Shadow Flame von ShadowBlaze ================================================================================ Kapitel 6: Die Träume, die ich habe ----------------------------------- Kayla fuhr mit ihrer Hand über die schwarzen Schuppen des Drachen und sah ihn an. Dark lag auf einem Felsen in der Sonne, ließ den Schwanz hinabhängen und hatte die Schwingen leicht ausgebreitet. Kayla schmunzelte und dann hob der Drache den Kopf und sah hinauf zur Aussichtsplattform. Sie folgte seinem Blick und entdeckte dort Sasuke stehen, der zu ihr hinabsah. Kayla strich nochmal über Darks Kopf und ging dann die schmale Felstreppe hinauf zu Sasuke. Der Drache legte den Kopf wieder auf den Boden und schlummerte weiter. „Du bist ziemlich häufig hier.“ „Hier hat man seine Ruhe.“ Kayla musterte Sasuke und folgte dann seinem Blick zu Sky, die auf einem anderen Felsen lag. Die Sonne schien direkt auf die Felsen, auf denen die Drachen lagen, keine Wolke war im Himmel, nur Cloud der kleine Kreise zog. Seit gut drei Monaten waren sie nun schon hier und Sasuke kam in den letzten zwei Wochen fast täglich ins Drachennest. Kayla erinnerte sich noch daran wie es ihr damals ging, als sie sich zu den Drachen hingezogen gefühlt hatte. Das war kurz bevor sie ein Drachenritter wurde. „Sasuke ist alles in Ordnung?“ „Ja warum nicht?“ Sie sahen sich an und Kayla erkannte das Sasuke leicht müde aussah. Er hatte viel trainiert, obwohl er so viel Training eigentlich nicht nötig hatte. Aber vielleicht wollte er sich ablenken. Suigetsu und er waren inzwischen die besten Krieger unter Mangetsus Kommando, obwohl sie das vermutlich auch schon vorher waren. Nur Fang konnte noch mit ihnen mithalten. „Kayla!“ Sie sah zu dem großen Gebäude, dem Quartier des Drachennestes, wo auch Parar Parlan und Myelin ihre Werkstätten beziehungsweise Labore hatten. Fang kam auf sie zu und hielt einen Brief in der Hand. Kayla schaute kurz zu Sasuke und ging dann zu Fang. Der Uchiha hatte seinen Blick wieder auf Sky gerichtet, die sich inzwischen erhoben hatte und ebenso zu ihm sah. Kayla nahm den Brief entgegen und ging zum Quartier, während Fang zu Sasuke ging und sich neben ihn stellte. „Sie mag dich. Und du magst sie.“ Sasuke schwieg und schaute Fang nicht an. Er hatte seine Hände in die Hosentasche geschoben und seinen Blick starr nach vorne gerichtet. Viele Menschen waren fasziniert von Sky, da sie ein Albino war und fast ebenso viele würden sich nur deswegen an einen Drachen heranwagen, da sie vermutlich sehr viel Geld bringen würde, wenn man sie verkaufen würde. „Du siehst müde aus. Du schläfst zu wenig. Hast du Alpträume?“ „Ich habe seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr ordentlich geschlafen und Alpträume würde ich das nicht nennen.“ „Träumst du von Drachen?“ Sasuke sah sie an und Fang musterte ihn. Einige Strähnen fielen ihm ins Gesicht und seine Augen waren so tiefschwarz, wie sie Fang noch nie zuvor gesehen hatte. Seine Augen strahlten voller Kraft und Power und zugleich wirkte er sehr erschöpft. „Träumst du von Dingen mit denen du nichts anfangen kannst? Siehst du Sachen, die du nicht verstehst? Dinge, die dir real vorkommen aber vollkommen fremd sind? Hast du das Gefühl zu fliegen, wenn du träumst beziehungsweise siehst du die Dinge aus der Vogelperspektive?“ „Worauf willst du hinaus?“ „Du solltest mal mit Yuuki über deine Träume reden.“ Ich wusste weder ein noch aus. Warum passierte das? Alles was ich wollte, war in Ruhe leben. Keine neuen Freinde, kein neues Abenteuer, einfach nur leben. „Yuuki!“ Sasuke hämmerte kurz an Yuukis Tür und trat dann ohne Aufforderung ein. Erschrocken sah Yuuki ihn an und die Frau neben ihm ebenso. Beide lagen im Bett und hatten nur Unterwäsche an. Gleichgültig schaute Sasuke zu Yuuki und ignorierte die starrenden Blicke der Frau. Sie musterte seinen Körper eingehend und schien nicht abgeneigt zu sein, was jedoch fast jede Frau war. Manchmal wünschte sich Sasuke nicht ständig von allen Frauen angehimmelt zu werden. „Ich muss mit dir reden.“ „Ist grad ganz schlecht, wie du sehen kannst. Ich würde es vorziehen nicht gestört zu werden.“ „Dann schließ ab. Es ist dringend.“ Yuuki seufzte und sah kurz die Frau an, die jedoch nur Augen für Sasuke zu haben schien. Genervt schaute Yuuki wieder zu Sasuke, der seinen Blick erwiderte. Yuuki hatte normalerweise keine Probleme bei Frauen anzukommen, doch gegen Sasuke sah auch er alt aus. „Wir reden in einer Stunde ok?“ „Nein sofort.“ Der Braunhaarige verfluchte Sasuke innerlich und fuhr sich gereizt durch die Haare. Er kratzte sich am Hinterkopf und sah kurz genervt an die Decke. „Also Sasuke. Du kannst jetzt hierbleiben und mir zusehen wie ich mit Wendy schlafe oder du gehst und wir führen später ein ausführliches Gespräch.“ Kurz sahen sich beide an und dann verschränkte Sasuke die Arme und lehnte sich an den Türrahmen. Yuuki hob eine Augenbraue, während die Frau neben ihm, Wendy, aus dem Staunen nicht mehr herauskam und beinahe anfing zu sabbern, zumindest glaubte Sasuke das. „Nur zu.“ Yuukis Auge begann zu zucken und in seiner Hand kribbelte es. Er wollte Sasuke schlagen, hielt sich jedoch zurück. Zumal er dafür zu weit weg war und Sasuke den Angriff eh abwehren würde. Aber reizen tat es ihn schon. „Ich habe geblufft.“ „Ja das hat er.“ Yuuki schüttelte den Kopf und sprang aus dem Bett. Er drehte sich kurz zu der Frau um und sah sie an. Sie schaute an ihm vorbei zu Sasuke und war nicht wirklich eine große Hilfe. Manchmal fragte sich Yuuki ob es wirklich nur mit Frauen schlief die einen IQ eines Steines hatten. Er sollte sich mal dringend über seine Frauen im Klaren werden. „Gib mir zehn Minuten.“ Er drehte ihr den Rücken zu und ging zu Sasuke, der ihn jedoch am Arm packte und davon abhielt durch die Tür zu gehen. Yuuki ließ die Schultern hängen und neigte den Kopf in Sasukes Richtung, während er erneut das Kribbeln spürte, welches sich durch seine Hand zog. „Zieh dir bitte eine Hose an.“ Yuuki rollte genervt die Augen und schnappte sich seine Hose, zog sie sich über und ging dann mit Sasuke auf den Flur. Auf dem Flur sahen sie sich an und Yuuki kratzte sich im Nacken. Sein Auge zuckte erneut genervt, weswegen er leise fluchte. „Was ist denn so dringend?“ „Fang meinte ich solle mal mit dir über meine Träume reden.“ „Och Sasuke. Das ist völlig normal. Du brauchst nur eine Frau, die ich dir gerne besorge. Ich kenne da einige sehr gute. Und bis dahin empfehle ich dir einen Handwechsel.“ „Nicht solche Träume!“ Gereizt schaute Sasuke Yuuki an, der nur seufzte. Er fuhr sich durchs Haar und rieb sich die Augen. Diesmal spürte Sasuke das Kribbeln deutlich in seiner Hand und es war sein Auge, das zuckte. „Ich träume von Drachen. Ich sehe kämpfe mit denen ich nichts anfangen kann, alles aus der Vogelperspektive. Ich höre Gedanken die nicht meine sind und ständig ruft mich eine Stimme aber ich weiß nicht wessen das ist. Es fühlt sich alles so real an, so als wenn alles schon mal passiert ist oder gerade passiert.“ Yuuki wurde plötzlich ernst und sah Sasuke an. Er musterte ihn eindringlich und verschränkte die Arme. Wenn Yuuki ernst war, wirkte er viel erwachsener, viel stärker und reifer. Diese Seite an ihm sah Sasuke zum ersten Mal, normalerweise war Yuuki eher der Spaßvogel. Doch diese ernste Seite stand ihm besser. „Siehst du Mord und Totschlag? Feuer, Blut und tote Drachen? Fühlst du eine Hitze und diese Stimme sagt sie nur deinen Namen oder spricht sie richtig zu dir?“ „Äh…“ „Schon verstanden. Wir reden später darüber. Nachher im Hauptquartier im Drachennest. Gib mir zwei Stunden. Ich will die Lady nicht warten lassen.“ Yuuki klopfte Sasuke auf die Schulter und ging dann zu seiner Tür und legte die Hand auf Klinke als Sasuke ihn aufhielt. „Yuuki. Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft das sie noch mit schlafen wird. Nicht nachdem sie mich gesehen hat.“ Yuuki warf ihm nur einen bösen Blick zu und huschte dann in sein Zimmer. Sasuke hörte ein Klicken als Yuuki die Tür abgeschlossen hatte und ging schließlich in sein eigenes Zimmer. Wenigstens lernte er dazu. Der Wind wehte Sasuke die Haare ins Gesicht, kitzelte seine Haut und hinterließ ein angenehmes Gefühl. Es wurde Sommer und die Sommer hier waren sehr heiß und so genoss er die Frühjahresbriese. Die Winter im Norden von Nevarron hatten so ihre 20 Grad, etwas was Suigetsu, der Schnee liebte, überhaupt nicht mochte. Sasuke mochte immer lieber den Sommer, obwohl er auch nicht unbedingt 40 Grad haben wollte. „Es scheint Sky zu sein die dich ausgewählt hat.“ „Ausgewählt?“ „Du sollst ihr Drachenritter werden.“ Sasuke seufzte und sah zu dem schneeweißen Drachen. Yuuki stand neben ihm und lehnte sich an das Geländer. Das letzte was er nun wollte war ein Drachenritter werden. „Warum tun die Drachen das? Was haben sie von dieser Verbindung?“ Yuuki verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu Sky. Er wirkte in diesem Moment erwachsener, ernster und sehr viel Intelligenter. Er hatte also auch eine andere Seite als nur den Spaßvogel, den er immer raushängen ließ. Yuuki war gut zwei Jahre älter als Sasuke und schien sich irgendwie für Sasuke verantwortlich zu fühlen. Zumindest hatte Sasuke diesen Eindruck. Yuuki erinnerte ihn etwas an seinen Bruder. Langsam fing er an Yuuki wirklich zu mögen. „Ich weiß es nicht. Aber ich sehe die Vorteile für uns. Du bekommst mehr Kraft, mehr Power. Du wirst schneller, hast bessere Augen und ein besseres Gehör. Du wirst immun gegen Feuer und bekommst andere Kräfte. Kayla zum Beispiel kann Feuer erzeugen. Schwarzes Feuer, das alles bis auf den letzten Rest niederbrennt. Ich habe Licht als Fähigkeit bekommen. Warum weiß ich nicht aber es ist so. Vor einigen Jahrhunderten soll es mal einen gegeben haben der Eis beherrschen konnte und einen der Finsternis als Fähigkeit hatte. Wer weiß was du bekommen würdest. Aber es sind schon sehr große Vorteile.“ „Und die Nachteile?“ „Dein Leben wäre an das des Drachen gebunden. Wenn sie stirbt, stirbst auch du. Drachen leben ewig und sind sehr widerstandsfähig. Aber das war es im Großen und Ganzen auch schon.“ Auch Yuuki verbarg etwas, so wie Kayla. Sie wollte auch nicht viel mehr sagen. Vielleicht steckte da nicht so viel hinter, doch Sasuke hätte das schon gerne gewusst. Wenn er sich auf sowas einließ dann hatte er es lieber wenn er alles wusste. „Was ist, wenn ich es nicht mache?“ „Nun Sky hat dich erwählt. Und sie wird solange warten bis ein besserer kommt. So lange hast du dann weiterhin die Alpträume und es wird nicht besser werden, Sasuke. Sky hat ewig Zeit. Du auch?“ Yuuki musterte ihn und sah ihm dann ernst in die Augen. Sasuke schob die Hände in die Taschen und warf Sky einen letzten Blick zu. Er wollte endlich mal ruhe haben und nicht auch noch ein Drachenritter werden, zumal das sicherlich nicht förderlich für das Verstecken wäre. „Ich habe schon seit mehr als einem halben Jahr Alpträume. Schlimmer kann es nicht werden.“ „Vielleicht haben die Göttlichen dich geschickt.“ Sasuke blieb stehen und drehte sich nur halb zu Yuuki um. Er stand noch am Geländer und sah ihn an. „Ich habe Menschen umgebracht, viele Menschen. Warum sollte man mir solch ein Geschenk geben? Welcher Gott würde das tun?“ Yuuki sah ihn kurz schweigend an und schaute dann gen Himmel. Yuuki schien über seine Vergangenheit nachzudenken, über seine eigene Verwandlung zum Drachenritter. „Ich weiß nicht mal ob es wirklich Götter gibt. Aber es gibt eine höhere Macht als wir es sind. Wie sonst sollte so eine Verbindung mit den Drachen Zustandekommen? Götter sind grausam, Sasuke. Wenn es sie gibt haben sie vermutlich Pläne mit dir. Vielleicht wollen sie, dass du ein Drachenritter wirst um in einer großen Schlacht für die Gerechtigkeit zu sterben. Oder sie wollen das du von einem Drachen fällst und dein Körper zu Brei wird, wenn du am Boden aufschlägst. Hinterfrage es besser nicht. Überlege dir einfach was du möchtest. Ein Drachenritter zu sein ist das Beste, was mir je passiert ist.“ „Kein Interesse. Warum sollte auch ausgerechnet ich ein Drachenritter werden? Es gibt haufenweise andere Leute, die wesentlich besser geeignet sind als ich.“ Yuuki musterte Sasuke und schaute dann zu Sky. Er konnte die Einstellung von Sasuke nachvollziehen, auch wenn er selbst anders war. Schon immer wollte Yuuki ein Drachenritter werden, wollte es allen beweisen. Yuuki wandte sich zu Sasuke und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Sasuke hob nur gleichgültig eine Augenbraue und sah Yuuki an. „Stell dir doch einfach vor dies wäre eine Geschichte und du wärst die Hauptperson. Dann wäre es doch nur logisch das du ein Drachenritter wirst und nicht irgendein dahergelaufener Trottel.“ „Dies ist aber keine Geschichte, sondern das wahre Leben. Was alles, was du eben gesagt hast hinfällig macht.“ Sasuke drückte Yuukis Hände weg und drehte sich zum gehen um. Kurz hatte er Yuukis skeptischen Blick gesehen. „Aber du verstehst was ich meine, oder?“ Augenrollend ließ Sasuke Yuuki stehen, schob die Hände in die Hosentaschen und ging auf das Gebäude zu. Kayla sah Vyran vor sich auftauchen. Sie sah die großen Türme des Palastes und sie sah die Kirche von Ly, sah dahinter das Meer und in weiter Ferne das Frostgipfelgebirge. Unter Dark war Wald zu sehen und Wüste, man konnte so weit schauen, wenn man auf dem Rücken eines Drachen saß. Dark flog genau auf den Landeplatz zu und Kayla sah schon die königlichen Wachen und, zu ihrem Leidwesen, auch Prinz Jheral. Dark landete mit einem lauten Beben direkt auf dem großen Landeplatz, auf dem selbst alle drei Drachen landen konnten. Kayla schwang sich von Darks Rücken und ging zu Prinz Jheral, der von seinem Feldmarshall Saiden begleitet wurde. Jheral war gerade mal drei Jahre älter als sie und doch verhielt er sich wie der König persönlich. „Lady Sharington. Es mir wie immer eine Freude Euch zu sehen.“ „Euer Gnaden. Ist mir ebenso eine Freude.“ Jheral grinste Kayla hämisch an. Sie wusste das seine Worte nur gespielt waren und er wusste das ihre Worte nur der Höflichkeit dienten. Jheral hatte dunkelbraune kurze Haare und braune Augen, die sie lüstern musterten. Kayla spürte seine Blicke auch durch ihre Rüstung und fühlte ein Ekelgefühl in sich aufsteigen. Er sah jede, aber wirklich jede Frau so lüstern an, daher würde es Kayla nicht wundern, wenn er bereits mehrere Bastarde in die Welt gesetzt hatte. Sie fragte wie dumm die Frauen eigentlich waren um sich auf ihn einzulassen. „Euer Drache ist wieder ein Stückchen gewachsen. Glaubt Ihr ich könnte ihn mal fliegen?“ „Tut mir leid euer Gnaden aber das Fliegen eines Drachens ist ausschließlich den Drachenrittern vorbehalten.“ Jheral stellte sich direkt vor Kayla und sah sie an. Dann grinste er und ging neben sie. Er reichte ihr seinen Arm, den sie jedoch ablehnte, ganz klar ein Zeichen der Respektlosigkeit, doch es war Kayla egal. Von einem Prinzen wie ihn wollte sie sich nichts sagen lassen. „Begleitet mich zum Ratssaal. Mein Vater möchte mit Euch sprechen.“ Jheral und Kayla gingen durch die Gänge des Palastes, gefolgt von Saiden, der jedoch einige Meter Abstand hielt. Alle Wachen denen sie begegneten sahen sie an und verbeugten sich. Sie sahen Kayla mit Furcht an, doch mehr wegen ihres Drachen als wegen ihrer Selbst. „Mylady, ich würde sehr gerne mal das Drachennest sehen. Es ist schon ewig her seit ich es das letzte Mal gesehen habe. Zuletzt als Kind. Ihr seid gerade zu einer Drachenkriegerin geworden, wenn ich mich recht erinnere.“ „Es würde Euch langweilen.“ Sie erreichten die große Tür zum Ratsraum, die sogleich von zwei Wachen geöffnet wurde. Jheral trat ein und dann Kayla, dicht gefolgt von Saiden, der ihr einen finsteren Blick zuwarf. Am Tisch saßen der König und die Königin, Robert Fari, die Hand des Königs und nun auch Prinz Jheral. „Euer Gnaden.“ Kayla trat vor den Tisch und verbeugte sich. Die Königin Josi lächelte sie an und musterte sie. Sie wirkte freundlich und gutmütig, doch das war sie nicht. Wenn es darum ging sich um die Armen Bewohner zu kümmern war sie schneller weg als man gucken konnte. Sie hatte sich immer nur für die wohlhabenden interessiert und nie für das arme Volk. Ihre blonden Haare hatte sie zu einer Hochsteckfrisur gearbeitet und sie trug ein grünes Kleid. Man sah der Königin an, dass sie nicht aus Nevarron stammte. Blonde Haare waren nicht sehr verbreitet in Nevarron. „Lady Sharington. Wir haben von dem Vorfall mit den Ninja gehört.“ „Das ist zwei Monate her, Euer Gnaden. Danach gab es nie wieder Probleme.“ „Warum wurden sie überhaupt aufgenommen?“ Sagte der König und sah Kayla streng an. Er war hart und streng aber gerecht. Wenigstens etwas das Kayla an ihm mochte. Eigenschaften, die der Prinz leider nicht geerbt hatte. „Sie haben die Aufnahmeprüfung bestanden. Und wir brauchen dringend Leute, Euer Gnaden. Die Probleme im Frostgipfelgebirge werden immer ernster. Demnächst wird sich das wohl mal einer ansehen müssen.“ „So dringend sind die Probleme nicht.“ Der König nippte an seinem Weinglas und musterte Kayla. Sie erwiderte den Blick eisern und standfest. Es war nicht das erste Mal das sie vor der Königsfamilie sprechen musste. Kayla ballte die Hände zu Fäusten. Sie verstand nicht wie man so ignorant seinem eigenen Volk gegenüber sein konnte. Die Menschen rebellierten und bekämpften sich gegenseitig und der Drachenorden musste versuchen alles in Ordnung zu bringen nur, weil der König es nicht konnte. Und dennoch himmelte das Volk weiterhin ihren König an, der ständig Turniere abhielt und dabei jedes Mal, welche ein Wunder, gewann. „Sind diese Ninja nicht gesuchte Verbrecher?“ „Nicht mehr. Seit ihrer Aufnahme im Drachenorden sind sie Bürger von Nevarron und damit sind all ihre Taten belanglos. So ist das Gesetz von Nevarron.“ „Aber sie waren es.“ Kayla schaute in Prinz Jherals grinsendes Gesicht und wünschte sich ihn auf der Stelle zu verbrennen. Zu ihrem Glück ging der König dazwischen, der nun schon das fünfte Mal Wein nachbestellte. „Es ist mir egal wer oder was sie waren. Solch einen Vorfall wird es nicht noch einmal geben.“ „Jawohl euer Gnaden.“ Kayla verbeugte sich und wurde dann von Jheral und Saiden rausbegleitet. Schweigend gingen sie zurück zu Dark, wo sie der Prinzessin begegneten. Prinzessin Khemm war das genaue Gegenteil von allen anderen. Kayla zweifelte sogar das sie mit ihren Eltern verwandt war. Sie hatte die blonden Haare ihrer Mutter und blaue Augen und würde demnächst 18 Jahre werden. Es sollte eine große Feier geben, die über mehrere Tage gehen sollte. Auch die Drachenritter sollten anwesend sein und eine Show vorführen. Prinzessin Khemm wollte nie diesen Prunk, sie war eher bodenständig und liebenswert. Sie würde eine sehr gute Königin abgeben, dessen war sich Kayla sicher. „Mylady. Kann ich euch kurz sprechen? Alleine wenn es geht?“ „Natürlich Prinzessin.“ „Lady Kayla hat wichtiges zu erledigen. Ihr könnt beim nächsten Treffen reden. Müsst Ihr nicht los, Mylady?“ Kurz warf Kayla der Prinzessin einen Blick zu, die diesen hilfesuchend erwiderte. Kayla nickte ihr leicht zu und schaute dann zu dem schmunzelnden Jheral. Sie gab ihm einen finsteren Blick und ballte die Hände zu Fäusten. „Es wäre angebracht, wenn ihr das nächste Mal direkt nach dem Kommandanten verlangt und nicht nach mir. Er ist für derartige Anliegen zuständig.“ „Ich weiß. Aber ich wollte euch sehen.“ Der Prinz trat dich an Kayla und setzte wieder dieses lüsterne Grinsen auf. Er trat nach einem kurzen Augenblick von ihr weg, da ihm scheinbar zu heiß wurde. Kayla spürte Darks Zorn und sah zu ihrem Drachen, dessen Augen wütend funkelten. Er fauchte leise und man sah seinen heißen Atem, seine Schwingen waren gefährlich angelegt und er war jederzeit bereit loszustürmen. „Ich muss nun los. Bis zum nächsten Mal mein Prinz. Prinzessin.“ Sie verbeugte sich kurz vor der Prinzessin und würdigte Jheral keines Blickes mehr. Sie setzte sich auf Darks Rücken, befestigte die Schnallen um ihre Beine und dann erhob sich auch schon der Drache. Mit einem leichten Beben stieß sich Dark vom Boden ab, breitete die Schwingen aus und wirbelte Staub auf, während er immer höher stieg. Recht schnell ließ er Vyran hinter sich wofür Kayla äußert dankbar war. Sie fragte sich was die Prinzessin von ihr gewollt hatte. Sie sah so aus als wenn es ernst gewesen war. Da war dieses ungute Gefühl das etwas passierte. Sie hätte nicht sagen können woher es kam, aber sie war sich sicher, dass etwas bevorstand. Die Sonne kitzelte sein Gesicht und der Geruch von Blumen und Meerwasser lag in der Luft. Suigetsu richtete seinen Blick gen Himmel als zwei große Schatten über sie hinwegflogen. Sky und Cloud spielten und warfen Schatten auf die freie Wiese kurz vor dem Strand. Die Natur hier war schon einzigartig. Strand, Wiese, Wald und dann kam die Stadt. Und nur einige hundert Meter entfernt begann das Gebirge und dort fielen steile Klippen zum Meer hinab. Auf der anderen Seite von Sollos erstreckte sich der Asarie Wald, mitten am Meer. Man trat aus dem dichten Wald heraus und befand sich direkt am weißen Sandstrand. Suigetsu liebte das Meer, hatte es schon seit seiner Kindheit geliebt. Was aber vermutlich dran lag das er am Meer großgeworden war. Er vermisste Kiri nicht so sehr wie seine Freunde und Familie. Eine Erinnerung an seine Kindheit kam hoch. Er war mit Mangetsu am Strand und ihr Vater war auch da. In der Ferne sah Suigetsu ein kleines Mädchen auf sich zukommen, so fröhlich und lachend wie Suigetsu sie zuletzt in Erinnerung hatte. Die weißen Haare leuchteten hell in der Sonne und gaben ihr das Antlitz eines Engels. Er vermisste sie. „Hey Sasuke. Warum heißt der weiße Drache eigentlich Sky und der blaue Cloud? Wäre es nicht andersherum schlauer gewesen?“ „Frag mal denjenigen, der ihnen die Namen gegeben hatte.“ „Das war Kayla gewesen. Sie wird sich schon was dabei gedacht haben.“ Mangetsu setzte sich zu Sasuke und Suigetsu ins Gras und musterte beide kurz. Hinter ihm tauchte der große graue Schattenwolf auf und legte sich ins Gras. Mangetsu ließ sich nach hinten fallen und lehnte sich gegen Mistral. Der Wolf legte den Kopf auf den Boden und schloss die Augen, während sich Mangetsu genüsslich an ihn lehnte. „Hast du dich entschieden?“ „Wegen diesem Drachenritterding?“ Sasuke murmelte nur leise etwas und öffnete die Augen. Nein er hatte sich noch nicht entschieden. Er war sich unsicher was er wollte, doch jeder riet ihm dazu ein Drachenritter zu werden. Langsam setzte er sich auf und sah sich um. Hier auf der Wiese kurz vor dem Strand hatten sie ihre Ruhe, nur Vögel zwitscherten und in der Ferne jagten die anderen drei Schattenwölfe. „Du solltest es tun. Du hast Talent.“ Er sah Fang an, die sich ihm gegenübersetzte und ihn anlächelte. In der Ferne hörte er die Stimmen von Yuuki, Karin und Sharon. Über die Gruppe flog ein weiterer Schatten hinweg, großer und monströser. Kayla war wieder da. „Sasuke ist in allem talentiert.“ „Sei nicht neidisch, Brüderchen.“ Mangetsu tätschelte Suigetsu den Kopf, der die Hand seines Bruders wegschlug und ihn nur böse anfunkelte. Inzwischen waren auch Yuuki, Sharon und Karin zu ihnen gestoßen und sahen die Brüder leicht verdutzt an. Jetzt fehlten nur noch Kayla und Riku. Sasuke war immer wieder fasziniert von der Beziehung zwischen den beiden Brüdern. Er selbst hatte mal eine ähnliche Beziehung zu seinem Bruder gehabt, kurz bevor alles aus dem Ruder lief. Wie sehr er sich doch danach sehnte wieder ein Kind zusein und keine Sorgen zu haben. „Ach ich hätte auch gerne Geschwister. Eine kleine Schwester am besten.“ „Ja würde mir auch sehr gefallen. Ich mag Schwestern.“ Sharon boxte Yuuki gegen den Arm, der nur kurz lachte und sich dann auf seine Hände abstützte. Er lehnte sich leicht nach hinten und sah gen Himmel, grinste dabei breit. Yuuki wäre ein toller großer Bruder, naja bis aus die vielen Partys und Frauen. „Geschwister können manchmal echt nervig sein.“ „Danke großer Bruder. Ich habe dich auch lieb.“ Suigetsu setzte ein gespieltes schmollendes Gesicht auf, was seinen Bruder nur zum Schmunzeln brachte. Dass sie sich nach so vielen Jahren immer noch so gut verstanden war erstaunlich. Man müsste meinen, die Jahre, die sie sich nicht gesehen hatten, hätten etwas verändert, aber es schien als wenn es sie nur enger zusammengeschweißt hatte. „Ich hätte lieber einen großen Bruder. Als Kind habe ich mir immer einen gewünscht.“ „Deswegen hast du auch immer an Riku gehangen.“ „Du doch auch.“ Yuuki zwickte Fang in den Oberarm und diese grinste nur. Yuuki ließ sich wieder zurückfallen und sah gen Himmel. Fang war als Kind nach Sollos gekommen, geflohen von den Sklaveninseln. Sie hatte alles verloren, Familie, ein Zuhause, Freunde. Kayla und Riku waren immer ihre Familie gewesen, ebenso wie die anderen auch. „Du hingst an mir wie eine Klette.“ „Also wenn dann hingst du an mir wie eine Klette.“ Yuuki legte den Kopf in den Nacken und sah verkehrtherum zu Riku und Kayla, die nun zu ihnen kamen. Riku schüttelte den Kopf und setzte sich neben Fang und legte einen Arm um sie. Kayla setzte sich neben Mangetsu, der sie fragend ansah, da sie ziemlich finster dreinblickte. „Was wollte der König denn von dir, dass expliziert du beordert wurdest?“ „Eigentlich war es Prinz Jheral. Sie wollten nur Daraufhinweisen das solch ein Vorfall wie mit den Ninja vor einiger Zeit nicht wieder vorkommen soll. Das nächste Mal schneide ich Jheral die Eier ab und verfüttere sie an die nächstbeste Ziege.“ „Gutes Mädchen!“ Fang hielt Kayla ihre Hand hin und diese schlug ein. Beide grinsten sich an und verankerten kurz ihre Finger ineinander. Man merkte ihnen an das sie schon seit ihrer Kindheit miteinander befreundet waren und sich verhielten wie Schwestern. „Warum macht man das denn?“ Suigetsus Frage ging an Fang, die sich gegen Riku sinken ließ, während er mit einer Strähne ihrer Haare spielte. Er verzog angewidert das Gesicht, ebenso wie Yuuki, der dazu noch den Kopf schüttelte. Keine schöne Vorstellung. „Die Meister auf den Sklaveninseln machen das ganz gerne um sich den Gehorsam zu sichern. Und weil sie Spaß daran haben Menschen zu quälen.“ „Genug von Eiern und Ziegen, bitte! Kommen wir mal zu dem Wichtigen Punkt, ok? Sasuke wie sieht es aus?“ Yuuki lehnte sich nach vorne und sah Sasuke an. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet und kurz schaute Sasuke alle an. Sein Blick verharrte kurz bei Fang, Kayla und zuletzt bei Yuuki. Er sah das Funkeln in seinen Augen und hörte erneut eine Stimme, die ihn rief. Die Qual der Entscheidung lag vor ihm. Sollte er diese Gabe, das Geschenk annehmen oder so weitermachen wie bisher? Der Weg lag vor ihm, er musste nur noch losgehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)