Someday?! von Linchen-86 ================================================================================ Kapitel 6: Die erste Begegnung ------------------------------ Mimi konnte gar nicht sagen, was sie einst an ihrem Freund liebte. Damals war er so humorvoll und charmant gewesen. Damals. Ständig musste sie seinetwegen lachen, bis die Tränen in ihre Augen schossen. Ja, sie war wirklich glücklich gewesen. Damals. Ryo kam gerade aus dem Badezimmer raus und machte sich bereit, zu seiner Arbeit zu gehen. Er kam in die Küche und reichte ihr ihre Tasse Kaffee, die noch ungerührt auf der Arbeitsplatte stand. „Wann bist du wieder zurück?“, fragte Ryu schon zum dritten Mal an diesem noch sehr jungen Tag nach. Mimi seufzte und unterdrückte ein Augenrollen. „Das kann ich dir doch noch nicht sagen. Ich bin erst im Salon und dann wollte ich wahrscheinlich noch kurz bei Sora in ihrem Laden vorbei. Sie hat mir gestern geschrieben, dass die neue Kollektion eingetroffen ist“, antwortete die brünette junge Frau in einem auswendig gelernten Satz. Dabei freute sie sich so sehr auf ihre rothaarige Freundin. Seit einer Ewigkeit hatte Mimi wieder eine Freundin. Sie war so begeistert von den Klamotten, dass sie immer wieder in die kleine Boutique ging, dabei freundeten sie sich immer besser an und Mimi wusste gleich, das Sora was ganz besonderes war. „Ich weiß wirklich nicht, was du immer in diesem Laden willst. Kannst du nicht gleich nach der Arbeit zu mir kommen?“, fragte Ryu stattdessen nach. "Du weißt das Sora mittlerweile eine Freundin von mir ist und ich möchte sie gerne sehen. Ich kann doch danach kommen. Wo ist das Problem?", fragte Mimi nach. Ryu war einfach Ryu und Mimi hatte so allmählich keine Lust mehr auf den Schwarzhaarigen, der ihr Leben kontrollierte und bestimmte. Er unterdrückte sie mit jeden Tag, der verging, mehr. Mimi fühlte sich manchmal wie in einem goldenen Käfig eingesperrt. Sie wollte doch da raus, ihre Flügel ausbreiten und fliegen. Es zumindest lernen, auch wenn man abstürzt und sich verletzen konnte, so wollte sie es dennoch, aber sie würde es doch nicht tun. Sie hatte Angst vor diesem Schritt, daher entschied sich immer dagegen. Wo sollte sie auch hin, wenn die Türe geöffnet war? Es gab außer Ryu nicht viele Konstanten in ihrem Leben. Sie hatte ihren besten Freund Koushiro aus Kindheitstagen, aber der war sehr eigen, hing ständig an seinem Laptop und programmierte irgendetwas. Alle anderen Freunde hatten nach und nach das Weite gesucht. Ryu schien immer etwas gegen all ihre Freundinnen gehabt zu haben, obwohl er sich gar nicht wirklich bemühte, sie richtig kennenzulernen. Daher war die Freundschaft zu Sora jetzt auch so wichtig für sie und diesmal würde sie es sich nicht nehmen lassen. „Ich muss jetzt los“, beeilte sie sich zu sagen. Wie automatisch ging sie zu ihrem Freund um ihn kurz einen Kuss auf die Wange zu geben. Sofort hielt Ryu sie fest und presste seinen Mund auf ihren. Er drang mit seiner Zunge etwas zu forsch in ihren Mund ein und ließ erst dann von ihr, als auch sie ihn küsste. Augen zu und durch, dachte sie sich und wollte es nur schnell hinter sich bringen. Seit wann dachte sie eigentlich so? „Bis nachher, Süße“, raunte er und rieb sich an ihr. Warum wurde ihr davon nur so schlecht? „Hmm...“ Geschafft. Endlich war sie aus der Wohnung raus und lief gleich zur nächsten U-Bahn Station. Bloß nicht zurück blicken. Es war fünf Uhr am Nachtmittag und Mimi hatte gerade die letzte Frisur eine Kundin gerichtet. „Sieht wirklich hübsch aus. Viele Dank“, bedankte sich die junge Frau, während sie sich im Spiegel begutachtete. „Ich komme jetzt nur noch zu dir“, lächelte sie fröhlich. Mimi bekam immer leicht rote Wangen, wenn ihr jemand ein Kompliment wegen ihrer Arbeit machte. „Danke, das freut mich“, lächelte sie und kassierte bei der jungen Dame ab. Sie freute sich über eine kleinen Batzen Trinkgeld und verstaute dieses gleich in ihrem persönlichen Sparschwein, das hinter der Kasse in einem Regal stand. Jeder der Angestellten hatte so eines und aus einem besonderen Grund bewahrte Mimi das hier auf, sparte es an und brachte es dann auf ihr Sparkonto. Vielleicht eineAnzahlung für einen späteren Laden? Sie wäre so gerne auch selbstständig. Ein großen Traum, den Mimi fast vergraben hätte. „Mimi, Ryu hat schon dreimal im Salon angerufen, weil er dich auf dem Handy nicht erreicht hat. Du solltest ihn zurückrufen, bevor er eine Vermisstenanzeige startet“, lächelte Minako amüsiert. „Hat Mrs Tsubaka das mitbekommen?“ Mimis Chefin war von den Kontrollanrufen ihres Freundes nicht gerade begeistert. Immerhin hielt er so permanent die Anrufe von potenziellen Kunden ab. Minako winkte ab. „Nein, nein. Keine Sorge. Sie ist mit den Abrechnungen beschäftigt“, erwiderte sie beschwichtigend. Mimi lächelte unsicher. „Dann rufe ich ihn mal schnell zurück“, bedankte sie sich bei ihrer Kollegin und verließ schließlich den Salon.Die junge Stylistin zog ihr Handy aus ihrer Handtasche heraus. „Das darf doch nicht wahr sein“, brummte sie verärgert. Unzählige Nachrichten und Anrufe leuchteten auf ihrem Display auf. Sie hatte jetzt keine Lust mit Ryu zu telefonieren. Sie wusste ohnehin, was er wollte. Sie schrieb ihm nur, dass es ihr gut ging, sie jetzt Feierabend hatte und nun zu Sora gehen würde. Sie stellte ihr Handy auf lautlos, weil sie wirklich nicht gestört werden wollte, wenn sie bei Sora sein würde. Mimi ging die paar Straßen zu Fuß und lächelte, als sie ihre Mitmenschen bei ihren alltäglichen Aufgaben beobachtete. Sie sah die kleine aber feine Boutique und merkte wie ihr Gesicht immer mehr aufhellte. Sora beriet gerade eine neue Kundin, als das leise klingeln der Glocke, an der Tür ihres kleinen Ladens, einen neuen Kunden ankündigte. Kurz blickte sie auf und sah in das strahlende Gesicht ihrer neugewonnen Freundin Mimi. Sora schenkte ihr ein freudiges Lächeln, bevor sie sich wieder ihrer Kundin zuwandte und den Kaufabschluss einleitete. Die Rothaarige führte die Kundin zur Kasse, kassierte ab und verabschiedete sich freundlich von dieser. Kaum war die Kundin aus der Tür lief sie freudig auf Mimi zu und umarmte sie herzlich. „Hallo Sora, ich freue mich so dich zu sehen. Wie geht es dir?“ „Mimi, ich freue mich auch dich zu sehen. Schön das du Zeit gefunden hast, herzukommen. Mir geht es super und dir? Hübsch siehst du aus!“ „Ach was. Danke, es geht mir auch gut.“ Mimi löste sich aus der Umarmung und sah sich interessiert im Laden um. „Also meine verehrte junge Dame, mir ist zu Ohren gekommen, dass die neue Kollektioneingetroffen ist. Ich bin gespannt, her damit. Ich bin in Kauflaune“, lächelte Mimi fröhlich und sah auffordernd zu Sora. Die junge Designerin lachte vergnügt auf und zog Mimi auch sogleich zu einen Karton, in der die neue Ware schon darauf wartete, ausgepackt zu werden. „Ich hab einige Teile für dich zurück gelegt, von denen ich dachte, die könnten dir gefallen.“ Sie zog einen hübschen Body hervor, der mit filigranen Spitzenmuster verziert war. „Der steht dir bestimmt richtig gut. Und das beste an dem Teil ist die Rückenansicht.“ Sofort zeigte Sora Mimi die schön verarbeitete Spitze am Rückteil und wie die Aussparungen den Körper sexy in Szene setzt. Sie zeigte ihr noch einige andere hübsche Stücke, unter anderem auch Dessous und Kleider, die man auch im Alltag sehr gut tragen konnte. Soras Handy piepste in dem Moment, als sie Mimi in die Kabine schob, damit ihre Freundin ein paar Kleider aus derneuen Kollektion anprobieren konnte. „Oh... eine Nachricht von Matt.“ Die Rothaarige wurde augenblicklich rot, als sie ihr Smartphone in die Hand nahm und die kurze Nachricht von ihrem Freund las. „Wow Sora, das ist... einfach wundervoll“, schwärmte Mimi. Die Brünette gluckst amüsiert auf, während sie in die Umkleidekabine ging und sich nach und nach umzog. So ein Mist ihr gefiel einfach alles. Ryu würde es gar nicht lustig finden, wenn sie auch alles kaufen würde. Sie musste sich entscheiden. „Oh, was schreibt dein Matt denn?“, fragte sie, als Soras Smartphone erneut piepste. Mimi nahm ihr Smartphone yerst gar nicht aus der Tasche. Sie wollte jetzt nicht wieder von Ryu gestört werden. Diese schöne Wäsche und das alles für ihn? Irgendwie kam ihr das mehr als falsch vor. Dabei sollte man doch Dessous für den eigenen Freund kaufen wollen, oder? Sie zog sich wieder um und verließ die Umkleidekabine. “Meine Liebe, wenn das weiter so geht, werde ich noch arm“, kicherte sie. „Ich kann mich nicht entscheiden...“ Kichernd hielt Sora ihr Handy ihrer Freundin entgegen, so dass sie die Nachricht selbst lesen konnte. >Hey mein schöner Abendstern, ich hoffe du hattest einen wundervollen Tag mit netten Kunden. Tai und ich gehen heute noch in einen Pub. Vielleicht hast du Lust uns Gesellschaft zu leisten? Du fehlst mir.< „Aww, das ist so süß.“ Mimi sah richtig, wie Sora über das ganze Gesicht strahlte. Es war so schön zu sehen, wie glücklich sie war. Würde sie das auch mal sein? „Was gefällt dir denn am besten?“, fragte Sora in diesem Moment. „Also den Body nehme ich auf jeden Fall, dieses Set mit Blumenmuster gefällt mir total, aber auch das hellgelbe Kleid.“ Mimi fasste sich an die Stirn und wand dann den Blick zur Designerin. „Hilfe.“ Sora nahm eine große Tüte, entfernte die Etiketten und verstaute die Klamotten sorgsam in die Papiertüte. Sie scannte einen Artikel und legte die restlichen Etiketten in einen kleinen Umschlag. Ein vergnügtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie Mimis verdutztes Gesicht sah. „Sora du musst mir das nicht schenken. Wolltest du noch zum Pub gehen?“ „Ich denke schon, dass ich heute noch zum Pub gehe. Irgendwer muss die beiden ja beim trinken zügeln und als kleines Dankeschön kommst du einfach mit. Tai und Matt übertreiben hin und wieder sehr gerne und ich möchte nicht, dass Matt nachher die ganze Nacht vor der Kloschüssel hockt.“ „Danke, du bist so lieb." Mimi nahm die Papiertüte entgegen und hielt sie eng an ihre Brust. „Ich glaube aber nicht, dass ich mitkommen darf. Ryu... er mag es nicht, wenn ich spontan abends weg bin...“ erklärte sie und bedauerte ihre Antwort. „Oh weia, so schlimm? Du hattest mal erwähnt, dass er zur Zeit ziemlich klammert.“ Sora ging wieder zurück zur Kasse und fing an, die Abrechnung durchzuführen. „Stört es dich, wenn ich eben schnell die Kasse mache? Dann können wir auch zusammen los. Falls du mitkommst.“ Schnell war die Schlussrechnung fertig. Sora trug nur noch schnell alles in ihrem Kassenbuch ein und verstaute alles sorgfältig in ihren Ordnern. „Ja, er ist leider sehr eifersüchtig. Ich weiß auch nicht warum", murmelte Mimi ausweichend als Antwort auf Soras Frage. Sie konnte Sora bei bestem Willen noch nicht die ganze Wahrheit sagen. Sie sollte kein Mitleid mit ihr haben. „Ach weißt du was? Ryu und ich verbringen jeden Abend zusammen. Heute kann er mal auf mich verzichten.“ Mimi wusste genau, dass das noch ein Nachspiel haben würde, aber es war ihr gerade so ziemlich egal. Sie schrieb Ryu nur, dass sie mit Sora noch etwas trinken ging und es heute später werden würde. Dann schaltete sie ihr Smartphone aus. „Ich wäre dann soweit.“ „Das freut mich. Dann lernst du endlich meinen Freund kennen und unseren besten Freund. Der ist... du wirst es ja dann sehen.“ Taichi war eben ein auffälliger Mann. Hoffentlich benahm er sich. Taichi und Yamato kamen derweil im Pub an und setzten sich gleich an ihren Stammtisch. Taichi rollte genervt mit seinen Augen, als sein bester Freund wieder nur an seinen Smartphone klebte. „Meine Güte, du siehst deine Sora doch gleich...“ „Oh, eifersüchtig? Du weißt doch meine große Liebe bist du...“, zwinkerte Yamato grinsend und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Forever and ever nicht wahr?“, brummte Taichi augenrollend. „Sora bringt gleich ihre Freundin mit und du benimmst dich klar?“ „Ich weiß gar nicht was du hast. Ich bin immer brav!“ „Du bist nie brav. Beweisstück A“, erwiderte Yamato, als er auf die Kellnerin deutete, die Taichi zuzwinkerte. „Zumindest lässt du sonst nichts anbrennen und wer immer das Mädchen ist. Sie wird nicht dein Nachtisch sein, verstanden? Sora mag sie und ich will nicht, dass du sie vergraulst“, belehrte der Musiker seinen besten Freund. Es war ja nicht so, dass er früher groß anders gewesenwar, als Musiker hatte er genug weibliche Fans die sich ihm an den Hals geworfen haben und er war 1000 Mal schlimmer wie Taichi gewesen, aber mit Sora hatte er etwas gefunden, was einmalig war. Taichi musterte die junge Kellnerin mit einem Blick, der sie förmlich auszog. Er schenkte ihr ein verheißungsvolles, keckes Grinsen. Der Braunhaarige sah der Kellnerin noch nach und versteckte es nicht einmal, wie er ihr auf den Hintern starrte. Kurz darauf wandte er sich Matt zu und zog kritisch eine Augenbraue nach oben. „Ehrlich jetzt. Was kann ich dafür, dass die Weiber alle nur meinen Körper wollen. Aber keine Sorge, mein Nachtisch wartet da drüben.“ Erneut sah er rüber zu der Kellnerin und leckte sich über die Lippen. „Vielleicht auch Vorspeise?“ „Für die Vorspeise hast du wohl keine Zeit mehr. Sora und ihre Freundin kommen jeden Moment die Türe rein.“ Die Kellnerin servierte den beiden Männer ihr Guiness und versuchte Taichis Aufmerksamkeit zu bekommen. Taichi lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme hinter seinen Kopf. Er ignorierte ihren etwas zu gewollten Versuch seine Aufmerksamkeit zu bekommen und auch das sie besonders betont die Hüften wiegte, während sie zurück zur Bar ging. Taichi konnte nicht anders als mit den Augen zu rollen, als Matt schon wie ein freudiger Hund aufsprang und wie wild mit den Armen ruderte um die Aufmerksamkeit seiner Liebsten zu erlangen. „Sora, hey Süße.“ „Man du bist voll Peinlich...“, murmelte er in sein Guiness und trank einen kräftigen Schluck. Als Sora auch noch das verliebte Gesäusle erwiderte, musste er ein genervtes Aufstöhnen unterdrücken. Erneut nahm Taichi einen großen Schluck von seinem Bier und drehte sich neugierig herum, um das neue Mädchen, das Sora mitgebracht hatte, zu sehen. Prompt verschluckte er sich an dem schwarzen Gebräu und hustete heftig die Flüssigkeit aus seinen Lungen. Diese Freundin war bildhübsch und verschlug ihm regelrecht den Atmen. Mimi war aus irgendeinem Grund ganz schön nervös gewesen. Sora nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her in den Pub. „Du musst echt keine Angst haben“, beruhigte sie sie. Mimi sah, wie ein großgewachsener, blonder junge Mann aufstand und Sora zu sich winkte. Das musste wohl Matt sein. Er sah wirklich gut aus, musste Mimi zugeben. Sora und Yamato begrüßten sich mit einem liebevollen Kuss und etwas unsicher blieb Mimi im Hintergund stehen. Sie freute sich sehr für ihre Freundin Sora, die mit ihrem Matt ja wirklich ein tolles Los gezogen hatte. Kurz überlegte sie, ob sie nicht einfach wieder verschwinden sollte, doch dann wand sich Sora wieder zu ihr um. „Diese junge Dame hier heißt Mimi und sie ist eine liebe Freundin von mir. Mimi, dass hier ist Yamato, mein Freund und unser gemeinsamer Freund Taichi.“ „Hallo, freut mich, dich kennen zu lernen. Sora hat ja schon viel von dir erzählt. Ich bin Yamato, aber die meisten nennen mich Matt. Frag mich nicht wieso. Ich weiß es selber nicht...", lächelte der Blonde höflich. Mimi kicherte. „Freut mich. Ich bin Mimi und ich hoffe, ihr habt nur Gutes von mir gehört“, lächelte sie fröhlich und wand sich an den zweiten am Tisch zu, der sich gleich an seinem Getränk verschluckte. Mimi schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken und wartete einen Moment ab, bis er sich wieder im Griff hatte. „Oh weia, alles okay?“, lächelte die junge Stylistin den Sportler an. Taichi öffnete seine Augen und Mimi musste kurz schlucken, als sie diese warmen und intensiven braunen Augen sah und ihr Herz kurz einen Hüpfer machte. Verlegen zog sie ihre Hand von seinem Rücken weg und legte sich eine Strähne hinter ihr Ohr. Um Himmelswillen, was war das denn? „Boah Sora. Warum hast du nie erwähnt, wie unglaublich hübsch deine neue Freundin ist?“ Direkt wie immer, sprach Taichi seine Gedanken laut aus. In dem Augenblick, als er in Mimis Gesicht geblickt hatte, fing sein Herz wie wild an zu klopfen, was es sonst nur tat, wenn er sich körperlich betätigte und an seine Grenzen stieß. Er blickte vorwurfsvoll zu seiner rothaarigen Freundin, die ihm gleich einen bösen Blick zu warf. „Tai! Benimm dich. Kannst du so was nicht ein bisschen diskreter sagen?“ Schnell drehte Sora sich zu Mimi um und warf ihr einen Entschuldigen Blick zu. „Tut mir Leid. Tai... ist leider sehr direkt.“ Taichi zuckte nur verständnislos mit den Schultern. „Warum? Sie ist doch bildschön...“, murmelte er und blickte zurück zu Mimi, die verlegen zu Seite sah. Der Sportler schluckte schwer. Vielleicht hätte er sich doch ein bisschen zurück halten sollen und mehr den Gentleman aus sich sprechen lassen. Er biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe und reichte Mimi seine Hand. „Entschuldige. Das war unhöflich von mir. Fangen wir doch von vorne an. Ich bin Taichi Yagami. Nenn mich ruhig Tai.“ „Freut mich“, murmelte Mimi und schüttelte länger seine Hand als es nötig gewesen wäre. Aber ihre Hand in seiner, das fühlte sich wirklich schön an. Er hatte so große raue und warme Hände. Schnell schüttelte sie ihren Kopf. Was dachte sie denn da, sie hatte schließlich einen Freund! Unsicher nahm Mimi auf der Bank neben dem Braunhaarigen Platz. Sein Duft stieg ihr dabei in die Nase und machte sie nervöser, als es gut für sie war. „Der erste Drink geht auf mich. Bestell was du möchtest.“ „Sicher wirst du mich jetzt auch schon wieder langweilig finden. Ich trinke keinen Alkohol“, erklärte Mimi leicht schämend. Seit Mimi mal von einem Jungen dazu ermutigt worden war, zu tief ins Glas zu gucken, nur um die Brünette ins Bett zu bekommen, nahm sich die junge Frau vor, nie wieder die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. „Ich nehme erst mal nur eine Schorle“, lächelte Mimi schwach. „Im Gegenteil. Ich finde es gut wenn ein Mädchen nicht so viel oder gar nichts trinkt. Also eine Apfelschorle? Kommt sofort.“ Taichi hielt Ausschau nach der Kellnerin und winkte sie zu sich. „Sora und du? Möchtet ihr auch etwas Essen? Ich habe jedenfalls Hunger.“ „Du hast immer Hunger“, merkte Yamato an. „Schnauze, Ishida!“ „Ist aber so. Echt, jetzt. Er isst den ganzen lieben langen Tag“, sagte der Musiker belustigt und Mimi musste kichern. Waren die Beiden immer so? Als Taichi die Kellnerin zu sich winkte und sie in Windeseile an ihrem Tisch war, bemerkte Mimi, wie die Kellnerin den Braunhaarigen mit sehnsuchtsvollen Blicken ansah, der Brünetten wurde gleich klar, dass sie großes Interesse an dem Fußballer hatte. Taichi hingegen fand die Kellnerin plötzlich gar nicht mehr so attraktiv. Nein, dafür stellte Mimi gerade jede Frau in den Schatten. Als die Kellnerin das Essen notierte überlegte Mimi noch einen Moment lang was sie wollte. „Ich hätte gerne einen Salat dazu mit Putenbruststreifen und Cocktailsauce.“ „Kaninchenfutter? Prinzessin, bei deiner heißen Figur kannst du dir auch mal einen richtig fettigen Cheeseburger gönnen. Machst du eigentlich Sport?“ Taichi musterte sie verstohlen und ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten. Hübsches Gesicht, heißer Körper. Bitte lass sie einen fabelhaften Charakter haben, schickte er sein Stoßgebet an den lieben Gott im Himmel. „Prin... was?“, fragte Mimi empört nach. Dieser Typ schien ganz schön von sich überzeugt zu sein. Na dem würde sie es zeigen. „Hör mal Mister `Schaut her, ich kann jede haben die ich will ́. Das ist kein Kaninchenfutter, sondern ein gesunder und frischer Salat und mir reicht es voll und ganz. Abgesehen davon esse ich nicht alles und stopfe mich mit Fastfood voll. Solltest du als Profisportler keinen Ernährungsplan haben oder hat man dich schon aufgegeben?", fragte sie provokant nach und hielt eine Augenbraue hoch. Verdutzt sah Taichi die junge Frau neben sich an. Er blinzelte überrascht und für einen kurzen Moment verschlug es ihm einfach die Sprache. Hatte sie ihm gerade mächtig Kontra gegeben? Auf einmal prustete der Yagami laut auf und hielt sich den Bauch vor Lachen. „Prinzessin, du besitzt eine spitze Zunge. Das gefällt mir. Und um eins klar zu stellen, ich hab einen Ernährungsplan, aber hin und wieder gönn ich mir mal das, worauf ich richtig Bock hab und heute ist so ein Tag, an dem ich alles esse was ich mag. Nennt sich Cheat Meal.“ „Cheat Meal, echt? Das ist deine Ausrede?“ Mimi wollte gerade etwas sagen, wie unsinnig das war, als sie nicht umher kam ihren Blick über den Fußballer gleiten zu lassen. Heiß! Verflucht heiß. Verdammt. Schnell richtete sie ihren Blick zurück zu Sora. Was tuschelten die zwei da eigentlich die ganze Zeit? Belustigt musterte Taichi die hübsche junge Frau und ihr Blick entging ihm dabei nicht. Er griff nach seinem Bier und hob es Mimi entgegen. „Ich glaube, das mit uns wird noch richtig interessant.“ Er tätschelte ihr freundschaftlich die Hand und konnte sich selbst dafür Ohrfeigen. Mimi zu berühren löste in ihm ungewöhnliche Gefühle aus. Schnell zog er seine Hand zurück und blickte ihr in die hellbraunen Augen, die trotz des schummrigen Lichts im Pub fast schon golden glänzten. Taichi musste erneut Kraft aufbringen, das bisschen Spucke in seinen Mund hinunterzuschlucken. „Hast du Hobbys?“, fragte er daher und konzentrierte sich auf ihr Gesicht, statt auf ihren Körper. Diese Lippen... Mimi musste zugeben, dass sie von dem Selbstbewusstsein des Sportlers beeindruckt war. Als er seine Hand auf ihre legte, kribbelte es an besagter Stelle und breite sich wie ein Strohfeuer in ihrem ganzen Körper aus. Okay, was war das wieder? „Ähm... früher mal war ich Cheerleader, aber seit drei Jahren nicht mehr.“ „Ach was? Du weißt das ich Fußballer bin? Du solltest mich mal bei einem meiner Spiele anfeuern.“ Die Kellnerin kam zurück mit dem Essen und sah erneut verstohlen zu dem Sportler. -Dumme Kuh-, dachte Mimi sich. Warum dachte sie denn so? Das konnte ihr doch vollkommen egal sein. Immerhin hatte Mimi selber einen Freund. Sie nahm ihr Besteck in die Hand und überlegte kurz, ob sie auf ihr Handy gucken sollte, aber sie wusste, was ihr dann blühte. Sie ignorierte ihr schlechtes Gewissen und schuldete Taichi noch eine Antwort. „In deinen Träumen vielleicht.“ Taichi stürzte sich augenblicklich auf seinen Burger wie ein ausgehungertes Tier. „Oooh ja... komm zu Papa.“ Freudig griff er nach seinem Burger und biss herzhaft rein. Es dauerte nicht lange, da war der Burger auch schon in seinem Bauch verschwunden. Er grinste Mimi vielsagend an ehe er zur nächsten Antwort ansetzte und sich nach und nach die Fritten in den Mund schob. „Nicht nur in meinen Träumen, Prinzessin.“ „Was hast du immer mit dem Namen Prinzessin?“, wollte sie wissen. „Gibst du allen Mädchen gleich irgendwelche Kosenamen?“ „Mimi bedeutet doch Prinzessin.“ Sein Blick wurde ernst und er wägte genau seine Worte ab und was sie bedeuteten. „Ich verteile keine komische Kosenamen. Um genau zu sein, bist du die erste die einen Kosenamen bekommen hat. Außer meiner Schwester, die kleine Hexe.“ Und schon schlich sich wieder ein breites Grinsen auf seine Lippen. Er sollte sich mal wieder bei seiner kleinen Schwester melden. „Woher weißt du das denn?“, fragte sie ehrlich interessiert nach. Das wussten nicht viele und Männer schon mal gar nicht. Sie wusste nicht so recht, ob sie ihm glauben konnte oder nicht, aber irgendwie schmeichelte es ihr, daher beließ sie es zunächst dabei. “Du hast eine Schwester? Das ist ja cool, ist sie jünger oder älter? Ich bin leider ein Einzelkind, aber ich hatte mir immer eine Schwester gewünscht“ plapperte sie weiter. „Woher ich das weiß? Meine Schwester ist drei Jahre jünger und interessiert sich für die Bedeutung der Namen. Sie wird bald Grundschullehrerin und ist der Meinung, wenn sie wüsste, was die Namen bedeuten, dann weiß sie auch, wie die Kinder vom Charakter sind.“ „Oh, Lehrerin, dann ist sie wohl die Kluge in der Familie.“ „Wer weiß. Also wie sieht es mit deinem Namen aus? Bist du auch ein kleines Prinzesschen?“ „Ich? eine Prinzessin?“ Darüber musste Mimi erst einmal nachdenken. „Na ja... ein bisschen verwöhnt bin ich wohl. Muss ich ehrlich zugeben, die Schmach des Einzelkindes,“ zwinkerte Mimi ihm zu. „Aber eine Prinzessin hat ja auch deutliche tugende Eigenschaften. Ich mochte Lady Di und das sie sich immer so um Kinder sorgte und kümmerte“, murmelte Mimi. Leicht beschämend schüttelte sie ihren Kopf. Oh weia, sich mit Lady Di vergleichen konnte auch nur Mimi. War ja gar nicht überheblich. Taichi sah belustigt zu Mimi rüber. „Schon okay, ich weiß was du meinst“, lachte Taichi und Mimis rote Gesichtsfarbe verschwand langsam wieder. „Aber ich habe auch mehr drauf, als nur gut mit dem Ball umgehen zu können. Falls du weiterhin denkst ich bin ein Trottel. Tatsache. Ich hätte auch studieren können. Wollte ich auch anfangs, aber ich bin eben ein verdammt guter Fußballer.“ „So meinte ich das auch gar nicht. Also ich denke schon, dass du klug... Na ja, ach auch egal. Vergiss es einfach“, murmelte Mimi. Sie hoffte, dass sie Taichi jetzt nicht beleidigt hatte. „Wieso er ist ein Trottel“, mischte sich Yamato ins Gespräch ein. „Du bist ein Trottel“, kam es von Taichi. Mimi jedoch bekam von den Zankerein der beiden Männer nicht wirklich was mit. Sie wusste ja wie es war nur auf das Äußere reduziert zu werden und wirklich etwas vorweisen konnte sie auch nicht. Ryu war sehr erfolgreich an der Börse, Sora Designerin, Matt Musiker - sie erkannte ihn sogar wieder, Tai Profifußballer und sie? Nur eine zweitklassige Angestellte. „Entschuldige“, murmelte Mimi leise, fast flüsternd und war sich nicht mal im klaren, dass sie es überhaupt ausgesprochen hatte. „Ach alles gut“, grinste Taichi ihr zu. „Es war ein Scherz.“ Es gefiel ihm lieber, wenn sie keck war und austeilte. So traurig wollte er sie nicht sehen und irgendetwas schien sich gerade verändert zu haben. Er konnte aber nicht sagen was. „Ich glaube ich sollte langsam gehen...“ Mimi hatte plötzlich das Gefühl, dass es besser wäre den Abend an dieser Stelle zu beenden. Irgendetwas war da zwischen ihr und Taichi und das könnte für beide gefährlich werden. Taichi sollte die Wahrheit besser gleich erfahren. „Was jetzt schon?“ Taichi wollte noch weiter mit ihr reden und sie näher kennenlernen. „Ja, mein Freund wird nicht begeistert sein, wenn ich zu spät nach Hause komme...“ „Dein... dein Freund?“, fragte Taichi entsetzt und fassungslos zugleich nach. Zaghaft nickte Mimi. Warum musste sie überhaupt einen Freund haben? Ryu... Sie wollte ja nicht mal wirklich mit ihm zusammen sein, aber betrügen würde sie ihn trotzdem niemals. Deprimiert über die Tatsache, dass Mimi vergeben ist, nickte er nur zustimmend. Wenn sie vergeben war, war die Tabu für ihn! Das mit ihr musste er sich schleunigst aus dem Kopf schlagen und Mimi von nun als Freundin ansehen. „Aber wir können doch Freunde werden, oder?“, fragte er hoffnungsvoll bei der brünetten Schönheit nach. Irgendwie hatte er ein besonderes Gefühl bei ihr und er wollte und konnte Mimi nicht gänzlich aus seinem Leben verlieren. „Das wäre schön also Freunde?...“ Mimi hatte lange keinen richten Freundeskreis mehr gehabt und das hatte ihr sehr gefehlt und es schien ein sehr lustiger Freundeskreis zu sein. Sora war ja schon wundervoll „Sora, danke für den schönen Abend und dass du mich mitgenommen hast, aber ich sollte jetzt wirklich gehen.“ „Oh... muss du etwa schon? So spät ist es doch noch gar nicht...“ Sora war überrascht. Sie war ein wenig mit Yamato im Gespräch vertieft gewesen, hatte aber das Gefühl, das Taichi und Mimi sich gut verstanden hatten. „Leider ja. Ich darf normalerweise nicht so lange weg.“ Mimi biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, das wollte sie doch gar nicht laut sagen. Wie das klang immerhin war sie Volljährig und kein Teenager mehr. „Äh, ich meine so spät noch alleine durch die Stadt laufen, da macht er sich immer große Sorgen“, murmelte sie verlegen. „Verständlich, eine junge hübsche Frau sollte man nicht alleine durch die dunklen Straßen ziehen lassen. Soll ich dich noch begleiten?“, fragte Taichi nach und hoffte sie würde ja sagen. Er wollte irgendwie noch etwas Zeit mit ihr verbringen. „Nein, ich nehme mir gleich ein Taxi, aber danke. Danke euch allen. Es war toll euch kennen zu lernen. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“ „Natürlich. Komm gut nach Hause.“ Sora stand auf und umarmte ihre Freundin zum Abschied. „Ich melde mich morgen bei dir.“ „Mach das. Schönen Abend euch noch.“ Mimi winkte unsicher und sah etwas zu lange in die Augen des Sportlers. Warum sah sein Blick plötzlich so traurig aus? Konnten sie tatsächlich Freunde werden? Sie wünschte es sich so sehr. Sie wollte ihn irgendwie nicht verlieren. Auch wenn sie ihn nicht für sich als Freund haben konnte. „Vielleicht komme ich doch mal zu einem Spiel von dir.“ Sofort lächelte der Yagami und nickte. „Würde mich wirklich freuen, Prinzessin. Pass auf dich auf!“ „Du auch.“ Dann nahm sich Mimi schnell ihre Handtasche und die Papiertüte und ging Richtung Ausgang. Nochmal kurz blickte sie zurück zu dem Tisch, wo alle Drei ihr noch nachsahen. Ihr Blick blieb jedoch nur bei einem hängen. Freundschaft. Ob das gut gehen würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)