Ein unverhofftes Familientreffen von Himikko ================================================================================ Kapitel 19: Poker und Alkohol ----------------------------- Wäre Rin nüchtern gewesen, hätte er sich wahrscheinlich nie im Leben auf sowas eingelassen. Die Dämonen sahen ihn an als wäre er ein Stück rohes Fleisch und ihr dreckiges Grinsen machte es nicht besser. Iblis unterhielt sich kurz mit ihnen und eh er sich versah, saßen sie auch schon am Tisch.   "Ach und übrigens, kleiner Bruder.", sprach ihn der Feuerkönig an. "Ich schulde denen noch einiges an Geld, wäre also klasse, wenn du das nicht in den Sand setzt, ok? Kein Druck oder so. Du schaffst das schon."   Moment, was?   Bevor Rin die Bedeutung hinter Iblis Worten klar wurde, tätigten sie auch schon ihre Einsätze.   'Egal. Was soll schon schief gehen?'     ..................................................................     Eine halbe Stunde später hatte Rin einen gewaltigen Haufen Spielchips vor sich und die Dämonen guckten reichlich dumm aus der Wäsche. Eine kleine Dämonenmenge (Menschenmenge passte immerhin nicht wirklich) hatte sich um sie gebildet und sahen staunend zu, wie der Jugendliche die Stammspieler vernichtend besiegte. Sowas hatte es noch nie gegeben, jedenfalls nicht den letzten 500 Jahren.   Iblis feixte und klopfte Rin auf die Schulter. "Wusste doch, dass du mich nicht im Stich lässt. Noch eine Runde und wir sind fertig. Die anderen Dämonenkönige beobachten, ebenfalls äußerst perplex, was sich am Pokertisch abspielte.   "Das gibt's nicht.", murmelte Astaroth. "Die schummeln und er gewinnt trotzdem?"   "Scheint so.", brummte Beelzebub. "Ich schätze Iblis wird seine Spielschulden los."   "Ich würde nicht zu früh feiern.", sagte Egyn nervös. "Sie sehen aus als würden sie Rin gleich den Hals umdrehen."   Samael trank -offensichtlich vollkommen unbesorgt- aus seinem Glas. "Selbst wenn, wir sind auch noch da. Ich bezweifle, dass sie sich das trauen werden."   "Aber sie sind betrunken...", gab Azazel leise zu bedenken. "Betrunkene tun fast immer was dummes..."   "So wie sich in Vaters Palast zu übergeben?~"   Azazel starrte ihn nur schweigend an.   "Zu wem gehören sie überhaupt?", fragte Amaimon.   "Könnten zu mir gehören...", murmelte Astaroth.   "Könnten?", seufzte Samael.   "Du kannst mir nicht erzählen, dass du all deine Untertanen im Kopf hast."   "Nein, aber du solltest dazu in der Lage sein, Mitglieder deines Gefolges zu erkennen. Andernfalls würde ich wirklich deine Fähigkeiten anzweifeln. Oder noch mehr als ich es ohnehin schon tu."   "Hey!"   Rin bekam von alldem nichts mit. Es war an der Zeit die Karten aufzudecken. "Royal Flush."   Seinen Gegnern fielen fast die Augen aus dem Kopf, doch dann wurde die Überraschung zu Wut. Sie sprangen auf und wollten sich auf den scheinbar hilflosen Nephilim stürzen, dabei hatten sie allerdings Iblis und die restlichen Geschwister vergessen. Immerhin kamen sie einen ganzen Schritt weit, dann standen alle acht Baal hinter Rin, bleckten die Reißzähne und stießen ein markerschütterndes, wahrlich dämonisches Fauchen aus, während Iblis ihn näher zu sich zog. Eine klare Drohgebärde die aussagte: Haltet euch fern von ihm oder ihr bekommt es mit uns zu tun. Hätte Rin sich umgedreht, könnte er zudem festgestellen, dass ihre Züge wesentlich dämonischer geworden waren und sich ihre Pupillen stark zusammen gezogen hatten.   Die Fäulnisdämonen waren anfangs davon ausgegangen, dass Rin einfach mit Iblis befreundet gewesen war, denn die Geschichten um Satans neunten Sohn wurden oft als Gerüchte abgetan. Immerhin hätte man ihn in den letzten Jahren einmal sehen müssen und die Geburten der Dämonenkönige waren jedes Mal verkündet worden, doch die eines neunten Kindes nie.   Nun, da sie plötzlich allen Söhnen Satans gegenüber standen, erkannten sie, was für einen verheerenden Fehler sie begangen hatten. Betrunken oder nicht, Todeswünsche hegten sie nicht. Sie wichen zurück und senkten die Köpfe als Zeichen der Unterwerfung. Einige Dämonen -und zwar jene die in der Vergangenheit gegen sie verloren hatten, weil sie über den Tisch gezogen worden waren und einen Groll gegen sie hegten- nutzten die Chance um ihnen von hinten einen ordentlichen Schlag zu verpassen. Sie ließen das natürlich nicht auf sich sitzen und innerhalb kürzester Zeit war eine Prügelei ausgebrochen. Rin bemerkte am Rande, wie Samael ihn aus der Gefahrenzone zog und Egyn Iblis anfuhr.   "Du verdammter Trottel, das ist alles deine Schuld!"   "Meine Schuld?! Ich kann nun wirklich nichts dafür, dass sie es sich mit den meisten Barbesuchern verscherzt haben!"   "Egal, helft mir lieber da einzugreifen bevor jemand die Waffen zieht!", unterbrach Lucifer sie.   Grummelnd kamen sie seiner Aufforderung nach und sie schafften es mit der Hilfe einiger Barbesucher die Streitenden zu trennen.   Kurz darauf kam eine äußerst angepisste Jahi und verpasst den Pokerspielern Hausverbot. Ihre Angreifer ließ sie nochmal davonkommen, denn offensichtlich waren diese Schummler nicht beliebt gewesen.   "Tja, das lief doch besser als erwartet.", kommentierte Iblis als sie sich wieder hingesetzt hatten. Nur Lucifer und Samael waren kurz verschwunden um sich die Folgen der Prügelei zu kümmern.   "Wenn das deine Definition von 'besser' ist, will ich nicht wissen, was du dir unter dem schlimmsten Fall vorstellst.", fauchte Egyn. "Hast du auch mal an Rin gedacht!?"   "Hey, ihm geht's super. Und ich bin meine Schulden los."   "Die hättest du gar nicht erst gehabt, wenn du dich zusammen gerissen hättest!"   "Habe ich!"   "Wann kommt Lucifer wieder?", murmelte Azazel und sah sich suchend um.   "Immerhin ist es nicht weiter ausgeartet.", mischte sich Beelzebub ein. "Und es ist nicht so als wäre einer von uns an der Prügelei beteiligt gewesen."   "Ich habe mich als Kind ständig geprügelt.", sagte Rin plötzlich ziemlich laut.   Die Baal sahen ihn überrascht an. Dies war das erste Mal, dass er wieder gesprochen hatte und er war noch nicht fertig.   "Immer haben alle gesagt, es ist meine Schuld. Ich wollte nur meinen Bruder beschützen, das ist doch nicht falsch. Aber sie wollten alle, dass ich verschwinde und haben mich als Dämon beschimpft. Ich wurde immer bestraft und die Anderen getröstet. Ich hab' das gehasst. Der Alte hat immer gesagt, ich bin ein Mensch und ich habe ihm geglaubt...nein, ich hab's mir eingeredet. Aber wisst ihr was? Die hatten Recht, ich nicht. Ironie ist das, ne? Jetzt sind mich alle los und bestimmt glücklich. Schade, dass es nicht früher war. Dann würde der Alte noch leben. Die könnten nie 'nen Dämonen mögen..."   Er wurde immer lauter und begann etwas von Bon, Koneko, Shima und irgendwelchen Schreinen zu erzählen, aber sie verstanden ihn kaum noch.   Egyn warf seinen Geschwistern einen alarmierten Blick zu. Wie viele Gläser hatte er überhaupt schon getrunken?   "Vielleicht solltest du mit dem Trinken aufhören.", sagte Beelzebub vorsichtig und griff nach dem halbvollen Glas des Halbämonen. Rin schmollte und zog es aus seiner Reichweite.   "Waaaruuum?", quengelte er. Seine Stimmung hatte eine komplette Kehrtwendung gemacht, nichts deutete mehr auf seine Probleme, die er gerade beschrieben hatte, hin.   "Weil du voll bist.", antwortete Amaimon, scheinbar etwas von Rins Verhalten überfordert.   "Gar nich' waaahr! Mir geht's super!"   "Jetzt vielleicht, aber morgen früh dann nicht mehr!", hielt Astaroth dagegen.   "Aber ich will nicht gehen..."   Egyn gab sich größte Mühe Rins Gesichtsausdruck nicht mit dem eines getretenen Hundewelpen zu vergleichen.   "Ich will nicht wieder allein sein....", fuhr der Nephilim etwas leiser fort und klammerte sich ohne Vorwarnung an Azazel. Dieser zuckte erschrocken zusammen und schaute seinen jüngeren Bruder mit weit aufgerissenen Augen an.   "W-was machst du denn?", fragte er vollkommen perplex. Warum warf sich Rin ausgerechnet an ihn? Er war nun wirklich nicht die richtige Adresse, wenn es ums trösten ging!   "Wir lassen dich nicht allein.", versicherte Egyn dem Halbdämonen schnell, doch Rin schien ihn kaum zu hören.   "Das hat der Alte auch gesagt, aber er ist gestorben...er hat sich vor meinen Augen umgebracht...bestimmt hasst er mich...ich habe ihm gesagt, dass er nicht mein Vater ist. Jetzt kann ich ihm nicht mal sagen, dass ich das nicht so gemeint habe..." Inzwischen zitterte er und schien kurz davor in Tränen auszubrechen.   "Azazel, jetzt sag doch mal was!", sprach Astaroth den Geisterkönig in Gehennisch an.   "Was soll ich denn sagen?!"   "Du kümmerst dich doch um die Toten!"   "Ich glaube nicht, dass ihm das hilft oder er begreift-"   "Sag einfach irgendwas!", drängelte auch Egyn.   "Ok, ok..."   Unsicher sah er Rin an.   "Hey...", sagte er vorsichtig und strich ihm mit der Hand zögerlich durch die Haare. Das schien den Halbdämonen zu beruhigen, denn er hörte auf zu zittern.   "Shiro hasst dich nicht.", fuhr er fort und warf einen fragenden Blick in die Richtung seiner anderen Geschwister, die ihm bedeuteten fortzufahren.   "Woher willst du das wissen?", fragte Rin.   "Ich bin der König der Geister. Ich kümmere mich um die Toten. Viele kommen einfach durch, um andere muss ich mich extra kümmern, weil sie noch nicht bereit sind. Entweder weil sie etwas verbrochen haben, noch unerledigte Geschäfte haben oder plötzlich aus dem Leben gerissen wurden, wie durch Unfälle, Suizide und so weiter. Jedenfalls helfe ich ihnen dabei, ihre Angelegenheiten zu regeln und bestrafe die Schuldigen." Er wusste nicht, wie viel Rin wirklich verstand, aber da er schwieg, hörte er wohl zu.   "Shiro ist bei mir auch durchgekommen, er hat dich nicht gehasst. Er wusste auch, dass du es nicht ernst gemeint hast. Also mach dich nicht fertig deswegen."   Rin schwieg, Azazel war etwas verzweifelt. Dann kamen glücklicherweise Lucifer und Samael wieder.   "Da seid ihr ja! Helft mir mal-"   "Was auch immer ihr jetzt wieder angestellt habt, kümmert euch selber drum.", seufzte Lucifer. "Diese Dämonen haben wir wirklich den letzten Nerv geraubt. Ich stand kurz davor, mir einen Eispickel zu besorgen und mich mittels Lobotomie zu erlösen."   Samael seufzte theatralisch. "Seit wann so dramatisch, Bruder?"   "Sei du mal ganz still. Du warst kaum eine Hilfe." Jetzt bemerkten sie endlich Rin, der sich nach wie vor an Azazel klammerte.   "Was habt ihr denn mit ihm gemacht?!", entfuhr es dem Lichtkönig.   "Gar nichts! Er war plötzlich so!", antwortete Astaroth. Sie erzählten wie sich Rin in ihrer Abwesenheit verhalten hatte.   "Wenn er wirklich solche Probleme durch seine Dämonenhälfte hatte, hättest du dich ruhig mal einmischen können!", beschwerte sich Egyn beim Zeitkönig.   "Shiro hat mir kaum etwas erzählt, ich wusste nichts davon. Ich bezweifle ohnehin, dass es ihm etwas gebracht hat."   "Ach komm, du wusstest davon! Du wolltest nicht eingreifen.", knurrte Iblis.   Astaroth hatte sich inzwischen erbarmt und versuchte Rin von Azazel loszueisen, denn er drückte diesem mittlerweile die Luft ab. Zwar ließ Rin den Geisterkönig schlussendlich los, dafür war nun der König der Verwesung selbst fällig.   Astaroth stöhnte auf. "Ok, er ist wesentlich stärker als er aussieht. Liegt hier irgendwo ein Brecheisen!?"   "Ich schätze das ist unser Stichwort abzuhauen.", seufzte Lucifer. Wenn es weiter so ging, könnte der Nephlilim noch versehentlich das Stadtviertel niederbrennen.   "Denke ich auch.", bestätige Iblis und leerte schnell Rins Glas.   "Was denn?", fragte er als der Blicke seiner Geschwister bemerkte. "Wäre doch schade drum."   "Suffkopf.", murmelte Egyn.   "Wie bekommen wir ihn eigentlich die Treppe hoch?", erkundigte sich Beelzebub.   "Ich würde eher überlegen, wie wir ihn zum Palast bekommen...", grummelte Azazel.   "Vater wird sauer sein...", murmelte Amaimon.   "Ach, wirklich?", kam die sarkastische Antwort von Samael.   Amaimon öffnete den Mund, doch Beelzebub unterbrach ihn. "Das sollst du nicht beantworten." Der Erdkönig war noch nie gut darin gewesen, Sarkasmus zu erkennen.   Irgendwie schafften sie es Rin zum Tresen zu schleifen, wo Lesji ihm ein Glas Wasser in die Hand drückte.   "Ich glaube inzwischen würde auch kein Eimer Wasser mehr helfen.", grummelte Astaroth, doch zumindest hatte der Nephilim ihn losgelassen und hing nun an Samael, welcher absolut nicht begeistert war.   Iblis zahlte und gab beiden ein großzügiges Trinkgeld.   "Tut uns Leid wegen dem Aufruhr.", entschuldigte sich der Lichtkönig, doch Jahi winkte ab.   "Wir konnten diese Typen sowieso nie leiden. Sie haben uns immer so komisch angestarrt, wenn sie voll waren. Und ihr zahlt gut.", fügte sie grinsend hinzu.   "Bis dann.", verabschiedete sich Lesji. "Gute Besserung für euren Bruder und viel Glück mit Lord Satan. Er war schon letzte Woche mies drauf."   "Letzte Woche?", fragte Amaimon.   "Ja, er kam rein und hat was getrunken, schätze sein Keller war leer. Er hat auch irgendwie erwähnt, dass ihr mal wieder weg seid und er schon seit vier Stunden wartet."   Er hatte also wirklich einen Zwischenstopp zum Trinken eingelegt, bevor er nach ihnen gesucht hatte. Sehr nett, wenn auch verständlich.   Fünf Minuten später hatten sie es endlich geschafft ihren Jüngsten die Treppe hochzuhieven. Es war gar nicht einfach jemanden zu tragen, wenn derjenige einen um den Hals hing und die Luft abschnitt. Außerdem waren sie selbst nicht mehr wirklich nüchtern und teilweise etwas wacklig.   Mittlerweile hatte er sich an jedem mindestens einmal festgeklammert, momentan wurde Amaimon beglückt.   "Da seid ihr ja wieder. Ihr wart so lange dort unten, ich dachte schon ihr wärt zu voll um raus zu kommen. Moment, was habt ihr denn mit ihm gemacht?", meldete sich das Empfangsbuch zu Wort.   "Gar nichts, jetzt lass uns einfach hier raus.", knurrte Iblis.   "Ihr wisst, dass ich das nicht kann. Regeln sind Regeln! Nur weil euer Vater Lord Satan ist, könnt ihr euch nicht darüber hinwegsetzten! Also los, stellt euch an und wir sind ganz schnell durch.", erwiderte das Buch.   Iblis murmelte einige Verwünschungen, kam der Aufforderung jedoch nach. Es war äußert nervenaufreibend Rin dazu zu bringen, Amaimon lange genug loszulassen um seine Hand auf die Seite zu legen.   Nach geschlagenen fünf bis zehn Minuten waren sie endlich fertig.   "Na, dann sind wir ja schon fertig. Ich bin gespannt, was Lord Satan hierzu sagen wird."   "Ein weiteres Wort und ich verbrenne dich.", drohte Iblis knurrend.   "Pah, du bist immer noch so ein Raufbold. Dir sollte man mal etwas Respekt einbläuen-"   "Bis dann, wir müssen jetzt wirklich los!", mischte sich Lucifer ein und atmete erleichtert auf, als sie endlich wieder draußen standen.   Rin konnte kaum einen Schritt laufen, also stützten ihn Amaimon und Astaroth. Dummerweise hatte er einen leichten Schluckauf und bei einem ging er plötzlich in seinen Flammen auf, woraufhin sie ihn erschrocken fallen ließen, immerhin hatten beide bereits Bekanntschaft mit seinen Flammen gemacht.   "IHR TROTTEL! LASST IHN DOCH NICHT EINFACH FALLEN!", keifte Egyn.   "Ich bezweifle, dass er das mitbekommen hat.", seufzte Samael, während sie ihn wieder auf die Füße zogen.   "Also wie bekommen wir ihn zurück? Phasensprung?", fragte Astaroth.   "Hast du sie noch alle?", antwortete Iblis. "Da übergeben sich nüchtern genug. So voll wie er ist, geht das schief und ich habe keine Lust die nächsten 200 Jahre Papierkram zu machen."   "Gut dann trägst du ihn. Als Feuerdämon dürften dir seine Flammen am wenigsten ausmachen, richtig?~", feixte Samael.   "Aber-"   "Es ist auch deine Schuld, dass das hier passiert ist.", fügte Egyn hinzu.   "Ihr hättet genauso auf ihn achten müssen!"   "Hätte, hätte, Kerkerkette.", grummelte Azazel.   "Na gut.", gab sich der Feuerkönig geschlagen.   Ohne weitere Möglichkeit nahm er Rin Huckepacke. Natürlich krallte dieser sich erneut an ihn, sodass er kaum Luft bekam.   'Nächstes Mal mischen wir ihm was ins Getränk damit er am Ende bewusstlos ist. Dann kann ich ihn einfach über der Schulter tragen und er mich nicht erwürgen.', dachte der Feuerdämon grimmig.   Jetzt musste er nur noch die Sticheleien seiner Geschwister ertragen. Den ganzen Weg lang. Verdammt.     ........................................................................     Kurz vor Mitternacht erreichten sie endlich den Palast. Glücklicherweise waren die Gänge komplett ausgestorben, nur die Wachen liefen Patrouille. Einige von ihnen grinste als sie mitbekamen, was los war. Es war nicht das erste Mal, dass einer von Satans Söhnen zu betrunken war um zu laufen. Zwar kannten sie Rin nicht, aber sie konnten sich zusammenreimen wer er war.   'Immerhin ist Vater nicht mehr wach. So beschäftigt wie er ist, wird er hoffentlich hiervon nicht erfahren.'   Noch nie waren ihm die Treppen und Gänge so lang vorgekommen wie heute. Sie hatten nun den Flur erreicht auf dem ihre Zimmer lagen.   'Soweit so gut.'   "Wartet mal.", presste Iblis hervor. "Ich muss ihn jetzt mal kurz absetzen, sonst ersticke ich."   Er ließ Rin vorsichtig hinunter. Er war überrascht, dass er überhaupt noch wach war.   In diesem Moment öffnete sich zum Entsetzen der acht Geschwister (Rin bekam ja kaum noch etwas mit) eine der Türen.   'Scheiße.'     .....................................................................     Satan schob frustriert den wievielten auch immer Papierstapel beiseite. Wieder nichts. Irgendwas musste er übersehen! Diese vermaledeiten Blutjäger stellten ihn vor eine echte Herausforderung. Es war wie ein Puzzle, in dem die wichtigsten Teile fehlten. Sie mussten irgendeine Verbindung zu seiner Familie haben, anders konnte er sich Stihis Aussage gegenüber Iblis nicht erklären. Inzwischen hatte er eine üble Vermutung, doch hoffte, dass er sich irrte. Außerdem widerlegte eine weitere Aussage von Stihi seine Theorie...wahrscheinlich.   Hinzu kam noch ein Kommentar den Aym gemacht hatte. Laut Azazel hatte er erwähnt, dass 'Vater' enttäuscht von Stihi wäre, da sie es nicht geschafft hatte, Yukio zu töten. Welcher Vater war gemeint? Ihr biologischer oder Lord Araoich, welcher sie adoptiert hatte? So oder so hatte er sofort befohlen ihn unter Arrest zu stellen.   Er hatte noch einige zusätzliche Informationen zu den Beiden bekommen, aber diese waren kaum von Belang. Beide hatten neben dem adligen Leben normale Berufe erlernt. Aym war Schmied, Stihi eine sehr talentierte Drachentrainerin. Keiner der bisher Befragten hatte von ungewöhnlichen Dingen berichten können.   Seufzend stand er auf und warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. So viel zum Thema früh schlafen gehen. Wenn das weiter so ging, würde er bald noch weniger schlafen als Samael.   Apropos Samael. Er konnte die Präsenzen seiner Söhne im Gebäude spüren. Also hatten sie es wirklich hinbekommen vor drei Zuhause zu sein. Beeindruckend.   'Na mal sehen, wie voll sie diesmal sind. Ich wollte mir sowieso noch ein paar Bücher aus dem Archiv holen. Wer braucht schon Schlaf? Ist doch langweilig.', dachte er grimmig.   Ziemlich unmotiviert öffnete er die Tür und trat auf den Flur. Als seine Söhne ihn entdeckten, erstarrten sie. Also hatten sie mal wieder etwas angestellt.   "Was machst du denn hier?!", entfuhr es Iblis.   Satan hob eine Augenbraue. "Ich lebe hier. Also was habt ihr diesmal angestellt?"   Die Dämonenkönige wechselten unbehagliche Blicke. Satans Blick fiel nun auf seinen Jüngsten, welcher äußerst wacklig auf den Beinen zu sein schien und sich an Iblis festhielt.   'Oh, das ist doch jetzt nicht wahr. Nicht schon wieder.'   Rin versuchte einen Schritt zu gehen, jedoch wäre er sofort hingeflogen, wenn Satan ihn nicht aufgefangen hätte. Zu seiner Überraschung klammerte sich der Halbdämon sofort an ihn. Gut, hier war etwas ganz faul.   "Er ist betrunken.", stellte er fest. Die Dämonenkönige schluckten. Sie kannten bereits den Unterscheid zwischen normaler Ruhe und wütender Ruhe in seiner Stimme.   "Also ja....witzige Geschichte.", begann Astaroth.   "WAS BEIM TARTAROS HABT IHR EUCH DABEI GEDACHT!", explodierte der Dämonengott. Seine Flammen schossen hervor, sodass seine Söhne einige Schritte zurückgingen. Rin zuckte erschrocken zusammen und wimmerte leise, woraufhin sich Satan zwang, sich zu beruhigen. Er hatte ihn schon genug verängstigt, da musste er es nicht auf die Spitze getrieben. Abgesehen davon wollte er nichts aus Versehen anzünden.   "Naja, so gesehen haben wir uns an deine Bedingungen gehalten-", begann Amaimon, doch Satan ließ ihn nicht aussprechen.   "So gesehen? So gesehen?! Habt ihr auch mal eine Sekunde an Rin gedacht oder ist euer Verantwortungsbewusstsein unter einen der Tische gekrochen und dort krepiert?! Er ist 15 und ihr füllt ihn ab?! Und kommt mir jetzt nicht mit 'Ich dachte, er hat aufgepasst'! Ich habe erwartet, dass zumindest Lucifer, Beelzebub oder Egyn einen kühlen Kopf behalten, aber nein!"   "Agares ist auch eine Nephilim und sie hatte nie ein Problem mit dem was Rin getrunken hat!", antwortete Beelzebub schnell.   "Und wir haben versucht sie aufzuhalten!", fügte Egyn hinzu.   "Na, das hat ja wunderbar geklappt.", antwortete Satan trocken, die Stimme mit Sarkasmus triefend. "Und was Agares betrifft, sie ist als Dämonin erzogen worden und hatte kaum Kontakt mit ihrer menschlichen Hälfte, da ist es nicht verwunderlich, wenn sie mehr aushält! Ist euch überhaupt bewusst, wie sehr das nach hinten hätte losgehen können?! Er hätte die Kontrolle verlieren oder sich eine Alkoholvergiftung zuziehen können! Ihr könnt nicht einfach davon ausgehen, dass er so viel wie ein gewöhnlicher Dämon verträgt!"   Etwas beschämt sahen einige der Baal zu Boden, doch Satan war immer noch nicht fertig.   "Hinzu kommt noch, dass jeder dahergelaufene Dämon oder Dämonin sich seinen Zustand zu Nutze machen kann. Habt ihr eine Vorstellung davon, was allein in Assiah mit denen in seinem Alter passiert, die auf solche Leute treffen?! In Gehenna kommt das genauso vor, also strengt bei sowas gefälligst eure Schädel an!"   "Wir waren die ganze Zeit bei ihm.", versuchte Lucifer die Situation zu entschärfen.   "Wenn die Barkeeperin oder eine der Besucherinnen hübsch genug gewesen wäre, wärt ihr ganz schnell weg oder Zuhause in euren Zimmern gewesen und hättet euch später gewundert wo er denn hin ist. Das wäre nicht das erste Mal.", knurrte der Dämonenkönig.    "Du hast mich auch schon mal vergessen, als du irgendwelche Adlige besucht hast und es erst am Abend bemerkt, nachdem meine Mutter nach mir gefragt hat.", murmelte Astaroth.   "Versuche nicht das Thema zu wechseln!", fauchte Satan. Außerdem konnte man bei acht Söhnen auch mal durcheinander kommen.   "Also habt ihr noch was zu sagen?"   Azazel blinzelte kurz. "Kannst du das ab dem Mittelteil nochmal wiederholen? Habe den Faden zwischendurch verloren..."   Satan gab sich größte Mühe nicht erneut durchzudrehen, sondern fuhr sich fluchend durch die Haare. "Gut, es ist schon spät also reden wir morgen darüber. Glaubt aber nicht, dass ihr damit davon kommt. Haben wir uns verstanden?"   Zustimmendes Murmeln erklang.   "Komm schon Rin, schaffen wir dich ins Bett.", seufzte Lucifer und versuchte den Griff seines Bruders zu lösen, doch zur Überraschung aller Anwesenden klammerte er sich noch fester an Satan.   "Will nicht weg...nicht allein...", murmelte er und warf sich förmlich an seinen Vater, woraufhin dieser ein kurzes Japsen ausstieß.   "Er ist scheinbar etwas...anhänglich, wenn er trinkt.", erklärte Beelzebub.   Erneut seufzte der König Gehennas. "Ich bringe ihn ins Bett. Jetzt geht schon."   Froh dass sie vorerst gehen konnten, kamen sie der Aufforderung schnell nach.   Kopfschüttelnd betrachte Satan seinen Jüngsten, welcher immer noch an ihm hing als wäre er ein Rettungsring. Leider war es nicht der erste Mal, dass er einen seiner Söhne ins Bett tragen musste. Um genau zu sein, hatte er es mit jedem durch und Rin musste diese 'Tradition' natürlich aufrecht erhalten. Als er jedoch versuchte ihn hochzuheben, knurrte der Halbdämon etwas vor sich hin und verstärkte seinen Griff noch mehr.   "Rin, ich lasse dich nicht allein. Ich muss ich dich aber irgendwie hochheben, also lass bitte kurz los.", sagte er geduldig. Nach kurzem Zögern ließ der Jugendliche zumindest soweit locker, dass Satan einen Arm um ihn und den anderen unter seine Kniekehlen platzieren konnte. Er hob Rin vorsichtig hoch und trug ihn zu seinem Zimmer.   'Morgen wird er auf jeden Fall seinen Spaß haben.'   Nachdem er ihn auf seinem Bett abgesetzt hatte, stellte sich das nächste Problem ein. Er war zu benebelt um sich umzuziehen, geschweige denn dazusitzen ohne umzukippen, also musste Satan mit Kissen kreativ werden und ihm helfen. Nach einer quälenden Viertelstunde hatte er es endlich geschafft und der Nephilim lag im Bett.   Es dauerte keine Minute, da war er auch schon eingeschlafen. Etwas erschöpft setzte sich Satan auf den Bettrand und strich seinen Sohn zunächst zögerlich, dann gedankenverloren durchs Haar.   "Warum müsst ihr mir alle solche Sorgen machen?", murmelte er vor sich. "Yuri würde mich rund erneuern, wenn sie hiervon wüsste." Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Wer kam denn bitte kurz nach Mitternacht vorbei?! Vielleicht war es einer seiner Söhne.   "Herein."   Es war keiner seiner Söhne.   "Indra?"   Sie lächelte. "Verzeih die späte Störung, doch es gibt einiges zu bereden." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)