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Ein unverhofftes Familientreffen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen.~

Wieder einmal habe ich hier ein Hasskapitel. Ich hatte große Probleme dabei Angel zu schreiben und hoffe, dass er nicht ganz OOC ist. ^^° Wenn jemand Tipps hat, wie man ihn gut schreiben kann, immer raus damit.

Viel Spaß. :D Komplett anzeigen

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Neue Verbündete?

Rin konnte nicht fassen, wie schwer es war Verbündete zu finden, obwohl sie gegen eine Dämonin kämpften, die die Menschheit versklaven wollte. Inzwischen waren er und seine Brüder seit drei Wochen in Assiah, seit einer Woche sogar in Kōbe und noch immer ging es eher schleppend voran. Hexenzirkel in verschiedensten Ländern hatten ihre Unterstützung zugesichert, die Illuminati machten mit und auch unter den Exorzisten hatte man bereits mehrere Verbündete finden können. Dank Bons tatkräftigem Einsatz gehörten die Myōō Dharani ebenfalls dazu. Dennoch würde es nicht ausreichen. Sie mussten irgendwie die gesamt Ritterschaft auf ihre Seite bekommen oder zumindest einen großen Teil, allerdings sah es diesbezüglich nicht allzu rosig aus. Die Grigori ließen niemanden zu sich und Angel wimmelte Shura stets ab. Außerdem hatten sie vor einigen Tagen eine Nachricht aus Gehenna bekommen. Sie war von Amon und was er schrieb, war nicht erbaulich. Folkwang und Avalon, die Reiche von Astaroth und Lucifer, waren die einzigen, die noch Widerstand leisteten. Der Rest war gefallen und befand sich unter Liliths Kontrolle. Der Kontakt mit den übrigen Stellvertretern war abgebrochen, er wusste nicht, ob sie überhaupt noch am Leben waren. Von Satan hörte man ebenfalls nichts. Vereinzelt gab es Widerstände in ganz Gehenna, doch diese wurden brutal niedergemetzelt. Außerdem waren mehrere Gefangene im Tartaros begnadigt worden und verbreiteten nun Chaos, wo sie nur konnten. Allerspätestens jetzt wurde jedem der Ernst der Lage bewusst. Sobald Avalon und Folkwang fielen, wäre Assiah als nächstes dran. Ihnen lief die Zeit davon.
 

Schlussendlich blieb ihnen nichts anderes übrig, als irgendwie die Aufmerksamkeit der japanischen Zweigstellte auf sich zu ziehen. Wenn sich herumsprach, dass mehrere Dämonenkönige in Assiah unterwegs waren, würde man früher oder später den Paladin und weitere hochrangige Exorzisten schicken. Dann mussten sie diese irgendwie von ihrem gemeinsamen Problem überzeugen und hoffen, dass die Grigori zumindest auf sie hören würden. Momentan lagen ihre Hoffnungen also gewissermaßen bei Angel. Sie waren alle verloren.
 

Es war bekannt, dass der momentane Paladin absolut nichts von Dämonen hielt und Rin erinnerte sich nur zu gut an den Zwischenfall mit seinem Bein. Hinzu kam, dass er nicht unbedingt die hellste Kerze auf der Torte war und sich demzufolge mit normaler Logik nicht unbedingt überzeugen ließ. Am einfachsten wäre es wohl ihm zu zeigen, was auf sie zukam, aber das war nicht wirklich möglich.
 

Demzufolge hatte Lucifer einen bescheuerten, aber wohl einzig machbaren Plan ausgearbeitet: zusammen mit seinen Geschwistern für Aufsehen sorgen, Angel von den anderen Exorzisten trennen und ihn alleine konfrontieren. Paladin hin oder her, nie im Leben konnte er es mit allen Dämonenkönigen aufnehmen. Danach hieß es hoffen, dass er ihnen glaubte. Rin war nicht optimistisch. Ohnehin war ihm in den letzten Wochen so manches durch den Kopf gegangen. Er hatte erfahren, dass auch die Mönche im Stift ihre Unterstützung zugesagt hatten. Scheinbar hatte Shura ihnen einen Besuch erstattet und die Situation erklärt. Sie freuten sich wohl sehr, dass es ihm gut ging und er hätte sie wahnsinnig gerne besucht, aber wusste, dass seine Geschwister darauf bestehen würden, mitzukommen. Wenn man jedoch bedachte, dass einer von einen mit einem LKW in die Kirche gebrettert war und anschließend die Exorzisten bekämpft hatte und sie notfalls auch getötet hätte, erschien es nicht wie die beste Idee. Gut, eventuell würde sich Astaroth Rin zuliebe entschuldigen, aber die Situation wäre dennoch recht unangenehm.
 

Eine weitere Sache, welche ihm Kopfzerbrechen bereitete, war nach wie vor das unsterbliche Alter. Paymon hatte ihm damals gesagt, dass Nephilim in beide Welten gehörten, doch nun hatte er erfahren, dass er sich doch für eine Hälfte entscheiden musste. Irgendwann ließ es ihm keine Ruhe mehr und er war zu Amaimon und Beelzebub gegangen. Der Rest war beschäftigt und er wollte die beiden nicht zu lange aufhalten, also fasste er sich kurz. Diese hatten sich alles wortlos angehört und anschließend einen kurzen Blick gewechselt. „Wir dachten uns schon, dass dich das nicht loslässt.”, seufzte Beelzebub. „Paymon hat in gewisser Weise recht. Egal wofür du dich am Ende entscheidest, du wirst immer ein Nephilim sein und gehörst somit in beide Reiche. Deine Wahl bestimmt nur, ob du unsterblich oder sterblich bist und es wird Einfluss auf deine Fähigkeiten, deinen Geist und deinen Körper haben. Wenn du dich für die Unsterblichkeit entscheidest und somit deine Dämonenhälfte stärkst, kannst du nach wie vor nach Assiah und deine Freunde besuchen und wenn du dich für die Sterblichkeit entscheidest, kannst auch jederzeit zu uns kommen. Allerdings kannst du nicht mehr so lange bleiben, weil deine stärkere menschliche Hälfte dann mit der Dämonenhälfte in Konflikt gerät.”
 

„Also...entscheidet es mit welcher Hälfte ich eine stärkere Verbindung habe, aber ich gehöre trotzdem noch zu Assiah und Gehenna.”
 

Amaimon hatte bestätigt. „Ja. Du wirst immer zu der gewählten Seite neigen, aber so gesehen musst du dich nicht komplett von deiner Menschlichkeit oder Dämonenhälfte trennen.” Nach kurzem Zögern hatte Beelzebub weiter geredet. „Wir werden dich natürlich zu nichts zwingen, aber wir würden uns freuen, dich zu haben. Wir wissen, dass es schwer sein wird, weil du dann irgendwann zusehen musst, wie deine Freunde sterben, aber....na ja...du bist eben unser kleiner Bruder...” Danach waren er und der Erdkönig wieder an die Arbeit gegangen.
 

Rin seufzte leise, als er sich daran erinnerte. Er war den beiden mehr als dankbar, dass sie ihn unterstützten, aber war sich nicht sicher, ob auch all seine anderen Geschwister und vor allem sein Vater es genauso sehen würden. Der Dämonengott hatte ihn lange gesucht, also war es fraglich, ob er ihn so schnell wieder gehen lassen würde. Ein großer Teil von Rin wollte außerdem nicht weg, sondern in Gehenna bei seiner Familie bleiben und Assiah einfach vergessen. Wie sollte er rational eine Entscheidung fällen, wenn seine Instinkte ihn so sehr beeinflussten?! Schnell zwang sich der Nephilim an etwas anderes zu denken. In letzter Zeit zog sich sein Magen stets zusammen, sobald er an Satan dachte. Seitdem die Verbindung zu ihm abgerissen war, hatte er das Gefühl ein riesiges Loch in sich zu haben. Er wusste, dass Lilith Satan nicht umbringen würde, aber tröstend war es nicht. Er richtete sich grummelnd von seinem Bett auf, als er die Türklingel hörte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es wohl Shura sein musste. Er schnappte sich Kurikara und machte sich auf den Weg nach unten in das Wohnzimmer, wo die Exorzistin bereits mit Samael, Egyn und Azazel wartete.
 

„Hey, Shura.”, begrüßte er den Rotschopf. Natürlich hielt sie schon wieder eine Bierdose in der Hand. Hoffentlich hatte sie die selbst mitgebracht und sich nicht in der Küche bedient, sonst würde sie es mit Iblis und Astaroth zu tun bekommen. Sie grüßte zurück, wirkte jedoch etwas angespannt und vor allem müde.
 

„Lange Nacht?”
 

„Versuche es eher mit "lange Woche".”, antwortete sie düster. „Wir bekommen überall Berichte von Dämonensichtungen rein und bei den anderen Zweigstellen und Büros sieht es nicht anders aus. In Asien ist es am schlimmsten, Europa geht noch und beim Rest tauchen langsam die ersten Probleme auf.”
 

Der Nephilim verstand ihre Frustration gut. Im Laufe der letzte Wochen waren immer mehr Dämonen nach Assiah gekommen. Ein kleiner Anteil waren Flüchtlinge, die sich nur verstecken wollten, der Rest gehörte zu Lilith und verbreitete Chaos. Lucifer und Beel waren momentan unterwegs, um einige der Flüchtlinge aufzuspüren und sich ihre Unterstützung zu sichern.
 

Nun kamen auch Iblis, Amaimon und Astaroth dazu. Sie waren den ganzen Tag unterwegs gewesen und hatten sich größte Mühe gegeben, um die Aufmerksamkeit der Exorzisten zu erregen. Da diese dummerweise nicht wussten, wie die Baal aussahen (mit der Ausnahme Amaimons) mussten sie sich sogar extra anstrengen, was sie absolut nicht gewohnt waren. Fairerweise musste man sagen, dass die Exorzisten alle Hände voll zu tun hatten.
 

„Hätte mir jemand noch vor kurzem gesagt, dass es so schwer sein kann Aufmerksamkeit zu erregen, hätte ich denjenigen ausgelacht.”, grummelte Iblis, während er sich auf dem Sofa niederließ. „Man sollte doch meinen, dass spontane Selbstentzündungen die Exorzisten alarmieren würden, aber nein...und wenn man sie dann überhaupt nicht gebrauchen kann, kommen sie scharenweise an. Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal einfach unsere Namen und "was here" an eine Wand der Heiligkreuz-Akademie sprühen. Dann hätten sie es um einiges schneller kapiert.”
 

Shura, welche inzwischen mitbekommen hatte, dass es nichts brachte sich auf Iblis' Provokationen einzulassen (außer vielleicht ihn zu amüsieren), verdrehte nur die Augen. Wieder öffnete sich die Haustür und die fehlenden Dämonenkönige betraten den Raum.
 

„Und wie ist es gelaufen?”, fragte Astaroth sofort.
 

„Überraschend gut.”, antwortete der Lichtkönig. „Wir konnten eine große Gruppe sofort überzeugen, eine kleinere ist noch am überlegen.”
 

Azazel verzog den Mund. „Es sollte nichts zu überlegen geben, sie sind verpflichtet uns zu dienen.”
 

„Das stimmt, aber wenn wir sie jetzt zwingen, würde das nur Streiterei geben.”, erinnerte Beelzebub ihn.
 

„Jetzt aber mal zum wesentlichen.”, fuhr Lucifer dazwischen und richtete das Wort an Shura. „Ist alles erledigt?”
 

„Ja, ich habe die Berichte abgegeben. Sie planen heute Abend ein Team unter Angels Führung zu diesem abgelegenen Lagerhaus zu schicken. Ich bin auch mit dabei. Momentan gehen sie noch davon aus, dass nur einer oder vielleicht zwei von euch dort sind.”
 

„Dann funktioniert immerhin mal etwas. Was haben sie für Meister?”
 

„Alles ist dabei und sie alle sind Exorzisten ersten Ranges.”
 

„Klingt gut, dann wird es wenigstens mal interessant.”, kommentierte Astaroth. „Auch wenn wir uns einen Haufen Ärger sparen würden, wenn wir ihm einfach eins überbraten. Dann müssen wir ihn nur noch fesseln und knebeln und den Vatikan erpressen.” Iblis, Amaimon und Azazel nickten zustimmend. Rin wäre ebenfalls sofort dabei.
 

„Meine Unterstützung hättet ihr, aber viel bringen würde das nicht. Die Grigori würden nicht nachgeben und ehrlich gesagt, würde ich Angel auch nicht zurück haben wollen.”, seufzte Shura.
 

Lucifer ignorierte den Einwurf. „Alle kennen den Plan?”
 

Kollektives Aufstöhnen ertönte. „Zum hundertsten Mal, JA!”, knurrte Iblis. Schlussendlich gingen sie den Plan dennoch erneut durch. Lucifer, Samael und Azazel würden sich mit Angel und Shura in einem verlassenen Lagerhaus treffen oder besser gesagt ihnen dort auflauern. Zuvor mussten sie von den übrigen Exorzisten getrennt werden. Dies übernahmen Iblis, Astaroth und Amaimon. Zusammen mit einigen Hexen und Hexern sollten sie die Exorzisten so lange wie möglich beschäftigen und auch feindliche Dämonen zurückhalten. Währenddessen hielten Beelzebub, Egyn und Rin auf dem Dach des Lagerhauses Wache, sodass nicht doch noch jemand dort rein stürmte, wenn er irgendwie an den anderen Dämonenkönige und den Hexenzirkeln vorbeikam. Normalerweise hätten die Baal Rin nicht mitgenommen, immerhin bestand ein hohes Risiko, dass er mit Exorzisten in Kontakt kam, aber sie wollten ihn auch nicht alleine lassen. Keiner hielt es für eine gute Idee, wenn er den Paladin ebenfalls konfrontierte, also blieb nur das Dach.
 

Während Shura sich auf den Weg zurück zur Heiligkreuz-Akademie machte, gingen Rin und seine Geschwister zu dem Lagerhaus. Es war ein viereckiges, graues Gebäude am Rande eines ruhigeren Bezirkes, die Fenster und Türen waren zum größten Teil vernagelt und Graffiti überzogen die Wände. Lange würde es wohl nicht mehr bis zum Abriss dauern. Sie betraten die Halle durch eine Hintertür. Dort warteten bereits die Hexen und Hexer auf sie. Im Gegensatz zu den Märchen waren dies keine alten Männer und Frauen mit grüner Haut, spitzen Hüten, Besen und Warzen. Sie waren äußerlich nicht von normalen Menschen zu unterscheiden, gingen zur Schule oder arbeiten, hatten Familien und Freunde. Dafür hatten sie alle irgendwo auf ihrem ein Symbol, welches sie als Hexe (oder Hexer) und Mitglied eines Coven auswies: ein umgedrehtes Pentagramm mit dem Siegel des Dämonen an den sie gebunden waren in der Mitte und darunter der Name des Hexenzirkels. Laut seinen Geschwistern tauchte dieses Zeichen auf sobald sie ihren Vertrag abgeschlossen und damit der Gruppe beigetreten waren. Traditionell bestanden diese aus 13 Mitgliedern mit einem Hohepriester oder einer Hohepriesterin an der Spitze, doch inzwischen war diese Regel gelockert worden. Dadurch konnten auch ganze Familien beitreten und wurden nicht getrennt. Häufig schlossen sich außerdem kleinere Coven zu einem großen zusammen, die Hohepriester und Hohepriesterinnen übernahmen dann als Rat die Führung.
 

Die Baal verschwendeten keine Zeit, sondern begannen sofort damit Anweisungen zu geben. Dann ging es los. Iblis, Amaimon und Astaroth gingen mit den Hexen und Hexern nach draußen. Rin, Beelzebub und Egyn stiegen die Treppe hoch und betraten das Dach. Nun hieß es abwarten.
 

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Shura war nach wie vor nicht allzu begeistert vom Plan des Lichtkönigs. Zum einen, weil sie gezwungen war den Glatzkopf länger als sonst zu ertragen, zum anderen weil der Ausgang dieser Aktion absolut nicht vorhersehbar war. Sie glaubte nicht, dass Angel seinen Dämonenhass für längere Zeit beiseiteschieben konnte oder bereit war den Dämonenkönigen länger als fünf Sekunden zuzuhören. Besonders Mephisto verachtete er. Ein Rascheln ließ sie und ihre Begleiter zusammenzucken, allerdings stellte es sich nur als eine Katze heraus. Dennoch blieb sie auf der Hut. Die Baal hatten sich vehement geweigert auch nur ein Wort zu den Hexenzirkeln zu verlieren, also hatte sie keine Ahnung, was sie diesbezüglich erwartete. Bisher waren sie auf keine Dämonen getroffen, von einigen Kohletierchen abgesehen.
 

„Ist es wirklich sicher, dass hier Dämonenkönige operieren?”, fragte plötzlich eine Aria der Gruppe. „Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass sie sich in abgelegenen Warenhäusern in Industriegebieten verstecken.”
 

Ein Knight verdrehte die Augen. Wenn sich Shura korrekt erinnerte, war er der Bruder. „Dämonen sind gerissen, Naomi. Irgendwas werden sie sich schon dabei denken.”
 

„Ich weiß, aber-”
 

„Ruhe!”, fauchte Angel. „Konzentriert euch gefälligst!” Die Geschwister murmelten eine schnelle Entschuldigung und die Gruppe ging vorsichtig weiter. Shura wurde derweil immer unruhiger. ‚Worauf warten sie? Wir sind gleich da!‘
 

Als hätte jemand ihre Gedanken gelesen, ertönte aus einer Gasse plötzlich ein tiefes Grollen, dann schoss ein Schwarm Kohletierchen hervor und hüllte die Exorzisten ein. „Was zur Hölle?!”, rief einer der Männer. Natürlich bleib es nicht nur bei den Kohletierchen. Mehrere Ghule stürmten hervor, gefolgt von Hobogoblins, Salamandern und Kreaturen, welche sie nicht mal zuordnen konnte. Sie griffen zwar noch nicht an, doch umkreisten die Gruppe. Gleichzeitig hörte sie Iblis' Stimme. „Na, was haben wir denn hier? Dass ihr Exorzisten euch aber auch immer in Sachen reinhängt, die euch nichts angehen.” Er sprang vom Dach und landete einige Meter vor ihnen. „Iblis, Dämonenkönig des Feuers. Was geht?”, stellte er sich vor. Verständlicherweise sahen ihn alle wie vom Donner gerührt an. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass Dämonenkönige so...locker drauf waren. Shura konnte es ja manchmal selbst kaum verstehen. Auch wenn der Dämon nicht so aussah, war er mehrere Jahrtausende alt, doch verhielt sich wie ein Teenager und seine Geschwister waren mit der Ausnahme Lucifers und Samaels nicht besser. Angel war einer der ersten, der sich erholte und zog sein Schwert. „Deine Machenschaften enden hier, Dämon!”
 

Der Feuerkönig war unbeeindruckt. Er verdrehte nur die Augen. „Da stelle ich mich schon vor und werde trotzdem "Dämon" genannt. Das ist nicht mal eine Beleidigung. Könnt ihr nach all den Jahrtausenden nicht mal etwas kreativer werden?”
 

Angels Auge zuckte irritiert. Offensichtlich gefiel ihm Iblis' Art nicht. „Gib auf und beantworte unsere Fragen oder-”
 

„Oder ich werde es bereuen?”, lachte Iblis. „Erzähl mir mal was neues. Und du glaubst, dass du mich besiegen kannst? Niedlich. Ich bin zwar damals einmal sitzen geblieben, aber dumm bin ich nicht. Ihr seid es, die lieber aufgeben sollten. Na egal...” Feuer züngelten auf und verteilten sich über seinen ganzen Körper. „Dann zeigt mal, was ihr Insekten drauf habt. Wir sind gespannt.”
 

„Wir?”, entfuhr es einem Dragoon und wurde weiß wie ein Laken als nun auch Astaroth und Amaimon neben Iblis landeten. „Der Erdkönig?!”
 

„Und Fäulniskönig.”, berichtigte Astaroth. Shura musste sich gar nicht umdrehen, um die Gesichter ihrer Kollegen zu sehen. Alle waren von einem bis zwei der Baal ausgegangen. Allein das wäre eine Herausforderung geworden, doch gleich drei waren unmöglich. Dennoch schien Angel wild entschlossen sich nicht einschüchtern zu lassen, denn er ging in Kampfstellung. Ohne großartige Wahl folgte der Rest des Teams seinem Beispiel.
 

Astaroth grinste. „Gut, dann mal los. Wie schnell könnt ihr rennen?” Damit teilten sich die drei Dämonen auf und griffen von mehreren Seiten an.
 

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Rin trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Scheinbar waren ihre Geschwister auf die Exorzisten getroffen. Er konnte die Flammensäulen sehen. Egyn klingelte derweil Lucifer an und ließ ihn wissen, dass es los ging. Noch immer wusste der Nephilim nicht, was sich Lucifer dabei gedacht hatte ausgerechnet Iblis, Astaroth und Amaimon loszuschicken. Er vertraute ihnen natürlich, aber er hatte immerhin selbst erlebt, dass alle drei oft unberechenbar waren und schnell die Beherrschung verlieren konnten. Egyn und Beelzebub schienen sich dagegen keine Gedanken zu machen, sie gingen einfach ihrer Aufgabe nach. Andererseits hatten sie schon oft mit ihren Brüdern zusammengearbeitet, also mussten sie es wohl am besten wissen. „Scheint als würde es klappen.”, kommentierte Beelzebub plötzlich das Geschehen. „Ihre Auren bewegen sich immer weiter voneinander weg.” Egyn und Rin nickten nur. „Ehrlich gesagt wundert es mich, dass wir hier keinen Ärger haben.”, murmelte Egyn. „Ich dachte wirklich, dass einige von Liliths Leuten von der Aufruhe angelockt werden würden.”
 

„Fordere es besser nicht raus.”, antwortete Beel düster. „Und hoffen wir, dass Lilith am Ende nicht doch noch eine böse Überraschung für uns parat hat”
 

Seine Befürchtung sollte sich schnell bestätigen.
 

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Shura musste den Dämonenkönigen im Stillen etwas widerwillig gratulieren. Bisher funktionierte der Plan reibungslos. Ihre Einheit war komplett verstreut und schaffte es nicht sich neu zu gruppieren. Der Hexenzirkel leistete ebenfalls ganze Arbeit. Viele von ihnen kontrollierten die Shura unbekannten Kreaturen und beschworen immer wieder neue, scheinbar indem sie irgendwelche lateinischen Sprüche rezitierten. Andere beschworen beispielweise Feuer herauf oder manipulierten die Umgebung. Immer wieder hörte sie verschiedenste Beschwörungen. Manche waren sogar auf Japanisch und beinhalteten unter anderem "Brich den Exorzisten das Gebein", was nicht sehr aufbauend war. Sie hatte mit Angel fast das Lagerhaus erreicht. Niemand sonst war zu sehen. Sie hörte wie Angel Verwünschungen vor sich hin murmelte, doch achtete nicht weiter darauf. „Ziehen wir uns in das Lagerhaus zurück.”, sagte sie. Angels Blick durchbohrte sie förmlich. „Wir sollen uns verstecken?!”
 

„Nein, aber dort sind wir vorerst halbwegs geschützt und können Verstärkung anfordern.”
 

„Und sitzen fest.” Dennoch schien der Paladin Pro und Contra abzuwägen, dann nickte er schließlich. „Na schön.” Gemeinsam betraten sie das Lagerhaus. Sie folgten dem Gang und landeten in der Haupthalle. Eine angespannte Stille herrschte und wurde nur von dem Echo ihrer Schritte unterbrochen.
 

„Das ging schneller als erwartet.”, kommentierte eine Stimme plötzlich. Es war Azazel, auch wenn sie ihn nicht sehen konnten. Bevor Angel die Gelegenheit hatte sein Schwert zu heben, schossen bereits die Schatten hervor, entwaffneten ihn und rissen ihn zu Boden. Shura musste sich ein Lachen verkneifen, als sie Angels Gesicht sah. Er konnte einem irgendwie leidtun...fast. Als dann die drei Dämonenkönigen aus dem Schatten traten, fiel er verständlicherweise aus allen Wolken. Shura fand es immer wieder ziemlich unheimlich, wie die Dämonen einfach in den Schatten verschwinden, daraus auftauchen oder sich anschleichen konnten. Besonders Azazel hatte darin ein großes Talent und hatte sie bereits mehrmals gehörig erschreckt, weil er urplötzlich hinter ihr gestanden hatte. Angels Überraschung schlug schnell zu Wut um. „Du Bastard!”, fauchte er Mephisto sofort an. Dieser grinste nur. Offensichtlich genoss er die Misere des Paladins. „Shura! Steh doch nicht einfach rum!”, giftete der Blonde nun seine Kollegin an. Diese seufzte nur. „Tut mir leid, Glatzkopf. Du bist jetzt mal still und hörst zu.”
 

Für einen Moment verschlug dies dem Exorzisten die Sprache, doch nicht für lange. „Ich musste es! Ich wusste, dass du mit diesem Dämonen unter eine Decke steckst!”
 

„Halt doch mal die Klappe, du Knalltüte.”, unterbrach Azazel ihn. „Ich lasse dich jetzt los. Versuche nichts dummes oder du wirst es bereuen. Deine Kollegen sind weit weg, weglaufen bringt nichts, wir sind schneller als du. Kapiert?”
 

Er erhielt nur ein Schnauben, doch dies schien dem Geisterkönig zu reichen. Kaum war er frei, sprang Angel auch schon auf die Füße. Sein Blick wanderte zu seinem Schwert, aber alle wussten, dass er es nie rechtzeitig erreichen würde. „Also gut, das hier muss nicht eskalieren.”, begann Lucifer beruhigend. „Wir wollen nur reden.”
 

Natürlich glaubte der Paladin kein Wort. „Warum sollte ich mir eure Lügen anhören?!”
 

„Du atmest noch. Würden wir dich töten wollen, hätten das draußen auch die anderen übernehmen können.”, erwiderte Azazel. „Jetzt Mund halten und zuhören.”
 

Grummelnd verschränkte der Blonde die Arme und starrte die Dämonenkönige feindseelig an. Lucifer ließ sich nicht beirren. „Ich komme direkt zum Punkt. Wir brauchen deine Hilfe oder besser gesagt die der Ritterschaft. Wir haben eine gemeinsame Feindin und sie wird vor nichts zurückschrecken, um den Sieg zu erringen. Sie hat Gehenna bereits zum Großteil erobert, also ist Assiah auch bald dran.”
 

„Aha und wer soll diese Feindin sein?”, kam die flapsige Antwort.
 

„Ihr Name ist Lilith.”, erklärte der Lichtkönig ruhig. „Sie war die erste Dämonin und erste Königin Gehennas bis Vater sie wegen ihrer...mentalen Instabilität verlassen hat. Seitdem sinnt sie auf Rache und hat vor einigen Jahrtausenden einen Krieg begonnen. Wir konnten sie und ihr Gefolge versiegeln, allerdings hat sie sich im letzten Jahr an Samhain -also Halloween- befreit. Vor einigen Wochen konnte sie in Vaters Palast eindringen, ihn besiegen und Gehennas Thron besteigen. Inzwischen hat sich fast das gesamte Reich unterworfen. Wenn sie damit fertig ist, kommt Assiah dran und eins verspreche ich: dagegen wird die blaue Nacht wie ein Kindergeburtstag wirken. Millionen -nein Milliarden- werden sterben und die Überlebenden wird sie versklaven. Es wäre das Ende beider Welten so wie wir sie kennen.”
 

Für einige Sekunden herrschte Stille, dann lachte der Paladin kalt. „Das ist die schlechteste Lüge, die ich jemals gehört habe. Ihr wollt nur unser Vertrauen gewinnen, um uns dann aus dem Hinterhalt zu vernichten.”
 

Samael verdrehte die Augen und seufzte genervt. „Und erneut hast du deine Unfähigkeit zum logischen Denken bewiesen. Wäre dies wirklich unsere Absicht, müssten wir uns nur zurücklehnen und die Show genießen.”
 

„Er hat recht.”, bestätigte Shura etwas widerwillig. „Wir sind jetzt schon mit den Dämonen überfordert, dabei ist das gerade mal der Anfang. Wenn sie uns vernichten würden wollen, hätten sie längst die Gelegenheit gehabt. Satan hat zur blauen Nacht bereits gezeigt, was er kann. Sie haben es nicht nötig mit uns zu reden, sie könnten uns einfach alle erledigen.”
 

Angel wirkte noch immer unschlüssig, doch dann hörten sie, wie die Tür zum Dach aufflog und schnelle Schritte. Instinktiv zog Shura ihr Schwert. Irgendetwas war dabei, den Bach hinunterzugehen.
 

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Obwohl Shura und Angel sich längst im Lagerhaus befanden, konnten sie dieses seltsame Gefühl nicht abschütteln. Rin hatte das Ôcrio mitgenommen und starrte gedankenverloren darauf, als dieses plötzlich begann rot zu leuchten. Sein Magen verkrampfte sich und auch den beiden Dämonenkönigen entging es nicht. Sie sprangen auf und sahen sich angespannt um. In den Straßen entdeckten sie nichts, dafür jedoch mehrere schwarze Punkte am Himmel, welche sich rasant nährten.
 

„K'wyrskav...”, murmelten Egyn und Beelzebub gleichzeitig. Rin wusste nicht, was das hieß, aber er vermutete, dass es so etwas wie "Scheiße" bedeutete. Diese Vermutung bestätigte sich später sogar, doch er hatte grad wirklich andere Probleme. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schnappten sich die Baal ihren jüngsten Bruder und rannten zurück ins Innere. Egyn lehnte sich sofort über die Brüstung und brüllte nach unten: „Lilith hat uns Furien auf den Hals gehetzt!”
 

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Astaroth hatte so viel Spaß, wie schon seit langem nicht mehr. Zwar durfte er keine Exorzisten töten, doch immerhin konnte er ihnen ordentlich Angst machen. Sie waren alle äußerst erfahren und hatten einen hohen Rang, doch einen Dämonenkönig zu bekämpfen, überstieg dann doch ihre Kompetenzen. Nur ein weiterer Beweis, dass die Ritterschaft im Ernstfall nie einen Krieg gegen Gehenna gewinnen könnte. Sie fürchteten Satan und die Dämonenkönige mit Recht, die blaue Nacht hatte es zusätzlich verstärkt. Kein Wunder, dass viele nach jener Nacht nichts mehr mit den Exorzisten oder dem Übernatürlichen zu tun haben wollten. Diese "Aus dem Auge, aus dem Sinn-Einstellung" hatten die Vergänglichen schon immer gehabt. Nicht zum ersten Mal fragte sich der Fäulniskönig, wann es der Menschheit wohl den Hals kosten würde. Eigentlich sogar schon sehr bald, wenn Lilith nicht aufgehalten wurde.
 

Erneut wich er einer Schusssalve aus. Woher nahmen die Dragoon eigentlich immer die Munition und noch viel wichtiger: wann luden sie überhaupt nach?! Die Tamer hatten ihre Diener heraufbeschworen, welche ihn eher halbherzig angriffen. Mit dem ganzen Chaos, welches in Gehenna herrschte, überraschte es ihn, dass sie überhaupt noch auf den Ruf reagierten. Andererseits hatten einige Exorzisten zu Beginn des Kampfes erhebliche Probleme dabei gehabt ihre magischen Diener heraufzubeschwören, es wäre nur noch eine Frage der Zeit bis sie überhaupt nicht mehr reagieren würden. Natürlich hatte keiner von ihnen eine Chance. Die Aria rezitierten weiter, doch ihre Todesverse bescherten ihm höchstens leichte Kopfschmerzen. Einige Knights griffen von hinten an, aber auch sie hielten nicht lange durch. Er griff einen von ihnen am Hals, hob ihn problemlos mit einer Hand hoch, sodass seine Beine über dem Boden hingen und begann ihn zu würgen. „Ich würde an eurer Stelle aufgeben oder euer Freund hier wird jämmerlich krepieren.” Natürlich bluffte er. Lucifer würde ihm den Schweif lang ziehen, wenn er sich nicht an seine Anweisungen hielt, aber er wollte etwas Unterhaltung haben. Vielleicht verbrachte er zu viel Zeit mit Samael.
 

„Yu! Lass meinen Bruder los, du Monster!”, rief eine der Aria plötzlich. Obwohl sie am ganzen Körper zitterte, versuchte sie bedrohlich zu wirken und starrte den Dämonenkönig herausfordernd an. Astaroth hob eine Augenbraue. Immerhin hatte sie Mumm, das konnte er respektieren. Nur das "Monster" war etwas unangebracht.
 

„N-Naomi...nicht...”, presste der Exorzist, welcher wohl der Bruder war, hervor. Der Fäulniskönig lachte. „Halt dich lieber raus bevor du verletzt wirst, Kleine. Ich schlage Frauen nur ungern. Erst recht nicht, wenn sie hübsch sind.”
 

Naomi schoss die Röte ins Gesicht. Immer wieder witzig, wie leicht sich manche durch solche beiläufigen Kommentare ablenken ließen. Allerdings fing sie sich schnell wieder. „Lass. Ihn. Los! Böses schlummert in ihren Herzen. Gib ihnen nach ihrer Tat und nach ihrem bösen Wesen, gib ihnen nach den Werken ihrer Hände.-” Und da hatte sie doch tatsächlich seinen Todesvers gefunden. Höchstwahrscheinlich Zufall, aber es nervte ihn gehörig. Er wollte gerade angreifen,, als ihm etwas auffiel. Am Himmel erkannte er mehrere schwarze Punkte. Sie näherten sich schnell und schienen zum Lagerhaus zu wollen. Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, was es war. „Das ist doch wohl ein Scherz.”, knurrte er und warf Yu zu Boden. Seine Schwester war so überrascht, dass sie nicht daran dachte, zu Ende zu rezitieren. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass er der Aufforderung nachkam, doch der Fäulniskönig achtete nicht weiter auf sie. „Beschäftigt die Exorzisten!”, rief er den Hexen und Hexern in den Schatten zu. Er wollte nicht, dass sich jemand in seinen Spaß einmischte, also hatte er ihnen befohlen sich zurückzuhalten und nur Exorzisten von der Flucht abzuhalten, wenn es nötig war. Nun sah die Sache schon anders aus. Darauf hoffend, dass die anderen es ebenfalls mitbekommen hatten, führte er einen Phasensprung aus.
 

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Shura hatte keine Ahnung, was Furien waren. Sie meinte einmal etwas darüber in einem Sagenbuch gelesen zu haben, doch nichts fiel ihr dazu ein, außer dass es wohl irgendwelche Dämonen der Unterwelt waren. Sie hatte sich nie etwas großartig dabei gedacht, doch offensichtlich existierten diese Wesen und wenn sie die Gesichter der drei ältesten Baal betrachtete, wurde schnell klar, dass sie diese Viecher nicht treffen wollte. Egyn kam dicht gefolgt von Beelzebub und Rin die Treppen runter gesprintet und stand nun vor ihnen. Angel fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er Rin sah. „Du-”
 

„Nicht jetzt!”, kam die gefauchte Antwort. Iblis, Astaroth und Amaimon standen ebenfalls in der Halle. „Wie viele Dämonen hohen Ranges kommen denn noch?!”, empörte sich Angel, doch wurde ignoriert.
 

„Seid ihr sicher, dass es Furien sind?”, hakte Lucifer ernst nach.
 

„Nein Lu, es sind Mini-Flugzeuge. Natürlich sind es Furien!”, fauchte Egyn.
 

„Was sind Furien?!”, fragte Shura schnell, doch die Frage beantwortete sich selbst, denn etwas kam durch die Fenster rein gekracht. Das waren wohl die Furien. Der Rothaarigen bleib fast das Herz stehen, als sie einen genaueren Blick erhaschte. Ihr Körperbau war wie der eines Menschen, doch da endeten die Ähnlichkeiten bereits. Die Köpfe waren kahl, die Ohren lang und spitz. Gelbe Hauer ragten auf ihren Mäulern hervor, die Augen waren komplett schwarz und funkelten tückisch. Arme besaßen die Kreaturen keine, dafür jedoch riesige fledermausartige Flügel mit scharfen Krallen an den Enden, welche die Exorzistin an verkrüppelte Finger erinnerten. Die ledrige, rissige Haut war dunkelgrau und umspannte den Körper so, dass man jeden einzelnen Knochen erkennen konnte, fast als wären Fleisch und Muskeln nicht vorhanden. Die Knochen erweckten den Eindruck, mehrfach gebrochen und anschließend irgendwie wieder zusammengewachsen zu sein. Es ließ alles schief und grotesk wirken. Einzig allein die Stofffetzen, welche wohl als Kleidung dienten, ließen das Geschlecht erahnen.
 

Insgesamt waren es vierzehn dieser Wesen, sie alle wirkten äußert mordlustig. Sie stießen ein lautes Kreischen aus, welches klang, als würde man mit Fingernägeln über eine Tafel kratzen. Alle hielten sich die Ohren zu. Diese Gelegenheit nutzten die Wesen, um anzugreifen. Zu Shuras Entsetzen ignorierten sie die Dämonenkönige und hielten auf sie und Angel zu. ‚Oh, Scheiße.‘
 

Beide sprangen instinktiv nach hinten, doch dank der Baal kamen die Furien nicht weit. Blitzschnell griffen sie ein, während Egyn Rin zurückhielt. Offensichtlich wollte der Nephilim helfen, doch der Wasserkönig war nicht einverstanden. Shura hob ihr Schwert, um anzugreifen, doch der Wasserdämon zog sie zurück. „Furien sind keine gewöhnlichen Dämonen. Ihr beiden könnt nichts tun, also haltet euch zurück.” Angel wollte protestieren, doch wurde erneut angegriffen. Azazel hatte angefangen die Furien in einer anderen Sprache anzuschreien, doch sie reagierten nicht.
 

„Azazel, pfeife sie zurück!”, rief Iblis, während er beiseite sprang, um nicht aufgespießt zu werden. Gleichzeitig beschwor er sein Schwert herauf und ließ seine Flammen auflodern. „Ich versuche es ja!”, fauchte der Geisterkönig frustriert. „Es ist zwecklos, hier in Assiah haben sie keinen Funken Verstand mehr! Aber ich glaube, sie haben es auf den Paladin abgesehen.”
 

„Dann beschützt ihn!”, rief Lucifer quer durch die Halle. Er hatte sich zusammen mit Samael mit einem der größeren Exemplare angelegt. Vielleicht war es sogar die Anführerin?
 

„Was?!”, kam es von Angel, Iblis und Astaroth gleichzeitig.
 

„Was müssen wir hier ständig Exorzisten Babysitten?!”
 

„Ich nehme keine Hilfe von dreckigen Dämonen an!” Das kümmerte die Baal herzlich wenig. Sie konzentrierten sich voll auf ihre Gegner. Egyn blieb bei Rin und den beiden Exorzisten, doch beschwor dennoch seinen Speer herauf und ging in Angriffsstellung. Scheinbar gab es nicht genug Wasser, welches er hätte verwenden können. Shura nutzte die Gelegenheit, um Rin zur Rede zu stellen. „Was sind diese Furien für Viecher?”
 

Rin öffnete den Mund, doch Egyn kam ihm zuvor. „Furien gehören zu Azazel.”, erklärte er, ohne sich umzudrehen. „Sie sind dafür verantwortlich, die Seelen im Hades zu bestrafen und aufzupassen, dass keiner abhaut. Normalerweise verlassen sie den Hades nur sehr selten und nach Assiah kommen sie eigentlich gar nicht, weil sie zu den wenigen Dämonen gehören, die hier komplett am Rad drehen. Sie greifen alles und jeden an und hören nicht mal mehr auf Azazel oder Vater. Wenn man sie jedoch nach Assiah schickt und ihnen ein Ziel gibt, jagen sie dieses dennoch erbittert. Scheint als würde Lilith den Paladin los werden wollen.”
 

Inzwischen hatten die Dämonenkönige neun der Biester zu Fall gebracht. Kaum berührten sie den Boden, zerfielen sie zu Asche. Ob sie nun tot waren oder nicht, war Shura egal, solange sie nicht zurück kamen. Dummerwiese wurden ihre Hoffnungen nicht erhört. Sechs weitere kamen durch die zerstörten Fenster herein. Egyn war gezwungen sich mit einer anzulegen, da diese gefährlich nah kam. Shura, welche ihn bisher noch nicht mit einer Waffe hatte kämpfen sehen, war erneut beeindruckt. Sie verstand nicht viel vom Speerkampf, doch sie erkannte, dass er wusste, was er tat. Verteidigung und Angriff gingen flüssig ineinander über, sodass seine Gegnerin zunehmend in Bedrängnis geriet bis sich schließlich eine Gelegenheit bot. Ohne zu zögern stieß er die Spitze sauber in die Halsschlagader des Biestes. In diesem Moment griff eine weitere Furie von hinten an, doch er zog sofort seinen Speer heraus, wirbelte herum und durchstieß diese ebenfalls. Leider schien er diesmal nicht ganz getroffen zu haben, denn es kreischte auf, umfasste den Speer und zog ihn wieder heraus. Dieser ging sofort zu Bruch. Fluchend zog Egyn einen Dolch aus seinem Stiefel und schnitt der Furie damit die Kehle durch. Schwarzes Blut spritzte, dann zerfiel das Wesen zu Asche. Eine dritte Furie, diesmal scheinbar männlich, griff ebenfalls an, doch der Wasserdämon schnappte sich den Rest des Speers und warf ihn. Er traf genau ins Herz und tötete ihn damit sofort. Die Exorzistin machte eine gedankliche Notiz, es sich nicht mit Egyn zu verscherzen. Zwar erschien er von den Baal noch am nettesten, aber er war genauso tödlich wie sie.
 

„Und da geht ein weiterer Speer zu Bruch.”, kommentierte Samael von der anderen Seite.
 

„Ach, halt den Mund!”
 

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Rin fragte sich, ob seine Brüder immer so viel Ärger hatten, wenn sie in Assiah unterwegs waren. In den letzten Wochen waren sie nicht einmal auf feindliche Dämonen gestoßen und nun da sie sich mit Angel trafen, kam natürlich gleich eine ganze Horde. Hoffentlich würde dies den Paladin davon überzeugen, sich mit ihnen zusammenzuschließen. Endlich waren alle erledigt, weitere schienen nicht zu kommen. „Wie ich diese Viecher hasse.”, grollte Astaroth während er seine Dolche an einem Tuch reinigte. „Aber echt. Die werden immer hässlicher.”, stimmte Iblis zu.
 

„Glaubst du uns jetzt?”, fragte Azazel Angel und warf ihm sein Schwert zu, welches er überrascht auffing. Tatsächlich schien der Paladin ins Wanken zu geraten. Zumindest griff er sie nicht sofort an. „Ich...bin nicht ganz sicher. Aber...” Er seufzte. „Aber ich bin bereit zuzuhören. Ich will mehr über diese Lilith erfahren.” Damit hatte der Nephilim nicht gerechnet, aber beschweren würde er sich nicht. Die Tatsache, dass der dämonenhassende Exorzist bereit war zuzuhören, klang nach guten Voraussetzungen. Der Paladin wandte sich an Rin. „Und du hast auch einiges zu erklären.” Er trat einen Schritt auf ihn zu, woraufhin die Baal ein gefährliches Grollen ausstießen. Gut, dass sie nichts von der Aktion mit seinem Bein wussten, sonst hätten sie dem blonden Exorzisten wohl längst den Garaus gemacht. Lucifer begann alles zu erzählen, was er schon Shura und den Adepten berichtet hatte. Angel schwieg zum Schluss für einige Sekunden, eh er zu sprechen begann. „Nehmen wir an, dass ich euch glaube. Was dann?”
 

„Du musst mit den Grigori reden. Wir müssen uns zusammenschließen.”
 

Angel schnaubte. „Wir sind Exorzisten. Keiner wird freiwillig mit Dämonen zusammenarbeiten.”
 

„Es gibt mehr als genug, die bereit sind. Für den Rest brauchen wir die Grigori. Der Orden muss kämpfen, wenn sie es befehlen.”
 

Noch immer war er nicht ganz überzeugt. „Warum wartet ihr nicht einfach ab bis Lilith uns vernichtet? Das würde euch doch in die Hände spielen.”
 

„Wir brauchen momentan jeden Verbündeten.”, hing sich Egyn rein. „Lilith wird den Orden manipulieren damit sie die Drecksarbeit in Assiah erledigen und das wird nur für noch mehr Chaos sorgen. Lieber seid ihr auf unserer Seite, als auf ihrer und selbst wenn wir uns nicht verbünden, weiß der Orden immerhin Bescheid und tappt nicht in Liliths Falle. Oder das Risiko ist zumindest geringer.” Der Lichtkönig hielt Angel einen versiegelten Umschlag hin. „Das ist eine Nachricht an die Grigori. Meinetwegen könnt ihr die Vorsitzenden aller Zweigstellen zusammentrommeln und wir erzählen alles nochmal.”
 

Der Paladin zögerte kurz, bevor er ihn entgegennahm, einsteckte und verschränkte nun die Arme. „Und was dann? Habt ihr überhaupt einen Plan?”, fragte er knapp.
 

Azazel überlegte kurz. „Wir müssen irgendwie Vater befreien, unsere Armeen zusammenziehen und ihr Amulett zerstören.”
 

„Nach allem, was ich gehört habe, ist das Selbstmord.” Leider musste ihm der Nephilim da zustimmen. Da Lilith Gehenna übernahmen hatte, waren die Dämonenkönige ihre Armeen los. Ausschließlich die Illuminati und die Hexenzirkel hielten geschlossen zu ihnen und das reichte nicht mal ansatzweise. Die Armee Gehennas war groß genug, um Assiah innerhalb weniger Wochen dem Erdboden gleich zu machen, erst recht nachdem nun Liliths Armee dazu kam.
 

„Wir haben nie behauptet, dass er gut ist. Aber wir sind ganz gut im improvisieren.”, murmelte Amaimon schulterzuckend. Das machte doch Mut. Der Blonde rang sichtlich mit sich, dann seufzte er frustriert. „Na gut, ich tu ich es. Ich rede mit den Grigori. Allerdings kann ich nichts versprechen. Und das bedeutet auch nicht, dass wir Freunde sind!”
 

„Darüber sind wir uns im Klaren.”, grinste Samael. „Aber schön, dass sie doch einen Paladin mit einem Funken Intelligenz gewählt haben. Ich hatte bisher diesbezüglich meine Zweifel.~”
 

Er erhielt nur einen giftigen Blick, dann wandte sich Angel an Shura. „Wenn die Grigori erfahren, dass du den Dämonen geholfen hast und sie sich gegen eine Zusammenarbeit entscheiden, könntest du hingerichtet werden. Darüber bist du dir doch hoffentlich im klaren?”
 

Shura nickte ernst. „Das nehme ich in Kauf. Ich tu, was ich für richtig halte.”
 

Angel verdrehte nur die Augen. „Also sind wir hier fertig?” Lucifer nickte. „Falls die Furien nochmal Ärger machen, sage ihr Bescheid. Sie leitet es an uns weiter und wir kümmern wir uns darum. Eine letzte Frage habe ich allerdings noch.”
 

„Die da wäre?”, kam die misstrauische Antwort. Rin war ebenfalls neugierig. Eigentlich war alles geklärt, oder?”
 

Der Lichtkönig wechselte einen kurzen Blick mit seinen Geschwistern, welche grimmig nickten. „Falls die Grigori sich gegen eine Allianz entscheiden sollten...wirst du trotzdem mit uns kämpfen?” Dies erwischte den Exorzisten im Kalten. „Was soll das heißen?”, fragte er scharf.
 

„Nur weil die Grigori nicht einverstanden sind, heißt das nicht, dass du dich unterwerfen musst.”, antwortete Beelzebub. „Wenn du der Meinung bist, dass es besser ist, wenn wir zusammen gegen Lilith vorgehen sollten, kannst du jederzeit mitmachen. Sicherlich würden dir sogar einige Exorzisten folgen.”
 

„Die Grigori sind meine Vorgesetzten! Ich würde mein Amt verlieren!”, entrüstete sich der Blonde.
 

„Was ist dir wichtiger? Dein Amt oder die Zukunft Assiahs und das Leben von Milliarden Menschen?”, hielt Rin dagegen. Angels Mund öffnete und schloss sich, während er den Nephilim überrascht ansah. „Ich...”, er stockte, seine Hände ballten sich zu Fäusten, dann sah er auf. „Ja. Gut. Wenn die Grigori nicht helfen, werde ich euch dennoch unterstützen. Auch wenn ich euch nicht ganz vertraue. Ich werde nicht die Hände in den Schoß legen, wenn Assiah angegriffen wird.” Rin war überrascht und auch die Dämonenkönige wirkten etwas überrumpelt. Soeben war jedoch ihr Respekt für Angel gestiegen. Vielleicht war er als Paladin doch nicht ganz fehl am Platz. Lucifer fing sich schnell wieder und hielt ihm die rechte Hand hin. „Also sind wir im Geschäft?”
 

Für einige Sekunden starrte der Blonde die Hand an, dann schlug er ein, auch wenn er das Gesicht dabei etwas verzog. „Ja, sind wir. Aber ich beobachte euch.”
 

„Ebenfalls.”
 

Mit einem letzten Nicken wandte sich Angel um und ging, Shura folgte ihm. „Wir melden uns sobald wir im Vatikan waren.”, rief sie über ihre Schulter.
 

„Das lief ja wirklich besser als erwartet. ”, kommentierte Beelzebub überrascht, als sie wieder allein waren. Lucifer nickte. „Rufen wir den Zirkel zurück. Wir können jetzt nur abwarten und hoffen.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2019-02-18T05:10:02+00:00 18.02.2019 06:10
Hammer spannung pur freu mich schon aufs nächste Kapitel
Antwort von:  Himikko
18.02.2019 20:03
Freut mich :)


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