Ein unverhofftes Familientreffen von Himikko ================================================================================ Kapitel 20: Verdacht -------------------- Satan starrte seine ehemalige Geliebte an, welche die Nerven hatte, kurz vor Mitternacht vorbeizukommen um mit ihm zu reden. Ja, Indra war schon immer unberechenbar gewesen, aber das überraschte ihn doch ziemlich. Die Dämonin hob eine Augenbraue. "Ich weiß, ich bin reizend, aber mich nur anzustarren ist ungebührlich. Nicht einmal ein 'Hallo'?" Der Dämonengott verschränkte die Arme. "Du kommst kurz vor Mitternacht unangemeldet zu mir und erwartest, dass ich so tue als wäre es normal? Du weißt hoffentlich, dass die Wachen die Erlaubnis haben jeden anzugreifen, der sich unbefugt hier aufhält." Sie zuckte mit ihren zarten Schultern. "Ich wollte mir dir reden und so wie ich dich kenne, arbeitest du ohnehin bis spät in die Nacht. Wenn du allerdings nicht an der Herkunft dieser Blutjäger interessiert bist, gehe ich einfach wieder. Gute Nacht." Sie wandte sich um und wollte den Raum verlassen, doch Satan hielt sie auf. "Warte. Woher weißt du von den Blutjägern?" Sie stand mit dem Rücken zu ihm, dennoch wusste er, dass sie ihr typisches selbstzufriedenes Grinsen aufgesetzt hatte. "Oh, ich bitte dich. Dachtest du wirklich, niemand würde die plötzliche Verhaftung von Lord Araoich und seinen Adoptivkindern suspekt finden?" "Das erklärt nicht, warum du davon weißt." Sie drehte sich theatralisch seufzend zu ihm um. "Du vertraust mir nicht. Wie verletzend. Hat dir unsere gemeinsame Zeit so wenig bedeutet?" Er verdrehte die Augen. "Spiele nicht das Opfer. Wir waren uns bezüglich unserer Beziehung einig. Besser gesagt, hast du darauf bestanden und es auch beendet." Er sah zu Rin hinüber, welcher noch immer fest schlief. "Sprechen wir woanders darüber." Er hielt ihr die Tür auf und führte sie zu seinen Gemächern. Diese waren größer als die seiner Söhne und hatten neben dem Bade- und Schlafzimmer auch ein Arbeitszimmer. Er führte sie hinein und schloss die Tür. Indra machte es sich derweil auf einem Sofa bequem und sah sich um. "Deine Gemächer haben sich kaum verändert. Andererseits haben wir die meiste Zeit ohnehin in deinem Schlafzimmer verbracht, ich könnte mich somit täuschen." Satan ignorierte ihren Kommentar und schnappte sich die nächstbeste Weinflasche sowie ein Weinglas. Er hatte bisher nur eins getrunken und wollte es ursprünglich dabei belassen, doch wenn er sich mit der Zeitdämonin unterhielt, würde er etwas für seine Nerven brauchen. Er warf ihr einen fragenden Blick zu, sie verstand sofort. "Da sage ich nicht nein, danke." Er reichte ihr ein volles Glas und setzte sich ebenfalls, jedoch an seinen Schreibtisch. Er wollte ihr keine falschen Eindrücke vermitteln. "Also, ich hoffe du hast eine gute Erklärung, dass du mitten in der Nacht in unserem privaten Flügel auftauchst und von den Blutjägern weißt. Fang an, ich bin gespannt." Indra ließ sich nicht stören, sondern trank einen Schluck aus ihrem Weinglas. "Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du aufhören würdest mit mir zu reden als wäre ich eine dahergelaufene Bittstellerin." "Indra.", antwortete der ältere Dämon warnend. Er hatte wirklich weder Zeit noch Nerven für ihre Spielereien. "Schon gut." Sie stelle ihr Glas ab. "Ich bin hergekommen um mein Wissen zu teilen. Sicherlich bist du inzwischen in einer Sackgasse angelangt?" Satan schnaubte. "Und was willst du als Gegenleistung?" Indra tat nichts umsonst, sie erwartete stets etwas im Gegenzug. "....Einen Gefallen." Ah, da lag der Hase im Pfeffer. "Der da wäre?" "Deine Erlaubnis im Palast zu bleiben bis ich herausfinde, wer mich töten möchte." Mit dieser Antwort hatte Satan nicht gerechnet. Er verengte seine Augen. "Erzähle mir alles und lasse nichts aus." Sie sah ihn an. "Du glaubst, dass ich die Verräterin bin, nicht wahr? Du weißt, dass ich keinen Grund habe, Lilith zu unterstützen." "Zuzusehen wie Assiah brennt, klingt nach einem passenden Motiv. Samael hat deine Vorstellung von Unterhaltung geerbt, wie du sicher weißt." "Ich bin nicht dumm. Wenn Assiah brennt, wird auch Gehenna darunter leiden. Mein Zuhause. Selbst wenn dem nicht so wäre, ich würde lieber Weihwasser schlucken als dieser Hexe zu helfen." Zum ersten Mal konnte Satan deutliche Abneigung in ihrer Stimme hören und ihre grünen Augen blitzten entschlossen auf. "Wahrscheinlich wirst du mir nicht glauben, aber ich habe immer noch eine gewisse....Schwäche für dich. Ich möchte nicht, dass dieses Miststück dich wieder in den Abgrund reißt." "Du willst mir also erzählen, dass du Gefühle für mich hast, obwohl du damals darauf bestanden hast, dass es nur eine lockere Beziehung ist." "Ich sagte Schwäche, keine Gefühle. Mir war langweilig, dir war langweilig. Mein Ehemann war gerade verstorben. Das war das Beste, was mir je passiert ist." Sie sah gedankenverloren in ihr Glas. "Er war inkompetent, dumm und gierig. Für ihn war ich nur eine Trophäe. Mein Vater hat mich wie Vieh an den besten Bieter übergeben um seinen Einfluss zu vergrößern. Sie waren der Meinung eine Frau muss sich im Hintergrund halten und hat hübsch anzusehen, sowie fügsam zu sein. Man sollte meinen im 21. Jahrhundert wären derartige Denkweisen ausgerottet." Satan schwieg. Es war das erste Mal, dass Indra so offen war. "Ich hatte es satt die perfekte Tochter zu spielen." Erneut sah sie ihn an. "Ich habe beschlossen mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, verdammt seien die Konsequenzen. Ich habe die Zeit mir dir sehr genossen, aber ich wollte nie wieder heiraten. Ich möchte nicht ständig die Zweitbeste sein und im Schatten eines Mannes stehen." "Du weißt, dass ich dich als Gleichberechtigte behandelt hätte. Für mich sind beide Geschlechter gleichgestellt." Indra antwortete nicht, also fuhr er fort. "Wie auch immer. Dann kam Samael und du hast ihn abgeschoben. Ich kann deine Einstellung nachvollziehen, aber das entschuldigt nicht, was du getan hast." Sie seufzte. "Machen wir uns doch nichts vor. Wir wissen beide, dass ich eine furchtbare Mutter und eine noch schlechtere Ehefrau gewesen wäre. Das hattet ihr beide nicht verdient. Von meinem Vater wäre ich verstoßen worden, wenn er erfahren hätte, dass ich einen Bastard in die Welt gebracht habe. Ich habe das getan, was für alle am besten war." "Du hast gedroht ihn im Wald oder auf der Straße auszusetzen, wenn ich ihn nicht nehme." "Ich war verzweifelt. Vielleicht habe ich es ein wenig übertrieben, aber ich bereue meine Entscheidung nicht. Hätte ich ihn besucht, wäre mein Vater misstrauisch geworden." "Dennoch hast du dir die Mühe gemacht, ihm einen Namen zu geben. Worum ging es überhaupt bei eurem Streit? Samael schweigt wie ein Grab." Kurz nach dem Ratstreffen war sein Zeitältester ihr auf einem Gang begegnet und irgendwie war ein Streit ausgebrochen. Seitdem war er schlecht gelaunt. Sie wich seinem Blick aus. "Genug. Ich bin nicht hier um über die Vergangenheit zu reden. Die Gegenwart und die Zukunft sind wesentlich wichtiger. Ich habe einige Dinge gesehen, die dir nicht gefallen werden." Hervorragend, noch mehr Probleme. Höherrangige Zeitdämonen konnten oft in die Vergangenheit, Gegenwart oder auch die Zukunft sehen. Da jedoch kleinste Entscheidungen alles ändern konnten, waren diese nicht immer zuverlässig. Indra war allerdings schon immer eine talentierte Seherin gewesen. Sie konnte in die Vergangenheit sehen indem sie einfach Gegenstände berührte und ihre Visionen der Zukunft zeigten meist, was mit der höchsten Wahrscheinlichkeit eintrat. Indra interpretierte sein Schweigen als Zögern. "Vertraust du mir immer noch nicht?" "Warum hat Lilith nie versucht dich zu töten?"  Wahrscheinlich wusste sie die Antwort nicht, woher denn auch? "Sie hat es versucht." "Ich dachte, du weißt nicht wer dich töten will." "Ich rede nicht von jetzt, sondern von damals. Das Gift, welches meinen Ehemann tötete...es war für mich bestimmt. Der Wein, denn er trank, rührte er normalerweise nicht an. Ich war die einzige, die davon getrunken hat. Ich weiß nicht warum er aus seinen Gewohnheiten gefallen ist, es kümmert mich auch nicht. Allerdings hat der Attentäter schlecht gearbeitet, wahrscheinlich wurde er unterbrochen. Ich habe einige seltsame Tropfen vor den Weinregalen gefunden. Es war Naga-Gift. Ich weiß, wir waren noch nicht zusammen, aber da wir uns schon öfter begegnet sind und miteinander gesprochen haben, nehme ich an, das hat ihr schon gereicht. Auch nachdem ich dich verlassen habe, kamen noch einige Attentate. Vielen konnte ich glücklicherweise durch meine Visionen entgehen. Als du dann Ruha geheiratet hast, hat es nachgelassen. Dafür ging es vor einigen Wochen wieder los. Natürlich hat mein Vater kein Wort darüber in der Öffentlichkeit verloren." Ihr Blick schien ihn zu durchbohren. "Wollen wir jetzt endlich beginnen oder soll ich gehen?" "Schon gut, ich glaube dir.", seufzte Satan, Indra lächelte. Es war nicht spöttelnd sondern ehrlich. "Gut." "Also was weißt du über die Blutjäger?" "Ich habe einige Nachforschungen betrieben und konnte ihre biologischen Eltern in Erfahrung bringen." Satan musste wirklich ein Wörtchen mit der Garde und seinen Spionen reden. Sie rannten von einer Sackgasse in die nächste, während Indra die Sache innerhalb kürzester Zeit löste.   "Jemand den ich kenne?" Sie kam direkt zum Punkt, was selten genug war. "Ihre Mutter ist Aeshma. Sie sind damit Iblis Halbgeschwister." 'Scheiße. Warum müssen sich meine Vermutungen fast immer bestätigen?' "Bist du sicher?" "Es gibt keinen Zweifel. Wir hatten dieselbe Hebamme. Es war Zufall, dass ich darauf gestoßen bin. Ich bin ihr begegnet und habe so die Namen der Kinder erfahren sowie deren Schicksal. Scheinbar wurde sie von Aeshma um Hilfe gebeten. Nachdem Sie dich verlassen hatte, erfuhr ihr Mann von dem Seitensprung und er war rasend vor Wut. Er warf sie und ihre drei gemeinsamen Kinder auf die Straße." "Warum auch die Kinder?", fragte Satan stirnrunzelnd. "Er war der Überzeugung, dass sie das Ergebnis weiterer Affären waren." "Sie hätte zu mir kommen können." Er war nicht einverstanden damit, was diese Frau getan hatte, aber er hätte sie nicht mit drei Kindern im Regen stehen gelassen. Sie konnten nichts für die Fehler ihrer Mutter. "Ich nehme an, sie war zu stolz. Sie hat mit ihren Kindern um Asyl in einem der Tempel gebeten und lebte dort eine Weile mit ihnen. Kurz darauf kamen Liliths Attentäter." "Also ist sie tot?" "Ja, aber sie wurde erst später getötet. Nachdem was ich mir zusammengereimt habe, hat sie einen Deal mit Lilith gemacht um ihre Haut zu retten. Höchstwahrscheinlich hat sie sie mit Informationen versorgt. Irgendwann war sie nicht mehr nützlich, also hat man sich ihrer entledigt. Ich weiß nicht, warum Stihi und Aym Lilith folgen, vielleicht hat sie ihnen irgendeine Lüge aufgetischt und dich zum Sündenbock gemacht. Leider habe ich auch keine Ahnung, was mit dem dritten Kind passiert ist. Die Hebamme war eine andere und ich kenne weder Name noch Geschlecht des Kindes." Satan stöhnt frustriert auf. Warum konnte es nicht einmal einfach sein?! Indra lachte auf. "Nicht deine Woche?" "Das ist untertrieben.", murmelte Satan und rieb sich die Schläfen. Jetzt bahnten sich auch noch Kopfschmerzen an. Der Schlafmangel forderte wirklich seinen Tribut. Dämonen konnten länger als Sterbliche mit wenig oder sogar gar keinem Schlaf auskommen, aber er überschritt die Grenze. Er hatte wirklich genug für heute, es musste sich morgen alles durch den Kopf gehen lassen. Er stand auf. "Machen wir erst mal Schluss. Wir reden morgen weiter. Du kannst dann auch eines der Gästezimmer beziehen." "Ich darf also nicht bei dir schlafen?~" Satan warf ihr einen entnervten Blick zu, woraufhin sie kichernd ihr dunkelviolettes Haar beiseite strich. "Fragen kostet ja nichts." ............................................................................................ Yukio stand unentschlossen vor der Tür des Klosters und ließ seinen Blick über den Hof schweifen. Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an seit er hier gewesen war, dabei waren es nur ein paar Monate. Tausende von Erinnerungen erkämpften sich den Weg in seine Gedanken. Das erste Mal als Rin für sie gekocht hatte, ihre Geburtstage, wie sie zusammen mit den Priestern auf dem Hof gespielt hatten, die Messen (Rin hatte stets versucht sich davonzustehlen), Shiro brachte sie zur Schule... Er hätte hier sein sollen. Er hätte zusammen mit Shiro und den Priestern gegen Astaroth und sein Gefolge kämpfen müssen. Stattdessen war erst gekommen als alles längst vorbei war. Es war nicht leicht gewesen, das Chaos in der Kirche zu erklären, aber schlussendlich war es ihnen gelungen. Ein betrunkener LKW Fahrer war in das Kloster gekracht, hatte Shiro attackiert und getötet. In Yukios Augen eine mehr als lächerliche Behauptung, aber es spielte ohnehin keine Rolle mehr. Nicht wies mehr auf einen Dämonenangriff hin. Fast rechnete er damit seinen Vater irgendwo zu entdecken, denn er hatte am Abend stets noch seine Runden gedreht Er holte tief Luft und klopfte an die Tür. Es dauerte nicht mal eine halbe Minute, dann wurde sie geöffnet. Vor ihm stand ein junger Priester mit stachligem blonden Haar. "Yukio?!" "Hallo Izumi-", weiter kam er nicht, denn er wurde von dem älteren Exorzisten beinahe in einer Umarmung zerquetscht. "Gott sei Dank! Es geht dir gut! Als wir gehört haben, dass Dämonenkönige in der Heiligkreuz-Akademie gesichtet wurden, waren wir krank vor Sorge! Hatten sie es auf dich abgesehen? Weißt du schon etwas von Rin? Uns sagt keiner was!" "Warte!", stoppte Yukio ihn schnell. "Ich erzähle euch alles, aber nicht hier." "O-oh ja, Entschuldigung. Komm rein." Yukio trat ein und zog sich die Schuhe aus während Izumi die restlichen Priester zusammenrief. "Maruta! Kyodo! Nagatomo! Kommt schnell her, Yukio ist hier!" Die Priester begrüßten den Zwilling ebenfalls mit einer Umarmung (bei Maruta knackten seine Rippen bedrohlich) und schoben ihn ins Esszimmer, wo sie sich am Tisch niederließen. "Also was ist passiert?", fragte Nagatomo. "Wir haben gehört, was mit Rin passiert ist.", sagte Izumi vorsichtig. "Wurde er wirklich von allen acht Dämonenkönigen nach Gehenna verschleppt? "Ja. Ich war unterwegs und er alleine. Sie haben sich in das Wohnheim geschlichen und ihn gefangen." Kyodo fluchte, die anderen Priester wechselten entsetzte Blicke. "Also war alles umsonst.", knurrte Kyodo. "Diese verdammten Dämonen haben ihn tatsächlich geholt. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Mephisto Samael ist. Shiro hat ihm vertraut und er hat Rin einfach ausgeliefert. Traue nie einem Dämon." "Rückblickend betrachtet überrascht es mich ehrlich gesagt nicht, dass er uns verraten hat.", murmelte Yukio. "Und der Vatikan will Rin wirklich töten lassen, wenn er nach Assiah zurückkehrt?", fragte Maruta. Yukio nickte düster. "Verdammt nochmal!", fluchte Izumi. "Rin kann doch nichts für eure Verwandten! Er ist keine schlechte Person!" "Du weißt doch wie der Vatikan ist.", seufzte Kyodo. "Alles was Hörner und einen Schwanz hat, hat für sie in Assiah nichts verloren." "Und warum waren die Dämonenkönige nun in der Akademie? Ich schätze sie wollten dich?", hakte Nagatomo nach. "Nein, sie waren wegen etwas anderem dort. Es ist eine lange Geschichte..." "Wir haben Zeit." Zögerlich berichtete Yukio was an jenem Tag vorgefallen, was er erfahren hatte und von Lilith. Als sie fertig waren, ergriff Nagatomo erneut das Wort. "Also nur damit ich alles richtig verstehe. Sie waren auf der Suche nach Blutjägern, welche aus Spaß Halbdämonen jagen und töten. Dämonen und Menschen haben früher friedlich zusammengelebt, Satan will Frieden und eine Dämonin namens Lilith hat damals eine Rebellion gegen ihn angezettelt, wurde versiegelt und will jetzt Rache?" "Ja, das fasst es ganz gut zusammen. Wisst ihr etwas über Lilith?" "Sie war soweit ich weiß Adams erste Frau und wurde aus demselben Lehm wie er geschaffen. Sie wollte sich jedoch nicht unterwerfen und floh. Ihre Liebhaber waren Samael und Asmodeus, in manchen Legenden, ist sie eine der Frauen Satans, in anderen erwürgt sie nachts Säuglinge. So oder so gilt sie als Mutter der Hexen und Dämonen." "Also wisst ihr auch nicht mehr als die Bücher." Yukio seufze. Er hatte jedes Buch und sogar jeden Internetartikel über Lilith durchforstet, den er finden konnte. Die Resultate waren mehr als enttäuschend gewesen. "Glaubst du, was sie erzählt haben?", erkundete sich Maruta. Da lag das Problem. "Ich bin nicht sicher. Ein Teil von mir schon, es macht Sinn. Andererseits sind Dämonen chronische Lügner. Es würde außerdem alles erschüttern wofür der Orden steht! Sie müssen gelogen haben." Die Priester wechselten verunsicherte Blicke. Schließlich durchbrach Nagatomo die Stille. "Vielleicht sollten wir eine Nacht darüber schlafen. Morgen können wir weiter überlegen. Vielleicht finden wir doch eine Möglichkeit Rin zu retten oder können mehr über diese Lilith in Erfahrung bringen." Yukio stimmte widerwillig zu. Er würde ohnehin kein Auge zubekommen. .......................................................................... Indra schloss leise die Tür zu ihren Gemächern hinter sich. Glücklicherweise hatten weder ihre Eltern noch ihr Bruder etwas von ihrem Ausflug mitbekommen. Sie hatte wirklich keine Lust sich eine Lüge zu überlegen. Sie gingen ihr schon tagsüber genug auf die Nerven. Es war inzwischen schon ein Uhr morgens, doch sie verspürte keinerlei Müdigkeit. Sie hatte noch nie viel geschlafen. Stattdessen beschloss sie, die Zeit zu nutzen um ein Bad zu nehmen. Etwas ungewöhnlich um diese Zeit, aber sie konnte die Entspannung wirklich brauchen. Also ließ sie sich ihr Bad ein, zog sich aus und steckte ihre Haare hoch. Ihre Kleidung warf sie über einen der Stühle in ihrem Schlafzimmer. Schließlich ließ sie sich mit einem zufriedenen Seufzen im heißen Wasser versinken. Sie war mehr als erleichtert, dass ihr Besuch bei Satan so gut verlaufen war. Es würde einiges einfacher machen. Scheinbar hatte er wirklich noch eine Schwäche für sie. Für ihre Familie hatte sie sich bereits eine Ausrede überlegt, sie würden also ebenfalls keine Probleme machten. Außerdem konnte sie es kaum erwarten mehr über Satans neusten Sohn zu erfahren. Sie hatte nur einen flüchtigen Blick erhaschen können, doch allein die Vorstellung, dass er die Menschen und Dämonen komplett vernichten konnten, machte ihn interessant. 'Ich frage mich, wofür er sich entschieden wird. Meine Vision war diesbezüglich äußerst unklar. Wirklich schade, aber das macht es nur noch spannender.' Plötzlich hatte sie das Gefühl als wäre ein Eimer kaltes Wasser über sie ausgeleert worden. Jemand hatte unerlaubt ihre Gemächer betreten. Ihr Vater hatte sie verspottet als sie dieses Frühwarnsystem platziert hatte, aber das war ihr herzlich egal gewesen. "Nasu?". rief sie. Nasu war ihre Zofe und die einzige, die um diese Zeit noch wach sein könnte. Sie erhielt keine Antwort. 'Hat man denn wirklich keine Ruhe mehr?!' Widerwillig verließ sie ihre warme Wanne und schnappte sich das nächstbeste Handtuch um es um ihren Körper zu wickeln. 'Wenn das wieder ein betrunkener Nachtwächter ist, kann er sich auf etwas gefasst machen. Falls es ein Attentäter ist...muss ich mich wirklich mit den Wachen unterhalten.' Sie zog eine der Schubladen in dem Waschbeckenbereich auf und kramte darin bis sie gefunden hatte, was sie wollte: einen Dolch. Sie war zwar keine Kämpferin, aber ganz sicher nicht hilflos. Langsam ging sie auf die Tür zu. Als sie die Klinke berührte, verspürte sie das vertraute Kribbeln, welches eine Vision ankündigte. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich selbst, auf dem Boden liegend mit durchgeschnittener Kehle, über ihr stand eine vermummte Gestalt, ein blutiges Messer haltend. Ein wenig erschrocken zog sie ihre Hand zurück. 'Langsam habe ich wirklich genug davon meine eigene Leiche zu sehen.', dachte sie düster. Entschlossen drückte sie die Klinke hinunter und betrat den Raum. Alles war ruhig, doch sie wusste es besser. Eine innere Stimme schrie sie an beiseite zu springen und sie kam der Aufforderung nach. Das Messer verfehlte ihren Hals knapp. Sie wirbelte herum sodass sie ihrem Angreifer gegenüber stand. "Also wirklich. Deine Vorgänger hatten wenigsten den Anstand mich anzugreifen, wenn ich angezogen bin.", verspottete sie ihren Gegner. Dieser reagierte nicht sondern griff erneut an. Indra wich geschickt aus. Glücklicherweise war sie schon immer sehr flink gewesen. Während sie Abstand zwischen ihnen brachte, überlegte sie fieberhaft wie sie reagieren sollte. Höchstwahrscheinlich trug die Person eine Rüstung unter dem schwarzen Stoff, wahrscheinlich Leder für mehr Bewegungsfreiheit. Am besten griff sie also den Hals an. Beim nächsten Angriff verlangsamte sie die Zeit und bereitete sich darauf vor ihm die Halsschlagader zu durchtrennen als sie eine erneute Vorwarnung erhielt. Etwas nährte sich von hinten. Sie sprang nach vorne. Es waren zwei Attentäter? Scheinbar hatte jemand dazu gelernt. Sie versuchte einen Phasensprung durchzuführen, jedoch geschah nichts. Wie hatten sie so schnell Bannkreise errichtet?! Der zweite Angreifer schien eine Frau zu sein, denn sie konnte eine leichte Wölbung im Brustbereich erkennen. Nicht, dass dies momentan einen Unterschied machte. 'Zeit das zu beenden.' Sie hob die Hände um die Zeit anzuhalten. Es würde viel Energie erfordern, denn sie verwendete diese Fähigkeit relativ selten, aber es würde ausreichen um das Leben der Beiden zu beenden. Im selben Moment hielt die Frau etwas hoch. Indras Augen weiteten als sie erkannte was es war. 'Das ist doch wohl ein Scherz!' Ein rotes Leuchten erfüllte den Raum und sie spürte eine seltsame Hitze ihn ihrem Herzen, welche sich zunächst in ihrem ganzen Körper ausbreitete, bevor sie eisiger Kälte wich. Diese schien sogar ihre Knochen zu erreichen. Schließlich macht sich in ihr eine seltsame Leere bemerkbar, die sie nie für möglich gehalten hatte. Sie versuchte die Zeit zurückzudrehen, doch nichts geschah. Der Mann nutzte die Gelegenheit um sie zu packen und in die Wand zu schleudern. Diesmal wurde sie von keiner Vision oder Ahnung gewarnt, also waren ihre Fähigkeiten wirklich blockiert. Dieses vermaledeite Amulett! 'Verdammt...so werde ich nicht untergehen...' Sie hatte leider ihren Dolch verloren, doch er lag gar nicht weit weg. Sie könnte ihn erreichen, wenn sie sich anstrengte. Nur weil sie ihre Kräfte nicht hatte, würde sie nicht klein beigeben! Der Dämon kam zu ihr hinüber gestapft und begann sie zu würgen. "Was ist los? Du flehst nicht mal um dein Leben? Wie langweilig.", verspottete er die Zeitdämonin. "Als ob ich....je so tief sinken würde....dass ich.....um mein Leben flehe. Erst recht nicht...gegenüber solchem...Abschaum.", presste sie hervor und rammte ihr Knie zwischen seine Beine. Er ließ sie los und schrie vor Schmerzen auf. Indra schnappte sich eine Vase welche auf einem Tisch neben ihm stand und rammte es mit aller Kraft gegen seinen Schädel. Dann hechtete sie zu ihrem Dolch, so gut es ihn ihrem Handtuch eben ging. Kaum hatte sie den Dolch in der Hand, sprang der Dämon auch schon auf sie, sodass sie auf dem Rücken lag und er obendrauf. Erneut begann er sie zu würgen. "Du verdammtes-", begann er, doch weiter kam er nicht. Er hatte nicht bemerkt, was sie in der Hand hielt. Ohne zu zögern nahm sie Maß und schlitzte ihm die Kehle auf. Danach stieß sie den Sterbenden schnell weg um nicht mit seinem Blut besudelt zu werden. Sie wandte sich nun der Frau zu, doch diese war bereits hinter ihr und umschloss ebenfalls ihren Hals um sie zu erwürgen. Indra vergrub ihre Fingernägel im Gesicht ihrer Angreiferin, woraufhin diese sie fluchend los ließ und überraschenderweise die Flucht wählte. Nun hörte sie auch Schritte, welche sich hastig nährten. Nur wenige Sekunden darauf wurde die Tür aufgerissen und die Wachen kamen hereingestürmt. "Lady Indra, wir-", der Mann brach ab als er das Bild vor sich aufnahm. Ein sterbender Dämon lag auf dem Boden, über ihm stand die Erbin des Hauses in einem Handtuch und einem blutigen Dolch in der Hand. "Ach, wie gnädig von euch endlich vorbeizuschauen!", fauchte die Adlige. "Wo wart ihr vor fünf Minuten?! Ihr habt nur eine Aufgabe und setzt sie in den Sand! Jetzt geht und findet diese zweite Attentäterin oder ihr dürft euch eine neue Anstellung suchen!" Die Wachen starrten sie nur an. "Was gibt es denn zu begutachten?! Los, Abmarsch!" Endlich kamen sie der Aufforderung nach. "Volltrottel. Es wird immer schwerer gutes Personal zu finden.", murmelte Indra verächtlich und wandte sich an den Toten. "Dann wollen wir doch mal sehen, wer sich unter der Maske verbirgt." Sie zog die Kapuze und den Stoff, welcher Mund und Nase bedeckte beiseite. 'Silberne Haar, grüne Augen und normale Haut. Offensichtlich ein Mischling.' Sie begann damit seine Taschen zu suchen, in der Hoffnung etwas nützliches zu finden. Zur ihrer Frustration fand sie nichts. Dafür entdeckte sie etwas an seinem Unterarm: zwei Tätowierungen. Eine wies den Dämonen als Mitglied einer Eliteeinheit aus, die andere war ein Siegel. Sie starrte es einige Sekunden an, bevor sie leise auflachte. "Ich wusste ja schon immer, dass du mich nicht magst, aber mir Attentäter auf den Hals zu hetzen ist doch etwas zu viel des Guten, Azazel." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)