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Es waren einmal ...

... zwei verzauberte Frauen
von

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Der Abend kam übers Land. Rosa drehte ihren geflochtenen Zopf am Hinterkopf zusammen und steckte ihn zum Dutt fest, bevor sie die Haube aufsetzte. Ihre Haare erstrahlten in einem frischen Braun und waren noch feucht vom Färbeprozess. Wegen ihrem nächtlichen Einsatz beim Kartenspiel, hatte sie von Lady Yamanaka den Tag freibekommen und die Zeit genutzt, dem verfluchten Grün Paroli zu bieten.

Mit einem prüfenden Blick betrachtete Rosa ihre Frisur im Spiegel des Frisiertisches. Ja, so konnte sie wieder unter das Volk gehen und Lilac bei den abendlichen Aufgaben helfen. –

 

 

Ino waren Narutos ständige Blicke zu ihrer zweiten Zofe schon beim Lunch aufgefallen. Sie hatte es aber als unumgänglich hingenommen, schließlich gehörte ein Tausch der Zofen nicht zu den alltäglichen Gegebenheiten und Lilacs Gesichtsbedeckung forderte regelrecht dazu auf Aufmerksamkeit zu heischen, obwohl es sicherlich nicht im Interesse der jungen Frau lag, so tief wie sie den Kopf gesenkt hielt.

Beim Dinner schien sich Naruto noch immer nicht an den Anblick der anderen Zofe gewöhnt zu haben. Sehr zu Inos Leidwesen, wo sie doch zumindest mit dem König des Südens ein mehr oder weniger produktives Gespräch hatte führen wollen, weil der hiesige Regent sich schon den gesamten Tag in Schweigen hüllte. Gereizt wegen der Situation fuhr sie Naruto an, wobei ihre Wortwahl sehr direkt war.

„Hör endlich damit auf meine Zofe zu begaffen.“, sein darauf resultierendes „Häh?“, machte sie nur noch wütender. „Sag ruhig, wenn dir was nicht passt.“, zürnte sie.

Erst da registrierte Naruto, was überhaupt gemeint war. Er lächelte Ino verlegen an.

 „Alles in Ordnung. Hab keine Probleme“, sprudelte es aus ihm heraus. Um sich aus der Lage zu manövrieren, senkte er rasch den Blick auf seinen Teller und steckte sich überhastet eine heiße Kartoffel in den Mund, mit der Folge, dass er sich die Zunge verbrannte. Das Knollenstück landete wieder auf der Platte, während er seine Schmerzen bekundete aber nur die Dienerschaft, darunter Lilac, achtete darauf.

Ino hatte sich derweil dem anderen König am Tisch zugewandt. Ihr war ebenfalls beim Lunch nicht verborgen geblieben, wie wenig Appetit Sasuke zu haben schien – seine Schweigsamkeit war für sie nichts Neues – und auch jetzt stocherte er nur in seinem Essen und pickte sich die vereinzelten Tomaten raus, die ihm der Koch stets untermischte, wenn das Gericht dafür geschaffen war.

„Was ist los Sasuke, noch immer die Kopfschmerzen?“, besorgt sah sie ihn an als aber keine Reaktion von ihm kam, seufzte sie und fragte sich, in welchen Sphären seine Gedanken schon wieder hingen.

 

Sasuke schmeckte das Essen einfach fad. Selbst die Tomaten schienen ihr Aroma verloren zu haben.

Während des Disputs zwischen Ino und Naruto hatte er für einen kurzen Moment Lilac angesehen, sich aber nicht weiter für sie interessiert. Sein Geist hing noch bei der gestrigen Nacht fest, denn im Verlauf des Spiels waren Worte in einer Art und Weise gesprochen worden, die ihn an sie erinnerten.

Er hatte sofort den Blick von seinen Karten abgewandt und erst in Richtung der Tür und dann in die Runde geschaut, während sein Herz schneller schlug, nur um enttäuscht feststellen zu müssen, dass es anscheinend ein Hirngespinst gewesen sein musste – bis er bemerkte, dass die Worte von Inos Zofe Rosa gekommen waren. Ab diesem Zeitpunkt hatte er erst unbewusst jedem Wort der Zofe gelauscht und später mit gespitzten Ohren, um festzustellen, ob sie wie Sakura klang. Gleichzeitig schimpfte er sich selber einen Narren. Womöglich kam die Frau aus einer Gegend, die nah an dem Reich der Hyuuga und dem Fürstentum der Harunos lag und dennoch … hin und wieder waren Sätze oder auch nur Wortfetzen gefallen, die sein Herz schmerzhaft zusammenziehen und jedes Mal Sakuras Bildnis vor seinem inneren Auge aufflammen ließen. Er war so konzentriert gewesen, dass er davon Kopfschmerzen bekam, die am Ende, durch den Versuch Erinnerungen und Realität miteinander zu vergleichen, eine Heftigkeit besaßen, die ihm das Weiterspielen unmöglich machten.

Sasukes Plan war es gewesen, die Schmerzen im Dunkeln des Gemaches auszusitzen aber Narutos Neugier hatte ihn dermaßen aufgewühlt, dass er trotz der späten Stunde das Elfenreich besuchte, damit er sein Seelenheil fand. Dieses Mal jedoch vergebens. Die kurzweilige Zerstreuung blieb obgleich himmlischer Gesänge und des erinnerungsraubenden Feenweins aus. Nichts davon half und zum ersten Mal, seit er die Welt des Elfenkönigs betreten hatte, war er mit schweren Herzen wieder gegangen.

 

 

Sasuke starrte auf sein Essen ohne es wirklich zu sehen. Er grübelte darüber nach, warum ihn die Worte so aufwühlten. Nur wegen dem Klang und der Art der Aussprache? Das konnte es doch nicht sein.

Wie oft hatte er in den vergangenen Monaten mit Abgesandten aus der Gegend des Fürstentums Haruno gesprochen, darunter auch mit den Damen der angereisten Männer und er hatte nie mit solch einer Intensität an Sakura denken müssen, wie in der vergangenen Nacht. Es ließ ihm einfach keine Ruhe und verdarb ihm sogar die Tomaten.

Aus einem Reflex heraus wollte er schon an die Stelle greifen, wo er ein kleines Amulett auf seiner Brust liegen spürte. Im letzten Moment konnte er sein Tun noch unterdrücken, weil er sich gewahr wurde, dass womöglich Inos als auch Narutos Augen auf ihn gerichtet sein konnten. Das Zucken seiner Hand kaschierte er gekonnt, indem er den Teller von sich schob und signalisierte, dass bei ihm abgeräumt werden konnte.

 

Das kleine Amulett zeigte in seinem Inneren ein Bildnis von Sakura, gemalt vom Hofmaler der Hyuugas. Zusammen mit einer passenden Kette war es ein Verlobungsgeschenk gewesen, dass er seitdem, selbst nachts, stets umgehabt hatte. Damit er aber dem verborgenen Volk regelmäßige Besuche abstatten konnte, musste er es ablegen, denn das edle Geschmeide bestand aus feinstem Silber. Ein Metall, das von den Elfen verabscheut wurde.

Der Aufforderung, sich zeitweise von dem Amulett zu trennen, war Sasuke nur nachgekommen, weil ihm trotzdem noch ein weiteres Pfand von Sakura blieb. Die Verlobung mit ihr erlaubte es ihm eine Locke ihres Haares zu fordern, der sie nachgekommen war. Das Haar trug er nun in einer geheimen Kammer seines königlichen Siegelringes mit sich, der aus Gold war, was die Elfen so liebten, wie sie Silber hassten.

 

Die Erinnerung an das Geschmeide und die Locke versetzten Sasuke einen Stich ins Herz. Er drehte seinen Siegelring am Finger und betrachtete das Uchiha-Wappen. Mehr als einmal hatte er sich gefragt, ob es Wahnsinn von ihm war an der Liebe zu Sakura festzuhalten und somit das Reich einem anderen in die Hände zu geben, sollte sie nicht gefunden werden. Aber die Vorstellung eine andere Frau neben sich zu wissen, in allen Belangen, war für ihn unerträglich. 

Sein Geist schweifte wieder ab und wie so oft schon, fragte er sich, ob sie überhaupt noch lebte und wenn ja, wo sie nur sein konnte. Die Tatsache, dass niemand etwas von ihr oder Hinata gesehen hatte, verwirrte ihn. Selbst wenn beide einem Verbrechen zum Opfer gefallen war – ein Szenario, dass er rasch verdrängte – so musste es Anhaltspunkte dazu geben. Aber ihr Verschwinden hatte einen so vollkommenen Charakter, dass er mehr als einmal „Wie vom Erdboden verschluckt.“, dachte.

 

„Sasuke?“, es war Inos Stimme. Er musste wohl den letzten Gedanken leise vor sich hingemurmelt haben. Als er aufsah traf er auf ihren fragenden Blick. „Geht es dir noch immer nicht besser?“

Sie spielte auf die Kopfschmerzen an und er bejahte. Es sei: „Nur das Kopfweh.“

 

[End. Kapitel 6.]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Goetterspeise
2018-08-25T10:56:45+00:00 25.08.2018 12:56
Hallöchen,

ein wirklich schönes Kapitel.
Und nun endlich ein bisschen Einblick in Sasuke. *-*

Auf der einen Seite war es wirklich amüsant:

und auch jetzt stocherte er nur in seinem Essen und pickte sich die vereinzelten Tomaten raus, die ihm der Koch stets untermischte, wenn das Gericht dafür geschaffen war.

Lol. Ich hatte ich erwartet, er packt die Tomaten einfach zu allem. Ob Salat, Omlett oder doch Kuchen. Egal. Hauptsache Tomaten dabei. Zum Glück dieser Zusatz XD Aber ich finde die Vorstellung dennoch sehr lustig. :D

Auf der anderen Seite aber doch nachdenklich. Und wenn ich so über:

Dieses Mal jedoch vergebens. Die kurzweilige Zerstreuung blieb obgleich himmlischer Gesänge und des erinnerungsraubenden Feenweins aus.

nachdenke, heißt es doch, dass der ganze Spaß überhaupt nicht funktioniert hat, oder? Ich hoffe, Sasuke ist nicht so dumm und probiert dann trotzdem irgendwann das für immer Vergessen aus, wenn das vorübergehende schon nicht funktioniert hat. Allerdings hab ich noch einige Kapitel vor mir und manchmal handeln Menschen - selbst ein Sasuke Uchiha - nicht unbedingt so, wie sie es sollten. *seufz*. Also muss ich mich mal überraschen lassen.

Ich finde auf jeden Fall, dass du Sasukes Gedanken wirklich toll rüberbringst und schön, dass ihm bei Rosa auffällt, wie sehr sie nach Sakura klingt. Immerhin ist es ja auch die selbe Person. :D
Und warum Naruto wohl Hinata angeschaut hat? :P Allerdings meintest du ja, dass er so langsam ist, also vielleicht interpretiere ich doch zu viel. Mal schauen :D

Ganz liebe Grüße :)
Antwort von:  blechdosenfee
25.08.2018 18:12
Halli Hallo,

Vielen Dank und auch für deinen Kommentar. ^ ^
Ja, der gute Sasuke brauchte ein wenig länger, um sich endlich der Leserschaft zu öffnen. 😉

Zuerst hatte ich es auch ohne den Nebensatz „wenn das Gericht dafür geschaffen war“, stehen und da kam genau das, was du ansprichst und ich dachte mir, da muss noch ein Zusatz hin. :D

An und für sich funktioniert es schon. Weiter unten steht ja … und zum ersten Mal, seit er die Welt des Elfenkönigs betreten hatte, war er mit schweren Herzen wieder gegangen , also: es war das erste Mal, wo die Magie des Feenweins nicht stark genug gewesen ist, damit er seine innere Unruhe unter Kontrolle bekommt. Es soll nochmal verdeutlichen, wie sehr die Sätze aus dem Kartenabend ihn aufwühlen. – Gibt es ja auch in der Realität, manchmal ist man so rastlos und unzufrieden mich sich und seiner Welt, dass selbst mit Baldriantee keine Ruhe zu finden ist.
Mit kurzweiliger Zerstreuung ist halt gemeint, dass er gezwungen ist fast jede Nacht das Elfenreich aufzusuchen. Der Feenwein bietet halt nur ein „Vergessen für den Moment.“ ^ ^
>> Sozusagen eine Einstiegsdroge. ☹

Wie gesagt, Naruto braucht ein bisschen länger. :D

Viele Grüße


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