Bett geführt wurde und beide miteinander verheiratet waren. Zudem brauchten sie dann auch nicht mehr den Zorn von Fürst Haruno zu fürchten.   Der Mediziner war mit Sakuras Genesung sehr zufrieden und wiederholte immer wieder, ihr Überleben gleiche einem Wunder. Sasuke, der nach dem ausdrücklichen Wunsch des Doktors wieder in das Zimmer getreten war, wollte wissen, wann es ihr erlaubt sei aufzustehen. „Sie sollte heute und Morgen das Bett nicht verlassen. Aber in drei Tagen sehe ich keine Bedenken mehr. Natürlich alles in Maßen. Vielleicht eine kleine Teezeit am Nachmittag mit Lady Yamanaka. – Ich würde aber davon abraten, dass Ihre Ladyschaft diese Etage verlässt. Das Treppenlaufen kann aber sicherlich auch in kurzer Zeit in Angriff genommen werden.“, rasch fügte der Arzt noch hinzu und dabei fixierte er einen Punkt neben dem Ohr des Königs, was dieser natürlich bemerkte. „Lady Haruno braucht jetzt Ruhe. Von all zu kraftraubenden Betätigungen sollte Abstand genommen werden. Wie gesagt, bald wird Sie wieder, wenn ich es so ausdrücken darf, wie ein junges Reh springen können.“ Im Gesicht des Königs zeigte sich keine Regung, nur die Straffung seiner Schultern ließen erkennen, dass er den Hinweis nicht über Lady Haruno herzufallen, wo es sich doch anbot, ernst nehmen sollte, wollte er ihre Genesung nicht gefährden. Auf Sakuras Wangen zeichnete sich eine leichte Röte ab. Sie hielt sich aber nicht mit den Gedanken dabei auf, sondern deutete mit der Hand auf ihren Hals. Der Mediziner sah dies nicht, denn sein Blick war noch immer auf den König gerichtet, daher hakte dieser für sie nach als er die Geste bemerkte. „Tja, dass…“, fing der Doktor an, der sich Sakura zuwandte und sich dem fragenden Blick seiner Patienten ausgesetzt sah. „Eine Reizung des Rachens konnte ich nicht feststellen, ebenso wenig eine Entzündung der Mandeln. Ich glaube nicht, dass es körperlicher Natur ist.“ „Ihr meint psychisch?“, der König trat näher an das Bett heran und Sakura blickte beide Männer abwechselnd an. „Ich tippe auf einen Schock. Während meiner Studienzeit in den fernen Ländern ist ein ähnlicher Fall bei meinem Doktorvater aufgetreten. Ein kleiner Junge hat von heute auf morgen mit dem Sprechen aufgehört. Kein Heilkundiger konnte eine Erkrankung feststellen und man wollte ihn schon aufgeben, als der Leibarzt des dort lebenden Schahs auf den Fall aufmerksam wurde. Er untersuchte den Jungen und es stellte sich heraus, das Kind hatte einen Schock erlitten. Der Leibarzt des Schahs nahm sich des Kindes an und begann mit ihm eine Therapie, die er in unsere Sprache übersetzt Heilung der Seele nannte. Die Sitzungen dauerten viele Monate aber irgendwann wurden dem Kind eine lustige Fabel erzählt und plötzlich hörte man es Lachen. Tage später sprach er wieder als sei nie etwas geschehen.“ Ungläubig aber voller Hoffnung blickte der König zu seinem medizinischen Berater. „Wenn Ihr der Ansicht seid, es liegt an einem Schock, könntet auch Ihr diese Therapie anwenden?“ „Ich werde mein möglichsten versuchen, Eure Majestät. Doch erlaubt mir die Archiater und Mediziner des fernen Landes zu kontaktieren, sollte ich deren Rat bedürfen.“ Sasuke stimmte zu und nachdem es keine weiteren Fragen mehr zu beantworten gab, ließ er den König und seine Patientin alleine. Der Arzt war zwar in seinem medizinischen Fachbereich gut bewandert, aber leider nicht auf dem Gebiet der Elfenmagie. So lange Lilac noch unter dem Fluch stand, war es Rosa nicht möglich zu sprechen, da würde auch die beste Therapie nicht helfen.   [End. Kapitel 16] Kapitel 17: ------------ Die Elfe tobte. Sie war rasend vor Wut, sie war zornig. Ihre Stimme erschall mit dem stetig gekreischten „NEIN! Das kann nicht sein.“, laut im zertrümmerten Thronsaal. Tief in ihrem Inneren verfluchte sie alle, die Naturgeister, die Menschen und jedes Wesen, dessen Namen sie habhaft war. In fiebriger Hast schritt sie auf und ab, wandte sich ruckartig in die eine und dann in die andere Richtung. Sie waren dem Ziel so nahe gewesen, sie und ihr Vater und jetzt sollte alles vorbei sein? Vorbei, nur weil die Natur auf einmal Rückgrat zeigte? Vorbei, weil die Natur diesem Wechselbalg von einer Menschenfrau geholfen hatte? Ihr Blick fiel auf den Diener ihres Vaters und sie fauchte ihn an. „Er hat sie erkannt?“ Der Elf nickte. „Sie hat ihre wahre Gestalt?“ Der Elf nickte. „Weiß er, dass Elfenmagie dahintersteckt?“ Dieses Mal verneinte der Diener. „Sie kann nicht sprechen. Sie ist stumm.“ Die Elfenprinzessin hielt in ihrem Lauf inne. Langsam drehte sie sich zu ihm um. „Wiederhol das.“, flüsterte sie und in ihrer Stimme schwang etwas Lauerndes, etwas Gefährliches, mit. Der Elf kam der Aufforderung nach und ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, welches im darauffolgenden Moment aber auch schon wieder verschwand. Ihr war klar geworden, obgleich Sakura nichts sagen konnte, des Schreibens war sie dennoch fähig und leise murmelte sie zu sich selbst: „Sie kann alles niederschreiben und dann wird er es erfahren.“ Erneut überkam sie die Wut und aufgebracht wie sie war, griff sie nach dem erstbesten Gegenstand in ihrer Nähe, es war ein halbzerbrochenes, edel verziertes Stuhlbein, um damit den Kelch samt der roten Flüssigkeit zu zerschmettern. Sie holte aus, … hielt aber inne. Ganz langsam wandte sie sich dem Diener erneut zu und senkte ihren Arm. Ihr dunkler Blick traf ihn und wie ein Raubtier umkreiste sie den Lakaien. „Ist die andere auch vom Fluch befreit?“ Lauernd und mit Spannung erwartete sie die Antwort und auf das „Nein.“, schrie und lachte die Elfenprinzessin befreit auf und das Stuhlbein glitt ihr aus der Hand. Der Fluch war also noch nicht in seiner vollkommenen Gänze gebrochen, es drohte also keine Gefahr. Lady Haruno würde weder über den Bann sprechen, noch darüberschreiben können, so lange die andere ihn ungewollt aufrechterhielt. Die Elfenprinzessin lächelte und in ihren Kopf schwirrten Pläne, die es zu schmieden galt. Doch zuvor musste sie ihren Vater aufsuchen, der in seinen Gemächern saß und mit dem Dunkel flüsterte.     Die Rauhe Else in ihrem Reich aufzusuchen, hieß hinaus auf das Meer zu fahren. Meinte sie es gut mit ihrem Besucher, so beließ sie ihn, das Schiff und all seine Männer auf dem Meeresspiegel, war sie erbost, zog sie alles mit sich hinab in die unbekannte und schwarze Tiefe, in der es kein Sonnenlicht gab. Naruto kannte die Gefahr, für das Schiff, für seine Männer, für sich und vor allem für das Reich und sein Volk. Aber dem Willen und den Wünschen eines Naturgeistes zu trotzen, der stets ein Verbündeter gewesen war, erschien ihm als töricht. Er hatte erwartet mit einem heftigen Wellengang rechnen zu müssen und komplett durchnässt vor dem Naturgeist zu erscheinen, umso mehr verwunderte es ihn, dass seine Überfahrt nicht so stürmisch ausfiel wie gedacht. Sobald die königliche Bark den Hafen hinter sich ließ, beruhigte sich das Meer und die Wellen wogten sanft um den Rumpf des Dreimasters, während am Horizont noch immer Gewitterstürme über dem Meeresspiegel hinwegfegten und die Wellen zu riesigen Wänden aus Wasser aufbauten. Die Bark war schon seit zwei Sonnenstunden mit vollen Segeln auf dem Meer unterwegs gewesen als eine Flaute einsetzte. Sofort schickte der Kapitän eine Handvoll Männer hinauf in die Takelagen, damit dieses die Segeltücher einholten und an den Querstangen der Mastbäume befestigten. Naruto trat währenddessen zum ersten Offizier, der auf dem Achterdeck stand und eine Karte zusammenrollte. Als der Seemann seinen König bemerkte, stellte er sich sofort stramm hin und salutierte. „Eure Majestät.“ „Nicht so formell, wenn wir hier draußen sind.“, entgegnete Naruto, der besonders auf Schiffen seinen adligen Titel hintenanstellte. Er wäre ohne die Fähigkeit der Matrosen, ihrer Offiziere und des Kapitäns heillos überfordert, was die Kartenkunde, das Lesen von Wolkenformationen, Wellengang und Windmessung anhand der Segel und Knoten anging. „Jawohl, Eure…“, gerade rechtzeitig bemerkte der erste Offizier seinen Stolperer und räusperte ein weiteres „Jawohl.“, hervor. Naruto lächelte verschmitzt und sah interessiert hinauf zu den Masten, wo alle Segel eingeholt waren und die Matrosen sich, nach getaner Arbeit, an Seilen auf das Hauptdeckt hinunter hangelten. An seinen ersten Offizier gewandt, erkundigte er sich: „Meint Ihr, die Flaute ist ein Zeichen der Rauhen Else?“ „Ich vermute ja. Wir sind sehr schnell in den zwei Sonnenstunden vorangekommen und weit und breit ist keine Küste in Sicht. Selbst vom Vogelnest aus konnten die Matrosen nichts, dass nach Land aussah, entdecken.“ Wieder wanderte Narutos Blick hinauf zu den Masten und erkannte an der Spitze des Hauptmastes den halbwüchsigen Matrosen, der auf einer Querstange saß und mit einem Fernrohr den Horizont unablässig absuchte. Plötzlich streckte der Junge seinen Arm aus und rief etwas hinunter, was von einem weiteren Matrosen an den Kapitän und die beiden Offiziere herangetragen wurde. Alle Blicke richteten sich auf die benannte Stelle und Naruto trat sogar an die Reling, um eine bessere Sicht auf das zu haben, was passierte. Einige Meter von der Bark entfernt kräuselte sich auf der windabgeneigten Seite die Meeresoberfläche. Nixen schossen wie Delfine aus dem Wasser und zeigten Drehung und Überschläge in der Luft, ehe sie wieder in das kühle Nass eintauchten. Naruto konnte hören, wie seinen Männern die Vorstellung gefiel. Keine Wunder, wer würde nicht gerne den Blick auf eine halbnackte Frau werfen, nur die Sache mit der knapp zwei Meter langen Schwanzflosse erschien zumindest Naruto etwas suspekt. Einige der Meereswesen kamen näher an das Segelschiff herangeschwommen und steuerten direkt auf Naruto zu. Sie verweilten an der Stelle des Schiffsbauchs, die sich unterhalb vom König befand. Sofort lehnten sich viele Männer über die Reling, um mehr von den wundersamen Wesen zu sehen und es war nur dem schnellen Handeln des Kapitäns und seiner Offiziere zu verdanken, dass die Bark keine Schlagseite bekam.   Als die Stimmen der Nixen erklangen, wurde es auf dem Schiff still. Mit einem glockenhellen Singsang überbrachten die Meereswesen die Nachricht der Rauhen Else an den König.   „Die Rauhe unter dem Meereswesen, wartet auf Euer Kommen. Lange seid Ihr fort gewesen, habt den Ruf aber vernommen. So folgt uns in das kühle Reich, die Rauhe Else lädt Euch ein – heißt Euch willkommen.“   Nach dem Ende reagierten viele Matrosen mit besorgten Rufen in Richtung ihres Königs und ließen sich selbst von ihren Vorgesetzten nicht davon abbringen. „Geht nicht!“ – „Bittet darum, die Rauhe Else an die Wasseroberfläche kommen zu lassen!“ – „Eure Majestät.“, und noch während weitere Warnungen erklangen, brach eine Treppe aus bunten Korallen durch die Wasseroberfläche und verankerte sich sanft an der Reling des Segelschiffes. Statt sich seinen Männern zuzuwenden, straffte Naruto seine Schultern und schnallte sein Schwert und das Messer vom Gürtel ab, da es nie schicklich erschien, bewaffnet als Gast bei einem Naturgeist zu erscheinen. Sein Handeln führte zu weitere Unruhen in der Mannschaft, was ihn jedoch nicht davon abhielt über die Schiffsabsperrung zu steigen und auf die erste mit Muscheln besetzte Sandstufe zu treten. Der Tumult in seinem Rücken stieg an und er vernahm die Stimmen der Offiziere und des Kapitäns, die mahnten und zur Ordnung riefen. Vorsichtig legte Naruto seine Hand auf das Geländer aus Korallen und stieg langsam eine Stufe nach der anderen die Treppe hinab – stets darauf bedacht, keine der kleinen Muscheln zu treffen, die lose auf dem Sand lagen. Als er der Wasseroberfläche schon sehr nah war, bemerkte er, wie sich um den Teil der Korallen-Treppe, der im Meer lag, ein Luftkorridor für ihn bildete. Jetzt fand Naruto, war der Moment gekommen, sich nochmal zu seinen Männern umzudrehen. Lächelnd sah er jeden an. „Macht euch keine Sorgen. Es wird alles gut gehen.“, und damit kehrte er ihnen den Rücken zu und verschwand im Meer.     Ino lächelte gönnerhaft und neigte sich zu Sasuke. „Ich kann sie entbehren. Hoffe nur Sakura stört sich nicht an der Gesichtsbedeckung, das ist der Narbe wegen. Selber habe ich sie auch noch nicht gesehen.“, flüsterte sie ihm zu. „Danke. Ich glaube nicht, dass Sakura irgendwas dagegen haben wird. Sie braucht schließlich eine Zofe bis ihre eigene eingetroffen ist. Laut meines Kammerdieners ist Lilac auch sehr zuverlässig.“, und mit einem niedergeschlagenen Ton fuhr er fort: „Ich nehme dein Angebot auch nur an, weil ich mich nicht so um sie kümmern kann, wie ich es gerne tun würde.“ Daraufhin bekam er von Ino vorerst ein geschnaubtes: „Tz.“, zu hören. Er drehte seinen Kopf zu ihr um und bemerkte, wie sie eine ihrer Augenbrauen nach oben zog und ihn spöttisch ansah. „Das wäre ja noch schöner. Du bist der König. Wozu hast du denn Diener? – Es reicht schon, dass du den Befehl dazu gegeben hast, Ankleide und Arbeitszimmer zusammenzulegen.“, bei diesen Worten betrachtete sie feindselig den Tisch, der hinter ihr stand. Beide befanden sich in dem Durchgang, der das königliche Schlafgemach mit der Ankleidekammer verband und letztere Räumlichkeit beherbergte neuerdings, neben der Kleidung und den tragbaren Waffen, auch den Schreibtisch des Königs, samt einigen Staatsakten. „Von deinem Arbeitsplatz hat man übrigens einen perfekten Blick auf das Bett, da wird es überhaupt ein Wunder sein, wenn du deine Augen von ihr loseisen und dich auf deine Arbeit konzentrieren kannst.“ „Du hast scheinbar alles einer eingehenden Analyse unterzogen.“, erwiderte Sasuke trocken. „Natürlich.“, Ino lächelte, zuckte mit den Schultern und zeigte dann zu seiner Überraschung einen verständnisvollen Blick, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Sakura zuwandte, die friedlich da lag und schlief. „Du hast Angst, sie wieder zu verlieren. Nicht wahr?“ Sasuke gab keine Antwort. Aber es stimmte. Er wagte nicht Sakura auch nur für mehr als eine Stunde aus den Augen zu lassen. Sie war schon einmal wie vom Erdboden verschluckt gewesen und so plötzlich in dieser Felsspalte wiederaufgetaucht als hätte die Welt selbst sie ausgespuckt. Bei der Erinnerung daran, wurde er sich auch wieder gewahr, weshalb er durch die Schlucht hatte gehen wollen – der Schlafmohn konnte für die besagte Nacht nicht zubereitet werden und plötzlich lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er hatte vergessen das Versprechen an Lilac einzulösen. In seiner Freude, Sakura wiedergefunden zu haben und der daraus resultierenden Sorge um sie, versäumte er es den Suchtrupp für Rosa zu entsenden.   Sasuke erwartete schon von Ino verwundert angesehen zu werden als er seine Frage stellte: „Wie geht es eigentlich Lilac?“, und fügte daher rasch mit an: „Ist sie noch sehr betrübt, wegen Rosa, deiner zweiten Zofe? Soweit ich weiß, ist sie noch nicht zurückgekehrt.“ „Oh! Rosa. – Nun, … eigentlich. Eigentlich macht sich Lilac keine Sorgen um Rosa. Sie ist zwar noch immer traurig, weil sie fort ist aber auf meine Frage, weshalb sie sich keine Sorgen mehr mache, erwiderte sie, sie spürt, dass es Rosa gut geht.“ „Du hast sie gefragt?“, hakte er verblüfft nach. Ino zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Natürlich. Schließlich will ich nicht nur, dass meine Dienerschaft fleißig ist, ich möchte auch wissen, ob es Ihnen gut geht. Nur ausgeglichene Diener sind gute Diener.“ Diese Antwort brachte ihr einen skeptischen Gesichtsausdruck von Sasuke ein. Bei ihrem Heißhunger auf Erdbeeren und Kirschen hatte sie diesen Vorsatz komplett in den Wind geschlagen, aber vorerst würde er sie nicht darauf ansprechen. Stattdessen erkundigte sich Sasuke noch einmal, ob sie wirklich auf Lilacs Anwesenheit zu einem Großteil verzichten konnte. „Ja, doch.“, erwiderte Ino nachdrücklich. „Nicht nur du willst das Beste für Sakura, ich will es auch. Außerdem muss sie ja schnell wieder gesund werden, schließlich brauche ich sie für meine Kartenabende. – Ich kenne niemand, der dich so gut aus der Fassung und zum Verlieren bringt.“, dazu gab es keine Erwiderung von Sasuke als er Ino darüber informierte einen Suchtrupp wegen Rosa entsenden zu wollen. Er konnte sich aber nicht zurückhalten, doch noch das Beeren- und Kirschthema anzusprechen. „Wir sollten zumindest ihr Schicksal wissen. Schließlich war es dein Heißhunger auf Erdbeeren und Kirschen, weswegen sie das Schloss verlassen musste.“, erklärte er. Ino war diese Tatsache recht peinlich und dementsprechend färbten sich auch ihre Wangen eine Nuance dunkler. An ihrem Minenspiel und der Körperhaltung konnte die Reue förmlich abgelesen werden und dann sprach sie, bezogen auf das Thema, etwas aus, was auch Sasuke schon an sich selbst bemerkt hatte. „Es ist schon merkwürdig. Seit dem Morgen als du Sakura gefunden hast, habe ich keinerlei Hunger mehr auf Erdbeeren und Kirschen verspürt.“ Das stimmte. Ein besonders großes Verlangen nach Erdbeeren hatte Sasuke nie empfunden und der Hunger auf Kirschen besaß nun nicht mehr dieses Ausmaß. Gedankenverloren standen beide im Durchgang und betrachteten stumm den heilsamen Schlaf von Sakura. Irgendwann raffte Ino ihre Röcke und schickte sich an über die neugestaltete Ankleidekammer die königlichen Räumlichkeiten zu verlassen, um den Schlaf ihrer Freundin nicht zu stören. Bevor sie ging, raunte sie Sasuke zu: „Komm aber nicht in Versuchung, nur weil sie jetzt schon in deinem Bett schläft.“ Sasuke hob eine Augenbraue und erwiderte brummend: „Würde mich gerne interessieren, wie du das verhindern willst. Ich bin schließlich der König.“ Für einen Atemzug verschlug es Ino die Sprache aber ganz ihrem Naturell nach, fing sie sich rasch. „Auch wahr. Aber der Archiater hat mich darüber unterrichtet, dich darauf hingewiesen zu haben – außerdem gibt es da noch Sakuras Vater, Fürst Haruno und der ist bei solchen Dingen sehr streng. Mehr als einmal hat er eure Küsserei grimmig geduldet aber nicht gern gesehen. Wenn er erfährt, dass Sakura in deinem Gemach und in deinem Bett schläft, wird er schneller hier sein als ihre Zofe. Die Diener munkeln jetzt schon, ob Weiß bei der Hochzeit für Sakura die passende Farbe ist. Du weißt ja, weiß, die Farbe der Unschuld und Reinheit.“ Ruhig und ohne eine erkennbare Emotion in seiner Haltung und in seinem Gesicht, erklärte Sasuke: „Am Abend der Eheschließung wird sie als Jungfrau in mein Bett geführt und am Morgen wird sie es als meine Frau wieder verlassen. So und nicht anders wird es sein.“ Ino hörte die ganze Autorität heraus und konnte nicht anders als spitz zu fragen: „Werdet ihr danach eigentlich getrennte Schlafzimmer haben?“ „Wolltest du nicht gehen?“, konterte er. „Touché.“, und wie immer mit dem letzten Wort in einem Gespräch verließ Ino die königlichen Gemächer.   [End. Kapitel 17] Kapitel 18: ------------ Der Weg hinab in den Unterwasserpalast der Rauhen Else wurde mit jeder Stufe dunkler, denn die Sonnenstrahlen schienen nicht mehr durch das mächtige, nasse und blaugraue Gewirr um ihn herum zu dringen. In dieser Welt, außerhalb der magisch geschaffenen Luftatmosphäre, schossen die Nixen an ihm vorbei, hoch und runter und drehten beständig eine Pirouette nach der anderen. Ihre Körper nahm Naruto nur als verschwommene Schemen wahr. Sie kicherten, sobald er leise fluchend „Mist!“, ausrief, weil er mal wieder das Knacksen einer der kleinen losen Muscheln unterhalb seiner Schuhe vernahm. Immer wieder streifte sein Blick die Wasserwände entlang, die glitzernd um ihn herum wogten und mehr als einmal überkam ihm das dringende Gefühl sofort wieder umzukehren. War er denn komplett von allen guten Geistern verlassen? Was passierte wohl, wenn der Tunnel geflutet wurde? Würde er es bis an die Oberfläche zurückschaffen? – Diese und weitere Fragen veranstalteten in seinem Kopf einen schnellen Springtanz im Dreiertakt, plus Drehung und zusätzlicher Referenz am Ende. Unwirsch schüttelte Naruto den Kopf. Er sollte sich die Szenarien des Ertrinkens nicht allzu genau vorstellen, sonst würde er womöglich doch noch die Stufen wieder hinauf- und nicht weiter hinabgehen.   Als die Dunkelheit um Naruto ein Ausmaß angenommen hatte, die ihm die Sicht gänzlich raubte und er Probleme bekam, den nächsten Schritt sicher zu tätigen, entzündeten einige der Nixen kleine Laternen, um ihm den Weg zu erhellen. Wie Feuer unter Wasser brennen konnte, gehörte zu den vielen Geheimnissen, die von den Meeresbewohnern streng gehütet wurden und das sie bisher mit noch niemanden geteilt hatten, nicht einmal mit anderen Naturgeistern. Sobald die Lichter stark genug leuchteten, erkannte Naruto, das Treppenende war nicht mehr weit. Es mündete in einen mit Perlmutt und versteinerten Seesternen gekachelten Steinboden, der noch feucht vom Meereswasser schimmerte, da das Wasser erst bei Narutos eintreffen zurückwich. Vorsichtig betrat er den Boden und atmete tief ein. Aus einem undefinierbaren Grund zögerte er das Geländer loszulassen. Die Treppe erschien ihm als einzige Rettung an die Wasseroberfläche und ungern ließ er solch einen Rettungsanker los. Trotzdem, er musste es tun. Naruto straffte seine Schultern und entfernte sich von den Stufen. Auf seinem Weg in den Palast erleuchtete das Unterwasserlicht die Umgebung und er betrachtete mit staunenden Blick, die mit Muscheln und Perlen verzierten Säulen, aus denen Korallen wuchsen und die wiederrum kleine bunte Fische beherbergten. In der Ferne glaubte er sogar die schemenhaften Schatten von Haien zu erkennen. Über seinem Kopf leuchtete das Wasser hell auf und begann zu schimmern. Interessiert wandte Naruto seine Aufmerksamkeit nach oben und entdeckte eine Decke aus bemalten Perlmutt, die Szenen von dahinschwimmenden Nixen, Meermännern, Kelpies und vielen anderen Naturgeistern, die dem Element Wasser angehörten, in einer schillernden Pracht zeigten. Hin und wieder durchschwamm ein Schwarm kleiner silberner Fische sein Sichtfeld und manch eine freche Nixe, streckte ihren Arm in die Luftatmosphäre und bespritze ihn mit Meereswasser. Die Naturgeister schienen gefallen an dem Spiel zu haben, da Naruto aber nicht vollkommen durchnässt bei der Rauhen Else erscheinen wollte, bat er sie damit aufzuhören. Er bekam ein mehrfaches Kichern zu hören und eine Nixe, die nun direkt über ihm schwamm, beugte ihren Oberkörper zu ihm herunter und bevor er ausweichen konnte, spürte er auch schon ihre kühlen Lippen auf den seinen. So schnell wie es passierte, verschwand ihr Mund und zurück blieb einer verwirrter Naruto. Er starrte das Meeresgeschöpf blinzelnd an, das für einen Augenblick kopfüber und breit lächelnd, dabei die spitzen Zähne zeigend, aus dem Wasser hing, bevor es kichernd davon schwamm. Naruto wusste nicht was er machen sollte. Die Lippen mit den Fingerspitzen berühren, mit der Zunge drüber lecken, mit dem Ärmel abwischen? Er wusste es nicht und kniff daher den Mund zusammen, während sein Herz gerade Purzelbäume vor Aufregung schlug. Obwohl es schon was Besonderes war, von einer Nixe einen Kuss zu erhalten, wollte Naruto keine Wiederholung – hoffentlich fühlten sich menschliche Küsse wärmer an.   Vom Lufttunnel gezwungener Maßen geführt, erreichte er einen riesigen runden Saal, dessen Wände aus Säulen und Torbögen bestanden, deren Gestalt und Aufbau ihn an ein Aquädukt erinnerten, die es in den trockeneren Gegenden seines Reiches häufig gab. Noch während er sich im Kreis drehte, um die gesamte Pracht zu bestaunen, wurde das Licht an den Wänden und in den Laternen der Nixen stärker und als er sich der Mitte des Raumes zuwandte, erblickte er die monströse Gestalt der Rauhen Else, die mehrere Meter über ihn aufragte. Naruto schluckte … ihm blieb der Atem weg, während er versuchte den Mund wieder zu schließen. Er wusste, dass nicht alles Naturgeister zu den Schönheiten der Welt gehörten aber das Erste was ihm beim Anblick der Rauhen Else in den Kopf schoss, war: Die ist ja potthässlich. – Glücklicherweise besann er sich auf seine Qualitäten als König zurück und sprach in diesem Fall lieber nicht aus, was er dachte. Nichts war fataler als vor einem Naturgeist über dessen Aussehen zu nörgeln. Der Körper des Wasserwesens war über und über mit Schuppen bedeckt, an denen ein grünlich, schleimiges Moos haftete, dessen Ausläufer sich tentakelartig im Wasser bewegten. Bodenlange Haare verdeckten einen Großteil der Gestalt, wobei der Kinnbart sogar fast länger erschien als das Haupthaar.   Naruto ließ sich vom Lufttunnel vor die Rauhe Else führen, sodass er ihr direkt gegenüberstand. Bei seinem Versuch das Gesicht zu entdecken, bekam er nur den Kinnbart zu sehen. Alles andere, war wegen der enormen Größe zu weit entfernt von ihm. Nervosität stieg in ihm auf. Er wusste nicht, ob er warten musste, bis sie ihn ansprach oder er den ersten Vorstoß wagen sollte. Als einige Herzschläge in Narutos Brust ungehört vergingen, sammelte er seinen Mut. Da er ab nicht Vermessen wirken wollte, räusperte er sich vorerst nur, doch sein Handeln erzeugte bei ihr keine Regung. Naruto wurde ein wenig lauter bis ihm am Ende ein: „Verzeiht die Störung!“, über die Lippen kam. Seine Worte hallten trotz der Wassermassen in dem Saal wider und echoten nur wenige Augenblicke später mehrfach an sein Ohr zurück. „Verzeiht…“, weiter kam Naruto nicht, denn sein erneuter Ruf wurde unterbrochen und leicht erschrocken, wandte er sich zu dem Wesen um, dass er laut hatte Kichern hören. Erneut verschlug es ihn den Atem und die Sprache dazu.   Unter einem der Gewölbe war eine Frau erschienen, deren bodenlanges, bronzefarbenes Gewand bei jeder Bewegung in zarten Regenbogenfarben schillerte. Verdutzt bemerkte Naruto, dass sie durch das Wasser ging und nicht schwamm und dabei direkt auf ihn zuhielt. Ihr goldenes Haar wogte in sanften Wellen hinterher. Schon aus der Ferne erkannte er, dass sie ihn mit Sicherheit mehrere Köpfe hinweg überragte und erst als sie hinter der Barriere, die seine Luftkammer mit ihrer Wasserwelt trennte, zu stehen kam, wurde er sich ihrer Größe bewusst. Der König würde sicherlich seinen Kopf in den Nacken legen müssen, wenn sie direkt vor ihm stand.   Ihre nackten Füße waren mit kleinen smaragdenen Fischschuppen übersehen und das goldene Haar schien ein Tummelplatz für winzige Fische und Seepferdchen zu sein, denn immer wieder tauchten diese Meeresbewohner aus den wogenden Strähnen auf und verschwanden darin. Als sie lächelte, blitzten spitze Zähne zwischen ihren bronzefarbenen Lippen auf. „Weshalb die Entschuldigung, Eure Hoheit?“, sie legte den Kopf schief. „Schließlich habe ich Euch hierherkommen lassen.“ Nach diesen Worten wechselte Naruto einen verwirrten Blick von ihr zu dem mächtigen aber noch immer stummen Wesen hinter sich und wieder zurück. Erneut erklang ihr Kichern. „Das bin ich auch. Aber nur wenn ich mit den Seefahrern böse bin und eigentlich handelt es sich bei dem Ding um eine Statue.“, sie gluckste und trat in den Luftkorridor, während die Fische und Seepferdchen aus ihrem Haar flüchteten, um im Wasser bleiben zu können. Mit hastigen Zick-Zack-Formationen schwammen sie an der Barriere entlang. „Ihr seid…“, Naruto räusperte sich. „Ihr seid die Rauhe Else?“ Die Meeresfrau nickt und fing an ihr Haar zu ordnen, das nun bis auf den Boden reichte und sich wie ein Schleier ausbreitete. Muscheln und Perlenketten waren in die goldenen Strähnen eingeflochten und bronzefarbene Korallen, verziert mit Smaragden, dienten als Spangen, um der üppigen Haarpracht halt zu geben. „In dieser Gestalt“, sie deutete auf ihren fast menschlichen Körper, „werde ich Sygmin genannt.“ Naruto nickte. „Sagt verehrter Wassergeist, weshalb verursacht Ihr die Stürme? Das Land braucht den Handel mit anderen Herrschaftsgebieten, die nur über den Seeweg erreichbar sind. Und lasst Ihr es jetzt, wo ich da bin, zu einem Ende kommen?“ Sie lächelte und ihr spitzen Zähne, die sie mit dem monströsen Ebenbild, der Rauhen Else gemein hatte, kamen erneut zum Vorschein. Er war ein typischer Südländer. Offen, direkt und immer geraderaus, ohne ein langes Vorgeplänkel. „Setzen wir uns doch.“, bot sie an und genau in diesem Moment breitete sich der Lufttunnel für Naruto aus und führte in eines der Gewölbe hinein, das zugleich vom Licht erleuchtet wurde.     Aufmerksam hörte der Elfenkönig seine Tochter an und erkannte, wie gut sie den Fluch gewoben hatte und welche Konsequenzen sich daraus für das zukünftige königliche Paar am Hof des Uchihas ergaben. An der Seite des Königs würde eine stumme Frau herrschen, die unfähig war, eine normale, ja natürliche, Konversation mit den Gattinnen politischer und royaler Gesandter zu betreiben. Welch eine Schmach, das Menschenvolk im Reich des Uchihas würde so eine Königin nicht auf Dauer akzeptieren. Aus diesem Triumph heraus, beschloss der Elf auch dem neuen Plan seiner Tochter mit voller Interesse zu lauschen. Er lächelte bei ihren letzten Worten. „… und damit wäre die Eine unser Spielzeug und die andere auf ewig stumm.“ Der Elfenkönig nickte anerkennend. Es war ein guter Plan, die kleine Hyuuga-Prinzessin in das Elfenreich zu locken, ihr den Trank zu geben, der eigentlich dem König zugedacht gewesen war und damit den Fluch unaufhebbar werden zu lassen. „Versuch alles, was möglich ist, damit der Fluch erhalten bleibt.“, erwiderte er. Seine Tochter verneigte sich und versprach mit Resultaten zurückzukehren.     Es war so unglaublich und Narutos Verstand rebellierte beharrlich gegen das, was ihm die Rauhe Else oder auch Sygmin mitteilte. Sie selber wusste es von den Korndämonen, die eigentlich höchstpersönlich dem König davon unterrichten wollten, doch seine Abwesenheit und der einsetzende Winter hatten der Unterredung einen Strich durch die Rechnung gemacht und so wurde die Rauhe Else, eine der mächtigsten Naturgeister des Südens um Hilfe gebeten und sie war zur Hilfe geeilt. Damit der König bald in sein Reich zurückkehrte und sie die Botschaft auch an ihn weitertragen konnte, musste die Rauhe Else zu einer List greifen. Unter ihrer Macht war die See wild und wütend geworden und sie zwang Fischer, wie Seeleute dazu im Hafen zu verweilen oder dem Teil des Meeres fern zu bleiben, welches sie beherrschte. Durch nichts, kein Gebet und keine Gabe, ließ sie sich besänftigen, einzig der König allein besaß in diesem Fall die Macht dafür und Naruto hatte sich ihrem Willen gebeugt und saß nun mit erstaunten Gesicht vor dem Wassergeist.   „Es ist das verborgene Volk, das Schuld am Verschwinden der beiden Damen aus dem Hyuuga-Reich hat.“ „Ihr meint, … das kann nicht sein. Warum sollten die Elfen Hinata und Sakura …?“, skeptisch starrte Naruto die Herrin des Meeres an. „Ich kenne die Beweggründe der Elfe nicht. Ich weiß nicht, wie es geschah aber ich weiß, dass es geschah.“ „Wo… was…“, die Gedanken des jungen Königs überschlugen sich und er musste einmal tief Luft holen, damit er sie sortiert bekam. „Was hat diese Elfe getan? Ich mein, eben … leben…“, er konnte es nicht aussprechen aber Sygmin nahm ihm die Last ab und lächelte. „Sie leben noch. Aber sie sind verflucht und dieser Fluch ist ein Grausamer.“ „Verflucht. Grausam, weshalb?“, es war nur ein Hauchen seinerseits, zu einer stärkeren Regung war er noch nicht fähig. „Weshalb der Fluch gewoben wurde, weiß ich nicht aber es geschah so, dass er die Menschen blendet, ihnen die Wahrheit verbirgt, jedoch den beiden Damen die Möglichkeit bietet, sich zu erkennen zu geben… aber unter einem sehr hohen Preis.“ „Der wäre?“, hakte Naruto bedacht nach als ob er es gar nicht wissen wollte. Sygmin lehnte sich in der riesigen und weit geöffneten Muschelschale zurück und spielte mit ihrem Haar. „Sobald die beiden einen Menschen einweihen, versteinert er. Deshalb können und dürfen sie sich niemanden offenbaren, obgleich die Möglichkeit besteht.“ Fassungslos starrte Naruto den Meeresgeist an, bevor er den Kopf senkte und seine Hände betrachtete, deren Finger sich in seine Hose an den Knien verkrallten. Nur krächzend brachte er die nächsten Worte hervor. „Wo sind sie?“, auf diese Frage, vernahm er Sygmins leises Lachen und Wut stieg in ihm wegen dieses Verhaltens auf. Mit zornigen Blick sah er sie an aber ihr weiches Lächeln ließ allen Groll versiegen. „Du hast wirklich Glück“, begann sie. „Das Haruno-Kind hat ein kluges Köpfchen ist. Sie wusste, es gibt nur einen Ort, wo die Chancen am Größten sind, irgendwie, irgendwann durch eine Tat, eine Geste, erkannt zu werden.“ Naruto zog die Stirn in Falten und sah Sygmin verwirrter den je an, bis sich seine Mimik mit einmal aufhellte. Die Worte kamen nur leise über seine Lippen aber der Naturgeist nickte zur Bestätigung.   „Wie kann der Bann gebrochen werden?“, flehte er Sygmin an. „Da du die Hyuuga-Prinzessin aufrichtig liebst und die kleine Spielerei meiner Nixe dich in keinerlei Weise beeindruckt hat.“, womit der Kuss gemeint war, doch die Anspielung ging, wie sie bemerkte, vollkommen an ihm vorbei, „werde ich dir verraten, wie der Fluch gebrochen werden kann.“ Sie legte den Kopf ein wenig schief und erklärte: „Die beiden sind in der Hoffnung an den Hof gekommen, dass es dort jemanden gibt, der hinter den Schleier der Blendung sehen kann und sie bei ihren wahren Namen nennt, dann nämlich ist der Fluch gebrochen. Und wer würde sich besser dafür anbieten als die Liebsten der Frauen. – Eine andere Mögliche ist die Rebellion aller guten Naturgeister, vom Moosmännchen bis hin zu den Nymphen und Zwergen. Doch das hieße gegen das Elfenvolk aufzubegehren und vor allem, müssten die Naturgeister die Natur selber auf ihrer Seite haben.“, rasch fügte sie mit an, „Letzteres geschieht nur sehr, sehr selten.“ Weshalb, verriet sie nicht und da sie in ihrem Wasserpalast weit entfernt lebte und sich mehr dem Süden zugetan sah, wusste sie nichts von der Rebellion im Reich des Uchihas, die sie erwähnt hatte.   Als Naruto alles erfahren hatte, was er wissen sollte, versprach Sygmin ihm, die See wieder zu einem friedlichen Meer werden zu lassen, bat aber den König um das Versprechen, ihr Geheimnis um die zwei Erscheinungen, die sie besaß, nicht zu verraten. Er gab sie ihr.   [End. Kapitel 18] Kapitel 19: ------------ Es war früher Mittag als die Bark in den heimatlichen Hafen einlief und mit ausgelassenem Jubel empfangen wurde. Das Volk feierte die Heimgekehrten, die ausgezogen waren, um die Rauhe Else wieder friedlich zu stimmen. Wie der Wassergeist es Naruto versprochen hatte, zügelte sie die Stürme und aus dem tosenden Gewässer war die bekannte See geworden, auf der Händler querten und in der die Fischer Netze auswarfen. Viele wollten dem König persönlich danken und ihm die Hand schütteln und von den Ministern kam gar der Vorschlag ein rauschendes Fest zu feiern, doch Naruto nahm nur wenige Gratulationen wahr und die Feier verschob er gleich ganz. Sein Weg führte ihn ohne Umschweife in sein Schloss zurück und noch in der gleichen Stunde, in der die Bark angelandet war, entsandte er eine Taube an Sasuke, mit der Nachricht, dass er zurückkehrte – noch vor dem vierzehnten Glockenläuten des Tages, standen die Pferde für seine Abreise im Hof bereit. Obwohl die Jahreszeit nicht wirklich für einen Ritt passte, vor allem da der Weg in den Norden führte, entschied sich Naruto dennoch gegen die Kutsche. Eile war geboten und ein Gespann brauchte länger, besonders bei diesen Wetterbedingungen. Mit einem Pferd konnte er im Jagdgalopp auch abseits der Wege reiten und somit noch mehr Zeit sparen. Begleitet wurde der König von einer Eskorte, die aus zehn Mann bestand und von denen jeder ein Zweitpferd am Zügel mitführte, um die Pausen zu verkürzen und den ermüdeten Tieren die nötige Ruhe zu geben. Sein eigenes Wechselpferd hatte Naruto an seinem Sattel befestigt. Er wollte keinem seiner Männer die zusätzliche Last aufbürden. Sowohl in seiner als auch in den Satteltaschen seiner Eskorte befand sich die passende Kleidung für den Norden. Dort würde ihnen ein eisigerer Wind in die Gesichter peitschen als es im Süden der Fall war. Den einzigen Schnee, den die meisten Südländer aus der Küstenregion kannten, bestand nur aus zarten Flocken, die immer nur bis zum Mittag des gleichen Tages liegenblieben. Das Klima des Südens war in den Wintermonaten zwar kühl und nass aber reichte nicht für einen üppigen Schneefall. Dafür waren die Sommer geprägt von einem feurigen Rad, das vom Wind und der Sonne über die Felder getrieben wurde und alle Bauern waren froh, besonders im Landesinneren, wo kleine Quellen viele große Felder zu speisen hatten, dass die Korndämon die Ähren vor dem Verbrennen schützten und die Regentrude die trockenen Böden mit Wasser benetzte.   Während der König des Südens die Hauptstadt verließ, erreichte zur selben Zeit ein Bote des Uchih-Königs das Schloss, mit der frohen Kunde, dass Sakura Haruno gefunden wurde. Da Sasuke die plötzliche Rückkehr seines Freundes nicht ahnen konnte, hatte er nicht wie sonst eine Taube, sondern einen Reiter entsandt.   Der Tag verging und in der Früh des Folgetages, das Morgenrot war gerade am Erwachen, kam ein Trupp Reiter im jagenden Galopp dem Norden auf kahlen Feldern immer näher.     Zum wiederholten Male strich Sakura am Vormittag die Bettdecke über ihren Beinen glatt. Was sollte sie auch anderes tun, der Arzt hatte strikte Bettruhe verordnet und Sasuke sorgte mit Argusaugen dafür, dass sie diese auch einhielt. Noch immer waren ihre Hände mit einem Verband versehen und sobald ihr Blick darauf fiel, fragte sie sich, wie auch jeder andere, der von ihrem Sturz in Schlucht wusste, wie sie dies hatte so glimpflich überstehen und vor allem überleben können. Gelangweilt von ihrer momentanen nutzlosen Situation, ließ Sakura ihren Blick wie schon zuvor, wenn sie alleine war, über die Einrichtungsgegenstände schweifen, während sie im angrenzten Raum das Rascheln von Papier vernahm. Direkt nach dem Frühstück, dass Sasuke ihretwegen in seinem Schlafgemach und nicht mehr im Salon, zusammen mit Ino, einnahm, war er in sein umgebautes Ankleidezimmer gegangen und widmete sich dort der Arbeit als König, während sie untätig im Bett versauerte.   Es klopfte und überrascht wandte Sakura ihren Kopf zur Tür. Sie wollte schon „Herein“, rufen aber da erinnerte sie sich, ohne Stimme würde dies niemand hören. Also konnte sie es gleich sein lassen. Stattdessen überlegte sie, ob es angebracht war, das Glöckchen auf dem Beistelltisch, der in Reichweite neben dem Bett stand, zu läuten, damit Sasuke den Besucher bemerkte aber bevor sie sich entschieden hatte, öffnete sich die Tür und Lilac erschien. Am liebsten wäre Sakura aufgestanden und ihrer Freundin entgegengegangen aber zum einen hielten sie die mahnenden Worte des Archiaters zurück, die er bei der morgendlichen Visite gesprochen hatte und zum anderen vernahm sie Lilacs leise Bitte, sie als ganz normale Zofe zu behandeln, denn alles andere würde Fragen aufwerfen und die daraus resultierenden Antworten konnten womöglich ein böses Ende einläuten. Obwohl Sakura den Beweggrund ihrer Freundin verstand, konnte sie das kummervolle Gefühl nicht abschütteln, das sie nicht nur wegen Lilacs Wunsch verspürte, sondern auch, weil nur sie bisher vom Fluch Befreiung gefunden hatte, wenn sie von ihrer Stimme mal absah.   „Lady Yamanaka bat mich, Eure Zofe zu sein bis Eure Dienerschaft am Hofe eingetroffen ist.“, nach diesen Worten trat Lilac an das Bett und schüttelte die Kissen auf, gleichzeitig hauchte sie: „Und es tut mir so leid, wie ich dich behandelt habe, bevor …“, ein unterdrückte Schluchzen entkam ihr und Sakura legte beschwichtigend die Hände auf die Unterarme ihrer Freundin. Lächelnd sah sie Lilac an und schüttelte den Kopf als Zeichen, dass keine Entschuldigung nötig war. „Danke.“, wisperte diese. „Wie geht es dir?“ Sakura, die den erwartungsvollen Blick sah, ließ die Schultern hängen. Sie zeigte mit dem Finger auf den Hals und deutete an, nicht sprechen zu können. Entsetzt und nicht sicher, die Darstellung richtig interpretiert zu haben, hauchte Lilac: „Du kannst nicht sprechen?“ Zur Antwort bekam sie ein Nicken und rasch hakte sie nach, ob ein schriftliche Verständigung möglich sei. Sakura bejahte mit einer eindeutigen Geste die Frage und wandte dann ihren Kopf in die Richtung des Nebenzimmers, denn Sasukes Stimme war erklungen. Anscheinend schien er sich mit jemanden zu unterhalten. Durch die leicht angelehnte Tür, Sasuke schloss sie nie, konnte das Gespräch gut vernehmbar mit angehört werden und mehr müssend als gewollt, lauschten die beiden Frauen.   „Es ist gut möglich, dass sie bei einem der Köhler im Wald untergekommen ist, oder in einem der Nachbardörfer, vielleicht auch auf einem der Gutshöfe, die es in der Gegend gibt.“, Sasukes Tonfall klang sehr besorgt und die beiden Frauen sahen sich verwundert an. Lilac stellte die Frage, die beiden durch den Kopf ging. „Wer wird denn gesucht?“ Sakura zuckte ahnungslos mit den Schultern, legte aber rasch den Finger auf die Lippen und deutete wieder auf den Durchgang. Von dort erklang eine rauchige und alte Stimme, das musste des Königs Gesprächspartner sein. „Sorgt Euch nicht, Eure Majestät. Wir werden jeden Stein umdrehen. Nur bei den Köhlern konnte es ein wenig länger dauern. Diese sind im gesamten Wald verteilt und ohne ihre entzündenden Meiler nur schwer auffindbar.“ „Ich verstehe. Ihr könnt abtreten.“ „Jawohl, Eure Majestät.“ Ein Geräusch, wie das Schaben von Stuhlbeinen auf Holz, erklang. „Eure Majestät, da wäre noch etwas.“ „Ist es von wichtiger Natur?“, in Sasukes Stimme schwang die Ungeduld mit. „Jawohl. Vorhin ist eine Taube angekommen, aus dem Süden. Sie trug dies am Bein befestigt.“ Für einen Moment trat Stille ein, dann sagte der König: „Ich danke euch, Hauptmann. Haltet Ausschau nach der Zofe. Ich habe Lady Yamanaka versprochen ihren Verbleib ausfindig zu machen.“ Sakura und Lilac sahen sich fassungslos an. – Rosa wurde gesucht. Da konnte der Hauptmann mit seinen Männern lange Nachforschungen anstellen, denn Rosa existierte nicht mehr. In der Zwischenzeit verabschiedete sich dieser mit den Worten: „Jawohl, Eure Majestät.“, und dann erklang der Laut einer sich schließenden Tür.   Kurz darauf betrat Sasuke das Schlafgemach und Lilac begrüßte ihn mit einer huldvollen Referenz, bevor sie Anstalten machte zu gehen. Sie war gerade Mal drei Schritte gegangen, da hielt der König sie mit einem „Ihr könnt bleiben.“, zurück. Lilac nickte und beobachtete, wie er auf das Bett zuhielt und dabei Sakura mit einem Blick ansah, der beiden Frauen ans Herz ging. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundpartie, während er einen Zettel aus der Tasche zog und ihn Sakura reichte. „Du wirst dich sicherlich freuen, der chaotischste König aller Zeiten kehrt in dieses Schloss zurück.“ Erfreut nahm Sakura die dargebotene Nachricht entgegen und las sie. Strahlend gab sie ihm die Botschaft wieder aber nach nur einem Herzschlag war ihre Freude der Besorgnis gewichen, denn Sasukes Gesicht zeigte statt dem Lächeln einen nachdenklichen Ausdruck. Er bemerkte ihren fragenden Blick und erklärte: „Ich vermute er und der Bote, den ich entsandt habe, werden sich verpasst haben. Daher muss es einen anderen Grund geben, der ihn in solcher Eile hierherkommen lässt. Du hast ja gelesen, dass er zu Pferd und nicht per Kutsche reist.“ Sakura nickte und streckte den Arm nach ihm aus. Sasuke kam näher an das Bett heran, damit sie nach seiner Hand greifen konnte und verspürte sofort den warmen und zarten Druck ihrer Finger. Er senkte den Blick und wurde sich erneut bewusst, weshalb er sie und nur sie zu seiner Königin haben wollte. Es war nicht nur wegen ihrem harmonischen Miteinander, sondern auch, weil sie die Empathie mitbrachte, die ihm in einigen Situationen gänzlich abging. Allein diese kleine Geste, in der sie nach seiner Hand griff, verdeutlichte es ihm mal wieder. Sasuke löste die Verbindung und beugte sich zu Sakura, um ihr eine Strähne hinter das Ohr zu streichen. Seine Worte waren leise als er ihr: „Ich werde Ino Bescheid geben.“, zuflüsterte und sich mit einem Kuss auf ihrer Stirn für den Moment verabschiedete. Rasch sah Lilac bei so viel vertraulicher Zweisamkeit weg, da es sie schmerzhaft daran erinnerte, noch immer den Fluch mit sich zu tragen.   Sasuke hatte kaum das Gemach verlassen, da blickten sich beide Frauen an und Sakura deutete lächelnd auf einen Blätterstapel und die danebenliegenden Schreibwaren. Nachdem sie alles von Lilac ans Bett gebracht bekommen hatte, wollte sie rasch Er kommt deinetwegen! schreiben aber aus einem ihr unbekannten Grund war sie dazu nicht in der Lage. Frustriert schnaubte sie und betrachtete die Feder in ihrer Hand mit einem missmutigen Blick. „Was ist denn los?“, kaum war diese Frage von Lilac ausgesprochen, begann Sakura von vorne, kam aber nicht weit. Alles was fing sie an. Ich kann nicht kritzelte sie und mit verschwommenen Blick fügte sie das Wort Blockade hinzu, weil ihr diese zusätzliche Unfähigkeit neben der Stimme, die Tränen in die Augen trieb. Verwirrt las Lilac die rätselhafte Mitteilung. „Blockade? Was meinst du?“ Sakura spürte, wie ihre Hand mit der Feder zitterte und Tintenflecken auf dem Pergament hinterließ. Rasch legte sie alles beiseite und schlug den Weg ein, sich per Handzeichen mitzuteilen. Mit dem Finger deutete sie auf Lilac und dann auf sich selbst, danach zeigte sie auf ihren Hals und schüttelte den Kopf. Sie wiederholte das Ganze, doch dieses Mal kam ihre verneinende Geste als sie auf das Papier tippte. Bevor ihre Freundin reagieren konnte, nahm Sakura die Feder rasch wieder zur Hand und versuchte sich noch einmal auf den schriftlichen Weg zu erklären. Ihr Kopf schmerzte, während sie nach passenden Umschreibungen und den richtigen Wörtern suchte und am Ende kam ihr blitzartig in den Sinn, für die Personalpronomen du und dich, den Namen einzusetzen. Der Satz war nicht lang aber Sakura hoffte, Lilac würde ihn verstehen. Nicht in der Lage… Blockade beim … erklären … keine Äußerung … Verbleib … Hinata. Wieder und wieder las Lilac die Zeile und zog ihre Stirn dabei in Falten, dann brach sich die Erkenntnis bei ihr bahn und mit einem zittrigen Hauchen in der Stimme suchte sie die Bestätigung, es richtig verstanden zu haben. „Du kannst niemanden mitteilen, selbst nicht mal mehr mir, was passiert ist? Wer ich bin?“, bei den letzten Worten mischte sich ein leiser Schluchzer darunter und Sakura konnte nur mit hängenden Schultern nicken, während sie niedergeschlagen auf das Papier starrte.     „Und du glaubst nicht, dass er wegen Sakura so eilig zurückkommt?“, während Ino dies sagte, gab sie Sasuke den Zettel wieder. „Nein.“, entgegnete dieser und erklärte, worauf er seine Vermutung stützte. „Den Boten an Naruto habe ich erst entsandt als sie ihr Bewusstsein vollständig wiedererlangt hat. Da kann es gut sein, die beiden haben sich verpasst. Außerdem würde es sich Naruto nie nehmen lassen, eine Nachricht an Sakura in die Botschaft zu verpacken.“ Da hat er natürlich Recht, dachte sich Ino. „Wie geht es ihr heute Morgen? War der Archiater schon da?“ „Ja, war er. Sie ist auf einem guten Weg der Besserung.“ Ino lächelte. „Das freut mich zu hören. Hätte mich auch gewundert, wenn nicht.“, Sasuke warf ihr einen verwunderten Blick zu, woraufhin sie entgegnete: „Sie war schon immer stark im Nehmen, bei der Erziehung. Ich sage nur, auf Bäume klettern, Fecht- und Bogenunterricht, Angeln – manchmal frage ich mich wirklich, was ihr Vater sich dabei gedacht hat.“ Sasuke schmunzelte. Mit dieser Überlegung war Ino nicht alleine. Wie oft hatte er Sakuras Mutter im Stillen zugestimmt, wenn diese panisch auf die verrückten Ideen ihres Mannes, bezüglich der Tochter, reagiert hatte. Inos nachfolgende Frage zu Hinatas Verbleib, riss ihn aus seinen Gedanken und er konnte nur eine verneinende Antwort liefern. „Es ist fast so, wie mit ihrer Stimme.“, erklärte er. „Sobald sie versucht sich schriftlich zu erklären, was mit ihr und Hinata geschah, kommt alles ins Stocken. Es belastet und frustriert sie.“ Ino nickte und wollte darauf etwas erwidern, kam aber nicht dazu, denn Sasuke sprach weiter und das zeigte ihr, wie sehr es ihn mitnahm, da ein Nachsatz ungewöhnlich für seine Verhältnisse war. „Ich habe das Gefühl, die Blockade hängt mit Hinata selbst zusammen. Wahrscheinlich ist ihr etwas zugestoßen, das Sakura nur durch Verdrängung verkraftet hat und jetzt zeigt ihr Geist eine Abwehr gegenüber dieser Erinnerung.“ „Meinst du wirklich?“, die Vorstellung, Hinata könnte etwas so Schreckliches passiert sein, dass Sakuras Bewusstsein dies so drastisch unterdrückte, wollte sich Ino nicht ausmalen. Sasuke zuckte hilflos mit den Schultern und entgegnete: „Ich schick dir Lilac herunter.“ Sie nickte und er ging. Was diese empathischen Dinge im Leben anging, war er wirklich nicht gut.     Naruto hatte auf seinem scharfen Ritt zwei seiner Männer zurücklassen müssen. Nach dem ersten Pferdewechsel begannen zwei der frischen Tiere das Lahmen und da die schon geritten Rösser noch zu erschöpft waren, um erneut in Anspruch genommen zu werden, beharrten die beiden Männer darauf, dass ihr König nur vorausreiten möge. Ungern kam Naruto dem nach aber seine Soldaten mahnten ihn an die gebotene Eile, mit der er alles antrieb. „Wollt ihr die gewonnene Zeit mit unser eins vergeuden?“, entgegnete einer der betroffenen Männer nach dem königlichen Protest. Naruto blieb nichts anderes übrig als sich dieses Mal dem Willen seiner Soldaten zu beugen aber nicht ohne das Versprechen zu geben, so rasch wie möglich Hilfe zu entsenden, um ihnen mit den Pferden beizustehen. Jetzt jagten er und die restlichen Soldaten querfeldein über die verschneite Landschaft.     Als Sasuke einen Blick auf die Standuhr warf, war es schon nach Mitternacht. König sein war keine leichte Aufgabe, schon gar nicht, wenn im eigenen Bett etwas Reizvolles aber noch Verbotenes lag. Um der Versuchung lang genug zu entgehen, bewältigte er sämtliche Aufgaben, die sich am Tag anhäuften. Da galt es Dekrete durchzulesen und eventuell zu erlassen oder abzulehnen, Urteile zu fällen, die Steuereinahmen zu prüfen, Besuchsanfragen von Diplomaten zu beantworten oder sich der Belange des Volkes anzunehmen. Hin und wieder bekam er auch exotische Fälle vor die Augen, wie es vor wenigen Tagen der Fall gewesen war. Ein Zwerg hatte sich beschwert, dass hinter seinem Rücken Nymphen schlecht über seine Arbeit sprachen und ihm deswegen die guten Geschäfte ausblieben. Es war eine Tortur gewesen, das scharfkantige Gekrakel des Zwerges zu entziffern und es dann auch noch richtig zu übersetzen. – Wer sich da noch wünschte, in seiner Haut stecken zu dürfen, hatte ein viel zu schönes Bild vom Königdasein.   Leise schob Sasuke seinen Stuhl zurück und stand auf. Schon von seinem Arbeitszimmer aus sah er der Verlockung im wahrsten Sinne des Wortes entgegen: ein vollkommenes Bild. Vielleicht sollte er den Hofmaler rufen lassen, damit er diese Szene auf ewig mit Öl festhielt. Ob Dornröschen genauso ausgesehen hatte als der Prinz sie fand? Vielleicht. Nur die Kerzen und das Kaminfeuer hätten nach hundert Jahren nicht mehr gebrannt.   Sakura hatte Lilac, bevor sie von Sasuke zu Ino geschickt werden konnte, in die Bibliothek gesandt, damit sie ihr ein Buch holte. Schließlich konnte sie nicht immer schlafen und Sasuke von seinen politischen Geschäften abhalten, stand auch nicht zur Debatte. Jetzt lag sie mit der aufgeschlagenen Lektüre in der Hand da und schlief, während er langsam auf das Bett zuging und sie mit einem so warmen Lächeln bedachte, wie er es selten, selbst ihr gegenüber, zeigte. Lesen, für Sakura war es keine langweilige Notwendigkeit, sondern eine Freude. Wenn sie lesen durfte, war sie glücklich. Sasuke erinnerte sich, wie sie ihn wegen seiner Beschwerde, immer nur zu lesen, getadelt hatte. Ihre Worte brannten jetzt noch in ihm als sei es gerade eben erst geschehen. –   „Viele Frauen können nicht einmal lesen, wusstest du das? Und in der einfachen Bevölkerung gibt es auch viele Männer, die nicht einmal ihren Namen schreiben können. Ist es deswegen nicht besser für den Mann aus der gehobenen Schicht, wenn seine Frau nicht unwissend ist, sondern ihr die Möglichkeit offensteht, über gewissen Dinge mit ihrem Mann sprechen zu können? Es würde der Welt sehr guttun, wenn viel mehr Frauen und auch Menschen aus den niederen Ständen das Lesen schon im Kinderalter lernen würden. Es wäre eine Bereicherung für die Welt …“ Womöglich würde sie noch immer darüber debattieren, wenn er sie nicht mit einem „Ja, ich gebe dir Recht.“, unterbrochen und einem anschließenden Kuss zum Schweigen gebracht hätte. Sasuke schüttelte unwirsch den Kopf als er daran zurückdachte. Sobald der Archiater die Erlaubnis gab, würde er sie in die Bibliothek führen und ihr dort eine gemütliche Leseecke einrichten lassen. Es reichte, wenn er auf diesen unbequemen Holzstühlen und an zu hohen Pulten über den dicken Wälzern hing. Bei ihrem Vater hatte er Sasuke sie entweder mit Ino und Hinata angetroffen oder an einem ruhigen Ort, wo sie Zeit und Muße fürs Lesen fand. Im Sommer auf ihrer Lieblingseiche und im Winter in einer kleinen Kammer am Kamin, in der einst ihre Großmutter die Näharbeiten verrichtete und ihr in kalten Winterabenden nicht nur Märchen vorgelesen, sondern ihr das Lesen selbst beigebracht hatte.   Sasuke nahm das Buch aus Sakuras Hand und platzierte ein schmales Stoffband zwischen die aufgeschlagenen Seiten. Ohne auf den Titel zu achten, legte er es auf einen der Tische ab, dann ging er um das Bett herum und zog sich lautlos seine Schuhe und das Wams aus. Mit aller Vorsicht, die er besaß und stets darauf bedacht, Sakura nicht zu wecken, ließ er sich neben sie nieder. Jedes Mal hörte er dabei das pulsierende Rauschen seines Blutes in den Ohren. Es war wirklich eine Qual für ihn, sie so nah neben sich zu wissen. Natürlich war eine schlafende Sakura für ihn nicht Neues aber in seinem Bett? Mehr als einmal musste er seine unsittlichen Gedanken unterdrücken. Was nicht gerade leicht war. In den Zeiten als er sich zusammen mit ihr im Palais oder im Jagdschloss ihres Vaters befunden hatte und nur zwei Türen sie voneinander des Nachts trennten, hatte er oft von diesem Augenblick geträumt. Stets war seine Einbildungskraft mit ihm durchgegangen, wenn er sich vorstellte, wie einfach es eigentlich war aus dem Zimmer zu gehen und sie in ihren Gemächern aufzusuchen. Diese Vorstellung hatte sich damals Nacht für Nacht in sein Bewusstsein geschlichen. Besonders schlimm war es nach dem stickigen Sommerabend in der Nähstube geworden. Natürlich hatte er da überdeutlich begriffen, wie unsittlich dieses Verhalten gewesen war aber allein der Gedanke daran … sie zu verführen. Sasuke schnaubte, er wollte nicht weiter darüber nachdenken und besonders nicht an jenen Abend, dennoch schweifte er jedes Mal dahin ab und noch heute stellte er sich die Frage, wie es soweit hatte kommen können. Er war damals zu allem bereit gewesen und Sakura anscheinend auch, zumindest hatte es von ihrer Seite keine Einwände gegeben als er ihr die Bänder am Mieder löste und seine Hände unter ihre Röcke verschwanden. Ganz im Gegenteil, wegen ihrer listigen Finger war sein Verlangen dermaßen angeschwollen, dass er mit Sicherheit ihre Unschuld geraubt hätte, nur um sich und seinen Gelüsten die sehnsüchtige Befriedigung zu verschaffen. Zum Glück hatte die Stimme der Vernunft, durch Sakuras Vater, dem unsittlichen Treiben ein Ende bereitet. Noch am selben Abend hatte sich Sasuke geschworen, erst wieder so weit zu gehen, wenn Sakura seine offizielle Frau war – ein Entschluss, der ihm jetzt nicht mehr so leicht erschien.   Sakura bewegte sich und drehte sich ihm zu, dabei zeichnete sich ihre Gestalt und der Bettdecke ab und ließ Sasuke Eid, ob seiner Richtigkeit, stark anzweifeln. Er schaffte es rechtzeitig den Blick von der geschwungenen Linie, die ihre Taille mit der Hüfte vollführte, abzuwenden und konnte beobachten wie sie langsam, blinzelnd die Augen öffnete. Sie blickte ihn vollkommen schlaftrunken an. „Schlaf ruhig weiter.“, flüsterte er und beuge sich ihr für einen Kuss auf die Stirn entgegen.     Es war schon weit nach Mitternacht und nur die Wachen schliefen nicht als ein Dunkel durch die Ritzen des Schlosstors drang. Im Hof manifestierte sich daraus die Elfenprinzessin, die mit schwebenden Schritten einen Treppenaufgang nach dem anderen und eine Tür nach der anderen, überwand. Die Wachen, an denen sie vorüber eilte, wurden von einem Zauber gefangen genommen, der ihnen sanft einflüsterte, dass da nicht war, sobald sie das Dunkel sahen. Vor Lilacs Kammer blieb sie stehen und betrachtete mit einem finsteren Lächeln die hölzerne Tür, bevor sie weiter ging. Ihr erstes Ziel war das königliche Schlafgemach und als sie es gefunden und betreten hatte, blitzte eine schwarze Klinge aus Obsidian in ihrer Hand auf. Der Dolch war einst ein Geschenk ihres Vaters gewesen. Mit langsamen Schritten ging sie auf das Bett zu und betrachtete die Menschen darin. Da lag er, der König und hielt seine Verlobte in den Armen. Seelenruhig schliefen sie. Der Kopf des Menschweibes ruhte auf seiner Brust, während er sie umfangen hielt und sein Kinn an ihr Haupt lehnte. Vorsichtig schlich sie auf Sakuras Bettseite und hob dabei den Arm, in dessen Hand sie den Obsidian-Dolch hielt. Die Klinge blitze im Kerzenschein rot und schwarz auf. Ihr Atem bebte als sie auf den schlafenden Körper hinabblickte, sie zögerte, denn der König regte sich aber er wachte nicht auf. Die Elfenprinzessin verharrte in ihrer zuschlagenden Pose und ließ ihren Blick über das edle Gesicht des Mannes gleiten, der ihr Herz in Flammen gesetzt hatte. Er gehörte ihr, ganz allein ihr und in dem sie, dieses Weib in seinen Armen vernichtete, würde sie dafür sorgen, dass sie ihren Willen auch bekam. Ihr Arm sauste nieder, der Dolch blitzte auf und ein grelles Licht blendete die Elfe und ließ sie erschrocken vom Bett wegtaumeln.   „Du!“, dröhnte eine Stimme, die vom Fenster her zu kommen schien. Die Elfe wirbelte zu dem Verursacher herum, während dieser weitersprach. „Du und das Volk deines Vaters werdet nie wieder Hand an dieses Menschenkind legen. Ihr, das gesamte Elfenpack, habt ihr schon genug Leid angetan.“ Die Elfenprinzessin stierte und dann sah sie ihn auf dem Sims des Fensters stehen. Es war das Moosmännchen, das sich bereiterklärt hatte, Sakura als sie noch die Gestalt der Rosa besaß, zu helfen. „Garstiger Waldekel.“, keifte die Elfe und ihre Pupillen wurden schmal, wie die einer Schlange, gleichzeitig deformierten sich ihre Gesichtszüge und die hohen Wangenknochen traten hervor. Ihr gesamtes Antlitz wirkte mit einmal an Kinn, Nase und Wange spitzer und das rote Haar wirbelte wild um ihre schlanke Gestalt. Wütend schrie sie das Moosmännchen an. „Wie willst du kleines Untier mich aufhalten?“ Der Waldgeist erwartete schon einen Angriff, stattdessen musste er mit ansehen, wie sie sich in ihrem zerstörerischen Wahn wieder Sakura zuwandte und knurrende Laute von sich gab. „Er hat mich verschmäht. So soll er auf ewig leiden, wenn er am Morgen neben deinem leblosen, kalten und erstarrten Körper erwacht.“ „Lass es, Elfe!“, schrie das Moosmännchen aber sie hörte nicht und erneut sauste die Klinge auf Sakura herab. Ein Knall ertönte, Lichter flammten auf und ein tosender Wind fegte durch die Schlafkammer. Nymphen umschwirrten das Bett und stießen der Elfe Verwünschungen entgegen. Die taumelte zurück und ließ den Dolch fallen. Als die Klinge auf dem Boden aufkam, zerschellte der Obsidian und zerfiel sofort zu Staub, während der goldene Griff im selben Moment durch die Macht der Nymphen verdampfte, die das edle Metall zurück an seinen Platz, tief in das Erdgestein riefen.   Geschockt über das Erscheinen so vieler Waldgeister, lehnte die Elfe mit dem Rücken an der Wand und als die Nymphen ihre Stimmen erhoben, brannte sich jedes Wort in das Innere der Prinzessin. Unerträgliche Schmerzen wallten in ihr auf und ließen ihr am Ende keine andere Wahl als das Heil in der Flucht zu suchen. Ihre Gestalt wurde immer blasser und durchscheinender bis von ihr nichts mehr zu sehen war. Nachdem die Elfe verschwand, bildeten die Nymphen einen Reigen um die Schlafstätte und jede einzelne sprach einen guten Wunsch an die noch nicht Vermählten aus, dessen Wirkung nach der Heirat eintrat. Danach verschwanden auch sie, bis auf Orina Coeligena. Sie drehte sich zum dem Moosmännchen. „Ich glaube, du brauchst mich noch.“, und ihr Blick schweifte zu dem Schreibtisch im Nebenraum. Der Waldgeist nickte und eilte im Watschelgang zu der Arbeitsstätte. Ein Schnipsen mit dem Fingern genügte und die verborgene Lade schob sich auf. Vorsichtig nahm das Moosmännchen den Ring an sich und zeigte ihn der Nymphe. „Ah, was für ein hässliches Stück Stein.“, säuselte sie und flüsterte: „Dieses dumpfe Kleinod braucht das Menschenkind nicht mehr.“, und bei ihren Worten löste sich auch der Ring auf. Zu gleichen Zeit erschallen mächtige Donner im Palast des Elfenkönigs und er wusste, seine Macht brachte den jungen Menschenkönig nicht mehr in sein Reich.   Orina Coeligena wandte sich noch einmal dem schlafenden Paar zu. „Irgendwie verstehe ich die Elfe ja.“, sie achtete nicht auf das empörte Räuspern des Moosmännchens und sprach weiter. „Aber glücklich, kann er nur mit dem Kirschenkind werden.“, und dabei bedachte sie Sakura mit einem sanften Blick. Sie verabschiedete sich vom Waldmännlein und löste sich wie die anderen Nymphen zuvor in Luft auf. Leise trat der letzte Waldgeist dieser Nacht an das Bett heran und flüsterte an den König gewandt, während auch er langsam verschwand. „Hüte den Schatz in deinen Armen, König. Noch einmal ist es mir vielleicht nicht möglich deine Aufgabe zu übernehmen und sie zu schützen.“   Die Schlafenden hatten von dem tosenden Lärm um sie herum nichts mitbekommen. Aber es lag auch nicht in der Art der Nymphen und Waldgeister des Nachts, wenn sie für manch einen Menschen Gutes schafften, von diesem auch gesehen zu werden.     Keuchend und die Finger in den Armen verkrallt, die sie verschränkt vor ihren Körper hielt, stand die Elfenprinzessin in einer verborgenen Nische. Zum König und seiner Zukünftigen konnte sie vorerst in der Nacht nicht mehr. Der Schutz, den die Waldgeister errichtet hatten, war selbst für sie zu mächtig und nicht einmal ihr Vater konnte ihn brechen, denn der Zauber war auf der Liebe der beiden Menschen aufgebaut. Leise verfluchte sie die Waldgeister, doch das würde ihr nicht weiterhelfen, denn diese Flüche perlten an den garstigen Wesen ab, wie Wasser am Öl. Aber jetzt hatte sie keine Zeit mehr sich noch länger zu grämen, noch blieb ihr die andere Verfluchte und somit eine weitere Möglichkeit das Unglück über alle, die sie hasste, zu bringen. Das Dunkel manifestierte sich um sie und erneut schwebte die Prinzessin über Gänge und Treppen dahin. Ihr Weg führte sie einige Etagen hinab, direkt vor die Kammer von Inos Zofe. Leise betrat sie den Raum und sah die junge Frau dort liegen, die in der Nacht keinen Schutz trug, um ihr entstelltes Gesicht zu verdecken. Narbe, dachte die Elfenprinzessin höhnisch. Da hatten sich die beiden ja eine schöne Geschichte ausgedacht, um der kleinen Hinata die Schmach zu ersparen, das Antlitz herzeigen zu müssen. Langsam trat die Elfe an das Bett heran und murmelte im leisen Singsang beschwörende Worte, der den Schlaf noch vertiefen lassen sollte. Währenddessen holte sie aus ihrer Kleidung eine Phiole mit roter Flüssigkeit hervor. Es war ein Teil des Tranks, den der Menschenkönig hatte bekommen sollen, der jetzt aber von der Elfe in die Karaffe der Zofe geträufelt wurde. „Nicht alles.“, flüsterte sie. „Es soll Euch, Prinzessin, nur in das Reich meines Vaters locken.“, mit diesen Worten verschwand sie.   [End. Kapitel 19] Kapitel 20: ------------ Die Nacht war wolkenlos und kalt und durch die klare Sicht konnte Naruto mit seinem Gefolge bis zum Morgengrauen durchreiten. Niemand zwang ihn zu dieser Eile aber er wollte eine Antwort auf seine bohrende Frage – er musste wissen, sicher sein, ob seine Vermutung zu den beiden Personen stimmte, die er für Hinata und Sakura hielt und das peitschte ihn regelrecht an. Naruto konnte sich jetzt schon vorstellen, welches Gesicht Sasuke ziehen würde, sobald er mit der Theorie ankam, Inos Zofen seien ihre gesuchten Frauen. An die Reaktion der Silbernen wollte er nicht einmal denken. Sie würde wahrscheinlich einen hysterischen Anfall bekommen und ihn für verrückt erklären, daher überlegte er während des Rittes fieberhaft, wie er das Ganze am behutsamsten auf den Tisch der Tatsachen packte.   Als die Sonne sich am Horizont mit dem Morgengrauen ankündigte und die ersten Strahlen kurz darauf über die Welt ragten, konnte er die silbrigen, vom Eis und Schnee bedeckten Zinnen des Schlosses glänzen sehen. Er war sich aber bewusst, dass es noch Stunden dauerte bis er überhaupt in Reichweite kam, wenngleich die Luftlinie etwas anderes suggerierte. Dennoch entfachte der ferne Anblick des Schlosses ein Kribbeln in seinem Körper. Am liebsten hätte Naruto seinem Tier erneut den Galopp aufgezwungen, denn er konnte es kaum noch erwarten wieder dort zu sein. Aber er musste vernünftig bleiben, wenn er überhaupt an sein Ziel kommen wollte und das hieß auch, nicht nur den Pferden, sondern auch seinen Männern eine Rast einzuräumen.   An einer geeigneten Stelle ließ Naruto anhalten und absatteln. Gemeinsam mit seinen Soldaten versorgte er die Pferde. Als er sein Tier abrieb, bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass der Hauptmann auf ihn zukam. „Eure Majestät?“, fing dieser an. „Was gibt es?“, erkundigte sich Naruto, ohne von seinem Tier abzulassen, dem er eine Decke überwarf. Dampf stieg von allen Pferdeleibern in die kühle Morgenluft auf. „Die Männer fragen sich, weshalb diese Eile? Bitte glaubt nicht, uns würde dieses Tempo etwa ausmachen aber bei dem Wetter? Warum setzen sich Eure Majestät der Gefahr aus, zu erkranken?“ Nun wandte sich Naruto doch um. „Hauptmann, ich würde nicht hetzen, wenn es keinen triftigen Grund dafür gäbe. Genauso wenig würde ich mich dieser Gefahr aussetzen.“, die nächsten Worte waren gewagt aber er gehörte nun mal zu den Menschen, die mit einer entwaffneten und manchmal berührenden Naivität ausgestattet waren, weshalb er sich auch keine Gedanken machte als er die Frage stellte: „Seid Ihr jemals eurem Herzen gefolgt?“ Die Verwunderung erschien auf dem Gesicht des Hauptmannes, der dann aber mit den Schultern zuckte und ein gebrummtes: „Einmal“, von sich gab. „Das war der Tag als ich auf einem Fest einem Mädchen begegnet bin, die heute meine Frau ist.“, bei diesen abschließenden Worten schlich sich eine zarte Röte auf die Wangen des Mannes. Naruto zeigte ein Lächeln. „Und so, geht es mir in diesem Moment.“ „Eure Majestät haben eine Braut gefunden?“, hakte der Soldat eifrig und mit begierigem Ausdruck nach. Dieses Mal war es Naruto, der mit den Schultern zuckte und ein wenig Verlegen dreinsah. Zur Überbrückung der konfusen Gefühle, legte er seine Hand auf den warmen, von einer Decke geschützten, Pferderücken. „Ich hoffe es.“, gab er dann zu. „Mein Herz sagt ja, mein Verstand … der hadert noch ein wenig.“ „Ouh.“, entkam es dem Hauptmann, worauf Naruto sich veranlasst sah, diesen anzusehen. Als der Soldat den Blick bemerkte, fügte er ergänzend hinzu: „Eure Majestät sind sich nicht sicher? Verstehe.“, und nach einer kleinen Pause erkundigte sich der Mann unverblümt: „Wenn es Lady Yamanaka ist, kann ich Eure Majestät bei seiner Skepsis sehr gut verstehen. Ihre Ladyschaft ist hübsch anzusehen aber Ihr…“ „Ihr vergesst mir wem Ihr über wen sprecht, Soldat.“, unterbrach Naruto ihn. Sofort nahm der Hauptmann eine stramme Haltung ein und fing errötend mit Stottern an. „Ver-Verzeiht Eure Majestät. Ich…“ „Schon gut.“, entgegnete Naruto nur und klopfte seinem Gegenüber auf die Schulter. „Es sei verziehen.“ Erleichtert atmete der Soldat auf und ging wieder zu den anderen zurück. Der Trupp rastete gute zwei Stunden.     Das Glas berührte die Unterlippe, doch in jenem Moment klopfte es und Lilac stellte das Wasser hastig auf die kleine Kommode neben dem Bett zurück und verdeckte rasch ihr Gesicht. Mit schnellen Schritten ging zur Tür und öffnete diese zaghaft. Des Königs Kammerdiener stand vor ihrer Räumlichkeit und nickte ihr grüßend zu. „Lady Haruno ist wach. Der König befindet sich schon in seinem…“, und dabei räusperte er sich, „… Arbeitszimmer.“ Lilac entging dies zwar nicht aber sie wusste schon von Sakura, warum die Ankleidekammer zur neuen Arbeitsstätte des Königs geworden war. Sie nickte und trat aus dem kleinen Raum heraus. Sorgfältig schloss sie die Tür hinter sich, ehe sie dem älteren Diener zu den Gemächern des Königs folgte. Vor der Tür verabschiedete der Kammerdiener sich von ihr. Im Schlafgemach saß Sakura schon aufrecht im Bett und lächelte ihrer Freundin erfreut entgegen als diese eingetreten war und auf die Schlafstätte zueilte.   „Darfst du denn schon aufstehen?“, flüstere Lilac, nachdem sie bemerkte, dass Sakura Anstalten machte das Bett zu verlassen. Diese schüttelte den Kopf, zeigte aber auf ihr Nachtgewand und deutete an, es unbedingt wechseln zu müssen. Das war nur zu verständlich, schließlich lag sie Tag und Nacht mit der gleichen Kleidung da und irgendwann wurde es einfach unangenehm. Hinter einem edel verzierten Paravent half Lilac ihrer Freundin das Kleidungsstück zu wechseln, da die noch immer vorhanden Blessuren die Bewegungsfreiheit ein wenig einschränkten. „So. Jetzt siehst du wieder vorzeigbar aus.“, flüsterte Lilac und konnte ihre Niedergeschlagenheit nicht so gut verbergen, wie sie es sich vorgenommen hatte. Sakura nickte und umarmte ihr Freundin, um gleich darauf deren Hände zu drücken und ihr so Mut zuzusprechen, während sie mit ihrem entschlossenen Blick verdeutlichte, dass auch für sie alles gut enden würde.   Gerade als Sakura wieder im Bett saß und sich an das Kopfteil lehnte, erklang ein Klopfen vom Nebenraum. Ehe eine der beiden Frauen reagieren konnte, trat der Kammerdiener ein und erkundigte sich mit gesenktem Kopf, ob es gestattet sei, dass der Archiater eintreten durfte. Dies wurde von Lilac bejaht und zusammen mit dem König betrat der angekündigte Mediziner die Räumlichkeit. Letztere verbeugte sich als er die Lady sah und richtete sein Wort an sie. „Eure Ladyschaft, Ihr seht schon viel, viel besser aus.“ Sakura lächelte, während der Doktor auf das Bett zuging. „Gestern Abend habt Ihr bei mir einen guten Eindruck hinterlassen und vielleicht kann ich es sogar in Betracht ziehen, dass Ihr für eine Weile aufstehen dürft.“ Im Blick seiner Patientin konnte er das Wirklich? ablesen und er sah sie mit einem warmen Ausdruck in den Augen an. „Ihr könnt mir dies ruhig glauben. Ihr macht enorme Fortschritte.“   Während der medizinischen Untersuchen zogen sich der König und sein Kammerdiener, der Diskretion wegen, wieder in den Nebenraum zurück und nur Lilac blieb zusammen mit dem Archiater bei Sakura im Schlafgemach. Der Diener achtete sehr darauf, die Flügeltüren soweit zu schließen, dass der König nicht in Versuchung kam irgendwelchen unsittlichen Gedanken nachzugehen. Natürlich würde er seiner Majestät niemals unterstellen, den eigenen Gelüsten zu folgen, wie irgendein dahergelaufener Sittenstrolch aber die ganzen Gerüchte, die seit Bekanntwerden von Lady Harunos Schlafstätte die Runde machten, brauchten nicht noch mehr Nahrung zu erhalten. Es reichte schon, dass alle Bediensteten hinter vorgehaltenen Händen auf den Fluren und jeden Morgen beim Frühstück in der Gesindekammer über Lady Harunos angeblich verlorene Unschuld sprachen. Glücklicherweise schienen solch amouröse Übereinkünfte bisher noch nicht vorgekommen zu sein, denn einige der kecken Dienstmädchen hatten die Dreistigkeit besessen, die wachhabenden Soldaten nach ominösen Geräuschen zu fragen, die eventuell nachts aus der Kammer kamen. Sie suchten aber rasch das Weite, nachdem die Männer sich erkundigten, welche Art von Lauten gemeint sei.   Anfangs hatte der Kammerdiener mit guten Zureden noch versucht, den König davon zu überzeugen, die Gemächer der zukünftigen Königin für Lady Haruno herrichten zu lassen aber der hatte nichts davon wissen wollen. Im Gegenteil, seine Majestät beschloss sogar das halbe Arbeitszimmer in das Ankleidezimmer zu verfrachten. Klaglos, was hätte er auch anderes tun sollen, ließ der Kammerdiener es geschehen. Außerdem besaß er die Hoffnung, sobald es der Lady wieder besser gehe, würden sie dich Dinge in den Normalstatus zurücksetzen – aber auch nur, wenn die Aussage des Pagen zutraf, der beim Umzug mitanpackte, denn von diesem hatte er erst die Information darüber erhalten.   Nach der Untersuchung durfte der König wieder in sein Schlafgemach zurückkehren und wurde dort von einem strahlenden Archiater empfangen. „Wenn es Eurer Majestät recht ist, dann kann Lady Haruno für zwei, eventuell auch drei Stunden das Bett verlassen. Vielleicht kann Lady Yamanaka mit Ihr das Frühstück oder den Lunch einnehmen.“ Der erste Teil war dem König sehr recht, der Zweite eher weniger. Wenn hier jemand das Privileg besaß mit Sakura zu dinieren, dann war es doch wohl eher er. Er nickte dennoch und gab auch verbal sein Einverständnis dazu. Zugleich befahl er seinem Kammerdiener, alles zu veranlassen, damit das Frühstück in dem Salon hergerichtet wurde, der später zu Sakuras Räumlichkeiten gehörte.   Als die beiden Frauen wieder alleine in dem Schlafgemach waren, half Lilac erneut Sakura beim Umziehen. Ino hatte einige neutrale Kleidungsstücke aus ihren Garnituren bereitlegen lassen, die Sakura auch oben herum passen würden, so lange die Bänder am Rücken nur eng genug gezogen wurden. Bald darauf fand sich Sakura alleine mit Sasuke in einem kleinen Salon beim Frühstück wieder. Währenddessen bat Lilac den Kammerdiener ihr doch bitte erneut Bescheid zu geben, sobald Lady Haruno sie brauchte, da sie auch Lady Yamanaka nicht vernachlässigen durfte. Der Diener verstand, denn auch ihm ging Pflichtgefühl über alles.   Den gesamten Morgen hatte Lilac noch nichts getrunken. Sie sehnte sich nach dem Glas Wasser, welches sie in der Früh stehen lassen musste. Als sie in ihre Kammer trat, fand sie dort ein junges Mädchen vor, das gerade dabei war, das Wasser aus dem Glas und der Karaffe in einen Krug zu schütten. „Wer bist du?“, und noch während sich Lilac erkundigte, erkannte sie in dem Mädchen eines der Gänsekinder aus dem Sommer wieder. „Aber du kennst mich doch, Lilac. Ich war mit dir und Rosa auf der Wiese zum Gänse- und Entenhüten.“ Lilac zeigte, dass sie das Mädchen wiedererkannte und deutete auf den Krug. „Aber was machst du denn da?“ „Huh?“, verwundert blickte das Kind auf das Gefäß und antwortete: „Wasser austauschen.“ „Aber seit wann?“ Das Mädchen legte den Kopf schief. „Hast du es denn nie bemerkt?“ „Was denn?“, jetzt lag die Verwunderung bei Lilac. „Na, jeden Morgen, sobald Lady Yamanaka rufen lässt, habe ich in dem Zimmer das Wasser getauscht. Ich warte immer bis alle Kammerdiener und Zofen bei der Hausarbeit oder ihren Herrschaften sind.“ Nun stand Verblüffung in Lilacs Gesicht, was aber durch die Maske nicht zu erkennen war. In der Zwischenzeit ging das Mädchen an ihr vorbei und nahm ein anderes Gefäß zur Hand, dessen Inhalt sie in die leere Karaffe goss. „Vielen Dank.“, mehr brachte die perplexen Lilac nicht hervor. Sie sah dem Kind nach bis es in einen anderen Raum verschwand. Erst dann ging sie zu ihrer Kommode und trank von dem neuen Wasser. Welche eine Wohltat für ihre trockene Kehle. Ein Blick nach draußen verriet ihr, dass die Sonne schon weit am Himmel stand. Jetzt musste sie sich beeilen.     Der Thronsaal glich einer tristen und grauen Ödnis, denn der Elfenkönig hatte seine Magie zurückgezogen und somit verlor alles Schöne, dass seit dem Sturm zerbrochen war, die Farbe und den Glanz. Nur wenige vom Volk befanden sich mit ihm im Saal, die anderen hatten aus Angst, Opfer seiner dunklen Launen zu werden oder in die krallenartigen Fänge der Prinzessin zu fallen, die Flucht ergriffen. Die Edelsteine, die zu Tausenden im Raum gelegen hatten oder in Wände, Decke oder Boden eingelassen waren, existierten nicht mehr. Sie waren ein Trugbild gewesen, so wie das Gold, das überall als üppige Zierde seinen Einsatz gefunden hatte. Geschaffen aus der Magie des Elfenkönigs. Eine einfache Blendung, um habgierige Menschen in die Tiefen des Elfenreiches zu locken, damit das verborgene Volk sich an der Unsterblichkeit der menschlichen Seele ergötzen konnte. Anders wäre es auch dem Uchiha-König nicht ergangen.   Der Elfenkönig sah keinen Grund mehr sein Reich erstrahlen zu lassen. Warum auch? Der Menschkönig kam nicht mehr. Die Hyuuga-Prinzessin war dem Trank entgangen und die Naturgeister rebellierten zusammen mit der Natur gegen ihn und sein Volk. Also, wozu der ganze Pomp?   Er hörte sie, noch bevor sie in sein Blickfeld erschien und aus einem Reflex heraus, krallte sich seine Hand in die steinerne Armlehne des brüchigen Throns. Ihre Stimme hallte durch den ganzen Saal und auf in ihrem Gesicht war ein triumphierendes Lächeln zu sehen. „Es ist vollbracht.“ Als Antwort bekam sie von ihrem Vater: „Dummes Kind.“, zu hören. Eine Beschimpfung, die ihr Hochgefühl verfliegen ließ und die sie nicht auf sich sitzen lassen konnte. „Dummes Kind?“, wiederholte sie spitz. „Ja.“, knurrte ihr Vater. „Du bist ein dummes Kind.“ „Wie kommst du darauf?“, ihre Aussprache war ein einziger Zischlaut und wütend sah sie den Mann auf dem Thron an, der ihr ebenso zornig entgegenstierte. „Du hast versucht die Fürstentochter zu töten, um ihn in seiner Trauer wieder in unser Reich zu locken.“ Sie hörte ihm zu und verschränkte die Arme vor dem Körper. „Ja, und?“ „Ist es dir geglückt?“ Aha, daher wehte der Wind. Ihr Mund wurde trocken und sie biss sich auf die Unterlippe. Nein, es war ihr nicht geglückt. Verachtend sah sie ihren Vater an. Niemand, absolut niemand und somit auch nicht er, hatte das Recht sie als dumm zu bezeichnen, nur weil sie eines ihrer Vorhaben nicht in die Tat umsetzen konnte. Sie hörte ihren Vater dunkel Lachen. „Nein, es ist dir nicht geglückt. Genauso wenig wie der Versuch, die Hyuuga-Tochter in unser Reich zu locken.“ „W-Wie?“, stammelte sie und hauchte: „Was meinst du damit? Das kann nicht sein. Ich…“ „Sie hat nie vom Wasser getrunken, dem du Tropfen vom Nektar beigefügt hast. Noch bevor sie davon kosten konnte, wurde es weggeschüttet.“ Während ihr Vater dies sagte, fasste sich die Elfe an den Kopf. „Nein.“, sie konnte nicht verstehen, wie alles hatte so schrecklich schieflaufen können. Ihre Beine trugen sie nicht mehr und sie sank zu einem Häufchen Elend verkommen auf den schmutzigen Boden hinab. Die nachfolgenden Worte des Elfenkönigs fühlten sich wie Messerstiche an als dieser ihre Fehler aufzählte. „Du hättest dir sagen sollen, dass es nicht leicht sein wird sie zu töten, wo doch die Natur gegen uns rebelliert und Nymphen wie Waldgeister alles getan haben, um ihr Leben zu erhalten. Warum hast du nicht nach dem Tod Ausschau gehalten als du die Kammer betreten hast. Das wäre der sicherste Beweis gewesen, ob deine Tat umsetzbar ist.“ Der Tod besaß in dieser Hinsicht ein gutes Näschen, wenn es darum ging, der Arbeit nachzukommen und wie der Elfenkönig es so schön beschrieb, hatte er keinerlei Gründe gesehen der Fürstentochter aus dem Hause Haruno mit der Sense die Seele vom Körper abzuschneiden.   Die Elfenprinzessin wollte es nicht wahrhaben. Fieberhaft dachte sie über mögliche Wege und Lösungen nach und voller Verzweiflung blickte sie zu ihrem Vater auf. „Der Ring. Er hat noch den Ring. Sobald er ihn sieht, wird die Sehnsucht nach unserem Reich wieder in ihm entflammen.“ „Der Ring ist nicht mehr.“, erwiderte ihr Vater trocken und überging ihren geschockten Ausruf als er erklärte: „Das elendige Moosmännchen hat ihn zerstören lassen.“ In diesem Moment zerbrach etwas in der Elfenprinzessin und es war nicht ihr Herz, das in tausend Stücke zerschellte, sondern ihr Verstand, der dem, von Zorn, Wut, Hass, Neid und Gier genährten Wahnsinn nichts mehr entgegenbringen konnte.     Den Lunch wollte Sasuke eigentlich auch alleine mit Sakura einnehmen aber Ino erschien ebenfalls in dem Salon, sehr zum Missfallen des Königs. Sakura hingegen war dies vorerst egal. Sie war froh, überhaupt mit den beiden beim Mittagstisch sitzen zu können und als ob das noch nicht zu ihrer Freude ausreichte, hatte der Koch höchstpersönlich ihre Lieblingsspeise serviert. Während des Essens redete Ino ununterbrochen, was dazu führte, dass an Sasukes Schläfe seit geraumer Zeit eine Ader pochte. „… Das war nur eine rasche Zusammenfassung der politischen Geschehnisse und gesellschaftlichen Ereignisse, die du in den letzten Monaten verpasst hast. Glaub mir, da kommt jede Menge Arbeit auf uns beide zu. – Oh, da fällt mir ein, du brauchst für den kommenden Sommer auch eine passende Garnitur. Die aus dem letzten Jahr ist nicht mehr aktuell. Es muss jetzt floral in jeder Art und Weise sein.“, für einen Moment pausierte sie aber auch nur, um einen raschen Blick zwischen Sakura und Sasuke hin und her zu wechseln. „Wann habt ihr eigentlich vor zu heiraten? Denn das Brautkleid muss zu der Saison passen. Das muss alles geplant werden und die Einladungen an die Gäste müssen rechtzeitig raus gehen. Welche Spei…“ „Es reicht.“, Sasukes Stimme war ruhig, sehr ruhig und das hieß, seine Nervensubstanz war aufgebraucht. Etwas, das Ino nie auf Anhieb bemerkte. Verwirrt entgegnete sie: „Wie bitte?“, und der König wiederholte sich. „Es reicht. – Der Archiater hat Sakura nur zwei bis drei Stunden erlaubt aufzustehen.“, mit vielsagendem Blick sah er dabei zu der kleinen Pendeluhr auf dem Kaminsims und laut des Stundenzeigers, hatte der Lunch vor über einer Stunde schon begonnen. Ino betrachtete nun ebenfalls das Chronometer und schmollt. „Schon gut. Schon gut. Ich werde gehen, dann hast du sie wieder ganz für dich alleine.“ Sie stand auf und raffte ihre Röcke. Besorgt sah Sakura zu ihr auf und ärgerte sich erneut über das Versagen ihrer Stimme. Sie wollte gerade mit einer Handbewegung auf sich aufmerksam machen als Ino lächelnd zu ihr hinabblickte. „Keine Sorge, spätestens zur Teatime bin ich wieder da und da werde ich veranlassen, dass der da…“, sie deutete auf Sasuke, „… in seinem Arbeitszimmer bleibt. Hinter verschlossenen Türen.“ Sasuke kam nicht mehr dazu, etwas darauf zu erwidern, da Ino zu schnell hinausrauschte und beide, samt Dienerschaft zurückließ. Sakura drehte sich Sasuke zu, der ein tiefes Brummen von sich gab. „Warum gehört ausgerechnet sie mit zu deinem Freundeskreis?“     Ein zartes Streicheln an ihrer Wange ließ Sakura erwachen. Als sie ihre Augen öffnete, lag sie auf der Chaiselongue im königlichen Schlafgemach und Sasuke beugte sich von hinten über die Lehne. Er hatte mit seinen Fingerkuppen über ihr Gesicht gestrichen. „Gut geschlafen?“, ein warmes Lächeln zierte sein Gesicht. Verwundert über ihren Liegeplatz blinzelte Sakura ihm entgegen, bis die Erinnerung zurückkam. Nach dem Lunch hatte sie sich geweigert, trotz Sasukes Protest und seinem Versuch sie in das Bett zu tragen, dieses wieder aufzusuchen. Am Ende war es ihr gelungen sich durchzusetzen und das ohne Stimme. Eigentlich wollte Sakura die Stunden bis zum Tee mit Lesen verbringen, dass sie dabei einschlief und von Sasuke ertappt wurde, hatte sie nicht geplant. Bei der nächstbesten Gelegenheit würde er sie an den Moment erinnern und sie ins Bett verfrachten. Seine Stimme nah an ihrem Ohr, holte sie in das Hier und Jetzt wieder zurück und verursachte zudem eine Gänsehaut. „Ino wird gleich angestürmt kommen, mich in mein Arbeitszimmer sperren und dich in den Salon führen. Mir wäre es aber lieber“, er kam in eleganten Schritten um das Sofa herum und reichte ihr in vollendender Manier die Hand, „wenn Ihr mir gestattet, Euch in den Salon zu führen. Lady Haruno.“ Sofort schoss die Hitze in Sakuras Wangen und mit einem fast schon scheuen Lächeln gab sie ihm ihre Hand, um die dargebotene Hilfe anzunehmen. Noch immer brachte seine galante Art sie zum erröten, denn dann erschien er ihr im wahrsten Sinne des Wortes wie eine einzige Versuchung, nur dazu da, um ihr den Atem zu rauben. Zum Dank für seine Zuvorkommenheit gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. Sasuke hob eine Augenbraue und spöttelte: „Nur auf die Wange?“ Sakura schaffte es gerade noch die Augen vor Erstaunen weiten zu öffnen, da hatte er sich schon zu ihr runtergebeugt, um sich ein intensiveres Dankeschön abzuholen. Sofort begann ihr Herz mit flattern, beben – eigentlich tat es alles gleichzeitig und jetzt klopfte es so heftig, sie konnte es sogar Schlagen hören und anscheinend war Sasuke dazu auch in der Lage, denn er unterbrach den Kuss … blickte aber schwer atmend zu Tür, statt zu ihr. Sakura braucht einige Augenblicke länger, um zu begreifen, woher das laute Pochen eigentlich kam. Es war nicht ihr Herz, sondern jemand am Eingang des Gemachs. Sofort traten beide auseinander und versuchten so gewöhnlich wie immer auszusehen. Dabei fragte sich Sasuke, ob es nicht verräterisch wirkte, wenn die Hände einfach an der Seite herunterhingen. Sakura hingegen ordnete nervös ihre Frisur, obwohl es nichts zu richten gab, da Lilac ihr am Morgen einen seitlichen Zopf gebunden hatte und der lag noch immer perfekt.   Es klopfte erneut und dieses Mal sah sich Sasuke in der Lage den Besuch zu empfangen. Ein Wache trat nach seinem „Herein“, ein und führte im Schlepptau: „Lady Yamanaka“, mit sich. Genau so förmlich, wie Ino angekündigt wurde, begrüßte Sasuke sie auch. Diese winkte ab und zeigte ein spitzbübisches Lächeln. „Lasst mich raten, Eure Majestät, habe ich Euch bei einer Schweinerei ertappt oder warum habt Ihr nicht gleich reagiert?“, sie sprach ihn mit Absicht so zeremoniell an. Sasuke straffte die Schultern, erwiderte jedoch nicht und Sakura betrachtete mit voller Interesse den Saum ihres Kleides und da keiner von beiden etwas zur Verteidigung vorbrachte, trällerte Ino vergnügt: „Zeit zum Tee, ohne dich.“, ihr Blick ruhte auf Sasuke. „Ich werde deine Herzdame jetzt entführen.“   [End. Kapitel 20] Kapitel 21: ------------ Das Dunkel quoll mächtig aus dem Gemach der Elfenprinzessin heraus, die wie ihm Wahn daran webte, immer mit dem Ziel vor Augen, dass noch eine Verfluchte existierte. Sie würde bis zum bitteren Ende an dieser Hoffnung festhalten, so lange es sie gab und versuchen ihn wieder in die Welt der Elfen zurückzuholen. Es war nicht schwer einen einzelnen Menschen in das Elfenreich zu locken. Hier und da ein kleiner Zauber, dort eine Willensbeeinflussung und zu guter Letzt das Versprechen, den Wunsch zu erfüllen, der tief im Inneren des Herzens schlummerte. Dabei half der menschliche Verstand gut mit, denn er war dumm und vermessen genug, zu glauben, was das größte Begehren zu sein schien und so hatten sich viele in den spinnennetzartigen Fäden der Elfenmagie verloren und ganz nebenbei auch den Blick für das Wesentliche. Ruhelos jagten sie Gold und Edelsteinen nach oder suchten wie der Uchiha-König nach dem Vergessen, immer in dem guten Glauben am Ende den Elfen doch noch entkommen zu können. Das dies ausgerechnet dem König des nordöstlichen Reiches gelingen sollte, wollte sie unter allen Umständen verhindern. Auch er sollte dem Schicksal entgegengehen, dass das Elfenvolk für ihn geschrieben hatte, wie alle anderen vor ihm auch.   Das Dunkel quoll immer weiter an und breitete sich im Gang aus. Doch davon bemerkte sie nichts, denn ihr Blick war starr auf eine Phiole gerichtet, deren Inhalt dieses Mal vom Tod begleitet wurde.     Sakura rieb sich die Augen und blickte zur großen Standuhr, deren Zeiger bald Mitternacht zeigten. Seufzend klappte sie das Buch zu und lehnte sich zufrieden in die Kissen zurück. Für einen Moment genoss sie die weiche Unterlage am Rücken. Endlich war sie mit der Lektüre durch, zumindest in einer Art und Weise, die es ihr ermöglichte über den Fluch zu berichten, ohne von diesem beeinträchtig zu werden oder Gefahr zu laufen, die Erstarrung damit hervorzurufen. Die Idee ein bestehendes Buch zu nutzen, um alle Geschehnisse der letzten Monate halbwegs zu schildern, war Lilac und ihr am gestrigen Morgen wieder eingefallen. Sie hatten schon einmal mit dem Gedanken gespielt, jedoch zu einem Zeitpunkt, wo die Umsetzung nicht möglich erschien. Schließlich lasen Zofen nicht in ihren freien Stunden, sofern sie des Lesens überhaupt mächtig waren, und wenn sie es doch taten, dann in Ratgebern für die Kinderkrankheiten, um irgendwann als Ammen oder Kinderfrauen dienen zu können. Zudem war es ohne schriftliche Erlaubnis des Königs oder einer anderen adligen Person am Hof nicht gestattet in die königliche Bibliothek zu gehen und erst recht nicht, sich ein Buch auszuleihen.   Die Idee mit dem Buch war beiden erst wieder in den Sinn gekommen als es Lilac einfiel, selber alles niederzuschreiben, nachdem sie erfahren musste, dass Sakura sich nicht einmal auf den schriftlichen Weg erklären konnte. Lilac wurde richtig wütend auf sich selber, weil sie nicht schon früher daran gedacht hatte. Für ihre Verhältnisse ein ziemlicher starker, wenn auch seltener Gefühlsausbrauch. Aber Sakura riet ihr davon ab, denn zu groß war die Gefahr der Versteinerung, schließlich lastete der Fluch noch zur Gänze auf Lilac – und genau in diesem Moment fiel ihnen die Sache mit dem Buch wieder ein. Warum selber schreiben, wenn die Wörter schon existierten. Beide waren sich rasch einig, dass Sakura das Buch lesen und entsprechend präparieren sollte. Zur Hilfe kam ihnen dabei die Geschichten von Räubern und Banditen, die sie als Kinder gehört hatten und in denen Nachrichten per Randnotizen in Büchern übermittelt worden. Die Angabe von Seitenzahl, Zeile und Wortposition würde zusammen mit einer Unterstreichung des betreffenden Wortes ausreichen. Das passende Buch dafür fand Lilac in der königlichen Bibliothek. Als Zofe von Lady Haruno, deren Lesefreudigkeit jeder kannte, war es ein Leichtes ohne größeres Aufsehen eine Lektüre auszuleihen und was hätte besser zur ihrer Situation gepasst als ein Märchenbuch. In diesem standen größtenteils alle Wörter und Bezeichnungen, die sie für ihr Vorhaben benötigten.   Sakura legte die Feder beiseite und schloss das Tintenglas. Neugierig spähte sie in den angrenzenden Raum, wo sie Sasuke vertieft in seine Arbeit vorfand. Der Kammerdiener hatte sich schon vor Stunden zurückgezogen und somit blieb ihr dieses Problem erspart. Leise stieg Sakura aus dem Bett und warf sich den geborgten Morgenmantel von Ino über, den sie mit einem Stoffgürtel an der Taille fest verschloss. Auf dem Teppich waren ihre Schritte nicht zu hören als sie mit dem Buch in der Hand zum Durchgang ging. Direkt vor der doppelflügeligen Tür überkamen sie mit einmal Zweifel – nicht wegen dem, was sie vorhatte, es war eher die Angst, dass er die Botschaft nicht verstehen würde. Aber das musste Sakura jetzt verdrängen und zittrig atmete sich noch mal Tief ein. Alles oder nichts, flüsterte ihr Geist und außerdem wäre es Lilac gegenüber nicht fair noch länger zu warten.   Sie klopfte und sofort hob Sasuke seinen Kopf. In seiner Stimme schwang die Besorgnis mit als er ihren Namen sagte. „Sakura?“ Er stand auf und wollte um den Tisch herum auf sie zugehen, sie winkte jedoch ab und deutete an, gerne zu ihm in den Raum zukommen. Dass sie nicht einfach hineinging, sondern anfragte, zeigte nur ihre gute Erziehung. Seit der frühsten Kindheit hatte Sakura, sowohl von ihrer Anstandsdame als auch von der eignen Mutter eingeschärft bekommen, dass das Ankleide- und Arbeitszimmer und in einige Ehen auch das Schlafgemach des Mannes ein Tabu für die Frau seien, außer sie wurde hineingebeten. Eine Regel, die Sakura anstößig fand, denn andersherum galt dies natürlich nicht. Der Mann konnte zu jeder Zeit seine Frau in ihren Zimmern aufsuchen, unabhängig davon, ob sie es wünschte. Einmal hatte sie mit Sasuke darüber gesprochen und musste erfahren, bei seinen Eltern war dies auch so gewesen. Davon aufgebracht, war ihr schnippisch die Frage über die Lippen gekommen, ob er gedachte, dies beizubehalten. Die Antwort darauf erhielt sie nicht von ihm, sondern von ihrer Anstandsdame. Natürlich. Vor allem seine Majestät wird an diesen Regeln festhalten, er wird es sogar müssen. Schließlich ist der König das Vorbild des Volkes.   Was für verstaubte Ansichten, dachte Sakura in dem Moment als Sasuke ihr ein aufforderndes Zeichen gab. Neugierig ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, denn solch eine Gelegenheit würde mit Sicherheit nicht so schnell wiederkommen. Zumindest nicht, wenn der Kammerdiener ein Wörtchen mitsprach. So besonders erschien ihr die Räumlichkeit nicht. Sie besaß in die Wände eingelassene Regale und Kleiderschränke und unter jedem Fenster stand eine gepolsterte Bank. Zu einer dieser Sitzgelegenheiten wurde sie von Sasuke geleitet und sobald sie sich gesetzt hatte, nahm er neben ihr Platz.   „Du hast keine Schuhe an.“, er bedachte ihre nackten Füße mit einem bösen Blick. War ja klar, dass ihm sowas banales als Erstes auffiel – Sakura verdrehte die Augen, was er natürlich auch sah. „Wir haben Winter. Willst du dir eine Lungenentzündung holen?“, tadelte er sie. Sakura legte ihren Kopf schief und zog einen Schmollmund. Bevor er noch etwas sagen konnte, drückte sie ihm das Buch an die Brust. Er nahm es entgegen und las den Titel, dann blickte er amüsiert auf. „Märchen? Welches soll ich dir vorlesen?“ Sie schüttelte den Kopf und schlug das Buch auf der dritten Seite auf, um auf eine Wortgruppe aufmerksam zu machen, die sie unterstrichen hatte. Der fragende Blick, den Sasuke ihr zuwarf, war nicht ganz das, was sie erwartete und in ihr kam der Wunsch auf, ihm das Buch einfach mal über den Kopf zu ziehen. Statt die markierte Stelle zu lesen, hob er seine Augenbraue und wollte wissen, ob das Buch aus der königlichen Bibliothek stammte. Natürlich blieb Sakura nichts anderes übrig als zu nicken und daraufhin ein Stirnrunzeln, samt erneuten Tadel zu ernten. „Und du schreibst da rein? Das Buch gehört zum Staatsschatz.“, als ob sie das nicht wusste. Genervt von seinen Vorwürfen, schlug sie ihm mit der Faust spielerisch an den Arm, worauf er nur ein schwaches „Au!“, von sich gab, auf das Sakura aber nicht einging. Sie zeigte erneut auf die Wortgruppe und tippte dieses Mal energisch auf die Seite bis sie Sasuke seufzend „In der Winternacht.“, lesen hörte. Sofort rutschte ihr Finger zu der Randnotiz, die er befolgte und weiterblätterte. Die entsprechende Seite zeigte gleich mehrere unterstrichene Wörter, deren Reihenfolge anhand der Zahlen am Rand verdeutlicht wurde.   Sasuke las die markierten Bereiche ein wenig abgehackt, wie eine Liste mit komplizierten Begriffen. Aber nach den ersten Worten stockte er. „von Elfen, … entführt, … Hi, … na, … Ta“ Er wiederholte das Gesagte, nur flüssiger und sah dann zu Sakura. Bevor sie seinen Blick jedoch deuten konnte, war er schon aufgestanden und zu seinem Schreibtisch geeilt. Erschrocken über seine Reaktion schaute sie ihm verwundert und ein wenig Angst verspürend nach. Zögerlich erhob auch sie sich und folgte ihm langsam.   Sasuke zog ein leeres Pergament aus einem Stapel und tunkte in aller Hast die Feder in die Tinte. Rasch blätterte er wieder auf die Seite zurück, die er zuerst geöffnet bekommen hatte und schrieb die dort markierte Wortgruppe heraus. Das Gleiche wiederholte er auch auf den anderen Seiten, die ihm die Randnotizen vorgaben. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Sakura näherkam aber seine Aufmerksamkeit galt vorrangig dem Buch und den Notizen. Es dauerte seine Zeit aber am Ende hatte Sasuke alle gekennzeichneten Worte notiert. Er zeigte Sakura seine Abschrift und deutete auf den letzten Eintrag. „Ist dies das letzte Wort?“, sie nickte und er fing an zu lesen. Obwohl sie sich nur auf das Wesentlichste konzentrierte und an vielen Stellen das Adjektiv und oder die Pronomen der, die, das weggelassen hatte, verstand Sasuke, was sie ihm mitteilte. Fassungslos sah er die von ihm verfasste Abschrift an. Die Hand, mit der er das Pergament hielt, zitterte. Er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten und ein Schauer ihm den Rücken hinunterrann. Am Knirschen seiner Zähne bemerkte Sasuke erstmals seine Anspannung über das, was er gelesen hatte. Elfen. Die verdammten Elfen. Sie hatten alles geplant. Seine Wut brach aus ihrem heraus und er ließ seine Faust auf den Schreibtisch niedersausen. Sakura zuckte bei dem Knall zusammen und ging einige Schritte von ihm weg. Ihre Finger krallten sich in den Morgenmantel und die Angst in ihr stieg an, während wilde Gedanke durch ihren Kopf schossen. Griff der Fluch vielleicht doch und anstatt eine Versteinerung auszulösen, machte er ihn wahnsinnig oder veranlasste ihn dazu, ihr nicht zu glauben. Womöglich las er was ganz anderes als er abgeschrieben hatte … aber Halt, vorhin hatte er das Richtige aus dem Buch wiedergegeben. Ihre Hirngespinste verwirrten sie und sie biss sich auf die Lippe. Der Verzweiflung würde sie keinen freien Lauf lassen.   Sasuke atmete schwer. Diese verfluchten Elfen, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf. Ein verdammter Fluch. Sakura und Hinata waren verflucht worden. Kein Wunder, dass es niemanden gegeben hatte, der Auskunft geben konnte. Er dachte an die vergangenen Monate zurück und er wurde wütend auf sich selbst. Blindlinks hatte er das Angebot des Elfenvolkes angenommen und dem Vergessen in ihrem Reich gefrönt und das Nacht für Nacht. Währenddessen waren Sakura und Hinata … er sah nochmal auf das Papier und las Als, zo, Fen, im Schloss … er stockte und setzte die Wortfetzen sinnvoll zusammen. Als Zofen im Schloss … Sie waren Zofen im – Sasuke hob den Kopf und starrte Sakura an, die ihn ängstlich betrachtete und ihre Arme wie zum Schutz vor dem Körper gekreuzt hielt und ein erneuter Schauer raste durch seinen Körper. Er hörte das dröhnende Klopfen seines Herzens und spürte wie ihm die Kehle austrocknete als er sich bewusst wurde, wer da vor ihm stand.   Rosa.   Sein Gefühl sagte ja, doch der Verstand weigerte sich diese Erkenntnis zu akzeptieren. Aber alles stimmte. Seine Männer hatten die Spur der Zofe verloren und in der Nacht als Rosa verschwand, tauchte Sakura wieder auf, aber ohne Stimme und nicht in der Lage über ihren Verbleib zu berichten. Zumindest nicht aus eigener Kraft, wie er anhand des Buches bemerkte. Sein Blick huschte erst zu der Lektüre, die zugeklappt auf dem Schreibtisch lag und dann zu dem Papier in seiner Hand. Ein Kloß bildete sich in seiner staubtrockenen Kehle und er wurde sich immer sicherer, dass Sakura die ganzen letzten Monate als Rosa direkt unter seinen Augen gelebt und gearbeitet hatte. Diese Erkenntnis machte ihn ganz schwindlig und seine Faust öffnete sich, damit er einen stützenden Halt an der Tischplatte fand. Er wusste jetzt, weshalb sich Rosas Antlitz stets vor jene Erinnerungen geschoben hatte, die von Sakura handelten. Es war sein Unterbewusstsein, dass ihm auf diesen Weg die Wahrheit zuflüstern wollte. Automatisch schweifte sein Geist zum Abend es Kartenspiels und er erinnerte sich, wie geschickt sie alle davon überzeugen konnte, einfach Anfängerglück zu haben und dann die Sache mit dem Schlafmohn. Die Puzzleteile setzten sich in seinem Kopf zusammen. Es war so deutlich, machte so viel Sinn, weshalb sie seine geschmackliche Note perfekt getroffen hatte. Schwer atmend löste sich Sasuke vom Schreibtisch. Er suchte ihren Blick und sah ihr direkt in die Augen als er auf sie zuging. Bevor Sakura reagieren konnte, fand sie sich auch schon in einer engen Umarmung wieder. Das Blatt hatte er dabei fallen lassen.   Sakura spürte seinen Kopf an ihrer Halsbeuge und das Beben seines Körpers ließ erkennen, wie sehr er im Augenblick versuchte seine Emotionen wieder unter Kontrolle zu bringen. Seine Stimme war nicht mehr als ein heißeres Krächzen nah an ihrem Ohr aber sie verstand ihn mühelos. „Du warst Rosa, nicht wahr?“ Sie krallte ihre Finger in sein Wams und nickte, dabei hoffend, dass er ihre Kopfbewegung spürte. Was er auch tat, denn seine Arme umfassten sie noch fester und zogen sie noch näher an ihn heran. Sakuras Blick wurde durch aufkommende Tränen verschleiert und von den Gefühlen ergriffen, die plötzlich wie ein Orkan über sie hereinbrachen, schloss sie die Augen und spürte, wie das heiße Nass sich den Weg über ihr Gesicht bahnte. Nach einiger Zeit versuchte sie sich von ihm zu lösen, aber Sasuke ließ dies nicht zu. Er bestimmte, wann er sie wieder freigab und wie. Seine Hände umfassten ihr Gesicht und er küsste sie zuerst auf die Stirn und danach auf den Mund. Es war ein heftiger Kuss. Verlangend. Einen, wie sie ihn schon lange nicht mehr gespürt hatte. Seine Lippen brannten heiß auf ihren und wahrscheinlich erging es ihm nicht besser, denn er vertiefte ihn, wollte mehr. So viel mehr. Als er irgendwann von ihr abließ, rangen beide nach Luft. In seinen Augen flackerte die Begierde auf und Sakura spürte seinen Herzschlag durch den ganzen Körper vibrieren. Sie wusste, erkannte es an seinem Ausdruck im Gesicht, dass er kurz davor war die Selbstbeherrschung fahren zu lassen und sie würde ihn nicht aufhalten. Schließlich erging es ihr nichts anders. Auch sie verspürte die Sehnsucht nach ihm. Seine Hände ruhten schwer auf ihrer Taille und übten einen verlangenden Druck aus. Verlegen senkte Sakura ihren Kopf und bemerkte das Blatt auf dem Boden. Sasuke fiel dies auf und verwundert, dass ihre Aufmerksamkeit nicht mehr ihm galt, folgte er ihrem Blick. Er sah ebenfalls das Stück Papier und blieb an dem Wort Zofen hängen. Die Bezeichnung stach förmlich hervor und dann wurde ihm fasst schlecht. Seine Hände glitten von Sakuras Körper und er ging in die Knie, damit er das Schriftstück aufheben konnte. Zofen. Zofen. Es hallte durch seinen Kopf und ließ ihn hart schlucken. Sakura war Rosa gewesen und damals kam sie zusammen mit … ihm stockte der Atem und sein Blick schoss ruckartig zu ihr hinauf. Er krächzte den Namen mehr, statt ihn richtig auszusprechen aber ihr Kopfnicken und das zarte Lächeln waren Bestätigung genug. Die Dunkelheit wurde in diesem Moment endgültig von seinen Augen gerissen. Es fühlte sich wie eine Offenbarung an. „Lilac.“ – war Hinata.   Ein Schrei durchschnitt die Ruhe der Nacht und Sakura spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Ihre Gedanken galten sofort Lilac. Sie wollte loslaufen aber Sasuke, der sich wiederaufgerichtet hatte, erfasst ihr Handgelenk und hielt sie bei sich. Panisch wandte sie sich zu ihm um. „Bleib hier!“, befahl er ihr mit harter Stimme. Sie antwortete mit einem Kopfschütteln, woraufhin er erneut den Befehl wiederholte. „Du bleibst hier.“, und mit diesen Worten ging er an ihr vorbei, doch dieses Mal war es Sakura, die ihn festhielt. Jetzt wandte sich Sasuke zu ihr um. „Sakura, ich muss wissen, was da los ist.“ Sie verstand ihn und nickte, wollte ihn aber nicht alleine gehen lassen und machte einen Schritt auf den Durchgang zu, doch Sasuke stellte sich vor sie und nahm ihr Gesicht zwischen die Hände. Er sah ihr tief in die Augen. „Bleib hier. Bitte!“, seine Stimme drang so intensiv in sie, dass sie nur Nicken konnte und ihn dann ziehen lassen musste. Ein erneuter Schrei ließ Sakura zusammenzucken und als Sasuke die Tür des Schlafgemachs öffnete, drangen auch andere Stimmen an ihr Ohr. Sie vernahm eine kurze Unterredung zwischen Sasuke mit einem der wachhabenden Soldaten auf dem Flur, der nach dem Weggang des Königs seinen neuen Posten im Zimmer bezog. Der Mann wandte sich ihr huldvoll zu und erklärte: „Seine Majestät, gab den Befehl Euch zu beschützen.“ Sakura nickte und zeigte damit, dass sie verstanden hatte. Mit zittrigen Beinen ließ sie sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch nieder. Plötzlich wurde ihr Körper von einer eisigen Kälte und bösen Vorahnung ergriffen.   Ein erneuter Schrei ging Sakura durch Mark und Bein und sie glaubte Lilacs Stimme zu erkennen. Wie von einem Schwarm Wespen aufgeschreckt, stand sie rasch auf und zog den Morgenmantel zittrig noch enger um ihren Körper. Sie musste was tun. Es ging doch nicht an, dass sie hilflos und tatenlos rumsaß. Ihr Blick streifte die Waffen an der Wand und sie nahm sich den Säbel herunter. Mit sicheren Schritt ging sie in das Schlafgemach, wo die Wache an der Tür stand und stur geradeaus blickte. Den Säbel trug sie noch hinter sich verborgen. Sakura blieb direkt vor dem Soldaten stehen und deutete an raus zu wollen. „Nein, Lady Haruno. Das geht nicht. Seine Majestät …“, weiter kam er nicht, denn sein eigener Schreckensschrei unterbrach ihn. „AHH!“, gab er von sich als ihm die Säbelspitze unter die Nase gehalten wurde. „Was tut ihr da?“, rief er entsetzt aus. Sie tat genau das, was sie von ihrem Vater einst beigebracht bekommen hatte – sehr zum Leidwesen ihrer Mutter, den anwesenden Damen und der armen Wache, die jetzt vor ihr stand – den Säbel zum Angriff bereithaltend. Sakura musste nur noch zeigen, wie Ernst es ihr war und mit einem gezielten Hieb, verlor der Waffenrock des Soldaten den obersten Knopf. Sie konnte sehen, wie der Mann hart schluckte und sein Wille, ihr standzuhalten, zerbröckelte. Er kam der von ihr gestellten Aufforderung nach und öffnete die Tür. Rasch deutete Sakura an auch seine Waffe haben zu wollen und nach einem kurzen Zögern seinerseits und dem Säbelzucken ihrerseits, übergab er ihr seine Klinge. Als er aus der Kammer heraustrat, traf ihn der verwunderte Blick seines Kameraden, der noch im gleichen Moment die Augen aufriss beim Anblick von Lady Haruno und den beiden Säbeln in ihren Händen. Auch er bekam keine Chance sich gegen ihren Willen zu stemmen.   Das Dreigespann, mit den Soldaten an vorderster Stelle und Sakura mit den gezückten Säbeln hinterdrein, schritt vorsichtig die Treppe hinunter. Der Lärm wurde lauter und als sie den Gang erreichten, der zu Lady Yamanaks Räumen führte, blieben die Wachen abrupt stehen, was auch Sakura zum Halten brachte. Verwundert blickte sie erst die beiden Männer und dann das an, was sich direkt vor ihnen auf dem Flur abspielte und die Soldaten zum dem Stopp veranlasst hatten. Eine der Wachen blickte sie über die Schulter an und flehte: „Lady Haruno, Ihr seid hier nicht sicher.“, und der andere fügte rasch und mit beschwörenden Unterton an, dass es besser sei wieder umzukehren. Lieber würde er sein Leben lassen, indem er sie beschützte und nicht aus dem Grund, weil er dem Befehl seines Königs nicht nachgekommen war. Sakura hörte beiden aber nicht zu, denn mit Bestürzung beobachtete sie, was sich im Gang abspielte.   Ein Dunkel waberte halb rauchend, halb fließend zwischen den Steinwänden des Ganges hin und her und in dessen Mitte stand sie, die Elfenprinzessin. Ihr feuerrotes Haar züngelte durch die Luft, wie unbezähmbare Flammen, während die scharlachroten Augen, deren Pupillen nur noch Schlitze waren, glühend in den tiefen Höhlen lagen. Das Gesicht war grotesk verzerrt und all die Hässlichkeit, die sonst unter einer Maske vollkommener Schönheit verborgen lag, kam in diesem Moment zum Vorschein. Um das Dunkel herum standen Soldaten mit ihren erhobenen Waffen, um die Schutzbefohlenen vor der wabernden Masse abzuschirmen. Am anderen Ende des Ganges konnte Sakura das helle Haar von Ino ausmachen, die von einer Gruppe Soldaten vom Ort des Geschehens weggeführt wurde. Ein Unterfangen, das ihre beiden Wächter ebenfalls versuchten.   An der Spitze der Soldaten stand Sasuke. Statt seines Säbels, den Sakura in den Händen hielt, trug er sein Schwert bei sich. Als die Elfe mit Kreischen begann, musste er sich, wie jeder andere anwesende, die Ohren zuhalten. Die Elfenprinzessin schrie und das wabernde Dunkel antwortete mit zuckenden, scharfkantigen Spitzen, die emporschossen. „Kommt schon. Kommt schon. Tretet näher und erlebt, was passiert, wenn ihr das Dunkel berührt.“, sie grinste und hob ruckartig den Arm empor. Erneut reagierte die dunkle Masse und ein Schwall schoss auf einen Soldaten los, der dem König am nächsten stand. Es umgab den Mann so rasch, dass dieser keine Chance mehr bekam, zu fliehen. Er konnte nur noch schreien, denn sein Kopf war das Einzige, was noch aus der schwarzen Masse herausragte. An seinem Hals krochen schwarze Linien, wie knochige und kantige Finger nach oben und das Dunkel legte sich langsam über seinen Kopf bis er komplett vom Dunkel umhüllt wurde. Ein leichtes Vibrieren erschütterte die schwarze Hülle und dann sank der Soldat leblos aus der Masse heraus. Schwarze Flüssigkeit tropfte ihm aus dem Haar, während er auf den Steinboden knallte. Sofort wichen alle Soldaten zurück und viele versuchten den König hinter ihre Linie zu bringen, der schüttelte jedoch die nach ihm greifenden Hände ab.   Fassungslos starrte Sakura auf den leblosen Körper und ließ dabei die Säbel sinken. Die Wachen sahen endlich ihre Chance gekommen und packten sie an den Armen. Gemeinsam zogen die Männer sie mit sich zur Treppe zurück. Sie hatten geraden die erste Stufe erreicht als ein herzzerreißender Hilfelaut erklang. Er kam aus der Kammer, die Sakura als Zofe mit Lilac bewohnt hatte und die sich ebenfalls auf dem Gang befand. Die Tür stand weit offen, wodurch das Dunkel ungehinderte hineinsickern konnte. „NEIN!“, sagten die Wachen im Chor als Sakura den Versuch wagte, sich loszureißen. „Das Mädchen ist verloren. Ihr könnt nichts mehr für sie tun.“ Aber das wollte Sakura nicht hören. In der Kammer befand sich Lilac. Stimmenlos schrie sie den Namen ihrer Freundin, während sich die ersten Tränen bahn brachen. Das Lachen und die Stimme der Elfe waren über den gesamten Gang zu hören als sie zum König sprach. „Ihr könnt das Leben dieser armen, gepeinigten Seele retten, Eure Hoheit.“, bei diesen Worten hob sie die Phiole empor, die im Fackelschein schimmerte. Der Inhalt war so schwarz wie das Dunkel selbst. Mit einer fordernden Stimme verlangte sie vom König: „Lasst mich zur Eurer Herzdame.“ Sasuke gab einen verächtlichen Laut von sich. Sein Blick fiel auf das glitzernde Fläschchen in der Elfenhand und er grollte: „Niemals“. „Wie schade.“, die Elfe lächelte, wenn das groteske Verzerren der Mundwinkel als solches beschrieben werden konnte. „Ich habe aber hier ein Geschenk für sie. Der Inhalt trägt den ehrenvollen Titel Lang lebe die Königin.“ Sasukes Hand ballte sich um den Schwertgriff und die Knöchel traten dabei weiß hervor. „Ihr werdet nicht einmal in ihre Nähe komme.“, knurrte er.   Ein Schluchzer war aus der Kammer zu vernehmen und dann erklang Lilacs Stimme: „Lieber sterbe ich als das Lady Haruno sterben soll.“ Nachdem Sakura dies hörte, schrie sie, obgleich ihre Stimme ungehört blieb. Erneut versuchte sie sich loszureißen aber der Griff der Soldaten war gnadenlos eisern. Die Säbelgriffe rutschten ihr zwischen den Fingern hindurch, doch das Aufschlagen der Klingen auf den Boden war durch den Tumult nicht zu hören.     Sasuke war in Rage. Was wollte dieses Elfenweib und er fragte sie dies mit grollender Stimme. Zur Antwort bekam er ihre blitzenden, spitzen Zähne zu sehen, bevor sie ihn kreischend anschrie. „Euch! Euch, Eure Majestät! Euch für mich ganz allein.“ Das hatte er nun nicht erwartet. Natürlich war er davon ausgegangen, dass sie mit Lady Harunos Tod antworten würde, aber nicht damit. Sasuke ließ das Schwert sinken, sodass die Spitze den Steinboden berührte. Die nächsten Worte fielen ihn unglaublich schwer aber wenn er so zwei Frauen das Leben retten konnte – zumindest sah er für den Moment keine andere Möglichkeit und die Lösung, die ihm sofort durch den Kopf geschossen war, erschien ihm als die Einzige. „Hier bin ich. Gebt die Zofe frei und lasst ab von Lady Haruno.“, innerlich zitterte er, doch seine Stimme klang ruhiger denn je aber auch matt.   Sakura konnte nicht fassen, was sie da hörte und sie schien damit nicht alleine. Seine Männer riefen durcheinander nach ihm und jeder konnte sehen, wie im Gesicht der Elfe für einen Wimpernschlag lang die vollkommene Schönheit zurückkehrte und sie ihn mit einem rührseligen Blick ansah. Doch sofort kam die groteske Maske wieder zurück und sie lachte höhnisch auf. „Ein schöner Versuch. Aber zu spät. Was bringt es mir, wo es mich doch nach Eurem Herzen verlangt, das ihr aber schon der Lady Haruno gegeben habt.“, mit jedem Wort zuckte das Dunkel ungeduldig nach oben. Es stimmte. Sein Herz gehört schon seit langem Sakura. Er schloss für einen Moment die Augen und eine Erinnerung an sie aus einem vergangenen Sommer flammte auf. In dieser glich sie mehr einer Elfe als die Elfen selbst es taten … nein, keiner Elfe, das war zu unwürdig. Sie war einer Nymphe gleich. Er hatte sie auf einem Steg sitzen sehen. Ihre Füße hingen im Wasser und außer einem weißen Unterkleid trug sie nichts am Körper. Das lange rosa Haar war offen und floss in sanften Wellen über ihren Rücken und die Schultern hinab und auf dem Haupt trug sie einen Kranz reifer Kirschen. Sie hatte ihn nicht bemerkt und das war gut so, denn dieses Bild wollte er nicht zerstören, schließlich wurde ihm in jedem Augenblick bewusst, dass er sie liebte.   Sasuke öffnete die Augen und starrte die Elfe an. Er hatte einen Entschluss gefasst. Wenn sie sein Angebot nicht annehmen wollte, dann war hiermit die Diplomatie beendet. Als König musste er tun, was ihm seine Pflicht aufbürdete und das hieß die Seinen und das Volk zu schützen. Noch wusste Sasuke nicht, wie er es anstellen sollte aber er würde eine Lösung finden. „Dann sei es so.“, sagte er mit fester Stimme. „Du wirst keinen mehr mit deiner Hexerei töten oder anderweitig schädigen.“ Die Elfenprinzessin legte ihren Kopf schief und sah ihn neugierig an als sei er ein neues Spielzeug, dass noch erprobt werden musste. „Werde ich nicht? Was soll das heißen? – Willst du mich mit deinen Getreuen aufhalten, kleiner König?“, ihr Blick schweifte höhnisch über die Soldaten hinweg und da sah sie, wonach sie verlangt hatte. Ihre glühend roten Augen weiteten sich und schrie lachend in die Runde: „Aber welche Freude. Da ist sie. Willkommen, Lady Haruno!“ Sofort wirbelte alles im Gang zu der Stelle herum, wo Sakura mit ihren beiden Wächtern stand. Die Stimme der Elfe klang nun hocherfreut und hallte schallend im gesamten Gang wieder. Mit Sicherheit war sie auch außerhalb der Schlossmauern noch zu hören. „Tut mir einen Gefallen, trinkt davon.“, und die Elfe hielt die Phiole erneut empor. In diesem Moment vermischten sich Sasukes und Lilacs Stimmen miteinander als beide entsetzt „NEIN!“, schrien und der König donnerte wütend, alle Etikette vergessend, weiter: „Was tust du hier?“ Sein zorniger Blick traf die beiden Soldaten, die sofort kreidebleich wurden. Leise murmelte die Wache an Sakuras linker Seite, so dass es nur sein Kamerad und sie verstanden: „Wenn Blick töten könnten …“ In Gedanken fügte Sakura hinzu: dann wäre die Elfe schon längst erledigt. Diese lachte gackernd auf und warf den Kopf in den Nacken als sie vor lauter Freude brüllte: „Alle die ich brauche, sind sie versammelt.“ Diesen Moment nutzte ein Soldat für die Chance, der Elfe den gar auszumachen. Er stürmte mit erhobener Waffe auf sie zu, doch da schoss das Dunkel hervor, gab ihm keine Zeit auszuweichen und durchbohrte ihn. Unter den geschockten Blicken und erschrockenen Ausrufen seiner Kameraden, brach der Mann in sich zusammen und röchelte bis sein Körper erschlaffte und er ebenfalls leblos auf den Boden niedersank. Das Dunkel hatte sich schon längst wieder zurückgezogen. Die Elfe scherrte sich nicht um die Attacke, sie blickte weiter unverwandt zu Sakura. „Kommt ruhig näher, Eure Ladyschaft.“, aber Sasuke rief sofort: „Du bleibst, wo du bist.“ „Shhhh!“, zischte die Elfenprinzessin und fletschte die Zähne. „Das ist nicht Eure Entscheidung, schließlich ist Sie noch nicht Euer Weib, über das ein Ehemann richten kann, wie es ihm beliebt.“, und erneut wandte sie sich Sakura zu. „Kommt. Oder wollt ihr das Leben der Zofe gefährden?“ Da schluchzte Lilac laut: „Nein, tut es nicht. Bitte!“   Sakura zerriss es innerlich in tausend Stücke. Auf der einen Seite wollte sie Sasuke nicht enttäuschen aber auf der Anderen waren da die Leben, die ihretwegen schon ein Ende gefunden hatten. Das erneute Kreischen der Elfenprinzessin ließ sie zusammenzucken. „Ihr alle müsst euch jetzt entscheiden – Aber zuvor, erkläre ich auch das Spiel. Einer stirbt, zwei Leben und mein Wunsch ist es, dass Ihr sterbt, Lady Haruno. Tut Ihr mir den Gefallen, muss die Zofe nicht sterben. Genauso wenig, wie der König.“ Wieder riefen Sasuke und Lilac synchron: „Nein!“, woraufhin die Elfe theatralisch seufzte. „Es ist aber auch kompliziert, wenn man sich nicht einigen kann. Die Zofe will sterben, damit Ihr lebt, Lady Haruno. Aber was ist das schon für eine Geste. Sie ist eine Bedienstete, die würden immer sterben, um der Herrschaft eine Freude zu bereiten – dann haben wir den König, der nicht sterben brauch aber sich in meine Hände begeben will, um Euch und die Zofe zu retten. Das er Euch retten will, verstehe ich, aber warum die Zofe? … Aber egal, denn das würde mir nicht helfen, da sein Herz trotzdem nicht mein wäre. Und…“, sie tippte sich mit dem Finger am Kinn. „… da wäre, wie schon erwähnt, noch mein Wunsch. Ich will, dass Ihr, Lady Haruno, sterbt und so das Leben der Zofe und das des Königs rettet, denn so kann ich die Trauer des Königs für mich ausnutzen.“ Sasuke schnaubte verächtlich. „Pff. Niemals.“ „Oh, doch. Ihr wisst es nur noch nicht.“, entgegnete die Prinzessin lächelnd.   Was für eine wahnsinnig, groteske Logik, dachte Sakura bei sich. Als ob Sasuke sein Herz an ihre Mörderin vergeben könnte. Sakura blickte der Elfe stur entgegen und haderte mit jeder ihrer Entscheidungen bis sie in den Schatten etwas bemerkte, dass ihre Aufmerksamkeit forderte. War da was? Sie verengte die Augen, in der Hoffnung, mehr zu sehen. Plötzlich lockerten die Wächter den festen Griff an ihren Oberarmen und ein merkwürdiges Gefühl überkam Sakura. Mit einmal fühlte sich alles leicht an und sie wusste, es würde gut ausgehen. Woher? Im ersten Moment konnte sie es nicht sagen aber im Nachhinein schob sie es auf eine Art Eingebung. Noch immer blickte Sakura auf den im Schatten verborgenen Punkt, weit hinter der Elfe. Irgendwo dort, wo der Gang sein Ende hatte und in einen Turm mit Wendeltreppe überging. Sakura glaubte jemanden Flüstern zu hören, der ihr sagte, sie solle jetzt losgehen und sie tat es. Warum auch immer. Die Soldaten griffen nach ihr aber sie bewegten sich zu langsam. Ihre Glieder fühlten sich von einem Moment auf den anderen unglaublich schwer an. Aus der Verzweiflung heraus, rief eine der Wachen ihr nach, wodurch Sasuke bemerkte, was da passierte. „Bleib wo du bist!“, schrie er und in seinem Gesicht konnte jeder das blanke Entsetzen ablesen. Sakura wollte lächeln und ihm so verdeutlichen, dass sich alles zum Guten wenden würde aber die Elfe durfte von den Mächten, die nun im Gange waren, keinen Verdacht schöpfen.   Lilac, die aus dem Ruf des Königs schlussfolgerte, dass Sakura näher an das Geschehen herankam, ermahnte ihre Freundin ebenfalls. Aber die ließ sich von alldem nicht beirren und schritt weiterhin auf die Elfe zu. Einige Soldaten versuchten sie aufzuhalten, doch ihnen erging es, wie den Wächtern. Ihre Glieder wollten einfach nicht gehorchen und die, die nah genug standen, um sich ihr in den Weg zu stellen, wichen unter ihrem Blick zurück. In diesem Moment strahlte Sakura eine absolute Würde aus, die nur eine Königin besaß. Wenige Schritte vor dem wabernden Dunkel hielt Sakura inne. Sie konnte Sasuke fluchen hören und bekam aus den Augenwinkeln mit, wie er von einem Schwall dunkler Masse davon abgehalten wurde, sich ihr zu nähern. Das Dunkel schloss einen Kreis um sie und unterband so eine mögliche Flucht. Sakuras Herz bebte vor Aufregung aber die Zuversicht ließ sich davon nicht abschütteln, im Gegenteil, sie wurde nur noch stärker.   Trotz der Proteste aller, die sich mit ihr in diesem Gang befanden, streckte Sakura den Arm nach der Phiole aus. Das gegackerte Lachen der Elfe, verursachte bei ihr eine Gänsehaut. Zittrig nahm sie das kleine Fläschchen entgegen und versuchte den triumphierenden Blick der Elfenprinzessin zu ignorieren. Sakura atmete tief ein und blickte noch einmal direkt in die Finsternis hinein. Niemand bemerkte das kurzzeitige Aufleuchten ihrer grünen Augen, nicht einmal die Elfe, die von ihrem Wahn endlich den Siegeszug antreten zu können, geblendet wurde. Um sich nicht zu verraten, senkte Sakura den Blick und betrachtete die dunkle Flüssigkeit in der Phiole. Sie umschloss das Fläschchen mit ihren Fingern und spürte, wie ihr Herz bebte. Es drohte fast zu zerspringen, denn es wusste um ihre Entscheidung, die sie getroffen hatte.   [End. Kapitel 21] Kapitel 22: ------------ „Trinkt, Lady Haruno.”, verlangte die Elfe mit säuselnder Stimme. „Trinkt.“ Eine Aufforderung die von allen Anwesenden einen vehementen Widerspruch erhielt. Sasukes Stimme, der nur Sakuras Vornamen nannte, donnerte dabei drohend durch den Gang und vor Schreck hätte diese die Phiole fast fallen gelassen. Sakura wagte nicht in seine Richtung zu schauen, aus Angst, das Vorhaben nicht umsetzen zu können. Das Gewicht des Fläschchens wog in Relation zu seiner Größe mit einmal schwer in ihrer Hand und forderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Trotz des Tumultes um sie herum, waren die gehauchten Worte der Elfe gut zu verstehen. Noch immer forderte diese sie zum Trinken auf. Dabei wurde die Tonlage von Wort zu Wort einschmeichelnder und lieblicher, wie Nektar, der wegen seiner klebrigen Konsistenz nicht an die Hände gelangen sollte aber mit seiner Süße unwiderstehlich erschien.   Die schwarze Flüssigkeit schwappte wie Wasser in der Phiole hin und her, während Sakura diese betrachtete. Ihr Mund fühlte sich sehr trocken an als sie nochmal über ihr Vorhaben nachdachte. Sie konnte das Beben und Aufbegehren ihres Herzens spüren und der Verstand mahnte an, dass es kein Zurück mehr gab, sobald der erste Schritt, symbolisch, gegangen war. Das Dunkel waberte langsam um sie herum, warf hier und da eine vereinzelte Blase und schien ebenso ungeduldig auf die Entscheidung zu warten, wie seine Herrin, die Elfe, selbst. Diese gierte förmlich danach, zuzusehen wie der Inhalt das Fläschchen über die Lippen von Lady Haruno verließ und der Tod sich die unsterbliche Seele des Menschenweibs holen konnte, der wenige Herzschläge zuvor im Gang erschienen war. Sein Auftauchen entfachte in der Elfenprinzessin die unerschütterliche Gewissheit, dass ihr alles gelingen würde. Schließlich hatte ihr Vater sie darauf hingewiesen, wie wichtig die Anwesenheit des Schnitters bei der Umsetzung von solchen Plänen sei.   Dem Tod war es egal, wann er, wo und weshalb erschien, ob er dabei lärmend angerannt kam, wie er es auf einem Schlachtfeld stets tat oder langsam und leise, einem zarten Sommerhauch gleich, neben dem zu sterbende Individuum auftauchte – manchmal kam er auch durch die Schlafzimmertür, wenn die unsterbliche Seele sich dazu entschloss in heimischer Atmosphäre dahinzuscheiden – wichtig für den Tod war nur, dass er seiner Arbeit gewissenhaft nachgehen konnte und die Sanduhr des Universums nicht ins Stocken brachte. Das mochten die Zeitgeister nämlich gar nicht. Für sie gab es nichts schlimmeres als ein Sandkorn, das wegen seiner differierenden Breite nicht durch die schlanke Taille der Uhr passte und zu solchen horizontalen Ausdehnungen kam es nur, wenn der Tod mal wieder Mist baute. In seiner ganzen Laufbahn war ihm dieses Malheur dummerweise schon viermal passiert und die darauffolgenden Strafpredigten der Zeitgeister waren die schlimmste Tortur, die dem Tod jemals widerfahren war. Dem Leben passierte so etwas nie, was den Tod manchmal sehr, sehr neidisch machte. Natürlich wusste der Tod schon längst, für was sich Haruno Sakura entschieden hatte und prüfend betrachtete er seine helle Sense, die so scharf war, dass selbst das Nichts sich daran schneiden konnte.   Sakura löste ihren Blick von der Phiole und sah zur Elfe, wobei sie den direkten Augenkontakt mied, damit es nicht zu sehr auffiel, wie sie an dieser vorbei in die Schatten des Ganges schielte. Der Lärm um sie herum nahm ab, sie konnte kaum noch die umstehenden Menschen hören, geschweige denn die Elfenprinzessin verstehen. Zittrig sog Sakura die Luft ein und schloss dabei die Augen, während sie die Phiole mit beiden Händen umfasste und den Verschluss ertastete. Sie löste den Korken und hob ihre Lider wieder, senkte dabei aber den Kopf, um das totbringende Elfengeschenk zu betrachten. Langsam hob Sakura den Arm und führte das Fläschchen ihren Lippen entgegen, doch kurz bevor sie die Öffnung an ihrem Mund spüren konnte, hielt sie inne. Als sie aufsah, traf ihr Blick auf das glühende Verlangen der Elfe. Sakura hatte ihre Entscheidung getroffen und sie setzte sie in die Tat um. Ruckartig riss sie ihren Arm mit der Phiole nach oben und warf sie dann mit aller Kraft auf den steinernen Boden. Das Glas zersprang nicht zur Gänze, doch ein Großteil der Flüssigkeit schwappte durch die Öffnung nach draußen.   Im ersten Moment verstand die Elfe nicht, was eben passiert war aber langsam floss die Information in ihren Verstand. Wut kochte in ihr auf und sie wollte schon ihr Dunkel auf Sakura hetzen, weil ihre Chance sie auf diese subtile Art zu töten vor ihren Augen dahinsickerte als sie durch das Zucken der dunklen Masse das wahre Ausmaß dieser Tat erkannte. Mit Schrecken musste sie dabei zusehen, wie ihr Dunkel die Flüssigkeit aufsog und zusätzlich in die Phiole kroch, um alles aufzunehmen. „NEIN!“, schrie die Prinzessin und wusste in ihrer aufkommenden Panik nicht, was sie tun konnte, um ihrer wogenden Masse zu helfen, die mit Zittern begann. Ruckartig und langsam zog sich das Dunkel zusammen und gab allmählich den Weg zur Kammer der Zofe und zu Sakura frei. Kaum waren die Wege passierbar, sandte Sasuke einen seiner Männer los, damit Lilac aus dem Raum geholt werden konnte, während er selber auf Sakura zueilte und sie von der tobenden Elfe wegzog. Die kreischte und musste hilflos mit ansehen, wie der Tod ihrem Dunkel das Leben nahm und es langsam verblasste. Wütend brüllte sie auf und alle hielten sich die Ohren zu. Ihr feuriger Blick fixierte den König und seine Zukünftige und das Einzige, was ihr in diesem Moment durch den Kopf ging, war der Gedanke, dass sie sterben mussten.   „STERBT!“, keifte sie. „STERBT!“ Bei diesen Worten wuchsen ihre Fingernägel an beiden Händen in die Länge und formten sich zu einer Stichwaffe, die sie wie Schwerter nutzte und wild damit um sich schlug. Die Soldaten formierten sich vor ihrem König und den beiden Frauen und versuchten dem Zorn der Elfenprinzessin standzuhalten. „Bringt Lady Haruno und die Zofe hier weg!“, befahl Sasuke und sofort wurde die beiden von den Wächtern flankiert. Sakura wollte nicht gehen aber sie sah ein, dass sie in diesem Fall nur im Weg stehen würde.   „IHR BLEIBT!“, brüllte die Elfe. Sie verschwand vor den Augen der Soldaten und tauchte im gleichen Moment vor den Wachen und ihren zwei Schutzbefohlenen auf. Lilac schrie panisch los und stürzte mit Sakura rückwärts von der Prinzessin weg, während die Soldaten an ihnen vorbeidrängten und sich neuformierten. Bevor sich die Männer positionieren konnten, war die Elfe wieder verschwunden und erschien an ihrem alten Platz, wo sie von Sasuke und zwei seiner Männer schon erwartet wurde. Der König hatte mit solch einem Vorgehen gerechnet und war nicht an Lilac und Sakura vorbeigehastet. Nun stand er der Elfe mit erhobenen Schwert gegenüber. Sein Herz hämmerte heftig im Inneren seines Brustkorbs, während sich alle seine Sinne auf die Bewegungen der Elfe konzentrierten. Die nutzte ihre Chance, nur den König und zwei seiner Untertanen zwischen sich und ihrem Ziel zu wissen. Es war leichter an den drei Männern vorbeizukommen als an der gesamten Meute. Auf ihrem Gesicht erschien ein dunkles Grinsen. Sie würde den König leiden lassen, indem sie ihn zwang, ansehen zu müssen, wie sie dieses Menschenweib langsam filetierte. Die Haut von ihrem Gesicht zu schälen, wie bei einem Apfel wäre sicherlich ein guter Anfang oder ihr Stück für Stück den Körper zu verstümmeln, beginnend bei den Fingern, war womöglich auch sehr effektiv.   Die Elfe schlug zu, bevor sich die Männer um ihren König scharren konnten. Sie schaffte es spielerisch die beiden Soldaten zu entwaffnen und ihnen verheerende Verletzungen zuzufügen, die sie kampfuntauglich werden ließen, dann wandte sie sich dem König zu und ihre Klingen sausten auf ihn nieder. Natürlich wollte sie ihm nur die Waffe aus der Hand schlagen und ihn nicht töten aber er machte es ihr nicht einfach, denn Sasuke parierte nicht nur die Hiebe, er schlug auch zurück. Der König musste all seine Fähigkeit aufbieten, um den machtvollen Angriff der Elfe abwehren und selbst in die Offensive wechseln zu können, da sie aber ihre Magie besaß, sah er sich bald nur noch in der Verteidigung. Sie schaffte es mit einer Leichtigkeit, die ihn wütend werden ließ, sowohl seine Angriffe als auch die seiner heranstürmenden Männer abzuwehren und jedes Mal, wenn er parierte, musste er einige Schritte zurückweichen. Bald war er der Einzige, der zwischen ihr und den beiden Frauen stand, während seine Männer verletzt am Boden knieten oder lagen und sich ihre Wunden mit schmerzverzerrten Gesichtern hielten. Sasuke war es schon aufgefallen, dass sie ihre Hiebe stets so setzte, dass er sie abwehren konnte, aber dabei nicht verletzt wurde. Doch dieses Wissen konnte er nicht für sich nutzen und ewig würde er diesen kraftvollen Schlägen nicht mehr standhalten können. Bei einen seiner rückwärtsgerichteten Schritte kam er ins Straucheln und schaffte es gerade noch so, sich auf den Beinen zu halten, damit er die nächsten Hiebe ohne Waffenverlust parieren konnte. Doch der fünfte Streich in Folge, ließ ihn in die Knie gehen und während er seinen Körper noch ausbalancierte, schoss die Elfe an ihm vorbei und er erkannte, dass sie ihn Leiden lassen wollte, indem er Sakuras Schicksal mit ansehen musste.   Er hörte Lilac schreien in jenem Moment als er sich, so schnell er konnte, umwandte. Die Zofe stand vor Sakura und drängte sich mit ihr den Gang zurück. In beiden Gesichtern zeigte sich die Panik und angstvoll hielten die Frauen aneinander fest als die Elfe den Arm zum tödlichen Streich erhob. Sasuke rappelte sich so schnell er konnte auf, obgleich ihm sein Verstand mitteilte, dass er zu spät kommen würde und er wusste, Sakuras Tod würde ihn in den Wahnsinn treiben, der jetzt schon langsam die Finger nach ihm ausstreckte. Das konnte nicht das Ende sein. Sein Schrei, Sakuras Name, blieb ihm im Hals stecken als er sah, wie der Arm der Elfe auf die beiden Frauen niederging.   Sie stockte. Irgendwas stimmte nicht. Ein stechender Schmerz brannte in ihrem Rücken auf und zog sich quälend langsam nach vorne und dann durch ihren gesamten Körper. Ihr Arm, mit dem sie ihre Waffe auf die beiden Frauen hinabsausen lassen wollte, hatte auf der Hälfte des Weges gestoppt und zitterte nun in der Luft. Langsam ließ sie ihn sinken und sah an sich herunter. Etwas silbrig Spitzes ragte ihr aus der Brustkorbmitte und sorgte dafür, dass ihr Blut austrat und die Kleidung rot verfärbte. Ein Rucken ging durch ihren Körper und sie spürte, den kalten Steinboden unter ihren nackten Füßen, während sich ihre Fingernägel zurückzogen und somit auch ihre Waffen verschwanden. Die Elfenprinzessin taumelte und hob ihre Hände an ihren Busen. Sie konnte das, was da aus ihr herausragte nicht anfassen, denn es verbrannte ihr die Haut. Ungläubig sah sie auf und starrte die beiden Frauen an, die sich noch immer festhielten und ihr entsetzt entgegenblickten. Langsam, mit dem Kopf voran, drehte sich die Elfe um. Dabei streiften ihre Augen den König und dann die Person, die ihr den tödlichen Pfeil in den Rücken gejagt hatte, denn nichts anderes als die Spitze eines Pfeiles war es, die ihr da aus dem Körper ragte. Der Schütze stand am Ende des Ganges, halb in den Schatten verborgen.   Sasuke bemerkte den starrenden Blick der Elfe und folgte diesem, dann gewahr auch er den Retter in höchster Not – er war aber nicht in der Lage diesen genau zu identifizieren, denn der halbe Körper war noch von der Dunkelheit verhüllt. Die Elfe keuchte. „Silber.“, und spuckte dabei Blut. „Schnödes Silber.“, nach diesen Worten fing ihr Körper mit Zittern an und ein weißlicher Dampf stieg von ihrer Haut empor. Wieso? … Warum hatte es am Ende sie getroffen? Weshalb wurde nun sie vom Tod mit seinem breiten, zähnefletschenden Grinsen bedacht und nicht die beiden Menschenfrauen? – Erst jetzt, wo das Silber ihren Körper vergiftete und das Leben pulsierend aus ihr hinausströmte, erkannte die Elfe, wie falsch sie ihr Vorhaben angegangen war. Erneut erfasste ein Zittern ihren Körper und sie wimmerte. „Nein.“ Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte sie so etwas wie Angst. Ihr Knie schlugen auf den Boden auf, dann sank sie zur Seite nieder. Mit verkrampften Fingern reckte sie den Arme der Decke entgegen und flüsterte leise „Vater.“ Also ob der Elfenkönig darauf gewartet hatte, materialisierte er sich direkt neben seiner Tochter und nahm ihre zuckende, steife Hand in die seine. Auf seinem Gesicht zeigte sich keine Emotion und selbst seine Stimme erklang monoton als er leise „Törichtes Kind.“, hauchte. Seine Tochter gab ein gurgelndes Röcheln von sich und noch bevor der Tod den Schnitt setzen konnte, verschwand der Elf mit seinem Kind, gefolgt vom Tod. Zurück blieb der blutverschmierte Pfeil, der klappernd zwischen den Soldaten zu Boden fiel.   Es war einer der Soldaten, der den Schützen erkannte und ehrfurchtsvoll: „Der König des Südens.“, sagte. Sofort drehte sich Sasuke zu diesem um und spürte eine Glückseligkeit in sich aufwallen, wie er es noch nie beim Anblick seines Ziehbruders empfunden hatte. Naruto kam mit einem verlegenen Grinsen näher. „Da ist man einmal auf Reisen in das eigene Land und schon lieferst du dir hier eine Schlacht mit Elfen.“ Sasuke verdrehte die Augen und steckte sein Schwert weg. „Hn. Stand auf meiner Wunschliste ganz oben.“, und noch während er seinen Sarkasmus zum Besten gab, ließ er es sich ausnahmsweise gefallen in eine Umarmung gezogen zu werden.   Sakura lächelte bei diesem Anblick und gleichzeitig rannen ihr Tränen über die Wangen, weil es anscheinend endlich zu Ende war. Sie wandte sich ihrer Freundin zu und … ihr stockte der Atem. Mit aufkeimenden Erschrecken musste sie feststellen, der Fluch wirkte trotz des sicheren Todes der Elfenprinzessin noch immer. Zur Sicherheit erprobte sie ihre Stimme, doch der Versuch misslang. Lilac erkannte an Sakuras Ausdruck in den Augen, dass die Erlösung noch nicht eingetreten war. Vorsichtig betastete sie ihr Gesicht und spürte noch die missförmige Deformierung ihres Antlitzes. Panik brach in ihr empor und hastig suchte sie nach einem Stück Stoff für eine Maskierung. Sakura bemerkte Lilacs Unruhe und zog ihre Freundin in eine Umarmung. Mit liebevollen Gesten versuchte sie diese zu beruhigen, doch Inos Stimme, die plötzlich wie ein Donnerschlag durch den Gang hallte, ließ beide nach Luft japsen und zusammenzucken.   „Kann mir einer sagen, was das eben war?“, kreischte Ino, bevor sie mit der rasanten Aufzählung von jenen Geschehnissen begann, die ihr suspekt waren und von denen sie doch bitte vorher in Kenntnis gesetzt werden musste. „Erst erscheint so eine verrückte Rothaarige, dann werde ich aus dem Schloss geschickt, Naruto trifft ein, begrüßt mich nicht einmal, sondern stürmt gleich nach der Unterredung mit dem Hauptmann, der mir nichts berichten will, mit einigen Getreuen in das Schloss, niemand weiß woher dieser tosende Lärm kommt. Unten auf dem Hof hört man Gebrüll und Geschrei. Verletzte werden an mir vorbeitransportiert und dann muss ich mit ansehen, wie diese Rothaarige mir nichts, dir nichts verpufft. – Ich verlange sofort Erklärungen.“ Ihre Arme schwirrten wild gestikulierend durch die Luft, wobei die Troddeln an ihrem flaumigen Morgenmantel unrhythmisch hin und her schaukelten. Bei der Flucht hatte Ino keine Zeit mehr gehabt, einen anderen Mantel überzuziehen. Sakura war beim Anblick des Quastenbesatzes sehr froh und dankbar, einen Überwurf aus der letzten Saison abbekommen zu haben. Der hatte zwar Rüschen sah aber nicht, wie ein zweckentfremdeter Salonvorhang aus Großmutters Zeiten aus. Alle Blicke langen nun auf Ino, nur Narutos nicht. Der starrte zu Lilac und Sakura und rüttelte an Sasuke Schulter. „Du, da steht … Sakura.“, krächzte er mit heißerer Stimme und voller Verwunderung. Das „Ich weiß.“, bekam er nur am Rande mit, denn seine Aufmerksamkeit lag einzig und allein auf Lilac.   Ino war näher an die zwei Könige herangetreten, in der Hoffnung von den beiden eine Antwort zu erhalten und hatte ihre Freundin ebenfalls entdeckt. Das erste was auch ihr auffiel, wie zuvor schon Sasuke, waren die nackten Füße. Entsprechend reagierte sie auch. „Sakura, wo sind deine Schuhe? Wir haben Winter. Es ist eisig, zugig und du steht barfuß da. Willst du dir eine Lungenentzündung holen? Der Archiater hat dich so schön wieder gesund bekommen.“ Beim Klang ihres Namens wirbelte Sakura zu Ino herum und gab so den Blick auf Lilacs Gesicht frei. Daraufhin starrte Ino ihre Zofe entgeistert an. Kurz darauf schnappte sie wie ein Karpfen nach Luft und Sakura ahnte, was nun kommen würde. Sie versuchte mit einem flehenden Blick Ino davon abzuhalten es nicht auszusprechen, was dieser offensichtlich durch den Kopf ging aber es war zu spät. Stammelnd entkam Lady Yamanaka der Ausruf: „Mei … meine Zofe hat gar keine Narbe. Lüge. Die sieht aus wie … wie …“, wie ein Schaf. Eigentlich hätte jeder diese Kunde hören müssen, doch Sasukes Stimme war lauter gewesen als er Sakura ebenfalls für ihren leichtsinnigen Umgang mit ihrer Gesundheit tadelte. Er wollte es nicht in der Öffentlichkeit tun, es erschien ihn aber als die einzige Möglichkeit, um die Aufmerksamkeit von Inos Gestammel abzulenken­. „Lady Haruno, hatten wir Euch nicht gesagt, dass Ihr in den Gemächern bleiben sollt? Und wir müssen Lady Yamanaka beipflichten. Wie könnte Ihr so gedankenverloren Eure Gesundheit wieder einmal aufs Spiel setzen.“, es kam nicht oft vor, dass er sich mit wir bezeichnete, aber es zeigte Wirkung. Niemand achtete auf Inos Ausfall. Sakura sah Sasuke an und biss sich auf die Lippe, rasch wandte sie den Blick ab. Sie wusste, warum er das tat und obwohl sie sich beschämt fühlte, war sie ihm dankbar.   Sasuke bemerkte wie Naruto sich den beiden Frauen näherte und anders als Ino schien er sich von Lilacs Anblick nicht abzuschrecken. Hat er womöglich das Rätsel auch gelöst?, für einen Moment flackerte dieser Gedanke beim Uchiha-König auf. Als die beiden Frauen sein Kommen bemerkten, wandte sich Lilac rasch von ihm ab und sah Sakura panisch entgegen. Naruto blieb direkt hinter Lilac stehen und sprach sie leise an. „Dreht Euch um, bitte.“ Seine sanfte Stimme verursachte ein schmerzhaftes Ziehen dort wo ihr Herz schlug, weil es jeden Moment vor Sehnsucht und Hoffnung zu zerspringen drohte. Außerstande ihm ihr Gesicht zu zeigen, schüttelte sie den gesenkten Kopf und als er seine Bitte wiederholte, entfloh ihr ein Schluchzer. Sofort hielt sich Lilac den Mund zu und schloss von unglücklicher Seelenpein erfüllt die Augen. So sah sie nicht, wie Naruto mit Sakura den Platz tauschte und umso mehr erschrak sie als zwei Hände ihre Wangen berührten, deren Handinnenflächen sich rau anfühlten. Eine wohltuende Wärme ging von ihnen aus und sie genoss für einen Atemzug dieses herrliche Gefühl. Ihr Kopf wurde langsam nach oben geneigt. Panisch versuchte Lilac ihr Gesicht mit den eigenen Händen zu bedecken, was Naruto jedoch nicht zuließ. „Nicht.“   Lilacs ganzer Körper bebte, weil sie nichts von dem erfassen und glauben konnte, was eben noch geschehen war und nun hier mit ihr passierte. Vorsichtig hob sie ihre Lider und erkannte durch einen Tränenschleier seine strahlend blauen Augen, in denen so viel Wärme lag und die sie stets an die herrlich blauen Seen ihrer Heimat erinnerten. Ergriffen von diesem Augenblick versuchte Sakura den Klos in ihrem Hals runterzuschlucken und die Tränen zurückzuhalten als Naruto Lilacs wahren Namen aussprach. Ein Sturm kam in dem Gang auf, der an allen riss und zerrte und sich dennoch wie der angenehmste Sommerhauch anfühlte. Lilac und Sakura schienen in den Augen der Anwesenden in einem hellen und warmen Licht zu erleuchten und während zwischen Narutos Händen Hinatas Antlitz vom Fluch befreit wurde, konnten die, die sich nah genug bei Sakura befanden, „Endlich ist es vorbei.“, von ihr hören.   Hinata spürte, dass eine Veränderung stattgefunden hatte und sie flüsterte zaghaft Narutos Namen. Kaum hatte sie die Silben über die Lippen gebracht, spürte sie auch schon seinen Mund auf ihren liegen. Erfreut, dieses Glück miterleben zu können, lachte Sakura leise auf und wurde im gleichen Moment in eine feste und wärmende Umarmung gezogen. Sasuke hatte sich ihr genähert und Sakura ließ es sich nicht nehmen endlich ihre Stimme zu nutzen und seinen Namen zu sagen, gleichzeitig drehte sie sich seinen Armen, sodass sie ihre Finger Halt an seiner Weste fanden. Sein Griff wurde fester und bettete sein Kinn auf ihr Haupt. – Endlich war es vorbei.   Eintreffende Soldaten halfen den Verletzten und einzig Ino stand verwirrt im Gang und wusste nicht was das alles zu bedeuten hatte. Eben war da noch ihre Zofe gewesen, die gar keine Narbe besessen, sondern eine Gesichtsdeformation hatte und wie ein Schaf aussah und jetzt stand dort die Prinzessin des westlichen Reiches: Hyuuga Hinata, Tochter des Königs und keiner schien ihr erklären zu wollen, was hier eigentlich los war und wie alles miteinander zusammenhing. Laut sagte sie, so dass alle erneut wegen ihr zusammenzuckten. „Kann mir jetzt endlich mal jemand verraten, was hier eigentlich passiert ist?“   [End. Kapitel 22] Kapitel 23: ------------ Zum ersten Mal in ihrem Leben sah Sakura ihren Vater weinen. Er stand einfach nur im Salon, schirmte seine Augen mit einer Hand ab und ließ seinen Tränen freien Lauf, während ihre Mutter, ebenfalls Emotionen zeigend, die eigenen Wangen mit einem Mouchoir trocken tupfte und einen Schluchzer nach dem anderen von sich gab. Zaghaft erhob sich Sakura von der Chaiselongue und ging langsam auf ihre Eltern zu. Als sie vor ihnen stand, sah sie ihren Vater an. „Papa?“ Beim hellen Klang ihrer Stimme, straffte er seine Schultern und versuchte die nassen Spuren in seinem Gesicht mit den Fingern wegzuwischen, bevor er ihr entgegenblinzelte. „Dich noch einmal wiederzusehen…“, seine Worte klangen rau und er verstummte. Anstatt sich zu räuspern und noch einmal das Sprechen zu beginnen, zog Fürst Haruno seine Tochter in eine heftige Umarmung. Sakura stolperte über den Saum ihrer Röcke regelrecht ihrem Vater entgegen und schaffte es nicht einmal die Arme nach ihm auszustrecken. „Du erdrückst sie noch!“, bei diesem Satz musste Sakura lächeln. Typisch ihre Mutter und gleich würde sie sagen: „Wir sind in der Öffentlichkeit. Ein bisschen mehr Contenance.“   Mit Sasukes Stimme hatte Sakura nicht gerechnet und Herz fing an schneller zu schlagen, denn seine Worte waren das Zeugnis seines gut versteckten Einfühlungsvermögens, von dem behauptet wurde, dass er es nicht besaß. „Fürstin Haruno. Wir befinden uns in einem sehr kleinen Kreis und in Anbetracht dieser außerordentlichen Umstände, sollte die Contenance in diesem Fall ein wenig außer Acht gelassen werden.“ „Dieser Ansicht bin ich auch.“, teilte Naruto mit und sah Neji an, der aus Hinatas Verwandtenkreis zusammen mit dem Fürstenpaar eingetroffen war und in strammer Haltung abseits von diesen stand. „Deshalb verstehe ich nicht, weshalb Neji sich nicht dazu herablässt seiner Cousine, die Tochter seines Königs und Onkels und meine Verlobte, entgegenzutreten. – Warum stehst du da so rum?“   Ein Ruck ging durch Nejis Körper und er drehte zuerst seinen Kopf in Narutos Richtung bevor der Rest folgte. Mit einem knappen aber eindeutigen Neigen des Hauptes kam er erneut der Ehrenbezeugung nach, die er schon beim Betreten des Salons gezeigt hatte und sah dann seine Cousine an, die auf der gleichen Chaiselongue saß, von der Sakura zuvor aufgestanden war. „Cousine.“, bei dieser Begrüßung verbeugte sich Neji akkurat gerade und jeder konnte seine militärische Ausbildung daraus erkennen. „Es freut mich sehr, dass Ihr wieder wohlbehalten aufgetaucht seid.“ Ino schnaubte: „Nicht so förmlich. Wie Sasuke schon sagte, wir sind hier unter uns.“, währenddessen erhob sich Hinata und sah ihren Verwandten mit einem sanften Lächeln entgegen. „Es freut mich ebenfalls, dich wieder zu sehen, Neji. Aber sag, wieso konnte Vater nicht kommen? Fühlt er sich nicht wohl?“ „Nein, das nicht. … Seiner Majestät, König Hyuuga, geht es von der Gesundheit her gut, nur…“ „Wir sind daran schuld, Prinzessin Hinata.“, meldete Fürst Haruno sich zu Wort und sofort setzte er zu einer Erklärung an: „Als der Bote von König Uchiha mir der frohen Kunde bei uns eintraf, Sakura sei gefunden worden und sie lebe, da war Euer Cousin Gast in meinem Hause und so beschlossen wir gemeinsam die Reise anzutreten.“ Neji nickte zur Bestätigung. „Ich besaß die Hoffnung von Lady Sakura Haruno mehr über Euern Verbleib zu erfahren, da der Bote die Frage zu Euch nicht beantworten konnte. – Ich werde sofort einen Brief an König Hyuuga schreiben.“ „Das wird doch nicht nötig sein. Mit Sicherheit haben ihre Majestäten oder Ihre Hoheit, die Prinzessin, dies schon erledigt. “, entgegnete Fürstin Haruno und sie wandte sich an ihre Tochter. „Du bist doch deiner Pflicht nachgekommen und hast sofort jedem mitgeteilt, wo Prinzessin Hinata zu finden war?“ Sakura zeigte ein vages Lächeln. „Nun ja.“, begann sie. „Sakura. Es ist deine Aufgabe gewesen…“, weiter kam ihre Mutter aber nicht, denn Naruto unterbrach sie sofort. „So einfach ist das nicht, Fürstin. Die Benachrichtigung an König Hyuuga ging erst vor vier Tagen raus, denn vorher haben wir nicht gewusst, wer Hinata ist.“ Die Fürstin sah den König des Südens verwundert an. „Wer? Ihr meint Wo?“ „Das auch aber Wer ist ebenfalls richtig.“, entgegnete Hinata. „Durch den Fluch konnten weder Sakura noch ich uns jemanden offenbaren und Sakura war es somit auch nicht möglich, nachdem sie gefunden wurde, meinen Verbleib mitzuteilen.“ „Was für ein Fluch?“, platzte es aus Fürst Haruno heraus. Er sah zuerst seine Tochter an, die er noch immer im Arm hielt und dann schweifte sein Blick über die anderen in der Runde. Sakura hob ihren Kopf und löste sich aus der Umarmung. Sie trat einige Schritte zurück. „Der Fluch, der Hinata und mich in jener Winternacht traf als wir verschwanden.“, und so erzählten die beiden Frauen zum fünften Mal innerhalb der vier Tage vom Fluch, von der Elfe und ihrer Errettung. Das Fürstenpaar musste sich daraufhin hinsetzen und kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus als Naruto zusätzlich sein Treffen mit der Rauhen Else beisteuerte, jedoch blieben Sasukes regelmäßige Besuche im Elfenreich unerwähnt. Das hätte noch zu mehr Fragen geführt.   Fürstin Haruno sagte nach den sehr wundersamen Berichten nicht Nein als ihr ein Cognac für die Nerven angeboten wurde. Sie verzog beim Schlucken, wegen dem herben Alkoholgeschmack, ein wenig das Gesicht und stellte das Glas rasch auf den kleinen Tisch vor ihr ab. „Aber warum hat dich die Elfenprinzessin denn entführt? Und ist sie jetzt wirklich tot? Wird der Elfenkönig keine Rache nehmen wollen?“, sie konnte die Antworten gar nicht abwarten, so sehr brannten ihr die Fragen auf der Zunge. „Es war Hass und Neid, der sie dazu bewogen hat, mich zu entführen. “, erklärte Sakura. Auch sie hatte sich wieder hingesetzt und sah ihren Eltern entgegen. „Auf was war sie denn neidisch?“, Fürstin Haruno sah ihre Tochter musternd an und konnte die Gefühlsregung der Elfe nicht nachvollziehen. Sakura wusste nicht, wie sie die Antwort formulieren sollte, da kam ihr aber auch schon Naruto zuvor. „Wegen Sasuke. Die Elfenprinzessin konnte nicht damit umgehen, dass seine Zuneigung unerschütterlich Sakura gehört. Ihr Hass stieg nach den vielen Versuchen an, in denen sie alles getan hat, ihn in seinen Gefühlen umzustimmen.“ Sakura spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Naruto war manchmal sehr direkt. „Ouh, darauf hätte ich auch selber kommen können.“, lachte die Fürstin und schenkte Sasuke ein Zwinkern. „Bei Eurem Erscheinungsbild, Eure Majestät, ist es kein Wunder, dass selbst die Elfendamen die Fassung verlieren.“ Den verwunderten Seitenblick ihres Mannes und das peinlich berührte „Mutter?!“, ihrer Tochter, ignorierte sie gekonnt mit einem Lächeln. Sasuke, der hinter der Chaiselongue stand, auf der Sakura saß, erwiderte lediglich und sehr trocken: „Wenn Ihr es sagt.“   „Dann verstehe ich aber nicht, warum auch meine Cousine verflucht wurde. Wenn die Elfe es nur auf König Uchiha abgesehen hat“ Neji blickte zu Hinata, die wieder neben Sakura saß. „Ich … also … ich befand mich bei Sakura als es passierte.“, erklärte sie leise. Ihr Cousin nickte und reimte sich den Rest selbst zusammen. Laut sagte er: „Und weil sie keine Zeugen bei ihrer Tat wollte, musstet auch Ihr verflucht werden.“ „Genau.“, hauchte Hinata und sie erzählte, wie es dazu hatte kommen können. „Da Sakura und mein Gemach direkt nebeneinander lagen, hörte ich wie Sakuras Tür aufging und wieder geschlossen wurde und dann bemerkte ich das Licht durch den Spalt zwischen Tür und Schwelle aufleuchten, das, wie sich herausstellte, von der Lampe herrührte, die Sakura bei sich trug. Aus irgendeinem Grund sah ich mich dazu veranlasst, nachzusehen und so bekam ich mit, wie Sakura die Gänge entlangging und dann die Treppe hinunterlief, in Richtung des Portals. Bis dahin dachte ich mir nichts dabei, bis ich beobachtete, wie Sakura die Schlösser öffnete. Ich versuchte sie daran zu hintern aber es war genauso zwecklos, wie der Versuch sie zur Umkehr zu bewegen.“ „Ich habe von all dem nichts mitbekommen und bin erst im Birkenhain wieder zu mir gekommen. Bevor Hinata mir alles erklären konnte, erschien auch schon die Elfe und dann…“, Sakura führte ihre Satz nicht zu Ende, denn das war bekannt. Über die Tochter des Fürstenpaares war ein Elfenzauber gelegt worden, der sie dazu veranlasst hatte, in der Nacht zu Schlafwandeln und den kleinen Hain bei den Birken aufzusuchen, wo die Elfenprinzessin schon wartete. Natürlich war Hinata nicht Teil des Plans gewesen, doch von der Umsetzung abhalten, ließ sich die Elfe dadurch aber auch nicht.   Fürst Haruno sah seine Tochter und auch die Prinzessin verdutzt an. „Aber die Wachen hätten euch sehen müssen. Ich wundere mich, dass sie nichts gesagt haben.“ „Die Wache war nicht da.“, entgegnete Hinata. „Was?“ „Es war keine Wache auf den Fluren. Ein Umstand, der mich erst im Nachhinein verwundert hat. Als mir der Gedanke kam, Hilfe zu holen, war es schon zu spät. Ich wagte nicht Sakura alleine zu lassen, aus Angst sie in der Dunkelheit nicht wiederzufinden. Deshalb entschloss ich mich bei ihr zu bleiben.“ „Warum seid ihr beide nach dem Fluch nicht wieder zurückgekehrt, sondern habt euch entschlossen hier her zu kommen?“, erkundigte sich Fürstin Haruno. Sakura sah ihre Mutter an. Sie verzog das Gesicht zu einem schwachen Lächeln. „Wir haben es versucht, aber der Fluch machte es uns unmöglich. Um uns noch mehr leiden zu lassen, fielen wir beide, nachdem wir verflucht worden, in einen tiefen Schlaf und als wir wieder zu uns kamen, befanden wir uns an einem ganz anderen Ort.“ Hinata nickte zur Bestätigung. „Wir erfuhren von einem wandernden Händler, dass wir uns in Sasukes Königreich befanden. Den Entschluss uns hier her zu begeben, traf Sakura als wir hörten, dass Sasuke und Naruto an den Uchiha-Hof zurückkehrten.“ Fürstin Haruno neigte ihren Kopf einige Mal vor und zurück und dann sagte sie nachdenklich: „Und die Versteinerung verhinderte, eine Offenbarung eurerseits. Jeden, dem ihr euer Geheimnis anvertraut hättet, wäre zu Stein geworden.“ „Meint ihr, die beiden, die zu Stein wurden, haben ebenfalls Erlösung gefunden?“, hakte Ino nach. Aber darauf konnte ihr niemand eine Antwort geben. Es gab nur die Möglichkeit, dies über Boten in Erfahrung bringen zu lassen.   Kurz nach dieser Unterredung erneuerte Sasuke in Anwesenheit des Fürstenpaares Haruno sein Verlöbnis mit Sakura und es dauerte keine Stunde, da machten die ersten Spekulationen im Schloss die Runde, wann die Hochzeit stattfinden sollte, wie hoch die Mitgift von Lady Haruno sei und welchen Brautpreis der König an die zukünftigen Schwiegereltern zahlte. Die verrückteste Mutmaßung kam hierbei von den koketten Kammerfrauen, die schon die Wachen zu ominösen Geräuschen befragt hatten.   „Unser König ist anspruchsvoll. Lady Haruno mag eine Schönheit sein, für gewissen Augen aber unter fünfzig Truhen gefüllt mit Goldtalern wird er sie nicht nehmen.“ „Fünfzig Truhen Gold. Du bist doch verrückt.“, entgegnete die Waschfrau. „Aber warum? Die ganzen Strapazen, die er auf sich genommen hat. Er hat gewartet bis sie mir nichts, dir nichts wiederauftaucht. Ich habe gehört, wenn sie nicht gefunden worden wäre, dann hätte er abgedankt und ein Leben als lediger Mann gefristet, bis zu seinem Tod.“ „Eine ganz schöne Verschwendung.“, seufzte eine Küchenmagd. „Bei seinem Aussehen. Hunderte Frauen hätten sich auf ihn gestürzt.“ „Sie würden sich noch immer auf ihn stürzen, wenn er es nur zuließe.“ „Still jetzt. Über so etwas redet man nicht.“, mahnte die Waschfrau an.     Statt von wildfremden Frauen oder halbbekannten Damen belagert zu werden, belagerte Sasuke Uchiha lieber selber und zwar seine Verlobte. „Willst du da weitermachen, wo wir im Jagdschloss meines Vaters aufgehört haben.“, flüsterte Sakura als er sie in eine dunkle Nische gezogen hatte und nun gegen die Steinmauern drängte. „Nein.“, raunte er aber seine Stimme strafte ihn Lügen und seine Taten sowieso. Sakura spürte seine Lippen unterhalb ihres Ohres und sie musste sich zusammenreißen nicht wollige Laute von sich zu geben. Dafür stemmte sie ihre Hände gegen seine Schultern und hauchte, das verzückende Tun ihres Verlobten so gut wie möglich ausblendend: „Du hattest mehr als vier Tage Zeit dich meiner in solch einer Art zu widmen und ausgerechnet jetzt…“, sie stockte, um nach Luft zu schnappen und sich noch mehr gegen die raue Wand zu drängen. „…wo meine Eltern im Schloss angekommen sind, hast du wieder Flausen im Kopf.“ Sasuke stoppte in seinem Tun und sah sie an. „Flausen?“ „Flausen.“ „Ich bin doch kein kleiner verzogener Junge, der den Kuchen von der Fensterbank stibitzt.“, erwiderte er und seine Augenbrauen zocken sich gerade soweit zusammen, dass eine senkrechte Falte zwischen ihnen entstand. „Du verhältst dich aber gerade wieder einer.“, zischte Sakura. Sie sah nur kurz wie Sasukes Zähne durch das schiefe Grinsen aufblitzten als sie auch schon seine Lippen auf ihren spürte und ihn kurz darauf sagen hörte: „Mich dünkt, meine Flausen scheinen dir zu gefallen.“ Ein Nein war definitiv die falsche Antwort. Ergeben schlang Sakura ihre Arme um seinen Nacken, brachte aber ein entnervtes Brummen zustanden, um irgendwie ihren Unmut kund zu tun.   Schwer atmend stand sie mit dem Kopf im Nacken an der Steinwand gelehnt da. Ihre Augen waren geschlossen, umso intensiver fühlte sich sein heißer Atem an, der über ihr Dekolleté streifte. Grundgütiger, wenn sie schon vom Küssen und dem bisschen betatschen und begrapschen so fertig war, wie sollte das nur in der Hochzeitsnacht ablaufen. Wahrscheinlich war sie dann schon vor dem eigentlichen Akt so durch mit ihren Nerven und Gefühlen, dass die Nacht mit Sicherheit wiederholt werden musste. Leise sagte Sakura: „Ich muss zurück. Meine Mutter…“ „Fürstin Haruno kann noch ein wenig auf dich warten.“, unterbrach Sasuke sie. Äußerlich machte er einen sehr gefestigten Eindruck aber innerlich zerriss es ihn vor Begierde nach ihr. Seine Lippen fanden die empfindsame Stelle unterhalb ihres Ohres. „Sasuke.“ „Hn.“, kam es von ihm. „Nicht.“, hauchte Sakura und obwohl er ihren Hals liebkoste, spürte sie das eigentliche, ziehende Gefühl dort, wo für eine Frau die intimste Region war. Ihre Finger krallten sich in sein offenes Wams und sie versuchte seinen Liebkosungen zu entgehen. Sasuke hatte ein Einsehen, dass Sakura im Moment nicht weiter für solch malträtierende Vergnügungen in dunklen Schlossnischen bereit war und ließ ein wenig von ihr ab und eigentlich war er mir ihr aus einem ganz anderen Grund in die Schatten verschwunden. Ihm brannte seit der Nacht als der Bann gebrochen worden war, eine winzig kleine Frage auf der Zunge. „Sakura.“ „Hm?“ „Eine Frage.“ „Nein, ich werde mit dir in keine Nähkammer gehen.“, sie sah ihn vollkommen ruhig und ernst an und er konnte nicht anders als eine Augenbraue zu heben und sie an sich ziehen. „Das war nicht, was ich fragen wollte.“, knurrte er dunkel und spürte, wie sie durch seine Stimme erschauderte. „Nicht?“, piepste Sakura. „Nein.“ „Sondern?“ Sasuke erlaubte ihr ein wenig Abstand zu ihm, denn das Gefühl ihres Körpers hinterließ auch bei ihm Spuren an Nervosität und unkontrollierbaren Gedanken. „Woher wusstest du, dass Naruto rechtzeitig auftauchen würde?“ Sakura legte ihren Kopf schief. „Bitte?“ „In der Nacht als der Fluch aufgehoben wurde. Woher?“ „Ouh.“, jetzt schien sie zu wissen, worauf er hinauswollte und lächelte. Sasuke bemerkte, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihn ins Ohr flüstern zu können. Er kam ihr etwas entgegen. „Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?“, hauchte sie. „Ja.“, raunte er. „Ich auch.“, und mit diesen Worten löste sie sich ganz aus seinem Griff und verließ die Nische. Perplex blinzelte Sasuke ihr nach, bis er sich in Bewegung setzte. „Sakura.“, rief er und sie drehte sich im Gehen um. Ein geheimnisvolles Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und leise sagte sie: „Sobald wir getraut worden, verrate ich es dir.“ „Das dauert Monate.“, erwiderte er genervt. Sasuke war es nicht gewohnt als König warten zu müssen. „Die gehen schnell vorüber.“, und mit diesen Worten ließ Sakura ihren Verlobten im Gang stehen und eilte zu ihrer Mutter, die mit ihr und Hinata über die Hochzeitsvorbereitungen sprechen wollte.   [End. Kapitel 23] Kapitel 24: ------------ Wie schnell Monate dahinfliegen konnten und der Sommer in den Norden kam, musste der Hofzeremonienmeister des nordöstlichen Reiches am eigenen Leib erfahren. Er hatte gebettelt, gefleht – ja, er war sogar vor seiner Majestät, König Sasuke Uchiha, auf die Knie gegangen, um ihm die Füße zu küssen, damit er mehr Zeit bekam aber alles was er erhielt, war ein niederschmetterndes, emotionsloses und egoistisches „Nein.“, sodass er sich letzten Endes fügen musste. Nun stand er hier auf den Zinnen und sah zu den Festlichkeiten hinunter und konnte es selbst nicht glauben, was er da geschaffen hatte. Ihm wurde regelrecht schwindlig, wenn er an die Vorbereitungszeit zurückdachte und nun die Essenz seiner schweißtreibenden Arbeit und der zahllosen schlaflosen Nächte sah – es war ein wahrer Erfolg, von ihm allein geschaffen.   „Für so etwas muss es einen Orden geben, vielleicht auch ein Aufstieg zum…“, ihm fiel auf, dass es über seinem Amte nur noch den König gab – sofort verbannte er diesen aufrührerischen Gedanken, der ihm das Leben samt Kopf kosten konnte. Mit einem Räuspern führte er seinen Satz zu Ende: „… was auch immer.“ Er hatte nur knapp ein halbes Jahr Zeit gehabt, um die Festlichkeiten auszurichten und nun konnte er dabei zusehen, wie unterhalb der Zinnen an den letzten Feinarbeiten für das Ereignis des Jahrhunderts gefeilt wurde. Allein die Vorbereitungen hatten an seinen Nerven gezehrt. Ja, seine armen Nerven, wie die leiden mussten und manchmal auch sein großartiger, phänomenaler Verstand, aber nur, wenn er es mit dieser Kugel von einem Zeremonienmeister zutun bekam, der aus dem südlichen Nachbarland herbeigerufen worden war, damit er ihm zur Hand ging. Dummerweise behinderte dieser einfältige Mensch ihn mehr in seiner Arbeit als ihm nützlich beizustehen. Sehr oft schoss ihm in den letzten Wochen die Frage durch den Kopf: Wie konnte der Süden bei so einem ineffizienten Beamten überhaupt noch existieren? – Bis heute, Tag X in seinem Sonnenkalender, hatte er keine Antwort darauf finden können. Er wedelte seinen Fächer heftiger in der Morgenluft als ein Page angelaufen kam und ihn mitteilte, die Braut wurde zum Altar geführt. Mit einem ersten Blick sah er den Jungen an. „Welche?“ – von dieser Antwort hing es ab, ob sich alles noch im Konstrukt des von ihm vorgesehenen Tagesverlaufs befand. „Lady Sakura Haruno.” – Ah, gut. Superb. „Was stehst du noch da, sobald Ihre Majestäten aus der Kapelle treten, müssen alle Glocken läuten. Also husch, husch, gib dem Glockenmeister Bescheid.“ Während der Page davoneilte, sah der Hofzeremonienmeister noch einmal auf das Treiben hinab. Er hatte es tatsächlich geschafft, innerhalb von weniger als fünf Monaten eine Doppelhochzeit zu organisieren. Wohlgemerkt, zwei königliche Hochzeiten. Hach, was war das nur für ein erhabenes Gefühl.     „Ich hoffe, du kannst dich noch an dein Versprechen erinnern.“, sein Atem streifte bei jedem Wort ihren Nacken und sie erschauderte. Die Ansprache des Hofzeremonienmeisters wurde zur Nebensache. „Was meinst du?“, hauchte Sakura. Sie sah ihn verwundert an. „Dein Versprechen, es mir zu verraten, sobald wir getraut sind und wenn ich mich recht entsinne, geschah dies heute Morgen.“, während Sasuke dies sagte, umfasste er ihre mit weißer Spitze bedeckten Finger und führte diese an seinen Mund. Eine kleine Liebkosung, die für Außenstehende nur eine subtile Geste eines frischverheirateten Mannes an seine Frau war aber ausreichte, um ihre nächsten Worte ein wenig atemloser klingen zu lassen. „Was verraten?“ Dort, wo seine Lippen auf ihre Haut trafen, verspürte sie im gleichen Moment ein anregendes Kribbeln. Sie bemerkte nicht, wie er sie aus den Augenwinkeln musterte. „Mir verraten, woher du gewusst hast, dass Naruto erscheinen würde.“, rasch fügte er an. „In der Nacht als der Fluch gebrochen wurde.“ Die Erkenntnis wurde in ihren Augen sichtbar und sie lächelte leicht verlegen bei ihrer Antwort. „Ach das.“ – Ja, das, dachte er bei sich. Sakura erwiderte seinen Blick. Es musste ihm wirklich wichtig sein, wenn er sich nach gut fünf Monaten an dieses Versprechen noch entsinnen konnte. Sie wollte gerade in ihren Erinnerungen zu jenem Moment abschweifen als seine Stimme an ihr Ohr drang, die irgendwie rau klang. „Ich warte.“ Das sanfte Kreisen seines Daumens an der Innenseite ihres Handgelenkes brachte ihre Gedanken ins Wirbeln. „Ich … wusste … es nicht.“, flüsterte sie. Sein abruptes Innehalten verriet ihr, dass er dies nicht erwartet hatte. Sasuke zog seine Augenbrauen zusammen, während er seine Frau betrachtete. „Bitte?“, mehr brachte er vorerst nicht aus sich heraus. Für ein „Ich … wusste … es nicht“, hatte er gut fünf Monate gewartet? Wie oft waren seine grüblerischen Gedanken um die Lösung des Rätsels, wie sie wissen konnte, dass Naruto rechtzeitig auftauchte, geschlichen? Fieberhaft hatte er nach einer Korrespondenz zwischen den beiden gesucht, die er womöglich übersehen hatte. Ja, er war sogar schon der Überzeugung gewesen, Sakura besäße hellseherische Fähigkeiten oder sei ein Medium geworden … er seufzte. Sie wusste es nicht. Sie. Wusste. Es. Nicht. – Na wunderbar. Nur kurz hielt Sasuke ihren Blick stand, dann wandte er sich hab, um seine nächsten Worte zurechtlegen zu können. Ein Unterfangen, das dadurch verhindert wurde, weil er nun etwas sah, was ihm bei seiner Konzentrationsfindung so gar nicht half.   Sakuras Mundwinkel zuckten als sie bemerkte, wo Sasukes Aufmerksamkeit gerade lag. Ein schelmischer Ausdruck erschien in ihren Augen, während sie tiefer einatmete und so ihrem Dekolleté bei jedem Atemzug noch etwas mehr Volumen mitgab. Sasuke schluckte hart und seine raue und belegte Stimme verriet, wie sehr ihm dieser Anblick zusagte. Er konnte sich einfach nicht von den wohlgeformten Rundungen lösen, während er stammelte, ohne es zu merken: „Aber … wieso…“. Weiter ließ Sakura ihn gar nicht erst kommen. Sie unterbrach Sasuke, indem sie sich zu ihm über die beiden Armlehnen beugte und in sein Ohr: „Moosmännchen.“, hauchte. Dabei streiften ihre Lippen seine Haut und er konnte nichts anderes tun als zischend die Luft einzuatmen. So schnell wie die Berührung gekommen war, verschwand sie auch wieder. In vollendeter Eleganz lehnte sich Sakura wieder auf ihren Sitz zurück und schenkte ihm einen entzückenden Augenaufschlag als er seinen Kopf hob und sie ansah. Diese kleine Berührung ihres Mundes hatte ausgereicht, um sein Blut in Wallung zu bringen. Sein Herz trommelte in seiner Brust ein wildes Stakkato und plötzlich überkam ihm das Bedürfnis dringend einen Schluck Wein bei der Hand zu haben, denn seine Lippen, eigentlich sein gesamter Mund, samt Kehle, fühlten sich sehr trocken an. Daher brachte er das „Moos … männchen?“, nur kratzig hervor.   Als ob Sakura nur darauf gewartet hatte, dass er sie dies fragte, legte sie ihren Kopf schief und lächelte ihn lieblich an und er vergaß fast, was er eigentlich wissen wollte. Doch sie half ihm wieder den roten Faden zu finden als sie ihm erklärte, was ein Moosmännchen sei. „Das sind die kleinen Waldgeister. Eure Majestät müsste sie kennen, schließlich tauchen sie in Eurem Reich häufiger auf als anderswo…“ – „Ich weiß, was Moosmännchen sind.“, er klang ein wenig schroff. Unbeeindruckt davon korrigiert Sakura ihn. „Wer sie sind, nicht was.“, Sasuke schloss seufzend die Augen und hielt sie geschlossen, damit er sich dieses Mal auch wirklich konzentrieren konnte. Es half nämlich nicht, ständig ihren rosigen Mund und ihre Rundungen im Blick zu haben, obgleich der Klang ihrer Stimme die Lage nicht wirklich verbesserte. Er vernahm auf seine Frage: „Was hat ein Moosmännchen mit dem Ganzen zu tun?“, ihr leises Lachen bevor sie ihm erklärte: „Bei jenem Moosmännchen, von dem hier die Rede ist, handelt es sich um das gleiche Männlein, welches ich damals im Wald antraf als mich eine gewisse Lady für Erdbeeren und Kirschen entsandte.“, sie machte eine künstlerische Pause, damit er Gelegenheit bekam den Hinweis zu verstehen.   „Dieses Moosmännchen war in der besagten Nacht auch zugegen und zeigte mir, was ich zu tun hatte. Wann und wie ...“, bei diesen Worten öffnete er seine Augen, in denen ein erstaunter Blick lag. „… und dass ich mir nichts anmerken lassen sollte. Der Rest, muss dir ja bekannt sein.“   Ja, den Rest kannte er. Leider. Noch immer zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen, sobald er sich an die Details in besagter Nacht erinnerte und jedes Mal überkam ihm eine Wut auf Sakura, weil sie seinem Befehl missachtet und ihm mit ihrem Auftauchen im Gang die größte Angst eingejagt hatte, die er bis zum damaligen Zeitpunkt jemals verspüren musste. Bis zu seinem Lebensende würde er das Bild, wie sie langsam auf die Elfe zugegangen war, um die Phiole in Empfang zu nehmen, nicht mehr vergessen können. Je mehr er sich zu dieser Nacht zurückversetzte, desto intensiver wurde das Gefühl für ihn wieder dort zu sein. Die Rufe seiner Männer drangen dröhnend an seine Ohren und er konnte die dunkle Masse vor seinen Füßen wabern sehen, die nur auf den alles beendenden Befehl wartete…   Plötzlich wurde es an Sasukes linker Gesichtshälfte warm und er blinzelte. Verwirrtes Schwarz traf auf sanftes Grün und im ersten Moment wusste er nicht wo er sich befand. Eine warme Hand lag auf seinem Gesicht und dann prasselte alles wieder auf ihn ein und er realisierte, dass er nicht im Gang mit der Elfe stand und versuchte Sakuras Leben zu schützen, sondern sich auf seiner eigenen Hochzeit befand. Nach dieser Erkenntnis fiel sein Blick auf Sakuras Lippen und er konnte seine Aufmerksamkeit nicht von diesem Anblick losreisen. Ihr Mund war leicht geöffnet, rosig und zart glänzend – die schönste Einladung zum Küssen, die er jemals gesehen hatte. Ohne es wirklich zu bemerken, lehnte er sich der Versuchung entgegen, doch die Finger der behandschuhten Hand strichen ihm über seine Wange und holten Sasuke gänzlich in das Hier und Jetzt zurück. Der Lärm spielender Gaukler drang an sein Ohr und er musste dabei zusehen, wie Sakura sich in ihrem Stuhl zurücklehnte und ihren Blick auf das fahrende Volk richtete, von denen einer jeden Moment Feuer spuckte und ein anderer Schwerter schluckte. Das jubelnde Getöse der Zuschauer prasselte wie ein Schwall kalten Wassers auf ihn ein und Sasuke war dankbar dafür, denn so wurde er sich gewahr, dass er mit seiner Angetrauten nicht alleine war. Mit gespielter Interesse wandte er sich ebenfalls den Gauklern zu, doch ein leises Seufzen konnte er nicht unterdrücken. Wenn ihm jemand gesagt hätte, das Hochzeiten so langwierig sein konnten, er wäre auch mit einer wilden Ehe zufrieden gewesen – aber was tat man als König nicht alles, um der Etikette zu entsprechen, dem Protokoll folge zu leisten und dem Volk dienlich zu sein. Was tat man nicht alles dafür. –   Der abschließende und gleichzeitig besiegelnde Kuss nach der Zeremonie hatte ihn hungrig werden lassen. Schließlich war dieses einfache, fast keusche Aufeinandertreffen ihrer Lippen nichts weiter als ein Windhauch, eine Prise, ein Nichts für ihn gewesen. Es war nur ein Symbol für die anwesenden Gäste, dass er mit Sakura nun und nur vermählt worden war. Aber er wollte mehr, viel mehr.   Sasuke wandte seine Aufmerksamkeit wieder Sakura zu und erneut blieb er an ihrem Dekolleté hängen. Das Heben und Senken ihrer Rundungen bei jedem Atemzug hypnotisierte ihn fast. Wenn er noch länger darauf starrte, würde er sich erneut selbst vergessen – sich und seine Prinzipien und all die Gäste um ihn herum, unter denen sich Sakuras Eltern und Verwandte, Naruto, Narutos Braut, deren Vater – der König des Westens – und dessen erwählter Nachfolger und noch weitere ranghohe Besucher befanden. Widerwillig schloss Sasuke die Augen, um sich von diesem wahrlich köstlichen Bild ab- und den Gauklern abermals zuzuwenden. Er betrachtete das Treiben auf dem Festplatz einige Zeit, ließ dann aber seinen Blick über die geschmückte Tafel schweifen und all die Gäste, die an dieser Doppelhochzeit teilnahmen. Naruto und Hinata würden ihre zeremonielle und traditionelle Feier im südlichen Königreich noch einmal wiederholten müssen, wenn sie keinen Aufstand oder gar eine Rebellion beim Volk provozieren wollten. Schließlich hatte die Bevölkerung lange genug auf die Vermählung ihres Regenten mit der Hyuuga-Prinzessin gewartet und so eine Treue sollte nicht enttäuscht werden.   Sasuke betrachtete das zweite Hochzeitspaar am gegenüberliegenden Tisch und was er da sah, vermieste ihm die Stimmung. Seine Miene verhärtete sich bei der Beobachtung, wie sein bester Freund lachend mit Hinata plauderte und keinerlei Anzeichen besaß, soweit er erkennen konnte, sich von den offensichtlichen Reizen seiner Angetrauten ablenken zu lassen, während bei ihm langsam der Verstand aussetze. Grimmig bedachte er nun jeden verheirateten Mann in der Runde mit einem bösen Blick, denn niemand hatte ihn gewarnt, dass es am Tag der Hochzeit so schwer war, die Zeit abzuwarten bis die Braut am Abend in das königliche Bett geführt wurde, wo dann die Trauung durch den Vollzug des Aktes ihren Abschluss fand. Ein jeder, der ihm seine Ungeduld vorwarf, verkannte, dass auch er nur ein Mann mit gewissen Bedürfnissen war. Mürrisch wandte Sasuke sich den Gauklern wieder zu und ließ seine Gedanken zum Tageprotokoll schweifen, das der Hofzeremonienmeister vorgegeben hatte. Am Schlimmsten würde das Festbankett sein, das direkt vor der Bettführung der Braut stattfand. Er sah sich schon regelrecht auf den heißen Kohlen sitzen. – Ginge es nach ihm, konnte das Bankett ruhig ausfallen oder ohne Sakura und ihn erfolgen, stattdessen würde er die zeremonielle Bettführung gleich selber in der nächstbesten Kammer mit Chaiselongue übernehmen.     „Du scheinst die Ruhe wegzuhaben.“, brummte Sasuke zu Naruto als beide sich im Gang, vom Pissoir zurück zum Fest, getroffen hatten. „Was meinst du?“ „Na was wohl. Jedes Mal, wenn ich Sakura sehe, wünschte ich, es wäre schon Abend.“ Ein nervöses Lachen erklang von Naruto. „Echt jetzt? Glaub mir, ich fühle mich nicht anders und hab dich die ganze Zeit für deine Lockerheit bewundert. Seit heute Morgen habe ich schwitzige Hände und frage mich ständig, ob ich das Ausziehen der Zofe überlasse, oder mich selbst daran versuchen soll.“ Er hatte ihn für was bewundert? Seine Lockerheit? – Sasuke drehte sich Naruto zu, gab aber vorerst nur sein bekanntes „Hn.“, von sich, bevor er erwiderte: „Wieso willst du der Zofe die Freude überlassen?“ Verlegen kratzte sich Naruto am Hinterkopf und sah zu Boden. Er wirkte ein wenig beschämt. „Weil ich befürchte, … nun ja…, dass ich vor Aufregung was an dem Kleid kaputt mache oder Hinata weh tue.“, erneut erklang das nervöse Lachen.   Sasuke verdrehte die Augen. Der einzige Moment, den er für heikel befand, war der Augenblick, wenn er mit Sakura im Bett lag und kurz davor war die Ehe zu vollziehen – alles andere würde ein Kinderspiel sein. Oder etwa nicht? Narutos Verlegenheit ließ ihn kurzzeitig ins Grübeln kommen, aber er verscheuchte die Gedanken mit einer unwirschen Handbewegung. Stattdessen erinnerte er sich an die gestrigen Gespräche mit seinen Männern, die in ihrem angeheiterten Zustand von Dingen sprachen, die eine Frau an ihrem Hochzeitstag kurz vor und während des Aktes tat. Narutos Seufzer unterbrach seine Gedanken und er sah ihn an als er dessen Stimme vernahm. „Ich habe zwar gestern mächtig mitgemischt bei deinem Junggesellenabschied, aber ganz ehrlich… ich habe keine Ahnung, wie ich das heute Nacht hinkriegen soll.“, bei diesen Worten erreichten beide Männer den Torbogen zum Festplatz und blickten zu dem hohen Podest auf der gegenüberliegenden Seite, wo nun ihre Frauen nebeneinandersaßen und dem Ritterturnier erfreut beiwohnten, dass zu ihren Ehren stattfand. Ohne den Blick von Sakura abzuwenden, erklärte Sasuke in einem monotonen Ton: „Du öffnest alles was sich an dem Kleid öffnen lässt. Jede Öse, jeden Knopf, jede Schleife und irgendwann wird es von selbst zu Boden fallen. Damit hättest du ein Hindernis schon mal aus dem Weg geräumt.“ „Ja, und dann?“, lachte Naruto verlegen auf. Als Sasuke ihn ansah, spiegelte sich in den blauen Augen die pure Panik wider und einige Oktaven zu hoch, bekannte sich Naruto dazu: „Ich habe noch nie mit einer Frau geschlafen.“, und fügte resigniert an: „Und ausgerechnet das erwartet eine Frau von ihrem Mann.“   Bei den letzten Worten fühlte sich Sasuke irgendwie vor dem Kopf gestoßen. „Wie bitte?“, platzte es aus ihm heraus, ehe er seine Gedanken sammeln konnte. Von was redete sein Ziehbruder da? Verwirrend sprach Naruto drauf los: „Na, deine Leute haben … also, als sie dich gestern … als sie sich gestern die Späße auf deine Kosten erlaubt haben, da erzählten sie… argh“, er stockte und sah Sasuke eindringlich an, „Hast du ihnen denn nicht zugehört?“ Nein, nicht unbedingt, da reichliche Alkohol geflossen war und der bekanntlich die merkwürdige Angewohnheit besaß, die Selbsteinschätzung in Selbstüberschätzung zu wandeln – besonders was Helden- und Frauengeschichten anging. „Hn.“, war Sasukes Antwort und Naruto jammerte: „Echt jetzt? – Mir bleibt auch gar nichts erspart.“, und mit einem bekümmerten Gesichtsausdruck erzählte er, was Sasuke verpasst oder als irrelevant abgestempelt und vergessen hatte. Naruto holte tief Luft, damit er ohne Punkt und Komma in einem Atemzug durchrauschen konnte. „Also…“, begann er einleitend und dabei sah er seinem Gegenüber fest in die Augen, um sicher zu gehen, dass dieser ihm auch seine ganze Aufmerksamkeit schenkte. „… ein Mann sollte, oder vielmehr muss, seine Freiheiten vor der Ehe nutzen, so lange er noch nicht verlobt ist, um unbescholten seine Erfahrungen mit den Frauen im Bett zu sammeln – vorzugsweise mit einer Mätresse, die danach eine Abfindung in Form von Gold oder eines Anwesens erhält – bevor sich der Mann zu seiner Braut legt. Schließlich erwarte diese, dass ihr Mann weiß, was in der Hochzeitsnacht getan werden muss.“ Sasuke erwiderte Narutos Blick, blieb aber stumm. Nur das Heben seiner Augenbraue verriet, welcher Gedanke sich gerade in seinem Kopf breit machte, bevor er ihn aussprach. „Du weißt schon, dass wir die beiden einzigen königlichen Vertreter einer Gattung sind, die es eben nicht so, wie beschrieben, mit den Frauen hält und diese Vorgabe mit einer Abfindung nur eine Richtlinie ist?“ „Äh.“, erwiderte Naruto mit halboffenen Mund. „Was?“ „Dir ist schon bewusst, dass im Normalfall die Mätresse nicht aus dem Leben des Mannes verschwindet, nur weil er heiratet und dass sich die Ehefrau mehr oder weniger mit ihrer Nebenbuhlerin arrangieren muss.“ „Achso.“, Naruto lachte betreten auf, dann rieb er sich das Kinn. „Warum gehören wir zu dieser, wie hast du es nochmal genannt?“ Sasuke wiederholte sich nicht, sondern ging gleich auf das Warum ein. „Denk nach.“ „Das tu ich doch schon.“, erwiderte Naruto etwas gereizt und bekam dafür ein abgrundtiefes Seufzen zu hören. „Wenn unsere Familien nicht gestorben wären und wir eine normale Kindheit erlebt hätten, was meinst du, wie unsere Heiratspläne dann aussehen würden?“, bei diesen Worten wandte sich Sasuke den beiden Frauen in der Ferne zu und seine Mimik verlor jegliche Emotion. Zuerst wollte Naruto mit einem „Hö?“, herausplatzen aber der ernste Ton und Blick seines Freundes ließen ihn für den Moment innehalten und dann wusste er, worauf der König des hiesigen Reiches hinauswollte.   Bei einer normalen Kindheit wären sie nie Ziehbrüder geworden, hätten niemals im westlichen Reich ihre Jugend verbracht und wären nicht auf einem so unscheinbaren, einfachen und normalen Weg ihren beiden Frauen begegnet. In einer anderen Welt, in der ihre Familien nicht den Tod fanden, wäre eine so innige Freundschaft zwischen ihnen nicht zustande gekommen. Vor allem nicht, weil Sasuke niemals den Königsthron bestiegen hätte – sondern Itachi, sein älterer Bruder. Eine andere als Sakura wäre Königin des nordöstlichen Reiches geworden, eine andere als Sakura hätte womöglich den Platz neben Sasuke eingenommen und wenn sich Naruto sein eigenes Leben vor Augen führte, wie es hätte sein können, so wurde er sich mit einmal schmerzhaft der Tatsache bewusst, dass die Möglichkeit Hinata neben sich zu wissen, mit einmal sehr klein wurde. Nun verstand Naruto auch Sasukes Aussage, sie gehörten einer Gattung an, die es nicht wie beschrieben mit den Frauen hielt, was die Mätressen, das Hörner abstoßen und erste Erfahrungen sammeln, anging. Der Grund für beide saß dort auf dem Podest, einträchtig nebeneinander – ihre Frauen. Sie hatte sie einfach viel zu früh oder besser gesagt in einem Alter kennengelernt, wo andere adlige heranwachsende Jungen von arrangierten Ehen nichts wissen wollten und sich lieber der Verführung einer erfahrenen Kurtisane hingaben, die von den Vätern dafür bezahlt wurde. Sie wurden nicht von einer Mätresse um den Finger gewickelt, die dafür Geld bekam. Nein, sie hatten die reine Unschuld neben sich gehabt und waren dieser auf Gedeih und Verderb verfallen. Der eine früher, trotz seiner Widerspenstigkeit jemals wieder etwas in die Nähe seiner Gefühle zu lassen und der andere später, weil er nun mal begriffsstutzig war und einen längeren Auffassungsweg besaß.   Eine unangenehme Stille herrschte zwischen den beiden Königen und um die zu brechen, sagte Naruto etwas, was Sasukes erstarrter Mimik wieder Leben einhauchte.   „Theoretisch weiß ich ja, wie es funktioniert. Ich befürchte aber, dass die praktische Umsetzung fehlschlagen könnte.“ „Was meinst du?“, jetzt war es Sasuke der für den Augenblick auf der Stelle trat. „Das, worüber wir gerade sprachen.“, entgegnete Naruto mit einem Kopfnicken in Richtung Hinata und Sakura. „Hn.“, sein Gegenüber ließ erkennen, dass er verstanden hatte. Mit einem fast schon unverschämten Ton in der Stimme, erwiderte Sasuke: „Dann ist es ja für uns nur ein Vorteil, dass unsere Frauen genauso viel Ahnung von der Materie haben wie wir.“, und ein seltenes Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. Recht hatte er. Naruto lachte von der Tatsache peinlich berührt auf. „Stimmt. Jetzt wo du es erwähnst.“   Sasuke schüttelte nur leicht seinen Kopf. Glücklicherweise war sein Freund in Sachen Königsein selbstbewusster und schneller von Begriff. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Königinnen, die ihre Köpfe nah beieinanderhatten und sich anscheinend angeregt über das Turnier unterhielten. Bei diesem Anblick, erschien ein kaum wahrnehmbares Lächeln in seinen Zügen. – Zwei Bräute, zwei Königinnen und jede für sich besaß ein Leuchten, dass sie noch strahlender und schöner erschienen ohne dabei in Konkurrenz zu treten.     Kirschblüten verzierten Sakuras Streckfrisur und umschmeichelten das weiße, mit Perlen und Kristallblumen bestickte Band, dass sie statt der Königinnenkrone trug. Das schwere Ding, wodurch sie sich als Königin auszeichnete, würde sie erst tragen, wenn es unumgänglich war.   Sie hatte sich über die Armlehnen zu Hinata gebeugt und flüsterte amüsiert: „Schau, wie sie da drüben stehen und alles betrachten.“ Ihre Freundin folgte dem Hinweis und erblickte am anderen Ende des Festplatzes unter einem Torbogen Naruto und Sasuke. Leise hauchte sie, die Gelegenheit nutzend, dass beide Könige nicht in Hörweite waren: „Hast du eigentlich Angst?“ „Angst?“, verwundert sah Sakura sie an. „Ähm, ja.“, auf Hinatas Wangen erschienen rötliche Flecken und sie erklärte rasch: „Vor heute Nacht.“ „Ouh.“ „Ha … Hast du?“, schon seit langem hatte Hinata nicht mehr gestottert. Die Aufregung vor dem Beischlaf forderte seinen Tribut. „Angst nicht.“, erklärte Sakura nachdenklich. „Es ist mehr eine Art der Nervosität. Aufregung.“, sie lachte. „Ich vermute, die Panik wird sich in mir erst bemerkbar machen, wenn es soweit ist.“ „Verstehe. W… Wie wirst … du dann reagieren?“ „Hm?“, perplex über diese Frage blinzelte Sakura. „Was meinst du?“ „Na ja.“, Hinata schluckte. „Wirst du … das tun, was uns die Frauen gestern Abend … em–pfohlen haben? … Also … also, ruhig liegen bleiben?“   Daher wehte der Wind, dachte sich Sakura und sie lehnte sich etwas in ihrem Sitz zurück, während ihr ein „Achso.“, über die Lippen kam, zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.   Am vorangegangen Abend hatte nicht nur die Verabschiedung vom Junggesellendasein für Naruto und Sasuke stattgefunden, wobei Letzterer als König des Nordens vorrangig alle herben Späße über sich ergehen lassen musste, auch die Damen nutzten die Gelegenheit um den zukünftigen Königinnen Ratschläge für eine glückliche Ehe mitzugeben und gleichzeitig die Mitgiften zu begutachten. Dabei stellte sich rasch heraus, je später der Abend wurde und je mehr Wein floss, desto öfter reagierten die edlen Frauen nicht ganz so souverän, wie im nüchternen Zustand. Mit einmal fingen sie an aus dem Nähkästchen zu plaudern und die Verheirateten unter ihnen berichteten von ihren eigenen Hochzeitsnächten und irgendwie, so empfand Sakura es, klang alles gleich. Bis kurz vor ihrer Vermählung am frühen Morgen hatte sie darüber nachgedacht. Der Mann würde nach der Bettführung nach der Zofe seiner Frau rufen lassen und in seine Ankleidekammer gehen, wo ihm sein Kammerdiener ebenfalls beim Entkleiden half. Sobald die Braut dann im Bett lag, hatte die Zofe nur noch die Pflicht dem Kammerdiener ein Zeichen zu geben, damit dieser seinem Herrn Bescheid sagen konnte. Der Mann würde sich dazulegen und den Akt vollziehen. Natürlich in Nachtbekleidung. Welche Eheleute wollten schon wissen, wir ihr Partner nackt aussah? Nach dem Vollzug würde der Mann noch eine Weile bleiben und entweder nochmal seiner Lust nachgehen oder das Gemach verlassen und weiterfeiern. Auf die Frage, was die Frau während des Aktes und danach tat, bekam Sakura nur gesagt: Liegen bleiben.   „Ich glaube, ich werde dem Rat nicht nachkommen.“, antwortete Sakura in Hinatas Richtung und errötete. Seit dem gestrigen Gespräch kreisten ihre Gedanken um den Sommerabend im Jagdschloss ihres Vaters. Selbst wenn sie die größte Selbstbeherrschung der Welt besaß, die eine Frau nur besitzen konnte, würde es ihr unmöglich sein ruhig liegen zu bleiben oder gar nichts zu tun, wie es ihre Anstandsdame empfahl. „Aber … meinst du nicht, … es … es wäre besser?“, flüsterte Hinata. „Nein. Glaub mir, dass kannst du gar nicht.“, erwiderte Sakura und im selben Moment merkte sie, was sie da gesagt hatte. Der Gesichtsausdruck ihrer Freundin bestätigte den Verdacht und so erklärte sie rasch: „Nicht, dass du denkst, ich bin keine Jungfrau mehr. D … das bin ich nämlich … noch.“ Sie hatte gerade noch so sicheren Boden unter ihre Füße bekommen.   „Ah, … oh, a … aber woher willst du wissen, wie du … was du, na ja ...“, ein verlegenes Lachen erklang von Hinata, die angefangen hatte an ihrem Kleid zu nesteln. Sakura sah sich gezwungen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Mit halbgeöffneten Mund lauschte ihre Freundin und die Augen wurden immer größer. „Ouh. Sakura.“, erwiderte sie anschließend, „Was wäre passiert, wenn …, wenn er dein Vater euch nicht gesucht oder schlimmer noch, euch in dem Nähzimmer erwischt hätte?“ Ja, die Fragen hatte sie sich hinterher auch schon gestellt und im Nachhinein war ihr auch bewusst geworden, wie gefährlich das Ganze gewesen war. Trotzdem, die Erinnerung daran verursachte immer wieder von Neuem ein Prickeln auf ihre Haut und ließ ihr Herz schneller schlagen.   Hinata sah auf ihre Hände hinab. Ihr Zeigefinger tippten aneinander und sie fragte sich, warum von Naruto kein Vorstoß in dieser Richtung gekommen war. Sie zweifelte nicht an seiner Liebe, schon gar nicht seit er den Fluch gebrochen hatte. Außerdem gab es in der Vergangenheit hier und da Begebenheiten, wo er ihr einen Kuss flüchtig auf die Stirn oder auf die Wange gegeben hatte. Zweimal sogar auf den Mund und sie war auch nicht böse darüber, dass er sie nicht wie Sasuke es mit Sakura tat, in irgendeine dunkle Kammer zog oder mit ihr in den Schatten von Bäumen oder Mauernischen verschwand. – Aber trotzdem… Sakura bemerkte, wie still und zurückgezogen ihre Freundin agierte und sie wandte sich ihr zu. „Was ist los?“ Hastig und ohne aufzusehen, sagte Hinata nur: „Äh … nichts.“, sie hoffte, diese Antwort würde reichen aber da kannte sie Sakura schlecht, denn deren Stimme erklang sehr energisch und eindringlich. „Hinata.“, die Angesprochene zuckte zusammen. „Ich sage es nur ungern, du wirst noch sehr oft die Gelegenheit bekommen dir Gedanken und Grübelfalten zu machen, so viele du willst aber nicht heute.“ Ein wehleidiges Seufzen erklang. „Ich.“, begann Hinata. Ihr Blick schweifte über die feiernden Gäste und Ritter, die sich auf ihren Rössern bereit machten, um den Tjost zu reiten. Sie rang mit sich und fand den Mut weiter zu sprechen erst wieder, nachdem der erste Speer unter lauten Getöse der Zuschauer am Schild des Gegners zersplitterte. „Ich frage mich nur, wenn Sasuke … warum Naruto nicht versucht … also…“, Sakura unterband Hinatas Versuch sich zu Erklären. Ihre Freundin sollte sich nicht an solch einem Tag damit rumquälen die richtigen Worte zu so einem heiklen Thema zu finden.   „Wenn du wüsstest.“, entgegnete sie lächelnd. „Wie … was … was willst du damit sagen?“ Sakura lehnte sich zu Hinata, ohne die Ritter, die nun zum Schwert griffen, aus den Augen zu lassen. „Glaub mir, Naruto hat Versuche unternommen, aber leider waren zwischen dir und ihm beschwerliche Hindernisse. Ino hat nämlich zusätzlich zu den Sicherheitsmaßnahmen deiner Familie ihre neue Zofe vor deiner Tür postiert. Du verstehst sicherlich, dass er irgendwann aufgeben musste. Bei so viel Widerstand.“ „Oh. Woher weißt du das?“ „Ino!“, war die schlichte Erklärung. „Sie hat es mir letztens beim Tee erzählt als du deine nachgereiste Schwester empfangen hast.“ Nach dieser Information sah Hinata sehr erstaunt aus. Sie konnte es gar nicht fassen. „Du meinst…?“ „Ich meine nicht nur. Ich weiß es. Er hat sich sogar bei Sasuke beschwert, dass vor deinen Räumlichkeiten so viele Menschen stehen und er selbst am Tag nicht einmal die Gelegenheit bekommt mit dir allein zu sein.“, diese Worte sorgten dafür, dass Hinata vor Freude rot wurde.     Noch immer standen die beiden Könige unter dem Torbogen und Naruto starrte gedankenverloren Hinata an. Ein versonnenes Lächeln zeichnete sein Gesicht. In ihrem cremefarbenen Kleid aus edlen Brokat und Stickereien aus goldenen Fäden, sah sie für ihn einfach nur bezaubernd aus. Das goldene Diadem auf ihrem dunklen Haar war ein Erbstück seiner Ur-Großmutter gewesen und es rührte ihn, dass sie seine Familie auf diese Art ehrte. Er beobachtete, wie Sakura sich zu Hinata neigte und bedachte auch sie mit einem kurzen Blick, dann wandte er sich an Sasuke. „Sehen schon gut aus, oder?“ Sasuke erwiderte nichts Natürlich sahen sie gut aus, wobei er nur Augen für seine Frau hatte, die in ihrem weißen Kleid aus südländischer Spitze steckte und das er ihr heute Abend entweder vom Leib reißen oder langsam, Schleife für Schleife, Knopf für Knopf öffnen würde. Es war ein Kleid mit Raffinesse, er musste es zugeben auch wenn er nicht viel von diesen Frauendingen verstand. Aus der Entfernung erschien es schlicht und selbst das Dekolleté machte kaum Eindruck, aber das war ein Trugschluss, wie er selbst festgestellt hatte. Seine erste Empfindung von dem Kleid, war zwar mit viel Herzklopfen einhergegangen aber er hatte sich mehr erwartet. Erst als sie direkt vor ihm stand und zu ihm durch den Schleier aufschaute, konnte er die Finesse erkennen. Edle Stickereien von kleinen weißen Kirschblüten verzierten den oberen Bereich und wurden nach unten hin auf den Rock immer größer. Weiß auf Weiß. Nur in der Nähe gut erkennbar und umso faszinierender zu betrachten. Von vorne war das Dekolleté schlicht aber ein Blick schräg von oben, brachten die Rundungen hinter der Spitze zum Vorschein. Bei der Erinnerung leckte Sasuke sich über die Lippen. Er spürte einen Schlag von Naruto auf die Schulter. Seufzend sagte er: „Ja, doch. Sie sehen gut aus.“   „Bitte?“, Naruto starrte ihn an und Sasuke starrte verwirrt zurück. Seine Verwirrung legte sich auch nicht als er von seinem Ziehbruder die Aussage „Falsche Antwort auf die Frage.“, vernahm. Während der König des hiesigen Landes gedanklich über Sakuras Kleid sinniert hatte, war Naruto schon zu einem anderen Thema gewechselt. Entsprechend reagierte Sasuke: „Was?“ Seine Unaufmerksamkeit wurde mit einem Kopfschütteln quittiert und der Anklage: „Du hast mir nicht zugehört. Nicht wahr? – Ich habe gesagt, dass mit den Strumpfbändern steht auch noch an. Nach dem Bankett.“ Strumpfbänder. Diese Bezeichnung ratterte durch Sasuke Kopf. Strumpfbänder? – Strumpfbänder! Die Rädchen rasteten klickend ein und sein Blick suchte Sakura, sofort wandte er sich aber von ihr ab und Naruto zu, dann betrachtete er wieder Sakura und entschloss sich seine Aufmerksamkeit Naruto zu widmen. Matt klang seine Stimme als er monoton „Die Strumpfbänder.“, sagte. Wie hatte er das nur vergessen können? Bei einer Hochzeit war es Brauch, das Strumpfband der Braut nach dem Bankett ins Volk zu werfen. Das war der leichte Teil, der Schwere kam davor. Die Braut saß auf einem Sofa oder einem Stuhl und musste es sich gefallen lassen, dass ihr Mann mit dem Kopf voran unter das Kleid tauchte und mit den Zähnen ihr das Strumpfband vom Bein streifte und alles vor den Augen der Gäste, die das natürlich als ein erheiterndes Spiel ansahen und gleichzeitig sollte es die Stimmung zwischen den Eheleuten noch mal heben. Sasuke fasste sich an die Stirn. Wie sollte er das überleben, ohne Sakura durch allzu viele Berührungen in Verlegenheit zu bringen und danach selber ohne roten Kopf unter ihrem Rock wiederaufzutauchen. Narutos Trauermiene verriet ihm, dass es diesem nicht besser erging bei diesem Gedanken.     Die Zeit schritt voran. Den Paaren war es zu langsam, den Eltern zu schnell und die Gäste bekamen vom Voranschreiten kaum etwas mit. Nach dem Ritterturnier waren beide Bräute, ganz nach Tradition am Hochzeitstag, zu den schönsten Frauen gewählt worden. So überraschend schnell der Abend nun doch gekommen war, verging auch das Festbankett. Die Köche des Uchiha-Reiches hatten sich selbst übertroffen und aus jedem Herrschaftsgebiet die landestypischen Speisen aufgetischt. Nachdem alle Dessertteller abgeräumt und Damen wie Herren eine gewisse Zeit erhalten hatten, zum Auffrischen oder für einen kleinen Verdauungsschnaps, kam nun der Moment des Strumpfbandes. Dem königlichen Paar aus dem Süden wurde der Vorrang gelassen.   Naruto lächelte nervös Hinata an, die vor ihm auf einem Stuhl saß und ein ebenso angespannten Gesichtsausdruck zurückgab. Langsam zog sie den Saum ihres Kleides um einige Zentimeter nach oben, während Naruto auf die Knie ging und mit hochroten Kopf unter das Kleid seiner Frau schlüpfte. Aus den Zuschauerreihen waren die ersten gedämpften Lacher zu hören und einige unverheiratete Männer ließen es sich nicht nehmen dem König viel Glück bei der Suche zu wünschen. Von den Zurufen und der ganzen Situation peinlich berührt, glich Hinatas Gesichtsfarbe erneut einer Tomate. Bei diesem Anblick zückten alle verheirateten Damen, die das schlimmste Erwarteten, das Riechsalz aus ihren Retiküls. Schon öfters war es vorgekommen, dass junge Bräute das Atmen vergessen hatten und dann in Ohnmacht fielen. Hinata sog die Luft scharf ein als sie Narutos Mund an der Innenseite ihres Beines wahrnahm. Aus Reflex trat sie nach ihm, worauf er für alle vernehmbar „Au!“, murmelt und die Zuschauer erheitert auflachten. „Entschuldigung, Naruto.“, piepste sie. Ihr war das ja so peinlich und während Naruto das Band mit den Zähnen zu packen bekam und es nach unten zog, vergrub sie ihr hochrotes Gesicht hinter den Händen. Danach dauerte es nicht mehr lange und Naruto tauchte, triumphieren grinsend mit dem Strumpfband zwischen den Zähnen, unter den Röcken auf. Alles jubelte und Hinata schnappte erstmal nach Luft. Sie hatte die gesamte Zeit über, vor Aufregung, nur kurze Atemzüge getan und wäre das Ganze noch länger gegangen, hätte sie das Riechsalz benötigt, welches bei einigen Damen wieder im Retikül verschwand. Verlegen lächelten sich die beiden an und sie konnte in Narutos Augen ein verlangendes Glühen erkennen. Reflexartig schloss sie ihre Beine, ließ sich aber von ihm aus dem Sitz aufhelfen. Naruto ließ es sich nehmen und beugte sich zu ihr hinunter. Seine Stimme war nur ein Hauch aber sie glaubte jeder könne ihn hören und so unterband sie rasch seine Frage bezüglich des vorhandenen, nicht Vorhandenseins ihrer Unterwäsche. „Naruto. Nicht…“, piepste sie. Ihr Herz schlug gerade Purzelbäume und sie wünschte sich sofort in der Masse der Zuschauer verschwinden zu können, damit der Fokus auf das zweite Paar in der Runde fiel.    Nun waren Sasuke und Sakura an der Reihe und beide wussten nicht, wer nervöser war. Sakura ließ sich leicht zitternd auf der vordersten Kante des Stuhls nieder und krallte ihre Finger in die Armlehnen. Sasuke kniete ebenso vor ihr, wie zuvor Naruto bei Hinata. Er hob den Saum ihres Kleides selber an und schon war er mit dem Kopf darunter verschwunden. Sofort erhoben sich die Stimmen der Zuschauer zu Sticheleien und Anfeuerungen, gleichzeitig erhöhte sich ihr Herzschlag und es kostete sie all ihre Willenskraft keinen Laut des Wohlwollens von sich zu geben als sein Atem über ihre Haut strich. Was sie nicht unterbinden konnte, war das Prickeln und die Hitze, die sich von ihrer Körpermitte aus langsam in ihr ausbreitete – mit diesen Empfindungen kam auch eine Erinnerung…   Rasch biss sie sich auf die Zunge, dafür war keine Zeit. Schuld an ihrem Gefühlswirrwarr war Sasuke. Seine amourösen Bemühungen um sie hatten zugenommen, nachdem er seine Verlobung ihren Eltern gegenüber erneuert hatte. Mehr als einmal rügte sie ihn deswegen, schließlich hätte er dafür auch die Zeit nutzen können als sie noch das Bett mit ihm teilte. Der Archiater hat dies untersagt, erklärte er dann ständig. Pff, von wegen. Es war doch nur wegen dem Nervenkitzel und der Tatsache, dass sie seit der Ankunft ihrer Eltern nicht mehr bei ihm schlief, sondern in den Gemächern der Königin. Misstrauisch wie ihr Vater war, was Sasukes Manieren in gewissen Dingen anging, veranlasste er Patrouillen aus dem eigenen Fürstentum vor ihren Räumlichkeiten, die des Nachts wache hielten und ihre Mutter sorgte mit den Gesellschafterinnen am Tag für den nötigen Anstand. Zusätzlich schlief jede Nacht eine Kammerdame in ihrem Gemach.  Genau den gleichen Schutz bekam auch Hinata von ihrem Verwandten und Cousin Neji, der wegen der noch immer im westlichen Reich herrschenden Regel, dass nur männliche Nachkommen den Thron besteigen durften, amtierender Kronprinz des Westens war.   Sakura biss die Zähne zusammen und bohrte ihre Fingernägel in den Stoff des Stuhls. Sie atmete nur noch durch die Nase, um ja keinen Laut über ihre Lippen kommen zu lassen. Sein Mund streifte ihre Haut und sie spürte, dass er das Strumpfband langsam mit den Zähnen über ihr Bein nach unten zog, im gleichen Moment hätte sie ihre Vorsätze, keinen Ton von sich zugeben aber über Bord geworfen. Dieser Mistkerl, schoss es ihr durch den Kopf. Sasuke ließ seine Hand an der Innenseite ihres Beines entlanggleiten, immer weiter nach oben. Er war kurz vor … sie musste sein Tun unterbinden und wusste sich nur noch mit einer Möglichkeit Abhilfe zu schaffen. Alle würden es als Reflex ansehen, wie bei Hinata – also trat sie nach ihm. Sofort schwollen das Gelächter und die spöttischen Zurufe an und seine Hand verschwand. Diese Spierleien konnte er sich für nachher aufheben. Endlich kam Sasuke unter ihrem Kleid hervor und wie bei Naruto zuvor, trug auch er das Stumpfband zwischen den Zähnen. Er nahm es in die Hand und hielt es wie eine Trophäe empor und der Saal jubelte. Sakura schloss in diesem Moment die Augen. An ihre Schläfe pochte ein Nerv. Er sollte es nur nicht übertreiben mit seiner Triumphdarstellung. Mit einem Lächeln ordnete sie die Röcke ihres Kleides und war froh, dass ihr einige Damen aufhalfen, denn ihre Beine fühlte sich sehr zittrig an.     Endlich war es soweit und seine Hände waren viel zu schwitzig. Immer wieder rieb er sich die Handinnenflächen an seinem weißen Wams ab. Sein Mund war vollkommen trocken und die Karaffe stand zu weit entfernt, um sie mit wenigen Schritten zu erreichen, denn jeden Moment konnte Sakura durch die Tür geführt werden. Allein der Gedanke daran, ließ sein Herz schneller schlagen. Jetzt ahnte er, wie sich Naruto vor einigen Stunden gefühlt hatte … der König des Südens würde die Hochzeitsfeier zwar nochmal in seinem Land für sein Volk wiederholen, aber die Pflichtkür stand in dieser Nacht für ihn genauso an. Sein Blick schweifte zum Bett, das Weiß bezogen worden war, selbst der Baldachin. Eine Augenbraue ging ihm bei diesem Anblick nach oben und er fragte sich, was seine Dienerschaft sich dabei gedacht hatte. Glaubten sie, er würde mit Sakura auf das Dach des Bettes klettern und die Nacht dort mit ihr verbringen? – Es klopfte und Sasuke zuckte zusammen. Gespannt starrte er auf die Tür und beobachtete, wie ein Diener sie öffnete und Fürst Haruno mit seiner Tochter an der Hand den Raum betrat. Sie trug wieder den Schleier vor ihrem Gesicht, so wie am Morgen ihrer zeremoniellen Vermählung. Sasuke nickte dem Fürsten zu und straffte die Schultern. Der Fürst grüßte zurück und übergab die behandschuhte Hand seines Kindes in die des Priesters, der nach den beiden eingetreten war. Im Hintergrund konnte er die strahlenden Gesichter von Freunden, Bekannten und adligen Gästen sehen, die versuchten einen Blick in das Gemach zu erhaschen. Die Frauen trugen in ihren Händen noch die blühenden Kirschzweige, mit denen sie zu Ehren Sakuras ein Spalier bis zu diesen Raum gebildet hatten. Zuvor war für ihn ein Tunnel aus Schwertern, Säbeln und Degen von seinen Soldaten und den männlichen Gästen errichtet worden.   Der Priester war mit Sakura bei ihm angekommen und legte ihre Hände in die Seinen. Er schlang ein weißes Band drumherum und dann sprach er noch einmal den Segen vom Morgen für das Paar und das Bett und ging. Sakuras Blick folgte dem Priester und dann sah sie zu ihrem Vater. Dieser lächelte sie an. Am Morgen hatte er sie zu ihrem jetzigen Gatten geführt und ihre Hand in die seines Schwiegersohnes gelegt und jetzt, gleich, jeden Moment würde er den Raum verlassen. Natürlich würde sie immer sein kleines Mädchen bleiben aber sobald sich die Tür hinter ihm schloss, war nicht mehr er für sie verantwortlich, sondern Sasuke und sie musste sich den Pflichten und der Würde fügen, die ihr als Königin auferlegt worden. Sasuke glaubte in den Augen des Fürsten das verräterische Glitzern von Tränen gesehen zu haben, bevor er aber weiter darüber nachdenken konnte, schloss der Priester unter dem Beifall der Gäste die Tür, wobei es sich viele nicht nehmen ließen „Eure Hoheit, nur nicht nervös werden“ – „Lady Sakura, lauft nicht davon“ – „Augen zu und durch“, zu rufen.   Eine drückende Stille breitete sich aus und Sasuke schluckte hart. Den ganzen Tag hatte er diesen Moment herbeigesehnt und jetzt, jetzt fürchtete er ihn. Er ließ Sakuras Hände los und hob ihren Schleier an. Einmal in Bewegung löste er ihn und zusammen mit dem Haarband fiel dieser achtlos auf den Boden, dabei bemerkte er, dass die Zofen etwas an der Frisur getan haben mussten, denn die Hochsteckfrisur zerfiel und das rosa Haar floss in zarten Wellen hinab. Seine Fingerspitzen strichen sanft an ihrem Hals entlang und dann umfasste mit einer Hand er ihren Nacken, zog sie an sich und konnte sie endlich küssen. Seit dem Morgen hatte er darauf hin gefiebert, diese verführerischen rosigen Lippen zu erobern und das nicht auf die keusche und unschuldige Art.     Nie war es Fürst Haruno so schwergefallen, wie in diesem Augenblick, seine Tochter zurücklassen zu müssen. Nur sein Wissen, dass Uchiha Sasuke ihr die Welt zu Füßen legen würde, wenn sie es sich wünschte, versöhnte ihn mit dem Gedanken, dass seine einzige Tochter die Heimstädte für immer verlassen hatte. Er blickte über die Schulter zurück zu der Tür, hinter der sich der König mit seiner Königin befand und ihm wurde mit einmal warm ums Herz als ihm ein Monolog in den Sinn kam, den er einst von seiner Frau zu hören bekam.   „Was soll nur aus dem Mädchen werden. Ich hatte gehofft, die Zeit am königlichen Hof der Hyuugas, würde ihrem Benehmen guttun und nun sieh sie dir an. Was sollen nur die beiden Kronprinzen denken. Das wir eine Wilde als Tochter haben? – Ich verstehe es nicht und ich verstehe dich nicht. Anstatt sie zu rügen, belohnst du ihre schlechten Leistungen im Nähen, Musizieren und in der Malerei, indem du sie frei in der Natur ausreiten lässt ohne Begleitung, ihr Fechten, das Bogenschießen und vor allem … ja, vor allem, das Klettern auf Bäume beibringst. Das du dich nicht schämst. Nein, du lachst uns alle aus, wenn wir besorgt sind, dass dem Mädchen was passiert. Aber das Eine sage ich dir, wenn ihr etwas zustößt, dann bist du schuld. Sie ist meine Tochter und eine Tochter, sollte nach ihrer Mutter kommen … und nicht nach ihrem Vater. … Es hat sich schon rumgesprochen, wie wild Sakura ist. Wer will schon so eine aufmüpfige, belesene Person heiraten. Ich sehe es schon kommen, sie wird bei einem ihrer Ausritte weggefangen und die Frau eines dahergelaufenen Landstreichers oder eine ewige Jungfrau bleiben.“, und da war seine Frau in Tränen ausgebrochen. „Mein einziges Töchterlein.“ –   Und nun. Nun war ihr einziges Töchterlein eine Königin.     Naruto seufzte. Nicht einmal vor einer guten halben Stunde, hatte er dabei zugesehen, wie Sakura in dem königlichen Gemach verschwand und jetzt war es bei ihm soweit seine Braut in Empfang zu nehmen. Der Nachteil einer Doppelhochzeit wurde ihm beim Gang durch das Spalier offensichtlich aber das würde er für sein Volk ja noch einmal wiederholen und dann konnten Sasuke und Sakura ebenfalls mit anwesend sein. Es klopfte und Naruto glaubte jeden Moment in Panik ausbrechen zu müssen. Die Tür öffnete sich und König Hyuuga trat mit Hinata ein. Bei ihrem Anblick wurden dem König des Südens die Knie weich und er brauchte seine gesamte Konzentration, um nicht einzuknicken. Wie durch einen Nebel hindurch, bekam er mit, dass der Priester ihm die Hände von Hinata in seine eigenen legte und vor lauter Aufregung drückte er ein wenig zu fest zu, sodass von ihr leiser Ton kam. Hinata sah nicht zu ihrem Vater als dieser die Räumlichkeiten verließ und die Tür geschlossen wurde, ihr Blick galt alleine Naruto, der sie zwar ansah aber irgendwie auch wieder nicht. Nachdem der Lärm erlosch und beide nun allein im Raum standen, flüsterte sie: „Naruto?“ „Was?“ Sie hob sacht ihren Schleier und in diesem Moment kam Naruto in das Hier und Jetzt wieder zurück. Er wollte ihr zuvorkommen und kam mit ihren Händen ins Gehege. Erschrocken blickten sich beide an und plötzlich mussten sie lachen. Ihr zartes, zurückhaltendes aber warmes Lachen war die schönste Melodie in seinen Ohren, die er je vernommen hatte. Naruto nahm seinen ganzen Mut zusammen und lächelte seine Frau an, dann löste er den Schleier vollends von ihren Haaren und legte diesen samt des Diadems auf einen neben ihn stehenden Tisch.   „Hinata.“, sagte er leise und sie blickte aufmerksam zu ihm auf. „Danke.“ „Wofür?“, sie neigte ihren Kopf und sah ihn fragend an. Er schluckte. „Danke, dass du meine Frau geworden bist.“, ihre Wangen färbten sich bei diesem Bekenntnis rot. „Und Entschuldigung.“ „Für was?“, in ihrem Blick lag die Verwunderung. „Das ich damals deine Haare angesengt habe, dich in den Teich geschubst habe, nachts auf den Gängen erschreckt habe, dich ständig geärgert habe … für all das und vieles mehr will ich mich hier und jetzt entschuldigen.“ „Ne … nein, das musst du nicht.“ „Doch.“, er lächelte sie an. „Denn trotz meiner Verfehlungen hast du nicht nein gesagt als ich um deine Hand angehalten habe.“ „Wie hätte ich…“, er ließ sie aber nicht aussprechen. Mit einem Kopfschütteln unterbrach er sie. „Du hättest nein sagen können.“ „Nein, d … das hätte ich nicht.“, sie wollte es aussprechen, traute sich aber nicht zu sagen: weil mein Vater dies doch schon entschieden hatte. Naruto nahm ihre Hände in die Seinen und führte sie an seinen Mund. Er küsste ihre Finger und sagte dann: „Ich habe vorher nicht bei deinem Vater um deine Hand angehalten als ich dich gefragt habe.“ Hinatas Augen wurden groß und rund. Ihr Mund öffnete sich leicht aber sie blieb stumm, dafür sprach Naruto weiter. „Jetzt, wo du dies weißt. Wie würdest du dich …“, nun war es Hinata die ihn unterbrach. „Ja.“, hauchte sie. „Meine Antwort würde immer ja lauten. Ja, ich will.“   Naruto sah ihr in die Augen und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf ihren. Hinata konnte gar nicht so schnell reagieren und ließ es einfach geschehen. Seine warmen Hände umfingen ihr Gesicht und sie vergrub ihre Finger in seine Kleidung und genoss sein Liebe.   [End. Kapitel 24] Kapitel 25: Special ------------------- Der Kuss war vorüber und nun? … Er betrachtete sie atemlos, während sein Herz im wilden Galopp dahinjagte. Sie schien nicht weniger von der Intensität der körperlichen Zärtlichkeiten beeindruckt zu sein. Warm ruhten seine Hände in ihrem Nacken und auf ihrem Rücken, gaben ihr Halt und drängten sie gleichzeitig an seinem Körper, wodurch er neben ihrem Zittern auch das bebende Klopfen ihres Herzens spürte. Sein Blick glitt aufmerksam über ihr Gesicht und blieb an dem geröteten, halbgeöffneten Mund hängen. Ein Zucken erfasste seine Lippen und er verzog sie zu seinem schelmischen Grinsen. In seinen blauen Augen blitzte die Begierde nach mehr auf und sie reagierte, indem sie ruckartig nach Luft schnappte. Reflexartig übte er mit der Hand auf ihrem Rücken einen besitzanzeigenden Druck aus, woraufhin ihr ein wimmernder Ton entkam.   Naruto löste den Blick von den rosigen Lippen und sah auf. Blau traf verlangend auf hellen Flieder und für den Bruchteil eines Herzschlages stand die Welt für beide still, bevor sich Naruto zu ihr hinunterbeugte und erneut ihren Mund zu seinem Territorium erklärte. Sein Körper drängte sich an ihren und brachte sie ungewollt dazu rückwärts zu taumeln, da sie seinem Verlangen nicht standhalten konnte. Begierig folgte er jedem ihrer Schritte bis sie, von den eigenen Röcken behindert, das Gleichgewicht verlor. Erschrocken löste Hinata den Kuss und fand sich auf der Chaiselongue sitzend wieder. Noch immer hielt sie sich an Narutos Hemd fest und so hatte dieser keine andere Wahl für sich gesehen als dem übereilten und plötzlich auftretenden Gezerre Folge zu leisten. Er hatte es rechtzeitig geschafft, die Hände von ihr zu lösen und Halt an der rückwärtigen Lehne zu finden. Nun stand Naruto heftig atmend über Hinata gebeugt und blickte überrascht vom Positionswechsel auf sie herunter. Sie blinzelte ihm nicht mindererschrocken entgegen und er glaubte zu sehen, wie ihre Wangen eine noch dunklere Rotfärbung annahmen. Das Heben und Senken ihres Busens forderte seine Aufmerksamkeit und sofort nahm das Schlagen seines Herzens zu. Plötzlich fühlten sich seine Hände, eigentlich alles an ihm, sehr schwitzig an. Hinata versuchte das unangenehme und hitzige Glühen in ihrem Gesicht zu ignorieren, während sie fasziniert beobachtete wie er sich über die Lippen leckte. Für einen Moment setzte ihre Atmung aus und schon wieder stand die Zeit still, doch dieses Mal nur für sie. Gerade noch rechtzeitig erinnerte sich sie daran, wie wichtig Luft zum Leben war. Ihr hastiges Einatmen überspielte sie mit der Frage: „S … soll ich m-meine Zo-Zofe rufen?“   Naruto brauchte einen Moment bis er die Bedeutung ihrer Worte verstand. Erneut befeuchtete er seine Lippen und erinnerte sich an Sasukes Antwort als er ihm wenige Stunden zuvor eine ähnliche Frage zu diesem Thema gestellt hatte. Wieso willst du der Zofe die Freude überlassen? – Stimmt. Wieso eigentlich? Als er seine Stimme erhob, kratze sie bei seinem „Nein“, und atemlos hauchte er rau: „Ich will dich entkleiden.“ Hinatas Augen wurden groß. Zögerlich aber auch weil sie nicht wusste, wie sie sonst reagieren sollte, entgegnete sie zittrig: „Oh … na-natürlich.“ Ihre Finger lösten sich von seinem Hemd und strichen über den Stoff als ihre Arme kraftlos nach unten sanken. Erst auf ihrem Schoss fanden die Hände einen neuen Halt. Naruto ließ sich steifer in seinen Bewegungen als sonst neben Hinata auf der Chaiselongue nieder. Mit einem Bein kniete er auf dem Sitzpolster, um seiner Frau die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Hinata wusste, was sie jetzt zu tun hatte, dennoch tat sie sich schwer ihm ihre Rückansicht zuzuwenden. Sie fühlte sich dabei so ungelenk an. Ihre Finger zitterten als sie sich die Haare über die Schulter strich, damit diese beim Öffnen der Schnüre und Haken nicht im Weg waren. Ein elektrisierendes Beben erfasste ihren Körper und alles in ihr spannte sich an als sie auf Narutos Berührung wartete. Sie ließ ihren Blick über die Einrichtung schweifen aber wirklich wahrnehmen tat sie nichts davon. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt ihrem Mann.   Naruto betrachtete konzentriert die Schnürung und blinzelte. Er legte den Kopf leicht schief und fragte sich, weshalb das Öffnen von Frauenkleidern nicht auf dem Unterrichtsplan stand, den Sasuke und er von verschiedenen Privatlehrern erteilt bekommen hatten. Stattdessen waren Waffenkunde, diplomatische Konversation und Tanzen immer wieder drangenommen worden, obwohl er befand, dass diese Sache hier, vor ihm, eine höhere Priorität besaß als … als zumindest der Tanz. Schließlich war der Umgang mit Waffen essentiell, wollten Land und Leute und das eigene Leben geschützt sein und ein wenig Diplomatie, gepaart mit Konversation, schadete auch nie, um kleinere Sticheleien nicht zu einem Krieg anschwellen zu lassen.   Unruhig schwebten Narutos Hände über Hinatas Rücken und in seinem Kopf brachen die Zweifel empor, ob es nicht doch besser gewesen wäre, die Zofe holen zu lassen – da kamen ihm aber auch schon Sasukes Worte wieder in den Sinn. Pah! Was der Uchiha konnte, würde er locker schaffen. So schwer konnte das eigentlich nicht sein, oder?   Naruto holte tief Luft. In seinen Augen flammte die Entschlossenheit auf als er mit einem ernsten Gesichtsausdruck begann die Schleifen und Haken zu lösen, wobei er die Deko nicht immer von den echten Verschlüssen unterscheiden konnte. Daher dauerte es und jedes Mal, sobald er bemerkte, dass er an der falschen Stelle hantierte, fluchte er leise. Bei jedem seiner Flüche formten sich Hinatas Lippen zu einem zarten Lächeln.  Dass er irgendwie dem Ziel näherkam, spürte sie an der Enge ihres Mieders. Es begann sich zu lockern. Erneut stellten sich die feinen Härchen auf ihrer Haut auf und als ihr Dekolletee den Halt verlor, überkreuzte sie nach Luft schnappend die Arme vor ihrem Körper. Naruto schluckte als ihr Unterkleid zum Vorschein kam. Seine Hände wanderten unter das geöffnete Kleid und streiften es so weit wie möglich von ihren Schultern, da sie aber die Arme verschränkt hielt, stoppte er bald. Seine Stimme kapitulierte, er räusperte sich und krächzte heißer: „Du … du …`stehen“. Vor Aufregung verhaspelte er sich und brachte nur die Hälfte des Satzes hervor. Trotzdem wusste Hinata was er meinte. Im Stehen konnte so ein Kleid besser gehandhabt werden. Steif und zittrig erhob sie sich vom Sofa und spürte wie das Gewicht ihres Kleides auf den Armen ruhte. Sobald sie diese gerade nach unten hängen ließ, würde es fast von allein ihren Oberkörper freigeben. Hinata sog scharf die Luft ein als sie plötzlich Narutos Wärme an ihrem Rücken spürte. Seine Lippen trafen auf ihre Haut am Nacken und erschrocken über ihr eigenes Keuchen, das ihr dabei entflohen war, bedeckte sie ihren Mund sofort mit der Hand. Die Hitze in ihren Wangen nahm kribbelnd zu und sie musste sich zusammenreißen, um stehen zu bleiben, denn sie hatte die berühmten weichen Knie bekommen.   Die Berührung seiner Hände entlang ihrer Arme brannte wie ein manisches Feuer auf ihrer Haut. Naruto umfasste ihre Handgelenke und löste vorsichtig die Verschränkung. Hinata konnte spüren, wie der Stoff des Kleides langsam an ihr herunterrutschte. Ein aufgeregtes aber auch angenehmes Ziehen breitete sich in ihrem Unterleib aus und ein gedämpfter und wohliger Laut entkam ihr.   Trotz des prasselnden Kamins lehnte sich Hinata, Wärme suchend, Naruto entgegen, der seinen Instinkten folgte und von ihren Handgelenken abließ, damit er einen Arm um ihre Taille legen konnte. Helles, blondes Haar erreichte ihr Blickfeld und sie drehte ihren Kopf zur Seite und spürte nicht nur, sondern sah dabei zu, wie Naruto federleichte Küsse auf ihrer Schulter verteilte. In diesem Moment glaubte sie zu wissen, was Sakura mit „das kannst du gar nicht“, zum Thema Still halten, gemeint hatte. Sie folgte dem Verlangen des eigenen Körpers und legte ihren Kopf in den Nacken. So berührte sie, mit ihrem Hinterkopf Narutos fordere Schultergegend. Erneut verspürte Hinata das Ziehen in ihrem Unterleib und zum ersten Mal bemerkte sie, wie ihr das Atmen schwerer fiel als sonst. Narutos Herz hämmerte in seiner Brust und der unangenehme Druck in seiner Lendengegend nahm unaufhörlich zu. Er ließ von Hinatas Schulter ab und drehte sie zu sich um. Ihr entkam vor Schreck ein ängstlicher Laut und mit weit aufgerissenen Augen blickte sie ihm entgegen. Eine ansteigende Panik überrannte ihre anderen Gefühle als sie Naruto dabei zusah, wie er sich sein Hemd über den Kopf zog.   Nackte Haut. Plötzlich war da nackte Haut. Sie starrte auf nackte, männliche Haut. – Ihr Blick glitt über Narutos freien Oberkörper und ihr introvertiertes Wesen geriet in einen lähmenden Zustand, der sie das Atmen vergessen ließ. Hinatas Empfindungen überschlugen sich mehrfach. Einen Herzschlag lang war ihr unglaublich schlecht, beim Nächsten fühlte sie sich hocherfreut und der Dritte brachte eine Hitze mit sich, die ihr unangenehm zu Kopfe stieg. Naruto rief besorgt ihren Namen aus, da war es aber schon zu spät. Die Welt um Hinata wurde mit einmal sehr Dunkel. –     Ihr Atem kitzelte ihn an der Wange, ihr erging es nicht anders, dennoch bekamen beide über die Nase nicht genug von dem lebensnotwendigen Element Luft und so lösten sie ihre Lippen voneinander. Stirn an Stirn standen sie nun da und mit jedem schweren und überhasteten Atemzug berührten sich ihre Nasenspitzen. Sasuke löste sich ein wenig von Sakura und betrachtete sie und ihren fiebrigen Ausdruck, mit dem sie ihn entgegensah. Ihre grünen Augen hatten den klaren Glanz verloren, statt diesem erkannte er eine trunkene Sehnsucht in ihnen, der er sich nicht entziehen konnte und zu einem kleinen Teil auch nicht entziehen wollte. Sicherlich stand es um ihn nicht besser. Er konnte in seinem Inneren die Nervosität spüren, die seine Angst, irgendwas falsch machen zu können, anfachte.   Ein berauschendes Prickeln breitete sich in Sakura aus als sie bemerkte, wie sein Blick musternd über ihren Körper glitt, um dann, mal wieder, bei ihrem Dekolletee zu enden. Gleichzeitig bemerkte sie, dass seine Hände ihren Kopf umfingen und die Finger sich in ihre Haare vergraben hatten. Währenddessen krallte sie sich an ihren Röcken fest. Sakura verstand nicht, warum sich alles so zäh und schwer anfühlte. Sie erinnerte sich an den Sommerabend zurück, da war alles so leicht gewesen und nun … sie schluckte und betrachtete Sasukes geschlossenen Wams. Ihre Finger gruben sich noch tiefer in den Stoff ihres Kleides als sie ihren Mut zusammennahm, um loszulassen. Sofort brandete die Unsicherheit in ihrem Kopf auf als sie ihre Hände auf die reichlich verzierte Weste legte und langsam einen Haken nach dem Anderen löste. Sasuke sah ihr regungslos dabei zu. Noch immer lag sein Blick teilweise auf ihren Ausschnitt. Sein Körper war bis zum Äußersten angespannt. Zu sehr fürchtete er, bei der minimalsten Bewegung die Beherrschung über sich verlieren zu können und unnachgiebig seiner Begierde nachzugehen. Im Augenblick war er sich nicht einmal sicher, ob seine Geduld ausreichen würde, bis sie dieses Kleid los war. Seinen Vorsatz, es langsam angehen zu lassen, den er noch vor einigen Herzschlägen gehabt hatte, konnte er nun in den Wind schreiben. Sein Hunger, der sich durch die angesammelte Sehnsucht der letzten Monate, all das Hoffen und die zusätzliche Ungewissheit über ihren Verbleib in ihm aufgebaut hatte, wollte endlich gestillt werden.   Sasuke atmete tiefer ein als sich da Wams lockerte. Jetzt musste er seine Hände von ihr nehmen, sonst konnte sie ihm das Kleidungsstück nicht über die Schultern und Arme streifen. Nur schwerlich kam er seiner eigenen Aufforderung nach, gleichzeitig sehnte er der Befreiung von diesem Stück schweren Stoffes entgegen. Geräuschvoll landete das Wams auf dem Boden und sofort lagen Sasukes Hände wieder auf Sakura. Doch dieses Mal umfasste er ihre Taille und ruckartig zog er sie an sich. Sie konnte einen erschrockenen Laut nicht unterdrücken, während ihre Finger Halt an seinem Hemd suchten. Zittrig sog Sakura die Luft ein und leise wisperte sie seinen Namen. Seine Antwort war ein dunkles Grollen, das sie weniger hörte, sondern viel mehr als Vibration an ihren Fingern wahrnahm. Er beugte sich langsam zu ihr hinunter und küsste sie auf den Mund. Begehrlich brannten seine Lippen auf ihren und forderten verlangend mehr. Willig kam Sakura diesem Wunsch nach und ließ das Spiel zwischen ihren Zungen zu, gleichzeitig schlang sie die Arme um seinen Hals und gab ein ersticktes Keuchen von sich als seine Hand über ihren Rücken strich.   Schwer atmend, unterbrach Sasuke den Kuss und drehte Sakura, ehe sie das Ende richtig bemerkte, abrupt um. Entsprechend reagierte sie mit einem erschrockenen Quietschlaut. Das Geräusch trieb ihm ein schelmisches Grinsen ins Gesicht. Sakuras Herz hämmerte wild in ihr und nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Sie konnte sich schon vorstellen, warum er das tat und allein dieser Gedanke ließ sie noch nervöser werden. Das prickelnde Ziehen zwischen ihren Beinen nahm zu und sie versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren. Währenddessen besah sich Sasuke prüfend die Schnürung des Kleides. Ohne zu zögern begann er die Schleife und dann die erste Schlaufe zu lösen. Seine Bewegungen waren gezielt und besaßen eine gewisse Dominanz. Vor Aufregung stotterte Sakura zum ersten Mal in ihrem Leben: „Wär … wäre es n-nicht besser, d-die Zofe zu rufen?“, und konnte jetzt nachvollziehen wie schlimm es für Hinata immer sein musste. Ein verächtliches „Hn“, kam von ihm, ehe er sich erklärte: „Die Zofe? Ich brauche keine Zofe, die mir dabei hilft meine Frau nackt zu sehen“, während er dies sagte, klang seine Stimme rau und in einem heißeren Ton flüsterte ihr ins Ohr: „Wo bleibt dann die Vorfreude, wenn das Geschenk schon ausgepackt vor einem steht.“ Ein Frösteln jagte durch Sakuras Körper. Sie blieb ohne Gegenworte, denn sein heißer Atem schleuderte sie komplett aus der Fassung. Das Gefühl in ihrem Unterleib nahm zu und ihr unterer Rücken entsandte kleine Blitze über ihr Rückgrat hinauf in den Kopf, wo diese prickelnd explodierten. Währenddessen vollführte ihr Herz unkontrollierbare Purzelbäume.   Sakura nestelte nervös an den Stoffspitzen ihres Ausschnittes und als sich das Mieder lockerte, fasste sie nach dem Stoff und hielt ihn krampfhaft fest, damit das Kleid nicht nach unten wegrutschen konnte. Ihr Hals fühlte sich so wahnsinnig trocken an und um sich abzulenken, betrachtete sie den Raum, was aber nicht zu einer Verbesserung ihres Gemütes führte. Ganz im Gegenteil. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie viele Kerzen in diesem Zimmer brannten. Mussten es so viele sein? Irgendwie glich die Helligkeit jener, die beim Spielabend vorgeherrscht hatte. Sicherlich standen hier sämtliche Lichter, die das Schloss entbehren konnte, ohne die anwesenden Gäste damit zu brüskieren, dass diese durch den Kerzenmangel im Dunkel sitzen mussten. Ein oder zwei entzündete Kerzen am anderen Ende des Raumes, wo der Durchgang zur Ankleidekammer war, hätten doch sicherlich gereicht, oder nicht? Und wer war auf die Idee gekommen, den Kamin zu entfachen? Durch das Feuer wurde das Gemach noch heller und wärmer, dabei war ihr doch schon heiß genug. Sakura bemerkte nicht, wie ihre Atmung zunahm und in ihrer aufkommenden Panik fiel ihr nicht einmal auf, dass Sasuke längst nicht mehr an ihrem Kleid zugange war. Ansonsten hätte sie sich langsamer und vorsichtiger zu ihm umgedreht. Aber sie tat es rasch, weil sie ihm mitteilen wollte, besser beichten, dass sie sich noch nicht bereit fühlte und ob nicht die Möglichkeit bestand ein paar Lichter zu löschen. Ihr blieben jedoch die Worte im Hals stecken, bei dem Anblick, der sich ihr bot. Genau in diesem Moment glitt sein Hemd zu Boden und sie starrte direkt auf die nackte Haut seiner Brust. Fassungslos stand sie da und wagte weder nach oben, nach unten oder zur Seite wegzuschauen. Grundgütiger ging es ihr durch den Kopf. Die Hitze in ihren Wangen verdoppelte sich schlagartig und ihre Hände verkrampften sich heftig im Mieder. Sie ließ es geschehen, dass er mit seinem Finger unter ihrem Kinn sie dazu brachte, den Kopf und damit auch den Blick zu heben. Das Schlagen ihres Herzens nahm mit riesigen Hüpfern zu und vor Aufregung wusste es nicht mehr wie es wo hinspringen sollte als sie in seine dunklen Augen sah. Diese erinnerten sie an ein hungriges, wildes Raubtier, das seine Beute gestellt hatte und nun seinen Hunger stillen wollte. Ein erneuter Schauder durchfuhr Sakuras Körper und sie war kurz davor aus dem Raum zu flüchten, um diese Nacht auf morgen oder übermorgen zu verschieben. Vielleicht auf nächstes Jahr…   „Willst du nicht loslassen?“ Seine Stimme verbannte all ihre Fluchtgedanken. Sie klang rau und ein Knurren schwang kaum hörbar mit und es veranlasste Sakuras Herzschlag dazu, nur noch schneller zu werden. Loslassen? Wie, was meinte er denn jetzt mit loslassen?  Bevor sie die Antwort verbal einfordern konnte, spürte sie seine Finger an ihren Händen und plötzlich begann der Stoff ihres Kleides langsam nach unten zu rutschen. Ein kühler Luftzug ergriff ihren Körper. „Hm“, brummte Sasuke und ein neckischer Ausdruck erreichte seine Mundpartie. „Das Unterkleid macht es wirklich interessant. Wie eine Zwiebel, Schicht für Schicht“, sinnierte er. Sakura sah an sich hinab und konnte fühlen, wie die Röte in ihrem Gesicht noch einmal zulegte. Irgendwann würde all ihr Blut in den Wangen stecken. Aber was erwartete er auch? Ohne Unterkleid ging keine Frau vor die Tür. Erneut spürte sie seinen Finger an ihrem Kinn und wieder wurde ihr Kopf angehoben. Kaum sah sie ihm ins Gesicht, beugte er sich zu einem weiteren Kuss herunter. Dieses Mal biss er sie leicht in die Unterlippe und bekam dafür einen zaghaften Laut von ihr als Antwort. Mit aller Vorsicht, die Sasuke in diesem Moment aufbringen konnte, ertastete er den Saum ihres Unterkleides und sanft strich er ihr den Stoff über die Schultern. Leise raschelnd glitt es ihren Körper entlang und zu Boden. Seine Fingerkuppen berührten hauchzart ihre Taille, bevor er sie verlangend an sich zog. Haut traf auf Haut und beide gaben einen keuchenden Laut in den Kuss hinein. Ein wohliges Gefühl breitete sich in Sasuke aus, gleichzeitig nahm das Verlangen in seiner Hose zu. Verflucht, er wollte sie. Er wollte sie so sehr zu dem machen, was sie seit der Morgenstunde zeremoniell gesehen schon war … er wollte sie endgültig zu seiner Frau machen.   Sakura spürte wie er den Kuss löste und sofort hob sie die Arme und Hände so, dass sie ihre Blöße bedeckte, denn schlagartig war ihr bewusst geworden, bis auf den Schmuck, die Schuhe, den Strümpfen und der reichlich verzierten und mit Spitze besetzten Strumpfhalterung trug sie nichts mehr am Leib. Ein für sie beängstigendes Gefühl. Sasukes Blick machte es nicht besser. Im Gegenteil, sie glaubte an Ort und Stelle in Flammen aufzugehen. Aus einem Reflex heraus, spannte sie ihre Zehen an und zog diese ein. Sie schluckte als er nach ihrem Arm griff, mit dem sie ihre Brüste bedeckt hielt und diesen wegzog. Peinlich berührt, drehte Sakura den Kopf zur Seite und hätte am liebsten frustriert aufgestöhnt. Das Bett war nun in ihrem Blickfeld und trug nicht zu ihrer momentanen Stimmung positiv bei. Sie fühlte sich wie auf einem Präsentierteller und traute sich nicht, Sasuke dabei zu beobachten, wie er ihren mehr oder weniger nackten Körper musterte. Zittrig entkam Sakura der Atem und sie schloss die Augen als warme Hände ihre Brüste umfingen. Das ziehende Gefühl zwischen ihren Beinen verstärkte sich explosionsartig und instinktiv lehnte sie sich den Berührungen entgegen.   Sasuke konnte seine Aufmerksamkeit nicht von ihrem Oberkörper lösen. Er spürte, wie sie sich an seine Hände drängte. Ihm brannten die Ohren vor Hitze und eigentlich war er sich nicht sicher, ob das, was er tat, richtig war. Aber der Trieb in ihm feuerte ihn regelrecht dazu an und Sakuras Reaktion ließen ihn selbstsicherer werden. Sein Griff um ihre Brüste wurde fordernder und fester und der Klang ihrer wohligen Laute immer intensiver. Teilweise wimmerte Sakura unter seiner Berührung. Sie wollte sich entziehen, gleichzeitig konnte sie aber nicht genug davon bekommen. In ihrem Kopf fand ein Kampf zwischen der moralischen Sittlichkeit und dem verdorbenen Verlangen statt. Letzteres schien langsam die Oberhand zu gewinnen. Ihr kam Sasukes Name leise hauchend über die Lippen und er sah sich dazu veranlasst eine Hand entlang ihres Körpers nach unten gleiten zu lassen, dabei spürte er das Zucken ihrer Haut, sobald er darüber hinwegfuhr. An der Strumpfhalterung, nah bei Sakuras Taille, angekommen, folgte er begierig dem Verlauf des Kleidungsstücks bis hin zum Verschluss auf ihren Rücken. Rasch nahm er die zweite Hand zu Hilfe, um die Schlaufen zu lösen, während er seinen Körper an Sakuras presste. Das Gefühl, ihre erregten Mamillen über seine Haut streifen zu spüren, fachte sein Verlangen nur noch mehr an. Er beugte sich zu ihr hinunter und fand den empfindsamen Punkt an ihrem Hals, unterhalb des Ohres. Gierig malträtierte er diese Stelle mit den Lippen und Zähnen. Sakura neigte ihren Kopf leicht zur Seite, damit er mehr Spielraum bekam. Ein zittriges Keuchen war von ihr zu hören und sie schlang ihre Arme um seinen Nacken. Ihr Körper drängte sie an seinen und von ihm war ein durch die Zähne gepresstes Keuchen zu vernehmen, dessen heißer Atem an ihren Nacken entlangstrich und von ihrer Seite ein weiteres Wimmern entlockte.   Sasuke lockerte die mit Spitze verzierte Halterung und ließ dann seine Hände an Sakura hinab auf ihren Hintern gleiten. Er umfasste ihn und brachte sie dazu sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Begierig griff er nochmal nach, während er seinen Befehl gurrend an ihr Ohr hauchte. „Festhalten.“ Sakura legte die Arme noch fester um seinen Nacken und im gleichen Atemzug hob er sie auch schon hoch. Sie schlang ihre Beine um seine Hüfte und zog sich enger an ihn heran. Ihre Wangen streiften aneinander und sie konnte seinen zittrigen Atem auf der Haut spüren.   Dieser erste, höchst intensive Körperkontakt dauerte nicht lange an, denn nach nur wenigen Schritten wurde sie von Sasuke runtergelassen. Sakura hatte kaum den Boden mit den Schuhen berührt, da löste Sasuke ihre Arme von seinen Nacken und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Ihre Beine stießen rückwärts an das Bett und bevor sie wusste, was passierte, lag sie vor ihm auf der Schlafstätte. Sofort zog sie ihre Beine an, um die Scham zu bedecken und überkreuzte die Arme vor der Brust. Ihr Herz hämmerte vor Aufregung und erneut kam ihr in den Sinn, dass die vielen Kerzen den Raum eindeutig zu sehr ausleuchteten. Sakuras Blick traf auf Sasukes und alles zog sich in ihr zusammen als sie seine Reaktion auf ihr instinktives Verhalten bezüglich, den sittlichen Anstand zu wahren, bemerkte. Eine seiner Augenbrauen wanderte provozierend nach oben und gab ihm einen spöttischen Ausdruck, gleichzeitig war da wieder dieses raubtierhafte Glimmen in seinen Augen. Alle Härchen auf Sakuras Haut stellten sich auf und am liebsten hätte sie wimmernd die Flucht aus diesem Raum ergriffen. Daher kam ihr seine Handgestik, weiter aufs Bett und somit weg von ihm zu rutschen, nur gelegen. Mit steifen Gliedern und ungelenk, weil Sakura nicht so viel von ihren Blößen zeigen wollte, kam sie der Aufforderung nach. Als sie aber erkannte, dass er ihr folgte, sank ihr schnell schlagendes Herz ein paar Stufen in Richtung des Magens hinab. Sasuke kniete am Bettrand und griff nach ihrem linken Knöchel. Ein erschrockener Laut war kurz darauf von Sakura zu hören, was ihn aber in seinem Tun nicht störte, geschweige denn ablenkte. Er hob nur den Kopf, um ihren Blick zu begegnen und ohne diesen Kontakt zu unterbrechen, zog er ihr den Schuh aus und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. Sakuras Wangen glühten und sie war es, die ihren Kopf abwandte. Ihr Mund fühlte sich so trocken an. Sie bemerkte, wie er ihren Fuß auf seiner Schulter ablegte, sah aber nicht mit welcher Aufmerksamkeit er ihre zum Teil verdeckte Mitte betrachtete. Zu sehr war Sakura damit beschäftigt ihr Herz in einen anständigen Rhythmus zu bringen, da sie das Gefühl hatte, es würde ihr gleich aus der Brust springen, bei so viele Hüpfern, die es gerade hinlegte.   Ihr entkam ein wohliger Seufzer als Sasuke seine Hände an ihrem Bein bis zur Halterung der Strapse hinauf wandern ließ. Angespannt leckte er sich über die Lippen und löste die Halterung, damit er langsam diesen lästigen Strumpf runterrollen konnte. Auf eine gewisse Art beruhigte es Sasuke Sakura zu entkleiden. Er fühlte sich zunehmend sicherer. Wie zuvor den Schuh, ließ er auch den Stumpf achtlos zu Boden gleiten und wandte sich dem anderen Bein mit gleichem Interesse zu, wo er sein Tun wiederholte. Sakura war unfähig sich zu bewegen und ließ ihren linken Fuß einfach dort liegen wo er gerade war, auf Sasukes Schulter. Als sie einen Blick zu ihm wagte, hätte sie am liebsten die Beine zusammengepresst. Ihr wurde mit einmal bewusst, dass er jetzt einen grandiosen Ausblick auf ihre freigelegte Scham hatte. Die Panik schwappte in ihren Gefühlen auf und von den eigenen Emotionen überwältigt, wandte sie sich von dem Szenario wieder ab.   Sasuke spürte wie Sakuras Beine leicht zuckten. Er konnte gerade noch beobachten, wie sie ihre Augen schloss und den Kopf wegdrehte. Ihre Wangen waren gezeichnet von einem roten Schimmer, der ihr einen fiebrigen Ausdruck verlieh. Aufmerksam ließ er seinen Blick über ihren Körper gleiten. Noch immer hielt sie ihre Brüste bedeckt, dafür lag ihre Mitte offen vor ihm da und sein Herz begann zu flattern. Seine Kehle wurde ihm trocken. Im Grunde brauchte er nur noch die Schnürung seiner Hose zu öffnen, sich auf sie zu legen und …   Achtlos ließ Sasuke auch den rechten Strumpf aus seinen Fingern gleiten. Er berührte die Innenseite von Sakuras Schenkel und sie zuckte leicht von ihm weg. Seine Fingerkuppen strichen behutsam über die samtene Haut, immer weiter der Mitte entgegen und je näher er dieser kam, desto lauter wimmerte Sakura. Als er mit seinen Fingern über ihre Vulva strich, siegte bei ihr die Neugier und sie sah ihn für einen kurzen Moment an, schloss aber gleich wieder die Augen. Ihr war das einfach zu viel nackte Haut, auch wenn es überwiegend ihre eigene war. Aber selbst beim Baden trug sie stets ein Unterkleid und jetzt verstand sie auch, warum die Frauen am Vortag gemeint hatten, niemand wollte den entblößten Körper des Partner sehen – schließlich hielt Sakura es nicht einmal aus, den Eigenen bei so viel Licht so unbekleidet zu wissen. Wie sollte sie es dann verkraften, wenn Sasuke sich seiner Hose entledigte und – aus ihrem Mund kam ein heißeres Keuchen, denn Sasuke war mit einem Finger in sie gedrungen. Sakura versuchte von ihm abzurücken, aber seine zweite Hand war schon längst zu ihrer Hüfte hinaufgewandert und hinderte sie an ihrem Plan.   Sakura biss sich auf die Unterlippe. Einerseits tat sie es, um ihre lustvollen Äußerungen im Zaum zu halten, andererseits, weil sie wütend auf sich selbst war. Warum hatte sie nicht auf ihre Zofe bestanden? Wenn sie es getan hätte, bräuchte sie jetzt nicht nackt, entblößt, vulgär und nur noch mit ihrem Schmuck bekleidet vor Sasuke liegen, sondern würde brav und gesittet in einem Nachtgewand aus Musselin unter der Decke stecken und er konnte sehen, wie er an sie rankam.   Angestachelt davon, mehr von Sakura zu hören, verstärkte Sasuke seine Tätigkeit mit dem Finger. Die Hitze stieg ihm bei jedem ihrer heißeren Klänge ins Gesicht und mit einmal fühlte er sich wie der Halbwüchsige, der vor Jahren per Zufall einen Soldaten beim Stell dich ein mit einer Küchenmagd entdeckt hatte, und nicht mehr wie der Mann, der er jetzt war. Seine Augen suchten Sakuras Gesicht und einem trockenen Schlucken bemerkte er, dass sie eine Hand von ihren Bürsten weggenommen hatte, um diese auf ihren Mund zu legen. Sie hatte den Kopf zur Seite geneigt. Er nahm einen zweiten Finger hinzu und genoss, wie auch dieser von der samtenen Feuchte umdrängt wurde. Sakura entschlüpfte ein leises Stöhnen aus ihrem Mund. Vor Aufregung wanderte nun auch die zweite Hand zu ihrem Gesicht und Sasuke bekam einen perfekten Ausblick auf ihre Brüste. Atemlos benetzte er seine Lippen. Der anschwellende Druck in seiner Hose ließ ihn an sich hinabblicken und ein leicht frustriert klingendes Keuchen entkam ihm als er versuchte, das beengende Gefühl zu ignorieren. Erinnerungen an die Nächte, die beide in diesem Bett schon verbracht hatten, brachen empor, halfen aber nicht sein Verlangen zu vermindern, sondern fachten es nur weiter an. Mehr als einmal war er damals aufgewacht, um die Auswirkung ihres Körpers an seinem Eigenen zu bemerken und jedes Mal hatte er sich gewünscht, nicht neben seiner Verlobten zu liegen, sondern neben seiner Frau. Nun, gleich würde er endlich diesem Drang, den er schon so lange verspürte, nachgehen können. –     Das war einmal eine veritable Ohnmacht, die Hinata da hinlegte. Naruto bemerkte, wie die Lider seine Frau flatterten und nach kurzer Zeit blinzelte sie ihm entgegen. Er lächelte verlegen. „Alles in Ordnung?“ Stumm nickte sie, aber ihr verwirrter Blick sprach Bände. „Du bist in Ohnmacht gefallen“, erklärte er und sie sah ihn erschrocken an. Die Erinnerungen strömten auf sie ein und beschämt über ihre schwache Natur, errötete sie und vergrub ihr Gesicht unter den Händen. „Hinata“, Narutos Stimme war so sanft, dass ihre Verlegenheit nur noch zu nahm. „Alles ist gut. Ich konnte dich noch auffangen.“ „W-wie la-ange … war i-ich oh-ohnmächtig?“, sie hatte Angst vor der Antwort. Hoffentlich nicht die gesamte Nacht. „Nicht lange“, entgegnete er und sie atmete erleichtert auf. „Laut der Uhr, nur so zehn Minuten. Du hattest einfach mit Atmen aufgehört.“ Hinata gab einen gequälten Laut von sich und presste die Hände noch fester an ihr Gesicht. Nach einiger Zeit blinzelte sie zwischen ihren Finger zu ihm auf. Sie sah, dass er sein Hemd wieder trug. „D-du hast d-dich wieder an…gez-zogen?“, hauchte sie und versuchte sich aufzurichten. Verlegen kratze sich Naruto am Kopf, grinste und unterstützte sie bei ihrer Handlung. „Na ja, ich glaube, deine Ohnmacht hing damit zusammen. Ich dachte mir, das Erste was du siehst, sollte nicht schon wieder zu viel Haut sein“, sein Lachen klang sehr befangen und um seine Nase zeigte sich ein rötlicher Schimmer. In der Zwischenzeit hatte sich Hinata aufgerichtet und kniete nun neben ihm auf der Chaiselongue, dabei erkannte sie, wo ihr Kopf die gesamte Zeit ihrer Ohnmacht gewesen war, auf seinem Schoss. Die Hitze hämmerte im Takt ihres Herzens in ihren Wangen und rasch wandte sie den Blick ab.   „Hey“, Narutos Stimme brachte sie dazu, ihm in die Augen zu sehen. Er streckte seinen Arm nach ihr aus und berührte mit seinen Fingern ihre Wange. Ohne den Blickkontakt zu lösen, drehte er sich vollends ihr zu und näherte sich ihrem Gesicht. Seine Hand wanderte in ihren Nacken und übten dort einen sanften Druck aus, dem sie nachgab und ihm so entgegenkam. Irgendwo in der Mitte ihres immer geringer werdenden Abstandes zueinander, trafen sich ihre Lippen. Dieses Mal war es nur ein zarten aufeinanderlegen und nur langsam begann Naruto den Kuss zu intensivieren. Er leckte ihr über die Unterlippe, knabberte und zog an dieser, gleichzeitig lauschte er ihrem leisen Lauten, die er ihr damit entlockte. Ihm gefiel, was er hörte. Seine zweite Hand legte sich auf ihre Taille und einzig sein Daumen bewegte sich in kreisenden Bewegungen auf und ab. Hinata wimmerte und Naruto wollte den Kuss lösen aber sie folgte ihm. Sie mochte es noch nicht beenden. Seine Hand rutschte bei ihrem Näherkommen auf ihren Rücken und er nutzte die Gelegenheit, um sie an sich zu ziehen. Nun löste sie doch den Kuss und erschrocken sah sie ihn an. Ein leises „Entschuldigung“, entkam ihm nuschelnd, bevor er die Zärtlichkeit wieder aufnahm.   Innerlich zögerte Hinata mit dem Wunsch ihre Hände auf seinen Oberkörper zu legen aber das Verlangen stieg mit jedem seiner Zungenschläge an. Sie hob erst eine Hand und hielt sich an seinem Hemd fest, bevor die andere folge. Erneut ging ein Rück durch ihren Körper und sie stieß mit ihren Beinen an seine. Erschrocken löste sie das Zungenspiel und blickte hinab, während ihr Körper den Versuch unternahm, das Atmen mal wieder sein zu lassen, da ihr in den Sinn kam, welche Position sie einnehmen musste, um das Ganze für sie beide so bequem und effektiv wie möglich zu gestalten. Rechtzeitig erkannte Naruto, dass sie kurz davor war wieder ohnmächtig zu werden und er hob ihren Kopf an. Bevor sie auch nur ansatzweise der Dunkelheit „Hallo“ sagen konnte, lagen seine Lippen auch schon wieder auf ihren aber anstatt sie zu küssen, beatmete er sie. Hinata kam zur Besinnung und japste selbst nach Luft. Sie wandte verlegen ihren Blick ab und hauchte ein leises: „Danke.“ Währenddessen betrachtete Naruto ihr gerötetes Gesicht und blieb an ihrer halboffenen Mund hängen. Ein skeptischer Ausdruck trat auf sein Antlitz. Wenn das so weiterging mit ihr, konnte es sein, dass sie beim eigentlichen Akt sogar ohnmächtig wurde und diese Vorstellung war grauenhaft und das mit Sicherheit nicht nur für ihn.   „Hinata“, seine Stimme klang krächzend und er räusperte sich. Als er ein zweites Mal ihren Namen sagte, hatte sie ihm schon längst ihre Aufmerksamkeit geschenkt. „Wir … wir können, dass hier auch verschieben“, hauchte er. „Schließlich wird die Hochzeit nochmal wiederholt und dann könnten wir… ich meine, du wärst vielleicht dann –“, weiter kam er nicht. „NEIN!“, platzte es aus ihr heraus und sie sah ihn wegen ihres plötzlichen emotionalen Ausbruchs nicht minder erschrocken an als er sie. Sie wollte ihn. Sie sehnte sich nach ihm und dass schon so lange. Jetzt, wo es soweit war, konnte sie sich doch nicht von ihrem Körper diktieren lassen, noch länger zu warten. Was, wenn die Zeit keine Hilfe brachte, sondern nur noch mehr Probleme. Wann, wenn nicht jetzt, dachte sie sich. Fahrig griff Hinata nach dem Kragen seines Hemdes und es war ein etwas hartes Aufeinandertreffen als ihre Lippen seine berührten. Überrascht von ihrer Initiative, handelte Naruto nach seinen Instinkten und vergrub eine Hand in ihr Haar, während die andere gierig zu ihrem Rücken und hinab auf ihren Hintern glitt. Sie keuchte in das Zungenspiel und löste es als sie spürte, wie er sie mit der Hand dazu drängte, sich auf seinen Schoß niederzulassen. „Naruto … ich“, weiter kam sie nicht, denn er zog sie wieder an sich. Kurz bevor er sie weiterküsste, raunte er ihr, dabei tief in die Augen blickend, zu: „Wenn du was anfängst, bring es auch zu Ende“, und schon schnappte er mit den Zähnen nach ihrer Unterlippe.   Hinata nahm ihren Mut zusammen und ließ sich von seiner Hand auf seinen Schoß führen. Fahrig griff Naruto nach ihrem Unterkleid und schob es Stück für Stück nach oben bis er ihre blanke Haut unter den Fingern spürte. Ein erschrockener Laut entkam ihr und weitere Sinnliche folgten als Naruto verlangend über ihren Körper strich und anfing ihren Hintern zu massieren. Seine zweite Hand ließ von ihren Haaren ab und umfasste ihre Hüfte. Seine Atmung durch die Nase wurde heftiger und ruckartig zog er ihren Unterleib an seinen, während er mit der Hüfte nach oben stieß. Hinata beendete den Kuss und sah ihn mit zittrigen Atemzügen an. Sie spürte, wie sich die Härchen auf ihrer Haut aufstellten als ihr bewusst wurde, dass sie unten rum fast unbekleidet dasaß. Nur noch ihre Strümpfe und die Schuhe waren da. Naruto griff nach dem Saum ihres Unterkleides und zog es über ihren Kopf und die Arme. Ihr leises „Naruto“, verschwand in dem Stoff. Achtlos ließ er das Kleidungsstück fallen und Hinata sah dem weißen Gewand erstaunt nach. Die Erkenntnis, was dies bedeutete, sickerte nur langsam in ihr Bewusstsein, doch dann quietschte sie und hielt sich erschrocken die Hände vor ihre Brüste. Aus Reflex wollte sie die Beine zusammenpressen, was aber durch ihre Sitzposition nicht mehr möglich war.   Vorerst beachtete Naruto ihr Tun nicht. Ihm war es beim Anblick von Hinatas Körper viel zu heiß geworden. Sein Hemd folgte dem Unterkleid und jetzt konnte er seine Frau und den Versuch ihre Blöße zu verstecken, begierig betrachten. Er spürte, wie sich ihre Beine an ihm rieben und ein ekstatisches Feuer züngelte in seinen Lenden auf. Seine Stimme klang rau beim Klang ihres Namens. „Hinata.“ Sie verweigerte den Blickkontakt und er wiederholte sich. Sie kniff die Augen zu und gab nur widerwillig nach als er ihre Handgelenke umfasste und die Arme wegzog. Naruto schluckte und rang nach Atem bei dem gebotenen Anblick. Er spürte, dass es in seiner Lendengegend heftig zu pochen begann. Alles lechzte danach, endlich die Schüre der Hose zu öffnen und diesen letzten Akt mit ihr zu vollziehen. Er ließ von den Handgelenken ab und strich sanft ihre Arme hinauf, dabei beobachtete er interessiert und mit steigender Erregung, wie sich ihre Mamillen verhärteten. Anstatt einer trockenen Kehle, bekam er einen wässrigen Mund. Seine Finger streifen ihre Schultern und dann ihre Brüste. Hinata reagierte mit heftigeren Atemzügen und zittrige Laute entkamen ihr als er anfing sie fest zu massieren. Ihre Stimme brachte seinen Namen hervor und Naruto beugte sich ihrem Hals entgegen. Er küsste und knapperte an ihrer Haut und heftige Blitze durchfuhren ihren Körper. Für einen Herzschlag lang vergaß sie ihre Schüchternheit und überließ sich ihrem sehnsüchtigen Verlangen. Sie legte ihre Arme auf seine Schultern und neigte den Kopf ein wenig zur Seite, damit er mehr Spielraum bekam. Wohlig drängte sie sich ihm entgegen, während ihr Unterleib nervös damit anfing auf seinem Schoß umher zu rutschen. Naruto nahm das Angebot an und musste seinerseits nach Luft schnappen als sie direkt über seiner Erregung entlangglitt.   Seine Hand ließ von ihrer Brust ab und im nächsten Moment zuckte Hinata zusammen. Sie gab einen erschrockenen Laut von sich. Mit den Händen stemmte sie sich gegen seine Schultern und versuchte der reibenden Berührung zu entkommen. Naruto lehnte sich ein wenig zurück. „Schau mich an“, sein Befehl klang rau und die Stimme belegt. Zögernd kam Hinata seinem Wunsch nach. Flieder traf auf dunkles und verlangendes Blau und sie wagte nicht den Blickkontakt zu unterbrechen, während seine Handinnenfläche über ihre Scham rieb. Ein prickelndes Ziehen breitete sich in ihr aus und Hinata konnte nicht anders als die Augen zu schließen. Das Gefühl verstärkte sich als sie anfing ihren Unterleib seiner Hand entgegen zu drängen. Sie schlang ihre Arme noch fester um seinen Nacken und zog sich enger an ihn. Ihre Brüste trafen auf seinen Körper und Naruto genoss das weiche und warme Gefühl ihrer Rundungen. Als er zusätzlich Hinatas Mund an seinem Hals spürte, kam ihm ein wohliges Seufzen über die Lippen. Ein Gedanke flammte in ihm auf und er ließ von ihrer Mitte ab. Dafür erntete er ein ungewohntes Murren ihrerseits, was ihm ein Grinsen entlockte.   „Naruto“, hauchte sie sehnsüchtig, wie eine Sirene, der man das liebste Spielzeug weggenommen hatte. Er konnte nur mit einem „Gleich. Mach weiter“, antworten.   Erregt lehnte sich Naruto an die Lehne zurück, schob seine Hüfte nach vorne und ließ beide Hände auf Hinatas Taille nieder. Sobald er ihre Lippen an seinem Hals spürte und wie sie versuchte ihn mit ihren Zähnen zu malträtieren, zog er ihren Unterleib ruckartig an sich, presste ihn aber nach unten, sodass sie mit ihrer Vulva über die Schnürung seiner Hose rieb. Der süße, überrascht klingende und erregende Ton, den sie dabei von sich gab, stachelte ihn an, es noch einmal zu tun und wieder und wieder … bis ihr Körper unter seinen Händen unkontrolliert mit Zittern begann und sie sich von allein heftig an ihn drängte. –       Sakura schnappte nach Luft und riss die Augen auf. Er hatte jetzt einen dritten Finger hinzugenommen und dehnte sie. Ihr blieb fast das Herz vor Schamhaftigkeit stehen. Sie krallte sich in den Stoff des Bettes, während sie versuchte dem Ganzen zu entfliehen, aber Sasukes freie Hand umfasste fest ihren Unterleib und hinderte sie am Fortkommen. Sakura wollte dem Sturm an Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert sein und versuchte ihre Beine zusammenzupressen, was er mit einem dunklen Knurren quittierte. Das stechende Ziehen, durch das Dehnen bedingt, verwandelte sich in ein prickelndes Lauffeuer, dass über sie kam. Verzweifelt legte Sakura wieder eine Hand auf ihren Mund, um den ihr entfliehenden Lauten Einhalt zu gebieten, denn seine stoßenden Bewegungen mit der Hand, das sanfte Streichen seiner Fingerkuppen in ihr, und der erregende Druck seines Daumens an ihr, war kaum auszuhalten. Sie war sich nicht sicher, ob sie das jedes Mal wollte oder gar nicht mehr. Hitzig und erregt bog sich ihr Rücken ruckartig durch. Sie schloss die Augen und ein lüsterner Ton, lauter als die anderen, entkam ihr. Sie glaubte kleine Blitze hinter den Lidern explodieren zu sehen, während ihre Sinne verrücktspielten und die Muskeln um Sasukes Finger unkontrolliert zuckten. Noch während sie auf dem nachebbenten Gefühl dahinzuschweben glaubte, kam ihr zum ersten Mal in den Sinn, dass diese alten Klatschweiber und Tratschtanten nur geflunkert hatten, was das Verhalten des Mannes und im Allgemeinen im Bett anging. Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht. Erneut brach sich ein kehliger Laut aus ihr empor und dieses Mal streckte sie sich Sasukes Hand begierig entgegen, der sie mit seinen Fingern akut um den Restverstand brachte, den sie gerade noch so aufzubringen vermochte. Kein Mensch hatte ihr gesagt, dass Männer zu sowas im Stande waren. Sie hätte … aber was auch immer sie vor dieser Nacht hätte tun wollen, sie vergaß es sofort, denn Sasuke forderte ihre gesamte Aufmerksamkeit. –       Sie wollte nicht aber der Laut drängte sich förmlich aus ihr hinaus. Ruckartig bog sie ihren Rücken durch und legte den Kopf in den Nacken, während gleichzeitig die Muskeln in ihrer Mitte vollkommen verrücktspielten und in wilden Kontraktionen nach etwas verlangten, dass Naruto ihr noch vorenthielt.   Ach, du Heilige! Naruto schluckte und sah erstaunt dabei zu, wie seine Frau die Beherrschung verlor. Ihr Anblick mit den geröteten Wangen, den halbgeschlossenen Augen und ihrem geöffneten Mund, der so wunderbare Klänge von sich gab, brachten sein Verlangen schmerzhaft zum Pochen. Verlegen sah er auf seinen Schoß und erkannte, lange könnte er ihrem Sirenengesang und dem sündigen Körper nicht mehr standhalten.   „Naruto.“ Er sah auf und begegnete ihrem fiebrigen Blick. Sie senkte verlegen die Lider und ein leiser wimmernder Ton drang aus ihrem Mund. Er glaubte, Enttäuschung rauszuhören und wusste auch warum. Hinata schmiegte sich Wärme suchend an Naruto. Die plötzliche Flut an Empfindungen verwirrte sie und ihr bebender Körper verlangte danach in den Arm genommen zu werden. Wohlig seufzte sie als ihr Mann sie an der Taille umfasste und enger an sich zog. Sein Atem streifte ihr Ohr und ein Schauder durchfuhr sie beim Klang seiner Stimme. „Ich will dich“, raunte Naruto und schluckte. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, das Ganze auf der Chaiselongue zu vollenden aber er fühlte sich nicht mehr in der Lage jetzt noch aufzustehen und auf das Bett zuzusteuern. Hinata erbebte bei der Bedeutung seiner Worte und blickte ihn mit einem verschleierten Blick an. Sie wartete aber er tat nichts. Ihre Hände ballten sich zusammen.   Nur Mut, sagte sich Hinata. Nur Mut. Sakura kann es ja auch, zumindest, wenn es stimmte, was sie ihr über diese laue Sommernacht erzählt hatte. Mit zitternden Fingern strich sie über Narutos Oberkörper und wanderte langsam nach unten. Er reagierte prompt, indem er die Luft scharf einsog. Als dann ihre Hand auf seinem Schritt lag, stöhnte er. Mit Erstaunen stellte er fest, dass Hinata ziemlich gut in dem war, was sie da gerade tat. Sie übte mächtig Gegendruck auf seine Erregung aus und das gefiel ihm, anderseits, verwirrte ihr plötzlich dominantes Verhalten ihn und brachte ihn um den Verstand. Berauscht umfasste er ihre Hand und hielt sie davon ab ihn weiter zu Foltern. Schwer atmend nahm Naruto seinen Arm von ihrem Körper und öffnete mit beiden Händen die Schnüre von seiner Hose. Er zischte als der Stoff über seine Erregung hinwegrieb. Seine Nasenflügel bebten, während er die Luft einsog, um sich zu beruhigen. Die Anstrengung, dem Verlangen nicht einfach freien Lauf zu lassen, ließ ihm ein wenig die Augen wässrig werden. Fehlte noch, dass er hier Tränen vergoss, weil sein Trieb in vorzeitig erlösen wollte. Was sollte dann Hinata von ihm denken? Apropos Hinata, die starrte auf das, was da aus der Hose hervorgeholt worden war. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, wie das in sie sie hineinsollte, geschweige denn passte. Ihr wurde mit einmal richtig mulmig zumute und merkwürdig flau in der Magengegend. Dieses berauschende Hochgefühl, dass sie bis eben gehabt hatte, war verschwunden und am äußeren Rand ihres Blickfeldes erschien ein schwarzes Flimmern. Was?   „Atmen.“ Sie sah auf. „Du musst atmen.“ Hinata legte ihren Kopf schief, sah Naruto für einen Herzschlag fragend an, dann wusste sie was er meinte. Ruckartig schnappte sie nach Luft und die Panik war da. Wieder einmal. Wenn das so weiterging, würde die Nacht wohl nichts mehr passieren. Naruto legte seinen Arm um sie und versuchte ihren bebenden Körper zu beruhigen. „Sh, beruhig dich.“ Dabei klang er im Moment selbst wie einer dieser halbwüchsigen Burschen, die zum ersten Mal in ihrem Leben mit einer Erektion am Morgen aufwachten und nicht gleich wussten, was das war und woher es kam. Seine Wärme flutete ihren Körper, gleichzeitig spürte sie seine Erregung hart an ihrem Bauch zucken. Ein unmissverständliches Zeichen, dass in der Nacht doch noch was passierte. Zögerlich sah sie ihrem Mann in die Augen. „Und … j-jetzt?“, sie ließ ihn zu keiner Antwort kommen, da sie einfach weitersprach. „Ich … sollte mi-mich hin…legen.“ Naruto schüttelte den Kopf. „Nicht nö-nötig“, hauchte er und schluckte. Er umfasste ihre Hüfte und hob diese nach oben an, automatisch half sie nach und stützte sich mit den Armen auf seinen Schultern ab. Ein Zucken erfasste ihren Körper als Naruto sie langsam niederließ und sie die Spitze seiner Erregung an ihrer Vulva wahrnahm. „Naruto“, keuchte Hinata und sah ihn mit großen Augen an. Er hielt sofort inne und hob seinen Blick, der bis eben auf dem Szenario zwischen ihren Beinen geruht hatte. Blau traf auf Flieder. Beides vermischte sich und langsam wanderten Narutos Hände zu ihren Brüsten empor. Er umgarnte sie, neckte die harten Mamillen mit den Daumen und bewegte leicht seine Hüfte. Hinata blinzelte. Sie drängte sich ihm entgegen. Es erregte sie, wie er sie ansah, anfasste und wie seine Eichel an ihrer Vulva entlangstrich. Entschlossen sank sie ein Stück hinab und schnappte nach Luft als sich die Spitze ihren Weg in sie bahnte. Erneut hielt sie inne. Der Griff um ihre Brüste nahm zu. Naruto unterbrach den Blickkontakt, senkte den Kopf und führte eine ihrer Mamillen an seinen Mund. Seine Zunge leckte darüber hinweg, bevor er die Lippen darumlegte und zu saugen anfing. Überrascht und erregt davon, drückte Hinata ihren Rücken durch, drängte sich näher an ihn und nahm all ihren Mut zusammen, um sich berauscht von dem, was Naruto da gerade tat, auf ihm niederzulassen.   Ein ziehender Schmerz durchfuhr ihren Körper und sie ächzte unter dem Gefühl seiner dehnenden Breite und ausfüllenden Länge. Naruto ließ die Spitze ihre Brust feucht aus seinem Mund gleiten und hauchte heißer ihren Namen gegen ihre Haut. Instinktiv waren seine Hände auf ihre Hüfte gewandert. Er brauchte aber keinen Druck auszuüben, denn sie presste sich an ihm, sodass sein erstes Verlangen, vollkommen in ihr zu sein, gestillt war. Hinata wollte sich wieder erheben, um den Druck, den er in ihr ausübte, zu entkommen aber seine Arme schlangen sich um ihre Taille und hielten sie in ihrer Position. Sie biss die Zähne zusammen und krallte sich in seine Schultern. Seine Haarspitzen kitzelten sie am Hals und dann wurde sein Griff lockerer. Sofort nutzte sie die Gelegenheit, um sich zu erheben und ungewollt entkam ihr ein Stöhnen als sie ihn aus sich herausgleiten spürte. Die Leere, die sich plötzlich in ihr breit machte, veranlasste sie, sich wieder zu senken.   Naruto legte den Kopf in den Nacken. Er gab einen halb keuchenden, halb knurrenden Laut von sich. Ihre feuchte und warme Enge und die zuckenden Muskeln um seine Erregung veranlassten ihn dazu, ruckartig seine Hüfte zu heben als sie sich wieder auf ihn runter sinken ließ. Er umfasste mit einer Hand ihren Nacken und zog sie näher an sich heran. Seine Lippen umfingen ihren keuchenden Mund und atemlos forderte er sein Territorium. Sie gewährte es ihm, so wie sie ihm ihr Innerstes überließ. Mit der anderen Hand spürte Hinata, wie er einen rhythmischen Druck auf ihren unteren Rücken ausübte und sie somit animierte sich auf ihm in kreisender Abfolge zu bewegen. Sie presste verlangend ihren Körper an seinen. Beide verloren sich in ihren Bewegungen und dem Kuss. –       Sasuke küsste sich langsam hinauf, vorbei an ihrem Nabel bis zu ihren Brüsten, denen er eine unerhörte und unsittliche Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ. Sakura wisperte erregt von seinen Fingern und Lippen seinen Namen und er reagierte verlangend. Der Druck zwischen seinen Beinen nahm weiter zu. Alles in ihm zerrte danach, es endlich zu tun und sie zu seiner Frau zu machen. Er wollte endlich das Versprechen, dass er sich selbst gegeben hatte, wahr machen. Als Jungfrau würde Sakura in sein Bett steigen und es als seine Ehefrau wieder verlassen. Sasuke sah zu ihr auf und ihre Blicke trafen sich. Für den Moment verlor er sich in dem Grün ihrer Augen. Alle Muskeln in ihm spannten sich an und mit geschmeidigen Bewegungen glitt er über sie und verlangte nach ihren Lippen. Das Rauschen in Sakuras Ohren nahm zu und sie spürte wie die Hitze mit ihm zu ihr emporkroch und sich siedend heiß auf ihr Gesicht legte. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken und ein seufzender Laut entfloh ihr als er anfing mit ihrer Brust zu spielen. Sie spürte sein Gewicht teilweise auf ihr ruhen und ein erregendes Ziehen durchflutete ihren Körper. Sasuke beendete atemlos den Kuss und suchte an ihrem Hals den empfindsamen Punkt unterhalb ihres Ohres. Er wusste, dass er ihn gefunden hatte als Sakura wohlig ausatmete und ihren Kopf leicht zur Seite neigte, damit er mehr Spielraum bekam. Langsam fing er an seinen Körper an ihren zu reiben und spürte, wie sie mit den Fingern in sein Haar griff. Erneut hörte er seinen Namen aus ihrem Mund und sein Herz fing mit rasen an.   Er konnte nicht mehr warten, er wollte nicht mehr warten. Er ließ von ihrem Körper ab, was sie mit einem Keuchen quittierte. Die Aufregung machte sich in ihm breit und fahrig zog und zerrte Sasuke an den Schnüren der Hose und ein Knurren kam ihm über die Lippen als er die Enge hinter sich ließ. Sakura wurde von einem Schauder erfasst und sie öffnete die Augen.   Schwarz traf auf Grün und sie sah ihm an, dass es gleich soweit sein würde. Vor Verlegenheit und Angst biss sich auf die Unterlippe. Seine Haut rieb über ihre hinweg und sie schnappte nach Luft. Mit der Hand hob Sasuke ihre Hüfte leicht an und drängte sich ihr entgegen. Er keuchte und versuchte mit zusammengebissenen Zähnen das Stöhnen zu verhindern aber es kam ihm über die Lippen als ihn die feuchte Wärme empfing. Es war viel besser als er geglaubt hatte, wie ihm Rausch presste er sich weiter in sie. Sakura wimmerte und schloss der Schmerzen wegen, die Augen. Sie spürte wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten. Jetzt wusste sie, warum jeder gesagt hatte, ruhig liegen bleiben sei das beste Mittel. Diesem Rat kam sie jetzt nach und als Sasuke sie küsste, verweigerte sie ihm das Spiel mit der Zunge. Er ließ von ihr ab und sie drehte ihren Kopf weg. Noch immer hielt sie die Augen geschlossen. Sakura spürte, wie er Küsse auf ihrem Gesicht verteilte und obwohl seine Instinkte ihm sagte, wie er seine Hüfte bewegen musste, tat er es nicht. Noch nicht. Ihr Anblick ließ ihn innehalten und so lange er das Gefühl hatte, dass sie noch nicht bereit war, wollte er sich auch nicht bewegen. Aber die Empfindungen, die er verspürte, führten dazu, dass er trotz seines Widerwillens, damit begann aus ihr hinauszugleiten, um sofort wieder sacht in sie hinein zu können. Er bewegte sich vorsichtig, obwohl er liebend gerne auf seinen Körper gehört hätte und kräftiger und intensiver vorgegangen wäre. Wie sie so teilnahmslos unter ihm lag, ließ ihn an das Gespräch mit seinen Männern vom vorangegangenen Abend zurückerinnern.     Es gab selten die Gelegenheit für seine Männer sich derbe Späße auf Kosten ihres Königs zu erlauben. Der Junggesellenabschied, am Abend vor der Vermählung, war daher der ideale Zeitpunkt und, wenn die Ehe gut verlief auch die einzige Möglichkeit. Naruto hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen und kräftig mitgemischt und für Sasuke stand fest, seine Rache würde kommen. In dieser angeheiterten Runde hatte er sich erklären lassen, von seiner Zukünftigen nicht allzu viel im Bett zu erwarten. Wahrscheinlich würde sie still wie ein Brett daliegen und alles tonlos über sich ergehen lassen. Sasuke schätzte Sakura keineswegs so ein. Das hatte ihn der Sommerabend gelehrt. Verwundert über die Aussage, wollte er den Grund für diese sogenannte Teilnahmslosigkeit der Frauen wissen. Im angetrunkenen Zustand hatte der Hauptmann seiner Soldaten den Arm um seinen König gelegt. „Eur‘ Majestät“, hatte dieser im beschwipsten Ton begonnen. „Die adl`jen Damen bekomm’n ‘so beijebracht. Es ziemt sich nich‘ für ne anständ’je Dame est… esk… ekstatisch die Lust rauszuposaun‘ oder in irjend’ner Weise zu zeijen, dass ihr das, was Eur‘ Majestät da tut, jefällt.“ „Warum nicht?“ „Das jebiet‘ der Anstand. Wir Männer können uns’re Emotionen in dies’n Moment’n frejen Lauf lass’n. Viele Damen verschreckt uns’r Verhalt’n sojar.“ „Und warum glaubt Ihr, dass nur die adligen Damen so reagieren?“ Der Hauptmann kicherte und nahm einen weiteren Schluck vom Wein. Den König anlächelnd, räusperte sich dieser. „Ihr wart nie in nem Freudenhaus, Eur‘ Majestät. Die Frauen wiss’n, was Männer hör’n woll’n. Aber nich’s für unjut, Lady Haruno wird euch sicherlich glücklich mach’n un‘ wenn ihr mal, wie soll ich’s sajen …“, der Hauptmann suchte nach Worten, zögerte und dann erklärte hicksend. „Denkt immer an den Satz. A Mann braucht drej Frauen. Ne Ehefrau, ne Kurtisane auch Mätresse jenannt und ne Freund‘n. Die Ehefrau bringt die Kinder, die Mätresse den Spaß un‘ die Freund‘n hört zu. Das ist mei‘ Ernst Eur‘ Majestät. Kenn‘ niemand’n, der ne Frau vorweisen kann, die alle drei Frau‘n in einer verkörpert.“ Der König nickte nur, glaubte aber mit Sakura solch eine Frau zu haben. –   So war das also, dachte sich Sakura. Ihr verschlug es den Atem und sie presste die Lippen aufeinander. Es brannte. Er fühlte sich zu breit und viel zu groß an. Einfach ungewohnt als würde es nicht passen. Vielleicht passte es auch wirklich nicht. Sie hielt still und wollte sich nicht bewegen, um die Schmerzen nicht zu vergrößern. Sasukes Versuch sie mit Küssen abzulenken half nicht, ihre ganz Aufmerksamkeit galt dem Bereich zwischen ihren Beinen. Sie glaubte nicht, dass es besser werden würde und meinte auch, dass Sasukes leichte Bewegungen nichts daran ändern könnten. Erneut kamen ihr die Worte der verheirateten Frauen in den Sinn: Es ist der Pflichtakt in der Ehe, also das ganze Gegenteil von dem, was in Büchern stand, die eine anständige Dame wie sie eigentlich nicht lesen sollte. Angeblich konnte Männer und Frauen nicht genug davon bekommen. Aber nur, wenn es für beide stimmte und womöglich war es bei ihnen nicht der Fall …   … plötzlich ging etwas in ihrem Körper vor. Das Prickeln war zurück und breitete sich wellenartig von ihrer Mitte in ihrem gesamten Dasein aus. Es waren vorerst nur kleine Schübe aber dann erbebte sie und schnappte nach Luft. Zuerst drangen nur vereinzelte keuchende Laute aus ihrem Mund und als sie begann seinen Takt mitzugehen, wandelten sich ihre Geräusche zu einem Stöhnen. Ganz so schlecht war das, was sie da zusammen taten doch nicht. Sasuke entging die Veränderung nicht. Sie hatte zwar noch immer die Augen geschlossen aber ihre sinnliche Stimme war eindeutig genug und er intensivierte seine Bewegungen. Das sie im Takt mitmachte, erregte ihn nur noch mehr. Er stöhnte neben ihrem Ohr. Es war ein anderer Laut als sonst, tiefer und mit viel mehr Leidenschaft. Irgendwie fanden sie beide einen Rhythmus, der ihn und sie vollkommen befriedigte. Schweißperlen bildete sich auf ihren Körpern. Sasuke stemmte seinen Oberkörper nach oben und steigerte die Kraft seiner Stöße. Er spürte ihre Hand in seinem Nacken, sie zog ihn wieder zu sich runter und küsste ihn. Es war der erste Kuss, den sie begann.     [End. Kapitel 25 ZUSATZ.] Epilog: -------- Mondlicht und Fackelschein erleuchteten den Weg des Königs als er durch die Gänge seines Schlosses wanderte, immer darauf bedacht, das kleine Bündel in seinen Armen nicht zu wecken. Sobald es sich regte, flüsterte er beruhigende Worte und verstummte erst als leise schmatzende Geräusche zu hören waren. Ein tiefer Atemzug ließ den König innehalten und mit einem liebevollen Blick beobachtete er, wie das kleine Wesen auf seinem Arm den zahnlosen Mund auftat und im Schlaf gähnte. Die winzigen Fäuste ballten sich und nachdem der Mund wieder geschlossen war, bildeten sich blubbernde Blasen auf den rosigen Lippen, die wie Blütenblätter wirkten. Vorsichtig tupfte Naruto die überflüssige Nässe mit einem Tuch ab, das er stets über der Schulter trug, sobald er seine kleine Tochter in den Schlaf wiegte. Das ein Gähnen ansteckend sein konnte, bemerkte Naruto bald selber und nur mit großer Anstrengung vermochte er das weite Aufreißen seines Mundes zu unterdrücken. Mit sachten Schritten wanderte er den Weg wieder zurück, wobei er einen kleinen Abstecher in das Kinderzimmer seines Sohnes unternahm.   An seinem Ziel angekommen, wurde er von der Wache mit einem Kopfnicken begrüßt, bevor diese so leise wie möglich die Tür zum Gemach des Kronprinzen öffnete. Mit einem stummen Lächeln bedankte sich Naruto, ehe er in das Zimmer trat. Sein Blick fiel zuerst auf die alte Kinderfrau, die in einem Lehnstuhl am Kamin saß und leise, mit halbgeöffnetem Mund vor sich hin schnarchte und dann auf seinen Sohn, der friedlich in seinem Bett schlief. Ein Arm hing von der Bettkante und die Hand schwebte über dem kleinen Holzschwert, das griffbereit auf dem Boden, neben den Schuhen lag. Am Fußende war das treue, weiße Schaukelpferd an einem der Bettpfosten angebunden, damit es nicht davonschaukeln konnte. Die blonden Haare des Kronprinzen ragten wirr vom Kopf ab und anscheinend lieferte er sich, ganz unbewusst, mit dem Kindermädchen das Duell „Wer im Schlaf den Mund am weitesten offenstehen lassen konnte“. Naruto schmunzelte. Es war eindeutig. Sein Sohn ging aus diesem Zweikampf als klarer Sieger hervor. So leise wie er das Kinderzimmer betreten hatte, verließ Naruto es auch wieder. In dieser Nacht würde er seinem Jungen keinen weiteren Besuch abstatten, die Zeit war zu weit vorangeschritten. Schon bald würden die Kammermädchen kommen, die Kamine in den Salons und Ankleidezimmern säubern und das Feuer neu entfachen.   Im königlichen Gemach ließ sich Naruto in einen der Sessel am Feuer nieder, denn von dort hatte er einen wunderbaren Blick auf seine schlafende Frau. Die gemeinsame Tochter hielt er noch immer im Arm, denn sie war wie einst ihr älterer Bruder nur dann in der Nacht zum Schlafen zu bringen, wenn sie es in Papas Armen tun konnte. Daher blieb dem König nichts anderes übrig als in den ersten Lebensmonaten seiner Kinder, diese Nacht für Nacht durch die Gänge spazieren zu tragen. Mit einem seligen Lächeln schloss Naruto die Augen, nur für einen kleinen Moment wie er meinte, doch sein letzter bewusster Gedanke, bevor er dem Traumland näherkam, galt dem Wissen, dass die gröbste Zeit bald vorbei war und er dann endlich wieder durchschlafen konnte.     Seine Augenbraue zuckte nervös. Stumm betrachtete er das Treiben auf der Wiese, während seine Muskeln vor Anspannung brannten. Hin und wieder sog er hörbar die Luft über die Nase ein, um sie dann halbwegs erleichtert wieder auszuatmen. In diesen Momenten erlaubte er sich, die Augen zwei Herzschläge lang zu schließen.   Das pummelige Pony trottete im gleichmäßigen Schritt neben dem Diener her, der es am Zügel führte. Gelassen ignorierte es die anderen beiden Zweibeiner, die aufgeregt um es herumtanzten. Ein großer Teil seiner Aufmerksamkeit lag auf dem kleinen Wesen, das jauchzend auf seinem Rücken saß und die kleinen Hände tief in seiner wuscheligen Zottelmähne vergraben hatte. Den anderen Teil seines Bewusstseins behielt das Pony immer auf dem Weg vor ihm und auf die Umgebung, da es ein Fluchttier war. Aber so lange es das kleine Wesen trug, kam es ihm nicht in den Sinn zu flüchten, schließlich handelte es sich um eine große Kostbarkeit auf seinem Rücken. Stolz und zufrieden über seine Leistung schnaubte das Pony und trottete weiter neben dem Diener her.   Ein helles Jauchzen drang an Sasukes Ohr und mit einem flauen Gefühl im Magen sah er seiner viereinhalbjährigen Tochter dabei zu, wie diese vergnügt eine Runde nach der anderen auf ihrem Pony drehte. Kurz warf er einen Blick auf seine Frau, die unweit des Reitplatzes saß und wie er die ersten Reitstunden beobachtete, nur sah sie viel entspannter aus. Kein Wunder. Was die Erziehung anging, hatten sie vertauschte Rollen. Sakura legte denselben unerschütterlichen Optimismus und eine Tatkraft an den Tag, wie einst ihr Vater bei ihrer Erziehung, während Sasuke die Rolle des Besorgten vorbehalten blieb, aus der er beim besten Willen einfach nicht herauskam. Jedes Mal, wenn seine kleine Tochter jauchzte und ihrer Mutter oder sogar ihm zu winkte, durchfuhr ihn ein Schauer der Beklemmung und Angst, denn die schlimmsten Szenarien flammten in seiner Vorstellung auf … das Pony konnte durchgehen, Sarada konnte den Halt verlieren beim Winken, die Diener waren nicht rechtzeitig bei seiner Tochter und … und … und … Er war doch nur ein besorgter Vater und verstand nicht, wie Sakura nur so locker bleiben konnte. Sie war wie Fürst Haruno. Eindeutig. Fehlte nur noch, dass sie sich lachend hinstellte und im gleichen belustigten Ton sagte: Sei froh, dass sie kein Junge geworden ist… wie es einst ihr Vater getan hatte.   Sarada quietschte wieder vergnügt auf und Sasuke sank das Herz erneut in die Magengrube. Er blickte böse zu Sakura, die erfreut ihrer Tochter zuwinkte und sich ganz nebenbei mit Ino unterhielt. Ihre Gelassenheit würde sie heute Abend von ihm zu spüren bekommen. Bevor er sich aber weitere Gedanken darüber machen konnte, forderte ein erneutes Jauchzen der Tochter seine gesamte Aufmerksamkeit. Warum fand sein kleines Mädchen keinen Gefallen an ihrem Schaukelpferd, wie es Narutos Sohn tat? – Der weigerte sich nämlich strikt auch nur in die Nähe eines lebendigen Pferdes oder Ponys zu kommen.     Sakura winkte ihrer glücklichen Tochter zu und wandte sich dann kurz an Ino. „Warum hast Naruto nie von der Sache mit den Briefen erzählt?“ „Höh?“, verwundert sah ihre Freundin sie an und ließ für einen Moment von der Wiege ab, die sie seither unentwegt mit der Hand zum Schaukeln gebracht hatte. „Die Briefe, die aus dem Gerücht, dass Naruto eine Brautschau abhalten würde, geboren wurden.“ „Ach, die.“ „Ja, die. Warum hast du ihn nie dazu angesprochen?“, Sakura blickte zu ihrer Tochter, die soeben einen weiteren Freudenjauchzer von sich gegeben hatte. „Was hätte es denn gebracht?“, entgegnete Ino. „Hätte ich mich hinstellen sollen und sagen, schau was für ein Mist du verbockt hast, durch deinen Weggang vom königlichen Hof des Uchiha-Königs. Alle Welt glaubt jetzt, du suchst nach einer passenden Königin. – Nein, Sakura. So gerne ich sein vertrotteltes Gesicht in diesem Moment gesehen hätte, dieser Aufrieb meiner Nerven wäre das kurze Vergnügen nicht wert gewesen. – Wie kommst du eigentlich jetzt darauf?“ Zur Antwort bekam sie einen Brief hingehalten, dessen Papier vergilbt und das Siegel an einigen Stellen abgebröselt war. „Was ist das denn?“ „Ein Brief von Lady Toki. Die Dienerschaft hat ihn letztens hinter den Dielen in deinem ehemaligen Salon gefunden. Ihre Wortwahl ist ziemlich anmaßend.“ Ino nahm das Schriftstück entgegen und zerknüllte es. „Anmaßend reicht nicht annähernd an diese Impertinenz ran, die diese Frau zu Tage trägt“, empörte sie sich und als leise Klagelaute aus der Wiege kamen, wandte sie sich rasch dem Bettchen wieder zu. „Alles ist gut. Shh. Mami ist da, mein kleiner Liebling. Schlaf ruhig weiter, Inojin.“ Bei der Nennung des Namens zuckten Sakuras Mundwinkel, während sie stur geradeaus zu ihrem kleinen Mädchen sah. Sie sollte jetzt bloß nicht mit Lachen anfangen. Bei nächster Gelegenheit musste sie ihre Freundin taktvoll fragen, wer den Einfall zu diesen Namen gehabt hatte.   Nachdem sich der kleine Inojin wieder beruhigt hatte, wandte sich Ino wieder ihrer Freundin zu und entdeckt einen Weidenkorb neben dieser stehen. „Bringst du den Naturgeistern noch immer jeden Tag kleine Gaben?“ „Ja“, war die schlichte Erwiderung. Sakura spürte Inos bohrenden Blick auf sich ruhen. Sie sah dieser für einen kurzen Moment in die Augen. „Ino, ich kann dir nicht oft genug sagen, wie sehr ich den Naturgeistern für das dankbar bin, was sie damals für Hinata und mich getan haben. Wenn das Moosmännchen nicht gewesen wäre… oder die Nymphen … ich glaube nicht, dass ich heute hier neben dir sitzen würde und meiner Tochter bei ihren ersten Reitstunden zusehen könnte.“ Sakura blinzelte die aufkommenden Tränen weg und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Sarada, die einfach nicht genug von ihrem Pony zu bekommen schien. „Du klingst wie Hinata“, entgegnete Ino. „Nur das diese, die gleichen Worte in Bezug auf dich verwendet hat.“ Sakura zeigte ein Lächeln. Unverbesserlich dachte sie bei sich. Wie oft hatte sie Hinata schon erklärt, dass der eigentliche Dank den Naturgeistern und nicht ihr galt.   Es war kurz nach Saradas Geburt gewesen als Sakura an einem Abend Besuch vom Moosmännchen erhalten hatte. Anstatt ihrer langen Beteuerungen und Danksagungen zu lauschen, berichtete ihr das Männlein über jene Geschehnisse, die mit ihr zu tun, die sie aber nicht mitbekommen hatte. So erfuhr Sakura von der Unterhaltung zwischen ihm, der Nymphe Orina Coeligena und den Pilzkindern auf der Lichtung und von der Rebellion des Waldes und der anderen Naturgeistern gegen den Elfenkönig. Auch erzählte ihr das Moosmännchen, dass die Versteinerung in jenem Moment aufgelöst war als der Fluch gebrochen wurde. Seit jenem Tag brachte Sakura Abend für Abend und nicht wie sonst, einmal in der Woche, einen kleinen Weidenkorb zum Waldrand vor das Schloss, der kleine Gaben enthielt. Früh am Morgen holte einer der Soldaten den geleerten Korb ab und stellte ihn in die Schlossküche zurück, wo er darauf wartete, von der Königin wieder befüllt zu werden. Dieses Verhalten blieb den Menschen im naheliegenden Dorf nicht verborgen und als sie erkannten wie sehr es die Naturgeister in vielerlei Hinsicht besänftigte oder auch erfreute, taten sie es der Königin gleich. Zeit ihres Lebens und darüber hinaus, denn sie gab es an ihre Kinder und Kindeskinder weiter, dankten die Menschen aus dem Volk des nordöstlichen Reiches vermehrter den je den Naturgeistern, denn sie bekamen es von ihrer Königin vorgelebt, die sie achteten und schätzten, da durch sie und die Geburt der Kronprinzessin ihr König nicht abdanken musste – einen anderen als einen Uchiha wollte die Bevölkerung nicht auf dem Thron sitzen sehen. Von Geburt an war Sarada für jeden der Sonnenschein. Wohin sie auch kam, ihre schlugen Güte und Warmherzigkeit entgegen. Jene Eigenschaften, die von den Menschen des nordöstlichen Reiches so gut im Verborgen verwahrt wurden.   Nicht anders war es im Süden. Der junge Kronprinz wurde bejubelt, die Prinzessin geliebt und die Königin verehrt. Durch die Heirat und Gründung der kleinen Familie bedingt, verweilte Naruto viel länger in seinem Reich als er es sonst immer getan hatte. Mit Freude sahen die Menschen zum Schloss auf und betrachteten das wehende Banner, das die Anwesenheit der Königsfamilie verkündete. Jeden Tag, wenn der Prinz nicht auf seinem Schaukelpferd im Salon seiner Mutter die abenteuerlichsten Kämpfe ausfocht, sondern auf dem wildesten aller Steckenpferde durch die Gänge sauste, musste die Dienerschaft eilends an die Mauerwände hechten, um nicht vom rasenden Galopp des dahinpreschenden Kronprinzen erfasst und umgerannt zu werden. Lauthals brüllend und lachend über die verdutzten Gesichter, kündigte sich Boruto, der erste seines Namens, an. Das Herz des armen Hofzeremonienmeisters machte jedes Mal einen heftigen Hüpfer, sobald der Junge um die Ecke gesaust kam.       Tief im Verborgenen des nordöstlichen Gebirges, dort, wo selbst Zwerge und Gnome nicht mehr nach Edelsteinen, Gold- und Silberadern schürften und suchten, hauste nun das Elfenvolk, in seinem neu errichteten Palast aus Granitstein und schwarzem Schiefer. Dort webte der König ein Gespinst, das zum kristallenen Sarg für seine tote Tochter wurde. Ihre letzte Ruhe fand sie im Thronsaal, wo sie als Mahnung für die blinde Gier seines Volkes und Geschlechtes auf ewig aufgebahrt bleiben sollte. Einen winzigen Teil ihres Dunkels hatte sie in den Gängen des alten Palastes zurückgelassen, diesen verwahrte ihr Vater nun in einer Phiole in seinem Gemach. Dort sollte es schlummern bis ein Wandel durch das Menschenvolk ging. Erst wenn alle Naturgeister vergessen waren, der Gesang der Nymphen für immer verstummte und die Fenriswölfe den Tag durch ihre Jagd zur Nacht machten, würden der König und sein Volk wieder an die Oberfläche des Menschenreiches zurückkehren. Dies schwor er sich und den Seinen. Und noch viel weiter in den Norden hatte es das Rudel um Skalli Fenrisson verschlagen. Sie lebten und jagten nun in den hohen und zerklüfteten Bergen und tiefen, schattenbehangen Tälern, die auf ewig mit Schnee und Eis bedeckt waren.   Der Nektar des ewigen Vergessens tropfte noch immer von Decke des unterirdischen Reiches. Doch der Kelch füllte sich nicht mehr, denn das Glas war zerbrochen und würde erst wieder repariert werden können, wenn der Elfenkönig erneut über die Natur gebot.       Nur wenige Jahre nach der Geburt der zukünftigen Regenten beider Königreiche, traf auch Neji, der Kronprinz des Westens seine Frau, die aus einem fernen Herrschaftsgebiet stammte. Ino hatte ihr persönliches Glück bei einem Fürstenhaus am nördlichsten Zipfel des Hyuuga-Reiches gefunden. Doch dies sind zwei andere Erzählungen, die hier nichts zu suchen haben und von denen an anderer Stelle berichtet werden soll.   [Epilog Ende.] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)