Es waren einmal ... von blechdosenfee (... zwei verzauberte Frauen) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- „Hach.“, säuselte der Elfenkönig und blickte versonnen auf seinen Kelch, den er in der Hand hielt und der mit süßen und schweren Pan-Wein gefüllt war. „Der junge Regent scheint heute nicht zu kommen.“ Seine Worte verursachten Unruhe und viele Stimmen erhoben sich, gleich dem anschwellenden Summen in einem Bienenstock. Die Hand des Herrschers zeigte eine beschwichtigende Geste und seine Stimme war ruhig als er zu seinem Volk sprach. „Seid unbesorgt, meine Kinder. Es ist noch nichts verloren. Die Magie zerrt an ihm, sie zwingt ihn förmlich zu uns zu kommen.“ Das beruhigte seine Untertanen aber nicht die Elfenprinzessin. Sie trat an ihren Vater heran und ließ sich zu seinen Füßen nieder. Den Kopf bettete die Elfe auf sein Knie, bevor sie besorgt zu ihm aufsah. „Was, wenn nicht?“ Sacht legte der Elfenkönig die Hand auf das Haupt seines Kindes und strich ihr über das feuerrote Haar. „Mache dir keine Gedanken, mein Liebe. Deine Flüche sind stark.“, erwiderte er lächelnd. „Außerdem bleibt er nicht wegen ihr im Schloss.“ In ihren Augen sah er, dass sie ihn verstanden hatte.   Der Elfenkönig richtete sein Interesse auf einen gläsernen Kelch in der Mitte des Thronsaales, der auf einem Stalagmit-Sockel stand und mit roter Flüssigkeit gefüllt wurde, die von einem Stalaktit langsam herabtropfte. Bei diesem Anblick umspielte ein Lächeln die Mundpartie des Königs und seine nächsten Worte sprach er leise, denn sie waren nur für die Ohren seiner Tochter bestimmt. „Noch ein wenig, dann wird der Kelch bis zum Rand den Nektar des Vergessen beinhalten. Wir werden ihn dem Menschkönig anbieten, er wird ihn leeren und unser Warten hat ein Ende. Er wird dein Spielzeug und meine Marionette sein, bis zu seinem Tod.“ „Aber wie wollen wir ihn dazu bringen? Wenn er hier ist, trinkt er stets nur den Feenwein und schlägt andere Erquickungen aus, selbst das sehr seltene Nymphenwasser“, erwiderte sie. Ihr Vater nickte aber das Leuchten in seinen Augen verriet, dass er daran schon gedacht hatte. „Er ist hierhergekommen, weil ich ihn mit dem Feenwein das Vergessen für den Moment versprochen habe. Er hat davon gekostet und kam immer wieder – und du weißt doch meine Liebe, wie schwach die Menschen sind. – Wie viele waren schon vor ihm da? Darunter klügere Geister mit stärkeren Willen und alle wollten am Ende vom Nektar des ewigen Vergessens trinken. Bei ihm wird es nicht anders sein.“, der Elfenkönig lächelte seine Tochter an. „Er wird zögern, Bedenkzeit wollen, hadern, uns für einige Nächte nicht mehr besuchen aber am Ende…“ Die Elfenprinzessin erwiderte das Lächeln. Sie hob ihren Kopf und betrachtete den Glaskelch aus reinstem Kristall. Von der roten Flüssigkeit schien ein pulsierendes Vibrieren auszugehen und ein träumerisch-begeisterter Ausdruck trat in ihre Augen. „Er wird mein sein, mein Diener, mein Spielzeug und das so lange bis seine Lebenszeit aufgebraucht ist und er wird äußerlich nicht mehr altern, denn der Nektar lässt den Körper auch dies vergessen.“   Jeder Elf wusste um das Begehren der Elfenprinzessin, sie wollte den Uchiha-König. Ihr Elfenherz war für ihn entflammt als sie ihn das erste Mal auf der Jagd nach einem kapitalen Hirsch gesehen hatte. Seit jenem Tag setzte sie alles daran ihn in den verschiedensten Gestalten zu bezirzen aber trotz all ihrer Bemühungen blieb er standhaft, denn sein Herz, das sie für sich haben wollte, war nicht mehr frei. Von dieser Erkenntnis schwer getroffen, verfluchte sie die Person, die seine gesamte Aufmerksamkeit besaß. Welch ein Glück war es dann gewesen als der junge König dem lockenden Ruf ihres Vaters Folge geleistet hatte, da ihm der Verlust dieser geliebten und jetzt verfluchten Person unendlich quälte und er diese Qualen vergessen wollte.     Rosa sah sich im Raum um. Dieser Spieleabend war typische Ino. Jede Kerze, die im Schloss entbehrlich war, schien in dem Zimmer zu sein, damit sie mit den anderen um die Wette abbrennen durfte. Der goldene Schimmer des Kerzenlichtes wurde von den raumhohen Wandspiegeln zurückgeworfen, wodurch das Zimmer noch mehr an Helligkeit gewann. Neben dem Fortepiano waren auf vielen runden Tischen kleine Köstlichkeiten angerichtet und rundherum jede Menge alkoholhaltige Getränke. Auf silbernen Tellern stapelten sich die Petit Fours und Macarons in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Für das deftige Wohl gab es kalten Aufschnitt von jungen Lämmern und Rindern und damit der Gaumen auch etwas Andersartiges bekam, befanden sich auch fremdländische Köstlichkeiten wie runde Ananasscheiben, halbierte Maracujas und Kiwis darunter. Es war auch ein Teller dabei, allein für den Uchiha-König, auf dem Tomaten in den verschiedensten Farben und Größen lagen.                                                                                              „Weißt du wie man dieses Kartenspiel spielt?“, Ino sah Rosa abwartend an. Natürlich wusste Rosa wie das Spiel funktionierte aber als angeblich einfaches Mädchen vom Volk, sollte es ihr nicht bekannt sein. Sie verneinte und ließ es sich erklären. In Gedanken schweifte sie zu den vielen Spieleabenden ab, bevor sie und Lilac verflucht wurden. Die schlechtesten Spieler waren dabei immer Naruto und der junge Fürstensohn Inuzuka Kiba gewesen, während sie stets zu den Gewinnern gezählt hatte. Jetzt musste sie sich aber zurückhalten und mögliche Gewinne als Anfängerglück verkaufen. Rosa war so in Gedanken vertieft, dass sie die Ankunft von Naruto nicht mitbekam. Entsprechend erschrocken blickte sie beim Klang seiner Stimme auf. „Du hast deine Zofe als Mitspielerin mitgebracht?“, dabei ließ er sich ohne Umschweife direkt gegenüber von Ino nieder. „Und? Dein Mitbringsel ist dein Kammerdiener.“, erwiderte sie spitz und zog dabei eine Augenbraue hoch. „Er beherrscht dafür das Spiel.“, entgegnete Naruto und sah kurz zu Rosa, die von Ino eben noch den Ablauf erklärt bekommen hatte. „Das stimmt.“, die Stimme kam vom Eingang und alle Blicke wandten sich Sasuke zu, hinter dem die beiden Flügeltüren von einem Diener geschlossen wurden. „Und er beherrscht es besser als du. Ist aber clever genug, dir das nicht zu zeigen.“ Rosa versteifte sich als Sasuke an den Tisch herantrat und ebenfalls seinen Platz einnahm, gleichzeitig wanderte Narutos Unterlippe schmollend nach vorne, während der Kammerdiener den Kopf sinken ließ und dafür die Schultern nach oben zog. „Das musst du mir nicht auf die Nase binden.“, nuschelte Naruto. Er wusste, dass er schlecht, sogar sehr schlecht war. Es aber so vorgesetzt zu bekommen, kratzte am Selbstwertgefühl von dem er zum Glück eine ganze Menge besaß. „Nun gut.“, rief Ino vergnügt aus, um das kleine Gezänk zu beenden, „Spielen wir.“     Nur mit einem Weidekorb ausgestatten und einer altersschwachen Laterne, in der ein Talkklumpen brannte, statt einer Wachskerze, begab sich Lilac am frühen Morgen, noch bevor die Sonne aufging in den Wald, damit niemand sie beim Sammeln der Walnüsse für Rosa bemerkte. Einer der Küchenjungen hatte ihr am Vorabend von den Zinnen aus den besten Platz dafür gezeigt. Auf seine Frage, wofür sie all die Nüsse brauchte, war ihr nichts Besseres eingefallen als schüchtern und stumm zu Lächeln. Eine sehr peinliche Angelegenheit. Mit Sicherheit hätte Rosa eine pfiffige Antwort gehabt. Lilac hatte den halben Korb schon gefüllt als sie ein Rascheln von Laub in ihrer Nähe wahrnahm. Sofort hörte sie mit dem Sammeln auf und suchte hinter dem nächsten Baumstamm Deckung. Die Laterne bedeckte sie mit ihrem Schultertuch. Im Schutze der fast vergangenen Nacht und des vom Mond noch verursachten Schattens spähte Lilac in die Richtung, aus der das Rascheln gekommen war. Ihr Herz hämmerte wie wild. Sie flehte stumm, es möge nur ein Reh und nichts Schlimmeres sein. Ihre Augen weiteten sich als sie jemanden hinter den Büschen hervortreten sah. Rasch verdeckte sie ihren Mund mit der Hand, damit auch ja kein Geräusch zu hören war, denn sie erkannte die Gestalt. Es war der König, es war Uchiha Sasuke, der gerade mal drei Meter von ihr entfernt, scheinbar einem Pfad folgte, den nur er sah. Aus Angst, er würde sie womöglich bemerken, stellte sie sich noch näher an den Baum heran, um im Schatten vollkommen unterzugehen. Dabei trat sie auf einen dünnen Ast, der in ihren Ohren wie ein Donnerschlag zerknackte. Panisch wandte sie sich dem König zu, um … um … ja, was sollte sie eigentlich tun, wenn er sie sah und noch während sie fieberhaft darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass Sasuke dem Geräusch keinerlei Beachtung schenkte. Er war kaum in den Schatten der umstehenden Bäume entschwunden, da fingen die Fragen in ihrem Kopf zu rotieren an. Was machte der König so früh am Morgen im Wald? Von wo kehrte er zurück? – Schließlich ging er ja auf das Schloss zu und nicht von ihm weg. Warum hatte er sie nicht bemerkt? Und … hatte er nicht beim Kartenspielen sein sollen?     Die Sonne hatte erst zur Hälfte ihren Aufgang geschafft als Rosa in die kleine Kammer eintrat, die sie sich mit Lilac teilte. Sie fühlte sich erschöpft und vor allem müde, doch glücklicherweise war sie dem vielen Alkohol, der im Raum gestanden hatte, entkommen – Dank Sasukes Befehl, denn der König hielt nichts von einer beschwipsten Dienerschaft, was zur einer kurzzeitigen Stimmungsschwankung der Silbernen geführt hatte aber irgendwer musste ja einen klaren Kopf behalten. Dennoch schmerzten Rosa sowohl die Augen als auch der Kopf. Mit einem leisen Brummen ließ sie sich auf der Bettkante nieder, dabei fiel ihr Blick auf den Korb mit Nüssen, der am Fußende stand. Dankbar wandte sie sich Lilac zu, die am kleinen Frisiertisch saß und sie anstarrte. Sofort verschwand Rosas Lächeln. Trotz der Müdigkeit stand sie wieder auf und ging zu Lilac hinüber. Sie hockte sich neben ihre Freundin und ihre Stimme war nur ein Hauch als sie fragte, was passiert sei. Gleichzeitig malte sich Rosa die schrecklichsten Dinge in ihrem Kopf aus. Zögerlich drehte Lilac ihren Kopf in Rosas Richtung, dabei kaute sie auf der Unterlippe. Ihr Mund zuckte aber es kam kein Ton heraus als ob sie nicht recht wusste, wie sie anfangen sollte. Bevor ihr Rosa aber ein aufmunterndes Wort entgegenbringen konnte, brach es aus Lilac heraus. „Wie lange war Sasuke bei euch am Spieltisch?“ Rosa stutzte. Verwundert über so eine Frage zog sie die Augenbrauen zusammen, gab aber die Antwort. „Als er sich erhob und den Raum verließ war es genau um Mitternacht. Ich kann mich daran erinnern, da ich direkt gegenüber von der Pendeluhr gesessen habe. Aber warum fragst du?“ „Und er ist nicht wiedergekommen?“ „Nein, ist er nicht. Ihm ging es nicht gut.“, erklärte Rosa. „Ino hat nach ihm geschickt aber der Diener brachte nur die Antwort, der König leide an starken Kopfschmerzen und sei daher nicht mehr in der Lage weiterzuspielen. Naruto hielt dies für eine üble Ausrede und ging nach einer halben Stunde selber los, um nach Sasuke zu schauen. Er kam jedoch rasch wieder und erklärte falsch gelegen zu haben.“ „Und dir kam das nicht merkwürdig vor? Ich meine, wann hatte Sasuke jemals Kopfschmerzen?“, entgegnet Lilac. Obwohl Rosa das Thema merkwürdig fand, stellte sie keine weiteren Gegenfragen. Unter dem forschenden und abwartenden Blick ihrer Freundin fühlte sie sich ein wenig unwohl und senkte den Kopf. Sie brauchte einen Moment, bevor sie ihn wieder hob. „Er hat es nie gezeigt, wenn er welche gehabt hat. Beziehungsweise, er hat es schon gezeigt, aber ihr habt es nicht als das wahrgenommen.“ „Heißt das, wenn Sasuke grantig war, litt er unter Kopfschmerzen?“ „Nein.“, lachte Rosa und auf ihren Wangen erschien ein rötlicher Schimmer. „Dann müsste er ja fast immer welche haben.“, flüsterte sie und räusperte sich. „Sobald er seinen Kopf bei mir auf den Schoß legte, hatte er Kopfschmerzen und war davon überzeugt, so Linderung zu erfahren.“ „Meinst du nicht, er hat einfach die Lage ausgenutzt?“, entgegnete Lilac. „Ich mein…“ Rosa unterbrach sie. „Du glaubst, er hat nur so getan und in Wirklichkeit wollte er einfach seinen Kopf in meinen Schoss betten?“ „Ja.“ Ein Kichern kam von Rosa und sie sah Lilac amüsiert an. „Erinnere dich. Wann hat Sasuke jemals Zärtlichkeiten mit mir in der Öffentlichkeit ausgetauscht? Ein Kuss auf die Stirn war das Höchste der Gefühle und auch nur, weil es das rein formelle Zeichen für unsere Verlobung gewesen ist. Ansonsten gab es nur den Handkuss. Außerdem … wann kam es denn vor, dass er Kopfschmerzen hatte? Meistens bei den Spieleabenden.“ Der Blick ihrer Freundin klärte sich und die Erinnerungen an die von Rosa erwähnte Begebenheit schienen emporzusteigen. „Stimmt. – Hat es denn geholfen?“ „Wie gesagt, laut ihm, ja.“ Bevor die Erinnerungen an die vergangenen und glücklichen Tage beide Frauen abschweifen ließen, wollte Rosa aber wissen, weshalb Lilac sich nach Sasukes Verbleib während des Spiels erkundigte und diese erzählte daraufhin vom Geschehen im Wald. „Und du bist dir ganz sicher, dass er es war?“, hakte Rosa nach. „Ja.“, erwiderte Lilac mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht. „Und er schien wie in einer Art Traumzustand zu sein, weil er nicht auf das Knacken reagierte als ich den Ast zertrat. Jeder andere hätte sich doch umgedreht.“ „Vielleicht“, fing Rosa an. „Vielleicht hat er es auch für ein Tier gehalten.“ Lilac war jedoch der Ansicht, dies sei nicht der Fall. „Welches Tier ist in der Nacht oder am frühen Morgen so unachtsam und zerbricht Äste?“ Auch wieder wahr und dann sprach Lilac ihren Verdacht aus, welcher ihr seit der Rückkehr aus dem Wald im Kopf umherspukte. „Ich glaube, er wurde auch verflucht. Zumindest zeitlich oder so lange er sich im Wald befindet, sonst hätte er den Lärm wahrgenommen.“   [End. Kapitel 5.] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)