Es waren einmal ... von blechdosenfee (... zwei verzauberte Frauen) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Schlafmohn … alle lagen ihm in den letzten Tagen wegen dem Schlafmohn in den Ohren. Sein Kammerdiener, Ino und neuerdings auch einige Minister, die davon gehört hatten. Ob es wirklich half? Der Frage auf den Grund gehend, war Sasuke an einem Abend, nach dem Dinner, in die königliche Bibliothek gegangen und hatte sich dort durch ein Buch gekämpft, das Pflanzen und ihre Einsatzmöglichkeiten beschrieb. Er glaubte stets, die Dekrete und die Formulierungen von Gesetzen seien wegen der Wortwahl kaum zu verstehen aber da irrte er sich – Papaver Somniferum, Unterart der Gattung Papaver – gehört zu der Familie der Papaveraceae … Allein der erste Satz raubte Sasuke schon die Nerven. Die fremdländischen Bezeichnungen der floralen Welt nötigten ihn dazu ein zweites Buch zur Übersetzung heranzuziehen. Er gab es freimütig zu, nur weil er den Königstitel besaß, hieß das noch lange nicht, dass er auch in allem fehlerfrei bewandert war – bis heute beherrschte er das komplizierte Sprachgewirr der Zwerge nicht. Warum konnten diese Botaniker nicht gleich Schlafmohn, Unterart der Gattung Mohn – gehört zu der Familie der Mohngewächse schreiben? Sasuke brummte, verstimmt las er sich den Text durch. Am Ende wusste er, die Bezeichnung Somniferum war nur gewählt worden, weil diese die Bedeutung der Pflanze am besten in einem Wort umschrieb: Schlaf bringend. Obwohl, das konnte ein schwerer Rotwein sicherlich auch. – Aber als er beide Bücher zuschlug und sich zurücklehnte, hatte sich seine Meinung zum Schlafmohn dennoch etwas gebessert und eine totale Abneigung besaß er nicht mehr. Wahrscheinlich war dieser Pflanzennektar besser als das, was der Elfenkönig ihm anbot. Seit der Nacht als eben jener König ihn nach langer Zeit wieder einmal persönlich am Perlmuttsteg in Empfang genommen hatte, beherrschte eine immer stärker werdende Unruhe Sasukes Gemüt. Daher hatte er angefangen, auf weitere Ungereimtheiten zu achten, die der Elfenkönig womöglich in einem unbeobachteten Moment unbedacht offenbaren könnte und tatsächlich, das Aufblitzen des phosphorzierenden Schimmers in den Augen des Elfen wie auch sein manisches Lächeln wiederholten sich. Immer dann, wenn der König meinte, Sasuke sei vom Gesang vollkommen eingenommen.   Sasukes Skepsis gegenüber dem Nektar des ewigen Vergessens stieg, desto öfter auf ihn hingewiesen wurde. Zudem bekam er nie eine Antwort auf seine Frage, wie groß die Wirkung des Vergessens im Endeffekt sein würde. Sowohl der Elfenkönig als auch sein Volk lächelten und verwiesen auf den wohltuenden Geschmack. Eine innere Stimme warnte ihn, die Flüssigkeit nicht einmal zum Benetzen der Lippen zu nutzen.   Die abgebrannten Kerzen in der Bibliothek zeigten Sasuke, dass bald die Zeit für seinen Aufbruch in die Elfenwelt gekommen war. Langsam erhob er sich und stellte, obwohl er es nicht musste, die Bücher an ihren Platz zurück. Sein Blick schweifte dabei die meterhohen Regale, die aus dunklem Eichenholz und hellen Marmor bestanden und mit verschnörkelten Gold- und Silberornamenten und kostbaren Juwelen verziert und mit Büchern und Pergamentrollen aus aller Welt gefüllt waren. Bei diesem Anblick sackte ihm das Herz tief hinunter, als er sich gewahr wurde, dass sie diese Pracht niemals sehen würde und damit meinte er nicht die Ausschmückungen. Sakura hätte nur Augen für die Unmassen von Büchern und Schriftrollen gehabt, die seine Vorfahren, gesammelt, kategorisiert und nach alphabethischer Reihenfolge, der nachkommenden Generation hinterlassen hatten.     „Ihr meint…?“, weiter kam Rosa nicht, denn Ino unterbrach sie und bekräftigte ihr Vorhaben, das ihre Zofe in die Tat umsetzen sollte. „Natürlich meine ich. Es reicht nicht, dass Seine Majestät nur vom Schlafmohn hört, jemand wie er, muss es auch vorgesetzt bekommen.“ Rosa schluckte und fragte sich, ob Ino noch alle beieinanderhatte. Ihr war doch bekannt, sobald der König auf das Thema angesprochen wurde, mauerte er. Dem Kammerdiener drohte er schon mit einer Dispensation und die Minister komplimentierte er höchstpersönlich aus seinen Räumlichkeiten oder den Ratsversammlungen hinaus. Wurde Sasuke in den Schlossgängen damit konfrontiert, drehte er sich auf dem Absatz um und ging oder rief immer häufiger nach den Wachen, mit dem Befehl, die betreffende Person auf den Innenhof des Schlosses zu befördern und ihr symbolisch die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Was würde er da erst mit einer Zofe anstellen? Rosa sah sich schon vor dem Schlosstor stehen, während Lilac in einem Korb ihre Sachen von den Zinnen abseilte.   „Was ist denn Rosa? Geh, sonst verpasst du Seine Majestät.“, Ino blickte ihre Zofe auffordernd an und murmelte zu sich selbst. „Womöglich ist es schon zu spät und er ist schon auf und davon.“ Rosas Stimme kratze und war sehr leise. „Was ist …“, sie musste sich räuspern, „Und wenn Seine Majestät mich entlässt?“ Das Prasseln des Kaminfeuers gewann in den wenigen Augenblicken der Stille die Oberhand bis Ino mit Lachen anfing und sich die Hand vor dem Mund hielt, um noch ein wenig Damenhafte Würde beizubehalten. „Warum sollte er dich entlassen?“ „Seine Majestät reagiert immer gereizt, sobald der Schlafmohn angesprochen wird.“ „Soll Seine Hoheit ruhig gereizt reagieren.“, Ino zuckte mit den Schultern. „Er kann dich nicht entlassen. Du bist meine Zofe, meine Bedienstete. Meine Börse bezahlt dich, nicht seine. Wärst du noch die Küchenmagd vom Sommer, dann müsstest du die Befürchtung haben, entlassen zu werden. Und nun geh.“ Rosa nickte, kam der Ehrenbezeugung nach und verließ den Salon der Lady. Ihr Magen rebellierte gegen diesen Plan aber ihr blieb nichts anderes übrig als dem Wunsch Folge zu leisten. Inständig hoffte sie, Ino möge Recht behalten, was das Arbeitsverhältnis anging.     Sasuke fluchte. Er hatte sich den schwersten und süßlichsten Wein bringen lassen, den es in den Vorratsräumen gab. Doch die bleierne Müdigkeit, die er sich davon versprach, wollte sich nicht einstellen. Stattdessen verspürte er eine Rastlosigkeit, die kribbelnd in seinen Gliedern aufbrandete. Stetig flog sein Blick zu der Standuhr, die ihm zeigte, dass es nur noch wenige Augenblicke waren bis er ihr Schlagen zur rechten Zeit und den Ruf der Elfen vernehmen würde. Schon jetzt nahm er die Ausläufer der Magie wahr, die an jeder Faser seines Körpers zerrte. Hastig goss Sasuke sich ein weiteres Glas Rotwein aus der Karaffe nach und trank es fast in einem Zug leer. Die klebrige Süße, die seine Soldaten so liebten und stets mit dem Geschmack des Lebens und den Küssen schöner Frauen verglichen, pappte auf seiner Zunge und ließ den Magen rebellieren. Er stellte Glas wie Karaffe beiseite und stützte sich auf seinem Schreibtisch ab. Wenn sich seine Männer so die angenehme Seite des Lebens vorstellten, musste er möglicherweise ihren Sold erhöhen und wenn schöne Frauen wirklich so küssten, wie dieser Wein schmeckte … was waren das für Frauen? Nun gut, er konnte da nicht groß mitreden, in seiner noch kleinen Anzahl an Lebensjahren hatte er bisher nur eine Frau geküsst aber dafür waren die Küsse besser als dieser Wein und alles gewesen, was er bis dahin jemals gekostet hatte. Das Schlagen der Uhr riss Sasuke aus seinen Erinnerungen, die ihm das Gefühl gaben ihre Lippen auf seinen zu spüren. Der Ring auf seinem Tisch leuchtete auf. Er legte das Amulett ab und nahm den Ring an sich. Als er ihn einstecken wollte, klopfte es. Verwundert starrte er die verschlossenen Flügeltüren an, dann ließ er hastig den Ring in die geheime Lade seines Tisches verschwinden und rief: „Herein.“ Eine Wache öffnete den rechten Flügel und trat mit der Meldung ein, die Zofe der Lady Yamanaka bitte um Einlass. Sasuke gewährte dies und hinter dem Soldaten tauchte Rosa auf. Sie hielt den Kopf gesenkt und in ihren Händen erkannte er auf einem silbernen Tablett die Zutaten für das Schlafmohn-Getränk. Rosa versank für die Ehrenbezeugung in eine elegante Referenz und sprach mit leiser Stimme zu ihm. „Eure Majestät, verzeiht die späte Störung. Lady Yamanaka sandte mich und bietet Euch an, dass Ihr vom Schlafmohn kosten könnt.“ Sasuke seufzte. Er ließ sich auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch sinken und brummte. Verdammtes Weib, schoss ihm durch den Kopf und das galt Ino. Ihre Zofe konnte nichts dafür, sie kam nur dem Willen ihrer Herrin nach. Sein Blick schweifte über Rosa hinweg und mit einem Nicken zeigte er dem Soldaten, dass dieser die Tür wieder schließen konnte. Er winkte die Zofe zu sich und deutete an, sie könne das Tablet auf seinem Tisch stellen. „Dein Glück ist es, dass du in den Diensten von Lady Yamanaka stehst und nicht in meinen.“, er beugte sich vor und stütze das Kinn auf seinen übereinandergelegten Händen ab. „Ich nehme an, wenn ich zu deiner Lady gehen und Sie fragen würde, ob es wirklich Ihre Idee gewesen sei, würde ich von Ihr eine Bestätigung erhalten.“ Rosa nickte. „Ja, Eure Majestät.“ Sasuke bemerkte, dass sie den Augenkontakt mied. Erst jetzt fiel es ihm so richtig auf. Traf er auf Lilac erwiderte diese von Zeit zu Zeit seinen Blick aber Rosa tat dies nie, obwohl sie die Kommunikationsfreudigere von beiden war. „Weißt du, was ich mit der Dienerschaft mache, die sich meinem Willen widersetzt?“ Rosa schüttelte den Kopf. „Nein, Eure Majestät.“ „Würdest du zu meinem Personal gehören, ich würde dich zwar nicht rauswerfen aber eine Degradierung zur Magd oder zu Schafshirtin hättest du dir damit verdient. Dein Platz wäre im Winter auf dem Heuboden und im Sommer auf den Wiesen.“ Er bemerkte, wie sie die Lippen zusammenkniff und nervös schluckte, dann sah sie auf und für einen Moment war er der Überzeugung erlegen, in grüne Augen zu blicken – aber welche Enttäuschung erfasste Sasuke als er helles Braun erkannte. Und dennoch, irgendwas war an dieser Zofe – sie berührte tief in seinem Inneren etwas, dass er nicht greifen konnte. Der Blickkontakt hielt nur kurz und es war Rosa, die ihn mit einem Niederschlagen der Lider und dem Senken des Kopfes herbeiführte und Sasuke stockte in diesem Moment der Atem. Ihre Art, dies zu tun, glich keinem einfach Mädchen vom Volk, welches beschämt war, dem König so offen ins Antlitz zu schauen, sondern wie eine, die aus dem Adel stammte. Er erwartete schon, dass gleich der bekannte Satz: Eure Majestät, sowas gehört sich nicht., als Abmahnung erklingen würde aber noch im selben Atemzug wurde er sich bewusst, nur eine Zofe vor sich zu haben. Sasuke wollte etwas sagen, da bemerkte er, wie sie den Mund öffnete aber haderte. Aus einem unbestimmten Gefühl heraus, hielt er inne und wartete auf ihren Beginn. „Eure Majestät. Wegen dem Schlafmohn …“, fing sie an, nachdem er schon glaubte, sie in ihrem Versuch den Mut aufzubringen ihn anzusprechen, unterbrechen zu müssen, „…, wenn es Euch beliebt gehe ich und werde, falls Ihr es wünscht, Lady Yamanaka mitteilen, Ihr hättet gekostet und es hätte Euch nicht gemundet.“ Ein guter Plan, wie er fand – den er aber nicht umsetzen wollte. Ino war raffiniert ihm Rosa und nicht Lilac zu schicken und dieses Mal hatte sie gewonnen aber nicht wegen ihrer Beharrlichkeit, sondern weil Rosa ihn schon so oft an Sakura erinnerte und er es im Moment nicht über sich brachte, sie unverrichteter Dinge gehen zu lassen. „Es beliebt mir nicht.“, entgegnete er und unterdrückte ein Schmunzeln als er ihre verwirrte Mine sah. „Lassen wir es auf einen Versuch ankommen, ob es mir mundet oder nicht.“, viel erhoffen tat er sich aber von dem Getränk nicht, obgleich er in dem Buch von der Macht des Schlafes gelesen hatte, die der Schlafmohn besaß.   Zuerst zögerte Rosa aber nach dem vom König keine Äußerungen kamen, sein Befehl habe er nicht ernstlich ausgesprochen, begann sie die Mixtur anzurühren. Sasuke beobachtete sie und ließ sich erneut von ihren Bewegungen gefangen nehmen – fast hypnotisieren. Bilder aus vergangen Tagen flammten vor seinem inneren Auge auf. Er sah Sakura, wie sie Honig in einer Tasse Tee unterrührte. Der Klang einer hellen und freundlichen Stimme drang an sein Ohr. „Bitte sehr.“ Noch gefangen in seiner Erinnerung starrte er Rosa an, die wiederrum ein unsicheres Lächeln zeigte. „Eure Hoheit?“, diese Worte holten ihn zurück und er besann sich seiner selbst und wo er war. Rasch senkte er dieses Mal den Blick und sah die Tasse mit Milch, Honig und Schlafmohn vor sich stehen. „Ihr müsste es trinken, solange es noch warm ist, sonst verliert der Mohn seine Wirkung.“ Er nickte. „Wie schnell tritt die Wirkung ein?“ „Sobald eine halbe Stunde vergangen ist, sollten Eure Majestät die Müdigkeit verspüren.“ Wieder nickte Sasuke und nahm die Tasse in beide Hände. Er nippte vorsichtig daran und erwartete, durch die Süße des Honigs das Getränk womöglich nicht trinken zu können aber er schmeckte nur eine zarte Note, einen Hauch der zuckrigen Essenz. Der Rest war ganz der typische Geschmack von Milch. Die Mischung war perfekt. Sein Blick flog zu Rosa, woher wusste sie nur, dass er zu süße Dinge nicht mochte? – Mit Sicherheit vom Koch.   Rosa nahm das Tablett auf dem die Zutaten standen auf und schickte sich an den Raum zu verlassen. In Sasuke kam der Wunsch auf, einen Vorwand zu finden, damit sie blieb und er die Gelegenheit bekam, sie mit Sakuras Bildnis im Amulett zu vergleichen. Doch ihm wollte keine gute Begründung einfallen und da hörte er auch schon, wie sie ihm eine angenehme Nachtruhe wünschte.   [End. Kapitel 9.] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)