Ideensammlung von Teilzeit_Otaku (Non-Slash Edition) ================================================================================ Kapitel 1: Katlyn Forbes ------------------------ Katlyn Forbes (aka. ein komplettes Kapitel in dem es nur um das Verzehren einer Pizza geht) _______________________ „Wir werden so unfassbar viel Spaß zusammenhaben", ertönte die aufgedrehte Stimme meiner Kindheitsfreundin aus dem Nachbarzimmer, während ich versuchte meine Hygiene- und Kosmetikartikel irgendwo in diesem bereits vollgestellten Badezimmer unterzubringen. „Ja, ganz bestimmt", pflichtete ich meiner zukünftigen Mitbewohnerin bei und zog aus einem der Schränke bereits die dritte leere Shampooflasche hervor. Olivia konnte man durchaus als Messie bezeichnen. Fluchend stellte ich meine Kosmetiktasche auf den Badewannenrand und gab mich vorerst geschlagen. Wenigstens besaß ich ein eigenes Schlafzimmer und musste dort nicht ebenfalls um eine Ablagefläche für meine Sachen kämpfen. Ein schrilles Klingeln durchflutete die Wohnung, als ich aus dem Badezimmer in den Wohnbereich trat und meine Freundin eilte an mir vorbei zum nächsten Spiegel. Skeptisch runzelte ich die Stirn, verschränkte meine Arme vor der Brust und konnte mir mein amüsiertes Schmunzeln kaum verkneifen „Wir erwarten den Pizzalieferanten und du überprüfst dein Make-up?" Meine hochgewachsene Mitbewohnerin wendete ihren Blick vom Spiegel ab und zuckte mit einem verschmitzten lächelnd die Schultern „Du weißt doch, ich warte immer noch auf meinen Popeye." Offensichtlich zufrieden mit ihrer eigenen Aussage tänzelte Olivia zur Tür und ließ mich kopfschüttelnd zurück. Manchmal fragte ich mich insgeheim, wie ich an dieses aufgeweckte Ding geraten konnte. Bereits an Olivias Stimme ließ sich erahnen, dass sie den Lieferboten nicht zu ihrem zukünftigen Ehemann auserkoren hatte. Mit einem erneuten Kopfschütteln machte ich mich daran Besteck und einen Pizzaschneider zu besorgen - einen Vorteil besaß die Großstadt durchaus, es gab in näherer Umgebung mindestens zwanzig brauchbare Lieferanten, somit musste ich mich nicht mehr Abmühen irgendwelche essbaren Gerichte zu zaubern. „Einmal Brokkoli für mich und Salami für die holde Maid", gluckste Olivia und stellte die Pizzakartons auf dem Küchentresen ab, „Gibst du mir die Schere?" Verwirrt blickte ich auf und legte das Besteck zu den Kartons „Schere?" „Ja, Schere. Diese Ding mit dem du auch Papier und andere Materialien zerkleinern kannst", antwortete Olivia und rutschte auf den Barhocker, streckte ihre Hand wedeln in meine Richtung, „Nun mach schon, ich bin am Verhungern!" Noch immer leicht perlex öffnete ich die Schublade unter der Spüle und kramte die Schere hervor „Du willst die Pizza allen Ernstes mit einer Schere zerschneiden?" Skeptisch runzelte ich die Stirn und tauschte die Schere gegen meine Pizza ein, welche mir Olivia hinschob. „Das ist unheimlich praktisch, glaub mir", hauchte meine Mitbewohnerin mir entgegen, als sie ihren Pizzakarton öffnete und dem bestellten Essen einen beinah verliebten Blick zuwarf. Tatsächlich griff sie kurz darauf nach der Schere und schnitt ihre Pizza ohne großen Kraftaufwand in kleine Teile. Sollte ich sie nun als Genie oder doch lieber als Verrückte abstempeln? „Soll ich?", fragte sie mich und hob die Schere, „Glaube mir einfach Katlyn, wir verkürzen das Leiden der Pizza damit. Zumindest mehr, als wenn du sie jetzt mit dem fast stumpfen Pizzaschneider peinigst." Verrückt, eindeutig. Da ich bereits in unserer Kindheit herausfand, dass es nicht viel brachte, mit Olivia zu diskutieren, schob ich ihr meinen Karton wortlos hin. „Sag mal", begann Olivia, als sie ihr tun beendete und wir anfingen zu essen. Ihr herumdrucksen ließ mich bereits unangenehme Gesprächsthemen erahnen und ihre folgende Frage bestätigte mein Verdacht: „Wie geht es eigentlich deinen Eltern und Robin. Du hast noch kein Wort über sie verloren, seitdem du hier bist." Mit gespieltem Desinteresse zuckte ich mit den Schultern „Da gibt es nicht viel zu sagen. Robin ist nach wie vor ein Eigenbrötler ohne Freunde, der Laden meiner Mutter läuft gut und Joseph ist fortwährend auf unzähligen Geschäftsreisen." Der kritische Blick seitens meiner Mitbewohnerin entging mir nicht und dennoch entschied ich mich es dabei zu belassen. Mir fiel Besseres ein als beim Abendessen über meine Familie zu debattieren. „Aber wenn du unbedingt über unsere Familien plaudern möchtest, wie geht es denn deiner Familie?" lenkte ich das Gespräch auf Olivias Verwandtschaft, was meine Mitbewohnerin zum Schnaufen brachte. „Du lenkst vom Thema ab", warf sie ein, doch ich ignorierte es und stellte rasch meine nächste Frage „Hat Betty schon entbunden oder lassen die Zwillinge noch auf sich warten?" Olivia kräuselte ihre Lippen, offensichtlich traf ich ihren wunden Punkt, denn sie freute sich auf kaum etwas mehr als ihre zukünftigen Neffen. „In zwei Wochen ist es soweit", erläuterte mir die Dunkelhaarige und biss von ihrer Pizza ab, „Zumindest laut den Ärzten - aber unsere Tante deutete beim letzten Telefon an, dass die Sterne ungünstig stünden und die beiden daher vermutlich erst eine Woche später das Licht der Welt erblicken." Mir entfleuchte ein amüsiertes Schnauben: "Die Sterne stehen schlecht? Wirklich?" Olivia hob tadelnd ihren Zeigefinger „Na. Na. Na. Stelle nicht die Einflüsse der jeweiligen Sternenkonstellation infrage, sonst lädt dich meine Mutter beim nächsten Thanksgiving aus. Willst du tatsächlich auf den Truthahn mit Cranberrysoße verzichten, meine Liebste?" Kopfschüttelnd schob ich den zur Hälfte geleerten Pizzakarton von mir, man konnte mich nun definitiv als gesättigt bezeichnen „Als würde ich jemals auf euer Thanksgiving verzichten. Aber gut, lass uns morgen weiter in Erinnerungen an unsere Familien schwelgen. Denn ich sehne mich für heute nur noch nach meinem Bett." Die Fahrt hierher hatte an meinen Kräften gezerrt, ganz zu schweigen von dem Kraftakt meine ersten Sachen in Olivias Wohnung zu schleppen. Auf dem ersten Blick wirkte es beinahe wie eine göttliche Fügung, dass der Mitbewohner meiner besten Freundin gerade dann auszog, als ich mich auf Wohnungssuche begab. „Lass stehen, ich räume es später weg" warf Olivia ein, als ich das unbenutzte Besteck zurückräumen wollte. Dankend lief ich um die Küchentheke herum und gab meiner besten Freundin einen Kuss auf die Wange „Dankeschön Olivia, für alles." Wie sollte ich nur ihre Großzügigkeit wiedergutmachen? Immerhin ließ sie mich hier mietfrei wohnen, solange ich noch nach einem Job suchte - eine Geste für die ich ihr gegenüber unendliche Dankbarkeit empfand. Zumal unser Kontakt in den letzten zwei Jahren, als sie unsere Kleinstadt verließ, doch eher sporadisch war. Dennoch schien sich nichts zwischen und verändert zu haben, eine Tatsache, die in mir ein Gefühl der Glückseligkeit hervorrief. Gerade als ich den Wohnbereich verlassen wollte, hielt mich Olivias Stimme zurück: „Katlyn?" Fragend wendete ich mich um, Olivia hatte sich auf dem Barhocker in meine Richtung gedreht und ein nahezu zärtliches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich bin froh, dass wir wieder zusammen sind. Es war fürchterlich einsam ohne meine beste Freundin und wenn du etwas brauchst, dann gräme dich nicht davor mich zu fragen, in Ordnung?" ihre Worte machten mir eines erneut bewusst, Olivia Soris war für mich so viel mehr als nur eine beste Freundin, Olivia war Familie. Glücklich erwiderte ich ihr Lächeln und schüttelte wie schon so oft sachte meinen Kopf „Ich bin ebenfalls unheimlich glücklich hier bei dir zu sein. Schlaf schön, Olivia." „Du auch." Eine gefühlte Ewigkeit lag ich noch wach und in meinem Kopf kreisten die Gedanken. Als ich Porga Heaven verließ, kapselte ich mich bewusst von vielen Dingen ab. Ich erhielt die Zusage von Olivia und kündigte noch am selben Tag meine Wohnung, eine Woche später meinen Job im Diner. Somit verbaute ich mir die Möglichkeit zurückzukehren und die Feigheit über meinen neu gewonnenen Mut siegen zulassen. Meinem Bruder erklärte ich meine Pläne, während wir die nötigen Dinge für sein herannahendes Schuljahr besorgten, für meine Eltern gab ich Robin lediglich einen Brief mit und mein Freund erhielt von mir nicht mehr als eine SMS, kurz darauf blockierte ich seine Rufnummer in meinem Telefon. Manchen schien mein Verhalten äußerst radikal zu erscheinen, doch für mich kristallisierte es sich eher als die ideale Methode heraus, um nicht wieder umzukehren. Mein Neustart sollte sauber ablaufen, ohne Komplikationen oder Menschen, die mich aufhielten. So sehr ich Porga Heaven liebte, so fürchtete ich mich vor dieser Kleinstadt und den Gedanken an eine mögliche Rückkehr. Ich hatte meine Arbeit satt, fühlte mich von meinem Freund eingeengt und meine Eltern setzten mich täglich unter Druck, indem sie mich wiederholt, darum baten doch noch dem Familienunternehmen beizutreten. Ich sehnte mich nach Freiheit, danach eigene Entscheidungen zu treffen und mein Leben so zu genießen, wie es einer jungen Frau in meinem Alter zustand. Möglicherweise konnte man mich aufgrund meines Verhaltens als Egoistin bezeichnen, doch dieses angenehme Gefühl in meiner Brust ließ mich ohne schlechten Gewissens und mit einem Lächeln auf den Lippen doch noch ein wenig Schlaf finden. Wörter: 1.357 Kapitel 2: ----------- „Liara Tyson hat dem begehrtesten Junggesellen Amerikas das Ja-Wort gegeben. Daniel J. Padox und Liara Tyson werden nächsten Frühling heiraten" die Schlagzeile schlechthin, bis Liara an ihrem Hochzeitstag mit Thomas ins Bett geht - Daniels bestem Freund. Auf Daniels Flucht vor dem Chaos trifft er auf die verbitterte Schriftstellerin Emilie. Zwei Charaktere so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Dennoch weigert sich Daniel seinen Schlafplatz auf ihrer Couch aufzugeben, was Emilie so überhaupt nicht passt. _________________________ Kapitel 1 - Daniel J. Padox _________________________ Die Frauen der gesamten Welt brachen in Tränen aus als die Zeitschriften folgenden Artikel druckten: „Liara Tyson hat dem begehrtesten Junggesellen Amerikas das Ja-Wort gegeben. Daniel J. Padox und Liara Tyson werden nächsten Frühling heiraten" Viele Frauen – selbst die mit Ehemann – hofften diese Artikel wären nur ein verspäteter Aprilscherz, doch so war es ganz und gar nicht. Daniel J. Padox hielt um die Hand der jungen Designerin Liara Tyson an. Allerdings schockte diese Neuigkeit nicht nur die Öffentlichkeit sondern auch seine eigene Familie – die Wenigsten empfanden Sympathie für Liara Tyson. Die freundlichste Beschreibung für Tyson's Persönlichkeit kam von Padox Mutter: „Sie ist nichts weiter als ein geldgeiles Luder. Egal was sie dir sagt, ich fordere einen Ehevertrag zu deinen Gunsten". Umso mehr schockierte niemanden das Geschehen am geplanten Hochzeitstag. Meinem Hochzeitstag. Der Tag an dem ich meine Verlobte Liara Tyson heiraten wollte. Ach nein, so stimmt es nicht ganz, mich schockierte meine Enddeckung sehr wohl. Voller Vorfreude wollte ich alle Bräuche über Bord werfen und meiner Zukünftigen vor unserer Trauung einen kleinen Besuch abstatten. Na ja bis jetzt kann ich mich noch nicht entscheiden ob ich zu spät oder einfach ungelegen kam – denn ihr stattete bereits ein anderer Mann einen Besuch ab. Nur eine Stunde vor unserer Trauung entschied sie sich, es in ihrem Hochzeitskleid mit meinem besten Freund auf dem Boden zu treiben – Juhu. Das „Ich habe es dir doch gesagt" meiner Mutter klingelte immer noch in meinen Ohren. Mittlerweile lief die Presse Sturm und mein werter Vater lieferte eine Glanzleistung in der Abwehr dieser Aasgeier. Sie witterten Skandale aus weiter Ferne und da irgendein Hotelmitarbeiter ziemlich unprofessionell die nächste Klatschpresse informierte wurde das Hotel beinahe überrannt. Jeder Reporter wollte der Erste sein. In meiner momentanen Situation konnte ich nicht einmal bestimmen ob ich Trauer oder eher Erleichterung verspürte. Trauer aufgrund meines Verlustes und den Betrug durch Liara und Thomas. Erleichterung da ich beinahe eine Ehe mit Liara Tyson eingegangen wäre – ohne Ehevertrag. Wenigstens bekam das Miststück keinen Dollar von mir und meinem Vermögen. Mein Gesicht in meinen Händen verborgen saß ich nachvorne gesackt auf dem Sofa im Hotelapartment meiner Mutter. Meine Mutter lief wie ein wildgewordener Tiger vor mir her und gab wüste Beschimpfungen von sich. Olivia – meine ältere Schwester – saß neben mir und ich spürte wie sie mir zärtlich und trostspenden über den Rücken strich. Ich fühlte mich gefangen zwischen Wut und dem Gefühl jeden Moment wie ein Mädchen in Tränen auszubrechen. Hätte mein jüngerer Bruder Louis, meinem von nun an ehemaligen besten Freund Thomas nicht schon die Nase gebrochen wäre es vermutlich meine nächste Amtshandlung. „Ich habe es dir die gesamte Zeit über gesagt Daniel. Diese Frau war nur hinter unserem Geld her. Gefühle? Pah! Eine Schauspielerin ist das. Ich hätte es ihr ja beinahe selbst abgekauft" meine Mutter gestikulierte wild umher und Bonny, die feste Freundin meiner Schwester, wich immer weiter zurück – vermutlich aus Angst irgendwann die mit Ringen besetzte Hand im Gesicht zu spüren. „Mama, kannst du diese Vorwürfe bitte auf später verschieben. Daniel kann das jetzt sicherlich nicht gebrauchen" Ja so sah es aus liebste Olivia, dein Bruder war von nun an ein gebrochener Mann. Womit hatte ich das ganze verdient. War es die Rache für die unzähligen gebrochenen Herzen die ich in meinen letzten Lebensjahren zurückließ. Dann hatte mich mein Karma wohl gefunden und gefi... „Olivia. Schatz. Ich meine es gewiss nicht böse. Ich möchte nur verdeutlichen, dass das nicht passiert wäre hätte Daniel auf mich gehört und Marie geheiratet. Sie ist eine anständige Miss. Nicht so ein verlogenes Flittchen wie Liara Tyson" schon gut. Ich hatte es ja mittlerweile begriffen. Dieses Grab hatte ich mir eigenhändig geschaufelt. „Mama! Jetzt reicht es aber mal" meine Mutter verstummte und blickte meine ältere Schwester an als hätte diese ihren Verstand verloren. Doch Olivias Blick ließ keine Widerworte gelten „Bonny Darling, nimmst du bitte meine werte Mutter und gehst mit ihr ins hoteleigene Cafè. Sie kann es sicherlich gebrauchen" Bonnys Gesicht glich einem offenen Buch, sie wollte der Bitte absolut nicht nachkommen und wäre die Bitte nicht gerade von Olivia gekommen, dann hätte sich die Latina bestimmt auch verweigert. Aber unter diesen Umständen glitt nur ein schwaches Seufzen über ihre Lippen und sie geleitete meine fluchende Mutter aus dem Zimmer. Endlich ein wenig Ruhe. „Daniel" die Wärme von Olivias Hand spürte ich selbst durch das Hemd und beinahe fühlte ich mich wieder wie ein kleiner Junge. „Ich kann es nicht glauben" meine sonst so raue und tiefe Stimme klang brüchig und heiser. Ich hatte wirklich nicht vermutet, dass mich Liara betrügen würde und dann auch noch auf solch eine dreiste Art und Weise. Genauso wenig hatte ich diesen Verrat durch Thomas vermutet. Thomas und ich kannten uns bereits seit der High School, jeden Mist standen wir zusammen durch. Lange Zeit – also quasi bis heute – vermutete ich sogar wir würden uns noch bis zum Ende bei allem den Rücken stärken. Aber nein, er musste ja unbedingt über meine Verlobte rüber hüpfen. „Wenn wir hier rausgehen, dann musst du dich zusammenreißen Brüderchen. Gib der Presse keinen Grund dich in ihren Zeitungen auseinanderzunehmen". Natürlich war mir bewusst wie Recht meine Schwester mit dieser Aussage hatte, dennoch würde es mir schwerfallen. Ein schwaches Nicken war meine Antwort als ich meinen Kopf hob und aufstand „Verfluchter Mist. Stell dir vor ich hätte sie geheiratet" – „Dann hättest du jetzt mehr Probleme als nur die Aasgeier vor dem Hotel". Ein Klopfen an der Tür ließ uns aufhorchen. Unser Vater steckte seinen Kopf durch die Tür „Ist eure Mutter da?" als wir seine Frage verneinten trat der hochgewachsene Mann ein „Gott sei Dank. Sie hat jetzt sicherlich einen ihrer Höhenflüge, denn sie hat es ja gewusst" die letzten Worte äffte mein Vater mit einer furchtbar hohen Kopfstimme nach. Doch er traf die Tonlage meiner Mutter sehr passend. „Nein, über die Phase ist sie schon hinweg, sie ist bereits dabei Daniel vorzuwerfen, dass sie ihm doch gesagt hat er sollte lieber Marie heiraten" Mein Vater verzog angewidert sein Gesicht und kam auf mich zu, klopfte mir aufmunternd auf die Schulter „Großer, wir schaffen dich erstmal hier raus. Zuhause denken wir dann darüber nach was wir als nächstes machen. Am Hinterausgang wartet dein Fluchtfahrzeug" wie unglaublich überdramatisch. Ich hatte ja immerhin keinen Mord begangen, nein, ich wurde nur eine Stunde vor meiner Hochzeit betrogen. Klang nicht unbedingt besser. Lieber wäre ich aufgrund ein Mordes auf der Flucht. „Was ist mit Louis" fragte ich interessiert, immerhin brach mein kleiner Bruder Thomas – diesem affektierten Schnösel – die Nase „Der ist noch bei Linda und kühlt seine Hand. Er ist wirklich so zerbrechlich wie er aussieht. Hat sich vermutlich die Hand verstaucht". Diese Aussage gewann mir ein Schmunzeln ab. Mein kleiner Bruder war ein wirklich mutiges Mädchen. Körperlich kam Louis eher nach unserer Mutter: nicht sonderlich groß, schmal gebaut und feminine Gesichtszüge – allerdings steht's in Begleitung seiner bezaubernden Freundin Linda. Ich erbte wesentlich mehr äußerliche Eigenschaften unseres Vaters, hochgewachsen, athletisch und ein recht markantes Gesicht. Aber gut, ich war auch nicht unbedingt traurig darum – man wurde immerhin nicht umsonst zum begehrtesten Junggesellen Amerikas gewählt. „Ich schaffe das schon, keine Sorge. Ich bekomme jetzt keine Selbstmord Gedanken oder so etwas Ähnliches – versprochen" Warum sahen die Gesichter meiner Familienmitglieder nicht unbedingt überzeugt aus. Bei bestem Willen, ich war noch nie der überdramatische Typ. Mein Motto: Shit Happens. Oder so ähnlich. Olivia stand vom Sofa auf und zog mich in eine Umarmung. Gut, wir lenken die Presse ab und du fährst schon einmal nachhause. Wir kommen nach" fest erwiderte ich die Umarmung und sog den angenehmen Duft meiner Schwester auf. Schon traurig, dass meine Schwester mir mehr Trost spendete als es unsere Mutter je könnte. Aber unsere Mutter ging in ihrer Rolle als Shopping Queen eh immer besser auf als in ihren Aufgaben als Mutter. „Wir sehen uns Olivia. Sag Louis danke von mir" Noch ein Nicken in die Richtung meines Vaters und ich verließ das Apartment. Mein Kopf dröhnte, in den letzten Stunden passierte so unheimlich viel. Wie naiv konnte ich nur sein um nicht zu bemerken, dass Liara mich hinterging. Wie lange trieben die Beiden es schon hinterrücks miteinander. Es schauderte mir bei diesem Gedanken. Das Seltsame war eher die Tatsache, dass vermutlich jeder eher von mir erwartet hätte fremdzugehen – nicht von Liara Tyson. Wer würde auch schon mich betrügen, wenn man noch ganz bei Verstand war. Die Gänge wiesen eine überraschende Leere auf. Von den Reportern vor dem Hoteleingang keine Spur. Die Security leistete perfekte Arbeit. Schnaufend lockerte ich meine Krawatte und öffnete die ersten Knöpfe meines Hemdes. Ich konnte einfach nicht verstehen wie man mir – Daniel J. Padox – fremdgehen konnte. Jede Frau lag mir zu Füßen und Liara trat diese Tatsache mit Füßen. Nicht nur mein Aussehen war fabelhaft, zusätzlich erbte ich irgendwann mehrere Milliarden, ganz abgesehen von dem unglaublichen Vermögen was ich bereits besaß. Ein leises ‚Pling' ertönte und die Fahrstuhltüren öffneten sich geräuschvoll. Ein Blick gegen die verspiegelten Wände verriet mir wie furchtbar ich aussah. Von wegen fabelhaftes Aussehen. Ich sah aus als hätte mich ein Lastwagen überrollt. Mein Weg führte mich durch die Küche des Hotels zum Hinterausgang. Die Luft war rein, doch zu meinem Entsetzen stand nicht weit vom Ausgang ein dunkler BMW. Schreckliches Auto. Noch auffälliger ging es wohl nicht? Mit einem Kopfschütteln nahm ich dem Angestellten den Schlüssel ab, öffnete die Türen und stieg ein. Ich fuhr nicht sofort los, sondern lehnte mich zurück und starrte ins Leere. Mein Leben hatte ein Ende. Ich wurde betrogen. Gab es eine größere Schmach. Wütend schlug ich gegen das Lenkrad, rieb mir danach die Faust. Verflucht. Ich wollte mich dieser ganzen Sache nicht stellen, doch weglaufen konnte ich wohl auch nicht. Wohin sollte ich auch gehen? Ich müsste schon verdammt weit in die Pampa fliehen um nicht mehr erkannt zu werden. Zu meiner Erleichterung schaffte ich es ohne Aufsehen zu erregen an den Journalisten vorbei. Ich sollte in das Anwesen meiner Eltern fahren. Vermutlich müsste ich morgen eine Presseerklärung abgeben und bei dem ganzen äußerst seriös wirken. Doch wollte ich das? Sollte ich wirklich ruhig bleiben, wenn mir eher danach war laut loszuschreien. Irgendwann gabelte sich die Straße auf. Rechts ging es weiter in die Stadt hinein – zu meinen Eltern. Links führte der Weg irgendwo ins Nirgendwo. Irgendwo hin wo mich vielleicht niemand kannte. Es war unwahrscheinlich aber nicht unmöglich. Einen Ort an dem ich meine Ruhe fand. Ich biss mir auf die Unterlippe – meine Eltern würden mich verfluchen. Doch gerade in diesem Moment wollte ich mich nicht in einen Konflikt mit der Öffentlichkeit begeben, ich wollte mich weder Liara noch Thomas stellen. Ich wollte irgendein Abenteuer finden und mich in diesem Verrennen. Also blieb ich nicht auf dem rechten für mich vorgesehenen Weg. Nein, ich würde ausbrechen und einfach das irgendwo wählen. _________________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)