Zum Zuschauen verdammt von ougonbeatrice ================================================================================ Kapitel 31 - Letzte Sommertage ------------------------------ Hatte sie sich noch in den anderen Fächern mehr Praxis gewünscht, so kam die in Zaubertränke für viele zu plötzlich. Snape hatte nicht lange gewartet und sie beinahe sofort beauftragt ihren ersten Trank zu brauen; ein einfaches Elixier gegen Furunkel. Ihr Lehrer hatte es einen Test genannt und es dementsprechend nicht für nötig gehalten ihnen irgendetwas zu erklären. Stattdessen war er durch die Reihen geschritten, hatte beinahe für jeden Kessel nur ein irritierendes Naserümpfen übrig und ansonsten mit Hilfestellungen gegeizt. Evelyns Erfahrungen im Zaubertrankbrauen waren sehr gering, doch ihre eigenen Studien vor dem Schuljahr hatten ihr wenigstens gelehrt, wie mit Zutaten umzugehen war und wie man sie entsprechend vorbereitete. Da konnte selbst der von Snape als einfach betitelte Trank zur Unmöglichkeit werden, wenn man die Zutaten in Stücke, statt in Hälften schnitt, oder die Zutaten in der falschen Reihenfolge hinzugab; so banal es klang. Diese Erklärung hatte schließlich Evelyn übernommen, als Millicent bereits zu anfangs beinahe alles mit zermahlenen Nesseln ruiniert hätte. Zu zweit arbeiteten sie an ihrer Aufgabe, wobei Evelyn den Großteil der Arbeit übernahm. Sogar Pansy hatte, zu Daphnes Ärger, irgendwann Evelyn um Rat gefragt, als deren Trank transparent geworden war. Evelyn konnte zwar nur raten, wie man den Effekt rückgängig machen konnte, doch sie hatte nicht denselben Fehler gemacht wie noch am Vortag und geholfen, so viel sie konnte, was ihr ein neutrales Danke einbrachte. So karg Snapes Erklärungen auch waren, sie musste zugestehen, dass der Trank tatsächlich einfach war. Es gab keine zusätzlichen Runenkreise, die es zu zeichnen galt, keine zeitlichen Einschränkungen oder magischen Steine, die als Sud-Verstärker eingesetzt wurden. Ihre eigenen Tränke die sie benutzte, um sich in kindlicher Gestallt in Hogwarts bewegen zu können, waren weitaus anspruchsvoller und feiner in der Zubereitung gewesen. Alles, worauf sie hier achten mussten, war die richtige Menge und Reihenfolge. Dennoch war Evelyn erstaunt, ja fast schockiert zu sehen, wie schwer es manchen fiel einem gewöhnlichen Rezept zu folgen. Die erste Stunde war noch nicht vorbei, als ein hohles Zischen den Raum erfüllte und Nevilles Kessel, den er sich mit Harry teilte, mit einer gallertartigen Masse überlief. Für einen kurzen Moment blieb alles still, unfähig vor Schreck zu reagieren; bis auf ihren Lehrer. Snape handelte schnell und hielt die Masse mit einer Handbewegung davon ab sich ihren Weg weiter über den Boden zu suchen, und das war auch gut so. Was auch immer Neville zusammen gerührt hatte, es brannte sich in die Möbel, ja sogar den Stein, sodass einige aus ihrer Starre gerissen wurden und mit ihren Taschen unter den Armen zurück wichen. Lavender, die mit Parvati dem Paar am nächsten war, stieg sogar auf ihren Stuhl, um dem missglückten Trank zu entkommen, der unter ihr schwelte. Zwar hatte Snape verhindert, dass er sich weiter ausbreitete, dennoch umfing sie alle jedoch bald ein unangenehmer Geruch nach Terpentin und Verbranntem. Nervös beobachtete Evelyn, wie die Masse innerhalb ihrer Barriere bereits die Feuergrube unter sich begruben hatte und die Flammen zum Ersticken gebracht hatte. Wenigstens war es nicht entzündlich. Wobei, sie blickte zu Snape, der sich gerade in Fahrt redete, es wäre interessant zu sehen wie viel sein Schild aushält. Evelyn hatte erwartet, dass Snape den Trank so schnell wie möglich komplett beseitigen würde, doch der hielt es wohl für wichtiger seine Frustration zuerst an Neville und schließlich an Harry auszulassen. Für sie sah es aus, als wollte Neville am liebsten in die ätzende Masse springen, als weiter vor Snape zu stehen. "Verfluchter Idiot", hörte sie Millicent sagen, was ungewöhnlich harsche Worte für sie waren. Sie hatte leise nachgeplappert, was Snape gerade einem blassen Neville entgegen geworfen hatte. "Sagt die, die vor zehn Minuten unseren Trank eingedickt hat", erwiderte Evelyn schmunzelnd. "Unser Professor hätte sich auch die Zeit nehmen können etwas zu erklären. Dann würde Lavender nicht auf ihren Tisch klettern mit ihrer Tasche in der Hand." Sie deutete mit ihrem Schneidemesser auf die Gryffindor, die unruhig hin und her tippelte, ehe Evelyn sich den Wurzeln irgendeiner Knolle widmete, die als nächstes in den Trank gehörten. Das letzte, was sie nun gebrauchen konnten, war ein weiterer Trank, der Überhitzte oder anders fehlschlug. Pansy hatte ihre Konversation gehört und lehnte sich nun zu ihnen nach vorne. "Sag das dem Professor doch ins Gesicht, Harris!" Ihre Stimme klang herausfordernd. "Er wird sicher begeistert sein Unterrichtstipps von einer Erstklässlerin zu bekommen." Die unterschiedlichsten Ausgangsmöglichkeiten eines solchen Gespräches schossen Evelyn durch den Kopf, mit einem einzigen für sie schrecklichen Ergebnis. Sie sah sich schon an Nevilles Stelle stehen. Kein Slytherin-Wappen der Welt würde sie vor den Konsequenzen retten können. Trotzdem amüsierte sie die Vorstellung, die wohl nur Fantasy bleiben würde. Benimm dich, er ist jetzt dein Lehrer und am längeren Hebel. "Verlockend, Pansy, aber ich denke ich verzichte." Verzichtet hätten sie alle auch auf den Rest des Unterrichts, der geprägt war von einem noch dünnhäutigerem Snape und stoischen Umrühren inmitten eines Rauch verhangenen Kerkerraumes. Trotz des "Unfalls" hatte er die Klasse nicht entlassen, sondern unbeeindruckt weitergemacht, nachdem er endlich den Boden von der Katastrophe befreit hatte und erneut Punkte abgezogen hat, wobei er unmissverständlich klar gestellt hatte, keine derartigen Zwischenfälle mehr zu wünschen. Und es sollten keine mehr passieren. Millicent füllte stolz den fertigen Trank ab, während Evelyn die Arbeitsfläche säuberte. Auch Pansy und Daphne hatten es geschafft ein gutes Ergebnis zu erzielen, was jedoch ebenfalls wie ihr eigener Trank nicht von Snape honoriert worden war. Alles, was er an Lob gesagt hatte, hatte Draco gegolten. Selbst wenn du die Antworten gegeben hättest, er hätte dich nicht gelobt. Ihre Weigerung am Anfang der Stunde hatte einen bitteren Geschmack hinterlassen, der noch immer nicht ganz verschwunden war. Sie wollte sich einreden, dass sie nichts hätte aufhalten können die Antworten zu geben, was natürlich nicht stimmte. Ziel der Fragen war immer vor allem gewesen Potter bloß zustellen, und dann auch sie. Antworten wollte er keine hören, im Gegenteil. Sie wollte sich nicht vorstellen was passiert wäre, wenn sie ihm erzählt hätte was sie wusste. Vermutlich hätte er die nächsten Wochen immer wieder aus dem Kontext gerissene Fragen gestellt, die Evelyn dieses Mal jedoch nicht beantworten konnte. Dass sie diese drei Antworten kannte, war Zufall gewesen, ja schon fast geschummelt, also war es besser so sich dumm wie alle anderen zu stellen, des inneren Friedens willen. Und doch wünschte ein Teil von ihr den Mund aufgemacht zu haben und einfach alles gesagt hätte. "Beeilt Euch, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", hallte Snapes Stimme durch den Tränkeraum und forderte sie auf, ihre Sachen schneller einzupacken. Die meisten waren mit den Resten ihrer Zutaten überfordert und trugen sie unschlüssig wohin sie sie bringen sollten von einem Tisch zum anderen. Fast jeder Tisch hatte viel zu viel Abfall produziert, der sich nun überall stapelte. "Werft es da hinein", sagte Evelyn zu Pansy, die einen Korb verschnittener Adern hob. Sie deutete auf eine Klappe unter dem Tisch, die sich nach innen öffnete. Ein Mülleimer, wenn man so wollte, den Evelyn zufällig entdeckt hatte, weil sie gewusst hatte, nach was sie suchen musste. Pansy nickte stumm und schob alles andere auch hinein. Evelyn half ihr, damit sie alle endlich verschwinden konnten, und Pansy ließ sie machen. Der Raum leerte sich, man spürte, dass sie Mehrheit es kaum abwarten konnten den Keller zu verlassen. Die Gryffindors waren schon verschwunden, was Evelyn nur recht war, das verhinderte weitere Zankereien, für die sie heute keine Geduld mehr hatte. Sie selbst mussten nun zu einem völligen Kontrastprogramm aufbrechen und hinaus zu den Gewächshäusern gehen, wo die letzte Stunde des Tages und auch der Woche auf sie wartete. Glücklicherweise war der Freitag ein kurzer Tag, sodass sie schon bald ins Wochenende entlassen werden würden. Eine ruhige Zeit, die Evelyn nun brauchte. Ihren gereinigten Kessel an der Tasche schlenderte sie mit der Gruppe hinauf und zu ihrer zweiten Kräuterkunde-Stunde, von der sie sich erhoffte endlich mehr in die Materie einzusteigen. Professor Sprout hatte sie bereits erwartet, als sie ankamen. Scheinbar hatte Snape tatsächlich ein wenig überzogen, oder aber sie waren zu langsam im Aufräumen gewesen. Sie hatten einen Nebel und nach scharfen Dämpfen riechenden Kerkerraum eingetauscht in ein helles, schwüles Gewächshaus, was aber beides immer noch besser war, als Quirrells Alternative. Die Stunde verging und wie zu erwarten war, wurde erneut kein Zauberstab benutzt. Ein wenig ungeduldig wurde sie schon wenn sie daran dachte, dass sie nun die Woche beendet hatte, ohne auch nur einmal gezaubert zu haben; wenn man von dem Accio absah. Doch das würde sich sicherlich bald ändern. "Endlich frei, was für eine langweilige Woche!", meinte Zabini, als sie sich zurück durch den Garten begaben. "Hausaufgaben für die nächsten zwei Tage, aber wirklich gelernt haben wir nichts." "War ja auch zu erwarten. Vater hält nicht viel von Dumbledores Unterrichtsstil und ich finde, er hat recht", pflichtete ihm Draco bei. Pansy beeilte sich zu ihm aufzuschließen. "Kannst du uns etwas beibringen, Draco?", fragte sie in ungewöhnlich hoher Stimme. Er antwortete, ohne stehen zu bleiben. "Natürlich könnte ich das, aber ihr würdet es wohl noch nicht verstehen." Evelyn verdrehte die Augen, unterließ es jedoch etwas dazu zu sagen. "Du kennst sicherlich schon viele Zaubersprüche, oder Draco?" "Den ein oder anderen. Vater hat mir ein paar gezeigt." "Was zum Beispiel?", beteiligte sich nun doch Evelyn. "Das Übliche eben." Das Übliche, welch elegante Art einer Antwort auszuweichen. Evelyn war sich sicher, dass auch er einiges kannte, nur eben nicht so viel, wie er behauptete. Zabini klopfte ihm laut lachend auf den Rücken und bestätigte ihre Vermutung. "Quatsch nicht, du kennst auch nicht mehr als wir." Bevor Draco etwas erwidern konnte, schalt sich Millicent ein. "Evelyn kann zumindest einen Accio." "Millicent!", mahnte sie Evelyn, doch der Schaden war angerichtet. "Stimmt, der war sauber, hat dich ganz schön blöd aussehen lassen, nicht wahr Vince?" "Nächstes Mal klappt's, warte nur ab", murmelte Crabbe zur Antwort, doch Zabini fuhr unbeeindruckt fort. "Ich kann auch ein paar, nichts Schwieriges." "Ich glaube wir würden tatsächlich weiter kommen, wenn wir uns gegenseitig unterrichten würden. Evelyn kann einen Accio, ich bin ganz gut im Rictumsempra, Daphne, was ist mit dir?" "Densaugeo", sagte sie knapp, was ihr zweifelnde Seitenblicke einbrachte. "Was ist das?", fragte Millicent. "Der lässt Zähne wachsen", erklärte Blaise, ehe er sich wieder an Daphne wendete. "Warum kannst du den?" Sein Blick ging nach unten zu Daphnes Mund und Evelyn hatte den Eindruck, als wollte er ihre Lippen nach oben ziehen und hineinsehen. Auch Daphne fiel sein Verhalten auf, sodass sie sich beeilte zu antworten. "Astoria kann ganz schön nerven. Mein Onkel hat mir den gezeigt, damit ich sie ruhig stellen kann." Evelyn war sogar beeindruckt, als einer nach dem anderen verkündete, welchen Zauberspruch sie besonders gut beherrschten, auch wenn Draco angeblich nicht einen bestimmten Spruch nennen konnte. Schließlich hatte er sich auf einen Silencio beschränkt. Die Diskussionen einer eigenen kleinen Lerngruppe bespaßte sie alle und aus der anfänglichen Schnapsidee wurde tatsächlich ein Plan, doch Evelyn hatte nicht vor das Ende der Unterhaltung zu hören. Als die anderen das Schloss betreten wollte überkam sie das ungute Gefühl noch nicht in den Gemeinschaftsraum zurückkehren zu wollen. Die Erinnerungen an heute Morgen waren noch zu frisch, stattdessen wollte sie lieber draußen bleiben, an der frischen Luft mit nichts als dem Himmel über ihr. "Ich, ehm, ich werde noch ein bisschen hier bleiben. Die Sonne genießen, solange sie noch da ist", sagte sie, sodass sich alle umdrehten. "Setzt du dich wieder ab?", fragte Daphne abfällig, doch Evelyn schüttelte den Kopf. "Nein, ich komme nach. Nur jetzt noch nicht." Sie drehte sich zu Millicent. "Will mich jemand begleiten?" Sie musste die Antwort der grinsenden Millicent nicht hören, um sie zu wissen. Die anderen Mädchen beobachten sie abschätzend. "Ihr zwei könnt auch mitkommen, wenn ihr wollt", sagte sie an die beiden gerichtet. Ein Versuch ihnen die Hand zu reichen. Doch Draco sprach dazwischen. "Macht was ihr wollt, mir ist es zu heiß, ich geh in den Gemeinschaftsraum." Er sollte das letzte Wort haben. Pansy folgte ihm und mit ihr auch Daphne, allerdings glaubte Evelyn Worte des Abschieds zu hören, womit sie sich fürs erste zufrieden gab. Millicent wandte sich um und wollte bereits wieder hinaus in die Gärten treten, als Evelyn sie aufhielt. "Eigentlich, könnten wir runter zum See?" "Klar, den hättest du aber auch bei uns im Kerker sehen können." Evelyn schmunzelte nach Millicents Bemerkung. "Der Sinn ist, in der Sonne zu sitzen, weißt du?" Auch an diesem Nachmittag war einiges los, viele Schüler hatten denselben Gedanken gehabt und sich bereits ein Fleckchen am Ufer unterhalb des Schlosses gesucht. Ein schmaler Kiesweg führte über weite Serpentinen den Felsen hinunter ans Wasser, wo es den Schülern erlaubt war sich aufzuhalten. Ein schlichtes Holzgeländer schützte sie, damit sie nicht abstürzten. Hogwarts, immer um die Sicherheit der Schüler besorgt. Die Taschen mit den klimpernden Kesseln warfen sie, als sie unten angekommen waren, ins hohe Gras und setzten sich auf ihre Umhänge, die sie als Decke benutzen. Der Wind, der über den See strich, brachte den modrigen Geruch nach Algen und Fischen mit, doch trotzdem war er angenehm. Millicent schmiss sich kurze Zeit später mit dem ganzen Körper ins Gras, wo sie beinahe verschwand. Nur ihre Silhouette war zu sehen. "Schade, dass die andern nicht mit wollten. Ist wirklich schön hier", hörte Evelyn sie murmeln. Sie reckte das Kinn Richtung Sonne und genoss mit geschlossenen Augen die warmen Strahlen auf ihrer Haut, sodass sich langsam die Kälte, die sich seit ihrem Traum in ihre Glieder geschlichen hatte, aus ihrem Körper schmolz. "Vielleicht ein anderes Mal, wir werden noch ein paar Sommertage haben, ehe es Herbst wird." Sie öffnete die Augen und betrachtete das Wellenspiel des Sees auf dem sich das Licht spiegelte, ehe sie ihren Kopf nach oben drehte und erneut Hogwarts in all seiner Pracht begutachtete. Eine Woche von noch vielen lag hinter ihr. Sie hätte besser laufen können, aber andererseits hätte es auch schlechter sein können. Plötzlich kam ihr ein Gedanke und sofort suchte sie auf allen Vieren zu ihrer Tasche krabbelnd ein leeres Pergament. Ihre Strümpfe rutschten dabei weit nach unten, sodass ihre Knie ganz schmutzig wurden. Immerhin passten sie jetzt zu den dreckigen Fingernägeln, die sie sich während Kräuterkunde zugezogen hatte. Der Rock rutschte ebenfalls gefährlich hoch, aber das machte ihr weniger etwas aus. Hier gab es niemanden, der viel hätte sehen können. Mit dem Kräuterkunde Almanach auf den Knien als Unterlage, begann sie zögerlich einen Brief. Es wurde Zeit Ollivander von allem zu berichten. Hoffentlich wartete der nicht schon seit Tagen auf ein Lebenszeichen von ihr. Ein Blick zu Millicent, die noch immer im Gras versunken war und zu dösen schien, beruhigte sie, sodass sie frei schreiben konnte. Hallo Mr Ollivander Verzeihen Sie die späte Eule, aber ehrlich gesagt sind die ersten Tage regelrecht auf mich eingeprasselt, sodass ich erst jetzt eine ruhige Minute erlebe. Ich sitze am Ufer des Sees zu Füßen von Hogwarts, können Sie das glauben? Bis vor Kurzem hätte ich nur davon träumen können und ich kann es nicht oft genug sagen, dass ich ohne Ihre Hilfe niemals hier wäre, wofür Sie meinen ewigen Dank haben. Die Reise war problemlos und, wie Sie gesagt haben, irgendwann nur noch ermüdend. Sind Sie sicher, dass es nur zehn Stunden Fahrtzeit war? Mir kam es länger vor, aber vielleicht war es auch die Vorfreude. Wie es ist hier anzukommen, muss ich Ihnen nichts sagen, daher erspare ich es Ihnen erneute das Wunder mit Namen Hogwarts zu beschreiben. Möglicherweise ist es Ihnen ja egal, aber ich möchte Ihnen dennoch erzählen, welches Haus der Hut für mich gewählt hat. Ich schäme mich Ihnen beichten zu müssen, dass e- Evelyn stoppte und hielt ihre Feder unbewegt über dem nächsten Buchstaben. Sie las ihren letzten Satz noch einmal durch, ehe sie ihn großzügig durchstrich, dass man nichts mehr entziffern konnte, und noch einmal begann. Ich freue mich Ihnen sagen zu dürfen, dass er Slytherin für mich ausgesucht hat. Die Dynamik innerhalb dieses Hauses ist wirklich erstaunlich und ich glaube mit etwas Glück hier wahre Freunde finden zu können. Ist es nicht das, was Slytherin ausmacht? Der Unterricht ist bisher wenig anspruchsvoll, sodass ich Ihren Zauberstab bisher nicht verwendet habe, aber auch das wird sich ändern. Ich werde mein Bestes geben dem Zauberstab gerecht zu werden, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Ansonsten kam es zu keinerlei Komplikationen und es scheint alles zu funktionieren, wie wir uns das vorgestellt hatten. Erneut setzte sie ab und sie überflog nochmal ihren Text, der mittlerweile das ganze Pergament füllte. Ein wenig schief sind ihre Zeilen geworden, aber alles lesbar. Sie war zufrieden. "An wen schreibst du?" Millicent stand neben ihr, mit Gras in ihren Haaren. "Ollivander, ich habe mich noch nicht gemeldet, seit wir hier sind." "Ach ja stimmt, du lebst bei ihm, nicht wahr?" Evelyn nickte und sah zu, wie sich Millicent auf ihrem Umhang niederließ und sich die Wiese aus den Strähnen fischte. "Ein Fawley-Spross bei einem Ollivander, das ist wirklich mal was Neues." Ihre beiläufig ausgesprochene Bemerkung ließ Evelyn stutzen. "Was meinst du damit?" "Normalerweise haben die Fawley ein ziemlich enges Verhältnis zu den Macmillans und den Dowsons, wobei man von den Dowsons schon lange nichts mehr gehört hat. Der einzige Sohn soll sich abgesetzt haben, glaub ich. Und die drei Töchter haben außerhalb geheiratet." "Außerhalb?" "Ja, irgendwelche Muggelgeborenen, wobei die eine bei den Blishwicks untergekommen ist ... Könnte auch ein Montague-Cousin gewesen sein." Millicent verlor sich in ihren Gedanken, ehe sie mit den Schultern zuckte, so als ob der magische Klatsch und Tratsch nichts Besonderes wäre. Evelyn saß mit aufgerissenen Augen da und war erstaunt darüber was Millicent ihr gerade in Sekunden so nonchalant an den Kopf geworfen hatte. Viel wichtiger war Evelyn jedoch die Tatsache, dass Millicent "Muggelgeborene" gesagt hatte, ein Fakt, der sie innerlich mehr erleichterte, als sie sich eingestehen wollte. "Was hat das mit den Ollivander zu tun", lenkte Evelyn das Gespräch in die Ursprüngliche Richtung, wobei sie sich mit einem Lächeln auf ihren Händen abstütze, den fast fertigen Brief auf den Knien liegend. "Oh, das. Ja, um die Olivanders wurde es eigentlich auch ruhig, nachdem der Sohn ausgewandert ist, nach der Sache mit seiner Mutter." Das Lachen verschwand aus Evelyns Gesicht. "Welche Sache?" Millicent senkte den Blick und fuhr sich peinlich berührt durch die Haare. "Ollivander hat wohl nichts gesagt ... ich rede zu viel. Das steht mir nicht zu zu erzählen." Dabei wollte es Evelyn jedoch nicht belassen. Sie legte das Buch samt Pergament beiseite und zwang Millicent ihr in die Augen zu schauen. "Lass mich hier jetzt nicht so hängen, welche Sache, Millicent?" Millicent rang mit sich, öffnete ihre Lippen nur um sie wieder zu schließen. Die Worte die aus ihr kamen waren mehr als unverständlich, sodass Evelyn erneut jedoch energischer fragte. "Bitte!" "Ich weiß auch nur Gerüchte, die Mum mir erzählt hat, aber ... Madam Ollivander ist wohl spurlos verschwunden. Eines Tages war sie einfach weg, niemand wusste, was passiert war, so sagte zumindest Mum. Man glaubt, dass es mit ihrer Tochter zu tun hatte." Wieder schluckte Evelyn schwer. Je mehr Millicent erzählte, desto schlechter wurde ihr. "Tochter?", fragte sie mit hoher Stimme, ehe sie ihr komplett versagte. "Sie, also die Tochter, sie starb sehr früh. Was genau passiert ist weiß ich nicht. Gaila hieß sie, glaube ich." Galle kam ihr hoch, als Millicent diese Worte ausgesprochen hatte, die Evelyn wie durch einen Tunnel hörte. Die Wellen des Sees hatten mit einem Mal ihren Glanz verloren. "Ich würde gern reingehen", murmelte sie und Millicent nickte, als sie mit gerunzelter Stirn ihre Sachen einsammelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)