Zum Inhalt der Seite

Mephisto

denn sie wissen nicht, was sie tun
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kyrie

Es war schon auf gewisse Weise frustrierend, wie sein Vorhaben, mehr über das Teufelskind herauszufinden, jedes Mal scheiterte. Die kleine Eskalation mit Itachis Bruder hatte natürlich nicht gerade dazu beigetragen, dass sich ihr Verhältnis zueinander auflockerte.

Kisame ärgerte sich über sich selbst, auch wenn er wusste, dass er von Sasuke absichtlich provoziert worden war. Dieses Balg hatte es drauf angelegt, dass er die Beherrschung verlor, um Itachi gegen ihn aufzuhetzen. Ob er ihn tatsächlich hatte töten wollen? Nun, unmöglich war das sicher nicht. Da war so viel Hass und Wut in den Augen des Jungen gewesen und auch, wenn der Hüne dies zum Teil verstehen konnte, so rechtfertigte das dennoch nicht alles.

Leider schien Itachi trotzdem nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen zu sein, denn nach wie vor mied er seine Nähe. Er versorgte zwar seine Wunden und kümmerte sich um etwas zu essen, doch mehr konnte er anscheinend nicht von ihm erwarten. Es war schwierig, unter diesen Umständen mit ihm warm zu werden – und dabei ließ Kisame keine Gelegenheit aus, mit ihm zu reden. Allerdings konnte er das Teufelskind nicht zwingen, bei ihm zu bleiben, und nachdem sein letzter Ausflug so katastrophal geendet hatte, wollte er sein Glück kein zweites Mal austesten. Nicht, dass er am Ende noch auf dieses Monster traf…damit wäre sein Todesurteil zweifellos besiegelt.

Nun gut, indem er hier rumsaß und nichts tat, würde er auch nicht mehr erreichen. Kisame stemmte sich vom Boden hoch, wobei er bemerkte, dass es ihm schon viel besser gelang. Mit was auch immer ihn das Teufelskind behandelte – es half. Mit dem Vorhaben, sich in den Schatten der Bäume zu setzen und zu warten, öffnete er die Tür, stutzte jedoch, kaum dass er dies getan hatte. Warten musste er dann wohl nicht mehr.

Kurz musterte er den Uchiha, der ebenfalls aufschaute, während unter den Baumkronen sitzen blieb. Er hatte die Beine an die Brust gezogen und den Kopf auf die Knie gelegt, schien in Gedanken versunken gewesen zu sein, bis Kisame ihn gestört hatte. Ob das mit ihm zusammenhing? Kisame wusste es nicht, aber er wollte auch nicht sofort nachfragen. Stattdessen setzte er sich ihm in höflichen Abstand gegenüber, wobei ihm nicht entging, wie sich Itachis Haltung straffte. Er blieb zwar sitzen, doch er richtete seinen Oberkörper auf, lehnte diesen an den Stamm in seinem Rücken.

„Überwachst du mich?“, fragte er scherzhaft, was aber nicht die erhoffte Reaktion hervorrief.

Kein Muskel zuckte in Itachis hübschem Gesicht, die dunklen Augen waren fest auf ihn gerichtet.

„In diesem Fall würde ich wesentlich subtiler vorgehen“, hörte er ihn leise sagen.

„Mithilfe von einem deiner gefiederten Freunde?“, erkundigte sich der Hüne, woraufhin Itachi zögerte.

„…möglich“, gab er schließlich zu, was Kisame grinsen ließ.

„Also gibst du zu, dass du mich schon vorher hast beobachten lassen?“

An diesem Punkt wurde Itachis Reaktion interessant. Zuerst öffnete er den Mund, doch es kam kein Wort über seine Lippen, sodass er ihn schnell wieder schloss. Man sah ihm an, wie unwohl er sich fühlte, auch wenn er lediglich den Blick senkte, ihm somit auswich. Andererseits war das ziemlich viel Mimik für das Teufelskind und Kisame zog seine Schlüsse für sich, wollte es nicht weiter in Verlegenheit bringen.
 

„Schon gut“, lenkte er daher ein und winkte ab. „Ich sollte dir wohl dankbar dafür sein.“

Itachi schwieg, wobei er den Blick immer noch auf seine Kniescheiben gerichtet hielt. Wenigstens sprang er nicht auf und verschwand einfach.

„Auch wenn du sagst, dass du nur deine Schuld begleichen wolltest – das war deine eigene Entscheidung, nicht wahr? Du hättest es nicht tun müssen.“

Wenn man bedachte, dass Itachis Familie deswegen so aufgebracht war, hätte er sich wahrscheinlich eher einen Gefallen damit getan, ihn sterben zu lassen. Dennoch hatte er sich dafür entschieden, ihm das Leben zu retten. Itachi atmete durch, ehe er den Blick wieder hob und ihm in die Augen sah.

„Du redest ziemlich viel…“, bemerkte er, was Kisame schnauben ließ.

„Entschuldigung…“

Eigentlich tat es ihm kein bisschen Leid, schließlich musste das Gespräch ja irgendwie am Laufen gehalten werden. Itachi musterte ihn für ein paar Sekunden still – sicherlich war ihm der sarkastische Unterton nicht entgangen.

„Warum sind meine Gründe für dich so wichtig?“, fragte er dann. „Es ändert nichts.“

Gut, damit mochte er Recht haben. Kisame zuckte die breiten Schultern, woraufhin sich sein Rücken wieder beschwerte; ganz genesen war er eben doch nicht.

„Du kannst mir meine Neugierde nicht vorwerfen, oder? Ich meine…das alles ist sieben Jahre her. Das ist eine verdammt lange Zeit und jetzt sitzen wir hier. Ich hatte damals keine Gelegenheit, dich so vieles zu fragen…aber ich habe es nie vergessen.“

Und er hatte Itachi niemals vergessen. Das Gefühl, wie er ihn in seinen Armen gehalten hatte…und loslassen musste. Dies behielt Kisame allerdings lieber für sich, denn er konnte sich vorstellen, dass der andere das falsch verstehen würde. Schon jetzt wirkte der Uchiha wieder in sich gekehrter, weswegen Kisame sich entschied, das Thema auf sich zu lenken.

„Ich habe nicht vor, dich auszuhorchen, falls du denkst“, meinte er daher. „Wenn du willst, kannst du mich auch etwas fragen.“

Itachi schien von der Aufforderung überrascht, denn er sagte zuerst nichts, maß ihn nur mit einem seiner durchdringenden Blicke. Wie jedes Mal bekam Kisame eine Gänsehaut, wenn er ihn auf diese Weise ansah. Mit diesen dunklen Augen, die bereits in den Schlund der Hölle geblickt hatten.
 

„Ich bin als Waisenkind in einem kleinen Fischerdorf aufgewachsen“, begann er, als Itachi immer noch still blieb. „Gab einige wie mich dort, die ihre Eltern verloren haben oder aus anderen Gründen allein waren. Die Leute im Dorf haben uns geduldet, solange wir ihnen keine Schwierigkeiten gemacht und uns selbst versorgt haben. War nicht immer einfach, aber in der Gruppe war das Überleben eher möglich, als ganz auf sich allein gestellt zu sein.“

Unweigerlich fragte sich Kisame, was Itachi überhaupt von den Menschen wusste, so gebannt, wie dieser ihm zuhörte. Der Uchiha war ein Kind gewesen, als man seine Heimat zerstört und seine Familie vernichtet hatte. Dann war er gefoltert und beinahe getötet worden…doch was war danach geschehen? Hatte sich sein Leben von da an ausschließlich in diesem Wald abgespielt?

„Als ich älter wurde, reichte mir das nicht mehr, sodass ich das Dorf verlassen habe. Da war so eine Art innere Unruhe, die mich weggetrieben hat…vielleicht wollte ich auch einfach mehr sehen.“

Ihm entging nicht, wie Itachi für wenige Sekunden die Lider niederschlug. Interpretierte er zu viel hinein oder war das ein Zeichen?

„Ich bin schließlich in einem Dojo gelandet und wurde von einem Kerl namens Suikazan Fuguki im Schwertkampf unterrichtet. Der Typ hat einiges auf dem Kasten gehabt, auch wenn man ihm das nicht angesehen hat. Hat früher unter einem Fürsten gedient, bis er sich zurückgezogen hat. Für mich war das nie etwas, den Hochrangigen Loyalität zu schwören. In dieser Welt wirst du zu schnell von den Mächtigen verraten, vor allem wenn es um Geld geht. Deswegen bin ich Söldner. Ich streiche den Lohn im besten Fall im Voraus ein, erledige meinen Auftrag und verschwinde, sobald es geht.“

Das Teufelskind zog die Brauen leicht zusammen, maß ihn mit einem skeptischen Blick.

„Söldner“, wiederholte er langsam. „Das bedeutet, dass du für Geld tötest.“

Vielleicht war es unklug gewesen, ihm das zu erzählen, doch wenn er ihn beobachtet hatte, wusste er es ohnehin schon – oder er ahnte es zumindest. Davon abgesehen hatte Kisame nicht vor, ihn anzulügen, doch er hätte es eventuell noch etwas länger verschweigen können.

„Unter anderem“, gab er zu. „Wir nehmen unterschiedliche Aufträge an, aber ja, das gehört zum Tagesgeschäft.“

Eigentlich musste Itachi nicht mal mehr etwas sagen; die Verachtung in seinen schwarzen Augen sprach Bände. Dabei hatte dieses Gespräch eigentlich dazu dienen sollen, dass sie sich annäherten, doch es wäre sowieso früher oder später Thema geworden.

„Ich will gar nicht behaupten, dass ich ein guter Mensch bin – aber ganz ehrlich? Es gibt ebenso schlimmere Typen als mich…und bei euch ist das nicht anders, richtig? Du hast auch schon getötet.“

Obwohl Itachi die Courage hatte, seinen Blick nicht abzuwenden, musste es ihm schwer fallen; Kisame erkannte es an dem Flackern in seinen Augen. Das Teufelskind verabscheute es, zu töten, hatte es gesagt. Irgendwie glaubte er nicht, dass sich das ausschließlich auf Tiere bezog.

„Um zu überleben, ja“, erwiderte Itachi nach einigen Sekunden.

„Und dasselbe gilt für mich.“

Vermutlich hatten sie da unterschiedliche Auffassungen, so dass Diskussionen verschwendete Zeit wären. Itachi sah das offensichtlich ähnlich, denn er ging nicht weiter darauf ein, blieb still.
 

„Hör zu“, brach er das Schweigen nach einigen Sekunden. „Ich weiß, dass du mich schnellstmöglich loswerden willst…du meidest mich immerhin, so gut es geht.“

Dass ihm der Uchiha nicht widersprach, hinterließ einen bitteren Beigeschmack, doch er redete einfach weiter.

„Ich mache vermutlich nicht den besten Eindruck und ich weiß, dass du von Menschen im Allgemeinen nicht viel hältst…trotzdem wäre es fair von dir, wenn du mir eine Chance gibst.“

Wieder lag da diese Skepsis im Blick des Jüngeren, ehe dieser mit einer Gegenfrage antwortete.

„Eine Chance?“

Kisame nickte mit ernster Miene.

„Du kannst sagen, was du willst, aber du hast mir nicht nur geholfen, um eine Schuld zu begleichen.“

„…so?“, kam es desinteressiert zurück, ehe sich der Uchiha erhob.

Anscheinend wollte er diesem Thema aus dem Weg gehen, indem er ihn hier sitzen ließ – nun, diesmal nicht. Kisame stand ebenfalls auf, wenn auch wesentlich weniger elegant als sein Gegenüber. Er überbrückte den Abstand zwischen ihnen schnell, packte nach Itachis Handgelenk, was diesen erstarren ließ.

„Lass mich ausreden. Bitte.“

Kisame hatte damit gerechnet, sich die Finger an der hellen Haut zu verbrennen, doch nichts geschah. Itachis entgleister Ausdruck ließ vermuten, dass er zu erschrocken war, um zu handeln. Vorsichtig löste der Hüne seinen Griff und gleichzeitig glättete sich die Mimik des Teufelskindes, aber es blieb an Ort und Stelle stehen, blickte ihn abwartend an.

„Wie lange versteckt ihr euch schon in diesem Wald, huh? Seit damals bist du mit Sicherheit nie wieder unter Menschen gewesen, oder?“

Etwas Abweisendes mischte sich in die dunklen Augen, machte deutlich, dass er gerade ein Tabu ansprach. Nicht, dass es ihn kümmerte, denn mit der rücksichtsvollen Art kam er offensichtlich nicht weiter.

„Aus Gründen, die dir bekannt sein sollten, vermeide ich den Kontakt zu deinesgleichen lieber“, gab er kalt zurück.

„Also wirfst du alle in einen Topf, so wie dein Bruder, ja?“

„Das habe ich nicht behauptet.“

„Und trotzdem tust du genau das. Du redest dich damit heraus, weil du nicht zugeben willst, dass du genauso neugierig auf mich bist, wie ich auf dich.“

Damit hatte er ihm den Wind aus den Segeln genommen, er sah es ihm an und es stimmte ihn zufrieden. Ja, er konnte Itachis Vorurteile nachvollziehen, aber sie sorgten dafür, dass er sich abkapselte. Wie viel von der Welt hatte er bisher gesehen? Er war ein Kind gewesen, als diese Leute seine Familie abgeschlachtet und ihn beinahe getötet hatten. Natürlich war das ein traumatisches Erlebnis, doch wie vielen Kindern erging es ähnlich? Das Leben ging weiter und nur, weil der Uchiha kein Mensch war, war er davon nicht ausgenommen.
 

Itachi gab schließlich ein erschöpftes Seufzen von sich, aber zumindest wich er ihm nicht aus, sondern suchte seinen Blick.

„Was erwartest du von mir, Kisame?“, fragte er mit bitterem Unterton.

Der Angesprochene zuckte die breiten Schultern.

„Ich fände es schon toll, wenn du mich nicht ständig allein hier sitzen lassen würdest. Du flüchtest ja regelrecht vor mir.“

Das konnte er wohl nicht leugnen und Kisame entging nicht, wie er mit sich haderte. Verständlicherweise, dennoch wollte er sich nicht weiter so abspeisen lassen.

„Du wünschst also meine Gesellschaft.“

„So kann man das ausdrücken“, erwiderte er grinsend auf die stumpfe Feststellung. „Ich meine, wir beide sind damals fast von diesem Pulk aus Verrückten ermordet worden – wer könnte sich mehr zu erzählen haben als wir?“

Itachi schien seinen Humor nicht zu teilen und ja, Kisame wusste, dass es makaber war, so darüber zu reden. Andererseits kam er durch seine direkte Art vielleicht eher weiter, als durch zu viel Rücksichtnahme. Es war nicht so, dass er Itachi verspotten wollte, aber er wollte auch nicht immer auf der Stelle treten. Da waren so viele offene Fragen, die Kisame ihm stellen musste, damit er selbst endlich abschließen konnte…und musste es Itachi nicht ähnlich gehen? Sie waren praktisch Fremde, die durch diesen Vorfall miteinander verbunden waren.

„Das ist eine sehr eigenartige…aber auch treffende Bezeichnung der Situation“, murmelte der Uchiha, bevor er leise seufzte. „Eine Chance also…meinetwegen.“

Klang ein wenig nach Resignation, aber immerhin schien er ihm nicht zu zürnen oder gleich wieder verschwinden zu wollen. Das war ein Anfang, auch wenn Kisame sich wohl lieber nicht zu viel erlaubte…oder erwartete. Dennoch, er ging auf ihn ein. Ein kleiner Schritt nach vorn.
 

Es war schon wieder passiert. Nicht, dass jemand damit gerechnet hätte, dass es bald aufhören würde. Nicht einfach so, immerhin schien der Täter Spaß daran zu haben, seine Triebe ausleben zu können. Das neueste Opfer hieß Ayame – Sakura kannte sie, weil sie in der Nähe ihres Elternhauses wohnte. Eine nette, eher unscheinbare junge Frau, die dieses Schicksal einfach nicht verdient hatte. Niemand hatte so etwas verdient. Doch wenngleich sie mit jeder ihrer Patientinnen fühlte, so traf es sie dieses Mal mehr als sonst, auch wenn es sich nur um eine Bekannte handelte. Er hatte praktisch vor ihrer Haustür zugeschlagen.

Sakura war froh, dass sie im Tempel lebte, denn dort fühlte sie sich um ein vielfaches sicherer als im Dorf. Der Grund dafür war Tsunade mit ihrem unerschütterlichen Willen und ihrer Kraft, die sich auf ihre Schülerinnen übertrug. Ihre Lehrmeisterin mochte viel Geld bei Spielen und für den Alkohol hinauswerfen, aber wenn es drauf ankam, war sie verlässlich und somit das Vorbild aller. Eine Frau, die sich nichts sagen ließ – schon gar nicht von Männern.

Zumal sich die meisten auch nicht mit ihr anlegten; es hieß, dass sie einem Spanner bei einem Vorfall in einem Thermalbad mehrere Rippen gebrochen hätte.

Sakura schmunzelte bei dem Gedanken an diese Geschichte, während sie fortfuhr, die dreckigen Laken im Fluss zu waschen. Auch dies musste schließlich erledigt werden, wobei sie sich gerade mehr nach einem Mittagsschlaf gesehnt hätte. Sie warf einen Blick zu Ino, welche mit ebenso wenig Elan wie sie selbst an die Sache heran ging. Auch sie hatte in der Nacht kaum Schlaf bekommen, Sakura wusste dies, immerhin teilten sie sich ein Zimmer.

Sie wollte gerade die drückende Stille beenden, als sie bemerkte, dass Ino plötzlich wie erstarrt war. Ihre blauen Augen weiteten sich kurz, nahmen dann einen verträumten Ausdruck an und ihre Wangen röteten sich. Sakura runzelte die Stirn, folgte dem Blick ihrer Freundin und dann ließ sie reflexartig das Laken los.

Was Inos Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, war die Person auf der anderen Seite des Flusses.

Es handelte sich um einen jungen Mann, nicht viel älter als sie beide, mit kurzem, schwarzem Haar, das trotz der Nässe ein wenig abstand und einen auffallenden Kontrast zu der hellen Haut bildete. Er stand bis zu den Hüften im Wasser und schien sich zu waschen. Sakura spürte, wie ihr beim Anblick seines nackten, sehr gut gebauten Oberkörpers die Röte in die Wangen stieg. Selbst aus der Entfernung konnte sie erkennen, dass er sehr attraktiv war. Ihr Herz schlug schneller, als der Fremde den Kopf hob und direkt zu ihnen beiden rüber sah. Dunkle Iriden bohrten sich in die ihren und sie schnappte nach Luft, konnte nicht mal beschämt zur Seite sehen.

Sakura beobachtete, wie er ihnen den Rücken kehrte und ungeniert aus dem Wasser stieg, ihnen dabei seinen Hintern präsentierte.

„Hm…nicht schlecht“, hörte sie Ino neben sich sagen, während Sakura vor Scham im Boden versank.

Sie wollte wegschauen, da sich so etwas absolut nicht gehörte, doch sie konnte einfach nicht. Stattdessen starrte sie ihn weiter an, auch dann noch, als er sich sein Gewand übergestreift hatte. Er nahm keinerlei Notiz mehr von ihnen beiden und vermutlich wäre er einfach gegangen, wenn Ino nicht in diesem Moment aufgesprungen wäre und zu ihm herüber gebrüllt hätte. Wie peinlich…

„Hey du! Nicht so schüchtern, komm doch zu uns herüber! Huhu! Hier sind wir!“

„Ino!“, zischte Sakura, doch ihre Freundin winkte nun auch noch.

„Was ist denn?“, fragte sie, ohne sie überhaupt anzusehen. „Tu nicht so, als hättest du ihm nicht auf den Hintern gestarrt! Ist doch nicht dabei, einen gutaussehenden Mann kennenzulernen.“

Dass dies für Ino kein Problem darstellte, war Sakura durchaus bewusst. Ihre Freundin liebte es, zu kokettieren, und dass sich das nicht für eine junge Frau gehörte, war ihr vollkommen gleich. Mit ihrem hübschen Gesicht, den langen, blonden Haaren und ihrer kurvigen Figur fiel sie den Männern immer direkt auf, weswegen es ihr an Verehrern nicht mangelte. Manchmal beneidete Sakura sie.

„Siehst du? Er schaut wieder rüber!“, rief die Blondine verzückt und jegliche Erschöpfung von eben schien von ihr abgefallen zu sein. „Huhu!“

Sakura biss sich auf die Lippe, als der Fremde ihnen tatsächlich einen undefinierbaren Blick über die Schulter zukommen ließ. Schließlich kehrte er ihnen beiden aber den Rücken und verschwand in den Wäldern. Während Sakura ihre Enttäuschung für sich behielt, stöhnte Ino frustriert auf.

„Was soll das denn? Hm…na ja, vielleicht ist er schüchtern.“

Sakura blickte ihm noch immer nach, fühlte sich wie gebannt. Aber vermutlich lag das einfach daran, dass sie noch nicht viele nackte Männer gesehen hatte – vielleicht war das der Schock.

„Eh…Sakura, übrigens…das Laken schwimmt weg…“

„Was?! Oh nein!“

Und damit war der junge Mann fürs Erste aus ihrem Kopf gestrichen.
 

Alberne Weiber…

Er war wohl zu sehr in Gedanken gewesen, hatte die beiden zu spät bemerkt, sonst hätte sich ihnen gar nicht erst gezeigt. Sei es drum, schämen tat er sich für seine Blöße nicht, er war höchstens genervt von diesem Geplärre. Als ob er keine anderen Sorgen hatte…

Sasuke schnaubte leise, während er die nächste Abzweigung nahm; in den Wäldern kannte er sich bestens aus. Seit Jahren lebte er dort mit dem kümmerlichen Rest seiner Familie, wobei da auch schon das Problem lag. Er hatte sich gegenüber Itachi so abweisend gezeigt, doch eigentlich sorgte er sich nicht weniger als Madara. Dieser Mann, den er gerettet hatte und für den er so ein absurdes Interesse hegte, war doch genau wie alle anderen Menschen. Schade, dass sein Plan, Itachi gegen ihn aufzuhetzen, misslungen war. Auch wenn sein Bruder der Ältere war, traute er diesem hinsichtlich mancher Entscheidungen nicht und auch Madara sagte oft, dass Itachi zu weich sei. Dabei hatte dieser doch mindestens so viel Grund, die Menschen zu hassen, wie Madara und er selbst.

Sasuke hatte seine Mutter sterben sehen, bevor Madara ihn gefunden und in Sicherheit gebracht hatte. Bilder, die sich in sein Gedächtnis eingebrannt hatten und die er niemals würde vergessen können. Ebenso wie Itachi heute noch ein Trauma von seiner Teufelsaustreibung hatte.

Sein Bruder hatte nie mit ihnen darüber gesprochen, aber seine schrecklichen Wunden hatten ihre eigene Geschichte erzählt. Ebenso wie sein Verhalten, das darauf schließen ließ, dass ihm Unaussprechliches passiert war. Sasuke erinnerte sich daran, dass Madara seinen Bruder einmal gefragt hatte, ob sie ihn geschändet hätten. Vermutlich hatten sie beide gedacht, er würde schlafen, doch er hatte zugehört, sie heimlich beobachtet. Itachi war plötzlich kalkweiß geworden, hatte zu zittern begonnen und sein hervorgewürgtes Nein ließ erahnen, dass es sehr wohl zu etwas in der Art gekommen war. Madara war danach verstummt, hatte lediglich fest seine Schulter gedrückt.

Es erklärte, warum Itachi zu Anfang nicht einmal ihn, seinen kleinen Bruder, in den Arm hatte nehmen können. Bei jeglichen Berührungen war er zusammengezuckt, hatte kaum noch gesprochen und sich zurückgezogen.

Sasuke hatte damals nicht damit umgehen können, war zu verängstigt gewesen und hatte sich nach etwas Vertrautem gesehnt. Doch Itachi war selbst noch ein Kind gewesen und er hatte ihm nicht die Stütze sein können, die er gebraucht hätte. Es war ihrer beider Glück, dass es noch Madara gab, der sich um sie kümmerte. Er mochte kein Ersatz für ihre Eltern und des Öfteren mit ihnen überfordert gewesen sein, aber ohne ihn wäre keiner von ihnen beiden noch am Leben. Sie drei hatten so viel verloren, das sie geprägt hatte, und sie waren gezwungen, diese Vergangenheit mit sich herumzutragen.

Der Wind fuhr ihm durch das noch feuchte Haar und er hielt inne, als er von irgendwoher ein Geräusch hörte. Ein wildes Tier? Nun, Furcht fühlte er nicht, immerhin war er nicht wehrlos und trug sein Katana im Gürtel. Schon aus Reflex griff er danach, zog die Waffe aber noch nicht, sondern blieb still und lauschte. Ein Schatten huschte hinter einem Baum hervor, doch Sasuke reagierte schnell. Er griff nach seinem Katana, zog es aus der Scheide und fuhr mit einer fließenden Bewegung herum, um seinem Angreifer den Griff in den Magen zu rammen. Die Person keuchte hörbar auf, fiel nach hinten und wenn Sasuke ernst gemacht hätte, hätte er diesem Kerl bereits den Schädel gespalten.

Er schnaubte leise, schob seine Waffe weg und sah auf den Jungen herunter, welcher vor ihm lag und sich den Bauch hielt.

„Dummheit muss wehtun“, murmelte der Uchiha und der andere knurrte.

„Halt die Klappe, Teme!“, wurde er angefahren, während sich der Blondschopf aufsetzte. „Beinahe hätte ich dich gehabt!“

„Schwachsinn.“

„Ist es nicht, du…du…arg!“

„Sei lieber froh, dass ich dich nicht versehentlich mit der Klinge erwischt habe. Dann wärst du jetzt nämlich tot, Naruto.“

Der Angesprochene schnaubte, verschränkte die Arme wie ein bockiges Kind vor der Brust und starrte ihn finster aus seinen blauen Augen an.

„Sowas Ähnliches meinte Sakura-chan letztens auch…müsst wohl alle auf mir rumhacken.“

„…wer?“

„Eine Freundin. Kennst du nicht.“

Sasuke runzelte die Stirn, ehe er dem Blonden die Hand reichte, welche zögernd ergriffen wurde. Sie teilten eine recht verschrobene Art der Freundschaft, wenn man es so bezeichnen mochte. Zumindest Naruto schien sie für Freunde zu halten.

„Ich hoffe, du hast ihr nichts von mir erzählt…“

Sein Blick verdunkelte sich dabei, doch leider konnte man Naruto damit nicht beeindrucken. Manchmal brachte er ihn wirklich zur Weißglut und dabei kannten sie sich erst ein Jahr.

„Nein, natürlich nicht. Was denkst du von mir?“, erwiderte der andere entnervt und Sasuke zog ihn nach der Antwort endlich hoch, nur um ihn gleich wieder loszulassen.

Schon nach ihrem ersten Zusammentreffen hatte er ihm eingetrichtert, dass er niemandem erzählen sollte, dass er ihn hier traf. Desto weniger Leute von ihm wussten, umso besser. Ein weiterer Grund, warum es ihm nicht passte, dass diese beiden Weibsbilder ihn gesehen hatten. Madara reagierte immer sehr empfindlich darauf, wenn sich einer von ihnen beiden einen solchen Fauxpas leistete, also behielt er das lieber für sich. Ihr Onkel war aufgrund der Sache mit diesem Menschen, den Itachi aufpäppelte, sowieso schon gereizt genug.

„Auch wenn ich nicht verstehe, was so schlimm daran sein soll. Vielleicht würdest du dich gut mit Sakura-chan verstehen?“, überlegte Naruto, winkte dann aber ab. „Obwohl…nachher verliebt sie sich noch in dich und ich bin abgeschrieben…“

„Aha.“

Eifersucht? Nun, er fragte lieber nicht nach, da ihn das Liebesleben des Blonden absolut nicht interessierte. Genau genommen interessierten ihn da ganz andere Dinge, aber die behielt er vorerst für sich.

„Und du hättest sie auch nicht verdient! Sie ist nämlich voll hübsch und schlau und…“

Sasuke verdrehte die Augen, als der andere so ins Schwärmen geriet, und er war versucht, ihm den Mund zu verbieten. Allerdings…wurde er hellhörig, als er erwähnte, dass diese Sakura in Tsunades Tempel lebte. Nun, das interessierte ihn tatsächlich und so hörte er ruhig zu, merkte sich ausschließlich die wichtigen Informationen. Diese Freundschaft schien sich doch noch auszuzahlen…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Uchiha--Itachi91
2020-05-12T08:05:12+00:00 12.05.2020 10:05
Eoe das sind ja mal spannende Entwicklungen.
Was sasuke wihl mit naruto zu tun hat? Und was er von tsunade will?
Und wie sich die Beziehung zwischen Kisame und Itachi entwickeln wird? Nach dem was er erlebt hat wird es ihm sehr schwer fallen sowas ähnliches wie Vertrauen fassen zu können. Bestimmt verfolgen ihn die Ereignisse noch in seinen Träumen oder so.
Von:  SakurA38
2020-05-03T22:50:43+00:00 04.05.2020 00:50
Hey, war ziemlich spannend! Ich bin froh dass sich zwischen Itachi und Kisame endlich was tut :D Ich bin gespannt wie es weiter gehen wird.
LG SakurA38


Zurück