Es waren einmal ... von blechdosenfee (... zwei verzauberte Frauen) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Die hatten doch alle anscheinend den Verstand verloren. So kam es Rosa zumindest vor und damit meinte sie nicht nur Ino und Sasuke, sondern auch Lilac. Ihrer Freundin war nach der Verkündung des Erdbeer-Kirschen-Beschaffungsauftrags nichts Besseres eingefallen als zu erwähnen, dass es wieder schneie und zu allem Überfluss wollte sie auch noch wissen, wie es denn mit dem Versuch aussah, den Fluch zu brechen. Eine Frage, die Sakura sehr verwunderte und perplex zurückließ, schließlich hatten sie sich erst am Vorabend den Kopf erneut darüber zerbrochen. Im Laufe der Zeit waren ihnen die unterschiedlichsten Ideen gekommen, nur an der Umsetzung haperte es. Entweder liefen sie Gefahr, den unschönen Nebeneffekt des Fluches, die Versteinerung, auszulösen oder sie stolperten über die Tatsache, dass ihnen als Zofen entsprechende Berechtigungen fehlten – wie ein Besuch in der königlichen Bibliothek. Die war nur mit Inos Einverständnis möglich und Lady Yamanaka war keine große Leserin. Schon seit einem Jahr saß sie am gleichen Buch und hatte nicht einmal die Hälfte geschafft. Das alles schien Lilac aber nicht davon abzuhalten Rosa den Vorwurf zu machen, sie würde es gar nicht mehr interessieren, den Fluch zu brechen und nach der Beteuerung, dem sei nicht so, musste sie sich sogar anhören: Du nimmst es nicht mehr ernst genug, schließlich brauchst du dein Gesicht nicht zu verstecken. Eine Gelegenheit zur Verteidigung bekam Rosa nicht mehr, denn Ino rief nach Lilac.   Mit einer Wegzehrung aus der Küche und in gefühlt hundert Überwürfen und Schultertüchern gepackt, dabei die dicksten Schuhe tragend, die es im Winter für die Dienerschaft gab, stapfte Rosa nun missmutig und ohne Hoffnung, das zu finden, was verlangt wurde, durch den Neuschnee. Am Anfang versuchte sie ihr Glück im Dorf, welches sich unterhalb des Schlossberges befand, aber nach den ersten drei Behausungen und einem Bauernhof, wusste sie, dass sie so keine Erdbeeren und Kirschen bekam. Die meisten hatten gelacht und eine Magd sagte sogar: „Jetzt geht es wahrhaftig mit dem Königreich zu Ende. Kirschen und Erdbeeren im Winter, der Adel ist verrückt geworden. Und wer lagert schon Früchte in Fässern? Ist doch viel zu süß, wenn man das isst.“, dabei musste sich Rosa auch den Vorschlag gefallen lassen, lieber gleich eine Anstellung auf einem Gehöft zu suchen, „Wenn du dich gut anstellst, wird es dir an nichts mangeln. Hübsch genug bist du ja.“ – eine mehr als zweideutige Aussage. Rosa wanderte nun abseits der Wege durch den Wald auf der Suche nach Walderdbeeren, die dem Winter trotzten und einem Kirschbaum, der jetzt schon oder immer noch Kirschen trug. Am späten Nachmittag fand sie sich auf einer sonnenbeschienenen Lichtung wider, wo sie sich zur Rast niedersetzte und einen Teil des Proviants aß.   „Was seufzt und klagst du? Hab dich durch den ganzen Wald gehört. Hast Fuchs, Hase und Reh fast zu Tode erschreckt.“, die alte und knorrige Stimme ließ Rosa herumfahren und mit Erstaunen sah sie sich einem Moosmännchen gegenüber. Es war selten, dass sie sich den Menschen zeigten, denn meistens verrichteten sie ihre Gaben bei Nacht – und noch seltener als ihr Erscheinen am Tag und das vor einem Menschen, war es, das Männlein sprechen zu hören. Hastig schluckte Rosa ihren Biss runter und flüsterte rasch: „Verzeiht. Ich wollte die Tiere nicht mit meinen Dingen belästigen.“ Um den Waldgeist freundlich zu stimmen, brach sie ein Stück vom Käse ab, den sie in der Hand hielt und bot es den Männlein an. Sie hatte von ihrem Elternhaus gelernt, das Essen mit den Naturgeistern zu teilen, wenn man ihnen begegnete. „Habt ihr Hunger?“ Das Moosmännchen schien über die Geste sehr entzückt und bedankte sich: „Das ist überaus freundlich.“, dabei kam es näher an sie herangewatschelt, wobei es mit seinem Gang und seiner Größe keinerlei Probleme zu haben schien durch den Schnee zu kommen. Nach einiger Zeit fragte das Männchen erneut nach, warum Rosa klagend durch den Wald gelaufen war und sie erzählte ihm von ihrer Aufgabe nach Erdbeeren und Kirschen zu suchen, die im Schloss verlangt worden. Das Moosmännchen konnte es nicht glauben und empörte sich über so viel Dummheit, es war schließlich Winter. Als Rosa bemerkte, wie weit die Sonne in der Zwischenzeit schon gewandert war, packte sie ihre Sachen zusammen und wollte weiterziehen, da hielt das Männchen sie aber zurück. „Wart einmal liebes Kind. Du bist klug und hast Reue gezeigt als ich dich ermahnte nicht so laut zu sein und mit deiner Tat, dein Essen ungefragt mit mir zu teilen, hast du auch ein gütiges Herz bewiesen – daher habe ich beschlossen, dir zu helfen.“ „Mir zu helfen?“, erstaunt sah Rosa das Moosmännchen an und ließ sich wieder neben ihn nieder. Das nickte und bekräftigte sein Wohlwollen auch nochmal mit Worten: „Oh ja, das will ich.“   Alle Moosmännchen waren kluge Naturgeister und hielten nichts von List und Tücke. Daher wandten sie sich auch von denen ab, in deren Herzen sie diese Eigenschaften sahen oder die sie schlecht behandelt hatten. Der Waldgeist erkannte schnell, weshalb der Adel nach Erdbeeren und Kirschen verlangte und warum sich ausgerechnet Rosa in dieser misslichen Lage befand. Die Elfen hatten Schuld, sie meinten es nicht gut mir ihr. Wegen ihnen trug die junge Frau schon seit Monaten diesen grässlichen Fluch mit sich rum und nun besaß das elende Pack auch noch die Frechheit sich diese Gemeinheit für sie auszudenken. Das Männlein fühlte sich regelrecht dazu verpflichtet Hilfe zu leisten. Rasch sah sich das Moosmännchen um und besonders die kahlen Baumwipfel bedachte es mit einem scharfen Blick, bevor es Rosa ein Zeichen gab, dass er ihr die nächsten Worte ins Ohr flüstern wollte. „Bleibe hier auf der Lichtung und erwarte mein Kommen noch bevor die Sonne untergeht. Gehe nicht von hier weg, egal was geschieht.“, sein Wispern war wie ein Windhauch, dennoch verstand Rosa ihn und nickte. Sie würde tun, was ihr gesagt worden war und im gleichen Atemzug fragte sie das Moosmännchen, welche Gegenleistung es sich wünsche. Der Waldgeist lächelte und tätschelte ihr die Hand. „Mir reicht es schon aus, wenn du dein gutes Herz bewahrst.“, und mit diesen Worten verschwand es zwischen den Bäumen. Obwohl die Moosmännchen im Allgemeinen scharfe Sinne besaßen, war dem Männlein ein versteckter Lauscher entgangen. Eine Krähe hielt sich verborgen hinter einem Strauch am Boden auf und in geduckter Haltung hatte diese das Geschehen beobachtet. Der Vogel konnte weder hören, noch von den Lippen ablesen, was gesagt wurde aber allein das Treffen der beiden würde den Elfenkönig interessieren.     „Sie hat Hilfe bekommen und wenn wir nicht schnell eine weitere List erdenken, liebe Tochter, wird sie noch vor der mitternächtlichen Stunde wieder im Schloss sein.“, der Elfenkönig atmete langsam aus und sein Blick ruhte auf seinem Kind. Die zischte ein schrilles: „NEIN!“, und ballte ihre Hände zu Fäusten. Bevor sie aber ihrer Rage freien Lauf und somit ein Dunkel beschwören konnte, fand ihr Vater beschwichtigende Worte. „Lass mich nur machen.“, dabei zeigte sich auf seinem Antlitz ein düsteres Lächeln und mit der feingliedrigen Eleganz, die jeder Elf besaß, erhob sich der König von seinem Thron und verließ die große Halle, um in das Schattengewölbe seines Reiches zu wechseln. Nachdem die Tore sich hinter ihm geschlossen hatten, verstummten die Musik und das Gelärm seines Volkes und er vernahm nichts als Stille, die nur von dem hallenden Klang seiner Schritte zerrissen wurde. Um ihn herum waberten dunkle Wände in einem trägen, strudelförmigen Zyklus und stießen zäh gluckernd einen stickigen Nebel aus, der sich an der Decke sammelte und in Amethystfarben schimmerte. Die Welt um den Elfenkönig wurde dunkler und als er sich in der tiefsten Finsternis befand, hatte er sein Ziel, die Heimat eines Rudels von Fenriswölfen, erreicht. Sie waren riesige Geschöpfe und der Kleinste reichte einem mittelgroßen Pferd an die Schulter. Wegen den Bann der Naturgeister durften sie nur in Vollmondnächten jagen, was ihnen sehr missfiel. Als der Größte unter ihnen den Elfen wahrnahm, erhob sich dieser aus seiner liegenden Position und mit rauer, knarzend-knurrender Stimme, so dunkel wie die Umgebung, empfing er den ungebetenen Gast. „Was willst du?“ Der König trat näher an das Rudel heran. Im dämmrigen Licht eines Bergkristalls, den er mit Magie zum Leuchten gebracht hatte, erkannte er zu allen Seiten die Mitglieder des Rudels. Sie lagen verborgen in den Schatten und nur das Aufglühen ihrer Augen verriet sie. Gönnerhaft lächelte er das Alphatier an. „Ich will nichts.“ Der Wolf hechelte und knurrte: „Elfen wollen immer.“, dabei funkelten seine Augen gefährlich auf. „Du und dein Rudel wollt.“, behauptete der König und ließ sich sein Unbehagen, hier bei diesen unbändigen Kreaturen zu sein, nicht anmerken. Furcht zu zeigen war gefährlich und konnte selbst für ihn, nicht tödlich aber anderweitige schwerwiegende Folgen mit sich ziehen. Das Alphatier lachte kehlig, heißer auf und sofort stimmte sein Rudel mit ein. Während diese den Elfen damit verhöhnten, knurrte ihr Leittier leise aber dennoch klar vernehmbar: „Was glaubt er denn, was wir wollen?“, der König kam nicht zum Antworten, denn der Wolf war noch nicht fertig. Er richtete sich in seiner ganzen Größe auf und sträubte sein zottiges Fell als er mit donnernder Stimme sagte: „Ich bin Skalli Fenrisson und soll mir von einem Elf sagen lassen, was mein Rudel will?“   Der Elfenkönig hasste es in so einem unschicklichen Maß behandelt zu werden – er war besseres gewohnt aber was konnte er schon von einem solch stinkenden und räudigen Haufen, wie es dieses Wolfsrudel war, schon erwarten? – Zudem ärgerte es ihn, es nie geschafft zu haben den Leitwolf zu behexen. Im Gegenteil, was das anging, musst er sogar aufpassen. Sobald Skalli Fenrisson die Spur von beeinflussender Magie oder Zauberei verspürte, wurde er so rasend, dass seine Wutausbrüche einigen Elfen schon den Kopf gekostet hatte; im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stimme des Elfenkönigs war süß wie Honig als er seine Begründung angab und Skalli Fenrisson herrschte sein Rudel an leise zu sein. „Zartes Menschenfleisch einer Jungfrau.” „Sag das nochmal.“, grollte der Wolf. „Aber gerne. Zartes Fleisch einer Jungfrau erwartet dich und dein Rudel.“, daraufhin erklang wieder sein heißeres Lachen und dieses Mal hallte es durch den gesamten Bau. Erneut schloss sich das Rudel an und der Elf glaubte, den Boden unter seinen Füßen beben zu spüren. Skalli Fenrisson brüllte in das Gelächter hinein: „Also will der Elf doch etwas.“, dabei bleckte er die Zähne, während der Elfenkönig verhalten lächelte und beschwichtigend erklärte: „Aber nicht doch. Ich möchte euch lediglich auf diesen leckeren Happen aufmerksam machen.“ Doch der Wolf hatte ihn durchschaut, es war aber auch zu offensichtlich gewesen und selbst das Omega-Tier, das rangniedrigste Rudelmitglied, wäre dem Elfen nicht auf den Leim gegangen. „Du willst den Tod durch uns herbeiführen.“, knurrte Skalli. „Warum sollen wir für dich töten? Welchen Vorteil hat es uns je gebracht?“   Die Antwort kam nicht sofort. Im Kopf des Elfenkönigs umkreisten sich die finstersten Gedanken gegenseitig, sie waren unheimlicher als alles, was er jemals erdacht hatte und langsam krochen und manifestierten sie sich in seinem Bewusstsein. Statt einer menschlichen Marionette als König mit sterblichen Herzen und dem Verstand eines unwissenden Niemands, sah er sich auf dem Thron sitzen und das Land nach seinen Vorstellungen beherrschen. Keine Menschen mehr, sondern Elfenvolk – die Idee fesselte ihn und er konnte sie nicht mehr abschütteln. Zu einem klaren Gedanken war er nicht mehr im Stande, seine eigene Wahnvorstellung blendete ihn und nahm ihn gefangen. Als er die nächsten Worte in verzückender Gier sprach, fühlte er sich so fern von allem, wie in einem entrückten Traumzustand. „Tötet sie und ihr dürft jede Nacht jagen, nicht mehr nur zu Vollmondnächten. Tötet sie und ihr braucht euch nicht mehr mit den spitzen Hauern der Wildschweine und den Sprüngen behänder Rehe abzumühen, sondern könnt jagen was ihr wollt. Tier, Mensch, was euch beliebt.“   Nach seinen Worten herrschte Stille, dann drang das Knurren des Rudels an seine Ohren. Die Wölfe berieten sich. Sie hoben und senkten ihre Lefzen, kauten und erzeugten schmatzen Geräusche. Hier und da blitzten im Schimmer des Bergkristalls mehr als nur die gelben Augen auf. Weiße, blanke Reißzähne von mahlenden Kiefern zeigten sich und dann, ganz zum Schluss, kam Skalli Fenrisson auf den Elfen zu. Sein heißer, stinkender Atem strich über das Gesicht des Königs hinweg. „So sei es, Elflein.“     Nervös blickte Ino aus dem Fenster. Ihr Innerstes war zum Reißen gespannt und es wurde einfach nicht besser. Als der Lunch kam, aß sie davon kaum etwas, stattdessen nervte sie jeden mit ihrem Hunger auf Erdbeeren und Kirschen. Es ging sogar so weit, dass sie Sasuke pikiert anherrschte, nachdem dieser – in ihren Augen – verständnislos reagierte als er erfahren musste, wo denn ihre Zofe Rosa abgeblieben war. Mit böse funkelnden Augen fauchte sie: „Du hast doch beim Frühstück auch gesagt, dass du jetzt gerne Kirschen essen würdest.“ Sasuke, der sich davon vor den Kopf gestoßen fühlte, entgegnete mit aller Selbstbeherrschung, die er besaß: „Du hast sie zum Erdbeeren und Kirschen pflücken geschickt?“, nur seine Hand zeigte, wie er wirklich fühlte. Der Griff um das Messer verstärkte sich, so dass die Knöchel weiß hervortraten. Hatte die Frau nicht mitbekommen, dass es Winter war … „Ja, na und?“, Ino reagierte mit einem Schulterzucken. „Ich bin eine Lady, sie ist nur eine Zofe.“, während sie das sagte, schien ihre Nasenspitze ziemlich weit nach oben zu zeigen. Sasuke konnte nicht begreifen, seit wann Ino so impertinent gegenüber der Dienerschaft war. – Ja, sie gehörte zur herrschenden Klasse, was aber nicht hieß, sich alles erlauben zu dürfen. Als Teil des Adels besaß sie Pflichten gegenüber den Niederen. Es war ihre Aufgabe, sich um das Wohlergehen ihrer Bediensteten zu kümmern. War es nicht ihr Leitsatz gewesen: Nur ein ausgeglichener Diener war ein guter Diener?   „Es ist Winter.“, knurrte Sasuke. „Um jetzt an Kirschen und Erdbeeren zu kommen, müsste sie in den südlichsten Teil von Narutos Reich reisen, womöglich sogar über das Meer. Bis dahin ist bei uns der Sommer schon wieder eingekehrt, samt Kirschen und Erdbeeren.“   [End. Kapitel 11] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)