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Weihnachtsgeschenke

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Bald stand Weihnachten, und auch der Ball vor der Tür. Letzterer interessierte mich nicht sonderlich. Nähen war nicht meine Stärke, und an Geduld mangelte es mir ebenso. Wahrscheinlich würde ich gar nicht hingehen. Kaiba hatte nichts durchblicken lassen, ob er den Ball sponserte, oder nicht. Es war aber ein offenes Geheimnis. Wer sonst würde einen Mottoball zu Duel Monsters veranstalten?
 

Joey hatte sich tatsächlich beruhigt. Er war wieder total entspannt und locker. Meist hing er mit Tristan ab, und wenn wir uns trafen, dann nur bei mir. Ich kam in den Genuss eines sehr selbstständigen, aufgeschlossenen Joeys. Er kochte meist, da er sich dagegen wehrte, Fertigessen bei mir zu konsumieren. Sein Englisch wurde auch besser. Die nächsten Aufgaben, die wir bekamen, fielen durchwegs positiv aus. Joey verblüffte Frau Fujisa außerdem, da er mittlerweile bei der Grammatik einigermaßen durchblickte. Tristan und Tea meinten, dass dies eindeutig mein Verdienst sei.
 

Es war jedenfalls an der Zeit, Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Das Meiste hatte ich schon beisammen. Für Tea gab es ein Paar rosa Armreifen, in die ihr Name eingekerbt worden war. Tristan bekam ein kleines Modellmotorrad von mir. Yugi erhielt ein Buch über Griechenlands Sagen und Mythen. Bakura würde über die Ferien zu seinem Vater nach England reisen, deswegen konnte ich mir sein Geschenk für später aufsparen. Duke hatte ein Treffen mit einem wichtigen Investor für Dungeon Dice Monsters, also fiel der auch weg. Blieben noch Mokuba, Kaiba und Joey. Letzterem wollte ich auch eine Kleinigkeit schenken, etwas, dass er unter den Tannenbaum legen konnte.
 

Ich tippte ins Handy eine Nummer, die ich zuvor aus dem Netz gesucht hatte. Yugi zu fragen, wäre natürlich auch eine Option gewesen, doch ich hatte eigentlich vor, dass er nichts davon mitbekam. Es läutete eine Weile, bis sich ein älterer Herr am Telefon meldete. Seine Stimme klang freundlich. Wir vereinbarten einen Termin am Nachmittag, und ich ließ mir die genaue Adresse, samt Wegbeschreibung, geben. Um Punkt fünf Uhr stand ich vor der Tür. Man erwartete mich bereits.
 

Der alte Mann war klein, wirkte dafür aber umso erhabener. Er hatte einen imposanten Bart, und eine Frisur, welche unter seiner Kappe hindurchlugte, die verdächtig nach Yugi aussah. „Ah, ja. Du musst David sein. Yugi hat mir schon viel von dir erzählt. Ich bin Solomon Muto, Yugis Großvater“, lächelte mir der Alte entgegen und verbeugte sich leicht. Ich tat es ihm gleich, und wir betraten gemeinsam den Spieleladen.
 

Drinnen wurde mir ein gut sortiertes Angebot an Spielwaren angeboten. Brettspiele, einige Puppen, Plüschtiere, und ein ganzes Regal voll mit Duel Monsters Karten. Genau dieses fixierte ich auch. Zielstrebig ging ich darauf zu und begutachtete die einzelnen Karten. Ich war nicht an den Booster Packs interessiert. Diese Weihnachtsgeschenke sollten etwas Besonderes sein. „Brauchst du Hilfe?“, fragte mich Herr Muto und beobachtete lächelnd, wie ich die einzelnen Karten durchging. „Danke, aber ich möchte Ihre Zeit nicht mehr als notwendig in Anspruch nehmen, Herr Muto. Ich komme schon zurecht“, antwortete ich. Nickend ließ mich der alte Herr alleine und verschwand ins Hinterzimmer. Ich schmunzelte ein wenig: Er war genauso vertrauensselig wie Yugi. Es wäre ein Leichtes gewesen, einfach mit den Karten abzuhauen.

Schließlich war ich fündig. geworden Vorsichtig strich ich über die Folie der Karte. Ein Blauer Flammenschwertkämpfer zierte das Blatt. Ja, das war genau die richtige Karte für Joey. Seine Lieblingskarte, eine die er selbst besaß, und eine von mir. Für Kaiba hatte ich auch etwas gefunden: „Vampirlord“ lautete der Titel des Monsters. Es sah Kaiba ziemlich ähnlich, fand ich zumindest.
 

„Ich habe mir fast gedacht, dass du dich für den Blauen Flammenschwertkämpfer entscheiden wirst“, gluckste Herr Muto, der wie aus dem Nichts neben mir aufgetaucht war. Ich schrägte den Kopf und bedachte ihn mit einem fragenden Blick. „Joey und du seid gute Freunde, genauso wie ihr alle eigentlich. Es ist nur logisch, dass du seine Präferenzen und Vorlieben kennst. Der Vampirlord entzieht sich aber meiner Kenntnis“, erklärte Solomon und deutete dabei auf die zweite Karte. „Ähm, das soll auch ein Geschenk sein für, für Seto Kaiba“, stammelte ich. Warum war es mir eigentlich peinlich Kaiba etwas zu schenken?
 

„Ah ja, da wird er sich sicher bestimmt freuen. Auch wenn Seto Kaiba seine Gefühle nicht zeigt, so hat er doch einen weichen Kern.“ Herr Muto nahm beide Karten aus dem Regal und führte mich zu der Glasvitrine, auf der eine altmodische Kassa stand. Wir verhandelten noch über den Preis. Yugis Großvater wollte mir großzügig nachlassen, was ich aber entschieden ablehnte. Diesen kleinen Laden neben Kaibas Imperium am Laufen zu halten war sicher schwierig genug, ohne, dass er dauernd von den Freunden seines Enkels belästigt wurde.
 

„Herr Muto? Darf ich Sie etwas fragen?“ Yugis Großvater nickte lächelnd, während er mir die Karten einpackte. Vorsichtig versah er sie mit einem bunten Geschenkspapier. Darüber war ich ehrlich gesagt froh: Einpacken war nicht meine Stärke. „Yugi hat mir erzählt, Sie hätten ihm sein Milleniumspuzzle geschenkt, stimmt das?“ Der Alte brummte zustimmend. „Wissen Sie dann auch über die anderen Milleniumsgegenstände Bescheid?“, fuhr ich fort. „Ein wenig, warum fragst du denn?“ Ich zögerte; meine Neugierde war zwar groß, aber ich wollte meinen „Schatz“ eigentlich nicht an die große Glocke hängen. Schlussendlich griff ich unter meine Jacke und zog den Milleniumsring hervor. Das bewog Herrn Muto dazu, mit seiner akribischen Arbeit aufzuhören, und mich mit großen Augen anzusehen.
 

„Der Milleniumsring gehört doch zu Bakura. Wie bist du in seinen Besitz gelangt?“, wollte er wissen, und ging um die Vitrine herum. Er besah sich das Schmuckstück genau, fast schon ein wenig ängstlich. „Herr Muto, das werden Sie mir sowieso nicht glauben, und mich als verrückt abstempeln“, wiegelte ich ab, erfolglos. „Das verspricht eine spannende Geschichte zu werden“, lächelte er. „Hast du Zeit für einen Tee?“ Ich sah auf mein Handy. Es war halb sechs, und ich hatte heute frei. Bisher schien er mich nicht für komplett gestört zu halten. „Wenn es Ihnen wirklich keine Umstände macht?“ Lachend winkte er ab und bedeutete mir, ihm zu folgen. Er führte mich in ein gemütliches Wohnzimmer, das zugleich auch Küche zu sein schien. Ich zog meine Jacke ab und hängte sie über einen Ohrenstuhl, in den ich mich auch setzte. Nach kurzer Zeit kam Herr Muto summend mit zwei Tassen grünen Tees herein und setzte sich mir gegenüber hin. Er nickte mir lächelnd zu, und so begann ich, die Geschichte zu erzählen.
 

„Das war die ganze Geschichte“, beendete ich meine Erzählung und nippte an meiner Tasse. Herr Muto hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört, und auch weder gelacht, noch den Kopf geschüttelt. Seine einzige Reaktion war ein kurzes Nicken ab und an. „Dann hat der Milleniumsring also sein böses Innenleben verloren“, schloss Yugis Großvater aus meinen Erzählungen. „Es scheint so“, sagte ich, und begutachtete das Schmuckstück. Er wirkte für mich weder fremd, noch gefährlich, eher wie ein Teil von mir, den ich endlich wiedergefunden hatte.
 

Ich konnte Herrn Mutos Hand auf meiner Schulter fühlen. Er drückte sie sanft und lächelte: „Es freut mich, dass Bakura frei von diesem bösen Geist ist. Dir scheint er nicht beizukommen, oder er ist wirklich verschwunden“. Die freundliche Art von Yugis Großvater hatte etwas Ansteckendes. Einer plötzlichen Eingebung folgend, stellte ich ihm noch eine Frage: „Herr Muto? Sie wissen von mir und Joey, oder?“ Solomon Muto nickte lächelnd: „Ja, ich weiß von dir und Joey. Yugi hat euch nicht verraten. Das war Joey selbst.“ Mein fragender Blick wurde mit einem Schmunzeln beantwortet. „Weißt du, David, ich mag vielleicht alt sein, aber ich habe Augen im Kopf. Joey hat bei mir das Duellieren gelernt, und er gehört fast schon zur Familie. Wenn er und Yugi sich über dich unterhalten, dann strahlen seine Augen, er leuchtet förmlich.“ Meine Mundwinkel zuckten bei seinen Worten. „Sie haben eine sehr gute Beobachtungsgabe.“ Der alte Herr winkte nur ab und nippte an seiner Tasse.
 

„Sag mal David, darf ich dir eine Frage stellen?“ Ich nickte. Das Gespräch war bisher sehr angenehm gewesen, und ich bezweifelte, dass Herr Muto mich zu einer Antwort drängen würde, sollte mir die Frage nicht behagen. „Yugi hat mir erzählt, dass du die Exodia in dein Deck aufgenommen hast. Hast du das getan, weil dir das Monster selbst gefällt, oder wegen deiner Vergangenheit?“ Ich strich mir über das Kinn, bevor ich antwortete: „Es hat sich richtig angefühlt. Wie der Ring, oder mein Schwarzer Magier, mein Rotauge…“ Mehr musste ich nicht sagen, denn Herr Muto stand plötzlich auf, und ging wieder in den Laden hinaus. Hatte es geklingelt? Ich hatte nichts gehört.
 

Nach kurzer Zeit kam er mit einer Karte in Folie zurück. Er legte sie auf den Tisch zwischen uns und trank seinen Tee aus. Neugierig begutachtete ich die Karte: „Vertrag mit Exodia“ konnte ich lesen. „Was ist das?“, wollte ich wissen, und drehte die Karte vorsichtig hin und her. „Ein Geschenk. Es ist bald Weihnachten, und schließlich bist du ein enger Freund meines Enkels.“ Ich blinzelte, und wollte protestieren, aber eigentlich freute ich mich ungemein. „Herr Muto, das kann ich nicht annehmen.“ Yugis Großvater lächelte nur und räumte unsere Teetassen ab. „Herausfinden, wie du sie benutzen musst, obliegt dir aber alleine. Bedenke immer, dass nicht alles verloren sein muss, selbst, wenn Exodia am Friedhof sein sollte.“ Mit diesen kryptischen Worten scheuchte er mich aus dem Kame Game Shop, wobei ich eingeladen war, ihn wieder zu besuchen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Satra0107
2019-02-05T11:18:35+00:00 05.02.2019 12:18
Ich finde es echt gut, wie du es geschafft hast, das David die Karten so viel bedeuten, auch wenn man sie eigentlich aus den Decks der anderen Charaktere kennt. Und die Verbindung mit dem Millenniumsring ist echt klasse. Ich mochte Mahad schon immer sehr gerne.


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