Heart That Slips Through von Crispie (First love never lasts - or maybe it does?) ================================================================================ Kapitel 1: Rain --------------- Nach den Ereignissen in „Yokozawa Takafumi no baai“. Gerade als Yokozawa seine üblichen Runden bei diversen Buchläden antrat, begann es urplötzlich wie ein Wasserfall an, zu regnen. Er war kalt, rau und undurchdringlich. Bevor er überhaupt nach einem Unterstand ausschauen könnte, würde er mit Sicherheit schon wie ein begossener Pudel aussehen. Also beschloss er weiter durch den Regen zu gehen. Er begann zu überlegen, was für ihn am sinnvollsten wäre: In seine oder Kirishimas Wohnung Unterschlupf zu finden. Beide waren nicht gerade in seiner Nähe, dennoch wäre seine eigene näher. Anfangs hatten sich die beiden geeinigt, seine Kleidung in beider Wohnungen gleich zu verteilen. Mittlerweile musste er sich selbst eingestehen, wie schwer es ihm fiel jede Nacht aufs Neue diesen Ort zu verlassen. Nicht nur wegen Hiyos süßen Gesten oder Kirishimas verführerischen Art, sondern insbesondere weil er sich begann, an alles zu gewöhnen. Sei es den Haushalt gemeinsam mit der Zehnjährigen zu schmeißen, mit seinem Geliebten bis spät zu arbeiten oder einfach gemütlich mit ihm auf der Couch zu liegen und „gezwungenermaßen“ seinen Kopf auf seinem Schoß zu betten. Manchmal wenn er sich unbeobachtet fühlte und der Ältere etwas döste, strich Yokozawa über seine welligen Haare. Und jedes Mal verlor er sich bei diesem Anblick. Endlich kam er in seiner eigenen Wohnung an. Seine nassen Schuhe zog er gleich im Eingangsbereich aus und hervor kamen vom Regen getriefte Socken. Seufzend schlürfte der Verkaufsleiter in sein Zimmer, auf der Suche nach trockenen Wechselklamotten. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass der Regenschauer noch länger anhalten würde. Demnach wäre es ihm diese Nacht unmöglich noch zu Kirishima zu gehen. Also beschloss er ihn anzurufen. Es dauerte keine zehn Sekunden, als Yokozawa die ihm vertraute Stimme am Hörer wahrnahm. „Hallo Schatz! Was für eine freudige Überraschung, dass du mich anrufst.“ Augenblicklich bildete sich eine Falte über seiner Schläfe. Wie hatte er ihn gerade genannt? „Wen zur Hölle, nennst du hier Schatz?“, knirschte er und ein leichtes Erröten zierte seine Wangen. „Oh, mach dir keine Sorgen. Hiyo ist bei einer Freundin zum Spielen, also bin ich alleine in meinem Schlafzimmer“, entgegnete Kirishima gelassen und fügte hinzu. „Willst du auch mitkommen?“ Dieses verruchte...warum hatte er sich nochmals mit einem provokanten Arsch wie Kirishima Zen eingelassen? „Ja klingt nach einer menge Spaß“, meinte er ironisch und räusperte kurz durchs Telefon. „Aber ich muss heute passen. Ich war gerade unterwegs, als mich das Gewitter erwischt hatte. Und weil meine Wohnung näher war, bin ich jetzt zu mir gefahren. Wir...wir sehen uns dann morgen.“ Yokozawa konnte einen leichten Seufzer entnehmen. Scheinbar war sein Liebhaber über die Umstände ziemlich enttäuscht. „Wenn es nicht anders geht...Hiyo wird dich heute Nacht bestimmt vermissen...von mir brauchen wir gar nicht erst anfangen...ich vermisse dich schon jede Sekunde, in der wir voneinander getrennt sind.“ „W...Was!? Hör auf solche peinlichen Sachen zu sagen.“ Auch wenn der Dunkelhaarige ziemlich schroff am Telefon klang, sein Herz hatte für einen Schlag ausgesetzt. „Wirst du mich auch vermissen, Yokozawa?“ Im ersten Moment wusste er nicht, was er antworten sollte. Er zögerte etwas mit seiner Antwort. Eigentlich wollte Yokozawa ihm einen Schwall an Beleidigungen an den Kopf werfen, entschied sich jedoch für ein leises und unsicheres „Ja“. Manchmal hatte er das Gefühl, Kirishima nicht oft genug zu zeigen, was ihm eigentlich bedeutete. Vielleicht sollte er ihm das öfters zeigen... „Hä? Kannst du das bitte nochmal wiederholen? Ich habe dich nicht verstanden.“ Dieses Aas. Er konnte beinahe schon das Grinsen hören, welches auf den Lippen seines Geliebten zierte. Dementsprechend fiel seine Antwort nicht herzlich aus. „Zur Hölle, nein! Ich habe es einmal gesagt. Wenn du es nicht gehört hast, pech gehabt!“ Anscheinend fand Kirishima sein Verhalten ziemlich witzig und begann zu lachen. „Du bist echt niedlich, wenn du dich immer so aufregst.“ Niedlich? Was stimmte nur nicht mit diesem Idioten? „Nein, bin ich nicht“, nuschelte er ins Telefon und versuchte ernst zu klingen. Für ein paar Sekunden herrschte absolute Stille in der Leitung. Peinliche Stille. Yokozawa nahm lediglich das Atmen seines Lebensgefährten auf der anderen Seite wahr. „Weißt du...“, setzte Kirishima fort. „...dieser Regen erinnert mich an diese Nacht. Ich glaube, dass du dich immer noch nicht daran erinnern kannst, was damals passiert ist, oder?“ Seine Wangen begannen zu glühen und er war heilfroh, dass er gerade nicht im Hause „Kirishima“ war. „Nicht wirklich. Das Letzte woran ich mich erinnere ist, dass du mit dem Kellner gesprochen hattest, um uns eine weitere Flasche Sake mitzubringen. Danach hatte ich wohl scheinbar einen Aussetzer.“ „Du warst einfach bezaubernd. Du hast mir einfach dein zartes Herz ausgeschüttet. Du – bekannt als der Schreckensbote im gesamten Betrieb. Ich denke...das hat mich aber dazu gebracht, mich in dich zu verlieben.“ „Hä?“ Yokozawa war bisher davon ausgegangen, dass der Ältere sich nach und nach in ihn verliebt hatte. Genau wie er selbst. Anscheinend war Kirishima von der Reaktion seines Liebhabers ebenso verwundert. „Warum klingst du so überrascht? Naja...ich denke, dass ich es dir nie wirklich gesagt habe. Ich habe mich in dieser Nacht in dich verliebt, aber ich brauchte Zeit, um mich meiner Gefühle zu dir wirklich bewusst zu werden.“ Yokozawa blieben die Worte im Hals stecken. Er war gerade nicht in der Lage, etwas zu den neuen Erkenntnissen zu sagen. Nur ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus, weil er nun wusste, dass ihn der Chefredakteur seit dem ersten Augenblick geliebt hatte. Nicht nur als Freund oder geile Fickbeziehung, wie er es in den ersten Tagen dachte. Kirishima hatte ihn geliebt, obwohl er in jemand anderen verliebt war. Dieser kicherte vergnügt am Telefon. „Meine Güte, ich hätte wirklich warten sollen, bis wir uns sehen. Jetzt habe ich dein süßes Gesicht verpasst.“ „Fahr zur Hölle, Kirishima“, entgegnete er gereizt, war aber erleichtert, dass sich die Spannung zwischen ihnen wieder gelockert hatte. „Also...“, bohrte er nochmals nach. „Wirst du mich heute Nacht auch vermissen?“ Und das soll wirklich ein Mann in seinen Dreißigern sein? Was für ein verbohrter Kindskopf. „Ich dachte, dass ich dir bereits darauf eine klare Antwort gegeben habe.“ „Aber ich will es noch einmal hören“, schmollte er. Genervt fuhr er sich durch die nassen Haare und seufzte resigniert auf. Das warme Gefühl in seiner Brust milderte allerdings seinen Stolz ein wenig. „Ich werde dich heute Nacht auch vermissen.“ Es war zwar nur ein Murmeln, aber Yokozawa wusste ganz genau, dass der andere ihn gehört hatte. Darum wunderte ihn das Glucksen auf der anderen Seite der Leitung keines Wegs. „Du bist einfach bezaubernd, Yokozawa.“ „...oder aber ich werde dich vielleicht überhaupt nicht vermissen, also verpiss dich.“ ** „Yo...Yokozawa! Was machst du hier?“ Mit den Resten vom Vortag in der Hand, staunte er über den Anblick, der sich vor seiner Haustür anbot nicht schlecht. Damit hatte er mit Sicherheit nicht gerechnet. „Frag nicht so blöd, sondern bring mir lieber ein frisches Handtuch mit.“ Kirishima tat was man ihm auftrug, während der Dunkelhaarige seine durchnässte Kleidung auszog. „Hiyo hat mir eine Nachricht geschrieben. Sie meinte, dass du heute Nacht alleine wärst, weil sie scheinbar doch bei ihrer Freundin übernachten würde.“ Er antwortete ihm nicht. Stattdessen platzierte er das Handtuch auf dessen nassen Haare und zog ihn mit Schwung zu sich. „Was zum...-?“ Yokozawa konnte nicht einmal protestieren und fand sich im nächsten Augenblick in einem sanften Kuss wieder. „Danke, Yokozawa.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)