Es waren einmal ... von blechdosenfee (... zwei verzauberte Frauen) ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Die Elfe tobte. Sie war rasend vor Wut, sie war zornig. Ihre Stimme erschall mit dem stetig gekreischten „NEIN! Das kann nicht sein.“, laut im zertrümmerten Thronsaal. Tief in ihrem Inneren verfluchte sie alle, die Naturgeister, die Menschen und jedes Wesen, dessen Namen sie habhaft war. In fiebriger Hast schritt sie auf und ab, wandte sich ruckartig in die eine und dann in die andere Richtung. Sie waren dem Ziel so nahe gewesen, sie und ihr Vater und jetzt sollte alles vorbei sein? Vorbei, nur weil die Natur auf einmal Rückgrat zeigte? Vorbei, weil die Natur diesem Wechselbalg von einer Menschenfrau geholfen hatte? Ihr Blick fiel auf den Diener ihres Vaters und sie fauchte ihn an. „Er hat sie erkannt?“ Der Elf nickte. „Sie hat ihre wahre Gestalt?“ Der Elf nickte. „Weiß er, dass Elfenmagie dahintersteckt?“ Dieses Mal verneinte der Diener. „Sie kann nicht sprechen. Sie ist stumm.“ Die Elfenprinzessin hielt in ihrem Lauf inne. Langsam drehte sie sich zu ihm um. „Wiederhol das.“, flüsterte sie und in ihrer Stimme schwang etwas Lauerndes, etwas Gefährliches, mit. Der Elf kam der Aufforderung nach und ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab, welches im darauffolgenden Moment aber auch schon wieder verschwand. Ihr war klar geworden, obgleich Sakura nichts sagen konnte, des Schreibens war sie dennoch fähig und leise murmelte sie zu sich selbst: „Sie kann alles niederschreiben und dann wird er es erfahren.“ Erneut überkam sie die Wut und aufgebracht wie sie war, griff sie nach dem erstbesten Gegenstand in ihrer Nähe, es war ein halbzerbrochenes, edel verziertes Stuhlbein, um damit den Kelch samt der roten Flüssigkeit zu zerschmettern. Sie holte aus, … hielt aber inne. Ganz langsam wandte sie sich dem Diener erneut zu und senkte ihren Arm. Ihr dunkler Blick traf ihn und wie ein Raubtier umkreiste sie den Lakaien. „Ist die andere auch vom Fluch befreit?“ Lauernd und mit Spannung erwartete sie die Antwort und auf das „Nein.“, schrie und lachte die Elfenprinzessin befreit auf und das Stuhlbein glitt ihr aus der Hand. Der Fluch war also noch nicht in seiner vollkommenen Gänze gebrochen, es drohte also keine Gefahr. Lady Haruno würde weder über den Bann sprechen, noch darüberschreiben können, so lange die andere ihn ungewollt aufrechterhielt. Die Elfenprinzessin lächelte und in ihren Kopf schwirrten Pläne, die es zu schmieden galt. Doch zuvor musste sie ihren Vater aufsuchen, der in seinen Gemächern saß und mit dem Dunkel flüsterte.     Die Rauhe Else in ihrem Reich aufzusuchen, hieß hinaus auf das Meer zu fahren. Meinte sie es gut mit ihrem Besucher, so beließ sie ihn, das Schiff und all seine Männer auf dem Meeresspiegel, war sie erbost, zog sie alles mit sich hinab in die unbekannte und schwarze Tiefe, in der es kein Sonnenlicht gab. Naruto kannte die Gefahr, für das Schiff, für seine Männer, für sich und vor allem für das Reich und sein Volk. Aber dem Willen und den Wünschen eines Naturgeistes zu trotzen, der stets ein Verbündeter gewesen war, erschien ihm als töricht. Er hatte erwartet mit einem heftigen Wellengang rechnen zu müssen und komplett durchnässt vor dem Naturgeist zu erscheinen, umso mehr verwunderte es ihn, dass seine Überfahrt nicht so stürmisch ausfiel wie gedacht. Sobald die königliche Bark den Hafen hinter sich ließ, beruhigte sich das Meer und die Wellen wogten sanft um den Rumpf des Dreimasters, während am Horizont noch immer Gewitterstürme über dem Meeresspiegel hinwegfegten und die Wellen zu riesigen Wänden aus Wasser aufbauten. Die Bark war schon seit zwei Sonnenstunden mit vollen Segeln auf dem Meer unterwegs gewesen als eine Flaute einsetzte. Sofort schickte der Kapitän eine Handvoll Männer hinauf in die Takelagen, damit dieses die Segeltücher einholten und an den Querstangen der Mastbäume befestigten. Naruto trat währenddessen zum ersten Offizier, der auf dem Achterdeck stand und eine Karte zusammenrollte. Als der Seemann seinen König bemerkte, stellte er sich sofort stramm hin und salutierte. „Eure Majestät.“ „Nicht so formell, wenn wir hier draußen sind.“, entgegnete Naruto, der besonders auf Schiffen seinen adligen Titel hintenanstellte. Er wäre ohne die Fähigkeit der Matrosen, ihrer Offiziere und des Kapitäns heillos überfordert, was die Kartenkunde, das Lesen von Wolkenformationen, Wellengang und Windmessung anhand der Segel und Knoten anging. „Jawohl, Eure…“, gerade rechtzeitig bemerkte der erste Offizier seinen Stolperer und räusperte ein weiteres „Jawohl.“, hervor. Naruto lächelte verschmitzt und sah interessiert hinauf zu den Masten, wo alle Segel eingeholt waren und die Matrosen sich, nach getaner Arbeit, an Seilen auf das Hauptdeckt hinunter hangelten. An seinen ersten Offizier gewandt, erkundigte er sich: „Meint Ihr, die Flaute ist ein Zeichen der Rauhen Else?“ „Ich vermute ja. Wir sind sehr schnell in den zwei Sonnenstunden vorangekommen und weit und breit ist keine Küste in Sicht. Selbst vom Vogelnest aus konnten die Matrosen nichts, dass nach Land aussah, entdecken.“ Wieder wanderte Narutos Blick hinauf zu den Masten und erkannte an der Spitze des Hauptmastes den halbwüchsigen Matrosen, der auf einer Querstange saß und mit einem Fernrohr den Horizont unablässig absuchte. Plötzlich streckte der Junge seinen Arm aus und rief etwas hinunter, was von einem weiteren Matrosen an den Kapitän und die beiden Offiziere herangetragen wurde. Alle Blicke richteten sich auf die benannte Stelle und Naruto trat sogar an die Reling, um eine bessere Sicht auf das zu haben, was passierte. Einige Meter von der Bark entfernt kräuselte sich auf der windabgeneigten Seite die Meeresoberfläche. Nixen schossen wie Delfine aus dem Wasser und zeigten Drehung und Überschläge in der Luft, ehe sie wieder in das kühle Nass eintauchten. Naruto konnte hören, wie seinen Männern die Vorstellung gefiel. Keine Wunder, wer würde nicht gerne den Blick auf eine halbnackte Frau werfen, nur die Sache mit der knapp zwei Meter langen Schwanzflosse erschien zumindest Naruto etwas suspekt. Einige der Meereswesen kamen näher an das Segelschiff herangeschwommen und steuerten direkt auf Naruto zu. Sie verweilten an der Stelle des Schiffsbauchs, die sich unterhalb vom König befand. Sofort lehnten sich viele Männer über die Reling, um mehr von den wundersamen Wesen zu sehen und es war nur dem schnellen Handeln des Kapitäns und seiner Offiziere zu verdanken, dass die Bark keine Schlagseite bekam.   Als die Stimmen der Nixen erklangen, wurde es auf dem Schiff still. Mit einem glockenhellen Singsang überbrachten die Meereswesen die Nachricht der Rauhen Else an den König.   „Die Rauhe unter dem Meereswesen, wartet auf Euer Kommen. Lange seid Ihr fort gewesen, habt den Ruf aber vernommen. So folgt uns in das kühle Reich, die Rauhe Else lädt Euch ein – heißt Euch willkommen.“   Nach dem Ende reagierten viele Matrosen mit besorgten Rufen in Richtung ihres Königs und ließen sich selbst von ihren Vorgesetzten nicht davon abbringen. „Geht nicht!“ – „Bittet darum, die Rauhe Else an die Wasseroberfläche kommen zu lassen!“ – „Eure Majestät.“, und noch während weitere Warnungen erklangen, brach eine Treppe aus bunten Korallen durch die Wasseroberfläche und verankerte sich sanft an der Reling des Segelschiffes. Statt sich seinen Männern zuzuwenden, straffte Naruto seine Schultern und schnallte sein Schwert und das Messer vom Gürtel ab, da es nie schicklich erschien, bewaffnet als Gast bei einem Naturgeist zu erscheinen. Sein Handeln führte zu weitere Unruhen in der Mannschaft, was ihn jedoch nicht davon abhielt über die Schiffsabsperrung zu steigen und auf die erste mit Muscheln besetzte Sandstufe zu treten. Der Tumult in seinem Rücken stieg an und er vernahm die Stimmen der Offiziere und des Kapitäns, die mahnten und zur Ordnung riefen. Vorsichtig legte Naruto seine Hand auf das Geländer aus Korallen und stieg langsam eine Stufe nach der anderen die Treppe hinab – stets darauf bedacht, keine der kleinen Muscheln zu treffen, die lose auf dem Sand lagen. Als er der Wasseroberfläche schon sehr nah war, bemerkte er, wie sich um den Teil der Korallen-Treppe, der im Meer lag, ein Luftkorridor für ihn bildete. Jetzt fand Naruto, war der Moment gekommen, sich nochmal zu seinen Männern umzudrehen. Lächelnd sah er jeden an. „Macht euch keine Sorgen. Es wird alles gut gehen.“, und damit kehrte er ihnen den Rücken zu und verschwand im Meer.     Ino lächelte gönnerhaft und neigte sich zu Sasuke. „Ich kann sie entbehren. Hoffe nur Sakura stört sich nicht an der Gesichtsbedeckung, das ist der Narbe wegen. Selber habe ich sie auch noch nicht gesehen.“, flüsterte sie ihm zu. „Danke. Ich glaube nicht, dass Sakura irgendwas dagegen haben wird. Sie braucht schließlich eine Zofe bis ihre eigene eingetroffen ist. Laut meines Kammerdieners ist Lilac auch sehr zuverlässig.“, und mit einem niedergeschlagenen Ton fuhr er fort: „Ich nehme dein Angebot auch nur an, weil ich mich nicht so um sie kümmern kann, wie ich es gerne tun würde.“ Daraufhin bekam er von Ino vorerst ein geschnaubtes: „Tz.“, zu hören. Er drehte seinen Kopf zu ihr um und bemerkte, wie sie eine ihrer Augenbrauen nach oben zog und ihn spöttisch ansah. „Das wäre ja noch schöner. Du bist der König. Wozu hast du denn Diener? – Es reicht schon, dass du den Befehl dazu gegeben hast, Ankleide und Arbeitszimmer zusammenzulegen.“, bei diesen Worten betrachtete sie feindselig den Tisch, der hinter ihr stand. Beide befanden sich in dem Durchgang, der das königliche Schlafgemach mit der Ankleidekammer verband und letztere Räumlichkeit beherbergte neuerdings, neben der Kleidung und den tragbaren Waffen, auch den Schreibtisch des Königs, samt einigen Staatsakten. „Von deinem Arbeitsplatz hat man übrigens einen perfekten Blick auf das Bett, da wird es überhaupt ein Wunder sein, wenn du deine Augen von ihr loseisen und dich auf deine Arbeit konzentrieren kannst.“ „Du hast scheinbar alles einer eingehenden Analyse unterzogen.“, erwiderte Sasuke trocken. „Natürlich.“, Ino lächelte, zuckte mit den Schultern und zeigte dann zu seiner Überraschung einen verständnisvollen Blick, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Sakura zuwandte, die friedlich da lag und schlief. „Du hast Angst, sie wieder zu verlieren. Nicht wahr?“ Sasuke gab keine Antwort. Aber es stimmte. Er wagte nicht Sakura auch nur für mehr als eine Stunde aus den Augen zu lassen. Sie war schon einmal wie vom Erdboden verschluckt gewesen und so plötzlich in dieser Felsspalte wiederaufgetaucht als hätte die Welt selbst sie ausgespuckt. Bei der Erinnerung daran, wurde er sich auch wieder gewahr, weshalb er durch die Schlucht hatte gehen wollen – der Schlafmohn konnte für die besagte Nacht nicht zubereitet werden und plötzlich lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er hatte vergessen das Versprechen an Lilac einzulösen. In seiner Freude, Sakura wiedergefunden zu haben und der daraus resultierenden Sorge um sie, versäumte er es den Suchtrupp für Rosa zu entsenden.   Sasuke erwartete schon von Ino verwundert angesehen zu werden als er seine Frage stellte: „Wie geht es eigentlich Lilac?“, und fügte daher rasch mit an: „Ist sie noch sehr betrübt, wegen Rosa, deiner zweiten Zofe? Soweit ich weiß, ist sie noch nicht zurückgekehrt.“ „Oh! Rosa. – Nun, … eigentlich. Eigentlich macht sich Lilac keine Sorgen um Rosa. Sie ist zwar noch immer traurig, weil sie fort ist aber auf meine Frage, weshalb sie sich keine Sorgen mehr mache, erwiderte sie, sie spürt, dass es Rosa gut geht.“ „Du hast sie gefragt?“, hakte er verblüfft nach. Ino zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Natürlich. Schließlich will ich nicht nur, dass meine Dienerschaft fleißig ist, ich möchte auch wissen, ob es Ihnen gut geht. Nur ausgeglichene Diener sind gute Diener.“ Diese Antwort brachte ihr einen skeptischen Gesichtsausdruck von Sasuke ein. Bei ihrem Heißhunger auf Erdbeeren und Kirschen hatte sie diesen Vorsatz komplett in den Wind geschlagen, aber vorerst würde er sie nicht darauf ansprechen. Stattdessen erkundigte sich Sasuke noch einmal, ob sie wirklich auf Lilacs Anwesenheit zu einem Großteil verzichten konnte. „Ja, doch.“, erwiderte Ino nachdrücklich. „Nicht nur du willst das Beste für Sakura, ich will es auch. Außerdem muss sie ja schnell wieder gesund werden, schließlich brauche ich sie für meine Kartenabende. – Ich kenne niemand, der dich so gut aus der Fassung und zum Verlieren bringt.“, dazu gab es keine Erwiderung von Sasuke als er Ino darüber informierte einen Suchtrupp wegen Rosa entsenden zu wollen. Er konnte sich aber nicht zurückhalten, doch noch das Beeren- und Kirschthema anzusprechen. „Wir sollten zumindest ihr Schicksal wissen. Schließlich war es dein Heißhunger auf Erdbeeren und Kirschen, weswegen sie das Schloss verlassen musste.“, erklärte er. Ino war diese Tatsache recht peinlich und dementsprechend färbten sich auch ihre Wangen eine Nuance dunkler. An ihrem Minenspiel und der Körperhaltung konnte die Reue förmlich abgelesen werden und dann sprach sie, bezogen auf das Thema, etwas aus, was auch Sasuke schon an sich selbst bemerkt hatte. „Es ist schon merkwürdig. Seit dem Morgen als du Sakura gefunden hast, habe ich keinerlei Hunger mehr auf Erdbeeren und Kirschen verspürt.“ Das stimmte. Ein besonders großes Verlangen nach Erdbeeren hatte Sasuke nie empfunden und der Hunger auf Kirschen besaß nun nicht mehr dieses Ausmaß. Gedankenverloren standen beide im Durchgang und betrachteten stumm den heilsamen Schlaf von Sakura. Irgendwann raffte Ino ihre Röcke und schickte sich an über die neugestaltete Ankleidekammer die königlichen Räumlichkeiten zu verlassen, um den Schlaf ihrer Freundin nicht zu stören. Bevor sie ging, raunte sie Sasuke zu: „Komm aber nicht in Versuchung, nur weil sie jetzt schon in deinem Bett schläft.“ Sasuke hob eine Augenbraue und erwiderte brummend: „Würde mich gerne interessieren, wie du das verhindern willst. Ich bin schließlich der König.“ Für einen Atemzug verschlug es Ino die Sprache aber ganz ihrem Naturell nach, fing sie sich rasch. „Auch wahr. Aber der Archiater hat mich darüber unterrichtet, dich darauf hingewiesen zu haben – außerdem gibt es da noch Sakuras Vater, Fürst Haruno und der ist bei solchen Dingen sehr streng. Mehr als einmal hat er eure Küsserei grimmig geduldet aber nicht gern gesehen. Wenn er erfährt, dass Sakura in deinem Gemach und in deinem Bett schläft, wird er schneller hier sein als ihre Zofe. Die Diener munkeln jetzt schon, ob Weiß bei der Hochzeit für Sakura die passende Farbe ist. Du weißt ja, weiß, die Farbe der Unschuld und Reinheit.“ Ruhig und ohne eine erkennbare Emotion in seiner Haltung und in seinem Gesicht, erklärte Sasuke: „Am Abend der Eheschließung wird sie als Jungfrau in mein Bett geführt und am Morgen wird sie es als meine Frau wieder verlassen. So und nicht anders wird es sein.“ Ino hörte die ganze Autorität heraus und konnte nicht anders als spitz zu fragen: „Werdet ihr danach eigentlich getrennte Schlafzimmer haben?“ „Wolltest du nicht gehen?“, konterte er. „Touché.“, und wie immer mit dem letzten Wort in einem Gespräch verließ Ino die königlichen Gemächer.   [End. Kapitel 17] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)