Bittersweet von blue_luna ================================================================================ Prolog: Beast inside -------------------- Ungeduldig fixiere ich die große Uhr über den Fernseher. Schon über 2 Stunden zu spät. Genervt von allem und jedem steigt eine unbändige Wut in mir auf. Das ist schon das zweite Mal in dieser Woche, dass ich so versetzt werde. Gerade noch auf der Couch sitzend, springe ich jetzt auf und laufe wie ein aggressives Raubtier durch das Wohnzimmer. Und natürlich wird er nichts sagen außer „Die Konferenz hat länger gedauert.“ Pah! Das ich nicht lache! Ich stampfe mit dem Fuß auf den Boden und werfe die Arme in die Luft. „Das kannst du dir sonst wohin schieben!“ Ich greife nach einem der Sofakissen und schleudere es gegen die Eingangstür. Nur wenige Sekunden später öffnet sich genau diese und blaue Augen fixieren mich. Ohne zu überlegen greife ich nach einem weiteren Kissen und schleudere es in dieselbe Richtig. Als wäre es eine Feder, fängst du es auf und stellst deinen Aktenkoffer ab. Langsam ziehst du deinen Mantel aus und wechselst von Straßenschuhen in Hausschuhe. In mir kocht weiterhin ein Vulkan, den ich nur schwer unterdrücken kann. „Du bist also sauer?“ Deine linke Augenbraue ist unter den Haaren verschwunden als du mit einem desinteressierten Blick auf mich zu trittst. Kommentarlos legst du die beiden Kissen an ihre Plätze zurück und betrachtest mich weiterhin abwartend. „Die Konferenz hat länger gedauert.“ Innerlich und äußerlich explodiere ich. Mit einem Satz springe ich vor und greife nach deinem Hemd. Ich ziehe dich auf meine Höhe hinunter und beginne dir alles Mögliche an den Kopf zu werfen. „Deine scheiß Konferenzen sind mir verdammt nochmal egal! Du hast versprochen heute pünktlich zu sein! Du wolltest dir dieses Jahr weniger Arbeit in der Firma aufbürden und was ist? Ich sehe dich noch weniger als das vorherige Jahr! Hast du eigentlich eine Ahnung wie erniedrigend das ist, hier immer wie bestellt und nicht abgeholt auf dich warten zu müssen?“ Ich lasse den Kragen wieder los und stampfe wütend durch das Zimmer. „Und dann kommst du mir wieder mit dem gleichen Satz? Diese verfluchten Konferenzen… Hast du nicht doch irgendwo vielleicht eine Affäre? Die Presse hat schon recht: Eisberg ohne Gefühle! Wahrscheinlich hast du mich schon längst überdrüssig und vergnügst dich deshalb mit irgendwelchen anderen Typen oder Tussen!“ Wieder greife ich die Kissen und feuere sie nun quer durch den Raum in verschiedene Richtungen. „Du mieser Kerl hast doch keine Ahnung, wie ich mich in den letzte Wochen gefühlt habe! Und ich bin nicht der einzige der leidet! Moki sitzt auch ständig in seinem Zimmer und wartet auf die Aufmerksamkeit seines großen Bruders! Ist dir das inzwischen auch egal? Sind wir dir egal? Dann schmeiß uns doch einfach raus! Obwohl… eigentlich wohne ich hier ja nicht mal offiziell. Nach drei Jahren habe ich immer noch keinen Schlüssel zu dieser verfluchten Villa. Hast du Angst, dass ich dir die Bude irgendwann mal leerräume? Oder hier eine wilde Party schmeiße? Was ist eigentlich dein Problem?“ Völlig in Rage brülle ich immer weiter. Schreie mir alles aus der Seele, was sich die letzten zwei Stunden angestaut hat und trete zu guter Letzt mit einem ordentlichen Schwung gegen die Couch. Mein Atem geht stoßweise und ich könnte erneut losbrüllen als ich immer noch in dieses ausdruckslose, desinteressierte Gesicht blicke. „Ferig?“ Ist das einzige was deinen Mund verlässt und da reißt irgendetwas in mir in kleine Stücke. „Vergiss es. Ich bin weg. Das war´s!“ Ohne noch eine Sekunde zu warten stürme ich in das Schlafzimmer die Treppe rauf und packe die paar Sachen, die hier von mir verteilt zu finden sind. Fast erwarte ich, dass du mir hinterher gehst und doch geschieht nichts. Vor Wut laufen mir ein paar Tränen die Wangen hinab, welche ich sofort rigoros wegwische. Als ich endlich alles gepackt habe, stürme ich die Treppen runter und bemerke aus dem Augenwinkel wie Mokuba inzwischen in der Küchentür gelehnt steht. Der „Kleine“ ist inzwischen 15 Jahre alt und genau so groß wie ich. Leider habe ich jetzt keine Nerven, mich von ihm zu Verabschieden. Ich werfe mein Handy, welches ich von dir habe auf die Couch und sehe dir herausfordernd in die Augen. Keine Reaktion. Der Stich in meiner Brust, raubt mir kurz den Atem. „Du bist wirklich ein unausstehlicher Mistkerl. Hast du eigentlich je was für mich empfunden?“ Meine Augen suchen nach einem kleinen Zeichen in dem kühlen Gesicht und als ich nichts finden kann, wende ich mich ruckartig ab und verlasse die Villa schnellen Schrittes. Nur nebenbei höre ich noch wie nun im inneren Mokuba lauthals mit seinem Bruder zu diskutieren beginnt und ein Funke der Liebe für diesen Jungen erleichtert mir kurz das Herz. In den letzten drei Jahren, ist er irgendwie auch zu meinem kleinen Bruder und eng Vertrauten geworden. Umso reifer er wurde, desto mehr hat er die schwierige Beziehung zwischen mir und dem älteren Kaiba immer besser verstanden und uns oft geholfen. Ihn jetzt nicht mehr regelmäßig zu sehen wird mir sicherlich schwer fallen und doch ist die Enttäuschung und der Hass bei dem Gedanken an den älteren der Brüder gerade stärker und so bin ich schnell am Ende des Gartens und schmeiße das Eingangstor wütend hinter mir ins Schloss. Auf nimmer wiedersehen! Denke ich noch als ich auch schon die Straße herablaufe. Ich weiß, wie ich zu Fuß zu meiner Wohnung komme und meine Schritte werden immer größer und aggressiver. Warum habe ich eigentlich so lange gewartet? Ich hätte diesen Mistkerl schon viel früher hinter mir lassen sollen! Nur weil er mir einmal das Leben gerettet hat, bin ich ihm doch nicht schuldig eben dieses an seiner Seite zu verbringen! Die Erinnerungen an die schweren Verletzungen nach einer Prügelei und der Behandlung von Kaibas eigenem Ärzteteam kehren in meinen Geist zurück. Ich war in der Schule einfach kollabiert, nachdem ich mich den Abend davor heftig geprügelt hatte. Anscheinend hatte ich unbemerkt, innere Blutungen und wäre wohl hops gegangen, ohne die schnelle OP, welche ich mir im Übrigen selbst nie hätte leisten können. Irgendwie waren wir uns danach auf seltsame Weise näher gekommen. Unsere Wortduelle ließen immer weiter nach und als wir dann den Schulabschluss in der Tasche hatten, blieben wir trotzdem über dieses private Handy in Kontakt und trafen uns sogar hin und wieder. Eines Abends in der Villa floss dann etwas zu viel Wein und ich wachte am nächsten Morgen in den Armen des Firmenleiters auf. Ohne genau zu wissen wie und warum, wiederholte sich diese Art der Zusammenkunft dann immer häufiger und ich Idiot verliebte mich auch noch Hals über Kopf in diesen gefühlskalten Menschen. Dumm! Ich bin so dumm. Inzwischen stehe ich an meiner Wohnungstür und schließe diese mit zitternden Händen auf. Das war es dann mit dieser „Beziehung“. Ich bin fertig mit dieser Folter. Soll er sich doch einen anderen Dummen oder von mir aus auch eine Dumme suchen und die verarschen. Meine Beine tragen mich wie von selbst zum Kühlschrank und ich finde was ich suche. Die Flasche Whiskey, welche ich zum Geburtstag bekommen habe. Irgendwie muss ich den Schmerz in meiner Brust doch betäuben. Die Suche nach einem Glas erspare ich mir und setze die Flasche direkt an den Mund. Der erste Schluck brennt wie Feuer doch schon der zweite zeigt endlich die Wirkung die ich mir erhoffe. Da ich seit Stunden nichts gegessen habe, rebelliert jetzt auch mein Magen und ein leichter Schwindel benebelt meinen Kopf. So ist es gut. Weg mit all den scheiß Gedanken. Ich setze die Flasche erneut an und nicht mal eine halbe Stunde später ist sie fast geleert und ich so betrunken, dass ich mich in meinen Alltagsklamotten einfach auf das Bett fallen lasse und in einen tiefen Schlaf sinke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)