Zum Inhalt der Seite

Distant Stars

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hunger

Die Anweisung seines Vaters, Sirius nicht mehr sehen zu wollen, hatte dieser sehr ernst genommen und erst am folgenden Nachmittag sein Zimmer verlassen. Sein Magen fühlte sich zu diesem Zeitpunkt wie umgekrempelt an und schmerzte, doch Hunger verspürte er keinen.

Der Haushalt wurde jetzt nur noch von einem einzigen Hauselfen geführt, was Kreacher jede Menge zu tun gab, doch es stand außer Frage, dass Mrs Black ohne Schwierigkeiten an weitere herankäme, sollte auch Kreacher – oder zumindest ein Teil von ihm – sein Ende an Walburgas grausiger Trophäenwand finden.

 

Es war der Sonntag, den Orion mit Regulus verbrachte. Reg schien vor unterdrücktem Stolz förmlich zu glühen. Ihr Vater hatte noch nie einen von ihnen zu ihrem Vergnügen begleitet und dafür seine kostbare Zeit geopfert. Die Frage, ob er ebenfalls mitkönne, brannte auf Sirius‘ Zunge, doch er hielt sie eisern hinter seinen zusammengebissenen Zähnen gefangen. Die ganze Woche war er sehr still gewesen, hatte den Hauslehrer ausnahmsweise nicht mit Bemerkungen und Fragen in den Wahnsinn getrieben, die seine Eltern als ‚unwürdig‘ und ‚eines Reinblüters nicht angemessen‘ erachteten.

Es fühlte sich beinahe so an, als würde Sirius all das schlucken, was so dringlich aus ihm herauswollte. Ganz zuunterst begrub er das Schuldgefühl, das ihm im Halbschlaf zuflüsterte, er sei der Grund für Polkas Tod, weil er sich nur nicht hatte zusammenreißen können.

An nächster Stelle schichtete er seinen namenlosen Hunger nach Wärme und Geborgenheit. Von beidem glaubte er, sein Bruder erführe es, zumindest gelegentlich, weshalb direkt dazu die Eifersucht kam und eine stechende Portion Hass auf sich selbst. Eifersucht fühlte sich wie das verbotenste all seiner Gefühle an und es war dringend notwendig, sie loszuwerden. Oberflächlich bedeckte er alles mit Fragmenten der letzten Zeit, die ihm zu denken gegeben hatten. Dinge, zum Beispiel, von denen er glaubte, dass Regulus sie ihm voraus hatte. Der Frage, was eigentlich falsch lief. Hatte er verdient, dass er der Sohn zweiter Klasse in dieser Familie war?

Regulus hatte im Juni Geburtstag. Wenn er seinen Hogwartsbrief bekam, dann rechtzeitig und im selben Jahr, in dem er die Schule besuchte.

Seine Eltern hatten inzwischen die Antwort des Schulleiters erhalten, dass Sirius seine Einladung im nächsten Jahr mit allen anderen künftigen Erstklässlern bekäme. Nicht mehr und nicht weniger hatte er erwartet, doch seine Eltern nahmen dies als erlösende Bestätigung für die Frage nach seiner magischen Ehre.

 

Ungemütlich war kaum der richtige Ausdruck für das Gefühl, allein mit seiner Mutter bei Tisch zu sitzen.

Regulus war noch mit Mr Black unterwegs und so hatte Kreacher für sie beide allein das Mittagessen gerichtet.

Sitz gerade, iss langsam, tupf den Mund ab, bevor du trinkst, kau gründlich, sei kein Vieh, DISZIPLIN, SIRIUS!

Gedanklich setzte er hinter jeden Punkt auf der Liste einen Haken und senkte den Blick mit steifen Schultern auf seinen Teller. Kartoffeln, Roastbeef, Karotten, Erbsen und Soße. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen und erst jetzt fiel ihm auf, wie wenig er seit Tagen zu sich genommen hatte. Sein Magen gab ein lautes Röhren von sich, das seltsam schmerzte. Den angewiderten, missbilligenden Blick als Reaktion seiner Mutter darauf, ignorierte er. Behutsam schnitt er das kleinstmögliche Stück Fleisch ab, steckte es sich in den Mund und kaute so langsam und gründlich, wie es bei dieser Menge nur irgend möglich war. Verwirrt stellte er fest, dass das Gefühl von Nahrung in seinen Eingeweiden fast noch mehr weh tat, als der bislang ignorierte Hunger.

Hier saßen sie nun und füllten ihre Mägen, an dem Tisch, in dem Raum, in dem vor wenigen Tagen ein unschuldiger Hauself –
 

„Nun, was hast du gestern bei Mister Fitzgerald gelernt?“, fragte seine Mutter desinteressiert.

Samstags war Geschichts- und Kreativunterricht bei dem betagten, schüchternen Magier, den seine Eltern dafür bezahlten, das nötige Allgemeinwissen vor dem Besuch einer Zauberschule in ihn hineinzuzwängen. Selbstverständlich basierend auf einem ganz und gar reinblütigen, muggelverachtenden Weltbild.

„Gestern …“, wiederholte Sirius und spießte eine Babymöhre auf seine Gabel, um etwas Zeit zu gewinnen. Er tunkte sie in Soße und schob sie auf seinem Teller hin und her, so als wäre er voll und ganz mit seinem Essen beschäftigt.

„Gestern hatte ich Geschichte, Mutter. Und danach Kunst mit Regulus. Mr Fitzgerald hat vorgeschlagen, dass wir ein Instrument lernen.“

Beiläufig, so, als sei sie just in seinem Mund verschwunden, streifte er die Karotte von seiner Gabel und widmete sich nun einer Kartoffel, die er von allen Seiten in Soße ertränkte, ohne sie auch nur in die Nähe seiner Lippen zu führen. So entging ihm, dass Walburgas Augen sich gefährlich zu Schlitzen verengten.

„Was für ein Instrument?“, fragte sie spitz.

„Keine Ahnung“, antwortete Sirius und schob sich schnell ein Stück Karotte in den Mund, das er lange und bedächtig kaute. „Du sollst nicht ‚keine Ahnung‘ sagen, du weißt ganz genau, dass ich das nicht leiden kann!“

Sirius verzog keine Miene, auch wenn er innerlich zusammenfuhr. Ach ja. Eine Lücke auf seiner Liste. Er musste es sich merken – fürs nächste Mal.

„Sag es nur, wenn du auch wirklich keine Ahnung hast! Worüber habt ihr gesprochen?“

Das nächste keine Ahnung zusammen mit seinem Bissen Karotte hinunterschluckend, tupfte er sich schnell den Mund mit seiner Serviette ab, bevor er sich wieder einen Fehltritt leisten konnte. Vielleicht hatte Polka seine Schwester so sehr vermisst, dass er absichtlich –?

„Vielleicht etwas Klassisches, Mutter.“

„Klassisch in welchem Sinne? Schon wieder diese Ausartungen! Was hast du in Geschichte gelernt? Etwa“,  – sie rümpfte die Nase – „Muggelgeschichte?“

Sirius unterdrückte ein Seufzen.

Disziplin.

„Nein, Mutter. Ich sollte etwas über die Notwendigkeit von magischen Schulen lesen. Was passiert, wenn Hexen und Zauberer nicht in Magie unterrichtet werden und sie unterdrücken müssen und was das mit der Gründung von Hogwarts zu tun hat.“ Walburga wirkte zufrieden. Kein Grund, Mr Fitzgeralds Kopf mit ihren ausgedienten Hauselfen bekannt zu machen. Die Mahlzeit näherte sich dem Ende. Sirius hatte ganze Arbeit geleistet und es geschafft, das Essen auf seinem Teller so zu zerlegen und zu sortieren, dass es aussah, als habe er zumindest die Hälfte davon gegessen. Tatsächlich waren es nicht mehr als wenige Bissen gewesen. Walburga ließ den nicht geleerten Teller unkommentiert und erlaubte ihm, sich auf sein Zimmer zurück zu ziehen.

 

Am Abend kehrte Regulus mit seinem ersten eigenen Besen und einem Strahlen zurück, das viel zu groß für sein Gesicht schien.

„Der Junge ist nicht schlecht und muss an sich arbeiten. Dafür braucht er einen eigenen Besen“, erklärte Orion auf die schnippische Frage Walburgas, ob Regulus nicht zu jung dafür sei. Sirius ging an jenem Abend früh und mit noch größeren Magenschmerzen zu Bett. Vielleicht wäre es besser für Reggie, wenn er keinen Bruder hätte. Vielleicht wären seine Eltern dann noch viel netter zu ihm und es würde Regulus richtig gut ergehen.

„Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen!“, summte der Spiegel schläfrig und es war das letzte, was Sirius an diesem Abend hörte, bevor er in wirre Träume sank.

 

Der Tag der Feier brach an. Gegen sechs Uhr spürte Sirius einen kalten Luftzug an seiner Wange und als er in das Dämmerlicht seines Zimmers blinzelte, sah er die großen, hervorquellenden Augen Kreachers vor sich, der sich unangenehm dicht über ihn beugte.

„Hau ab“, brachte er müde hervor und zog sich die Decke über den Kopf.

„Master Sirius muss aufstehen, Sir. Kreacher hat den Auftrag der Herrin, Master Sirius zu wecken.“

Der Elf blieb unbarmherzig, öffnete erst die schweren, grünen Samtvorhänge und anschließend das Fenster. Kühle Novemberluft drang ins Zimmer und Sirius stöhnte. Wieso ließ man ihn an seinem Geburtstag nicht wenigstens ausschlafen? Er rollte sich unter seiner Decke zusammen, die Kreacher ihm kurzer Hand vom Körper zog.

„Kreacher meint es nur gut, Master Sirius. Master Regulus ist bereits aufgestanden. Die Herrin wird verärgert sein, wenn Master Sirius nicht bald aus dem Bett kommt.“

Master Sirius riss die Augen auf. Kurz schlang er die Arme noch enger um sich, um die aufkommende Gänsehaut zu unterdrücken.

„Jajaistjaschongutichstehauf!“, knurrte er schließlich und schnellte aus seiner Körperkugel, um sich zu strecken.

„Aber gib mir die Decke wieder, die brauch ich noch!“ 

 

Tatsächlich hatte Mrs Black zwei weitere Hauselfen auftreiben können: Timber und Murray. Zusammen mit Kreacher unterlag ihnen die Aufgabe, das ohnehin blitzsaubere Haus am Grimmauldplace Nummer zwölf auf Hochglanz zu reinigen. Mary, das Kindermädchen, musste die Black’schen Brüder beim Aufräumen (Sirius) ihrer ohnehin vorzeigbaren Zimmer (Regulus) beaufsichtigen und ihnen helfen, die neuen Festumhänge anzulegen und ihre dunklen Locken richten, bis Mrs Black zufrieden war. Sie selbst beaufsichtigte gegen Mittag die Arbeiten in der Küche, derer sich die Haushelfen nach ihrem Putzmarathon widmeten. Für die Feierlichkeiten hatte Walburga eine komplizierte, mehrgängige Menüfolge zusammengestellt und bei den Vorbereitungen sollte nicht das Geringste schiefgehen.

Sirius erlebte das Geschehen als stummer Beobachter und fühlte sich wie gelähmt, bloß als Randfigur, obwohl seine Mutter das Fest ihm zu Ehren gab. Sollte er sich nicht ein wenig freuen? All dieser Aufwand, nur für ihn – man sollte meinen, seine Mutter mache sich etwas aus ihm. Zumindest mehr, als sie ihn wissen ließ.

Regulus‘ neuer Umhang saß perfekt und mit seinem Seitenscheitel sah er nahezu niedlich aus. Sirius unterdrückte den seltsamen Drang, die ordentliche Frisur seines kleinen Bruders gründlich zu verwuscheln. Oder ihm in die Wange zu kneifen. Beides nichts, was Mutters Wohlwollen erregen würde. Ebenso wie Sirius‘ Umhang, der nicht perfekt saß. Er war –

„Viel zu weit! Wie konnte das bitte passieren? Madame Malkin war persönlich hier und hat die Maße überwacht!“

Sirius schluckte die Bemerkung hinunter, dass er nichts dafür konnte, dass ihm ein maßgefertigter Umhang nicht passte. Schließlich hatte er sich beim Vermessen nicht extra breiter gemacht.

Also keine zweieinhalb Größen, Reggie!, schoss es ihm stattdessen plötzlich gehässig durch den Kopf, ohne, dass er sich erklären konnte, was er damit eigentlich meinte.

Mrs Black wollte keinen Schrumpfzauber der Robe riskieren, bei dem die Kleidung nicht nur enger, sondern auch kürzer wurde. Sie ließ Sirius vor vollendeten Tatsachen und in zu weitem Umhang stehen, um sich wieder ihrer Organisation zu widmen.

Zuerst fühlte sich Sirius hilflos. Ihm war klar, wenn er nachher, beim Eintreffen der Gäste, nicht absolut vorzeigbar war, würde man ihn dafür verantwortlich machen. Er starrte wieder einmal seinem Spiegelbild entgegen, das plötzlich in der Nase bohrte und ihm schelmisch zuzwinkerte.

„Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg zuerst den and’ren zu!“, flötete der Spiegel und ließ die Reflektion einen Diener machen. Sirius lachte, zuerst ein zurückhaltendes Kichern, doch schließlich wurde es lauter. Befreiend.

„Du hast absolut recht, mein Freund!“, sagte er bestimmt.  Und vielleicht war ein magischer, dummschwätzender Spiegel wirklich das, was einem Freund in diesem Haus am nächsten kam.

 

Walburga hatte sich in die elterlichen Gemächer zurückgezogen, um sich selbst für die Geburtstagsfeier anzukleiden. Von Regulus und seinem Vater hatte Sirius schon eine Weile nichts mehr gesehen, doch er wusste, dass die Luft in der Küche rein war, war seine Mutter erst einmal außer Sicht. In dem länglichen Raum mit tiefer Decke fand er drei emsige Hauselfen, bis zu den Ellen in Arbeit versunken. Auf dem massiven Eichentisch thronte bereits eine köstlich aussehende Geburtstagstorte – Nougat und Schokolade, auf Sirius‘ Wunsch hin. Auf dem Herd köchelten bestimmt ein Dutzend Töpfe und Pfannen und im Ofen machte Sirius einen gewaltigen Braten aus.

„Master Sirius!“, piepste Timber erstaunt, als sie ihn vor dem Herd entdeckte.

„Master Sirius sollte nicht hier sein, Master Sirius ist zu herausgeputzt für die Dämpfe in der Küche – “

„Schon gut, schon gut! Ich bin ja gleich wieder weg!“ Unauffällig streifte sein Zeigefinger an der äußeren Garnierung seiner Torte entlang und ein Schokosahnehäubchen verschwand in seinem Mund. Eine eigenartige Wärme ging von dem süßen Geschmack aus und Sirius lächelte kurz.

„Master Sirius macht die Torte kaputt!“, krächzte Kreacher erschrocken.

„Darf Kreacher Master Sirius etwas anderes zu Essen anbieten, bis das Fest losgeht?“ Sirius schüttelte hastig den Kopf. Disziplin.

„Nein, ich wollte nur mal probieren. Macht weiter mit der Arbeit.“ Die Torte war wirklich unwahrscheinlich gut. Wie schade, dass er kein ganzes Stück davon haben konnte. Disziplin ließ nun einmal keine Torte zu. Er ließ die Zunge über die letzte Erinnerung des himmlischen Geschmacks gleiten und rieb den Finger an der Hose ab, die er unter dem weiten Umhang trug.

„SIRIUS!“

Ertappt zuckte er zusammen, doch die Stimme seiner Mutter gellte von oben bis in die Küche und sie konnte nicht wissen, dass er sowohl das Dessert als auch seine beste Hose geschändet hatte.

„Verratet ihr bloß nichts!“ Die Hauselfen nahmen seinen drohenden Tonfall kommentarlos hin und verbeugten sich ergeben, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit widmeten. Bevor er sich abwandte, bemerkte Sirius Murrays zitternde Ohrenspitzen und die, selbst für eine Hauselfe, weit aufgerissenen Augen Timbers. Natürlich hatten sie seit ihrem Einzug in Walburgas Refugium die gut sichtbare Trophäenwand zur Kenntnis genommen.

 

Sirius drückte sich aus der Küche und am Treppengeländer entlang nach oben. Er fand seine Mutter in seinem Kinderzimmer vor – und sie war nicht allein. Regulus und, zu Sirius‘ großer Überraschung, Madam Malkin standen neben ihr.

„Da bist du ja endlich!“ Der Tonfall Walburgas war nur um wenige Grad freundlicher, wie meistens, wenn sich Gäste in Hörweite befanden. Sirius wechselte einen raschen Blick mit seinem Bruder, doch konnte er nicht schlau daraus werden, was sie alle in seinem Zimmer zu suchen hatten. Er fühlte sich merkwürdig hilflos. Abgesehen von den Bediensteten und Hauselfen, deren Aufgabe es war, hier nach dem Rechten zu sehen und Ordnung zu halten, betrat niemand ohne seine ausdrückliche Erlaubnis das Zimmer. Seine Mutter war seit Monaten nicht mehr hier gewesen. Und nun hatte sie auch noch eine Fremde hineingelassen. In die Hilflosigkeit mischte sich Wut.

„Madam Malkin ist hier, um deine Roben zu richten!“ Der scharfe spottende Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass es sich hier um einen außergewöhnlichen Fehler handelte, doch es war nicht ganz klar, wem Walburga die Schuld zuschob, der Schneidermeisterin oder –

„Sirius ist nach seinem Wachstumsschub offenbar wieder geschrumpft. Passen Sie Ihre Arbeit an die richtigen Maße an!“ Energischen Schrittes verließ sie den Raum, da sie nun deutlich gemacht hatte, dass sie das Vergehen ihnen beiden zur Last legte. Sirius starrte noch immer zu Regulus, der verlegen kicherte und sich steif auf der Bettkante niederließ.

„Komm näher, Sirius!“ Madam Malkins Stimme klang, trotz der peinlichen Umstände, keineswegs verärgert. Wortlos folgte Sirius ihrer Anweisung und blieb mit hängenden Schultern vor ihr stehen. Er ließ zu, dass sie behutsam seine Kleidung zurechtrückte.

„Du bist schmal geworden, mein Lieber.“ Kein Vorwurf, eine Feststellung.

Behutsam schob sie den Umhang ein wenig zur Seite, um sich den Sitz der Hose anzusehen, die er darunter trug. Ihr Blick verweilte auf einem braunen Fingerabdruck, der Sirius in der Küche nicht aufgefallen war. Im grellen Licht seiner Schreibtischlampe hob er sich jedoch deutlich vom feinen und dunkleren Stoff seiner Hose ab. Madam Malkin zog ihren Zauberstab und der Fleck war verschwunden. Sirius glaubte, einen Hauch Lavendel in der Luft zu erahnen und es roch für einen kurzen Moment nach frischer, sauberer Wäsche. Diesmal versuchte er krampfhaft, nicht zu seinem Bruder hinüberzusehen. Es fehlte noch, dass der ihm dabei zuschaute, wie eine fremde Frau seine Hose säuberte. Ein weiterer Schwung von Madam Malkins Zauberstab und er spürte, wie seine Kleider sich an ihn schmiegten; alles saß urplötzlich wie angegossen.

„Geh und schau dich im Spiegel an!“, schlug Madam Malkin lächelnd vor. Achselzuckend drehte er sich zu seinem nervtötenden magischen Spiegel um, der ein Geräusch von sich gab, als sei er soeben aus dem Tiefschlaf erwacht, sobald Sirius‘ Spiegelbild in ihm auftauchte. Es musterte ihn prüfend und sah, dass er in einem schlichten, aber eleganten, schwarzen Festumhang mit smaragdgrünen Aufschlägen steckte. An Brust und Ärmeln war dezent, aber noch gut sichtbar, das Wappen der Familie Black aufgestickt. Der Umhang wurde von der Brust bis zur Taille mit silbernen Ösen verschlossen. Er sah gut aus. Sirius fühlte sich wie in einem Kostüm, das ihm viel zu gut stand. Er war eine wandelnde Reklametafel seiner Familie.

„Du siehst hervorragend aus, mein Lieber“, bestätigte die Schneiderhexe mit einem zufriedenen Kopfnicken. Dann wandte sie sich seinem Bruder zu.

„Da ich schon einmal hier bin, lass mich sehen, ob es an deiner Robe auch noch etwas zu verbessern gibt.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück