Suddenly von Kauya ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Strafarbeit Tag 1 Der erste Tag der Strafarbeit ließ nicht lange auf sich warten. Der Unterricht musste natürlich trotzdem besucht werden und nach diesem hatten beide auch noch genug Zeit um die Hausarbeiten zu erledigen und zu lernen. Das Gemeine am Ganzen war, dass sie erst am Abend in die Bibliothek mussten, während am anderen Tag wieder der nächste Schultag war. Schlafen war für die nächsten Tage wohl ein Luxus, den sich weder Aurelia noch Draco leisten konnten. Zur Überraschung der jungen Blondine stand Draco bereits als erstes vor der Bibliothek gemeinsam mit Professor McGonagall. Diese hatte ihre Arme vor der Brust, beide jeweils im linken und rechten Ärmel vergraben, das Gesicht wie immer streng und tadelnd. Schnell eilte Aurelia zu den beiden dazu, strich sich die Haare hinter die Ohren. „Dann wären wir nun vollzählig, gut.“, stellte Professor McGonagall knapp fest, zog ihren Zauberstab aus ihrer Robe, gefolgt von einem Blatt. Mit feinen Schwüngen schrieb sie mit Hilfe des Zauberstabes Notizen auf den Zettel - den Ablauf nach Wichtigkeit wie sie nebenbei erklärte. „Drei Tage, nicht mehr und nicht weniger, doch die Bibliothek muss rund um sauber sein. Sie wurde schon lange nicht mehr gründlich geputzt, aber ich möchte nicht so sein und erlaube euch deshalb Magie zur Hilfe zu nehmen.“ Beide Angesprochenen nickten wortlos. „Ich werde euch nun verlassen und seid ruhig. Ihr habt für die Tage die Erlaubnis außerhalb der Ruhezeiten in Hogwarts unterwegs zu sein und - oh - bevor ich es vergesse.“ McGonagall überreichte Draco einen großen Schlüssel, welcher wohl für die Bibliothek war. Also würden sie diese abschließen müssen. Nachdem die alte Dame wieder gegangen war, fanden sich beide Schüler im Inneren der Bibliothek wieder. Draco hatte sich den Schlüssen in seine hintere Hosentasche gesteckt, blieb aber weiterhin wortlos. Aurelia blickte einige Male flüchtig zu ihm rüber, sah ihm dabei zu wie er den Umhand abgelegt hatte und sich nun die Ärmel seines weißen Hemdes hochkrempelte und danach die Krawatte lockerte und schließlich löste. „Was?“, wollte er schließlich wissen, da er die folgsamen Blicke der Gryffindor wahrgenommen hatte. Diese zuckte ertappt zusammen, strich sich mit einigen Fingern über die Stirn. „Tut mir wirklich Leid…“, gab sie mit erstaunlich fester Stimme schließlich von sich, da sie lange überlegen musste, was das erste war was sie ihm sagen wollte, denn schließlich hatte sie ihn in diese missliche Lage gebracht. Nicht alleine, aber zu einem großen Teil. Draco holte seinen Zauberstab hervor und Aurelia hatte für einen kurzen Moment Angst davor, dass er sie in irgendwas verwandeln würde, da sein Blick wie so oft kaum etwas an Emotionen verriet. Schließlich senkte er den Blick und grinste. „Ich hätte mich schon längst gerächt wenn ich im Glauben gewesen wäre, dass du Schuld an dem Ganzen bist. Ich war dabei, ich weiß Bescheid. Also keine Sorge, ich tu dir nichts, abgesehen davon…“ Letzteres sprach der blonde Slytherin nicht weiter, blickte Aurelia an und nickte in die Bibliothek rein. „Lass uns anfangen.“, lenkte er nun zur eigentlichen Aufgabe und machte bereits einige Schritte vor. „Abgesehen von was?“, wollte Aurelia interessiert wissen, versuchte mit Draco Schritt zu halten, welcher aber nicht weiter auf ihre Frage einging. Irgendwann gab sie den Versuch auf ihm das Ende des Satzes entlocken zu wollen. Sie krempelte die Ärmel ihrer Bluse ähnlich wie Draco hoch und befestigte ihre langen Haare mit Hilfe eines Haargummis zu einem unsauberen Knoten auf dem Kopf, welcher ihrem Aussehen jedoch keinen Schaden bereitete. Zusammen hatten sie die Aufgaben in eine logische Reihenfolge und in drei Abschnitte geteilt, damit es schneller ging und sie in etwa einschätzen konnten, wie lange sie pro Tag hier verweilen müssten. Zu lange, eindeutig. Meckern half jedoch nichts. Wer wusste schon was Professor McGonagall machen würde, wenn sie die Aufgaben nicht innerhalb der drei Tage schaffen konnten. Vermutlich sollten sie dann die Schultoiletten putzen oder die Zimmer der einzelnen Schüler oder schlimmeres. Aurelia erschauderte bei dem Gedanken. Lieber schafften sie das alles, dann musste sie eben zu einem späteren Zeitpunkt um ihre verstorbene Mutter trauern. Daran versuchte sie sowieso erst einmal nicht zu denken, denn der Tag war bereits der darauf folgende und das machte sie traurig. Dennoch versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. Draußen war es bereits dunkel und es waren einzelne Sterne am Himmel zu sehen. Müde rieb sich die Blondine die Augen, gönnte sich einige Minuten Pause. Sie waren gut voran gekommen, das hätte sie sich selbst nicht zugetraut. Vielleicht lag es auch daran dass Draco tatsächlich aktiv mithalf, bisher auch ohne zu murren. Gähnend strich Aurelia mit den Fingern über eine Reihe an Büchern. Ihr fehlte einfach jegliche Motivation weiter zu machen und nach einem prüfenden Blick hatte sie Draco nicht mehr gesehen. Dieser musste an einem anderen Ende der Bibliothek sein, was ihr erlaubte etwas zu trödeln. Schließlich ließ sie sich auf den Boden sinken und lehnte sich an eines der hohen Bücherregale. „Morgen…“, seufzte sie leise, löste ihre Haare aus dem Knoten und schloss die Augen. „Was ist morgen?“, wollte Draco ruhig wissen, stand direkt über Aurelia gebeugt, was sie am Schatten erkannt hatte, jedoch zu erschöpft gewesen war darauf zu reagieren. Sie blickte lediglich mit schweren Augen zu ihm hoch, worauf Draco zu ihr runter in die Hocke ging. „Was ist morgen?“, wiederholte er seine Frage, versuchte dabei den Blick seiner Gegenüber einzufangen. „Du hast mir doch auch nicht sagen wollen was du angefangen hast.“, gab sie fast schon trotzig von sich, in der Hoffnung er würde deshalb nicht weiter nachfragen und es einfach dabei belassen und weiter aufräumen. Doch er tat es nicht. „Wenn du mir sagst was morgen ist, verrate ich dir was ich sagen wollte, abgemacht?“ Ein leichtes Lächeln umschmeichelte seine Lippen, während er diesen Vorschlag aussprach. Aurelia konnte ihre Neugier nicht runterspielen, überlegte dennoch angestrengt, ob sie sich darauf einlassen sollte. „Wer sagt mir, dass du nicht einfach abhaust wenn ich dir meine Geschichte erzähle?“, wollte sie immer noch skeptisch wissen. „Ich verspreche es, bei Merlin.“ Das reichte ihr zur eigenen Überraschung. Sie nickte. „Gut, aber ich bin zu müde, lass uns für heute Schluss machen. Ich erzähle es dir morgen und du erzählst es mir auch morgen, abgemacht?“ Nun war es an dem blonden Slytherin zu nicken. Beide erhoben sich und verließen gemeinsam die Bibliothek. Draco schloss ab und sie verabschiedeten sich in unterschiedliche Richtungen. Strafarbeit Tag 2 Am nächsten Tag kamen beide gleichzeitig an. Sie hatten sich die Ärmel bereits hochgekrempelt und Aurelia trug ihre Haare diesmal zu einem hohen Zopf gebunden. Bereits als sie die Bibliothek nach wenigen Sekunden betreten hatten, sah Draco sie erwartungsvoll an. So neugierig hatte sie ihn gar nicht eingeschätzt, aber sie verstand. Sie nickte, zückte ihren Zauberstab und brachte den zweiten Teil der Bibliothek dazu sich selbst aufzuräumen, ihr Gegenüber tat es ihr nach. Schweigend gingen sie zu einem Bücherregal und setzten sich an diesem runter. Aurelia seufzte. „Heute ist der Todestag meiner Mutter.“ Sie hatte sich lange überlegt wie sie es ihm erzählen sollte, doch keine Option machte die Situation schöner oder mehr erträglich, also beschloss sie den direkten Weg zu nehmen. Draco schwieg. „Das dritte Jahr und ich… Ich kann einfach nicht…“, fuhr sie fort, zog die Beine an sich und vergrub ihr Gesicht in den Knien. Sie versuchte krampfhaft nicht in Tränen auszubrechen, das hatte sie bereits in einem schwachen Moment an diesem Tag. In der Mädchentoilette hatte sie sich eingesperrt, war jedoch nicht lange ungestört und deshalb wieder von dort geflüchtet. Ihre Augen waren kaum merklich, aber immer noch geschwollen. „Dann geh in dein Zimmer, ich mach alleine weiter.“, gab Draco schließlich von sich, Aurelia aber schüttelte nur den Kopf, das Gesicht immer noch in die Knie gedrückt. „So ein Unsinn. Es geht gleich wieder…“, sie wurde bei jedem Wort leiser und leiser, da ihre Stimme zusammen brach und schließlich auch sie. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken, auch wenn Draco neben ihr saß. So stark sie auch war oder versuchte zu sein, dies war ein Thema dass sie von einem Augenblick zum anderen völlig von den Füßen reißen konnte. Immer wieder versuchte sie wieder die Fassung zu gewinnen, vergebens. „Es tut mir Leid, ich… Du kannst ruhig… Es geht gleich wieder…“ Sie rieb sich mehrfach über die Wangen um die Tränen wegzuwischen. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem Oberarm und einen Arm um ihren Rücken, dazu einen Oberkörper welcher sie an sich drücke. Überrascht weitete Aurelia die Augen und blickte rauf. Draco fing ihre feuchten Augen mit seinen, rührte sich nicht von der Position. „Entschuldige dich nicht. Nicht dafür. Wein ruhig.“ Und das war für sie Grund genug sich völlig zu verlieren und sich ihren Tränen hinzugeben, ohne Scham und ohne jegliche Zurückhaltung. Minuten vergingen, in denen Draco schwieg und Aurelia einfach weinte. Irgendwann gingen ihr wohl die Tränen aus, denn sie wurde ruhiger und auch ihre Atmung wurde wieder gleichmäßiger. Auch wenn es ihr nun doch unangenehm war, dass sie einfach geheult hatte und dabei in den Armen des Slytherins lag und dessen Hemd mit ihren Tränen ertränkt hatte, blieb sie dennoch eine Weile genau so. Er roch so gut, eine Mischung aus Sommerregen, Zitronengras, Aftershave und diesem individuellen Eigenduft. Langsam erhob Aurelia ihren Oberkörper, strich sich über die geröteten Wangen, wandte den Blick ab, da sie Draco so unmöglich in die Augen sehen konnte. Er verlangte nicht danach, sondern lehnte sich einfach gegen das Bücherregal hinter sich, winkelte eines seiner langen Beine an. „Möchtest du darüber reden?“, wollte er ruhig wissen, ließ seinen Blick durch den Gang in dem sie saßen schweifen. Aurelia nickte. Dann erzählte sie es ihm. Sie erzählte ihm alles. Sie erzählte ihm wann ihre Mutter krank geworden war, wie sie sich um sie gekümmert hatte, wie sie ihrem Vater half Geld einzubringen um Medikamente und das nötigste kaufen zu können und wie ihre Mutter schließlich den Kampf gegen die Krankheit verloren hatte und sie und ihren Vater zurück ließ. „Drei Jahre, auf den Tag genau.“ Es kamen keine Tränen mehr, offensichtlich waren sie ihr wirklich ausgegangen. „Ich glaube es wird mit der Zeit leichter.“, überlegte der blonde Junge, strich sich unbeholfen über sein Kinn. „Niemand in meiner Familie ist für große Gefühle bekannt.“, erklärte er, wusste sonst nichts dazu hinzuzufügen. „Ich bin deshalb vielleicht nicht der Beste dir darüber hinweg zu helfen.“ Er hatte viele Leute weinen sehen, einige wegen ihm, sehr viele wegen seinem Vater, doch nie tat es ihm so Leid wie in diesem Moment. Dieses Empfinden hatte er bisher nur gehabt, wenn sein Vater und seine Mutter sich damals als er noch sehr jung war stritten und nicht gemerkt hatten, dass er alles mitbekam. „Ich brauche kein Mitleid. Es ist schon viel wenn jemand bei mir ist. Mein Vater war es die letzten beiden Jahre und deshalb danke ich dir dass du es dieses Mal bist.“ Aurelia kicherte leise, da sie selbst kaum glaubte in was für einer Situation sie steckte. „Ich denke ich schulde dir etwas. Naja, allein schon weil ich dich in die Situation gebracht hab.“ Der blonde Slytherin konnte ein Grinsen nicht verbergen, jetzt wo Aurelia wohl etwas besser gestimmt war. Er war nicht gut im trösten, war er nie und wird er vermutlich in Zukunft auch nicht sein, das lag ihm einfach nicht in den Genen. Dennoch nahm er das Kompliment dankend an. „Ich hab morgen Geburtstag.“, warf er zusammenhangslos ein, um die Stimmung in eine andere Richtung zu wenden und weil er Aurelia ebenfalls eine Antwort schuldig war. Diese blickte mit großen Augen zu ihm - so groß sie diese eben machen konnte, nach den ganzen Tränen. „Guck mich nicht so an, du hast es auch niemandem erzählt.“, schnaubte er leicht genervt. „Wenn du jemandem davon erzählst kann ich für nichts garantieren.“, fügte er hinzu, strich sich durch die Haare. „Das heißt es weiß niemand?“, wollte Aurelia verwirrt wissen, schließlich war er schon länger auf der Schule und hatte hier Freunde. „Die vergessen das, jedes Jahr, aber mein Vater weiß sie daran zu erinnern. Wer braucht schon Glückwünsche wenn sie nicht mal von sich aus kommen?“ Die Blondine verstand und konnte es auch nachvollziehen. Also waren seine Freunde nicht so toll, wie sie immer dachte. Da Dracos Familie wohlhabend war und eine reinblüter Familie, hatte er wohl auch deshalb viele ‚Freunde‘. Aurelia seufzte, löste den Zopf, sodass ihre Haare wieder locker über ihre Schultern fielen. Es musste schon viel Zeit vergangen sein, denn das Licht brannte schwach in der Bibliothek, draußen musste es bereits finster sein. Beide blieben eine Weile einfach nur nebeneinander sitzen, bis Aurelia etwas leichtes an ihren Haaren spürte. Draco hatte einige ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger genommen, saß aber weiterhin gedankenverloren neben ihr. Die Blondine räusperte sich etwas, worauf Draco aufsah. Erst dann bemerkte er, dass er mit ihrem Haaren zu spielen begonnen hatte. Langsam nahm er seine Hand wieder weg, räusperte sich ebenfalls, richtete sich dann auf und klopfte sich die Hose zurecht. „Lassen wir es für heute sein, kommt.“ Er reichte ihr eine Hand zum aufhelfen und Aurelia nahm diese dankend an. Produktiv wären sie wohl beide nicht mehr. Beide beendeten mit den Zauberstäben die Arbeit und verließen die Bibliothek. „Kein Wort…“, begann Draco ruhig. „…zu niemandem.“, beendete Aurelia seinen Satz und schließlich wandten sie sich voneinander ab und gingen. Strafarbeit Tag 3 „Wie lang müsst ihr das noch machen sag mal?“, empörte sich Ron und stöhnte genervt. Aurelia zuckte mit den Schultern. „Heute noch, dann müssen wir fertig sein.“ Sie verstand warum Ron so aufgebracht war. Es war lange her seit die Freunde etwas zusammen nach dem Unterricht unternommen hatten und da es ein Tag vor dem Wochenende war, verstand er nicht, wieso sie sich nicht treffen konnten. Auch der Blondine tat es Leid. Im Unterricht war ein Treffen nicht das Selbe wie danach. Dennoch war sie nicht so traurig, wie sie es vielleicht sein sollte. Sie hatte eine Aufgabe welche sie gemeinsam mir Draco erledigen musste und da war noch etwas. Schief grinsend boxte sie Ron leicht gegen die Schulter, im selben Moment lief Draco an ihnen vorbei. Kein Blick, kein Wort, doch das brauchte sie auch nicht. Die anderen waren ohnehin nicht gut auf ihn zu sprechen. „Wir holen das nach, ja?“, mit diesen Worten machte sie sich bereits auf den Weg, in die selbe Richtung in welche Draco vorausgelaufen war. Er stand bereits an der Tür der Bibliothek gelehnt, drehte den Schlüssel zwischen seinen Fingern, erhob den Blick erst, als er Schritte wahrgenommen hatte. Aurelia hatte zu ihm gefunden, lächelte schmal. Wieder war da dieses Gefühl, welches sie nicht mit Worten beschreiben konnte, es aber auch nicht wirklich versucht hatte, da sie mit niemandem darüber sprach. „Hör mal Draco…“, begann sie kleinlaut, worauf sich der junge Slytherin in der Bibliothek angekommen zu ihr wandte, dabei seinen Mantel abnahm und auf einen Sessel warf. „Ich möchte mich nochmal bei dir bedanken. Es stört mich nicht dass du das vielleicht gar nicht hören willst, aber ich kann mit mir selber Frieden schließen wenn ich es ausspreche.“ Aurelia hob einen Finger als Geste, dass er sich einen Moment gedulden sollte, kramte dann in ihrer Schultasche und holte etwas handgroßes heraus, was in braunem Packpapier eingewickelt war. „Hier.“ Draco sah sie verwundert an, schwieg weiterhin, nahm das Päckchen entgegen und betrachtete es von allen Seiten. „Was soll das sein?“, wollte er wissen, schob sich den Bibliotheksschlüssel in die Hosentasche. „Mach es auf.“, forderte Aurelia ruhig, lächelte sanft. Draco tat es nach kurzem zögern, er entfernte das braune Papier. Achtlos ließ er dies zu Boden fallen, betrachtete das Objekt, welches er nun in den Händen hielt. Es war ein altes Kästchen mit verschiedenen Gravuren. Ein kurzer Blick zu Aurelia brachte Draco dazu auch das Kästchen zu öffnen. Darin befand sich ein kleiner Anhänger in Form einer Träne. „Das hat mir meine Mutter geschenkt, als ich noch ganz klein war. Ich hab damals sehr viel geweint, wegen Kleinigkeiten. Dieser Anhänger kann die Farbe verändern. Er sollte mir dabei helfen rauszufinden, ob ich grundlos weinte… Das hat sie mir erzählt, aber in Wahrheit unterscheidet er zwischen guten und schlechten Gefühlen. Wenn zum Beispiel jemand stolpert und du das witzig findest und dich darüber freust, wird die Farbe grün, wenn du aber geschubst wirst und dich ärgerst, wird er rot.“, erklärte sie, doch der junge Slytherin saß sie nur fragend an. „Naja ich musste daran denken, dass Gefühle in deiner Familie selten sind und allein die Tatsache dass du das so offen gesagt hast, zeigt mir dass es nicht so ist. Nicht bei allen.“, erklärte sie weiter, rieb sich den Oberarm mit der Hand. „Zu deinem Geburtstag… Alles Gute.“ Schweigend standen sie eine Weile im Gang, bis Draco den Anhänger in die Hand nahm, dieser verfärbte sich augenblicklich in ein helles Grün. Aurelia musste schmunzelnd, verbarg ihren Mund aber schnell mit dem Handrücken, damit es Draco nicht sehen konnte. Dieser schien immer noch überfordert, ballte eine Faust um den Anhänger. „Danke.“, war das einzige was er herausbrachte, ehe er eine Hand nach der Blondine ausstreckte. Sie zuckte leicht zusammen, weil sie nicht wusste wie er das Geschenk aufnahm, schließlich verriet sie ihn so mehr oder minder, zumindest seine Gefühle, denn offensichtlich freute er sich. Draco aber legte eine Hand auf den Kopf des Mädchens und lächelte. „Bisher hab ich nur Geschenke von meinen Eltern bekommen.“, gestand er ruhig, fuhr Aurelia leicht durch ihr Haar, nahm die Hand dann wieder weg, aus der anderen ließ er den Anhänger in seine Hosentasche gleiten. „Lass uns das letzte Stück in Ordnung bringen.“, gab Draco von sich, wandte sich von der Gryffindor ab und blickte in die Bibliothek rein. Es dauerte nicht lange, da drehte er sich wieder zu Aurelia, diese grinste wissend. „Ich hab heute zwei Stunden geschwänzt und den Rest gemacht. Ich hab gesagt mir geht es nicht gut und zu meinem Glück war die Pince nicht da, die Bibliothek aber offen.“, erklärte sie, worauf Draco prompt auflachte. Damit hatte Aurelia nun wirklich nicht gerechnet, doch sie freute sich darüber. Sie wollte ihn nicht an seinem Geburtstag aufräumen lassen und die zwei Unterrichtsstunden waren nicht so dramatisch. „Du bist mir ja eine. Gut. Was fangen wir dann mit unserer Zeit an?“, wollte er schließlich wissen, grinste immer noch wegen der Situation. Aurelia zuckte mit den Schultern. „Was machst du sonst an deinem Geburtstag?“, wollte sie wissen, worauf ihr Draco versicherte, dass er absolut nichts unternahm, lediglich bei seinen Eltern wurde ein prachtvolles Fest für ihn veranstaltet, weshalb er am Wochenende zu seinen Eltern fahren würde. „Okay, dann lass uns einfach etwas verbotenes tun.“, schlug die Blondine schließlich vor, grinste über beide Ohren. Sie holte aus ihrer Tasche eine große Tüte raus, verteilte den Inhalt auf einem kleinen Tisch neben zwei Sesseln, setzte sich in einen von diesen. Es waren Süßigkeiten, alle die sie auf die Schnelle auftreiben konnte. Draco lachte, setze sich in den zweiten Sessel und lange auch gleich zu. „Kein Festmahl, aber ein Anfang, nicht?“, grinste sie und der blonde Slytherin konnte nicht anders als zustimmen. Er liebte Süßigkeiten über alles. „Du bist gar nicht so übel Beaumont.“, stellte er fest, knabberte an einer Fruchtschlange herum. Besagte sah ihn mit gehobener Augenbraue an. „Das Kompliment kann ich nur zurück geben. Ich hätte dich damals am liebsten umgebracht. Aber wer weiß, was nicht ist kann ja noch…“ Draco schmunzelte auf die Worte. „Hätte mir auch mal besseres vorstellen können, als mit einer Gryffindor in der Bibliothek Süßigkeiten an meinem Geburtstag zu essen.“ Aurelia lachte hell auf. „Ja, wer hätte das gedacht… Du bist gar nicht so übel, Malfoy.“, gestand sie worauf Draco leise zischte. „Doch wirklich. Manchmal richtig nett sogar.“, fügte sie zur Verdeutlichung hinzu, erntete Augenrollen seitens des Slytherins. „Erzähl das bloß niemandem.“, murrte er, lehnte sich in den Sessel zurück. „Werd ich nicht, bleibt mein kleines Geheimnis.“ Aurelia schmunzelte, tat es Draco nach. „Also gehst du morgen zu deinen Eltern?“, wollte Aurelia nach langer Stille zwischen den beiden wissen, worauf Draco knapp nickte. „Wirst du mich vermissen oder was?“, spöttelte er, die Blondine bewarf ihn darauf mit leerem Süßigkeitenpapier und lachte. „Natürlich, weil ich ohne dich nicht mehr leben kann, was auch sonst?“, gab sie augenrollend zurück, Draco grinste. „Bin ja bald wieder da.“ „Gut.“ Schließlich war es so spät geworden, dass beide beschlossen es wäre Zeit in die Schlafräume zurück zu kehren. Draco schloss die Tür ab, wandte sich dann an die Blondine. Er legte eine Hand auf ihren Kopf, beugte sich zu ihr vor, so nah, dass er erst kurz vor ihrem Ohr Halt machte. „Danke.“, wisperte er hinein und Aurelia erschauderte kaum merklich. Kurz darauf wandte er sich von ihr ab und lief in die andere Richtung, hob beim gehen nochmal kurz die Hand um sich zu verabschieden. Zurück blieb eine - erneut - verwirrte Gryffindor, mit rasendem Herzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)