Ein unverhofftes Familientreffen von Himikko ================================================================================ Kapitel 37: Zerbrechlicher Frieden ---------------------------------- Bon konnte immer noch nicht glauben, dass er sich soeben mit Dämonen verbündet hatte. Wenn das raus käme, wäre seine Exorzistenkarriere vorbei, bevor sie überhaupt begann. Erstaunlicherweise stellte er fest, dass es ihn nicht wirklich kümmerte. Er war noch nicht bereit Satan zu verzeihen, auch wenn er die blaue Nacht angeblich verursacht hatte, um Rins und Yukios Mutter zu retten. Allerdings rückte es den Dämonengott durchaus in ein neues Licht und wenn er die Dämonenkönige näher beobachtete, musste er sich eingestehen, dass sie anders waren, als er sie sich vorgestellt hatte. Wie sie miteinander umgingen, zeigte eindeutig, dass sie sich zwar öfter stritten, aber dennoch umeinander sorgten. Genau wie Geschwister bei den Menschen. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er sie wirklich für normale Menschen halten können. Er wollte Rin gern glauben und versuchen die Dämonen nicht als Monster anzusehen, sondern sich selbst ein Bild zu machen, aber es war nicht einfach. Außerdem war da noch die Frage, was danach kam. Im Moment waren sie Verbündete, aber sobald Lilith besiegt war, würden sie sich wieder im Kampf gegenüber stehen und Rin hatte klar gemacht, welche Seite er wählte. Konnte er überhaupt weiterhin mit ihm befreundet sein? Die Frustration nahm immer mehr zu. Warum musste er sich plötzlich zwischen Freundschaft und Verpflichtung entscheiden? Innerlich seufzend wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zu. Alle waren etwas verwirrt, als Lucifer sie nach ihren Namen frage, was Azazel mit „Sollen wir euch etwa Exorzist eins, Exorzist zwei und so weiter nennen?” kommentierte. Interessanterweise wechselten sie Blicke als Shiemi ihren Namen nannte, doch Bon achtete nicht weiter darauf. Nachdem sie sich etwas verunsichert vorgestellt hatten, begannen sie gemeinsam ihr Vorgehen zu planen. Noch immer herrschte Angespanntheit, vor allem Iblis und Astaroth warfen ihnen kalte Blicke zu. Sie zwangen sich, es zu ignorieren. Wenn sie Satan wirklich befreien wollten, mussten sie früher oder später nach Gehenna. Mit Zuversicht erfüllte es sie allerdings nicht gerade. Zu ihrer großen Verwunderung hatte sich Beelzebub inzwischen ein Blatt Papier besorgt und damit begonnen eine Karte von Gehenna zu zeichnen. Azazel half ihm, wenn er etwas vergaß einzutragen. Nach ungefähr fünf Minuten waren sie schon fertig. Zusammen schauten die Exorzisten auf die Karte. Darauf waren neun Bereiche zu sehen, einige Flüsse und Wälder, wichtige Gebäude, Gewässer und Berge. „Warum kannst du so gut malen? Und dann auch noch so genau.”, fragte Miwa etwas verwundert. Der Insektenkönig zuckte mit den Schultern. „Ich zeichne in meiner Freizeit öfter und Azazel hat ein photographisches Gedächtnis.” „Ernsthaft?”, murmelte Shima und sprach damit Bons Gedanken aus. Ein Dämon, der zeichnete? Sammelten sie vielleicht noch Briefmarken und gärtnerten?   „Glaubt ihr, wir sitzen den ganzen Tag auf unseren Thronen und geben Anweisungen? Schön wär's.”, grummelte Azazel. „Aber...bei Samael sehen die Schlachtpläne immer wie Kuchen aus.”, murmelte Shima verwirrt. Die Dämonenkönige brachen in Gelächter aus, während der Zeitkönig entrüstet seine (nicht vorhandenen) Zeichenkünste verteidigte. „Sorry Sammy, aber recht hat er.”, antwortete Azazel schulterzuckend und wandte sich an die Exorzisten. „Und ja, wir haben Hobbies wie jeder andere auch. Beel hat sogar einen Blog zu Insekten und einige seiner Follower sind Exorzisten.” Sie beschlossen einfach nichts mehr zu sagen. Es wurde sonst zu seltsam. „Jetzt aber mal zurück zum Wesentlichen.”, sagte Shura. „Was wollen wir jetzt mit der Karte?” „Planen.”, antwortete Lucifer und deutete auf das Zentrum der Karte, wo ein kleiner Turm zu sehen war. „Dieses Gebiet ist Pandemonium und das ist Vaters Palast, wo sich Lilith im Moment aufhalten wird. Wahrscheinlich ist Vater auch dort. Die zweite Möglichkeit ist ihr eigener Palast, der irgendwo im unerforschten Gebiet liegt.” „Unerforschtes Gebiet?” „Im Gegensatz zu Assiah entwickelt sich Gehenna weiter. Es dehnt sich immer weiter aus, also müssen wir Kundschafter senden, um die entstehenden Gebiete besiedeln zu können. Das kann allerdings sehr gefährlich sein, weil man nie weiß, was dort lauern könnte. Da wir momentan keinen Platzmangel haben, war das jedoch seit einer Weile nicht mehr nötig. ” Egyn schnappte sich derweil einen Stift und setzte einige Kreuze am Rande des Gebietes südlich von Pandemonium. „Hier waren die Dörfer, die sie angegriffen hat. Ihr Palast liegt also wahrscheinlich südlich von Iblis' Reich. Möglichkeit Nummer drei wäre der Tartaros.” Er umkreiste eine kleine Gittertür welche an der Grenze zwischen Iblis' Gebiet (keiner konnte die Buchstaben lesen, also wussten sie den Namen nicht) und Pandemonium lag. „Ist der Tartaros nicht eine Art Grube, wo böse Wesen gefangen gehalten werden?”, erkundigte sich Miwa zögernd. Beelzebub nickte. „In der Mythologie der Sterblichen schon. Es liegt auch teilweise unter der Erde und ist ein Gefängnis, also ist es gar nicht mal weit daneben. Hier landen die übelsten Verbrecher Gehennas. So ziemlich 99% der Insassen sind zum Tode verurteilt oder einige werden dort gefoltert. Bisher ist noch keinem die Flucht gelungen, da es ein riesiges Labyrinth voll mit Fallen und Bestien ist. Bis vor ein paar Wochen.” „Ihr foltert?”, fragte Shiemi entsetzt. „Wie sollen wir sonst an Informationen kommen?”, antwortete Amaimon schulterzuckend. „Lange Rede, kurzer Sinn.”, fuhr Iblis dazwischen. „Im Gegensatz zum Tartaros sind Alcatraz, Bang Kwang, San Quentin, Askaban, ADX Florence, Fuchu und wie sie alle heißen, Disneyland.” Konekomaru holte Luft, wahrscheinlich um den Dämonenkönig darauf hinzuweisen, dass es Askaban nicht gab, aber entscheid sich glücklicherweise um. Immerhin verstanden alle, was er damit sagen wollte. „Ihr glaubt, dass sie Satan in seinem eigenen Palast festhält. Warum nicht in einem von euren?”, hakte Izumo nach. „Unsere jeweiligen Stellvertreter halten in den Palästen die Stellung.”, begann Egyn. „Bei Beelzebub hat Haus Lahash und bei Samael Haus Cain das Kommando übernommen. Dort kommt sie also vorerst nicht rein.” ”Allerdings hat keiner mit einem Angriff auf Pandemonium gerechnet, es wäre gut möglich, dass sie ebenfalls überrumpelt werden.”, warf Samael ein. „Wenn Lilith wirklich durch Agneya gekommen ist, kann es außerdem sein, dass es längst ihr gehört.” „Dennoch kennt sie Vaters Palast am besten. Und wenn man ihr Ego bedenkt, will sie sicher dort auf dem Thron sitzen und nicht in ihrem eigenen Palast.” Shura nickte langsam. Das machte wohl Sinn. „Und habt ihr eine Vorstellung, wo sie ihn genau eingesperrt haben könnte? Ich schätze mal, es gibt ein Verlies?” Azazel bestätigte. „Es ist wie im Tartaros ein einziges Labyrinth, aber wir haben als Kinder oft dort unten gespielt, also werden wir uns nicht verlaufen.” „Ihr habt im Verlies gespielt?”, entfuhr es Bon. Der Geisterkönig zuckte mit den Schultern. „Dort gab es gute Verstecke. Vater war nie allzu begeistert davon, aber egal. Jedenfalls hat sie ihn wahrscheinlich möglichst weit weg von der Mitte platziert. Shura sah ihn überrascht an. „Warum?” Die Baal wechselten Blicke. „Seine Kräfte sind dort am stärksten. Mehr können wir nicht sagen.”, antwortete Egyn knapp. Er sah auf die Uhr. Es war bereits kurz vor Mitternacht. „Vielleicht sollten wir Schluss machen für heute. Ich gehe und schaue nochmal nach Rin.” „Können wir ihn sehen?”, fragte Shiemi zaghaft. „Nein.”, kam es von allen Baal wie aus einem Munde. Also konnten sie sich tatsächlich mal einig sein. „Ach und warum nicht?”, knurrte Bon herausfordernd. Rin war ihr Freund, da durften sie ihn ja wohl sehen! Die anderen Adepten protestierten ebenfalls, nur Yukio bleib still. So langsam wurde er dem angehenden Aria richtig unsympathisch. Er hatte immer zu ihm aufgesehen, doch nach dem, was Rin erzählt hatte, war einiges anders. Ja, sie waren damals auch mehr als gemein gewesen, aber Yukio war sein Bruder! Lucifer mischte sich ein, bevor ein Streit ausbrach. „Er braucht noch eine Weile Ruhe. Vielleicht morgen.” Noch immer waren sie dagegen, aber sie wollten sich nicht nochmal mit den Dämonenkönigen anlegen. Der Zwischenfall von vorhin reichte für ein Leben aus. Außerdem sollten sie Rin wohl nicht überwältigen, daher gaben sie widerwillig nach. Sie vereinbarten, sich morgen früh wieder zu treffen, vorerst sollten sie keinen Kontakt mit anderen Exorzisten aufnehmen. Die Dämonenkönige würden dafür versuchen sich mit verschiedenen Hexenzirkeln in Verbindung zu setzen. Da dies nun geklärt war, verschwanden Egyn, Samael und Azazel nach oben, Beelzebub in die Küche und Lucifer griff erneut zum Telefon. Ohne weitere Optionen schnappten sich die Exorzisten ihre Sachen und standen auf. Im Flur stellten sich allerdings Iblis und Astaroth in den Weg. Hinter ihnen lehnte Amaimon an der Wand, wieder mit einem Lutscher in der Hand und scheinbar teilnahmslos, aber man wusste nie. „Gibt es sonst noch was?”, fragte Shura, bemüht ruhig zu sprechen. Astaroth schnaubte. „Es ist uns scheißegal, was Lucifer sagt. Wir vertrauen euch nicht.” „Dann haben wir wohl was gemeinsam.”, knurrte die Exorzistin. Iblis trat bedrohlich näher. „Wenn wir mitbekommen, dass ihr Rin noch mal schadet oder ihn schlecht behandelt oder ihr es wagt uns zu verraten, werden die Exorzisten nicht mehr wissen, welcher Fetzen zu wem gehört hat, wenn wir mit euch fertig sind. Das verspreche ich euch.”, grollte er mit derselben dämonischen Stimme, welche er bereits im Wald benutzt hatte. Seine Augen glühten bedrohlich. Bon bewunderte Shura dafür, dass sie so ruhig blieb. „Haltet ihr euch an die Abmachung, dann tun wir es auch.” „Oh, das werden wir. Dämonen zahlen immer ihre Schulden. Heimzahlen schließt das natürlich auch ein.” „Wir sind vertrauenswürdig.” Der Feuerkönig verdrehte die Augen. „Das sagen sie alle, aber wir wissen, wie ihr Menschen seid. Ihr dreht es euch, wie ihr es braucht und lasst alles andere fallen.” „Wir haben Rin nie fallen gelassen!”, protestierte Shiemi, als sie die Andeutung erkannte. Astaroth lachte kalt auf. „Ja klar. Ihr wart ziemlich schnell weg, als ihr erfahren habt, wer er ist. Mag sein, dass ihr momentan mit ihm klar kommt, aber Menschen sind wankelmütig. Ihr wärt nicht die ersten "Freunde", die dafür sorgen, dass ein Nephilim auf dem Scheiterhaufen landet. Und was dich betrifft...”, er wandte sich an Yukio, welcher noch immer stumm blieb. „...richte nochmal eine Waffe auf unseren kleinen Bruder und du kannst was erleben.” Immerhin schienen sie sich wirklich um Rin zu sorgen. Vielleicht würde ihre Feindseligkeit später zumindest etwas nachlassen. „Was steht ihr dumm da und glotzt? Raus hier!”, fauchte Iblis. Shura hab abwehrend die Hände. „Ist ja gut, wir sind schon weg.” Natürlich spürten sie auf den Weg nach draußen die hasserfüllten Blicke in ihren Rücken. Allerdings war das wohl immer noch besser als ein Messer. .................................................................... „Endlich sind die weg.”, knurrte Iblis und ließ sich auf das Sofa fallen. Seine restlichen Geschwister hatten sich ebenfalls im Wohnzimmer versammelt. Kuro war nach oben verschwunden. Laut Egyn ging es Rin bereits wesentlich besser und würde, wenn alles gut ging, morgen früh aufwachen. „Worüber habt ihr euch im Flur unterhalten?”, erkundigte sich Azazel. „Ich konnte es oben nur gedämpft verstehen.” Astaroth zuckte mit den Schultern. „Wir haben sie nur daran erinnert, dass sie sich besser an unsere Abmachung halten und Rin nicht schaden.” „Ich kann immer noch nicht glauben, dass Yukio ihn so schlecht behandelt und auch noch mit einer Waffe bedroht hat!”, entrüstete sich Egyn. „Wären wir nicht mit ihm verwandt, würde ich ihm dafür die Haut abziehen und die Innereien rausreißen...” Iblis musste ein Grinsen unterdrücken. Egyn war eindeutig wesentlich zurückhaltender mit Gewalt, aber bei solchen Dingen war er nicht weniger sadistisch als der Rest. Der Feuerkönig musste sich sogar eingestehen, dass der Wasserdämon ihm manchmal sogar unheimlich war. Er erinnerte sich nur zu gut an diesen Alukah während der Rebellion. Es war kein Wasser in der Nähe gewesen, die Luft war zu trocken gewesen, um etwas daraus zu ziehen und Egyn hatte keine Waffen gehabt. Der Alukah hatte sich in Sicherheit gewogen doch nicht bedacht, woraus sein eigener Körper zu einem großen Teil bestand. Es war kein schöner Anblick gewesen, als der Wasserkönig mit ihm fertig gewesen war. Doch zurück zur Gegenwart. „Geht es eigentlich nur mir so oder fühlt ihr auch keine Verbindung zu ihm?”, erkundigte Beelzebub. „Ich merke zwar, dass er Vaters Blut in sich hat, aber das war's. Als wir Rin getroffen haben, kam der Beschützerinstinkt bei mir sofort, aber bei Yukio war irgendwie nichts.” Der Rest bestätigte, dass es ihnen ebenfalls so erging. „Es war zu erwarten, er ist nun mal ein Mensch.”, seufzte Lucifer. „Und es würde mich nicht wundern, wenn er und Rin sich weiter entfernen. Sie gehören in verschiedene Welten.” Sein Blick wanderte zu Azazel, welcher stumm auf den Tisch starrte. „Ist alles in Ordnung, Aza?” Der Geisterkönig zuckte mit den Schultern. „Ich denke nur an Vater.” Damit hatte er das ausgesprochen, worüber alle grübelten. Während die Exorzisten da waren, hatten sie sich nichts anmerken lassen, doch die Sorge um Satan war groß. Lilith würde ihn zwar nicht töten, aber das war nicht wirklich ein Trost. „Irgendwie holen wir ihn da raus. Wir lassen Lilith nicht gewinnen.”, verkündete Astaroth entschlossen. „Hoffen wir, dass sie uns nicht aufspüren kann. Rin wäre momentan ein gefundenes Fressen für sie.”, murmelte Beelzebub. Iblis schnaubte. „Nochmal lass ich das ganz sicher nicht passieren. Die soll ja die Pfoten von ihm lassen.”  Er erhielt zustimmendes Nicken, dann stand Lucifer auf. „Wir sollten uns jetzt um die Hexenzirkel kümmern und danach besser ins Bett gehen. Ich habe keine Lust, euch morgen raus schleifen zu müssen.” „Hätte Sammy die Exorzisten nicht so verdammt früh herbestellt, wäre das nicht nötig.”, grollte Iblis. Der nächste Morgen würde nicht angenehm werden, das wusste er jetzt schon. Der Zeitkönig verdrehte nur die Augen. „Hör auf, dich zu beschweren. Du wirst es überleben.” „...Ich hasse dich aus tiefster Seele.” ....................................................................... Lilith liebte es wirklich zu gewinnen. Seit Jahrtausenden ersehnte sie diesen Moment herbei und nun war er endlich gekommen. Nun, fast. Noch gehörte Gehenna nicht ganz ihr, Assiah musste sie ebenfalls noch unterwerfen und es den Menschen heimzahlen. Dennoch sie war zuversichtlich, dass dies rasch erledigt wäre. Sicher, die Dämonenkönige und der Nephilim stellten nach wie vor eine Bedrohung dar, doch nicht mehr lange. Das Halbblut würde sie schon bald in die Finger bekommen, Satan war aus dem Verkehr gezogen und Azazel fraß ihr fast aus der Hand. Nur die Stellvertreter nervten nach wie vor gehörig. Agneya, Iblis' Gebiet hatte sie auf den Weg nach Pandemonium eingenommen. Manala, Yggdrasil und Hawaiki, die Reiche von Azazel, Beelzebub und Egyn waren inzwischen gefallen, doch der Rest leistete durchgehend erbitterten Widerstand. Nicht, dass es viel nützen würde. Jegliche Hindernisse wurde ausgemerzt. Es hatte genug Verzögerungen gegeben und sie würde sich nicht von ein paar Adelshäusern und Bürgerlichen ihren Sieg ruinieren lassen. Sie nippte an ihrem Weinglas. Satan hatte eine stattliche Sammlung. ‚Bald ist es so weit.‘ Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sich die Tür öffnete und Superbia den Raum betrat. Die älteste Sünde kniete vor ihr nieder. „Majestät, bitte vergebt die Störung.” Wie sie diese Anrede vermisst hatte. „Du kannst dich erheben. Was bringst du mir?” „Avalon, Midgard und Folkwang leisten noch immer Widerstand. Momentan ist Invidia jedoch dabei ein Attentat auf Lord Cain zu verüben. Wenn er stirbt, wird Haus Cain sicher einknicken und Aion gehört euch.” Samaels Reich war also auch bald unter ihrer Kontrolle. Hervorragend. „Konntet ihr Indra bisher aufspüren? Ich habe solche Sehnsucht und ein Wiedersehen ist überfällig.”, fragte sie und kicherte. Wie sie es genießen würde diese Hure zu Tode zu foltern. Superbias Antwort missfiel ihr daher umso mehr. „Bisher leider nicht. Ira leitet die Suche-” Weiter kam sie nicht, denn Lilith war aufgestanden und hatte ihr eine Ohrfeige verpasst. Das Geräusch hallte in dem leeren Saal wieder. „Inkompetentes Pack! Wie schwer kann es sein eine einzelne Zeitdämonin aufzuspüren?! Soll ich etwa gehen und sie selbst suchen?!” „Natürlich nicht!”, antwortete Superbia erschrocken und senkte demütig den Kopf. „Bitte vergebt mir, es wird nicht erneut vorkommen. Wir werden sie finden und wenn ich jeden Stein in Gehenna umdrehen muss.” „Das will ich dir auch geraten haben. Ich dulde kein Versagen. Es ist schlimm genug, dass du dich damals so leicht hast versiegeln lassen. Du solltest mir also besser beweisen, dass du kein nutzloser Klotz Fleisch und Haut bist, verstanden?!” Erneutes Nicken. Seufzend setzte sie sich wieder auf ihren Thron. Nun, es war Satans Thron, aber jetzt war sie die Herrscherin Gehennas und solange er nicht zur Besinnung kam, würde er weiterhin eingesperrt sein. „Hast du zumindest Neuigkeiten zu dem Nephilim und den Baal?” Superbia nickte eifrig, offensichtlich erfreut Ergebnisse präsentierten zu können. „Sie sind nach wie vor in Japan und haben sich dort mit einigen Exorzisten getroffen. Es war eine Exorzisten namens Shura Kirigakure, der Bastardzwilling und mehrere Adepten, alle sind mit dem Nephilim befreundet. Sie haben eine vorrübergehende Allianz gebildet, um euch zu stürzen.” Die Dämonengöttin starrte sie an, dann begann sie für gut zwei Minuten zu lachen. Sie wollten sie mit einigen Exorzisten aufhalten? Wie drollig. „Also ist es tatsächlich gelungen? Wie erbärmlich.”, kicherte sie. „Sie wollen mit weiteren Exorzisten Kontakt aufnehmen und auch die Hexenzirkel zur Hilfe rufen.”, fuhr die blonde Sünde fort. Ihre Erschafferin machte eine abwertende Handbewegung. „Also bitte. Als ob mir ein paar Hexen gefährlich werden können. Gibt es sonst noch etwas, dass ich wissen sollte?” „Das ist vorerst alles. Sie bereiteten sich scheinbar für die Reise nach Gehenna vor, um Satan zu befreien. Aber das wird eine Weile dauern.” „Sehr gut.” Ein irres Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. „Lassen wir sie zu uns kommen. Du kannst jetzt gehen. Sag, dass ich nicht gestört werden will, es sei denn es gibt Neuigkeiten bezüglich der Lage in Assiah oder wenn ein weiteres Gebiet kapituliert. Und schicke die anderen los, damit sie Ira helfen.” „Natürlich.” Damit verließ die Aveira den Saal. Lilith ließ derweil einen Handspiegel erscheinen und betrachtete ,noch immer mit diesem wahnsinnigen Grinsen im Gesicht, das Speigelbild darin. Es zeigte Rin, schlafend. „Keine Sorge mein Kleiner, dein Leiden hat bald ein Ende.” flüsterte sie sanft, fast schon liebevoll. „Du, wie dein Vater und Bruder, gehörst mir.” ................................................................................. Manchmal wünschte sich Superbia wirklich, dass ihre Schwestern nie existiert hätten. Sie waren ihre Aufmerksamkeit kaum wert. Während Lilith, ihre Mutter und Erschafferin die Perfektion selbst war, so war Superbia nah daran. Nie würde sie es wagen sich auf eine Stufe mit ihrer Meisterin zu stellen, doch sie konnte stolz verkünden, dass sie über den Rest Gehennas stand. Ihre Schwestern dagegen waren...fehlerhaft. Sie waren bei weitem nicht so hingebungsvoll, wie es angebracht wäre und beschäftigten sich mit unwichtigen Dingen, anstatt alles zu tun, um ihre Königin zufrieden zu stellen. Dafür wurden sie geschaffen, doch sie akzeptierten es nicht. Sie wollten mehr. Sie waren dreist genug, um ihre eigenen Bedürfnisse vor ihre Aufgaben zu stellen. Dies war unentschuldbar. Irritiert knirschte sie mit den Zähnen. Wahrscheinlich vertrieb sich Luxuria mit irgendeinem namenlosen Dämon oder einer namenlosen Dämonin die Zeit in ihren Gemächern, Acedia schlief irgendwo und Gula plünderte zusammen mit Avaritia die Alkoholvorräte. Widerliches Pack. Die Bediensteten bemerkten ihre schlechte Laune und machten, dass sie weg kamen. Auch die Wachen machten einen Bogen. Es war offensichtlich, dass keiner von ihnen begeistert davon war, dass Liliths Leute hier waren, aber früher oder später wären sie gezwungen es zu akzeptieren. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie fast in Luxuria hinein lief. „Hier steckst du also!”, giftete sie ihre Schwester an. „Was hast du getrieben?! Ach, egal. Ich will es nicht wissen. Wo sind die anderen?!” Luxuria hob abwehrend die Hände. „Hey, bleib geschmeidig. Du bekommst nur Falten, wenn du dich weiter so aufregst.” „Beantworte die Frage!” Die jüngere Aveira verdrehte die Augen. „Wir haben nur zu Abend gegessen. Gula und Avaritia sind noch im Esszimmer und leeren einige Flaschen. Acedia ist auch dort, aber schläft wahrscheinlich.” Also machten sie sich wirklich über den Alkohol her. Typisch! Schnaubend fuhr Superbia herum und lief ohne ein weiteres Wort voraus. Luxuria folgte ihr in kurzem Abstand. „Gibt es eigentlich Neuigkeiten? Ich habe gehört, dass Invidia unterwegs ist, um Aion zu unterwerfen.” „Sie soll Lord Cain und notfalls die Familie gleich mit töten. Sein Haus wird dann einknicken und das Gebiet gehört uns.” „Also nehme ich an, dass Mutter zufrieden ist?” „Vorerst. Geschafft ist es aber erst, wenn Gehenna und Assiah vollkommen unter ihrer Kontrolle sind.” „Dachte ich mir schon. Immerhin hat sie Satan wieder, das scheint ihre Laune erheblich gebessert zu haben.”, kommentierte Luxuria und seufzte. „Zu schade, dass er an sie vergeben ist. Er sieht besser aus als alle Dämonen, die ich kenne und ich wette, er ist klasse im Bett.” Superbia legte eine Vollbremsung ein und drehte sich um. „Was stimmt nicht mit dir?!” Sie erhielt ein Schulterzucken. „Was denn? Er hatte insgesamt zehn Frauen und mehrere Affären, da ist das noch nur logisch. Allerdings würde ich zu seinen Söhnen auch nicht nein sagen...vielleicht lässt sie ja doch ein paar am Leben? Wäre sonst schade drum.” Sie leckte sich die Lippen. „Oh, und ich wette, der Nephilim ist noch unberührt. Ich könnte ihm so einiges zeigen...” Warum musste sie so verdammt nervtötend sein?! „Noch ein Wort und ich schwöre, dass dir deine Unsterblichkeit nicht helfen wird!” „Mann, du verstehst wirklich kein Spaß...” „Wenn es nur Spaß wäre!” Endlich waren sie am Esszimmer angekommen und betraten es. Mehrere leere Flaschen mit verschiedensten Weinen und anderen alkoholischen Getränken waren auf dem Tisch verteilt. Acedia schnarchte vor sich hin. „Na schau mal, wer da ist.”, begrüßte Avaritia sie. Ihre Füße lagen auf dem Tisch, in der rechten hielt sie eine halbvolle Flasche. „Und schon werden wir böse angestarrt...na, was passt dir denn diesmal nicht, oh Gebieterin?” „Lass das!”, fauchte die Blondine. „Typisch, dass ihr wieder nur am trinken seid.” „Denk an die Falten...”, murmelte Luxuria. „Halte die Klappe!”, kam die flapsige Antwort. „Du solltest dich echt mal entspannen.”, seufzte Avaritia. „Pandemonium und ein großer Teil Gehennas gehören uns. Der Rest wird folgen, also komm runter.” Superbia funkelte sie wütend an. Warum verstand sie nicht, dass jetzt nicht die Zeit zum Ausruhen war?! „Wie geht es denn nun eigentlich mit den Dämonenkönigen und dem Nephilim weiter?”, erkundete sich Gula. Immerhin eine zeigte Interesse. Aber warum musste es ausgerechnet Gula sein? „Sie sind nach wie vor in Assiah, aber werden sicher bald von selbst zurück kommen.” „Na, siehste.”, mischte sich Avaritia ein. „Also genug Zeit, um mal die Füße hochzulegen.„ „Nichts da.”, erwiderte die blonde Sünde unwirsch. „Ihr werdet Ira dabei helfen nach Indra zu suchen.” Kollektives Aufstöhnen ertönte. „Ira kriegt das sicherlich alleine hin, da müssen wir uns nicht einmischen.”, grummelte Luxuria. „Oh doch, das müsst ihr. Mutter hat es selbst befohlen.” Damit war die Diskussion beendet. „All der Stress wegen einer Zeitdämonin...”, murmelte Acedia, welche inzwischen äußert unsanft geweckt worden war. Superbia ignorierte das Gemurre. Je früher dies erledigt war, umso besser. ............................................................... Rin war noch nie eine Morgenperson gewesen. Wenn er einmal schlief, dann schlief er auch. Nicht selten hatte er sich fünf Wecker stellen müssen, um sich irgendwie aus dem Bett zu quälen, doch selbst das funktionierte leider nicht immer. Irgendwie schaffte er es nach wie vor aller Nase lang zu verschlafen und zu allen möglichen Dingen zu spät zu kommen. Seine Lehrer hatten es irgendwann aufgegeben irgendetwas zu sagen und waren eher überrascht, wenn er pünktlich an seinem Platz saß. Diesmal war es anders. Das erste, was er spürte, war ein weicher Untergrund und die Wärme einer Decke. Dies verwirrte ihn. War er nicht in einem Wald gewesen? Langsam öffnete er die Augen. Er lag in einem fremden Schlafzimmer...nein, Moment. Es war das Zimmer, welches er sich mit Amaimon teilte. Doch wie war er her gekommen? Er dachte angestrengt nach, dann fiel ihm langsam wieder ein, was sich am vorherigen Abend abgespielt hatte. Iblis hatte die Kontrolle verloren und wollte seine Freunde und Yukio angreifen, also hatte er eingegriffen, danach kam ein Streit mit Yukio und dann...Schmerzen. Fürchterliche Schmerzen. Als hätte man einen Teil seines Körpers herausgerissen. Seltsamerweise hatte er tatsächlich das Gefühl, als würde etwas fehlen und damit eine gewisse Leere zurücklassen. Er setzte sich auf und sah sich im Zimmer um. Amaimons Bett war verlassen und ungemacht, einige leere Süßigkeitsverpackungen lagen auf dem Boden herum. Überrascht stellte er fest, dass der Spiegel an der Wand mit einem schwarzen Tuch verhangen worden war. Hatte einer seiner Brüder neuerdings Angst vor Spiegeln? Er stand auf und begann sich anzuziehen. Danach ging er zum Fenster und zog die Vorhänge beiseite. Zu seiner weiteren Verwunderung ging gerade erst die Sonne auf. So früh stand er sonst nie auf. Ob seine anderen Geschwister ebenfalls wach waren? Der Nephilim beschloss einfach nach unten zu gehen. Zumindest auf Amaimon müsste er treffen, falls dieser nicht draußen unterwegs war. Bevor er die Tür erreichte, kam etwas schwarzes in den Raum gehuscht, sprang ihn an und warf ihn fast um. „Riiiiin! Ich bin so froh, dass es dir gut geht!”, ertönte eine nur allzu vertraute Stimme. Der Nephilim war überrascht. „Kuro, was machst du denn hier?” Die Nekomata sah ihn etwas nervös an. „Na ja, Lord Satan hat mich geschickt und ähm...vielleicht solltest du mit deinen Brüdern reden.” Rin runzelte die Stirn. Normalerweise sagte er direkt, was los war. Mit Kuro auf der Schulter verließ er das Zimmer und ging die Treppe hinunter. In der Küche fand er alle Dämonenkönige bis auf Iblis vor. Lucifer und Samael lasen Zeitung, Amaimon machte sich über ein Stück Kuchen her, Azazel trank Kaffee und spielte an seinem Telefon herum, Beelzebub ließ sich eine Schale Müsli schmecken, Egyn knabberte an einem Toast und Astaroth lag mit dem Kopf auf der Tischplatte. „Morgen...”, begrüßte Rin sie noch etwas verschlafen. Alle sahen auf. Egyn begann sofort los zu rattern. „Rin! Geht es dir gut? Tut dein Kopf noch weh-” Azazel fuhr dazwischen. „Bitte nicht so früh am morgen...schlimm genug, dass uns Samael aus dem Bett geworfen hat, da brauchen wir nicht noch deine Hysterie.” „Aber-” „Mir geht es gut, wirklich.”, versicherte Rin hastig, während er sich setzte. Kuro sprang von seiner Schulter und machte sich über eine Schale mit Futter am Boden her. „Aber...was ist gestern Abend passiert? Wo sind die anderen? Woher kamen diese Schmerzen?” „Den Exorzisten geht es gut. Wir konnten sie zu einer Zusammenarbeit bewegen.”, beruhigte der Lichtkönig ihn. „Wir erzählen dir alles, aber zuerst isst du etwas. Wir haben nicht so früh mit dir gerechnet...” Der Nephilim hatte absolut keinen Appetit, aber aß und trank etwas auf das Drängen seiner Geschwister hin. Zwischendurch kam auch ein überaus schlecht gelaunter Iblis dazu. Seine Haare waren zerzaust und immerzu musste er gähnen. „Verdammt sollen Samael und seine Schlafgewohnheiten sein.”, war alles, was er sagte. Scheinbar war er sogar zu müde, um sich über Kuro aufzuregen. Anschließend erfuhr Rin, was nach seinem Zusammenbruch alles geschehen war. Er war entsetzt, als er erfuhr, dass Lilith nicht nur Gehenna übernommen, sondern auch Satan besiegt hatte und es offensichtlich noch einen weiteren Verräter gab. Hörte das denn nie auf? Unangenehmes Schweigen folgte, als Lucifer fertig erzählt hatte. Tausende Gedanken kreisten im Kopf des Halbdämonen umher. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sein Vater dieser rothaarigen Hexe ausgeliefert war. Auch machte er sich Sorgen um die Stellvertreter, Kyrene, Agash, Vaya...sie alle standen in gewisser Weise mit seiner Familie in Verbindung, was würde also mit ihnen passieren? Und was würde mit deren Familien passieren? „Denke gar nicht dran, dir daran die Schuld zu geben.”, verkündete Beelzebub streng. „Wenn einer Schuld trägt, sind wir es. Wir hätten Lilith nicht unterschätzen dürfen und uns ist ein Fehler bei den Barrieren unterlaufen.” „Das halte ich nach wie vor für unwahrscheinlich.”, kommentierte Samael, doch Rin hörte nicht wirklich zu. „Ihr habt erwähnt, dass Shura und meine Freunde mit der Zusammenarbeit einverstanden sind, aber ist mit Yukio? Was hat er dazu gesagt?” Die Dämonenkönige wechselten Blicke. Das bedeutete nie etwas Gutes. „Er war eher..zurückhaltend.”, begann Egyn vorsichtig. „Er hat noch immer Probleme damit uns zu vertrauen und hat, wenn ich mich gerade nicht täusche, kein Wort gesagt. Wir wissen allerdings nicht, ob aus Trotz oder aus Schock wegen deines...Ausbruches.” „Diesbezüglich sollten wir nochmal reden.”, knurrte Astaroth. „Warum hast du nie gesagt, dass er dich nicht nur wie Dreck behandelt hat, sondern dich auch noch umbringen wollte? Der hat sie ja wohl nicht mehr alle beisammen!” Rin zuckte unwillkürlich zusammen. „Ich...ich habe es nicht für wichtig gehalten-” „Ist es aber!”, fuhr Iblis dazwischen. „Und wenn er oder sonst wer dich je wieder so behandelt, komm zu uns. Danach werden die dich nie wieder stören. Keiner legt sich mit unserem kleinen Bruder an und kommt damit davon.” Diese Aussage war rührend und etwas beängstigend zugleich. „Es ist schon ok.”, antwortete der Nephilim hastig. „Ich denke nicht, dass er mir nochmal Probleme bereiten wird. Ich hatte in diesem Moment einfach nur genug und...egal.” Er biss sich auf die Lippe. „Also...ist er immer noch sauer auf mich.” „...Wahrscheinlich.”, seufzte Lucifer. „Vergiss ihn.”, knurrte Iblis. „Er ist ein Arschloch und hat dich nicht verdient. Soll er sich eben von den Exorzisten herumkommandieren lassen.” Rin sah ihn entsetzt an. „Wie kannst du das sagen? Er ist mein Bruder! Und damit auch eurer!” Erneut wechselten sie Blicke. „...Oder nicht?” Hatte er irgendwo etwas verpasst? „Aus biologischer Sicht ist er unser Halbbruder, ja...”, begann Azazel langsam. „Doch da er ein Mensch ist, uns nicht akzeptiert und obendrein dich schlecht behandelt, ist es...kompliziert.”, fuhr Egyn fort. „Bei dir kamen damals unsere Instinkte sofort hervor und wir haben gleich eine Verbindung mit dir gespürt. Bei ihm war das nicht der Fall. Wir haben im Hinterkopf, dass wir mit ihm verwandt sind, aber wir können ihn nicht wirklich als Teil unserer Familie betrachten. Bruder hin oder her, Blutsbande können zerbrechen. Bei uns war ohnehin nie eins vorhanden und bei dir ist es am zerbrechen. Wärt ihr keine Zwillinge, wäre es längst fort.” „Und eins sag ich dir: wenn er wirklich auf dich geschossen hätte, hätte er uns mit uns zu tun bekommen.”, knurrte Iblis. „Manche lernen es erst, wenn man ihnen das Fleisch von den Knochen reißt.” Rin biss sich auf die Lippe.. „Also...gibt es keine Möglichkeit mich je wieder mit ihm zu vertragen?” „Na ja, kommt drauf an.”, begann Azazel langsam. Samael sah ihn scharf an. „Azazel.” Der Geisterkönig zuckte mit den Schultern. „Er hat ja wohl das Recht es zu wissen. Die meisten Nephilim können nur eine Seite ausleben, ihre menschliche oder die dämonische. Du konntest beide erleben, also wirst du dich für eine entscheiden können, sobald du dein unsterbliches Alter erreichst.” Rin sah ihn überrascht an. „Also könnte ich wieder ein Mensch werden?” „Nicht direkt. Du wirst immer zum Teil Dämon sein. Wenn du dich für die Sterblichkeit entscheidest, werden zum Beispiel dein Schweif und einige Instinkte bleiben. Allerdings wirst du logischerweise normal altern und irgendwann an Altersschwäche sterben. Eventuell wirst du sogar deine Flammen verlieren. Wenn du dich dagegen für deine Dämonenhälfte entscheidest, wirst du unsterblich werden, deine Kräfte werden noch stärker sein, du kannst in deine Dämonenform wechseln, von Sterblichen Besitz ergreifen und so weiter.” „Moment, Dämonenform?” Azazel nickte. „Hast du dich je gefragt, warum Dämonen oft mit Hörnern, Flügeln und Schweifen dargestellt werden?” Rin runzelte die Stirn und sah Astaroth an. „Jetzt wo ich drüber nachdenke, als du damals von Shiratori Besitz ergriffen hast, hattest du Hörner. Was ist mit denen passiert?” „Die verstecke ich in dieser Gestalt. Sie sind Teil meiner Dämonenform.”, erklärte er. Da der Nephilim immer noch verwirrt drein schaute, übernahm Lucifer die Erklärung. „Jeder Dämon hat eine Dämonenform. Man könnte es als unsere wahre Gestalt bezeichnen. Wir haben Hörner, unsere Haut verfärbt sich stellenweise oder komplett, manchmal verfärben sich auch die Haare, die Fingernägel werden zu Krallen und unsere Dämonenmale treten hervor. Außerdem verlängern sich die Zähne und Ohren und unsere Stimme wird wesentlicher tiefer und...verzerrter. Das dient unter anderem dazu gegenüber anderen Dämonen Dominanz auszudrücken.” „Und man kann super Sterbliche und Exorzisten mit erschrecken. Ob nun im Kampf oder aus Langeweile.”, steuerte Astaroth bei. Lucifer verdrehte die Augen. „Jedenfalls erschienen in der Dämonenform auch unsere Flügel und manche wachsen auch noch. Alastor ist so ein Kandidat.” „Woah, jetzt wartet mal.”, unterbrach Rin ihn. „Flügel?! Ihr habt Flügel in eurer Dämonenform?!” „Japp, die dienen neben Fliegen auch als Waffe und Schutz.”, bestätigte Astaroth. „Die Außenseite ist  nämlich hart wie Metall und können vielen Waffen stand halten. Die Kanten sind außerdem ziemlich scharf. Allerdings sind sie auch öfter im Weg. Ich werf ständig was mit denen um...” Der Nephilim starrte sie immer noch an. Flügel. Gut, sie hatten alle einen Schweif, aber Flügel?! Er war sich nicht sicher, ob das seltsam oder cool war. „Aber warum seht ihr dann immer so menschlich aus? In Gehenna habt ihr doch keinen Grund euer Aussehen zu verstecken.” „Je länger du in deiner Dämonenform bleibst, desto höher ist die Gefahr, dass du die Kontrolle über dich verlierst und beginnst alles um dich herum anzufallen. Man ist in dieser Form zwar wesentlich stärker, aber sollte nur im Notfalls darauf zurückgreifen. Manche Dämonen rennen auch mit ihren Hörnern rum, aber der Großteil behält nur den Schweif. Den verschwinden zu lassen, könnte nämlich als ein Zeichen von Schwäche ausgelegt werden.”, erklärte Lucifer. Der Nephilim fragte lieber nicht. „Man kann ich auch nur teilwiese verwandeln, aber das bringt jetzt eigentlich nicht viel. Höchstens wenn man einen Lacher braucht. Die meisten Sterblichen kreischen sofort los, wenn sich auch nur die Hand verwandelt.”, seufzte Azazel. „Und das sieht jetzt wie aus?” Er wusste nicht wirklich, wie er sich das vorstellen sollte. Azazel zog daraufhin seine Jacke aus. Er konzentrierte sich und vor Rins Augen begann sich seine linke Hand und der Arm zu verändern. Die Hand wurde komplett schwarz und dunkelgrau, seine schwarzen Fingernägel wurden länger und etwas dicker, sodass sie wie Klauen aussahen. Auch erschienen die bereits bekannten schwarzen Linien, seine Dämonenmalen. So schnell wie alles aufgetaucht, verschwand es auch wieder. Rin fühlt sich plötzlich ziemlich überwältigt. Zuerst erfuhr er, dass Lilith Gehenna übernommen hatte, dann musste er feststellen, dass er dabei war seinen eigenen Zwilling zu verlieren und nun auch noch das. Sicher, sie hatten bereits mehrmals das unsterbliche Alter erwähnt, aber von sowas war nie die Rede gewesen. Wenn er sich korrekt erinnerte, erreichte man das unsterbliche Alter in der Regel zwischen dem 16. bis 25.Lebensjahr (bei reinen Dämonen natürlich noch umgerechnet). Mit 16 hatte er es noch nicht erreicht, aber was wenn es mit 17 so weit war? Wie sollte er sich entscheiden? Wenn er die Unsterblichkeit wählte, konnte er bei seiner dämonischen Familie bleiben, aber was war mit seinen Freunden in Assiah? Sie alle würden altern, irgendwann sterben und verrotten. Shura, Yukio, seine Freunde, die Mönche im Kloster...er würde sie alle überleben. Nur Erinnerungen würden bleiben und wer weiß, ob die nicht irgendwann verblassten. Shiros Tod belastete ihn schon genug, wie sollte er mit so vielen weiteren klar kommen? Dafür würde er jedoch seine Familie verlieren, wenn er sich für die Sterblichkeit entschied. Warum musste immer alles so kompliziert sein?! „Du musst dich nicht sofort entscheiden.”, beruhigte Lucifer ihn. „Vorerst haben wir dringendere Angelegenheiten zu regeln.” Rin nickte stumm, dann fiel ihm der Spiegel im Schlafzimmer ein. „Warum ist eigentlich der Spiegel oben verdeckt?” „Das waren wir.”, antwortete Azazel. „Vielleicht kennst du ja diesen Aberglauben, dass wenn eine Person im Haus und stirbt und sie dann im Spiegel auftaucht, es weitere Tode geben wird, also wurden Spiegel und reflektierende Oberflächen zugehangen. Teilweise macht man das heute noch. Da ist in gewisser Weise was dran, verstorbene Seelen tauchen gerne mal in Spiegeln auf, natürlich ohne jemanden damit umzubringen. Jedenfalls können Spiegel auch benutzt werden, um in andere Welten zu schauen. Also haben wir sie zugehangen damit Lilith nicht versucht uns so zu beobachten oder sogar zu finden. Uns ist es leider erst gestern Abend eingefallen, als wir ins Bett gegangen sind.” „Man kann Spiegel also zum stalken benutzen?”, hakte Rin verwundert nach. „Du kannst sogar andere darin einsperren. Allerdings verliert derjenige dann oft den Verstand.”, fügte Amaimon hinzu. Der Nephilim beschloss in Zukunft großen Abstand zu Spiegeln zu halten. Astaroth schaute derweil zur Uhr. „Scheiße, die Exorzisten kommen in ein paar Minuten. Musstest du sie so früh herbestellen, Sammy?!”, grollte er irritiert. Der Zeitkönig verdrehte nur die Augen. „Hör auf dich zu beschweren. Je früher wir anfangen, umso besser.” Rin hielt sich lieber raus und stand auf, mit Kuro dicht auf den Fersen, um schnell in das Badezimmer zu gelangen. Zwar gab es vier davon, aber er wollte lieber kein Risiko eingehen. Bei seinem Glück wären bald alle vier blockiert und er war wirklich nicht in Stimmung sich um die Reihenfolge zu streiten. Hoffentlich würde das Treffen mit seinen Freunden nicht zu seltsam werden. .................................................................. Als die Exorzisten das Haus betraten, machte sich in Rin eine gewisse Unruhe breit. Er hatte sie ein halbes Jahr lang nicht gesehen und im Wald hatte er keine wirkliche Gelegenheit gehabt mit ihnen zu sprechen. Die Adepten waren offensichtlich ebenfalls unsicher, wie sie sich verhalten sollten bis zumindest Shiemi sich einen Ruck gab und ihn umarmte. Die anderen begannen nun ebenfalls ein Gespräch zu beginnen. Sie erkundigten sich, wie es ihm ging, erzählten was sich dem letzten Jahr in Assiah alles abgespielt hatte und so weiter. Für einen Moment fühlte es sich an, als wäre er nie weg gewesen. Seine Geschwister hielten sich taktvollerweise im Hintergrund. Yukio dagegen war sichtlich unwohl und sagte nichts außer einem simplen "Hallo.". Gut, wenn die leberfleckige Brillenschlange es so wollte, dann eben auf die Tour. Immerhin war Shura ihm gegenüber nicht wütend. Was sie natürlich nicht davon abhielt ihn in einen Würgegriff zu nehmen, nachdem sie sich erkundigt hatte, wie es ihm ging. „Du verdammter Volltrottel! Was ziehst du hier so 'ne Show ab! Weißt du, was wir uns für Sorgen gemacht haben?!”, schimpfte sie. Samael und Beelzebub, welche ebenfalls im Flur standen, mussten sich Mühe geben, um das Lachen zu verkneifen. „Ähm, hallo?! Rin an Samael und Beel...Hilfe, SOS hier drüben! Ich werde hier grad erwürgt!”, versuchte er ihnen telepathisch mitzuteilen, war sich jedoch nicht sicher, ob es ankam, da ihm noch die Übung fehlte. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hörten sie ihn sehr gut, doch sahen dennoch weiter amüsiert zu. „Wenn sie mich erwürgt, musst ihr Samaels Kram essen!” Dies motivierte den Insektenkönig recht schnell. „Er läuft bald blau an.”, kommentierte er, woraufhin Shura ihn endlich los ließ. Sie gingen in das Wohnzimmer, wo wie schon gestern die Dämonenkönige die Sofas in Beschlag nahmen, während sich die Adepten zusammen mit Shura und Yukio mit den Stühlen begnügten. Rin entschloss sich nach einigem Überlegen dazu, sich an der Stirnseite des Tisches hinzusetzen, sodass er zwischen beiden Parteien saß. Und notfalls dazwischen springen konnte falls etwas schief ging. Kuro machte es sich auf seinem Schoß bequem. Nun konnte der Spaß beginnen. Während seiner Zeit in Gehenna hatte Rin Familientreffen in den frühen Morgenstunde zur absoluten Hölle erklärt. Wenn man sowas veranstaltete, wenn alle Dämonenkönige gerade erst aus dem Bett gekrochen waren, grenzte das schon Wahnsinn. Lucifer und Samael waren irgendwie immer wach, Azazel dagegen war immer müde, ebenso wie Amaimon, Iblis und Astaroth. Am besten ließ man sie dann einfach in Ruhe oder man konnte sich auf einiges gefasst machen. Egyn war nicht wirklich ausgeschlafen, aber auch kein Morgenmuffel, er brauchte ein paar Minuten zum wach werden, dann ging es. Das gleiche galt für Beelzebub. Diesmal sahen sie allerdings etwas mitgenommen auf. Wahrscheinlich hatten sie nicht wirklich schlafen können, wenn sie wussten, was Zuhause los war. Oder eben kaum etwas wussten. Die Adepten sahen ebenfalls nicht wirklich wach aus, aber da sie keine Dämonen waren, bereitete ihm dies eher weniger Sorgen. „Moment hier fehlt doch einer...wo ist Iblis?”, fragte Lucifer. Wie auf Stichwort kam der Feuerkönig in den Raum geschlurft.„Komm ja schon...” Er wandte sich an die Exorzisten. „Wenn mich hier einer anspricht bevor ich meinen fünften Kaffee hatte, kann ich für nichts garantierten. Also Klappe.” Damit ließ er sich auf das Sofa fallen. „Gut, da wir nun alle beisammen sind, können wir ja beginnen!”, verkündete Mephisto ausgelassen. „Hör auf so gute Laune zu haben...”, murmelte Azazel, während Iblis dem Clown einen Blick schickte, welcher „Ich werde dich im Schlaf ermorden.” verkündete. Das waren doch mal tolle Voraussetzungen. „Also wir haben niemanden erzählt, was los ist, wie ihr es wolltet.”, begann Shura. „Kam bei euch was raus?” „Wir haben uns mit einigen Hexenzirkeln in Verbindung gesetzt und bisher haben alle ihre Unterstützung zugesichert.”, antwortete Lucifer. „Zu Gehenna ist dafür jeglicher Kontakt abgebrochen.” „Wen habt ihr denn versucht zu kontaktieren?” „Hexen, unsere Stellvertreter, Verwandte...” „Verwandte?”, fragte Rin verwundert. „Durch unsere Mütter.”, seufzte Egyn. „Wir haben allerdings kaum Kontakt. Manche weil sie gegen die Heirat waren, andere wollten nach den Toden nicht mehr mit uns sprechen und manche sind einfach zu durchgeknallt. Alleine Cousin Azrael hat einen gewaltigen Dachschaden...er steht auf Augen und sammelt die.” Astaroth und Beelzebub erschauderten. Rin sah sie fragend an, woraufhin Astaroth widerwillig zu erzählen begann. „Der hatte dieses Hobby schon als wir Kinder waren und wollte Beelzebub und mir die Augen für seine Sammlung ausstechen. Das kleine Mistvieh hatte schon das Messer in der Hand und ausgeholt, dann kamen seine Mutter und Vater dazu. Wären sie nicht gekommen, hätte er das sowas von durchgezogen.” „Einer der Gründe warum wir auf Familientreffen eher verzichten.”, fügte Amaimon hinzu. „Dann belassen wir es wohl besser dabei.”, kommentierte Shima nervös und zur Abwechslung stimmte da jeder zu. Rin wurde nun außerdem bewusst, dass Amaimon Azrael damals im Wald erwähnt hatte. Das wirkte schon wieder wie eine halbe Ewigkeit. Lucifer lenkte das Gespräch zurück zur Planung. „Zurück zum Wesentlichen. Von Gehenna können wir vorerst keine Hilfe erwarten. Wir wissen nicht, über wie viel Kontrolle Lilith verfügt und wer weiß, was die Aveira treiben-” „Die was?”, fragte Bon verdutzt. „Richtig...vielleicht sollten wir zuerst erklären, womit wir zu rechnen haben.” Der Lichtkönig begann die von Lilith geschaffenen Dämonen zu erklären und beschrieb die Kräfte der Aveira. „Also...die Aveira sind Teile von Liliths Seele und Verkörperungen der sieben Todsünden.”, fasste Izumo zusammen. „Superbia, also der Hochmut kann den Willen anderer kontrollieren. Invidia, der Neid ist eine Gestaltwandlerin und Zorn -Ira- kennt jeden Kampfstil und mit jeder Waffe umgehen?” „Genau.” „Und der Rest?” „Luxuria -Wollust- kann eure Wünsche, Bedürfnisse, Hoffnungen und Ängste sehen und sehr überzeugende Illusionen schaffen. Wenn sie sich dann noch mit Acedia -Trägheit- zusammen tut, kann das richtig übel werden. Sie kann Erinnerungen manipulieren oder sogar auslöschen, andere einschläfern oder betäuben und den Geist beziehungsweise den Verstand anderer einsperren. Das ist so schon unangenehm genug, aber wenn sie dann ihre Kräfte mit Luxuria kombiniert, treibt einen das ganz schnell in den Wahnsinn. Während der Rebellion haben sich plötzlich ganze Einheiten gegeneinander gewandt und zerfetzt. Von ihrem Verstand war nichts mehr übrig. Außerdem kann sie einem die Motivation und damit den Kampfeswillen rauben und ihren eigenen Einheiten geben.” „Bisher klingt sie am schlimmsten.”, stellte Koneko fest. „Je nachdem wie man es sieht. Gula kann Kräfte und Fähigkeiten durch einfache Berührungen kopieren und selbst nutzen, allerdings nur für eine bestimmte Zeit und die blauen Flammen sind nicht betroffen. Avaritia beherrscht Transmutation und Transfiguration. Einfach erklärt: sie kann die Form und Struktur von Gegenständen verändern. Wenn also zum Beispiel ein Wurfmesser auf sie zufliegt, kann sie es ganz einfach zu etwas harmlosen werden lassen. Soweit ich weiß, funktioniert es nicht bei Lebewesen, aber ich würde es nicht ausreizen. Ansonsten kann sie Metalle manipulieren. Das klingt vielleicht im ersten Moment nicht schlimm, aber glaubt mir, sobald der erste Brückenpfeiler auf euch zufliegt, überdenkt ihr diese Einstellung ganz schnell.” Die Exorzisten wechselten Blicke. „Was denn? Angst?”, lachte Astaroth. „Als ob!”, fauchte Shura und wandte sich wieder an Lucifer. „Du sagtest, sie wären Teile von Lilith. Heißt das, dass wir zuerst sie erledigen müssen, damit Lilith sterben kann?” „Wissen wir nicht.”, erwiderte Azazel. „Gut möglich, dass sie sterben wenn Lilith stirbt, vielleicht leben sie auch unabhängig von ihr weiter. Sie sind zwar Teile von ihr, haben aber ihre eigene Persönlichkeit sowie ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen. Invidia und Ira sind sehr sadistisch und blutdurstig. Ihnen ist es meist relativ egal, was Superbia ihnen sagt und sie sind auch nicht immer mit Liliths Entscheidungen einverstanden. Superbia würde alles tun was Lilith sagt, der Rest ist weniger fanatisch. Avaritia und Luxuria tun meist, was man ihnen sagt, aber sie sind keine großen Fans von unnötiger Grausamkeit. Sie töten unter anderem keine Kinder. Gula und Acedia sind Mitläufer.” „Tröstet mich jetzt irgendwie nicht so...” „Wie auch immer.”, mischte sich Egyn ein. „Im Moment scheint sie noch mit Gehenna beschäftigt zu sein, aber wir haben sie jetzt oft genug unterschätzt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sie mit dem Angriff auf Assiah loslegt. Die Erdbeben, die Tsunami und das seltsame Wetter ist erst der Anfang. Sie wird wahrscheinlich ganz Gehenna auf die Menschen hetzen, dann haltet ihr nicht mal eine Woche durch. Erst recht nicht, wenn sich alles und jeder im Zwiespalt befinden.” „Du meinst die Ritterschaft?” „Nicht nur.”, seufzte Beelzebub. „Momentan ist doch in ganz Assiah alles dabei den Bach runterzugehen. Führer verschiedenster Länder würden sich am liebsten gegenseitig in die Luft jagen, manche sind intelligenter als es vielleicht gut ist, während andere nicht mal die Flagge ihres eigenen Landes richtig zeichnen können. Dann mischen sich welche in Kriege ein und sorgen für die nächsten Konflikte und so weiter und so fort. Und ganz nebenbei tragt ihr alle noch zur Vernichtung eurer eigenen Welt bei, weil ihr alles verdreckt oder ganze Tierspezies aussterben beziehungsweise kurz davor stehen.” „Diese Welt ist am verrotten, ganz einfach.”, fügte Azazel hinzu. „Es ist immer dasselbe. Irgendwas passiert, die Leute regen sich einmal auf ohne was zu tun und sobald dann der nächste Twitter Skandal kommt, ist das vorherige Thema vom Tisch. Genauso gut könnt ihr für Lilith gleich eine Willkommensparty schmeißen.” Shura hab eine Augenbraue. „Also...sollen wir mit dem, was passiert an die Öffentlichkeit gehen? Wir sollen gestehen, dass es eine zweite Welt voller Dämonen gibt?” „Eventuell wird es dazu kommen. Der Orden allein ist vielleicht nicht genug.” „Aber dann würde Massenpanik herrschen!”, fuhr Bon dazwischen. „Schau mal raus. Die sind so oder so am durchdrehen.”, knurrte Astaroth. „Und lieber erfahren sie die Wahrheit, als das sich jemand die Situation zunutze macht und irgendwelche Lügen auftischt, um im Vorteil zu sein.” „Du meinst uns Exorzistin.”, stellte Yukio bitter fest. Es war das erste Mal, dass er gesprochen hatte. Azazel zuckte mit den Schultern „Unter anderem. Wäre nicht das erste Mal, dass die Kirche sowas abzieht. Wenn ihr uns nicht glaubt, googelt mal Hexenverfolgung. Oder die Kreuzzüge. Wikipedia hat lange Artikel dazu.” „Vorerst sollen wir uns trotzdem auf die Ritterschaft konzentrieren.”, warf Lucifer schnell ein. Shura nickte. „Ich nehme an, ihr habt einen Plan.” „Ja und eventuell wird der euch nicht gefallen.” Rin hatte befürchtet, dass er sowas sagen würde. 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