Rot und Blau von Himitsu-chan ================================================================================ Kapitel 8: Bekanntschaften -------------------------- Ein seltsames Kribbeln breitete sich in meinen Gliedern aus, als ich in dunkle und braune Augen blickte. Er sah mich so durchdringend an, dass ich erstarrte. Mein Herzschlag hat sich deutlich erhöht und ließ mich nervös schlucken. Dann kam er näher, sein Blick hielt meinen immer noch gefangen, während ich nun regelrecht in diesem dunklen Braun seiner Augen versank. Als er vor mir dann zum Stehen kam, sah ich mit wildklopfendem Herz zu ihm hinauf. Sofort blieben meine Augen an seinen Lippen hängen. Langsam beugte er sich zu mir herab und mir entwich ein kleines seufzen, ehe ich die Augen schloss und seine Lippen dann endlich auf meinen spürte. Der Name der mir dabei über die Lippen kam, ließ mich mit einem mal geschockt aus meinen Traum hochfahren. Mit aufgerissenen Augen starrte ich zur Decke hoch, während ich meinen laut klopfendem Herzen lauschte. ...was habe ich da gerade geträumt, verdammt?! Plötzlich schoben sich zwei Gesichter in mein Blickfeld und ließen mich noch viel erschrockener drein blicken, als eh schon. Amber sah mich verwirrt an, während Adam eher skeptisch eine Augenbraue nach oben zog und mich musterte. "Von was hast du denn geträumt? Ständig hast du geseufzt und dich im Bett hin und her gewälzt. Wegen dir sind wir wach geworden", sprach Adam genervt, ehe er sich lustlos wieder auf das Bett fallen ließ. Amber sah auch besorgt drein. "Bestimmt ein schrecklicher Alptraum, oder? Aber jetzt musst du keine Angst mehr haben", beruhigte mich Amber mütterlich und tätschelte mir die Wange. Gequält lächelte ich sie an und legte meine Hand dankend auf die des Mädchens. "Danke, Amber. Ich hatte wirklichen einen Alptraum...mehr, oder weniger", murmelte ich die letzten Wörter eher mir zu. Das war definitiv Connor gewesen in meinem Traum. Der Android! Frustriert stöhnend klatschte ich mir die Hand auf die Stirn, doch verfluche mich im nächsten Augenblick sofort dafür. Mein Schädel brummt heftig! Murrend drehte ich mich zur Seite und zog mir mein Kissen über den Kopf. "Lasst mich doch alle in Ruhe, verdammt! Ich hab Kopfschmerzen!", maulte ich nicht besonders erwachsen. Genervt dachte ich darüber nach, warum ich nun auch noch Kopfschmerzen bekommen habe. Gestern ging es mir doch noch viel besser! Diese komischen Nano-Androiden in meinem Blut sind doch auch zu nichts nütze, wenn dir mir nicht mal Kopfschmerzen vom Leibe halten können! Adams Frage ließ mich nun jedoch in meinen Gedanken innehalten. "Wir können nichts dafür, wenn du dich draußen rumschleichst. Warum hat dich Connor überhaupt wieder ins Bett gebracht?" Amber und ich sahen beide fassungslos zu Adam, während uns sogar die Frage fast gleichzeitig über die Lippen kam. "Connor war hier?" Der Junge zuckte nur gelassen mit den Schultern und nickte. "Ja, hab ich doch gesagt. Mitten in der Nacht hat er dich ins Zimmer getragen und zu uns ins Bett gelegt. Hast aber geschlafen wie ein Stein" Oh. Mein. Gott! Was habe ich nur wieder getrieben?! Das blanke entsetzten stand mir wohl ins Gesicht geschrieben, denn die Zwillinge sahen mich beide etwas überfordert an. "Alles in Ordnung?", fragte Amber besorgt. Schwer seufzte ich und schüttelte nur den Kopf. Ich bezweifle ja selbst, dass alles in Ordnung ist. Denn irgendwas muss ja gestern vorgefallen sein, jedoch kann Ich mich überhaupt nicht daran erinnern. Es war wie ein dichter Nebel, der sich über meine Erinnerungen an gestern Abend, gelegt hatte. Vielleicht auch gut so, wenn ich mich nicht erinnere. Connor hat mich hier her geschleppt, also muss ich ja wieder irgendwas angestellt haben. Irgendwas Dummes bestimmt. Es herrschte kurz Stille, dann seufzte Adam jedoch frustriert und stand auf. "Ist mir jetzt auch egal, aber ich hab verdammt noch mal Hunger. Ich will jetzt was essen!" Amber nickte nun auch zaghaft und sah zu mir. "Ich hab auch schrecklichen Hunger" Musternd sah ich zu den beiden Kindern, ehe ich mich langsam und seufzend erhob. "Schon gut, erstmal geht ihr euch waschen. Dann suchen wir was zu essen" Wie nebenbei zeigte ich in die Richtung, wo sich das Bad befand. Verwirrt hielt ich daraufhin inne, doch die Zwillinge stürmten sogleich in das Zimmer. Langsam sah ich an mir herunter und merkte jetzt erst mit Schrecken, das ich lediglich einen Bademantel trug, der mir jedoch auch nicht mehr recht passend saß. Hastig richtete ich diesen weitestgehend, dann blickte ich nochmals Richtung Bad und überlegte angestrengt. Langsam erinnerte ich mich daran zurück, was gestern passiert war. Ich war wach geworden und wollte mich erstmal waschen, also kam ich schließlich halb polternd im Badezimmer an. Als ich nichts Passendes zum Anziehen fand, habe ich mir einfach nur diesen Bademantel drübergezogen und war dann nach draußen gegangen, um irgendwo etwas Essen aufzugabeln. Vermutlich ist mir das nicht gelungen, wenn Connor mich schon zurück tragen muss. Verdammt! Kopfschüttelnd erhob ich mich langsam und blendete weitestgehend die Kopfschmerzen aus. Doch die hielten sich standhaft und würden mir heute wahrlich den Tag versüßen, wenn ich nicht gleich etwas dagegen unternehme. Lustlos ging ich zu einem der großen Schränke und öffnete diesen nun langsam. Was ich im inneren sah, ließ mich kurz staunen. Etliche feine Anzüge waren dort ordentlich der Reihe nach auf gehangen. Ich konnte sogar einen schwarzen Blazer Anzug für Frauen entdecken. Begeistert griff ich rein und holte ihn sogleich raus. Aufmerksam besah ich mir das Etikett und war mehr als froh darüber, dass es tatsächlich die passende Größe für mich war! Hastig zog ich mich sogleich um, als ich in einer weiteren Schublade sogar Unterwäsche für mich fand. Diese Manager von CyberLife müssen doch halb hier gewohnt haben! Die haben mehr Kleidungsstücke im Schrank, als ich je welche hatte! Zudem sehen die Sachen auch teuer aus. Skeptisch besah ich mich anschließend im Spiegel um kam nicht umhin kurz zu grinsen. Ich sehe aus wie eine Sekretärin, die ihrem Chef gleich den Kaffee bringt. Was für ein schrecklicher Job, das wäre nie etwas für mich gewesen! Langweile, stupide und sich immer wiederholende Arbeit vor dem PC. Dann der Chef, der mir vermutlich noch von seiner langweiligen Ehefrau erzählt, während ich immer künstlich lächle. Just in dem Moment wurde die Tür laut polternd aufgedonnert und Amber kam lachend zu mir gestürmt, während Adam sie bereits wütend beschimpfte. Aufgeregt sprangen die beiden um mich herum. Auf den ersten Blick konnte ich erkennen, dass Amber wohl den heißgeliebten Kamm von Adam gestohlen hat und sich nun einen Spaß daraus macht. Adam findet das jedoch nicht wirklich lustig und zieht seiner Schwester daraufhin an ihren Locken, die sofort laut losschrie. Schmunzelnd verschränkte ich die Arme ineinander. Ich liebe meinen Job. „Also gut, Schluss jetzt!“, rief ich mahnend und nahm Amber den Kamm aus der Hand. Ehe ich diesen jedoch Adam zurückgab, sah ich ihn musternd an. „Du kannst gleich zu mir kommen, wenn sie dir was gestohlen hat, okay?“ Adam murmelte nur irgendwas Unverständliches und nahm schließlich wieder seinen Kamm. Augenblicklich stellte er sich vor dem großen Spiegel im Bad und kämmte sorgsam sein Haar. Seine Zwillingsschwester beobachtete das eher Skepsis. „Er und seine Haare! Manchmal glaube ich, er ist ein Mädchen!“ Im letzten Moment konnte ich mir ein Lachen verkneifen, ehe ich wieder bemüht ernst zu ihr sah. „Du weißt doch, dass er an diesem Kamm hängt. Wenn er dir was wegnehmen würde, was dir wichtig ist, würdest du genauso schimpfen. Außerdem achtet er nun mal sehr auf sich“ Das Mädchen sah etwas betreten drein, ehe sie mit ihrem Fuß kleine Kreise über den Boden malte. „Ich wollte ihn doch nur etwas auflockern, er guckt immer so ernst“ Kurz musste ich schmunzeln, ehe ich ihr eine verwirrte Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Naja, immerhin das ist dir gelungen“ Amber lächelte verlegen, dann sah sie mich jedoch begeistert von oben bis unten an. „Du siehst toll aus! Wo hast du denn die Kleidung her?“, fragte sie sogleich aufgeregt, während sie um herum hüpfte, um ja kein kleines Detail zu übersehen. Ich grinste amüsiert und öffnete sogleich den Schrank mit den dutzenden Anzügen. Verzückt steckte Amber ihre Nase hinein und atmete einmal tief ein. „Und das duftet alles so frisch! Kurz musste ich lachen, dann sah ich in Ambers strahlendes Gesicht und war mehr als froh darüber, solche glücklichen und alltäglichen Momente zu haben. Nach alledem was passiert war. Im selben Moment kam Adam aus dem Bad und gesellte sich sogleich zu uns. Etwas abschätzig musterte er mich, dann verzog er wieder das Gesicht. „Und was können wir anziehen? Die Sachen die uns mitgebracht hast, sind übrigens mehr als Unterirdisch“ Gespielt beleidigt sah ich drein und stemmte meine Hände an die Hüfte. „Willst du meinen famosen Modegeschmack in Frage stellen?“, fragte ich schnippisch. Doch zu meiner Verwirrung hielt mir Adam etwas entgegen, das wie eine kleine Packung aussah. „Ich stelle eher in Frage, was du nachts so treibst, aber du bist ja Alt genug. Hier sind Kopfschmerztabletten, hab ich im Medizin Schrank gefunden“ Amber war sogleich an meiner Seite und bekam große Augen. „Das sind die Kopfschmerztabletten, die von Dad’s Firma kommen!“ Betrübt sah ich auf das Traynor Logo, welches mir regelrecht entgegensprang, ehe ich die Packung hastig aufriss und sogleich eine Tablette runterschluckte. „Danke“, meinte ich leise und sah etwas unsicher zu den Zwillingen, die nun mehr als bekümmert drein sahen. Nun war die fröhliche Stimmung wieder dahin. Schnell straffte ich meine Schultern und sah lächelnd zu den Kindern hinab. „Kommt, wir schauen mal, ob wir in diesem riesen Tower irgendwo etwas zu essen finden können. Hier muss es doch eine Kantine geben!“ Amber sah zögerlich wieder auf, sie rang sich zu einem Lächeln durch, doch in ihren Augen konnte ich deutlich den Kummer sehen. „Ich würde so gern wieder Spaghetti essen, glaubst du die haben hier welche?“ Ich ging nun vor den beiden in die Knie und blickte sie aufmerksam an. Sie waren beide angespannt, ängstlich und vermutlich auch unsicher. Ging mir ja nicht viel besser. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie es weitergehen sollte. Eingesperrt in einem riesigen Turm, zusammen mit tausenden Androiden. Aber erstmal müssen wir uns um unsere knurrenden Mägen kümmern, ehe wir uns hier einen etwaigen Fluchtweg suchen. „Wir bleiben zusammen, versprochen. Ich werde mir was einfallen lassen, aber jetzt lasst uns erstmal was zu essen suchen. Spaghetti klingen gar nicht mal so übel“, sprach ich lächelnd und nickte den beiden zu. Die Zwillinge sahen zumindest etwas beruhigter aus, was mich auch zufrieden stimmte. Ich erhob mich sogleich und ging nun Richtung Tür. „Ich finde sowieso, dass wir den heutigen Tag nutzen, damit wir uns mal alles hier anschauen. Es gibt bestimmt viel zu entdecken“ Adam antwortete sogleich, was mich etwas überraschte. „Vielleicht kommen wir an geheime Informationen ran, die schicken wir dann der US-Regierung!“ Nachdenklich öffnete ich die Tür und ging mit den Kindern hinaus, während Amber sich begeistert umsah. „Schaut nur!“, rief sie erstaunt, als sie zu der gläsernen Brüstung rannte und die knappen 43 Stockwerke nach unten blickte. Adam sah nicht wirklich sonderlich begeistert aus, riskierte trotzdem einen Blick. Ehe ich weiter über Adams Vorschlag nachdenken konnte, wurden wir sogleich angesprochen, was mich erschrocken zusammen zucken ließ. „Oh, ich wollte euch gerade wecken. Schön das ihr bereits aufgestanden seid“ Vor uns stand ein Mann mit blonden kurzen Haaren, blauen Augen und einem freundlichen Lächeln. Lediglich der blau leuchtende LED an seiner Schläfe verriet, dass es sich bei ihm um keinen Menschen handelt. Doch als ich das Gesicht erblickte, konnte ich nicht anderes als entsetzt nach Luft zu schnappen und zurück zu weichen. Hastig packte ich nebenbei Adam und Amber, die nun nicht weniger erschrocken drein sahen. Amber entwich sogar ein kurzer Aufschrei, als sie auf den Androiden vor uns zeigte. „Da ist Alec!“ Besagter Alec sah kurz etwas verwirrt drein, versuchte aber wieder freundlich zu lächeln. „Mein Name ist Simon“, sprach er versöhnlich, doch ich zerrte die Kinder augenblicklich hinter mich und sah warnend zu dem Androiden. „Komm ja nicht näher, du Irrer!“, rief ich bedrohlich. Hektisch sah ich mich nach etwas um, mit dem ich mich wenigstens etwas verteidigen konnte. Bis auf eine teure Blumenvase, in der vertrocknete Blumen steckten, sah ich jedoch nichts. Frustriert knurrte ich beinahe, ehe ich die Kinder immer langsamer zurück drängte. Zu meinem Verdruss jedoch, löste sich Adam von mir und sah wütender denn je, zu dem Androiden auf. „Du hast Vater umgebracht“, grollte er leise auf und ich ahnte just in diesem Augenblick, wird etwas Schlimmes passieren, denn sein Körper bebte kurzzeitig, ehe er nach vorne preschte. Erschrocken schrie ich seinen Namen, doch es war bereits zu spät. Adam schien sich der unterschiedlichen Körpergröße nicht sonderlich bewusst zu sein, als er sich vor dem Androiden aufbäumte und dann mit seinem kompletten Körpergewicht einfach gegen ihn prallte. Der Android geriert sogar kurzzeitig ins straucheln, was Adam sofort ausnutzte und ihm gelenk und ohne besondere Fairness seinerseits einfach ein Bein zu stellen. Der berüchtigte Alec fiel zu Boden, während Adam ohne zu zögern sofort mehrmals in sein Gesicht schlug. Die dumpfen, lauten Schläge erweckten mich endlich aus meiner Lethargie. Sogleich rannte ich vor und zerrte den Jungen mit Mühe von dem Androiden runter. Adam jedoch schrie seine Wut raus, wollte sogar nach dem Androiden treten. Ihn zu bändigen kostete mich mehr Kraft, als ich gedacht hätte. Während ich also verzweifelt versuchte ihm in Zaun zu halten, bemerkte ich nebenbei wie der Android sich langsam wieder erhob. Dafür, dass ihn ein Junge mehr oder weniger verdroschen hat, sah er doch ziemlich ramponiert aus. Blaues Blut lief ihm aus Nase und Mund. Selbst seine Augenhöhle sah irgendwie eingedrückt aus. Adam muss seine ganze Frustration, die sich bis jetzt in ihm aufgestaut hat, in seine Schläge mobilisiert haben. Mit wild klopfenden Herzen blickte ich zwischen den Androiden und Adam hin und her. Während die Maschine keine Miene verzog, war Adam weiterhin außer sich vor Wut. „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, zischte ich ihm leise fassungslos ins Ohr, während der Android tatsächlich nun auf uns zuging. Vermutlich wird er uns spätestens jetzt umbringen, genau wie er es schon mit dem Vater der Kinder gemacht hat! Amber fing inzwischen an loszuheulen, was meinen eh schon strapazierten Nerven nicht sonderlich gut tat. Selbst Adam konnte ich nun leise schluchzen hören, doch immer wieder beschimpfte er den Androiden, der nun fast vor uns steht. Panisch rappelte ich mich auf, schob die Zwillinge hinter mir und starrte angespannt in das Gesicht dieses Androiden. Zu meiner Verwunderung sah er bis jetzt nicht wirklich wütend aus, oder gar angespannt. Dafür war ich wieder am Ende meiner Kräfte, dabei hatte ich so gehofft dieser Tag würde besser laufen, als die vorherigen. Als er dann tatsächlich vor uns zum Stehen kam, kniff ich mir beinahe angsterfüllt die Augen zu und hoffte inständig darauf, dass es nicht zu schmerzhaft wird. Wer weiß, ob er nicht noch sein Filetiermesser bei sich trägt und es nun exzessiv an mir wetzen will? Die Rache dafür, dass Adam mal wieder seine Emotionen nicht im Zaun halten kann. Doch es geschah nichts, lediglich Ambers leises schluchzen drang in meine Ohren. Zaghaft öffnete ich die Augen und blickte erschrocken in das Gesicht des Androiden, der nun direkt vor mir stand und mich anstarrte. Ich hatte sogar vergessen zu atmen. „Josh meinte schon, ihr wärt etwas expressiv. Damit hätte ich jedoch nicht gerechnet“, begann er ruhig, während er sich mit seinem Ärmel über Nase und Mund fuhr, um das blaue Blut abzuwischen. Fassungslos sah ich drein, bis ich endlich wieder nach Atem rang und sich wohl auch mein Herz dazu entschlossen hatte weiterzuschlagen. „Du…bist nicht Alec, oder? Auch wenn du wie er aussiehst?“, flüsterte ich zaghaft und starrte ihn immer noch genau an. Verdammt, ist das unheimlich! Er sieht genauso aus wie Alec! Er hat dieselbe Stimme wie Alec! Er bewegt sich wie Alec! Doch, er ist es nicht. Alec hätte uns nämlich schon längst umgebracht, ohne lange mit der Wimper zu zucken. Doch dieser Android war immer noch freundlich zu uns, obwohl Adam ihn wirklich mehr als deutlich seine Abneigung ihn gegenüber gezeigt hat. Betreten sah ich drein und entspannte mich zögerlich, auch wenn ich ihn immer noch misstrauisch ansah. Immerhin ist er ein verdammter Android und er muss nicht Alec sein, um uns zum Beispiel über das Geländer zu werfen und uns so 43 Stockwerke in die Tiefe fallen zu lassen. Augenblicklich wurde mir schlecht. „Ich heiße Simon und ich werde euch nichts tun“, versicherte der blondhaarige Android nun erneut ruhig und blickte auch zu den Kindern, die sich jedoch beide hinter mir versteckten. Selbst Adam ließ sich nicht blicken, was vermutlich auf seine kleine Eskalation zurück zu führen ist. Verlegen sah ich nun zu ihm und musste einmal schwer schlucken. „Ich muss mich entschuldigen, das…war eine Verwechslung. Kann ich dir irgendwie helfen?“, bot ich etwas verzweifelt an, da ich mir unsicher war, wie ich in so einer Situation verhalten soll. „Es wäre nett, nicht nochmal so überfallen zu werden“, sprach er ruhig, lächelte sogar etwas. Am liebsten würde ich wieder im Erdboden versinken, doch ich rang mich auch zu einem gezwungenen Lächeln durch. „N-natürlich. Wir werden auch gleich wieder verschwinden“, sprach ich hastig, während ich bereits an ihm vorbei ging und die Kinder hinter mir her zog. „Wo wollt ihr denn hin?“, sprach mich Simon erneut an und legte mir seine Hand auf die Schulter. Heftig zuckte ich zusammen und biss mir verzweifelt auf die Zunge, um nicht laut loszuschreien. Warum kann der uns nicht einfach in Ruhe lassen?! Das war alles schon unangenehm genug für mich, doch das er mich auch noch berührte die Krönung überhaupt! Erneut rang ich mich zu einem heuchlerischen lächeln durch und schüttelte seine Hand notgedrungen ab. „Wir suchen nur die Kantine, wir haben schrecklichen Hunger“ Sofort hatte ich das Gefühl, als befinde ich mich mitten in einem Verhör. Vielleicht wollte dieser Simon ja auch einfach nur wissen, ob ich gewillt bin zu flüchten. Würde ich ihm natürlich auch direkt mitten ins Gesicht sagen… „Kommt mit, ich zeige euch den Weg dorthin“, bot er uns sogleich freundlich an und schritt los. Etwas verunsichert sah ich ihm nach. Amber lugte nun hinter mir vor und besah sich ebenfalls Simon vorsichtig. „Glaubst du, der zeigt uns wirklich den Weg?“ Ich seufzte frustriert, als Simon vor dem Aufzug zum Stehen kam und auf einem Knopf drückte, um diesen herbei zu ordern. „Keine Ahnung, aber es wäre unhöflich wenn wir sein Angebot ablehnen“ Augenblicklich hörte ich Adam neben mir nur missgünstig schnauben, während er sich langsam von mir löste und den Androiden kritisch beäugte. „Der ist nur eine Maschine! Der weiß doch gar nicht, was Unhöflichkeit ist!“ Grimmig sah ich auf ihn herab und verschränkte meine Arme vor der Brust. Mein Blick sprach wohl Bände, denn er zuckte kurz zusammen, als er zu mir aufsah. „Du wirst dich auch noch bei ihm entschuldigen, immerhin hast du ihn verdroschen und nicht ich. Unerheblich ob er ein Android ist, oder nicht. Außerdem wird er sehr wohl wissen, was Unhöflichkeit ist“, sprach ich endgültig. Als der Aufzug nun oben angekommen war, sah Simon abwartend zu uns. Ich murrte innerlich, entschied mich dann aber doch dazu, ihm zu folgen. Es würde vermutlich Stunden dauern, ehe wir jedes Stockwerk nach einer Kantine oder etwas vergleichbaren abgesucht hätten. Und dazu hatte ich heute definitiv keine Zeit und Nerven mehr. Kaum waren wir alle Nacheinander eingetreten, trat sogleich auch betretenes Schweigen ein, während Simon den Knopf betätigte, der uns zu den Versammlungsräumen bringen sollte. Adam sah zu Boden und biss sich nachdenklich auf seiner Lippe herum, während Amber immer wieder verstohlen zu Simon hochsah. Sobald dieser aber seinen Blick auf das Mädchen lenkte, sah sie schnell zu Boden und spielte nervös an ihren Fingern herum. Innerlich seufzte ich schwer. Einen besseren Start hätten wir uns hier wirklich nicht leisten können. Vermutlich wird dieser Simon jeden einzelnen Androiden hier erzählen, was für asoziale Menschen wir wohl sind. Immerhin beständigen wir ja nun das, was sie von uns denken. Murrend sah ich aus dem verglasten Aufzug und besah mir die Bürokomplexe, die an uns vorbei zogen. Es sah beinahe gespenstisch aus, alles so leer und verlassen zu sehen. Kurz darauf waren wir nun im besagten Stockwerk angekommen und die Türen gingen sogleich auf. Aufmerksam sah ich mich um, während ich nach draußen trat. Ein großer Saal war direkt vor meinen Augen, in dessen Mitte ich sogar einen kleinen künstlich angelegten Teich entdeckte. Seerosenblätter blühten sogar darauf und die schildförmigen Laubblätter hatten sich großflächig auf dem Wasser ausgebreitet. Begeistert trat ich sogleich näher heran und besah mir die weißen Seerosen auf dem Wasser. Ihre zarten Blüten waren spiralförmig angelegt und erweckten in mir den großen Drang sie zu pflücken und daran zu riechen. „Sieht das schön aus! Ob wir uns welche in eine Vase stellen können?“, sprach Amber verträumt meinen Gedanken aus und ließ mich so beinahe auflachen. Simon gesellte sich nun zu uns und ergriff Ambers Hand, in der er sogleich etwas legte. Erst wollte ich protestieren, verkniff es mir jedoch in der letzten Sekunde. Das Mädchen sah nicht minderer erschrocken aus, als ich. Dennoch wagte sie einen Blick in ihre Hand, ehe sie verwirrt ihre Augenbrauen zusammen zog. „Was ist das?“, fragte sie unsicher und deutete auf die bunten, flockenartigen Gebilde in ihrer Hand. Ich trat nun ebenfalls näher heran und staunte nicht schlecht. „Das ist Fischfutter. Meine Eltern haben zuhause ein Aquarium, damit füttern wir sie immer“, antworte ich ihr verblüfft, woraufhin Simon nickte. „Ich habe sie heute noch nicht gefüttert, sie freuen sich bestimmt“, sprach er ruhig und zeigte kopfnickend Richtung Wasser. Kurz musste ich schmunzeln, ehe ich Amber einen sachten Stoß zum Teich gab. „Also los, füttre sie schon“ Das Mädchen war immer noch recht perplex, ehe sie dann in das Wasser sah und beinahe frustriert drein sah. „Da sind doch gar keine Fische!“ „Wenn du sie fütterst, schon“, motivierte Simon sie sogleich. Amber ließ schulterzuckend die Flocken ins Wasser fallen und sah kurz darauf begeistert auf, als schmatzend sogleich einige Fische nach den Futter schnappten. „Sind das viele! Adam, guck mal!“, rief seine Schwester begeistert, doch Adam schien nicht wirklich interessiert und sah immer noch misstrauisch zu Simon. Vermutlich wird das mit der Entschuldigung noch etwas länger dauern. Ich sah nun ebenfalls zu dem Androiden, der seinen Blick weiterhin auf Amber gerichtet hatte und sich anscheinend auch freute. Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, während seine Augen regelrecht eine intensivere Farbe annahmen. Die Freude des Kindes, bereitet ihm selbst Spaß. Hastig schüttle ich den Kopf, um meinen wirren Gedanken abzuschütteln. Dabei hatte ich gehofft, ich könnte endlich wieder normale Gedanken fassen, nachdem wir diesen Horrormarsch durch die Wälder und Detroit hinter uns gelassen haben! Ein leises grummeln aus meiner Bauchgegend erinnerte mich nun glücklicherweise daran, warum wir überhaupt hier waren. Etwas betreten sah ich zu Simon hoch und räusperte mich. "Da ja jetzt die Fische versorgt sind, wäre es schön, wenn wir jetzt auch etwas bekommen könnten" Amber sah sogleich lachend auf und rannte zu mir. "Aber diese komischen Flocken möchte ich nicht essen!" Simon schmunzelte sogar, was mich weiterhin skeptisch zu ihm schielen ließ. Er hatte so viel mehr an Emotionen zu bieten, als sein Pendant im Familienhaus der Traynors. "Hier gibt es auch eine Kantine, lasst uns mal nachsehen, ob es da auch nicht etwas für euch gibt", sprach der Android und schritt sogleich los. Amber folgte ihm summend, während ich und Adam uns etwas zurück hielten mit der Freude. Nach wie vor bin ich einfach skeptisch. Zwar sind hier alle nett zu uns, aber trotzdem habe ich das ungute Gefühl tief in mir drinnen, dass hier einfach was nicht stimmt. Vermutlich weibliche Intuition. "Amber schließt viel zu schnell vertrauen", murrte Adam neben mir genervt, während er abschätzig seine Schwester dabei beobachtete, wie sie hinter diesem Simon hinterher wackelte. Ich zog sogleich eine Augenbraue nach oben und sah auf den Jungen herab. "Du bist auch nicht besser, du hast ihn ja gleich verprügelt" Adam sah trotzig zu mir hoch, in seinen Augen konnte ich deutlich wieder den Zorn auflodern sehn. "Er sieht genauso aus wie Alec und was spricht dagegen, dass er es doch nicht in Wirklichkeit ist? Vielleicht täuscht er uns nur?" Nachdenklich zog ich die Stirn in Falten, musterte Simon kurz von hinten. Er unterhielt sich nun mit Amber, die ihm vermutlich alles Mögliche über die Fische ausfragte. "Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll", fing ich vorsichtig an, da ich mir sicher war, dass Adam das nun kommende vermutlich nicht von mir hören will. "Aber er verhält sich ganz anders, als Alec es getan hat. Bei Alec hatte ich das Gefühl, er sieht einfach durch mich hindurch, wenn ich mit ihm gesprochen habe. Bei Simon...er sieht mich an", beendete ich etwas hilflos meinen Satz, doch Adam wirkte nicht wirklich überzeugt. Wieder warf er Simon tödliche Blicke in den Rücken, bei denen ich mir sicher war, das dieser sie sich irgendwie wahrnehmen muss. Schließlich kamen wir tatsächlich bei einer Kantine an. Alles war natürlich in typischer CyberLife Optik hochmodern eingerichtet und auf Hochglanz poliert. Die vielen gläsernen Tische standen quer nebeneinander und ließen immer vier Leute daran Platz haben. Sogar die Stühle schienen aus Glas zu bestehen, was mich fast schon zum Lachen brachte. Alles wirkte hochmodern, beinahe sogar klinisch steril. Dennoch fühlte ich mich unwohl hier, fast so als könne ich durch bloße Anwesenheit hier alles schmutzig machen. Und Schmutz ist wahrscheinlich hier definitiv nicht erwünscht. Simon führte uns sogleich hinter in die Küche. Mit großen Augen sah ich mich um. So recht glauben konnte ich nicht, dass hier drinnen je gekocht wurde. Denn auch hier war alles schon fast auf Hochglanz poliert. Nicht mal ein Reiskorn sah ich auf dem Boden liegen. Ein großer, zweitüriger Kühlschrank wurde nun geöffnet und ließ mich wieder zu dem Androiden blicken, der bereits etwas aus dem Kühlschrank holte. Es waren zwei große Eimer, in der sich der Schrift nach zu urteilen wohl Joghurt befand. Simon stellte diese auf die Küchenzeile neben den Kühlschrank und sah etwas entschuldigen drein, ehe er andere Nahrungsmittel noch aus dem Kühlschrank holte. In einem Beutel, der eindeutig mit geriebenen Käse gefüllt war, konnte ich deutlich die großflächigen Schimmelspuren entdecken, die sich bereits über den Käse gebildet hatten. Angewidert sah ich drein, doch Simon entschuldigte sich sogleich. "Entschuldigt, aber viele Lebensmittel sind bereits verdorben. Da wir Androiden keine Nahrung brauchen, haben wir uns auch nicht darum bemüht den Kühlschrank nach etwaigen verderbten Lebensmitteln zu durchsuchen. Das einzige was innerhalb dieses Monats noch nicht verdorben ist, sind diese beiden Joghurt Eimer" Er schien nochmal kurz zu überlegen, dann hellte sich sein Gesicht etwas auf. "Aber im Tiefkühlfach müssten sich noch Lebensmittel befinden" Ich rang mich zu einem Lächeln durch und nickte ihm leicht zu. „Vielen Dank. Ich denke mal wir kommen hier schon zurecht“ Er schien zu bemerken, dass dies mehr oder weniger eine Aufforderung war nun zu gehen. Doch Simon wirkte nicht sonderlich begeistert. „Seid ihr sicher? Ich kann mehr als 200 verschiedene Speisen zubereiten, auch wenn es hier nicht sonderlich viel gibt“ Hastig winkte ich ab, ehe ich mich etwas näher zu ihm stellte und ihn beinahe bittend ansah. „Hör mal ich danke dir ja wirklich, dass du uns hier geführt hast. Aber kochen musst du nicht auch noch für uns, vor allem weil Adam dich zuvor…“ Ich kam nicht umhin auf seine rechte Augenhöhle zu blicken, welches wirklich irgendwie eingedrückt wirkte. Ein Mensch hätte wohl ein blaues Auge davon getragen. Simon sah mich musternd an, ehe ich nach Worten rang. Ich will schließlich nicht unhöflich sein, doch was empfindet eine Maschine schon als unhöflich? Irgendwie kann ich Adam ja verstehen… „Ich werde den Kindern schon was zusammenkochen, doch du solltest mal dringend zum Arzt und dich untersuchen lassen. Also zum Mechaniker…oder…ach keine Ahnung!“, sprach ich nun frustriert, als mir erneut die passenden Wörter entglitten. Der Android muss wahrscheinlich wirklich denken, wir wären die schlimmste Sorte Menschen die sich in ihren Turm geholt haben. Vermutlich trifft das auch zu. Adam der gerade in einen Schrank blickte, musste kurz leise kichern. Als er jedoch meinen verärgerten Seitenblick bemerkte, verstummte er sogleich. Endlich fing Simon auch wieder an zu sprechen, nachdem ich mich wieder ihm zugewandt hatte. „Also gut, ich werde mich in die unteren Etagen begeben und mich nochmal neu instand setzen lassen. Ich schaue später nochmal vorbei“ Ehe ich irgendwas dazu sagen konnte, war er bereits aus der Küche verschwunden. Etwas unsicher sah ich ihm nach, ehe ich schwer seufzte und mir frustriert über meinen Nasenrücken strich. War dieser Android jetzt beleidigt? Fand er meine Idee gut? Oder ist es ihm schlichtweg egal? Am liebsten würde ich mir gerade etwas hochprozentigem widmen, doch Amber schrie begeistert auf als sie einen fünf Kilo Beutel Pasta aus einer Schrankwand zog. Schmunzelnd sah ich zu ihr, als das Mädchen mühevoll den Beutel hochhob und mich dennoch begeistert ansah. „Jetzt können wir doch Nudeln kochen!“ „Und ich habe Ketchup gefunden!“, verkündet Adam sogleich stolz und hielt mir die zwei Liter Flasche entgegen. Zufrieden sah ich zu den Kindern, ehe ich mir einen Topf schnappte, den ich sogleich aus einer durchsichtigen Schranktür herausholte. „Okay, dann lasst uns mal was kochen! Auch wenn es vermutlich nicht so deliziös wird“, lachte ich beinahe und setzte derweil den Kochtopf mit Wasser auf die Herdplatte. Sogleich stellte ich die richtige Temperatur ein und legte den Deckel auf den Topf. Es würde wohl noch einige Minuten dauern, ehe wir essen können. Das wäre eine gute Gelegenheit sich hier etwas umzusehen, vor allem weil kein Android dabei ist, der uns ständig im Auge behält. Ich hatte einige leere Blätter gefunden und Kugelschreiber, die ich den Kindern in der Kantine an einen der Tische zurechtlegte. Begeistert fingen sie sogleich an zu malen, sogar Adam war ziemlich vertieft, obwohl er zuvor erst wieder genervt drein gesehen hatte und das Ganze als Kinderkram abgetan hatte. Aufmerksam besah ich mir in der Zeit jeden Schrank in der Küche und erstellte nebenbei eine Liste. Eine Inventurliste über die Nahrungsmittel, die noch genießbar waren und uns hoffentlich einige Zeit versorgen würden. Doch zu meinem Verdruss, ist die Liste bis jetzt erbärmlich klein. Das meiste was noch haltbar war, waren Konserven und Teigwaren. Gewürze und Trockenfrüchte fand ich auch zuhauf, oder die tiefgefrorenen Lebensmittel im Kühlraum. Da es sich jedoch hier um eine Großküche handelt, in der die Köche vermutlich alle paar Wochen neu Essen bestellen mussten bei einem Lieferanten, kamen sie vermutlich während der Revolution der Androiden nicht wirklich dazu, nochmal neue Ware zu liefern. Es würde mich auch nicht wundern, wenn die Köche hier nicht sogar Androiden gewesen sind. Im groben würde ich sagen, dass wir vielleicht noch für einen bis maximal zwei Monate etwas zu essen hätten. Und auch das nur, wenn wir wirklich alle nur eine Portion nehmen würden. Nachschlag ist definitiv bei meiner Kalkulation nicht vorgesehen. Immerhin gab es genügend Auswahl bei den Getränken, doch auch hier durften wir nicht zu viel zu uns nehmen. Gerade als ich überprüfen wollte ob die Nudeln schon weich gekocht sind, ließ mich ein erschreckender Schrei zusammenfahren. Sofort wurde mir bewusst, das Amber geschrien hatte. Sofort stürmte ich mit wild klopfendem Herzen aus der Küche mit der bösen Vorahnung, das die Androiden uns nun doch noch in Stücke reißen werden. Jedenfalls waren wir bis jetzt auch keine guten Gäste gewesen, was dieser Simon bestimmt jedem hier erzählt hat. Als ich jedoch hörte wie Amber ebenso kurz darauf anfing vergnügt zu lachen und ich den Grund dafür sah, war ich mehr als sprachlos. Ein sehr großer Hund stand vor den Zwillingen und sah sie hechelnd und schwanzwedelnd an. Amber streckte zögerlich ihre Hand nach dem Hund aus. Erst wollte ich entsetzt aufschreien, doch als der Hund die Hand von Amber ableckte, kicherte das Mädchen wieder vergnügt. „Wo kommst du denn her?“, fragte Adam den Hund begeistert und strich ihm nun vorsichtig über seinen massigen Kopf. Es folgte ein bellen seitens des Hundes, ehe er sich einfach vor den Kindern hinlegte und diese ansah. Sofort setzten sich die Kinder zu ihm hin und streichelten ihn nun ausgiebig über das Fell, während sie freudig auf ihn einsprachen. Zaghaft kam ich nun ebenfalls näher und besah mir den Hund genauer. Ich kenne mich mit Hunderassen nicht wirklich gut aus, doch aufgrund der immensen Größe dieses Hundes und seines langem Fells, würde ich tippen das es sich hier um einen Bernhardiner handelt. „Hannah, schau mal! Ist der nicht niedlich!“, rief Amber verzückt und deutete auf den großen Hund. Sofort leuchteten ihre Augen auf, als sie wieder zu dem Bernhardiner sah. „Ich werde ihn Barry nennen!“ Adam verzog angewidert das Gesicht und schüttelte sich regelrecht. „Was ist denn das für ein Name? Der braucht einen starken Namen, wie Cerberus zum Beispiel!“ Seine Schwester sah nicht minder angewidert drein, ehe bereits eine heftige Diskussion zwischen den Kindern entbrannte. Dem Hund wurde es wohl zu laut, denn er trotte nun geradewegs auf mich zu. Etwas unsicher sah ich auf ihn hinab, als er vor mir zum Stehen kam und an meiner Hand roch. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen Kopf und kraulte ihm hinter die Ohren. Es schien ihm zu gefallen, denn er ging sogleich näher an mich heran und lehnte sich gegen mein Bein. Sein Gewicht brachte mich fast zum straucheln, doch ich musste lächeln. Anscheinend ist dieser Bernhardiner wirklich ein ganz lieber Hund. Langsam hockte ich mich vor ihm hin und kraulte ihn weiterhin, ehe mein Blick auf das Halsband um seinen Hals fiel. Achtsam nahm ich es in die Hand und besah ich es mir genauer, ehe ich schmunzeln musste. Gerade als ich den Kindern den Namen des Hundes verraten wollte, wurde dieser nun lautstark durch die Kantine gerufen. „Sumo! Bei Fuß, verdammt! Du sollst nicht ständig wegrennen!“ Erschrocken sahen wir alle zusammen auf, als wir einen älteren grauhaarigen Mann entdeckten der geradewegs auf uns zuging. Mit seinen zottligen, langen Haaren und diesem ungepflegten Bart wirkte er beinahe verwahrlost, doch irgendwie kam er mir bekannt vor. Jedoch wusste ich absolut nicht woher, egal wie sehr ich mir auch mein Gehirn zermarterte. Adam und Amber rannten schnell zu mir und sahen mehr als nervös drein. „Ist der auch ein Android?“, fragte das Mädchen unsicher. Gerade als ich verneinen wollte, entdeckte ich jedoch dafür einen wirklichen Androiden der diesem aufgebrachten Mann folgte. Connor. Verwirrt sah ich drein, doch als der ältere Mann mich nun endlich sah wie ich den Hund streichele, hob er skeptisch eine Augenbraue hoch und musterte mich von oben bis unten. Unsicher zog ich meine Augenbrauen zusammen und wollte etwas sagen, doch da kam mir bereits der Mann zuvor. „Anna, oder? Was machst du denn schon wieder hier?“, fragte er ungehalten, doch nicht wirklich verärgert. Connor kam nun neben ihm zum Stehen und sah auf mich herab, während er wohl mal wieder mein Gesicht analysierte. Frustriert wandte ich mich von dem Androiden ab und musterte dann den Mann erneut und langsam dämmerte mir etwas, auch wenn es eher sehr bröckelhaft war. „Ich heiße Hannah, nicht Anna. Und…dein Name ist Hank, oder?“, fragte ich sicherheitshalber nach. Auf seinem Gesicht sah ich plötzlich ein amüsiertes Grinsen, ehe er weiter auf uns ging. „Immerhin einer von uns kann sich Namen merken. Sumo, los komm jetzt her!“, rief Hank und der Bernhardiner trotte langsam zu seinem Herrchen zurück. Die Zwillinge seufzten traurig auf, als sie zu Sumo sahen. Hank entging das natürlich nicht, woraufhin er zu den Kindern blickte und sich tatsächlich zu einem Lächeln durchrang. Jedoch sah es beinahe so aus, als würde es ihm kurzzeitig schwer fallen. „Wie heißt ihr denn?“ Adam nannte als erstes seinen Namen, ehe es Amber ihm zögerlich gleichtat. Plötzlich jedoch meldete sich Connor zu Wort und sah mich dabei direkt an. „Das Wasser läuft über“ Erst sah ich ihn verwirrt an, dann jedoch dämmerte es mir schlagartig und ich rannte erschrocken zurück in die Küche. Fluchend hob ich hastig den Topf vom Kochfeld, doch es war bereits zu spät. Das Wasser war tatsächlich übergelaufen und die Herdplatte sah aus wie nach einem Bombenangriff. Zumindest kam es mir so vor. Frustriert versank ich in ein Selbstgespräch, während ich die Nudeln nun in einem Abtropfsieb fallen ließ. „Erst verprügelt Adam diesen Androiden, dann saue ich noch die Küche ein. Die werden uns noch eher auseinander nehmen, als mir lieb ist!“ „Warum glaubst du das?“ Erschrocken drehte ich mich herum und sah in Connors Gesicht, in welchem einen Hauch von Skepsis innewohnte. Es war ja beinahe faszinierend, wenn ich nicht gerade wieder total frustriert wäre. Ich krallte mich in das Waschbecken fest und starrte dann in dieses hinein, ehe ich die Nudeln abtropfen ließ und sie in eine große Schüssel kippte. „Warum musst du dich ständig so anschleichen? Es soll Menschen geben, die sind an einem Herzinfarkt gestorben, wenn sie ständig erschreckt werden!“, warf ich ihm angesäuert vor, nicht wirklich in der Stimmung mich jetzt mit ihm zu unterhalten. Während ich also versuchte das Essen etwas herzurichten, indem ich einfach die Ketchup Flasche öffnete und deren Inhalt großzügig über die dampfenden Nudeln verteilte, wurde ich unentwegt von Connor angestarrt. Beinahe richteten sich von seinem Blick meine Nackenhärchen auf, doch ich konnte es gerade noch abschmettern, indem ich ihn verärgert ebenfalls ansah. „Warum guckst du mir die ganze Zeit zu?“ „Ich versuche lediglich dein Handeln zu verstehen“, gab er sogleich ohne Umschweife zu. Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch, ehe ich langsam den Kopf schüttelte und die Nudeln nun mit Hilfe eines großen Löffels mit dem Ketchup vermengte. „Okay, mein Handeln? Also ich habe keine gescheiten Zutaten hier, deswegen greife ich auf diese sehr professionelle Zubereitung dieses Pasta Gerichtes zurück“, warf ich ihm bissig an den Kopf, da ich mir ziemlich sicher war, das er mir gleich auflisten würde, wie man ein vernünftiges Gericht zubereiten würde, ohne dabei so viel Zucker zu mir zu nehmen. Momentan war Zucker jedoch das einzige was ich brauche, wenn ich hier nicht durchdrehen will. „Nein, darum geht es nicht. Es geht um die Geschehnisse letzte Nacht“, fing Connor nun an und ließ mich so abrupt inne halten. Zögerlich sah ich ihn wieder an und versuchte irgendeine Regung in seinem Gesicht zu erkennen, welches mir einen Hinweis darauf geben könnte, was er konkret meinte. Doch sein Gesicht war mal wieder unlesbar. Grimmig biss ich mir auf die Lippe und sah frustriert zur Seite, da ich mir sicher war das ich gestern irgendwas Schlimmes angestellt haben muss. Auch wenn ich nicht mehr genau weiß, was es eigentlich war. Aber wenn mich der Android wieder tragen musste, werde ich wohl nicht mehr in der Lange gewesen sein, um überhaupt laufen zu können. „Keine Ahnung, was gestern passiert ist. Ich habe nur eine dunkle Erinnerung an diesen Hank und das wir wohl irgendwas getrunken haben müssen…“, sprach ich etwas leiser und versuchte mich wirklich zu erinnern. Das einzige was mir noch in den Sinn kam war Connor, der mich wohl irgendwie an dieser Bar getroffen hat. Dann hatte ich mit ihm gesprochen…und das war’s. Doch damit lag ich wohl komplett falsch, wie mir der Android sogleich bestätigte. „Mir ist nicht ganz geläufig, warum du oralen Körperkontakt mit mir gesucht hattest. Doch die hohe Konzentration von Ethanol auf deinen Lippen, lässt mich vermuten das bereits eine Störung von deinen Nervenzellen und des Zentralnervensystems vorlag, was auch deine Beeinflussung des Gleichgewichtssinns, des Sehvermögens und der Muskelkontrolle erklärt“ Ich starrte ihn an, mehr brachte ich im Moment nicht zustande. Vermutlich mit offenem Mund, aber ich konnte mich gerade nicht auf meine optische Ordnung konzentrieren, dafür war ich kurz davor einfach laut loszuschreien. Was habe ich nur getan?! Ehe ich etwas sagen konnte, kam bereits Amber freudestrahlend in die Küche gerannt und zog kurz an meinem Blazer, um sich so Aufmerksamkeit meinerseits zu verschaffen. „Hannah, stell dir vor! Hank möchte auch was mit uns essen! Da können wir uns ja mal alle in Ruhe unterhalten!“ Dann sah das Mädchen neugierig zu Connor auf, der mich weiterhin anstarrte. „Kommst du auch, Connor?“, fragte sie vorsichtig nach. Der Android sah mich noch kurz weiterhin abwartend an, ehe er sich Amber zuwendete und ihr zunickte. Dann gingen die beiden aus der Küche. Ich stand vor der Schüssel mit den Nudeln und starrte fassungslos in diese hinein. Ich werde nie wieder Alkohol konsumieren! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)