Das Volk aus den Bergen von Futuhiro (Magister Magicae 4) ================================================================================ Kapitel 15: dunkle Geheimnisse ------------------------------ jetzt, Kunigami auf Okinawa, Forschungsstation Vladislav lag halb aufgerichtet in einer Art Liegestuhl und musterte emotionslos die Elektroden auf seiner nackten Brust. Toll fand er es nicht, aber das lag eher an seiner ganzen Situation als an diesen konkreten Elektroden. Es half ja nichts. Das EKG wurde neben ihm auf einem Computermonitor mitprotokolliert. Sein Schutzgeist stand mit verschränkten Armen daneben und beobachtete das Spektakel ebenfalls, wenn auch ungleich faszinierter. Er war schon total gespannt drauf, wie das bei ihm selber nachher aussehen würde. Teils lächelnd, teils fragend schaute er auf Vladislav hinunter, wie um sich zu erkundigen, wie es ihm inzwischen ging. „Bisher merke ich nichts von einer Vergiftung“, meinte der Motus-Boss beruhigend, auch wenn Waleri über das silbere Band sowieso spürte, ob es seinem Schützling gut oder schlecht ging. Dennoch freute er sich insgeheim ein wenig über das Interesse. „Hoffen wir, daß es so bleibt“, erwiderte Waleri. Der Boss nickte. Er merkte auf, als Professor Doktor Hülsenkorn mit einem Klemmbrett den Raum verließ. Er war kurzzeitig mit seinem Genius allein. Endlich! Auf diese Chance hatte er ja lange genug warten müssen. „Eh, pssst! Waleri?“ „Hm?“ Der bullige Glatzkopf schaute fragend vom Monitor wieder herum. „Du bist doch vorhin in der ganzen Station rumgelaufen, oder?“ „Naja, soweit es möglich war. Es gab zwei abgesperrte Türen, durch die ich nicht weiter kam.“ „Aha? Und findest du hier nicht irgendwas seltsam?“ Waleri ließ den Blick durch den Raum schweifen, als müsse er da erst nochmal genau nachschauen. Er hatte völlig ungestört und unbeaufsichtigt in der Station herumspazieren und alles ausprobieren können, ohne daß es jemanden interessiert hätte. Die schienen hier nichts zu verbergen zu haben. „Nein. Wieso?“ „Die beiden sind hier ganz alleine. Für wen schließen sie dann Räume ab?“, gab Vladislav zu bedenken. „Und außerdem, macht es dich nicht skeptisch, daß es keinen einzigen Magier hier gibt? Genmanipulation hat normalerweise unter der Aufsicht eines Hellsehers zu stehen. Solche Projekte werden streng überwacht, damit da nicht versehentlich irgendwas erschaffen wird, dessen man dann nicht mehr Herr wird. Selbst die illegalen Forschungsgruppen gehen da kein Risiko ein und halten sich dran. Noch dazu liegt diese Einrichtung unterirdisch, mitten im Nirgendwo, und ist mit einem Haufen Bann-Magie abgeschottet, damit sie niemand zufällig findet. Wieso? Und wer war das? Die beiden sind keine Magier, die waren das also nicht selber. Und all diese krassen, medizinischen Geräte, die die hier rumstehen haben; wer finanziert die? Wer finanziert dieses GANZE Labor hier überhaupt?“ Waleri kratzte sich überfordert am Kopf. „Woher soll ich das wissen? Sie sagen selber, ihre Arbeit wäre nicht ganz sauber. Die kriminellen Interessengemeinschaften waren doch schon immer die mit dem meisten Geld.“ „Hast du eine Ahnung, was alleine die Anschaffung und der Betrieb eines MRT´s kosten? Inclusive der magnetischen Abschirmung, den Statik-Arbeiten, dem Schallschutz und der Kühlung des Raumes, der Verkabelung mit der Bedien- und Analysetechnik, oder den Kosten für den Schwerlastkran und für den Abriss und Wiederaufbau des halben Daches, um den 3,5-Tonnen-Magneten überhaupt erstmal einzusetzen? Das geht in die Millionen! Ganz zu schweigen von der Wartung, wenn man sie vorschriftsmäßig macht“, ereiferte sich Vladislav, bemüht, in seiner Erregung nicht zu laut zu reden. Der Schutzgeist zog eine nachdenklich-zustimmende Flunsch. Das war nicht ganz von der Hand zu weisen, wie ihm schien. „Hast du einen Verdacht, was in den abgeschlossenen Räumen war?“, wollte Vladislav ein wenig besorgt wissen. Vielleicht gab es ja Schilder an den Türen, oder sowas. „Njet. Aus den zugesperrten Räumen kamen recht seltsame Geräusche, ist mir aufgefallen. Aber ich denke, das waren vielleicht nur ein paar mehr von ihren lebenden 'Experimenten', so wie dieser komische Dackel-Hybrid, der hier rumrennt. Die werden ja nicht nur den einen erschaffen haben.“ Der Magi atmete schwer durch und überlegte lange schweigend. Er wusste nicht so richtig, ob ihm das alles hier spanisch vorkommen sollte, oder ob es vielleicht doch Erklärungen für all das gab, wenn er die Forscher einfach nur mal fragen würde. Nur, konnte er es sich leisten, zu neugierig zu sein? Wissen war oft gefährlich. „Du willst hier weg, hm?“, fasste Waleri das, was er über die mentale Verbindung zu seinem Schützling schon die ganze Zeit spürte, in Worte. Der strich vielsagend mit den Fingerspitzen über den Bluterguss auf seinem Unterarm, wo das Knuddelz mit dem Rüssel angedockt hatte. „Geht im Moment nicht. Solange ich nicht außer Gefahr bin, muss ich hier bleiben. Die beiden sind die einzigen, die dieses Gift kennen und behandeln können.“ Doktor Bürstenbein kam herein, schob seine Hornbrille zurecht und schaute interessiert auf den Monitor. „Na? Haben wir schon genug Daten gesammelt?“, warf er salopp in den Raum. Er begann die erfassten Werte zu studieren. Damit war das heimliche Gespräch zwischen Vladislav und seinem Genius vorläufig beendet. Sein Kollege kam kurz darauf ebenfalls zurück. „Und? Wie sieht es aus?“ „Ganz ausgezeichnet, Herr Professor Doktor Hülsenkorn. Wie immer fabelhafte Arbeit. Ich bin bereits über der Auswertung.“ „Ich habe vielmals zu danken, werter Herr Doktor Bürstenbein. Auf Ihre Hilfe ist eben stets Verlass.“ Waleri drehte sich weg, damit man seine entgleisende Mimik und die verdrehten Augen nicht mehr sah. Der Genius kam grinsend aus dem MRT-Raum in das angrenzende Computerzimmer und zog sich dabei das T-Shirt wieder über. „Meine Fresse, ich hab echt unterschätzt, was für einen Krach das Ding macht.“, berichtete er. Professor Doktor Hülsenkorn schmunzelte leicht. „Schlimm, oder? Und, hatten Sie in der Röhre Platzangst?“ „Nein, alles gut.“ Waleri stellte sich mit an den PC, wo gerade die Bilder auf dem Monitor angezeigt wurden. Nachdem man Vladislav durch das MRT geschoben hatte, hatte er sich wie versprochen auch selber mal reinlegen dürfen. Würde ihn ja mal interessieren, was dabei rausgekommen war, auch wenn man seine Ergebnisse natürlich nicht so gründlich auswerten würde wie die von seinem Schützling. Mit seiner Vergiftung wurde der ja etwas ernsthafter unter die Lupe genommen. Professor Doktor Hülsenkorn drehte sich ebenfalls wieder dem Bildschirm zu. „Wenn ich mir das so ansehe, würde ich drauf tippen, daß Sie in Ihrer wahren Gestalt ein Minotaurus oder sowas sind. Jedenfalls irgendwas, was groß und schwer ist.“ „Ein Elasmotherium“, bestätigte Waleri nickend. „Sowas können Sie auf dem MRT erkennen?“ „Ja. Schauen Sie sich das an. Sie haben einen verdammt stabilen Körperbau. Genii, die fliegen können oder an Land etwas flinker unterwegs sein müssen, haben nicht so ein massives Skelett. Die sind kleiner und leichter gebaut, auch in ihrer menschlichen Tarngestalt. Bei Wasserwesen ist es auf den ersten Blick etwas weniger eindeutig. Die haben auch eine solide Körperstatik, um beim Tauchen dem Wasserdruck standhalten zu können, aber die haben dann dafür wieder andere, anatomische Besonderheiten. Für die sind unter Wasser der Sauerstoff und das Sehen bei trübem Licht sehr wichtig. Wären Sie ein Wasserwesen, hätten Sie zum Beispiel eine etwas größere Lunge als der Durchschnitt, und lichtempfindlichere Augen. Nicht extrem, nur ganz leicht, aber dennoch. Und an Ihren roten Blutkörperchen würde man es auch sehen, wenn man einen Bluttest machen würde. Da würde mehr Sauerstoff transportiert werden.“ „Also das heißt, wenn mir so kurzgeratene, zierliche Persönchen unterkommen, kann ich davon ausgehen, daß es irgendwas Flugfähiges ist?“, überlegte Waleri und hatte dabei akut den Vize-Boss Victor vor Augen. Der war ja auch bloß so ein laufender Meter. „Nicht immer. Der Körperbau ist kein unfehlbarer Beweis dafür, nur ein recht gutes Indiz. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie überall in der Natur.“ Professor Doktor Hülsenkorn scrollte weiter in Waleris MRT-Bildern herum. „Sie hatten eine schwere Zeit, oder? Der Arm hier war schon mehrmals gebrochen. Die Rippen da auch. Und die Schulter dort drüben sieht mir auch ein wenig rampuniert aus. Oh Gott, und die Nase! Bringt sich Ihr Schützling häufiger mal in Schwierigkeiten, daß sie zu seinem Schutz so oft in körperliche Auseinandersetzungen geraten?“ Waleri schnaufte amüsiert. „Nein. Ich war früher Schwergewichts-Boxer. Die Verletzungen stammen noch aus dieser Zeit. Seit ich meinen Schützling habe, ist mein Leben eigentlich recht ruhig geworden, was Schlägereien angeht.“ „Ich zeige Ihnen mal was Cooles!“, kündigte der kahlköpfige Professor plötzlich gut gelaunt an und änderte irgendwelche Filter und Einstellungen im Analsye-Programm des MRT´s. Daraufhin wurde ein 3D-Längsschnitt von Waleris Brustkorb angezeigt. Vermutlich war es eine computersimulierte Rekonstruktion, denn das MRT zeichnete ja eigentlich nur scheibchenweise Querschnitte auf. Das Bild war in rot, orange und gelb gehalten, wie ein Foto von einer Wärmebildkamera. Und mitten über dem Herzen prangte ein weißer, ausgefranster Fleck, der wie kleine Äderchen über die Brust auslief. Dort strömte ein nebulöser, halbdurchsichtiger Strahl aus. Er führte also vom Körper weg und versickerte im Raum. Auch wenn auf dem Monitor nur ein Standbild angezeigt wurde, sah man dem Ding an, daß es eigentlich im Fluss war. „Aha?“, machte Waleri nur ratlos. Er konnte es noch nicht recht deuten. War das gut oder schlecht? Hatte er etwa einen unkontrollierten Energieverlust? „Und das hier ist von Ihrem Schützling“, meinte der Wissenschaftler und zeigte ihm als nächstes ein vergleichbares Bild von Vladislav. Auch auf seinem Oberkörper ließen sich mit den richtigen Filtern dieser weiße, fransige Fleck und der Energiestrom sichtbar machen, der vom Körper weg in die Ferne führte. Vladislav, der auch mit im Computerzimmer herumgestanden hatte, sich aber bisher bedeckt hielt, kam nun ebenfalls fasziniert näher. „Woah, ich weiß was das ist! Das silberne Band, das magisch begabte Menschen mit ihrem Genius Intimus verbindet! Sie können das sichtbar machen?“ Der Professor grinste stolz und lehnte sich zufrieden zurück, um den beiden Zeit zum Staunen zu lassen. „Ich wusste gar nicht, daß das Band am Herzen angesetzt ist. Da hab ich mir nie Gedanken drüber gemacht“, gab Vladislav zu. Er fühlte sich seinem Genius plötzlich mal wieder unglaublich verbunden. Auch wenn sie als harte, kriminelle Kerle manchmal etwas derb miteinander umgingen, betrachtete Vladislav seinen Schutzgeist doch eindeutig aus dem partnerschaftlichen Blickwinkel. Waleri nickt nachdenklich. Da es eine mentale Verbindung war, hätte er auch eher vermutet, daß man es sich wie einen Energiebogen vorstellen musste, der eine Brücke von Kopf zu Kopf schlug. Schien aber nicht so zu sein. „Naja, ansonsten ist an Ihrem MRT nichts Auffälliges zu finden“, warf der Professor schließlich ein. Er brachte sich wieder in eine aufrechte Sitzhaltung. „Alles bestens. Sie sind ein robuster Bursche. So, jetzt will ich aber mal das MRT von Ihrem giftigen Schützling auswerten. Das ist schließlich wichtiger.“ Doktor Bürstenbein kam herein geschneit und schob sich die Hornbrille zurecht. Entweder saß das Ding nicht richtig, oder das war so eine Angewohnheit von ihm. „Na, wie geht es Ihnen inzwischen?“ „Ich habe ein bisschen Kopfschmerzen bekommen“, gab Vladislav wahrheitsgemäß Auskunft über seinen Zustand. Doktor Bürstenbein kräuselte besorgt die Nase. „Ich habe Ihnen eine Kammer leer geräumt und ein paar Luftmatratzen und Decken reingelegt. Da können Sie in Ruhe übernachten. Mit dieser Vergiftung werden Sie uns heute nicht mehr verlassen.“ „Ganz ausgezeichnet mitgedacht, Herr Kollege Doktor Bürstenbein!“, lobte der Professor am Computer. „Danke vielmals, geschätzter Herr Kollege Professor Doktor Hülsenkorn!“ Waleris verständnisloses Seufzen rundete die gegenseitige Beschleimerei ab. Vladislav kam gemächlich in das Hauptlabor geschlendert. Langsam fühlte er sich in diesem unterirdischen Bunker ohne Tageslicht und Blick nach draußen richtiggehend eingesperrt und klaustrophobisch. Er begann jetzt schon, ruhelos herum zu tigern. Im Labor fand er Professor Doktor Hülsenkorn am Mikroskop arbeitend vor. Der machte wohl auch nie Pause. „Professor?“, Der Mann mit der Stirnglatze und dem Haarkranz schaute grüßend hoch. „Hey. Was machen die Kopfschmerzen?“ „Halten sich hartnäckig“, berichtete Vladislav. „Werden sie stärker?“ „Nein.“ „Ist Übelkeit dazu gekommen? Oder frieren Sie?“ Vladislav schüttelte den Kopf. „Gut, dann ist es nicht so dramatisch. Kein Grund zur Sorge. Einfach fleißig das Gegenmittel weiter einnehmen. Soll ich Ihnen Kopfschmerztabletten geben?“ „Ja, das wäre toll. Langsam wird der brummende Schädel lästig.“ „Sofort ...“, versprach der Professor und notierte erst noch seine Testergebnisse zu Ende, die er mit dem Mikroskop gewonnen hatte. „Ich hätte eine Frage. Ihr sagt, ihr wisst etwas über das Volk aus den Bergen?“ Das Gesicht von Professor Doktor Hülsenkorn wurde schlagartig etwas verkniffen. „Sie interessieren sich für die? Sie sind doch nicht etwa ein Bulle, oder?“ Vladislav lachte leise. „Nein. Ich bin von einer privaten ... naja ... Stiftung könnte man es nennen. Wir haben uns den Schutz der Menschen vor gefährlichen Genii auf die Fahnen geschrieben. Und diese Dinger sind ja wohl ganz eindeutig gefährlich.“ Der Laborkittelträger juckte sich etwas überfordert an der Nase. „Also, ich kann Ihnen wahrscheinlich gar nicht so viel darüber erzählen, wie Sie vielleicht hoffen.“ „Ich wäre ja schon froh, wenn mir überhaupt mal irgendjemand irgendwas erzählen würde. Auf der ganzen Insel herrscht Schweigen zu dem Thema, wie mir scheint.“ „Na schön ...“ Er setzte sich auf seinen Computer-Drehstuhl, drehte sich ein wenig hin und her und durchforschte sichtlich sein Gedächtnis. „Es begann vor etwa einem Jahr. ... Ich meine, die Wälder im Norden von Okinawa waren noch nie so recht sicher. Hier sind schon häufiger mal Leute überfallen und ausgeraubt worden. Aber vor einem Jahr ging zum ersten Mal das Gerücht um, Monster würden in den Wäldern hausen und arglosen Passanten auflauern. Natürlich hat zunächst keiner was drauf gegeben, aber die Berichte haben sich gehäuft. Als irgendwann keiner mehr in den Wald gegangen ist, sind diese Dinger schließlich zu uns raus gekommen und haben Dörfer überfallen. Auch das war am Anfang noch harmlos. Sie haben halt im Vorbeirennen Lebensmittel und Sake geschnappt und sind damit abgehauen. Oder Wertgegenstände, wenn ihnen zufällig irgendwas vor die Füße gefallen ist. Aber mit der Zeit und mit zunehmender Gegenwehr der Einwohner wurden diese Dinger immer brutaler. Sie haben Leute verletzt, Häuser gewaltsam aufgebrochen, zum Teil sogar Feuer gelegt und alles abgefackelt, um an Beute zu kommen. Und die Mengen an Beute, die sie weggeschleppt haben, wurden von Mal zu Mal größer. Dann haben sie auch angefangen, Leute mitzunehmen und zu entführen. Bei den letzten Überfällen gab es dann sogar die ersten Toten unter denen, die sich gewehrt haben. ... So hieß es jedenfalls, nach allem was ich gehört habe.“ „Ist diese Forschungsstation hier auch schonmal überfallen worden?“, hakte Vladislav wissbegierig nach. „Nein. Die Bann-Magie hier hält sie fern, vermute ich.“ „Was sind das für Dinger?“ Der Professor zuckte hilflos mit den Schultern. „Das würden wir auch gerne wissen. Sie sehen jedes Mal anders aus. Und es sind immer unterschiedlich viele. Es ist kein Muster zu erkennen.“ „Hat denn noch nie jemand versucht, in den Wald zu gehen und sie zu finden?“ „Himmel, nein! Wir alle hier hängen an unserem Leben.“ Vladislav grübelte einen Moment vor sich hin. Aber auch er hatte keine akute Idee dazu. Hier war guter Rat teuer. „Wir haben auf dem Weg hierher gesehen, wie zwei Mädchen aus Kunigami im Wald angekettet wurden.“ Professor Doktor Hülsenkorn verzog das Gesicht. „Fragen Sie einfach nicht nach den seltsamen Sitten, die in Kunigami herrschen. Es ist gesünder für Sie.“ „Aber diese Dinger haben die Mädchen geholt und mitgenommen, bevor sie dann auch hinter uns her waren!“ Vladislav versuchte den bedauernd gesenkten Blick des Forschers zu deuten. Der wusste eindeutig von diesen Ereignissen. „Mein Gott!“, ging ihm dann endlich ein Licht auf. „Diese Mädchen wurden geopfert. Die waren eine Art Schutzgeld-Zahlung, damit das Dorf in Ruhe gelassen wird!“ Der Wissenschaftler wandte sich mit einem leisen Seufzen ab. „Ich hatte Ihnen eine Kopfschmerztablette versprochen“, versuchte er das Thema zu wechseln und konzentrierte sich demonstrativ auf das Medizin-Schränkchen mit den eingelagerten Arzneien. Aber der Motus-Boss ließ sich nicht abwimmeln. „Woher wisst ihr, daß es immer die gleichen sind?“ „Na, sie kommen immer zur gleichen Zeit. Und sie klauen immer die gleichen Sachen.“ „Und woher kommen sie?“ „Aus den Bergen. Darum heißen sie ja so.“ „Also vom Yonaha-san? Dann muss ich dort hin!“, legte Vladislav fest. Professor Doktor Hülsenkorn drückte ihm humorlos eine Palette voll handelsüblicher Schmerztabletten in die Hand. „Sie gehen nirgendwo hin, solange Sie noch dieses Gift im Blut haben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)