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Im Bann der Dunkelheit

von

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Lavinias Fluch

9. Lavinias Fluch
 

Das Feuer flackerte im Kamin. An diesem Abend war es die einzige noch verbliebene Lichtquelle, die in den Räumen des Tränkemeisters zu finden war. Gedankenverloren saß er auf seinem dunkelgrünen Herrensessel, der vor besagtem Kamin stand und starrte in die Flammen. Neben ihm auf einem kleinen Beistelltisch, lagen unzählige Bücher über dunkle Magie, Flüche und die Wirkung von Prophezeiungen. Ein leeres Weinglas stand daneben.
 

Seit vergangenem Montag – vor zwei Wochen – hatte er Abend für Abend damit verbracht, etwas über Lavinias dunkle magische Seite herauszufinden. Vergeblich. Kein Fluch und kein dunkler Zauber in den Büchern, die er bisher durchforstet hatte, passte auf Lavinias Magie. Auch in den Geschichtsbüchern, in denen er besonders auf die Vor – und Nachfahren Salazar Slytherins geachtet hatte, hatte er keinen Hinweis darauf gefunden, dass diese Form der dunklen Magie, in der Blutlinie Salazars schon einmal vorgekommen war.
 

Und was hatte es – bei Merlin – mit dieser Prophezeiung auf sich, von der Lavinia gesprochen hatte? Seit dem verworrenen Montagabend, hatte Severus es nicht mehr gewagt, seine Schülerin darauf anzusprechen. Ihre Konversation hatte sich ausschließlich auf den aufzuholenden Unterrichtstoff in Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste beschränkt. Lavinia war die letzten Tage immer pünktlich mit einem knappen „Guten Abend, Professor“, um achtzehn Uhr zum Nachsitzen erschienen und genauso pünktlich zwei Stunden später, mit den kurzen Worten „Bis morgen Abend, Professor“, wieder verschwunden.
 

Die Lehreinheiten gestalteten sich dabei sachlich und ruhig. Lavinia hörte ihm aufmerksam zu, wenn er ihr etwas erklärte und versuchte wirklich so gut es ging, seine gestellten Aufgaben zu erfüllen. Dabei hatte Severus schnell bemerkt, dass ihr das Brauen von Zaubertränken wirklich nicht besonders lag. Es fehlte ihr immer die gewisse Genauigkeit beim Abmessen von Mengen oder beim richtigen Rühren des Trankes. Andererseits schienen ihr die Verteidigungszauber, Angriffstechniken und Entwaffnungszauber ungewöhnlich leicht von der Hand zu gehen.
 

Sie hatte es – an diesem Donnerstagabend – um ein Haar geschafft, ihn zu entwaffnen. Aber diesen Triumph hatte er ihr schlussendlich doch nicht gönnen können und hatte ihren, wirklich überraschenden Entwaffnungszauber, gerade so abgewehrt. Dabei hatte er sich in keiner Weise anmerken lassen, wie knapp sie an einem „Sieg“ vorbeigeschlittert war.
 

Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen. Wenn er ganz ehrlich zu sich war, war er irgendwie Stolz darauf, dass eine so talentierte junge Hexe zu seinen Schlangen gehörte. Dennoch durfte er in keiner Sekunde vergessen, wer sie war.

Eigentlich war die Stimmung zwischen Lavinia und ihm nun wieder genau an dem Punkt angelangt, an dem Severus diese auch haben wollte. Sachlich, distanziert und unpersönlich.
 

//Du solltest damit zufrieden sein//, mahnte sich der Tränkemeister selbst. Diese Distanz wieder hergestellt zu haben, war genau die richtige Entscheidung gewesen. Lavinia war die Tochter des dunklen Lords. Eine Tatsache, die er auf keinen Fall aus den Augen verlieren durfte.
 

//Und trotzdem vergisst du es immer wieder//, gestand er sich ein. Woran sollte man diesen unglücklichen Umstand auch fest machen?
 

Lavinia war eine – fast – ganz normale, siebzehnjährige Hexe und kein einziger Wesenszug deutete darauf hin, dass ihre Seele auch nur im Entferntesten so dunkel und voller Boshaftigkeit war, wie die des Dunklen Lords. Sie war weder kalt noch herzlos, sie war in der Lage echte Freundschaften einzugehen und war dabei – nach seinem Eindruck – nicht nur auf den eigenen Vorteil aus.
 

Nur diese unerklärbare dunkle Magie, die aus der jungen Miss Riddle, eine unkontrollierbare Marionette dieser Dunkelheit machte, unterschied sie von anderen Magiern ihres Alters und führten Severus immer wieder klar vor Augen, welchen starken Einfluss die dunkle Magie ihres Vaters auf sie nahm.
 

//Und diese immer wiederkehrende Erkenntnis, sollten dich dazu bringen, die wieder klar aufgestellten Grenzen, zwischen dir und dieser Hexe, als freudigen Umstand anzusehen! Es ist alles wieder in seiner Ordnung. Jetzt verhält sich Lavinia so, wie du es dir erhofft hast. Abweisend und distanziert. Wie alle…//, dachte Severus seufzend und blickte weiter nachdenklich in das prasselnde Kaminfeuer.
 

//Es hat alles seine Ordnung//, wiederholte er dabei immer wieder wie eine Formel in seinem Kopf. Aber war es das für ihn wirklich? In Bezug auf seine Position in den Reihen Voldemorts und seinem Auftrag von Dumbledore, war es das einzig Richtige. Dennoch hatte Severus in den letzten Tagen bemerkt, dass das Vertrauen Lavinias – gegen all seine Vernunft – seine traurige, geschundene Seele erhellt, hatte.
 

Wann hatte ihm – Severus Snape – irgendwer, irgendwann das letzte Mal sein Vertrauen geschenkt? Aufrichtig, ohne einen Beweis, ohne eine Gegenleistung, ohne irgendeinen Schwur oder ein Geheimnis, welches er auf jeden Fall gewahrt haben wollte? Er konnte sich nicht erinnern. Es war für den Tränkemeister eine völlig ungewohnte Erfahrung, dass es Jemanden gab, der ihn nicht als verbitterten, boshaften und Angst einflößenden Zaubertrankprofessor sah, sondern als jemanden, der es verdiente, dass man ihm vertraute.
 

Den Schmerz, welchen er empfand, seid Lavinia nur noch das nötigste mit ihm sprach, sich dabei fast noch zurückhaltender verhielt als alle anderen Schüler und seiner Aufforderung ihn in Ruhe zu lassen vollends nachkam, konnte Severus nicht länger leugnen.
 

Trotzdem! Alles war so gekommen, wie es kommen sollte. Es war unabdingbar. Zum Schutz von Hogwarts, zum Schutz der ganzen magischen Welt, um Lavinias Leben und schlussendlich auch seines zu schützen.
 

//Finde dich damit ab, dass du dazu verdammt bist, immer für das größere Wohl zu handeln, nicht für deine eigene Seele//, beschwichtigte er sich und versuchte seine innere Unruhe zu entkräften. Gerade hatte sich Severus dazu entschlossen, sich aus seinem Sessel zu erheben, um wenigstens ein paar Stunden Schlaf in dieser Nacht zu finden, als sich in der glimmenden Asche plötzlich das Gesicht von Lucius Malfoy projizierte.
 

„Was willst du Lucius?“, blaffte der Schwarzhaarige seinen „Gast“ genervt an.

„Der Dunkle Lord hat die Absicht seine Anhänger morgen Abend zu sich zu rufen. Er hat mir aufgetragen dich davon zu unterrichten, damit du deine Angelegenheiten in Hogwarts regeln und ohne Verdacht zu schöpfen, von dort verschwinden kannst. Soweit ich von Draco weiß, gibst du der Tochter des Lords zurzeit zusätzlichen Unterricht? Der Lord wird wissen wollen, wie sie sich entwickelt hat“, entgegnete der arrogante Zauberer und nur wenige Sekunden später, verschwand sein Gesicht und die Glut loderte wieder ruhig vor sich hin.
 


 

***
 

„Bei Merlin! Ich hab echt nix anzuziehen!“, schimpfte Lavinia nun schon seit mindestens einer halben Stunde vor sich hin. In genau 20 Minuten war die junge Hexe mit Hermine in der Bibliothek zum Lernen verabredet. Aber sie hatte heute – an einem Freitagabend ohne Nachsitzen mit Snape – keine Lust, wieder in ihrer Schuluniform herumzulaufen. Doch seid sie hier auf Hogwarts war, hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt sich etwas Angemessenes zu kaufen.
 

Ihre wenigen Habseligkeiten waren – in der verhängnisvollen Nacht – allesamt verbrannt.

Hin und wieder hatte sie es in den letzten Wochen zwar geschafft, aus Vorhängen und ähnlichen Alltagsgegenständen Kleidung zu zaubern, aber wirklich schöne Sachen hatte sie bisher nicht geschafft. Außerdem hatte Lavinia auch wirklich kein Interesse daran, sich dauernd Kleidung zaubern zu müssen.
 

Doch an diesem Abend würde ihr wohl oder übel erneut nichts anderes übrig bleiben. Genervt und lustlos richtete sie den Zauberstab auf ihre alte Uniform, welche sie zuvor ganz unten aus ihrer Kleidertruhe herausgekramt hatte, um diese in etwas freizeittauglicheres zu verwandeln.
 

Ihre alte Bluse wurde zu einem schlichen kahki grünen Jersykleid, der Rock zu einfachen schwarzen Leggins. Ihre alten Ballerinas wurden zu Lederstiefeln. Grinsend stellte Lavinia fest, dass sie es dieses Mal tatsächlich geschafft hatte, die Sachen genauso aussehen zu lassen, wie sie sich diese im Geiste vorgestellt hatte. Inklusive Slytherinwappen und Schmuck. Die schlechte Laune war verflogen.
 

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Schnell zog sie die neu gezauberten Kleidungsstücke an, band sich ihre Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen, schnappte sich ihre Tasche und verließ ihr Zimmer.

Im Gemeinschaftsraum war nicht mehr allzu viel los. Die meisten Schüler waren entweder noch im Schloss unterwegs oder hatten sich in den Schlafsälen zurückgezogen. Daphne und Astoria saßen jedoch am Kamin und unterhielten sich. Lächelnd schauten sie zu Lavinia auf, als diese den Gemeinschaftsraum betrat.
 

„Hei Vina! Hast du es endlich geschafft etwas Vernünftiges herzuzaubern?“, sprach Astoria die grinsende Grünäugige an. Genervt verdrehte diese die Augen. „Du sollst mich nicht „Vina“ nennen. Muss so ein Spitzname wirklich sein, Astoria? Und ja, es hat heute irgendwie funktioniert, obwohl ich total frustriert darüber bin, dass ich mir meine Klamotten herzaubern muss. Wann ist noch mal Hogsmeadewochenende?“ entgegnete Lavinia trotz des ungeliebten Kosenamens, den Astoria ihr seid einigen Tagen gab, lächelnd.
 

„Na morgen! Aber wir können leider nicht mit kommen. Wir haben unsere Aufsätze noch lange nicht fertig und ein bisschen lernen müssen wir auch noch. Tut uns Leid Lavinia. Aber Draco und die Jungs kommen doch bestimmt mit, oder?“, antwortete Daphne und schaute ihre schwarzhaarige Freundin entschuldigend an.
 

Lavinia seufzte enttäuscht. Sie hatte gehofft, dass die beiden Mädchen mit nach Hogsmeade kommen würden. Schließlich war Lavinia dort noch nie gewesen und kannte sich absolut nicht aus. Da Draco und die anderen Jungs wieder irgendwas für Umbridge erledigen mussten, hatte sie nun niemanden, der mit ihr einen Ausflug in das Zaubererdorf unternehmen konnte.
 

//Ich könnte nur noch Hermine fragen//, fiel der jungen Hexe schlagartig ein und entschied sich, dies noch am heutigen Abend mit ihrer Löwen-Freundin zu klären.

„Oh Mist! Ich muss los! Es ist schon kurz vor sechs. Ich muss in die Bibliothek“, schreckte Lavinia nun lauthals aus ihren Gedanken auf und verschwand mit einem kurzen Winken aus dem Gemeinschaftsraum.
 

//Ich muss mich beeilen//, dachte Lavinia aufgeregt und rannte Richtung Bibliothek. Ja, mittlerweile fand sie den Weg dort hin auf Anhieb. Hermine wartete bestimmt schon auf sie und Professor Snape hatte ihr deutlich gemacht, dass er es – wie auch immer er das anstellen wollte – merken würde, wenn sie ihr „Nachsitzen“ verpassen würde.
 

Lavinia hatte nicht verstanden, warum der Professor ihr heute Morgen aufgetragen hatte, anstatt zum Zusatzunterricht zu kommen, diese Zeit mit Hermine zum Lernen zu nutzen. Als sie ihn nach dem Grund dieser Anweisung gefragt hatte, hatte er in üblicher „Snape-Manier“ mit „Das geht Sie nichts an“, geantwortet und war mit den Worten „…und ich werde es wissen, wenn Sie diese Zeit nicht wie vorgeschrieben nutzen“, wieder verschwunden.
 

Am Nachmittag war Hermine dann zu ihr gekommen und hatte sie ebenfalls gefragt, warum der Tränkeprofessor den Unterricht für Lavinia ausfallen ließ, da er wohl auch ihr seine Anweisungen mitgeteilt hatte. Nachdem die schwarzhaarige Hexe ihrer Freundin erklärt hatte, dass auch sie nicht wusste, was mit Snape los war, da er so etwas normalerweise nie ausfallen ließ, hatten sich die beiden Hexen für den Abend in der Bibliothek verabredet.
 

Lavinia war das Verhalten des Professors jedoch den ganzen Morgen nicht aus dem Kopf gegangen. Sie hatte sich deshalb auch kaum auf den Unterricht konzentrieren können. Der Streit vor zwei Wochen steckte der Siebzehnjährigen noch immer in den Knochen. Nächtelang hatte sie über seine Worte nachgedacht. Warum wehrte er sich so dagegen, dass sie ihm vertraute und nicht Dumbledore? Warum hatte er so ein schlechtes Bild von sich selbst? Was hatte er erlebt? Was quälte den Tränkemeister so sehr, dass er davon überzeugt war, nicht würdig zu sein, das Vertrauen eines anderen Menschen zu besitzen?
 

Immer wieder hatte Lavinia darüber nachgedacht, hatte dabei vergessen, wie sehr er sie, mit seinen ablehnenden Worten verletzt hatte, wie enttäuscht sie gewesen war, dass er ihr Vertrauen und ihre Bitte nach Hilfe, offensichtlich ablehnte. Damit hatte der Tränkemeister Lavinia stark verunsichert, sodass sie sich schnell dazu entschieden hatte, sich so gut es ging, von ihrem Professor fernzuhalten.
 

Die Schwarzhaarige hatte penibel darauf geachtet, nur übliche Höflichkeitsfloskeln mit ihm auszutauschen und vor allem in den zusätzlichen Unterrichtsstunden, nur sachliche Themen bezüglich des Lernstoffes anzusprechen. Allerdings hatte Lavinia auch darauf geachtet, dem Professor genau zu zuhören, sodass sie nicht allzu oft hatte nachfragen müssen.
 

Der Hexe war aufgefallen, dass Snape diese Distanz ebenfalls einhielt, ihr ruhig und sachlich die Lerneinheiten – vor allem in Bezug auf Zaubertränke – immer wieder erklärte und er Tag für Tag darauf bedacht war, ausschließlich sachliche Kritik auszuüben. Dabei schien er stets darauf zu achten, den Augenkontakt mit Lavinia zu meiden. Dennoch waren der jungen Hexe in den wenigen Momenten, in denen er ihrem Blick nicht hatte ausweichen können, die Spur von Trauer, Ratlosigkeit und Resignation, nicht entgangen.
 

Seufzend betrat Lavinia nun die Bibliothek. So sehr sie sich darauf freute ihre Freundin Hermine heute Abend etwas länger, als die wenigen Minuten beim Essen, zu sprechen, merkte die Schwarzhaarige schnell, dass sie sich an die Lerneinheiten mit ihrem Hauslehrer gewöhnt hatte.
 

Als sie heute Morgen erfuhr, dass er an diesem Abend keine Zeit hätte, sie zu unterrichten, hatte sie ihre Enttäuschung darüber kaum verbergen können. Es war das erste Mal, seid dem großen Streit, dass sie sich nicht hatte zurückhalten können, sodass sie es gewagt hatte ihn nach dem Grund für seine Absage zu fragen.

//Dafür solltest du dich immer wieder selbst Ohrfeigen! Das geht dich nichts an. Warum bist du also so wütend geworden?//, ermahnte sie sich nun schon den ganzen Tag, da Lavinia, die in ihr aufgekeimte Frustration darüber, einfach nicht verstand. Eigentlich sollte sie sich darüber freuen, dass sie diesen Abend mit ihrer Löwen-Freundin verbringen konnte.
 

„Da bist du ja endlich!“, riss die besagte Löwin ihre Freundin aus ihren Gedanken.
 

„Ja entschuldige, ich hatte mich mit Daphne und Astoria verquatscht!“, entschuldigte sich Lavinia verlegen und setzte sich zu Hermine.

„Na hoffentlich hat Snape nur geblufft, als er meinte, dass er es merken würde, wenn du zu spät kommst“, entgegnete Hermine lächelnd und überreichte der Grünäugigen ein dickes Notizbuch. Darauf stand: „Wichtige Grundlagen für Zaubertränke“.
 

„Nicht Zaubertränke, oder? Ich möchte lieber noch ein paar Zauber üben, mit denen ich Pansy etwas aufmischen kann“, meckerte die Siebzehnjährige trotzig und schaute ihre Freundin vorwurfsvoll an.

„Tut mir Leid Lavinia, aber DAS liegt dir ja nun wirklich mehr als gut und der Professor hat mir aufgetragen, dir das Thema Zaubertränke…wie sagte er…ein für allemal einzubläuen“, tadelte die Löwin ihre Freundin grinsend.
 

„Na gut aber nur, wenn du morgen mit mir nach Hogsmeade fährst!“, erwiderte Lavinia sichtlich genervt.

„Von mir aus. Harry und Ron können ja auch mal alleine den Scherzartikelladen unsicher machen. Aber jetzt sollten wir loslegen. Also bitte schlag das Notizbuch auf. Da sind alle Tränke drin von Klasse 1 bis 5, die du wissen und beherrschen musst“, wies Hermine, Lavinia an und machte dabei deutlich, dass sie keine Lust hatte, sich Ärger mit dem Tränkemeister einzuhandeln.
 

***
 


 

Schnellen Schrittes eilte Severus durch das schmiedeeiserne Tor Richtung Malfoy Manor. Hinter sich hörte er wie weitere Gefolgsleute vor das Anwesen apparierten und sich ebenfalls eiligst auf den Weg zum Herrenhaus der Malfoys machten. Jeder von ihnen wusste, dass jede Verzögerung – mit einem Cruciatus-Fluch – bestraft wurde.
 

Nur wenige Minuten später betrat der Tränkemeister Hogwarts, den großen Saal im Manor. Dort saß er. Am Kopfende der langen Tafel, an dem nur der engste Kreis seiner Todesser Platz nehmen durfte. Die Familie Malfoy, sowie Bellatrix und einige andere saßen bereits auf ihren Plätzen. Sein Platz war in unmittelbarer Nähe des Dunklen Lords. Ein Zeichen dafür, dass er einer der wenigen Anhänger war, dem der Lord in gewisser Weise vertraute.
 

Der Tränkemeister stutzte, als er sah, dass der Stuhl zur rechten Seite des Lords frei war. Dort saß normalerweise Bellatrix. Verwundert darüber, dass diese wohl einen neuen Sitzplatz zugewiesen bekommen hatte, eilte nun auch Severus zum Tisch, begrüßte seinen Lord, wie dieser es von seinen Anhängern verlangte und nahm auf dessen Zustimmung Platz.
 

„Severus. Schön dich zu sehen. Bevor wir beginnen möchte ich gerne erfahren, welche Fortschritte Lavinia macht“, richtete Voldemort seine Worte an den Professor.

„Mylord, wie nicht anders zu erwarten, hat sie innerhalb der wenigen Wochen, in denen sie in Hogwarts unterrichtet wird, sehr schnell gelernt ihren Zauberstab zu nutzen. Besonders geschickt scheint sie jedoch in der Materie der dunklen Künste zu sein. Wie Ihr sicherlich bereits erfahren habt, ist sie Mitglied des Hauses Slytherin. So wie es sich für Eure Tochter gebührt“, erklärte Snape mit leicht gesenktem Haupt.
 

„Nun Severus, das ist gut zu hören. Ich hoffe doch, dass du weiterhin dafür sorgst, dass Lavinia ihre magischen Fähigkeiten in meinem Sinne weiterentwickelt. Schließlich ist es nicht mehr von all zu langer Dauer, bis ich sie an dieser Tafel begrüßen möchte. Dies Severus ist ein unabdingbarer Schritt, um alle meine Pläne zu verwirklichen“, zischte der Lord Severus mit einem boshaften Grinsen entgegen.
 

Das war seine Chance! Er musste es wagen. Auch wenn er möglicherweise für seine Neugier einen schmerzhaften Cruciatus kassieren würde, er musste ihn fragen, in wie weit er Lavinia für seine Pläne einbinden wollte und vor allem, warum.

„Mylord, erlaubt mir Euch zu fragen, in wie fern Ihr die Magie von Miss Lavinia benötigt, um Eure – zweifelsohne – unfehlbaren Pläne, in die Tat umsetzen zu können, sodass ich sie diesbezüglich optimal vorbereiten kann“, riskierte Severus nun, seinen Herrn mit voller Unterwürfigkeit in seiner Stimme, anzusprechen.
 

„Nun Severus, für deine Neugierde sollte ich dich mit einem Folterfluch nach dem anderen bestrafen, aber du hast nicht ganz unrecht. Dennoch ist dies eine Angelegenheit, welche ich nicht an dieser Tafel offenbaren werde. Verschwindet! ALLE! Nur Severus, Bellatrix und Lucius werden hier bleiben“, befahl Lord Voldemort drohend.
 

Als der Lord sicher war, dass keine unerwünschten Zuhörer mehr in der Nähe waren, wandte er sich Severus zu. Bellatrix hatte sich eigenmächtigerweise wieder zur Rechten des Lords niedergelassen. Doch nur ein Blick ihres Herrn und ein knappes „Bellatrix!“, brachten die Hexe dazu, sich sofort wieder zurückzuziehen. Lucius saß stumm auf seinem Platz und wartete darauf, dass der Lord seine Pläne preisgab.
 

„Was ich euch nun erzähle Severus, Bellatrix und Lucius wird eure Lippen niemals verlassen. Du, Severus wirst auch Lavinia davon nichts weitergeben! Das werde ich zu gegebener Zeit selbst tun. Habt ihr das verstanden!“, stellte der Lord unmissverständlich klar, bevor er damit begann seine Pläne mit Lavinia zu erläutern.
 

„Natürlich Mylord, es geschieht alles nach Euren Wünschen“, bestätigte Severus, dass er den Anweisungen Folge leisten würde.
 

„Nach meiner Suche, meine Seele, meine Magie und mein Leben so gut es geht zu Schützen, habe ich auf viele schwarzmagische Zauber und Rituale zurückgegriffen. Die Wahl, welche Hexe einen Erben für mich zur Welt bringen sollte, der Zeitpunkt der Zeugung dieses Erbens und der Tag der Geburt meines Nachkommen, mussten bei einem dieser Rituale berücksichtigt werden.

Es war notwendig, dass dieses Kind in tiefster Dunkelheit und mit größtem Hass gezeugt und zur Welt gebracht wird.

Die Hexe, die ich dazu wählte, war eine Hexe, die vollends auf der Seite des Lichtes stand, eine Gryffindor, reinblütig – aber eine Blutsverräterin. Ich war mir sicher, dass ihr Hass auf dieses Ungeborene grenzenlos sein würde. Es war eine Neumondnacht, in der diese Blutsverräterin mein Kind empfing und es war eine Neumondnacht, in der es auf die Welt kam. Durch diese Umstände von Empfängnis und Geburt sollte ein magisches Wesen geboren werden, dessen Seele erfüllt war mit unendlicher Dunkelheit. Kein Funken Licht, keine Spur von Güte oder Barmherzigkeit, sollte in der Seele dieses Kindes zu finden sein. Ein Abbild meiner Seele.

Durch diese tief schwarze Seele, würde es mir – im Angesicht von Schwäche oder des Todes – möglich sein, durch einen Zauber – den mein Erbe selbst sprechen muss – die dunkle Magie seiner Seele in mir aufzunehmen und so meine eigene Seele, selbst vor dem Todesfluch zu schützen. Das heißt, die Seele und das Leben Lavinias, ist einzig und allein dazu gedacht, mich im allerletzten Moment vor dem Tode zu bewahren“, erklärte der Lord tonlos und hielt für einen Moment inne.
 

//Sollte irgendwann jemand es schaffen, die Horkruxe zu vernichten, sodass nur ich selbst übrig bleibe, kann ich meine gespaltene Seele erneut vor dem endgültigen Tode schützen//, fügte der Lord in Gedanken hinzu. Denn die Tatsache, dass er seine Seele geteilt und er somit fast unsterblich geworden war, wollte der dunkle Zauberer, zu diesem Zeitpunkt, keinem anderen preisgeben.
 

„Mylord, verzeiht, aber seid Ihr sicher das Lavinias Seele so tief schwarz geworden ist, wie Ihr es Euch erhof…“

„CRUCIO!“, schrie der Lord auf, als Severus ihn aus seinen Gedanken riss. Wie konnte er es wagen! Wie konnte er es wagen laut auszusprechen, dass ihm – dem mächtigsten schwarzen Magier aller Zeiten – damals ein entscheidendes Detail entgangen war? Wie konnte er es wagen, ihn zu drängen weiter zu reden und seinen Fehler darzulegen.
 

Severus krümmte sich vor Schmerzen. Er hätte es ahnen können, dass der Lord es nicht gutheißen würde, wenn er ihn erneut ansprach, ihn aus seinen Überlegungen riss. Aber er hatte gespürt, dass etwas anders gekommen war, als der Dunkle Lord es geplant hatte. Etwas was dazu geführt hatte, dass es diese Prophezeiung gab, die Lavinia erwähnt hatte. Auch wenn er ihren genauen Wortlaut noch nicht kannte. Er war sich sicher, dass es etwas damit zu tun hatte, dass das Vorhaben des Dunklen Lords zum Scheitern verurteilen konnte.
 

„Richte dich wieder auf, Severus! Für deine Unverfrorenheit hättest du noch viel mehr Strafe erwarten können. Aber gut, du musst es wissen, damit die Dunkelheit in Lavinias Seele endlich diese störende helle Magie verdrängen kann“, fuhr der Lord fort, ohne auch nur einen der beiden anderen Todesser im Raum eines Blickes zu würdigen.
 

„Ganz entgegen meiner Erwartungen und trotz dem enormen Hass, welchen Lavinias Mutter gegen mich hegte, hatte diese elende Blutsverräterin nichts Besseres zu tun, als das Kind in ihrem Leib aufrichtig zu lieben. Diese Hexe muss diesen Umstand, wie ein Mantra immer wieder vor sich hingesprochen haben. Selbst bei Lavinias Geburt schrie sie die Worte – du wirst geliebt – immer wieder heraus. Und leider ist die Liebe eine der mächtigsten und ältesten Magien der Welt. Ich hatte gehofft, dass es ausreichen würde, wenn diese Frau Lavinia kein einziges Mal im Arm halten würde, ich hatte gehofft, dass ihr unmittelbarer Tod, vor den Augen des Kindes, nachdem sie Lavinia zur Welt gebracht hatte, das Ritual vollends wirksam werden lassen würde. Doch leider stellte ich schnell fest, dass Lavinias Magie sowohl dunkel, als auch voller Licht war. Ich habe lange nach einer Lösung gesucht, da ich unbedingt dafür sorgen musste, dass der dunkle Teil ihrer Magie stärker werden würde, als die Magie des Lichtes in ihrer Seele und schaffte es schlussendlich, einen Fluch über Lavinia zu sprechen.

Somit habe ich einen Teil meiner Magie in ihr zurückgelassen. Dieser Fluch verstärkt ihre Wut und ihren Zorn und lässt ihre Dunkelheit so stark werden, dass das Licht in diesem Moment keine Macht mehr über sie hat. Ohne diesen Fluch, wäre die dunkle Magie Lavinias im Einklang mit dem Licht. Die Dunkelheit würde dieses Licht schützen und das Licht, die Dunkelheit besänftigen. Das heißt, Lavinias angeborene dunkle Seite ist im Ursprung friedvoll und ruhig, schützt ihre Seele vor Leid und ist der Teil von Lavinias Magie, die ihr ihre außergewöhnlichen magischen Fähigkeiten verleiht. Das bedeutet, dass Lavinia jederzeit in der Lage wäre, auch den dunklen Teil ihrer Magie vollkommen zu kontrollieren und nach ihrem Willen einzusetzen, wenn ich nicht durch meinen Fluch dagegen gewirkt hätte.
 

Der Fluch sorgt dafür, dass sie diese Kontrolle verliert, wenn ihr Zorn übermächtig wird, wie es in jener Nacht in diesem Waisenhaus der Fall gewesen war. Und ein Schicksalsschlag, welcher für Lavinia den größten Schmerz bedeutet, wird schlussendlich dafür sorgen, dass ihr Herz gebrochen wird und somit eine unbändige und nie wieder zu besänftigende Wut in ihrer Seele erwacht, wodurch das Licht in ihr für immer erlöschen wird. “, lüftete Voldemort nun endgültig das Geheimnis, um Lavinias unkontrollierbare Wut.
 

Kaum hatte der Lord seine Erklärungen beendet wurde es still im Raum. Severus hoffte, dass der Lord ihm in diesem Augenblick sein Entsetzten, welches sich in seinem Inneren breit gemacht hatte nicht ansehen konnte. In einem Punkt hatte Dumbledore also Recht behalten. Lavinias Geburt war einzig und allein dazu bestimmt gewesen, dass sie sich im passenden Moment für ihren Vater opfern würde.
 

Aber war es dazu nicht auch notwendig, dass Lavinia dazu bereit war, dies für ihren Vater zu tun? Selbst wenn der Fluch so mächtig werden würde, dass ihre Magie sich vollends der Dunkelheit verschrieb, was sollte sie dann dazu bringen ihrem Vater vor dem Tod zu bewahren? Schließlich wäre sie dann nicht mehr der Lage so etwas wie Mitgefühl oder Nächstenliebe zu empfinden. Also wäre ihr auch das Leben ihres Vaters vollkommen egal.
 

Noch dazu wunderte er sich, dass der dunkle Lord dann zugelassen hatte, dass sie in Hogwarts unterrichtet wurde. Er hätte doch damit rechnen müssen, dass sie dort womöglich glücklich werden könnte und somit sein Plan, dass das Böse in ihr die Überhand gewann, ebenfalls nicht gelingen konnte.
 

„Mylord…“, sprach nun Bellatrix mit schwacher Stimme. Severus hatte diese verrückte Hexe vollkommen ausgeblendet. Auch Lucius, der wie gebannt den Worten seines Herrn gelauscht hatte, hatte der Tränkemeister vollkommen ausgeblendet. Jetzt beobachtete er, wie Voldemort sich der Todesserin zuwandte und sie durchdringend ansah.

„Mylord es wäre mir eine Ehre dafür zu sorgen, dass Eure Tochter schnellstmöglich von der dunklen Magie erfüllt wird. Ich könnte jemanden töten der wichtig geworden ist oder… wenn Ihr mir erlaubt in Hogwarts dafür zu sorgen, dass sie mit entsprechenden Schwierigkeiten zu…“
 

„Bellatrix, Bellatrix, Bellatrix…genau wegen dieser Dummheit würde ich dir niemals so eine wichtige Aufgabe übertragen. Damit meine Tochter im entscheidenden Moment ihr Leben freiwillig für mich gibt, ist es unbedingt notwendig, dass sie Vertrauen zu mir schöpft. Mich als ihren Vater und Herrn achtet, gegebenenfalls sogar bereit ist einen unbrechbaren Schwur zu leisten, um zu gewährleisten, dass sie ihre Bestimmung auch dann erfüllt, wenn sie Emotionen wie Vertrauen nicht mehr wahrnehmen kann. Damit sie zunächst einen solchen Schwur leistet, muss sie denken sie wäre mir etwas Wert. Die Tatsache, dass sie in einem Waisenhaus für Muggel aufwachsen musste und dort wohl keine sonderlich positiven Erfahrungen sammeln konnte, hat dazu nicht beigetragen. Im Gegenteil, sie wird wohl maßlos darüber enttäuscht sein, dass ihre „Familie“ sie so hat leiden lassen. Deshalb werde ich denjenigen, der sie dort hingebracht hat, meiner lieben Nagini eines Tages noch zum Fraß vorwerfen. Aus diesem Grund ist es jetzt erst einmal notwendig, dass sie die magische Welt und Hogwarts, als ihr zu Hause kennenlernt. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem sie bemerkt, dass Dumbledore – der um ihre Herkunft, durch Severus weiß – sie die ganze Zeit belogen hat. Sie wird erfahren, dass der Mann, dem sie nun Vertrauen schenkt, nicht an sie, sondern an das größere Wohl gedacht hat und dass wird ihr Vertrauen zu dem Alten zerstören. Dadurch wird sich mir die Gelegenheit bieten, ihr deutlich zu machen, dass ihr Vater untröstlich über diese Umstände ist“, erklärte der Dunkle Lord und grinste siegessicher.
 

„Ihr könnt nun gehen Severus, Lucius und Bellatrix. Ich hoffe von dir zu hören, Severus. Ach und sorge dafür, dass es meiner g e l i e b t e n Tochter an nichts fehlt“, wies Voldemort an und deutete den Dreien an zu verschwinden.
 

//Alles wird so geschehen wie ich es mir erhoffe. Bald schon, meine liebe Lavinia, wird ein Teil meiner Magie in dir erwachen, bald schon wird mein Symbol deine Zugehörigkeit zu mir beweisen. Und bald werde ich dir alles nehmen, um dein Herz für immer in die tiefste Dunkelheit zu ziehen und einen immer währenden Zorn in dir zu erwecken. Nur dann, meine Liebe wirst du deine Bestimmung erfüllen können und mir im Angesicht des Todes deine Magie und somit dein Leben schenken//



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