Im Bann der Dunkelheit von E-L-L-A ================================================================================ Kapitel 8: Streit ----------------- Kapitel 8 Streit „Na du traust dich was“, witzelte Blaise, als er den lauten Knall, der zufallenden Tür hörte. Als Lavinia auf ihre Mitschüler traf, reichte jedoch, ein kurzer warnender Blick der verärgerten Hexe, um Blaise verstummen zu lassen. Die Stimmung der siebzehnjährigen Schülerin war auf dem Tiefpunkt und der Ärger stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, sodass ihre Freunde es nicht wagten sie während dem Rückweg zum Gemeinschaftsraum anzusprechen. Im Gemeinschaftsraum saßen die Fünf nun etwas abseits von den anderen Slytherins. Es dauerte eine Weile, bis Draco das Schweigen brach. „Wann musst du denn heute Abend zum Nachsitzen?“, fragte er ruhig und schaute zu Lavinia. „18 Uhr“, sagte diese knapp, ohne Draco anzusehen. Professor Snape hatte nur Umbridges Erinnerungen verändert. Draco und ihre Freunde wussten also noch genau, was ihre Wut auf die Großinquisitorin am Morgen verursacht hatte. Sie war einerseits dankbar, dass keiner ihrer Mitschüler sie bisher darauf oder auf die Auseinandersetzung mit Snape am Ende des Zaubertrankunterrichts angesprochen hatte. Andererseits, war die Schwarzhaarige nicht sicher, was Draco und die anderen über diese Situation dachten, sodass Lavinias Angst ihre Freunde zu verlieren, noch immer in ihren Gedanken existierte. Gedankenverloren schaute die grünäugige Hexe zum Kamin und ließ die Ereignisse des Tages Revue passieren. Wieso hatte sie ihre Gefühle auch nie im Griff? Während des ganzen Unterrichts bei der Ministeriumshexe hatte Lavinia es geschafft ihre Wut zurückzuhalten. Und dann? Ein blöder unüberlegter, nein, dummer Kommentar von Pansy, welcher im Nachhinein wirklich einfach nur lächerlich gewesen war, hatten ihre vorangegangen Anstrengungen vollkommen zu Nichte gemacht. Als Professor Snape sie dann einige Zeit später am schwarzen See gefunden hatte, waren ihre Gefühle zum zweiten Mal an diesem Tag völlig mit ihr durchgegangen. Sie hatte sich so sehr nach Schutz, Geborgenheit und Verständnis gesehnt, dass sie ohne weiter nachzudenken ihrem Zaubertrankprofessor in die Arme gefallen war. Als sie dann nach einigen Minuten erkannt hatte, was sie überhaupt getan hatte, war der jungen Slytherin natürlich sofort klar gewesen, dass sie mit ihrem unüberlegten, impulsiven Verhalten eine klare Grenze überschritten hatte. Und trotz allem – spätestens nach dem Besuch in der Winkelgasse – vertraute Lavinia dem griesgrämigen Professor, mehr als jedem anderen hier in Hogwarts. Im Grunde war er der Einzige, dem sie vollends vertraute. Nur Draco war für sie fast genauso wichtig. Noch immer würde sie dem blonden Slytherin nicht alles über sich und vor allem über die Dunkelheit, die ihren Zorn und ihre Wut beherrschte, erzählen aber dennoch war der junge Malfoy für Lavinia einer der wichtigsten Menschen in diesem riesigen Schloss geworden. Im Moment ging Lavinia davon aus, dass Daphne, Blaise und die Anderen ihr Missgeschick im Unterricht und ihre darauffolgende Strafe von Professor Snape für ihre derzeitig schlechte Laune verantwortlich machten und darüber war die junge Hexe durchaus erleichtert. Denn sie hoffte, dass ihre Freunde den Wutausbruch bereits vergessen hatten. Allerdings war es auch möglich, dass die fünf Slytherins es einfach nur nicht wagten Lavinia darauf anzusprechen. Die Furcht, dass Draco, Blaise, Theo und die beiden Hexen der siebzehnjährigen Hexe nicht mehr Vertrauen würden, war jedoch immer noch da. Der Fehler beim Zaubertrankunterricht war für Lavinia nicht sonderlich verwundert gewesen. Sie hatte sowieso damit gerechnet, dass sie beim Brauen des Trankes irgendwann einen erheblichen Fehler gemacht hätte. Sie wusste schon jetzt, dass ihr das Herstellen dieser magischen Substanzen, absolut keine Freude bereiten würde. Das Professor Snape sie dann für ihren Fehler derart zurechtgewiesen hatte, war für die meisten Slytherins nicht nachvollziehbar gewesen, da er seine Schlangen in allen möglichen Belangen bevorzugte und ihnen vieles mehr durchgehen ließ als Schülern anderer Häuser. Aber für Lavinia stand fest, dass der strenge Zaubertrankmeister nach dem Vorfall am See, der jungen Hexe noch einmal ihre Grenzen klar und deutlich aufzeigen wollte. //Aber wenn er glaubt, ich lasse mir das auf Dauer gefallen, hat er falsch gedacht//, schoss es der Schwarzhaarigen nun durch den Kopf. Doch so schnell die Idee, dem Tränkemeister Parole zu bieten in ihren Gedanken aufgetaucht war, so schnell versuchte Lavinia diese Überlegung auch wieder aus ihrem Kopf zu verbannen. //Spinnst du jetzt total? Er ist dein Hauslehrer, du wirst dich heute Abend zusammenreißen. Er soll dir ja auch noch Extraunterricht geben, damit du nachkommst//, rief sie sich selbst zur Vernunft und wiederholte ihr Vorhaben noch mehrmals in Gedanken. //Ruhig bleiben, zusammenreißen, zu hören, Respekt zeigen, dich zurückhalten,…// „Na sieh mal einer an, Reed du bist noch hier? Es wundert mich, dass du nach deiner Aktion heute Morgen so unbeschwert hier im Gemeinschaftsraum herumlungerst. Mir wäre ja eher mulmig zu Mute, wenn ich das halbe Klassenzimmer eines Professors in die Luft gejagt hätte. Ich hab euch allen ja gleich gesagt, dass die nicht ganz Richtig sein kann. Sonst wäre sie nicht von irgendwelchen Leuten, bei den Muggeln versteckt worden. Wahrscheinlich bist du viel zu blöd, um mit deiner Magie richtig umzugehen und aus Angst, dass du die ganze Zauberwelt in die Luft jagst, haben sie dich lieber verschwinden lassen. Deine Unfähigkeit hast du in Zaubertränke bestens bewiesen“, zischte Pansy gerade so laut, dass nur Lavinia und ihre Freunde Pansys Worte verstehen konnten, nachdem sich die braunhaarige Slytherin unbemerkt an Lavinia herangeschlichen hatte. Plötzlich hielten alle die Luft an und schauten besorgt zu Lavinia. Noch bevor Draco, der schon aufgestanden war, um Pansy in ihre Schranken zu weisen, etwas sagen konnte, zückte Lavinia ihren Zauberstab, sprang von ihrem Platz auf, überbrückte die wenigen Meter zwischen ihr und der stichelnden Hexe und hielt dieser nun ihren Zauberstab an die Kehle. Dabei blickte sie Pansy direkt in die Augen. „Lavinia nicht! Sie ist es nicht wert“, hörte die Schwarzhaarige, Daphnes Stimme hinter sich. Aber Lavinia war ganz ruhig. Pansy würde es nicht mehr so schnell schaffen, sie bis zum äußersten zu provozieren. Dennoch hatte die Grünäugige genug. Genauso leise wie Pansy, sprach nun Lavinia auf ihre Mitschülerin ein, während sie ihren Zauberstab immer noch auf die Vertrauensschülerin gerichtet hatte. „Miss Parkinson ich möchte doch annehmen, dass Sie in ihrer Position als Vertrauensschülerin wissen, dass es zu ihren Aufgaben gehört, für die anderen Schüler ein Vorbild zu sein oder etwa nicht? Ich frage mich, was die Professoren von einer Vertrauensschülerin halten, die es nötig hat ihre Mitschülerin aufgrund ihrer unbekannten Herkunft derartig zu diskriminieren, wie Sie dies gerade tun. Des Weiteren frage ich mich, wie Sie an die Information gelangen konnten, dass ich in dem Muggelwaisenhaus versteckt wurde. Haben Sie etwa bei vertraulichen Gesprächen gelauscht? Wenn ich du wäre Pansy, würde ich auf folgende Warnung hören: Wage es nie wieder mich derart zu provozieren, wie du es heute nach Verteidigung getan hast. Heute hatte ich mich einigermaßen im Griff. Das letzte Mal, als jemand meinen Zorn erweckt hat, wurde ein ganzes Wai… //halt die Klappe Lavinia//…ist unter anderem folgendes passiert“, flüsterte Lavinia ihre Warnung nun so leise, dass nur Pansy sie verstehen konnte. „Angius Pilorum“, sprach die Schwarzhaarige anschließend. Nachdem Lavinia ihren Zauber ausgesprochen hatte, verwandelten sich Pansys braune Haare in zischende, sich windende Schlangen. Sofort war im Gemeinschaftsraum der Slytherin lautes Gelächter zu vernehmen. Pansy stand verwirrt vor Lavinia, welche sich das Lachen ebenfalls nicht mehr verkneifen konnte. „Sie verschwinden in einer Stunde wieder. Den hab ich extra für dich geübt Medusa“, erklärte Lavinia ihrer Rivalin kichernd und ging Richtung Mädchenschlafsaal, um sich eine frische – nicht nach misslungenem Zaubertrank riechende – Uniform anzuziehen. „Ich muss gleich los. Sonst bekomme ich noch mehr Ärger mit Snape“, teilte sie immer noch amüsiert ihren Freunden mit, als sie nach wenigen Minuten wieder in den Gemeinschaftraum trat. Die Schwarzhaarige konnte es sich jedoch nicht verkneifen, der immer noch vor Schock erstarrten Pansy auf die Schulter zu klopfen. „Irgendwie gehör ich doch nach Slytherin, nicht wahr, Pansy? Musst doch zugeben, der war nicht schlecht, meine Liebe!“, stichelte Lavinia grinsend und verließ nun mit besserer Laune den Gemeinschaftsraum. *** Hochkonzentriert lief Lavinia durch die Gänge des Schlosses. Sie wollte sich nicht schon wieder verlaufen, denn sonst würde sie es keinesfalls rechzeitig zum Nachsitzen schaffen. Nach der Aktion mit Pansy, hatte sie absolut kein Interesse daran auf einen noch übelgelaunteren Tränkemeister zu treffen. //Diese Abreibung hat sie wirklich verdient//, dachte Lavinia und kicherte vor sich hin. //Eigentlich muss ich ihr ja dankbar sein…nach diesem Tag, hat sie mich tatsächlich zum Lachen gebracht//, überlegte die junge Hexe weiter. Aber Lavinias Sorgen waren nicht verschwunden. Sie hatte lediglich einige Minuten nicht mehr darüber nachgedacht. Doch noch immer war diese Angst da, dass sich ihr Leben aus dem Waisenhaus hier auf Hogwarts irgendwann wiederholen könnte. Diese Furcht war nicht mehr nur in ihrem Kopf, nein, sie machte sich auch nach und nach in ihrem Herzen breit. Vor allem, wenn sie daran dachte, dass sie Draco um sein Vertrauen gebeten hatte, befürchtete sie, dass ihr wichtigster Freund, dieses Vertrauen nicht mehr aufbringen würde. Zwar hatte sie ihm zu verstehen geben, dass sie ihm nicht alles sagen konnte, aber heute hatte er einen Teil ihrer Persönlichkeit kennengelernt, der durchaus gefährlich für die Menschen um sie herum werden konnte. Was wenn Draco nun der Meinung war, dass sie genau diese Information hätte niemals verschweigen dürfen? Schließlich hätte sie auch Theo, Daphne, Blaise oder Draco selbst verletzen können. //Mist, jetzt hab ich doch zu viel gegrübelt, wo bin ich?//, schoss es Lavinia durch den Kopf. Nervös schaute sie sich um. Wo war sie jetzt wieder hingelaufen? „Mist, mist, mist“, fluchte die orientierungslose Hexe laut. //Ruhig bleiben Lavinia!//, ermahnte sie sich selbst und schaute sich um. //Merlin sei Dank, ist das Labor in den Kerkern, diese Treppen werde ich nie verstehen//, dachte die Schwarzhaarige und versuchte sich an den Weg in Snapes Tränkelabor zu erinnern. „Wo bleiben Sie denn Miss Reed? Wollen sie noch länger hier in den Gängen herumstehen“, donnerte die Stimme des Zaubertrankprofessors plötzlich hinter ihr, durch die Gänge des Kerkers. Verlegen drehte sich die Schülerin um. //Na toll Lavinia stehst direkt davor. Gut gemacht//, schallt sie sich in Gedanken, bevor sie sich ihrem Lehrer zuwandte. „Nein natürlich nicht Professor. Ich bin doch da, oder? Es ist ja noch nicht ganz 18 Uhr und da ich weiß, dass sie Pünktlichkeit schätzen, wollte ich nicht zu früh erscheinen“, log die junge Slytherin und schaute den Tränkemeister mit unschuldiger Miene an. //Ich werde ihm bestimmt nicht sagen, dass ich nicht gewusst hab, wo ich überhaupt bin, peinlich, echt peinlich, Lavinia//, rechtfertige sie ihre Lüge, vor sich selbst. „Nun es ist 18 Uhr 1,…Sie sind also nun doch unpünktlich, Miss Reed“, entgegnete Professor Snape trocken und deutete seiner Schülerin, endlich das Labor zu betreten. Das war jetzt nicht sein ernst, oder? Sie war unpünktlich? ER stand doch genau so vor der Tür, dass kein Vorbeikommen möglich gewesen wäre! Sie hatte doch nur darauf gewartet, dass er vorging. Jetzt unterstellte er ihr, SIE sei zu spät? „Miss Reed, ich gebe Ihnen drei Sekunden das Labor zu betreten und an einem der Schülertische Platz zu nehmen. Wenn Sie keine Slytherin wären, würde Sie diese Trödelei einige Hauspunkte kosten“, zischte Severus ihr nun zu, da seine Schülerin immer noch keine Anstalten machte sich zu bewegen. „Gerne, Professor Snape! Wenn SIE im Gegenzug so freundlich wären, mich auch durch die Tür zu lassen. Ich denke nicht, dass es Ihnen Recht wäre, wenn ich mich an Ihnen vorbeizwängen würde“, zischte Lavinia ohne weiter nachzudenken zurück. //Spinnst du jetzt wieder total? Hast du immer noch nicht kapiert, dass das dein Professor ist? Noch dazu der Schülerschreck schlechthin? Willst du dein Leben lang nachsitzen//, schrie sich die, von sich selbst erschrockene Schülerin, in Gedanken an und blickte schuldbewusst zu dem Zaubertrankprofessor. „Rein jetzt!“, befahl Lavinias Hauslehrer nun knapp. Ohne ein weiters Wort, tat Lavinia was er verlangte und setzte sich an einen Tisch in der ersten Reihe. Vorsichtig schaute sie Severus an. Dieser ließ die Tür – wie Lavinia am Nachmittag – laut ins Schloss fallen und baute sich vor ihr auf. Lavinia wusste, dass sie jetzt eigentlich verschüchtert und ängstlich sein müsste aber…, so oft sie sich dies auch in Erinnerung rief. Es half nichts. Sie hatte einfach keine Angst vor der „Fledermaus“ Professor Snape. Auch wenn er sie anschrie, sie beleidigte oder ihr unendlich viele Strafarbeiten aufbrummte. Das tat er auch bei allen anderen Schülern – außer bei den meisten Schlangen – aber für Lavinia war dies eher ein Grund wütend zu sein, sich über ihn zu ärgern, ihn in Gedanken – und leider manchmal auch nicht nur dort – zu beschimpfen. Doch Angst, Hass oder Ablehnung, löste dieses Verhalten nicht aus. Im Gegenteil, wie sie sich schon so oft hatte eingestehen müssen, war Professor Snape der Einzige, dem sie hier in Hogwarts alles anvertrauen würde. Er wusste von ihrer Magie, von ihrem vorherigen Leben. Es gab keine Geheimnisse, die sie vor ihm verbergen musste, weil er ihr größtes Geheimnis kannte. Snape kannte ihre dunkelste Seite, wusste was sie mit dieser Magie schon angerichtet hatte, kannte ihre Fähigkeiten und hatte ihr hier in Hogwarts schon zweimal geholfen, als sie sich nicht hatte Kontrollieren können. Dennoch oder gerade deshalb, fiel es Lavinia womöglich auch so schwer, ihr Zunge im Zaum zu halten, wenn er sie zurechtwies. //Wenn du das nicht lernst Lavinia, bist du selbst schuld//, sagte Lavinia im Stillen zu sich selbst, holte noch einmal tief Luft und schaute zu Professor Snape auf. „Soll ich gleich mit dem Brauen anfangen?“, brach Lavinia das angespannte Schweigen und wartete auf eine Antwort ihres Lehrers. Dieser nickte nur knapp. „Diesmal suchen Sie Ihre Zutaten selbst zusammen, Miss Reed und diesmal keine dummen Fehler!“, wies er die grünäugige Schülerin an und nahm an seinem Schreibtisch platz. Während Lavinia begann die Zutaten mit Hilfe ihres Buches herauszusuchen, erwischte sich Severus dabei, wie er Lavinia bei ihrer Tätigkeit, keine Minute aus den Augen ließ. Noch immer lag ihm die Sache am schwarzen See schwer im Magen. Eigentlich hatte er kein Wort mehr darüber verlieren wollen, eigentlich hatte er aber auch vor gehabt genau zu erfahren, was in Umbridges Unterricht genau vorgefallen war. Damit würde er jedoch seinen Vorsatz, sich nicht mehr als nötig, um Lavinias Angelegenheiten zu kümmern, schon nach wenigen Stunden wieder brechen. Dennoch konnte er einfach nicht leugnen, dass er wirklich wissen wollte, warum er nun schon zum zweiten Mal dazu gezwungen gewesen war jemanden zu oblivieren, um Lavinias Geheimnis vor seinen Kollegen und den Schülern zu schützen. Denn DAS war nun mal seine Aufgabe, die er – unter anderem – von Dumbledore bekommen hatte. //Ja genau, deshalb willst du wissen, was ihren „Wutanfall“ ausgelöst hat. Irgendwie muss ich ihr ja klar machen, dass sie lernen muss sich zusammenzureißen//, erklärte sich der Tränkemeister, sein Interesse an den Problemen seiner Schülerin und fasste nun endgültig den Entschluss, Lavinia noch einmal darauf anzusprechen. „Iustitium”, flüsterte Severus kurzerhand und noch keine Sekunde verging, als eine verwirrte Lavinia nach ihm rief. „Ähm…Pro…Professor Snape? ...Mein Trank…er…ist…irgendwie…und das Feuer…sie sind erstarrt?“, erläuterte die unerfahrene Hexe ihr Problem und schaute ihn entgeistert an. //Natürlich ist er erstarrt//, dachte Snape, stand auf und ging auf Lavinia zu. Er vergaß wirklich oft, dass die siebzehnjährige Hexe unter Muggeln aufgewachsen war und wenig über die magische Welt wusste. Viele einfache, alltägliche Zauber waren ihr absolut unbekannt und jeder neue Zauber war für Lavinia, als würde sie gerade erst Lesen und Schreiben lernen. //Reiß dich zusammen//, rief der Tränkemeister sich zur Raison, als er feststelle, wie sich ein unauffälliges, belustigtes Lächeln auf seine Lippen legte. //Fang doch gleich an laut los zu Lachen! Bei Merlin vergiss nicht wer du bist// „Das ist korrekt Miss Reed, mir ist gerade eingefallen, dass ich mit Ihnen, bezüglich Ihres Verhaltens, am heutigen Tage, noch ein paar Dinge klären muss und glauben Sie ja nicht, dass Ihr loses Mundwerk von vorhin vergessen ist. Also wieso war es erneut nötig, Jemanden aufgrund Ihrer Unbeherrschtheit im Unterricht, zu oblivieren? Ich gehe mal davon aus, dass einige Mitschüler ebenfalls anwesend waren. Ich kann und ich werde jedoch nicht alle Slytherins ihres Jahrgangs, mit einem Gedächtniszauber belegen. Da müssen Sie jetzt selbst sehen, wie Sie das regeln. Also, ich höre!“, forderte der schwarzhaarige Zauberer, Lavinia, mit emotionsloser Stimme auf, ihn zu informieren.“ Seufzend setzte sich Lavinia auf einen der leeren Tische und schaute nachdenklich zu Boden. Die junge Hexe hatte eigentlich jede Minute damit gerechnet, dass Professor Snape sie darauf ansprechen würde, trotzdem überfiel eine unangenehme Anspannung ihren Körper. Als sie an die Worte der Professorin dachte, spürte sie erneut dieses unzufriedene und unsichere Gefühl der Ratlosigkeit. Lavinia erinnerte sich daran, wie wenig sie sich selbst kannte. Deshalb hatte Umbridge sie mit ihren Worten so sehr verletzten können. Als Pansy dann ebenfalls darauf herumritt, dass nichts über Lavinias Herkunft bekannt war, war der Schmerz über diese von ihr verdrängte Tatsache, so stark geworden, dass die Siebzehnjährige ihre Wut darüber nicht mehr hatte kontrollieren können. Unsicher hob sie ihren Blick erneut und begann dem Professor die Ereignisse in Umbridges Unterricht und von dem Streit mit Pansy, direkt im Anschluss, zu erzählen. Dabei hoffte sie, dass der Professor sie wieder einmal verstehen konnte und er ihr wie bisher immer verzieh. Als sie geendet hatte, wartete die angespannte junge Hexe auf eine Reaktion von Snape. Doch sie befürchtete, dass er völlig anders reagieren würde, als er es bisher in solchen Situationen getan hatte. Als er sie am Vormittag auf den Unterricht mit Umbridge angesprochen hatte, hatte Lavinia sofort bemerkt, dass etwas anders war. Bisher hatte er immer verständnisvoll und ruhig reagiert. Dieses Mal wirkte er genervt, verärgert und schien davon überzeugt zu sein, das Lavinia sich nicht genug bemüht hatte, ihre Emotionen zu kontrollieren. „Sie wollen mir also erzählen, dass Sie es geschafft haben, den durchaus unangemessenen Ausführungen, meiner Kollegin Professor Umbridge, weitestgehend stand zu halten und dann haben Sie nicht mehr die nötige Selbstbeherrschung, um über den Sticheleien einer fünfzehnjährigen, einfältigen Hexe zu stehen, Miss Reed? Was dies angeht hatte ich von einer volljährigen Hexe wirklich mehr Standhaftigkeit und Intelligenz erwartet“, kommentierte der Professor Lavinias Erklärungen, fing ihren Blick ohne jegliche Offenbarung, seiner wahren Emotionen ein und bestätigte Lavinias Vermutung, mit seinem Verhalten. Innerlich kämpfte Severus jedoch mit sich. Er wusste, dass er sie mit diesen Worten verletzte. Ihr ungläubiger Blick, nachdem er gesprochen hatte, sprach Bände. Doch diesmal würde der Meister der Zaubertränke sich keine Schwäche erlauben. Lavinia hatte es schon zu oft geschafft, seine inneren Mauern zu durchbrechen. //Diesmal nicht!// Auch wenn Severus zugeben musste, dass es ihm bei der vermeintlich verwaisten Hexe unendlich schwer fiel, seine Maske aus Gleichgültigkeit aufrecht zu erhalten, war dies seiner Meinung nach, der einzige Weg, sich selbst zu schützen. Der Tränkemeister wusste, wenn er sich seine Sorge um Lavinia eingestehen würde, hätte er nicht mehr die Kraft, Lavinia anzulügen. „Ich warte auf eine Rechtfertigung ihrerseits, Miss Reed“, sprach er daher die Schülerin erneut an. Diese hatte den Kopf gesenkt. Weinte sie etwa? //Nein, bei Merlin, das kann ich jetzt nicht gebrauchen//, schoss es Severus durch den Kopf. Doch noch bevor er sie abermals ansprechen konnte, fand Lavinia die Kraft ihm zu antworten. „Glauben Sie wirklich ich hätte es nicht versucht, Professor? Glauben Sie ernsthaft ich hätte nicht Versucht dieses Etwas, diese Magie in mir zurückzuhalten? Haben Sie eine Ahnung wie es ist sein ganzes Leben nicht zu wissen, wieso man so anders ist, als die Kinder um einen herum? Wenn man irgendwelche Fähigkeiten hat, mit denen man den Menschen um sich herum schadet – ernsthaft schadet – und einfach nicht versteht, woher diese Kräfte kommen. Wenn man beginnt sich selbst zu hassen? Gehasst zu werden von Schüler…von Lehrern? Was glauben Sie, wie es ist, wenn man dann endlich erfährt, was man ist, aber zugleich auch spürt, dass diese Magie, die einen vor Zorn fast zerbersten lässt, auch in der magischen Welt, alles andere als gewöhnlich ist? Wenn man erfährt, dass man von irgendwem in diese Hölle gebracht wurde, man durch einen Zauber an diesen Ort irgendwie gebunden wurde. Keinen vollständigen Namen besitzt, nicht weiß wo man herkommt. Keine Ahnung hat, was mit den eigenen Eltern geschehen ist, wer diese sind. Wenn man erkennt, das ein weiser Schulleiter einen belügt. Sich Hoffnung macht – denn als ich meinen Zauberstab bekam, verschwand dieses ständige unterschwellige Gefühl der Dunkelheit und des Zorns – und dann bemerkt, dass durch jedes Gefühl der Angst, Ablehnung, des Hasses oder der Wut, diese Dunkelheit im Innern wieder erwacht? Was denken Sie, was man fühlt, wenn man urplötzlich bemerkt, dass man eine merkwürdige Sprache beherrscht und von einem Mitschüler beiläufig erfährt, dass nur Nachfahren von Salazar Slytherin, diese Sprache sprechen und keiner einem wirklich was darüber erzählen mag oder man selbst Angst davor hat darüber zu reden. Und trotzdem habe ich Vertrauen, Vertrauen in mein neues zu Hause, meine neue Welt, die Hoffnung, dass ich endlich erfahre, wer ich wirklich bin, was es mit meinem Blut, welches mich zum Hause Slytherin gehören lässt, auf sich hat. Wissen Sie, warum ich dieses Vertrauen habe? Weil Sie mir immer wieder gesagt haben, dass ich Vertrauen soll und das tue ich. Ich vertraue auf Ihr Wort“, platzte es aus Lavinia heraus. Die letzten Worte hatte sie dem Professor entgegengeschrien. „Ich habe nie gesagt, dass sie MIR Vertrauen sollen! Bei Merlin, ich bin wirklich nicht die Person, der man Vertrauen sollte! Keiner tut das! Vertrauen Sie Dumbledore, wie jeder andere auch, Miss Reed! Mit mir haben Sie sich den Falschen ausgesucht!“, erhob nun auch Severus seine Stimme und schaute zu Lavinia. Diese war während ihrer Worte aufgesprungen und stand nun direkt vor ihm. Fing seine schwarzen Seelenspiegel, mit unnachgiebigem Blick ein. „Sie haben mich bisher aber noch nicht angelogen. Dumbledore schon. Was tut er denn, damit ich ihm Vertrauen kann? Weiß er schon was Neues? Versucht er überhaupt mir zu helfen? Versucht er überhaupt herauszufinden, welcher Zauber mich im Waisenhaus versteckt hat? Oder weiß er etwa, von der Prophezeiung des Sprechenden Hutes? Wenn er es wissen sollte, kann er mir diese dann erklären? Nein! Er weiß nichts und er tut auch nichts, um meine ganzen Fragen vollständig zu beantworten, obwohl er mir gesagt hat, dass er so schnell wie möglich alles über mich herauszufinden versucht. Sie, Professor haben mir wenigstens nie leere Versprechungen gemacht!“, konterte Lavinia entschlossen. „Sie wissen verdammt noch mal gar nichts über mich! Sie haben absolut keine Ahnung, über mein Leben, über meine Loyalität oder wer ich bin! Also halten Sie sich damit zurück, Dinge zu behaupten oder anzunehmen, von denen Sie absolut keinen Schimmer haben, Miss Rid…Reed! Aber auf ein Wort von mir sollten sie nun wirklich vertrauen, sie naive Hexe. Ich bin nicht der Richtige, um Hoffnung zu verbreiten oder mit meiner Anwesenheit den Menschen so etwas wie Glücksgefühle zu vermitteln. Nein, Miss Reed! Dafür sollten Sie sich jemanden anderes aussuchen, denn dazu bin ich schon lange nicht mehr im Stande. Ich habe den Weg ohne Gefühlsregungen und innerer Schwäche gewählt und Sie Lavinia werden dies nicht ändern! Also sollten Sie den Gedanken, dass ausgerechnet ich derjenige bin, der daran interessiert ist Ihnen zu helfen, verabschieden. Es ist besser…zu ihrem eigenen Schutz…“, entkam es dem Tränkemeister nun lautstark. Seufzend schloss dieser für wenige Sekunden die Augen. Er hatte gerade mehr von sich Preis gegeben, als er es in den vielen Jahren hier auf Hogwarts, Dumbledore gegenüber getan hatte. Er hatte sich durch Lavinias offene, verzweifelte und wütende Worte hinreißen lassen, einen kleinen Teil seiner eigenen Gedanken, über sich selbst, zu offenbaren. Wenn er ehrlich war, hatten ihn ihre Worte mehr berührt, als er im ersten Moment geahnt hatte. Das es tatsächlich jemanden gab – abgesehen von Dumbledore – der ihm Vertrauen schenkte, waren Balsam für seine Seele. Aber als Lavinia davon sprach, dass er sie noch nicht belogen hätte, war das gute Gefühl schnell verblasst und das schlechte Gewissen, dies eben mit jedem „Miss Reed“ doch zu tun, hatte dessen Platz eingenommen. Er öffnete die Augen. Lavinia stand immer noch direkt vor ihm, schaute ihn mit tränennassen, flehenden und gleichzeitig zu allen entschlossenen Augen an. Ihr Blick spiegelte ihre Verzweiflung, ihre Enttäuschung aber auch dieses nicht verblassen wollende Vertrauen wieder. Ihre grünen Augen strahlten ihn an und trotz seiner Worte lag Hoffnung in ihnen. „Glauben Sie mir…Lavinia…ich bin nicht derjenige, auf den Sie Hoffen sollten. Es gibt viel Schlechtes in meinem Leben und Dunkelheit“, brach er sein Schweigen mit ruhiger Stimme. Es hatte keinen Sinn, nach seinen offenen Worten weiter seine Maske der Gleichgültigkeit aufrecht zu erhalten. „Gehen Sie“, fügte er resignierend hinzu. Er brauchte Zeit. Er musste sich darüber klar werden, wie er mit Lavinias Vertrauen und ihrer Hoffnung umgehen sollte. Er war wild entschlossen gewesen, sie als eine von seinen nervigen Schülern zu sehen aber… „Ja, das sollte ich. Für diesen Moment ist es wahrscheinlich besser…Professor Snape“, durchbrach Lavinias leise Stimme, Severus Gedanken. „Für den Moment…“, wiederholte dieser kaum hörbar. Lavinia nahm ihre Tasche und schritt zögernd zur Tür. Severus stand noch immer am gleichen Platz. Sein Blick folgte Lavinia diesmal nicht. „Professor?“ „Miss Reed?“ „Ich glaube…Licht und Dunkelheit…haben viel gemeinsam…, ich glaube…dass wir uns in diesem Punkt sehr ähnlich sind. In jedem von uns...gibt es Licht und Dunkelheit…irgendwie…gehören sie zusammen, oder? So etwas hat zumindest auch der Sprechende Hut zu mir gesagt… Doch des Herzens tiefstes Verlangen, die Macht des bösen kann nur Bannen, Licht und Dunkel gehören vereint. Denn keines allein kann ewig sein“, wiederholte Lavinia einen Teil der Prophezeiung und ließ einen verwirrten Professor zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)