Meine Reise von Vegetasan (Kein Traum, Hexer gibt es wirklich) ================================================================================ Kapitel 23: Teil 2: Unter Arrest -------------------------------- Doch ich sah immer noch nichts. „Lambert, das ist nicht mehr witzig!“ rief ich und machte wieder einige Schritte, um den Ausgang vielleicht doch allein zu finden. Ich stieß mit dem Bein gegen etwas, angespannt tastete ich danach. Morsches Holz. Aber ich konnte mich nicht an etwas aus Holz in dieser Höhle erinnern, außer den alten Planken, die wohl mal einen Weg gebildet hatten. Aber das hier fühlte sich nicht danach an. „Lambert!“ rief ich erneut, „Lambert, du hattest deinen Spaß! Jetzt reicht es aber langsam!“ meine Stimme zitterte schon leicht. Ich tastete mich an dem Holz entlang und rutschte beinahe eine Kante im Stein hinunter. Wasser, ich stand im Wasser, aber den Ausgang hatte ich immer noch nicht gefunden und leider hatte ich kein Schöllkraut dabei. Am liebsten hätte ich mich in irgendeine Ecke gekauert und gewartet bis mich einer der anderen anfing zu suchen, aber bis sie mich hier gefunden hätten, wäre ich vermutlich längst Monsterfutter geworden. „Lambert du Arsch zeig dich endlich!“ forderte ich verzweifelt. Plötzlich ein kaum wahrnehmbarer Luftzug in meinem Nacken, mein Körper spannte sich an. Im selben Moment ein lautes „Buh!“ hinter mir. Schreiend sprang ich vor Schreck in die Luft. Dann eine Hand auf meinem Mund, „Sei leise, du weckst Speerspitze noch!“ knurrte Lambert. Mein Herz raste, stolperte schon beinahe in meiner Brust. „Scheiße, zu spät. Komm!“ fluchte er, als ein lautes Rumpeln und Grollen aus dem inneren der Höhle zu hören war. Er zog mich an der Hand mit. Ich stolperte und fiel beinahe, doch der Hexer zog mich weiter bis wir den Ausgang erreicht hatten. Das Licht blendete mich und holte mich mit stechenden schmerzen in den Augen aus meinem Schock. Ich riss mich von Lambert los. „Du riesiges Arschloch! Wie kannst du nur! Hattest du deinen Spaß dabei?“ brüllte ich ihn an. Gut es waren sicherlich noch mehr Beleidigungen dazwischen. Er wollte sich gerade verteidigen, als ich etwas im Augenwinkel sah. Ich schaute genauer hin. Dort stand jemand, jemand den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Was machte sie hier? „Hilf mir!“ flehte sie und schien dann zwischen den Bäumen zu verschwinden. „Martina!“ rief ich und eilte zu der Stelle. „Ah, nein! Hilf mir, bitte!“ hörte ich sie wieder schreien. „Alanya! Bleib stehen!“ hörte ich Lambert hinter mir rufen. Doch meine Freundin war jetzt wichtiger. Wie kam sie hier her? „Martina!“ rief ich erneut und lief in die Richtung, aus der ich die Schreie hörte. „Martina? Wo bist du?“ rief ich nach ihr und lief weiter in den Nebel hinein. „Ah, Hilfe!“ die Schreie führten mich weiter zwischen den Bäumen hindurch. Dort stand sie, sie weinte und flehte nach Hilfe. Doch als ich sie erreichte löste sie sich in Luft auf. „Martina!“ rief ich und suchte die kleine Lichtung nach ihr ab. „Martina, wo bist du?“ rief ich verzweifelt. Doch es war Lambert, der aus dem Nebel trat. „Hast du sie gesehen? Wohin ist sie verschwunden?“ fragte ich ihn gehetzt. „Sie ist nicht hier, sie war nie hier!“ meinte er, eine Hand schon an seinem Schwert. „Du lügst! Ich habe sie doch gesehen!“ schrie ich ihn verzweifelt an. „Jetzt reiß dich mal zusammen! Es war eine Täuschung!“ brüllte Lambert. Ich zuckte zurück, meine Nerven lagen eh schon blank. „Du lügst, du willst mich nur wieder reinlegen!“ warf ich ihm vor und wollte wieder in den Nebel, um weiter nach meiner Freundin zu suchen. Doch Lambert packte mich und zog mich zurück. „Du sollst mich loslassen!“ forderte ich und wollte mich aus seinem Griff befreien. Doch er schüttelte mich so sehr, dass meine Zähne auf einander schlugen. „Reiß dich jetzt zusammen, oder wir sind beide gleich tot.“ Knurrte er und stieß mich dann zu Boden, um in derselben Bewegung sein Schwert zu ziehen. Er stand schützend über mir, sein Schwert in Verteidigungshaltung. Dort wo ich eben noch stand, zischten die Krallen eines Neblings entlang. Ich konnte nur geschockt zuschauen, scheiße, ich war in dieselbe Falle getappt wie Geralt. Aber woher kannten die Neblinge die Gestalt von Martina. Sie konnten doch nur das nachmachen, was sie gesehen hatten, oder? Hieß das, sie war wirklich hier gewesen? War sie tot? Ich schluchzte. „Hör auf zu heulen und zieh endlich dein Schwert!“ riss mich Lambert aus meinen Gedanken. Es waren mittlerweile weitere Neblinge aufgetaucht und umkreisten uns. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und versuchte einen Überblick zu bekommen. Ich hasste Neblinge, wie sie sich immer wieder in Nebel auflösten, um dann hinter einem wiederaufzutauchen. „Hast du Nekrophagenöl dabei?“ fragte ich Lambert leise, doch er schüttelte den Kopf. „Nein, wollte schließlich nur ein paar Fische fangen!“ meckerte er. Natürlich schieb die Schuld nur immer auf mich. Einer musste sie ja haben. Ich passte den richtigen Moment ab, um nicht einen von Lamberts Schwerthieben abzubekommen und rappelte mich auf. Ich zog meine Silberklinge so schnell ich konnte und stand nun fast Rücken an Rücken mit Lambert. Wir werten die Monster so gut es ging ab, aber so wirklich kamen wir nicht gegen sie an. Einer von ihnen kam mir für meinen Geschmack viel zu Nahe. Seine Krallen streiften meine Schulter, zerschnitten den Haltegurt meiner Schwertscheide und ich spürte wie einige Kettenringe zerbrachen. Ich fluchte und hieb sofort nach ihm, doch mein Schwert glitt einfach durch ihn hindurch. „Auf drei läufst du so schnell wie möglich zum Boot zurück, verstanden!?“ forderte Lambert dann. „Ja, ich werde es versuchen.“ Stammelte ich. Auf zwei ließ er ein Igni in die Richtung los, in die ich musste und auf drei sprintete ich los. Die Neblinge versuchten zwar mir zu folgen, aber Lambert lenkte sie von mir ab. Ich erreichte das Boot und stieß es so stark wie möglich ab, ehe ich hineinkletterte. Ich konnte hören, wie Lambert nun einige Bomben gegen die Monster einsetzte. Aber es dauerte trotzdem noch eine ganze Weile bis er am Ufer auftauchte. Da ich allerdings keine Ahnung hatte, wie ich dieses Boot steuern konnte und es auch keine Ruder gab, musste er schwimmen. Er warf mir meine Schwertscheide zu, die ich verloren hatte und setzte sich wortlos ans Steuer. Ebenso wortkarg lenkte er das Boot zurück. Mir war es recht, ich war mir nicht sicher wie ich reagieren würde, wenn er mich jetzt ansprechen würde. Aber ich würde ihn entweder attackieren oder anfangen zu heulen. Heute war eindeutig nicht mein Tag. Als wir am Bootshaus ankamen, sprang ich einfach aus dem Boot und machte mich allein auf den Weg zur Festung. Sollte Lambert doch zusehen, wie er mit den ganzen Fischen allein zurechtkam. Da allerdings meine Schulter ein wenig schmerzte und ich keine Lust auf eine Kletterpartie hatte, beschloss ich, den regulären Weg zurück zu laufen. Auch wenn es länger dauern würde. Dann war Lambert halt vor mir zurück, das konnte mir nicht egaler sein. Ich wollte mich nur noch verkriechen und die Ereignisse von heute vergessen. Zum Glück war der Pfad bis auf einige Rehe leer und ich konnte unbehelligt das Tor erreichen. Müde schleppte ich mich über die Höfe und die Treppen, bis ich endlich die Zitadelle erreichte. Ich wollte gerade die Tür öffnen, als sie aufgestoßen wurde und ich sie beinahe abbekam. „Ich werde sie jetzt suchen gehen!“ hörte ich Letho schimpfen und er rannte ebenfalls beinahe in mich hinein. „Krümel, was ist passiert? Lambert sagte, du seist einfach verschwunden.“ fragte er geschockt, als er mich sah. Doch ich ging einfach an ihm vorbei. So gerne ich mich in seine Arme geworfen hätte, ich konnte es nicht. Er würde mich nur wieder ablehnen. Damit konnte ich jetzt nicht auch noch umgehen. Tränen brannten in meinen Augen und ich versuchte sie weg zu blinzeln. „Alanya, meine Güte, was ist mit dir nur passiert?“ fragte auch Yennefer entsetzt. Sie kam mir entgegen und zog mich in eine mütterliche Umarmung. „Komm, du siehst aus als würdest du Ruhe brauchen.“ Sie legte einen Arm um mich und führte mich von den Hexern weg. Sie führte mich in ihr Zimmer und setzte mich auf einen Polsterstuhl. Doch ich ließ sie nicht los, ich ließ mein Silberschwert fallen, das ich immer noch in der Hand trug und schlang meine Arme um sie. Ich vergrub mein Gesicht an ihrem Bauch und schluchzte. Die Verzweiflung aus der Höhle, die Angst um Martina, die Wut auf Lambert, alles wollte rausgelassen werden. Sie versuchte mich zu trösten und nebenbei heraus zu finden, was passiert ist. Doch ich brachte zwischen den Schluchzern nur Lambert, Speerspitze, Neblinge und Martina ist tot raus. Das ließ mich wieder aufschluchzen. Auf einmal drückte sie mir eine Tasse mit Tee in die Hand, er würde mich beruhigen, meinte sie. Mit vorsichtigen Schlucken trank ich das heiße Gebräu aus. Es half wirklich ein bisschen. Ich fühlte mich ein wenig ruhiger, aber dafür auch schläfrig. „Etwas besser?“ fragte sie mich, als ich den Tee ausgetrunken hatte. Ich nickte. Traute mich aber nicht, etwas zu sagen. Sie war die ganze Zeit neben mir geblieben. „Zieh die feuchten Sachen aus und leg dich schlafen, ja?“ schlug sie vor. Ich nickte, sie reichte mir sogar ein Hemd, das für sie viel zu groß war. Ich schlüpfte hinein und dann führte sich mich zu ihrem Bett. „Schlaf, morgen sieht die Welt schon nicht mehr ganz so düster aus.“ Murmelte sie und prüfte wie eine Mutter, ob ich vernünftig zu gedeckt war. Die Geste ließ mich lächeln und ich schloss die Augen. Ehe ich völlig eingeschlafen war, hörte ich ihre entschlossen Schritte, die Treppe hinuntereilen. Als ich später aufwachte war es hell, ich blinzelte und rieb mir den Schlaf aus den Augen. „Ausgeschlafen Dornrösschen?“ fragte mich Yennefer mit sanfter Stimme. Verwirrt schaute ich sie an. Sie legte ein Buch auf den Tisch und stand dann auf, um zu mir rüber zu kommen. „Wie geht es deiner Schulter?“ fragte sie. „Meine Schulter?“ fragte ich, immer noch nicht ganz wach. Sie nickte, probehalber bewegte ich sie, es tat kein bisschen weh. „Alles in Ordnung.“ Murmelte ich. „Sehr gut. Ich hatte Blut auf dem Hemd entdeckt, als ich nachschaute, stellte ich fest, dass der Nebling dich verletzt hatte. Ich habe es magisch geheilt, bevor sich eine Infektion bilden konnte.“ Erklärte sie. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ein ganz anderes Hemd anhatte. Ich wurde rot und als mein Magen dann auch noch knurrte, brannte mein Gesicht noch mehr. Sie lachte leise, „Ich habe mir schon gedacht, dass du hungrig sein wirst, wenn du aufwachst. Du hast schließlich zwei Tage geschlafen.“ Ich schaute sie geschockt an, „Zwei Tage?“ fragte ich. Sie nickte, „Dein Geist war wohl von den Ereignissen so erschüttert, dass er die Zeit brauchte. Ein wunder, dass du nicht vorher zusammengebrochen bist. Geralt hatte einiges erzählt gehabt und die anderen haben einige Lücken in den Geschichten füllen können.“ Erklärte sie. Beschämt schaute ich zur Seite, sie wusste jetzt scheinbar alles, was ich den anderen erzählt hatte, oder im Falle von Lambert, was er gesehen hatte. „Schau mich an.“ Bat sie. Widerwillig wandte ich meinen Blick zu ihr. „Ich verurteile dich nicht, wegen dem was passiert ist. Ich weiß wie es ist, schwierige Entscheidungen treffen zu müssen.“ Munterte sie mich auf. „Na komm, zieh dich an. Ich habe Letho Kleidung für dich raussuchen lassen. Und dann kannst du etwas essen.“ Forderte sie sanft. Mein Gesicht wurde wieder rot, Letho hatte mir Sachen rausgesucht? Auch Unterwäsche? Sie reichte mir den Stapel mit Kleidung führte mich hinter eine Trennwand, nachdem ich aufgestanden war. Dort standen ein Hocker und ein kleines Tischchen mit Waschschüssel, Seife und einem Spiegel. Auch eine Bürste lag dort. Ich legte die Sachen auf den Hocker und zog dann das Hemd aus, ärgerlich stellte ich fest, dass es tatsächlich das von Menge war. Warum hatte ich es noch nicht weggeschmissen? Ich starrte in den Spiegel und besah meine Schulter. Es gab neue Narben, aber sie waren so klein und schmal, kaum zu sehen. Es können wirklich nur kleine Kratzer gewesen sein, deutlich harmloser als die Verletzung vom Nekker auf meinem Schulterblatt oder dem Kratzer der Striege. Warum hatte Yennefer Energie verschwendet, um sie zu heilen? Ich machte mich frisch und zog dann die saubere Kleidung an. Es waren die, die ich von Yennefer bekommen hatte. Wollte Letho mich lieber in solcher Kleidung sehen? Damenhafter und figurbetont? Ich schüttelte den Kopf, nein sicherlich hatte Yennefer gesagt, er solle diese Sachen raussuchen. Aber wenn nicht? Mir fiel sein Blick ein, wie er mich ansah, als er mich das erste Mal in dieser Kleidung sah. Fast so intensiv, wie der, als ich nackt aus dem Wasser kam. Aber lag das damals an mir, oder eher daran, dass man von vielen Männern hörte, dass sie gerne mal zwei Frauen beobachten würden? Ich seufzte, ich wusste bei Letho einfach nicht mehr weiter. Er hatte oft genug gesagt, er wolle mich nicht. Vielleicht sollte ich es langsam akzeptieren und auf Distanz bleiben. Ab heute kein kuscheln oder umarmen mehr, beschloss ich, in der Hoffnung, dass ich so darüber hinwegkommen würde. Ich besah mich noch einmal im Spiegel, ich zog die Schnürung am Ausschnitt etwas fester und ließ meine beiden Ketten unter die Bluse rutschen. Dann machte ich mich daran, meine wirren Haare zu bürsten. Als alle Knoten entfernt waren, machte ich einen Mittelscheitel und band meine Haare zu zwei Mädchenhaften Zöpfen zusammen. Die Haarbänder direkt hinter den Ohren. Für einen richtigen Pferdeschwanz waren sie noch zu kurz und ich hatte keine Lust, mir viele kleine Zöpfe zu flechten, so wie Yen es bei mir getan hatte. Ich verdrehte die Augen, als ich die Schminke neben der Waschschüssel liegen sah. Schulterzuckend nahm ich mir den Eyeliner und trug ihn auf. Ebenso wie die Wimperntusche, auch wenn die Bürstchen hier ganz anders aussahen, als in meiner Welt, aber hier gab es nun mal kein Plastik. Mehr Makeup legte ich nicht auf, das machte ich selbst zuhause nur ganz selten. Als ich hinter der Trennwand hervortrat, lächelte Yennefer erfreut. „Gut siehst du aus. Komm lass uns was essen. Vesemir hatte vorhin etwas hochgebracht.“ Erzählte sie und winkte mich zum Tisch. Erstaunt zuckten meine Augenbrauen, es gab belegte Brote und frisches Obst. Dazu ein Krug mit Saft und einen mit Wasser. Sie deutete auf ein Glas, „Vesemir meinte, es ist von Letho und du wüsstest schon was das ist.“ Ich nickte und griff danach. Kritisch beäugte ich die Farbe, war sie noch intensiver geworden? Mit wenigen, großen Schlucken leerte ich das Glas. Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte mich bei dem Geschmack. Ja, Letho hatte die Dosis noch einmal erhöht. Ich wartete bis das Kribbeln und Kratzen verschwunden war und trank dann gierig ein Glas Wasser hinterher. „Was war das? Du sahst gerade aus wie Geralt, wenn er einen seiner Tränke einnimmt.“ Fragte sie neugierig. Ich nickte, „Das war eine geringe Dosis von Schwalbe und einem weiteren Trank. Ich gewöhne mich an die Gifte, um im Notfall die Tränke einnehmen zu können.“ Erklärte ich ihr. Sie erwiderte darauf hin nichts, sie sah mich nur missbilligend an. Aber ich hatte nicht erwartet, dass sie es fröhlich aufnahm, schließlich war sie auch dagegen, dass Geralt seine Tränke nahm. Warum sollte sie es bei mir anders sehen. Sie ließ mich in Ruhe essen, ehe sie auf die Ereignisse beim Fischen zurückkam. „Alanya? Diese Martina, die du erwähnt hattest, wer ist sie?“ wollte sie wissen. „Martina, sie ist, war, meine Freundin, seit meiner Kindheit. Aber ich habe sie schon ewig nicht mehr gesehen. Als ich erwachsen wurde, schmiss das Waisenhaus mich raus und ich ging zur Armee. Kurz darauf zog ich in eine andere Stadt.“ Erzählte ich ihr. „Warum war?“ bohrte sie weiter. „Weil, weil die Neblinge ihre Gestalt projiziert hatten. Das können die doch nur, wenn sie die Person schon gesehen hatten. Sie ist tot.“ Schniefte ich. Doch die Zauberin schüttelte den Kopf, „Es ist wahr, dass Neblinge häufig die Gestalt von jemanden annehmen, den sie gesehen hatten, aber Vesemir erzählte, dass alte und mächtige Neblinge die Kraft haben uns die Personen sehen zu lassen, die wir vermissen.“ Ich schaute sie hoffnungsvoll an, „Das heißt, Martina könnte noch leben und sie ist nicht hier? Sie ist in Sicherheit?“ fragte ich sie. Yennefer nickte erneut. „Oh Gott sei Dank!“ war ich erleichtert. Sie schmunzelte nur. „Danke, dass du dich um mich gekümmert hast. Aber es ist vermutlich besser, wenn ich unten nach dem Rechten sehen. Wer weiß was die Jungs wieder für einen Sauhaufen hinterlassen haben.“ Murmelte ich und stand auf. „Du solltest es ruhig angehen lassen, du hast zwei Tage geschlafen.“ Warnte mich Yennefer. Ich nickte, „Ein Grund mehr, ich glaube mein Körper braucht die Bewegung!“ grinste ich und nahm das Geschirr und ging damit runter. Unten musste ich schmunzeln, Uma saß auf einer Decke und Vesemir machte eine seiner Untersuchungen, wie auch im Spiel ständig. Uma sah mich als erstes, „Uma!“ quakte er und lief davon. Erstaunt sah Vesemir auf. „Frag nicht, das hat er schon von Anfang an gemacht.“ Zuckte ich mit den Schultern. „Du bist wach? Wie geht es dir? Yennefer konnte nicht sagen, wie lange du schlafen würdest.“ Begrüßte er mich. „Mir geht es soweit gut, brauche nur ein wenig Bewegung.“ Antwortete ich ihm. „Komm gib mir das Geschirr, ich räume es weg.“ Bot er an. „Äh, nein danke. Ich mach das selbst.“ Lehnte ich ab. „Nein, nein. Kein Problem, ich werde das machen.“ Meinte Vesemir, als ich in Richtung Küche weiter ging. Misstrauisch drehte ich mich um. „Gibt es vielleicht einen Grund, warum ich nicht in die Küche gehen sollte?“ fragte ich den alten Hexer direkt. „Äh, nun nein. Aber ich denke ein kleiner Spaziergang draußen wäre vielleicht eher etwas für dich.“ Druckste er herum. Sofort drehte ich mich um und eilte in die Küche. Mir wäre beinahe das Geschirr aus den Händen gefallen. Hier herrschte das reinste Chaos. Der ganze Boden war mit Mehl bedeckt, etwas was wie Kohlebrickets aussah, lag auf dem Tisch, das Geschirr stapelte sich. Gebrauchte Töpfe standen beim Herd auf dem Boden. „Lambert sollte eigentlich alles aufräumen, bevor du wieder aufwachst.“ Entschuldigte er sich. „Wo ist er?!“ wollte ich wütend wissen. „Äh, ich denke er ist draußen, bei Letho.“ Erwähnte Vesemir. Vor Wut schnaubend eilte ich aus der Küche, im Vorbeigehen schnappte ich mir noch den Besen und stürmte dann nach draußen. „Lambert!“ brüllte ich über die Höfe, doch von ihm war nichts zu sehen. Also überquerte ich den ersten Hof und stieß das Tor auf, ich stürmte den Gang hinunter. Ich fand die beiden Hexer im Trainingsbereich. „Lambert!“ rief ich erneut. Letho sah mich als erstes. „Krümel, wie schön. Dir geht es besser!“ schien er sich zu freuen, aber dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er hatte wohl erkannt, dass ich nicht zum Plaudern da war. „Lambert, ich denke jetzt bist du dran mit laufen!“ grinste er den anderen Hexer an. Dieser drehte sich zu mir um. „Lambert, in die Küche! Jetzt!“ forderte ich. „Wieso?“ fragte er auch noch dämlich. Ich wrang den Besen in meinen Händen, als wäre es sein Genick. „Wieso? Wieso! Du wirst den Saustall wieder aufräumen!“ rief ich wütend. „Ich habe es dir gesagt!“ mischte Letho sich ein. Knurrend drehte ich mich zu dem anderen Hexer. „Du wirst ihm helfen!“ forderte ich nun von Letho. Er sah mich verdutzt an. „Warum?“ wollte er wissen. „Weil du scheinbar wusstest, wie die Küche aussieht!“ warf ich ihm vor. „Also los jetzt! Oder soll ich euch Beine machen?“ forderte ich sie auf. „Das will ich sehen.“ Lachte Lambert. Schneller als er ahnen konnte, ließ ich den Besenstiel auf die Rückseite seiner Oberschenkel peitschen. Quiekend machte er einen Satz. „Los jetzt!“ ich schwang warnend den Besen erneut in seine Richtung. „Nein, ich sehe es gar nicht ein. Mach es doch selbst, wenn es dich stört.“ Weigerte Lambert sich. „Ich soll es selbst machen?“ knurrte ich, „Das habe ich bereits getan, als ich hier ankam und du hast meine ganze Arbeit wieder zunichte gemacht!“ als ich ihn erneut mit dem Besen traf, fing er an mir auszuweichen. Letho schien sich darüber zu amüsieren. Ich drehte mich zu ihm um, „Du auch, los jetzt!“ forderte ich und zeigte drohend mit dem Besen auf ihn. Er verzog das Gesicht leicht, machte sich aber langsam in Richtung Zitadelle. „Wenn die Küche nachher blitzblank ist, lasse ich mich vielleicht dazu überreden Gulasch zu machen, das aus der Hütte, Letho.“ Wollte ich ihm die Arbeit versüßen. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie er Lambert packte und hinter sich herzog. Zufrieden ging ich hinter den beiden her, den Besen lässig über die Schulter. „Was für eine Furie!“ hörte ich Lambert noch meckern, ehe sie das erste Tor passierten. „Wie hast du das denn hinbekommen?“ wollte Vesemir erstaunt wissen, als ich bei ihm ankam. „Och, man muss nur die richtige Motivation finden.“ Grinste ich und lehnte den Besen an die Wand. „Apropos finden, weißt du zufällig wo meine Sachen hingekommen sind? In Yennefers Zimmer lagen sie nicht mehr.“ Er nickte, „Die Rüstung und deine Schwerter sind bei den Schmiedesachen, ich wollte sehen, in wie weit ich sie repariert bekomme. Wegen den anderen Sachen müsstest du Letho fragen. Yennefer hat sie ihm in die Arme gedrückt.“ Erklärte er. „Oh, danke Vesemir. Na, dann werde ich mich mal auf die Suche machen.“ Bedankte ich mich und ging dann in Richtung Treppe, die in mein und Lethos Zimmer führte. Ich hoffte er hatte die dort irgendwo hingelegt. Als ich das Zimmer erreichte, war ich positiv überrascht. Meine Kleidung lag sauber gefaltet auf meinem Bett, selbst die, die ich vor dem Vorfall gewaschen hatte. Letho schien sie abgenommen und zusammen gelegt zu haben. Er hatte auch meine Dolche geschärft und geölt, wie fürsorglich von ihm. Aber das was ich eigentlich suchte, fand ich nicht auf den ersten Blick. Ich durchsuchte meine Satteltaschen vielleicht hatte er es dort hineingelegt, aber auch dort fand ich die Pergamentrolle nicht. Hatte ich sie verloren? Das wäre nicht gut. Ich durchsuchte die Sachen erneut, diesmal hektischer, ich kippte sogar die Satteltaschen aus, aber ich fand immer noch nichts. „Scheiße, wo ist das Ding?“ murmelte ich vor mich hin. Ich schaute über das Bett, aber auch dort sah ich die Rolle nirgendwo. Aber dabei fiel mir noch etwas anderes auf, das Handy lag nicht mehr auf dem improvisierten Nachtschränkchen und mir wurde bewusst, dass ich auch den Kompass und die merkwürdigen Teile nicht in der Satteltasche gesehen hatte. Ich schrie frustriert auf. War das vielleicht Lamberts Rache? Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Letho es zu lassen würde. Ich hoffte es zumindest. Oder hatte Yennefer sich das genommen? Das könnte sein, aber was wollte sie mit dem Schema? Seufzend zog ich mir meine Kleidung wieder glatt, die bei der Suchaktion verrutscht waren und verließ den Turm. Als ich an der Küchentür vorbeikam, hörte ich wie Lambert sich mit Letho stritt. Kopfschüttelnd ging ich weiter, das konnten die ruhig allein klären, solange sie die Küche dabei nicht auseinandernahmen. Von Vesemir und Uma war nichts zusehen, vielleicht waren sie draußen irgendwo. Ich durchquerte das Erdgeschoss und öffnete die Tür zu dem anderen Turm. Ich konnte Yennefer von oben schon laut fluchen hören. Vorsichtig stieg ich die Treppe rauf, nicht das die Zauberin aus Frust noch irgendwas durch den Raum warf. „Yennefer?“ fragte ich zögerlich. „Was!“ schnappte sie. „Ich wollte nur wissen, ob du die Gegenstände genommen hast, von denen ich dir erzählt hatte?“ fragte ich weiter, blieb aber an der Treppe stehen. Sie drehte sich zu mir, „Ja, ich habe Letho gebeten, sie mir zu bringen. Du sagtest ja, ich dürfte sie mir ansehen.“ Antwortete sie. „Ja, hatte ich. War bei den Dingen eine Schriftrolle dabei?“ wollte ich wissen. Sie schüttelte den Kopf, „Nein, alles was Letho brachte, liegt hier.“ Sie deutete auf den Tisch vor sich. Schien gerade an den Sachen irgendetwas zu machen. Ich ging ein wenig näher. „Konntest du etwas herausfinden?“ Sie nickte, „Ja, ein wenig. Aber nicht alle meiner Zauber funktionieren und ich weiß einfach nicht wieso!“ meckerte sie. „Was konntest du denn herausfinden?“ lenkte ich sie ein wenig von ihrem Ärger ab. Sie seufzte. „Der Kompass wurde tatsächlich verzaubert. Ich konnte einen Ortungszauber ausfindig machen. Dieser ist auf eine ganz spezielle magische Signatur geprägt. Scheinbar die Signatur, die ich auf diesen Teilen gefunden habe. Aber zu denen habe ich nichts weiter herausfinden können. Ich kenne diese Signatur nicht, nicht einmal etwas ähnliches. Und bei diesem Teil,“ sie deutete auf das Handy, „Kann ich dir nur sagen, dass ein Zauber darauf liegt, aber nicht was er macht oder woher er stammt.“ Erklärte sie. „Du sagtest, ein Teil hättest du bei Triss gefunden. Hat sie gesagt woher sie es hatte?“ fragte sie mich. „Sie meinte, sie hätte es mal bei einem Händler gefunden und sie es analysieren wollte. Scheint aber sehr lange her zu sein, denn sie hatte vergessen, dass sie es noch hatte.“ Antwortete ich ihr. Yennefer nickte, „Ich würde gerne noch ein paar Zauber ausführen.“ Murmelte sie eher vor sich hin und schaute auf die Gegenstände vor ihr. „In Ordnung.“ Seufzte ich. Das hieße wohl ich solle sie in Ruhe lassen. Aber da sie die Schriftrolle nicht hatte, musste ich wohl Letho Fragen gehen, wo er sie hingelegt hat. Wenn ich sie nicht doch verloren hatte. Ich schritt die Treppe also wieder runter. Schon als ich das Erdgeschoss erreichte, hörte ich den Lärm aus der Küche. Was machten diese Hexer nur schon wieder? „Letho? Wo ist die Schrift...? Was zum Teufel macht ihr da?!“ entfuhr mir, als ich die Küche betrat. Lambert war klitschnass und versuchte gerade noch einen zerbrochenen Krug hinter sich zu verbergen, während Letho betont unschuldig einen Eimer mit dem Fuß wegschob. „Verschwindet! Ich mach das besser selber!“ knurrte ich. Die Hexer sahen mich verdutzt an. „Ich sagte raus! Verschwindet!“ wurde ich lauter. Lambert ließ es sich nicht zweimal sagen und verschwand aus der Küche. Letho allerdings hockte sich hin und fing an die Scherben einzusammeln. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und tippte ungeduldig mit den Fingern auf meinen Oberarm, „Was wird das?“ wollte ich nach einer Weile wissen. Letho sah auf, „Ich helfe dir.“ Meinte er und ließ die Scherben in den Eimer fallen. „Sagte ich nicht, dass ihr verschwinden sollt? Damit bist auch du gemeint!“ grummelte ich. Er schüttelte den Kopf und machte unberührt weiter. „Du musst dich noch ausruhen! Also werde ich das machen.“ Meinte er nur. „Ich bin ausgeruht genug! Ich habe zwei Tage geschlafen!“ meckerte ich. Letho stand auf und kam zu mir rüber. „Eben du sagst es. Du hast zwei Tage geschlafen, also wirst du dich schonen!“ bestimmte er und hob mich hoch. „Letho!“ fluchte ich. Er trug mich ein Stück durch die Küche und setzt mich auf eine Bank. „Da bleibst du sitzen.“ Fordert er und machte sich dann dran, die kleineren Scherben zusammen zu fegen. Allerdings wurde es mir nach einiger Zeit zu blöd, ihm einfach nur dabei zuzusehen. Ich stand also auf und fing an, das dreckige Geschirr zusammen zu sammeln. Zumindest das, was die Hexer heile gelassen hatten. Doch Letho kam erneut zu mir und nahm mir den Stapel ab. „Setzt dich hin.“ Forderte er. „Ich bin nicht krank Letho!“ maulte ich. „Ich weiß, aber du wirst dich trotzdem nicht anstrengen!“ erwiderte er. Unwillig setzte ich mich wieder. Gelangweilt schaute ich ihm weiter zu und klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte. „Nur weil Yennefer mich mit diesem Tee betäubt hatte.“ Murrte ich. Das lenkte Lethos Aufmerksamkeit wieder auf mich. Er kam zu mir und hockte sich neben mich. „Nein Krümel. Sie hat dich nicht betäubt. Der Tee sollte dir nur helfen einzuschlafen.“ Er legte eine Hand auf mein Bein. „Das du solange geschlafen hast, zeigt das du im Moment mit der Situation mehr überfordert bist, als du dir eingestehen willst. Yennefer erzählte, dass du so tief geschlafen hast, dass du noch nicht einmal reagiert hast, als sie dir das Hemd auszog, um an die Verletzung zu kommen.“ Er hob die Hand, um sie mir an die Wange zu legen, doch ich fing sie ab und schob sie zur Seite. „Vesemir hat dir ein paar Bücher draußen auf den Esstisch gelegt, warum suchst du dir nicht eins raus und setzt dich damit in die Sonne?“ schlug er vor. „Ich will nicht lesen! Ich brauche Bewegung!“ maulte ich und wollte wieder aufstehen. Doch Letho drückte mich wieder auf die Bank. „Nein! Keine Anstrengungen für dich!“ war er bestimmt. „Versteh doch Krümel, es geht um deine Gesundheit!“ bat er etwas sanfter. Doch ich stieß ihn weg, „Krümel mich nicht! Ich werde hier nicht einfach nur rum hocken und nichts tun!“ fauchte ich ihn an. Letho zuckte wie geschlagen zurück. „Fein! Wenn ich mich nicht darauf verlassen kann, dass du die Anweisung von Yennefer befolgst, bringe ich dich eben zu Vesemir, damit er auf dich aufpasst!“ murrte Letho. „Was hat Yennefer damit zu tun?“ wollte ich gereizt wissen. „Nun ja, sie sagte bereits nach deinem Training, das wir dich nicht so fordern sollen. Das es zu viel für dich ist. Und scheinbar hatte sie recht.“ Zögerte er. „Was hat sie noch gesagt?“ wollte ich wissen. Doch er schwieg und sah zur Seite. „Letho?!“ forderte ich, doch er sagte trotzdem nichts. „Verdammt Letho! Was hat sie noch gesagt? Warum glaubst du, dass sie einfach über mich bestimmen kann, ohne mich zu kennen oder mich zu fragen!“ „Sie hat nichts weitergesagt. Außerdem hatte sie ja recht. Sonst hättest du diesen Zusammenbruch nicht gehabt.“ Meinte er, doch er schaffte es nicht, mich dabei anzusehen. „Ich kann es dir ansehen, dass das nicht alles war! Was hat sie noch gesagt! Über was redet ihr hinter meinem Rücken?“ wollte ich wissen, doch er schüttelte nur den Kopf. „Sie hat wirklich nichts weitergesagt, aber sie hat uns effektiv klar gemacht, dass wir dich nicht so hart rannehmen sollen. Es tut mir leid, dass ich es nicht selbst gesehen habe, dass ich dich überanstrengt habe.“ Murmelte er dann noch zum Boden gerichtet. „Du spinnst doch, du hast mich nicht überanstrengt. Muskeln muss man nun mal ermüden, damit sie wachsen und kräftiger werden können! Außerdem ist nichts tun, wenn man lange Zeit viel gemacht hat, genauso schädlich!“ fluchte ich und stand erneut auf und ging an dem Hexer vorbei, um mich um das Geschirr zu kümmern. „Krü… Alanya, Yennefer hat recht. Das war alles zu viel für dich. Du brauchst Erholung.“ Versuchte er es erneut. „Nein brauche ich nicht. Ich brauche etwas zu tun!“ knurrte ich. Ich hörte ihn hinter mir resigniert seufzen und dann aufstehen. Er packte mich und warf mich über seine Schulter. „Du hast es ja nicht anders gewollt.“ Murmelte er. „Letho! Lass mich sofort runter!“ forderte ich und fing an zu strampeln. Doch er packte nur meine Beine und hielt sie fest. Meine Schläge auf seinen Rücken interessierten ihn scheinbar nicht. „Lass mich runter! Verdammt Letho!“ er trug mich aus der Küche, ging kurz zum Esstisch und nahm ein Buch von dem Stapel, der dort lag und trug mich dann weiter. Wir durchquerten das Erdgeschoss und er trug mich dann nach draußen. Vesemir sägte gerade an einigen Balken, als er uns sah. Ich fluchte immer noch und forderte weiter, dass Letho mich runterlassen sollte. „Ich habe dir gesagt, es wird ihr nicht gefallen.“ Konnte ich den alten Hexer hören. Letho blieb stehen, ließ mich jedoch immer noch nicht runter. Aber ich wusste, wie sich das schnell ändern würde. Er trug nur ein dünnes Hemd, statt seiner Rüstung und sein Rücken war somit ungeschützt. Meine Fäuste haben ihn nicht interessiert, aber vielleicht würden es meine Zähne, dachte ich böse und biss zu. Ich bekam zwar nicht viel zu fassen, dafür waren seine Muskeln viel zu ausgeprägt, aber es reichte, dass er erschrocken fluchte und mich losließ. Ich fing mich mit meinen Händen ab und rollte mich am Boden ab. Wütend drehte sich Letho zu mir um, „Was sollte das?“ wollte er wissen und schien sich die schmerzende Stelle zu reiben. „Ich habe dir gesagt, du sollst mich loslassen!“ erwiderte ich. Vesemir hob das Buch auf, das Letho fallengelassen hatte und drückte es mir in die Hand. Dann führte er mich ruhig zu einem Holzklotz. „Hinsetzen! Ich kläre das!“ forderte er ruhig, aber streng. Ich konnte gar nicht anders, als zu tun was er mir sagte. Dann ging er zu Letho zurück, sprach leise mit ihm und schickte ihn wieder rein. Er stellte sich schweigend vor mich und sah mich mit verschränkten Armen streng an. Sein Blick ließ meinen Zorn und Trotz wegfließen, wie Schnee in der Sonne. Je länger er mich so anschaute, desto mehr fühlte ich mich wie ein Schulkind vor einem Rektor. Ich schämte mich beinahe für mein Verhalten. „Irgendetwas dazu zu sagen?“ fragte er nach einer ganzen Weile ruhig. Schmollend verschränkte ich die Arme, „Ich will nicht einfach nur rumhocken!“ maulte ich. „Das ist aber kein Grund, um einen Hexer zu beißen. Was ist, wenn er kürzlich einen Trank genommen hätte?“ fragte Vesemir sachlich. „Hat er aber nicht!“ antwortete ich leicht trotzig. Der Hexer vor mir zog eine Augenbraue hoch, „Woher willst du das wissen?“ „Ich hätte es geschmeckt!“ rief ich. Jetzt sah er mich verblüfft an. „Geschmeckt?“ wollte er wissen. Ich nickte, „Ja, ich kann mindestens drei Tränke rausschmecken.“ Erwiderte ich. Er schüttelte nur den Kopf, „Wie kommst du da drauf?“ fragte er weiter. „Du hast die Narbe an seinem Unterarm gesehen? Die ist von mir, von unserer ersten Begegnung. Er hatte schwarzes Blut getrunken. Schmeckt fürchterlich.“ Ich verzog das Gesicht bei der Erinnerung. „Ein anderer Hexer wollte mich als Geisel gegen Letho verwenden, der hatte Schwalbe und Waldkauz intus. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm sein Blut ins Gesicht spuckte und ihm verriet, was ich davon hielt.“ Grinste ich. Doch er schien das überhaupt nicht amüsant zu finden. „Du solltest keine Tränke nehmen und auch keine Hexer beißen.“ Meckerte er und schüttelte erneut den Kopf. Er fing an das Werkzeug in eine Kiste zu räumen. Schweigend sah ich ihm zu. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. „Komm mit.“ Forderte er nur, als er fertig war. Neugierig folgte ich ihm, er führte mich in den Trainingsbereich. Ich wollte gerade fragen, was wir hier wollten, als er zu einem Waffenständer ging und eine Armbrust nahm. Er drückte sie mir in die Hand. Verwirrt schaute ich ihn an. „Du wolltest nicht nur rumhocken, also lernst du jetzt das Schießen.“ Meinte er. Dann fing er an, mir die Funktionen der Armbrust zu erklären. Wie man sie spannte und einen Bolzen einlegte. Das ließ er mich solange wiederholen, bis er sicher war, dass ich mich dabei nicht verletzten würde, wie er meinte. Dann ließ er mich lange immer wieder mit der Armbrust ins Ziel gehen, ohne jedoch einen Schuss abzugeben und korrigierte meinen Stand und meine Haltung. Als meine Arme langsam müde wurden, ließ er mich dann endlich einige Schuss abgeben. Ich traf aber noch nicht einmal die Scheibe. Nach dem fünften Schuss ließ er mich aufhören. „Das reicht für heute.“ Beschloss er. „Schon? Aber wir haben doch nicht viel gemacht.“ Wollte ich protestieren. „Da irrst du dich, wir haben sogar das Mittagessen verpasst. Komm wir sollten Yennefer nicht zu sehr reizen. Sie ist ziemlich temperamentvoll.“ Erwiderte er. Ich sah ihn erstaunt an, ich hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit verging. Ich übergab Vesemir die Armbrust und folgte ihm dann ins Gebäude. Er ging zu einem der Regale und suchte ein kleines Buch heraus. Er brachte es zu mir. „Hier, wenn du es komplett gelesen hast, werden wir weiter machen.“ Versprach er. Ich seufzte, es hatte die Größe eines dicken Taschenbuches und dem Titel nach war es ein Buch über das Schießen mit einer Armbrust. Ich nickte, „Danke Vesemir.“ Dann deutete er in Richtung Essbereich. Ich folgte seiner stummen Anweisung und ging zu dem Tisch, um mich zu setzen. Ich schlug das Buch auf und fing an zu lesen, als Letho sich zu mir gesellte, ignorierte ich ihn einfach. Jemand hatte mir einen Teller mit Obst, Käse und Schinken hingeschoben. Mechanisch aß ich, während ich immer noch in dem Buch las. Als jedoch die Hexer ein Gespräch anfingen und ich meinen Teller leer hatte, schlug ich das Buch zu und stand auf. „Krümel?“ fragte Letho, doch ich antwortete nicht. „Alanya?“ versuchte er es erneut, doch auch jetzt reagierte ich nicht auf ihn. Mit dem Buch in der Hand ging ich in Richtung Tür. „Wohin gehst du?“ wurde ich nun gefragt, aber dieses Mal nicht von Letho. „Lesen. Hier kann ich mich nicht konzentrieren, Vesemir.“ Antwortete ich und ging weiter. „In Ordnung, aber wenn es kälter wird komm wieder rein.“ Forderte er noch. Ich hob nur eine Hand, um zu signalisieren, dass ich ihn verstanden hatte. Ich setzte mich nach draußen und las weiter in dem Buch, nach einer ganzen Weile setzte sich jemand neben mich. Da ich aber so in das Buch vertieft war, hatte ich nicht mitbekommen, wer es gewesen war. „Hat der alte Mann also einen neuen Geist gefunden, denn er mit der Theorie quälen kann?“ fragte Lambert mich. Erstaunt sah ich auf. „Mir bleibt ja gar nichts anderes übrig. Letho lässt mich nicht einmal die Küche machen, da wird er bestimmt nicht mit mir trainieren und Vesemir macht erst weiter, wenn ich das Buch gelesen habe.“ Erklärte ich. Lambert grinste einfach nur, „Dann trainiere doch mit mir.“ Schlug er vor. Doch ich schüttelte den Kopf, „Meine Rüstung und die Schwerter sind bei Vesemir.“ Musste ich ablehnen. „Ach komm schon, wir haben genug Übungsschwerter und ich werde meine Rüstung auch ausziehen, es kann nichts passieren.“ Erwiderte er. Ich überlegte kurz, das wäre eine gute Möglichkeit, Letho zu beweisen, dass ich keine Erholung brauchte. „Na komm schon, als Wiedergutmachung für die Höhle.“ Meinte Lambert. „Aber keine Tricks, du wirst dich benehmen!“ forderte ich. Er nickte. „In Ordnung.“ Stimmte ich dann zu. Auch Lambert stand auf und ich folgte ihm über die Höfe. Wir gingen in den Trainingsbereich, ich hatte mich anfangs umgeschaut, doch scheinbar hatte keiner der anderen Hexer uns gesehen. Lambert warf mir eines der stumpfen Schwerter zu und ich hatte ein paar Schwierigkeiten es zu fangen, denn normalerweise wurden mir keine zugeworfen. Der Hexer zog tatsächlich seine Rüstung aus, aber nicht nur die. Auch sein Hemd zog er sich über den Kopf, als er jedoch anfing in der Sonne zu posieren, musste ich arg damit kämpfen nicht zu lachen. „Dann zeig mal was du draufhast!“ forderte er und nahm sich ebenfalls eines der stumpfen Schwerter. Mit Lambert zu trainieren war völlig anders, als mit Letho. Sein Stil war mehr wie der von Geralt, was mich aber nicht verwunderte. Das Training war auch nicht so ernst, wie mit Letho. Lambert machte zwischendurch immer wieder mal Unsinn oder fuchtelte einfach nur mit seinem Schwert umher, weil er jemanden imitierte. Lambert war gerade wieder etwas ernsthafter geworden und drängte mich zurück, als sich plötzlich jemand zwischen uns stellte und sein Schwert abwehrte. „Seid ihr verrückt geworden!“ konnte ich Letho knurren hören. Böse funkelte ich auf seinen Rücken. „Letho! Wir waren gerade am Trainieren!“ meckerte ich. Er drehte sich zu mir um und zog mir das Schwert aus der Hand. „Das ist es ja gerade! Haben wir dir nicht klar genug gemacht, dass du dich ausruhen sollst!“ entgegnete er. „Ich bin weder krank noch verletzt und du bist kein Arzt, genauso wenig wie Yennefer! Es ist meine Entscheidung, was ich tue!“ wurde ich laut. „Warum sollte sie sich ausruhen, sie hat schließlich zwei Tage geschlafen.“ Mischte sich Lambert ein. „Du hälst dich da gefälligst raus!“ fuhr Letho ihn an. Lambert hob abwehrend die Hände, „Ich mein ja nur, außerdem hat sie recht. Es ist ihre Entscheidung und nicht eure was sie macht.“ Meinte er und fing an sein Hemd und dann seine Rüstung wieder anzuziehen. Letho drehte sich wieder zu mir, „Ich hatte dir vertraut, als du sagtest du gehst nach draußen zum Lesen.“ Meinte er leise und man sah ihm die Enttäuschung an. „Und ich hatte dir gesagt, ich werde nicht nur einfach herumhocken!“ brummte ich. Ich war schließlich kein kleines Kind, das man bevormunden konnte. Er schüttelte den Kopf. „Du wirst jetzt mit reinkommen.“ Forderte er. „Nein, werde ich nicht! Du hast mir überhaupt nichts zu sagen!“ schrie ich ihn an. Doch er hatte scheinbar mit dieser Reaktion gerechnet. Er schnappte mich und hob mich hoch. „Wehe du beißt wieder!“ knurrte er, als ich anfing zu zappeln und zu treten. „Lass mich runter!“ forderte ich, doch er reagierte nicht. Er hielt mich so vor seiner Brust, dass ich meine Arme nicht bewegen konnte. „Es ist nur zu deinem besten.“ Murmelte er in meinen Nacken. Da meine Tritte scheinbar nichts brachten, ließ ich meinen Hinterkopf nach hinten krachen. Letho fluchte, ließ mich aber nicht los. Als Letho mich in die Zitadelle trug und ich nur am Zetern und zappeln war, wurden Vesemir und Yennefer auf mich aufmerksam. Vesemir sah mich enttäuscht an, während die Zauberin so aussah, als ob sie sich fragte, ob ich verrückt geworden sei. Aber Letho setzte mich nicht bei ihnen ab, sondern trug mich bis in unser Zimmer. Erst dort ließ er mich wieder los. „Hier wirst du bleiben, bis wir dir etwas anderes sagen.“ Bestimmte er. „Das werden wir ja sehen.“ Knurrte ich und sah ihn trotzig an. Ich musste ihn an der Lippe getroffen haben, denn an seinem Kinn war eine kleine Blutspur. Wenn ich nicht so aufgebracht wäre, hätte ich mich wahrscheinlich bei ihm entschuldigt, aber in dem Moment konnte ich nur denken, selbst Schuld. „Alanya bitte. Wir wollen dir doch nichts Böses. Du brauchst diese Pause.“ Versuchte er sich noch einmal zu erklären, ehe er die Treppe wieder runter ging. Ich wartete einen Moment und folgte ihm dann. Allerdings musste ich unten feststellen, dass die Tür verriegelt war. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Wütend schlug ich gegen die Tür und rüttelte an ihr. „Es tut mir leid Krümel.“ Konnte ich Letho von der anderen Seite leise hören. Ich ließ meinen Frust an der Tür aus, doch sie gab nicht nach. Müde setzte ich mich dann irgendwann neben die Tür an die Wand. Sie hatten mich tatsächlich eingesperrt, nur weil Yennefer dachte das ich eine Pause brauche. Aber war nicht selbst Ciri damals einmal vor ihr geflüchtet, als sie hörte das Geralt in der Nähe war? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)