Don't Do It Alone von Votani (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: unexpected meeting. [Gray, Yukino] --------------------------------------------- Gray stieß die Tür zum Inn auf und riss sich die Kapuze seines Regenmantels vom Kopf. Obwohl es früher Nachmittag war, war es so dunkel im Innenraum, dass Öllampen entzündet worden waren. Sie tauchten die Räumlichkeiten mit ihren altmodischen Möbeln und alten Gemälden in ein warmes Licht, das einladender war, als die graue Wolkenfront, der Regen und die eisige Herbstkälte dort draußen. Das aufgeheizte Innere jagte Gray einen angenehmen Schauer über den Rücken. Sein Blick wanderte über die wenigen Gäste, die verstreut an den schattenbesetzten Tischen saßen, und blieb an einer jungen Frau mit weißem Haar hängen. Sie winkte in seine Richtung und Gray schaute instinktiv über seine Schulter, doch hinter ihm befand sich nur die geschlossene Tür, durch die er eingetreten war. Sie konnte also nur ihn meinen. Gray schaute ein zweites Mal zu ihr hinüber und erst dann konnte er den Haarschopf und das freundliche Lächeln zuordnen. Trotzdem zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Was wollte sie denn ausgerechnet von ihm? Doch ihre Augen blieben auf ihn fixiert, bis er sich schleppend in Bewegung setzte. Die weißhaarige Magierin aus der Sabertooth-Gilde saß alleine an einem der Tische. „Gray-sama”, begrüßte sie ihn und stand auf. Ihre Begrüßung erinnerte ihn an Juvia, die er ohne Benachrichtigung in der Gilde zurückgelassen hatte. Im Gegensatz zu Juvia lag jedoch eine Schüchternheit in ihrem Blick. Gray blinzelte irritiert, doch sie ignorierte es. „Ich hätte nicht erwartet, ausgerechnet hier auf ein bekanntes Gesicht zu stoßen“, sagte sie und bot ihm den Stuhl ihr gegenüber an. „Ich auch nicht“, murmelte Grau. Die Welt war eben doch kleiner, als man immer annahm – und Gray wusste nicht genau, was er von seinem Glück halten sollte. Er nahm seinen durchgeweichten Rucksack ab und ließ ihn zu Boden gleiten. Dabei sah er sich um, doch er konnte niemand anderen aus der Sabertooth-Gilde entdecken. „Wo sind die anderen?“, fragte er. „Reist du allein?“ Sie nahm Platz und Gray tat es ihr gleich. Ihre Finger spielten mit der Tasse, die noch dampfte, was ihm verriet, dass sie diese erst vor kurzer Zeit bestellt hatte. Sie erinnerte ihn unweigerlich an Lisanna, was auf mehr als nur auf ihre Haarfarbe zurückzuführen war. Wahrscheinlich lag es auch an der Sanftheit, die sie ausstrahlte. Mirajane hatte sie schnell ins Herz geschlossen, schoss es Gray durch den Kopf. Die Erinnerung war von einer weiteren begleitet, von der ihres Namens: Yukino. „Nun… ja, ich habe einen Auftrag allein angenommen. Es war…“ Yukino schüttelte den Kopf und ihr Lächeln enthielt eine gewisse Traurigkeit, die in Grays Kopf die Alarmglocken klingeln ließ. Was auch immer ihr auf dem Herzen lag, er wollte es nicht wissen. Es ging ihn nichts an und sie behielt es besser für sich. „Ich möchte dich mit meinen Sorgen nicht belasten, Gray-sama“, sagte sie und er unterdrückte ein zustimmendes Nicken. „Es ist nur… ich brauchte etwas Luft. Etwas Abstand von…“ Nun kroch ihr eine Röte die Wangen hinauf, die Gray die Augen weiten ließ. Er fühlte eine ähnliche Hitze im Gesicht, vermochte aber nicht zu sagen, worauf sie zurückzuführen war. War es das Thema? Oder der Gedanke, dass er aus einem ähnlichen Grund an diesem regnerischen Tag in diesem Inn gelandet war? Das Schicksal spielte ihm merkwürdige Streiche… Gray räusperte sich. „Sag, übernachtest du heute hier?“ „Ja, bei diesem Regen hat etwas anderes keinen Sinn“, antwortete Yukino. „Falcina ist zu weit entfernt, um es vor der Dämmerung zu erreichen.“ Ihre Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. „Du bist auf dem Weg nach Falcina? Wegen eines Auftrags?“ Yukino nickte. Im nächsten Moment griff sie nach der Gürteltasche an ihrer Hüfte, die ihre Schlüssel enthielt. Sie zog einen Zettel hervor und entfaltete ihn, um ihn Gray zu zeigen. Doch Gray musste nicht näher hinzuschauen, um zu erkennen, dass das Schriftstück identisch mit dem war, was irgendwo in seinem Rucksack steckte und von einer Gruppe Banditen erzählte, welche die Stadt heimsuchte. Der Bürgermeister hatte die Anzeige aufgegeben und obwohl sie nicht besonders viel Geld einbringen würde, war die Mission eine gute Ablenkung. Scheinbar war er nicht der einzige, der so gedacht hatte... „Ich bin auch auf dem Weg dorthin“, gestand Gray zähneknirschend. Er wollte ungern mit Yukino um den Auftrag kämpfen, aber er wollte auch nicht umdrehen und ohne seinen Lohn nach Magnolia zurückkehren. Überraschung huschte über Yukinos Gesicht, bevor ein Lächeln es aufhellte. Es stand ihr besser, als der traurige Ausdruck von vorher. „Vielleicht könnten wir uns dann zusammenschließen und den Auftrag gemeinsam erledigen.“ Ihre Euphorie legte sich etwas und sie strich sich verlegen ein paar kurze, weiße Haarsträhnen hinter das Ohr. „Ich meine nur… irgendwie ist es doch einsamer, als ich erwartet hatte, einen Auftrag ohne seine Kameraden zu erledigen. Ich… ich würde mich über die Begleitung freuen.“ Die Kerze, die zwischen ihnen auf dem Tisch ruhte, flackerte und malte tanzende Schatten auf Yukinos Gesicht. Wahrscheinlich stammte die Wärme auf seinem von ihrer Flamme. Jedenfalls war von der eisigen Nässe nun nichts mehr zu spüren, obwohl sich ein Teil von ihm wünschte, dieses Inn nie bereiten zu haben. Gray mochte unkomplizierte Dinge, unkomplizierte Emotionen, was der Grund war, wieso er sich diesen Auftrag überhaupt mitten in der Nacht heimlich geschnappt hatte und aufgebrochen war. Wie sollte er seine Emotionen kategorisieren und sich ihrer klar werden, wenn er sich stets mit den Gefühlen von jemand anderen herumschlagen musste? Mit Juvias? „Meinetwegen“, murmelte er und Yukinos Gesicht erstrahlte wieder mit einem ihrer Lächeln. „Ich bin sicher, dass wir ein gutes Team sein werden, Gray-sama“, sagte Yukino und presste ihre Finger, die noch immer das Flugblatt hielten, gegen ihre Brust. „Aber tu mir den Gefallen und nenn mich nicht Gray-sama. Es erinnert mich an jemanden“, entrann es ihm und er wandte den Blick von der Magierin ab. Stattdessen wanderte er durch das restliche Inn und über die anderen Gäste. „Nenn mich einfach Gray oder so.“ Yukino lächelte und es war eines dieser sanften Lächeln, die abermals an Lisaanna erinnerten. „In Ordnung. Ich verstehe. Du solltest dir ein Zimmer für die Nacht mieten, bevor sie keine mehr haben, Gray.“ Dieser nickte. Er erhob sich und wanderte zum Tresen hinüber, um den Angestellten nach einem Raum zu fragen und gleichzeitig eine Mahlzeit zu bestehlen. Dabei spürte er Yukinos Blick in seinem Nacken, der ihn daran erinnerte, dass er nun nicht mehr allein unterwegs war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)