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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier ist er endlich, der dritte und letzte Teil des 7. Kapitels.
Ich will euch nicht weiter aufhalten und wünsche euch viel Spaß beim lesen.

Ich hoffe es sind nicht zu viele Fehler drinnen, aber ich bin noch nicht zum überprüfen auf meinen Laptop gekommen. Auf meinen Tablet benutze ich zwar auch Word, aber komischerweise ist da die Rechtschreib- und Grammatiküberprüfung nicht so genau, wie die bei Word für Mikrosoft. Komplett anzeigen

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Kapitel 7 Teil III: gezeichnet F.

Wir ritten den Weg mitten durch den Wald. Als wir diesen ungefähr zur Hälfte durchquert hatten, stießen wir auf ein kleines Schlachtfeld. Es war aber kein normales Schlachtfeld, hier lagen die blutigen Kadaver etlicher Wölfe. Viele ohne Fell. Als wir uns näherten flogen viele Krähen und Raben auf, die an den Kadavern gepickt hatten. Zum Glück waren es nur Vögel und keine größeren Aasfresser. Die Überreste des Waldschrats konnte ich nirgends entdecken. Ich schaute zu Geralt rüber, aber er schien einfach nur weiter zu wollen und lenkte Plötze um die Körper herum. Ich ließ Tetris einfach hinterher trotten.

Als wir Lindental hinter uns ließen und Geralt immer noch nichts sagte, reichte es mir. „Geralt, wie hast du Letho eigentlich kennen gelernt?“ fing ich an. Bis nach Heidfelde war es noch ne Strecke und ich hatte keine Lust, das wir uns die ganze Zeit anschwiegen.

Doch Geralt antwortete nicht, er schien über irgendetwas nach zu denken.

Aber einige Zeit später, schien er seine Überlegungen abgeschlossen zu haben, denn er wand sich mir zu und erklärte mir, wie ich am besten das Schwert von meinem Rücken zog. Ich probierte es einige Male, aber schnell wurde klar, dass mir die Routine dazu fehlte. So beschloss er, dass er zwischendurch immer mal wieder ein bestimmtes Wort fallen ließ und ich dann schnellst möglich das Schwert ziehen musste. Bald näherten wir uns der Kreuzung bei Krähenfels, wenn wir jetzt abbogen, würden wir an den verbrannten Ruinen und dem Kreischling vorbeikommen. Von der Idee war ich nicht wirklich begeistert, so überzeugte ich Geralt, erst, von uns ausgesehen, nach Krähenfels abzubiegen. Das wäre wahrscheinlich auch der kürzere Weg, aber darauf kam es ja eigentlich nicht mehr wirklich an.

Während wir in Sichtweite der Burg waren, hielt Geralt sich zurück, darüber war ich recht froh, den vor Zuschauern wollte ich mich nicht blamieren, in dem ich beim Schwert ziehen, wieder beinahe vom Pferd fiel.

Wir hatten fast die Brücke nach Krähenfels erreicht, als und ein kleines Mädchen entgegenkam. Sie rannte auf uns zu und als sie uns erreicht hatte blieb sie keuchend und nach Luftschnappend stehen. Mit großen Augen sah sie zu Geralt hoch, „Du bist Geralt, nicht wahr? Ich habe dich von der Burg aus gesehen.“ Plapperte sie drauf los. Da erkannte ich sie, es war Gretka, aber was machte sie hier draußen?

„Ja, der bin ich und wer bist du? Woher weißt du wer ich bin?“ wollte er wissen und stieg von seinem Pferd.

„Na Ciri hat mir von dir erzählt.“ Meinte sie, als ob es das natürlichste der Welt wäre. Geralts Augen wurden groß, „Ciri? Du kennst sie? Ist sie hier?“ fragte Geralt schnell nach. Gretka schaute traurig auf den Boden, „Sie war hier, sie hatte mich sogar vor dem Wolfskönig gerettet. Aber jetzt ist sie nicht mehr da und der Baron meinte, ich wäre zu klein um es zu verstehen.“ Jammerte sie. Geralt sah mich an, „Kleine Planänderung, du sprichst mit Hendrik und ich mit dem Baron, anschließend treffen wir uns in der Burg.“ Meinte er stur, dann hob er Gretka in den Sattel und machte sich mit ihr zusammen auf den Weg nach Krähenfels.

Perplex starrte ich ihnen hinterher. Hatte Geralt sich schon wieder abgesetzt? Na toll, aber zumindest gab er einen Treffpunkt an.

„Tja Tetris, dann müssen wir halt erstmal alleine zurechtkommen.“ Erzählte ich meinem Pferd und ritt ebenfalls weiter. Ich ritt ein zügiges Tempo, zwar kam es auf die Zeit nicht mehr an, aber ich wollte keinem Monster oder Bandit die Möglichkeit geben, mich zu attackieren. Ich kam an der Rennstrecke vorbei und bog dann nach Norden ab. Als ich die nächste Kreuzung sah, musste ich schlucken, mit dem riesigen Baum in der Mitte und dem verfallenen Häuschen, wusste ich gleich das ich dort lieber nicht sein wollte. Ich gab Tetris die Fersen und er sprang in einen schnellen Galopp, noch ehe die Banditen reagieren konnten, hatte ich sie auch schon wieder hinter mir gelassen. An die hatte ich gar nicht mehr gedacht, aber zum Glück konnte man den Banditen eher entkommen als irgendwelchen Monstern.

Ich verlangsamte Teris erst, als die Ruinen von Heidfelde in Sicht kamen. Zögerlich ritt ich näher und blickte mich immer wieder um. Irgendwo hier mussten die tollwütigen Hunde lauern. Am ersten Haus angekommen ließ ich mich aus dem Sattel gleiten und zog vorsichtshalber schon mal mein Schwert. So leise ich konnte, bewegte ich mich ins Zentrum des Dorfes. Die Hunde konnte ich bisher nicht entdecken und so schlich ich weiter bis zum Haus von Hendrik.
 

Als ich das Haus betrat, wäre ich am liebsten gleich wieder Rückwärts rausgegangen. Es stank erbärmlich. Im Gegensatz zum Spiel war Hendrik mittlerweile deutlich länger Tod und das konnte man deutlich sehen und riechen. Während ich mir mit der einen Hand Mund und Nase bedeckte, eilte ich schnell zu dem Leichnam hin, um ihn den Stiefel aus zu ziehen. Als ich dies tat, bemühte ich mich nicht zu würgen und nicht unbedingt hinzuschauen. Die Geräusche reichten schon.

Ich ließ den Schlüssel aus dem Stiefel fallen und hob ihn auf. Ich war sehr froh darüber, dass er ihn im Stiefel versteckte und nicht sonst wo am Körper.

Gerade als ich wieder aufstehen wollte, fiel mein Blick auf das Bett. Irgendetwas schaute aus dem Stoff raus. Vorsichtig schritt ich um die große Pfütze Leichenwachs herum und zog an dem Etwas. Es entpuppte sich als ein Stück Pergament, beschrieben in einer unsauberen Handschrift. Ich steckte ihn ein um ihn später genauer zu betrachten, wenn ich besseres Licht hatte. Ich trat in den nächsten Raum und zog das Fell am Boden zur Seite. Wie erwartet befand sich darunter die Falltür. Schnell schloss ich sie auf und klappte sie hoch. Ein tiefes und dunkles Loch erstreckte sich vor mir. Ich schluckte, ich wusste, dass es dort unten sicher war, aber einfach so in tiefste Dunkelheit hinabsteigen? Ich verfluchte mich, dass ich vergessen hatte eine Fackel oder ähnliches mit zu bringen und die Kerzen unten wären sicherlich auch schon lange ausgebrannt, mal davon abgesehen, dass ich nichts hatte um sie zu entzünden. Warum war auch nie ein Hexer greifbar, wenn man mal einen brauchte.

Langsam kletterte ich die Leiter hinunter, immer darauf bedacht nicht die nächste Sprosse zu verfehlen. Unten angekommen musste ich mich erst einmal orientieren und tastete mich an der Wand entlang. Ich fand den Kerzenhalter und betätigte den Hebel, der das Geheimfach öffnen sollte. Ich hörte ein klicken und hoffte, dass es geklappt hatte. Ich hielt mich weiter an der Wand und fand den zurück geklappten Schrank. Ich griff hinein und fand das Buch, in der Hoffnung das es das richtige sei, packte ich es ein. Ich tastete mich zurück und fand die Truhe mit den Wertsachen, da Hendrik die eh nicht mehr brauchen würde und bevor sie irgendwelchen Banditen in die Hände fielen steckte ich die Münzen ein.

Als ich mich zur Leiter zurück tastete fiel ich beinahe über eine der Vorratskisten. So schnell ich konnte kletterte ich die Leiter wieder hoch und stürmte aus dem stinkenden Haus, nur um dann direkt wieder stehen zu bleiben.

Die Hunde, die ich vorhin erwartet hätte, standen jetzt vor dem Haus. Meine Narbe am Oberschenkel kribbelte unangenehm bei der Erinnerung, was das letzte Mal passiert ist, als ich solchen Hunden gegenüberstand. Meine Hand glitt zu meinem Schwert und ich richtete mich auf, machte mich größer, in der Hoffnung die Hunde so verschrecken zu können. Doch leider brachte es nichts, sie kamen knurrend auf mich zu. Schnell zog ich mein Schwert und wartete diesmal nicht, bis der erste Hund mich angreifen würde. Ich stürmte auf den ersten zu und traf ihn an der Seite, ich drehte mich, so wie Geralt es mir gezeigt hatte und erwischte direkt den zweiten Hund. Um den dritten Hund musste ich mich glücklicherweise nicht kümmern, den der lief jaulend davon. Verwundert starrte ich erst auf meine Hände mit dem Schwert, dann auf die Hunde und wieder zurück. Ich hatte die Hunde wirklich ohne Hilfe und Probleme besiegen können. Vielleicht sollte ich Geralt für das harte Training danken.

Doch dann holte mich die Wirklichkeit ein, ich sollte von hier verschwinden, bevor noch etwas anderes auftauchen könnte. Ich säuberte mein Schwert so gut es ging und verstaute es dann wieder. Ich eilte zu Tetris und schwang mich in den Sattel. Ich musste zurück nach Krähenfels, hoffentlich bevor Geralt sich auf die Suche nach Tamara machen konnte. Ich galoppierte den Weg zurück, doch scheinbar waren die Banditen jetzt besser auf vorbeikommende Reisende vorbereitet. Sie standen bereits mit gezogenen Waffen am Wegesrand. Tetris war zu schnell als das ich ihn hätte abbremsen können, um sie zu umrunden. So musste ich Tetris anspornen und durch sie hindurch preschen.

Zum Glück überraschte das die Nahkämpfer so sehr, dass sie nicht reagieren konnten, allerdings gab es auch Bogenschützen. Ein Pfeil flog knapp an meinem Kopf vorbei, ein zweiter streifte meinen Oberarm und blieb im Kettenhemd hängen. Der dritte allerdings, traf meinen ungeschützten Oberschenkel und ich schrie auf. Ich sollte mir unbedingt etwas besorgen, das diese Schwachstelle abdeckte. Der Pfeil drang aber zum Glück nicht tief ein und verfehlte den Knochen, allerdings tat es deswegen nicht weniger weh. Als ich der Meinung war, dass ich weit genug vom Lager entfernt war, brachte ich Tetris zum Stehen. Ich schaute auf mein Bein, es blutete nicht allzu stark, aber so konnte ich es nicht lassen. Ich bis die Zähne zusammen und brach den längsten Teil des Pfeilschaftes ab. Ich konnte mir einen Schmerzensschrei nicht verkneifen und mit Tränen in den Augen fluchte ich.

So konnte ich nicht nach Krähenfels, mal davon abgesehen, dass sie dort eh keinen hätten, der das anständig versorgen könnte. So bog ich an der nächsten Kreuzung statt nach Krähenfels, nach Schwarzzweig ab. Möglichst schnell und unauffällig durchquerte ich den Ort, doch als ich einen Wachtrupp des Barons sah, konnte ich nicht an mir halten.

Ich ritt auf sie zu und blieb direkt vor ihnen stehen.

„Ihr solltet lieber die Banditen loswerden, statt hier die Weiber zu begaffen!“ brüllte ich sie an. Ein Teil schaute mich verdutzt, der andere verärgert an. „Was bildest du dir ein!“ meckerte der eine. Tetris tänzelte nervös. „Ich bin im Auftrag des Kaisers unterwegs, wenn ich ihm von diesen Zuständen hier erzähle, wird er euch und eurem selbsternannten Baron nicht mehr freie Hand lassen.“ Die Dorfbewohner, die sich in der Nähe aufhielten, fingen aufgeregt an zu tuscheln. Ein Ruck ging durch die Männer, sie sahen misstrauisch aus. „Wenn das wahr sein sollte, was wir nicht einfach so glauben können, wo sollen diese Banditen sich den herumtreiben.“ Wollte einer der Männer wissen. Genervt zog ich den Pfeil aus dem Kettenhemd und warf ihnen den vor die Füße. „An der Kreuzung nach Heidfelde. Dort sollte übrigens auch mal jemand nach dem Rechten schauen. Da komme ich gerade her.“ Knurrte ich. Als ich nach dem Dokument des Kaisers griff, verrutschte mein Umhang und entblößte so den abgebrochenen Pfeil in meinem Bein.

Der Mann, der das sah, verzog mitfühlend das Gesicht. Ich hielt dem Wortführer das kaiserliche Siegel vor die Nase und sofort änderte sich seine Haltung.

„Wir werden dem sofort nachgehen!“ versprach er. Ich nickte, „Gut und wenn ihr unterwegs einen weißhaarigen Hexer trefft, der gehört zu mir. Richtet ihm aus, dass ich mich verspäten werde, da ich einen Umweg nehmen muss.“ Der man verzog das Gesicht, meinte aber das er sich darum kümmern würde und spornte dann seine Männer zur Eile an, um das Banditenlager auszuheben.

Ich zog den Umhang wieder über den Oberschenkel und machte mich weiter auf den Weg. Innerlich betete ich, dass ich solange durchhielt und ohne weitere Verzögerung bei meinem nächsten Ziel ankam.

Ich folgte dem Pfad aus Schwarzzweig raus und in den Wald hinein. Langsam folgte ich ihm und war froh, als ich endlich die kleine Hütte mit dem rauchenden Schornstein erreichte. Vor der Tür ließ ich mich langsam aus dem Sattel gleiten und unterdrückte einige Schmerzlaute. Ich schickte Tetris hinter das Haus, damit er nicht gleich zu sehen war und humpelte dann zu der Tür. Dort klopfte ich. Mein Blick glitt nach links, zu dem kleinen Gatter, Prinzessin, die Ziege stand dort und knabberte an den Pflanzen.

„Ich komme, bin sofort da.“ Hörte ich aus der Hütte. Mein Atem ging mittlerweile deutlich schneller und auch Schweiß stand mir auf der Stirn. Der Waideler öffnete endlich die Tür und steckte den Kopf heraus, „Oh du bist aber nicht der weiße Wolf. Dich hat der Waideler nicht erwartet.“ Meinte er verwirrt. Ich klammerte mich mittlerweile am Türrahmen fest. „Der kommt noch, aber kannst du mir solange helfen?“ keuchte ich und zeigte auf mein Bein. Der Waideler schaute hinunter, „Oh! Oh, oh. Das tut weh. Das kann der Waideler sehen. Aber die Knochen haben nicht gesagt das du kommst.“ Meinte er. Ich kniff die Augen zusammen. „Ja, das tut verdammt weh und es ist mir egal das die Knochen mich nicht angekündigt haben. Der Pfeil hat auch nicht vorher um Erlaubnis gefragt!“ blaffte ich ihn an.

„Nun gut, komm rein. Der Waideler wird sehen was er tun kann.“ Ich folgte ihm in das Haus, Hütte traf es wohl eher und setzte mich auf den Schemel. Der alte Mann schaute sich meine Verletzung an und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin. Dann ging er zu einem seiner Regale nahm etwas daraus hervor und ging dann zu seiner Feuerstelle und werkelte da kurz herum. Er nahm einige Kräuter, zerkleinerte sie und mischte dann daraus eine dicke Paste an. Dann drehte er sich wieder zu mir um.

„Der Waideler weiß jetzt was er macht, ganz klar der Pfeil muss raus!“ ich stöhnte, war das wirklich die richtige Entscheidung hier her zu kommen? Aber so konnte ich Geralt wenigstens nicht verpassen. Während ich in Gedanken war, hatte der alte Mann bereits nach dem Pfeil gegriffen und zog fest daran. Geschockt weiteten sich meine Augen, ich klammerte mich an dem Schemel fest und unterdrückte weitere Schmerzlaute. Es dauerte nicht lange, da hatte er den Pfeil gezogen und der Schmerz ließ langsam nach. Doch es war noch lange nicht vorbei.

„Gut, gut. Nun das nächste.“ Er schob mir ein Lederriemen zwischen die Zähne und zog etwas aus den Kohlen hervor. Meine Augen weiteten sich, er wollte die Wunde ausbrennen. Ich kniff die Augen zusammen und griff fester an den Rand der Sitzfläche des Schemels. Zuerst fühlte ich nichts, doch dann explodierte der Schmerz in meinem Bein. Ich schrie durch die zusammen gebissenen Zähne und betete das es bald vorbei sei. Ich konnte spüren wie Tränen durch mein Gesicht liefen und mein Bewusstsein langsam verblasste.

Der Schmerz wurde weniger und ich zwang mich, die Augen zu öffnen, als ich hörte wie der Waideler etwas murmelte. Er streute ein wenig Pulver in die Kräuterpaste und goss noch eine Flüssigkeit dazu. Dann verrührte er es unter Gemurmel und näherte sich dann mir. Er hockte sich neben mein Bein und fing an die Paste in die Wunde zu schmieren. Es tat weh, aber das war nichts im Vergleich zu dem ausbrennen. Ich war froh, dass der Schemel so nah an der Wand stand, dass ich mich anlehnen konnte. Er wickelte noch ein wenig Stoff um die Wunde, nahm mir das Leder aus dem Mund und meinte ich solle mich ausruhen.

Das tat ich zu gerne. Ich rutschte vom Schemel und setzte mich auf den Boden, in eine Ecke, mit dem Rücken an die Wand. Langsam schloss ich die Augen.
 

Gefühlte Sekunden später gab es vor der Tür einen Tumult. Der alte Mann wollte die Tür schon öffnen, doch ich konnte ihn gerade noch davon abhalten. Geralt würde schließlich bald ankommen. Ich übte mich in Geduld und wartete einfach ab. Es dauerte länger als ich gedacht hatte, bis ich Geralts Stimme von draußen hören konnte. Ich ließ den Mann noch solange warten bis Geralt klopfte. „Hey! Jemand zuhause? Mach auf! Die Luft ist jetzt rein!“ rief Geralt.

„Wenn haben denn die Teufel geschickt? Wer bist du? Was willst du?“ fragte der Waideler. „Ich brauche deine Hilfe.“ Antwortete Geralt.

„Oooh, … Ein Mann, nein, ein Wolf, grau, doch nicht alt … Auf ihn hat der Waideler gewartet.“ Sprach der alte Mann und ließ Geralt in die Hütte. Geralt trat herein und ließ seinen Blick schweifen, doch mich übersah er zuerst. „Du hast mit mir gerechnet?“ fragte er den Mann. Der Waideler stand mit dem Rücken zu Geralt, an seinem Arbeitstisch, die Hände auf dem Rücken verschränkt. „Ja wie es die Knochen sagten. Sie werden kommen, die nach Gewalt und Tod stinken, doch der Wolf wird sie vertreiben. Der weiße Wolf… Und da ist er. Omen lügen nicht. Und die weiße Rose hat es auch bestätigt." Orakelte er. Ich verdrehte die Augen.

Da Geralt nicht fragte, wer die weiße Rose sei, ließ ich die beiden ihr Gespräch beenden. Geralt wollte gerade dem Waideler aus der Hütte folgen, als sein Blick an dem abgebrochenen Pfeil hängen blieb. So etwas wäre sicherlich nicht so ungewöhnlich, wenn das Blut, das daran haftete nicht noch feucht wäre. Geralt schien in der Luft zu schnüffeln und nahm dann den Pfeil in die Hand, wie ein Fährtenhund schnüffelte er auch daran. Mit verengten Augen drehte er sich zum Waideler um. „Wo ist sie?“ grollte er. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen er machte sich sorgen um mich. Doch der Waideler fing an zu jammern, dass nichts ohne seine Ziege gehen würde. Ich konnte nicht sehen was Geralt machte, doch ich konnte hören wie er erneut nach mir fragte, diesmal energischer. „Die Rose ist im Haus, kam kurz vor dem Wolf hier an. Aber die Rose ist verletzt, weil der Wolf nicht aufgepasst hat.“ Murmelte der Waideler. Geralt kam ins Haus zurück und sah sich diesmal gründlicher um. Er sah nicht gerade freundlich aus, als er mich entdeckte. Frustriert stöhnte Geralt auf, als er meine Verletzung sah. „Was hast du jetzt schon wieder angestellt, du kleiner Quälgeist.“ Wollte er von mir wissen. Ich versuchte mich hoch zu ziehen, doch ich hatte die Auswirkungen des Schmerzes auf meinen Kreislauf unterschätzt. Und dieser war deutlich im Keller. Geralt musste mich festhalten, damit ich nicht fiel. „Kann man dich nicht mal für kurze Zeit aus den Augen lassen?“ wollte er wissen. Er führte mich an den Tisch und setzte mich dort ab. „Geh die Ziege suchen, dann können wir zurück nach Krähenfels, dort erzähle ich dir was passiert ist.“ Versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Doch allzu begeistert sah er nicht aus, denn es hatte mittlerweile angefangen zu regnen und zu stürmen. Er setzte sich zu mir und wollte erst wissen, ob ich bereits in Heidfelde gewesen bin.

Ich nickte, „Ja, aber das Dorf existiert nicht mehr. Es wurde völlig zerstört. Ich habe keinen Überlebenden gefunden. Auf dem Rückweg bin ich durch ein Banditenlager gekommen. Wenn der Bogenschütze nur etwas besser hätte zielen können, säße ich nicht hier.“ Ich schauderte und zog dann das Buch und das Pergament hervor. Geralt schaute sich erst den Brief an, doch er konnte ihn nicht lesen. Dann nahm er sich das Buch, er fand die entsprechenden Einträge und lass sie. Ich nahm in der Zeit den Brief und musterte ihn. Schnell verstand ich, warum Geralt ihn nicht lesen konnte, er war in lateinischen Buchstaben geschrieben. Und in englischer Sprache. Doch die Handschrift machte mir Probleme sie zu lesen. Alles was ich heraus fand, war, dass jemand Namens F. Informationen über Händler zusammengesucht hatte, er warnte Hendrik auch wann die Leute des Barons auftauchen würden. Er bezog sich teilweise auf vorherige Briefe, die ich leider nicht zur Verfügung hatte.

„Nun dann ist der Baron aktuell unsere letzte Spur hier in Velen, aber er will mir erst etwas verraten, wenn ich seine Frau und seine Tochter gefunden habe.“ Bemerkte Geralt. „Dann lass uns zu ihm gehen und ihn zum Reden bringen.“ Munterte ich ihn auf. „Ich habe da so ein paar Dokumente, die ihn zur Zusammenarbeit zwingen, wenn er Baron bleiben will.“ Zwinkerte ich.

Geralts Mine hellte sich etwas auf, „In Ordnung, dann lass uns hin reiten. Wo ist dein Pferd?“ Ich stemmte mich hoch. Warf noch einige Münzen für meine Behandlung auf den Tisch und humpelte dann in Richtung Tür. Geralt folgte mir erst mit seinem Blick, bis er mir selber hinterherkam. Seine Plötze stand einige Meter vom Haus entfernt und interessanterweise stand mein Tetris neben ihr. Er kam sogar auf mich zu, als er mich sah. Liebevoll streichelte ich seinen Kopf, ehe ich mich an seine Seite stellte. Glücklicherweise war diesmal mein rechtes Bein betroffen, so dass ich mich wenigstens halbwegs in den Sattel ziehen konnte.

Da der Waideler nirgends zu sehen war, nahm ich an, dass er mittlerweile selbst nach seiner Ziege suchen würde. Ich zog die Kapuze auf und den Mantel über die Beine, damit ich nicht gänzlich durchnässt werden würde. Geralt blieb so wie er war, ich hatte keine Ahnung wo er seinen Umhang gelassen hatte.

So schnell es die nassen Wege und der Regen es zuließen, ritten wir in Richtung Krähenfels. Glücklicherweise wurden wir weder von Monstern noch anderem Gesocks behelligt. Die Brücke nach Krähenfels war sehr rutschig und daher ritten wir sehr langsam darüber, am liebsten hätte ich einen anderen Weg genommen, aber natürlich gab es keinen, abgesehen von der Unterwasserhöhle. So überquerten wir die Brücke und ritten durch das kleine Dorf unterhalb der Burg. Am oberen Tor wurden wir ohne Probleme hindurch gelassen und ritten in den Burghof. Der Stallbursche eilte uns entgegen und nahm uns unsere Pferde ab.

Geralt deutete, die Treppe hinauf und ich folgte ihm. „Egal was ich jetzt gleich sage, spiel bitte erst einmal mit. Diskutieren können wir hinterher.“ Raunte ich Geralt zu. Doch ich erhielt nur einen misstrauischen Blick, keine Antwort.

Geralt führte mich in das Arbeitszimmer des Barons. „Ah Geralt, du bist zurück, bringst du mir Neuigkeiten? Wer ist deine Begleitung? Wodka?“ tat der Baron gastfreundlich. Ich straffte meinen Rücken und biss die Zähne zusammen, dann marschierte ich direkt auf seinen Schreibtisch zu, hinter dem er saß.

„Du bist Phillip Strenger?“ fragte ich mit strenger Stimme. Er bejahte dies, „Gut, wie ich hörte, behinderst du unsere Untersuchungen. Wir sind im Auftrag des Kaisers unterwegs und du verweigerst uns deine Mitarbeit. Hinzu kommt, dass deine Leute die Bewohner hier Unterdrücken, Ausrauben und Schänden, statt das Land zu verwalten und die Bewohner zu schützen. Dies liegt nicht in den Interessen Nilfgaards. Daher hast du jetzt zwei Möglichkeiten, entweder knüpfen wir dich direkt hier als Saboteur auf oder wir liefern dich und deine Männer als die Deserteure aus, die ihr seid. Entscheide dich!“ ich stützte mich mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch ab und blickte ihn starr in die Augen.

Dem Baron fiel alles aus dem Gesicht, „Nein, das könnt ihr doch nicht machen! Ich wusste davon nichts. Niemand hat gesagt, dass er im Auftrag des Kaisers unterwegs ist.“ Stammelte er. „Dann wurde also der Bote nicht empfangen und du hast nicht in der hiesigen Garnison gefragt, warum der regelmäßige Bote nicht erschien? Jedes noch so kleine Lager wusste über uns Bescheid und jetzt behauptest du, dir hätte niemand Bescheid gegeben?!“ Demonstrativ schlug ich mit der flachen Hand auf den Tisch, „Willst du mich verarschen! Entweder das oder du bist vielleicht doch ein temerischer Spion.“

Der Baron nahm schnell einen großen Schluck Wodka und wollte alles abstreiten. Ich überlegte ob ich ihn noch mehr unter Druck setzen sollte und beschloss, es darauf ankommen zu lassen. „Geralt hol den Strick, einen Galgen brauchen wir nicht, der Baum im Hof wird reichen!“ Hoffentlich würde Geralt jetzt mitspielen. Ich konnte hören wie Geralt Richtung Tür schritt. „Nein halt, bitte. Ich wollte doch nur meine Frau und meine Tochter wiederhaben. Ich werde alles erzählen.“ Flehte er. Ich richtete mich auf, „Nun gut, Geralt warte noch kurz.“ In sich zusammengesunken saß der Baron nun da und erzählte uns alles was er über Ciri wusste.

Als er seine Erzählung beendet hatte, fiel mir etwas ein. „Du kannst uns noch ein weiteres Mal helfen, lass eine Liste von allen Einwohnern erstellen dessen Name mit F beginnt. Ich will den kompletten Namen, das Alter, das Geschlecht, den Beruf und natürlich den Wohnort, am besten auch einen Vermerk, ob sie Kontakte nach Heidfelde hatten. Und wenn ich alle Einwohner sage, meine ich das auch so. Also Menschen, Elfen, Zwerge, Hablinge und so weiter. Verstanden?“ der Baron nickte, „Gut, lass die Liste so schnell wie möglich an die Botschaft in Novigrad schicken. Sie werden sie an mich weiterleiten.“ Ich setzte mich auf den freien Stuhl und blickte kurz zu Geralt. Er stand an die Wand gelehnt, ein Bein angewinkelt und die Arme vor der Brust verschränkt. Wie es schien, behielt er die ganze Situation im Auge. Aber sein Gesicht zeigte keinerlei Regung.

„Jetzt erzähl mir von deiner Frau und deiner Tochter. Lass nichts aus.“ Forderte ich. Ich war froh, dass ich endlich sitzen konnte, mein Bein pochte ziemlich, aber ich wollte mir für diesen Auftritt keine Schwäche erlauben.

Der Baron erzählte nun alles von seiner Familie, selbst von dem Mord an dem Liebhaber seiner Frau damals. Er gab zu das er am Abend des Verschwindens so stark betrunken war, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte, aber am nächsten Morgen die Fehlgeburt gefunden und heimlich verscharrt hatte. Das war der Punkt, an dem Geralt sich ein mischte. Er wollte wissen wo und wie das Kind begraben wurde. Anscheinend ahnte Geralt was auf ihn zukommen könnte und war wirklich nicht erfreut darüber. Aber ich konnte das verstehen, der Fehlgeborene war kein leichter Gegner.

Da Geralt sich erst um das tote Kind kümmern musste und wir so erst frühestens am nächsten Tag weiterkonnten, bot der Baron mir das Gästezimmer an. Er führte uns hin und zeigte Geralt dann die Grabstelle. Als ich alleine im Zimmer war atmete ich erleichtert auf, das hatte besser geklappt, als ich gehofft hatte.

Ich humpelte zum Tisch und ließ mich dort nieder. Ich zog die Dokumente vom Magier Alexander raus und schrieb sie, so gut ich konnte ab. Dies dauerte eine Weile, da ich mir bei einigen Runen nicht sicher war, da Alexander alles schnell hingekritzelt hatte. Als ich damit fertig war, packte ich alles wieder ein und zog ein leeres Pergament aus der Tasche und machte mich daran einen Bericht zu schreiben.

So bemerkte ich nicht, dass jemand das Zimmer betrat und sich hinter mir stehen blieb. „Eine beindruckende Vorstellung vorhin.“ Meinte Geralt und erschrocken fuhr ich hoch, ich presste meine Hand auf die Brust, um mein Herz zu beruhigen und drehte mich zu ihm um. „Sag mal spinnst du? Wolltest du mich umbringen?“ fauchte ich ihn an, dann räumte ich schnell alle Unterlagen weg. Geralt brauchte jetzt noch nicht wissen, dass der Kaiser über jeden unserer Schritte Bescheid wusste.

„Hey, ich kann nichts dafür, wenn du so unaufmerksam bist.“ Gab er kühl zurück. Ich setzte mich wieder und rieb vorsichtig mein schmerzendes Bein.

„Hat der Kaiser dir wirklich so viel Macht gegeben, dass du in seinem Namen Urteile sprechen kannst?“ wollte Geralt wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Ach quatsch. Der Baron wusste es nicht und ich habe nur die Situation ausgenutzt und ihn das einfach glauben lassen. Niemand kam zu Schaden und wir haben die Informationen, die wir brauchen.“ Gab ich zu. Geralt nickte, „Gut, aber wenn du das nächste Mal so etwas vorhast, warne mich eher und erzähl mir was genau du vorhast. Was macht dein Bein?“

„Gut ich werde daran denken. Mein Bein tut weh, was denkst du denn. Aber wir können morgen trotzdem weiter. Unser nächstes Ziel ist dann Novigrad?" Geralt runzelte die Stirn. „Gut, wenn du meinst, aber jammere später dann nicht rum. In Novigrad müssen wir Triss suchen. Yen meinte sie könnte uns helfen.“ Ich stöhnte, na super, viele kleine Aufgaben, die nichts als Ärger bringen werden, doch Geralt verstand mein Stöhnen wohl falsch. „Keine Sorge, ich weiß wo sie wohnt. Auch wenn sie vielleicht nicht so erfreut darüber sein wird mich zu sehen.“ Meinte er. Ich zog fragend eine Augenbraue hoch, jetzt war vielleicht ein guter Zeitpunkt nach mehr Infos zu fischen. „Warum, ich dachte Triss wäre eine Freundin von dir?“ fragte ich ihn. Geralt ließ sich aufs Bett plumpsen und wischte sich mit der Hand übers Gesicht, „Wir waren Freunde, ich weiß nicht was wir jetzt sind.“ Er seufzte und schaute mich dann an. „Warum erzähle ich dir das eigentlich?“ fragte er.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin ein guter Zuhörer.“

Er stand wieder auf, „Ich sollte mich für heute Nacht vorbereiten.“ Ich ließ ihn. Schließlich wusste ich beinahe aus erster Hand, wie schwer der Kampf werden würde, wenn er sich nicht dazu entschloss den Fluch zu lösen.

Doch bevor er wirklich anfing, seine Öle und Tränke zu mischen, schickte er mich raus. „Ich habe mit dem Schmied gesprochen. Er fertig dir eine passende Rüstung an, er brauch nur deine Maße.“ Ich stemmte mich hoch und hinkte leicht zur Tür, „Gut, ich merke, wenn ich nicht erwünscht bin. Aber trotzdem viel Glück für nachher.“

Na da war ich mal gespannt, was für eine Rüstung Geralt für mich in Auftrag gegeben hatte. Hoffentlich nicht so ein Hexenjägermantel. Und dieser Kommentar dazu, eine Rüstung die eines Hexers würdig sei, so ein bullshit.

Ich verließ das Hauptgebäude und machte mich auf den Weg zum Schmied. Es fing schon wieder an zu Regnen und so beeilte ich mich über den Hof zu kommen. Ich machte noch einen kurzen Stopp beim Quartiermeister und überreichte ihm einen Brief an den Kaiser. In diesem erklärte ich, dass wir aufgrund unvorhersagbaren Problemen eine ziemliche Verzögerung hatten, aber alle Spuren in Velen in Sackgassen endeten und das wir jetzt nach Novigrad unterwegs sind. Ich bestätigte auch, dass ich persönlich dabei war, als Letho Tod zusammenbrach und wir uns um seinen Leichnam gekümmert hatten. Ich berichtete auch über die Zustände in Velen und dass dies später vielleicht noch zu Aufständen führen könnten. Auch gab ich die Abschrift von Alexanders Notizen dazu, mit zusätzlichen Vermerken und Bemerkungen, über das was ich zur Bekämpfung der Pest wusste. Schließlich handelte es sich um den selben Erreger wie in meiner Welt, da Ciri ihn aus dem mittelalterlichen Venedig mitgebracht hatte. Aber dies verschwieg ich lieber.
 

Ich hoffte das der Brief auch wirklich in Wyzima ankommen würde, außerdem fragte ich mich, ob der Kaiser sich dazu herablassen würde, mir eine Antwort zuzusenden oder zuzusenden lassen. Dann schritt ich rüber zu dem Schmied und seiner ‚Gehilfin‘ Joanna.

Diese kam auch gleich auf mich zu, „Ah du musst die Begleitung des Hexers sein. Er sagte bereits, er würde dich schicken.“ Ich nickte, „Ja er hat mich eben gerade hergeschickt. Er hat mir aber nicht verraten was genau für eine Rüstung er in Auftrag gegeben hatte.“ Fragte ich. Joana nickte und führte mich ins Gebäude hinter der Schmiede. „Nun sie soll so ähnlich werden wie die, die er aktuell trägt, aber ich denke wir könnten leichte Änderungen daran vornehmen. Als Frau brauchst du schließlich nicht so still los umherlaufen. Ich habe mir schon ein paar Verzierungen überlegt, die das alles etwas zierlicher aussehen lassen könnten.“ Meinte sie leicht hin. Meine Augen wurden groß, was bitte hatte sie sich jetzt ausgedacht. Joana schien das gesehen zu haben, „Keine Sorge, nichts zu Auffälliges, nur ein paar Punzierungen vielleicht?“ schlug sie vor. Ich schüttelte den Kopf, „Farblich könnte sie sich von Geralts unterscheiden und wenn eine Punzierung, dann eine weiße Rose auf der Brust.“ Entgegnete ich. Joana nickte, doch Fergus, der gerade reinkam, stockte und verengte die Augen. Sollte er doch denken was er wollte. „Gut, dann zieh doch bitte deine Rüstung aus. Dann kann ich die Maße nehmen. Und ich denke, das Kettenhemd und den Gambeson können wir mit einarbeiten. Beim Kettengeflecht dachte ich an 8in2 statt dem gewöhnlichen 4in1 und am Rücken an ein Camelotgeflecht.“ Dem stimmte ich zu. Das klang auf Jeden Fall besser als irgendwelche Punzierungen.

Ich zog also meine Rüstung aus und legte alles zur Seite. Meine Schuppenrüstung würde ich in der Obhut von Joana lassen. Sie wollte die Machart studieren und sehen, ob sie diese nachstellen kann. Außerdem wäre es nur hinderlich, sie die ganze Zeit mitschleppen zu müssen. Vielleicht könnte Geralt sie dann ja auch später nach Kaer Morhen mitbringen, wenn er Uma holte. Das heißt falls ich überhaupt soweit kommen würde.

Joana nahm alle Maße und notierte sie sich, sie machte auch Notizen zu der Rose, wie sie aussehen sollte. Als alles festgehalten war, schickte sie mich weg. Ich sollte am nächsten Tag vorbeikommen und fragen, wie weit die Rüstung ist.

Kurze Zeit später kam auch schon einer der Männer vom Baron und gab die Anweisungen von Geralt weiter. Da es bis zum Abend noch etwas hin war und ich nicht wusste, ob Geralt mich im Zimmer dulden würde, war ich unentschlossen was ich nun machen sollte. Ich schaute Fergus und Joana noch eine Weile zu, bis Joana genervt wurde. So bat ich den Zwerg, ob er kurz für mich Zeit hätte. Ich befragte ihn zu Hendrik und Heidfelde, aber er wusste nichts und war auch schon ewig nicht mehr in dem Ort gewesen. Damit verließ ich für den Tag die Schmiede.
 

Am nächsten Nachmittag war die Rüstung noch nicht fertig, aber Fergus hatte mir versichert, dass sie es am folgenden Tag auf jeden Fall sein würde.

So hatte Geralt genügend Zeit mich mit weiterem Training zu foltern. Als es dunkel wurde, war ich hundemüde, aber Geralt bestand darauf, dass ich lernte, wie ich meine Schwerter selber pflegen und schärfen konnte.

Während ich mich bereit für das Bett machte, traf Geralt sich mit einigen Männern des Barons draußen am Feuer und trank vermutlich mal wieder Unmengen an Alkohol. Ich nutzte die Gunst der Stunde oder eher des Tages und schlief mich aus. Wer weiß wann ich das, das nächste Mal tun konnte.

Am nächsten Tag traf ich einen verdächtig gut gelaunten Geralt. Er strahlte eine Zufriedenheit aus, die ich an ihm noch nicht gesehen hatte. Nun vielleicht hatte er am Abend eine willige Frau getroffen. Das würde es zumindest plausibel erklären. Wir aßen zusammen, während er mir von dem Fehlgeborenen erzählte. Er hatte den Fluch aufgehoben und das Wesen würde nun als Tölpelbold die Familie schützen. Nebenbei erfuhr ich noch einiges über die Zeichen, er erklärte mir, warum er meist eher mit Axii, als mit Somne arbeitete und alles Grundlegende zu den anderen. Er erzählte mir sogar, dass Eskel immer der bessere von Beiden in Sachen Zeichen war. Das hatte mich immer schon gewundert, sollte Geralt die nicht eigentlich besser beherrschen, schließlich war seine Mutter, Visenna, eine Zauberin.

So überrascht ich über Geralt war, musste wir trotzdem bald los und somit musste ich erst bei der Schmiede vorbei. Die Rüstung war kurz bevor ich ankam fertig geworden. Joana präsentierte sie stolz. Das Leder war fast nachtschwarz und das Kettengeflecht war dunkel brüniert. Das Camelotgeflecht am Rücken hob sich silbern hervor und die Rose auf der Brust wirkte beinahe echt.

Schnell probierte ich sie an. Sie passte relativ gut und an der Taille konnte ich sie, dank der Schnürungen anpassen. Das Leder war noch ein wenig steif, aber das würde sich von alleine geben. Obwohl sie eng anlag hatte ich eine gute Bewegungsfreiheit und sie war erstaunlich leicht. Was aber auch mit der guten Passform zu verdanken war.

Das Amulett versteckte ich wieder unter meiner Kleidung, nicht gewillt es jetzt schon preiszugeben. Ich schnallte meine Waffen um und bezahlte die 50 Kronen an Joana. Mit der Jägerhose, die ich am Vortag in der Quartiermeisterei gekauft hatte, konnte ich jetzt schon fast im Partnerlok mit Geralt gehen. Meine Beinschienen ließ ich genau wie meine Schuppenrüstung in der Obhut der Schmiede. Ich warf mir meinen Umhang über und verabschiedete mich von Joana und Fergus. Ich ging in das Gästequartier und holte meine restlichen Sachen.
 

Einige Stunden später waren wir in dem kleinen Örtchen Maubeertal angekommen. Wir quartierten uns für die Nacht in die Taverne ein. Geralt hatte auf dem Weg wieder das Spielchen mit dem Schwert ziehen gespielt und so langsam bekam ich Übung darin, obwohl das Ziehen deutlich besser klappte als das Wegstecken. Aber dafür hatte man nachdem Kampf ja mehr Zeit. Meine Pfeilwunde tat kaum weh und schränkte mich daher nur wenig ein, aber ich war trotzdem froh, abends aus dem Sattel zu kommen.

Während es draußen mal wieder stürmte und regnete saßen wir in dem warmen Schankraum der Taverne. Geralt trank temerischen Roggen, ich hingegen rivianischen Kriek. Ein Kirschbier, das fast genauso schmeckte wie der Kirschporter. Nebenher aßen wir etwas gegrilltes Fleisch und Brot. Geralt war immer noch recht gut gelaunt und so erzählte er mir einige Geschichten über seine ‚Brüder‘ und Vesemir. Als der Abend spät wurde und Geralt sich zu den anderen gesellte, um ein wenig Gwent zu spielen, verzog ich mich ins Bett.

Ich konnte relativ gut schlafen doch der morgen kam viel zu früh, aber Geralt wollte unbedingt vor dem Abend endlich in Novigrad ankommen. So kaufte ich noch ein wenig frisches Essen für den Weg und Geralt machte die Pferde bereit.

Ungefähr um die Mittagszeit erreichten wir den Grenzposten am Pontar. Bald wären wir Novigrad, doch leider machte uns der eine Offizier einen Strich durch die Rechnung. Geralt ließ sich bequatschen, um dem Monster im Wald nach zu gehen. Mir blieb nichts anderes übrig, um ihm zu folgen, wenn ich nicht zwischen den ganzen Flüchtlingen warten wollte.

Nun dann ging ich halt mit Geralt auf Elfen Jagd. Nicht das er es wüsste, aber er würde es schon früh genug erfahren.

Wir folgten den Spuren im Wald, die bis zu dem Hügel bei der Taverne am Scheideweg führten. Am Flussufer ließ ich mich zurückfallen, denn ich hatte keine Lust in das Kampfgetümmel hineingezogen zu werden. Geralt würde das auch wunderbar alleine hinbekommen.

Aus der Entfernung konnte ich sehen, wie Geralt dem Elf seine Waffen gab und von ihm weggeführt wurde.

Es dauerte eine ganze Weile bevor Geralt wiederauftauchte. Er sah nicht unbedingt erfreut aus, „Wo warst du auf einmal?“ wollte er grimmig wissen. „Ich war ein Stück hinter dir, aber als ich dich mit dem anderen Typen gesehen hatte, dachte ich mir, ich halte mich daraus.“ Entschuldigte ich mich. Geralt akzeptierte dies erst einmal und wir ritten zurück zum Grenzposten. Geralt überbrachte die Eichhörnchen Schwänze als Beweis und erhielt seine Belohnung. Dann endlich konnten wir die Brücke überqueren.

Glücklicherweise hatten wir gültige Passierscheine dabei, wir konnten den Fluss hinter uns lassen und bald konnten wir Novigrad am Horizont erkennen. Eine dicke Wolkendecke hing über uns und kündigte das nächste Unwetter an. Wir trieben die Pferde an, doch Ferneck erreichten wir nicht im trockenen. Schnell war der winzige Vorort durchritten und wir erreichten das Tor des Hierarchen, das uns direkt in die Gloriengasse führen würde. Am Tor wurden wir erneut angehalten und mussten unsere Dokumente erneut vorzeigen. Mit etlichen Warnungen und Beschimpfungen, waren wir endlich in Novigrad angekommen.

Wir folgten der Gasse, als in dem Gebäude neben uns Tumult ausbrach und jemand aus der Tür geflogen kam. Als ich mich darüber beschwerte, wurde ein kleiner, stämmiger und sehr bärtiger Mann auf uns Aufmerksam. Er kam auf uns zu gestapft.

„Geralt, genau wie immer zur rechten Zeit!“ brummte er freudig. „Zoltan, wie immer mit den Stiefeln in fremden Ärschen. Wer waren diese Männer?“ Erwiderte Geralt. „Örtliches Gesocks, ich war nur einen Moment lang weg und schon haben die sich bei uns breit gemacht.“ Erklärte Zoltan. Von drinnen konnte man noch immer Stimmen hören. „Da ist wohl ein Frühjahrsputz fällig. Ich muss sie alle rauswerfen. Hilfst du mir?“ fragte der Zwerg.

Geralt nickte, aber sah dann doch zu mir rüber. Erst jetzt schien Zoltan mich wirklich wahrzunehmen. „Oh und wer ist das?“ fragte er Geralt. Der meinte nur „Später.“ Und betrat das Gebäude. So blieb ich mit Plötze und Tetris vor der Taverne alleine stehen, da Zoltan dem Hexer schnell folgte. Ich stieg nun ebenfalls von meinem Pferd und führte dann beide in den benachbarten Stall. Ich bezahlte für ihre Versorgung einige Tage im Voraus und nahm dann unsere Taschen und ging zurück zum Rosmarin.

Geralt und Zoltan hatten gerade den letzten hinausgeworfen, als ich das Gebäude betrat. So dreckig wie es aussah, roch es auch.

„Na also, dass lief gut. Jetzt können wir uns endlich anständig begrüßen. Ist ja ewig her.“ Meinte Zoltan. „Na Zoltan, gut siehst du aus.“ Gab Geralt zurück. „Bin in letzter Zeit gut in Übung. mahakamer Met kann man jetzt im Krieg natürlich vergessen, aber redanisches Bier ist auch nicht verkehrt. Aber du, … du siehst mitgenommen aus. Was betrübt dich?“ wollte der Zwerg wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.

Geralt seufzte, „Es geht um Ciri. Ich weiß das sie in Novigrad war, oder noch ist.“ „Du meinst sie ist zurück? Donnerwetter. Ob ich sie überhaupt erkennen würde? Wie lange ist es her sechs Jahre, sieben? … Aber was würde sie hier wollen?“ wunderte sich Zoltan.

„Sich verstecken schätze ich. Sie könnte in Gefahr sein.“ Erzählte Geralt.

Ich hingegen stand die ganze Zeit still an der Tür und hörte den Beiden zu. Ich wollte die alten Freunde nicht stören.

„Hast du von ihr geträumt?“ fragte der Zwerg. „Ein paar Mal. Von ihr und der wilden Jagd.“ Seufzte der Hexer.

„Oooh, nicht gut.“ Warf Zoltan ein und schüttelte den Kopf. „Vielleicht hätte Rittersporn etwas gewusst, aber der ist verschwunden.“ Murmelte Zoltan.

„Was ist mit Rittersporn?“ wollte Geralt wissen. „Hah, das wüsste ich auch gerne. Vielleicht könnte er mir erklären, was zur Hölle hier los war. Ich bin gerade zurückgekommen, wie du gesehen hast, habe mich auf einen Schweinebraten und ein kaltes Bier gefreut und was erwartet mich? Ein Saustall! Rittersporn weg, die Taverne rappelvoll mit Pennern. Ich habe keine Ahnung was passiert ist.“ Lamentierte Zoltan und gestikulierte wild. Geralt blickte sich um, „Sehen wir uns doch mal um, vielleicht finden wir irgendwelche Hinweise.“ „Gute Idee, fangen wir im Erdgeschoss an. Da sitzt und schreibt er immer.“ Schlug Zoltan vor.

Dann drehte er sich zu mir um, „Dein Hexer Freund da, kann auch helfen.“ Geralt und ich schauten ihn beide ungläubig an. Dann grinste ich und zog mir die Kapuze vom Kopf, „Oh ich bin aber weder sein Freund, noch ein Hexer.“ Meinte ich. „Ich bin Geralts …“ „Aufpasser.“ Beendete der Zwerg für mich, „Ich hatte die Gerüchte nicht für bare Münze genommen. Aber wie ich sehen muss, scheinen sie doch wahr zu sein.“ Gab er zu. Geralt knirschte mit den Zähnen, solche Gerüchte gefielen ihm überhaupt nicht.

Ich nickte, „Der Kaiser wünscht, dass unser Unruhestifter hier unter Beobachtung bleibt. Vor allem da Cirilla wiederaufgetaucht ist.“ „Wir können später alles besprechen, wir suchen jetzt erst einmal nach Hinweisen und gehen dann zu Triss. Am Abend müsste sie zuhause sein.“ Wechselte Geralt das Thema. Wir stimmten zu und machten uns auf die Suche. Wobei ich eigentlich nicht wusste, was die Beiden dachten, wie ich helfen könnte. Schließlich kannte ich Rittersporn offiziell gar nicht.

Aber nach einiger Zeit, hatten Geralt und Zoltan alle Hinweise zusammengesammelt. Die Briefe und den Terminplaner von Rittersporn. Zoltan wollte die Liste schon aufteilen, doch ich griff ein, „Zoltan, ich denke du solltest hier ein wenig das Chaos beseitigen und Geralt und ich besuchen Triss. Morgen können wir uns um Rittersporn kümmern.“ Warf ich ein.

Geralt, der gesehen hatte, dass die Liste in Reimform geschrieben war, sah ein klein wenig dankbar aus. Er stimmte mir auch recht schnell zu. Zoltan war somit überstimmt. Der Zwerg zeigte uns noch schnell eine große Truhe, nahe der Eingangstür, in der wir unsere Taschen deponieren konnten. So mussten wir sie nicht mit durch die Stadt schleppen.

Nachdem alles verstaut war, machten wir uns auf den Weg zum Platz der Hierarchen. Geralt führte den Weg an, da ich mich hier ja gar nicht auskennen könnte. Doch waren wir erst am Platz angekommen, musste ich Geralt zurückhalten. Es waren zwei Scheiterhaufen errichtet und auf Beiden stand jeweils eine Person. Auf dem einen eine Frau, auf dem anderen ein Mann. Doch was Geralt so aufbrachte, war, dass er die Frau kannte. Felicitas Cori. Eine Magieadeptin aus Aretusa. Geralt traf sie in Loc Muinne.

„Geralt, beruhig dich. Wir können ihnen nicht helfen.“ Zischte ich ihm leise zu. „Denk an Triss, wenn du hier Ärger machst, könntest du sie auch in Gefahr bringen.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. Er kniff die Augen zu und ballte die Hände zu Fäusten. Kurze Zeit später wand er sich ab und ging auf ein Tor, in einer der Fassaden zu. Schnell folgte ich ihm. Es verwunderte mich, die beiden Diebe auf dem Hof vor Triss Haus zu treffen, ebenso, dass die gleichen Personen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, als Geralt die Stadt erreichte, obwohl es mittlerweile eigentlich einen großen Zeitunterschied gab. Scheinbar blieben einige Dinge gleich, egal was geändert wurde.

Diesmal ließ ich Geralt tun was er wollte und griff nicht ein, sollte er doch ein wenig Dampf ablassen, in dem er die Diebe verplättete. Verdient hatten sie es und sie waren selber schuld, wenn sie die (Ex-) Freundin eines Hexers beleidigten.

Und wie aufs Stichwort erschien auch Caleb Menge. Da ich wusste, dass er Rittersporn in Haft hatte, beschloss ich das Risiko einzugehen und die Situation hoffentlich zu unseren Gunsten nutzen zu können. Bevor Menge sich überhaupt an Geralt wenden konnte, mischte ich mich schon ein. „Hauptmann Menge, was für eine Ehre sie persönlich zu treffen.“ Schleimte ich ein wenig. Er erhob eine Augenbraue, „Solch Worte von einem Mutanten, ich bin überrascht.“ Höhnte er. Ich zog die Augenbraue zusammen, war Menge blind? Ich sehe doch überhaupt nicht aus wie ein Hexer!

„Oh Hauptmann, Sie täuschen sich. Er ist der Mutant, nicht ich.“ Ich deutete auf Geralt. „Ich bin hier, um aufzupassen, dass der Hexer keinen Ärger macht.“ Menge musterte mich noch einmal genauer, dann blieb sein Blick auf der Rose hängen. Seine Mundwinkel hoben sich leicht, „Ah ich verstehe.“ Meinte er. Ich würde sagen er tat es nicht, aber solange er mich auf seiner Seite denkt, könnte es nützlich sein. In meinem Rücken konnte ich den wütenden Blick von Geralt spüren, aber ich versuchte ihn zu ignorieren.

„Ich entschuldige mich, meine Dame. Das Schwert auf dem Rücken und die Rüstung haben mich zu der Annahme gebracht.“ Ich nickte, „Ihnen sei verziehen Hauptmann. Aber vielleicht könnten wir beide uns ein wenig unterhalten, nur um andere Missverständnisse vorzubeugen, natürlich. Und vielleicht könnten wir Erfahrungen austauschen?“ Lächelte ich ihn an. „Aber verzeiht mir. Ich habe mich selbst noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Alanya Trandafirul.“

Menge nickte, „Eine Freude, aber was ist mit ihm?“ er nickte in Richtung Geralt. Ich drehte mich zu ihm um und wenn Blicke töten könnten, wäre ich auf der stelle Tod umgekippt. „Geralt, sei so lieb und such deine Freundin, ja? Oder geh zu Zoltan ein bisschen Karten spielen.“ Geralts Augen zogen sich gefährlich zusammen und ich versuchte mit den Augen irgendwie zu signalisieren, dass er bitte gehen sollte. Hoffentlich verstand er meinen Hinweis. Er nickte ruckartig und machte sich grummelnd auf den Weg in Richtung Tor. „Geralt, das ist nicht höflich.“ Rief ich ihm hinterher. Ohne sich umzudrehen, hob eine Hand zum Gruß und brummte etwas das wie, „Bis später!“ klang. Dann grummelte und fluchte er noch mehr in seinen Bart und ich musste schlucken. Hoffentlich hatte ich es jetzt nicht zu weit getrieben.

„Solch ein ungehobeltes und grobes Verhalten.“ Brummte Menge. „Ja, aber bei der Ausbildung zum Hexer, kam es wohl nicht auf die Etikette an.“ Meinte ich. „Das könnte einer der Gründe sein.“ Stimmte Menge mir zu. „Gehen wir ein Stück, in meinem Arbeitszimmer können wir ungestört reden und Getränke habe ich auch.“ Schlug er mir vor.

Ich nickte, „Gerne, zeige den Weg.“ Bat ich. So folgte ich Menge über den Platz der Hierarchen in Richtung Krüppelkati. Schon als wir auf der Brücke waren, konnte man schluchzen und heulen der Dirne vor dem Gebäude hören, aber niemand schien sich dafür zu interessieren. Nun ja, keinen bis auf Menge. Zielstrebig ging er auf die Frau zu und wollte harsch von ihr wissen, was das Theater sollte. Als sie ihm immer noch schluchzend von den Skelligern erzählte, rief der Hauptmann einige Wachen und Hexenjäger, die sich in der Nähe aufhielten und befahl ihnen, die Unruhestifter aus dem Gebäude zu werfen.

Als wir uns kurze Zeit später weiter in Richtung Hafenviertel bewegten, erzählte Menge mir, wie sehr er diese ganzen Unruhen verabscheute, genau wie die Bettler und Fisstechabhängingen in der Stadt. Er war der Meinung, dass solche Leute nicht nach Novigrad gehörten, da sie nur Ärger und Chaos verbreiteten. Irgendwie hatte er ja recht, aber andererseits auch nicht.

Als wir den Außenposten erreicht hatten, führte Menge mich, unter den Blicken der Hexenjäger, die Treppe hinauf und dann in sein Arbeitszimmer.

Er ließ noch einen Stuhl kommen, damit ich nicht auf dem kleinen Schemel sitzen musste. Erst als ich endlich saß und mein Bein zur Ruhe kam, verspürte ich langsam wieder schmerz in der Wunde. Was auch immer der Waideler mir in die Wunde geschmiert hatte, betäubte sie sehr gut und langanhaltend. Vorsicht rieb ich über den Muskel um ihn ein wenig zu entspannen. Als ich aufschaute sah ich, dass Menge mich beobachtet hatte. „Eine Pfeilwunde.“ Erklärte ich ihm. Er nickte und reichte mir einen Pokal, der mit rotem Wein gefüllt war. Dankend nahm ich ihn und trank einen Schluck. „Hm, Silber? Man kann nie vorsichtig genug sein, nicht wahr?“ lächelte ich.

Menge entspannte sich ein wenig, jetzt da er wusste das ich kein Doppler oder anderes war.

„Allerdings, aber was mich eher interessieren würde, warum begleitest du den Hexer?“ fragte er mich direkt. Ich zögerte kurz, überlegte wie ich am besten antworten konnte. „Nun, ein ziemlich reicher Nilfgaarder hatte Geralt beauftragt, seine Tochter zu finden und obwohl er nicht bezweifelt, dass er sie findet, traut er dem Hexer dann doch nicht zu, sie nach Hause zu bringen. Deswegen hatte er zusätzlich mich angeheuert. Außerdem lassen sich Hexer immer so leicht ablenken, wenn sie irgendwo einen Monstervertrag wittern. Ich soll ihn in der Spur halten.“ Erzählte ich.
 

„Nun das klingt schrecklich. Es ist sicher nicht einfach, mit so jemanden reisen zu müssen.“ meinte er

Aufrichtig und schenkte mir noch ein wenig Wein ein. „Ja, sehr. Da er damit überhaupt nicht einverstanden war, dass er einen Aufpasser bekam, hat er sogar versucht zu flüchten. Hat mich fast einen ganzen Tag gekostet ihn wieder zu finden.“ Beschwerte ich mich. „Und dann am nächsten Tag, zog er mich einfach in einen Monsterkampf hinein, ohne zu wissen ob ich dafür ausgestattet war oder nicht und auch noch völlig gegen meinen Willen.“ Erzählte ich weiter.

So erzählten wir noch eine ganze Weile und tranken nebenbei immer wieder vom Wein.

„Weißt du, als ich in Wyzima war, hörte ich das Gerücht, das Geralt mehrmals angeboten wurde, dem Orden der flammenden Rose beizutreten. Angeblich hatte ihm das Siegfried von Denesle mehrmals gefragt und wohl selbst Jacques de Aldersberg auch.“ Flüsterte ich unter dem starken Einfluss des Alkohols. Prompt verschluckte sich Menge an seinem Wein und fing an zu husten. „Bitte?“ fragte Menge, als er sich wieder beruhigt hatte. Ich nickte heftig, „Ja, der einzige Grund warum er wohl abgelehnt hatte war, dass er nicht im Zölibat leben wollte. Das habe ich vom Schmied erfahren. Er stand wohl in der Nähe, als das gesagt wurde.“ Fuhr ich leicht lallend fort.

Wir schauten uns an und fingen gleichzeitig an zu prusten und zu lachen. Ein Hexer im Hexenjägerorden!

„Nun das aufspüren einiger Hexen wäre dadurch sicherlich einfacher gewesen.“ Scherzte Menge. Mein Blick fiel auf das Fenster, draußen war es schon lange dunkel. „So sehr ich den Abend genossen habe, aber ich denke ich muss mich für Heute verabschieden.“ Menge verstand, für ihn war es wohl auch ein langer Tag gewesen. Er brachte mich noch bis in den Innenhof, wo sich noch einige Hexenjäger aufhielten. Man sah ihnen deutlich an, dass sie nicht damit gerechnet hatten, das Menge noch da war, aber sie hatten sich schnell sortiert. Einer von ihnen sollte mich sogar noch bis zu meiner Unterkunft begleiten, damit auch sicher dort ankam.

So torkelte ich mit einem Hexenjäger im Schlepptau durch die Gloriengasse, bis zum Rosmarin. Vor der Tür angekommen, schickte ich ihn weg.

Schon als ich die Tür öffnete, konnte ich die Stimmen von Zoltan und Geralt hören. Sie waren laut und klangen schon recht betrunken. Ich schlüpfte schnell hinein und schloss leise die Tür hinter mir.

Die Beiden saßen an einem Tisch, aber mit dem Rücken zur Tür. So das sie mich noch nicht gesehen hatten. Ich stockte, als ich hörte was Geralt sagte.
 

„Sie kann doch nicht normal sein! Was für eine Freude sie persönlich zu treffen, Menge!“ äffte er mich nach. „Und dann schickt sie mich wie ein kleines Kind weg! Geralt sei so lieb und such deine Freundin! Woher wusste sie überhaupt von ihm? Sie sagte sie käme nicht von hier und doch spricht sie die Gemeinsprache und Nilfgaardisch.“ regte er sich weiter auf. „Das hat sie wirklich gesagt?“ wollte Zoltan wissen. Geralt nickte. „Ja, sie ist ständig so komisch. Yen sagte, sie könnte verflucht sein. Als ich es überprüfen wollte, hat sie mir beinahe den Finger abgebissen. Davor hatte sie versucht mich anzugreifen, als ich neben ihrem Bett stand. Sie schaffte es sogar Letho aufs Kreuz zu legen!“ zählte er auf. Zoltan, der scheinbar gerade einen Schluck getrunken hatte, fing an zu husten. „Bitte was? Du verarschst mich doch. Selbst du hattest kaum eine Chance, als du damals gegen ihn gekämpft hattest. Und jetzt sagst du mir, dass diese Frau das getan hat?“ fragte Zoltan.

Geralt strich sich durch die Haare. „Ja, den Kampf an sich hatte ich nicht gesehen, aber als ich dazu kam, lag Letho vor ihr auf dem Rücken, mit ihrem Dolch am Hals. Wenn ich sie nicht abgelenkt hätte, als ich nach ihr rief, hätte sie Letho besiegt. Letho hielt sie anfangs auch für einen Vampir.“ Murmelte er. „Du glaubst sie ist kein Mensch, oder zumindest verflucht und dann lässt du sie mit Menge alleine!?“ wurde Zoltan laut. „Mir doch egal was er mit ihr macht, bin ich sie endlich los. Sie hatte sogar Keira gegen mich aufgehetzt, Letho ist auf ihrer Seite, verteidigte sie und sie hatte damit gedroht Yen gegen mich aufzubringen. Man gut, dass sie Triss noch nicht getroffen hat, wer weiß was sie dann wieder angestellt hätte.“ Murrte er.

Ich wusste nicht, ob ich beleidigt, verletzt oder wütend über Geralts Worte sein sollte. Am liebsten wäre ich aus der Taverne geflohen, aber ich wusste nicht wohin, so blieb ich vorerst weiter hin an der Tür stehen und hörte das Gespräch zwischen den beiden Männern zu.

„Geralt! Sag sowas doch nicht, …“ „Und warum nicht? Soll sie doch bleiben wo der Pfeffer wächst. Wenn Menge sie auf den Scheiterhaufen bringt, zünde ich ihn gerne für ihn an. Nur um sicher zu gehen, das ich sie wirklich los bin. Sie ist manipulierender und intriganter als so manche Zauberin. …“ den Rest hörte ich nicht mehr.
 

Ich lief durch die Stadt in Richtung Tempel. In Kirchen herrschte immer eine ganz beruhigende Atmosphäre, vielleicht war es in einem Tempel des ewigen Feuers ähnlich. Ich hatte Geralts Reaktion zwar selbst provoziert, aber es tat trotzdem weh, so etwas zu hören.

Ich eilte durch die Straßen, an der Rückseite des Eisvogels vorbei, in dem nach der Lautstärke zu urteilen, noch reger Betrieb herrschte. Dann den Weg oberhalb des Badehauses und zur Brücke. Es war irgendwie merkwürdig, hier entlang zu gehen, wo bald eine mächtige Person ermordet werden würde, dazu die Stille, die nur gelegentlich von einer Wache oder Hexenjäger unterbrochen wurde. Ich folgte der Straße am Kurfürstenplatz entlang, immer weiter den Berg hoch und stand dann vor dem Tempeltor.

Ich näherte mich der Tür und da mich bisher keiner aufgehalten hatte, schritt ich hindurch. Der Anblick war Atemberaubend, der Tempel in dessen Inneren, die ewige Flamme loderte, davor ein etwas kleinerer Schrein, um den sich noch wenige Gläubige und Priester für das Nachtgebet versammelt hatten. Ich schritt die Treppe hinunter und an dem Schrein vorbei. Ich ging auf das Hauptgebäude zu, als ich die Stufen zu der Feuerschale hinaufging, konnte ich die Blicke der Wachen auf mir spüren. Als die Wärme der ewigen Flamme mein Gesicht erreichte, musste ich lächeln. Es war ähnlich, als wenn ich in eine Kirche gehen würde. Es mag vielleicht keinen Gott geben, aber irgendetwas Mächtiges. Sonst würde es, meiner Meinung nach, nicht zu solchen Atmosphären in ‚Gotteshäusern‘ kommen.

Als ich vor der Flamme zum stehen kam, zog ich meine Kapuze herunter und kniete nieder. Ich konnte das Keuchen der Wachen hören, scheinbar waren sie mir mit ihren Blicken gefolgt. Für sie musste es so aussehen, als würde ein Hexer, ein Mutant, zu dem ewigen Feuer beten.

Ich betete zwar nicht, aber da ich hier in dieser Welt nur zu Gast war, wollte ich dem Glauben hier doch meinen Respekt zollen. So wie ich es auch tun würde, wenn ich in einem jüdischen Tempel oder einer Moschee wäre.

Ich ließ die Ruhe, die hier herrschte mich erfüllen und schöpfte neuen Mut und neue Hoffnung, um in dieser Welt weiter machen zu können. Meine Gedanken beruhigten sich und der Plan, wie ich hoffentlich ohne weiteres an Rittersporn kommen könnte, bildete sich weiter aus. Es war gut, dass ich versuchte auf der guten Seite von Menge zu bleiben, wenn er mich nicht mochte, würde er mir nie Rittersporn aushändigen, ich würde aber auch die nilfgaardische Botschaft mit einbeziehen und den General. Ein grinsen schlich sich mir aufs Gesicht, ich würde Geralt nichts darüber sagen, soll er es alleine versuchen, Rittersporn würde es sicher lieben, den Hexer auf der Bühne zu sehen.

Ich verweilte noch eine ganze Weile in Gedanken, bis ich auf einmal Schritte und das Geklapper von Rüstungen hinter mir hörte. Ich schaute über die Schulter nach hinten, ohne aufzustehen. Die redanischen Wachen hatten gerade Wachablösung. Doch mir fiel auch noch etwas anderes auf, am Horizont wurde es schon wieder hell. Ich hatte fast die ganze Nacht hier gekniet. Wenn ich nicht noch mehr Blicke auf mich ziehen wollte, sollte ich wohl langsam gehen.

Meine Gelenke knackten unangenehm, als ich aufstand. Ich war zwar Müde und erschöpft und doch gleichzeitig merkwürdig ausgeruht.

Da ich den Wachwechsel nicht stören wollte, nahm ich die Treppe zu meiner linken. Ich hatte gerade die letzte Stufe hinter mir gelassen, als ich etwas an meiner Brust spürte. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, doch je näher ich der Klippe und der Mauerruine kam, desto doller wurde es. Da bemerkte ich auch, dass es sich um eine Vibration handelte. Ich fasste mit der Hand auf die Stelle, unter der Rüstung trug ich das Amulett, das ich von Letho bekommen hatte. Da die Vibration immer stärker und somit unangenehmer wurde, zog ich es hervor. Trugen die Hexer es deswegen über der Rüstung? Meines hing jetzt ähnlich wie dem von Geralt auf der Brust. Doch das Vipernamulett war etwas größer, aber dafür flacher. Daher konnte ich es vorher ohne Probleme unter der Rüstung tragen. Ich blickte mich um, eigentlich sollte es hier keine Monster geben, dafür war es auch viel zu still. Sollte sich hier etwas herumtreiben, wäre es sicherlich entdeckt worden und die Leute dementsprechend in Panik. Am liebsten hätte ich mir mit der Hand vor die Stirn geklatscht. Die Hexeramulette vibrieren nicht nur wenn ein Monster in der Nähe ist, sondern auch bei Orten der Macht. Und hier am Tempel gab es einen. Ich ging zu der Stelle wo er auch im Spiel gewesen ist und tatsächlich stand dort eine Stele. Die uralte Magie ließ meine Haut prickeln, doch wirklich unangenehm war es nicht. Ich setzte mich im Schneidersitz vor die Stele und lehnte mich an den Stein. Er war trotz der kühlen Naht ein wenig warm, als ob er die ganze Zeit von der Sonne angestrahlt worden wäre. Hier konnte ich die Ruhe noch ein wenig genießen, ohne zu viele Blicke auf mich zu lenken.

Als hell genug wurde, nahm ich etwas Pergament aus der Tasche und schrieb den Bericht an den Kaiser. Ich berichtete, dass wir einige Hinweise auf Cirilla in Novigrad gefunden haben und das wir denen jetzt nach gehen müssten.

Als ich den Brief versiegelt und wieder verstaut hatte, beobachtete ich den Sonnenaufgang. Ich musste, an den Stein gelehnt, eingedöst sein. Den auf einmal war ein Schatten über mir und ich konnte die Worte, „Habe ich dich endlich gefunden!“ hören.

Ich riss meine Augen auf und wollte schon aufspringen, doch es stand kein Unbekannter vor mir. Menge stand vor mir, begleitet von einigen Hexenjägern. Verwirrt blinzelte ich zu ihm hoch. „Ich wusste nicht das ich gesucht wurde.“ Murmelte ich.

„Ich hörte heute Morgen, dass du vermisst wurdest, obwohl du eigentlich in der Taverne angekommen bist. Dein Hexer und der Zwerg haben beinahe die ganze Stadt befragt, so erfuhr ich davon. Da ich sicher gehen wollte, dass der Hexer dir nichts angetan hatte, ließ ich ebenfalls nach dir suchen. Dann kam eben einer meiner Leute zu mir, der gehört hatte, dass ein Hexer die ganze Nacht zum ewigen Feuer gebetet haben soll. Und so viele Hexer gibt es aktuell nicht in der Stadt.“ Erklärte er mir. „Das war sehr freundlich von dir Hauptmann. Aber keine Sorge, der Hexer hat mir nichts getan, außer meine Gefühle zu verletzen. Ich kam her, da ich in Tempeln immer wieder zur Ruhe finde, im Körper wie auch in der Seele. Die Wärme der ewigen Flamme tat den Rest. Mir geht es jetzt wieder gut.“ Lächelte ich. Oh Gott, ich hörte mich schon fast so an, wie einer der fanatischen Priester. Ich stand auf und wischte den Staub von meiner Kleidung. Als ich Menge und die Hexenjäger ansah, konnte ich erkennen, dass sie nicht mit einer solchen Antwort gerechnet hatten. Menge nickte, „In Ordnung. Aber wenn du seit gestern Nacht im Tempel warst, solltest du etwas Essen. Wir könnten unser Gespräch von gestern fortsetzen.“ Schlug er vor. „Gerne, aber ich werde dich einladen. Als Entschädigung für die Suche.“ Menge stimmte zu und winkte seine Untergebenen weg.

Doch im Gegensatz zu den Hexenjägern gingen wir nicht durch das Hauptportal, sondern Menge führte mich über einige Treppen und Gänge aus dem Tempelbezirk hinaus.

Wir gingen über die nun gut befüllte St. Gregors Brücke, durch Gildorf bis zum Eisvogel am Platz der Hierarchen. Es war ungefähr um die Mittagszeit und die Taverne war gut besucht. Wir fanden einen freien Tisch, so ziemlich in der Mitte und Menge winkte den Wirt, Oliver, herbei. Mit verunsicherten Blick kam er zu uns. „Ein Hexer und ein Hexenjäger, was könnten die wohl gemeinsam haben?“ versuchte er zu scherzen. Wir schauten ihn böse an, „Monster jagen.“ Sagte Menge trocken. „Außerdem bin ich kein Hexer.“ Fügte ich hinzu. Der Wirt entschuldigte sich schnell und nahm unsere Bestellung auf. Als das Essen kam, diskutierten Menge und ich gerade über Hexer und Magier. „Warum bist du der Meinung, Hexer seien bemitleidenswerte Kreaturen? Sie sind Mutanten, Monsterschlächter!“ fragte Menge mich. Ich schluckte mein Essen runter. „Genau deswegen. Sie konnten es sich nicht aussuchen, sie wurden gezwungen es zu werden. Es ist grausam, kleine Kinder als Bezahlung zu verlangen, ihnen alles Mögliche anzutun, damit ihre Körper mutieren, um das was, für einen Hungerlohn und Verachtung Monster zu beseitigen. Sie werden bespuckt und betrogen, gemieden und verachtet, dafür das sie täglich ihr Leben riskieren, damit andere ihnen das antun können. Ich bin einige Zeit jetzt mit einem Hexer unterwegs und das ist wahrlich kein schönes Leben. Und wer ist schuld? Die Magier wieder. Sie haben die Vorgänge erfunden, die Regeln für die Hexer aufgestellt, aber selbst leben die meisten Magier im Luxus, manipulieren die Herrscher und Könige und somit lenken sie alle wichtigen Geschehnisse in der Welt.“ Menge hörte nachdenklich zu. „Aber sie sind Monster, gefühlslose Mutanten.“ Versuchte er zu argumentieren. Ich schüttelte den Kopf und nahm noch einen Schluck von meinem Saft, bevor ich antwortete, „Wenn sie das wären, hätten sie sich schon lange zusammengeschlossen und wären gegen diese Ungerechtigkeit vorgegangen. Aber das tun sie nicht, sie versuchen einfach nur zu überleben, in dem sie das machen was ihnen von klein auf beigebracht wurde.“

„Also was schlägst du vor?“ fragte er mich. „Scher sie nicht alle über einen Kamm, es gibt gute und schlechte, genau wie bei den ‚Normalen‘ Menschen. Gehe nur gegen die vor, die sich etwas zu Schulden haben kommen lassen.“ Versuchte ich ihn zu überzeugen. Er schüttelte den Kopf, „Ich werde darüber nachdenken und sehen, ob ich das kann.“ Ich nickte und schweigend aßen wir weiter. Mein Blick fiel auf eines der Fahndungsplakate, das draußen an einer Mauer vor dem Fenster hing. Nach einiger Zeit folgte Menge meinen Blick. „Zauberinnen, die schlimmsten von ihnen.“ Erklärte er. „Soweit ich weiß, verstecken sie sich hier irgendwo in Novigrad, meine Männer suchen unablässig nach ihnen.“ Fuhr er fort. „Ich werde meine Augen und Ohren offenhalten. Falls ich etwas mitbekomme, werde ich Bescheid geben. Magier könnten soviel gutes tun, aber nein sie haben sich entschieden nach noch mehr Macht zu streben, sie müssen aufgehalten werden.“ Bot ich an. Menge nickte. „Das wäre hilfreich.“

Obwohl wir schon aufgegessen hatten, saßen wir noch eine ganze Weile zusammen da und erzählten. Ich hetzte mit ihm zusammen gegen Magier und Zauberinnen, obwohl dies nicht wirklich meine persönliche Meinung war. Es gab sicherlich einige Vertreter dieser Art, die nicht so machthungrig sind und einen guten Charakter haben.

Auf einmal konnte ich von der Tür ein „Geralt, ich habe sie!“ hören. Ich schaute auf und sah Zoltan in der Tür stehen. Kurze Zeit später stand Geralt hinter ihm, als er sah mit wem ich dort saß wurde sein Blick grimmiger. Ich konnte sehen, dass er etwas zu Zoltan sagte, aber nicht verstehen um was es sich handelte, Zoltan schüttelte nur den Kopf zur Antwort.

„Ungebetener Besuch.“ Seufzte ich, als die Beiden näherkamen. Menge sah sich um, „Soll ich sie rausschmeißen?“ fragte er. „Lass uns erstmal hören was sie wollen.“ Murmelte ich. Die wenigen anderen Hexenjäger, die sich ebenfalls in der Taverne aufhielten, sahen auf, als die Beiden sich zu uns setzten. Als nach einigen Minuten immer noch nichts gesagt hatten, stand Menge auf, „Alanya, wir sehen uns wann anderes mal wieder.“ Sagte er zu mir, dann wand er sich an Geralt, „Hexer, denk dran ich behalte dich im Auge.“ Drohte er und ging. Die Lage in der Taverne entspannte sich etwas, als Menge durch die Tür nach draußen getreten war.

„Warst du die ganze Zeit bei ihm? Hast Letho aber schnell vergessen und ersetzt!“ knurrte Geralt. Empört sprang ich auf und wollte ihm eine Ohrfeige verpassen, doch diesmal war er schneller und fing meine Hand auf. „Vergiss es.“ Drohte er. Er hielt meine Hand fest, „Antworte.“ Forderte er. Einer der verbliebenen Hexenjäger stand auf und kam zu uns rüber. „Reiß dich zusammen Hexer, keine Kämpfe in der Taverne oder ich muss dich verhaften.“ Warnte er. Widerwillig ließ Geralt meine Hand los und ich konnte mich wieder hinsetzen. Ich nickte dem Hexenjäger zu, der sich vorerst wieder entfernte.

Zoltan bestellte etwas zu trinken, damit wir uns alle erst einmal beruhigen konnten, wie er meinte. „Also Mädchen, wo warst du? Wir haben die ganze Stadt nach dir abgesucht, ich war besorgt das die Jäger dir etwas angetan haben.“ Fragte Zoltan. Ich kicherte, „Komisch, Menge sagte dasselbe. Durch eure Suche habt ihr ihn darauf aufmerksam gemacht. Er hatte mich heute Vormittag gefunden, lange vor euch. Und dabei hatte Yennefer gesagt, das Geralt der beste Fährtenleser sei.“ Stichelte ich. Der Hexer grummelte, „Und wo warst du nun?“

Ich seufzte, „Wieso interessiert dich das auf einmal? Wolltest du nicht gestern noch meinen Scheiterhaufen anzünden?“

Zoltan wandte sich an seinen Freund, „Ich habe dir doch gesagt, da war jemand an der Tür!“ „Ja, ja. Schon gut.“ Maulte Geralt. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Es war nicht so gemeint, ich war nur sauer und ziemlich betrunken.“ Meinte er zu mir. Ich verdrehte die Augen, „Hab ich gemerkt. Aber ich wusste ja schon vorher das du ich nicht magst.“

„Das habe ich nie gesagt!“ empörte er sich. Ich schüttelte mit dem Kopf, „Gesagt vielleicht nicht, aber gemeint.“ Gab ich zurück. „Jetzt beruhigt euch doch mal.“ Mischte der Zwerg sich ein. „Verrätst du noch wo du warst?“ wollte er dann noch von mir wissen. Ich nickte, „Nachdem ich Geralt weg geschickt hatte, bin ich mit Caleb zum Außenposten ins Hafenviertel.“ Zoltan zog scharf die Luft ein, ließ mich aber weiter reden. „Wir haben ein wenig geredet und getrunken. Er hat einen vorzüglichen Wein, Sepremento, vom Corvo Bianco Weingut, solltet ihr mal probieren.“ Dann wechselte ich das Thema, „Hast du deine Freundin gefunden?“ fragte ich Geralt, doch er murrte nur. „Ja hatte er, aber sie wusste nichts, die Frau zu der er geschickt wurde, konnte nur sagen, dass es mit Rittersporn zusammen hängt.“ Antwortete Zoltan für ihn. Ich nickte, also war er schon in der stinkenden Hecke und bei Tilly war er auch schon.

„Gut, ich habe noch etwas zu erledigen, ihr sicherlich auch. Wir werden uns dann am Abend im Rosmarin treffen.“ Ich stand auf und legte einige Münzen auf den Tisch. „Und nein, es hat nichts mit den Hexenjägern oder Menge zu tun.“ Meinte ich noch zu Geralt und ging.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie aufmerksame Leser und Spieler vielleicht festgestellt haben, einige Zitate stammen 1:1 aus dem Spiel. Ich hatte mir die Mühe gemacht diese Sequenzen auf Youtube raus zu suchen und immer wieder Stück für Stück an zu sehen, damit die Dialoge passen.

Auch wenn Geralt vielleicht etwas OOC wirkt, glaubt mir, er kann wirklich so ein Arschloch sein. Zum Ende des zweiten Spiels, war er bei mir so schlimm das sich selbst Zoltan und Rittersporn von ihm abwandten. Also seht dies bitte nicht zu streng.

Hier die Aufgabe:
Euer Ziel fürs erste ist natürlich der kaiserliche Agent namens Hendrik, der an Ciris Fall arbeitete. Dort stolpert ihr dann auch über die Vorfälle mit dem Phylakterium, Rittersporn und Hurensohn Jr. Du weißt natürlich schon mehr über all das. Entscheide, ob du dich bei den Ermittlungen vor Ort von Geralt trennen willst, um deinem Wissen entsprechend handeln zu können, dass du ja nicht ausplaudern kannst!
Zusätzlich: Bei Hendrik findest du noch etwas, das Geralt ohne dich entgangen wäre. Aus dem Spiel weißt du davon auch nichts, aber in der Matratze (Oder was man eben so nennt) ist noch ein Brief verborgen, der zu deinem Entsetzen in Englisch geschrieben ist! Für Geralt ist das offenbar aber schlicht und ergreifend Zwergisch. Das versteht er natürlich nicht, aber du findest heraus, dass Hendrik Kontakt zu einem Zwerg in einem nahen Dorf pflegte, der ihn mit Informationen versorgte, wohl über seine Händlerkontakte. Entscheide, ob du nach dem Zwerg suchen willst, der nur mit „F.“ benannt wurde.

Hurensohn Jr. findet zwar keine Erwähnung in diesem Kapitel, aber anders hatte ich keinen guten Schnitt gefunden und ich wollte mit dieser Aufgabe endlich abschließen.
Ich hoffe es hat euch gefallen und vielleicht lässt einer von euch, doch mal einen Kommentar da. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Daelis
2018-07-02T09:04:08+00:00 02.07.2018 11:04
Deiner Karriere als Hexenjägerin stünde wohl aber nichts mehr im Wege, aber das wollen wir ja doch bitte nicht hoffen. Oder? Geralt würde das sicher nicht gutheißen und irgendwie wäre das für die gemeinsame Reise wohl auch nicht so förderlich. Allerdings ist Menge schon nützlich, halt ihn dir warm.
Antwort von:  Vegetasan
06.07.2018 20:46
Oh er wird mehr als warm sein.
Jägerin im Nebenverdienst vielleicht?
Ich hoffe Geralt wird das alles irgendwie verstehen und am Ende auch akzeptieren, was ich für Ciri bzw deren Suche geopfert habe.
Antwort von:  Vegetasan
27.02.2019 02:28
Ach übrigens, in der FF zu dieser FF, werde ich Hexenjäger, nachdem ich keine Striege mehr bin. Vielleicht werde ich die dann doch noch irgendwann veröffentlichen. Aber die ist ziemlich strange und eher nichts für hier.
Menge wird es geben und einen kleinen Menge Jr. ^^
Antwort von:  Daelis
27.02.2019 07:50
Ich bin entsetzt und amüsiert gleichzeitig. /D Wehe, ich krieg die nicht zu lesen.
Antwort von:  Vegetasan
02.03.2019 02:40
Ich werde es mir überlegen. Aber sie wird wirklich schräg. Und noch fehlen etliche Kapitel. Ich könnte dir den ersten Teil schicken, der ist abgeschlossen.
Von:  Julchen-Beilschmidt
2018-06-30T03:45:05+00:00 30.06.2018 05:45
Ich hab bis jetzt deine Fanfic aufmerksam durchgelesen und ich bin mehr als begeistert, wie du alles so rüberbringst, als wäre man selbst dort. Deinen Schreibstil finde ich sehr angenehm und es liest sich sehr gut eben weg. Mach weiter so und ich hoffe du bekommst noch mehr Kommentare^^
Antwort von:  Vegetasan
30.06.2018 23:18
Vielen lieben Dank, so etwas geht runter wie Öl.

Es freut mich dass dir die Geschichte gefällt. Ich warte jetzt auf die neue Aufgabe und meine Strafe, damit ich demnächst weiter schreiben kann.


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