Im Bann der Dunkelheit von E-L-L-A ================================================================================ Kapitel 10: Hogsmead -------------------- „Also dann bis morgen. Wir brechen direkt nach dem Frühstück auf“, verabschiedete sich Hermine von Lavinia. Die beiden Hexen hatten bis kurz vor Sperrstunde in der Bibliothek gesessen und gelernt. Ihrer Meinung nach, hatten sie damit nicht nur Snapes Anweisungen vollends Folge geleistet, sondern auch die Verspätung Lavinias wieder gut gemacht. Zufrieden machte sich die schwarzhaarige Hexe nun auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Insgeheim hoffte sie, dass ihre Freunde noch gemütlich am Kamin saßen und auf sie warteten. Eigentlich trafen sie sich dort fast jeden Abend, bevor sie zu Bett gingen. Aber heute war sie spät dran und obwohl morgen Samstag war, ging die junge Hexe davon aus, dass ihre Freunde bereits in den Schlafsälen verschwunden waren. Doch als Lavinia leise den Gemeinschaftsraum betrat, hörte sie, dass sich noch Schüler im Aufenthaltsraum befanden. Gerade wollte sie sich mit einem fröhlichen „Guten Abend“ bemerkbar machen, als sie überrascht stehen blieb. Am Kamin saßen Draco, Pansy, Theo und Blaise. Ihre Freunde schienen nicht bemerkt zu haben, dass jemand den Raum betreten hatte, sodass sie sich weiter angeregt unterhielten. „Wann merkst du eigentlich, dass diese Reed nicht ganz dicht im Kopf ist, Draco? Wir sollten echt einen großen Bogen um sie machen“, zischte Pansy ihrem blonden Mitschüler aufgebracht entgegen. //Ich hab mich also doch nicht verhört. Sie reden über mich//, schoss es Lavinia durch den Kopf. Zitternd machte sie einige Schritte zurück Richtung Ausgang, um nicht von den Anderen gesehen zu werden. Wenn ihre Freunde schon hinter ihrem Rücken über sie sprachen, wollte sie jetzt auch wissen, um was es ging. Vielleicht konnte sie so endlich erfahren, was in den Köpfen ihrer fünf Lieblingsslytherins vor sich ging, seit sie in Umbridges Klassenzimmer dieses Chaos angerichtet hatte. „Halt die Klappe, Pansy! Es ist mir vollkommen egal, was du denkst! Es geht mir nur gehörig auf die Nerven, dass du dich nicht an meine Anweisungen halten kannst. Du sollst Lavinia in Ruhe lassen. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass es wichtig ist, dass sie Vertrauen zu uns hat“, blaffte Draco genervt zurück. „Kannst du mir dann bitte sagen, wieso das so wichtig ist? Ehrlich gesagt ist mir mein Leben wichtiger! Irgendetwas stimmt mit dieser Hexe nicht? Oder hast du vergessen, was nach Umbridges Unterricht passiert ist? Und vor allem, warum ist sie ohne Strafe davon gekommen? Draco, wach auf, da ist was faul! Ich trau der kein bisschen über den Weg!“, keifte Pansy zurück. „Pansy, pass besser auf wie du mit Draco sprichst. Aber weißt du denn mittlerweile, warum dein Vater darauf bestanden hat, dass du Lavinias Vertrauen gewinnst? Wenn ich ehrlich bin Draco, hatte ich den Eindruck, dass du dich nicht nur wegen deinem Dad mit ihr angefreundet hast und um ehrlich zu sein, würde es mir wirklich Leid tun, wenn es so wäre. Ich finde Lavinia nämlich total in Ordnung“, unterbrach Blaise Pansys erneuten Versuch, Draco von ihrer Meinung zu überzeugen. „Mensch Blaise, schalte doch bitte mal dein Gehirn ein, bevor du sprichst. Lavinia kann jeden Moment zurück sein. Vielleicht wäre es gut, wenn du noch ein bisschen lauter rumbrüllst, dass mein Vater und Snape mich dazu aufgefordert haben, ihr Vertrauen zu gewinnen. Nein, ich weiß immer noch nicht warum. Professor Snape meinte nur, dass es für uns gesünder wäre sie nicht übermäßig zu verärgern, um es milde auszudrücken. Dad hingegen hat keine Anstalten gemacht mir Genaueres zu erzählen. Ich vermute, dass er eine Ahnung hat, wer ihre Eltern sein könnten und da mein Dad immer darauf bedacht ist, unsere Familie ins allerbeste Licht zu rücken, nehme ich an, dass er da wieder einmal eine Chance wittert, Vorteile für sich zu gewinnen“, erklärte Draco, Blaise mit verärgerter Mine. //Wenn Lavinia das mitbekommen hätte, würde sie mir nie wieder vertrauen. Dabei ist mir mittlerweile wirklich egal, was mein Vater wollte//, fügte Draco seiner Antwort in Gedanken hinzu. Noch wollte er nicht, dass seine Mitschüler merkten, wie wichtig ihm seine Freundschaft zu Lavinia geworden war. Der blonde Slytherin sah sie schon fast wie eine Schwester und aus diesem Grund war es ihm deutlich unangenehm, in Lavinias Abwesenheit über sie zu sprechen. Eigentlich hatte er nur von den Anweisungen seines Vaters erzählt, um Pansy endlich dazu zu bewegen, Lavinia in Ruhe zu lassen. Schließlich tat diese penetrante Hexe alles, um ihm zu gefallen. Aber leider hatte er sich getäuscht. Diese Hexe versuchte tatsächlich Lavinia in allen möglichen Situationen aus der Reserve zu locken. Wahrscheinlich hoffte die Braunhaarige, dass ihre vermeintliche Konkurrentin, dadurch von der Schule fliegen würde. Nach der Aktion in Umbridges Klassenzimmer hatte Draco auch damit gerechnet, dass Umbridge dies fordern würde und es hatte ihn sehr verwundert, dass kein weiteres Wort darüber gefallen war. Auch bei den regelmäßigen Treffen des Inquisitionskommandos hatte die Professorin kein Wort darüber verloren. „Macht was ihr wollt! Ich werde mich von dieser Reed nicht reinlegen lassen, Draco“, zischte Pansy beleidigt und verschwand im Mädchentrakt. Währendessen hatte Lavinia jedes einzelne Wort in ihren Gedanken wiederholt. Fast war es ihr so vorgekommen, als hätte sie zwischendurch immer wieder vergessen zu atmen. Hatte sie gerade richtig gehört? Draco hatte von seinem Vater die Anweisung erhalten sich mit ihr anzufreunden? Und er hatte diese Anweisung auch an die Anderen weitergegeben? Was sollte das? Waren die letzten Wochen nur ein einziges Schauspiel gewesen? Hatten sich Blaise, Draco, Daphne und die Anderen wirklich nur mit ihr angefreundet, weil Mr. Malfoy dies von seinem Sohn verlangt hatte? Nein! Lavinia konnte dies nicht einfach so hinnehmen. Sie wollte und sie konnte nicht glauben, dass Draco ihr Vertrauen und ihre Freundschaft auf diese Art missbrauchte. Es gab für Lavinia nur eine Möglichkeit dies herauszufinden. Sie musste ihn darauf ansprechen. So groß Lavinias Angst auch war, dass ihr Dracos Antwort nicht gefallen würde…sie musste wissen was Draco – der wie ein Bruder für sie war – wirklich über ihre Freundschaft dachte. //Wenn er dich belogen haben sollte, bist du eben wieder allein…was soll’s, dass bist du doch gewohnt//, sprach Lavinia sich Mut zu. Dennoch konnte die Siebzehnjährige ihre Nervosität und ihre Unsicherheit nur schwer verbergen. Mit schwerem Atem trat die junge Frau auf die drei Zauberer zu. „Draco?“, machte sich die Slytherin mit rauer Stimme bemerkbar. Sofort schreckten mehrere Köpfe auf und starrten die schwarzhaarige Hexe an. Keiner von ihnen brachte ein Wort heraus. Draco fing ihren Blick ein und als er in ihre grünen Augen sah, wusste der blonde Zauberer sofort, dass Lavinia alles mitbekommen hatte. „Lavinia?...“, brachte er leise hervor. „Wir müssen reden, allein!“ „Das denke ich auch“, bestätigte Draco Lavinias Aufforderung. Ohne, dass weitere Worte gesprochen werden mussten, verließen Theo und Blaise den Gemeinschaftsraum. Als die Beiden verschwunden waren, setzte sich Lavinia auf eines der Sofas vor dem Kamin, sodass sie nun Draco direkt gegenüber saß. Sie schaute den Blonden eindringlich an. Was sollte sie jetzt tun? Sollte sie einfach warten, bis er anfing zu sprechen? Hatte er überhaupt bemerkt, dass sie die Unterhaltung zwischen Pansy, Blaise, Theo und ihm mitbekommen hatte? Die Zeit schien stillzustehen, unzählige Gedanken rasten durch Lavinias Kopf, bis Draco die Stille zwischen ihnen brach. „Seid wann bist du denn zurück?“ fragte der Slytherinprinz und wich Lavinias Blick schuldbewusst aus. „Lange genug“, antwortete Lavinia knapp. Wie sehr wünschte sie sich, sie könnte ganz ruhig und sachlich mit Draco reden. Aber ihre Unsicherheit war deutlich in ihrer Stimme zu hören. „Was hat dein Vater mit unserer Freundschaft zu tun? War das alles nur Fassade? Oder war irgendetwas davon ernst gemeint?“, sprach sie mit zitternder Stimme weiter. Auch Lavinia fand nicht den Mut, Draco direkt anzusehen. Sie hörte wie Draco geräuschvoll einatmete, bevor er dazu in der Lage war auf Lavinias Frage zu antworten: „Am Anfang…war das wohl tatsächlich so. Ich gebe zu, dass ich dich, an dem Tag deiner Hauseinteilung nie angesprochen hätte, hätte mein Vater nicht darauf bestanden. Aber ich sagte dir schon einmal Lavinia, dass ich nur selten jemandem Vertrauen schenke und nur wenige Menschen, um mich herum, als echte Freunde bezeichne. Du musst mir glauben, dass dies keine Lüge war. Mittlerweile wäre es mir wirklich egal, was Vater von mir verlangen würde. Ich will damit sagen, dass ich schon nach wenigen Tagen bemerkt habe, dass Dad`s Anweisung absolut nebensächlich geworden war. Du hast mich doch damals um Vertrauen gebeten? Jetzt, bitte ich dich darum. Ja, es gab diese Aufforderung meines Vaters. Ja ich habe dich nur angesprochen um dieser Folge zu leisten und nein, als ich sagte, dass du eine meiner wenigen echten Freunde bist, habe ich nicht gelogen, Lavinia. Mittlerweile sehe ich dich schon fast wie eine Schwester, also bitte ich dich noch einmal darum, meinen Worten Glauben zu schenken“, versuchte Draco der schwarzhaarigen Hexe verständlich zu machen, dass die Idee seines Vaters nicht oder nicht mehr der Grund war, warum er sich um Lavinias Freundschaft bemühte. Hoffnungsvoll blickte der Blonde nun doch zu Lavinia auf. Diese hatte im selben Moment den Mut gefasst, Draco anzusehen und Beiden wurde bewusst, dass auch dieses klärende Gespräch, ihre Freundschaft nicht zerstören würde. Im Gegenteil. Jetzt da Draco ihr von dieser Sache mit seinem Vater erzählt hatte, war ihre Freundschaft wieder ein wenig stärker geworden. Im Blick der grünäugigen Hexe erkannte der Slytherinprinz sofort, dass sich Lavinias Unsicherheit gelegt hatte. Er spürte, dass die Siebzehnjährige unendlich erleichtert darüber war, dass er ihr die Wahrheit erzählt hatte. Es legte sich sogar ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen. Auch Draco war erleichtert und erwiderte Lavinias Lächeln. Ihr Lächeln war für ihn ein Zeichen dafür, dass sie ihm glaubte. Er wusste nun, dass auch Lavinia ihm vertraute, so wie er es bei ihr tat. Hätte er kein Vertrauen zu Lavinia gefasst, wäre er sicherlich auf Pansys Rat eingegangen. Aber der blonde Zauberer war sich sicher, dass Lavinia ihm alles erzählen würde, was er wissen musste oder wenn für die Schwarzhaarige, der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war. Aus diesem Grund hatte Draco, Lavinia auch nicht auf das zersplitterte Glas angesprochen oder warum Umbridge nicht weiter darauf eingegangen war. Irgendwann würde Lavinia ihm davon erzählen. „Ich glaube dir, Draco. Ich bin froh, dass du ehrlich zu mir warst. Denn unsere Freundschaft ist für mich auch sehr wichtig geworden und ich hatte wirklich Angst dich…euch durch diesen Vorfall nach Verteidigung zu verlieren. Aber was hat Snape damit zu tun?“, durchbrach Lavinia nun die Stille. „Ach Snape meinte nur, dass ich mich dir gegenüber anständig Verhalten oder dich ganz in Ruhe lassen soll. Er hat irgendwas gesagt von wegen, es wäre besser für meine Gesundheit“, antwortete Draco schulterzuckend. „Mmh…ich glaube, da hat er wohl nicht ganz unrecht. Wenn ich sauer bin, kann schon mal was in die Luft fliegen. Meistens ist dann irgendetwas sehr explosiv und nur eine kleine Warnung mein lieber Draco, nimm Pansy an die kurze Leine, sonst könnte es passieren, dass ICH sehr explosiv werde“, warnte Lavinia ihren besten Freund nun breit grinsend. Die angespannte Stimmung zwischen den Beiden war gebrochen. Auch Draco begann breit zu grinsen und es dauerte nur wenige Sekunden, bis aus dem Grinsen der Beiden, ein lautes Lachen wurde. „Das werde ich mir zu Herzen nehmen Lavinia, Schlangen auf dem Kopf stehen mir wirklich nicht besonders gut“, witzelte Draco lachend und zwinkerte der Schwarzhaarigen zu. „Ach Draco, die Schlangen sind für Pansy reserviert, keine Sorge. Aber warum hast du sie eigentlich über die Idee deines Vaters aufgeklärt?“, erkundigte sich Lavinia, vom Lachen noch immer schwer atmend. „Ich habe gehofft, dass sie dich dann in Ruhe lässt. Aber Pansy ist und bleibt Pansy“, entgegnete Draco ruhig. „Sie ist eben eifersüchtig, mein Lieber. Eifersüchtige Schlangen sind unbelehrbar. Da heißt es wohl, wer nicht hören will,…“, beschwichtige Lavinia ihren blonden Mitschüler. Draco nickte und wieder konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich bin froh, dass wir alles klären konnten Draco, aber sei mir nicht böse, wenn ich jetzt ins Bett gehe. Es ist schon ziemlich spät und ich treffe mich morgen zeitig mit Hermine. Wir wollen gemeinsam nach Hogsmeade“, erwähnte Lavinia nun beiläufig, als sie vom Sofa aufstand, um zum Mädchenschlafsaal zu gehen. „Mit Granger? Was willst du noch von der? Du bist eine Slytherin! Ich versteh ja, dass du mit ihr lernen MUSST, aber warum gibst du dich auch noch in deiner Freizeit mit dem Schlammblut ab“, brummte Draco verärgert. „DRACO!“, ermahnte ihn Lavinia knapp. „Was denn? Warum gehst du nicht mit jemand anderem?“ „Mit wem denn? Mit Potter vielleicht? Wäre dir doch auch nicht recht, oder? Und meine lieben Slytherinfreunde, haben ja morgen alle keine Zeit für mich. Daphne und Astoria wollen lernen und ihr spielt ja wieder Anstandswauwaus für Umbridge. Hört auf mit diesem Unsinn, dann brauch ich auch nicht Hermine zu bitten, mich zu begleiten…obwohl ich mich gerne mit ihr unterhalte“, antwortete Lavinia belehrend, stemmte die Hände in die Hüften und schaute abwartend zu Draco. „Is ja gut, is ja gut…aber es gefällt mir trotzdem nicht!“, gab dieser trotzig nach. „Dann, gute Nacht Lavinia“, fügte er nun freundlich hinzu und ließ es sich nicht nehmen, Lavinia zu umarmen, bevor Beide in ihre Schlafsäle verschwanden. *** Gähnend stand Lavinia vor der großen Halle, wo sie sich mit Hermine treffen wollte. Nachdem sie sich gestern Abend lange mit Draco ausgesprochen hatte, war ihre Nacht sehr kurz geworden, sodass sie es nicht mehr rechtzeitig geschafft hatte zum Frühstück zu erscheinen. Aus diesem Grund, hatte sie sich dazu entschlossen vor der großen Halle auf Hermine zu warten. An diesem Morgen hatte sich Lavinia dazu durchgerungen sich von Daphne eine Jeans und einen dunkelgrünen Pullover auszuleihen. Sie war einfach viel zu müde gewesen, um ihre alten Schuluniformen erneut zu verändern. Natürlich hatten die beiden Greengrass-Schwestern nicht locker lassen können, bis Lavinia für eine Shoppingtour in Hogsmeade – nach ihren Vorstellungen – passend gestylt war. https://shoplook.io/polyvore-set/923772 Also waren zu Jeans und Pullover noch ein Schal, passende Stiefeletten, ein schwarzer Poncho, Tasche und Goldschmuck hinzugekommen. Nachdem Daphne ihre völlig zerzausten Haare gebändigt hatte, waren die Schwestern zufrieden mit ihrem Werk und wünschten ihrer Freundin einen schönen Tag in Hogsmeade. *** „Verschlafen?“, rief Hermine der Slytherin zu, als sie aus der großen Halle kam. „Mmmh…“, entkam es Lavinia, bevor sie ein weiteres Gähnen nicht verhindern konnte. „Was hast du denn noch so lange gemacht, nachdem wir aus der Bibliothek gekommen sind?“, erkundigte sich Hermine verwundert, als sie in eine der Kutschen einstiegen, die die Schüler nach Hogsmeade brachten. „Ach erzähl ich dir vielleicht später“, wich Lavinia der Frage ihrer Löwenfreundin aus. „Hast du was Bestimmtes in Hogsmeade vor?“, wechselte Hermine das Thema. Die Gryffindorschülerin hatte durchaus wahrgenommen, dass Lavinia nicht näher auf ihren gestrigen Abend eingehen wollte. Was war im Gemeinschaftsraum der Slytherins vorgefallen? Lavinia wirkte einerseits ausgelassen und zufrieden, aber dennoch schien sie über irgendetwas nachzudenken. Vielleicht hatte Hermine später noch die Gelegenheit ihre Freundin darauf anzusprechen. „Ich brauche dringend Kleider! Das hier hab ich mir von den Greengrass-Schwestern ausgeliehen und gestern Abend habe ich meine Klamotten aus meiner ersten Schuluniform gezaubert. Darauf habe ich echt keine Lust mehr“, informierte Lavinia, Hermine lachend, als sie endlich in Hogsmeade angekommen waren. „Hmm, dann schlage ich vor wir gehen erst zu Besenknechts Sonntagsstaat, dem einzigen Kleiderladen in Hogsmeade. Danach haben wir dann genügend Zeit und ich kann dir den Rest von Hogsmeade zeigen“, schlug Hermine lächelnd vor und führte Lavinia geradewegs zu ihrem Ziel. Nach einer Stunde war es dann endlich geschafft. Glücklich stand Lavinia an der Ladentheke und kramte in ihrem Rucksack nach dem kleinen Lederbeutel mit den Münzen. Als sie am frühen Morgen erwacht war, hatte sie auf ihrer Kommode einen grün-schwarzen Stoffrucksack – mit ihren eingestickten Initialen und dem Slytherin-Emblem; sowie einen schwarzen Lederbeutel – mit edlen Verzierungen in den Farben Grün und Silber – entdeckt. Anscheinend hatte Professor Snape dafür gesorgt, dass sie pünktlich zum Hogsmeadeausflug genügend Taschengeld zur Verfügung hatte. Dies hatte jedenfalls auf dem beigefügten Zettel gestanden. ************************************************************************** Guten Morgen, Miss Reed Dumbledore hat mich angewiesen Ihnen einen ausreichenden Betrag an Taschengeld zukommen zu lassen. Sorgen Sie sich nicht darum, woher es stammt. Es hat alles seine Richtigkeit. Professor Snape ************************************************************************* Nachdem die junge Hexe ihre neuesten Errungenschaften bezahlt hatte, verließ sie mit einigen vollgepackten Taschen das Bekleidungsgeschäft. „Ähm Hermine,…wie geht das noch mal mit dem Schrumpf-Zauber?“, bat Lavinia ihre kluge Superhexenfreundin um Hilfe. „Reducio. Willst du selber oder soll ich schnell?“, entgegnete Hermine lächelnd. „Ich mach das natürlich selbst!“, antwortete Lavinia entgeistert. Wie konnte Hermine auch nur auf die Idee kommen, sie würde zulassen das sie diesen Zauber sprach? Außerdem meinte sie sich daran erinnern zu können, dass es minderjährigen Zauberern nicht gestattet war außerhalb von Hogwarts zu zaubern. Sie musste dies also sowieso selbst tun. Lavinia liebte es zu zaubern. Jeder noch so kleine Zauber, den sie im Alltag anwenden konnte, machte die junge Frau unendlich glücklich. Oft freute sie sich wie ein kleines Kind, wenn sie neue Zauber ausprobierte und sie sofort funktionierten oder wenn ein lang geübter Zauber endlich klappte. „Hatte ich mir fast gedacht“, bestätigte Hermine kichernd. „Na dann leg mal los“, fügte sie hinzu und beobachtete Lavinia bei ihrem Tun. Diese zückte ihren Zauberstab und richtete ihn auf ihre Einkäufe. „Reducio“, sprach die Hexe deutlich und als die Taschen und Schachteln schrumpften, entkam Lavinia ein freudiges Quieken. „Haaa! Es hat funktioniert! Super. Ich liebe dieses Stückchen Ebenholz!“, stieß sie euphorisch aus und packte die verkleinerten Gegenstände in ihren Rucksack. „Du wirst wirklich immer besser! Aber wenn du nichts dagegen hast, sollten wir nun weiter oder hast du schon genug von Hogsmeade? Ich treffe mich übrigens später noch mit Harry und Ron…wir haben noch etwas vor“, lobte Hermine ihre Mitschülerin und Lavinia verstand sofort, dass Hermine sie zu diesem Treffen nicht mitnehmen wollte. Seid Lavinia in Slytherin war, war der Kontakt zu Hermine ein wenig eingeschlafen. Harry und Ron sah sie gar nicht mehr. Letzteres war für Lavinia kein großes Problem. Nur der spärliche Kontakt zu Hermine, welcher sich meist auf gemeinsames Lernen in der Bibliothek beschränkte, bedauerte die Schwarzhaarige ein wenig. Die unbeschwerten Gespräche mit Hermine waren für Lavinia eine willkommene Abwechslung. Es ging in ihren Gesprächen nicht ständig, um das Ansehen der reinblütigen Familien, Geld, Ruhm oder Karrieremöglichkeiten. Sicher, Hermine redete am Liebsten über den Unterrichtsstoff und erzählte häufig von neuen Büchern, über Zauber, magische Wesen oder Tränke, aber dennoch war es Lavinia manchmal möglich, sich durch Hermines Anwesenheit, wie eine ganz normale, sorgenfreie junge Hexe zu fühlen, die es einfach liebte neue Zauber auszuprobieren und sich über jeden gelungen Zauberspruch freute. Allerdings spürte Lavinia seit einiger Zeit, dass nicht nur sie etwas vor Hermine verbarg, sondern, dass auch Hermine, etwas vor ihr verheimlichte. Sie erinnerte sich noch an Harrys Erzählungen vor ihrer Einteilung nach Slytherin. Er war felsenfest davon überzeugt, dass sie erneut gegen Voldemort kämpfen mussten, dass der schwarze Magier, es vor allem auf ihn abgesehen hatte und dass er nach wie vor nach dem Leben des Brillenträgers trachtete. Lavinia war sich sicher, dass Hermine mehr darüber wusste, vielleicht sogar mit daran beteiligt war, Mittel und Wege zu finden, um sich gegen Voldemort zu wehren. Auch die Tatsache, dass Umbridge nun fast alles in Hogwarts überwachte und gerade Lavinias Mitschüler, der verhassten Professorin halfen, ihre schwachsinnigen Regeln durchzusetzen, trugen sicherlich dazu bei, dass Hermine ihrer Schlangen-Freundin nicht mehr alles anvertrauen konnte. Immer wenn Lavinia und Hermine sich zwischen den Unterrichtzeiten zufällig trafen, wich die Hexe ihr aus. Ständig schien sie in Eile. Häufig sagte sie einfach Dinge wie: „Ich habe Ron versprochen, ihm beim Lernen zu helfen“ oder „Ich muss noch was für Verwandlung üben“, um Lavinia freundlich mitzuteilen, dass sie nicht viel Zeit hatte, sich mit ihr zu unterhalten. Aber die grünäugige Hexe wusste jedes Mal, dass sie log. Denn Hermine konnte nur selten ihr schlechtes Gewissen, verbergen. Ihr ganze Körperhaltung, Mimik und Gestik verrieten die Fünfzehnjährige immer wieder. Trotzdem machte Lavinia ihrer braunhaarigen Freundin keinen Vorwurf. Schließlich war sie nicht viel besser. Auch Lavinia konnte Hermine nicht alles über sich erzählen. //Also sind wir ja irgendwie Quitt//, dachte Lavinia stirnrunzelnd. „Was ist nun? Ich würde vorschlagen wir spazieren erstmal zur heulenden Hütte“, schlug Hermine schlussendlich vor, um Lavinia aus ihren Gedanken zu reißen. „Was ist das?“, erkundigte sich Lavinia interessiert und schaute Hermine neugierig an. „Das wirst du schon sehen. Ich hoffe du hast keine Angst vor Geistergeschichten“, witzelte die Löwin und deutete Lavinia ihr zu folgen. Als die Schwarzhaarige das gruselige Gebäude am Rande des Dorfes erblickte, spürte sie, wie ihr tatsächlich eine leichte Gänsehaut über den Rücken lief. Das völlig windschiefe Häuschen mit vernagelten Fenstern, lud tatsächlich zum Gruseln ein. Als Hermine sie dann auch noch über die vielen Gerüchte informierte, die unter den Dorfbewohnern verbreitet wurden, wuchs die Aufregung in Lavinia erst recht. Die Siebzehnjährige fürchtete sich nicht wirklich, da Hermine ihr versicherte, dass an all diesen Gerüchten nichts wahres dran war, aber dennoch machte es ihr unglaublichen Spass, den gruseligen Anblick ihrer Umgebung, auf sich wirken zu lassen. „Und es gibt tatsächlich einen Geheimgang zum Schloss?“, hakte Lavinia nach, als sie sich endlich von der Touristenattraktion Hogsmeade‘s lösen konnte. „Hmm ja, aber dafür muss man an der Peitschenden Weide vorbei, also versuch es erst gar nicht, die ist ECHT nicht ohne“, entgegnete Hermine warnend. „Redest du aus Erfahrung?“, neckte Lavinia die Löwin kichernd. „Das ist nicht witzig Lavinia und ich will nicht weiter darüber nachdenken, ok?“ unterbrach die Gryffindor ihre Mitschülerin schroff. „Entschuldige ich wollte nicht…“ „Schon gut, schon gut...wir hätten jetzt noch zwei Möglichkeiten, bevor ich dich zu einem Butterbier im „Drei Besen“ einlade. Entweder Süßigkeiten oder Scherzartikel“, überging Hermine die angespannte Situation. „Mmmh beides?“ „Leider habe ich nicht mehr so viel Zeit und ein Butterbier ist echt ein Muss!“ „Dann Süßigkeiten!“, entschied sich Lavinia und so machten sich die jungen Hexen auf den Weg zum Honigtopf. Als Lavinia das Geschäft betrat, hatte sie das Gefühl wieder ein kleines Mädchen zu sein. In ihrer Zeit im Waisenhaus hatte sie nur selten Süßigkeiten bekommen und einen Süßigkeitenladen hatte sie bis zu diesem Tage, auch in der Muggelwelt, nicht zu sehen bekommen. Freudestrahlend lief sie durch den Honigtopf und wählte unzählige Süßigkeiten. Schokofrösche, Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen, Lakritz-Zauberstäbe, Kürbispasteten, Pfefferminz-Pralinen und noch einige andere süße Leckerein. Als sie diese bei Ambrosius Flume, dem Ladenbesitzer, bezahlt und im Anschluss geschrumpft hatte, kehrten Hermine und Lavinia im „Drei Besen“ ein. Hermine orderte zwei Butterbier und steuerte zielstrebig einen Tisch im hinteren Teil der Gaststube – abseits des üblichen Trubels – an. Dicht gefolgt von Lavinia. Seufzend ließ sich diese neben Hermine auf die gepolsterte Holzbank nieder. „Das war ganz schön anstrengend. Aber es war ein schöner Tag. Danke, dass du dir, für mich Zeit genommen hast. Meine lieben Mitschüler aus Slytherin, hatten ja leider keine Zeit für mich. Blödes Wachhundbatallion…“, bedankte sich Lavinia und nahm einen kräftigen Schluck Butterbier. „Hattet ihr Streit deswegen?“ „Wie kommst du darauf Hermine?“ „Na ja, du hast gesagt du wärst ziemlich spät ins Bett gekommen und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dich etwas bedrückt“, erklärte Hermine ihre Frage. Seufzend stellte Lavinia ihren Krug ab und schaute Hermine an. //Soll ich ihr von gestern erzählen? Sie kennt Dracos Vater, vielleicht hat sie eine Idee, was er mit seiner Anweisung an Draco bezwecken wollte//, überlegte Lavinia kurz. Zögerte aber dennoch. Sie wusste, wie Dracos Vater über Muggelgeborene dachte und wusste auch, das Hermine schon die ein oder andere unschöne Begegnung mit Mr. Malfoy gehabt hatte. Deshalb befürchtete Lavinia, dass sie auf ihre Erzählungen nicht sonderlich objektiv reagieren würde. Dennoch wollte sie es wagen. „Na ja, als ich gestern in den Gemeinschaftraum zurückgekommen bin, musste ich mit anhören, wie Pansy versucht hat Draco dazu zu bringen, sich nicht mehr mit mir abzugeben. Daraufhin hat Draco gemeint, dass sein Vater von ihm verlangt hatte, sich mit mir anzufreunden und deshalb, sollte sie sich auch zusammenreißen. Aber du musst dir keine Sorgen machen…Draco und ich…na ja, wir haben das geklärt“, antwortete Lavinia also auf Hermines Frage und war auf deren Reaktion mehr als gespannt. Hermine starrte ihre Freundin ungläubig an. Lucius Malfoy wollte, dass Draco sich mit Lavinia anfreundete? Sofort schlugen alle Alarmsignale in Hermines Kopf an. Malfoy war ein Todesser, einer der engeren Anhänger Voldemorts. Wenn er Interesse an Lavinia hatte und von seinem Sohn verlangte, ihr Vertrauen zu gewinnen, dann war es möglich, dass auch Voldemort aus irgendeinem Grund, an Lavinia interessiert war. Sie musste dies unbedingt mit Harry besprechen und auch den Rest von Dumbledores Armee warnen. Womöglich war Lavinia – vielleicht aufgrund ihrer unbekannten Herkunft – in großer Gefahr. Nervös schaute sich die Hexe um. „Hermine? Was ist?“, hakte Lavinia nach. Diese blickte wieder zu ihrer Freundin und deutete ihr, näher an sie heranzurücken. „Lucius Malfoy…also Dracos Vater …ist ein Todesser…sogar einer im engeren Kreis, um Du-weist-schon-wen“, ließ Hermine die Bombe flüsternd platzen. „Bist du si…“ „Er war an dem Abend dabei, als Voldemort zurückgekehrt ist, als Cedric starb…glaube mir, Harry hat ihn deutlich erkannt“, unterbrach Hermine, Lavinia sofort. „Du musst dich von Draco fernhalten Lavinia! Wer weiß was da geplant ist!“, ermahnte Hermine die Schwarzhaarige. Lavinia starrte die Löwin entgeistert an. Dracos Vater war ein Todesser? Warum wollte ein Todesser unbedingt, dass sein Sohn sich mit einer Hexe anfreundete, deren Herkunft völlig ungewiss war? Wusste er etwas? Hatte womöglich sogar Voldemort selbst diese Anweisung an Mr. Malfoy weitergegeben? Lavinia spürte, wie die Angst in ihr wuchs. Was, wenn auch ihre Eltern einst Voldemort unterstützt hatten? Was wenn ein Todesser deshalb Interesse daran hatte, ihr Vertrauen auf seine Seite zu ziehen? War diese Information, die Hermine ihr gerade gegeben hatte, ein weiterer Anhaltspunkt, um mehr über ihre Identität herauszufinden? Was wusste Lucius Malfoy? Und vor allem…wusste Draco, dass sein Vater…? Wenn ja, dachte Draco genauso? Wollte er genauso zum Kreis dieses dunklen Zauberers gehören? Lavinias Gedanken überschlugen sich und auch wenn sie nachvollziehen konnte, dass Hermine aufgrund ihres Wissens, Lavinia den Rat gegeben hatte, sich von Draco zu entfernen, wusste sie, dass sie Draco auch dann noch vertrauen würde. „Hermine es ist gut, dass ich nun weiß, wer Mr. Malfoy ist, aber über Draco werde ich nicht diskutieren. Ich vertraue ihm!“, stellte die Schwarzhaarige daher deutlich klar und schaute der der Löwin selbstsicher in die Augen. „Aber Lavinia bitte…“ „Dazu gibt es nichts mehr zu sagen Hermine. Bitte sei mir nicht böse, aber ich werde jetzt gehen. Ich möchte mich nicht mit dir streiten, dafür ist mir unsere Freundschaft zu wichtig. Ich glaube da hinten kommen auch schon Harry und Ron. Auf Wiedersehen, Hermine. Wegen dem Lernen melde ich mich bei dir“, fiel Lavinia Hermine ins Wort, trank den letzten Schluck Butterbier aus und verließ mit einem kurzen Gruß Richtung Harry und Ron die Kneipe. //Ich muss mit Professor Snape reden!//, beschloss Lavinia während der Kutschfahrt zurück zum Schloss und als sie nach einer gefühlten Ewigkeit die Pforte des Schlosses durchquerte, machte sich die junge Hexe sofort auf den Weg zu Snapes Büro. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)