Zum Inhalt der Seite

Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja ihr seht richtig schon wieder ein neues Kapitel.
Aktuell fließt es in dieser Geschichte.

Ich wünsche euch viel spaß Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verfluchte Monster

Ich hörte einige Steine hinter mir knirschen und wirbelte herum. Ich starrte direkt auf das graue Fell auf der Brust eines Werwolfs. Grollend grinste er auf mich herab, während Geifer von seinen zurück gezogenen Lefzen tropfte.

Ich wusste, ich sollte mein Silberschwert ziehen und zusehen, dass ich dort weg kam, aber vor Schreck konnte ich mich nicht bewegen. Ich starrte einfach nur auf die großen Zähne in seinem Maul. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass etwas auf mich zu kam und einen kurzen Augenblick später traf mich etwas mit unglaublicher Wucht.

Leicht benommen blieb ich auf dem Boden liegen, ich hörte Letho nach mir rufen und konnte für den Moment nur Sterne sehen. Der Schlag hatte mir alle Luft aus den Lungen gepresst und der Schock der Muskeln ließ mich kaum Luft holen. So etwas hatte mein Ausbilder glaube ich mal erwähnt gehabt. Zwar nicht in Zusammenhang mit Schlägen sondern mit Schusswaffen. Die kinetische Energie, kann einen Körper so sehr Schocken, das selbst teilweise ein Streifschuss tödlich sein kann. Da mir dies aber noch einfiel, ging ich einfach davon aus, dass der Schlag nicht soviel Kraft hatte. Es tat nur unglaublich weh, daher versuchte ich mich so wenig wie möglich zu bewegen.

Ich versuchte zu Atem zu kommen und zu prüfen, was verletzt war. Vorsichtig und langsam, wie ich es nach einem Sturz vom Pferd tun würde. Meine Füße konnte ich spüren, meine Hände auch. Meine Finger konnte ich auch bewegen, bei den Füßen konnte ich es jetzt nicht wirklich testen, da ich sie nicht sehen konnte, aber zumindest brachte der Versuch keine schmerzen. In der Nähe konnte ich Letho kämpfen hören. Es hörte sich nach einem anstrengenden Kampf an. Ich konnte gelegentlich das Rauschen von Aard und das knistern der Flammen von Igni hören.

Leider konnte ich nichts sehen, ich lag auf der Seite, aber mit dem Rücken zum Kampf. Solange ich nicht versuchte meinen Oberkörper zu bewegen, dumpfte der Schmerz ab, wurde zu einem Pochen und Brennen. Da ich allerdings noch immer nicht richtig Luft holen konnte, tanzten schwarze Flecken in meiner Sicht.

Als meine Ohren anfingen zu rauschen und meine Lippen anfingen zu kribbeln, versuchte ich mehr Luft zu bekommen, doch sofort wurden die Schmerzen schlimmer, so dass ich dann doch der Dunkelheit nachgab.

„Krümel?“ hörte ich dann irgendwann verzehrt. „Krümel, komm schon. Mach die Augen auf!“ hörte ich Letho bitten. Dann spürte ich ein Kribbeln auf meiner Wange. „Alanya, verdammt! Mach kein Scheiß!“ Das Kribbeln wurde zu einem stechenden Brennen. „Mach die Augen auf, komm schon!“ sein Ton wurde immer flehender.

Ich bemühte mich ja, meine Augen zu öffnen. Als ich es endlich geschafft hatte, stach das Licht in meine Augen, wurde aber gleich von einem schemenhaften Gesicht abgeschirmt. Ich blinzelte, bis ich wieder scharf sehen konnte und versuchte mich zu orientieren. Ich lag jetzt auf dem Rücken und Letho beugte sich über mich. Sein Gesicht zeigte große Sorge.

„Gut, kannst du mich hören?“ fragte er mich, er klang erleichtert. Ich nickte und schluckte dann einige Male, ehe ich sprechen konnte. „Der Werwolf?“ fragte ich leise. Er lächelte leicht, „Keine Sorge, der tut keinem mehr etwas. Kannst du dich aufsetzen?“ wollte er wissen. „Nein, meine Seite tut so weh.“ Schüttelte ich den Kopf. Er nickte, „Du hast einen ganz schönen Hieb abbekommen. Lass mich das ansehen, ja?“ fragte er ungewöhnlich sanft. Ich nickte nur wieder.

Er öffnete meinen Ledermantel, der an der Seite tiefe Risse zeigte. Vorsichtig strich er über meine Rippen, ich zischte vor Schmerz auf. Ich konnte sehen, wie Letho seine Finger besah und dann erleichtert aufatmete. „Gut, kein Blut. Schon mal ein gutes Zeichen.“ Murmelte er. „Ich muss dich aufrichten, damit ich deine Rüstung ausziehen kann.“ Meinte er dann. Ich verzog das Gesicht, aber er hatte recht, im liegen würde das nichts. Er kniete sich anders hin, so dass er sich hinter mir befinden wird, sobald ich sitze. „Zähne zusammenbeißen.“ Empfahl er mir und schob seine Hände unter meine Schultern. Er hob sie soweit an, dass ich meinen Kopf auf seine Kniee legen konnte. Dann ließ er mich kurz nach Luft schnappen.

„Weiter?“ fragte er nach einiger Zeit. Ich nickte, „Mach einfach. Eine weitere Pause bringt nichts.“ Murrte ich. Er nickte. Langsam richtete er mich auf, ich versuchte zu helfen so gut es ging. Der Schmerz ließ mich japsen und jammern, aber Letho hörte nicht auf, so wie ich ihn gebeten hatte. Als ich endlich saß, hielt er mich an einer Schulter fest, da meine Muskel auf der rechten Oberkörperseite ihren Dienst völlig aufgegeben hatten. Ich versuchte die Schnürung an der Seite der Rüstung zu öffnen, doch es gelang mir nicht wirklich.

Letho machte dies, geschickt mit einer Hand. Die Rüstung dann auch ausziehen, war fast genauso schmerzhaft, wie das aufsetzen.

Mein Wams konnte ich selber öffnen und Letho zog es mir dann von den Armen.

Er rutschte an meine Seite und half mir dann mich wieder hinzulegen. Dies war um einiges einfacher. Letho hatte seinen Umhang geholt, den er vor dem Kampf hat fallen lassen und ihn mir unter den Kopf geschoben.

Um sich meine Rippen genauer anzusehen, schob er mein Hemd hoch. „Oha.“ War das einzige was er sagte, als er die Rippenbögen sehen konnte. „Was?“ wollte ich wissen. Doch er schüttelte nur den Kopf. Er fuhr mit dem Finger jeder einzelne Rippe nach. Er nickte zu sich selber und murmelte dann, „Könnte jetzt weh tun.“ Das war meine einzige Warnung, ehe er an verschiedenen Punkten Druck ausübte. Selbst das Zähne aufeinander beißen hatte nichts gebracht, ich musste einfach schreien. Das tat ja schon fast mehr weh, als der Hieb an sich.

„Ich hab ne gute und eine schlechte Nachricht, na gut, zwei gute Nachrichten.“ Meinte er dann. „Und die wären?“ wollte ich mit angespannter Stimme wissen. „Es ist nichts gebrochen und theoretisch leicht zu heilen.“ Antwortete er mir. „Und die schlechte?“ ich funkelte ihn an. „Na ja, bei einem Hexer wäre es leicht zu heilen.“ War die schlechte Nachricht. „Dies ist eine Verletzung die jeder Hexeradept im laufe seiner Ausbildung sich häufiger zu zieht. Der Schlag hat soviel Druck im Muskel frei gesetzt, dass er nun keine Signale mehr zum Arbeiten bekommt und sich verkrampft, hinzu kommt, dass er an einigen Stellen bereits gerissen ist und es Einblutungen gibt. Daher ist er auch schon so Druckempfindlich.“ Erklärte er.

„Und nun? Das kann ja nicht so bleiben und wie es klingt, verschwindet es auch nicht von alleine.“ Wollte ich dann wissen. So langsam wich der Schmerz wieder. „Was macht ihr bei solchen Verletzungen?“ setzte ich hinterher. „Wir sind darauf trainiert, bei einem solchen Schlag eine Gegenbewegung zu machen, damit es nicht soweit kommt, außerdem nimmt die Empfindlichkeit mit jeder Verletzung dieser Art ab, so dass es immer seltener zu einer kommen kann. Aber den jüngeren Adepten wurde ein Griffkombination angewandt und dann an bestimmten Stellen Druck eingesetzt. Das ist ziemlich schmerzhaft. Danach bekamen sie eine Schwalbe, damit der Muskel wieder heilen konnte.“

„Dann mach das doch. Ich werde den Schmerz schon irgendwie ertragen und für solche Fälle habe ich doch angefangen, mich an die Gifte in den Tränken zu gewöhnen.“ Bat ich ihn. „Ich weiß nicht, ich denke nicht das dein Körper schon mit den hochkonzentrierten Giften umgehen kann.“ Lehnte er ab. „Gibt es denn eine Alternative, außer das ich hier für immer liegen bleibe, oder immer schmerzen habe und mich kaum bewegen kann?“ protestierte ich. Er schüttelte den Kopf, „Zumindest keine die ich kenne. Vielleicht wüsste Vesemir oder Geralt etwas, aber die sind gerade nicht in der Nähe.“

„Dafür wären Handys praktisch!“ murrte ich. „Dann könntest du sie jetzt gleich fragen, ohne dafür wissen zu müssen wo sie sich gerade aufhalten.“ Fügte ich an, um das ganze ein wenig näher zu erklären. Letho zuckte nur die Schultern.

„Letho?“ fragte ich ihn nach einigen Augenblicken, als er immer noch nichts gesagt hatte. „Wir haben wohl keine andere Wahl, du hast recht du kannst hier nicht liegen bleiben. Aber das wird sehr schmerzhaft werden. Ich mache das sehr ungern.“ Warnte er mich. Ich nickte.

„In Ordnung, dreh dich bitte auf die Seite.“ Bat er mich. Ich tat was er mir sagte, mit seiner Hilfe. Dann schob er mir ein Stück Leder zwischen die Zähne, auch wenn ich nicht wusste, wo er es jetzt so schnell her hatte. Er schob mein Hemd wieder hoch und tastete scheinbar nach den richtigen Punkten. Automatisch spannte ich mich an und kniff auch die Augen zu. Letho fing an zu drücken, es tat weh, aber nicht so sehr wie ich angenommen hatte, nach Lethos Warnung, verwirrt blinzelte ich und ließ wieder Luft in meine Lungen. Genau in diesem Moment wechselten Lethos Finger die Position, als hätte er darauf gewartet.

Der nachfolgende Schmerz war unbeschreiblich. Ich schrie um das Leder herum und Tränen schossen in meine Augen. Er wechselte noch mehrere Male die Position des Druckes und bezog auch meinen Arm mit ein, den er in verschieden Stellungen hielt, damit sich die seitlichen Muskeln ein wenig streckten. Als er fertig war konnte ich nur noch wimmern.

„Das hast du gut gemacht, Krümel. Damit sind wir jetzt fertig.“ Tröstete er mich. Es war ein schwacher Trost. Er nahm mir das Leder ab und wischte mir sogar das Gesicht sauber. „Versuch noch nicht dich zu bewegen. Schwalbe wird den Muskel heilen, aber der sichtbare blaue Fleck wird noch eine Weile bleiben und die Stelle könnte noch ein wenig empfindlich sein.“ Warnte er.
 

Letho stand auf und pfiff nach den Pferden und es dauerte eine Weile bis sie schließlich zurück kamen. Ich konnte sehen, wie Uma immer noch in dem Sack steckte, aber es schien ihm gut zu gehen. Letho griff in seine Satteltasche und zog seinen Beutel mit den Tränken hervor. Er zog einen hervor und kam damit zu mir zurück.

Er kniete sich neben mich und entkorkte die Phiole. „Hier, trink das. Dann wird es dir besser gehen.“ Meinte er und hielt sie an meine Lippen.

Ich schluckte alles, doch es war widerlich. Das gewohnte brennen und Kribbeln blieb aus, aber hier handelte es sich ja auch um reine Schwalbe, ohne Waldkauz. Der Geschmack ließ mich würgen und auch mein Magen protestierte eindeutig gegen den Trank. Ich versuchte den Trank unten zu behalten, auch wenn die Muskelkontraktionen beim Würgen heftige wieder Schmerzen auslösten. Ich spürte regelrecht, wie blass ich wurde und wie kalter Schweiß sich auf meiner Stirn bildete.

„Versuch dich zu entspannen, mach die Augen zu ich bin hier und pass auf dich auf. Alles wird gut.“ Sprach Letho sanft zu mir und gerne tat ich es. Aber als der Trank anfing zu wirken, hatte ich das Gefühl, mein Bauch würde von innen verglühen und mein Blut kochen. Letho redete mir die ganze Zeit gut zu und versuchte mich ruhig zuhalten.

Als der Prozess endlich nach ließ, fühlte ich mich völlig erschöpft und ausgelaugt. Ich blieb noch eine ganze Zeitlang so liegen, bis mir klar wurde, das Letho versuchte mich zu wecken. Erleichtert atmete er auf, als er sah das ich zu ihm hoch blinzelte.

„Ich würde dir gerne mehr Ruhe gönnen, aber die Nacht bricht bald herein und hier draußen können wir nicht bleiben.“ Er half mir hoch und in meine Rüstung. Wie schlaftrunken wankte ich zum Pferd. Mit viel Mühe schaffte ich es in den Sattel.

„Der Werwolf knurrte irgendetwas über einen alten Bauernhof. War vielleicht sein Versteck, da sollten wir für die Nacht sicher sein.“ Meinte Letho und gab den Weg vor.
 

Die Dämmerung setzte gerade ein, als wir die Ruine erreichten. Es war nicht wirklich weit gewesen, aber Letho traute sich nicht zu schnell zu reiten, damit ich nicht vom Pferd fiel. Er blieb auch die meiste Zeit direkt neben mir. Ich hatte tatsächlich mühe mich im Sattel zu halten, so erschöpft war ich, hinzukam, dass meine Rippen unangenehm pochte. Im Hof hielten wir an. „Alles ruhig, die Scheune dürfte gehen.“ Meinte er und stieg vom Pferd.

Er half mir dann und wir gingen in das verfallene Gebäude. Dabei fiel mir auf, dass mein Bein ebenfalls unangenehm pochte. Genau die Stelle, wo ich den Schnitt hatte. Sollte Schwalbe das nicht auch eigentlich heilen, überlegte ich.

Die hälfte des Daches war noch intakt, ebenso wie ein Teil der Wände. Der Rest bestand aus verkohlten Balken. Auch das Haupthaus schien abgebrannt zu sein. Was hier bloß geschehen ist? Das Nachtlager war schnell errichtet und ich war froh, als ich mich setzen konnte.

Es war eindeutig, dass mein Körper noch mit dem Gift kämpfte und auch das freie Blut im Brustkorb, musste auch erst noch abgebaut werden. Auf ein Feuer wollte Letho verzichten. Er entzündete nur eine kleinere Fackel, die er in den Boden gerammt hatte.

Letho setzte sich neben mich. „Wie geht es dir?“ wollte er wissen. „Beschissen.“ Gab ich zu. „Müde, Wund und wie ausgekotzt.“ Erläuterte ich weiter. Er reichte mir eine weitere Phiole. „Hier, weißer Honig. Der sollte helfen. Morgen solltest du dann wieder relativ fit sein.“ Meinte er. „Danke, Letho. Es tut mir leid, dass ich vor Angst erstarrt war.“ Murmelte ich und legte Müde meinen Kopf an Lethos Schulter. „Ist schon gut. Wenn ich damals nicht schon ein Hexer gewesen wäre, hätte ich vermutlich bei meinem ersten Werwolf ähnlich reagiert.“ Er legte einen Arm um mich und hielt mich fest.

Nach einiger Zeit stupste er mich an. „Du musst den weißen Honig schon trinken, damit er hilft.“ Grinste er. Da wurde mir bewusst, dass ich die Phiole immer noch nur in der Hand hielt. Ich zog den Korken heraus und leerte die Phiole dann. Verwirrt sah ich ihn an, es schmeckte beinahe wie Schwalbe. Er lachte über meinen Gesichtsausdruck. „Du solltest wirklich schlafen, eigentlich solltest du wissen warum die ähnlich schmecken.“ Meinte er gutmütig. Ich nickte, ich wollte mich gerade zusammen rollen, als das Handy vibrierte. „Lese ich morgen.“ Murmelte ich verschlafen und schloss die Augen.

Letho bemühte sich noch Uma zu beruhigen, der schon eine ganze Zeitlang wieder quengelte, aber ob er es geschafft hatte, wusste ich nicht mehr.
 

Ich wurde von einem hektischen schütteln an meiner Schulter geweckt. „Wach auf, komm schon! Alanya wach auf!“ hörte ich Letho. Etwas in seiner Stimme verriet mir, dass etwas überhaupt nicht in Ordnung war. Meine Augen schossen auf und ich versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Mein Amulett vibrierte wie wild an meiner Brust. „Schnell, nimm Uma versteckt euch.“ Forderte Letho. Ich hörte etwas knurren und dann eine Art kreischen. Es schien von unterhalb der Scheune zu kommen. Ich hatte noch nicht einmal Zeit, in meine Stiefel zu schlüpfen, als die Pferde panisch aus der Scheune flüchteten. Ich griff mit einer Hand nach meinem Silberschwert und mit der anderen nach Uma und lief los. Er quengelte und schrie und lockte so die Aufmerksamkeit, von was auch immer auf uns. Etwas erwischte mich am Bein und ich stürzte, doch ich schaffte es mich aufzurappeln und mit Uma weiter zu flüchten.

Letho hatte das Monster scheinbar von uns abgelenkt, denn es folgte mir nicht mehr. Hektisch sah ich mich um, wo sollte ich uns verstecken? Ich wusste ja noch nicht einmal vor was. Das Haus konnte ich vergessen, es bestand nur aus Trümmern, die Pferde waren auch sonst wohin verschwunden, so dass diese als Fluchtmöglichkeit auch weg fielen. In der Mitte des Hofes stand eine riesige Ulme, blieb nur noch die. Ich hoffte, dass das Monster weder klettern noch fliegen konnte und eilte darauf zu.

Ich schaffte es irgendwie zusammen mit Uma hinauf zu klettern. Ich hatte mit ihm die oberen Äste gerade erreicht, als Letho durch die Scheunenwand auf den Hof geschleudert wurde. Uma wollte schon wieder loslegen, so presste ich eine Hand auf seinen Mund. „Sei bitte leise, sonst werden wir gefunden. Tu bitte wenigstens einmal was man dir sagt.“ Flehte ich ihn eindringlich an.

Wie gebannt starrte ich auf den Hof vor uns. Als ich sah, was für ein Monster aus den Ruinen kletterte, musste ich ein Keuchen unterdrücken. Ich hatte gehofft, niemals so einem Exemplar zu begegnen. Natürlich waren alle Monster schrecklich und andere würden vielleicht auch behaupten, dass es schlimmere gab, als das, was gerade unten auf dem Hof stand. Aber diese Kreatur wurde nur von Hass und Hunger angetrieben und hungrig musste sie extrem sein, so abgemagert wie sie war. Ihr strähniges Haar war gräulich und hing völlig verfilzt von ihrem Kopf. Am Leib hatte sie nur Fetzen, die ihre Rippen deutlich zeigten. Ihre Krallen klickten auf dem Pflasterstein und geifernd schritt sie auf Letho zu. Ich konnte sehen, wie er benommen seinen Kopf schüttelte und sich wieder auf die Beine hievte.

Wenn ich nicht mit der einen Hand Uma und mit der anderen Hand seinen Mund hätte zuhalten müssen, hätte ich vor Angst vermutlich an meinen Nägel geknabbert. Ich betete das Letho es schaffen würde, obwohl er vorhin bereits gegen den Werwolf gekämpft hatte. Auch Uma schien sich der Lage mittlerweile einigermaßen bewusst geworden zu sein, denn er schien ein wenig ruhiger zu werden, allerdings wagte ich nicht ihn loszulassen.

Die Zähne des Monsters glänzten im fahlen Licht des Mondes, als es mit aufgerissenen Maul auf Letho zusprang.

Doch er setzte ihr ein erst ein Aard, direkt gefolgt von einem Igni entgegen. Die Haare und die Fetzen fingen Feuer und die Striege heulte auf. Doch der Schmerz schien sie nur noch mehr anzustacheln. Ihr Geschrei ließ mir Schauer, um Schauer über den Rücken laufen.

Sie sprang erneut und erwischte Letho mit ihren Krallen am Oberschenkel.

Das musste wehtun, ich verzog das Gesicht mitleidig. Doch Letho ließ sich nichts anmerken und nutze die Gelegenheit, um selber einige Treffer zu landen. Dafür das die Striege so abgemagert war, schien sie ziemlich zäh zu sein. Dann trat er sie mit dem Fuß unters Kinn, um sie wieder auf Abstand zu bringen.

Ich hatte nicht bemerkt das er ein Yrden gewirkt hatte, aber mit dem Tritt hat er sie direkt in den Runenkreis befördert. Nun konnte sie sich nur noch sehr langsam bewegen.

Letho setzte ihr nach und landete noch einige Treffer, ehe er es schaffte sein Schwert durch ihre Brust zu bohren.

Erschöpft sank er in die Knie. Ich wollte schon vom Baum klettern und zu ihm eilen, als mir einfiel, dass mir dies direkt eine Rückreise zu den Nilfgaardern bescheren würde. Letho war da sehr klar gewesen mit seinen Worten. So blieb mir nichts anderes übrig als zu warten. Ich konnte nur zusehen, wie er etwas an seinem Gürtel suchte, ehe er sich umschaute und dann resigniert den Kopf hängen ließ. Mühselig richtete er sich wieder auf und als er wieder stand, sah er sich erneut im Hof um.

Suchte er nach mir, oder hatte er noch etwas anderes gehört? Ich tastete nach dem Amulett, aber es war völlig ruhig. Doch Uma nutze die Gelegenheit und gab laut unseren Aufenthaltsort preis. Lethos Kopf ruckte zu uns rum, ehe er auf den Baum zuschritt. Er schien sein eines Bein leicht zu entlasten.
 

Unten am Stamm blieb er stehen und schaute zu uns rauf, „Wie seid ihr denn da rauf gekommen?“ wollte er grinsend wissen. Er hatte recht, die ersten Äste hingen ziemlich hoch. Ich zuckte mit den Schultern, „Ich denke ein unbekanntes Monster hinter einem ist ein guter Motivator.“ Antwortete ich ihm. Er nickte. „Der Baum wäre aber für euch eine Falle gewesen. Striegen können sehr gut klettern.“ Meinte er. „Na kommt runter ihr zwei.“ Warf er noch hinterher. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Doch nun war der Abstieg um einiges schwerer, jetzt hing nicht mehr unser Leben daran und Uma fing wild an zu zappeln.

Auch meine Verletzung am Bein registrierte ich jetzt erst langsam, als das Adrenalin nachließ. Das herunterfließende Blut machte meinen Fuß rutschig, so dass ich einige Male, beinahe den Halt verloren hätte.

Endlich unten angekommen, nahm Letho mir Uma ab. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ wollte ich gleich von ihm wissen. „Geht schon.“ Brummte er. „Und bei dir?“ erwiderte er die Frage. Ich sah an mein Bein runter. „Ich glaub sie hat mich am Bein erwischt. Aber zuerst sollten wir dich versorgen.“ Meinte ich. Er nickte und ging mit Uma in Richtung Scheune. Schnell folgte ich ihnen.

Innerhalb der Scheune hätte ich mehr Chaos erwartet, natürlich konnte ich aufgrund der Dunkelheit nicht allzu viel erkennen, aber unsere Sachen schienen noch alle in Ordnung zu sein. Ich stieß mit dem Fuß gegen Umas Puppe und bückte mich danach, dann warf ich sie ihm rüber. Ich musste ein lachen verkneifen, als Uma sie erst skeptisch musterte und sie dann anscheinend ausschimpfte.

Doch das Lachen blieb mir im Halse stecken, als ich Letho schmerzhaft stöhnen hörte. Sofort lag meine Aufmerksamkeit bei ihm.

Er versuchte sich aus seiner Rüstung zu schälen, so dass ich mich gleich daran machte, ihm zu helfen. „Krümel.“ Warnte er. „Ja, ja, ich weiß nur Familie. Ich will trotzdem sicher gehen, dass du in Ordnung bist.“ Murrte ich. Er seufzte, ließ sich dann aber doch helfen. Er hatte überall Prellungen und Quetschungen. Auch viele Kratzer und Schnitte zierten seine Arme. „Was ist mit deinem Bein?“ fragte ich ihn. Die dicke Lederpolsterung war genau an den Nähten zerrissen und glänzte blutig.

„Das ist nichts!“ wiegelte er ab. Ich sah ihn zweifelnd an. „Ich habe gesehen wie sie dich dort getroffen hat. Ich will dir doch nur helfen, nichts weiter. Ehrenwort!“ versuchte ich ihn zu überzeugen. „Nein, es ist nur ein Kratzer.“ Weigerte er sich. Ich verengte meine Augen ein wenig und starrte ihn an. „Letho! Du setzt dich jetzt hin und ich werde mir diese Wunde ansehen. Du kannst von mir aus danach soviel rummeckern und maulen wie du willst, aber zuerst versorge ich dein Bein.“ Befahl ich ihm. Er sah mich ganz verdutzt an, als wüsste er nicht, wie er jetzt mit der Situation umgehen sollte. Wie es schien umklammerte er unbewusst seinen Hosenbund. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich vermutlich gelacht. Der große, böse Letho stand dort wie ein eingeschüchterter Schuljunge.

„Letho, Hose aus! Jetzt!“ befahl ich erneut. Er schluckte, „Aber, …“ wollte er wiedersprechen. „Kein, aber! Ich dreh mich von mir aus auch so lange um.“ Bot ich ein wenig freundlicher an. Er nickte, ich seufzte, drehte mich aber wirklich um. Ich suchte schon mal einige saubere Tücher aus meiner Satteltasche und eine Flasche Alkohol. Dabei fiel mir auf, das Lethos Taschen gar nicht da waren.

Als er mir signalisierte das er fertig war, musste ich die Augen verdrehen. Er hatte tatsächlich seine Decke eng um seine Hüfte gewickelt. Als ich mich neben seinen Oberschenkel kniete, musste ich selber ein jammern unterdrücken. Meine Wade spannte und der Kratzer tat deutlich mehr weh.

Ich nahm eines der Tücher und tränkte es mit Alkohol, dann wischte ich vorsichtig das Blut von seinem Bein. Die Kratzer waren tiefer als ich angenommen hatte und füllten sich sofort wieder mit frischen Blut.

„Eine Naht und ein Verband sollten reichen.“ Meinte Letho dazu. „Schaffst du das, oder soll ich es selber machen?“ fragte er mich. „Ich weiß nicht, ich habe noch nie eine Wunde genäht.“ Gestand ich. „Wo ist das Nähzeug überhaupt?“ wollte ich dann noch wissen. „In der Satteltasche. Beim Pferd.“ Erinnerte sich Letho murrend. Ich nickte. Dann faltete ich eines der Tücher zusammen und legte es auf die Wunde. „Draufdrücken. Ich geh die Pferde suchen.“ Befahl ich ihm.

Ich schnallte den Riemen meines Silberschwertes fester, das ich mir vorhin nur provisorisch über die Schulter geworfen hatte und schnappte mir eine Fackel. Ich war schon beinahe auf dem Hof, als Letho nach mir rief, „Krümel?“ ich drehte mich zu ihm um. „Ja?“ „Pass auf dich auf!“ ich nickte und ging dann weiter. Der Mond stand mittlerweile direkt über dem Hof und tauchte alles in ein unheimliches Licht.

Erst als ich auf einen spitzen Stein trat, bemerkte ich, dass ich das ich immer noch barfuß unterwegs war. Aber ich wollte jetzt auch nicht wieder zurück, um mir meine Stiefel anzuziehen. Leise fluchend rieb ich mir meinen Fuß und hinkte weiter. Ich schaute mich immer wieder um, doch von den Pferden sah und hörte ich nichts.

Ich versuchte nach ihnen zu Pfeifen, doch mit zwei Fingern in Mund gelang es mir noch nie, so blieb mir nur das normale, in der Hoffnung, die Pferde würden auch so darauf hören. Als ich den Hof verließ war alles toten still um mich herum. Ich konnte noch nicht einmal eine Eule rufen hören.

Ich verzog das Gesicht, als ich in eine sehr schlammige Stelle des Weges trat.

Es fühlte sich immer widerlich an, wenn Schlamm zwischen den Zehen hervorquoll. Deswegen ging auch meist ungern in Seen baden, wenn der Boden morastig war. Aber der weiche Boden machte es mir ein wenig einfacher, die Spuren der Pferde zu verfolgen. Sie schienen den Weg zurück gelaufen zu sein, den wir gekommen waren.

Ich stöhnte, hoffentlich fand ich sie bald, ich wollte nicht die ganze Nacht durch nach ihnen suchen. Doch scheinbar blieb mir nichts anderes übrig.
 

Meine Füße brannten schon, durch die vielen kleinen Steinchen im Schlamm und ich war auch schon gefühlt ewig unterwegs, als ich an dem Platz vorbeikam, wo die Kadaver der Wölfe lagen.

Wenn ich Glück hatte, würde ich die Pferde bei den Hirten finden, wenn nicht sollte ich besser umkehren und zu Letho zurück gehen. Mürrisch folgte ich dem Weg weiter, der mich zu dem kleinen Lager führen würde.

Ich pfiff zwischendurch erneut und tatsächlich antwortete mir eins der Pferde. Doch sie kamen nicht zu mir, dafür hörte ich jemanden Fluchen. Ich legte die Fackel beiseite, ich könnte sie später wieder einsammeln, und schlich mich leicht geduckt weiter zu dem Lager. Es schien das die Hirten sich an unseren Pferden zu schaffen machten.

„Dieser dumme Gaul, er lässt mich einfach nicht an die Taschen ran. Ich bin mir sicher die haben Gold dabei gehabt!“ konnte ich einen der Männer hören. „Aber was ist, wenn sie zurück kommen? Ich meine es war ein Hexenjäger und ein Hexer, mit keinen von beiden würde ich mich einzeln anlegen wollen.“ Widersprach ein anderer Mann. Gespannt hörte ich weiter zu, während ich mich langsam näherte. „Ach quatsch, du hast die Wölfe gehört und vorhin dieses Heulen aus der alten Ruine. Wenn die Wölfe sie nicht gekriegt haben, dann der Fluch der Bauersfamilie.“ Sprach der erste wieder. „Und was war mit dem Pfiff eben? Ich habe gehört das einige Hexer so nach ihren Pferden rufen.“ Fragte der andere. „Du dummer Junge, noch nie ein Murmeltier gehört?“ wurde er gescholten.
 

Ich war endlich nah genug, um zu sehen warum die Pferde nicht gekommen waren. Die Hirten hatten ihnen die Vorderbeine zusammen gebunden, so dass sie nicht weglaufen konnten. Doch Kiran tat sein Bestes, um die Ausrüstung seines Herrn zu schützen. Er biss und trat nach den Männern aus.

Doch als einer eine Peitsche hob, wollte ich nicht länger warten.

Ich richtete mich auf und trat in den Feuerschein, „Das würde ich lieber nicht tun!“ warnte ich den Hirten. Erschrocken zuckten die Männer zusammen. „Wie kannst du Leben?“ spuckte einer mir entgegen. „Wie der Junge eben schon sagte, ein Hexer und ein Hexenjäger, denkst du ein Werwolf oder eine Striege kann uns da aufhalten?“ höhnte ich. Nun ja, dass ich alleine niemals es auch nur bis hier her geschafft hätte, mussten die Männer ja nicht wissen.

„Weg von den Pferden!“ forderte ich. Sie waren scheinbar noch ganz verdutzt über den Werwolf und die Striege, so dass sie taten, was ich ihnen sagte. Schnell durchschnitt ich die Fesseln, nahm mir Kirans Zügel und schwang mich in den Sattel von Tetris. Ich trieb die Pferde an, ehe die Hirten auf die Idee kommen könnten, dass sie es mit mir alleine vielleicht doch aufnehmen können.

Ich ließ auch die Fackel liegen, ich würde mir irgendwo schon eine neue besorgen können. Ich beeilte mich möglichst schnell zurück zu kommen, da ich nicht wusste wie lange ich wirklich unterwegs war. Ich hoffte nur, das Letho sich nicht seinerseits auf die Suche nach mir gemacht hatte.

Als ich den Hof endlich erreicht hatte, parierte ich die Pferde wieder durch und musste feststellen, das Letho nicht mehr in der Scheune saß, sondern auf dem Weg stand und nach mir aus schau gehalten hatte.

„Wo warst du solange?“ wollte er auch gleich wissen. Ich reichte ihm die Zügel von Kiran. „Sie waren sehr weit gelaufen und die Hirten haben sie eingefangen. Sie wollten an deine Ausrüstung, aber Kiran hat sie gut verteidigt. Er hat sich eine extra Portion verdient, sobald es möglich ist.“ Erklärte ich und Kiran schnaubte zustimmend.

Letho hingegen musterte mich von oben bis unten. „Schau nicht so, keinem ist etwas passiert. Sie waren zu erstaunt mich dort zu sehen, sie haben gehofft, dass entweder die Wölfe oder der Fluch der Bauernfamilie, wie sie die Striege nannten, uns getötet haben.“ Schmollte ich. Ich trieb Tetris an und ließ ihn in die baufällige Scheune treten, erst dort stieg ich aus dem Sattel. „Autsch.“ Jammerte ich, als ich wieder auf dem Boden stand. Meine Füße und meine Wade schmerzten. Letho folgte mir und überprüfte direkt, ob noch alles vorhanden war. Aber da er nicht fluchte oder sonst etwas sagte, ging ich davon aus, dass wirklich noch alles da war.

Er schien etwas aus der Tasche geholt zu haben und kurze Zeit später stand er hinter mir und hob mich hoch, „Jetzt bist du erst einmal dran.“ Meinte er. „Letho dein Bein!“ schimpfte ich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es für seine Wunde am Oberschenkel so vorteilhaft war, dass er mich durch die Gegend trug.

„Das musst du gerade sagen, du hast doch eine Spur aus blutigen Fußabdrücken im Hof hinterlassen und bist dann noch Ewigkeiten durch die Berge gelaufen, um die Pferde zu suchen.“ Meckerte er jetzt seinerseits. Er setzte mich auf seiner Schlafmatte ab und erfreut stellte ich fest, dass meine Matte wieder bei seiner lag.

„Wie sagtest du vorhin so schön? Hose aus! Jetzt!“ neckte er mich. Spielerisch schlug ich nach ihm, doch er wich geschickt aus.

Der Stoff der Hose klebte schon teilweise an der Wunde, so das ich mühe hatte sie aus zu bekommen, ohne Widerworte legte ich mich dann auf den Bauch, damit er an die Wade heran kam. Vorsichtig strich er an der Wunde entlang. „Woher hast du die?“ fragte er mich, verwirrt blickte ich ihn über meine Schulter an, „Äh von der Striege vorhin?“ schlug ich ihm vor. „Verarsch mich nicht, ich meine die andere, die Ältere, die sich entzündet hatte.“ Grollte er. Ich drehte meinen Kopf zurück, „Von den Nekkern.“ Murmelte ich. „Ich habe noch nie einen Nekker mit einem Schwert gesehen, also woher ist die?“ fragte er mich erneut. Warum wollte er mir nicht glauben? Ich wollte ihm nicht sagen, dass er sie verursacht hatte.

„Sie ist wirklich aus dem Kampf mit den Nekkern, als du mich mit den Bomben zu den Nestern hast laufen lassen.“ Nuschelte ich. Doch leider verstand er mich. „Aber der einzige der da ein Schwert in der Hand hatte, war doch ich, …“ dämmerte es ihm. „Warum hast du denn nichts gesagt! Ich würde dich doch niemals absichtlich verletzen.“ Wollte er wissen.

Ich blickte ihn wieder an, die Schuld sprach deutlich aus seinen Augen. „Genau deswegen. Du sollst dir keine Vorwürfe machen. Es war ein Unfall und ich weiß das du es nicht mit Absicht getan hast, außerdem war es nur ein kleiner Kratzer.“

„Das war nicht bloß ein Kratzer. Außerdem hat er sich entzündet gehabt. Schwalbe hat zwar die Verletzung geheilt, aber nicht die Entzündung. Wenn die Striege nicht gewesen wäre, müsste ich es jetzt wieder öffnen.“ Schimpfte er. „Wer weiß was passiert wäre, wenn du dort heute nicht getroffen wurdest.“ Murmelte er zu sich selber.

Ich hörte wie er eine Flasche öffnete und dann hielt er mein Bein fest. Ohne Vorwarnung ließ er den Alkohol darauf fließen. Ich zischte und wollte automatisch mein Bein weg ziehen, aber vermutlich aus diesem Grund hatte er es festgehalten. „Letho!“ jammerte ich. „Strafe muss sein!“ brummte er, dann fing er an, den Bereich, um die Wunde zu säubern. Das Tuch, das er dazu nutzte, hatte er natürlich auch vorher in Alkohol getränkt. Ich ergab mich in mein Schicksal und ließ Letho seine Arbeit machen. Als er damit fertig war, wickelte er einen Verband darum. Ich wollte mich wieder umdrehen, doch er hatte sich bereits einen meiner Füße geschnappt. „Das könnte jetzt unangenehm werden.“ Warnte er mich, ehe er anfing meine Füße zu säubern. Es brannte ein wenig. „Nur ein wenig Wund.“ Meinte er als er mit beiden fertig war.

Ich setzte mich auf und schaute ihn an. „Du solltest noch etwas schlafen. Dein Körper braucht die Ruhe, um mit den Trankresten fertig zu werden.“ Meinte er zu mir. „Aber was ist mit deinem Bein?“ wollte ich wissen. „Wenn es dich glücklich macht und du dich jetzt ein wenig hinlegst, kannst du es dir morgen noch mal ansehen.“ Murrte er. Ich nickte, „Im hellen wäre es vermutlich eh besser.“ Stimmte ich zu und legte mich hin. Uma schien schon zu schlafen und Letho bewegte sich sehr leise, so dass ich ebenfalls schnell einschlief.

Später wachte ich auf, als sich etwas fest um mich wickelte und mir das Atmen erschwerte. Erschrocken riss ich die Augen auf, doch schnell stellte ich fest, dass es die Arme von Letho waren. Ich tippte ihn an, „Letho, Luft!“ bettelte ich. Sofort lockerte sich die Umarmung. „Tschuldige.“ Konnte ich ihn murmeln hören. „Ich hatte gedacht, ich hätte ich dich verloren, als du so reglos da lagst.“ Lallte er an meine Schulter. Auch sein Atem roch sehr stark nach Alkohol. „Keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht los.“ Beruhigte ich ihn. „Gut.“ Murmelte er und war kurz darauf eingeschlafen.

Ich überlegte kurz, ob ich mich in seinen Armen umdrehen sollte, damit ich meinen Kopf auf seine Brust legen konnte, aber ich wollte seinen Zustand jetzt nicht ausnutzen. Eigentlich schon, aber das würde nur wieder Streit geben. Ich sollte froh sein, über das was er mir gab.
 

Die restliche Nacht war ruhig geblieben und ich fühlte mich ausgeruhter als ich erwartet hatte. Selbst Letho schlief noch neben mir. Er schnarchte leicht und wollte seinen Griff um mich zuerst nicht lösen. Als ich es dann doch geschafft hatte mich aus seinen Armen zu lösen, grummelte er etwas im Schlaf und drehte sich dann um, wachte aber nicht auf.

Verwundert stellte ich fest, das selbst Uma noch schlief, aber die Nacht war vielleicht zu aufregend für den kleinen Körper gewesen. Daher schlich ich auf Zehenspitzen aus der Scheune, um keinen der Beiden zu wecken.

Die Sonne schien schon hoch vom Himmel, es musste also bereits um die Mittagszeit sein. Draußen schaute ich mich nach einem Brunnen um, hier musste es doch sicherlich einen geben. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich die tote Striege dort liegen sah. Geralt hatte wirklich geglaubt ich würde mich in so etwas verwandeln?

Aber ich musste auch feststellen, das Letho recht hatte. Der Kratzer den die Striege verursacht hatte, hatte so stark geblutet, das ich blutige Teilabdrücke auf den Pflastersteinen hinterlassen hatte. Sie führten von dem Baum zur Scheune und dann von der Scheune bis zum Weg. Was würde wohl ein Fremder denken, der hier entlang kam. Die blutigen Spuren, schlammige Hufabdrücke und das tote Monster, dazu der abgebrannte Hof.

Während meiner Überlegung hatte ich den Brunnen gefunden, das Wasser sah gut aus und roch auch nicht komisch. Ich trank einige Schlucke und machte mich ein wenig frisch. Dann schlich ich zurück in die Scheune und zog mich leise an. Letho schnarchte noch und auch Uma lag noch ruhig auf seinem Fell in eine Decke eingewickelt.

Da es mich selbst interessierte, was hier geschehen war, ging ich zu der Ruine des Bauernhauses. Das Dach war zum Teil eingestürzt, da die verkohlten Balken es nicht mehr tragen konnten und die Wände waren eingebrochen, aber es schien als würde der Rest soweit halten. Ich bewegte mich vorsichtig durch die Trümmer, vielleicht fand ich ein paar Hinweise. Auf dem Boden lag eine zerbrochene Keramikdose, sie schien Schriftstücke zu beinhalten. Ich fischte sie aus den Scherben und besah sie mir. Es schienen Briefe zu sein. Sie waren zum größten Teil verbrannt, doch einige konnte ich Bruchstückhaft lesen. Der eine enthielt Fragen, ob es allen gut ginge und wann sie denn mal wieder zu Besuch kommen würden. Scheinbar von einem nicht ganz so nahen Verwandten, der andere wies darauf hin, das es hier eine Tochter gegeben hatte und das sich ihr Verlobter schon auf die Hochzeit freuen würde.

Mehr konnte ich daraus nicht entnehmen. Ich stöberte weiter, nach einer Weile kam ich in das, was wohl einmal das Schlafzimmer gewesen war. Am Fußende des zerstörten Bettes fand ich eine Truhe, sie schien noch recht intakt zu sein, nur ein wenig angekokelt. Ich hockte mich davor und öffnete sie. Darin fand ich alte Kleidung, wertloser Plunder und weiter unten ein Büchlein. Es sah alt und viel benutzt aus.

Ich nahm es heraus und blätterte darin herum. Es schien ein Tagebuch zu sein. Vielleicht würde ich darin etwas finden. Ich suchte mir einen Platz wo ich mich setzen konnte und fing an, mir den Text vorzunehmen. An vielen Stellen war der Text bereits verschmiert oder unleserlich, weil der Autor so krakelig geschrieben hatte. Aber vieles drehte sich nur um den Alltag. Die Kühe gediehen gut und auch Schafe vermehrten sich prächtig. Die Wiesen wuchsen und brachten viel Heu ein. Zwischendurch gab es Geschmiere über die Tochter. Der Autor ließ sich darüber aus, wie die Tochter Reisende anlockte, ihnen Unterkunft für die Nacht versprach und sie dann verführte. Egal wie alt die Männer waren, ob Händler oder Abenteurer sie lockte sie alle ins Bett.

Dann sprach der Autor darüber, wie er seine Tochter endlich verlobt habe, aber der Bursche sich nicht durchsetzen konnte. Er beschrieb wie sehr seine Tochter eine harte Hand benötigte, das er sie teilweise sogar einsperrte, damit sie endlich zur Vernunft komme.
 

„Krümel!?“ konnte ich auf einmal Letho besorgt rufen hören. Erschrocken sprang ich auf, „Autsch.“ Ich hatte mir den Kopf an einem Balken gestoßen, der vermutlich einmal das Dach gestützt hatte und nun schräg lag. „Hier!“ antwortete ich und kletterte aus der Ruine. Uma schien zu schimpfen, ehe er wieder auf Abstand ging, als er mich sah. „Was gibt es Letho?“ fragte ich ihn. Er kam näher, damit wir nicht über den halben Hof schreien mussten. „Ich habe dich gesucht. Wo warst du?“ meinte er. Ich zeigte auf die Hausruine. „Ich wollte wissen was hier passiert ist, wo die Striege herkam.“ Erklärte ich. „Ich habe das Tagebuch des Bauern gefunden, der hier lebte.“ Ich zeigte ihm das Buch. Er nickte. „Du solltest das nächste Mal bescheid sagen. Nicht das noch etwas passiert.“ Forderte er. „Wenn ich den Hof verlassen hätte, dann hätte ich dir ne Nachricht hinterlassen. Aber ihr habt noch geschlafen, beide. Ich wollte euch ausschlafen lassen, damit du keinen allzu großen Kater hast und Uma, weil er mich eh nicht mag und er so vielleicht weniger quengelt, wenn er ausgeschlafen ist.“ Schmollte ich. „Wie kommst du darauf, das ich einen Kater haben könnte?“ fragte Letho, er wirkte irgendwie scheinheilig.

Ich zog eine Augenbraue hoch, „Vielleicht weil du gelallt und eine ziemliche Fahne hattest, als du dich schlafen gelegt hattest?“ Schlug ich vor. „Oh. Du warst wach? Kann mich gar nicht erinnern.“ Antwortete er ertappt. „Ist schon gut, ist ja nichts passiert. Aber wenn du was trinken willst, kannst du das gerne tun. Du musst nicht warten bis ich schlafen gehe. Außer natürlich du willst nicht, das ich einen mittrinke.“ Neckte ich ihn. Doch darauf erwiderte er nichts. „Wie geht es deinen Rippen?“ wechselte er stattdessen das Thema. Ich zuckte mit den Schultern, „Weiß nicht genau, tun zumindest nicht weh, hab aber heute auch noch nicht viel gemacht.“ Er nickte.

„Die Striege kam übrigens aus dem Keller unter der Scheune.“ Grinste er dann. „Ist nicht wahr? Ich hätte gedacht sie käme vom Dachboden!“ antwortete ich sarkastisch. „Ich wollte eigentlich heraus finden, wer sie war und vielleicht auch, warum sie eine Striege geworden ist.“ Erläuterte ich meine Frage von vorher etwas genauer. Letho grinste und wuschelte mir dann durchs Haar. „Das war mir schon klar und was hast du bisher herausgefunden?“ neckte er mich. Ich zog eine Schnute und strich mir meine Haare wieder glatt. Sie waren schon wieder um einiges Länger und bald könnte ich versuchen sie wieder in einen Pferdeschwanz zu tragen.

„Hier schienen drei Menschen gelebt zu haben, der Bauer seine Frau und ihre Tochter. Da Striegen immer weiblich sind, kann es nur die Frau oder die Tochter gewesen sein.“ Vermutete ich. Letho nickte. „Hm, vermutlich die Frau. Unten im Keller der Scheune steht der Sarg und nicht weit davon ein Skelet einer jungen Frau.“ Erzählte Letho. Scheinbar hatte er dort zuerst nach mir gesucht gehabt. „Was wohl aus dem Mann geworden ist?“ fragte ich mich. Letho zuckte mit den Schultern, „Vielleicht steht darüber etwas in dem Tagebuch. Du kannst ja mal schauen ob du darin noch was findest, ich muss Uma erst mal wieder einfangen.“ Den letzten Satz lachte er beinahe und ich folgte seinem Blick. Uma schien zu versuchen durch das Stück Zaun zu klettern, statt drum herum zu laufen. Viel war davon nämlich nicht mehr übrig. Jetzt hing er zwischen zwei Zaunlatten und strampelte mit seinen Füßen in der Luft. Ich grinste ebenfalls darüber, da fiel mir etwas anderes ein. Vielleicht sollte ich ein paar Fotos davon machen, als vorsorgliches Erpressungsmaterial gegen Avallach. Allerdings fiel mir auch wieder ein, dass das Handy am Abend noch vibriert hatte. Ich ging in die Scheune und holte das Handy aus der Tasche, eine Nachricht.
 

*Du solltest dir vielleicht ein anderes Nachtlager suchen. Wir werden eine Weile nicht voneinander hören, weil ich einige Dinge zu erledigen habe, doch ich bin sicher, du kommst zurecht.*
 

Ich grummelte, verdammt, wir hätten uns viel Ärger ersparen können. Das nächste Mal sollte ich vielleicht direkt schauen, was der Fremde schrieb. Auch wenn er schrieb, das wir die nächste Zeit nichts von einander hören würden, tippte ich schnell eine Antwort.

*Die Warnung kam etwas spät und woher zum Teufel weißt du wo ich bin und das hier ein Monster lauerte?!!!*

„Schon wieder der Fremde?“ wollte Letho wissen. Ich hatte gar nicht bemerkt das er sich genähert hatte. „Hm. Ich hätte seine Nachricht vielleicht doch gestern gleich lesen sollen. Scheinbar wusste er wo wir sind und was hier lauerte.“ Dann las ich ihm die Nachricht vor. „Und du hast wirklich keine Ahnung wer das ist?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, kein bisschen. Wenn wir in meiner Welt wären, würde ich ja sagen, es ist jemand der mich über das Handy ortet. Aber ich glaube nicht, dass dies hier möglich ist.“ Murmelte ich. „Wie ein Ortungszauber?“ fragte Letho skeptisch. Ich nickte, es hatte ja doch kein Sinn zu versuchen zu erklären wie GPS-Tracking funktionierte. „Ja, aber halt ohne Magie. Aber zumindest weiß ich, das er ebenfalls ein Handy haben muss, sonst könnte er mir nicht schreiben. Und wen er ebenfalls eines hat, kommen scheinbar doch mehr Personen aus meiner Welt hier her. Der Tote bei Hindwacht, die Thermoskanne und die Brotdose muss auch jemand mit gebracht haben, der eigentliche Besitzer des Handy vom Unbekannten und ich. Ich frage mich ob es einer von ihnen wieder zurück geschafft hatte.“ Ich schaute Letho nicht an, sondern setzte mich auf einen Balken, „Weißt du, wenn ich die Wahl habe, ob ich zurück oder hierbleiben kann, würde ich mich fürs hierbleiben entscheiden. Hier fühle ich mich deutlich mehr zuhause als in meiner Welt. Ich habe das Gefühl schon immer hier gewesen zu sein. Ich würde dir gerne eine Heimat geben, zu der du zurück kehren kannst, um zu überwintern oder wenn du einfach nur eine Pause brauchst. Ich weiß, deine Gefühle gehen nicht so tief wie meine, aber trotzdem wirst du immer einen Platz für dich bei mir finden.“ Zaghaft blickte ich zu ihm hoch, doch sein Gesichtsausdruck war für mich unleserlich.

„Du möchtest wirklich nicht in deine Welt zurück? Was ist mit deinen Freunden oder Familie?“ fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, ich hoffe das ich hier bleiben kann, hoffe das ich die Wahl bekommen werde. Ich habe keine wirklichen Freunde, nur Bekannte und meine Familie, die kann man getrost vergessen. Meine Mutter hatte mich ins Waisenhaus gegeben, später meinen Vater geheiratet. Als ich älter wurde hatte ich versucht eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, aber meine Mutter wollte immer nur Geld von mir und mein Vater ließ sich von Mutter immer herum kommandieren. Daher habe ich den Kontakt dann wieder abgebrochen. Ich habe dort also nicht wirklich etwas.“ Seufzte ich. „Du bist in ein Waisenhaus gekommen, obwohl deine Eltern leben? Das ist noch bitterer als ein Überraschungskind zu werden.“ Knurrte er. Ich nickte, „Wenn das so ist und du wirklich eine Wahl bekommen solltest, werde ich dir helfen hier eine Existenz aufzubauen, außerhalb der Reichweite von Emhyr.“ Überraschte er mich. Ich strahlte ihn an, „Danke! Aber vorher müssen wir Avallach nach Kaer Morhen bringen.“ Antwortete ich ihm.

„Avallach?“ fragte Letho skeptisch. „Der elfische Wissende Avallach?“ fragte er weiter. Ich nickte. „Und wo sollen wir ihn finden?“ ich grinste, „Wir haben ihn schon gefunden, du trägst ihn gerade unter deinem Arm.“

Geschockt ließ er Uma fallen, welcher sofort anfing zu protestieren. „Das ist Avallach?“ fragte er ungläubig. Ich lachte, „Ja, das ist Avallach.“ Auch Letho prustete los.

„Ok, ok. Wir sollten nicht lachen, schließlich kann er nichts dafür.“ Keuchte Letho dann nach einem Moment, aber als Uma gerade einen Käfer gefangen hatte und ihn in den Mund stecken wollte, lachte Letho wieder und ich selbst konnte daraufhin auch nicht aufhören. Allerdings schaffte ich zumindest davon ein Bild zu machen, heimlich machte ich auch eines von Letho. Mir würde wohl sonst keiner glauben das er auch lachen kann. In den Spielen wirkte er immer so ernst und verschlossen.
 

Irgendwann schafften wir es dann doch mit dem lachen aufzuhören. Ich allerdings beinahe nur, weil meine Seite ein wenig schmerzte. Vorsichtig rieb ich sie mir. Hoffentlich würde der blaue Fleck sich schnell verflüchtigen, denn ich befürchtete das der dauerhafte Druck auf den Muskel dann doch wieder zu schmerzen führen könnte. Letho schien die Geste richtig zu deuten, „Alles ok?“ fragte er. Ich nickte, „Ja, nur etwas zu viel gelacht.“ Grinste ich. Auch er grinste. „Gut, dann lüften wir mal das Geheimnis der Striege und verbrennen dann die Überreste. Heute würden wir nicht mehr weit kommen, daher können wir auch hier bleiben für eine weitere Nacht, aber ich habe keine Lust durch eine Erscheinung geweckt zu werden.“ Bestimmte er.

Ich schnappte mir das Tagebuch und suchte die Stelle an der ich aufgehört hatte. Dabei bemerkte ich das mehrere Seiten heraus gerissen wurden. Ich versuchte die Schrift zu entziffern. „Hier ist etwas!“ sagte ich Letho bescheid, „Es ist passiert, ich konnte es nicht verhindern. Wenn doch nur ein Hexer hier entlang kommen würde. Ich hätte ihn sicher überreden können, mir zu helfen, auch wenn ich mittlerweile kaum noch Münzen habe. Warum konnte der Junge auch nicht hören. Der Dummkopf schlich sich Nachts auf den Hof, dabei habe ich ihm schon mehrfach gesagt, er darf Nachts nicht herkommen. Vermutlich wollte er sich heimlich mit dem nichtsnutzigen Ding, das sich meine Tochter nennt, treffen. Jetzt hat sie Jocob erwischt. Ich habe seinen Körper am Morgen gefunden und die Überreste vergraben. Dann bin ich zu ihr gegangen, ich habe sie festgebunden, so dass sie nicht mehr herum streunen kann. Später werde ich ihr eine Ziege bringen. …“ las ich vor. „Er hat versucht sie festzubinden und mit Ziegen zu füttern?“ fragte Letho ungläubig. Ich blätterte weiter, „Jemand kam um nach Jocob zu suchen, ich sagte er wäre schon lange nicht mehr hier gewesen. Derenise weiß auch von nichts, ich habe ihr nur gesagt, dass sie nicht mehr in den Keller darf. Sie weiß noch nicht was passiert ist, ich habe ihr gesagt, dass sie ihre Schwester in der Stadt besuchen ist. Es gibt Gerüchte, es kommen kaum noch Händler her, die Münzen werden immer knapper. Die Ziegen gehen mir aus, auch die Kühe werden immer weniger.“ Las ich eine weitere Stelle vor, dann blätterte ich zur letzten Seite. „Ich kann nicht mehr, ich habe Derenise gefunden. Sie war bei ihr. Im Keller. Sie hat unsere Tochter gefressen. Unser einziges Kind. Ich werde dem ganzen ein Ende setzen. Wer braucht schon Hexer, ein Feuer kann sie nicht überleben, … Das war der letzte Eintrag.“ Ich schaute zu Letho hinauf. Er runzelte die Stirn. „Dann hat er selbst das Feuer gelegt, ich hätte eher gedacht, das es Leute unten aus dem Ort gewesen wären.“ Dann schüttelte er den Kopf, „So ein Trottel, wenn er das Feuer richtig gelegt hätte, wäre sie darin umgekommen. Aber was ist mit ihm passiert?“ fragte er sich dann. Ich zuckte mit den Schultern, „Vielleicht ist er woanders hingegangen.“

Letho packte Uma am Kragen, der schon wieder stiften gehen wollte, „Hier geblieben.“ Schimpfte er. Uma quengelte. „Hattest du noch andere Hinweise gefunden?“ fragte Letho mich dann, als er Uma wieder abgesetzt hatte. Ich schüttelte den Kopf. „Vielleicht finden wir noch etwas ihm Haus.“ Schlug er vor.

Tatsächlich fand er einige Zeit später das Skelet des Mannes. Er hatte scheinbar das Haus nach der Scheune entzündet und sich dann erhängt, um nicht qualvoll im Feuer umzukommen. Letho hub ein große Grube aus, in der er die Überreste der Familie verbrannte und am Ende die Asche mit etwas Salz vergrub.
 

Am Abend entzündete Letho ein Lagerfeuer und briet etwas Fleisch. Erst da merkte ich wie hungrig ich eigentlich war. Der gestrige Tag war lang und anstrengend gewesen und gefrühstückt hatte ich auch nichts gehabt.

Letho hatte mich erstaunt angesehen, als er merkte wie schnell ich meine Portion herunter schlang. Als ich seinen Blick bemerkte zuckte ich nur mit den Schultern und aß weiter. Er fragte mich sogar ob ich noch etwas haben wollte und ich stimmte begeistert zu.

„Vielleicht eine Nebenwirkung der Tränke gestern.“ Lächelte er. „Kann sein, aber der Tag gestern war lang und anstrengend, außerdem hatte ich nach dem Aufstehen nichts gegessen.“ Murmelte ich zwischen zwei bissen. „Das solltest du vermeiden, vor allem wenn dein Körper durch Tränke gezwungen wurde, schneller zu heilen. Und wenn du nur ne Kleinigkeit isst.“ Schimpfte Letho leicht. Ich nickte nur, widersprechen würde doch nichts bringen. Wir blieben noch eine ganze Weile am Feuer sitzen, nur kurz davon unterbrochen, Uma wieder schlafen zu legen und die Pferde zu versorgen.

Letho hatte von irgendwo eine Flasche Met aufgetrieben und goss uns beiden etwas in einen Becher. „Erzählst du mir ein wenig aus deiner Welt?“ bat er mich. Ich nahm einen Schluck und nickte dann, „Vieles wirst du dir vermutlich nicht einmal vorstellen können, oder wirst mir nicht glauben.“ Fing ich an. Lethos blick sprach so viel wie, versuch es einfach. „In meiner Welt ist die Zivilisation viel weiter fortgeschritten. Wir brauchen zum Beispiel keine Pferde mehr zur Fortbewegung. Dafür haben wir Autos. Das kannst du schon fast wie pferdelose Kutschen vorstellen. Die Hülle ist aber aus Metall und die Räder aus Gummi. Sie werden mit Kraftstoff angetrieben, das wird irgendwie aus Erdöl gewonnen. Unser Licht funktioniert auch völlig ohne Feuer. Viele haben Kerzen einfach nur noch zuhause, um es sich gemütlich zu machen. Wir haben fließendes warmes und kaltes Wasser in unseren Häusern.“ Erzählte ich ein wenig. Letho schien gespannt zuzuhören. „Aber die Autos verpesten die Luft, sie stinken, aber kaum einer will auf sie verzichten. Die kleinsten Städte die ich kenne sind größer als Norvigrad oder Oxenfurt. Was aber definitiv gleich ist, sind die Süchtigen und die Obdachlosen. Es gibt auch Flüchtlinge, die vor Krieg und Gewalt aus ihrer Heimat geflohen sind, aber diese müssen nicht vor den Stadttoren warten. Kaum eine Stadt hat noch Mauern oder Tore. …“

Ich erzählte einiges mehr und anhand von Lethos Gesicht, konnte ich feststellen, das es ihn zum einen faszinierte, aber er auch meine Abneigung verstand.
 

Ich versuchte das Thema auch noch mal auf die Handys zu lenken, doch ihm schienen sie immer noch suspekt, gerade auch weil er nun wusste, das man darüber auch verfolgt werden könnte.

Die Sterne funkelten über uns und ich musste gähnen. „Wir sollten schlafen gehen. Ich wollte morgen Aedd Gynvael erreichen.“ Bestimmte er.

Ich nickte. „Wenn es möglich wäre, würde ich für Lambert und Geralt eine Kleinigkeit kaufen, als Entschuldigung. Bei Lambert wüsste ich schon etwas, er macht gerne Menschen nach und da dachte ich vielleicht einen Hut oder so etwas, aber bei Geralt fällt mir nichts ein.“ Fragte ich meinen Hexer.

„Wir werden sehen, vielleicht finden wir etwas für die Beiden.“ Blieb er wage. Ich nickte und folgte ihm in die Scheune. Uma schnarchte bereits und murmelte gelegentlich etwas unverständliches.

Als ich dann neben Letho lag, fiel noch etwas anderes ein. „Ich habe gar nicht nach deinem Bein geschaut.“ Letho schüttelte den Kopf, „Schlaf einfach, ich habe die Wunde selber versorgt.“ Lenkte er ab. Schade ich hätte ihn gerne noch einmal so ohne Kleidung gesehen.

Letho schien meine Gedanken erraten zu haben, „Krümel!“ warnte er. Ich wurde leicht rot, „Ich sehe dich nun mal gerne an und man wird ja noch träumen dürfen.“ Schmollte ich. „Angucken tut man mit den Augen, nicht mit den Händen.“ Meinte er und zog meine Hand von seiner Hüfte. Das Rot in meinen Gesicht vertiefte sich, ich hatte gar nicht bemerkt, das ich meine Hand dort platziert hatte. Sehnsüchtig schaute ich auf seine Brust, wie gerne würde ich mich näher kuscheln.

„Wenn du dich nicht zusammenreißen kannst, muss ich auf Abstand bestehen.“ Warnte Letho erneut. Schnell schüttelte ich den Kopf und drehte mich mit dem Rücken zu ihm, um nicht noch mehr in Versuchung zu kommen. Dabei hatte er mich doch letzte Nacht als Kuscheltier benutzt. Seufzend schloss ich die Augen und wartete auf den Schlaf.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie gewohnt hier auch wieder die Aufgabe:
Ich hatte wieder die Möglichkeit zwischen Dingen zu wählen und habe sie ein wenig vermischt.


Aufgabe:
- Natürlich ist es als nächstes eure Aufgabe, euch um den Werwolf zu kümmern. Dabei liegt es an euch, ob ihr ihn tötet oder versucht, festzusetzen, um ihn dann von seinem Fluch zu befreien.
-> solltet ihr letzteres in Erwägung ziehen, wird er euch dafür verraten, dass er jemanden in der Ruine eines abgebrannten Hofes hat herumlaufen sehen, der irgendwie verdächtig war. Sein Instinkt jedenfalls habe ihn vor dieser Person gewarnt.
- Kläre mit Letho, ob du bleiben willst oder nicht. Immerhin ist es deine Entscheidung! Wer weiß, ob du überhaupt zurück kannst. Dem Toten dessen Handy du hast, ist es jedenfalls nicht gelungen. Erzähle ihm mehr über das Handy und wie alltäglich es dort ist, wo du herkommst und wie nützlich, wenn ihr beide eines hättet.
- An der Ruine des abgebrannten Hofes kommt ihr auf jeden Fall vorbei und auch Uma wird unruhig, sobald ihr euch nähert, während Letho findet, es sei ein guter Platz zu rasten, weil die Scheune noch zu einem guten Teil stehe und Zuflucht vor Wind und Wetter böte. Des Nachts klingelt jedoch das Handy und eine Nachricht warnt dich, dass ihr dort nicht verweilen solltet. Die Nachricht ist genauso ominös wie stets, jedoch begleitet von einem "Wir werden eine Weile nicht voneinander hören, weil ich einige Dinge zu erledigen habe, doch ich bin sicher, du kommst zurecht." Diskutiere die Nachricht mit Letho.
-> Solltet ihr bleiben, werdet ihr unsanft von einer Striege überrascht, den Keller unter der Scheune und die Scheune selbst heimsucht. Sie ist abgemagert und ausgehungert. Wieso sie hier verweilt, wird euch klar, als ihr seht, dass sie ihren Sarg im Keller hat. Sie kann nicht weg! Vernichtet die Striege, befreit sie oder flieht. Dabei wirst du blöderweise gekratzt und zwar genau dort, wo Letho dich versehentlich mit seinem Schwert traf. Der wird die Wunde nun versorgen und dabei ziemlich schuldbewusst dreinblicken.
-> Solltet ihr nicht bleiben, habt ihr eine sehr kalte und nasse Nacht vor euch. Sucht Schutz unter einem großen Baum. Letho wird eine Tanne suchen und deren Äste herunterziehen und mit Seil und Pflock festigen wie ein Dach. Nicht optimal, aber besser als nichts. Wärmt einander und kläre die Fronten. Du allein entscheidest, ob du bleibst oder diese Welt verlässt -sofern du eine Wahl hast. Erzähle ihm vielleicht auch, wer Uma wirklich ist. Die Striege aus dem abgebrannten Bauernhaus werdet ihr in jedem Fall zu hören kriegen.
=> Untersuchung der abgebrannten Hofruine: Ihr findet zahlreiche Hinweise auf eine Familie mit einer Tochter, die ihren Verlobten stets schlecht machte in Form von Briefen und dem Tagebuch des Hofbesitzers. Der klagt darüber, dass sich sein Schwiegersohn nicht durchzusetzen weiß und seine Tochter ein liederliches Weib sei, dass sich jeden wandernden Reisenden ins Bett hole. Wann genau alles eskalierte, ist unklar, denn einige Wochen an Einträgen fehlen, wurden heraus gerissen, doch danach geht es weiter mit Hinweisen, er habe "sie" angebunden und verhindere so weitere Bluttaten. Einen "Jocob" habe er verscharrt, damit ihn niemand fände. Die weiteren Einträge verraten, dass er nervlich immer mehr zusammenbricht und schließlich allem "ein Ende bereiten" will. Er hat wohl den Hof selbst angesteckt, um die Striege zu töten - vergeblich. Seinen Leichnam findet ihr in den Überresten des Haupthauses. Im Keller bei der Striege jedoch findet ihr noch ein Frauenskelett - eine junge Frau, wie Letho feststellen kann. Offenbar wurde die Gattin des Bauern zur Striege. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück