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Der Schwarze Schatten

von

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Ungebetene Gäste

Kapitel 30: Ungebetene Gäste
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 30: Ungebetene Gäste
 

Ai saß an ihrem Computer im Labor und arbeitete bis in die späten Stunden. Ihre Augen waren gerötet und schwere Augenringe zeigten jeden, wie müde sie doch war. Dennoch hörte sie nicht auf zu tippen. Ihr war durchaus bewusst, dass sie 3 Wochen hatten, bis zum Schlag gegen die Organisation, doch wollte sie so früh wie möglich den Prototyp Zero fertigstellen. Es durfte keine Komplikationen oder Verzögerungen geben. Sie wollte ihn einfach nicht enttäuschen, wusste sie doch, wie sehr er sich auf sie verließ.

Außerdem durfte sie mit der Zusammensetzung keinesfalls daneben liegen, die Folgen wären sonst verheerend für ihre Körper und Immunsystem. Auch so würde „Zero“ ihnen bei der Verwandlung viel mehr Kraft kosten, als bei den bisherigen Prototypen, weswegen sich Ai einfach keine Fehler erlauben durfte.

Doch mit der Zeit viel es ihr einfach immer schwerer und schwerer konzentriert bei der Sache zu bleiben. Immer wieder schlossen sich ihre Augen unter der schweren Last ihrer Lieder. Immer wieder sank ihr Kopf langsam hinunter, nur um einen Moment später, durch einen automatischen Reflex ihrerseits wieder nach oben zu schnellen.

Kurz nach 2 Uhr morgens, beschloss sie, dass es ihrer Arbeit gut tun würde, wenn sie sich selbst erstmal ein paar Stunden Schlaf gönnt, bevor sie weiterarbeitet. Die Schule ist da ja auch nicht zu vernachlässigen, auch wenn sie diese noch so gerne einfach links liegen lassen würde.

Ai spürte, wie sie, genau wie Shinichi, voller Tatendrang steckte. Sie war bereit so gut es geht dabei zu helfen, die Organisation zu zerschlagen. Innerlich hoffte das rotblonde Mädchen somit, eine gewisse Schuld zu begleichen, welche auf ihr ruhte, seit sie ihre Identität als Sherry aufgegeben hatte. Alles was sie im Namen der Männer in Schwarz getan hat, wollte sie damit wieder gut machen. Das war das Mindeste was sie tun konnte, um endlich mit sich Frieden schließen zu können.
 

Die geschrumpfte Wissenschaftlerin erhob sich von ihrem Stuhl, schaltete den Bildschirm ihres Computers und die Deckenbeleuchtung des Labors aus und stieg mit schweren und langsamen Schritten die Treppe hinauf ins Erdgeschoss. Die Tür zum Labor hatte sie nur halbherzig angelehnt.

Als sie aus dem Keller trat, streckte sich das junge Fräulein erst einmal, was den müden Gliedern jedoch keinerlei Elan zurückbrachte. Als sie registrierte, dass sie noch ihren weißen Kittel trug, zog sie diesen schnell aus und warf ihn spontan auf die Couch im Wohnzimmer. Sie würde ihn später an seinen Platz bringen, dachte sich das Mädchen und rieb sich die Augen.

Als sie sich erneut der Treppe zuwandte, um hinauf ins Obergeschoss zu gehen, ließ sie das Geräusch eines anhaltenden Wagens aufhorchen. Ai drehte sich zur Haustür um und erblickte noch kurz, das Leuchten von Scheinwerfern, welche im selben Moment erloschen, wie der Lärm des Motors verstummte. Jemand hat vor dem Haus des Professors auf der Straße geparkt.

Haibaras Körper durchzog ein eiskalter Schauer. Sie war auf einmal wie gelähmt und sie wusste ganz genau, dass es nur eine Sache auf der Welt gab, was dieses Gefühl in ihr auslöste.
 

Der Wagen hielt und eine unheimliche Stille erfüllte die Straße. Die Silhouette des schwarzen Porsches verschmolz mit der finsteren Nacht um ihn herum. Weder Mond noch Sterne schienen am Himmel. Es war so dunkel, dass alles was man erkennen konnte, nur das kurze Aufleuchten eines Zigarettenstummels auf dem Fahrersitz war.

Der Inhaber dieser, blies den Rauch zwischen seinen Zähnen hindurch, nahm die Zigarette anschließend aus dem Mund und zerdrückte sie im Aschenbecher neben sich. Sein etwas nervös wirkender Beifahrer sah ihm dabei durch die Sonnenbrille, welche er niemals abzusetzen schien, an.

„Ähm Aniki, bist du dir sicher das das hier eine gute Idee ist. Ich.. ich meine, der Schatten hat doch klare Anweisungen für uns gehabt.“

Sein Gesprächspartner drehte den Kopf leicht zu Wodka. Die Augen seines Gegenübers konnte man nicht erkennen, da er seinen Hut, tief ins Gesicht gezogen hatte. Anhand seiner Reaktion ließ sich sein Blick jedoch erahnen.

„Willst du etwa andeuten, ich solle mich von Cognac herumkommandieren lassen?“, zischte ein merklich gereizter Gin, was seinen Partner den Schweiß über die Stirn liefen ließ.

„Wir haben von ihm die Bestätigung, dass Sherry sich hier aufhält und dann erwartet er, dass wir einfach in aller Seelenruhe die Füße baumeln lassen und nichts tun. Nicht mit mir.“

Gin holte seine geliebte Beretta unter dem Mantel hervor und überprüfte das Magazin. Sein ernster Blick verwandelte sich in ein triumphales Lächeln, gespickt mit Vorfreude. Vorfreude darüber, was er alles mit seiner kleinen Sherry anstellen wird, wenn er sie nach so langer Zeit endlich in die Finger bekommt. Zu Wodkas Entsetzen richtete er nun seine Waffe auf ihn.

„Ich werde mir diesen besonderen Moment, welchen ich solange herbeigesehnt habe, nicht von so einem Dilettanten, wie ihm, kaputt machen lassen. Er hat nicht die leiseste Ahnung, was nötig ist zu tun.“

Der langhaarige Blonde legte den Kopf schräg. Zwischen zwei Haarsträhnen funkelte nun doch eins seiner kalten grünen Augen hindurch und durchbohrten Wodka regelrecht.

„Kommst du also mit und bist für mich oder wirst du mich daran hindern und bist gegen mich?“ Er drückte den Hahn der Waffe nach hinten, welcher mit einem leisen Klicken einrastete.
 

Wodkas Gedanken spielten wie wild Karussell. Niemals würde er sich gegen die Organisation oder Gin stellen, doch waren in diesem Fall beide Dinge zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Sollte ein treues Mitglied wie Gin es ist, welcher Verräter über alles verabscheute, nun selbst zu einem werden, nur um das zu bekommen, was er wollte?

Der Korpulente schluckte nervös, bevor er etwas sagte. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sein Partner zum allem fähig ist, wusste er doch genau, wie sehr Gin auf Sherry getrimmt war. Er war sogar der Einzige, welcher den Grund dahinter kannte.

„Ich werde dir natürlich helfen die Kleine zu beseitigen.“, grinste Wodka angespannt.

Gin senkte mit einem genügsamen Ausdruck seine Waffe und ließ sie wieder in seinem Mantel verschwinden, bevor er die Tür öffnete und den Wagen verließ. Wodka tat es ihm, nachdem er sich wieder gefangen hatte, nach kurzer Zeit gleich. Die langen Haare des blonden Mannes wehten in der leichten Brise der Nacht, während dieser wie gebannt auf das Haus des Professors starrte.

„Ist das nicht eine herrliche Nacht um zu Sterben Sherry?“ Gin schien den Moment bis auf die letzte Sekunde auszukosten. Er drehte sich zu seinem Partner und nickte ihm kurz zu.

„Lass uns gehen.“, womit sich die Männer in Schwarz in Bewegung setzen mit Kurs auf die Haustür.
 

Ai konnte ihre Angst kaum ihm Zaum halten. Sie bebte am ganzen Leib, als sie die zwei Gestalten erkannte, welche dort aus dem Wagen gestiegen sind und nun langsam auf sie zukamen.

Auch wenn sie sich unheimlich fürchtete, wusste sie jedoch, dass sie nun all ihren Mut zusammen nehmen musste, sonst wäre es um sie geschehen und um den Professor ebenfalls, welcher oben noch friedlich schlief.

Ein Glück für sie, dass sie das Licht im Haus nicht angemacht hat. So wussten, für den Moment, weder Gin noch Wodka, ob wirklich jemand zuhause war. Ai hatte nach der Begegnung mit Cognac keinen Zweifel daran gehabt, dass Gin hier früher oder später auftauchen würde. Shinichi ist es zwar immer wieder gelungen diese Befürchtungen zu vertreiben, doch nun stand der leibhaftige Tod vor der Tür und ihr Freund war nicht hier bei ihr.

Als die Männer in Schwarz sich immer weiter näherten, ging Haibara eilig in die Hocke und schlich mit gebückter Haltung, hinter dem Küchentresen entlang, zurück Richtung Treppe, um diese darauffolgend hinaufzusteigen. Sie musste den Professor wecken und dann einen Weg finden, gemeinsam die Villa irgendwie unbemerkt zu verlassen.

Während sie so leise wie es nur ging durch den Flur schlich, hörte sie ein leises Knacken, welches nur vom Schloss der Haustür stammen konnte. Gin und Wodka hatten sich Zutritt verschafft und würden jede Sekunde die Villa betreten.

Sie eilte auf Zehenspitzen zum Schlafzimmer von Agasa und huschte durch die Tür hindurch, welche sie behutsam sofort hinter sich wieder schloss. Ai ging zum Bett und rüttelte an dem schnarchenden Professor, welcher seltsam gluckste und sie schließlich schlaftrunken ansah. Haibara presste einen Finger gegen die Lippen und signalisierte ihm damit, bloß keinen Mucks von sich zu geben.

„Professor kommen sie schnell, wie müssen hier weg. Die Männer in Schwarz, sie sind hier.“
 

Schon fast ungeduldig machte sich Gin am Schloss der Tür zu schaffen. Er wirkte etwas aufgeregt. Das war ein ungewöhnliches Verhalten für die lange Erscheinung in Schwarz, welche schon viele Aufträge für die Organisation erfüllt hatte, wie auch sein Partner stumm feststellte.

Schließlich knackte er aber das Tor, welches ihm den Weg zu seiner Sherry freigab und betrat mit leisen Sohlen das Haus, gefolgt von Wodka. Die beiden Männer gingen in das Wohnzimmer, wobei es stockfinster und mucks Mäuschen still war. Wodka zog vorsichtshalber seine FN Browning HP, während Gin mit seinem Blick jeden Millimeter der Villa abtastete, auf der Suche nach einem Hinweis auf seine Sherry.

Er ging hinüber zur Couch, während sein Partner die Küche überprüfte. Gin griff nach dem Kittel, welchen Haibara dort liegengelassen hatte. Ein breites Grinsen zierte nun sein Gesicht, als er den weißen Stoff nahm und ihn an die Nase führte. Mit einem tiefen Atemzug inhalierte er den süßlichen Duft, welcher an diesem haftete. Dieser Geruch, dieses liebliche Aroma, erkannte er unter tausend anderen. Dieser Laborkittel gehörte niemand anderen als Sherry da war er sich absolut sicher und diese Erkenntnis triumphierte auch über die eigentliche Tatsache hinweg, dass der Kittel einige Nummern kleiner war, als er eigentlich sollte.

Als Wodka die Küche wieder verließ, hielt Gin den Kittel hoch und warf in anschließend zu ihm hinüber. Er fing ihn auf und erwiderte das Grinsen seines Kollegen.

„Er gehört ihr, Irrtum ausgeschlossen. Mein Näschen täuscht mich nie.“, fügte Gin hinzu, während er zur Treppe schritt, eine Hand stets in seinem Mantel verborgen, griffbereit an der Beretta. Er sah einmal hinauf zum Obergeschoss und einmal hinunter in den Keller, bevor er Wodka zu sich herüber winkte. Dieser gehorchte wortlos und schmiss den Kittel beiseite ohne ihn weiter genauer zu untersuchen.

„Ich gehe nach unten, du nimmst dir die oberen Zimmer vor. Wenn du sie findest bringst du sie zu mir verstanden?“, flüsterte Gin ihm zu.

Wodka gab zu verstehen und so schritt der Blonde die Stufen zum Labor hinunter, während der Korpulente nach oben ging.
 

Gin bewegte sich wie ein Gespenst die Wendeltreppe hinab. Er machte keinen einzigen Laut, als er sich der Tür zum Labor immer weiter näherte. Obwohl man die Hand vor Augen nicht sehen konnte, hatte er keine Probleme damit sich fortzubewegen, als wäre er dazu geschaffen in der Finsternis zu existieren.

Er erreichte die angelehnte Tür und drückte diese vorsichtig auf. Als er sich sicher war, dass niemand dort war, schaltete er das Licht an, wodurch Ais Arbeitsplatz nun vollständig erleuchtet wurde. Er sah sich zufriedenstellend um und erblickte dabei den leise summenden Computer, verschiedene Reagenzien mit Chemikalien gefüllt, eine Tafel voll mit chemischen Formeln und vieles mehr. Ein geschriebenes Wort fiel ihm dabei besonders ins Auge, Apoptoxin 4869.

Gins Augen spiegelten mehr und mehr seinen Blutdurst wieder. Kein Zweifel, dieses Labor gehörte Sherry und sie scheint ihre Forschungen, nach all der Zeit, nicht aufgegeben zu haben.

Er trat an den Schreibtisch heran und erblickte dabei ein kleines Notizbuch, welches die Handschrift von Shiho trug. Neugierig griff Gin nach diesem und begann damit es durchzublättern. Vielleicht hat Sherry etwas Brauchbares für ihn niedergeschrieben und wenn es so wäre, würde er es herausfinden.
 

Währenddessen schritt Wodka langsam durch den Flur im oberen Geschoss, wo kurz zuvor noch Ai gewesen war. Vorsichtig und mit seiner Waffe im Anschlag, durchkämmte er systematisch jedes Zimmer und ging dabei äußerst gründlich vor.

Schließlich betrat er auch das von Haibara. Er brauchte nicht lange um festzustellen, dass das Zimmer eindeutig nicht Sherry gehören konnte, sondern einem kleinen Mädchen. Diese Erkenntnis verwirrte Wodka sichtlich, vor allem als er das gerahmte Foto von Akemi neben dem Bett sah. Da sich aber niemand im Bett und generell im Zimmer aufzuhalten schien, außer einem kleinen Kätzchen, welches in seinem Körbchen lag und tief und fest schlief, verließ er das Zimmer wieder. Sherry musste aber, nach bisherigen Funden, definitiv hier zuhause sein und die Zahl ihrer möglichen Verstecke schrumpfte mit jeder Minute.

Wodka ging weiter und würde unweigerlich, zu guter Letzt, vor dem Zimmer von Professor Agasa landen.
 

Nachdem Ai ihn unsanft geweckt hatte und ihm die ernste Lage vor Augen führte, setzte sich der Professor seine Brille auf und verließ hastig das Bett. Auch er konnte nun etwas hören, eine Stimme, welche vermutlich aus dem Wohnzimmer kam.

„Wir müssen irgendwie Shinichi und das FBI informieren.“, flüsterte Ai ihm zu.

„Wieso sind die Männer in Schwarz überhaupt hier, ich dachte…“, versuchte Agasa anzusetzen, wurde aber von Haibara unterbrochen.

„Dafür ist jetzt keine Zeit.“, zischte sie panisch.

Der kalte Schauer, welcher ihr durch Mark und Bein ging, hörte nicht auf an ihren Kräften zu zehren. Sie fürchtete sich und ohne ihren Meisterdetektiv hatte sie das Gefühl, die Angst und die Panik könnten sie übermannen.

Nervös fing sie an in ihrer Hosentasche zu kramen und fischte anschließend ihr Smartphone hervor.

„Es ist unsere einzige Chance. Selbst wenn unsere Hilfe nicht rechtzeitig kommen sollte, so könnten wir wenigstens für etwas Ablenkung sorgen und den richtigen Moment zur Flucht nutzen.“, flüsterte sie und hob, zur Verdeutlichung, ihr Handy auf Augenhöhe.

Der Professor wollte antworten, doch beide fuhren erschrocken zusammen, als sie Schritte im Flur vernahmen, welche sich ihrem Zimmer näherten.

„Wir kriegen gleich Besuch. Du musst dich beeilen Ai, ruf unsere Hausnummer an. Mit etwas Glück sollten wir uns damit genug Zeit verschaffen, um in ein anderes Zimmer zu fliehen.“

Die Schritte kamen immer näher und näher, bis sie direkt vor der Tür aufhörten.

Haibara tippte mit bibbernden Fingern auf dem kleinen Nummernfeld vom Display hin und her, auf das sogleich ein Klingeln von unten zu hören war. Zu ihrem Erstaunen war es jedoch nicht das Klingeln des Telefons, sondern das der Haustür.

Ai und der Professor rührten sich nicht, sondern lauschten nur angespannt. Die Gestalt vor der Tür machte nach einigen Sekunden, welche sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlten, kehrt und ging schnellen Schrittes zurück zur Treppe und von dort aus wieder hinunter ins Wohnzimmer.

„Wer kann das nur sein?“, fragte der Professor, nachdem der erste Anflug von Erleichterung verflogen war. Haibara wusste jedoch keine Antwort darauf, war sie schließlich genauso verwundert. Sie ließ aber Agasa und sich selbst keine Zeit weiter darüber nachzudenken, sondern schnappte sich sein Hosenbein und schlich mit ihm zur Tür.

„Jetzt oder nie, eine zweite Chance werden wir nicht erhalten.“
 

Wodka erreichte zur selben Zeit wie Gin das Wohnzimmer.

„Wer zum Teufel ist da an der Tür?“, fluchte der langhaarige Blonde.

„Vielleicht ist sie es ja.“, erwiderte der Korpulente.

„Idiot, wieso sollte sie klingeln, wenn sie hier doch wohnt.“, fuhr ihn Gin, so leise er konnte, an.

Mit Handzeichen signalisierte er seinem Partner die Position zu wechseln und eine sichere Stellung mit Blick auf die Tür einzunehmen. Dieser befolgte wortlos die Anweisungen und stellte sich hinter den Küchentresen, wobei er seine Pistole mit beiden Händen und mit ausgestreckten Armen auf die Tür richtete.

Gin huschte derweil in gebückter Haltung zu einem Fenster im Wohnzimmer, um einen Blick auf den Bereich vor der Tür zu erhaschen. Zu seiner Verwunderung konnte er niemanden sehen und zu hören, war inzwischen auch nichts mehr. Auch nach geraumer Zeit des Wartens tat sich nichts.

„Hier stimmt etwas nicht.“, flüsterte er zu sich selbst. Gin wurde langsam misstrauisch. Niemand klingelt nur einmal und geht gleich darauf wieder ohne wenigstens einen Moment lang gewartet zu haben.

Er schaute zu Wodka hinüber, welcher aber auch nur mit den Schultern zuckte. Ein Poltern und ein darauffolgendes Krachen im Haus ließ Gin hektisch seinen Blick zur Treppe richten. Dieser Krach konnte nur von einer Person stammen.

„Sie ist noch hier und versucht nun zu fliehen.“, knurrte er.

Hastig, doch immer noch geduckt, hechtete Gin wieder zurück zur Treppe, wobei er Wodka verdeutlichte dort zu bleiben wo er war.

„Pass auf, dass hier niemand ungebeten ein -oder ausgeht kapiert? Ich werde mich Sherry persönlich annehmen.“ Mit schnellen Schritten eilte er hinauf, von wo der Lärm herkam.
 

Warum musste es auch nur so verdammt dunkel sein.

Ai hatte gehofft, die Zeit zu nutzen, um unbemerkt durch den Hinterausgang schleichen zu können, doch gerade dann, als der Moment am günstigsten war, stieß der Professor eine, randvoll mit Wasser gefüllte, Vase um, welche im Flur stand und nun klirrend am Boden zerschellt war. Dies wird Gin und Wodka keineswegs entgangen sein und somit war der Weg hinunter für sie ausgeschlossen.

Haibara sah sich panisch um, während Agasa noch immer in der Haltung verharrte, die er eingenommen hatte, als er noch versuchen wollte die Vase aufzufangen. Seine Augen waren eben nicht mehr die besten und die schlechten Lichtverhältnisse machten die Sache auch nicht besser. Langsam spürte er, wie unter seinen Füßen sich das Wasser auf dem Boden ausbreitete.

Nun blieb ihnen nur noch eine Richtung, wenn nicht nach unten.

„Professor, wir müssen aufs Dach, schnell beeilen sie sich.“, sprach Ai mit gedämpfter Stimme zu dem alten Erfinder, welcher langsam begann sich aus seiner Starre zu lösen.

Als sie erneut Bewegungen unten wahrnahmen, eilten beide so leise sie konnten die Treppe noch weiter hinauf, mit der Endstation Dach. Es gab keinen anderen Ort mehr, zu dem sie noch hin konnten. Sie wären dann zwar endlich draußen, doch wären sie immer noch gefangen. Eine andere Wahl schienen sie aber, nach Ais Sicht, nicht zu haben.
 

Während sie versuchten das Dach zu erreichen wählte Haibara nun schon zum dritten Mal Shinichis Nummer, aber er ging einfach nicht an sein Handy.

„Verdammt nochmal Kudo, wieso gehst du nicht ran?“, fluchte Ai verzweifelt, in der Befürchtung ihn nicht noch ein letztes Mal sehen zu können.

Wenn sie heute tatsächlich sterben müsste, wollte sie ihm wenigstens noch einmal sagen, wie sehr sie ihn doch liebte und ihr alles leid tat, was er wegen ihr und ihrem Gift durchmachen musste.

Kurz darauf erreichten sie das Dachgeschoss. Professor Agasa öffnete hastig das Schloss, welches an der Tür nach draußen hing und sogleich traten die beiden hinaus ins Freie, wo sie eine angenehme milde Brise empfing.
 

Gin stürmte derweil in den Flur und legte den Schalter der Deckenlampe um.

„Schluss mit dem Versteckspiel und der Heimlichtuerei Sherry.“, rief er, sodass es im ganzen Haus zu hören war.

„Ich weiß ganz genau das du hier bist. Also sei ein braves Mädchen um komm zu mir.“ Seine Stimme klang ganz fanatisch.

Als keine Antwort kam, blickte er zu Boden und sah die zertrümmerte Blumenvase, welche für den Lärm verantwortlich gewesen zu sein schien.

Gin grinste hämisch. „So furchtbar ungeschickt.“

Er betrachtete die Wasserlache, welche sich gebildet hatte, sowie die nassen Fußabdrücke, die von ihr ausgingen. Seine stark geweiteten Augen verfolgten die Spur bis zum Treppenansatz, welcher hinauf auf das Dach führte.

Fast schon zu leicht, wollte er sagen, als ihm etwas auffiel, dass ihn stutzen ließ. Diese Abdrücke stammten von großen breiten Füßen, niemals waren es die von Sherry.

Doch egal wem sie gehörten, er muss sich auf dem Dach befinden und dort, würde die Person jetzt in der Falle sitzen.
 

Auch Gin ging nun ebenfalls Stufe für Stufe nach oben. Als er die Tür erreichte und sie öffnen wollte, stoß er auf Widerstand. Die Tür schien von außen mit einer Kette gesichert zu sein.

„Ein verzweifelter letzter Versuch mich aufzuhalten.“, war Gins trockene Reaktion, bevor er mit seiner Beretta zwei gezielte Schüsse auf das Türschloss und die dahinter befindliche Kette abgab.

Mit einem kraftvollen Tritt sprengte er das Hindernis auf und betrat das Dach. Mit ausgestrecktem Arm zielte der langhaarige Blonde nun auf sein sichtbares Gegenüber.

„Wo ist Sherry und wer zum Teufel bist du?“, rief er dem Professor ungeduldig zu, sichtlich nicht begeistert ihn statt Shiho anzutreffen.

Professor Agasa stand am anderen Ende des Daches und hielt seine Hände hinter sich. Gin bemerkte dies und deutete mit seiner Waffe daraufhin.

„Was versteckst du da hinter deinem Rücken? Wenn ich du wäre, würde ich keine Dummheiten machen kapiert.“

Der alte Erfinder hielt sich weiterhin in Schweigen.

Langsam wurde Gin mehr als ungehalten über die derzeitige Lage und zielte direkt auf Agasas Kopf.

„Ich werde kein drittes Mal fragen, alter Mann. Wo…ist…Sherry?“

Plötzlich kam hinter dem Rücken des Professors Bewegung auf und obwohl Agasa dies verhindern wollte, trat nun ein kleines rotblondes Mädchen aus ihrer schützenden Position hervor und sah Gin mit einer Mischung aus Furcht, Wut und Entschlossenheit in die seelenlosen Augen.

Es blieb ihr nichts anders übrig, als sich ihm zu stellen. Weglaufen konnte und wollte sie nicht mehr, nie mehr. Sie wünschte sich nur Shinichi würde ihr in diesem Moment beiseite stehen. Ai tröstete aber immerhin der Gedanke, dass wenigstens er heute nicht sterben und für sie weiterkämpfen würde.

Zu ihrer großen Überraschung spiegelten sich in Gins Blick Verwirrung und Unsicherheit wieder.

„Was soll das?“, fauchte er gereizt.

„Ich will Sherry. WO IST SHERRY?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Blue_StormShad0w
2018-07-30T14:19:11+00:00 30.07.2018 16:19
Guten Tag.
Woah! Spannend und gefährlich, so würde ich das Kapitel bezeichnen!
Das Gin und sein Partner Wodka vor den Haus von Agasa aufkreuzen, hät ich jetzt hier nicht erwartet. Nun ja, wie sehr Gin die Befehle von Cognac befolgt, ist ja klar. Nämlich überhaupt nicht.
Ui, Gin kommt mir hier gerade wie ein ausgehungertes Raubtier vor, und seine Beute ist die arme Shiho hier. Allein seine Frage an Wodka, ob er für oder gegen ihn ist, und diese schaurige und abartige Art, wie er an Shihos Laborkittel roch - Uwa!!! Der Wahnsinn hat 'nen neuen Namen: Gin!
Hm, anscheinend hat Cognac ihn nicht erzählt was mit Shiho passiert ist, sonst würde Gin nicht so auf das Mädchen Ai reagieren.
So, dann auf bald mal wieder! (^^)/
Antwort von:  Cognac
30.07.2018 19:52
Hallo Aros
Mit Gin und Wodka hatte so schnell bisher noch NIEMAND gerechnet. :D
Du bist da also kein Einzelfall, aber gerade weil keiner dies erwartet hätte, ist der Surprise-Effekt dafür um so höher. Ich bin gefühlt der einzige, der so eine schnelle Reaktion von Gin, auf Sherrys Aufenthaltsort für logisch hält, naja. ^^
Gin hat definitiv etwas für Sherry übrig, dass hat er schon öfters gezeigt, auch wenn er sie erledigen will. Wieso er so auf Shiho getrimmt ist, wird später auch noch einmal angesprochen werden.
Da Cognac und Gin nicht gerade Bros sind, liegt die Vermutung, er hat ihm von Shihos derzeitigen Zustand nichts erzählt, gar nicht so fern.

Auf bald
Cognac


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