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Die Draakskat Chroniken

von

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2. Kapitel
 

Am Tatort angekommen, werden Alex und ich schon von zwei Polizisten und einem unserer Ärzte erwartet. Beiläufig grüße ich die drei und während Alex zu Dr. Breuner geht und mit dem deutlich älteren Mann redet, schaue ich mir den Toten an.

Wie Alex bereits sagte, ist es ein Obdachloser, was man unschwer an seinen Sachen und auch an seinem Geruch feststellen kann. Ich persönlich habe mit solchen Menschen immer Mitleid und es erschreckt mich, wenn ich nur daran denke, dass es jeden treffen kann. Denn in der heutigen Zeit kann es sehr schnell passieren, dass man seine Arbeit verliert und dann einfach nichts mehr hat. Doch die Regierung tut nichts dagegen, dabei könnte sie helfen – wenn die denn wollte.

Ich drehe den Kopf des Opfers leicht zur Seite und schaue mir die zwei Einstichstellen, an dessen Hals genauer an. Getrocknetes Blut in an dessen Rändern vorhanden, doch ansonsten scheint es nirgends weitere Blutreste zu geben. Komisch.

Bis jetzt ist mir noch kein einziger Vampir bekannt, der seine Opfer ausgesaugt hat, ohne an dessen Körper irgendwelche Kampfspuren zu hinterlassen. Schließlich sind sie Jäger und spielen gerne noch mit ihrer Beute, bevor sie sie endgültig erlegen.

„Der Körper des Opfers besitzt keinen einzigen Tropfen Blut mehr“, vernehme ich Dr. Breuners sanfte Stimme. Er hockt sich zu mir und dreht den Kopf des Opfers so zur Seite, dass die Einstichstellen sehr gut zu sehen sind. „Und die Einstiche hier“, sagt er und zeigt auf die beiden Einstichlöcher, „stammen definitiv nicht von Vampirzähnen.“

„Von was dann?“

„Wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, dass es sich um eine Art Gerät handeln muss, mit dem man das Blut aus menschlichen Körpern saugen kann.“

„Wollen die Vampire uns hinters Licht führen, oder kann es vielleicht auch ein anderes Schattenwesen gewesen sein das den Mann getötet hat?“ Ich gehe in meinen Gedanken schnell die anderen Schattenwesen durch die mir bekannt sind, doch keines von denen ernährt sich von Blut.

„Ich glaube schon das wir es mit einem Vampir zu tun haben, doch wieso sie neuerdings ihre Opfer so töten, kann ich nicht sagen. Doch das müsst ja auch ihr herausfinden.“ Dr. Breuner steht wieder auf und glättet seinen Schutzanzug. „Ich werde ins Hauptquartier zurückgehen und die anderen siebzehn Toten noch einmal untersuchen, die wir diesen Monat gefunden haben. Vielleicht haben wir ja irgendwas übersehen. Also bis die Tage.“ Er winkt und verschwindet dann.

Ich schaue mich nach Alex um und finde ihn bei den beiden Polizisten. Sie unterhalten sich. Da ich keine Lust habe zu warten bis sie fertig sind, beschließe ich eben alleine, die Gegend auszukundschaften. Vielleicht finde ich ja irgendwas, was der Vampir verloren hat, als er sein Opfer hier abgelegt hat. Auch wenn ich nicht wirklich glaube, dass sie so leichtsinnig sein werden.

Ich biege um die nächste Ecke ein und passiere eine kleine Gasse, die nur spärlich beleuchtet wird, wie eigentlich dieser ganze Stadtabschnitt hier. Doch warum sollte man hier auch Energie verschwenden, wenn es eh nur ein Viertel voll mit Obdachlosen, Prostituierten und anderem Abschaum ist. Unsere Regierung macht sich nichts aus diesen Leuten, und das macht mich echt wütend.

Ich gehe weiter in die dunkle Gasse hinein und versuche, nur mit meiner Taschenlampe bewaffnet, etwas Licht ins Dunkle zu bringen. Die Strahlen treffen auf den Boden und erleuchten ihn – und bringen mich fast zum Würgen. Fäkalien, Dreck, Abfälle. Alles liegt hier rum und der Gestank erst. Es wundert mich wirklich, dass ich ihn erst jetzt wahrnehme, wo ich all das hier gesehen habe. Ich versuche mich so gut es geht zusammenzureißen und gehe einfach weiter. Doch leider wird der Gestank nur schlimmer und mit einmal passiert etwas, was mir in meinem bisherigen Leben, noch nie passiert ist. Ich muss mich übergeben.

Der beißende Geruch meines Übergebenen lässt mich erneut würgen, doch glücklicherweise, folgt nichts mehr. Ein Glas Wasser wäre jetzt nicht schlecht. Ich reiße mich wieder zusammen und greife dann nach meiner Taschenlampe, die ich fallengelassen hatte, als ich auf die Knie sank und meinen Magen entleerte. Dann Strauche mehr schlecht als recht wieder aus der Gasse hinaus und kehre zu Alex und den anderen beiden Männern zurück. Sobald Alex mich sieht, ist er auch schon an meiner Seite. Er greift mir unter die Arme und drückt mich sogleich auf eine Treppenstufe.

„Was ist passiert?“, fragt er und klingt schon wieder so besorgt dabei. Ich hoffe wirklich, dass das nicht zur Gewohnheit wird. „Lydia?“

„Wasser“, verlange ich und schon wird mir eine Flasche gereicht. Ich nehme einen großen Schluck und fühle mich sofort wieder wohler. Der üble Geschmack meines eigenen Erbrochenen ist so gut wie verschwunden. „Hier in der Nähe sind drei weitere Leichen“, sage ich zu den beiden Polizisten. „Ordert bitte einen weiteren Leichenwagen und schafft die drei in unser Hauptquartier.“

Die beiden Polizisten sehen Alex an und erst als er ihnen zunickt, setzen sie sich in Bewegung. Also wirklich, das ist echt eine Frechheit.

„Nehmen sie nicht gerne Befehle von Frauen entgegen, oder was sollte das eben?“

Alex zieht eine Augenbraue nach oben, und nimmt mir dann die Wasserflasche aus der Hand, anstatt mir eine Antwort zu geben. Dann wendet er sich mir ab und der ersten Leiche wieder zu. Er hockt sich zu ihr herunter und begutachtet erneut die beiden Einstichstellen.

Weicht der mir aus?

„Nur ein paar Straßen weiter befindet sich die Bloody Mary“, sagt er zu mir, auch wenn er mich nicht ansieht. „Das ist eine Blutbar, die von der Vampirin Zora geführt wird. Vielleicht hat sie etwas gesehen oder gehört und kann uns so etwas über den Täter sagen.“ Dann steht Alex wieder auf, kommt zu mir zurück und hilft mir ebenfalls beim aufzustehen. Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. „Dass du so zart besaitet bist, hätte ich nicht gedacht.“

„Sehr witzig“, kommentiere ich diesen äußerst sinnlosen Kommentar. „Bei dem Gestank in der Gasse, hätte das auch dir passieren können.“

„Wer weiß. Na los, lass uns Zora aufsuchen.“
 

~~*~~
 

Alex und ich beschließen zu Fuß zu der Bar zu gehen, da sie ja, wie er sagte, nur ein paar Straßen entfernt ist. Und etwas frische Luft wird mir gut tun, auch wenn die Luft in diesem Viertel allgemein nicht so gut ist.

„Woher kennst du diese Bar eigentlich?“, frage ich.

Also ich habe von der noch nie gehört und dabei mache ich diesen Job schon seit mehreren Jahren und kenne eigentlich jede Schattenwesenvereinigung, die sich die letzten Jahre über gebildet hat. Es gibt nämlich auch gute Schattenwesen, die, die mit den Menschen zusammen leben wollen und ihnen nicht schaden.

„Die Bar ist relativ neu, doch ich kenne Zora noch von früher. Sie ist ok und trinkt auch nur Blut von Menschen, die es freiwillig anbieten. Sie arbeitete früher als Informantin für mich.“

„Informantin, ja? Und gehörst du auch zu ihrer Kundschaft?“

„Wieso willst du das wissen. Etwa Eifersüchtig?“

„Tse. Worauf sollte ich denn bitte eifersüchtig sein.“ Na der kommt auf Gedanken.

Wir laufen weiter durch die Straßen und schweigen uns dabei an. Ich überlege mir derweil wie wir gleich vorgehen werden, denn wenn das wirklich eine Blutbar ist, dann werden sehr viele Vampire dort sein. Und bei meiner Vergangenheit, bin ich nicht wirklich gut auf die Blutsaugenden Parasiten zu sprechen. Immerhin sieht man denen ja nicht an welchem Clan sie angehören. Es kann also gut möglich sein, dass ich in der Bar einem Upir gegenüberstehe und es nicht einmal bemerke.

Alex und ich sind am Eingang der Bar angekommen. Davor stehen zwei, gut 2m große und Muskelbepackte Türsteher, die uns finster ansehen. Ihre Augen leuchten schwarz auf, als wir ihnen gegenüberstehen.

Vampire!

„Hey Jungs“, grüßt Alex sie und will schon an ihnen vorbei durch die Tür gehen, als einer der beiden Türsteher sich ihm in den Weg stellen.

„Mitgliedsausweis!“

„Wollt ihr wissen was ein Mitgliedsausweis ist, oder wollt ihr einen sehen?“, frage ich und hole meinen Inquiso Ausweis raus und halte sie dem Scherzkeks unter die Nase, bevor der Typ antworten kann. „Nehmt ihr den auch?“, will ich dann wissen und drängle mich auch schon an beiden Türstehern und Alex hindurch.

In der Bar drinnen angekommen, bleibe ich erst einmal wie verwurzelt stehen. Hier drinnen riecht es dermaßen nach Blut, dass ich mir die Hand vor den Mund halten muss. Ich hasse Vampire.

„Alles ok?“, fragt Alex und legt mir eine Hand auf die Schulter.

„Ja. Ich habe heute nur genug von ekligen Gerüchen“, sage ich und gehe dann weiter in die Bar hinein.

An so gut wie allen Tischen sitzen zwei bis drei Vampire und nippen an einem Glas Blut. Und auch die Tanzfläche, die rechts von uns ist, ist gut besucht. Es scheint alles normal zu sein – so normal es bei Vampiren sein kann zumindest. Was mich aber irritiert ist, dass ich nicht nur Vampire, sondern auch Menschen hier sehe. Irgendwie paradox, denn das wäre ja so, als würden Schlechter und Schweine zusammen einen trinken.

„Das ist nichts ungewöhnliches“, sagt Alex und führt mich zu einem abgegrenzten Bereich, in dem eine rote Ledercouch steht und auf der eine schwarzhaarige Vampirin sitzt, die in einem weinroten Kleid und schwarzen Umhang gekleidet ist. Die Vampirin zieht gerade Blut von einen menschlichen Hals und sieht mit einem Auge zu Alex und mir auf, als sie unsere Gegenwart wahrnimmt. Ihr Gesicht erhellt sich und sie lächelt. Dabei blitzen ihre spitzen Zähne auf, an denen Blut haftet und von denen auch welches tropft.

„Hallo Alex“, grüßt sie ihn und lässt von ihrem… Opfer…? Kunden…? Blutlieferanten….? Äh, wie auch immer. Die Vampirin lässt von ihrem Nahrungsgeber ab und setzt sich aufrecht hin. Sie verschränkt ihre Beine übereinander. „Es ist schon so lange her, dass du mich besuchen kommst.“ Dann wandert ihr Blick zu mir. „Und wer ist deine kleine Begleitung? Doch nicht jemand der für mich arbeiten will, oder? Du weißt, das ich da sehr wählerisch bin.“

Die Vampirin steht auf und umrundet mich, begutachtet mich schon regelrecht, als wäre ich ein Ausstellungsstück.

„Ich bin Agentin der Inquiso“, sage ich, bevor das ganze hier noch merkwürdiger wird. Ich halte ihr den Ausweis hin und gebe dann dem jungen Mann, der eben noch als Mitternachtssnack der Vampirin diente, zu verstehen, dass er verschwinden soll. Er fackelt auch tatsächlich nicht lange, erhebt sich und geht von dannen. Wenigstens einer der weiß was gut für ihn ist.

„Eine Inquiso also? Das Kopfgeld für uns Schattenwesen ist wohl auch nicht mehr so hoch, wenn ihr euch schon einen Zweitjob suchen müsst, hm.“ Beim erwähnen des Wortes Schattenwesen, schaut sie zu Alex und zwinkert ihm zu. Daraufhin sieht er sie finster an. Irritiert beobachte ich die beiden und schüttle nur mit dem Kopf, während Alex sich recht widerwillig zu Zora auf die Couch setzt.

„Wir haben, nur ein paar Straßen von hier entfernt, vier männlichen Leichen gefunden. Allen wurde sämtliches Blut entzogen, aber wie sich herausstellte, wurde dies mit Hilfe eines Gerätes getan und nicht wie üblich… durch eure Zähne. Wir versuchen herauszufinden wieso das so ist und wollen…“

„Mich fragen ob jemand, der meinen Club besucht, diese Menschen ausgesaugt hat? Nun, junge Inquiso, ich kann dir versichern, dass niemand meiner Gäste hier es nötig hat, auf diese Art und Weise an Blut zu kommen. Ich meine, schaue dich um… Es steht meinen Gästen genug Blut zu Verfügung. Also warum sollten sie es sich dort draußen holen?“

„Weil ihr Jäger seid und es euch im Blut liegt“, mischt Alex sich jetzt endlich mal ins Gespräch mit ein. Wird ja auch Zeit. „Gab es vielleicht Gäste die du vorher noch nie gesehen hast, oder welche, die nur einmal hier waren und dann sehr schnell wieder gegangen sind?“

„Worauf willst du hinaus, Alex?“, fragt Zora und legt ihren Kopf etwas schräg.

„Es kann doch sein, dass einer vielleicht versucht hat ein anderes Leben zu führen, als stets in den Gassen dieses Viertels hier nach leichten Opfern zu suchen“, antworte ich statt Alex. „Also ist er hierher zu dir in die Bar gekommen. Doch dann stellte er fest, dass auf diese Art und Weise Blut zu sich zu nehmen, ihm nicht genügt, weil ihm so der Kick fehlt. Also ist er sehr schnell wieder gegangen, oder aber er kam nur einmal hierher.“

Zora setzt sich neben Alex auf die Couch und starrt mich weiterhin an – genauso wie er.

„Mir ist kein solcher Vampir bekannt, tut mir leid“, sagt Zora. Sie winkt einem Vampir zu, der auch sofort zu uns kommt. Vor ihr bleibt er stehen und verbeugt sich leicht. „Was ist mit dir, Evan?“

„Tut mir leid, Boss. Ich kenne jeden hier persönlich und würde auch für jeden meine Hand ins Feuer legen“, sagt der hochgewachsene Vampir. „Es passt also keiner zu der Beschreibung.“ Er verbeugt sich erneut und verschwindet dann wieder.

„Da habt ihr es. Also werdet ihr euren Täter wohl woanders suchen müssen. Tut mir wirklich leid, ich hätte euch gerne geholfen. Vor allem natürlich dir, Alex.“ Sie beugt sich zu ihm rüber und drückt ihm einen überfallartigen Kuss auf die Lippen. Ich verdrehe meine Augen und wende meinen Blick ab.

„Danke für die Auskunft“, erwidere ich und trete den Rückzug an, da es nicht so aussieht, als würde Zora schon mit Alex fertig sein. Augenrollend mische ich mich wieder unter die Massen.

Diesen Club zu besuchen war ein totaler Reinfall.

„Warte auf mich, Lydia“, höre ich Alex sagen, doch ich denke nicht dran stehen zu bleiben und gehe einfach weiter. Als ich schon an der Tür angekommen bin, stellt sich mir ein Vampir entgegen, der schon die ganze Zeit über in Alex und meine Richtung geschaut hatte – und das kaum dass wir die Bar betraten. Seine Augen leuchten rot auf, was ein Zeichen dafür ist, dass er hungrig ist. Doch nicht mit mir.

„Such dir jemand anderes“, gifte ich ihn an und drängle mich einfach an ihm vorbei.

Draußen an der frischen Luft angekommen, bleibe ich, ein paar Schritte vom Eingang der Bar entfernt, kurz stehen und hole einfach tief Luft. In der Bar stank es so derbe nach Blut, dass ich, wenn ich noch länger dort geblieben wäre, mich wahrscheinlich Erneut übergeben hätte.

„Jetzt warte doch, Lydia“, vernehme ich Alex Stimme. Ich drehe mich um und sehe ihn auf mich zukommen.

„Wir werden heute wohl nichts mehr erreichen können“, sage ich und bestimme so das Thema, bevor Alex irgendwas anderes sagen kann. „Es wäre also am besten, wir reden mit Dr. Breuner wenn wir uns ausgeruht haben und hoffen einfach mal, dass er uns etwas Nützliches sagen kann.“

„Lydia!“ Alex stellt sich mir in den Weg und sieht mir direkt in die Augen. Ich wende meinen Blick ab, da ich ihn jetzt gerade, irgendwie nicht ansehen kann.

Ich kann nicht sagen was mich genau an ihn stört – außer dem Punkt dass er mir als Partner zugeteilt wurde. Doch zu sehen wie diese Zora, Alex küsste, löste in mir ein Unbehagen aus. Ich frage mich gerade…

„Was bringt Menschen dazu, sich freiwillig von Vampiren aussaugen zu lassen“, frage ich Alex, bevor meine Gedanken eine unschöne Richtung einschlagen. Dabei versuche ich das Bild von Zora und Alex, und wie vertraut sie im Umgang miteinander waren, zu verdrängen.

„Im Allgemeinen ist es wohl der Reiz des Unbekannten“, erklärt Alex und lehnt sich an die Mauer hinter sich an. „Menschen und ganz besonders Frauen, haben sich schon immer zu den sogenannten Bad Boys hingezogen gefühlt. Und du darfst auch nicht vergessen, dass Vampire im Allgemeinen sehr gut aussehend sind, was ihnen bei der Nahrungssuche natürlich zugutekommt.“

„Du musst es ja wissen“, murmle ich. Das klingt bei ihm ja so, als wenn die Menschen nichts dafür können, wenn sie sich in einen Vampir verlieben. So ein Blödsinn.

Ok gut, nicht immer sind die Menschen selber dran schuld, aber in den meisten Fällen schon. Sollen sie sich eben mehr um die inneren Werte kümmern und nicht nur nach dem Aussehen gehen. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass dann einige von ihnen nicht auf Vampire reinfallen würden. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Ich überlege kurz…, aber nein, ich persönliche kenne keinen Vampir, den ich anziehend finde und ich habe schon den ein oder anderen getroffen. Dennoch muss ich zugeben, dass sie schon ein gewisses Etwas an sich haben, was selbst mich dazu bringt, sie länger als üblich anzusehen. Also naja, vielleicht hat Alex Recht wenn er sagt, dass sie Anziehend auf die Menschen wirken und manche sich dem eben nicht entziehen können.

Alex zieht eine Augenbraue hoch und starrt mich unwissend an. Dabei weiß ich echt nicht, was an meinen Worten jetzt nicht verständlich gewesen sein sollte. Immerhin hat er sich ja auch auf eine Vampirin eingelassen.

„Jetzt schau nicht so“, erwidere ich daraufhin. „Du und Zora eben. Es ist ja wohl mehr als eindeutig, dass sie nicht nur deine Informantin ist.“

„Ich weiß nicht was du meinst.“

„Bist du wirklich so dumm, oder tust du gerade nur so“, fauche ich. Es macht mich wütend, dass er anscheint glaubt, dass ich nicht eins und eins zusammenzählen kann. Dabei war das eben mehr als Eindeutig. „Du hast aber schon mitbekommen, wie sie dich dort drinnen angesehen hat und vor allem, das sie dir ihre Zunge in den Hals gesteckt hat?“ Obwohl es als eine Frage formuliert ist, erwarte ich keine Antwort von ihm. Denn es ist mir egal, was er dazu zu sagen hat.

Wenn Alex denkt es nötig zu haben, sich auf eine Vampirin einzulassen, dann bitte. Jeder wie ihm beliebt. Und normalerweise bin ich ja dafür, dass Menschen und Schattenwesen miteinander auskommen, aber Vampire sind nun einmal eine ganz andere Liga, als Beispielsweise ein Loup-Garou, oder eine Elfe. Denn Blutsauger sind nun mal Jäger und egal wie gut sie sich zu integrieren versuchen, ihr Instinkt ist und bleibt derselbe.

„Ich habe nichts mit Zora“, verteidigt sich Alex. „Wirklich, das musst du mir glauben.“

Nun bin ich es, die Alex anstarrt.

Warum ist es ihm so wichtig, dass ich das glaube? Egal. Für so was habe ich jetzt wirklich keine Zeit.

„Hör zu, es ist mir persönlich wirklich egal, auf wen du dich einlässt. Wenn du glaubst das Zora dich um deinetwillen und nicht wegen deines Blutes will, dann sei mit ihr zusammen. Du bist ein freier Mann und kannst tun und lassen was du willst. Aber denk einfach dran, dass du als Inquiso auch eine Vorbildfunktion hast und es unserer Abteilung nicht zugutekommt, wenn einer von uns auf eine Vampirin reinfällt. Und jetzt lass uns einfach nicht mehr darüber reden, ok.“ Ich reibe mir über die Augen. Müdigkeit macht sich bemerkbar. „Ich werde nach Hause laufen, um so noch etwas frische Luft zu bekommen.“ Ich wende mich von Alex ab, der mich mit leicht geschockter Miene ansieht und gehe dann – hoffentlich komme ich jetzt weiter.

„Von hier bis zu dir nach Hause brauchst du gut eine Stunde, Lydia“, erwidert Alex, nachdem er mir nachgelaufen ist und mich nun am Handgelenk festhält. War ja klar, dass der Widerworte hegt.

„Ich weiß“, sage ich pampig und entziehe ihm ruckartig mein Handgelenk. „Aber ich brauche frische Luft, ok. Und außerdem bin ich schon ein großes Mädchen und kann ganz gut auf mich alleine aufpassen. Also dann…“ Ich winke ihm zu... „Bis später!“ ..und biege dann auch schon um die nächste Ecke.
 

~~*~~
 

Während ich durch die Straßen des Südbezirkes von Apis laufe, der auch den Namen Schattenbezirk trägt, weil hier sehr viele Schattenwesen, Obdachlose und anderes Gesindel sind, denke ich über Alex nach.

War ich eben zu schroff zu ihm? Mir ist schließlich nicht entgangen, dass ihm meine Worte sehr getroffen haben. Aber ich habe doch Recht, oder nicht. Sich auf Vampire einzulassen, bringt nie etwas Gutes und…

Du kannst nicht jeden in ein und denselben Topf werfen, Lydia. Schließlich ist nicht immer alles schwarz oder weiß.

Yin und Yang.

…das Gleichgewicht unserer Welt.

Die Worte meines Vaters kommen mir wieder in den Sinn und ich seufze laut, als mir klar wird, dass ich mich später wohl bei Alex entschuldigen sollte. Denn auch wenn ich es nicht mag, dass er nun mein Partner ist, so liegt es mir doch fern, ihn in irgendeiner Art zu verletzen. Zumal verbal ausgelöster Schmerz, manchmal auch sehr viel schlimmer sein kann, als physischer – Auch wenn Alex jetzt nicht unbedingt der Typ ist, den man schnell verletzen kann. Aber so gut kenne ich ihn ja nun auch nicht, also wer weiß. Vielleicht tut er auch nur so taff.

Ich biege um die nächste Straßenecke ein und kann auch schon das Passierscheintor zum Westbezirk sehen, in dem sich nicht nur meine Wohnung, sondern auch das Inquiso-Hauptquartier befindet. Ich habe mir bewusst dort eine Wohnung genommen, da mir dieser Bezirk noch der liebste von den vieren ist. Der Nordbezirk ist das sogenannte Hotel und Regierungsviertel und ich mag unsere Regierung nicht sehr gerne – auch wenn ich derzeit für sie arbeite. Der Ostbezirk ist das Seen- und Freizeitparkviertel, in welchem es für mich persönlich, viel zu hektisch zugeht und es immer dermaßen voll von Touristen ist, dass ich es dort keine zwei Stunden aushalten würde. Naja und der letzte Bezirk, der Südbezirk, ist der allgemein verhasste Schattenbezirk. Und genau den verlasse ich gleich.

Ich bin am Passierscheintor angekommen und suche in meiner Jackentasche nach meinen Inquiso Ausweis, denn dieses Tor hier schließt, im Gegensatz zu den anderen vier Bezirkstoren, um 19 Ihr, damit auch ja kein Gesindel, einfach so herausspazieren kann – es sei denn man gehört zur Regierung, oder zu den Inquiso. Und das ist echt Diskriminierung, aber nicht anders bin ich es inzwischen gewohnt. Wobei man sagen muss, dass die Schattenwesen auch ein wenig selber dran schuld sind. Rechnet man beispielsweise die Todesopfer der letzten 10 Jahre, gegen die letzten 30 Jahre, dann sieht man klar, dass die Sterberate um über dreihundert Prozent gestiegen ist. Und da kann ich die Menschen dann auch wieder irgendwo verstehen.

Das ist doch echt ein Teufelskreis.

Ich hole meinen Ausweis raus und halte ihn unter das Lesegerät, damit ich endlich nach Hause kann, als ich einen Windstoß hinter mir wahrnehme. Und bevor ich auch nur einen Gedanken daran verschwenden kann mich umzudrehen, bedeckt eine kräftige Hand meinen Mund und ein kräftiger Arm wird um meine Taille geschlungen. Dann werde ich auch schon in die kleine Gasse, neben dem Passierscheintor gezogen.
 

~~*~~
 

Die Hand meines Angreifers liegt noch immer fest über meinem Mund und erstickt so jeglichen Laut, während ich immer tiefer in die Dunkelheit gezogen werde. Auch der andere Arm, der, der um meine Taille geschlungen ist, hält mich eisern fest, sodass ich bereits Probleme mit Luftholen habe.

Da scheint es einer wirklich ernst zu meinen.

Ein kalter Atem streift meinen Hals und die Hand, die über meinem Mund liegt verschwindet mit einmal und neigt sogleich meinen Kopf zur Seite, sodass mein Hals nun freiliegt. Vampir, schreit mein Unterbewusstsein und so versuche ich noch stärker, mich aus dem kräftigen Griff zu befreien. Doch mein Angreifer hat eine enorme Stärke, gegen die selbst ich, scheinbar nichts entgegenzusetzen habe.

Panik!

Ich merke wie meine Befreiungsversuche unkontrollierter werden, was ein Zeichen ist, dass ich nicht mehr rational denken kann, sondern emotional werde. Doch das darf nicht passieren. Sobald ich anfange panisch um mich zu schlagen, werde ich erst recht keine Chance gegen diesen Vampir habe. Also rufe ich mich selbst zur Ordnung und kontrolliere als erstes meine Atmung.

Einatmen! Ausatmen! Einatmen! Ausatmen!

Mein Herzschlag schlägt wieder langsamer und kehrt zu seinem normalen Rhythmus zurück. Sehr gut! Ich muss einfach nur Ruhe bewahren, und auf den Moment…

Ein stechender Schmerz jagt schlagartig durch meinen Körper und sogleich entfährt meiner Kehle ein lauter Schmerzenslaut, wie ich ihn so lange nicht mehr gehört habe. Doch der Schrei wird gedämpft, als sich erneut eine Hand über meinen Mund legt und so jeglichen weiteren Ton unterbindet.

Ich merke schon nach kurzer Zeit, wie mein Blut meinen Körper verlässt und ich höre auch die widerlichen Schluckgeräusche des Vampirs, was die ganze Sache hier, noch grotesker macht, als es ohnehin schon ist.

Meine Beine versagen ihren Dienst und wenn der Vampir mich nicht immer noch festhalten würde, dann wäre längst ich zu Boden gegangen.

Ich bin eine Inquiso, verdammt noch mal. Und ich bin eine Kriegerin. Das hier kann also nicht mein Ende sein. Nein! Ich kann nicht…

Nicht von einem Vampir.

Und erst recht nicht, bevor ich meine Rache hatte.

Nein… Ich werde hier und jetzt nicht sterben. Und schon gar nicht auf diese Art und Weise. Doch ich merke, dass ich immer schwächer werde… und dass mein Körper… Ich falle zu Boden und komme hart auf dem kalten Asphalt auf. Mein Blick ist verschwommen und doch versuche ich mit aller Kraft, das Gesicht meines Angreifers zu erhaschen. Das ist doch…

Ich erkenne meinen Angreifer. Es ist der Vampir aus der Bar, der, der Alex und mich die ganze Zeit über beobachtet hatte und der sich mir in den Weg stellen wollte, als ich dabei war die Blutbar zu verlassen. Doch warum…

Ich wusste es. Diese verdammte Vampirin hat also doch gelogen. Oh ich hätte auf mein Bauchgefühl hören müssen. Immerhin halten Vampire stets zusammen, da es wenn es nach Nero geht, nur noch einen einzigen Vampirclan gibt. Upir. Und dieser ist nicht gerade für seine Großherzigkeit bekannt ist. Genau genommen ist er für seine Grausamkeit bekannt, allen voran deren Fürst Orphanus und Nero, sein Sohn. Beide sind der Inbegriff des Bösen und seid sie die Herrschaft über die Schattenwesen übernommen haben, sind sie noch schlimmer geworden – da es nach der Ausrottung der Hexen keinen mehr gibt, der sich ihnen in den Weg stellt. Nun, zumindest keinen außer mir.

Upir.

Alleine wenn ich nur an diesen Clan denke, überkommt mich eine solche Wut…

Die toten Augen meiner Mutter blitzen vor meinem geistigen Auge auf. Dann die von meinem Vater und von all den anderen, die in dieser blutigen Nacht ihr Leben ließen.

Ich werde euch rächen!

Ich stütze mich mit meinen Händen an der Wand hinter mir ab und kämpfe mich schwer atmend nach oben. Meine Beine zittern und ich fühle mich so schwach auf ihnen, dass ich Angst habe, gleich wieder zu Boden zu stürzen. Und diesen kläglichen Versuch, wie ich krampfhaft versuche mich auf den Beinen zu halten, beobachtet mein Angreifer süffisant. Doch ich schaffe es, wieder einen einigermaßen festen Stand zu haben, und da kommt der Vampir auch schon, mit grinsendem Gesicht, welches seine blutverschmierten Zähne offenbart, auf mich drauf zu. Er fühlt sich überlegen und sein Grinsen wird immer breiter. Doch ich weiche seinem Blick nicht aus, ganz im Gegenteil.

Ich beobachte ihn, genauso wie er mich beobachtet.

„Dein Blut ist wirklich köstlich, kleine Inquiso“, sagt der Vampir und kommt erneut einen Schritt näher. „Ich wusste schon vom ersten Moment an, als du in Zoras Bar kamst, dass du ein Leckerbissen bist.“ Wieder tritt er einen Schritt näher an mich heran. Und als er genau vor mir steht, stützt er sich mit beiden Händen, neben meinem Kopf, an der Wand hinter mir ab und kesselt mich so zwischen sich und besagter Wand ein. Sein Gesicht nähert sich erneut dem meinen und sein übelriechender Atem dringt mir in die Nase. Angewidert wende ich meinen Blick ab, was leider dem Vampir erlaubt, sich abermals meinem Hals zu widmen.

Der Vampir vergräbt seine Nase an meinem Hals und schnuppert an genau der Stelle, von der er zuvor mein Blut trank. Ich spüre erneut seine spitzen Zähne, doch sie dringen nicht in mein Fleisch ein.

Dieser Mistkerl spielt mit mir.

„Ich hatte schon lange kein solch leckeres Blut mehr“, haucht er und leckt mit seiner Zunge über die von ihm zuvor zugefügte Wunde. Dann dreht er meinen Kopf mit solch einer Geschwindigkeit erneut zur Seite, dass ich überhaupt keine Chance habe zu regieren. Und schon vergräbt er seine Zähne wieder in meinen Hals.



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