Zum Inhalt der Seite

Mephisto

denn sie wissen nicht, was sie tun
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Rätsel

Dunkler Rauch stieg am blauen Himmel auf und verwandelte ihn in ein Meer der Finsternis. Die starken Bäume, welche sie sonst schützend geborgen hatten, waren kahl geworden, die Äste knarrten, beugten sich dem Wind, als wollten sie nach ihnen greifen. Schreie…so viele verschiedene Schreie, ob von Kindern, Frauen oder Männern. Blut floss, färbte den Schnee unter seinen nackten Füßen rot, während er durch diesen rannte, die zierliche Hand im Griff einer Frau. Ihr langes schwarzes Haar, welches sonst so gepflegt und glänzend war, hing ihr in Strähnen ins Gesicht, so dass er ihren Ausdruck nicht erkennen konnte…doch er wusste, dass sie panisch war.

„Bleib nicht stehen!“, keuchte sie und er wusste, dass sie um ihrer beider Überleben kämpfte.

Flammen züngelten empor, ein Element, das ihm so vertraut war und ihn dennoch zu diesem Zeitpunkt in Angst versetzte. Sie brannten ihr Zuhause nieder…doch warum taten sie das?

„Warum, Okaa-san?“, wisperte er mit erstickter Stimme und war für einen Moment unachtsam.

Ihre Hand entglitt ihm, als er auf dem Schnee ausrutschte und fiel, das kalte Nass in seinem Gesicht spürte. Sie schalt ihn nicht, sondern kniete sich ohne zu zögern zu ihm herunter, hob ihn auf ihre Arme und drückte ihn an sich, ehe sie weiter rannte. Er suchte Schutz bei ihr, ließ sich tragen, obwohl er schon viel zu groß dafür war. Ihr vertrauter Geruch beruhigte ihn, ihre Wärme ließ ihn sich geborgen fühlen, so wie es immer gewesen war.

„Weil wir anders sind…“, flüsterte sie zurück und etwas Feuchtes tropfte auf seine Wange. „Ich liebe dich so sehr, mein Schatz.“

In diesem Augenblick ertönte wieder ein Schrei…
 

Kisame fuhr schweißgebadet in eine senkrechte Position hoch, beugte sich keuchend vornüber, während er sich durch das zause Haar fuhr. Seine Muskeln bebten regelrecht und er musste sich erst orientieren, bevor er begriff, dass das soeben nur ein Traum gewesen war. Ein dummer Albtraum. Nichts Reales. Nicht mal eine Erinnerung oder dergleichen. Das eben war nicht seine Mutter gewesen. Er hatte niemals Eltern gehabt, war mit anderen Waisenkindern aufgewachsen

Für einige Sekunden saß er nur da und blickte vor sich hin, versuchte, seine wirren Gedanken zu ordnen. Es war so viel passiert, dass er selbst jetzt noch vollkommen überfordert war – ähnlich wie damals. Ja, damals…als er Itachi getroffen hatte.

Kisame stieß ein leises Seufzen aus, ehe er sich umblickte und erkannte, dass er allein war. Na gut…probeweise ließ er die Schultern kreisen, zog das Bein an, welches von einem Pfeil getroffen worden war, und stellte überrascht fest, dass der Schmerz zu ertragen war.

Dafür fühlte sich sein Rücken immer noch an, als hätte ihm jemand die Haut von den Knochen geschält; da würden mit Sicherheit viele weitere Narben zurückbleiben. Kurz tastete er sein Gesicht ab, doch die Schwellung schien zurückgegangen zu sein, immerhin konnte er wieder sehen.

Er sah kurz an sich herunter, nahm zur Kenntnis, dass die Bandagen ordentlich angelegt worden waren. Nun…und dass er unter der Decke unbekleidet war. Andererseits war seine Hose vermutlich wirklich nicht mehr zu retten gewesen, von daher nahm er das fürs Erste so hin.

Gefesselt war er zumindest nicht mehr, also konnte er sich im Notfall wehren. Wobei er nicht glaubte, dass ihm der Junge Schlechtes wollte, denn sonst hätte er ihn dort lassen und ihm beim Sterben zusehen können.

Kisame schnaubte, machte sich dann daran, sich trotz der Schmerzen in seinem Rücken aufzurichten – immerhin schien die Nacht schon vorbei zu sein. Durch das einzige Fenster schien Licht und er konnte etwas Grünes erkennen, vermutlich die Blätter der Bäume. Warten konnte er nicht länger, nicht nur, weil er Itachi bei klarem Verstand wiedersehen wollte, sondern auch, weil sich seine Glieder unangenehm steif anfühlten. Hatte er vielleicht länger geschlafen, als angenommen?

Kisame stutze, als in ihm zusätzlich die Frage aufkeimte, wie der schmächtige Junge ihn hierher geschafft hatte. Immerhin wog er gut über achtzig Kilo, es war kein Leichtes, ihn zu tragen. Er würde später danach fragen, wenn er ihn gefunden hatte, aber zuvor sollte er sich wohl lieber bekleiden. Seine grünen Augen richteten sich auf den Stapel direkt neben seinem Lager. Die Frage nach Kleidung hatte sich wohl soeben erledigt, doch er wollte sich zuvor ordentlich waschen, da der Geruch von frischem Schweiß an seiner Haut klebte.

Als er mit vorsichtigen Schritten hinaustrat, hatte er sich zumindest die Decke umgelegt, um nicht vollkommen nackt zu sein. Weniger aus Schamgefühl, sondern mehr, um niemanden zu erschrecken. Auf den ersten Blick sah er nur Bäume und Sträucher um sich herum, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte; anscheinend war er wirklich in den tiefsten Wald verschleppt worden. Bei jeder Bewegung jagte das Brennen durch seinen Rücken, er spürte wie sich die verletzte Haut spannte und er ahnte, dass es eine Herausforderung werden würde, sich zu waschen. Außer einigen Eichhörnchen und Kaninchen begegnete ihm niemand. Gut, so wusste er zumindest, was es zum Abendessen geben würde.
 

Kisame hielt inne, als er ein leises Plätschern vernahm, das ihm verriet, dass eine Wasserquelle nicht weit entfernt sein konnte. Er sollte Recht behalten, denn es dauerte nur ein paar Minuten, bis sich ein ungewöhnlich klarer See vor ihm erstreckte. Das Wasser schimmerte unter den Sonnenstrahlen, die sich auf der Oberfläche spiegelten. Der Hüne legte die Kleidung beiseite, wollte sich gerade die Decke vom Körper streifen – als ihn das Gefühl, nicht allein zu sein, innehalten ließ. Instinktiv glitt sein Blick zur Seite und er spannte sich an, da er mit einem Feind rechnete, gegen den es sich zu verteidigen galt. Als er die Person, die dort ein Stück entfernt am Ufer saß und die Beine im Wasser baumeln ließ, erkannte, wich die Anspannung allerdings aus seinem Körper.

Anscheinend musste er das Teufelskind nicht länger suchen.
 

Da er nicht davon ausging, dass der Junge ihm zur Hilfe gekommen war, um ihm jetzt etwas anzutun, ließ er seine Vorsicht fallen und bewegte sich auf ihn zu. Vermutlich war er längst bemerkt worden und dennoch blieb der andere mit dem Rücken zu ihm sitzen. Kisame erinnerte sich noch gut daran, was damals in der Hütte passiert war, als er nach ihm gegriffen hatte.

Nein, auf noch mehr verbrannte Haut konnte er wirklich gut verzichten, so dass er nur langsam auf ihn zuging.

„Du hättest liegen bleiben sollen.“

Er blieb reflexartig stehen, als die samtene Stimme ertönte. Unschlüssig blickte er Itachis Rücken an, nicht ganz sicher, was er dazu sagen sollte, weswegen er bloß die letzten Schritte überwand und sich in höflichem Abstand neben ihn ans Ufer setzte.

„Vermutlich“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Es war nicht so einfach, sich neben ihm niederzulassen, jede Bewegung jagte Schmerzen durch seinen Körper. Das Teufelskind würdigte ihn nicht eines Blickes, sondern schaute weiter in die Ferne. Kisame musterte ihn von der Seite, während er sein gesundes Bein ebenfalls ins Wasser schob – es fühlte sich angenehm kühl an.

„Ist eine ganze Weile her, nicht wahr?“, versuchte er ein Gespräch anzufangen.

Die frische Kleidung legte er neben sich ins Gras, wartete darauf, ob ihm der andere antworten würde. Recht wortkarg war er ja schon damals gewesen, dennoch war da etwas, das Kisame irritierte. Er konnte es nicht einmal genau benennen.

„Sieben Jahre.“

Abermals fielen die Worte kurz angebunden und abweisend aus – vielleicht war es genau das, was Kisame störte. Da lag keine Emotion in Itachis schönem Gesicht, ebenso wenig wie in seiner Tonlage.

„Wenn du das so genau weißt, scheine ich dir ja noch ganz gut im Gedächtnis geblieben zu sein“, meinte er belustigt, um die Situation etwas aufzulockern.

Kein Muskel zuckte in Itachis Mimik und er schien dies auch nicht besonders erheiternd zu finden.

„Ich meine, du bist nach all den Jahren hergekommen und hast mir das Leben ge-“

„Um meine Schuld zu begleichen“, unterbrach Itachi ihn knapp.

Für ein paar Sekunden verschlug es Kisame die Sprache, sodass er den anderen nur verdutzt ansehen konnte. Nicht, dass es an der Begründung etwas auszusetzen gab, schließlich war das ja vollkommen in Ordnung. Es war mehr die Art, wie das Teufelskind mit ihm sprach – es kam Kisame vor, als sei der Umstand, dass er ihm damals geholfen hatte, ein lästiges Übel.

Er wollte etwas einwenden, doch der Jüngere erhob sich plötzlich, streifte ihn nur flüchtig mit seinen dunklen Augen, ehe er sich abwandte.

„Du solltest diesen Ort bald verlassen.“

Mit diesen ernst gesprochenen Worten ließ er ihn zurück, drehte sich kein einziges Mal zu ihm um. Schon wieder überkam Kisame das unangenehme Gefühl, er wäre hier nicht erwünscht – genau genommen hatte Itachi ihm das ja soeben mitgeteilt. Sein Kiefer malmte, während er sich vorsichtig aus der Decke schälte, um in den See zu steigen.

Was auch immer in Itachis Kopf vorging, so leicht würde er sich nicht abspeisen lassen. Schließlich hatte er noch viele Fragen offen und außerdem kam er hier nicht so schnell weg. Es mochte ihm besser gehen, doch er war längst nicht soweit wiederhergestellt, dass er einen längeren Fußmarsch oder Ritt hinter sich bringen konnte. Nein, darüber mussten sie noch einmal reden. Später…
 

Als er zurück zur Hütte kam, befürchtete er jedoch, dass der Junge gar nicht dort sein würde, immerhin hatte er ja deutlich gemacht, dass er nicht länger erwünscht war. Er runzelte die Stirn, als ihn die Stille empfing und er strich sich ein paar feuchte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Die Kleidung, bestehend aus einer schwarzen Hose und einem weiten, blauen Gewand, passte überraschend gut, zumindest spannte sie nirgends. Bei Gelegenheit sollte er wohl noch um festes Schuhwerk bitten…

Er öffnete die Tür und spähte in die Hütte hinein, jedoch war diese leer. Großartig…musste er ihn schon wieder suchen? Gemessen an seinen freundlichen Worten ging der andere ihm vielleicht absichtlich aus dem Weg.

„Wenn du weiter so viel herum läufst, gehen deine Wunden wieder auf.“

Die ruhige Stimme hinter ihm ließ ihn herumfahren und tatsächlich stand da der Junge vor ihm, hielt einen Weidenkorb in der Hand. Er konnte verschiedenes Gemüse darin entdecken, auch ein paar Beeren und Kräuter.

„Keine Sorge“, erwiderte er mit einem schiefen Grinsen. „Bin hart im Nehmen.“

„Du hattest hohes Fieber.“

„Kann sein…“

„Du hast halluziniert und warst kaum ansprechbar.“

„Ah…und wie lange?“

„Fünf Tage.“

„…was?!“, entfuhr es dem Hünen bei diesen Worten lauter als beabsichtigt.

Das Teufelskind hob bei seinem Ausbruch eine Braue, äußerte sich aber nicht weiter dazu, sondern ging, mit mehr Abstand als nötig gewesen wäre, einfach an ihm vorbei in die Hütte. Kisame starrte ihm hinterher, fühlte sich, als hätte man ihm soeben eine verpasst. Fünf Tage?! Er hatte fünf Tage hier herumgelegen und sich pflegen lassen? Der Junge musste sich die ganze Zeit um ihn gekümmert haben und sich dessen bewusst zu sein, rief ein eigenartiges Gefühl in ihm hervor. Ja, er war dankbar, doch es war auch genauso befremdlich, jemandem auf diese Weise ausgeliefert zu sein. Zu wissen, dass man ihn gewaschen und gefüttert, ihm beim Verrichten der Notdurft geholfen hatte. Fünf Tage…nicht zu fassen.

„Komm rein und setz dich.“

Er blickte auf, als der andere ihn plötzlich wieder ansprach, dabei aber seinen Blick mied. Innerlich seufzend folgte er der Aufforderung und musterte das Seitenprofil des anderen ein paar Sekunden lang. Er nahm den gesenkten Wimpernkranz zur Kenntnis, verfolgte die gerade Nase bis runter zu den geschwungenen Lippen, die mit einem leichten Abstand aufeinander ruhten. Er beobachtete, wie er sich neben die Matte kniete, auf der er fünf Tage lang gelegen haben sollte. Obwohl er so scheinbar ruhig da saß, wusste Kisame, dass er angespannt sein musste. Man konnte es spüren, wenn man explizit darauf achtete, wie die Finger in seinem Schoß immer wieder zuckten. Wie die dunklen Iriden nie lange auf einer Stelle verweilten…richtig, seine Augen. Die Augen des Teufels.
 

„Ich werde mir deinen Rücken ansehen.“

Kisame hob eine Braue, doch er gehorchte, setzte sich auf die Matte, mit dem Rücken zu ihm und öffnete sein Gewand wieder, ließ es über die Schultern fallen. Die ersten paar Sekunden wurde er nur begutachtet, keine einzige Berührung erfolgte und wieder konnte er Itachis Anspannung förmlich riechen.

Als er endlich die kalten Fingerspitzen auf seinem Rücken spürte, musste er vor Schmerz leise keuchen. Das Wasser hatte die ohnehin wunde Haut noch empfindlicher gemacht, die Krusten aufgeweicht und er spürte Itachis bohrenden Blick in seinem Nacken. Anscheinend war er zu lange drin geblieben, hatte das Wasser ein wenig zu sehr genossen.

Allerdings kam von dem Jüngeren kein Vorwurf, er blieb still, als er etwas aus dem Korb holte und es dauerte nicht lange, bis Kisame erneut mit der Feuerpaste gequält wurde. Im ersten Moment kühlte das Zeug, war fast angenehm, doch das hielt nicht lange an. Seine Haut musste ziemlich entstellt sein, wenn er nach dem Schmerz ging, der nach fünf Tagen noch durch seinen Körper jagte. Sei es drum, immerhin hatte er auf diese Weise das Teufelskind wiedersehen können. Da waren so viele Fragen, die er ihm stellen wollte…schon seit dem Tag, an dem er sich für dieses Kind eingesetzt hatte und deswegen um ein Haar umgebracht worden wäre. Er musste wieder an den Traum denken, den er gehabt hatte…

Davon abgesehen gab es noch mehr, das ihn einfach nicht in Ruhe ließ...zum Beispiel der Krieger, der ihnen damals geholfen und den Jungen mitgenommen hatte. Was war aus diesem Ungeheuer in Menschengestalt geworden? Lebte er noch? Und wenn ja, warum war Itachi dann nicht bei ihm?

Dessen feingliedrige, aber kräftige Hände bahnten sich einen Weg über seine Haut, schmierten die Paste dünn auf die aufgeweichten Krusten. Kisame biss die Zähne zusammen, riss sich wirklich am Riemen. Es wurde nicht wirklich besser, als die Behandlung kurzzeitig stoppte und ihm etwas auf den Rücken gedrückt wurde, bevor ein sauberer Verband angelegt wurde.

„Was war das eigentlich für ein Zauber?“, stellte er eine seiner vielen Fragen.

Sein Blick heftete sich auf einen Punkt an der Wand, während er auf eine Antwort wartete. Er vernahm wieder diesen strengen Geruch…vermutlich handelte es sich dabei um Kräuter.

„…ich weiß nicht, wovon du redest.“

Kisame schnaubte, machte damit deutlich, dass seine Worte Unsinn waren.

„Das ist nicht wahr“, widersprach er und sah ihn über seine Schulter hinweg ernst an. „Du hast etwas gemacht…diesen roten Mond hab ich mir nicht eingebildet.“

Doch der Uchiha schwieg beharrlich, hielt den Blick gesenkt, während er den Verband weiter um seinen Oberkörper wickelte und ihn schließlich festmachte. Zweifellos wich er ihm mit Absicht aus, aber er konnte ihn nicht zwingen, mit ihm zu sprechen, auch wenn es Kisame wurmte.

„Du solltest dich ausruhen.“

Kisame hielt inne, als sich Itachi erhob, und er legte den Kopf in den Nacken, um zu ihm aufsehen zu können. Immer noch mied er weitgehend den Blickkontakt zu ihm und der Hüne erinnerte sich an damals, als er auf diesem Altar gelegen hatte. Da hatten sich die dunklen Augen geradezu in die seinen gebrannt. Etwas Intensiveres hatte er seither nie wieder gespürt – es war ihm durch Mark und Bein gegangen, hatte etwas in ihm getroffen, das er für nicht existent gehalten hatte.

„Ich komme heute Abend wieder“, riss ihn das Teufelskind aus seinen Gedanken und Kisame stutzte.

„Warte doch mal!“

Er wollte sich aufraffen, ihn nicht so einfach gehen lassen, doch da war der Uchiha schon aus der Hütte verschwunden. Er knurrte frustriert und lehnte sich an die Wand in seinem Rücken, belastete dabei jedoch die Wunden, so dass er rasch wieder davon abrückte. Er legte sich nun bäuchlings auf die Matte, auf der er die letzten fünf Tage verbracht hatte…fünf Tage. Ob ihn jemand suchte? Nein und das war nur zu verständlich. Er selbst hätte seinen Leuten davon abgeraten, wüsste er nicht über die Situation Bescheid. Wäre das Teufelskind nicht gekommen, um ihm das Leben zu retten, wäre das Unvermeidliche eingetroffen.

Kisame schloss die Augen, würde sich noch ein wenig ausruhen – sich den Kopf zu zermartern, brachte im Moment nichts. Er musste wohl etwas mehr Geduld haben, auch wenn es ihm schwer fiel.
 

„Tsunade-shishou!“

Ein lautes Fluchen, etwas klirrte und im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen. Verdutzt blickten grüne Augen drein, doch dann siegte die Erkenntnis, dass wohl alles beim Alten war. Die Frau mittleren Alters wischte sich die blonden Haare aus der Stirn und stemmte sich schwerfällig von dem kleinen, runden Tisch hoch, auf dem sie bis eben gelegen hatte. Verschlafen sah sie zu dem Mädchen, welches nun die Arme verschränkte und sie tadelnd ansah.

„Es ist mitten am Tag, Shishou!“, wies sie auf das Offensichtliche, doch die Ältere gähnte lediglich, streckte sich einmal.

Nebenbei wurde nach der leeren Sake-Flasche gegriffen und diese wieder auf dem Tisch abgestellt.

„Hm…was gibt es, Sakura?“, fragte die, die man Tsunade nannte, in altbekannter Katerstimmung.

Die Gefragte schüttelte seufzend den Kopf darüber, wobei ihre langen Haare, die in der Farbe von Kirschblüten leuchteten, um ihren zierlichen Körper wirbelten. Dann jedoch wurde sie ernst, immerhin war sie wegen einer wichtigen Neuigkeit zu ihrer Meisterin geeilt.

„Es wurde schon wieder…eine junge Frau aus dem Dorf überfallen“, murmelte sie und senkte betreten den Blick.

Tsunades Miene wurde augenblicklich kühler, ihre Haltung gerader, während sie wartete, dass Sakura weitersprach. Das war doch gewiss nicht alles.

„Dasselbe wie beim letzten Mal…und es ist schon die dritte Frau in kurzer Zeit. Wer auch immer diese furchtbaren Dinge tut, er scheint selbstsicherer zu werden.“

„Kampfspuren?“

„Ja, es sind…Kratzspuren und die Frau wurde ebenfalls gebissen, so als wäre sie von einem wilden Tier angefallen worden.“

Tsunade knurrte leise, kaute auf ihrem Daumennagel herum, während sie finster vor sich hin sah. Das war doch nicht mehr normal und ebenso dass keiner bisher herausgefunden hatte, was sich da abspielte.

„Wer hat sie behandelt?“

„Ino war gerade in der Nähe…sie sagt, dass sich das Opfer an nichts erinnert.“

„Niemand hat etwas gehört?“

„Sie wohnt bei ihren Eltern, doch die haben nichts bemerkt.“

Das war eigenartig und so langsam schürten sich die Gerüchte, die man in Umlauf gebracht hatte. Nun gut, sie glaubte nicht an das so genannte Ungeheuer, das sich tief im Wald versteckte und des Nachts arme Mädchen in ihren Betten überfiel. Da musste ein Mann am Werke sein, doch wie geschickt musste er sein, dass er es schaffte, jedes Mal ungeschoren davon zu kommen?

Tsunade hätte viel darum gegeben, diejenige sein zu dürfen, die dieses Schwein überführte und nebenbei hätte sie ihm alle Knochen gebrochen. Doch vermutlich sollte sie sich glücklich schätzen, dass dieser gottlose Bastard ihre Mädchen bisher verschont hatte. Vielleicht fürchtete er sich auch vor Frauen, die sich wehren konnten, denn auch wenn es in ihrem Tempel viele schöne Frauen gab, so war keine zart besaitet. Tsunade lehrte nicht nur das Heilen und den Umgang mit den richtigen Kräutern, sondern auch Kampfkunst. Es war ihr ungemein wichtig, dass ihre Schülerinnen beides beherrschten.

„Tsunade-shishou?“

Sie blickte auf, erkannte die Sorge in Sakuras grünen Augen und auch sie wusste nicht, was in dieser Hinsicht zu tun war. Sie mussten das wohl oder übel anderen Leuten überlassen, auch wenn es sie wurmte.

„Sag den anderen, sie sollen wachsam sein.“

Sakura runzelte die Stirn.

„Glaubt Ihr an dieses Monster?“

„In der Tat, das tue ich“, erwiderte die ältere Frau und schüttelte die Sake-Flasche leicht, fixierte den letzten Tropfen darin. „Ein Monster in Menschengestalt.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Scorbion1984
2020-02-02T17:26:26+00:00 02.02.2020 18:26
Wer ist denn dieses Monster ,ich habe keine Ahnung ,ausser wieder Oro oder einer seiner Leute ?!


Zurück