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Von Walen und Fluten

Nun war es also soweit: Das Battle City Turnier war offiziell ausgerufen worden. Ich hatte erstaunlich gut geschlafen (was wohl auch daran lag, dass mein Kissen aus Joey bestanden hatte). Das Frühstück gemeinsam mit Herrn Muto, Yugi und Joey hatte mir noch einmal den nötigen Auftrieb gegeben, um mich, einigermaßen furchtlos, dem heutigen Tag stellen zu wollen. Es würde kein Zuckerschlecken werden, das war mir klar, denn schließlich kamen aus aller Welt die besten Duellanten, aber, und das stand auch fest: Ich war ebenfalls nicht zu unterschätzen.
 

Joey hatte sich noch anmelden müssen (was sich als kleine Katastrophe herausstellte, denn genügend andere waren genauso spät dran wie er). Nachdem diese Hürde aber gemeistert war, schlenderten wir durch die Stadt, in Begleitung von Herrn Muto, Tea und Tristan. Bakura hatte sich entschuldigen lassen – das letzte Turnier habe ihm gereicht. Duke würde nachkommen. Mokuba musste Schiedsrichter spielen, und Kaiba war wie vom Erdboden verschluckt. Entgegen meiner Erwartungen hatte es keine lange Rede vom CEO gegeben, in der er sich selbst hervorheben konnte – eine kurze Einführung, ein neuerliches Erklären der Regeln und dann war die gesamte Stadt zum Kampfgebiet erklärt worden. Jeder konnte jeden herausfordern. Verlor man seine Lokalisierungskarten, schied man aus.
 

„Mich juckt es so in den Fingern“, tönte Joey und sah sich wie ein wildgewordener Stier nach seinem ersten potentiellen Opfer um.
 

„War er im Königreich der Duellanten genauso drauf?“, fragte ich in die Runde und schüttelte schmunzelnd den Kopf.
 

„Noch viel schlimmer. Beim letzten Battle City Turnier wollte er gleich Kaiba herausfordern.“ Tristan tat es mir gleich.
 

„Schnauze, Tris – ich hätte mit Kaiba den Boden gewischt.“
 

„Oder er mit dir“, mutmaßte Tea und setzte einen neckischen Gesichtsausdruck auf. „Wie war das im Finale nochmal?“
 

„Joey, warte!“, rief Tristan und lief seinem besten Freund hinterher, der nun seine Schritte beschleunigte. Entweder ihm war ein geeigneter Duellant ins Auge gesprungen, oder Tea hatte seinen Stolz verletzt. Ich wollte schon nachsetzen, als mich Herr Muto lachend mit seiner rechten Hand zurückhielt.
 

„Lass sie nur. Joey kann gut auf sich selbst aufpassen, und mit Tristan an seiner Seite passiert ihm schon nichts.“
 

Ich war nicht so ganz überzeugt. Das Turnier war ein gefährliches Pflaster. Die Raritätenjäger konnten überall lauern. Außerdem rechnete ich damit, alsbald herausgefordert zu werden. Yugis Präsenz schien dem Ganzen aber einen Riegel vorzuschieben. Man zeigte auf uns, tuschelte, hielt sich aber zurück.
 

„Wenn wir die Raritätenjäger möglichst bald aufspüren wollen, sollten wir uns trennen“, schlug Yugi vor.
 

„Hältst du das wirklich für eine so gute Idee? Gemeinsam pusten wir sie von der Bildfläche und gut ist.“
 

„Sie würden uns aber nie im Team herausfordern, zumindest jetzt nicht. Außerdem brauchen wir Lokalisierungskarten fürs Finale. Was hältst du davon, wenn Großvater und ich uns auf den Weg machen, und Tea mit dir geht?“
 

Ich sah bei dem Vorschlag zu unserer Freundin, die wenig begeistert wirkte. Das wäre die ideale Möglichkeit gewesen, mit Yugi ein wenig Zeit alleine zu verbringen. Ich glaubte noch immer, dass sie auf Yugi oder den Pharao stand.
 

„Ich glaube eher, ich nehme Herrn Muto mit. Dir hat er schon alles beigebracht, mir kann er noch etwas lernen.“
 

Tea streckte mir die Zunge heraus, was ich mit einem breiten Grinsen konterte. Die Tatsache, dass sie ein wenig errötete, verhärtete meine Vermutung.
 

„Das halte ich tatsächlich für eine gute Idee. Na los, Yugi, mach dich auf den Weg.“ Herr Muto lächelte breit und klopfte seinem Enkel auf die Schulter.
 

„Aber Großvater, was wenn dir etwas passiert?“
 

„Ich passe auf ihn auf, versprochen.“
 

„Na gut“, meinte Yugi halbherzig, bevor er sich mit Tea durch eine Menschenmasse drängte und aus unseren Augen verschwand.
 

„Du weißt es auch, hm?“, fragte mich der alte Mann, während wir durch die rappelvollen Straßen von Domino City schlenderten. Ein Duell hatte ich bisher nicht zu Gesicht bekommen.
 

„Ich vermute es schon länger, Herr Muto. Wie Tea Yugi manchmal ansieht. Das erinnert mich stark an Joey, wenn er glaubt, ich würde ihn nicht beachten.“
 

„Jaja, die Liebe…“, seufzte der Alte verträumt. „Was hältst du davon, wenn wir ins Aquarium gehen? Ich würde mir so gerne einmal wieder die Vorstellung mit dem Killerwal ansehen. Der alte Connor ist nämlich auch nicht mehr der Jüngste, genauso wie ich.“
 

„Na ich weiß nicht, Herr Muto. Ich sollte allmählich einmal zur Potte kommen.“
 

„Denk dran: Wo viele Menschen sind, könnten sich auch Raritätenjäger aufhalten. Die würden auf dich aufmerksam werden.“
 

„Wenn Sie meinen.“ Ich konnte dem alten Herrn irgendwie keinen Wunsch abschlagen. Er war so lieb und nett, genau wie mein eigener Großvater.
 

Im Aquarium selbst drängten sich die Menschen dicht aneinander. Die Zuschauerplätze waren prall gefüllt und alle riefen im Chor einen einzigen Namen: Connor. Ich war ehrlich gesagt noch nie zu Gast bei einer solchen Aufführung gewesen. In meiner Heimat war ein Haifischbecken schon eine Attraktion gewesen, aber verglichen mit dem Schauspiel, das sich hier bot...
 

Die Sonne glitzerte auf der Wasseroberfläche und ließ das malerische Blau noch kräftiger und einladender wirken. In der Mitte des Beckens befand sich eine kreisrunde Plattform, wohl für den Dompteur des Killerwals, aber von Beiden fehlte jede Spur. Ich wollte Herrn Muto schon fragen, ob er sich nicht vielleicht geirrt hatte, was die Vorstellung anging (und die anderen Zuschauer wohl auch), als sich etwas im Wasser regte. Die Oberfläche waberte, bevor sie auseinanderstob und Wassertropfen wild durcheinanderspritzten.
 

Ein Tosen brach im Stadion aus. Connor der Killerwal war aus seinem Versteck in der Tiefe gesprungen und spritzte die nächstgelegenen Zuschauer nass. Das Tier war imposant, was mich aber weit mehr faszinierte, war die Tatsache, dass jemand auf ihm zu reiten schien. Der Kerl war deutlich größer als ich, braun gebrannt und hatte wildes, dunkelblaues Haar, das er nur notdürftig mit einem blauen Stoffband, auf dem ein weißes Wellenmuster eingestickt war, in Form hielt. Ein ärmelloses Hemd verbarg mehr schlecht als recht die durchtrainierte Brust und gab den Blick frei auf einen Bizeps, der mich neidisch machte. Unter dem Hemd lugte eine schwarze Taucherhose hervor. Ein weißer Gürtel hielt alles in Form.
 

„Domino City – ich bin es, Mako Tsunami, der Meeresduellant. Connor und ich haben beschlossen uns erneut zusammenzutun. Wer von Euch ist Mann oder Frau genug, sich mit mir, dem Meister des Wassers, zu messen?“
 

Mein Blick wanderte zu Herrn Muto, der amüsiert grinste. Darum hatte er mit mir ins Aquarium gehen wollen.
 

„Sie haben das von langer Hand geplant, oder?“, fragte ich und wurde nur mit einem spöttischen Blitzen in seinen Augen belohnt.
 

„Ich bin gespannt, wie du dich gegen ihn schlägst.“ Damit schubste er mich ein wenig nach vorne, legte die Hände an den Mund, mit denen er einen Trichter formte, und rief so laut er konnte: „Hier! Er!“
 

Ich blinzelte perplex, denn tatsächlich drehten sich Leute zu uns um. Bei dem Lärm, den die jubelnde Menge verursachte, hätte das Geschrei von Yugis Großvater eigentlich untergehen müssen. Eigentlich.
 

Mako tauchte erneut mit Connor unter, nur um wieder an die Oberfläche zu springen. Immer mehr Menschen starrten mich an, was mir zusehends unangenehm wurde. Ich mochte Wasser außerdem nicht gerne, zumindest nicht, wenn es mir in die Schuhe lief, oder meine Kleidung nass wurde.

Als sich gefühlt das gesamte Stadion meiner Wenigkeit zugedreht hatte, sprang Mako von Connor ab und landete, elegant auf beiden Beinen, inmitten des Beckens, auf der Plattform.
 

„Es scheint, wir haben einen Herausforderer!“, schrie der Fischerverschnitt und die Menge tobte erneut.
 

„Na los, geh schon!“, forderte mich Herr Muto auf und stieß mich dabei sanft nach vorne.
 

Langsamen Schrittes ging ich auf das Becken zu. Der Milleniumsring an meiner Brust glühte kurz auf, und ich verschmolz mit Mahad. Nach meiner kleinen Episode mit meinem bösen Selbst, hatte sich auch unser Teamwork verändert. Wir waren jetzt wirklich eins. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber Mahad hatte die Kontrolle, genauso wie ich. Mein Selbstvertrauen wuchs, als der Geist die Führung übernahm. Beim Lift angekommen, der zum Becken führte, verspürte ich ein Kribbeln in den Fingern: Genauso bescheuert wie Joeys Aussage vorhin. Ich musste dennoch grinsen, als ich nach oben fuhr. Zeit der Welt zu zeigen, dass ich nicht nur wegen Kaiba ein so hohes Ansehen genoss.
 

Das musste Kaiba Corporation Technologie sein. Die Liftplattform löste sich nämlich aus den Schienen ihrer Verankerung und brachte mich trockenen Fußes zur Plattform, wo Mako Connor, der den Kopf aus dem Wasser streckte, eingehend streichelte.
 

„Sieh mal an – wen haben wir denn da? Wer bist du?“ Der Fischer sah nicht einmal auf, dafür aber sein tierischer Begleiter, der freudig einen Wasserstrahl in die Luft spritzte.
 

„Ich bin David Pirchner“, antwortete ich ruhig, was die Menge für einen Moment zum Verstummen brachte. Meine Stimme hallte über das gesamte Stadion wider, und ich kapierte jetzt auch warum: Überall waren Lautsprecher eingebaut, und hier im Becken musste es ein Mikrofon geben. Hatte Herr Muto auch davon gewusst? Gab es auf den Tribünen auch so eine Vorrichtung?
 

„Ah ja, ich habe schon viel von dir gehört. Kaibas Schützling. Du musst ja verdammt gut sein, wenn Seto Kaiba dich trainiert hat.“ Mako stand auf und schenkte mir ein selbstsicheres Grinsen, wobei er schneeweiße Zahnreihen entblößte.
 

„Nicht nur der“, entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Dann bin ich mal gespannt. Niemand kann dem Meer trotzen, merk dir das!“
 

„Dann werde ich wohl der Erste sein.“
 

Ich ballte meine rechte Hand zur Faust, was die Duel Disk an meinem Arm ausfahren ließ. Mako tat es mir gleich, hatte aber nur ein Standardmodell abgegriffen. Die großen Bildschirme in der Ost- und Westhälfte des Stadions flackerten auf, bis sie mich und Mako zeigten. Sofort brach wieder Jubel auf den Tribünen aus. Ich konnte Makos Namen hören, aber auch meinen eigenen.
 

„Duell!“, riefen wir und unsere Duel Disks zeigten 4.000 Lebenspunkte.
 

„Ich fange an und rufe gleich einmal die Amphibische Bestie aufs Feld.“
 

Mako legte eine Karte auf seine Duel Disk und wie aus dem Nichts erschien ein Wesen, das gut und gerne aus dem Film „Das Monster aus der Lagune“, adaptiert für das 21te Jahrhundert, stammen hätte können. Grünlich, mit Schwimmhäuten an den Füßen und Händen, starrte mich der humanoide Fischverschnitt an. 2.400 Angriffspunkte – das Ding war verdammt stark.
 

Ich begutachtete mein Blatt. Ich hatte nichts auf der Hand, was stark genug gewesen wäre, um es mit dem Vieh aufzunehmen. Die Zeremonie des Schwarzen Lichts war jetzt nicht gerade das, was ich gebrauchen konnte. Also entschied ich mich für eine Verteidigungsstrategie.
 

„Ich spiele Garoozis im Verteidigungsmodus.“
 

Vor mir erschien mein Echsenkämpfer mit der zweischneidigen Streitaxt und dem Horn auf der Stirn. Fauchend sank mein Monster auf die Knie.
 

„Außerdem spiele ich noch eine Karte verdeckt, und beende meinen Zug.“
 

Der Kettenbumerang würde mir ein wenig Luft verschaffen, wenn Mako denn angriff.
 

„Und um noch eins draufzusetzen, spiele ich die Zauberkarte Umi.“
 

Schlagartig stieg der Wasserpegel im Becken an. Das kühle Nass umschwappte meine Knöchel und ich rechnete schon damit, leise fluchen zu müssen, doch meine Sachen blieben trocken. Hologramme eben.
 

„Was ist los? Bist du wasserscheu?“, grinste Mako und ich sah, wie sein schleimiges Ding in den Fluten verschwand.
 

„Ich mag es nicht, wenn meine Kleidung nass wird“, murmelte ich und sah mich nach Makos Monster um. Wo war das Ding? Was mich aber noch mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass Garoozis, im Gegensatz zu mir, nicht bis zu den Knöcheln, sondern bis zum Hals im Wasser stand. Das Monster schnappte nach Luft und strampelte panisch mit den Armen.
 

„Die Rüstung wird deinem kleinen Freund wohl zum Verhängnis“, spottete mein Gegner und ich begriff, was er damit meinte. Garoozis ertrank einfach. Damit konnte ich meinen Plan mit dem Kettenbumerang knicken.
 

„Und jetzt wird dich meine Amphibische Bestie angreifen! Los, reduziere seine Lebenspunkte!“
 

Plötzlich sprang das Ding vor mir aus dem Wasser, verpasste mir einen Hieb mit seiner Klaue, und verschwand wieder. Ich stöhnte leise: Das hatte gesessen. Warum spürte ich etwas vom Duell? Was hatte Kaiba sich denn da wieder einfallen lassen?

Meine Lebenspunkteanzeige fiel auf 1.400. Moment, sein Monster hatte doch nur 2.400 Angriffspunkte gehabt, oder?
 

„Deinem angestrengten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, weißt du nichts ob der besonderen Fähigkeit von Umi: Sämtliche Monster vom Typ Wasser erhalten 200 Angriffs- und Verteidigungspunkte, solange sie auf dem Feld ist.“
 

Na bravo. Da verstand aber einer sein Handwerk. Mit 2.600 Angriffspunkte war das Ding stärker als mein Schwarzer Magier, und für die Exodia fehlten mir noch Teile. Ich musste auf Zeit spielen.

„Komm schon, Herz der Karten“, dachte ich mir und zog die nächste Karte. YES!
 

„Ich spiele…“, sagte ich und schob die Karte in den Schlitz meiner Duel Disk.
 

„Die Lichtschwerter!“
 

Vor mir baute sich eine Barriere aus leuchtenden Schwertern auf.
 

„Damit bin ich für die nächsten drei Runden sicher.“
 

„Die Verzögerungstaktik also. Du musst schon sehr verzweifelt sein“, grinste Mako und zog seine nächste Karte. „Dann rufe ich einen alten Freund herbei, den mächtigen Kairyu-Shin!“
 

Ein weiteres Monster, dieses Mal eine augenlose Riesenschlange, die mit ihrem riesigen Gebiss drohend vor meinen Lichtschwertern herumschnappte, bevor sie sich ebenfalls ins Wasser gleiten ließ. Mit dem Bonus von Umi hatte ich es mit einem zusätzlichen starken Monster zu tun.
 

„Nässt du dich schon ein?“
 

Ich hasste diese Wortspiele jetzt schon. Meine nächste Karte war mein Rotauge. Würde er auch in den Fluten versinken? Konnte ich es riskieren, ihn zu spielen? Da war wieder einmal Mahads Fachwissen und sein kühler Kopf, der meine Zweifel beiseiteräumte.
 

„Ich rufe den Schwarzen Rotaugendrachen aufs Feld!“
 

Aus einem Kaleidoskop an Farben schälte sich mein Drache. Brüllend spreizte er die Flügel und der damit verbundene Windstoß ließ zwei riesige Flutwellen entstehen, die das überschüssige Wasser von der Plattform verdrängte. Mit einem lauten Schnauben setzte er die krallenbewehrten Füße auf festen Untergrund und starrte drohend auf Mako hinab. Die Mengte tobte indes mehr denn zuvor.
 

„Nett. Eine so seltene Karte.“
 

„Eine meiner Seltensten.“
 

„Dann wirst du gleich etwas sehr Kostbares verlieren!“
 

Mako zog seine nächste Karte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen musste er etwas verdammt Gutes gezogen haben.
 

„Als nächstes rufe ich meine mächtigste Karte aufs Feld – Festungswal erscheine!“
 

Der Himmel verdunkelte sich, als über uns ein riesiger Wal erschien. Dagegen wirkte Connor wie ein kleines Baby. Auf seinem Rücken waren mehrere Geschütztürme montiert und aus seiner Nase wuchs ein riesiges Horn. Laut grollend schwebte das Monster in der Luft, bevor es ins Wasser hinabtauchte. Mit dem Umi-Bonus war das Ding auch stärker als mein Rotauge. Na fein.
 

„Zwei Runden noch“, setzte mich Mako unter Druck.
 

„Das reicht völlig aus“, murmelte ich gedankenverloren und zog meine nächste Karte. Salamandra – die hätte ich für Garoozis gebraucht.
 

„Ich passe.“
 

Mako schnappte sich seine nächste Karte und trippelte ungeduldig auf den Oberarmen herum. „Nächste Runde wird dich die Flut verschlingen“, versuchte er mich einzuschüchtern. „Ich beende meinen Zug.“
 

Als ich meine nächste Karte zog, verblassten die Lichtschwerter langsam. Drei Runden waren vorüber. Ich hatte auf den Beauftragten der Dämonen gehofft, aber etwas Anderes erhalten. „Meteordrache.“ Kaiba hatte mir eine interessante Verwendungsmöglichkeit für das mittelmäßige Monster gezeigt. Ich hätte nervös sein müssen, aufgebracht, weil mein ursprünglicher Plan nicht funktioniert hatte, nämlich den Schwarzen Totenkopfdrachen zu rufen, aber stattdessen blieb ich total ruhig. Ich blendete die Fans im Stadion aus, auch alle anderen Gedanken und konzentrierte mich voll und ganz auf das Duell.
 

„So wie ich den Typen einschätze, hat er sein gesamtes Deck rund um diese Umi-Karte aufgebaut. Wenn wir die vernichten, dann nehmen wir ihm jegliche Perspektive“, sagte ich zu Mahad in meinen Gedanken.
 

„Das denke ich auch. Ich weiß auch schon, wie wir das anstellen.“
 

„Als Erstes rufe ich den Meteordrachen aufs Feld, und zwar im Angriffsmodus!“
 

Neben meinem Rotauge erschien ein Steinbrocken, ein Meteorit um genau zu sein, aus dem sich Klauen, Schädel und Flügel zwängten.
 

„Jetzt fusioniere ich meine beiden Monster um den Schwarzen Meteordrachen zu rufen!“
 

Die Fusionskarte tat ihre gewünschte Wirkung. In einem wabernden Kreis verschmolzen meine beiden Monster. Zischend verfärbte sich der Körper meines Rotauges von Schwarz zu Lila. Hals- und Brustpanzerplatten wurden mit Meteoritengestein überzogen. Aus dem Nacken brachen Stacheln hervor, und pulsierende, rote Muster schillerten im Licht der Sonne. Lava tropfte aus dem Maul des neuen Drachen, genauso wie über seine Armklauen. Das Wasser rund um uns herum begann zu kochen.
 

„Was ist das?“, fragte Mako entsetzt und machte einen Schritt nach hinten.
 

„Der Sieg“, beantwortete ich seine Frage.
 

Der Fischer brauchte einen Moment, um sich zu fangen. „Du kannst trotzdem nicht angreifen. Umi beschützt meine Monster. Außerdem ist dein Drache vom Typ Feuer, er verliert 200 Angriffs- und Verteidigungspunkte.“
 

Tatsächlich wurde mein Schwarzer Meteordrache schwächer. Mit 3.300 Angriffspunkten war er zwar noch immer sämtlichen Monstern von Mako gewachsen, aber ich konnte nicht angreifen, da hatte er Recht. Dafür hatte ich mir aber auch schon etwas überlegt.
 

„Ich verstärke meinen Drachen mit der Zauberkarte Salamandra.“
 

Mein Drache reckte den Kopf zur Seite, als die Muster auf seinem gesamten Körper entflammten. Nach kurzer Zeit war mein Monster zu einem einzigen Feuerball mutiert. Dampfend löste sich das Wasser rund um uns herum auf. Heißer Wind schlug mir ins Gesicht und wirbelte die Bänder meines Pullis auf. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, während ich zusah, wie der holografische Teil des Beckens austrocknete.
 

„Aber…“, stotterte Mako.
 

„Salamandras Hitze vertreibt nicht nur das Wasser und zerstört damit auch Umi, es erhöht die Angriffspunkte meines Drachens um 700. Da deine Zauberkarte keine Wirkung mehr hat, erhält er seine ursprünglichen 200 Punkte ebenfalls zurück.“
 

Ein 4.200er Drache starrte auf Makos Monsterbrigade hinab, die in der Luft zappelten, mal abgesehen vom Festungswal, der noch immer erhaben vor sich hin schwebte.
 

„Wie hast du…?“, stammelte Mako und sah dabei zu, wie seine Umi-Karte in tausend Teile zersplitterte.
 

„Angst vor einem Sonnenbrand?“, grinste ich süffisant.
 

„Das ist unmöglich. Du hast in nur drei Runden ein Supermonster aus dem Hut gezaubert.“
 

„Wie du siehst, ist es möglich. Und nun, Schwarzer Meteordrache…“
 

„Das ist nicht nötig“, fiel mir Mako ins Wort und legte seine linke Hand auf das Kartenfach an der Duel Disk. Das Zeichen dafür, dass er aufgab. „Ich habe nichts in meinem Deck, das diesem Ungetüm gewachsen wäre.“
 

Ich hatte gewonnen, und das, ohne auch nur Makos Lebenspunkte anzukratzen. Im Stadion war es totenstill geworden. Die Hologramme verschwanden und für einen kurzen Moment wollte ich mir in den Arm kneifen, um mich zu vergewissern, dass ich nicht träumte. Als ein Chor aus Stimmen meinen Namen rief, und Mako lachend auf mich zukam, kapierte ich, dass ich tatsächlich gewonnen hatte.
 

„Meinen Respekt. Du hast mich in meinem eigenen Terrain vorgeführt. Ich habe viel von dir gelesen, David, aber geglaubt, Kaiba hätte deine Fähigkeiten ein wenig auffrisiert. Ein Fehler, der mich das Duell gekostet hat. Ich habe dich unterschätzt.“
 

Grinsend streckte er mir die Hand entgegen, die eine durchsichtige Karte, sowie seinen Festungswal umschlossen hielt.
 

„Das kann ich nicht annehmen“, schüttelte ich den Kopf, die Arme noch immer vor der Brust verschränkt.
 

„So sind aber die Regeln. Hier, nimm sie. Meinen Ersten hat Joey an sich gerissen, da kommt es darauf auch nicht mehr an. Du hast mich schwer beeindruckt.“
 

„Du hast dich mit Joey Wheeler duelliert?“
 

„Klar, sogar hier, an dieser Stelle. Connor war etwas jünger, stimmts?“
 

Zur Bestätigung blies der Killerwal eine Fontäne in die Luft.
 

„Dann, danke Mako“, murmelte ich und nahm meinen Preis entgegen.
 

„Wer so furchtlos den Fluten trotzt, der hat es sich verdient, dass sie ihn tragen. Pass gut auf meinen Festungswal auf, ja?“
 

Mako zog mich grob in eine Umarmung, die für meinen Geschmack einen Ticken zu lang dauerte, bevor er sich wieder von mir löste. Er roch nach Salz, Schweiß und Meer. Außerdem war jetzt meine Kleidung feucht.
 

„Nur an deiner Einstellung müssen wir noch arbeiten“, grinste er, als er mein finsteres Gesicht bemerkte.
 

„Ich werde mir Mühe geben.“ Auf meine Lippen stahl sich ein schiefes Lächeln. Der Typ war weit weniger Aufschneider, als ich zuerst angenommen hatte. Das war einfach seine Art. Rau wie die See, oder so ähnlich.
 

Ich verabschiedete mich von Mako und begab mich, beschallt von einem Chor, der meinen Sieg besang, zu Herrn Muto. Der alte Mann lächelte stolz.
 

„Das ist auf ihren Mist gewachsen.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
 

„Ist es“, nickte er bekräftigend. „Du hast dich mehr als gut geschlagen. Ich weiß jetzt, was Yugi und Joey meinten. Letzterer hat sich an Mako fast die Zähne ausgebissen.“
 

„Ich habe meine noch alle, danke der Nachfrage.“
 

Herr Muto lachte schallend, und auch wenn ich es ihm ein wenig Übel nahm, dass er mich unter einem Vorwand ins Stadion geschliffen hatte (wahrscheinlich wusste er sogar von meiner Apathie gegen Wasser), so konnte ich ihm nicht lange böse sein. Mein erstes Duell war mehr als nur gut verlaufen. Von den Raritätenjägern fehlte jede Spur. War das gut oder schlecht?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Satra0107
2020-07-14T11:20:41+00:00 14.07.2020 13:20
Ein spannendes Duell. Acuh wenn es dann ganz plötzlich entschieden war.
Mir gefallen deine Beschreibungen der monster immer sehr.

Das neue Bild für deine FF ist ja mal mega, gerade das erste Mal gesehen.

Ich freue mich sehr auf die nächsten Duelle.

LG Satra
Antwort von:  SuperCraig
14.07.2020 14:13
Hey!

Ja, ich wollte dann gleich mal losstarten, weil es sich sonst unnötig gezogen hätte. Zäh wie Kaugummi. :D

Das mit dem Bild - also meine zweite gute Fee hat sich da selbst übertroffen. Ich war schwer geflasht. Wie sie es angestellt hat, keine Ahnung, aber es sieht hervorragend aus.

Danke für deinen Kommi! :)
Antwort von:  Satra0107
14.07.2020 14:21
Sag deiner guten Fee, das Bild hat mich von den Socken gehauen. :)
Ein tolle Künstlerin, ich nehme auch so ein gleies Bild einmal bitte. ;)


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