Fred und Claire von craftyKlingon (Die Zeit vor der letzten Schlacht) ================================================================================ Prolog: Der Anfang ------------------ Meine Lider waren schwer und ich musste etwas kämpfen, bis ich sie öffnen konnte. Die Zimmerdecke über mir war mit weiß lackiertem Holz verkleidet und ein Fenster war darin eingelassen, durch das man die Sterne und den Mond in einer dunkelblauen Nacht sehen konnte. Ich ließ meinen Blick erst nach links wandern, da ich etwas orientierungslos war, und als ich dann nach rechts blickte, stockte mein Atem. Dort lag ein junger Mann mit roten Haaren und freiem Oberkörper. „Scheiße“, blitzte es in meinem Kopf auf. Ich senkte meinen Blick unter die Bettdecke um zu überprüfen, ob ich auch nackt war. Glück gehabt. Es war zwar nur ein knappes Top und Shorts aber immerhin hatte ich eine Art Schlafanzug an. Kaum brachte ich meinen Kopf wieder in waagerechte Position, setzte ein sehr starker Kopfschmerz ein. Ich hatte einen Kater. Na Super. Aber vielleicht konnte das ja den fremden Rothaarigen neben mir erklären. Ihn betrachtend, wie er gleichmäßig atmend weiter schlummerte, versuchte ich mich daran zu erinnern, wie ich in dieses Bett gekommen war. Ich war auf einer Hochzeit gewesen, an so viel konnte ich mich erinnern. Aber wessen Hochzeit war es gewesen? Vor lauter Nachdenken wurde mein Kopfschmerz nur stärker und ich seufzte schwer, als ich mir den Schweiß von der Stirn wischte. Durch dieses Geräusch im Schlaf gestört, lag plötzlich der Arm des Mannes auf meinem Bauch und er kuschelte sich an mich, seine sich hebende und senkende Brust gegen meinen Oberarm gelehnt. Ich lag stocksteif da und versuchte nicht zu atmen. Es fühlte sich nicht schlecht an, ganz und gar nicht es war nur … ungewohnt. In diesen schweren Zeiten brauchte wohl jeder menschliche Nähe mehr als sonst und auch mir ging es so. Mich aus meiner Starre lösend, legte ich meine Hand auf die des Mannes, die auf meinem Bauch ruhte. Eigentlich wollte ich seine Hand behutsam weglegen, doch als ich die Wärme spürte, die von ihr ausging, konnte ich nicht anders als mich auf die Seite zu drehen und ihn genauer anzusehen. Seine Arm lag jetzt auf meiner Taille und seine Hand baumelte immer wieder gegen meinen Rücken, wenn ich einatmete. Ich strich ihm mit meinen Händen die Haare aus dem Gesicht um ihn vielleicht im spärlichen Licht der Sterne endlich zu erkennen. Dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war Fred. Mein bester Freund seit der dritten Klasse. Diese Erkenntnis ließ mich nur noch mehr schwitzen und gleichzeitig zittern. Was war nur zwischen uns vorgefallen? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Hatte ich oder hatten wir unsere Freundschaft für einen blöden One-Night-Stand weggeworfen? Denn mehr würde, könnte dies hier nicht sein. Erst Heute Morgen, viel mir plötzlich ein, hatte er mich noch klein und süß genannt, als ich zusammen mit Ginny schick für die Hochzeit gekleidet die Treppe hinunterkam. Für Ginny traf diese Beschreibung ja zu, aber für mich? Ich war seine beste Freundin, nicht seine kleine Schwester. Aber wollte ich seit dem letzten Schuljahr nicht mehr als nur seine beste Freundin sein? Es war das zweite Schuljahr gewesen nachdem Fred und George die Schule geschmissen hatten, zwar hatte ich ihn im ersten Jahr, in dem er fehlte schon schmerzlich vermisst, aber letztes Schuljahr hatte Fred kaum Zeit für unsere Freundschaft gehabt, da er so viel mit Weasley´s Zauberhafte Zauberscherze zu tun hatte. Er schickte mir nicht mehr täglich Briefe, wir trafen uns nicht mehr manchmal in Hogsmeade und in den Sommerferien hatte ich ihn auch lange nicht gesehen. Ein weiterer kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter als ich daran dachte, wie Fred beim letzten Gryffindor Sieg, als er noch Treiber war, zu allererst Angelina Johnson in die Arme gefallen war. Immerhin waren die beiden auch zusammen auf dem Weihnachtsball gewesen. Vielleicht hatten die beiden ja etwas miteinander und waren nur sehr gut darin dies geheim zu halten. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich ja schon öfter mit Fred in einem Bett geschlafen hatte und fragte mich was heute bloß anders sein sollte. Wahrscheinlich waren wir beide nur müde und betrunken in das Zimmer der Zwillinge getapst und einfach im gleichen Bett eingeschlafen, wie auf einer blöden Übernachtungsfeier. Und wer kann im Schlaf schon kontrollieren, wen er ausversehen berührt? Er würde sich am nächsten Morgen an nichts erinnern können und dachte im Schlaf bestimmt er würde eng umschlungen mit Angelina daliegen. Enttäuscht von diesem Gedanken legte ich mich wieder auf den Rücken und Freds Hand machte ein seltsames Geräusch, als sie wieder auf meinem Bauch landete. Diesmal schob ich sie bestimmt weg und drehte mich zu anderen Seite um, damit ich ihn nicht mehr ansehen musste. Doch das Geräusch hatte Fred aufgeweckt. Die Matratze bewegte sich als er seinen Kopf auf seinen Arm stützte und ich merkte, wie er meinen Hinterkopf in der Dunkelheit anstarrte. Ich starrte einfach nur gerade aus und versuchte mich schlafend zu stellen. Plötzlich streichelte seine Hand meinen Hinterkopf und fuhr meine langen dunkelblonden Haare vom Haaransatz bis zu meinen Schultern nach. Ich zuckte als seine warme Hand meinen kalten Oberarm streifte. Fred merkte dies und rückte näher, die Decke über uns beide ziehend. Ich lag immer noch auf der Seite und versuchte ihn zu ignorieren, klammerte mich aber sehr stark an der Decke fest. „Worüber denkst du nach?“, fragte Fred mich mit leiser schlaftrunkener Stimme. „Über nichts… Ich habe echt fiese Kopfschmerzen vom ganzen Feuerwhisky“, flüsterte ich zurück, vergessend, dass ich mich ja eigentlich schlafend stellte. „Da bist du nicht die Einzige“, lachte Fred leise auf und fasste sich an den eigenen dröhnenden Schädel. „Ihr solltet mal ein Mittel gegen das Betrunkensein erfinden. Das wäre bestimmt der Renner“, lächelte ich ihn, mich ihm zugewandt, an. Nun konnte ich Fred in die verschlafenen Augen schauen und bemerkte, dass seine Hand von der Haaraktion noch immer sehr nah bei mir lag. „Oh ja, das ist eine spitzenmäßige Idee. Ich schlage George vor, dass wir es nach dir benennen: „Claire´s Antirauschmittel““, grinste er mich feixend an. Ich boxte in leicht in die Seite und erwiderte: „Hey, dann denken alle ich wäre eine Alkoholikerin!“. „Das wäre ja das Witzige daran“, feixte er zurück, „ich weiß ja, dass du normalerweise nicht viel trinkst, aber der Rest der Welt weiß es nicht.“ „Aha, aha so gut kennst du mich also…“ seufzte ich und ließ mich wieder auf den Rücken fallen. „Ich kenne dich eben besser, als du dich selbst!“, behauptete Fred selbstbewusst und piekte mir in den Oberarm. „Aua“, gähnte ich mehr, als dass ich es sagte. „Deine Haut ist ja immer noch eiskalt“, murmelte Fred, als er langsam auf mich unter der Decke zu robbte. „Was wird das, wenn ich fragen darf“, flüsterte ich ganz leise und ehe ich mich versah, hatte Fred seine Arme um mich geschlungen um mich zu wärmen. Dadurch wurde mir sehr schnell sehr heiß, was ich versuchte auf den Alkohol und nicht auf den ungewohnten Körperkontakt zu schieben. Freds Kopf lag auf meinem Scheitel und ich konnte nicht anders und schlang ebenfalls meine Arme um ihn. „Besser?“. „Besser“, murmelte ich und schmiegte meinen Kopf an seinen Hals. Natürlich hatten wir uns auch vorher schon umarmt, aber so innig und langanhaltend war es noch nie gewesen. Ich spürte Freds Herz an meinem Ohr schnell pochen und fragte mich ob meines oder seines wohl ein Wettrennen in diesem Moment gewinnen würde. Ich seufzte tief und musste wegen dieses Gedankens schmunzeln. „Was denkst du gerade?“, fragte ich ihn leise zurück. „Ich denke, dass ich glücklich bin und mich geborgen fühle“, antwortete Fred durch meine Haare gedämpft. „So fühle ich mich auch“, antwortete ich in einem Flüstern und küsste ihn, ohne darüber nachzudenken, auf den Hals und schmiegte mich danach noch fester an ihn. In dem Moment, in dem meine Lippen seinen Hals berührten, fühlte ich mich wie elektrisiert. Ich wollte mehr, wollte aber den Moment und auch unsere Freundschaft nicht ruinieren. Aber waren wir, wie wir so dalagen, nicht schon über Freundschaft hinaus? Wie als wollte Fred die Fragen in meinem Kopf beantworten, küsste er mich auf den Scheitel zurück und drückte mich plötzlich etwas von sich weg, bis unsere Augen auf gleicher Höhe waren. Seine Hände ruhten auf meinen Schultern und meine ruhten nutzlos vor meinem Oberkörper auf der Matratze. Plötzlich durchzuckte mich ein Impuls und meine Hände wanderten zu Freds Nacken, wo sie sich in einander verschränkten. Als meine kalten Hände seine nackte Brust berührt hatten, konnte ich spüren, wie eine Gänsehaut über seinen gesamten Körper lief. „Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr“, grinste Fred mich schelmisch an und sein Kopf näherte sich meinem immer weiter, bis sich unsere Nasenspitzen berührten. Wartete Fred etwa auf meine Erlaubnis? Anstatt zu warten, machte ich den ersten Schritt und küsste ihn kurz und schüchtern auf den Mund und schaute schnell wieder weg. „Soll das etwa alles gewesen sein? Unser erster Kuss war in meiner Vorstellung irgendwie immer aufregender, aber vor allem nicht so schnell vorbei“, grinste Fred nun anzüglich und zog mich in den liebevollsten Kuss meines Lebens. Es fühlte sich an, als würde er ewig dauern und je länger er dauerte, desto besser wurde er. Ich klammerte mich regelrecht an Fred und diesem Moment fest und ihm ging es nicht anders. Ich spürte seinen festen Griff an meiner Taille und wollte das dieser, unser Moment niemals endet. Als wir dann doch kurz Pause machen mussten um Luft zu holen, grinsten wir uns beide nur wie blöd gegenseitig an. „Ich dachte schon wir würden uns nie küssen“, seufzte Fred und gab mir einen kurzen, süßen Kuss auf den Mundwinkel. „Tja, du hast dir schon ganz schön zeitgelassen“, murrte ich zurück und küsste seinen Hals entlang. „Ich hab´ auf den richtigen Moment gewartet“, grinste mich Fred an und küsste mich noch ungestümer als zuvor. „Bitte lass uns nie damit aufhören“, seufzte ich Fred ins Ohr. „Nie“ antwortete er knapp, doch die Anstrengung und der Alkohol beförderten uns wieder in das Land der Träume. Kapitel 1: Ungebetener Besuch ----------------------------- Ich wachte erneut durch das taube Gefühl der Kälte auf, die meinen ganzen Körper emporkroch. Ich tastete nach Fred aber meine Hand strich nur über das kalte Bettlaken. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich an unseren Kuss oder besser gesagt an unsere Küsse denken musste. Wenn mir jetzt jemand ins Gesicht sehen würde, würde er bestimmt denken ich hätte einen Wohlfühltrank intus oder wäre einfach verrückt geworden. Mein Kopf schmerzte nicht mehr so schlimm, wie noch einige Minuten zuvor, was sich allerdings sofort änderte, als ich mich an der Dachschräge stieß. Ich fluchte leise, hielt mir den Schädel und versuchte gleichzeitig mein Gleichgewicht zu halten. Ich fror immer noch und schaute auf Georges Bett aber ihn hatte mein Fluchen nicht wecken können, da er anscheinend immer noch Spaß auf der Hochzeit hatte. Der Schmerz klang langsam ab und ich streckte meine Arme, die sich immer noch wie eingeschlafen anfühlten. Als ich mir die Beine vertreten wollte, rutschte ich auf etwas aus und fiel mit einem dumpfen Aufprall zurück auf die Matratze. Zum Glück war ich weich gelandet, denn mein restlicher Körper, vor allem mein Kopf, schmerzte ja immer noch leicht vom Alkohol. Ich tastete im Dunkeln auf dem Boden herum und fand den Prototyp eines magischen Feuerwerkskörpers. „Typisch Weasleyzwillinge“, lachte ich leise in mich hinein. Die beiden hatten zu ihren Schulzeiten fast ihr ganzes Geld bei Zonkos für Zauberfeuerwerk gelassen und nun hatten sie sich zum Ziel gesetzt noch besseres Feuerwerk zu erfinden. Nach allem was ich bereits gesehen hatte, war es ihnen auch bereits gelungen. Aber natürlich nicht ganz ohne meine Hilfe. Die beiden fragten mich manchmal, wenn etwas im Zusammenhang mit Zaubertränken nicht direkt klappte. Ich war zwar einige Klassenstufen unter ihnen aber selbst Professor Snape konnte mein angeborenes Talent nicht leugnen, was wohl damit zusammenhängt, dass ich auch eine sehr gute Köchin bin. (Vor allem bei den Nasch- und Schwänzleckereien hatte ich meine Finger im Spiel). Ich rollte den Prototyp wieder zurück unter Freds Bett und warf damit irgendetwas anderes um. Da aber nichts explodierte oder Feuer fing, musste ich mir nur wieder ein Lachen verkneifen. Die Beiden hatten zwar eine Wohnung in der Winkelgasse genau über ihrem Laden, in dem es auch ein Labor im Keller gab, aber zuhause war es doch am Schönsten, auch was das Erfinden anging. Als ich mich weiter immer Zimmer umsah, konnte ich noch andere Scherzartikelprototypen in Kisten oder einfach lose auf dem Boden verstreut erkennen. Es ist einfach unglaublich, wie kreativ die beiden waren. Ich hatte die beiden in den letzten Sommerferien besucht und war auch eine der wenigen gewesen, die das Labor besichtigen durften. Allerdings hatte mir mein Besuch nicht zu einhundert Prozent gefallen. Der Laden war natürlich atemberaubend gewesen. In der ganzen Winkelgasse war nicht so viel los gewesen, wie in Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Ich völlig verzaubert und begeistert davon Fred und Georges Erfindungen das erste Mal gebündelt an einem Ort zu sehen und das Strahlen auf Freds und Georges Gesicht war auch unbezahlbar gewesen, als sie mir eine kleine Führung durch den Laden gegeben hatten. Meine Laune wurde allerdings etwas von den Aushilfskräften geschmälert, die natürlich alle weiblich und bildhübsch waren und Fred mit „Mr. Weasley“ ansprachen, was ihm sehr gut zu gefallen schien. Damals wollte ich mir meine Gefühle für Fred noch nicht eingestehen und schob den Stich, der durch mein Herz ging darauf, dass ich eifersüchtig darauf war, wieviel Zeit sie miteinander verbrachten. Ich saß ja noch in Hogwarts fest. Am Schlimmsten war es gewesen, als Poppy (blond und sehr stark geschminkt) Fred etwas ins Ohr geflüstert hatte und er danach so grinste, wie er eigentlich nur mich angrinste. Jap, pure Eifersucht. Den Gedanken daran abschüttelnd, stand ich wieder auf und schlang die Bettdecke um mich. Ich dachte an die Küsse zurück und lächelte wieder wie ein Honigkuchenpferd. Eifersüchtig musste ich jetzt wirklich nicht mehr sein, sondern eher Poppy. Ich tapste im Dunkeln auf die Zimmertür zu und hoffte, dass ich nicht schon wieder auf irgendetwas ausrutschen würde. Ich tastete mit ausgestrecktem Arm nach der Türklinke und versuchte die Türe so leise wie möglich auf und zu zu machen. Mein Magen knurrte leise und ich beschloss Fred erst einmal in der Küche zu suchen. Im Treppenhaus blieb ich stehen und schaute mir die Fotos der Familie Weasley an. Besonders süß waren die Kinderbilder der Zwillinge. Schon damals grinsten sie auf diese bestimmte Weise, die nichts Gutes ahnen ließ und jede Mutter in Verzweiflung stürzen würde. Auch der Artikel des Tagespropheten über den Ägyptenurlaub hing an der Wand und ein Foto, auf dem außer der Weasleyfamilie auch noch Hermine, Harry und ich mit drauf waren. Ich musste grinsen als ich sah wie Foto-ich den Arm um Ginny, meine beste Freundin, gelegt sich langsam von ihr löste und sich durch die Reihen hindurch zu Fred quetschte und ihm einen Kuss auf die Wange gab. Foto-Ginny störte sich nicht weiter daran, dass ich sie verlassen hatte und himmelte nun einfach Harry an, der umringt von Hermine und Ron keine Notiz von ihr nahm. Ich hatte den ganzen Herzschmerz Ginnys Harry bezüglich natürlich von Anfang an mitbekommen. Hermine und ich hatten zwar versucht ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen aber sie kam eine sehr lange Zeit einfach nicht von Harry los. Schmunzelnd und mit dem Gedanken daran Hermine und Ginny von mir und Fred erzählen zu wollen, ging ich die letzten Stufen der Treppe hinunter in die Küche. Fred war leider nicht da und ich machte mir auf muggelart eine heiße Schokolade und fand nach einigem Suchen auch etwas Essbares. Es war wirklich nervig noch nicht volljährig zu sein vor allem, wenn es um Essen ging. Durch das Küchenfenster konnte ich auf das Festzelt schauen und darin schien es noch ordentlich zur Sache zu gehen. Kein Wunder. In solchen dunklen Zeiten, wie jetzt, war es unglaublich entspannend unbesorgt feiern zu können, vor allem, wenn der Grund eine Hochzeit war. Plötzlich verließen zwei Personen das Festzelt und kamen auf den Fuchsbau zu. Die roten Haare des Jungen wurden langsam wieder schwarz und er schoss einige Zentimeter in die Höhe. Das rothaarige Mädchen neben ihm nahm in an die Hand und führte ihn durch den gnomverseuchten Garten. „Harry ist ohne Brille wirklich fast blind“, dachte ich lächelnd. Um die beiden nicht zu stören, stellte ich schnell mein benutztes Geschirr in die Spüle und ging die Treppe wieder ein Stück hinauf, gerade rechtzeitig als die Tür geöffnet wurde. Harry und Ginny suchten einige Momente in der Küche herum und machten einigen Lärm, kümmerten sich aber nicht darum, da alle Gäste außer mir und Fred ja noch im Festzelt waren. Als die beiden endlich den Vielsafttrank gefunden hatten, den sie gesucht hatten, starrten sie sich einige Augenblicke an bis Ginny den Trank wieder hinstellte und langsam auf Harry zuging. Ich beobachtete sie von der Treppe aus und grinste. Ich beschloss die Beiden alleine zu lassen und weiter nach Fred zu suchen. Ich ging im Treppenhaus des Fuchsbaus wieder weiter nach oben und an Rons leerem Zimmer vorbei. Mir viel wieder ein, wie wütend er Viktor Krum angestarrt hatte, Hermine prompt auf die Tanzfläche zog und sie gefühlte zwei Stunden nicht mehr gehen ließ. Diesmal musste ich ein lautes Lachen unterdrücken. Die beiden waren echt zum Schießen. Von meinen positiven Gedanken lenkte mich dann aber die Angst vor dem Guhl auf dem Dachboden ab. Ich musste mich an ihm vorbei rauf aufs Dach zu schleichen, doch es ging einfacher als gedacht, da er zu schlafen schien. Auf dem Dach saß eine rothaarige Gestalt im Schneidersitz, sich auf die Arme nach hinten abstützend und den Mond betrachtend. „Hey…“, flüsterte ich leise und glitt auf ihn zu, wie ein Gespenst mit meiner weißen Bettdecke, die ich immer noch um mich gewickelt hatte. „Hey“, erwiderte er müde zurück. Ich ließ mich neben ihn sinken, legte einen Teil meiner Decke um seine Schultern und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Fred legte seinen Arm um mich und starrte stillschweigend weiter den Mond an. Nach einigen Minuten begann er mit brüchiger Stimme zu sprechen: „Es wird grauenvoll werden… Es werden viele sterben, die wir kennen, so wie letztes Mal. Aber das Schlimmste ist, dass sie es nicht nur auf meine Familie, sondern auch auf dich abgesehen haben. Ich meine wir sind angeblich Blutsverräter, weil wir nichts von dem ganzen Reinblütergehabe halten, aber du Claire? Du kannst nichts dafür, dass du eine Muggelgeborene bist. Niemand kann etwas für seine Abstammung, noch nicht einmal die Kinder von Todessern.“ Er seufzte laut auf und blickte hinunter auf das Festzelt und sprach noch leiser weiter: „In letzter Zeit verkaufen wir in unserem Laden viel größere Mengen an tragbaren Schildzaubern und ähnlichem als an Scherzartikeln. Das Ministerium dreht so langsam durch, wir kommen mit den Bestellungen fast nicht hinterher“. Fred drehte sein Gesicht zu mir und schaute mich mit traurigen Augen an. „Du hättest mich die Schule schmeißen lassen sollen, wie ihr damals. Dann könnte ich euch helfen“, grinste ich ihn an um ihn zum Lächeln zu bringen, was mir, wenn auch nur kurz, gelang. „Du weißt, dass du sofort bei uns einsteigen kannst, wenn du mit der Schule fertig bist. Du hast uns immerhin bei vielen Scherzartikeln mit deinen unglaublichen Trankkünsten geholfen…“, grinste Fred mich schelmisch an, „aber ich konnte deinen Eltern gegenüber nicht verantworten, dass du die Schule abbrichst, weil sie mich doch so unglaublich nett finden.“ „Unglaublich nett? Ich glaube da verwechselst du etwas “, lachte ich leise auf. Bei Freds erstem Besuch bei mir Zuhause, hatte er einen Vorgänger der Nasenblutnugats mitgebracht und mein kleiner Bruder hatte natürlich eins gefunden und sofort vernascht. Meine Eltern waren geschockt vom Blutschwall gewesen, der aus den Nasenlöchern meines Bruders in die Badewanne strömte, bis Fred mit meiner Hilfe die Blutung stoppen konnte. Fred stimmte in mein Lachen ein und dachte wohl an die gleiche Situation zurück. Er sah wieder etwas glücklicher aus. Ich grinste ihn wahrscheinlich etwas sehr verliebt zurück an, weil er mir plötzlich durchs Haar strich und einige Strähnen zurück hinters Ohr schob. Das alles brachte mich natürlich nur noch mehr zum Grinsen und ließ mich rot anlaufen. „Jetzt küss mich doch endlich!“, murrte ich ihn an und schlang meine Arme um seinen Hals. Doch Fred grinste mich nur weiter an, unsere Nasenspitzen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. „Hieran will ich mich immer erinnern…“, seufzte Fred bevor er mich endlich küsste. Unser Kuss wurde plötzlich von einem Räuspern unterbrochen. Verwirrt schauten wir die Person an, die unsere Zweisamkeit unterbrochen hatte. Fred erhob sich langsam und unsere Decke glitt von seinen Schultern, als er George erkannte. Fred streckte mir seine Hand entgegen und half mir auf. In Georges Gegenwart waren wir irgendwie darauf bedacht uns nicht zu berühren und ich ließ Freds Hand los bevor ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte (blöder Feuerwhiskey). Fred musste mich festhalten, damit ich nicht umfiel. Aber George hatte natürlich alles mitbekommen, was deutlich an seinem süffisanten Grinsen erkennbar war. „Ich will euch ja nicht stören, Leute, aber wir müssen hier weg. Todesser sind im Anmarsch!“, sagte George dann plötzlich streng, griff uns beide an den Händen und zog uns auf das Dachfenster zu, durch das wir das Dach betreten hatten. „Wieviel Zeit haben wir noch?“, keuchte ich als wir die Treppen hinunterrannten. „Wenige Minuten. Fast alle sind schon weg. Unsere Eltern sind mit Ginny mit zu Fleur und Bill und ich musste euch ja holen gehen. Wo Ron, Harry und Hermine hin sind weiß ich nicht“, erwiderte George kurz angebunden. „Mein Zauberstab!“, schrie ich fast als mir plötzlich einfiel, dass ich ihn wohl im Zimmer der Zwillinge zurückgelassen hatte. „Scheiße, meiner liegt auch noch in unserem Zimmer“, fluchte Fred und wandte sich wieder die Treppe hinauf. George sah uns beide kurz wütend an und scheuchte uns fast die Treppe hinauf um die Zauberstäbe zu holen. George machte Licht im Zimmer und Fred und ich suchten panisch das Bett und die nähere Umgebung nach unseren Zauberstäben ab. Die wenigen Sekunden, die wir brauchten um sie zu finden kamen uns wie Stunden vor und als ich in Georges Gesicht blickte konnte ich auch seine Panik sehen. Ich griff schnell noch nach meiner nicht ausgepackten Tasche bevor mir wieder einfiel, dass darin wohl nichts Nützliches zu finden war und ließ sie wieder fallen. Meine Schulsachen waren noch Zuhause und meine wenigen Habseligkeiten trug ich eigentlich immer am Körper. „War das alles?“, fragte George und sah uns beide durchdringend an. Kein Anzeichen des üblichen Grinsens auf dem Gesicht, es war fast schon gruselig. Ich drückte kurz Freds Hand und nickte um Georges Frage zu beantworten und er wirbelte auf der Stelle herum und betrat wieder das Treppenhaus. Wir waren schon drauf und dran im zu folgen als George wieder ins Zimmer kam einen Muffliato auf die Tür legte und leise fluchte. „Wir haben zu lange gebraucht. Unten in der Küche sind Leute und verwüsten alles. Wahrscheinlich Todesser. Scheiße, wie kommen wir jetzt hier weg?“, George trat gegen das Bettgestell um sich zu abzureagieren. „Wie groß ist der Radius des Antiapparierzaubers? Wir müssen unbedingt das Haus verlassen. Ich glaube nicht, dass sie es stehen lassen werden“, flüsterte ich. In diesem Moment bereute ich es wirklich keine Gryffindor zu sein. Mut hätte mir jetzt wirklich gutgetan. Aber auch die beiden Gryffindors sahen nicht unbedingt mutig, sondern eher entsetzt und erschöpft aus. „Wir müssen raus aufs Feld mindestens zweihundert Meter vom Haus weg. Die Treppe nehmen können wir nicht. Wir würden den Todessern direkt in die Arme laufen“, fasste George kurz und knapp unsere Lage zusammen. Fred hatte seine Sprache noch nicht wiedergefunden. Plötzlich ging er auf das Fenster zu und riss es auf. Das Zimmer der Zwillinge lag im zweiten Stock, springen konnten wir also nicht. Vor lauter Panik hatte ich ganz vergessen, dass wir ja zaubern konnten. Fred streckte mir die Hand entgegen und half mir durchs Fenster. Das Dach war hinter dem Fenster relativ flach und man konnte gut darauf stehen. Ich ging etwas näher an den Rand und schaute vorsichtig nach unten, konnte aber nichts erkennen. Ich schreckte auf als plötzlich die Tür des Zwillingszimmers aufflog und schwarz gekleidete Gestalten mit Masken mit leuchtenden Zauberstäben das Zimmer betraten. Sie hatten uns draußen auf dem Dach noch nicht bemerkt. Ich hielt den Atem an und fürchtete mich unglaublich. „Das hier scheint auch nicht das Zimmer zu sein in dem Potter schläft“, klang eine männliche Stimme gedämpft bis zu uns raus aufs Dach. „Sucht das Zimmer weiter ab, wenns sein muss nehmt es auseinander. Das Haus wird diese Nacht sowieso nicht überleben“, keifte eine Frauenstimme. Es hörte sich an als ob zwei Personen das Zimmer wieder verließen, aber das bedeutete, dass sich immer noch ein Paar nur knapp zwei Meter von uns entfernt aufhielt. Ich spürte den Angstschweiß meine Stirn hinunterlaufen und versuchte so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Ich traute mich noch nicht einmal meinen Kopf zu drehen und Fred anzusehen, der rechts neben mir stand. Plötzlich schickte George geistesgegenwärtig einen Fluch ins Zimmer und entzündete alle Raketen, die sie unter den Betten gelagert hatten. Ich konnte noch sehen wie Federn gemischt mit bunten Funken das Zimmer füllten, als Fred sich mit mir zusammen vom Dach stürzte. Kurz vor dem Aufprall federte er unseren Sturz durch einen Zauber ab und George landete einige Sekunden später neben uns. Wir rannten sofort los. Ich spürte wie Flüche links und rechts neben uns in den Ackerboden schossen und in der weichen Erde tiefe Krater hinterließen. Ich war mir sicher, dass viele unverzeihliche dabei waren. Ich duckte mich knapp unter einem grünen Lichtblitz weg und benutzte einen Schildzauber um einem weiteren zu entgehen. Erst als ich ihn ausgeführt hatte, fiel mir wieder ein, dass ich ja eigentlich noch nicht zaubern durfte aber die bescheuerten Regeln des Ministeriums waren mir in diesem Moment herzlich egal. Wenn die Todesser wirklich an der Macht waren, konnte ich sowieso nicht nach Hogwarts zurückkehren. Muggelgeborene würden sie dort nicht mehr dulden. Ich atmete schwer und fluchte leise als sich langsam ein Seitenstechen ankündigte. Ich war zwar sportlich, allein schon durch das Quidditchtraining, aber so lange am Stück war ich ewig schon nicht mehr gelaufen. Die Todesser schienen uns nicht zu verfolgen und schossen einfach Flüche durch das Zimmerfenster ab. Plötzlich berührte mich eine Hand an der Schulter und ich ließ vor Schreck meinen Zauberstab fallen. Ich spürte das ziehende Gefühl des Apparierens und verfluchte mich selbst, als ich merkte, wie sich meine zauberstabslose Hand aufzulösen begann. Kapitel 2: Auf nach London -------------------------- Mein Magen rumorte noch einige Sekunden, nachdem wir wieder aufgetaucht waren. Ich kniff die Augen zusammen und musste mehrmals blinzeln, bis ich wieder klar sehen konnte. Die Hand, die natürlich einem der Zwillinge gehörte, lag immer noch auf meiner Schulter und meine Hände zitterten. Ich hatte keinen Zauberstab mehr. Ich war wehrlos. Ich war der Magie nie so nah aber doch so fern gewesen, wie in diesem Moment. Das Zittern meiner Hände ging in meinen ganzen Körper über und die Hand auf meiner Schulter drehte mich langsam um. Durch den Tränenschleier, der sich in meinen Augen gebildet hatte, schaute ich nun in Freds Gesicht. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, streichelte mit seinen Daumen über meine Wangen und wischte so meine Tränen weg. „Es wird alles gut…“, flüsterte er und ich konnte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht spüren. Hatte er noch nicht bemerkt, dass mein Zauberstab auf dem Acker in der Nähe des Fuchsbaus lag? Vielleicht hatten die Todesser ihn auch gefunden und zerbrochen. Bei diesem Gedanken stiegen mir wieder Tränen in die Augen. „Mein Zauberstab… Ich hab´ ihn verloren“, schluchzte ich an seiner Schulter und versuchte mich durch die Berührung zu beruhigen. Fred erstarrte in der Umarmung und hob seinen Kopf von meinem Scheitel. Er sah George an und als ich mich aus Freds Armen löste, konnte ich Entsetzen gefolgt von Nachdenklichkeit in Georges Augen erkennen. Die Zwillinge waren sich in Gestik und Mimik wirklich sehr ähnlich, so ähnlich, dass ich auch in George einige Gefühlslagen erkennen konnte. „Wir können jetzt nicht zurück. Ich weiß noch nicht einmal ob wir überhaupt zurückkönnen“ murmelte George mehr zu sich selbst als zu Fred und mir. Ich hatte Freds Hand genommen und hin und wieder drückten entweder ich oder er beruhigend zu. „Wo sind wir eigentlich?“ fragte ich mit leiser Stimme, die aber immerhin nicht mehr ganz so weinerlich klang. Erst jetzt begann ich mich umzusehen. Es war immer noch Dunkel und wir waren in der Nähe eines Wäldchens gelandet. Der Wind pfiff durch die Baumwipfel und das Laub raschelte beruhigend. Ich blickte hoch in die Baumwipfel, als ich plötzlich Rauch aufsteigen sah, der mich magisch anzog. Ich ließ Freds Hand los und ging auf den Rauch zu. Als ich durch die wenigen Bäume trat, die mir den Weg versperrten, stolperte ich rückwärts wieder zurück. Der Fuchsbau brannte und ich konnte eine Hexe erkennen, die wie eine Verrückte um das brennende Haus tanzte, als wäre es ein Lagerfeuer. Die Zwillinge waren mir gefolgt und als sie ihr brennendes Zuhause sahen, konnte ich das erste Mal, seitdem ich sie kannte, Tränen in ihren Augen erkennen. In all der Panik waren wir nicht wirklich in Sicherheit disappariert, sondern nur ans andere Ende des Wäldchens, welches den Fuchsbau umgab. Ich musste die Jungs hinter die Büsche und Äste ziehen, da sie geschockt und ungeschützt das Haus anstarrten. Sie wehrten sich und schauten mich wütend an, aber als ich auf die Hexe zeigte, die aufgehört hatte zu tanzen, erkannten sie die Gefahr und versteckten sich mit mir zusammen hinter einigen Büschen, durch die man aber noch das Haus und die Todesser beobachten konnte. „Die schwärmen aus und scheinen nach anderen Gästen zu suchen, die es nicht geschafft haben zu entkommen…“, flüsterte ich. „Scheiße, sie kommen auf uns zu“, murmelte George und drückte sich tiefer ins Gebüsch. Einige Äste und Dornen der Büsche bohrten sich in unsere ungeschützte Haut an Armen und Beinen und wir mussten uns überwinden noch weiter ins Blattwerk vorzudringen. Ich lag zwischen den Zwillingen Schulter an Schulter und wir versuchten nicht zu laut zu Atmen. Wir konnten spüren, wie Todesser ausschwärmten und einige auch mit erhobenen Zauberstäben in unsere Richtung stapften. Wir tauschten panische Blicke und unsere Herzen schlugen so schnell wie noch nie. Wir fasten uns an den Händen, im Klaren darüber, dass wir es nicht mehr schaffen würden weiter in den Wald zu laufen. Wir waren ihnen ausgeliefert, wenn sie uns finden würden. Nicht allzu weit entfernt raschelte es auf einmal im Gebüsch und die gedämpften Stimmen einiger Todesser drangen bis zu uns hindurch. Ich spitzte die Ohren um herauszufinden, was sie diskutierten, aber sie redeten doch zu leise. Sie suchten mit leuchtenden Stäben die umliegenden Büsche ab und kamen immer näher. Dann waren sie auf einmal so nah, dass man sie doch verstehen konnte. Die keifende Stimme einer Frau drang an mein Ohr: „Los, sucht sie! Tötet sie! Sie müssen hier irgendwo sein! Je mehr wir umbringen, desto stolzer machen wir den Dunklen Lord!“. Ihre Stimme wurde seltsam weich als sie über den Dunklen Lord sprach. Ich blickte in die vor Schreck erstarrten Gesichter der Zwillinge. Sie wussten wohl, wer diese Frau war und es erfüllte sie mit Angst. Vor lauter Panik setzte der Verstand der Zwillinge aus und sie zogen mich zusammen mit ihnen auf die Beine. Wie von der Tarantel gestochen sprinteten wir aus unserem Versteck los und rannten um unser Leben. Wieder schlugen hinter uns Flüche in den Boden ein, denn die umherstreunenden Todesser hatten uns natürlich entdeckt. Ich versuchte den Gedanken an meinen verlorenen Zauberstab aus meinem Kopf zu vertreiben und mich nur auf das Laufen zu konzentrieren. Rechts. Links. Rechts. Links. Plötzlich schoss ein grüner Lichtblitz nur knapp an meinem Kopf vorbei. Die Todesser kamen nun auch von rechts und hatten ein gutes Stück aufgeholt. Außer Atem stolperte ich über eine lose Wurzel und wäre fast der Länge nach hingefallen, wenn Fred mich nicht etwas grob am Arm gepackt und weiter gezogen hätte. Das Davonlaufen fühlte sich wie eine grün erleuchtete Ewigkeit an. Wir liefen immer noch durch das Wäldchen, was wohl doch eher ein Wald war. Neben den Lichtblitzen erfüllte unser Keuchen die Luft und schon wieder kündigte sich schleichend Seitenstechen an. Ich hatte völlig die Orientierung verloren als plötzlich ein Aufschrei den Wald erfüllte und aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass George zu Boden ging, sich vor Schmerzen krümmend. Die verrückte Hexe lachte laut auf und dieses Lachen ohne jede Freude jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Meine Augen füllten sich mit Tränen als Fred mich weiter zog und immer weniger Lichtblitze hinter uns hergeschickt wurden. Sie hatten George. Die Todesser hatten George. Aus heiterem Himmel fühlte ich wieder das Ziehen, dass das Apparieren ankündigt und das grün und braun des Wäldchens verschwamm vor meinen Augen als wir verschwanden. Als ich die Augen wieder aufschlug waren Fred und ich in einer kleinen Gasse, die nur von wenigen Straßenlaternen erleuchtet wurde. Die Gebäude um uns herum waren zu groß um in einer Kleinstadt wie Ottery St. Catchpole zu stehen und auf mein fragendes Gesicht antwortete Fred, der an die Mauer gelehnt mit verschränkten Armen dastand: „Wir sind in Muggellondon in der Nähe eines Zauberladens für Muggel. Kartentricks und so…“. Ich ging auf ihn zu und wollten ihn umarmen, doch er machte eine abwehrende Bewegung und wandte sich nach rechts. Ich wischte mir die Tränen weg, die sich schon wieder gebildet hatten und trottete hinter ihm her. Die Gasse mündete in eine große Einkaufsstraße. Fred blieb am Ende der Gasse stehen und sah sehr verloren aus. Erst als ich ihn genauer betrachtete fiel mir auf das er, genau wie ich, immer noch seinen Schlafanzug trug. Kaum war mir das Aufgefallen merkte ich auch schon, wie ich zu frösteln begann. Ich ging langsam auf den erstarrten Fred zu und griff nach seiner kraftlosen Hand. Er sah mich abwesend an als ich beruhigend zudrückte und ihn fragte, ob wir uns nicht neue Kleidung besorgen wollten. Er nickte nur kurz mit dem Kopf und ich musste ihn hinter mir her auf die Einkaufsstraße ziehen. Die Geschäfte waren alle geschlossen und nur vereinzelt taumelten ein paar Betrunkene durch die Straße, viele von einem oder mehreren Freunden gestützt. Ich entdeckte den kleinen Muggelzaubererladen und musste schmunzeln. Es war echt süß, dass Fred und George sich für „Muggelmagie“ interessierten. Ein wenig hatte das Interesse ihres Vaters an Allem was mit Muggeln zu tun hatte wohl auf sie abgefärbt. Ein paar Läden weiter war ein Klamottenladen der sowohl Herren- als auch Damenbekleidung führte und ich zog Fred darauf zu. Im Schaufenster waren ein paar Kleider, aber auch Pullis und dünne Jacken ausgestellt. Ich überlegte ob es eine gute Idee wäre uns durch die Haupteingangstür Eintritt zu verschaffen, doch Fred hatte sie durch ein einfaches „Alohomora“ bereits geöffnet. Er dachte sogar an die Alarmanlagen, als wäre dies nicht der erste Laden in den er, wohl oder übel, einbrechen würde. Ich zögerte etwas den Laden zu betreten, da sich bei mir plötzlich ein mulmiges Gefühl eingeschlichen hatte. Fred kam die wenigen Schritte wieder auf mich zu und zog mich durch die Tür, die er wieder hinter mir schloss. Er war schon in die Männerabteilung gegangen, als ich mich langsam wieder aus meiner Starre löste und mir eine einfache Jeans, ein Shirt, eine dunkelblaue Jacke, Schuhe und einen Rucksack ausgesucht hatte. Ich zog mich in einer Umkleidekabine um und begutachtete kurz die Abschürfungen, die unser Ausflug ins Gestrüpp auf meinem Körper hinterlassen hatte. Zum Glück war es nicht weiter schlimm und es war auch nichts ähnlich einer Brennnessel gewesen. Ich ließ meinen Schlafanzug einfach zurück. Vorher hatte ich natürlich noch die Taschen durchsucht aber neben einem Taschentuch und einem Knut hatte ich nichts gefunden. Als ich den Vorhang der Kabine hinter mir geschlossen hatte, machte ich mich auf die Suche nach Fred in die Herrenabteilung. Fred stand gedankenverloren zwischen den Kleiderständern und betrachtete schon seit einigen Sekunden den gleichen Pullover. Ich ging extra etwas geräuschvoller auf ihn zu, indem ich mit meinen Händen durch die Kleiderständer fuhr, um ihn nicht zu erschrecken. Er drehte sich zu mir um und fragte emotionslos: „Was hältst du hiervon?“ „Nicht schlecht… Wir brauchen was Praktisches. Wie wäre es mit der Hose und der braunen Jacke da hinten? Schuhe müsste es hier auch irgendwo…“. Fred war auf mich zugekommen, hatte den Pulli fallen gelassen und mich in einen Kuss gezogen. Er war nicht so gefühlvoll und sanft, wie die Küsse davor gewesen, sondern heftiger und fordernder. Er presste mich an sich, als könnte ich mich jeden Moment auflösen. Nach wenigen Augenblicken war er auch schon wieder vorbei und ich konnte in Freds Augen die Besorgnis um George genau erkennen. Ich zog ihn wieder an mich und wir standen bestimmt einige Minuten innig umschlungen da. Dann löste ich vorsichtig die Umarmung, küsste ihn kurz und hob den Pullover auf, den er fallen gelassen hatte. Ich suchte ihm auch die weiteren Sachen zusammen und als auch Fred vernünftig angezogen war, wollte wir den Laden wieder verlassen. Als wir an der Kasse vorbeikamen, packte mich das schlechte Gewissen und ich legte meinen Knut auf die Theke. Fred beobachtete mich und griff ebenfalls in seine Hosentasche. Wir legten auf dem Tresen alles aus, was wir in unseren Schlafanzügen gefunden hatten. Ich hatte nur den Knut vorzuweisen, Fred zog einen Sickel und sogar eine Galleone, eine Kotzpastille und seinen Zauberstab aus seinen Hosentaschen. Das war wirklich nicht viel und das Zauberergeld war in Muggellondon eigentlich nichts wert. Fred steckte das Geld, die Kotzpastille und den Zauberstab wieder ein und ging mit einem „die kommen drüber hinweg“ auf den Ausgang zu. Ich folgte ihm und schloss die Tür hinter mir, die Fred magisch wieder verschloss. Langsam tauchte die Sonne zwischen den für London typischen Wolken auf. Ich schloss kurz die Augen und genoss die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Als wir die Straße weiter entlangliefen, kamen wir an einigen Geldautomaten vorbei und ein nicht ganz legaler Gedanke ging mir durch den Kopf. Ich schloss zu Fred auf der ein paar Schritte vor mir gelaufen war und fragte ihn: „Hat dein Vater schon einmal etwas über manipulierte Geldautomaten erzählt?“ „Nein. Wies… Oh“, Fred grinste mich spitzbübisch an. Mir war gar nicht aufgefallen wie sehr mir sein Lächeln in den letzten Stunden gefehlt hatte. Er nahm mich an die Hand und ging mit mir auf den erstbesten Automaten zu. Er musterte ihn kritisch, drückte belustigt einige Tasten und stupste letztendlich einfach mit seinem Zauberstab dagegen. Im ersten Moment geschah nichts, doch dann spuckte der Automat wirklich einige Pfundscheine aus. Meine Augen wurden groß und Fred sah mich nun auch belustigt an. „Magie“, flüsterte er leise und steckte das Muggelgeld ein. Er nahm wieder meine Hand und wir schlenderten recht langsam und ziellos die Straße entlang. „Mmh, möchtest du vielleicht etwas essen?“, fragte Fred als wir gerade an einem kleinen Café vorbeigelaufen waren. Ich lächelte ihn an: „Gerne“. Wir betraten das Café und setzten uns ganz hinten, versteckt in eine Ecke. Es war dunkel und still in unserer Ecke und ich strich gedankenverloren mit meinen Fingerspitzen über die raue Tischplatte. Das schien Fred nervös zu machen und er griff nach meiner Hand. Ich lächelte ihn entschuldigend an und er lächelte zum Glück auch wieder zurück, aber er sah nicht glücklich aus. „Willst…, willst du drüber reden?“, wisperte ich und versuchte Fred in die Augen zu schauen. Fred starrte einfach weiter die Tischplatte an und schüttelte nur kaum merklich mit dem Kopf. Es dauerte einige Minuten, die wir schweigend verbrachten, bis die Bedienung sich ihren Weg zu uns gebahnt hatte. Ich bestellte English Breakfast und Tee und die Bedienung hörte mir kaum zu, da sie damit beschäftigt war Fred anzustarren, der weiterhin starr seinen Blick auf die Tischplatte richtete, mit den Händen hinter dem Nacken verschränkt. Ich wiederholte meine Bestellung etwas lauter und endlich schenkte die Bedienung mir ihre volle Aufmerksamkeit, sah mich aber abschätzig an. Fred blickte auf und sofort grinste die Bedienung ihn wieder an. „Hi, kann ich dir was bringen?“, säuselte sie. Ich starrte fassungslos zwischen ihr und Fred hin und her aber er schien nichts zu bemerken. Er wuschelte sich mit einer Hand durch die Haare, was der Bedienung Röte ins Gesicht „zauberte“ aber dann legte Fred seinen Arm um mich und küsste mich. Als er sich von mir löste, flüsterte er mir mit einem Lächeln auf den Lippen: „Eifersüchtig“, ins Ohr und bestellte unser Frühstück bei der blonden Bedienung. Ich lehnte mich an Fred an und die Bedienung warf mir einen bösen Blick zu, als sie davon schritt, um unsere Bestellung an die Küche durchzugeben. Fred grinste mich belustigt an und schüttelte leicht ungläubig den Kopf. „Dass du der eifersüchtige Typ bist, hätte ich ja nicht gedacht…“, grinste er mich an und kitzelte mich, um mich weiter zu ärgern. Ich wehrte spielerisch seine Hände ab und murmelte: „Gar nicht“, als sich unsere Nasenspitzen berührten, kurz bevor wir uns erneut küssten. Als die Kellnerin mit unserem Essen kam, konnte ich es nicht lassen mit Fred alle Klischees eines frischverliebten Pärchens zu erfüllen, inklusive Händchen halten, dämlichem Grinsen und pausenlosem Abknutschen. „Das war jetzt wirklich nicht nötig“, lachte Fred leise und ich schaute peinlich berührt auf meine Hände. „Doch“, schallte es durch meinen Kopf und ich musste noch heftiger grinsen. Fred lachte leise auf und drückte mich an sich, als er dies bemerkte, bevor er den ersten Löffel Baked Beans aß. Als auch ich meinen ersten Bissen Frühstück zu mir genommen hatte, fiel mir erst auf, wie hungrig ich war. Während des Frühstücks sprachen weder Fred noch ich ein Wort und die anderen Gäste, die langsam nach uns eingetrudelt waren, konnten uns nicht ansehen, was wir in den letzten Stunden alles erlebt hatten. Auch ich konnte in diesen wenigen Minuten den Schrecken kurz vergessen, doch kurz bevor die letzte Bohne gegessen und der letzte Schluck Tee getrunken war, brach der Ernst und die Angst wieder über mich hinein. Den letzten Bissen bekam ich nur schwer hinunter und mir wurde etwas schlecht. „Was wollen wir jetzt eigentlich tun? Wollen wir George oder die Anderen suchen gehen? Aber wie können wir bloß mit ihnen Kontakt aufnehmen? Eulenpost? Kamine?“, überlegte ich vor mich hin, nervös mit meinen Fingern auf den Tisch klopfendend. Bei Georges Namen war Fred zusammengezuckt und ich wollte mir rückwirkend auf die Zunge beißen. Ich berührte entschuldigend seinen Arm und er zog mich daraufhin in eine feste Umarmung. Er strich mir wiederholt beruhigend über die Haare aber ich war mir nicht sicher, ob er nicht sich mit dieser Geste beruhigen wollte. Ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab und seufzte leise. Fred ließ mich langsam wieder los und seufzte ebenfalls. „Wir haben keine Eule und die Kamine werden überwacht… Wir könnten einen Patronus losschicken aber vielleicht ist sogar das zu gefährlich“, antwortete Fred leise und starrte wieder müde auf den Tisch. „Und wo könnten wir hingehen? Gibt es noch irgendwelche sicheren Häuser oder Orte wo sich Leute aus dem Orden aufhalten? Was könnten wir tun? Ich will, nein ich muss irgendetwas unternehmen!“, während ich die letzten Worte aussprach, legte ich meine Hände auf seine und schaute im durchdringend in die Augen. „Und ich weiß was wir tun können“, grinste Fred mich an, „aber dafür müssen wir in die Winkelgasse“. Kapitel 3: In der Winkelgasse ----------------------------- Ich hob meine Tasse nochmal an die Lippen und hielt inne, als mir wieder einfiel, dass ich sie ja schon leergetrunken hatte. In der Zwischenzeit war Fred bereits aufgestanden und hatte sich die Jacke angezogen. „Wo willst du denn hin?“, fragte ich ihn überrascht, nachdem ich meine Tasse rasch abgestellt hatte. „Zum Tropfenden Kessel, durch ihn kommt man in die Winkelgasse. Aber das weißt du doch!“, meinte Fred voller Tatendrang und hielt mir meine Jacke hin. Als ich nun auch aufsprang, von Fred motiviert, stieß ich mit meinen Oberschenkeln an den Tisch und durch den Stoß fiel meine Tasse um. Fred lachte laut auf und auch ich stieg in sein Lachen ein, während ich meine Jacke anzog. Fred zog mich an der Hand durch das Café und wir bezahlten unser Frühstück an der Theke. Ich konnte es nicht lassen Fred auf die Wange zu küssen um die Bedienung zu ärgern, bei der wir dann auch bezahlten. Fred hielt mir die Türe auf und ich hakte mich bei ihm ein, als wir wieder die Straße langgingen. „Wie kommen wir denn zum Tropfenden Kessel? Die letzten Jahre bin ich immer nur mit Flohpulver gereist…“, fragte ich Fred, der einige Sekunden brauchte bevor er mir antwortete: „Das ist eine gute Frage… Moment“. Fred blieb abrupt stehen und ich zog etwas an seiner Hand, als ich einfach weiter ging. Ich konnte in Freds Gesicht ablesen, dass er angestrengt nachdachte. „Ich glaube ich war mal in der Nähe des Tropfenden Kessels in einem Muggelgeschäft, da war ein hübsch…. Ist nicht weiter wichtig“, grinste er mich an, nachdem er meinen fragenden Blick bemerkte. Bei dem Gedanken an Fred und andere Mädchen fiel mir wieder der Weihnachtsball ein: Ginny hatte es ja auf den Ball geschafft indem sie mit Neville gegangen war, der auch wirklich nett ist, aber mir war leider nichts Anderes übrig geblieben als meinem Quidditchkameraden Anthony Rickett zuzusagen. Eigentlich kamen wir ganz gut miteinander aus, da wir ja beide als Treiber für Hufflepuff spielten, aber für meinen Geschmack machte er zu viele blöde Witze über Mädchen die Quidditch spielen und natürlich vor Allem über Mädchen die Treiber waren. Manchmal dachte ich, das ihm gar nicht auffiel, dass ich ein Mädchen war, bis er mich eben zum Weihnachtsball eingeladen hatte. Der Abend war auch nicht so toll gewesen, bis Tony plötzlich beschlossen hatte ins Bett zu gehen und ich mich den Rest des Abends mit Ginny, Neville und einem netten Jungen aus Beauxbaton unterhalten hatte. Rückblickend fiel mir auf, dass ich Fred sogar dazu beglückwünscht hatte Angelina eingeladen zu haben. Sie war echt eine spitzenmäßige Jägerin. Den Kopf schüttelnd, konzentrierte ich meine Gedanken wieder auf die Gegenwart und schaute in Freds Gesicht, dass mir plötzlich sehr nah war. „Hast du in die Zukunft geschaut?“, fragte er mich belustigt. „Was? Quatsch, nein, du weißt doch, dass ich nie Wahrsagen hatte…“, murmelte ich noch etwas verwirrt und fixierte ihn, um wieder klar zu denken, „wo waren wir stehen geblieben?“. „Tropfender Kessel“, Fred schaute sich kurz um, packte mich am Arm und schon waren wir disappariert. Als sich die Erde nicht mehr drehte, konnte ich etwa fünfzig Meter die Straße runter den Tropfenden Kessel ausmachen. „Du hast aber ´ne gute Erinnerung…“, meinte ich zu Fred, der grade unter seinem Schuh nachsah, ob er in etwas hinein appariert war. Ich zog Fred in eine kleine Seitengasse, da vereinzelt Personen vor dem magischen Pub rumstanden, die recht verdächtig aussahen. Durch das nette Frühstück hatte ich fast vergessen, dass mein Zauberstab weg war. Meine Stimmung, die eigentlich ganz positiv gewesen war, sackte zu Boden, wie ein Troll mit einem Schlaftrunk intus. Ich stützte beide Fäuste in der Taille ab und seufzte laut bevor ich Fred lächelnd fragte: „´Ne Idee wie wir da reinkommen wollen? Mich kennen die nicht aber bei dir erkennt man auf fünfzig Meter, dass du ein Weasley bist“. Bei „Weasley“ wuschelte ich ihm mit einer Hand durch die Haare. „Hey, du zerstörst meine Frisur!“, empörte er sich gespielt und zog meine Hand von seinem Kopf. „Frisur? Ich finde, dass es jetzt besser aussieht!“, lachte ich leise und auch Fred schmunzelte. „Zum Glück ist dein Freund ein hervorragender Zauberer und brillant in Verwandlungszaubern“, meinte er und hielt sich kurzerhand den Zauberstab über den Kopf. Mit kreisenden Bewegungen färbten sich seine Haare langsam blond und wuchsen sogar so lang, dass er sich locker einen Zopf damit machen konnte. „Ich hab´ gehört blond ist bei Reinblütern mit Hang zur Farbe Grün gerade total in Mode“, kaum hatte er das gesagt, kreiste sein Arm bereits über meinem Kopf und meine Haare wuchsen ein Stück, was von einem ziemlich merkwürdigen Jucken in meiner Kopfhaut begleitet wurde, und färbten sich pechschwarz. „Aha, du hättest mich also am liebsten mit schwarzen Haaren?“, fragte ich belustigt, während ich die neuen Haare zwischen meinen Fingern aneinander rieb. „Ne, deine wirkliche Haarfarbe ist mir lieber aber irgendwie dachte ich, der Kontrast macht es…“, murmelte Fred angestrengt und deutete nun mit seinem Zauberstab auf sein Gesicht. „Ähm, hast du schon einmal Gesichter verwandelt? Das ist gar nicht so ein…“, sagte ich noch kurz bevor Freds Gesicht unter feinem Sprühnebel verschwand. Als der Nebel wieder weg war, hatte Fred eine andere Nase und andere Lippen und sah eigentlich überhaupt nicht mehr nach Fred aus. „Wow… Das ist sehr fortgeschrittene Magie, Fred. Wo hast du das gelernt?“, staunte ich nicht schlecht. „Das ich nicht so gute Schulnoten hatte, heißt ja nicht das ich´s nicht draufhab´. An diesem Zauber arbeiten George und ich schon lange für unsere Projekte fürs Ministerium. Wir konnten den Zauber bis jetzt bloß noch nicht auf einen Gegenstand übertragen um ihn verkaufen zu können“, erklärte Fred, „los, jetzt bist du dran“. Ich hatte gerade noch genug Zeit um die Augen zu schließen, bevor der feine Sprühnebel sich auch auf mein Gesicht legte. Der Nebel war leider nicht kalt und angenehm, wie ich gehofft hatte, sondern heiß und brannte, wie kleine Nadelstiche auf der Haut. Ich merkte richtig, wie meine Nase schrumpfte und meine Lippen schmaler wurden. Als die Stiche aufhörten, öffnete ich wieder die Augen und bekam erst einen kurzen Schrecken, als ich in das fremde Gesicht blickte, dass jetzt zu Fred gehörte. Fred hob mein Kinn an und begutachtete sein Werk, während ich leise fragte: „Sind die Veränderungen willkürlich oder muss man ein Bild vor Augen haben?“. „Man sollte seine Gedanken schon konzentrieren, sonst sieht man nachher aus wie ein Troll“, lachte Fred und machte sich jetzt an seine Kleidung, „das ist nämlich das zweite Vermarktungsproblem“. Fred verwandelte seine und meine Muggelklammotten in ansehnliche Zauberer- und Hexenroben. Ich war echt überrascht, ich wusste, dass Fred ein fähiger Zauberer war, aber das er so gut war, hatte ich nicht gedacht. Als wir fertig verwandelt waren und nahm Fred mich an der Hand und zog mich auf den Tropfenden Kessel zu. „Wir müssen uns beeilen, ich weiß nicht wie lange die Verwandlung anhält“, raunte er mir zu, als wir an den ersten herumstehenden Männern vorbeigingen, die uns finster anblickten. Ich streckte mich und stolzierte neben Fred her, wie ich es immer bei Pansy „Mopsgesicht“ Parkinson gesehen hatte, wenn diese sich als ob ihr Leben davon abhing an Draco Malfoy geklammert hatte. So wie wir beide jetzt aussahen, mussten wir einfach als Reinblüter durchgehen und wir schafften es auch ohne große Probleme in den Pub, aber kaum war die schwere Holztür hinter uns ins Schloss gefallen, entdeckte ich, dass uns leider eine fiese Überraschung an die Theke gelehnt erwartete. Der zahnlose Wirt Tom war nirgends zu sehen und an der Bar lehnte ein großer schwarzgekleideter Mann, dem man direkt ansah, dass er ein Todesser war. Ich wusste seinen Namen zwar nicht, aber irgendwo hatte ich ihn auch schon einmal gesehen und Fred wohl auch, da er plötzlich meine Hand fester umgriff. Außer dem Todesser war niemand im Tropfenden Kessel und der Schankraum sah noch dunkler und dreckiger aus als sonst. Was sie wohl mit dem armen Tom gemacht hatten? Fred und ich standen etwas unschlüssig im Raum und starrten mehr oder weniger den Kerl an der Bar an, der zurückstarrte und geräuschvoll ein Glas Feuerwhiskey leerte. Als er das leere Glas auf den Tisch stellte, wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und kam auf uns zu. „McNair, schön sie zu sehen“, reagierte Fred instinktiv und hielt ihm die Hand hin. Dieser schüttelte sie erst wortlos und fragte dann mit kratziger Stimme: „Meinen Namen scheinen sie zu kennen, allerdings kann ich das von Ihnen nicht behaupten…“. Mit diesen Worten zog er seine Hand zurück und beobachtete uns misstrauisch. Ich hatte das Gefühl, dass nur unser neues Aussehen ihn davon abhielt uns direkt einen Zauber auf den Hals zu jagen. Fred hatte wohl gute Arbeit geleistet. „Mein Name ist Gwen Parkinson und das hier ist mein Verlobter Michael Bullstrode. Wir sind hier um bei Borgin und Burkes einen Verlobungsring zu kaufen. Ich hoffe, dass dies Ihnen keine Umstände macht“, mit diesen Worten zog ich Fred auf das Hinterzimmer zu, in dem sich der Zugang zur Winkelgasse befand. Wir hatten McNair schon den Rücken zugekehrt, als dieser plötzlich antwortete: „Ich werde sie zu Borgin und Burkes begleiten.“ Es wäre viel zu schön gewesen mit dieser einfachen List an ihm vorbeigekommen zu sein. Ich versuchte die Enttäuschung aus meinem Gesicht zu vertreiben, schaute mich zu ihm um und sagte mit einem Lächeln: „Vielen Dank, wir wissen das zu schätzen“. Als ich kurz darauf Fred ansah, konnte ich kurz in seinem Gesicht erkennen, wie auch ich mich fühlte: Ängstlich. Fred hatte noch nichts gesagt, seitdem ich unsere Vorgeschichte erfunden hatte und zog es vor McNair mit mir am Arm zum Zugang der Winkelgasse zu folgen. Bis jetzt hatte es funktioniert, jetzt mussten wir es nur noch durchziehen, bis wir McNair irgendwann in der Winkelgasse loswerden konnten. McNair klopfte mit seinem Zauberstab an die richtigen Mauersteine und die Wand gab den Zugang zur Winkelgasse frei. Als ich dies das erste Mal gesehen hatte, kam ich aus dem Staunen nicht mehr hinaus und wippte voller Vorfreude hin und her. Jetzt lief mir nur ein kalter Schauer über den Rücken und als ich die vielen verbarrikadierten Geschäfte sah, in denen ich früher nach Lust und Laune einkaufen gegangen war, musste ich schwer schlucken. Ich drückte Freds Hand kurz und dieser drückte beruhigend zurück. Als ich in McNairs Gesicht blickte, der uns mit ausgestrecktem Arm dazu aufforderte, die Winkelgasse zu betreten wurde mir schlecht. Ihm schien es zu gefallen, dass die Winkelgasse völlig heruntergekommen und leer war. Wir gingen langsamer als ich eigentlich wollte die Straße entlang und bei einigen Läden, die entweder völlig zerstört oder schon sehr lange verlassen waren, konnte McNair es nicht lassen uns die oft vom Tod begleiteten Geschichten der ehemaligen Besitzer zu erzählen. Als wir an Ollivanders vorbeiliefen, blieb mein Herz kurz stehen. Die Schaufenster waren wahrscheinlich durch eine Explosion geborsten und überall lagen, zerstörte Zauberstäbe herum. Die Kerne Phönixfeder, Einhornhaar und Drachenherzfaser konnte man gut erkennen und die schicken Kartons in denen man die Stäbe normalerweise kaufen konnte, waren zu Schnipseln gesprengt und versengt worden. Ich riss meinen Augen von dem traurigen Anblick los und vermisste meinen eigenen Zauberstab nun umso mehr. Mir war es vorher noch nicht aufgefallen, aber der Zauberstab von McNair steckte bereit in seiner Umhangtasche. Nun hatten wir fast die Gasse erreicht von der man auf die Nocturngasse wechseln konnte und in der Ferne konnte man schon Weasleys Zauberhafte Zauberscherze erkennen. Irgendwas schien mit dem Laden nicht zu stimmen, aber bevor ich Fred darauf aufmerksam machen konnte, waren wir McNair schon in die Nocturngasse gefolgt. Ich war vorher nur einmal spaßeshalber zusammen mit Fred und George in der Gasse der dunklen Magie gewesen und sobald ich in die Schaufenster der einzelnen Läden blickte, wurde mir auch wieder klar warum. Im Ersten schien es nur Blut zu kaufen zu geben. Auf den kleinen Schildchen neben den Phiolen oder größeren Gefäßen stand etwas wie „Drache“, „Troll“ oder „Hauself“. Wirklich ekelhaft. Der Zweite schien ein Bekleidungsgeschäft zu sein. Von außen sah er ganz normal aus, obwohl es nur schwarze Umhänge zu kaufen gab, aber an der Türe hing ein Schild auf dem „keine Schlammblüter, keine Halbblüter, keine Halbwesen“ stand. Warum der Besitzer nicht einfach „nur Reinblüter“ auf das Schild geschrieben hatte, blieb mir schleierhaft. Nach einigen Minuten, ich hatte davon abgelassen in weitere Schaufenster zu blicken, erreichten wir schließlich Borgin und Burkes. Im Schaufenster hingen Schrumpfköpfe aber auch einige Schmuckstücke wie eine Kette mit blutroten Rubinen und passenden Ohrringen. Ich deutete gespielt begeistert auf einen Ring im Schaufenster, an dem nicht stand, dass er irgendwie verflucht war und McNair hielt uns die Tür auf. Als wir den Verkaufsraum betraten, klingelte es irgendwo im Hinterzimmer und der Verkäufer schlurfte lustlos auf uns zu. McNair grüßte in fröhlich und das Gesicht des Besitzers erhellte sich, als McNair erklärte warum wir in seinem Geschäft waren. „Verlobungsringe sind dort hinten. Bitte folgen sie mir“, schleimte der Besitzer plötzlich mit buttriger Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Ich hing immer noch an Freds Arm und wir stießen an einige Exponate, bis wir auf die Idee kamen uns voneinander zu lösen. Kaum hatte ich Freds Arm losgelassen wurde mir kalt und ich fühlte mich verletzlich. Aus Reflex wanderte meine Hand zu dem Ort, wo normalerweise mein Zauberstab steckte, und ich musste schwer schlucken, als ich bemerkte, dass er ja nicht da war. Fred war voraus gegangen und ich schloss langsam zu ihm auf. Der Besitzer hatte einige Ringe hervorgeholt und Fred hielt bereits einen in der Hand und betrachtete ihn interessiert. Der Besitzer hörte auf Fred flüsternd etwas über den Ring zu erzählen, als ich in Hörweite war und ich wollte gar nicht wissen, was für ein schrecklicher Fluch wohl auf diesem Ring lag. Fred steckte ihn wieder zurück in das grüne Samtkissen und zog den nächsten hervor. „Wie findest du diesen hier, mein Schatz?“, fragte er mich und hielt mir den Ring hin. Ich nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn skeptisch. „Ganz schön aber nicht das, was ich mir vorgestellt habe…“, antwortete ich und steckte den Ring ebenfalls zurück. Ich ließ meinen Blick über die verbliebenen Ringe wandern und strich über einige mit meinen Fingerspitzen. Einer versetzte mir einen kurzen, schmerzhaften Stich und als ich auf das daran befestigte Bändchen blickte, wurde mir erneut schlecht. „Verursacht schreckliche Schmerzen bei nicht reinblütigen Hexen“. Ich hatte den Ring nur einige Sekunden berührt, ich wollte mir nicht vorstellen, was es für Schmerzen wären, wenn ich den Ring angezogen hätte. Wir schauten uns noch einige Minuten länger die Ringe an und ließen sogar einen zurücklegen, damit wir nun endlich einen Grund hatten uns von McNair zu verabschieden. „Den restlichen Einkauf schaffen wir auch allein, vielen Dank für die Hilfe“, bedankte sich Fred und wandte sich mit mir zusammen zum Gehen. Wir waren schon fast durch die Tür, als wir plötzlich von McNair aufgehalten wurden. „Ich werde Sie auch weiter begleiten“, meinte er etwas barsch und verließ noch vor uns den Laden. Fred und ich ließen uns etwas zurückfallen und Fred flüsterte mir ins Ohr: „Eine Idee wie wir in loswerden? Das mit dem Ring aussuchen, hat länger gedauert als gedacht und die Verwandlung… Keine Ahnung wie lange sie noch hält…“. Ich kam nicht dazu zu antworten, da sich McNair zu uns gewandt hatte und uns mit seinem Zauberstab bedrohte. „Ich wusste, dass etwas mit euch nicht stimmt“, zischte er. Ich starrte ihn entsetzt an und Fred hatte sich schon vor mich gestellt und ebenfalls den Zauberstab gezückt. Als ich vor Schreck erstarrt zu Freds Kopf hochstarrte, bemerkte ich, dass seine Haare wieder weasleyrot waren. „Lauf!“, schrie Fred mir zu bevor er einen Schildzauber einsetzte um den Fluch, der von McNair ausging, abzuwehren. Erst war ich vor Schreck und Angst wie am Boden verwurzelt, aber als der nächste grüne Blitz von Freds Schildzauber abprallte, rannte ich los. Die Richtung war mir erst einmal egal. Ich rannte so schnell mich meine Beine trugen und voller Panik schrammte ich an einigen Hauswänden vorbei, als ich um eine Ecke in eine kleine Gasse abbog. Doch es war keine Gasse in die ich da gelaufen war, sondern eine Sackgasse. Erst stand ich wie paralysiert vor dem Eingang des Ladens, der das Ende der Sackgasse bildete und überlegte schon mir gewaltsam Eintritt zu verschaffen, bis ich auf die Idee kam mich umzudrehen. Ich blickte mich noch einmal um, kurz bevor ich wieder auf der Kreuzung vor der Sackgasse landete. Als ich den Kopf wieder in Laufrichtung drehte, prallte ich mit jemandem zusammen und fiel hin. Meine Hände und auch meine Knie schmerzten, als mich zwei raue Hände packten und emporrissen. Ich wurde wie im Schraubstock festgehalten und ich spürte einen schmalen, runden Gegenstand, der gegen meine Schläfe gepresst wurde. Heißer, nasser Atem hing in meinem Nacken und ich hatte Probleme klar zu sehen. „Lass sie los! Sofort!“. Die Stimme klang weit entfernt und ich spürte, wie meine Knie wegsackten. Ich spürte wie Blut aus einer Kopfwunde meine Wange hinunterlief und auf meine Kleidung tropfte. Ich presste die Augen zusammen um wieder klar sehen zu können, aber es nützte nichts. Nun liefen mir neben dem Blut auch Tränen die Wangen entlang. „Lass sie los!“, schrie Fred erneut. Der Mann hinter mir ließ nur ein bellendes Lachen hören und bohrte den Zauberstab förmlich in meine Schläfe. Sein Mund sehr nah an meinem Ohr flüsterte er: „Was ich alles mit dir machen kann… Mit einem süßen, kleinen Schlammblut wie dir“, seufzte er, „oh ja ich habe gesehen, wie du reagiert hast, als du den Ring der Reinen berührtest“. Ein Zittern ging durch meinen Körper und der Kerl packte mich nur noch fester. Ich drehte meinen Kopf weg und versuchte mich mit aller Kraft aus der Umklammerung zu befreien aber es nützte nichts. Endlich konnte ich meinen Blick wieder fokussieren und ich schaute Fred an, der immer noch auf den Kerl zielte, aber keinerlei Anstalten machte einen Zauber zu wirken. Ich merkte wie ein Lachen den gesamten Körper des Mannes erschütterte bevor er sagte: „Mein Mädchen, an deiner Stelle würde ich mir einen neuen Freund suchen… Der da traut sich noch nicht einmal zu zaubern um dich zu befreien. Und so etwas will ein Griffindor sein. Tja, woher ich das weiß? Die roten Haare schreien Weasley. Blutsverräter“. Fred fasste seinen Zauberstab fester und blickte den anderen Zauberer drohend an, tat aber nichts. „Jämmerlich… Crucio!“, flüsterte der Zauberer fast liebevoll und kaum hatten die Worte seine Lippen verlassen, erfüllten Schmerzen meinen Körper, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte. Mein Körper krümmte sich unkontrolliert und ich sackte wieder zu Boden. Der Staub und der Dreck auf der Straße gelangte in meinen Mund, da ich mich schreiend auf der Erde wälzte. Aber der Schmerz ließ einfach nicht nach. In diesem Moment wollte ich nur noch sterben, um dieser schrecklichen Qual zu entgehen. Plötzlich entstand kein neuer Schmerz mehr und ich fühlte nur noch die Qual, wie von offenen Wunden. Mein ganzer Körper fühlte sich an, als wäre die Haut abgeschält worden und ich mit tausenden Schwertern durchbohrt worden. Erneut packte mich eine Hand und zog mich hoch aber diesmal schloss mich der Mann in die Arme. Ich wollte diesen Körperkontakt nicht und wehrte mich mit Händen und Füßen und biss ihm sogar in die Schulter. Überrascht ließ Fred mich los und starrte mich an. „Ni-nicht anfassen… Bitte…“, schluchzte ich nur und wich von ihm einige Schritte zurück. „Claire, es-es tut mir so leid… Wir müssen hier weg“, Fred streckte mir die Hand hin, „komm… Wir gehen an einen sicheren Ort“. Ich starrte Freds Hand einige Sekunden an und senkte dann aber den Blick. „Geh vor, i-ich folge dir…“, war das Einzige was ich herausbrachte. Fred ließ enttäuscht die Hand sinken und ging voran. „Es ist nicht mehr weit von hier. Wir haben es gleich geschafft“, sagte Fred mehr zu sich selbst als zu mir. Ich versuchte ihm im gleichen Tempo zu folgen aber mir fiel das Atmen schwer, vom Laufen ganz zu schweigen. Als wir das Ende der Straße erreicht hatten, befanden wir uns wieder in der Winkelgasse und als wir nach rechts abbogen, konnte man schon Weasleys Zauberhafte Zauberscherze erkennen. Wir gingen langsam auf das Geschäft zu, da Fred sich meinem Schritttempo angepasst hatte. Als wir vor dem Gebäude standen, vergaß ich kurz meinen körperlichen Schmerz. Die Glasscheiben waren zerfetzt und das Ladeninnere komplett verwüstet. Überall lagen kaputte Scherzartikel herum und an einer Stelle lagen sogar tote Minimuffs. Sie hatten vor nichts haltgemacht. Fred war zu erschüttert um eine Träne zu vergießen und starrte einfach nur auf sein zerstörtes Lebenswerk. Er stieg über die Glassplitter, die noch im Rahmen steckten und ging ins Innere des Ladens. Ich folgte ihm und zuckte zusammen, als ich auf etwas trat, das ein schreckliches Geräusch von sich gab. Fred war in der Ladenmitte stehen geblieben und drehte sich zu mir um, als er mich kommen hörte. Er sah mich kurz traurig an, bis er den Blick wieder senkte und in die Hocke fiel. Ich ging auf ihn zu und kniete mich ebenfalls hin. Ich streckte meine Hand nach ihm aus und strich ihm über die Wange. „Es wird alles wieder gut“, murmelte ich ihm zu. Wir beide wussten, dass das gelogen war. Kapitel 4: Weasleys Zauberhafte Zauberscherze --------------------------------------------- Wir hockten noch eine Weile in den Überresten, bis meine Beine eingeschlafen waren und ich meine tauben Arme von meinen Knien löste. Ich streckte meine Glieder und trat etwas auf der Stelle, bis ich bemerkte, dass Fred mich anstarrte. Sein Blick war leer und er starrte eher durch mich hindurch, als mich anzusehen. Plötzlich ging ein Stich durch meinen Körper und der grauenvolle Schmerz war zurück. Meine Beine sackten unter mir weg und ich fiel zu Boden. Ich schlug nicht auf dem Boden auf, da Fred aus seiner Starre erwacht war und mich aufgefangen hatte. Vor lauter Schmerzen bemerkte ich nicht, wie Fred mich aufhob und in den hinteren Bereich des Ladens trug, der weniger zerstört war. Er ging mit mir auf den Armen die Treppe zu der Wohnung hinauf, die über dem Laden lag. Ohne mich fallen zu lassen, zog er seinen Zauberstab hervor und öffnete die Tür. Auf der Wohnung schienen noch mehr Schutzzauber gelegen zu haben, als auf dem Laden selbst, da sie noch relativ unbeschädigt war. Fred legte mich auf das Sofa, das vor dem kleinen Kamin stand und legte meinen Kopf auf seinen Schoß. Er strich mir beruhigend über die Haare, als mein Körper erneut vor Schmerz zuckte, und ertrug es still, als sich meine Fingernägel in seinen Oberschenkel gruben. Ich wollte mir vor lauter Schmerz die Seele aus dem Leib schreien, aber dazu fehlte mir die Kraft. Ich lag also nur stumm da und spürte, wie sich mein ganzer Körper mit Schweiß bedeckte. Und dann war es wieder vorbei. Der Schmerz verschwand und ich hob meinen Kopf von Freds Schoß. Fred starrte geradeaus auf die gegenüberliegende Wand und eine Träne lief seine Wange hinunter. Ich schwang mein linkes Bein über Freds Beine und nahm sein Gesicht in meine Hände. Ich lächelte ihn aufmunternd an, wischte die Träne weg und küsste ihn, kurz bevor ich ihn tröstend umarmte. Er hatte alles getan, was in seiner Macht gelegen hatte. Fred reagierte weder auf den Kuss noch auf die Umarmung und ließ die Arme kraftlos an seiner Seite liegen. Als ich mich wieder neben ihn setzten wollte, schloss Fred mich doch fest in die Arme und presste mich an sich. „E-es tut mir leid…“, flüsterte Fred und was er danach sagte, konnte ich nicht verstehen. Wir blieben einige Minuten so sitzen, bis wir beide kurz nacheinander zu gähnen begannen. Ich stand auf und streckte mich. Mein Shirt war etwas kurz und als ich die Arme so nach oben reckte, konnte man meinen Bauch und meinen Rücken sehen. Plötzlich berührte mich Freds kalte Hand am Rücken und er schob mein Shirt etwas höher. Er betrachtete eine Stelle genauer und als er mit seinen Fingern darüber fuhr, war es mir so unangenehm, dass ich seine Hand wegschlug. Als ich mich zu Fred umdrehte, sah ich, dass sich seine Augen wieder mit Tränen füllten. „Was ist?“, fragte ich ihn leise und zog mein Shirt runter. „Da wo der“, Fred schluckte hart, „Fluch dich getroffen hat, ist deine Haut ganz wund“. Fred war wohl etwas verunsichert, da ich ihn bereits zweimal weggestoßen hatte, aber ich erlaubte ihm natürlich, mich zu verarzten. Ich zog mir das Shirt über den Kopf, damit Fred die Wunde besser sehen konnte und Fred hatte bereits seinen Zauberstab gezückt, um den Heilzauber zu sprechen. Nachdem er dies getan hatte, strich er erneut über die Stelle und ich empfand es nicht mehr als unangenehm. Das verschwitzte Shirt, das ich immer noch in der Hand hielt, wollte ich nicht mehr anziehen, also bat ich Fred um etwas Neues. Fred nahm mich daraufhin bei der Hand und zog mich auf eine Zimmertür zu. Fred öffnete die Tür und ließ mich zuerst eintreten. Als die Zwillinge den Laden in der Winkelgasse gekauft hatten, hatte es keine Art Einzugsparty gegeben, trotzdem hatte ich Fred ein Einzugsgeschenk geschickt, was mir auch sogleich ins Auge fiel als ich den Raum betrat. Der Raum war etwa doppelt so groß, wie das Zimmer der Zwillinge im Fuchsbau und war mit vielen Fenstern versehen, die alle zum Hinterhof zeigten. An einer Wand stand ein großes Himmelbett, das aussah wie die in Hogwarts. Der einzige Unterschied war, dass es ungefähr doppelt so groß war. „Hab ich mir aus der Schule „geliehen“… Ist mein altes, aber magisch vergrößert. Brachte es nicht übers Herz, es da zu lassen“, lächelte Fred, die roten Samtvorhänge entlangfahrend. Ich lächelte nur leise. Das war wirklich typisch Fred. Ich begann etwas zu frösteln, da ich ihm ohne Shirt ins Zimmer gefolgt war und als Fred dies bemerkte, eilte er zur hölzernen Kommode und reichte mir einen seiner Weasleypullover und eine seiner bequemen Hosen. „Gibt es hier ein Badezimmer?“, fragte ich leise und Fred deutete nur auf eine weitere Tür. Ich nahm die neue Kleidung mit und schloss die Tür des Badezimmers hinter mir. Das Bad war klein aber sehr sauber und ich duschte mich schnell ab. Danach trocknete ich mich mit Handtüchern aus einer kleinen Wandablage ab und als ich mich zum Spiegel umdrehte bemerkte ich die seltsame Stelle an meinem Rücken, wo mich der Cruciatusfluch getroffen hatte. Die Stelle war dank Freds Zauber wieder glatt, aber trotzdem wusste ich genau wo sie war und als ich sie berührte, war sie seltsam kalt. Ich zog Freds Klamotten an und bemerkte belustigt, dass ich jetzt nach ihm roch. Immerhin hatte ich sein Shampoo benutzt und seine Kleidung an. Barfuß ließ ich das Badezimmer hinter mir und bemerkte auf der Kommode, aus der Fred die Kleidung genommen hatte, das Bild, welches ich Fred zum Einzug geschenkt hatte. Es war an einem warmen Sommerabend am See in Hogwarts geschossen worden. Fred und ich saßen lachend auf einer Picknickdecke und ließen gegenseitig Muffins aufeinander zu schweben. Ich hatte lange überlegt, ob ich ihm wirklich ein Bild schenken sollte, wo nur wir beide abgebildet waren, also freute ich mich umso mehr, als ich bemerkte, dass es gut sichtbar im Raum stand. Ich strich über den Bilderrahmen und lächelte. Fred, der unbemerkt wieder den Raum betreten hatte, legte seine Arme um mich und wiegte mich einige Momente hin und her, während ich den Blick nicht von dem magischen Foto wenden konnte. Foto-Claire und Foto-Fred lagen sich plötzlich auch in den Armen und lächelten uns sehr glücklich zu. „Das ist damals aber nicht so gewesen“, murmelte ich über das Foto mit den Fingerspitzen streichend. „Die entwickeln ihr Eigenleben. Auf einem alten aus meiner Kindheit ziehen George und ich Ron an den Haaren, aber wir haben uns früher immer nur wie kleine Engel benommen“, grinste Fred und ließ mich los, „komm wir gehen in die Küche. Ich habe Teewasser aufgesetzt und wir können uns überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen und mit meinen Eltern oder dem Orden Kontakt aufnehmen“. Fred zog mich an der Hand zurück ins gemütliche Wohn- und Esszimmer und ich blickte noch einmal kurz auf das Foto, bevor ich die Tür hinter mir schloss. Die ersten Minuten saßen wir nur schweigend da, tranken den viel zu heißen Tee und warteten auf Nachrichten von irgendjemandem. Fred hatte selbst Patroni losgeschickt, aber keine Antwort erhalten. Als der Tee kalt wurde und wir immer verzweifelter, versuchte ich, die Stimmung zu heben, indem ich in den Kühlschrank blickte und etwas Essbares für das Frühstück suchte. Schlafen würden wir nämlich erst einmal nicht, obwohl wir todmüde waren. Nachdem wir Toast mit Marmelade und Erdnussbutter gegessen hatten, wollten Fred und ich uns erst einmal hinlegen. Fred nahm mich an der Hand und zog mich wie selbstverständlich auf sein Zimmer zu. Wir beide waren so müde, dass wir uns einfach mit unseren jetzigen Klamotten ins Bett legten. Wir lagen einige Minuten so da, bis Fred meine Hand nahm und mich ansah. „Wenn wir bis morgen nichts von meinen Eltern oder jemandem aus dem Orden gehört haben, gehe ich zum Fuchsbau und sehen dort einmal nach. Du bleibst hier und wartest bis ich wiederkomme. Der Laden bleibt erst einmal geschlossen. Außerdem ist es hier am sichersten für dich“, stellte Fred mit einer Stimme fest, die keinen Widerspruch duldete. Aber ich wäre nicht Claire, wenn ich nicht widersprochen hätte: „Das kannst du vergessen! Ich lasse dich nicht alleine auf eine solch gefährliche Mission gehen! Ich bin nicht dein Ladenhüter!“ Die Worte klangen härter und schärfer als ich eigentlich wollte und Fred und ich starrten uns nach unserer ersten kleinen Auseinandersetzung minutenlang einfach nur an. „Ich kann dir nichts befehlen“, seufzte Fred dann auf, „ich will doch nur, dass dir nichts geschieht“. „Das gleiche will ich doch auch!“, schluchzte ich und streckte meine Arme nach Fred aus. Sofort zog dieser mich in eine Umarmung und ich weinte leise gegen seine Brust. Es war mir peinlich einfach immer wieder in Tränen auszubrechen, aber die ganze Situation überforderte mich einfach gnadenlos. Eigentlich hätte ich überglücklich sein müssen, endlich zu wissen, dass Fred meine Gefühle erwiderte, aber die Angst, die die Macht des dunklen Lords über uns alle legte, schien mich zu erdrücken. Fred und George waren mit der Kenntnis über den dunklen Lord aufgewachsen, ich hingegen wusste, bis die Kammer in meinem ersten Schuljahr geöffnet worden war, nicht von dieser allmächtigen Bedrohung. Ich war damals sehr naiv gewesen und an „böse Zauber“ dachte ich noch gar nicht. Jetzt war ich sogar mit einem der Unverzeihlichen Flüche gefoltert worden und die schmerzhaften Anfälle waren wohl Nebenwirkungen ebendessen. Aber in diesem Moment wollte ich die Schmerzen nur vergessen und klammerte mich an Fred. Eng umschlungen schliefen wir ein und fielen in einen unruhigen, nicht komplett erholsamen Schlaf. Als ich langsam wieder aufwachte, bemerkte ich, dass Fred bereits wach war. Ich reckte meinen Kopf hoch und küsste ihn. Wir blieben noch einige Minuten weiter liegen, bis Fred mich schließlich losließ, die Decke zurückschlug und beide Beine aus dem Bett schwang. Ich setzte mich ebenfalls auf und umarmte Fred rücklings und ließ ihn nicht mehr los. „Was machen wir jetzt?“, flüsterte ich leise in sein Ohr und küsste ihn danach auf die Schulter. „Ich muss in den Keller bevor wir von hier wieder aufbrechen können…“, murmelte Fred und löste meine Arme, die ich um seinen Hals geschlungen hatte. Er streckte sich und hielt mir die Hand hin, damit ich besser aufstehen konnte. Wir verließen händchenhaltend das Schlafzimmer und stiegen wieder die Treppe hinunter in den Laden. Es sah immer noch genauso schlimm aus wie gestern und ich merkte, wie Freds Stimmung im Boden versank. Er ging in Richtung Hinterzimmer und ich ging ihm langsam hinterher. Ich ließ meinen Blick weiter über die Zerstörung gleiten und konnte geschmolzene Nasch-und-Schwänz-Leckereien erkennen, die seltsam brodelten und Dämpfe abgaben. Ich konnte auch einige rosa Pfützen ausmachen, die ich eindeutig als Liebestrank identifizieren konnte (es roch nach Wald, aber auch etwas nach Lagerfeuer, als ich über sie hinweg stieg). Plötzlich bemerkte ich etwas Seltsames hinter einem Regal und als ich genauer hinsah, fing ich sofort zu schreien an. Ich hatte die von der Explosion versengte und grauenvoll zugerichtete Leiche eines Mädchens entdeckt. Fred, von dem ich mich einige Schritte entfernt hatte, kam auf mich zu gerannt und auch ihm war der Schock ins Gesicht geschrieben. Fred ging näher an sie heran und hielt mich mit einer Hand davon ab ihm zu folgen. Sie war wohl eine der Aushilfen, was man an den Stofffetzen erkennen konnte, die mit der Haut verschmolzen waren. Ich ging trotzdem langsam auf sie zu und warme Tränen liefen meine Wangen hinunter. Fred zog mich erneut von diesem grausigen Anblick weg und mit einem Wink seines Zauberstabes legte sich ein hellblaues Tuch über ihre Leiche. Fred hatte sich schon abgewandt, als ich mich zu ihr hinunterkniete. Ich wünschte mir meinen Zauberstab herbei, um Blumen oder Kerzen oder etwas ähnliches Trauerbekundendes heraufzubeschwören. Mein Blick löste sich erst von dem Tuch und der Leiche, als Fred mit seinem Zauberstab die Versiegelung des Hinterzimmers öffnete. Im Hinterzimmer war durch den Druck der Explosion alles aus den Regalen gefallen und auf dem Boden zerschellt. „Wonach suchen wir denn?“, fragte ich Fred immer noch im Schockzustand, während ich einige zerbrochene Juxzauberstäbe vom Boden aufhob und zurück ins Regal legte. Die Belastung hielt das Regal nicht mehr aus und brach ebenfalls zusammen. Als ich blinzelte, erschien wieder das Bild des verkohlten Mädchens vor meinen Augen. „Und glaubst du nicht, dass sie nach uns suchen werden?“, fragte ich weiter. „Das glaube ich nicht. Sie werden McNair nicht finden“, antwortete Fred kalt und hob eine schwere Kiste von einer Falltür im Boden. Er klappte sie auf und der Raum erzitterte unter einer kleinen Schockwelle, die wohl zu einem Schutzzauber gehörte. „Seltsam…“, flüsterte Fred und stieg hinunter in den Keller. Ich stand erst einige Minuten reglos im Hinterzimmer herum, da ich mich fragte, wieso Fred so gefühlslos auf seine tote Mitarbeiterin reagierte, bis ich mich überwand auch in den Keller hinabzusteigen. Im Keller war es zwar trocken, aber stockdunkel. Erst in etwa zehn Metern Entfernung erleuchtete eine erste mickrige Wandkerze den dunklen Gang. Von diesem Gang gingen einige Zimmer ab und da ich nicht wusste in welches Fred hineingegangen war, öffnete ich vorsichtig die erste Tür auf meiner rechten Seite. Als ich den Raum betrat, entfachten sich mehrere Kerzen von selbst und tauchten den Raum in ein angenehmes Licht. In diesem gut beleuchteten Raum fühlte ich mich direkt wohler und staunte nicht schlecht, als ich feststellte, dass dies wohl der Raum war, in dem sie das magische Feuerwerk herstellten. Überall lagen Teile der Feuerwerkskörper herum und hinten im Raum stand ein großer Kessel, der nur darauf wartete, entfacht zu werden. Ich sah mir die einzelnen Tische an, die in Reihen im Raum standen und an jedem wurde wohl eine andere Art Feuerwerkskörper hergestellt. Da gab es einen, an dem die Miniaturfeuerwerke hergestellt wurden, die vor den Gesichtern der Zuschauer explodierten, einen, an dem Buchstaben hergestellt wurden und an einem anderen wurden Tierfeuerwerke hergestellt. Ich lächelte über eine Entwurfsskizze, da es sich um einen Löwen handelte. Anscheinend entwickelten sie ein „hauseigenes“ Feuerwerk. Lächelnd schloss ich die Tür wieder hinter mir und wandte mich nun zur linken Tür. Diese war verschlossen und auch kräftiges Rütteln brachte nichts. Aus einem der hinteren Zimmer hörte ich plötzlich leises Fluchen und ich bewegte mich langsam darauf zu. Kurz bevor ich den Raum betrat, hörte ich, wie etwas Gläsernes gegen eine Wand oder auf den Boden geworfen wurde und ich klopfte erst auf die hölzerne Tür, bevor ich die Schwelle übertrat. Fred stand vor einem Haufen Pergament und raufte sich die Haare. Als er mich erblickte, atmete er ein paarmal tief durch und schenkte mir ein gequältes Lächeln, bevor er damit begann, die Pergamente und einige Tintenfässer in eine Tasche zu stecken, die eindeutig magisch vergrößert war. „Kannst du bitte in das Zimmer gegenüber gehen und einige Schutzarmbänder und Amulette in diese Tasche hier packen?“, fragte er mich ganz in Gedanken verloren. „Klar…“, murmelte ich leise und nahm ihm die Tasche ab. Der Raum gegenüber war wohl für die Produktion von Schutzzaubern und ähnlichem vorgesehen und in einer Ecke standen einige Kisten mit dem Logo des Zaubereiministeriums. Ich ging zu dem Regal, in dem einige fertige Armbänder lagen und steckte sie in die Tasche. Ein Regal weiter lagerten Umhänge und andere Kleidungsstücke, die entweder unsichtbar machten oder einen Schildzauber wirkten, sobald sie getroffen wurden. Auch ein paar von diesen steckte ich in die Tasche und sah mich weiter im Raum um. Auf einem der hinteren Tische lag ein Amulett und daneben ein lag ein Stück Pergament mit Skizzen und Notizen. Es war teilweise Freds und teilweise Georges Handschrift. Sie arbeiten wohl gemeinsam an diesem neuen Projekt und als ich die Notizen durchlas, bemerkte ich, dass es wohl um den Gesichtswandelzauber ging, den er gestern angewandt hatte um in die Winkelgasse zu gelangen. Sie wollten ihn wohl auf das Armband legen, was ich nicht so ganz verstand also kritzelte ich mit dem danebenliegenden Federkiel „warum ein Armband?“ auf das Pergament und plötzlich tippte Fred mir von hinten auf die Schulter. Er hatte mich richtig erschreckt, da ich so sehr in den Entwurf vertieft gewesen war und ihn nicht gehört hatte. „Hast du alles gefunden?“, fragte er. „Ja…“, murmelte ich und zeigte ihm die Tasche. „Sehr gut“, Fred verhielt sich irgendwie seltsam. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich überlegte einige Sekunden, ob ich ihn fragen sollte, was nicht stimmte, aber dann fragte ich doch: „Ist a-alles in Ordnung?“. „Ob alles in Ordnung ist?!?“. Fred starrte mich wütend an. „Erst finden wir Poppy tot hinter einem Regal, die bei uns von Anfang an arbeitete, und jetzt sind wir hier in den Entwicklungsräumen, in denen ich normalerweise nur mit George arbeite, der wie du anscheinend vergessen hast, von den Todessern gefangen wurde und wahrscheinlich tot ist! Und sonst, ja sonst geht es mir spitze!“. Ich wünschte mir, ich würde im Boden versinken. Natürlich hatte ich George nicht vergessen und die tote Angestellte hatte mich auch sehr mitgenommen. Sie war die erste tote Person gewesen, die ich jemals gesehen hatte, und ihr Anblick ist wahrscheinlich für immer in meine Netzhaut eingebrannt. Ich spürte, wie mir Tränen die Wangen hinunterliefen und als Fred, der nicht mehr wütend aussah, auf mich zuging, um mich zu beruhigen, senkte ich nur den Kopf und wandte mich von ihm ab. Ich merkte, wie Fred seine Hand langsam wieder sinken ließ und, um keinen Streit auszulösen, ging ich auf ihn zu und nahm ihn bei der Hand. „E-es tut mir leid… Natürlich ist nicht alles in Ordnung… Ich habe George nicht vergessen. Es tut nur so weh, an ihn zu denken. Ich möchte die Zeit zurückdrehen und ihm helfen. Mich für ihn fangen lassen…“, ich weinte immer noch und als ich aufhörte zu reden, schloss Fred mich in seine Arme. Kapitel 5: Flohpulver --------------------- Fred ließ mich wieder los, aber ich klammerte mich weiterhin an ihn. Er ließ es über sich ergehen und atmete leise in mein Ohr. Als ich ihn schließlich doch losließ, ging er ohne ein weiteres Wort zu sagen in Richtung der Leiter, die wieder nach oben führte. „Geh schon einmal vor und packe ein paar Klamotten in die Tasche. Du kannst auch in Georges Zimmer gehen und schauen, ob du dort etwas findest, was wir mitnehmen können. Ich muss hier unten noch was erledigen“, Fred zeigte nach oben, während er dies sagte und als ich die Leiter halb erklommen hatte, blickte ich mich noch einmal um und ich konnte noch kurz einen Blick auf Fred erhaschen, der in dem verschlossenen Zimmer verschwand. Ich stieg sehr langsam die Treppen zur Wohnung wieder hoch, da ich hoffte, dass Fred wieder zu mir aufschließen würde und ich nicht allein in der Wohnung Sachen zusammensuchen müsste. Als ich vor der Eingangstür der Wohnung stand, war Fred immer noch nicht da und mit einem Seufzen nahm ich hin, dass ich wohl allein in die Wohnung gehen müsste. Ich ließ die Wohnungstür hinter mir nur angelehnt und ging zuerst in die kleine Vorratskammer. Dort steckte einige Kekse und etwas zu trinken in die Tasche. Aus der Küche wollte ich nichts mitnehmen, deswegen wandte ich mich in Richtung Freds Zimmer. Ich öffnete die Tür und ging schnurstracks zur Kommode und zögerte einige Momente, bevor ich das Foto in die Tasche steckte. Dem Foto folgten einige Wechselklamotten und im Nachttisch fand ich sogar einen kleinen Beutel mit Geld. Jetzt, dachte ich mit einem Schmunzeln, sieht unsere Lage schon viel besser aus. Da Fred mich darum gebeten hatte, ging ich auch in Georges Zimmer, dass zu meiner Überraschung ziemlich anders aussah. Es lag auch zum Hinterhof gerichtet und war etwa gleich groß, aber Georges Zimmer war vollgestellt mit Kisten, in denen sich natürlich Scherzartikel befanden und auch einige Prototypen lagen herum. Ich hatte immer gedacht, dass beide etwas unordentlich und gleich arbeitsbegeistert waren, aber anscheinend ließ George die Arbeit noch nicht einmal im Schlafzimmer los. Ich bahnte mir langsam den Weg durch die vielen Kisten und musste aufpassen, nicht auf irgendetwas zu treten, das auf dem Boden lag. Als ich die anvisierte Kommode erreichte, entdeckte ich darauf ebenfalls ein Bild, welches die Weasleyfamilie zeigte und steckte es ebenfalls in meine Tasche. Einige wenige persönliche Gegenstände musste ich einfach retten. Nach dem Foto wanderten ebenfalls Klamotten in meine Tasche und ich verließ Georges Zimmer wieder. Es war wirklich seltsam darin gewesen zu sein, ohne seine Erlaubnis zu haben. Ich wurde wieder traurig und um dieses Gefühl abzuschütteln, suchte ich nach etwas Pergament und einem Federkiel. Ich wurde schnell fündig und setzte mich damit an den Küchentisch, doch bevor ich etwas notieren konnte, war Fred in der Eingangstür erschienen und meinte: „Bist du fertig? Wir müssen langsam los. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“. Ich steckte Feder und Pergament ebenfalls in die Tasche und stand schon vom Tisch auf, um mit Fred die Wohnung zu verlassen. Er hatte sich schon wieder umgedreht und stand mit dem Rücken zu mir zur Tür gewandt. „Was ist in dem verschlossenen Zimmer?“, fragte ich leise und vorsichtig. Fred verhielt sich etwas seltsam und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Er drehte sich noch nicht einmal um, um mir zu antworten: „Nichts Besonderes“. Ich schulterte meinen Rucksack und folgte Fred die Treppe hinunter. Wir wollten schnell den Laden hinter uns lassen, doch als wir die letzten Stufen hinabgingen, konnten wir schon aufgeregte Stimmen hören. Fred streckte eine Hand nach mir aus und hielt mich so davon ab, zu ihm hinunter zu steigen. „Bleib hier. Ich schaue nach, wer das ist“, flüsterte Fred, drückte mir seinen Rucksack in die Hand und schlich mit gezücktem Zauberstab hinter ein Regal. Die Personen schienen die Winkelgasse auf und ab zu laufen, als würden sie jemanden suchen und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Sie suchten uns. Sie hatten McNair wohl gefunden und dieser hatte ihnen erzählt, wer wir waren und wo sie zu suchen hatten. Ich schaute panisch in Richtung Winkelgasse und konnte Freds roten Schopf hinter einem umgestürzten Regal erkennen. Er war den Todessern schon sehr nah und konnte wahrscheinlich hören, was sie sagten. Fred schlich wieder zu mir zurück und erzählte mir mit stockendem Atem: „Sie suchen nach uns“. Mit diesem kurzen Satz machte er meine schlimmste Vermutung zur Wahrheit. Wir wurden von Todessern gejagt. „Wie wollen wir aus der Winkelgasse entkommen? Auch ohne von Todessern verfolgt zu werden, ist das sehr schwer…“, murmelte ich und suchte den Raum nach Inspirationen ab. Mein Blick blieb an dem völlig zerstörten Kamin hängen. „Was hältst du von Flohpulver?“, fragte ich leise und deutete auf den Kamin. „Das ist zu gefährlich… Das Ministerium kontrolliert die Kamine und der hier ist völlig nutzlos…“, Fred starrte mich an und schien scharf nachzudenken. „Wir versuchen einfach so rauszukommen, wie wir reingekommen sind. Los, wir bahnen uns irgendwie den Weg zum Tropfenden Kessel“, während Fred dies sagte, nahm er mich bei der Hand und zog mich ins hinterste Eck des Ladens. Dort fiel mir das erste Mal eine Türe auf, die wohl auf die Gasse führte, die hinter den Läden entlanglief. Fred zog mich auf die schwere, schwarze, hölzerne Tür zu, die aussah, als wäre sie noch nie geöffnet worden. Die Regale links und rechts daneben waren ebenfalls leer und die Kotzpastillen, die wohl vorher im Regal lagen, kullerten über den Boden, als ich mit meinem Fuß dagegen stieß. Fred machte einen seltsamen Schlenker aus dem Handgelenk und deutete dann mit seinem Zauberstab auf das Schloss der Tür. Diese sprang daraufhin auf und gab den Blick auf eine schmale, kopfsteinbepflasterte Gasse frei. Plötzlich hörte ich hölzernes und gläsernes Knirschen und aufgeregte Stimmen. Fred schob mich durch die Hintertür und belegte sie, als er sie wieder verschlossen hatte, mit Zaubern, die ich nicht kannte. Er zog mich an der Hand durch die Gasse, die anscheinend keinen Namen hatte, und ich ließ den Blick über die Hinterausgänge der Läden schweifen. Mein Blick blieb an einem rein schwarzen Laden hängen. „I-ist das etwa Ollivanders?“, meine Stimme war leise und brüchig. „Ja, warum?“, Fred war ebenfalls stehen geblieben und musterte mich. „Glaubst du, dass vielleicht einige Stäbe überlebt haben?“, ich konnte ihn nicht ansehen. „Vielleicht, aber das ist doch auch egal…“, sagte Fred und schaute mich irritiert an. „Ich brauche einen neuen Zauberstab. Ich kann nicht weiterhin von dir erwarten, dass du mich beschützt. Es ist schwierig genug dich selbst zu schützen…“, ich schaute Fred fest in die Augen und dieser starrte zurück. „Ich schaffe das. In den Laden einzubrechen ist viel zu gefährlich. Wenn die Todesser uns im Zauberscherzladen nicht finden, werden sie die anderen Läden absuchen und verlassene sind eigentlich das perfekte Versteck“, während Fred dies bestimmt sagte, packte er mich an den Schultern. Ich wandte enttäuscht meinen Blick ab und löste auch Freds Griff. Ich wandte mich von ihm ab und kniete mich hin, mit seinem verwirrten Blick im Nacken. Der Reißverschluss meines Rucksacks ging schwer und ich musste mich durch einige Kleidungsschichten wühlen, bis ich meine Finger um das Gesuchte schließen konnte. Ich stand wieder auf, schulterte den Rucksack und streckte Fred eins der Schutzarmbänder hin, die ich aus meinem Rucksack genommen hatte. „Was soll ich jetzt damit?“, Fred machte keine Anstalten es sich umzulegen und schaute mich wütend an. Ich sprach während ich unter einigen Schwierigkeiten versuchte mir mein eigenes Schutzarmband anzulegen: „Ich besorge mit jetzt einen Zauberstab und entweder wartest du hier auf mich oder du kommst mit“. Fred konnte meine Versuche das Armband anzulegen nicht mehr mit ansehen und half mir. Sein eigenes hatte er bereits angelegt. „Du bist wirklich ein Dickkopf…“, murmelte Fred und lächelte schwach. Ich grinste nur, zuckte mit den Schultern und wand mich in Richtung Ollivanders. Ich hatte schon die Hand nach dem bronzenen Türknauf ausgestreckt, als Fred meine Hand zurückzog. „Warte. Die Schutzzauber am Haupteingang mögen vielleicht zerstört sein, aber dieser Eingang sieht noch sehr intakt aus“, bemerkte Fred und stupste die Türe leicht mit der Spitze seines Zauberstabs an. Funken entstanden an der Kontaktstelle, Fred wurde einige Meter zurückgeschleudert und prallte gegen die Mauer, die die Gasse links begrenzte. Überrascht hatte ich dies beobachtet und beugte mich nun über Fred, der leise Schmerzlaute von sich gab. Er war mit dem Hinterkopf gegen die Mauer geknallt und als ich ihm über den Kopf fuhr, konnte ich die sich anbahnende Beule fühlen. „Ist alles in Ordnung? Hast du starke Schmerzen?“, fragte ich Fred, während ich neben ihm kniete. Fred wischte sich die Tränen weg, die durch den Schmerz entstanden waren und rappelte sich wieder auf. Auch er rieb sich über den schmerzenden Hinterkopf und betrachtete entsetzt seinen Zauberstab. Die Spitze sah etwas verkohlt aus und als Fred mit seinen Fingerspitzen darüberwischte, waren sie danach schwarz von Ruß. Als wir unseren Blick wieder auf die Tür richteten, konnten wir noch die verblassenden Buchstaben sehen, die Freds Zauberstabdetails anzeigten. „Wirklich verrückt, der Alte“, murmelte Fred bevor er sich wieder der Tür zuwandte. „Ist das eine Art Alarmanlage? Ich meine Ollivander kennt jeden einzelnen Zauberstab, den er je verkauft hat in und auswendig. Wenn er die Zauberstablänge, den Kern und das Holz sieht, weiß er wahrscheinlich, dass du es warst…“, staunte ich nicht schlecht. „Verrückt eben“, murmelte Fred wieder und versuchte einen anderen Zauber um die Tür zu öffnen. Nach vier weiteren Zaubern öffnete sich endlich die Tür und wir konnten das Hinterzimmer des Ladens betreten. Ollivander schien das Hinterzimmer als Werkstatt zu nutzen, da sich in der Mitte des Raumes eine große Werkbank befand und Einhornhaar und Phönixfedern von der Decke hingen. Die Werkbank sah wie natürlich gewachsen aus und in einem Regal stapelten sich rechteckige Holzstücke. Interessiert ging ich auf die Werkbank zu und dort lag ein Holzstück, das auf einer Seite schon einem Zauberstab ähnelte, auf der anderen aber immer noch nach Holzklotz aussah. Holzspäne lagen überall verteilt und eine Drachenherzfaser war als Kern des Zauberstabs in Arbeit zu erkennen. Es sah so aus, als wäre Ollivander mitten in der Arbeit verschwunden oder aufgebrochen. Außer der Werkbank, den Regalen und den von der Decke hängenden Zauberstabkernen war der Raum leer. In grader Linie zu der Tür aus der wir gekommen waren, befand sich eine weitere Tür, in die ein kleines Glasfenster eingelassen war. Ich ging darauf zu und blickte hindurch. Das Glas war von kleinen Luftbläschen durchzogen und schien genauso alt, wie das Holz zu sein aus dem Wände, Boden und Decke bestanden. Ich konnte erkennen, dass es durch diese Tür direkt in den Verkaufsraum ging, da ich auch auf die Winkelgasse blicken konnte. Die Front des Ladens war völlig zerstört und es gab kaum Deckung. Bevor Fred etwas unternehmen konnte, war ich bereits durch die Tür geschlüpft und suchte hektisch mit den Augen die völlig zerstörten Regale ab. Ich war in die Hocke gegangen um möglichst nicht von der Straße aus gesehen zu werden, aber natürlich war die einzige Zauberstabschachtel, die nicht völlig demoliert aussah, ganz oben im Regal. Ich wollte schon aus der Hocke hochschnellen um die Schachtel zu nehmen, als Fred sich bereits danach streckte und sie mir ebenfalls in der Hocke in die Hand drückte. Ich hatte nicht bemerkt, dass er mir durch die Tür gefolgt war. Ich zögerte kurz, bevor ich langsam den Deckel der Schachtel anhob und den Zauberstab betrachtete. Er war deutlich kürzer als mein eigener Zauberstab, aber aus sehr schönem, hellen Holz. Doch als ich ihn berührte, ging ein kleiner Schock durch meinen Körper und ich ließ ihn fallen. Noch in der Luft konnte ich erkennen, dass der Stab wohl durch die Druckwelle der Explosion entzweigebrochen und somit sowieso nicht zu gebrauchen war. Zwischen den vielen anderen zerstörten Stäben auf dem Boden, konnte ich ihn gar nicht mehr ausmachen. Enttäuscht blickte ich in Freds Gesicht, aber dieser deutete bereits auf zwei andere Schachteln am anderen Ende des Raumes. Wir schlichen gebückt und möglichst leise durch den Laden, um keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen und wir mussten sehr aufpassen, dass wir nicht auf Zauberstäbe traten und sie unter hölzernem Knacken noch weiter zerstörten. Am anderen Ende des Ladens konnten wir uns sogar hinter ein umgestürztes Regal hocken und Fred nahm erneut die Stäbe aus dem Regal. Wieder öffnete ich behutsam die erste Schachtel und war äußerst enttäuscht, als ich auf ein leeres Samtkissen starrte. Ich ließ die hellblaue Schachtel fallen und Fred reichte mir die nächste, die flaschengrün war. Erneut hob ich langsam den Deckel und der sich darin befindende Zauberstab sah noch intakt aus. Er war ziemlich lang, fast schwarz und mit kleinen Rosenschnitzereien verziert. Ich betrachtete ihn begeistert. Schön war er allemal, aber als ich ihn nur noch mit meiner Zauberstabhand hielt und schwang, explodierte das Regal auf das ich den Stab gerichtet hatte mit einem lauten Knall und ein großer, schwarzer Krater blieb zurück. Panisch sah ich Fred an und in seinen Augen konnte ich die gleiche Emotion erkennen. Unsere Blicke wanderten hektisch zur Winkelgasse und laut hallten Schritte in der Leere, die sich eindeutig auf uns zubewegten. Doch ich blickte nicht nur auf die Winkelgasse, sondern auch auf die zerstörten Zauberstäbe, die überall verteilt herumlagen. Ein rötlicher Stab steckte in den Überresten anderer Stäbe und ich wurde von ihm förmlich angezogen. Ich konnte nicht mehr klar denken, schüttelte Freds Hand ab, die mich zurückhalten wollte und ging auf den Stab zu. Die Schritte, die immer noch laut zu hören waren, blendete ich völlig aus und als ich den Stab in die Hand nahm, passierte nichts. Es war nicht das wohlige Gefühl, wie Sonnenstrahlen auf der Haut, das ich gespürt hatte, als ich meinen eigentlichen Stab das erste Mal geschwungen hatte und irgendwie hatte ich das Gefühl, das der Stab mir helfen wollte, obwohl ich nicht seine auserwählte Hexe war. Ich machte mich auf den Weg zurück zu Fred und das Entsetzen in seinem Gesicht sah ich noch, bevor ich von dem Fluch getroffen wurde. Mein Schutzarmband glühte heiß kurz heiß auf und verbrannte meine Haut, als mich der Fluch in den Rücken traf. In diesem Moment kamen die Anfälle zurück und ich wand mich erneut schreiend auf dem Boden in den zerstörten Zauberstäben. Ich konnte meine Augen nicht mehr kontrollieren und diese schnellten unkontrolliert in den Höhlen umher. Ich sah abwechselnd rote und grüne Blitze die Luft zerschneiden und mein Stimme versagte. Mir war klar, dass mein Mund immer noch geöffnet war, aber es kam kein Laut mehr heraus. Ich wandte mich stumm unter Schmerzen auf dem Boden, bis mich zwei Hände packten und emporrissen. Mein Blick war verschwommen und ich bemerkte etwas Hölzernes in meiner rechten Hand, das ich verkrampft festhielt. Freds Hand war nun um meine Hüfte geschlungen und er schleppte mich durch die Winkelgasse. Er wirkte immer wieder Schutzzauber und wir kamen nur sehr schleppend voran. Nach einiger Zeit wurde mein Kopf endlich wieder klarer und ich feuerte meinen ersten Schutzzauber mit meinem neuen Zauberstab ab. Ich bemerkte, dass er nicht so kraftvoll war, wie mit meinem eigenem, aber es reichte immer noch aus, um Flüche abzublocken. Fred streckte erneut einen Todesser zu Boden und es waren nur noch zwei von ursprünglichen vier Gegnern übrig. Mein Kopf fühlte sich leer an und ich ließ mich von Fred einfach weiter durch die Gasse ziehen. Die Flüche hinterließen links und rechts neben uns Löcher in Boden und Wänden und ein verirrter Zauber sprengte sogar eine Fensterfront. Plötzlich waren wir in einer Sackgasse gelandet und ich richtete geistesgegenwärtig meinen Stab auf das Schaufenster. Das Glas schmolz weg und bildete eine brodelnde Pfütze auf dem Boden. Wir stiegen darüber und versteckten uns hinter dem Tresen. Meine Atmung ging schnell und flach und auch Fred hörte ich laut schnaufen. Die Todesser hatten zu uns aufgeschlossen und der Tresen bekam einige Flüche ab. Fred und ich feuerten abwechselnd Zauber ab und Merlin sei Dank traf einer unserer Flüche einen der Todesser am Kopf und dieser fiel mit dem Gesicht in das geschmolzene Glas. Der andere Todesser schrie voller Zorn auf und schickte uns eine ganze Salve entgegen. Ich blickte panisch in Freds Gesicht und dieser deutete auf die Treppe links neben uns, die wohl in den zweiten Stock führte. „Lauf!“, schrie er und verließ die Deckung der Theke, um die Aufmerksamkeit des Todessers komplett auf sich zu ziehen. Ich schnellte hoch und rannte ohne ihn anzusehen die Treppe hinauf. Oben angekommen blickte ich mich hektisch um und fand mich in einem dunklen Wohnzimmer wieder. Ich hockte mich hinter einen großen schweren Sessel, von dem ich die Treppe im Blick behalten konnte. Ich richtete meinen Zauberstab auf die erste Stufe und wartete ab. Auf einmal stolperte Fred mit dem Rücken zu mir die Treppe hinauf und ich konnte mich grade noch davon abhalten, ihm einen Zauber auf den Hals zu hetzen. Fred feuerte weiterhin Flüche ab und kauerte sich ebenfalls hinter einen der schweren Sessel. Der Todesser wehrte Freds Flüche mit kleinen, fast gelangweilten Handbewegungen ab. Er war groß und musste aufpassen sich nicht den Kopf an der niedrigen Decke zu stoßen. Ich starrte ihn an und kauerte immer noch hinter meinem Sessel. Fred hatte mich noch nicht bemerkt, da er ganz auf das Duell fixiert war. Ich kauerte mich noch kleiner zusammen, damit mich der Todesser nicht bemerkte und ließ meinen Blick durch den Raum wandern, um etwas zu finden, was ich gegen den Todesser oder für eine Flucht einsetzen konnte. Mein Blick blieb an dem großen, schwarzen, marmornen Kamin hängen. Fred hatte zwar gesagt, dass das Flohpulver zu benutzen gefährlich wäre, aber mir fiel in diesem Moment nichts Besseres ein. Ich sprang aus meinem Versteck auf, jagte dem Todesser einen Fluch auf den Hals, nahm mir eine Hand voll Flohpulver, welches in einer Schale auf dem Kamin stand, stellte mich in den Kamin und schrie: „Fuchsbau!“. Die angenehm kribbelten Flammen umschlangen meinen Körper und ich wurde durch den Kamin gesogen. Kurz bevor ich die Destination hinausgeschrien hatte, konnte ich noch kurz Freds erstauntes Gesicht erkennen. Nach einer gefühlten Ewigkeit fiel ich aus dem Kamin des Fuchsbaus und ein starker Wind erfasste meine Haare und Kleidung. Vom Fuchsbau waren nur noch vereinzelte Wände übrig und der Rest lag verkohlt am Boden. Ich ging ein Schritt zurück und richtete meinen Zauberstab in Angriffshaltung auf den Kamin. Eine gefühlte Ewigkeit später stolperte Fred heraus und ich schloss in sofort in meine Arme. Fred stieß mich etwas unsanft von sich weg, drehte sich um und zerstörte mit einem lauten „Bombarda“ den Kamin. „Was fällt dir ein? Einfach so durch den Kamin zu verschwinden. Das war unüberlegt und gefährlich!“, Fred starrte mich wütend an, während er mir dies an den Kopf warf. „Abe…“, versuchte ich zu kontern. „Nichts aber! Das war gefährlich, dumm und …“, doch weiter kam er nicht, da mir und ihm jeweils ein Zauberstab in den Rücken gebohrt wurde. Kapitel 6: Sicheres Haus ------------------------ Ich spürte, wie der Druck auf den Zauberstab verstärkt wurde und eine Stimme blaffte laut: „Stäbe fallen lassen! Sofort!“. In mir staute sich plötzliche eine Welle des Trotzes. Kaum, dass ich einen neuen Zauberstab gefunden hatte, wollte man mir nun befehlen ihn wieder fallen zu lassen. Ich lachte laut auf, drehte mich wie eine Verrückte auf der Stelle um und wollte schon einen Zauber wirken, als ich die hagere Gestalt Arthur Weasleys mit seinem schütteren Haar und zerschlissenem Mantel erkannte. Die Wut floss in einem Schwall aus meinem Körper und ich ließ meinen Zauberstab sinken. Mr. Weasleys Gesicht zeigte eine merkwürdige Mischung aus verdutzt und müde. Die Ringe unter seinen Augen waren noch dunkler, als sonst und mit einer kurzen Handbewegung bedeutete er auch Bill den Zauberstab zu senken. Als Bill Fred erkannte, schloss er ihn sofort fest in die Arme und ließ ihn erst einmal nicht mehr los. Nach einer kleinen Ewigkeit lösten sie sich doch voneinander und nun schloss Mr. Weasley Fred in die Arme. Ich stand währenddessen etwas geistesabwesend daneben und dachte an meine eigene Familie. Sie wussten von nichts, weder von Voldemort noch davon, dass ich als Muggelgeborene in besonderer Gefahr war. Ich hatte ihnen keine Angst machen wollen. Ich wurde von Bill aus meinen Gedanken gerissen, der mir seine Hand auf die Schulter legte, was wohl beruhigend wirken sollte. Die Wärme seiner Hand ließ mich allerdings erschaudern und ich schüttelte sie ab. Als ich ihn anblickte, sah er mich verständnisvoll an und wandte sich wieder seinem Bruder und Vater zu, die immer noch in inniger Umarmung dastanden. Lange hatte niemand mehr etwas gesagt, bis Mr. Weasleys das aussprach, was mich schweigen ließ: „Wo ist George?“. Ich blickte zu Boden um den fragenden Blicken von Mr. Weasley und Bill auszuweichen. Mr. Weasley hatte bereits den Mund geöffnet um erneut zu fragen, als Fred leise und brüchig „Todesser“ flüsterte. Die Freude darüber, dass sie Fred gefunden hatten, verschwand aus ihren Gesichtern und sie schauten wieder traurig drein. Als sich Mr. Weasleys und meine Blicke trafen, dachte ich für einen kurzen Moment auch Wut zu erkennen. „Immerhin geht es euch beiden gut“, murmelte Mr. Weasley und fuhr sich mit der Hand durch das spärliche Haupthaar. „Wie habt ihr uns eigentlich gefunden?“, fragte ich mit leiser Stimme und drehte den Zauberstab in meiner rechten Hand. „Wir haben einen Zauber auf die Überreste des Fuchsbaus gelegt, der uns alarmiert, sobald hier jemand auftaucht. Euch oder Ron könnte es ja vielleicht hierhin zurückziehen…“, erklärte Bill und seine Stimme wurde traurig, als er auf den von Fred zerstörten Kamin blickte. „Haben es denn sonst alle Gäste von der Hochzeit geschafft? Habt ihr von jedem was gehört?“, fragte Fred nun an Mr. Weasley gerichtet, „wir hatten große Probleme jemanden zu erreichen“. „Das ist ein Thema für einen sicheren Ort“, meinte Mr. Weasley und wandte sich zum Gehen. „Wartet!“, rief ich plötzlich, da mir etwas Wichtiges eingefallen war. Bill und Fred, die schon drauf und dran waren Mr. Weasley zu folgen, drehten sich wieder zu mir um und blickten mich erstaunt an. „Was ist los, Claire?“, fragte Fred verwirrt. „M-Mein Zauberstab…“, murmelte ich beschämt, „vielleicht liegt er noch dort, wo ich ihn verloren hab´…“. „Accio Claires Zauberstab“, murmelte Fred darauf, doch nichts passierte. „Bitte lass mich nach ihm suchen… Es wird auch nicht lange dauern“, ohne es zu wollen, klang meine Stimme bettelnd und sehr verzweifelt. „Aber du hast doch einen Zauberstab“, meinte Bill darauf und deutete auf den Stab, der kraftlos an meiner Seite baumelte. „Aber das ist nicht mein Zauberstab… Denn habe ich…“, wollte ich erklären, als Fred mich unterbrach: „Das ist nicht ihr wirklicher Stab, wo wir ihn herhaben, ist auch eine Geschichte für einen sicheren Ort. Lasst uns doch kurz nachsehen gehen, vielleicht liegt er beschädigt in Matsch“. Bill und Mr. Weasley schauten sich kurz an und zuckten dann mit den Schultern: „Nach euch“. Es war etwas schwer die genaue Stelle auszumachen, an der wir disappariert waren, da wir uns nicht mehr am Fuchsbau orientieren konnten. An der Ruine konnte man nicht mehr erkennen, was einmal wo gewesen war. Da mein Orientierungssinn für einen Hufflepuff ziemlich schlecht ist, folgte ich Fred, der zielstrebig auf eine bestimmte Stelle auf der Wiese zuging. Fred blieb irgendwann stehen und suchten den mit Gras bewucherten Boden mit den Augen ab. Ich ging in die Hocke und schob hier und da das Gras auseinander, um bis auf den lehmigen Boden blicken zu können. Nach einigen Minuten hatte ich eine Stelle gefunden, wo sich eine längliche Kuhle befand. Es sah so aus, als wäre jemand auf meinen Stab getreten und hätte ihn in die Erde gedrückt. Doch das er nicht mehr da war, deutete darauf hin, dass ihn jemand mitgenommen hatte. In meinem Kopf verfestigte sich das Bild eines Todessers mit Maske, der meinen Stab entzweibrach. Bill und Mr. Weasley hatten uns bei unserer Suche beobachtet, standen allerdings einige Meter entfernt mit verschränkten Armen und Rücken zum Fuchsbau herum. Als ich enttäuscht zu ihnen hinüberblickte, nachdem ich Fred die Kuhle und meine Vermutung mitgeteilt hatte, bemerkte ich einige schwarze Schatten, die aus den Trümmern des Fuchsbaus auf uns zu kamen. Ich strengte meine Augen an, um vielleicht weasleyrotes Haar zu erkennen, doch plötzlich schoss ein roter Strahl auf uns zu und traf mich an der Schulter. Meine Beine versagten mir den Dienst und ich spürte noch, wie Fred mich auffing, bevor ich auf dem Boden aufschlagen konnte. Meine Augenlieder flackerten und ich konnte grüne und rote Lichter blitzen sehen. Langsam war ich diese Farben leid und schloss die Augen. Tränen liefen über meine Wangen und mit meiner rechten Hand klammerte ich mich an Freds Hemd fest. Fred sackte plötzlich ebenfalls zusammen und fiel über mich. Meine Ohren rauschten und ich zitterte am ganzen Körper. Dann verstummte das Rauschen schlagartig und unerträgliche Stille bereitete sich aus. Sie lag wie eine schwere Decke über uns und drückte Fred weiter nach unten. Unter mir war das Gras feucht und Kälte kroch in meine Kleidung. Unter Freds Gewicht konnte ich mich kaum bewegen und ich schloss wieder die Augen, da es keinen Sinn machte etwas sehen zu wollen. Die Kälte wurde immer durchdringender und es bildeten sich kleine Eiskristalle auf meiner Haut. Ich schob Fred mühsam von mir weg und versuchte zu hören, ob er noch atmete. Mein Hirn bereitete mir schreckliche Schmerzen, als ich versuchte mich auf Freds stockendes, leises Atmen zu konzentrieren. Ich legte meine Hand auf Freds Brust, um mich mit den hebenden und senkenden Bewegungen zu beruhigen. Gedämpft hörte ich schreiende Stimmen, aber ich konzentrierte mich einfach stärker auf Freds Atmung. Ein und aus, ein und aus. Kälte. Ich spürte plötzlich nichts mehr, als die Kälte. Mit geschlossenen Augen fixierte ich das Ding, dass vor mir war und auf drei öffnete ich sie. Wabernde, schwarze Nebelgestalten schwebten vor mir und ich erstarrte vor Schreck, als ich die Münder der Dementoren erkennen konnte. Ich klammerte mich an Fred und hob den Zauberstab. Er zitterte, wie der Rest meines Körpers und ich dachte fieberhaft nach, aber mir wollte einfach keine positive Erinnerung einfallen. In der DA war es mir recht einfach vorgekommen einen Patronus zu wirken und es hatte sogar einige Male geklappt, aber das hier war etwas völlig Anderes. Wieder rannen Tränen über meine Wangen, einige fielen auf Freds Rücken und hinterließen dort dunkle Flecken. Ich strich mit einer Hand durch seine Haare und mit der anderen zielte ich immer noch auf die Dementoren. Ich sammelte das kleine Rest Glück in mir zusammen, biss mir auf die Unterlippe und schrie die Dementoren an: „Expecto Patronum!“. Feine weiße Fäden waberten aus der Spitze des Zauberstabs, aber dies schien die Dementoren nicht aufzuhalten. Der Patronuszauber war mit dem eigenen Zauberstab schon schwierig genug und in meinem Kopf schwirrten auch noch traurigen Gedanken an meine Familie umher. Plötzlich zuckte Fred etwas und murmelte: „…C-claire?“. Ich starrte Fred einige Augenblicke lang an und seine Stimme gab mit Kraft. Die feinen Fäden wurden immer kräftiger und formten sich langsam. Die Dementoren wichen nur langsam zurück, aber mit jedem gemurmelten Wort Freds wurde ich immer stärker und schlussendlich konnte ich sie vertreiben, doch die Kälte blieb. Fred hatte sich aufgerichtet und seine Arme um mich gelegt, doch ich war wie festgefroren. Fred nahm meine Hände und legte sie um sich. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Fred schmeckte zwar nicht nach Schokolade, aber die Wirkung war ähnlich. Die Kälte ging langsam zurück und ich konnte Fred wieder spüren, der jetzt ganz eng umschlungen mit mir dasaß. Ich starrte vor mich hin, als mir plötzlich, die Gestalten von Bill und Mr. Weasley auffielen. Sie waren wohl von Todessern oder auch von Dementoren abgetrieben worden und als ich genauer hinsah konnte ich sehen, dass Bill Mr. Weasley stützte. Mr. Weasley machte nur noch schlurfende Bewegungen und sein ganzes Gewicht lag auf Bill. Fred stand auf und bot mir seine Hand an, was ich dankend annahm und kaum, dass ich auf den Beinen stand, lief Fred auch schon los um Bill zu helfen. Ich ging langsam hinterher und stolperte fast über ein herumliegendes Bein. Mir wurde kurz schlecht und ich versuchte nicht darüber nachzudenken, wo wohl der Rest des Körpers lag. Nach dieser kurzen Begegnung beschleunigte ich meine Schritte und schloss zu den Weasleys auf. Fred reichte mir seine freie Hand und wir disapparierten. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, standen wir in einer kleinen Straße mit alten, freistehenden Häusern. „Wir haben ein kleines Problem…“, murmelte Bill, während er und Fred Mr. Weasley auf eine kleine Mauer setzten und weiter stützten. „Was wollen wir hier eigentlich?“, fragte ich leise und deutete die Straße hinauf. Die Straße sah durch einige baufälliges Gebäude und eine Ruine etwas schäbig aus. „Hier befindet sich ein sicheres Haus. Das Problem ist nur, dass Vater der Geheimniswahrer ist und euch in seinem jetzigen Zustand nicht einweihen kann…“, erklärte Bill ungeduldig. „Geheimniswahrer?“, ich runzelte fragend die Stirn. „Kennst du etwa den Fidelius-Zauber nicht?“, fragte Bill verdutzt. „I-ich hab´ schon davon gehört, ich weiß allerdings nicht, wie er ausgeführt wird…“, stotterte ich kleinlaut. Schon wieder so eine Sache von der ich nicht Alles wusste. „Der Fidelius- Zauber ist ein Schutzzauber, der einen Ort vor Personen verbirgt und nur der Geheimniswahrer weiß über den Ort Bescheid. Er ist der Einzige, der Andere in den Standort einweihen kann. Ihr könnt das Haus also solange nicht betreten, bis Vater euch einweiht…“, erklärte Bill weiter. „Gibt es nicht einen Zauber, der Mr. Weasley dabei helfen könnte, wieder zu sich zu kommen? Was ist eigentlich genau passiert? Als die Dementoren über uns herfielen, haben wir nichts mehr mitbekommen…“, fragte ich wieder an Bill gewandt. „Wir konnten die beiden Todesser, die von den Dementoren begleitet wurden auf uns ziehen und haben sie besiegt, doch kurz nachdem wir den Ersten ausgeschaltet hatten, ging ein Bombenzauber des Zweiten daneben und riss ihn in Stücke. Dad wurde kurz davor noch von einem Schockzauber getroffen und die Kombination hat ihm glaube ich den Rest gegeben. Es ist im Moment wirklich schwer für uns alle“, antwortete Bill müde. Mr. Weasley regte sich langsam etwas und stöhnte leise vor Schmerz auf. Fred und Bill wandten sich ihm sofort wieder zu und Mr. Weasley winkte auch mich heran. Ich ging langsam auf ihn zu und kaum, dass ich sein leises Flüstern vernommen hatte, bebte der Boden. Aus dem heruntergekommenen Haus, vor dem ein „baufällig“ Schild im Gartenboden steckte, erhoben sich langsam Stockwerke und die umgestürzten Wände stellten sich als völlig ganz heraus. Kaum, dass das Haus wieder in voller Pracht vor uns Stand, schwang auch schon das kleine grüne Gartentor, das in der Mauer eingelassen war, auf der Mr. Weasley hockte, auf und eine rundliche, rothaarige Frau kam auf uns zu gewuselt. Ihre Locken standen unordentlich in alle Richtungen ab und auch sie sah unglaublich müde aus. Neben Müdigkeit spiegelte sich in ihrem Gesicht allerdings auch Angst, die sie auch durch eine ängstliche Frage zum Ausdruck brachte: „W-wo ist George?“. Bill und Fred zwängten sich ohne ihre Frage zu beantworten und Mr. Weasley stützend an ihr vorbei auf das Haus zu und verschwanden schnell im Inneren. „Claire… Schön, dass es dir gut geht Schätzchen“, Mrs. Weasley rang sich ein Lächeln ab. Sie legte mir ihren Arm um die Schulter und zog mich mit ins Innere des Hauses. Der Flur war altmodisch, etwas kitschig eingerichtet und roch etwas muffig. Rosa war die dominante Farbe und spiegelte sich in Tapete, Teppich und Accessoires wieder. Erstaunt folgte ich Mrs. Weasley in die kleine, gemütliche Küche und stellte meinen Rucksack auf einem Stuhl ab. Bill und Fred hatten Mr. Weasley auf das Sofa gelegt und standen mit verschränkten Armen vor ihm. Mrs. Weasley kam nun mit einem kleinen Fläschchen und einem Löffel auf ihn zu und flößte ihm etwas von der silbrig schimmernden Flüssigkeit ein. Während ich dies beobachtete, stand ich unsicher weiterhin in der Küche und klammerte mich an der Lehne eines Stuhles fest. Mrs. Weasley war nun dazu übergegangen Fred zu umarmen, ihn mit Küssen zu übersähen und sich einfach nur zu freuen, wenigstens einen Sohn heil wiederbekommen zu haben. Freds Gesichtszüge entspannten sich unter dieser Prozedur und er sah schon wieder glücklicher aus, was auch in mir ein kleines Lächeln auslöste. Kurz darauf wuselte Mrs. Weasley in die Küche und setzte einen großen Topf auf. Mein Magen knurrte plötzlich laut und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich schon sehr lange nichts Richtiges mehr gegessen hatte. Fred kam nun auf mich zu, umarmte mich und fragte mich leise: „Schokolade?“. Ich nickte müde und drückte ihn noch einmal kurz, bevor ich ihn losließ und er in der Vorratskammer verschwand um Schokolade zu besorgen. Bill hatte sich unterdessen an den Esstisch gesetzt und musterte mich nun interessiert. Als ich seinen Blick bemerkte, wurde ich rot und setzte mich ebenfalls auf einen Stuhl. „Wie lange seid ihr schon…?“, fragte er gerade heraus und grinste. „Seid der Hochzeit…“, murmelte ich und starrte auf die Tischplatte. Bill grinste immer noch, als ich den Kopf wieder hob und dankbar lächelnd die Schokolade annahm, die Fred mir reichte. Als Mrs. Weasley das raschelnde Papier der Schokoladenverpackung hörte, schaute sie kurz auf und sagte: „Wollt ihr mit dem Nachtisch nicht noch etwas warten? Das Essen ist gleich fertig“. Ich schaute Fred an um zu erkennen, ob wir von den Dementoren erzählen sollten oder nicht, doch Bill fing kurz darauf schon an zu sprechen: „Kurz nachdem Fred und Claire durch den Kamin kamen, sind einige Todesser aufgetaucht. Allerdings waren es leider nicht nur Todesser, sondern auch Dementoren. Wir sind relativ schnell mit ihnen fertig geworden, die Kälte steckt uns allerdings immer noch in den Knochen…“. Mrs. Weasley schluckte schwer und schaute besorgt drein: „Wenn das so ist, dürft ihr die Schokolade natürlich essen“. Fred und ich saßen kurz noch wie festgefroren da, doch als Mrs. Weasley uns aufmunternd zulächelte, kurz bevor sie sich wieder den Töpfen zuwandte, wickelten wir die Schokolade weiter aus und bissen große Stücke ab. Wärme strömte endlich wieder durch meinen Körper und Fred griff nach meiner Hand. Ich lächelte ihn glücklich an und bis ein weiteres Stück von der Schokolade ab. Ein paar Minuten später ließ Mrs. Weasley den großen Topf gefolgt von Tellern und Besteck auf den Tisch zufliegen und sie setzte sich ebenfalls. Wir aßen stillschweigend den leckeren Eintopf und schreckten einmal kurz zusammen, als Mr. Weasley schmerzerfüllte Laute von sich gab. Mrs. Weasley stand auf und legte ihm ein feuchtes Handtuch auf die Stirn und sprach ihm aufmunternd zu. Nachdem der Tisch wieder abgeräumt war, erzählte Fred, was wir alles erlebt hatten und ich saß in dieser Zeit nur mit angezogenen Beinen da und nickte ab und zu. Es war alles schneller erzählt, als ich gedacht hatte und Mrs. Weasley und Bill hatten kurz geschluckt, als wir von Georges Entführung berichteten. Als Fred geendet hatte, zog er seinen Rucksack hervor und sagte: „Hier drin sind Dinge, die dem Orden von Nutzen sein werden. Sie werden uns auch helfen George zu finden“. Ich blickte verwirrt in die Runde. Orden? Was für ein Orden? Redeten sie von einem Schmuckstück oder einer Gruppe von Personen? Mein Gesicht schien Bände zu sprechen, da Fred fragte: „Hast du noch nichts vom Orden des Phoenix gehört?“. Ich schüttelte langsam mit dem Kopf. Schon wieder etwas von dem ich keine Ahnung hatte. Mrs. Weasley blickte etwas finster drein: „Claire ist noch viel zu jung für ein solches Thema! Kommt ihr zwei, ihr seid bestimmt müde, ich werde euch Schlafplätze finden. Zum Glück ist Tantchen Muriel im Moment nicht da“. Die letzten Worte hatte sie zu sich selbst gesagt und Fred und ich folgten Mrs. Weasley die Treppe hinauf. Bills amüsiertes Grinsen, als Fred meine Hand nahm, konnte ich noch im Rücken spüren. Kapitel 7: Das Wiedersehen -------------------------- „Ist Ginny eigentlich auch hier?“, fragte ich Mrs. Weasley, die vor uns her stapfte. Kaum hatte ich das gesagt, flog eine Tür auf und Ginny stürmte heraus. Sie fiel mir und kurz danach Fred um den Hals und lächelte froh: „Euch beiden geht es gut. Euch geht´s gut. Aber…“, schaute sie sich suchend um, „wo ist George?“. „Wir sprechen morgen darüber, mein Schatz, geh wieder schlafen“, sagte Mrs. Weasley und schob Ginny wieder ins Zimmer zurück. „Wo ist er, Mum?“, fragte Ginny noch, bevor Mrs. Weasley ihr die Tür vor der Nase zudrückte. „Sie ist etwas durch den Wind seit Harry, Ron und Hermine verschwunden sind“, Mrs. Weasley schüttelte den Kopf und deutete auf eine Tür zu ihrer rechten. „Hier, Claire, kannst du schlafen, solange wir nicht noch mehr Besuch haben. Fred, du schläfst mit Bill in einem Zimmer. Es liegt im Dachgeschoss. Auf, auf, ihr braucht dringend Schlaf, so müde wie ihr ausseht“, Mrs. Weasley öffnete die besagte Tür und ich blickte in ein kleines rosafarbenes Zimmer, in das ein Bett gequetscht worden war. “Durch die Tür dort kommt man ins Bad“, fuhr Mrs. Weasley fort und deutete auf eine dunkelbraune, schiefe Tür zu unserer linken. „Ich finde mein Zimmer schon allein Mum“, murmelte Fred und umarmte sie kurz, „geh wieder runter und schau nach Dad“. Sie nickte zustimmend, als Fred sie wieder losgelassen hatte und sagte noch: „Gute Nacht ihr Lieben“, bevor sie wieder mit besorgtem Gesicht die Treppe hinunterging. Fred wandte sich schon zum Gehen, als ich ihn an der Hand festhielt. „I-ich… Kannst du heute Nacht bei mir bleiben? Ich will nicht alleine schlafen“, flüsterte ich. „Was?“, fragte Fred und kam meinem Gesicht immer näher. „Ich will…“, setzte ich wieder an. „Hab schon verstanden“, grinste Fred und küsste mich. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und Fred zog mich zu sich. „Claire? Fred? Hab´ ich etwa ´was verpasst?“, grinste Ginny uns an, die wieder aus ihrem Zimmer gekommen war. Ich lief scharlachrot an und schaute beschämt zu Boden. Fred legte mir einem Arm um die Schulter und sagte: „Dich und Harry knutschen zu sehen, war auch mehr als seltsam“. Ginny lief ebenfalls rot an und schlug die Tür wieder zu. Sie dachte wohl an den Kuss in der Küche, während der Hochzeit, überlegte ich. „Seltsam, so gemein war das nun auch wieder nicht…“, murmelte Fred und wandte sich zur Treppe, „mach dich doch erst einmal bettfertig und ich tue so, als würde ich es mir oben bequem machen. Ich komme so in ´ner Viertelstunde zu dir“. Bevor er endgültig die Treppe hochstieg, küsste er mich noch kurz auf die Wange. Als meine Hand schon auf der Klinke des Badezimmers lag, fiel mir wieder ein, dass ich meine Sachen unten im Rucksack gelassen hatte. Also drehte ich mich kurzerhand um und stieg die Treppenstufen wieder hinab. Als ich unten angekommen war, hörte ich die aufgeregten Stimmen von Mrs. Weasley und Bill. Ich drückte mich flach an die Wand und spitzte die Ohren: „Und was sollen wir bitte tun, wenn der 1. Oktober da ist? Sollen wir Ginny und Claire einfach in den Hogwartsexpress setzen und ihnen ein schönes Schuljahr wünschen? Ha! Das ich nicht lache! Ginny wird wohl nicht so viele Probleme bekommen wie Claire, da sie reinblütig ist und sich nicht in letzter Zeit vermehrt mit Todessern duelliert hat, aber es wird immer noch schlimm werden“. Bills Stimme war merkwürdig zwischen Ratlosigkeit und Sarkasmus hin und her gewechselt. Mrs. Weasley seufzte schwer und sagte dann: „Wir könnten Claire hier verstecken… Ich will mir nicht vorstellen, was sie mit muggelstämmigen Hexen und Zauberern machen werden. Selbst halbblüter werden es schwer haben… Aber Hogwarts ist nicht unser größtes Problem. Wir müssen den dessen Name nicht genannt werden darf irgendwie daran hindern noch mehr Leute um sich zu scharen. Wir müssen Dumbledores Ideen weiterführen“. Sie stockte plötzlich und fing an zu weinen: „Und was machen wir für George? Wie können wir ihn wiederbekommen?“. Ich hörte einen Stuhl rücken, was darauf hindeutete, dass Bill aufgestanden war um seine Mutter zu trösten. Ich horchte einige Augenblicke in die Stille hinein, bis Mr. Weasley wieder ein schmerzerfülltes Geräusch von sich gab und erneut Stühle gerückt wurden. Dies war meine Gelegenheit und ich huschte schnell auf meinen Rucksack zu. Ich packte ihn und ging schleunigst die Treppen wieder hinauf. Mrs. Weasley und Bill waren so mit Mr. Weasley und ihren eigenen Gedanken beschäftigt, dass sie mich nicht bemerkt hatten. Ich wühlte schon im Rucksack, als ich die Klinke der Badezimmertür mit dem Ellenbogen runter drückte und das kleine Bad betrat. Es war ziemlich eng und kalt und ich war froh, als ich mit Umziehen und Zähneputzen fertig war. Ich schloss leise die Tür um Ginny nicht zu wecken, die direkt gegenüber schlief und schlich auf mein Schlafzimmer zu. Als ich die Tür öffnete, lag Fred bereits mit geschlossenen Augen in dem kleinen Bett, aber als ich die Tür hinter mir schloss, schlug er sie wieder auf und schaute mich an. „Warum hat das so lange gedauert?“, fragte er mich und schlug die Decke so zurück, dass ich mich zu ihm legen konnte. „Ich musste noch meinen Rucksack holen“, sagte ich und hing den Rucksack ans Bettende, bevor ich mich zu Fred kuschelte. Als ich Freds Haut mit meinen vom Bad kalten Armen berührte, zuckte er kurz zusammen. „Du bist ja wie erfroren“, murmelte er und schlang seine Arme um mich. Ich kuschelte mich an ihn und schloss kurz die Augen. Freds Stimme holte mich aus dem Dämmerschlaf, in den ich sofort gefallen war und ich schlug mühsam die Augen wieder auf. „W-was?“, nuschelte ich und hob den Kopf um ihn ansehen zu können. „Ich hab´ gefragt, ob du unten noch etwas gehört hast“, murmelte Fred und schaute mir neugierig in die Augen. „Ja… Bill und deine Mum haben über Hogwarts und das Erbe Dumbledores gesprochen…“, ich zögerte kurz, ob ich George erwähnen sollte, entschied mich aber dafür, „und… über George. Wie wir ihn retten könnten“. Fred musterte mich kurz und sagte dann: „Darüber können wir uns auch noch morgen Gedanken machen… Ich bin sehr müde… Du auch?“. Die Frage wurde durch ein herzhaftes Gähnen verstärkt und Fred schloss langsam die Augen. „Du, Fred?“, fragte ich leise. „Ja?“, antwortete Fred mit geschlossenen Augen. „Was ist der Orden des Phoenix“, die Frage brannte mir seid der Name gefallen war unter den Nägeln. Fred öffnete kurz ein Auge und musterte mich, bevor er zu erklären begann: „Der Orden des Phoenix ist eine Widerstandsgruppe gegen du weißt schon wen, die von Dumbledore schon im ersten Krieg gegründet wurde. Damals waren Leute wie Sirius, Harrys Eltern, Lupin, Mad Eye und so im Orden. Dumbledore hat den Orden reaktiviert kurz nachdem Harry vom Friedhof wiederkam und seine Rückkehr miterlebt hatte. Meine Eltern, meine Brüder und ich sind jetzt auch im Orden, aber wir sind natürlich noch mehr. Du wirst einige bestimmt noch kennenlernen. Ich glaube hier ist das neue Hauptquartier“. „Ich will auch Mitglied werden!“, stieß ich hervor, als Fred geendet hatte. „Ich hab´ nix dagegen, aber du hast Mum ja gehört… Einige Andere wirst du wohl noch überzeugen müssen, aber das hat auch noch Zeit bis morgen. Schlaf jetzt, ok?“, murmelte Fred und küsste mich kurz auf den Kopf, bevor er sich gemütlich austreckte und Anstalten machte zu schlafen. Mir ging so Einiges durch den Kopf und ich brauchte lange um einzuschlafen. Am nächsten Morgen wurde ich früh durch einen Lichtstrahl geweckt, der durch das kleine Fenster des Zimmers fiel. Ich schob Freds Arm, der über mir lag, behutsam weg und stand aus dem Bett auf. Erst überlegte ich ins Bad zu gehen, beschloss dann aber lieber das Haus etwas zu erkunden, während die Anderen noch schliefen. Zauberer- oder Hexenhäuser hatten immer ein paar Überraschungen auf Lager. Im Fuchsbau, zum Beispiel, war es nie komplett ruhig, da entweder eines der Weasley Kinder und vor allem Fred und George irgendeinen Lärm machten, die Gnome im Garten kreischend Lieder sangen oder der Guhl auf dem Dachboden auf Rohre schlug, was durch das gesamte Haus hallte. Während ich an den Fuchsbau gedacht hatte, betrachtete ich die vielen Fotos an den Zimmerwänden. In den Gläsern der Bilderrahmen, konnte ich erkennen, dass sich meine Augen mit Tränen gefüllt hatten. Den Fuchsbau gab es nicht mehr so, wie ich ihn in Erinnerung hatte und wer weiß, wie er nach dem Wiederaufbau aussehen würde. Ich richtete meinen Blick, nachdem ich kurz meine Tränen weggewischt hatte wieder auf die Fotos und wirklich viele der abgebildeten Hexen und Zauberer waren rothaarig und hatten Sommersprossen. Dies schien wirklich ein Merkmal der Familie Weasley zu sein. Ein Schmunzeln stahl sich auf mein Gesicht und ich ging mit der Hand am Geländer die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Das erste, das mir auffiel, war, dass Mr. Weasley nicht länger auf dem Sofa lag. Als ich näher an den Küchentisch trat, fiel mir etwas auf, das entweder Mrs. Weasley oder Bill dort vergessen hatten. Es war ein unversiegeltes Stück Pergament und ich zögerte einige Augenblicke, bis ich es entrollte. Es war leer, bis auf einen kleinen roten Tintenfleck in der rechten unteren Ecke. Ich ließ das Pergament los und es rollte sich sofort wieder zusammen. Mit meinen Fingerspitzen brachte ich es wieder vorsichtig in Position und bewegte mich nun in Richtung Sofa. Ich ließ mich auf die dunkelblauen, weichen Kissen nieder und starrte den Kamin an, der einen großen Teil der Wand einnahm. Um den Kamin herum waren Regale angebracht, in denen uralte Bücher standen. Ich stand wieder vom Sofa auf und ging auf die Bücher zu. „Du siehst gar nicht so aus, als würdest du viel lesen“, spottete plötzlich eine piepsige Stimme hinter mir und erschrocken drehte ich mich um. Ich blickte hektisch umher, konnte aber niemanden erkennen. Als ich mich wieder zu den Büchern umgedreht hatte, lachte die piepsige Stimme wieder und ich drehte mich erneut um. Endlich entdeckte ich das Portrait einer kleinen rundlichen Frau mit ebenfalls roten Haaren uns Sommersprossen, die mich wertend musterte und leicht mit dem Kopf schüttelte. „Also wirklich liebes, deine Haare sehen ja schrecklich aus… Was soll das für eine Farbe sein?“, piepste sie weiter. Überrascht fuhr ich mir mit meiner Hand durch die Haare und betrachtete meine dunkelblonden Haarspitzen. Über meine Haarfarbe hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. „Hör nicht auf sie. Sie spinnt“, lachte plötzlich jemand hinter mir und wieder drehte ich mich hastig um. Es war Bill. „Warum so schreckhaft?“, fragte er grinsend und deutete aufs Sofa. Ich setzte mich und war froh darüber meine Beine entspannen zu können, die plötzlich wieder kraftlos waren und stark zitterten. „Die letzten Tage waren sehr anstrengend… Für euch aber bestimmt auch. Wie geht es Fleur?“, murmelte ich und dachte an das schreckliche Ende der Hochzeit. Dann schaute ich Bill müde an, der sich auch auf das Sofa gesetzt hatte. „Fleur geht es gut. Sie ist mit ihrer Familie im Moment in Shell Cottage, unserem Zuhause. Mum und Dad haben mich hier gebraucht und Fleur muss ihre Eltern beruhigen, deswegen sind wir erst einmal getrennt“, antwortete Bill und rieb sich die Stirn. „Im Moment ist alles so schwer und man muss konstant gegen die Angst ankämpfen. Alle sind erschöpft, vor Allem die, die den ersten Krieg schon miterlebt haben“, fuhr er fort und blickte mir plötzlich durchdringend in die Augen. „Du bist als Muggelgeborene im Moment in allerhöchster Gefahr. Es grenzt an ein Wunder, dass ihr die ganze Sache mit der Winkelgasse überlebt habt. Ihr seid noch so jung… Mit Krieg solltet ihr gar nicht konfrontiert werden“, Bill blickte mich immer noch an, als er geendet hatte. „Aber der Krieg ist da, er steht nicht vor der Tür, wir haben keine Zeit darüber nachzudenken, wer zu jung ist oder wer zu alt. Jeder der kämpfen kann, ist wichtig und ich will kämpfen. Ich will ein Mitglied des Ordens werden und alles tun, was ich kann, um du weißt schon wen aufzuhalten. Das ist meine Pflicht!“, brüllte ich Bill gegen Ende fast an. Mir war gar nicht aufgefallen, dass meine Stimme lauter geworden war. Bill blickte mich einige Augenblicke lang an und lächelte dann. „Mich hast du schon einmal überzeugt… Jetzt musst du es nur noch bei Mum schaffen“, er legte mir bestätigend eine Hand auf die Schulter und stand wieder auf. „Heute Mittag kommen einige Ordensmitglieder vorbei, um die nächsten Schritte zu besprechen. Bis dann hast du Zeit um dir zu überlegen, wie du Mum überzeugst“, mit diesen Worten war er aufgestanden und gegangen. Ich schaute ihm nachdenklich hinterher und konnte sehen, wie Fred sich an Bill vorbei ins Wohnzimmer quetschte. „Da bist du ja“, lächelte er mich an und kam auf mich zu, „ich hab´ mich schon gefragt, wo du hin bist“. Fred streckte sich kurz vor Müdigkeit und ich ging die wenigen Schritte auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Meinen Kopf legte ich seitlich gegen seine Brust und ich konnte seinen Herzschlag hören. Ich schloss die Augen und versuchte zu verstehen, was genau mir Bill eben sagen wollte. „Alles in Ordnung? Was wollte Bill denn von dir?“, murmelte Fred und schob mich etwas von sich weg, um mir in die Augen sehen zu können. „Ich glaube er wollte testen, ob ich bereit bin dem Orden beizutreten… Die größte Hürde scheint wohl deine Mum zu sein“, ich schluckte schwer, bevor ich weitersprechen konnte, „nach Hogwarts kann ich glaube ich nicht mehr zurück. Mit ihm an der Spitze des Ministeriums, werden wohl auch einige Todesser die Spitzenpositionen in Hogwarts innehaben“. Der Gedanke nicht mehr nach Hogwarts zu können, trieb mir die Tränen in die Augen. Fred hob meinen Kopf an, wischte meine Tränen weg und grinste mich an: „Das macht doch nix… Hat mir ja auch nicht geschadet“. Fred brachte mich einfach immer zum Lachen ganz egal, wie schlimm die Situation war und auch hier hatte er es wieder geschafft. „Siehst du? Alles halb so schlimm“, lächelte er zurück und gab mir einen kurzen Kuss. Ein Räuspern ließ uns beide herumfahren und unsere Blicke fielen auf eine wütend aussehende Mrs. Weasley. „Wann hattet ihr vor mir davon zu erzählen?“, fragte sie barsch. „Mum, ich darf küssen wen und wann ich will. Ich brauche mich hierfür nicht rechtfertigen“, erwiderte Fred ebenso barsch. „Liebeleien sind gefährlich, vor allem, wenn ihr gemeinsam auf Missionen gehen würdet. Liebe macht unglaublich irrational!“, fuhr Mrs. Weasley weiter fort und verschränkte die Arme vor der Brust. „Missionen?“, fragte ich plötzlich aufgeregt und griff nach Freds Hand. „Für dich erst einmal nicht Liebes. Wir müssen überlegen, wie wir weiter vorgehen. Ob du und Ginny nach Hogwarts gehen oder nicht, ob ihr dem Orden beitreten dürft oder nicht… Dazu ist aber auch heute Mittag noch Zeit genug, wenn die anderen Ordensmitglieder da sind“, und mit diesen Worten beendete Mrs. Weasley das Gespräch und ging in die Vorratskammer, um das Frühstück zuzubereiten. Fred zog mich an der Hand nach draußen in den Garten und wir setzten uns auf eine kleine hölzerne Bank hinter dem Haus. „Das klang gerade so, als würde deine Mum es sich überlegen, ob ich dem Orden beitreten darf“, verkündete ich Fred freudig. Ich hatte meine Beine über seine gelegt und er strich mit seiner Hand wiederholt über mein rechtes Knie. „Ja…“, kam die knappe Antwort und bis Mrs. Weasley uns zum Essen rief, starrten wir nur in die Ferne hinter dem Haus. Kapitel 8: Der Orden des Phoenix -------------------------------- In der Küche war es wegen der vielen Pfannen und Töpfen, die auf dem Herd standen, angenehm warm und ich hörte schnell auf zu frösteln. Ich lehnte mich gerade an Fred, als Ginny die Treppe hinunterkam und uns frech angrinste: „Na, ihr zwei? Wurde aber auch Zeit“. Ich bemerkte, wie ich leicht rosa anlief und ich senkte etwas den Kopf, während Fred einfach zurückgrinste. Ginny, Fred und ich setzten uns an den runden Küchentisch und erzählten Ginny kurz, was uns alles nach der Hochzeit passiert war. Bei den etwas brenzligen Situationen wurden Ginnys Augen groß und sie starrte uns mit offenem Mund an. Als wir geendet hatten, erzählte uns Ginny, wie sie und ihre Eltern es von der Hochzeit geschafft hatten: „Im Vergleich zu eurer Geschichte war es relativ unspektakulär… Ich hab´ noch George auf den Fuchsbau zu rennen sehen, als ich mit Mum und Dad schon hierhin dissappariert bin. Wir haben relativ schnell eine Antwort von Bill und Fleur bekommen, aber von euch, Ron, Hermine und Harry und einigen Ordensmitgliedern haben wir noch nichts gehört“. Ginnys Augen füllten sich mit Tränen, als sie uns fragend anblickte: „Und George? Habt ihr ´ne Idee, wo er sein könnte?“. Noch bevor wir antworten konnten, ließ Mrs. Weasley die Töpfe und Pfannen auf den Tisch schweben und beendete somit das Gespräch. Schweigend nahm sich jeder etwas von den Bohnen, Spiegelei und Würstchen und begann zu essen. Nach einigen Minuten kam eine etwas mürrisch aussehende, ältere Dame im rosa Morgenmantel in die Küche und breitete die Arme aus: „George, mein Lieber, du bist auch endlich hier? Wo ist denn dein Bruder?“. Fred stand auf und umarmte sie kurz: „Ich bin übrigens Fred, Tantchen Muriel“. Kurz darauf deutete Fred auf mich und ich stand auf um ihre ausgestreckte, juwelenbesetze Hand zu schütteln: „Das ist Claire, meine Freundin“. Tantchen Muriel grinste mich abschätzend an und durch ihren festen Händedruck bohrten sich einige ihrer Ringe in meine Hand. „Da hast du dir aber was Hübsches ausgesucht“, sagte sie noch, bevor sie sich auch am Frühstück bediente. „Muriel lässt uns hier wohnen und auch hier die Ordenstreffen abhalten“, sagte Mrs. Weasley lächelnd, „wir können ihr gar nicht genug danken“. Muriel winkte lächelnd ab, doch schien es ihr sehr zu gefallen im Vordergrund zu stehen. Wir aßen schweigend weiter, während Muriel sich mit Mrs. Weasley unterhielt und sich über ihre Nachbarn beschwerte. Ich grinste Fred an und er grinste zurück, als Tantchen Muriel besonders fies wurde. Diese alte Hexe war wirklich außergewöhnlich anstrengend. Als der letzte Teller leer war, bat Mrs. Weasley Fred Mr. Weasley einen Teller mit Essen ans Bett zu bringen, da es ihm immer noch schlecht ging. „Die anderen Ordensmitglieder kommen so in fünf Stunden. Ginny, Claire könntet ihr bitte drei Betten vorbereiten? Lupin, Tonks und Shaklebolt übernachten heute hier, da wir einiges planen müssen. Wer weiß, wahrscheinlich kommen wir gar nicht dazu zu schlafen“, seufzte Mrs. Weasley und ließ die Teller in die Spüle schweben. Fred hatte sich schon mit dem Teller auf den Weg gemacht, als ich Ginny die Treppen hinauf in ein weiteres Zimmer, in das drei Betten gequetscht wurden, folgte. Ginny grinste mich an, bevor sie anfing eine Matratze zu beziehen: „Jetzt erzähl mal… Wie kam das mit Fred und dir denn jetzt zustande?“. „Also…“, murmelte ich als ich ein Kissen bezog, „Ich fand Fred ja schon länger gut… Eigentlich habe ich es schon gemerkt, als er mit Angelina zum Weihnachtsball gegangen ist“. „Aber du warst damals doch mit Rickett da?“, Ginny schaute mich fragend an, „wart ihr danach nicht kurz zusammen?“. „Ja… Aber so wirklich verliebt war ich in ihn nie. Wir haben vorher schon viel Zeit zusammen verbracht wegen des Quidditchtrainings und er konnte auch nett sein“, murmelte ich und warf das fertig bezogene Kissen aufs Bett und widmete mich nun einer Bettdecke. „Ich fand in immer etwas zu sehr von sich selbst überzeugt“, meinte Ginny und lächelte mich an. Sie war bereits mit einem Bett alleine fertig geworden und ich beeilte mich nun etwas, um sie nicht die ganze Arbeit machen zu lassen. „Und letztes Jahr dann hatte Fred keine Zeit mehr sich mit mir in Hogsmeade zu treffen und da hab´ ich dann gemerkt, wie sehr er mir fehlt und dass ich ihn nicht nur freundschaftlich vermisse…“, endete ich und sah Ginny interessiert an. Sie grinste nur wieder und bezog weiter das letzte Bett. „Eigentlich dachte ich, dass Fred es früher kapiert“, sagte sie plötzlich. „Was? War es bei mir so offensichtlich?“, fragte ich etwas schockiert. „Ja, schon ziemlich“, grinste Ginny wieder, „du bist zwar nicht rot geworden oder so, aber es war doch ziemlich eindeutig“. „Wie peinlich…“, flüsterte ich. „Ach was. Wie ich mich früher Harry gegenüber verhalten habe, das war peinlich“, Ginny lächelte wohlwollen, verließ das Zimmer und winkte mir ihr zu folgen. Ich ließ das letzte Kissen aufs Bett fallen und folgte ihr die Treppe hinunter zurück ins Wohnzimmer. Wir setzten uns auf die gemütlichen Sofas und quatschten etwas, was mich sehr entspannte nach all der Aufregung. Ich fühlte mich zurückversetzt an die Tage im Sommer, an denen ich mit Ginny, Luna und manchmal auch Hermine am See saß und wir kichernd Mädchengespräche führten. Das waren ruhige, glückliche Zeiten gewesen. Aber als ich jetzt an Hogwarts dachte, fühlte ich mich nicht mehr glücklich. Ginny bemerkte es sofort und sah mich fragend an: „Alles ok?“. Ich hatte nicht gemerkt, dass sich schon wieder Tränen in meinen Augen sammelten und ich versuchte hastig sie wegzuwischen. „Ich hab` nur gerade an Hogwarts gedacht“, murmelte ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Oh…“, seufzte Ginny und sah mich nun auch traurig an, „das wird schon wieder. Dieses Schuljahr wird sicher anders als die davor, aber trotzdem gut. Es ist immerhin noch Hogwarts“. Ich konnte in ihren Augen und an ihrer unruhigen Hand, die meine beruhigend hielt, erkennen, dass sie selbst nicht wirklich an das glaubte, was sie da gerade gesagt hatte. Ich lächelte zurück und hoffte, dass es doch so kommen würde. Wir saßen noch eine Weile auf dem Sofa und sagten hin und wieder etwas, doch die meiste Zeit schwiegen wir nur. Wir bemerkten gar nicht, wie die Zeit verging und irgendwann kam dann Fred zu uns und ich lehnte mich gegen ihn, während ich weiter mit Ginny plauderte. Ich bemerkte wie Fred langsam eindöste, auch Ginny wurde etwas schläfrig und schlief mit dem Kopf an meine Schulter gelehnt ein. Wir wurden später von Mrs. Weasley geweckt und auch ich rieb mir überrascht den Schlaf aus den Augen. Die ganze Situation raubte einem einfach alle Lebensgeister. Sie schickte uns hoch in unsere Zimmer, damit wir uns umziehen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir immer noch unsere Schlafanzüge trugen. Ich wollte schon Fred hinterher die Treppe ein weiteres Stockwerk hoch folgen, als mir wieder einfiel, dass wir ja eigentlich getrennt schliefen. Also drehte ich mich wieder um und ging in mein kleines Zimmer. Das Bett sah ziemlich unordentlich aus, aber ich wühlte einfach in meinem Rucksack nach sauberer Kleidung, bis mir auffiel, dass ich keine mehr hatte. Immer noch im Schlafanzug ging ich zu Ginnys Zimmertür und klopfte an. Ginny öffnete sich die Haare kämmend die Tür und ließ mich rein. „Ich habe nichts Sauberes mehr zum Anziehen“, sagte ich und sah sie hilfesuchend an. „Kein Problem“, antwortete Ginny lächelnd. Sie ging auf einen großen alten Schrank zu und zog eine Jeans und ein Shirt heraus. „Das sind ein paar von meinen Sachen, die Dad und Bill noch aus dem Fuchsbau retten konnten“, sagte sie, als sie sie mir hinhielt, „sie waren noch ein paar Mal da um Sachen zu bergen. So viel hat leider nicht überlebt“. „Danke“, sagte ich lächelnd und zog mich schnell um. Die Sachen passten ziemlich gut. „Ich wusste gar nicht, dass wir die gleiche Größe haben… Also fasst“, ich musste grinsen, da die Hose mir etwas zu kurz war. Ginny lächelte zurück: „Es kann schließlich nicht jeder so riesig sein wie du!“. Fröhlich gingen wir die Treppe hinunter zurück in die Küche, setzten uns zu Fred an den Küchentisch und warteten auf die Ankunft der Ordensmitglieder. Diese ließen nicht lange auf sich warten. Mrs. Weasley setzte gerade eine Kanne Tee auf, als es an der Tür klingelte. Sie ging zu Tür, aber es dauerte etwas bis sie mit zwei Männern und einer Frau zurückkam. Einen der Männer erkannte ich als Professor Lupin, meinen zweiten Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, die beiden anderen kannte ich nicht. Die Frau war hübsch und ich war etwas überrascht, als sie den Kopf schüttelte und sich plötzlich ihre Haarfarbe änderte. Die Frau grinste mich an und zwinkerte mir zu, während sich ihre Haare wieder in das ursprüngliche rosa färbten. Erst jetzt merkte ich, dass ich sie angestarrt hatte und senkte peinlich berührt den Blick. „Tonks“, rief Ginny und stürmte auf sie zu, um sie zu umarmen. „Na du?“, lachte sie, die Umarmung erwidernd. Lupin und der andere Zauberer hatten sich bereits an den Tisch gesetzt und auch Mr. Weasley kam von Fred gestützt die Treppe hinunter. Fred schwang seinen Zauberstab und einer der hölzernen Esstischstühle verwandelte sich in einen gemütlichen Sessel. Mr. Weasley ließ sich auf ihn sinken und nahm dankbar eine Tasse Tee an, die Mrs. Weasley ihm reichte. Ich fühlte mich unter den Erwachsenen und deutlich kampferfahrenen Hexen und Zauberern etwas fehl am Platz. Ich blickte unsicher zwischen ihnen hin und her und mein Blick blieb an Mrs. Weasley hängen, die weitere Tassen Tee aufgoss. Ich stand auf und trug die Tassen auf einem Tablett zum Tisch. Mrs. Weasley lächelte mich dankbar an und Zucker und Milch schwebten mir hinterher. „Lasst uns erst einmal einen Tee trinken, bevor wir zu ernsten Themen kommen“, sagte Mrs. Weasley und ließ sich ebenfalls erschöpft auf einen Stuhl fallen. Die angespannte Stimmung lockerte sich etwas und langsam fühlte ich mich in dieser Runde wohler. Ginny schaute gespannt, allerdings auch etwas ängstlich, zwischen ihren Eltern hin und her. Sie war wohl auch das erste Mal bei einem Ordenstreffen dabei. Ich nippte hin und wieder nervös an meiner Tasse und traute mich nicht, die nun etwas drückende Stille zu durchbrechen. Ich blickte auch mehrmals zu Fred, doch da Ginny zwischen mir und ihm saß, konnte ich nicht seine Hand nehmen, um mich zu beruhigen. Fred zwinkerte mir zu, als er meinen Blick bemerkte und ich schaute grinsend auf die Tischplatte. Es dauerte etwas, bis jeder seinen Tee ausgetrunken hatte und als jeder nur noch in seine leere Tasse starrte, räusperte sich der mir unbekannte Zauberer. Er sagte mit tiefer, ruhiger Stimme: „Ich habe schlechte Neuigkeiten aus dem Ministerium“, er blickte in der Runde umher, „ja, noch schlechtere als zuvor“. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und fuhr sich mit seiner großen Hand über die Stirn. Alle blickten ihn gebannt an, bis er weitersprach: „Es gibt Pläne muggelstämmige Hexen und Zauberer zu verfolgen, sie zu verurteilen, ihnen die Zauberstäbe zu entreißen und sie nach Askaban, oder gar umzubringen. Das Ministerium wird listenweise Jagd auf muggelstämmige Hexen und Zauberer machen“. Alle sahen geschockt aus. Mrs. Weasley und Ginny hielten sich die Hände vor ihre Münder und Mr. Weasley hielt die Augen verschlossen. Ich hingegen sackte in meinem Stuhl zusammen und hatte Mühe mich auf ihm zu halten. Askaban oder der Tod. Ich war wie betäubt. Nach dem ersten Schock, brach eine Diskussion aus. Doch die wütenden und harten Stimmen ballten sich in meinem Kopf zu einem unerträglichen Summen. Ich stand mit wackligen Beinen vom Tisch auf und stolperte nach draußen. Mit meinen Händen stützte ich mich an der Wand ab, um nicht hinzufallen. Ich stieß die Tür zum Garten auf, stolperte über die Pflastersteine und fiel der Länge nach auf den nassen Rasen. Ich konnte noch die Kraft aufbringen mich auf den Rücken zu drehen und Regen prasselte auf mein Gesicht. Ich verlor das Zeitgefühl, während ich so dalag und nur auf den Regen achtete, der ununterbrochen auf meinen Körper prasselte. Askaban oder der Tod. Ich drehte meinen Kopf nach links und war überrascht Fred neben mir liegen zu sehen. Wie wir so dalagen, dachte ich an unseren ersten Kuss zurück und konnte nicht glauben, dass er erst etwas länger als eine Woche her war. Ich stütze mich auf meinen Ellenbogen und blickte Fred an, dem nun meine Haare im Gesicht hingen. Er rümpfte daraufhin die Nase und ich lachte kurz auf, bevor ich sie nach hinten strich, mich runterbeugte und ihn küsste. Ich spürte wie kalt und nass seine Lippen vom Regen waren, doch er schlang seine Arme um mich und zog mich näher zu sich. Während wir uns weiter küssten, versenkte ich meine Hand in seinen Haaren und intensivierte den Kuss. Wir atmeten beide so schwer, als wären wir einen Marathon gelaufen, nachdem wir wieder von einander abließen. Ich setze mich aufrecht hin und grinste ihn an. Er lag mit geschlossenen Augen weiterhin auf dem Rücken und ich musste ihm in den Bauch pieken, damit er sie wieder öffnete. Auch er grinste und streichelte meinen Arm. Ich lehnte mich wieder zu ihm runter und gab ihm einen kurzen Kuss, bevor ich aufstand und sagte: „Komm, lass uns wieder reingehen“. Fred half mir auf die Beine und wir gingen langsam wieder zurück in die Küche. Fred und ich tropften auf die weißen Fliesen des Küchenbodens und Mrs. Weasley kam herbeigeeilt um uns mit ihrem Zauberstab zu trocknen. Die anderen hatten am Tisch laut diskutiert, waren jetzt aber sehr still und musterten mich. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du muggelstämmig bist“, sagte der Zauberer mit tiefer, beruhigender Stimme an mich gewandt und deutete auf den Stuhl, auf dem ich bis eben gesessen hatte. Langsam ging ich wieder auf den Stuhl zu und setzte mich. „W-was soll ich jetzt machen? Ich kann nicht nach Hogwarts zurück und hier kann ich auch nicht bleiben. Sie werden mich suchen…“, ich blickte durch einen Tränenschleier in die Runde, ich war wirklich verdammt nah am Wasser gebaut. „Nach Hogwarts kannst du wirklich nicht mehr Claire Liebes. Das wäre zu gefährlich. Du bleibst hier im Hauptquartier und wir passen auf, dass dir nichts geschieht“, Mrs. Weasley hatte sich über den Tisch gebeugt, meine Hand ergriffen und lächelte mich aufmunternd an, „das wird schon wieder werden“. Ich blickte zu Ginny und merkte, wie Tränen meine Wange hinunterliefen: „Ich kann dich doch nicht allein nach Hogwarts gehen lassen! Wer weiß, wie es da abläuft. Vielleicht foltern sie Schüler oder wollen sie als Todesser rekrutieren!“. Ginny lächelte mich aufmunternd an: „Das wird schon… Ich schaffe das. Wir haben immer noch Dumbledores Armee und als reinblütige Hexe werde ich wohl nicht viele Probleme bekommen“. Jeder in Hogwarts wusste das Harry mit Ginny zusammen war und auch ihr Ansehen als Blutsverräter würden Ginny eine schwere Zeit in Hogwarts bescheren. Ich schaffte es nicht länger in ihre aufmunternden Augen zu Blicken und richtete meinen Blick auf die Tischplatte. „Es heißt, dass einige Todesser als Lehrer nach Hogwarts kommen werden und Snape wird natürlich Schulleiter…“, erzählte der mir unbekannte Zauberer weiter. „Da wirst du wohl Recht haben, Kingsley“, seufzte Lupin und schaute ihn an, „aber wir sind nicht nur zum Erzählen hier. Wir müssen weitere Schritte planen“. „Wir brauchen Informationen über die Truppenstärke des Dunklen Lords und sollten versuchen einige Todesser auszuschalten, bevor es zu der großen Schlacht kommen wird…“, erklärte Tonks und setzte sich aufrecht hin. „Auch im Ministerium sollten wir aufpassen und versuchen muggelstämmigen zu helfen oder Informationen beschaffen“, sagte Kingsley, „vielleicht können wir auch noch weitere Hexen und Zauberer für den Orden rekrutieren. Langsam sollte ihnen bewusstwerden, dass es wirklich ernst wird“. Zustimmendes Kopfnicken ging um den Tisch herum und es wurden erste Pläne geschmiedet. Es wurden viele Namen genannt und erste Teams gebildet, die auf Erkundungsmission gehen sollten. Die Zeit verging schnell und als die ersten Sonnenstrahlen des nächsten Tages durch das Küchenfenster schienen, stellte Ginny die eigentlich wichtigste Frage: „Und was ist mit George?“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)