Broken Wings von Disqua ================================================================================ Kapitel 4: Uriel & Gabriel -------------------------- Inersha hatte wahrlich keine Lust auf seine Aufgabe. Luzifer hatte immer so immense Anforderungen und die Motivation schwand mit jedem Tag ein wenig mehr. Es war ja nicht einmal so, als hätte er überhaupt jemals welche besessen. Nichts tun war sehr viel entspannter, als sich den Hintern aufzureissen, für meist etwas, was ihn selbst nicht weiter brachte. Glaubte Luzifer wirklich, dass er seinen Körper nun in die Kerker hinunter beförderte, um mit einem der Erzengel zu sprechen? Wer war er denn? Der Weg war viel zu weit und wieso sollte ausgerechnet Uriel etwas zu sagen haben? Inersha schlurfte den Gang entlang zu seinem provisorischen Zimmer. Während die Anderen gekämpft hatten, hatte er sich einen Raum gesichert und geschlafen. Kämpfen, er? Nein, viel zu anstrengend. Auf seinem Weg, dachte er allerdings über Uriel nach, der Name, er sagte ihm etwas. Uriel, Uriel, Uriel. “Oh, Nein …” Ganz langsam und gemächlich drehte sich Inersha wieder um und machte sich doch auf den Weg in den Kerker. Luzifer würde es ihm büssen. Wieso gab er ihm Uriel? Erzengel der Offenbarung und der Inspiration? Er brauchte nicht offenbart oder inspiriert zu werden, er mochte sein Leben, wie es war. Langsam, gemütlich und vor allem im Bett liegend. Er würde Luzifer die Meinung sagen, nicht jetzt, aber sobald er die Muse dazu hatte, bestimmt. Mit dieser Überzeugung erreichte er dann auch die Zellen und schlurfte den Gang entlang. Als ein niederer Dämon seinen Weg kreuzte, hielt er diesen kurz fest. “Wo ist Uriel?”, fragte er träge nach und bekam seine Antwort, indem der Dämon auf eine Zelle deutete. Inersha schlurfte zu der Tür und öffnete sie langsam, so langsam, dass er beinahe dagegen gelehnt wäre und sich ein wenig ausgeruht hätte. Wie anstrengend hier alles war. Konnte Gott nicht Kerkertüren aus Wolken herstellen? Die wären viel leichter aufzubekommen und kosteten bestimmt nicht so viel Energie, wie er gerade eben verbraucht hatte. Vielleicht sollte er Grid rufen? Dieser würde die Aufgabe sicherlich gerne übernehmen, Grid wollte sie doch eh alle. Nur wäre Luzifer sicher nicht so begeistert, aber wieso sollte er dies jemals erfahren? Er selbst wäre sicherlich nicht so blöde und würde es ihm sagen und Grid? Grid vermutlich schon … Ein tiefer Seufzer verliess seine Kehle. Er würde die Tür doch selbst öffnen müssen und mit Uriel dahinter sprechen. Sein Leben war schon unfassbar anstrengend. Die Idee mit den Wolkentüren, würde er Gott allerdings unterbreiten. Er war Gast hier und gerade fühlte er sich nicht sonderlich Willkommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er die Tür offen und linste vorsichtig in die Dunkelheit, nur um zu Erkennen, dass er nichts erkannte. “Wenn der mich jetzt angelogen hat und die Zelle leer ist, dann, dann …” Inersha unterbrach sich selbst, er würde doch eh nichts unternehmen. Einen niederen Dämonen zu bestrafen … Die Energie war dieser nicht wert. “Hallo? Jemand anwesend?” Gerade als Inersha sich wieder umdrehen wollte, hörte er ein leises Ächzen aus einer Ecke, was ihn selbst aufseufzen liess. Fast, fast wäre er um die Aufgabe herum gekommen. So ein Mist aber auch. Langsam schob er sich durch die Tür und öffnete sie dabei noch ein wenig mehr, was endlich Licht in die Zelle scheinen liess und er den Engel auch erkannte. Uriel war schön, was nicht verwunderlich war. Jeder Engel war schön. Sie dagegen waren hässlich. Wie von selbst schaute er an sich runter und zuckte mit den Schultern. Es war ihm an sich egal, wie er aussah. “Ey, Uriel … Wo ist Gott?” Inersha hatte keine Zeit, er wollte schlafen. Er hatte sich nicht umsonst, als Erstes ein Zimmer ausgesucht. “Hey, du, ich rede mit dir!” Seine Worte sollten ein wenig energischer klingen, allerdings hatten sie denselben trägen Ausdruck wie zuvor. “Stört es dich, wenn ich mich hier hinsetze und schlafe?” Uriel schien ihm nicht zu antworten, also tat Inersha einfach was er eben gefragt hatte. Luzifer würde ihn hier sicherlich nicht stören und ein kleines Nickerchen hatte er sich auf jeden Fall verdient. “Du könntest … mich auch los … machen …”, kam es abgehakt von Uriel und Inersha konnte sich nun ein leises Knurren nicht verkneifen. Wieso war der Kerl nicht bewusstlos? Eben hatte er ihm doch auch nicht geantwortet? Wollte er ihn etwa ärgern? “Ich sitze schon, ich steh jetzt nicht mehr auf.” Vielleicht war die Antwort ein wenig trotzig, aber er würde jetzt wirklich nicht mehr aufstehen. Nicht in den nächsten Minuten. “Inersha”, hörte er die Stimme erneut und ein klein wenig überrascht war er durchaus von der Nennung seines Namens. Er hatte sich doch gar nicht vorgestellt. “Uriel, lass das”, murrte er leise und versuchte sich ein wenig von ihm weg zu drehen. Was vermutlich rein gar nichts brachte. “Ich gehe vermutlich richtig … in der Annahme … dass du nicht hier bist … weil du eine Inspiration oder … Offenbarung von mir willst.” Inersha drehte sich dann doch wieder zu Uriel um und begutachtete diesen noch einmal. Er war nach wie vor einfach, schön. “Ich will bestimmt keine Offenbarung von dir, ich kenne mich selbst ganz gut, danke, aber wenn du schon meine Ruhe störst, wieso sagst du mir dann nicht einfach, was ich wissen will?” Uriel öffnete nun das erste Mal die Augen. Inersha war bisher gar nicht aufgefallen, dass er sie geschlossen hatte. “Der Grad … zwischen einer Offenbarung … und einer Verkündung ... ist sehr schmal.” Inersha legte seinen Kopf ein wenig schief und begutachtete Uriel weiterhin. “Nun, ist mir egal, aber du hast Schmerzen, oder?” Uriel schloss noch einmal die Augen, ehe er sie wieder öffnete und Inersha sanft anlächelte. “Sie halten sich … danke Raphael … in Grenzen”, beantwortete er ihm dann die Frage und Inersha beschloss doch wieder aufzustehen. Luzifer wollte Informationen, egal wie klein sie zu sein schien und dies war doch eine Information? “Und wieso redest du so? Machst du dich über mich lustig?” Uriel schüttelte langsam den Kopf und atmete einmal tief ein. “Inersha, du magst es kaum glauben, aber es fällt mir sehr schwer, dir nicht ein Geheimnis deiner Seele zu offenbaren. Niemals, würde es mir in den Sinn kommen, mich über dich lustig zu machen.” Inersha glaubte Uriel, auch wenn dieser ein Erzengel war. So weit war es schon mit ihm gekommen, er war zu träge, um die Worte eines Erzengels anzuzweifeln. “Dann sag mir, was mit Gott ist, kannst du mir sein Geheimnis offenbaren?” Ein Versuch war es wert, wäre da nicht das Kopfschütteln seines Gegenübers. “Wieso nicht?”, hakte er dann nach. “Weil, Gottes Geheimnis nur Raziel kennt.” Die Sünde knurrte einmal mehr auf. Er hätte es wissen müssen, er hätte es einfach wissen müssen, sich mit ihm zu unterhalten war vergebens, er hätte wirklich einfach schlafen gehen können. Andererseits war er auch froh, nicht in Tsorns Haut zu stecken. Raziel war sicherlich eine etwas schwerere Aufgabe. “Dann geh ich nun schlafen, erhol dich gut, Uriel.” Dieser war zwar ein wenig überrascht, wie freundlich Inersha war, aber vermutlich war es einfach der Faulheit geschuldet, sich daneben zu benehmen. Inersha verschwand genauso langsam, wie er gekommen war, im Thronsaal schrieb er unter Glatanis Information beinahe dieselbe, ohne es selbst zu merken. Er wollte nur schlafen und genau deswegen suchte er sich nun einen Schlafplatz. Für heute hatte er seine Arbeit getan, sogar sehr gut, wie er selbst glaubte. Mekane war sauer. Mekane war sogar stinksauer und wirklich Lust auf die Aufgabe, hatte er wie alle anderen nur bedingt. Dabei konnte er gut mit Menschen reden und noch sehr viel besser, in ihre Seele blicken. Anders als die Inersha, wusste er durchaus, was er zu tun hatte. Dieser war unfähig, faul und ein Stück Dreck, welches die Dämonenwelt nicht beherbergen sollte, aber genau diese Faulheit machte ihn aus. Ekelhaft. Manchmal wäre er auch gerne wie er. Faul in der Sonne zu liegen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen? Ohja, er war neidisch, sehr sogar. Neidisch auf einen Drecksack. Er konnte ihn nicht ausstehen. Die anderen waren nicht besser. Eigentlich konnte er keinen seiner Mitsünden leiden, alle hatten sie das, was er wollte. ALLE. Tsorn konnte richtig wütend werden, er wollte auch wütend werden und ernst genommen dabei. Bager bekam jeden ins Bett, den sie wollte, es wäre ein Traum diese Fähigkeit auch haben zu können. Und er? Was konnte er? In die tiefsten Seelen der Menschen blicken und sie gegeneinander ausspielen, ihnen aufzeigen, wie viel besser, das Leben eines anderen war. Ja, das konnte er, genauso wie Grid … Er hasste Grid … Grid wollte alles und bekam oft alles, er war derjenige der nur neidisch war, bekommen tat er nie etwas. So unfair. Er bekam ja nicht einmal seinen Wunscherzengel. Wieso bekam Inersha Uriel. Uriel war doch seiner, so ein wunderschöner Engel, ein wenig war er auch neidisch auf dessen Schönheit. Nein, nicht ein wenig, er war sehr neidisch auf dessen Äusseres. Ein Knurren entglitt seiner Kehle. Stattdessen musste er sich mit Gabriel herumschlagen. Er selbst hatte schwarzes Haar, da wollte er sich doch nicht mit einem dunkelhaarigen Engel vergnügen. Einer, der ihm so ähnlich war. Genervt stiess er die Zellentür auf und baute sich vor Gabriel auf. Dieser zuckte beim Erscheinen der Sünde zusammen, was Mekane leicht Grinsen liess. “Hättest du mein Erscheinen nicht vorhersehen können?”, wollte dieser gehässig wissen. “Eine Vision, hat nichts mit hellseherei zu tun. Wie dumm ihr im Dämonenreich seid.” Mekane knurrte einmal mehr leise auf und legte eine Hand an Gabriels Wange, zwang diesen somit ihn anzusehen. “Stimmt, sonst hättet ihr ja unser Angriff vorhergesehen und eine Barrikade aufbauen können oder schafft ihr dies etwa nicht, wenn Gott nicht da ist? Wo ist dieser Dreckskerl eigentlich?” Gabriel versuchte sein Gesicht wegzudrehen, was ihm nicht gelang. Mekanes Griff war fest und sein Blick war stechend. “Wir wussten über euren Angriff Bescheid, sehr subtil und vor allem leise, seid ihr nicht.” - “Wieso?” Mekane war sichtlich überrascht und er spürte direkt den Neid in sich aufkeimen. Gabriel hatte von dem Angriff gewusst und er selbst erfuhr erst am Tag eben dieses davon. Unfair. “Euer Gestank riechen wir schon von weitem, es ist schon schrecklich, wenn einer von euch die Hölle verlässt, denkt ihr wirklich, es fällt nicht auf, wenn eine ganze Horde aus dieser ausbricht? Daran hätte selbst Luzifer denken müssen.” - “Provozierst du mich absichtlich, Gabriel?”, wollte Mekane wissen und verfestigte seinen Griff noch ein wenig, was Gabriel leise auf ächzen liess. “Wie sollte ich dich provozieren? Du stinkst nach Neid, nach einer der ekelhaftesten Todsünden überhaupt. Eine Eigenschaft, die so widerwärtig und abartig ist, dass ich mich schon ekelhaft fühle, überhaupt mit dir zu sprechen.” Mekanes linkes Auge fing an zu zucken. Tsorn wäre längst ausgerastet und er hörte sich diese Beleidigungen einfach an? Nein. Ehe Gabriel überhaupt reagieren konnte, spürte er die flache Hand der Sünde auf seiner Wange. “Unser Gestank ist ekelhaft? Habt ihr euch mal gerochen? Diese Reinheit, diese verlogene Reinheit, jeder von euch hat ein Geheimnis, nur die Tatsache, dass ihr hier oben seid, schützt euch vor der Hölle. Ist es nicht so?” Gabriel hatte die Augen geschlossen und verdaute erst einmal den harten Schlag. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Er hatte geglaubt die Dämonen würden bluffen, aber dieser hier schien es ernst zu meinen und zudem sehr leicht provozierbar zu sein. “Wir erfüllen unsere Aufgabe und haben den Platz im Himmel verdient, ausserdem bin ich ein Erzengel, selbst wenn ich Geheimnisse hätte, wäre es etwas anderes, als bei einer verstorbenen Seele. Wie konnte Luzifer nur dich, als einen seiner Generäle wählen?” Bisher hatte Gabriel geglaubt, Luzifer hätte seine Wahl ordentlich getroffen, doch bei Mekane war er sich nicht sicher. So dumm konnte doch keine Sünde sein? Luzifers Generäle sollten in seinen Augen zumindest ein gewisses Mass an Intelligenz aufweisen oder brauchte dieser nur sieben Idioten, die alles taten, was er wollte? “Unfair, ich gehöre in den Himmel an deine Stelle! Du hast ein so loses Mundwerk! Doch jetzt bricht eine andere Ära an und ich bin über dich gestellt, na, neidisch?”, wollte Mekane diabolisch grinsend wissen und Gabriel öffnete die Augen. “Neidisch? Auf dich? Würde dir dies nicht deine komplette Existenz abspenstig machen? Neidisch auf den Neid zu sein? Ich bin mir ziemlich sicher, sollte dies jemals passieren, würdest du verpuffen wie ein Wassertropfen über glühender Lava.” Mekane hielt einen Moment inne. “Eine deiner Visionen?”, wollte er dann ein wenig verunsichert wissen und Gabriel hatte wirklich Mühe sich das Lachen zu verkneifen. Noch einmal die Hand seines Gegenübers zu spüren, darauf konnte er wirklich verzichten. “Ich habe dir eben schon gesagt, dass ich kein Hellseher bin. Eine reine Vermutung, mehr nicht.” Mekane atmete sichtbar erleichtert aus und fixierte Gabriel einmal mehr. “Gut, ich will auch gar nicht weiter mit dir diskutieren, ermüdet mich mehr, als ich erwartet hatte. Gib mir einfach die Infos, die ich wissen will und wir sind quitt.” Gabriel lächelte bei seinen Worten. “Ich bin noch immer kein Hellseher, ohne entsprechende Frage, kann ich dir nichts sagen.” - “Ich habe dich bereits gefragt, WO Gott ist!” Mekane knurrte leise. Dieser Kerl, er würde ihn irgendwann foltern und seine Freude dabei haben. Bei dem Gedanken rieb er sich schon die Hände, oh ja, er würde Luzifer fragen und wenn er betteln musste. “Gott ist nicht da, wo er ist, wissen wir nicht. Da kann ich dir leider nicht weiterhelfen, selbst wenn ich wüsste, wäre die Info für dich nicht relevant.” Mekane fing an sich die Schläfe zu reiben, wie anstrengend konnte man eigentlich sein? “Und wieso nicht?” - “Weil er zurückkommen wird und unsere Kräfte wieder gestärkt werden und wir wissen dann alle was passiert.” - “Nicht jeder von euch ist in deiner Verfassung, Gabriel”, stellte Mekane dann klar. Zwar hatte er keine Ahnung, wie die anderen Erzengel gerade aussahen, aber irgendwie glaubte er nicht, dass jeder nur ein paar kleine Wunden hatte. Es wunderte ihn sowieso, dass Gabriel so fit schien, wie hatten sie ihn gefangen nehmen können? “Doch, jeder von uns ist in dieser Verfassung, dank Raphael. Er wird der Einzige sein, dem es nicht gut geht.” - “Und wieso befreit ihr euch nicht?” Gabriel lächelte. “Die körperliche Verfassung, sagt nichts über unsere Kräfte aus, wir sind erschöpft.” Mekane grinste kurz. “Die Ehrlichkeit schätze ich, es ist wohl wahr, dass Engel nicht lügen können”, stellte er amüsiert fest und wollte sich abwenden. “Nun, wir sind komplizierter, als du denkst, wir können nicht lügen, aber die Wahrheit umgehen, derjenige, der sich um Raziel kümmert, wird es merken.” Mekane versuchte die Worte zu ignorieren und verliess die Zelle. Zwar hatte er nicht die Info die Luzifer wollte, aber eine andere, die er durchaus interessant fand. Im Thronsaal angekommen, fand er allerdings niemanden vor, lediglich das Pergament, welches Luzifer ausgelegt hatte und ein leichtes Schmunzeln lag auf seinen Lippen, als er unter Inersha und Glatani eine ziemlich ähnliche Information schrieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)