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Scatter and Howl

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ich hoffe, ihr habt alle die erste richtig warme Woche überlebt und alle Wintermenschen (wie mich) genießen jetzt das kühlere Wochenende.

Aber ob es draußen warm oder kalt ist: Das neue Kapitel ist in den Startlöchern und ich hoffe, es gefällt euch ^^ Es ist durchaus interessant ;)

LG
yezz Komplett anzeigen

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An Uncertain Path

Bevor er das Anwesen verließ, rief Byakuya nach Eishirō. Der Mann, der Byakuyas erster Betreuer in Kindertagen gewesen war und nun die Gesamtheit des Kuchiki-Anwesen verwaltete, kniete in einem warmen Fleck aus Sonnenlicht auf dem Boden seines Büros.
 

Sei dankbar, dachte Byakuya still, dass ich tatsächlich nicht der Mann bin, von dem du es geglaubt hast, ich sei es.
 

Schon wieder war sich Byakuya unsicher, was die Konsequenz aus diesem Handeln sein sollte. Der Fehltritt war schwerwiegend. Das Leben eines Mannes war ruiniert worden. „Jedoch“, sprach Byakuya laut aus, „kann ich es dir nicht komplett vorwerfen, dass du in Übereinstimmung der Traditionen dieses Haushalts, während meiner bisherigen Amtszeit aufrecht gehandelt hast.“
 

Eishirō hob überrascht den Kopf. „Mein Herr?“
 

„Die Verbannung des Fuhrmanns war nicht mein Wunsch, Eishirō. Falls du Wachen entsendet hast, um seine Familie zu entfernen, musst du sie umgehend zurückrufen, bevor noch mehr Schaden angerichtet wird.“
 

Byakuya konnte schon fast zusehen, wie das Blut aus dem schlichten und doch gutaussehendem Gesicht des Hausverwalters wich. Seine Hand flog hinauf, um seinen Mund zu verdecken und sein Kopf ging flehentlich zu Boden. „Was habe ich getan?“
 

„Lediglich das, wovon du dachtest, dass es mein Wunsch sei“, sagte Byakuya mit einem schweren Herzen. „Das ist es, was du jeden Tag tun musst: Meine Wünsche erahnen. Es ist ein Zeugnis für deine Dienste, dass es selten ist, dass du derart falsch liegst. Wenn wir es doch nur so abschütteln können, als wäre kein Schaden entstanden. Doch dies ist kein falsch bestellter Kuchen oder ein ungebügelter Kimono.“
 

Eishirō begann daraufhin zu zittern. Das sollte er auch. Doch Byakuya wusste nicht, was er tun sollte. Er wog seine Möglichkeiten sorgfältig ab. Vor diesem Tag wäre es einfach gewesen: Auge um Auge – Eishirō und seine gesamte Familie verbannen, vermutete Byakuya. Das beinhaltete auch den Teejungen, Eishirōs junger Sohn und seine Ehefrau, das Zimmermädchen.
 

Doch das schien närrisch, da Byakuya dieses Schicksal noch nicht einmal für den Fuhrmann gewollt hatte.
 

Er hasste es, es zuzugeben, doch Byakuya konnte keine körperliche Bestrafung durchführen. Vielleicht bei jedem anderen, doch das war der Mann, der ihm das Gesicht gewaschen hatte, als er kaum mehr als ein Kleinkind gewesen war und der ihn im Arm gehalten hatte, bis er über den Tod seiner Eltern weinen konnte. Byakuya konnte genauso wenig befehlen, diesen Mann zu schlagen, wie er es bei seinem eigenen Vater könnte.
 

„Beurlaubung“, sagte Byakuya letztendlich. „Ohne Bezahlung. Zwei Monate.“ Byakuya wollte den Zeitraum ein wenig länger machen, denn es erschütterte ihn wieder, wie wenig das Leben eines Mannes wert war, doch es waren mehr als nur Eishirō, die unter seiner Abwesenheit leiden würden. Und wenn man schon davon sprach, Byakuya musste Vorbereitungen treffen, damit das Anwesen in seiner Abwesenheit nicht zusammenbrach. „Du wirst zum Sommerhaus gehen, du und deine Familie, und die Strafe dort absitzen. Doch zuerst wirst du dir die Zeit nehmen, damit meine Verwandten nach meinem Geburtstag sicher auf ihre Wege geschickt werden. Ebenfalls ohne Bezahlung. Doch du wirst dein Bestes geben oder die Bestrafung wird schlimmer. Hast du verstanden?“
 

Eishirō sog überrascht die Luft ein. „Ja, mein Herr. Ich habe verstanden.“
 

Byakuya hätte ihn jetzt wegschicken können, doch er tat es nicht. Stattdessen stand er auf, um ihm seinen Rücken zuzudrehen. Byakuya konnte nicht in Eishirōs Gesicht blicken, während er die verletzliche Wahrheit aussprach: „Ich wurde in vielen Kämpfen durchbohrt und gebrochen. Ich bin nicht mehr der Mann, der ich einmal war. Denke in Zukunft nicht, dass du mein Herz kennst, wenn ich selbst es noch nicht einmal kenne.“
 

Da war ein Keuchen und dann ein schlichtes: „Ja, mein Herr. Ich... bedauere es wirklich zutiefst.“
 

Byakuya bezweifelte das nicht, doch er wollte es nicht hören. „Du kannst gehen.“
 

Nach der unerfreulichen Angelegenheit rief Byakuya die Kommandantin der Personenschützer in sein Büro. Sie salutierte ihm in einer zackigen und ernsten Verbeugung und setzte sich dann im Seiza vor seinen Schreibtisch. Wie immer sah sie völlig zweckmäßig aus. Kurzgeschnittene, stahlgraue Haare und perfekt aufgebügelte Uniform, die der Uniform der Shinigami nicht unähnlich war, nur im Kuchiki-Blau gehalten war.
 

Aus dem Safe im Boden hatte Byakuya vorher den Betrag entnommen, den Renji bezahlen musste. Er hatte das Geld nun in einen sorgsamen Bündel geformt und händigte es der Kommandantin mit einem kurzen Brief, der erklärte, dass dies die Bezahlung von Renjis Strafe war, aus. „Überbringe dies persönlich dem Sekretariat von Central 46“, sagte Byakuya. „Ich möchte, dass die Angelegenheit so schnell wie möglich erledigt ist.“
 

Sie verbeugte sich, als sie das Geldbündel annahm. „Ich werde mich unverzüglich auf den Weg machen, mein Herr.“
 

„Ausgezeichnet“, sagte Byakuya. „Ich vertraue auf Eishirō, dass er bereits deine Soldaten zurückgerufen hat, die die Familie des Fuhrmanns verbannen sollten?“
 

Sie nickte knapp, doch dann war da ein kleines Zögern. „Ja... wegen dieser Angelegenheit, mein Herr. Ich habe einen Bericht erhalten, dass ihr Vizekommandant am Tor über meine Truppe gestolpert ist und...“, sie schien nach den richtigen Worten zu suchen, bevor sie fortfuhr, „... ihre Befehle den Fuhrmann zu verbannen widerrufen hat. Da waren möglicherweise Drohungen oder Bestechung im Spiel. Meine Berichte sind... abweichend. Einer meiner Soldaten behauptet, dass sie sich wegen einer Attacke zurückgezogen haben. Der andere sagt, dass ihnen Geld gegeben und gesagt wurde, sie sollen eine Pause machen. Der Dritte scheint nicht in der Lage zu sein, eine der beiden Geschichten ohne eine Panikattacke zu bestätigen.“
 

Ein Schmerz keimte zwischen Byakuyas Augenbrauen auf. Noch mehr Grauzonen, mit denen er umgehen musste und er hatte einfach nicht mehr die Kraft dafür.
 

Er deutete der Kommandantin der Personenschützer mit einer Handbewegung an, dass er ihr die Entscheidung überließ. „Ich überlasse die Bestrafung dir und deinem Ermessen, Kommandantin“, sagte Byakuya. „Doch sei dir bewusst, dass der Befehl, den Fuhrmann zu verbannen, nicht von mir geäußert wurde. Er kam von dem Hausverwalter der, zum Unglück von uns allen, meine Wünsche falsch interpretiert hat. Dass Renji Eishirōs fehlgeleiteten Befehl widerrufen hat, ist tatsächlich eine große Erleichterung für mich.“
 

Doch das entlastete natürlich Renji nicht, der wieder einmal auf eigene Faust gehandelt hatte und dabei Traditionen und Gesetze verletzt hatte.
 

Würde dieser Mann es niemals lernen?
 

„Ich werde mich selbst um den Vizekommandanten und den Fuhrmann kümmern“, versicherte Byakuya ihr.
 


 

Renji hatte gerade den Fuhrmann im Gasthaus gegenüber der Division abgesetzt, als der Schmetterling von Central eintraf.
 

„...eine Strafe von 20 Millionen Ken zahlen."
 

Renji Knie gaben nach und er setzte sich unsanft auf den kahlen Boden. "Oh scheiße", war alles, was er sagen konnte. Er konnte sich noch nicht einmal im Zorn über diese Ungerechtigkeit verlieren, denn alles, was er denken konnte war: 'Ich kann das nicht aufbringen. Ich werde im Schuldner-Gefängnis enden, weil ich nicht zahlen kann."
 

Er vergrub für einen langen Moment das Gesicht in seinen Händen.
 

Der Boden knarzte, als der Fuhrmann sein Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte, als wäre er unsicher, was er sagen sollte.
 

Renji ließ die Hände von seinem Gesicht fallen und blickte zu ihm auf. "Da hast du's. Bist du jetzt glücklich? Du hattest die ganze Zeit recht. Überraschung, Überraschung, ich bin einen Scheißdreck wert. Und als Sahnehäubchen darf ich jetzt auch noch für das Vergnügen bezahlen, dass mich dieses Stück Scheiße belästigt hat."
 

Ich hätte seinen verfickten Körper vergraben sollen.
 

Der Fuhrmann versuchte nicht, das abzustreiten, doch sein Blick wandte sich von Renjis Gesicht ab, um auf den Boden zu starren. "Können du das Geld aufbringen, Vizekommandant?"
 

Renji warf sich rücklings gegen die Matratze und starrte zur Decke, als er antwortete: "Nope."
 

Offensichtlich hatte dieser Typ niemals zuvor etwas mit Central 46 zu tun gehabt. Es hatte einen Grund gegeben, warum niemand die irrationale, verrückte Scheiße in Frage gestellt hatte, die Aizen abgezogen hatte, indem er so getan hatte, als sei er sie. Hinrichtung ohne wirklichen Grund vorziehen? Jep. Passierte ständig. Einen Nicht-Kommandanten öffentlich wie einen Kommandanten hinrichten, selbst wenn das normalerweise nicht getan wurde? Sicher, warum zum Teufel nicht? - Nein, niemand erwartete tatsächlich, dass die Entscheidungen von Central irgendeine Art von Sinn ergeben.
 

„Schau, das ist mein Problem, nicht deins“, sagte Renji und erhob sich. Er seufzte schwer und versuchte mit kreisenden Bewegungen, ein paar Verspannungen aus seinen Schultern zu lösen. Es knackste laut, doch er fühlte sich nicht entspannter. „Ich werde jetzt in der Kantine zu Mittag essen, so lange es mir noch erlaubt ist. Ich denke, dass ich eh nicht viel mehr für dich tun kann. Viel Glück.“
 

Der Fuhrmann verbeugte sich tief und respektvoll vor Renji. „Vielleicht könnten deine Freunde spenden?“
 

„Ja, vielleicht“, sagte Renji, als er zur Tür ging. Er musste zugeben, dass es eine gute Idee war, aber er konnte gerade keinen Enthusiasmus für irgendetwas aufbringen. Er fühlte sich, als hätte man ihm in die Eier getreten. Die Leute, denen er geschworen hatte, sein Leben für sie zu geben, hatten ihm gerade gesagt, dass seine Ehre nahezu wertlos war. Eine Millionen Ken war für jemanden wie ihn, der von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck lebte, kein Klacks. Doch die Vergeltungsmaßnahme in der Nachricht war klar gewesen. Ein Typ versucht sich, an Renji ranzumachen bekommt nicht mehr als ein Klaps auf die Finger. Renji verletzt die Handgelenke eines Adligen bei der Selbstverteidigung und sorgte dafür, dass er wegen einem versehentlichen Reiatsu-Ausbruch ohnmächtig wurde und bekommt 10 Mal mehr aufgebrummt?
 

Ja.
 

Es spielte keine Rolle, dass er seinen Arsch aus dem Rukongai gezogen und unermüdlich dafür gearbeitet hatte, dass er eines Tages für die Akademie akzeptiert wurde. Er würde für einige Leute immer noch Müll bleiben.
 

Manchmal musst man darüber nachdenken, dachte Renji auf dem Weg zurück zur Division. Vielleicht hatte Tōsen recht: Da gibt es keine Gerechtigkeit in den Hofgarden.
 


 

Byakyua versuchte nicht panisch zu wirken, als die 3. Offizierin erklärte, dass Renji noch nicht von seiner verlängerten Mittagspause zurückgekehrt war. Trotzdem musste sie wohl einen scharfen Ausschlag in seinem Reiatsu gespürt haben, denn sie fragte: "Stimmt etwas nicht, Kommandant?"
 

Seine Lippen formten sich zu einer dünnen Linie, er war sich wieder unsicher, was eine angemessene Antwort sein sollte. Er wählte die Wahrheit... zumindest einen Teil davon. Er wollte Wörter wie 'sturköpfig' und 'fehlgeleitet' verwenden, um die Entscheidung von Central zu beschreiben, aber das war Hochverrat.
 

"Der Vizekommandant hat unerfreuliche Nachrichten von Central 46 erhalten. Ich bin besorgt, dass er irgendwie..." Wäre Renji ein Kuchiki, würde Byakyua eine Umschreibung wie 'unvorbereitet' verwenden, doch stattdessen sagte er frei heraus: "... niedergeschlagen sein könnte."
 

"Oh", sagte sie, ihre Augenbrauen schossen überrascht nach oben. Sie verdeckte ihren Mund und murmelte: "Oh nein, armer Renji! Er wurde wegen Unzucht verhaftet, nicht wahr?"
 

Byakuya blinzelte, für einen kurzen Moment nicht in der Lage den Sprung von dem, was er wusste zu dem, was sie vermutete, zu machen. "Nein", sagte Byakuya schnell. "Natürlich nicht. Sei nich närrisch. Das ist eine vollkommen andere Angelegenheit. Falls ein Haftbefehl wegen Unzucht eintreffen würde, wäre er für mich, es sei denn, die Welt wäre komplett falsch herum!"
 

Der geschockte Gesichtsausdruck der 3. Offizierin spiegelte Byakuyas eigenen wider. Er hatte nicht vorgehabt, so verzweifelt zu klingen. Er musste sein Gesicht abwenden, im Versuch, seine Emotionen wieder in den Griff zu bekommen. Es brauchte einige lange, langsame Atemzüge, bevor er wieder sprechen konnte.
 

"Vergib mir meinen Ausbruch", sagte er. Vermutlich sollte er sich mehr erklären, aber Byakuya stellte fest, dass er es nicht konnte. Also gab er einfach einen Befehl: "Wenn du ihn siehst, sag dem Vizekommandanten, dass ich nach ihm suche."
 

Ein Soldat, von dem Byakuya dachte, dass es der mühsame Kinjo war, kam durch die Tür und sagte: "Haben sie gesagt, dass sie nach Renji suchen, Kommandant? Ich habe ihn gerade in die Kantine gehen sehen."
 

"Sehr gut", sagte Byakuya mit einem dankenden Nicken. Zur 3. Offizierin sagte er: "Geh zu ihm und sag ihm, dass wenn er fertig mit Mittagessen ist, soll er direkt in mein Büro kommen."
 

Sie nahm ruckartig Haltung an. "Ja, Kommandant!"
 

Zumindest aß Renji in der Kantine, also war er nicht irgendwo da draußen und panisch wegen der Strafe oder versuchte all seine Habseligkeiten zu verkaufen. Byakuya überlegte, ob er selbst einen Schmetterling schicken sollte, der ihm erklärte, dass er sich bereits um alles gekümmert hatte. Doch er wollte Renji keine unangemessenen Peinlichkeiten bereiten, vor allen nicht vor den Männern. Was sie wirklich brauchten waren diese lächerlichen Handys aus dem Diesseits. Eine Nachricht wäre privat und effizient.
 

Tatsächlich konnte Mayuri Kurotsuchi Geräte erfinden, die Raum und Zeit teilten, aber sie mussten sich immer noch auf Schmetterlinge verlassen?
 

Mayuri... lieber Himmel, Byakuya hatte seinen Termin mit dem Kommandanten der Zwölften vergessen!
 

Verdammt noch mal. Er musste umplanen. Momentan war Renji wichtiger. Byakuya beschwörte einen Schmetterling, während er durch die Division ging. "Handys. Ich würde dieses Projekt finanzieren, das schwöre ich bei allen Göttern hier und im Rukongai-." Dann stoppte er mit einem frustierten Seufzen und brach die Beschwörung ab. Dann begann er erneut: "Ich bedauere, die Anzahl an persönlichen Angelegenheiten haben mich von unserem Termin heute morgen abgehalten..."
 


 

Renji schaufelte das Essen in seinen Mund, als wäre es das letzte ordentliche Mahl, dass er jemals haben würde. Scheiße, dachte er, geben sie den Leuten im Schuldner-Gefängnis überhaupt Essen?
 

"Vermutlich tun sie das", murmelte Renji zu sich selbst. "Und es dann in Rechnung stellen. Sodass du niemals wieder rauskommst."
 

Die 3. Offizieren setzte sich auf den freien Platz neben ihm am langen Tisch. "Redest du wieder mit dir selbst, Renji?"
 

"Eh, nur über mein Schicksal lamentieren." Er warf ihr ein kleines, müdes Lächeln zu. "Was ist los?"
 

"Der Kommandant will dich, wenn du hier fertig bist."
 

Ein paar Soldaten ihnen gegenüber schauten auf und verschluckten sich fast an ihrem Reis. Einer spuckte tatsächlich seinen Tee aus.
 

"Nicht so, ihr Idioten!", sagte Renji zu ihnen. Doch dann fiel ihm auf, dass er außer Dienst war und so hatte er das Gefühl, dass er nachhaken sollte, um sicher zu gehen: "Richtig?"
 

"Richtig", lachte sie und schüttelte den Kopf, was ihre Zöpfe hüpfen ließ. Sie lehnte ihren Ellbogen auf den Tisch, drehte ihren Kopf und sprach leiser: "Hast du Ärger mit Central?"
 

Er schnaubte. "Nicht wirklich. Mein Ratschlag? Falls du mal merkst, dass ein post-traumatisches Erlebnis in der aufkommt, stelle sicher, dass kein Adliger in der Nähe ist."
 

Nanako runzelte in einem seltsamen Gesichtsausdruck die Stirn, als habe sie keine Ahnung, wovon er redete. Nachdem sie kurz über sich selbst die Schultern zuckte, gab sie auf und sagte: "Sicher, ok. Danke, denke ich. Wie auch immer, viel Glück mit dem Kommandanten. Er schien wegen irgendetwas genervt zu sein."
 

Hatte Byakuya bereits von dem Fuhrmann gehört? In wie viel Ärger würde Renji heute noch sein? Nun ja, er ging ja bereits in den Knast. Wie viel schlimmer konnte es denn jetzt noch werden? Renji winkte Nanako zum Abschied und seufzte mit einer kleinen Grimasse: "Wunderbar."
 


 

Es schien, dass Renji besonders gelangweilt gewesen sein musste, denn da war ein Haufen Papierkram auf seinem Schreibtisch, welchen er unterzeichnen und sortieren musste, als er herein kam. Das fast fensterlose Büro war so düster, dass Byakuya eine Laterne anzündete. Danach klingelte er nach Tee. Vielleicht sollte er auch ein paar Leckereien in Erwartung von Renjis Ankunft bringen lassen.
 

Doch vielleicht war es auch nicht weise, eine so angenehme Atmosphäre herzustellen. Er sollte Renji wirklich ermahnen für seine... nun ja, es war Eigensinn wie immer, nicht wahr?
 

Das sollte Byakuya nicht zum Lächeln bringen und doch tat er es. Er brauchte einen Moment, um seine Belustigung wortwörtlich mit seiner Hand aus seinem Gesicht zu wischen.
 

Es gab Gründe, warum Unzucht mit Untergebenen eine schlechte Sache war.
 

Byakuya trimmte seinen Pinsel und goss ein wenig Tinte in den kleinen Teller, um seinen Pinsel hineinzutunken. Als er diese gewohnten Bewegungen durchging, dachte er über das Problem nach. Mit seinem raschen Handeln hatte er Renji von einer ordentlichen Menge Ärger bewahrt. Eishirō hatte keinen Mann versehentlich in den Tod geschickt, ein solcher Gedanke musste dem Hausverwalter selbst jetzt noch schwer im Magen liegen. Byakuya machte eine gedankliche Notiz, die Neuigkeiten durch Aio weitergeben zu lassen, sobald sie für seine Anweisungen eintraf. So konnte sie Eishirō informieren.
 

Genauso gab es keinen Sinn dahinter, Soldaten zu haben, die nicht selbst denken konnten. Besonders auf der Ebene eines Vizekommandanten, war es zwar Renjis Pflicht, Befehle zu befolgen, ja, aber er musste genauso improvisieren, wenn es nötig war. Auf dem Schlachtfeld konnte Einfallsreichtum und Flexibilität entscheidend sein, um das Blatt zu wenden.
 

Renji hatte mehr als die Meisten eine Tendenz, Befehle zu übergehen, doch... seine Instinkte waren gut. Er hatte bei Rukia richtig gelegen, obwohl die Beweise das gegenteilige zu sagen schien. Und heute war das Leben eines Mannes verschont worden – eines, das unnötig verschwendet worden wäre.
 

Vielleicht gab es da nicht viel, was er tun musste.
 

Außer natürlich, falls Renji Kuchiki-Personenschützer mit Gewalt gedroht... oder sie bestochen hatte. Das Letztere war zumindest mehr Schuld der Bodyguards und ihre Kommandantin würde sich um ihre Verfehlungen kümmern.
 

Aios Klopfen ertönte leise. „Komm herein“, forderte Byakuya. Sie schien von seinem Befehl überrascht zu sein, doch sie tat, wie ihr geheißen wurde. „Tee“, sagte er, als sie sich auf den Boden gekniet hatte. „Für mich und den Vizekommandanten, der in Kürze eintreffen sollte. Auch ein paar Häppchen wären nicht verkehrt. Wichtiger ist aber, Aio, dass du eine Nachricht für Eishirō von mir überbringen musst. Sag ihm, dass Renji den Fuhrmann gerettet hat. Eishirō sollte sich nicht weiter über das Schicksal des Mannes sorgen. Dank Renjis schnellem Einschreiten ist tatsächlich kein Schaden entstanden.“
 

„Und hier dachte ich, dass du mich deswegen ungespitzt in den Boden rammen würdest, Kommandant“, sagte Renji von der offenen Tür aus. Er lehnte gegen den Türrahmen, seine Arme vor der Brust verschränkt. Grelles Licht schien von hinten durch seine Haare. Sein Pferdeschwanz glühte wie ein feuriger, spitzer Heiligenschein.
 

„Das sollte ich und das mit Recht“, sagte Byakuya, nicht in der Lage, sein Lächeln aus seiner Stimme zu halten. „Auch wenn es nicht mein Befehl war, den du widerrufen hast, ist es nicht möglich, dass du das gewusst hättest.“
 

„Du hast das Exil nicht angeordnet?“, fragte Renji. In einer flüssigen Bewegung hatte er die Arme fallen gelassen und stand aufrecht. „Wer dann?“
 

„Eishirō“, sagte Byakuya. Mit einem Blick auf Aio, die ihre Augen weit aufgerissen hatte, fügte er schnell hinzu: „Er dachte, er handelte auf meinem Wunsch. Es war ein aufrichtiger Fehler. Da er die Beleidigung des Fuhrmanns gehört hat, hatte er vielleicht auch das Gefühl gehabt, es sei gerechtfertigt.“
 

„Nun ja, ja. Der Typ scheint kaum etwas sagen zu können, was nicht engstirnig und voreingenommen ist“, sagte Renji und betrat den Raum so locker und selbstbewusst, als wäre ein eingeladen worden. Er nickte Aio zur Begrüßung zu, als er an ihr vorbei ging, um sich vor Byakuya zu setzen. „Doch er war reuevoll genug, als ich seinen elendigen Arsch gerettet habe.“ Mit einem kurzen Blick zurück zu Aio sagte er: „Oh!, Uh, verzeih mir meine Ausdrucksweise.“
 

Byakuya winkte sie weg. „Der Tee, Aio. Und vergiss nicht, meine Nachricht zu überbringen.“
 

„Ja, mein Herr“, sie verbeugte sich auf ihren Weg hinaus.
 

„Nun kannst du frei heraus sprechen“, sagte Byakuya, als sie gegangen und die Tür wieder geschlossen war. „Sag mir Renji, hast du die Personenschützer angegriffen? Ihre Kommandantin sagte, die Berichte würden sich widersprechen.“
 

Renji zuckte mit den Achseln. „Hätt' ich gemacht, wenn's nötig gewesen wär'“, gab er lässig zu. „Aber sie war'n gewillt, nachzugeben. Gibt nur wenige Leute, die den Job woll'n. Nen Typen so rauszuwerfen; kann keine gute Arbeit sein.“
 

Byakuya runzelte die Stirn. Renjis Akzent war weitaus heftiger als normal. Zusätzlich klang er... verbittert. Byakuya war nicht immer gut darin, Emotionen zu deuten, doch er hatte Renji schon einmal so erlebt – allerdings meistens wenn er von Inuzuri sprach.
 

„Lass uns das für einen Moment zur Seite schieben“, sagte Byakuya und tat dasselbe mit seinem Papierkram. „Du musst die Information von Central mittlerweile erhalten haben. Falls du dir über die Strafe Gedanken machst, das ist bereits erledigt.“
 

Durch Renjis Gesicht gingen eine Reihe von Ausdrücke, bei keinen davon hatte Byakuya die Hoffnung, dass er sie begriff. Schlussendlich legte Renji die Hände auf seine gespreizten Knie und er beugte den Kopf. „Das ist... äußerst großzügig von dir, Kommandant. Aber das kann ich nicht akzeptieren. Ich muss auf meine eigene Weise dafür bezahlen.“
 

Ah, natürlich, Byakuya hätte Renjis Stolz bedenken sollen. Doch das war egal, Byakuya würde einfach so tun, als hätte er mit dieser Möglichkeit gerechnet. „Und das wirst du. Dein Lohn wird fortan um 20.000 Ken pro Monat gekürzt, bis du deine Schulden komplett zurückgezahlt hat.“
 

Renji blickte auf. „Oh. Richtig. Ja, natürlich“, als er das durchdachte, schien Renji ein wenig wegen der Gehaltskürzung zusammen zuzucken, doch er nickte. „Das ist gerecht.“
 

„Wir werden nicht weiter über die finanziellen Aspekte dieser Angelegenheit sprechen“, ordnete Byakuya an, denn ihm war nur zu sehr bewusst, dass Geld das einzige Thema war, wobei Renji und Byakuya niemals einen Nenner finden würden. Nein, es war mehr als das. Sie hatten noch nicht einmal eine gemeinsame Sprache, wenn es um das Thema Finanzen ging. „Wie auch immer, ich erwarte, dass in Anbetracht der beleidigend niedrigen Summe die er zu zahlen hat, Lord Isoroku bereits aus seiner Haft entlassen ist. Gegeben der Tatsache, dass er einen Hand für Drama hat, erwarte ich so etwas wie eine Szene beim Abendessen. Aus diesem Grund schlage ich dir vor, dass du mich heute Abend vielleicht nicht begleitest. Zumindest nicht zum Abendessen.“
 

Byakuya erwartete einen kurzen, verletzten Ausdruck auf Renjis immer so ausdrucksstarkem Gesicht. Doch dann hob Renji eine Schulter zum Achselzucken. „Eh, in der Laune in der ich bin, würd' ich wohl ausholen und ihm eine zimmern und das wär'n dann noch mal 50 Millionen – also ja, gute Idee.“
 

„Ich habe eine Beschwerde gesendet“, sagte Byakuya, er musste sich abwenden, damit Renji nicht die Emotionen sehen konnte, die in seinem Gesicht geschrieben standen. „Du bist so viel mehr wert.“
 

Ein Knarzen des Tatamis war die einzige Warnung, bevor Renjis Hände an Byakuyas Gesicht waren und ihn sanft zu einem Kuss zu ihm hindrehten. Renjis Mund bedeckte seinen in einer leichten, aber liebevollen Berührung. Byakuya schloss seine Augen und ließ Renjis Reiatsu gegen seines streichen. Er atmete Renjis Geruch ein: Immer so... ungewaschen, aber nicht unattraktiv – wie der Duft eines wilden, unzähmbaren Biest.
 

Als sich Renji von ihm löste, blieb sein Gesicht nahe und er sagte: „Du hast keine Ahnung, was das für mich bedeutet. Besonders wenn es von dir kommt.“
 

Es bedeutet, dass ich solch ein Arsch dir gegenüber war, dachte Byakuya verzweifelt. Ich hätte niemals mit dem sozialen Stand einen Keil zwischen uns treiben sollen, wenn so viele andere das für uns übernehmen.
 

„Dafür“, wisperte Byakuya. „Entschuldige ich mich.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 9:
Während Byakuya weiter versucht, die Probleme seines Lebens zu sortieren, versucht Renji verzweifelt, in letzter Minute ein Geburtstagsgeschenk für Byakuya zu finden. Komplett anzeigen

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