Fudōtokuna mōshide [Sesshomaru x Kagome] von Kibo-kamichan (Ein unmoralisches Angebot) ================================================================================ Kapitel 71: Die verfluchte Wahrheit ----------------------------------- Sesshomaru spürte, dass etwas nicht stimmte. Auf seine Nase und seine Eingebung war immer Verlass. Kagome schien verschollen, nicht lange, aber lang genug, um in ihm das Schlimmste befürchten zu lassen. Dieser Ort war ihm fremd und er kannte nicht die Tücken. Geschwind drehte er sich um und machte sich schon auf den Weg, während die Kois erst gar nicht reagierten. Sesshomaru hob die Nase, schnupperte und folgte ihrer Spur. Kagomes Lotusduft führte ihn um viele Ecken, sie hatte sich eindeutig verlaufen, doch wo war sie hineingeraten. Er umrundete noch eine Hecke und landete direkt vor einem merkwürdig fließenden Fluss. Die Macht war allgegenwertig. Kagome, war sie hineingestürzt? Sein Kopf zuckte zur Seite, als ihm ihr vollmundiger Duft in die Nase stieg. „Kagome“, wisperte er und eilte sofort zu ihr. Er roch Tränen und Angst. Große Angst. Was hatte sie nur so verschreckt? Angekommen bei ihr, ging er in die Knie und legte eine Hand auf ihren Rücken, während die Frau am Boden halb am Würgen war. Ihre Augen Tellergroß und ihr Körper bebend. „Was ist passiert?“, fragte er nach, doch sie schüttelte nur den Kopf. Warum sprach sie nicht? Doch dann hob sie einen Finger, deutete auf den Fluss und ließ Sesshomaru erstarren, als er die Oberfläche betrachtete und das viele Blut sah, wie er dort stand, blutüberströmt mit zerfetzter Kleidung auf einem Schlachtfeld. Sein Bruder war geflüchtet und ihr Vater schwer verletzt. Hatte sie etwa… „Was hast du gesehen?“, fragte er leise nach und zog sie weg von dem Fluss an seine Brust, sodass sie es nicht weiter beobachteten konnte. Es schien sie zu verstören. „Ist das wirklich passiert?“, wisperte die aufgelöste Frau. „Ja“, antwortete er nur und spürte, wie sie sich an ihm festkrallte. Ihr ganzer Körper bebte wie Espenlaub. Die verfluchte Wahrheit hätte sie nicht so erfahren sollen, doch dies war eigentlich nichts gegen das, was ihr damaliger Geliebter noch verbrochen hatte. „Wann war das?“ „Vor etwa 15 Jahren“, erwiderte er und hob ihr Kinn an. Tränen standen in ihren Augen, ihre Lippen schon halb zerbissen von ihren Zähnen. „Lebt mein Vater?“ „Ja, er lebt. Er regeneriert sich, doch ist er bisher nicht erwacht“, berichtete Sesshomaru. Kagome schluchzte leise und presste sich an seinen Körper. „Wieso ist das Juwel in ihm, es hat sich doch nach Naraku aufgelöst… durch den Wunsch…“ Sesshomaru seufzte, umfing sie und hob sie hoch. Er wollte diese Frau nicht hierlassen. Natürlich wäre es dumm, noch einen Blick hinein zu werfen, doch er konnte ahnen, dass wenn er ihr die Wahrheit sagte, dass sie sich Hals über Kopf über den Fluss stürzte, um es mit eigenen Augen zu sehen. Kagomes Augen waren nicht überzeugt, nein ihr Geist wollte die Wahrheit verdrängen und damit würde sie sich noch mehr Schaden, wenn sie es sehen wollte. Er wollte ihr den Anblick ersparen, wie ihre Freunde gestorben waren, wollte verhindern, dass sie sah, was er mit Rin getan hatte. Es würde nur die heilenden Wunden aufreißen, wenn sie ihn darauf ansprach.   Im Gemach angelangt, verschloss er die Türen und setzte sich mit ihr aufs Bett. Sie saß auf seinem Schoß und drängte sich fest an ihn, während er sie nur noch fester an seine Brust drückte. „Ich werde es dir erzählen.“ Kagome nickte und schluckte, während Sesshomaru ein wenig aufs Bett rückte und sich mit ihr gegen ein paar Kissen lehnte. Sie begrüßte es und löste sich ein wenig, um in seine Augen sehen zu können. Dort suchte sie die Wahrheit und erstarrte, als eiskalte Augen sie bedachten. Sesshomaru schien verschlossen und ernst. Vollkommen ernst. Kagome wusste, dass was sie gleich hören würde, ihre Welt auf den Kopf stellen würde, doch sie konnte nicht weghören, sie musste es aus seinem Mund hören. Dieser Fluss hatte ihr Schreckliches offenbart. Sesshomaru atmete tief durch, bevor er anfing zu sprechen. „Das Juwel verschwand nicht. Der Brunnen verschwand eine gewisse Zeit mit euch, doch dann erschien er wieder. Ich war einer der ersten am Brunnen und beobachtete, wie Inu Yasha ihm entstieg, doch es war nur teilweise er. Viel zu berauscht vom Juwel, verlautete er, nun ein voller Dämon zu sein und der neue Wächter des Juwels. Ich behaupte von mir ein Monster zu sein, doch dieser war in dem Moment, in dem er den Brunnen entstieg, ein schlimmeres. Doch ich zögerte, mitunter, weil seine Menschenfreunde kamen und das Juwel im nächsten Moment nicht spürbar war. Der böse Blick verschwand und ein anscheinend freundlicher Mann gesellte sich zu seinen Freunden.“ Kagome schluckte. „Aber er wollte doch nicht…“ „Das Juwel hat ihn gelockt. Ohne dich hat er seine alten Ziele verfolgt und ist ihm verfallen.“ „Oh nein… was ist weiter passiert? Konntet ihr es austreiben?“ Sesshomaru schnaubte leise, während er sie ein wenig fester an seine Brust zog. Kagome würde diesen Halt nötig haben, damit sie sich nicht verlor. „Nein. Die erste Zeit schien alles normal. Er war verändert, doch eine Hilfe. Des Weiteren steckte das Juwel in seiner Brust und wir wissen beide, was es bedeutet, das Juwel zu entfernen.“ Kagome nickte und presste sich enger an seine Brust. Inu Yasha würde zu Staub zerfallen, würde man ihm das ganze Juwel entreißen, wenn es ihn schon so sehr verändert hatte. Wie hatte er sich nur so verleiten lassen, wo er doch Freunde hatte, die ihn akzeptierten, wie er war. „Nun drei Jahre später“, begann er und bemerkte, wie sich Kagome verkrampfte, denn sie hatte ihm am Grabe berichtet, dass sie geglaubt hatte, dass sich der Brunnen geöffnet hatte, „passierte das wohl unvermeidbare. Er war unterwegs zum Brunnen. Vielleicht hatte er etwas gespürt. Womöglich dich. Jedoch kam er wutentbrannt zurück. Fluchend und böse. Es schien ihn etwas verrückt gemacht zu haben. Seine Freunde, die Menschen, versuchten ihn zu beruhigen und anfangs glaubten sie sogar eine Wirkung auf sie zu haben… doch…“ „Was?“, fragte Kagome zitternd. „Er hat sie nicht getötet oder?“ Er sah zu ihr, kam herab und lehnte seine Stirn gegen ihre, während sie verzweifelt nach einer anderen Wahrheit in seinen goldenen Augen suchte. Sesshomaru wusste, dass sie an ihren Grenzen stand, doch konnte er nicht weiter diese Frau belügen, die ihm immer mehr bedeutete. „Hat er. Beiden riss er das Herz lachend heraus. Shippo, Rin und Kirara konnten entkommen, während ich ihn in Schach hielt. Wenn ich vielleicht keine Rücksicht auf andere genommen hätte, hätte ich ihn vernichten können, doch… wir hatten keine Chance auf diese Art und Weise.“ Kagome schluchzte. Sango und Miroku waren also drei Jahre später gestorben. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Wie konnte er nur seine Freunde töten? Hing es mit ihr zusammen, dass sie nicht geschafft hatte den Weg zu durchqueren oder lag es daran, dass sie es versucht hatte? Kagome war sich nicht sicher, ihr Kopf schmerzte höllisch und Tränen stiegen auf. Immer mehr verstand sie den kleinen Shippo, der als erwachsener Mann so verschlossen zu ihr war. Sie hatte sich schon gewundert, warum er so auf Abstand bedacht war, doch immer mehr verstand sie es. „Soll ich weitererzählen oder brauchst du eine Pause?“ „Weiter…“ „Wir kämpften weiter gegen ihn, immer und immer wieder, doch zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich ihn nicht besiegen konnte, nicht einmal als Daiyoukai. Seine Regenerationsgeschwindigkeit war unglaublich schnell und er wusste, wie er die Saat des Hasses streuen konnte. So vergingen Jahre um Jahre und immer mehr Dämonen und auch einige Menschen schlossen sich meinen Reihen an, Schutz suchend vor Inu Yasha und hoffend, dass wir zusammen eine Chance hätten. Shippo besuchte oft den Brunnen, flehte und rief, doch du kamst nicht.“ Kagome wimmerte leise. Sie hatte es nicht gehört, hatte nicht gekonnt. Bildlich stellte sie sich den kleinen Fuchsjungen vor, wie er im Brunnen verzweifelt rief, während sie brav in der Schule saß, später dann arbeitete und mit der Zeit immer mehr ihre Abenteuer vergessen hatte. Sie war unbrauchbar. Damals hatte sie das Juwel zurückgebracht, auch wenn unfreiwillig und hatte geglaubt nach dem Sieg über Naraku, dass alles gut wurde, doch dem war nicht so. „Was passierte dann?“, bat sie leise und krallte sich fester an ihn, während sie bemerken musste, dass seine Augen dunkler wurden. „Rin wurde erwachsen, wie auch Shippo und die anderen. Wir lebten in Höhlen, in denen alle Schutz fanden. Nach einem harten Kampf war ich zurückgekehrt, als Rin…“ Kagome schluckte und hob ihre Hände, umfasste seine Wangen und sah ihn traurig an. „Du musst nicht…“ „Doch. Wir gaben uns einander hin. Wahrscheinlich mein größter Fehler, jemals meine Vorsicht fallen zu lassen, doch auch ich bin nur ein Mann. Was ich nicht ahnte war, dass Inu Yasha sich längst erholt hatte und unsere Spur aufgenommen hatte. Er hatte unser Versteck entdeckt. Vertieft, bemerkte ich es nicht, hörte es nicht und roch es nicht, da sie all meine Sinne gefangen nahm und dann… war er da, wollte mich töten, doch Rin, wie sie war, stürzte vor, schützte mich und verlor ihr Leben.“ Kagome erstarrte, schluchzte und ihre Augen wurden immer glasiger. Inu Yasha hatte Rin getötet, nachdem sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Dieser Gedanke war abscheulich und auch wenn Inu Yasha manchmal mies gewesen war, war dies die Hölle. Sesshomaru stockte, verstummte kurz und sie spürte, dass es auch ihn belastete. Er gab sich die Schuld daran, doch auch sie trug dazu bei. Sie erinnerte sich an den Moment am Grab, wo er ihr den Tod an den Hals gewünscht hatte. Sesshomaru war damals ein kühler Mann gewesen, der nur an sich gedacht hatte, doch Rin hatte sein Herz berührt, ihn ein wenig menschlich gemacht. Wie schlimm musste es sein, wenn man sein Herz öffnete und ihm das genommen wurde. Inu Yasha war ein Monster geworden… „Hör auf, sieh mich nicht mitleidig an…“ „Ich kann nicht anders“, murmelte sie und streichelte über sein Haar, während sie einander so nahe waren. Immer mehr verstand sie und begriff auch immer mehr, dass er ihm auch wehtun wollte, dass alles eine Farce gewesen war. „Konntest du ihn in die Flucht schlagen?“ „Nein. Dein Vater kam und stoppte die Zeit, sodass wir fliehen konnten. Er blieb mit Inu Yasha zurück, der wundersamer Weise gegen die gestoppte Zeit sich wehren konnte. Dein Vater war sehr stark und doch ließ er Inu Yasha entkommen. Noch heute kenn ich nicht den Grund, wieso er ihn nicht getötet hat, warum er ihm unterliegt. Tsukiyomi ist ein Gott und doch…“ Kagome umarmte ihn, schmiegte sich an seine Wange und presste ihn fest an sich. So war das gewesen. Wie schlimm musste es sein, wenn man hörte, dass der Mann noch lebte, der alle getötet hatte. Kagome verstand seinen tiefen Groll, denn auch in ihr erwachte einer, seit sie gehört hatte, dass ihr damaliger Freund einfach seine und auch ihre Freunde tötete. Es war wie damals, als sein Blut in Wallung geriet und er einfach vergaß, wer seine Freunde waren. „Lebt er immer noch?“ „Ja.“ Sesshomarus Stimme war dunkel, während Kagome die Augen schloss und ihn einfach nur festhielt. Auch seine Arme umklammerten ihren Körper, damit sie nicht weglief, denn er war nicht fertig. Doch bevor er reden konnte, ergriff sie mit belegter Stimme das Wort: „Du hast mich gesucht, mich finanziert und eingestellt um ihn zu ködern, denn du wusstest nicht, dass ich deine Verlobte bin oder?“ Er schluckte und griff nach ihrem langen Haar, dass ihren Körper umspielte. „Ja. Er sollte auch leiden. Ich hoffte, dass in ihm noch ein wenig von dem alten Mann ist, der dich begehrt, auch wenn es mich wunderte, dass er nicht nach dir sucht.“ „Verstehe“, hauchte sie und atmete tief durch. „Ist es immer noch so?“ „Nein, doch was geschehen ist, kann ich nicht rückgängig machen, doch brauche ich deine Macht, das Juwel zu reinigen.“ Ihre Schultern sanken, während sie am liebsten verschwunden wäre. „Das werde ich, ich will nicht, dass er noch mehr Personen weh tut…“ Sesshomaru seufzte leise, löste sich und sah ihr direkt in die Augen. Kagomes Blick war tieftraurig und er wusste, dass sie an so vielen Sachen zweifelte. „Vergiss nicht, dass sich alles verändert hat.“ „Ich weiß… ich spüre es schon länger. Ich brauch nur Zeit um alles zu verarbeiten, doch was ich gesagt habe, meine ich ernst. Bleib immer bei mir.“ Er nickte und streichelte ihren Kopf, während sie sich ganz klein machte und an seine Brust presste. Ihr Kopf dröhnte von allem. Sie brauchte Ruhe und Entspannung. Immer wieder zuckten Bilder in ihrem Kopf auf, bildliche Manifestationen von Sesshomarus Erzählung. Der Wunsch war schier groß, einfach in den Fluss abzutauchen und alles mit eigenen Augen zu sehen, doch Sesshomarus fester Griff würde sie nicht gehen lassen. Ob er sie schonte und nicht die ganze Wahrheit verriet? Sie wusste es nicht, doch schon diese kurze Erzählung brach ihr das Herz, sodass sie sich für einen Moment wirklich wünschte, sie wäre nicht geboren worden. Wäre sie doch nicht die Inkarnation gewesen, wäre sie nicht an den Brunnen rangegangen und sowieso, wieso hatte das Juwel in ihr gesteckt und war bis dahin niemanden aufgefallen? Sie wusste es nicht, doch Ihr Herz zerriss es. Sie war dankbar, dass er bei ihr war, auch wenn es wahrscheinlich eher er war, der Zuneigung brauchte, denn er hatte alles miterlebt, die Verzweiflung durchlebt, während sie nur seinen Erzählungen lauschte. Was konnte sie nur tun? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)