Nur wer frei ist, ist ein König von Die_Katzenhai ================================================================================ Kapitel 8: Masken ----------------- Als Shouta die Augen aufschlug, sah er in eine weiße Fratze. Er musste sich die Hand auf den Mund pressen, um nicht zu schreien und musste den Drang, in Panik aus dem Zimmer zu stürzen, bekämpfen. Augen schließen. Durchatmen. Bis zehn zählen. Augen öffnen. Es war Kakuzus Rücken, oder viel mehr, diese seltsamen Masken, die an diesem befestigt waren. Vorgestern hatte sie Shouta nicht richtig wahrgenommen. Er hatte sie angefasst, aber andere Dinge waren wichtiger gewesen. Am gestrigen Abend war es nicht anders. Da gab es nicht eine Chance, sie zu berühren. Und wenn man miteinander fickte, sprach man nicht viel. Lautlos rollte sich Shouta auf den Rücken, drückte die Handballen auf seine Augen. Verdammt, was legte sich Kakuzu mit dem Rücken zu ihm? Warum musste er überhaupt solche dämlichen Masken am Rücken kleben haben? Was waren das überhaupt für Dinger? Shouta ließ seine Hände sinken. Er zitterte und kam sich dabei furchtbar lächerlich vor. Es waren nur Masken. Langsam drehte er seinen Kopf, sodass er sie wieder ansah. Nur verdammte Masken. Sie sahen nicht mal wirklich schlimm aus. Unter anderen Umständen würde er sie sogar als niedlich bezeichnen. Es waren nur weiße Gesichter mit bunten Flecken. Zwei von ihnen zeigten die Zähne, die anderen zwei hatten Schnäbel. Es war verdammt harmlos. Aber das Zittern bekam er nicht unter Kontrolle. „Scheiße“, murmelte Shouta halblaut. Vielleicht könnte er sie berühren? Es könnte ihn beruhigen. Würde er wissen, dass das nur verschissene Maske waren – die warum auch immer – an Kakuzus Rücken genäht waren, wäre alles gut. Bevor er sie berühren konnte, drehte sich Kakuzu auf den Rücken. Shouta zog seine Hand ruckartig zurück. Kakuzu sah ihn in die Augen. Shouta sah wie ein verschrecktes Kaninchen zurück. „Morgen“, brachte Shouta hervor. Er klang beinahe ruhig. Vielleicht würde Kakuzu es nicht merken. Kakuzu antwortete ihm nicht. Stattdessen richtete er sich auf. „Was ist scheiße?“ Shoutas Ohren wurden heiß. „Nichts“, sagte er. „Aha.“ Kakuzu stieg aus dem Bett. Er war nackt und hatte den Rücken zu ihm gedreht, während er seine Sachen zusammensuchte. Die Masken hoben sich hell von Kakuzus dunkler Haut ab. Sie bewegten sich mit seinen Muskeln als wären sie lebendig. Ein Schauer jagte über Shoutas Körper. Shouta setzte sich auf. „Dachte immer, du trägst Masken nur im Gesicht.“ Kakuzu zog sich die Hose an, bevor er antwortete: „Offensichtlich nicht.“ „Es ist nicht normal, Masken auf dem Rücken zu haben.“ „Was du nicht sagst.“ Kakuzu wandte sich ab, zog sich sein Oberteil, einen dicken Pullover, an. Die Masken waren bedeckt und irgendwie beruhigte das Shouta. „Sie haben mit deinen Narben zu tun, oder?“ „Wie kommst du da drauf?“ Kakuzu verschränkte die Arme vor der Brust. Shouta zuckte die Schultern. „Sie sind an deinem Rücken festgenäht. Mit denselben Fäden, die du sonst überall hast.“ „Du bist zu neugierig.“ Er warf Shouta dessen Kleidung zu. „Du zitterst, zieh dir etwas an.“ Die Hitze aus Shoutas Ohren breitete sich auf seine Wangen aus. Er ballte die Hände zur Faust, öffnete sie. „Danke“, sagte er steif und zog sich an. War schon nett von Kakuzu, dass er ihm die Kleidung gab. Tatsächlich half die Kleidung gegen das Zittern. Der Stoff war warm und weich und schützend. Shouta atmete tief durch, bevor er sich an Kakuzu wandte. „Also sind die Masken wichtig.“ „Wie kommst du darauf?“ Kakuzu setzte sich zurück aufs Bett. Es gab knarzend nach. „Wenn es normal für Ninjas wäre, Masken auf den Rücken zu tragen, hättest du das gesagt.“ „Und für das Reich ist es normal, sich seine Wunden selbst zu nähen?“ Shouta runzelte die Stirn. „Was meinst damit?“ „Die Narbe am Bein. Du kannst mir nicht erzählen, dass das jemand mit Ahnung genäht hat.“ „Dir ist das aufgefallen“, sagte Shouta mit einem schiefen Grinsen. „Du bist zusammengezuckt, als ich sie angefasst habe. Scheint nicht gut verheilt zu sein, und sie ist hässlich.“ Kakuzus Blick ließ keinen Zweifel über, dass er ihn für absolut dämlich hielt. Shouta lachte verlegen. „Es fühlt sich scheiße an, wenn man an sie kommt.“ Kakuzu hatte sie nach seinem Zusammenzucken nicht mehr angefasst, ebenso wie die Haare. Shouta hatte nicht damit gerechnet, dass Kakuzu so rücksichtsvoll war. Beim Sex kam man naturgemäß oft an die Innenseite der Unterschenkel. Kakuzu musste also aufpassen und sich dem die ganze Zeit über bewusst sein. Trotz Sex. Trotz der Tatsache, dass sie sich nicht mal lange kannten. Und Shouta war sich nicht mal sicher, ob Kakuzu ihn auf irgendeine Weise mochte… Kakuzu riss Shouta aus seinen Gedanken: „Deswegen macht man sowas nicht selbst.“ „Hatte keine andere Wahl.“ Shouta zuckte die Schultern. Er musterte Kakuzu. „Was ist mit den Masken, lenk nicht ab.“ „Hm“, machte Kakuzu. Shouta sah ihn abwartend an. Eine Antwort blieb aus. Er seufzte tief. „Ich kann raten.“ „Ich sagte doch, dass du zu neugierig bist.“ Shouta lachte. „Du machst es dir schwerer. Sag einfach, dass es ein Kinjutsu ist und die Sache hat sich.“ Er machte eine Pause, musterte Kakuzu schweigend. „Oder es ist doch ein Kekkei Genkai, ein sehr seltsames, bei dem dir Masken aus dem Rücken wachsen.“ Beharrliches Schweigen. „Sagst du es mir, wenn ich dir von meinem Kekkei Genkai erzähle?“ Immerhin hatte es Kakuzu gesehen. „Hm.“ „Das werte ich als ja.“ Shouta ließ Kakuzu keine Zeit mehr, um zu reagieren. Er aktivierte sein Kekkei Genkai und die Welt war klar und grell und scharf. „Es verbessert meine Wahrnehmung.“ Kakuzu zog die Augenbrauen zusammen. So minimal, dass sich Shouta sicher war, dass er es ohne Kekkei Genkai nicht erkannt hätte. „Das heißt?“ „Es ist schwer zu erklären, wenn man es nicht selbst erlebt“, sagte Shouta nachdenklich, „im Grunde nehme ich alles und intensiver wahr, was ich sonst unterbewusst wahrnehmen würde. Ich habe dich im Moment genau so im Fokus wie die Eisblumen am Fenster. Ich kann auf alles reagieren und ordnen. Schneller als andere Menschen.“ „Praktisch, für einen Dieb“, sagte Kakuzu trocken. „Sollte das ein Lob oder eine Beleidigung sein?“ Kakuzu antwortete darauf nicht, er fragte stattdessen etwas: „Ist es verwandt mit dem Sharingan?“ „Verwandt mit was für einem Ding?“ „Vergiss es“, sagte Kakuzu. „Haben das alle in deinem Clan?“ Shouta zuckte die Schulten. „Ich bin da nicht aufgewachsen, ich glaube, die meistens haben es.“ Er deaktivierte das Kekkei Genkai und die Welt konzentrierte sich auf Kakuzu. Sie war stumpfer, aber es war angenehm. Wenn es nichts zu tun gab, wurde es schnell unangenehm. Zu viel und zu wenig. Kakuzu musste davon nicht erfahren, es gab keinen Grund, darüber zu sprechen. „Hat es einen Namen?“ „Wer von uns ist jetzt neugierig?“, fragte Shouta nach und erntete dafür einen genervten Blick. „Schon gut, nein, nicht in eurer Sprache. Und übersetzt heißt es nur, dass es die Augen unseren Clans sind.“ Kakuzu schien nachzudenken. „Man weiß wenig über euch.“ „Beim Clan weiß man auch nichts über euch und hier auch nicht.“ Shouta konnte nicht vermeiden, dass ein verteidigender Ton sich in seine Stimme mischte. Dabei wusste er nicht mal, wieso. Natürlich wusste Kakuzu kaum etwas über den Clan. Es störte Shouta nur, dass er es ansprach. „Das war kein Angriff“, sagte Kakuzu ruhig. „Okay“, antwortete Shouta, weil er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Sie schwiegen und Shouta wollte nach einigen Sekunden etwas sagen. Nur die Hoffnung, dass Kakuzu von den Masken erzählen würde, hielt ihn zurück. Und seine Geduld wurde belohnt. Ein wenig zumindest. „Es ist ein Kinjutsu, ja.“ Shouta grinste. „Hab‘ ich doch gesagt.“ Kakuzu seufzte genervt. „Die Masken und die Narben hängen zusammen, mehr musst du nicht wissen.“ „Kann ich zumindest den Namen erfahren?“ Kakuzu atmete tief durch. „Jiongu.“ Erdhass.* „Düsterer Name.“ „Es ist ein düsteres Jutsu.“ Offenbar hatte Kakuzu einen Hang zur Dramatik. „Was gibt es denn zu hassen?“ „Nervige Diebe.“ Shouta lachte. „Immernoch herzlos, was?“ Kakuzus Mundwinkel hoben sich für den Bruchteil einer Sekunde. „Kann ich noch was fragen?“ „Was?“ „Beißen können die Masken nicht, oder?“ Kakuzu sah ihm direkt in die Augen. Dann stand er auf. „Pack deine Sachen, wir wollten los.“ „Heißt das nein?“ Kakuzu antwortete ihm nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)