Das verzauberte Schloss von TheOnlyOne ================================================================================ Kapitel 6: Veränderung ---------------------- ˜Veränderung   ™     Etwas hatte sich verändert. Auch die Schlossbewohner spürten es. Ihre Hoffnung auf ein Ende des Zaubers wuchs. Seit geraumer Zeit entsagte Sasuke den zerrissenen und zerlumpten Fetzen, die er als Kleidung trug. Ein schwarzer Mantel mit elegantem Kragen verbarg mittlerweile seine nackte Brust. Zusammen mit Naruto und Shikamaru beobachtete er, wie Sakura ihr Pferd durch den Schlossgarten führte. Das sanfte Rosa ihrer Haare belebte die verschneite Landschaft und gab ihr ein frühlingshaftes Antlitz. Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus während er zusah, wie Sakura die Vögel im tiefen Winter mit rettender Nahrung versorgte. Sakura erblickte den Schlossherren, der sie interessiert zu mustern schien und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. Noch ehe sie seine Reaktion erkennen konnte, wandte er sich von ihr ab. Was hatte er denn nur? Grübelnd wandelte Sasuke durch das Schloss. Er konnte ihre Bemühungen um ihn nicht vergessen. Auch konnte er nicht leugnen, dass er ihre Aufmerksamkeit und Gegenwart genoss, doch was konnte er ihr geben? Sein Äußeres war abscheulich und mit seinen inneren Werten konnte er alles andere als punkten. Aber was mochte Sakura? Womit konnte er sie begeistern? Sasuke hatte keine Ahnung. Er wusste schließlich nicht, dass er die Antwort am Abend auf dem Silber Tablet serviert werden würde.   Am knisternd warmen Kamin hatte ihm Sakura Gesellschaft geleistet. Ihr Buch, welches sie von dem herzlichen Bibliothekar geschenkt bekommen hatte, lag aufgeschlagen in ihrer Handfläche.   „Liebe verleiht Ansehen und Gestalt. Die Liebe sieht nicht, sondern träumt und sinnt,“-   Noch bevor Sakura bemerkte was geschah, setzte Sasuke mit ein und beendete den Vers mit ihr im Kanon.   „-Drum malt man den geflügelten Amor blind.“   „Du kennst Shakespeare?“, fragte Sakura verwundert. Sasuke verdrehte die Augen. „Ich hatte eine ziemlich teure Ausbildung…“ „Also… Romeo und Julia ist mein Lieblingswerk.“, Sakura errötete. Genervt stöhnte Sasuke auf. „Wieso überrascht mich das nicht?“, entgegnete er desinteressiert. Verblüfft zog Sakura ihre Augenbraun in die Höhe. „Ich bitte um Verzeihung?“ „All der Herzschmerz und das Geschmachte…“, wertete Sasuke ab. „Es gibt so viel Besseres zu lesen.“ „Zum Beispiel?“ Plötzlich erkannte Sasuke das Leuchten in Sakuras Augen. Mochte sie denn Bücher so sehr? Und auf einmal schienen seine Grübeleien des frühen Tages wie weggeblasen. „Lass uns Morgen darüber reden.“, lenkte Sasuke ab. Sakura schlug ihr Buch zu und erhob sich vom Boden. „Dann bis morgen.“, sagte sie lächelnd und verschwand im Türrahmen.   Am Tag darauf führte Sasuke die junge Frau einen prächtigen Gang entlang. Vor einer deckenhohen Flügeltür blieben die Beiden nun stehen. Sasuke räusperte sich. „Ich möchte dir etwas zeigen. Aber zuerst musst du deine Augen schließen.“ Die Aufforderung des jungen Mannes irritierte Sakura ein wenig, doch sein eindringlicher Blick überzeugte sie letztlich. Sie schloss ihre Augen. Sasuke öffnete die Tür zur Bibliothek und führte sie Hand in Hand hinein. „Darf ich sie aufmachen?“, fragte Sakura neugierig als sie stehen blieben. „Nein, noch nicht. Warte bis ich es dir erlaube.“, sagte er streng. Sasuke eilte zu den großen Fenstern und zog die Vorhänge beiseite um das helle Licht des Tages herein zu lassen. „Kann ich sie jetzt aufmachen?“ Sasuke schritt auf sie zu und blickte noch einmal durch den Raum. „Bitte!“, forderte er auf. Sakura öffnete die Augen und fand sich in einer wunderbaren Bibliothek wieder in der sich die Bücher bis zur Decke stapelten. Ein staunender Laut entkam ihren Lippen. „Ich-.“, stammelte sie. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Bücher gesehen.“ Sakura entging gänzlich, dass sich Sasukes Miene aufhellte. Der zarte Hauch eines Lächelns trat auf seine Lippen. „Gefällt es dir?“, fragte er unsicher. Begeistert lächelnd drehte sich Sakura zu ihm um. „Es ist…wunderbar!“ Sasuke ließ sich von ihrer naiven Begeisterung anstecken. „Dann sollen sie dir gehören.“   Der Duft von nahendem Frühling breitete sich im ganzen Schloss aus und belebte die Schlossbewohner. Die staubigen Festsäle erstrahlten wieder in ihrer Pracht. Das Gold der Lüster und Kerzenleuchter frisch poliert. Beinah jeden Tag begleitete Sasuke Sakura mit Philipe durch den Schlossgarten. Immer mit einem Buch in der Hand, zitierte Sakura allerlei Verse.   „Die Luft ist blau und klar und kalt In eis’ges Tuch gehüllt, der Wald Ob Ast, ob Zweig Ob Moos, ob Gras Die Welt ist überdeckt mit Glas“   Sakura schaffte es jeden Tag erneut, dass Sasuke sich ein Stück freier von seinen Sünden fühlte. Ein Stück befreiter von seiner scheußlichen Gestalt. Das kalte und zornige Wesen schien immer weiter aufzutauen. Es schien, als würde die schützende Mauer um sich herum langsam runterziehen. Eine fast sensible und gleichsam belesene Art brach sich bahn. Immer wieder warfen sich die Beiden verstohlene Blicke zu. Auch suchten sie immer mehr die Gesellschaft des jeweils anderen. Sie aßen zusammen, redeten und lasen in einer der zahlreichen Bücher der Bibliothek.   „Denn an sich ist nichts weder gut noch schlimm; das Denken macht es erst dazu Wir wissen wohl, was wir sind, aber nicht, was wir werden können.“   Mit einem seligen Gesichtsausdruck betrachtete Sasuke die junge Frau, die mit solch einer Begeisterung die Zeilen aus Hamlet zitierte. Seufzend legte Sakura ihr Buch bei Seite. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Sasuke. Sakura nickte stumm. „Weißt du, ich lese so oft von fernen Ländern, von Regenten und prächtigen Bällen, dass ich mich oft frage ob es ihnen genau so ergeht wie mir.“ Fragend hob Sasuke seine Augenbrauen in die Höhe. Ein Kichern entkam Sakura. „In meinem Dorf sagten die Leute immer ich sei komisch. Ich glaube nicht, dass als Kompliment gemeint war. Ich habe mich immer zurückgezogen, mich isoliert. Aber geht es denn Königen und Lehnsherren so viel besser? Sie leben in einem großen Anwesen. Umgeben von Dienern und vielerlei Prunk, aber macht das wirklich glücklich? Fühlt man sich deshalb weniger allein?“ Langsam dämmerte es Sasuke. Sie war eine Ausgestoßene…wie er. Das grausame Erbe der Uchiha machte ihn bereits im Kindesalter zum Thronfolger. Nicht nur dass die Bediensteten um ihn rumschlichen als wäre er aus Glas, so wurde Sasuke von seinem Volk gemieden. Man belächelte seine Autorität und ließ sein Herz vereinsamen und schließlich gänzlich erkalten. „Nein… es ist reiner Selbstbetrug!“, entgegnete er und drückte Sakuras Hand. Ein bitteres Lächeln zog sich über Sakuras Gesicht.   Am Abend, als die Lichter erloschen und das Echo freudiger Laute verklungen waren, schlich Sakura sich erneut zu Itachi um ihm Gesellschaft zu leisten. Sie erzählte Itachi von den Geschehnissen der vergangenen Tage: der Bücherei und den Büchern, den Spaziergängen durch den Schlossgärten, von den tiefgründigen Unterhaltungen und der sensiblen Ader seines jüngeren Bruders. „Ich hatte fast nicht mehr daran geglaubt.“ „Was meinst du?“, hakte Sakura nach. „Meinen Bruder in ihm wiederzufinden… Deine Erzählungen gleichen dem unbeschwerten Kind von Damals aufs Haar.“, erklärte Itachi. Ein zögerliches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Aber es bringt ihn immer noch nicht zu dir…“, gab Sakura traurig zurück. „Es reicht mir zu wissen, dass sein Herz aus der eisigen starre zu erwachen scheint.“ „Ach Itachi…“, seufzte Sakura. Ein Kichern entkam ihm. „Was?“ „Ich wünschte nur ich könnte dich von dieser Gefangenschaft befreien.“ Sakuras Finger glitten die die kalten Gitterstäbe entlang. „Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Hilf Sasuke… er ist jede Sekunde deiner Zeit wert, glaub mir.“ „Achja?! Und womit will er mich noch überzeugen? Er hat mir schon seine ganzen Bücher überlassen.“, sagte Sakura spitz. Itachi ließ sich auf die Stichelei ein und grübelte gespielt. „Wusstest du, dass er ein exzellenter Tänzer ist?“ Sakura kicherte amüsiert.   Der Portier des Schlosses bereitete den Schlossherren auf einen ganz besonderen Abend vor. Die wilde Mähne des jungen Mannes wurde unter der eleganten Bürste glattgezogen. Mit einem einfachen Stoffband schienen die widerspenstigen Haare gebändigt. Naruto beobachtete das Szenario kritisch. Er wollte, dass sein Freund nichts anbrennen ließ. Sasuke massierte genervt seinen Nasenrücken. „Was hab ich mir nur dabei gedacht? Wie hat sie mich dafür überreden können?“ Naruto hob vielsagend die Augenbrauen. „Alter, was hast du für ein Problem. Wenn jemand tanzen kann, dann du! Du wickelst Sakura im Nu um den Finger!“ „Du bist ein Idiot!“, wertete Sasuke ab. „Und du bist zu hart zu dir selbst.“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Sakura mag zwar verliebt in die Liebe sein, Schwachkopf, aber blind ist sie nicht! Sie wird mich niemals lieben! Sie ist das komplette Gegenteil von mir. Warm, herzlich, gütig…und ich bin einfach nur kalt!“ Er deutete auf sein Spiegelbild. Naruto grübelte offensichtlich hin. „Irgendwas sagt mir, dass du dich irrst. Sakura ist anders.“ „Ja, der Dummkopf von Kerzenleuchte hat Recht Herr.“, warf Shikamaru ein, der mit Tsunade auf dem Servierwagen hereinrollte. „Herr, ihr solltet weniger euren Kopf benutzen, als auf euer Herz hören.“ Mit diesen Worten im Kopf verließ Sasuke seine Gemächer. Warum machte Sakura ihn nur so nervös? Er wusste zwar, wie es war von einer Mutter geliebt zu werden, doch Sakura war gänzlich anders. Grundsätzlich entzog sie sich jeglicher Logik. Sie war impulsiv, nerv tötend und naiv. Gleichsam war sie aber auch gütig, liebevoll und warm. Am Treppenaufgang blieb Sasuke steif stehen. Noch einmal atmete er tief ein und schüttelte sämtliche Gedanken von sich ab. Er sollte Tsunades Rat beherzigen, doch wie hörte man auf sein Herz? Er war zu jung als man ihm die Bürden dieses Reiches auferlegte. Von Kindesalter an musste er rational denken und immer für das Leben viele Menschen entscheiden. Es war kein Platz für sein Herz. Noch ehe er sich diese Frage beantworten konnte, schwang die Tür am oberen Flur auf und eine junge, wunderschöne Frau betrat den majestätischen Saal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)