Königsbürde von Cheytuna ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Kapitel 11 Müde lehnte Killian seinen Kopf gegen die Lehne des Kanapees. So wie er dasaß, war es zwar unbequem, doch erschien ihm das Gewicht seines Kopfes gerade zu schwer, als es weiterhin zu halten. Dass es bereits dunkel um ihn herum war und er darauf verzichtet hatte ein Licht zu entzünden, half ihm kaum dabei, wieder ein wenig munterer zu werden. Es war ein langer und anstrengender Tag gewesen, an dem er sehr viele neue Informationen aufnehmen musste. Nachdem Travis zu ihm und Toran zurück in die Bibliothek gekommen war, baten sie ihn darum, ihnen alles offen zu legen, was für sie relevant für das spätere aktive Herrschen war. Der ehemalige Stellvertreter des Königs war zunächst nicht sehr angetan von der Bitte und wollte sie auch ausschlagen, da er sie nicht mit alledem überrumpeln wollte. Es erschien ihm zu viel zu sein und sie sollten langsam anfangen und nicht direkt mit der Fülle an wichtigen Dingen überfordert werden. Gemeinsam überzeugten sie den Älteren jedoch, immerhin konnten sie sowieso nicht davor weglaufen und früher oder später mussten sie sich einfach damit auseinandersetzen. Dann doch lieber sofort und die Zeit haben, sich noch ausreichend bis zu der Krönung vorbereiten zu können. Die Aufklärung über die aktuelle Situation nahm sehr viel Zeit in Anspruch und obwohl sie auf das gemeinsame Abendessen mit den anderen Beratern zusammen, verzichteten und stattdessen in der Bibliothek etwas zu sich nahmen, hatten sie bei Weitem nicht über alle Themen sprechen können. Als die Sonne bereits untergegangen war und sie zunehmend müder wurden, wodurch ihre Aufnahmefähig stark litt, beschlossen sie, für heute die Gespräche ruhen zu lassen und wollten sich am nächsten Morgen wieder treffen, um an genau dieser Stelle weiter zu machen. Es fiel ihm schwer die Augenlider zu heben, doch trotzdem tat er dies, nur um seinen Kopf ein wenig zur Seite zu wenden und in das schlafende Gesicht Aidans zu sehen. Insgeheim musste er über sich selbst lachen. Er kam sich vor, als würde er dem Jüngeren nachstellen und ihn belästigen, doch hatte er einfach nicht anders gekonnt und war auf direktem Wege hierhergekommen. Dieser Raum hatte ihn regelrecht angezogen, auch wenn er wusste, dass sein Liebster sauer über seine Anwesenheit sein würde, wenn er es bemerkte. Dafür war er zumindest nicht wieder zu ihm unter die Decke gekrochen, sondern saß auf dem Sitzmöbel, welches noch härter war, als es zunächst ausgesehen hatte. Die Beine hatte er über Sitzflächen gelegt und seinen Rücken gegen die etwas weniger hohe Armlehne gelehnt, weshalb diese unangenehm in seinen Rücken drückte. Leise seufzte er und konnte die Augen einfach nicht wieder von seinem Liebsten abwenden. Wie gerne würde er jetzt zu ihm rübergehen und die weiche Haut seines Gesichtes berühren, sei es mit den Händen oder mit den Lippen. Wie gerne würde er einfach nur seine Nase in Aidans Haare stecken und tief seinen warmen und ganz eigenen Körpergeruch einatmen und sich davon einlullen lassen. Doch er tat dies nicht. Nicht nur, weil er und Aidan entschieden hatten, ihre Beziehung noch vor seiner Eheschließung zu beenden, wobei diese Entscheidung wohl in erster Linie von dem Jüngeren getroffen worden war, sondern auch, weil die Müdigkeit immer mehr von ihm Besitz ergriff, bis er mit einem weiteren Seufzen die Augen schloss und in einen Traumlosen schlaf über glitt. - - - - - Ein Rütteln an seinem Bein, weckte Killian und langsam begann er träge zu blinzeln. „Hast du einen steifen Nacken?“, fragte Aidan ihn mit monotoner Stimme und erst jetzt bemerkte der Ältere, dass er tatsächlich im Sitzen eingeschlafen war und noch immer in dieser Position verharrte. Umso wacher er wurde, desto mehr machten sich nun auch seine verspannten Muskeln bemerkbar und unter einem leisen ächzen hob er langsam den Kopf, der im Schlaf nach vorne gesackt war. „Das geschieht dir dann wohl recht“, kommentierte der Jüngere mit bitterer Stimme. „Was tust du schon wieder in meinem Schlafzimmer?“ Schließlich hatte Killian es geschafft seinen Kopf zu heben, den Schlaf ein wenig aus den Augen zu blinzeln und seinen Nacken langsam zu dehnen. „Schlafen…“, murrte er als Antwort, als er die gehörten Worte glaubte begriffen zu haben. „Killian!“, rief Aidan sofort laut aus und sah ihn aus Augen an, in denen er eine Mischung aus Trauer, Verzweiflung und Wut ablesen könnte. Die Heftigkeit dieses Ausrufes ließen den jungen König zusammenzucken, damit hatte er nicht gerechnet. „Deine Gegenwart beruhigt mich…“, erklärte er daher kleinlaut, bevor sein Liebster noch mehr sagen konnte. Kopfschüttelnd wandte Aidan seinen Blick ab. „Du wirst dir etwas anderes suchen müssen, was dich beruhigt.“ „Das kann ich nicht so schnell“, gab Killian zu und versuchte sich so hinzusetzen, dass er dem Jüngeren in das Gesicht sehen konnte, doch gelang es ihm nicht und auch seine Muskeln protestierten noch. „Du versuchst es noch nicht einmal!“, warf Aidan dem Älteren vor. „Ich bemühe mich doch!“ „Aber offenbar nicht genug!“ Killian wollte etwas erwidern, doch schloss er seinen Mund wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Er verstand Aidan und er wusste auch, dass er es ihnen womöglich nur unnötig schwerer machte mit seinem Verhalten. Trotzdem verletzte es ihn, die Worte von seinem Liebsten zu hören, genauso wie die Vorwürfe und die ablehnende Haltung. Kurzerhand schwang er seine Beine von dem Sitzmöbel und stellte sich schnell hin. Zu schnell, wie er feststellen musste, als sowohl sein Kreislauf, als auch seine Beine dagegen protestierten und er ins Schwanken geriet. Sofort möchte Aidan ihn stützen, jedoch will Killian das zu diesem Zeitpunkt nicht und stößt ihn von sich. Er wollte nicht abweisend behandelt werden, nur um kurz darauf wieder Körpernähe herzustellen, auch wenn der Grund nun ein Anderer war. Kurzerhand suchte er das Weite, wenn auch noch ein wenig ungelenk auf den Füßen. Den bedrückten Blick des Jüngeren im Rücken spürend. Auf dem Flur angekommen und Aidan durch die Tür von sich trennend, stand er da und versuchte seine aufsteigende Wut durch ein paar tiefe Atemzüge zu zügeln, doch brachte dies kaum etwas. Viel mehr steigerten seine Gefühle sich noch, jetzt wo er das Gesicht des Anderen nicht mehr vor sich sah, welches ihn besänftigt hatte. Er ist einfach sauer auf die Situation und ihrer beider Verhalten. Er wollte etwas daran ändern, doch was sollte er schon tun? Er konnte einfach nichts tun! Sie mussten nun mit einer Situation klar kommen, die sie sich beide nicht gewünscht hatten, aber von der sie wussten, dass es auf sie zukommen könnte und genau deswegen hätten sie sich darauf wohl gar nicht erst einlassen sollen. Genaugenommen, war doch er selbst Auslöser für das alles hier! Der damalige Prinz wäre niemals von alleine auf eine solche Beziehung eingegangen, wahrscheinlich wäre er noch nicht einmal auf die Idee gekommen, wenn Killian nicht gewesen wäre. In seinem aufgewühlten Zustand hatte der junge König gar nicht richtig bemerkt, wie er sich in Bewegung gesetzt hatte, trotzdem stand er nun vor seinen eigenen Räumlichkeiten und nachdem er die Tür öffnete, sah er auch schon Liam, der erneut auf ihn wartete. Mit zornigen Schritten, ging Killian an seinem Kammerdiener vorbei, direkt in das Schlafzimmer, um sich für den Tag neu anzukleiden. Das Einzige, was er in diesem Moment noch als positiv empfand war, dass sein Freund, der ihm ins Schlafzimmer gefolgt war, kein Wort sagte. Doch wenn er es sich genau überlegte, so frustrierte es ihn gleichermaßen. Sonst sagte er doch auch immer zu allem etwas, warum heute nicht? Kurzerhand drehte er sich zu seinem Bediensteten um. „Warum ermahnst du mich nicht?!“, fährt er ihn wütend an. „Das brauche ich nicht tun“, sagte Liam ruhig und sah ihn mild an. „Wie ich sehe, tut das bereits jemand anderes.“ „Das hilft mir auch nicht!“, stieß Killian frustriert aus, woraufhin sein Freund sich in Bewegung setzte und auf ihn zukam. Irritiert folgten seine Augen der Hand Liams, als dieser sie hob und sie auf der Schulter des jungen Königs ablegte. Beruhigend übte der Bedienstete Druck auf Killians Schulter aus. „Es tut mir leid“, sagte er mit ruhiger und leiser Stimme. „Du musst ihn loslassen.“ Frustriert drehte der Angesprochene sich ein wenig weg und machte sich so von der Berührung los. „Dass weiß ich selbst, wir sprachen schon mal darüber, schon vergessen?“ Plötzlich legte Liam seine Arme um den frustrierten Mann und zog ihn in eine lockere Umarmung aus der Killian sich sofort lösen konnte, wenn er wollte. Doch er war wie erstarrt und bewegte sich kein Stück. „Du musst dich tagsüber beherrschen, Killian. Die Nächte sind etwas Anderes, doch über Tag musst du hinter einer Fassade leben, denk daran“, sagte Liam und hielt den jungen König einfach nur im Arm. Killian halfen diese Worte, sie erinnerten ihn an seine Pflichten, welche er kurzzeitig in seiner Wut vergessen hatte. Diese starken Gefühle verschwanden zwar nicht sofort, doch er merkte, wie sie von Moment zu Moment schwächer wurden. Es half, einfach jemanden in seiner Nähe zu haben, der für ihn da war und ihn einfach nur daran erinnerte, was seine eigentliche Aufgabe war. Schließlich hob er ebenfalls seine Arme und legte sie um seinen Freund. Eine Weile standen sie einfach nur so da, bis Killian sich bedankte und Liam wieder einen Schritt zurücktrat. Ein aufmunterndes Lächeln bewegte den jungen König dazu, ebenfalls die Mundwinkel zu heben, wenn auch nicht so optimistisch, wie es vielleicht sein sollte. „Ich muss dann wohl los in die Bibliothek“, meinte Killian schließlich und machte sich leise seufzend auf den Weg, zu dem nächsten Tag, an dem er sich mit den Fehlern des alten Königs beschäftigen musste. Doch sah er es positiv, denn immerhin würde es ihn zumindest für einige Stunden auf andere Gedanken bringen. Überrascht zog er die Augenbrauen hoch, als er hinter der Tür Toran stehen sah, der scheinbar auf ihn gewartet hatte. „Guten Morgen.“ „Guten Morgen“, wünschte ihm auch sein Stellvertreter. „Ich hoffe, deine Nacht war…“ „Frag nicht nach“, sagte Killian sofort, als er ahnte, worauf das Gespräch auf Dauer hinauslaufen könnte. Er war froh gerade seine Wut heruntergeschluckt haben zu können, da wollte er nicht schon wieder daran erinnert werden und diese Gefühle von neuem wecken. „Verstehe“, sagte Toran gedehnt, wenn auch mit einem skeptischen Blick. „Ich wollte dich abholen kommen“, erklärte er seine Anwesenheit daraufhin stattdessen. Lächelnd drückte der junge König seine Freude darüber aus und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. „Du vermisst ihn, nicht wahr?“, fragte Toran schließlich und Killian stöhnte im Inneren frustriert auf. Es war ihm wohl nicht gegönnt, über dieses derzeit schwierige Thema zu schweigen. „Ja, sehr“, sagte er also knapp. „Das kann ich mir gut vorstellen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es wohl wäre, auf diese Art von Melissa getrennt worden zu sein.“ „Da muss ich jetzt wohl durch“, sagte Killian kurz angebunden und vielleicht auch ein wenig zu schroff, doch dadurch schien der Ältere zu verstehen, dass dies nicht unbedingt ein Thema war, worüber er an diesem Morgen sprechen wollte, denn er nickte nur und schweigend gingen sie den Rest des Weges. In der Bibliothek angekommen mussten sie feststellen, dass sie als erste da waren und leider ließ Travis auch auf sich warten. Bedienstete brachten ihnen derweil Frühstück an dem sie sich bedienen konnten, bis der ehemalige Stellvertreter des Königs endlich dazukam. Er entschuldigte sich direkt und setzte sich zu ihnen, um sich ohne Umschweife an dem Frühstück zu bedienen. Langgezogen stieß er die Luft aus. „Ihr glaubt ja gar nicht, wie kompliziert die Liebe manchmal ist.“ Killian, der gerade einen Schluck von seinem Tee nahm, hielt kurz in der Bewegung inne und ließ seinen Blick langsam zu Toran wandern. Auch er hatte seinem Freund den Blick zugewandt und hob nun kaum merklich die Augenbrauen. Der ältere Mann, der von dem Blickaustausch nichts mitbekommen hatte und noch immer mit dem Essen vor sich beschäftigt war, sprach währenddessen weiter. „Meine Frau ist einfach fürchterlich besorgt und übervorsichtig.“ Toran räusperte sich kurz. „Ist es in Zeiten wie diesen nicht nur normal sich um seine Liebsten zu sorgen, vor allem, wenn sie in einer solchen Position sind wie wir?“ Ein wenig verwundert sah Travis auf, machte aber recht schnell eine abwinkende Bewegung mit der Hand. „Ihr beide habt davon noch nicht viel Ahnung. Sowieso werden wir hier ja ohnehin gut geschützt.“ Sofort begann Toran zu nicken und mimte den Verstehenden, bevor sein Blick erneut zu Killian ging, welcher ihn auch nur mit einem vielsagenden Blick ansah. Der junge König würde sich besonders an diesem Morgen wünschen, nicht zu wissen, wie kompliziert die Liebe doch war, dazu kam die Frage, ob sie wohl unter dem gleichen Schutz wie der alte König standen. Sollte dem so sein, dann würden sie wohl mehr Augenmerk darauf legen müssen, sich selbst zu schützen. Dieses Mal bemerkte Travis jedoch ihren Blickaustausch, interpretierte ihn jedoch fehl. „Keine Sorge, mein König. Ich weiß ja, dass Ihr in wenigen Tagen heiraten werdet. Im Zweifelsfall lasst Ihr Eure Frau einfach reden und geht gar nicht erst weiter darauf ein. Dann spart ihr Euch einiges an Problemen mit ihr.“ „Vielen Dank für Euren Ratschlag“, sagte Killian freundlich und lächelte dazu. Er fand es erstaunlich, wie ihm noch vor seiner Ehe dazu geraten wurde, seine Frau, die künftige Königin, nicht ernst zu nehmen. Im Augenwinkel sah er, wie sein Stellvertreter amüsiert von einem Stück Brot abbiss. Ja, je nachdem, welche Anwärterin er ehelichen würde, konnte es tatsächlich amüsant werden, wenn er den Ratschlag befolgen würde. Lana, die Anwärterin die Toran betreut hatte, würde ihm wohl keine ruhige Minute mehr lassen, wenn sie den Eindruck hatte, dass er ihre Sorgen, die sehr wohl berechtigt waren, nicht ernst nehmen würde. Nachdem sie mit dem Essen fertig wurden, fragte Travis gleich, wo sie am gestrigen Tag stehen geblieben waren, damit sie dort ansetzten konnten. Während Toran zusammenfasste, was sie bereits erfahren hatten, hing Killian einem bestimmten seiner Gedanken nach. Ihm war ein Einfall gekommen, welchen er umsetzen wollte. Nur musste er dies nun so gut in Worte verpacken, dass die beiden Anwesenden ebenfalls so sehr davon überzeugt waren, wie er es war. Nachdem Toran geendet hatte, fing der junge König sofort an zu sprechen. Er wollte etwas im Rahmen seiner derzeitigen Möglichkeiten tun, um das Volk noch vor seiner Krönung ein wenig milder zu Stimmen. Er wollte den Menschen von vornherein zeigen, dass er nicht den Plänen des alten Königs folgen wollte. Noch während er seine Idee vorstellte, konnte er sehen, wie Toran zunächst skeptisch war, aber mit jedem Wort, welches er hörte, mehr überzeugt werden konnte. Anders dagegen war Travis. Er war blass geworden und sprach sich sofort dagegen aus, denn es wäre viel zu gefährlich. Doch ließ Killian sich nicht davon abbringen und beschloss mit Torans Unterstützung, dass er dies noch heute in die Tat umsetzen wollte. Ende Kapitel 11 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)