Gewissenlos von NovemberGirl ================================================================================ Kapitel 1: Gewissenlos ---------------------- Dämonen. Geschöpfe aus der Finsternis, gekommen um unsere Welt zu vernichten. In dieser einen Nacht waren es Dämonen, die mich dazu brachten mein Gewissen zu vergessen. Während dunkle Wolken den Himmel verdeckten und kaum ein Licht zu uns durchließen, flüsterten Dämonen in mein Ohr. Sie flüsterten und zeigten, zogen mich und schubsten. Sie übernahmen meinen Körper und auch meinen Verstand und ließen mich nie wieder los. Und in jener Nacht lag ich bei einem anderen Mann. Die schwüle Hitze war verflogen und kalte Luft drang durch das Fenster. Die Sonne war schon vor Stunden untergegangen und nur eine Laterne warf etwas Licht in das Zimmer. In der Ferne hörte man Autogeräusche und irgendwo schrie eine Katze. Als wüsste sie was ich getan hatte, so anklagend klang es. Wo eben noch Hitze durch meinen Körper geflossen war, war jetzt Stille. Die Dämonen hatten sich zurück gezogen, ihr Werk war vollbracht. Doch ich wusste, sie würden wieder kommen und wieder würden sie mich verführen. Ich spürte keine Reue. Ich lag nur da, schaute diesem Mann in die Augen und fragte mich was ich wohl noch empfand und für wen. Seine Augen waren klar und ehrlich und doch konnte ich kein Spiegelbild von mir in ihnen sehen. Ich spürte nichts, wenn ich ihn so ansah. Keine Liebe, klar Zuneigung war da, Freundschaft, Verlangen, aber mehr war dort nicht. Und auch sonst spürte ich nichts. Ich hatte keine Gewissensbisse, als ich an meinen Freund dachte, ich spürte keine Reue. Nicht einmal der Gedanke, dass es von Grund auf schlecht war was ich getan hatte, änderte irgendetwas. Ich war gefüllt von unendlicher Leere und sie beruhigte mich. Vielleicht war es auch die Anwesenheit dieses Mannes, der mich immer noch nur anschaute. Leicht fragend, worüber ich nachdachte, aber nicht wirklich interessiert. Die Ruhe zwischen uns war schwer, aber nicht störend. Ich lächelte. Wie glücklich war ich doch zu ihm gefahren zu sein. Hier fühlte ich mich frei. Und eines wusste ich sicher: sobald ich dieses Zimmer verlassen würde, wäre alles wieder wie zuvor. Wir sind dann nur noch Freunde. Freunde, die sich fast täglich bei der Arbeit sehen, im selben Büro sitzen, über die selben Witze lachen. Aber ich wäre frei. Ich gehörte nur mir. Die kühle Luft ließ mich erschaudern. Vielleicht war es auch ein Schatten, der über mich hinweg strich, ein dunkler Gedanke. Ich fröstelte und setzte mich auf um mir etwas zum anziehen zu suchen. Seine Augen verfolgten mich dabei und ließen mich nicht los. Ich schaute ihn lange an, ich glaube nicht, dass in der zeit einer von uns geblinzelt hatte. Das lauteste war unser Atem, ruhig und langsam. Unsichtbare Arme drückten mich wieder auf das Bett. Ich beugte mich zu ihm hinüber und küsste ihn sanft. Dämonengift lag in der Luft, als ich mich endlich von ihm löste und aufstand. Das Atmen fiel mir schwer und auch seine Ruhe war etwas verschwunden. Ich zog mich an und verabschiedete mich. Viel musste ich nicht sagen, wir verstanden uns ohne Worte, denn die Dämonen übersetzten alles. Dann drehte ich mich um und ging. Ich hörte die Haustüre hinter mir zuschlagen, schaute nicht mehr zurück. Das lauteste waren meine Schritte auf dem Betonboden. Mit jedem Schritt den ich mich mehr von ihm entfernte wurde mein Atem tiefer und meine Ruhe größer. Je weiter ich ging, desto schwächer wurde diese Verbindung zwischen uns und ich wusste, morgen sind wir wieder Freunde. Dieser Abend hatte dann nicht existiert. Zumindest solange, bis ich wieder sein Heim betreten würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)