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Es waren einmal ...

... zwei verzauberte Frauen
von

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Das Dunkel quoll mächtig aus dem Gemach der Elfenprinzessin heraus, die wie ihm Wahn daran webte, immer mit dem Ziel vor Augen, dass noch eine Verfluchte existierte. Sie würde bis zum bitteren Ende an dieser Hoffnung festhalten, so lange es sie gab und versuchen ihn wieder in die Welt der Elfen zurückzuholen.

Es war nicht schwer einen einzelnen Menschen in das Elfenreich zu locken. Hier und da ein kleiner Zauber, dort eine Willensbeeinflussung und zu guter Letzt das Versprechen, den Wunsch zu erfüllen, der tief im Inneren des Herzens schlummerte. Dabei half der menschliche Verstand gut mit, denn er war dumm und vermessen genug, zu glauben, was das größte Begehren zu sein schien und so hatten sich viele in den spinnennetzartigen Fäden der Elfenmagie verloren und ganz nebenbei auch den Blick für das Wesentliche.

Ruhelos jagten sie Gold und Edelsteinen nach oder suchten wie der Uchiha-König nach dem Vergessen, immer in dem guten Glauben am Ende den Elfen doch noch entkommen zu können. Das dies ausgerechnet dem König des nordöstlichen Reiches gelingen sollte, wollte sie unter allen Umständen verhindern. Auch er sollte dem Schicksal entgegengehen, dass das Elfenvolk für ihn geschrieben hatte, wie alle anderen vor ihm auch.

 

Das Dunkel quoll immer weiter an und breitete sich im Gang aus. Doch davon bemerkte sie nichts, denn ihr Blick war starr auf eine Phiole gerichtet, deren Inhalt dieses Mal vom Tod begleitet wurde.

 

 

Sakura rieb sich die Augen und blickte zur großen Standuhr, deren Zeiger bald Mitternacht zeigten. Seufzend klappte sie das Buch zu und lehnte sich zufrieden in die Kissen zurück. Für einen Moment genoss sie die weiche Unterlage am Rücken.

Endlich war sie mit der Lektüre durch, zumindest in einer Art und Weise, die es ihr ermöglichte über den Fluch zu berichten, ohne von diesem beeinträchtig zu werden oder Gefahr zu laufen, die Erstarrung damit hervorzurufen.

Die Idee ein bestehendes Buch zu nutzen, um alle Geschehnisse der letzten Monate halbwegs zu schildern, war Lilac und ihr am gestrigen Morgen wieder eingefallen. Sie hatten schon einmal mit dem Gedanken gespielt, jedoch zu einem Zeitpunkt, wo die Umsetzung nicht möglich erschien. Schließlich lasen Zofen nicht in ihren freien Stunden, sofern sie des Lesens überhaupt mächtig waren, und wenn sie es doch taten, dann in Ratgebern für die Kinderkrankheiten, um irgendwann als Ammen oder Kinderfrauen dienen zu können. Zudem war es ohne schriftliche Erlaubnis des Königs oder einer anderen adligen Person am Hof nicht gestattet in die königliche Bibliothek zu gehen und erst recht nicht, sich ein Buch auszuleihen.

 

Die Idee mit dem Buch war beiden erst wieder in den Sinn gekommen als es Lilac einfiel, selber alles niederzuschreiben, nachdem sie erfahren musste, dass Sakura sich nicht einmal auf den schriftlichen Weg erklären konnte. Lilac wurde richtig wütend auf sich selber, weil sie nicht schon früher daran gedacht hatte. Für ihre Verhältnisse ein ziemlicher starker, wenn auch seltener Gefühlsausbrauch. Aber Sakura riet ihr davon ab, denn zu groß war die Gefahr der Versteinerung, schließlich lastete der Fluch noch zur Gänze auf Lilac – und genau in diesem Moment fiel ihnen die Sache mit dem Buch wieder ein. Warum selber schreiben, wenn die Wörter schon existierten.

Beide waren sich rasch einig, dass Sakura das Buch lesen und entsprechend präparieren sollte. Zur Hilfe kam ihnen dabei die Geschichten von Räubern und Banditen, die sie als Kinder gehört hatten und in denen Nachrichten per Randnotizen in Büchern übermittelt worden.

Die Angabe von Seitenzahl, Zeile und Wortposition würde zusammen mit einer Unterstreichung des betreffenden Wortes ausreichen. Das passende Buch dafür fand Lilac in der königlichen Bibliothek. Als Zofe von Lady Haruno, deren Lesefreudigkeit jeder kannte, war es ein Leichtes ohne größeres Aufsehen eine Lektüre auszuleihen und was hätte besser zur ihrer Situation gepasst als ein Märchenbuch. In diesem standen größtenteils alle Wörter und Bezeichnungen, die sie für ihr Vorhaben benötigten.

 

Sakura legte die Feder beiseite und schloss das Tintenglas. Neugierig spähte sie in den angrenzenden Raum, wo sie Sasuke vertieft in seine Arbeit vorfand. Der Kammerdiener hatte sich schon vor Stunden zurückgezogen und somit blieb ihr dieses Problem erspart.

Leise stieg Sakura aus dem Bett und warf sich den geborgten Morgenmantel von Ino über, den sie mit einem Stoffgürtel an der Taille fest verschloss. Auf dem Teppich waren ihre Schritte nicht zu hören als sie mit dem Buch in der Hand zum Durchgang ging.

Direkt vor der doppelflügeligen Tür überkamen sie mit einmal Zweifel – nicht wegen dem, was sie vorhatte, es war eher die Angst, dass er die Botschaft nicht verstehen würde. Aber das musste Sakura jetzt verdrängen und zittrig atmete sich noch mal Tief ein. Alles oder nichts, flüsterte ihr Geist und außerdem wäre es Lilac gegenüber nicht fair noch länger zu warten.

 

Sie klopfte und sofort hob Sasuke seinen Kopf. In seiner Stimme schwang die Besorgnis mit als er ihren Namen sagte. „Sakura?“

Er stand auf und wollte um den Tisch herum auf sie zugehen, sie winkte jedoch ab und deutete an, gerne zu ihm in den Raum zukommen. Dass sie nicht einfach hineinging, sondern anfragte, zeigte nur ihre gute Erziehung.

Seit der frühsten Kindheit hatte Sakura, sowohl von ihrer Anstandsdame als auch von der eignen Mutter eingeschärft bekommen, dass das Ankleide- und Arbeitszimmer und in einige Ehen auch das Schlafgemach des Mannes ein Tabu für die Frau seien, außer sie wurde hineingebeten. Eine Regel, die Sakura anstößig fand, denn andersherum galt dies natürlich nicht. Der Mann konnte zu jeder Zeit seine Frau in ihren Zimmern aufsuchen, unabhängig davon, ob sie es wünschte.

Einmal hatte sie mit Sasuke darüber gesprochen und musste erfahren, bei seinen Eltern war dies auch so gewesen. Davon aufgebracht, war ihr schnippisch die Frage über die Lippen gekommen, ob er gedachte, dies beizubehalten. Die Antwort darauf erhielt sie nicht von ihm, sondern von ihrer Anstandsdame. Natürlich. Vor allem seine Majestät wird an diesen Regeln festhalten, er wird es sogar müssen. Schließlich ist der König das Vorbild des Volkes.

 

Was für verstaubte Ansichten, dachte Sakura in dem Moment als Sasuke ihr ein aufforderndes Zeichen gab. Neugierig ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, denn solch eine Gelegenheit würde mit Sicherheit nicht so schnell wiederkommen. Zumindest nicht, wenn der Kammerdiener ein Wörtchen mitsprach.

So besonders erschien ihr die Räumlichkeit nicht. Sie besaß in die Wände eingelassene Regale und Kleiderschränke und unter jedem Fenster stand eine gepolsterte Bank. Zu einer dieser Sitzgelegenheiten wurde sie von Sasuke geleitet und sobald sie sich gesetzt hatte, nahm er neben ihr Platz.

 

„Du hast keine Schuhe an.“, er bedachte ihre nackten Füße mit einem bösen Blick. War ja klar, dass ihm sowas banales als Erstes auffiel – Sakura verdrehte die Augen, was er natürlich auch sah.

„Wir haben Winter. Willst du dir eine Lungenentzündung holen?“, tadelte er sie.

Sakura legte ihren Kopf schief und zog einen Schmollmund. Bevor er noch etwas sagen konnte, drückte sie ihm das Buch an die Brust. Er nahm es entgegen und las den Titel, dann blickte er amüsiert auf.

„Märchen? Welches soll ich dir vorlesen?“

Sie schüttelte den Kopf und schlug das Buch auf der dritten Seite auf, um auf eine Wortgruppe aufmerksam zu machen, die sie unterstrichen hatte. Der fragende Blick, den Sasuke ihr zuwarf, war nicht ganz das, was sie erwartete und in ihr kam der Wunsch auf, ihm das Buch einfach mal über den Kopf zu ziehen.

Statt die markierte Stelle zu lesen, hob er seine Augenbraue und wollte wissen, ob das Buch aus der königlichen Bibliothek stammte. Natürlich blieb Sakura nichts anderes übrig als zu nicken und daraufhin ein Stirnrunzeln, samt erneuten Tadel zu ernten.

„Und du schreibst da rein? Das Buch gehört zum Staatsschatz.“, als ob sie das nicht wusste.

Genervt von seinen Vorwürfen, schlug sie ihm mit der Faust spielerisch an den Arm, worauf er nur ein schwaches „Au!“, von sich gab, auf das Sakura aber nicht einging. Sie zeigte erneut auf die Wortgruppe und tippte dieses Mal energisch auf die Seite bis sie Sasuke seufzend „In der Winternacht.“, lesen hörte.

Sofort rutschte ihr Finger zu der Randnotiz, die er befolgte und weiterblätterte. Die entsprechende Seite zeigte gleich mehrere unterstrichene Wörter, deren Reihenfolge anhand der Zahlen am Rand verdeutlicht wurde.

 

Sasuke las die markierten Bereiche ein wenig abgehackt, wie eine Liste mit komplizierten Begriffen. Aber nach den ersten Worten stockte er. „von Elfen, … entführt, … Hi, … na, … Ta“

Er wiederholte das Gesagte, nur flüssiger und sah dann zu Sakura. Bevor sie seinen Blick jedoch deuten konnte, war er schon aufgestanden und zu seinem Schreibtisch geeilt. Erschrocken über seine Reaktion schaute sie ihm verwundert und ein wenig Angst verspürend nach. Zögerlich erhob auch sie sich und folgte ihm langsam.

 

Sasuke zog ein leeres Pergament aus einem Stapel und tunkte in aller Hast die Feder in die Tinte. Rasch blätterte er wieder auf die Seite zurück, die er zuerst geöffnet bekommen hatte und schrieb die dort markierte Wortgruppe heraus. Das Gleiche wiederholte er auch auf den anderen Seiten, die ihm die Randnotizen vorgaben. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Sakura näherkam aber seine Aufmerksamkeit galt vorrangig dem Buch und den Notizen.

Es dauerte seine Zeit aber am Ende hatte Sasuke alle gekennzeichneten Worte notiert. Er zeigte Sakura seine Abschrift und deutete auf den letzten Eintrag. „Ist dies das letzte Wort?“, sie nickte und er fing an zu lesen.

Obwohl sie sich nur auf das Wesentlichste konzentrierte und an vielen Stellen das Adjektiv und oder die Pronomen der, die, das weggelassen hatte, verstand Sasuke, was sie ihm mitteilte. Fassungslos sah er die von ihm verfasste Abschrift an. Die Hand, mit der er das Pergament hielt, zitterte. Er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten und ein Schauer ihm den Rücken hinunterrann. Am Knirschen seiner Zähne bemerkte Sasuke erstmals seine Anspannung über das, was er gelesen hatte.
 

Elfen. Die verdammten Elfen. Sie hatten alles geplant.

Seine Wut brach aus ihrem heraus und er ließ seine Faust auf den Schreibtisch niedersausen. Sakura zuckte bei dem Knall zusammen und ging einige Schritte von ihm weg. Ihre Finger krallten sich in den Morgenmantel und die Angst in ihr stieg an, während wilde Gedanke durch ihren Kopf schossen.

Griff der Fluch vielleicht doch und anstatt eine Versteinerung auszulösen, machte er ihn wahnsinnig oder veranlasste ihn dazu, ihr nicht zu glauben. Womöglich las er was ganz anderes als er abgeschrieben hatte … aber Halt, vorhin hatte er das Richtige aus dem Buch wiedergegeben. Ihre Hirngespinste verwirrten sie und sie biss sich auf die Lippe. Der Verzweiflung würde sie keinen freien Lauf lassen.

 

Sasuke atmete schwer. Diese verfluchten Elfen, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf. Ein verdammter Fluch. Sakura und Hinata waren verflucht worden. Kein Wunder, dass es niemanden gegeben hatte, der Auskunft geben konnte.

Er dachte an die vergangenen Monate zurück und er wurde wütend auf sich selbst. Blindlinks hatte er das Angebot des Elfenvolkes angenommen und dem Vergessen in ihrem Reich gefrönt und das Nacht für Nacht. Währenddessen waren Sakura und Hinata … er sah nochmal auf das Papier und las Als, zo, Fen, im Schloss … er stockte und setzte die Wortfetzen sinnvoll zusammen. Als Zofen im Schloss … Sie waren Zofen im –

Sasuke hob den Kopf und starrte Sakura an, die ihn ängstlich betrachtete und ihre Arme wie zum Schutz vor dem Körper gekreuzt hielt und ein erneuter Schauer raste durch seinen Körper. Er hörte das dröhnende Klopfen seines Herzens und spürte wie ihm die Kehle austrocknete als er sich bewusst wurde, wer da vor ihm stand.

 

Rosa.

 

Sein Gefühl sagte ja, doch der Verstand weigerte sich diese Erkenntnis zu akzeptieren. Aber alles stimmte. Seine Männer hatten die Spur der Zofe verloren und in der Nacht als Rosa verschwand, tauchte Sakura wieder auf, aber ohne Stimme und nicht in der Lage über ihren Verbleib zu berichten. Zumindest nicht aus eigener Kraft, wie er anhand des Buches bemerkte. Sein Blick huschte erst zu der Lektüre, die zugeklappt auf dem Schreibtisch lag und dann zu dem Papier in seiner Hand.

Ein Kloß bildete sich in seiner staubtrockenen Kehle und er wurde sich immer sicherer, dass Sakura die ganzen letzten Monate als Rosa direkt unter seinen Augen gelebt und gearbeitet hatte.

Diese Erkenntnis machte ihn ganz schwindlig und seine Faust öffnete sich, damit er einen stützenden Halt an der Tischplatte fand. Er wusste jetzt, weshalb sich Rosas Antlitz stets vor jene Erinnerungen geschoben hatte, die von Sakura handelten. Es war sein Unterbewusstsein, dass ihm auf diesen Weg die Wahrheit zuflüstern wollte.

Automatisch schweifte sein Geist zum Abend es Kartenspiels und er erinnerte sich, wie geschickt sie alle davon überzeugen konnte, einfach Anfängerglück zu haben und dann die Sache mit dem Schlafmohn. Die Puzzleteile setzten sich in seinem Kopf zusammen. Es war so deutlich, machte so viel Sinn, weshalb sie seine geschmackliche Note perfekt getroffen hatte.

Schwer atmend löste sich Sasuke vom Schreibtisch. Er suchte ihren Blick und sah ihr direkt in die Augen als er auf sie zuging. Bevor Sakura reagieren konnte, fand sie sich auch schon in einer engen Umarmung wieder. Das Blatt hatte er dabei fallen lassen.

 

Sakura spürte seinen Kopf an ihrer Halsbeuge und das Beben seines Körpers ließ erkennen, wie sehr er im Augenblick versuchte seine Emotionen wieder unter Kontrolle zu bringen. Seine Stimme war nicht mehr als ein heißeres Krächzen nah an ihrem Ohr aber sie verstand ihn mühelos.

„Du warst Rosa, nicht wahr?“

Sie krallte ihre Finger in sein Wams und nickte, dabei hoffend, dass er ihre Kopfbewegung spürte. Was er auch tat, denn seine Arme umfassten sie noch fester und zogen sie noch näher an ihn heran. Sakuras Blick wurde durch aufkommende Tränen verschleiert und von den Gefühlen ergriffen, die plötzlich wie ein Orkan über sie hereinbrachen, schloss sie die Augen und spürte, wie das heiße Nass sich den Weg über ihr Gesicht bahnte.

Nach einiger Zeit versuchte sie sich von ihm zu lösen, aber Sasuke ließ dies nicht zu. Er bestimmte, wann er sie wieder freigab und wie. Seine Hände umfassten ihr Gesicht und er küsste sie zuerst auf die Stirn und danach auf den Mund.

Es war ein heftiger Kuss. Verlangend. Einen, wie sie ihn schon lange nicht mehr gespürt hatte. Seine Lippen brannten heiß auf ihren und wahrscheinlich erging es ihm nicht besser, denn er vertiefte ihn, wollte mehr. So viel mehr.

Als er irgendwann von ihr abließ, rangen beide nach Luft. In seinen Augen flackerte die Begierde auf und Sakura spürte seinen Herzschlag durch den ganzen Körper vibrieren. Sie wusste, erkannte es an seinem Ausdruck im Gesicht, dass er kurz davor war die Selbstbeherrschung fahren zu lassen und sie würde ihn nicht aufhalten. Schließlich erging es ihr nichts anders. Auch sie verspürte die Sehnsucht nach ihm.

Seine Hände ruhten schwer auf ihrer Taille und übten einen verlangenden Druck aus. Verlegen senkte Sakura ihren Kopf und bemerkte das Blatt auf dem Boden. Sasuke fiel dies auf und verwundert, dass ihre Aufmerksamkeit nicht mehr ihm galt, folgte er ihrem Blick. Er sah ebenfalls das Stück Papier und blieb an dem Wort Zofen hängen. Die Bezeichnung stach förmlich hervor und dann wurde ihm fasst schlecht. Seine Hände glitten von Sakuras Körper und er ging in die Knie, damit er das Schriftstück aufheben konnte.

Zofen. Zofen. Es hallte durch seinen Kopf und ließ ihn hart schlucken.

Sakura war Rosa gewesen und damals kam sie zusammen mit … ihm stockte der Atem und sein Blick schoss ruckartig zu ihr hinauf. Er krächzte den Namen mehr, statt ihn richtig auszusprechen aber ihr Kopfnicken und das zarte Lächeln waren Bestätigung genug. Die Dunkelheit wurde in diesem Moment endgültig von seinen Augen gerissen. Es fühlte sich wie eine Offenbarung an.

„Lilac.“ – war Hinata.

 

Ein Schrei durchschnitt die Ruhe der Nacht und Sakura spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Ihre Gedanken galten sofort Lilac. Sie wollte loslaufen aber Sasuke, der sich wiederaufgerichtet hatte, erfasst ihr Handgelenk und hielt sie bei sich. Panisch wandte sie sich zu ihm um.

„Bleib hier!“, befahl er ihr mit harter Stimme.

Sie antwortete mit einem Kopfschütteln, woraufhin er erneut den Befehl wiederholte. „Du bleibst hier.“, und mit diesen Worten ging er an ihr vorbei, doch dieses Mal war es Sakura, die ihn festhielt.

Jetzt wandte sich Sasuke zu ihr um. „Sakura, ich muss wissen, was da los ist.“

Sie verstand ihn und nickte, wollte ihn aber nicht alleine gehen lassen und machte einen Schritt auf den Durchgang zu, doch Sasuke stellte sich vor sie und nahm ihr Gesicht zwischen die Hände. Er sah ihr tief in die Augen.

„Bleib hier. Bitte!“, seine Stimme drang so intensiv in sie, dass sie nur Nicken konnte und ihn dann ziehen lassen musste.

Ein erneuter Schrei ließ Sakura zusammenzucken und als Sasuke die Tür des Schlafgemachs öffnete, drangen auch andere Stimmen an ihr Ohr. Sie vernahm eine kurze Unterredung zwischen Sasuke mit einem der wachhabenden Soldaten auf dem Flur, der nach dem Weggang des Königs seinen neuen Posten im Zimmer bezog. Der Mann wandte sich ihr huldvoll zu und erklärte: „Seine Majestät, gab den Befehl Euch zu beschützen.“

Sakura nickte und zeigte damit, dass sie verstanden hatte. Mit zittrigen Beinen ließ sie sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch nieder. Plötzlich wurde ihr Körper von einer eisigen Kälte und bösen Vorahnung ergriffen.

 

Ein erneuter Schrei ging Sakura durch Mark und Bein und sie glaubte Lilacs Stimme zu erkennen. Wie von einem Schwarm Wespen aufgeschreckt, stand sie rasch auf und zog den Morgenmantel zittrig noch enger um ihren Körper. Sie musste was tun. Es ging doch nicht an, dass sie hilflos und tatenlos rumsaß.

Ihr Blick streifte die Waffen an der Wand und sie nahm sich den Säbel herunter. Mit sicheren Schritt ging sie in das Schlafgemach, wo die Wache an der Tür stand und stur geradeaus blickte. Den Säbel trug sie noch hinter sich verborgen.

Sakura blieb direkt vor dem Soldaten stehen und deutete an raus zu wollen.

„Nein, Lady Haruno. Das geht nicht. Seine Majestät …“, weiter kam er nicht, denn sein eigener Schreckensschrei unterbrach ihn.

„AHH!“, gab er von sich als ihm die Säbelspitze unter die Nase gehalten wurde. „Was tut ihr da?“, rief er entsetzt aus. Sie tat genau das, was sie von ihrem Vater einst beigebracht bekommen hatte – sehr zum Leidwesen ihrer Mutter, den anwesenden Damen und der armen Wache, die jetzt vor ihr stand – den Säbel zum Angriff bereithaltend.

Sakura musste nur noch zeigen, wie Ernst es ihr war und mit einem gezielten Hieb, verlor der Waffenrock des Soldaten den obersten Knopf. Sie konnte sehen, wie der Mann hart schluckte und sein Wille, ihr standzuhalten, zerbröckelte.

Er kam der von ihr gestellten Aufforderung nach und öffnete die Tür. Rasch deutete Sakura an auch seine Waffe haben zu wollen und nach einem kurzen Zögern seinerseits und dem Säbelzucken ihrerseits, übergab er ihr seine Klinge.

Als er aus der Kammer heraustrat, traf ihn der verwunderte Blick seines Kameraden, der noch im gleichen Moment die Augen aufriss beim Anblick von Lady Haruno und den beiden Säbeln in ihren Händen. Auch er bekam keine Chance sich gegen ihren Willen zu stemmen.

 

Das Dreigespann, mit den Soldaten an vorderster Stelle und Sakura mit den gezückten Säbeln hinterdrein, schritt vorsichtig die Treppe hinunter. Der Lärm wurde lauter und als sie den Gang erreichten, der zu Lady Yamanaks Räumen führte, blieben die Wachen abrupt stehen, was auch Sakura zum Halten brachte. Verwundert blickte sie erst die beiden Männer und dann das an, was sich direkt vor ihnen auf dem Flur abspielte und die Soldaten zum dem Stopp veranlasst hatten.

Eine der Wachen blickte sie über die Schulter an und flehte: „Lady Haruno, Ihr seid hier nicht sicher.“, und der andere fügte rasch und mit beschwörenden Unterton an, dass es besser sei wieder umzukehren. Lieber würde er sein Leben lassen, indem er sie beschützte und nicht aus dem Grund, weil er dem Befehl seines Königs nicht nachgekommen war. Sakura hörte beiden aber nicht zu, denn mit Bestürzung beobachtete sie, was sich im Gang abspielte.

 

Ein Dunkel waberte halb rauchend, halb fließend zwischen den Steinwänden des Ganges hin und her und in dessen Mitte stand sie, die Elfenprinzessin. Ihr feuerrotes Haar züngelte durch die Luft, wie unbezähmbare Flammen, während die scharlachroten Augen, deren Pupillen nur noch Schlitze waren, glühend in den tiefen Höhlen lagen. Das Gesicht war grotesk verzerrt und all die Hässlichkeit, die sonst unter einer Maske vollkommener Schönheit verborgen lag, kam in diesem Moment zum Vorschein.

Um das Dunkel herum standen Soldaten mit ihren erhobenen Waffen, um die Schutzbefohlenen vor der wabernden Masse abzuschirmen. Am anderen Ende des Ganges konnte Sakura das helle Haar von Ino ausmachen, die von einer Gruppe Soldaten vom Ort des Geschehens weggeführt wurde. Ein Unterfangen, das ihre beiden Wächter ebenfalls versuchten.

 

An der Spitze der Soldaten stand Sasuke. Statt seines Säbels, den Sakura in den Händen hielt, trug er sein Schwert bei sich. Als die Elfe mit Kreischen begann, musste er sich, wie jeder andere anwesende, die Ohren zuhalten.

Die Elfenprinzessin schrie und das wabernde Dunkel antwortete mit zuckenden, scharfkantigen Spitzen, die emporschossen. „Kommt schon. Kommt schon. Tretet näher und erlebt, was passiert, wenn ihr das Dunkel berührt.“, sie grinste und hob ruckartig den Arm empor.

Erneut reagierte die dunkle Masse und ein Schwall schoss auf einen Soldaten los, der dem König am nächsten stand. Es umgab den Mann so rasch, dass dieser keine Chance mehr bekam, zu fliehen. Er konnte nur noch schreien, denn sein Kopf war das Einzige, was noch aus der schwarzen Masse herausragte. An seinem Hals krochen schwarze Linien, wie knochige und kantige Finger nach oben und das Dunkel legte sich langsam über seinen Kopf bis er komplett vom Dunkel umhüllt wurde.

Ein leichtes Vibrieren erschütterte die schwarze Hülle und dann sank der Soldat leblos aus der Masse heraus. Schwarze Flüssigkeit tropfte ihm aus dem Haar, während er auf den Steinboden knallte.

Sofort wichen alle Soldaten zurück und viele versuchten den König hinter ihre Linie zu bringen, der schüttelte jedoch die nach ihm greifenden Hände ab.

 

Fassungslos starrte Sakura auf den leblosen Körper und ließ dabei die Säbel sinken. Die Wachen sahen endlich ihre Chance gekommen und packten sie an den Armen. Gemeinsam zogen die Männer sie mit sich zur Treppe zurück.

Sie hatten geraden die erste Stufe erreicht als ein herzzerreißender Hilfelaut erklang. Er kam aus der Kammer, die Sakura als Zofe mit Lilac bewohnt hatte und die sich ebenfalls auf dem Gang befand. Die Tür stand weit offen, wodurch das Dunkel ungehinderte hineinsickern konnte.

„NEIN!“, sagten die Wachen im Chor als Sakura den Versuch wagte, sich loszureißen. „Das Mädchen ist verloren. Ihr könnt nichts mehr für sie tun.“

Aber das wollte Sakura nicht hören. In der Kammer befand sich Lilac. Stimmenlos schrie sie den Namen ihrer Freundin, während sich die ersten Tränen bahn brachen.

Das Lachen und die Stimme der Elfe waren über den gesamten Gang zu hören als sie zum König sprach.

„Ihr könnt das Leben dieser armen, gepeinigten Seele retten, Eure Hoheit.“, bei diesen Worten hob sie die Phiole empor, die im Fackelschein schimmerte. Der Inhalt war so schwarz wie das Dunkel selbst. Mit einer fordernden Stimme verlangte sie vom König: „Lasst mich zur Eurer Herzdame.“

Sasuke gab einen verächtlichen Laut von sich. Sein Blick fiel auf das glitzernde Fläschchen in der Elfenhand und er grollte: „Niemals“.

„Wie schade.“, die Elfe lächelte, wenn das groteske Verzerren der Mundwinkel als solches beschrieben werden konnte. „Ich habe aber hier ein Geschenk für sie. Der Inhalt trägt den ehrenvollen Titel Lang lebe die Königin.“

Sasukes Hand ballte sich um den Schwertgriff und die Knöchel traten dabei weiß hervor. „Ihr werdet nicht einmal in ihre Nähe komme.“, knurrte er.

 

Ein Schluchzer war aus der Kammer zu vernehmen und dann erklang Lilacs Stimme: „Lieber sterbe ich als das Lady Haruno sterben soll.“

Nachdem Sakura dies hörte, schrie sie, obgleich ihre Stimme ungehört blieb. Erneut versuchte sie sich loszureißen aber der Griff der Soldaten war gnadenlos eisern. Die Säbelgriffe rutschten ihr zwischen den Fingern hindurch, doch das Aufschlagen der Klingen auf den Boden war durch den Tumult nicht zu hören.

 

 

Sasuke war in Rage. Was wollte dieses Elfenweib und er fragte sie dies mit grollender Stimme. Zur Antwort bekam er ihre blitzenden, spitzen Zähne zu sehen, bevor sie ihn kreischend anschrie.

„Euch! Euch, Eure Majestät! Euch für mich ganz allein.“

Das hatte er nun nicht erwartet. Natürlich war er davon ausgegangen, dass sie mit Lady Harunos Tod antworten würde, aber nicht damit. Sasuke ließ das Schwert sinken, sodass die Spitze den Steinboden berührte. Die nächsten Worte fielen ihn unglaublich schwer aber wenn er so zwei Frauen das Leben retten konnte – zumindest sah er für den Moment keine andere Möglichkeit und die Lösung, die ihm sofort durch den Kopf geschossen war, erschien ihm als die Einzige.

„Hier bin ich. Gebt die Zofe frei und lasst ab von Lady Haruno.“, innerlich zitterte er, doch seine Stimme klang ruhiger denn je aber auch matt.

 

Sakura konnte nicht fassen, was sie da hörte und sie schien damit nicht alleine. Seine Männer riefen durcheinander nach ihm und jeder konnte sehen, wie im Gesicht der Elfe für einen Wimpernschlag lang die vollkommene Schönheit zurückkehrte und sie ihn mit einem rührseligen Blick ansah. Doch sofort kam die groteske Maske wieder zurück und sie lachte höhnisch auf.

„Ein schöner Versuch. Aber zu spät. Was bringt es mir, wo es mich doch nach Eurem Herzen verlangt, das ihr aber schon der Lady Haruno gegeben habt.“, mit jedem Wort zuckte das Dunkel ungeduldig nach oben.

Es stimmte. Sein Herz gehört schon seit langem Sakura. Er schloss für einen Moment die Augen und eine Erinnerung an sie aus einem vergangenen Sommer flammte auf. In dieser glich sie mehr einer Elfe als die Elfen selbst es taten … nein, keiner Elfe, das war zu unwürdig. Sie war einer Nymphe gleich.

Er hatte sie auf einem Steg sitzen sehen. Ihre Füße hingen im Wasser und außer einem weißen Unterkleid trug sie nichts am Körper. Das lange rosa Haar war offen und floss in sanften Wellen über ihren Rücken und die Schultern hinab und auf dem Haupt trug sie einen Kranz reifer Kirschen. Sie hatte ihn nicht bemerkt und das war gut so, denn dieses Bild wollte er nicht zerstören, schließlich wurde ihm in jedem Augenblick bewusst, dass er sie liebte.

 

Sasuke öffnete die Augen und starrte die Elfe an. Er hatte einen Entschluss gefasst. Wenn sie sein Angebot nicht annehmen wollte, dann war hiermit die Diplomatie beendet. Als König musste er tun, was ihm seine Pflicht aufbürdete und das hieß die Seinen und das Volk zu schützen.

Noch wusste Sasuke nicht, wie er es anstellen sollte aber er würde eine Lösung finden.

„Dann sei es so.“, sagte er mit fester Stimme. „Du wirst keinen mehr mit deiner Hexerei töten oder anderweitig schädigen.“

Die Elfenprinzessin legte ihren Kopf schief und sah ihn neugierig an als sei er ein neues Spielzeug, dass noch erprobt werden musste. „Werde ich nicht? Was soll das heißen? – Willst du mich mit deinen Getreuen aufhalten, kleiner König?“, ihr Blick schweifte höhnisch über die Soldaten hinweg und da sah sie, wonach sie verlangt hatte.

Ihre glühend roten Augen weiteten sich und schrie lachend in die Runde: „Aber welche Freude. Da ist sie. Willkommen, Lady Haruno!“

Sofort wirbelte alles im Gang zu der Stelle herum, wo Sakura mit ihren beiden Wächtern stand. Die Stimme der Elfe klang nun hocherfreut und hallte schallend im gesamten Gang wieder. Mit Sicherheit war sie auch außerhalb der Schlossmauern noch zu hören.

„Tut mir einen Gefallen, trinkt davon.“, und die Elfe hielt die Phiole erneut empor.

In diesem Moment vermischten sich Sasukes und Lilacs Stimmen miteinander als beide entsetzt „NEIN!“, schrien und der König donnerte wütend, alle Etikette vergessend, weiter: „Was tust du hier?“

Sein zorniger Blick traf die beiden Soldaten, die sofort kreidebleich wurden. Leise murmelte die Wache an Sakuras linker Seite, so dass es nur sein Kamerad und sie verstanden: „Wenn Blick töten könnten …“

In Gedanken fügte Sakura hinzu: dann wäre die Elfe schon längst erledigt. Diese lachte gackernd auf und warf den Kopf in den Nacken als sie vor lauter Freude brüllte: „Alle die ich brauche, sind sie versammelt.“

Diesen Moment nutzte ein Soldat für die Chance, der Elfe den gar auszumachen. Er stürmte mit erhobener Waffe auf sie zu, doch da schoss das Dunkel hervor, gab ihm keine Zeit auszuweichen und durchbohrte ihn. Unter den geschockten Blicken und erschrockenen Ausrufen seiner Kameraden, brach der Mann in sich zusammen und röchelte bis sein Körper erschlaffte und er ebenfalls leblos auf den Boden niedersank. Das Dunkel hatte sich schon längst wieder zurückgezogen.

Die Elfe scherrte sich nicht um die Attacke, sie blickte weiter unverwandt zu Sakura. „Kommt ruhig näher, Eure Ladyschaft.“, aber Sasuke rief sofort: „Du bleibst, wo du bist.“

„Shhhh!“, zischte die Elfenprinzessin und fletschte die Zähne. „Das ist nicht Eure Entscheidung, schließlich ist Sie noch nicht Euer Weib, über das ein Ehemann richten kann, wie es ihm beliebt.“, und erneut wandte sie sich Sakura zu. „Kommt. Oder wollt ihr das Leben der Zofe gefährden?“

Da schluchzte Lilac laut: „Nein, tut es nicht. Bitte!“

 

Sakura zerriss es innerlich in tausend Stücke. Auf der einen Seite wollte sie Sasuke nicht enttäuschen aber auf der Anderen waren da die Leben, die ihretwegen schon ein Ende gefunden hatten. Das erneute Kreischen der Elfenprinzessin ließ sie zusammenzucken.

Ihr alle müsst euch jetzt entscheiden – Aber zuvor, erkläre ich auch das Spiel. Einer stirbt, zwei Leben und mein Wunsch ist es, dass Ihr sterbt, Lady Haruno. Tut Ihr mir den Gefallen, muss die Zofe nicht sterben. Genauso wenig, wie der König.“

Wieder riefen Sasuke und Lilac synchron: „Nein!“, woraufhin die Elfe theatralisch seufzte.

„Es ist aber auch kompliziert, wenn man sich nicht einigen kann. Die Zofe will sterben, damit Ihr lebt, Lady Haruno. Aber was ist das schon für eine Geste. Sie ist eine Bedienstete, die würden immer sterben, um der Herrschaft eine Freude zu bereiten – dann haben wir den König, der nicht sterben brauch aber sich in meine Hände begeben will, um Euch und die Zofe zu retten. Das er Euch retten will, verstehe ich, aber warum die Zofe? … Aber egal, denn das würde mir nicht helfen, da sein Herz trotzdem nicht mein wäre. Und…“, sie tippte sich mit dem Finger am Kinn.

„… da wäre, wie schon erwähnt, noch mein Wunsch. Ich will, dass Ihr, Lady Haruno, sterbt und so das Leben der Zofe und das des Königs rettet, denn so kann ich die Trauer des Königs für mich ausnutzen.“

Sasuke schnaubte verächtlich. „Pff. Niemals.“

„Oh, doch. Ihr wisst es nur noch nicht.“, entgegnete die Prinzessin lächelnd.

 

Was für eine wahnsinnig, groteske Logik, dachte Sakura bei sich. Als ob Sasuke sein Herz an ihre Mörderin vergeben könnte.

Sakura blickte der Elfe stur entgegen und haderte mit jeder ihrer Entscheidungen bis sie in den Schatten etwas bemerkte, dass ihre Aufmerksamkeit forderte. War da was? Sie verengte die Augen, in der Hoffnung, mehr zu sehen.

Plötzlich lockerten die Wächter den festen Griff an ihren Oberarmen und ein merkwürdiges Gefühl überkam Sakura. Mit einmal fühlte sich alles leicht an und sie wusste, es würde gut ausgehen. Woher? Im ersten Moment konnte sie es nicht sagen aber im Nachhinein schob sie es auf eine Art Eingebung.

Noch immer blickte Sakura auf den im Schatten verborgenen Punkt, weit hinter der Elfe. Irgendwo dort, wo der Gang sein Ende hatte und in einen Turm mit Wendeltreppe überging. Sakura glaubte jemanden Flüstern zu hören, der ihr sagte, sie solle jetzt losgehen und sie tat es. Warum auch immer.

Die Soldaten griffen nach ihr aber sie bewegten sich zu langsam. Ihre Glieder fühlten sich von einem Moment auf den anderen unglaublich schwer an. Aus der Verzweiflung heraus, rief eine der Wachen ihr nach, wodurch Sasuke bemerkte, was da passierte.

„Bleib wo du bist!“, schrie er und in seinem Gesicht konnte jeder das blanke Entsetzen ablesen.

Sakura wollte lächeln und ihm so verdeutlichen, dass sich alles zum Guten wenden würde aber die Elfe durfte von den Mächten, die nun im Gange waren, keinen Verdacht schöpfen.

 

Lilac, die aus dem Ruf des Königs schlussfolgerte, dass Sakura näher an das Geschehen herankam, ermahnte ihre Freundin ebenfalls. Aber die ließ sich von alldem nicht beirren und schritt weiterhin auf die Elfe zu.

Einige Soldaten versuchten sie aufzuhalten, doch ihnen erging es, wie den Wächtern. Ihre Glieder wollten einfach nicht gehorchen und die, die nah genug standen, um sich ihr in den Weg zu stellen, wichen unter ihrem Blick zurück. In diesem Moment strahlte Sakura eine absolute Würde aus, die nur eine Königin besaß.

Wenige Schritte vor dem wabernden Dunkel hielt Sakura inne. Sie konnte Sasuke fluchen hören und bekam aus den Augenwinkeln mit, wie er von einem Schwall dunkler Masse davon abgehalten wurde, sich ihr zu nähern. Das Dunkel schloss einen Kreis um sie und unterband so eine mögliche Flucht. Sakuras Herz bebte vor Aufregung aber die Zuversicht ließ sich davon nicht abschütteln, im Gegenteil, sie wurde nur noch stärker.

 

Trotz der Proteste aller, die sich mit ihr in diesem Gang befanden, streckte Sakura den Arm nach der Phiole aus. Das gegackerte Lachen der Elfe, verursachte bei ihr eine Gänsehaut. Zittrig nahm sie das kleine Fläschchen entgegen und versuchte den triumphierenden Blick der Elfenprinzessin zu ignorieren.

Sakura atmete tief ein und blickte noch einmal direkt in die Finsternis hinein. Niemand bemerkte das kurzzeitige Aufleuchten ihrer grünen Augen, nicht einmal die Elfe, die von ihrem Wahn endlich den Siegeszug antreten zu können, geblendet wurde.

Um sich nicht zu verraten, senkte Sakura den Blick und betrachtete die dunkle Flüssigkeit in der Phiole. Sie umschloss das Fläschchen mit ihren Fingern und spürte, wie ihr Herz bebte. Es drohte fast zu zerspringen, denn es wusste um ihre Entscheidung, die sie getroffen hatte.

 

[End. Kapitel 21]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Goetterspeise
2019-07-10T09:53:22+00:00 10.07.2019 11:53
Der Anfang *-*
Ich bin sehr begeistert davon. Wirklich toll geschrieben und richtig schaurig. Man spürt diese Dunkelheit schon fast um sich selbst herum aufkommen.
Die Idee mit dem Buch finde ich auch richtig cool und Sasukes Verwirrung kann ich nur zu gut nachvollziehen. Das wirkt alles am Anfang sehr komisch, wenn die stumme Freundin plötzlich mit einem Märchenbuch vor einem steht.
Wirklich gut gelöst - hätte ja Sorge gehabt, ob der Bann nicht doch auch so jemanden zu Stein werden lässt, aber da die Geschichte bald vorbei ist (leider und zum Glück - freu mich aufs Finale :3), dachte ich mir, würde es zu lang werden. Die Vermutung hatte ich auch schon, warum Hinata nicht getrunken hat btw. :D
Die finale Szene mit der Elfenprinzessin baut sich wirklich sehr schön auf und der Spannungsbogen passt in meinen Augen super.
Ich hoffe, Naruto taucht mal langsam noch auf, so als kleiner Fan von ihm, ansonsten freue ich mich einfach, was jetzt als nächstes passieren wird. Happy End weiß ich ja, aber der Rest :D

Bis denne!
Antwort von:  blechdosenfee
10.07.2019 20:50
Ich hoffe, du kannst heute Nacht ruhig schlafen … so umgeben von der Dunkelheit. 😉
Freut mich, dass der Anfang so gut reingehauen hat. Wenn ich die Zeilen lese, erinnere ich mich immer an die Szene mit dem Kohlenmunk-Peter und dem Holländermichel aus Das kalte Herz.

Danke auch für das Lob zu der Buch-Idee. Mir fällt jetzt gerade auf, dass vielleicht der Titel „Sagen- und Kindergeschichten“ besser gepasst hätte als Märchenbuch. Na ja… 😊
Kennst du das, wenn du ein Kapitel fertig hast und sich dann während du schreibst, das nächste Kapitel schon in deinem Kopf formt? Also nicht konkret, aber so grob, dass du weißt, wie die Geschichte weitergeht. So ging es mir zur Idee mit dem Buch. Eine andere Lösung kam mir auch gar nicht erst in den Sinn bzw. ich habe nicht weiter über andere Möglichkeiten nachgedacht.

Keine Sorge, Naruto taucht auf und da du ja ein kleiner Fan von ihm bist, wird dir sein Auftauchen sicherlich gut gefallen. ^ ^


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