Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Prolog: Intro ------------- Noch ein aufmerksamer Blick über deine Ausrüstung, ein wenig hier festgezogen und dort zurechtgezerrt, dann sitzt auch schon alles. So kann das Wochenende beginnen! Bester Laune und erfüllt von Vorfreude auf ein gepflegtes LARP-Wochenende stapfst du aus dem Zelt. Nur wenige Meter westlich von hier soll ein vorbereitetes Schlachtfeld liegen, doch das war auch alles. Soll. Tatsächlich nämlich hast du absolut keine Ahnung, wo du bist. Nach dem LARP-Treffpunkt sieht es jedenfalls nicht aus. Die anderen Zelte fehlen, es sind nur eine Handvoll Leute überhaupt da und von denen kennst du keinen, da bist du dir sicher. Genau genommen gehst du sogar so weit, zu behaupten, dass hier drei Bauernlümmel ein echtes Schlachtfeld plündern - oder vielmehr die Toten. Aber das ist abstrus, nicht wahr? Du atmetest tief durch, versuchst dich zu beruhigen, doch auch das ändert nichts an deinem Umfeld. Vielmehr wird einer der drei jungen Männer - Himmel! Eher noch ein Kind! Der Bengel mochte mal gerade 15 sein! - auf dich aufmerksam und verlangt zu wissen, wer du bist, wobei er dich argwöhnisch mustert. Irgendwie ahnst du schon, dass deine Antwort keine Rolle mehr spielen wird... Kapitel 1: Ankunft ------------------ Schon als ich aus meinem Zelt trat konnte ich es riechen, hier stank etwas gewaltig. Klar, wir sind an einigen Feldern vorbeigekommen, aber solche Jauche hatte ich bisher noch nie gerochen, selbst der Mist aus Hühnerställen oder der berühmte Pumakäfig stank nicht so abartig. Es roch nach Kloake, Verwesung und etwas Süßlichem. Ich richtete mich auf, schob meine Kettenhaube ein Stück zurecht, so dass sie mir nicht halb vor den Augen hing. Warum vergesse ich eigentlich immer ein Lederband einzuflechten, damit das Scheißding nicht ständig rutscht? fragte ich mich in Gedanken selbst. Aus Angewohnheit legte ich meine linke Hand auf mein Schwertgriff und den rechten Daumen schob ich in den Gürtel, schließlich wusste ich nie wohin mit meinen Händen und Hosentaschen hatte ich in dieser Gewandung auch nicht. Mein Blick streifte über den Ort, an dem eigentlich noch viel mehr Zelte stehen sollten, aber keine standen. Dafür lagen dort überall Körper, teilweise mit Pfeilen oder Bolzen gespickt, andere nur blutig und einigen fehlten Körperteile. Ok, die Orga hat sich ja ziemlich Mühe gegeben, aber wo sind die Anderen? Warum stehen hier nur so wenig Zelte, die SL hatte doch gesagt, hier sei das Lager, aber es scheint eher das Schlachtfeld zu sein. Die Zelte sehn auch eher zerfetzt aus, hat die SL mich aus versehen zu einem Plot Punkt geschickt? Komisch, oder gibt es vielleicht verschiedene Zeltplätze. Verdammt, hätte ich doch die Infomail gelesen. Fluchte ich in Gedanken. Ich zog meine Handschuhe aus dem Gürtel und zog sie an, dann schnappte ich mir meinen Schild, das ich am Zelteingang liegen hatte. Ok suche ich mal die anderen. Ich ging um das Zelt herum und stolperte beinahe über die Abspannung, dabei schlugen meine Beinschienen an einander und meine Schuppenrüstung klapperte gegen mein Kettenhemd. Dies erbrachte mir die Aufmerksamkeit von drei jungen Burschen, die sich gerade an einigen Körpern zu schaffen machten. Mit einem Blick erfasste ich, dass sie ebenfalls Gewandung trugen, sie waren wie ärmliche Bauern gekleidet. Sie trugen weder Wimpel noch Knicklichter, also waren sie zumindest keine SL in Rolle. Vielleicht NSCs oder andere Spieler. Aber die Situation wirkte so echt, sie erschraken sogar leicht, als sie mich bemerkten. Entweder sie hatten wirklich nicht mit mir gerechnet, oder sie konnten sehr gut Schauspielern. Hinzu kam, dass ich sie weder InTime noch OutTime kannte und die Drei waren schon InTime, komplett in ihre Rolle vertieft. So sah es zumindest für mich aus. Die Drei rotteten sich zusammen und schienen über etwas zu streiten, der eine schüttelte ständig den Kopf, der andere schien seinem Gegenüber anzuschreien und gelegentlich auf mich zu deuten, während der Dritte mich unentwegt anstarrte. Verdammt, das wirkte nicht gut, die Drei hatten zwar nur Knüppel als Waffen dabei, aber sie waren zu dritt und ich nur alleine. Verdammt, verdammt, verdammt. Sowas kann auch nur mir passieren. Während ich die Ansprache durch die Spielleitung verpasse, werde ich von drei Bauern wohl niedergeknüppelt. Keiner in der Nähe der mir helfen könnte und wer weiß wann der nächste Spieler hier vorbeikommt und mich finden könnte. Die Situation war noch beschissener, als damals auf der einen Con, wo ich ohne Stimme, verletzt hinter der feindlichen Linie lag, ohne einen meiner Mitstreiter auf mich aufmerksam machen zu können. Die Männer schienen sich geeinigt zu haben, denn sie kamen auf mich zu. Zwei von ihnen hatten ihre Knüppel in der Hand, während der Dritte ein Schwert vom Boden nahm. Ok, das könnte ärger geben, sie scheinen provozieren zu wollen, dachte ich mir. Ich selber fasste mein Schild fest und zog ebenfalls mein Schwert. Wo mein Gegenüber das Schwert drohend, am fast ausgestreckten Arm hielt, ließ ich meinen Schwertarm locker hängen, die Hand am Griff locker aber doch fest und die Spitze meines Schwertes zeigte nach unten. Während die Drei immer näher kamen, konnte ich einzelne Wortfetzen verstehen. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich sie richtig verstand. Die Worte machten für mich keinen Sinn. Der eine sprach von dem Schwarzen und das die Lilie siegen würde. Die Worte kamen mir bekannt vor, doch ich konnte sie gerade nicht zu ordnen.   Nachdem die Drei so nah dran waren, das ich hätte jedes Wort hören konnte, verstummten sie und ich erkannte, dass ich falsch lag. Das waren keine Männer, das waren Jungs, Jugendliche. Das verwirrte mich, in der Conbeschreibung stad doch, dass keine Minderjährigen zugelassen würden und auch die aufwändige Gestaltung des Schlachtfelds, mit den ganzen Blut und den Körpern schrie nach 18+. „Na, hast dich während der Schlacht wohl versteckt, was Schwarzer?“ spuckte mir einer der Bauern entgegen. „Ja, damit er danach desertieren kann, hat wohl verstanden, dass der Kaiser hier nicht siegen kann“ höhnte der Zweite. „Aber das kannst du vergessen, wir lassen dich nicht ziehen“ beendete der dritte. Ich schaute die Drei verwirrt an, warum bezeichneten die Drei mich als Schwarzer? Weil ich schwarze Gewandung trage? Aber da bin ich doch sicherlich nicht die Einzige hier und für welchen Kaiser soll ich gekämpft, nach deren Meinung scheinbar auch nicht gekämpft haben? Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, aber mir fiel nichts ein, also schloss ich ihn wieder. Die Drei lachten, „Seht euch den an, der versteht uns doch gar nicht. Ist sich wohl zu fein um die gemein Sprache zu lernen, genau wie alle Schwarzen“ sprach der Ältere der Dreien. Ich verenge die Augen, während die anderen sich über meine angebliche Unfähigkeit, sie zu verstehen lustig machten und mir Obszönitäten und Beleidigungen entgegen warfen. Irgendwann reichte es mir, „nur weil mir eure Dummheit die Sprache verschlägt, heißt das noch lange nicht, dass ich euch nicht verstehe“ knurrte ich ihnen entgegen. Sofort verstummten die Drei und schienen kurz in ihren Bewegungen eingefroren zu sein. „Habt ihr das gehört? Er sagt wir wären dumm! Diesem Schwarzen werden wir es zeigen. Keiner sagt zu uns wir wären dumm!“ hetzte der Ältere. Er war auch derjenige der das Schwert an sich genommen hatte. Er packte den Griff mit beiden Händen, wobei er die ziemlich quetschen musste. Es handelte sich dabei um einen Einhänder nicht um einen Bidenhänder. Er hob das Schwert und stürmte auf mich zu. Ich ließ mein Schwert einmal in der Hand kreisen und hob mein Schild leicht in Position. Wütend tobte der Tölpel auf mich zu, ich grinste, vielleicht war die Situation doch nicht so ernst. Nur ein Anfänger würde mit weit erhobenen Schwert auf einen Schildträger zu rennen. Mein Grinsen ließ ihn anscheinend noch rasender werden. Mit einem lauten Schrei versuchte er das Schwert auf mich nieder sausen zu lassen. Den Schlag konnte ich problemlos mit meinem Schild abwehren. Seine Freunde oder seine Brüder, ich wusste es nicht, feuerten ihn an. Er holte zum nächsten Schlag aus, er versuchte scheinbar auf meine Beine zu zielen, viele haben das schon versucht, aber mein langer Umhang, den ich immer trage, verschleierte erstens gut das meine Beine nicht ungeschützt waren und zweitens die genaue Position. Sein Schwert traf meine Beinschiene, verletzt wurde ich zwar nicht, aber er hatte ordentlich Kraft in den Hieb gelegt, so dass ich beinahe den Halt verloren hätte. Der Boden machte es auch nicht besser, er war durchnässt und aufgewühlt und überall lag etwas herum. Unsere Zuschauer johlten auf. Ich verbesserte meine Haltung schnell, bevor der Bauer zum nächsten Hieb ausholen konnte. Man sah deutlich, dass er keinerlei Erfahrung mit einer solchen Waffe hatte. Er holte zu viel Schwung und wenn er sein Ziel nicht traf, konnte er den Schwung nicht abfangen, so dass sein Schwert ihn herum wirbeln ließ, wie ein Hammerwerfer bei den Olympischen Spielen. Er versuchte erneut mein Bein zu treffen, diesmal auf Kniehöhe. Ich machte mir erst gar nicht die Mühe zu versuchen den Hieb abzuwehren. Ich drehte mich zur Seite und als er über seine Füße stolperte, schnitt ich mit meinem Schwert über seine Wade. Der Schnitt war tief, aber nicht lebensbedrohlich. Der junge Bauer heulte auf, blieb auf dem Boden liegen und hielt sich sein verletztes Bein. Ich stand über ihm und hielt meine Schwertspitze an seine Kehle. „Noch etwas zu sagen?“ fragte ich den am Boden liegenden. Dieser schaute mich mit panischen Augen an. Sie wurden sogar wässrig. „Tut mir leid! Tut mir leid!“ jammerte er nur. Ich sah seine beiden Kumpane an. „Nehmt ihn und lasst euch hier nicht mehr sehen“ sprach ich sie ernst an. Doch sie näherten sich erst, als ich mich einige Meter entfernt hatte. „Bleibt bei eurem Handwerk, dann lebt es sich leichter!“ rief ich ihnen hinter her, als sie ihren klagenden Freund wegbrachten. Seufzend ließ ich auf eine hölzerne Kiste nieder, die nicht allzu weit entfernt stand. Erst jetzt realisierte ich wirklich was passiert war. Verdammte scheiße, das kann nicht wirklich passiert sein. Seit wann sind meine Waffen echt? Mein Schwert sollte aus Schaumstoff sein, nicht aus Stahl du vor allem nicht so scharf! Das muss ein Traum sein. Geistesabwesend starrte ich auf die blutige Schneide. Ich weiß nicht wie lange ich so gesessen habe, vielleicht Sekunden, Minuten oder auch Stunden, etwas zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich musste nur an meinem Schwert vorbeischauen. Da lag etwas zwischen den ganzen Körpern, es war ziemlich mit Schlamm bedeckt. Ich ging die paar Schritte hin und kniete mich nieder. Vorsichtig wischte ich den Dreck weg. Tatsächlich. Ein schwarzes Schild und ganz prominent darauf eine goldene Sonne. Ein Nilfgaarder Schild? Was soll das? ich schaute mich um, nicht weit lag noch ein solches Schild, direkt daneben ein blaues mit drei Lilien. Drei Lilien ergeben eine. Schoss mir durch den Kopf. Dieser Ausspruch war ein Teil einer Parole, die Geralt in Wyzima benutzt hatte. Mir ging ein Licht auf. Mein Blick schweifte über das Schlachtfeld, erst jetzt fiel mir auf, dass überall die goldene Sonne und die Lilien zu sehen waren. Warum ist mir das nicht schon eher aufgefallen? fragte ich mich. Ich befand mich eindeutig auf einem Schlachtfeld auf dem Nilfgaard gegen Temerien gekämpft hat. Oh scheiße, das muss ein Traum sein! Ich war mir sicher das konnte nicht echt sein, das musste ich träumen. Aber wann war ich eingeschlafen? Und seit wann bin ich mir bewusst, dass ich mich in einem Traum befinde, bewusstes Träumen hatte ich noch nie gemeistert. „Ok, das lässt sich prüfen“ murmele ich vor mich hin. Ich kniff mir in die Wange, „Au, das tat weh. Ah ich hab‘s“ grummelte ich vor mich hin. Mir fiel ein, das ich mal gelesen hatte, dass man in Träumen nicht lesen kann. Man sieht wohl die Schrift, aber man kann sie angeblich nicht entziffern und verstehen. Ich kramte in meiner Tasche umher. Ich zog eins meiner kleinen Büchlein hervor und schlug es auf. >Opus, ein philosophisches Werk für den aufgeschlossenen Geist< stand als Überschrift auf der ersten Seite. Oh ich war am Arsch, ich konnte sehr gut lesen was auf den Seiten stand, dann ist das wohl doch kein Traum, aber wie kam ich hier her? Und vor allem, wie konnte diese Welt existieren? The Witcher ist doch reine Fiktion! Ich ließ mich wieder auf die Kiste fallen. Als ich das Buch wieder wegstecken wollte, spürte ich etwas Metallenes an meiner Hand. Verwundert griff ich danach und zu meinem Erstaunen zog ich einen alten Kompass aus der Tasche. Ich runzelte die Stirn, klar in einer anderen Tasche hatte ich auch einen Kompass, aber dieser hier war eindeutig nicht meiner. Ich war mir sicher, dass ich diesen hier auch noch nie gesehen hatte. Ich klappte ihn auf, um zu schauen ob es im inneren des Deckels eine Gravur gab, leider entdecke ich nichts. Allerdings sah ich so, dass die Kompassnadel sich die ganze Zeit drehte. Egal wo hin ich den Kompass hielt, die Nadel blieb nicht stehen. Seufzend steckte ich den wieder weg. Vielleicht fand sich der Besitzer wieder an, entweder hier oder zuhause in der realen Welt. So langsam dämmerte mir was diese Bauern zu mir gesagt hatten, sie hielten mich für einen Nilfgaarder. Einen männlichen wohl gemerkt, aber dies wäre nicht das erste Mal, dass jemand mich für einen Mann hielt, die Rüstung und der Gambeson verschleierten sehr gut die weiblichen Rundungen und die Kettenhaube meine langen blonden Haare. Auch während meiner Zeit in der Bundeswehr wurde ich häufiger für einen Mann gehalten. Durch die Rüstung wurde zwar wunderbar mein schwarz/goldenes Oberteil verdeckt, aber mein Umhang hatte eine goldene Ziernaht und meine Hose war ebenfalls schwarz/Gold. Ein Glück, dass ich meinen ledernen Waffenrock noch nicht mit goldener Farbe verziert hatte. Darauf befanden sich bisher nur der stilisierte Wolfskopf, das Symbol meines Lords, Akaron, und eine kleine weiße Rose, ebenfalls stilisiert. Sie symbolisierte meinen Charakter Namen, der ins deutsche übersetzt so viel wie weiße Rose bedeutete. Was sollte ich bloß machen, hier saß ich nun, scheinbar mitten in Temerien, in Kleidung die mich scheinbar als Nilfgaarder qualifizierte und wusste nicht wie ich nach Hause kommen sollte. Hierbleiben konnte ich nicht, hier lagen hunderte Tote und wenn ich wirklich in der Welt von den Hexern gelandet bin, würde es nicht lange dauern bis die ersten Nekrophagen auftauchten. Wo sollte ich nun hin und wie würde ich dahin kommen? Das Land war klar wo ich mich befand, aber so klein war es nun auch nicht. Eine Idee schoss mir durch den Kopf, wenn die Bauern mich für eine Nilfgaarderin hielten, sollte ich mich wohl in die Nähe anderer Nilfgaarder begeben. Hm spontan fiele mir da das Zentrallager und die alte Bastion ein, vielleicht auch Burg Krähenfels. Wenn ich mich richtig entsann war Baron Strenger auf der Seite Nilfgaards. Jetzt blieb noch die Frage zu klären wann ich war. Befand ich mich vor, nach oder während des Spiels >The Wild Hunt