Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 27: Verletzte Gefühle ----------------------------- Hikari wollte, wie mit Takeru vereinbart, ihre Unterlagen holen. Danach wollten sie sich wieder in seinem Büro treffen. Sie stand vor seiner Tür und wollte gerade anklopfen, als seine Stimme erklang. Nachdenklich runzelte sie die Stirn, als sie Takeru französisch sprechen hörte. Seine Gesprächspartnerin sprach in derselben Sprache. Leise öffnete sie die Tür. Im ersten Moment dachte sie es sei Louisa. Bis sie verstand, was der junge Mann sagte: ‚„Chloé, wir sind in meinem Büro. In Tokio geht es nicht so leger wie in Paris zu. Was meinst du, was für ein Ärger ich bekomme, wenn man uns knutschend hier vorfindet? Auf den Anschiss kann ich verzichten. Zumal ich so oder so einen bekommen werde, da ich mich nicht an die Kleiderordnung gehalten habe.“ „Nur ein kleiner Kuss. Danach weißt du für wen dein Herz schlägt. Ich liebe dich.“ „Chloé ich liebe di- “‘ Hikari wollte einfach so schnell wie möglich weg von diesem Ort. Sie wollte weg von Takeru. Die junge Frau rannte so schnell sie konnte den Flur entlang. Ihre Augen brannten. Ihre Tränen liefen unaufhaltsam über ihre Wangen. Sie riss die Tür zum Treppenhaus auf und stürmte die Treppen runter. Vor ihrem geistigen Auge sah sie wie Takeru seine Hände auf Chloés Hüften legte und sie an sich zog. Ungläubig schaute die Braunhaarige auf das Schauspiel, welches sich ihr bot. Wie er die Frau mit großen Augen ansah, als sich ihr Gesicht seinem nährte. Hikari spürte wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammen zog. Wie sich ihre Lippen trafen. Spätestens jetzt fühlte Hikari einen Stich im Herzen. Takerus letzter Satz riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Der Schmerz, den sie fühlte war unerträglich. Das war der Moment in dem sich Hikari bewusst wurde, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Anscheint war diese Liebe einseitig. Immerhin hatte er die kleinen Worte mit der großen Bedeutung Chloé geschenkt und nicht ihr. Hikari sah die Person nicht, die vor ihr stand und rannte voll in sie rein. „Ent…schuldi…gung“, schniefte sie. Schnell fuhr die junge Frau sich über ihre Augen, um die Tränen wegzuwischen. „Hikari! Was ist los mit dir?“, fragte eine besorgte Stimme. Behutsam schob er die junge Frau zur Seite. Er versuchte ihr in die Augen zu schauen. Die Braunhaarige hatte ihren Blick stur auf den Boden gerichtet, daher war dies nicht möglich. Der Mann griff in seine Hosentasche und holte ein Taschentuch hervor, welches er ihr reichte. „Es ist alles in Ordnung.“ Dankbar griff sie nach seinem Taschentuch. „Wieso weinst du, wenn alles in Ordnung ist?“ „Es geht schon wieder. Ich muss nur ein wenig an die frische Luft. Danach arbeite ich weiter.“ „Du solltest nach Hause gehen. Ehrlich gesagt siehst du aus, als wenn du einen Geist gesehen hast. Ist wirklich alles in Ordnung?“ „In gewisser Weise haben Sie recht“, murmelte sie vor sich her. „Das reicht. Du holst deine Sachen und gehst nach Hause.“ „Herr Ishida, das kann ich nicht machen.“ „Doch, das kannst du. Mit einer Fotografin die durch den Wind ist kann ich nichts anfangen.“ Er lächelte sie beruhigend an. „Du solltest ihm in den Hintern treten.“ „Ich verstehe nicht was Sie meinen.“ Hiroaki legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Es kann nur ein Mann dahinterstecken, dass du so durcheinander bist. Gehe jetzt nach Hause und ruhe dich aus. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“ „Danke sehr.“ --- Takeru überlegte wo sich Hikari in diesem riesigen Gebäude aufhalten konnte. Mit knirschenden Zähnen stellte er seine Suche ein, als sein Diensthandy klingelte. Nach dem Gespräch macht er sich auf den Weg zu seinem Vater. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er daran dachte, wie Hikari sich im Moment fühlte. Der junge Mann atmete noch einmal tief durch, danach klopfte er an der Bürotür seines Vaters an. Skeptisch sah Hiroaki seinen Sohn an, als dieser eintrat. „Du wolltest mich sprechen?“ Takeru sah, wie sein Vater ihn musterte. „Ich hätte heute frei. Beschwere dich also nicht, wenn ich nicht in Anzug und Krawatte vor dir stehe.“ Die Stimme des Blonden klang gereizt. Trotzdem konnte man seine Niedergeschlagenheit hören. „Mir war schon klar, dass du heute nicht im Businessoutfit erscheinst. Ich wunder mich nur, dass Hikari nicht bei dir ist.“ Aufmerksam sah der Ältere den Jüngern an. Daher bemerkte Hiroaki wie Takeru bei ihrem Namen zusammen zuckte. „Wieso sollte sie bei mir sein?“ „Sie sollte eigentlich mit dir zusammen diesen Termin wahrnehmen.“ „Ich weiß nicht, wo sie ist.“ Traurig blickte Takeru aus dem Fenster. „Okay! Zuerst zum Grund warum du heute hier erscheinen solltest. Yamamoto hat mir heute Morgen mitgeteilt, dass er sich aus dem aktiven Geschäftsteil zurückziehen möchte. Er wird ab sofort stiller Teilhaber sein. Das heißt für dich, dass du, als Chefredakteur, auf seine Beratung verzichten musst. Falls es irgendwelche Schwierigkeiten geben sollte, musst du dich ab sofort an mich wenden.“ Ungläubig schauten die blauen Augen in das Gesicht seines Vaters. Wütend verschränkte er die Arme vor seiner Brust. „Deswegen zitierst du mich in dein Büro? Hätte das nicht Zeit bis morgen gehabt? Ich war mit Louisa und Jean verabredet. Außerdem wäre mir heute vieles erspart geblieben, wenn ich nicht hier hätte antanzen müssen.“ Hiroaki zog seine Stirn kraus. „Ich wollte mit Hikari und dir besprechen, welche Projekte in der nächsten Zeit anfallen. Da weder Hikari noch du heute ansprechbar seid, werde ich es bleiben lassen.“ „Was hat Hikari mit der ganzen Sache zu tun?“ „Was ist heute nur los?“ Genervt stöhnte der Ältere auf. „Erst steht Hikari neben sich und du jetzt auch. Ich fasse mal eure Arbeitsstellen zusammen: Du bist der Chefredakteur. Hikari ist die Cheffotografin. Du bist für die Texte verantwortlich. Sie für die Fotos. Ihr müsst noch enger zusammen arbeiten als bisher.“ Takeru zuckte bei jedem Wort, welches sein Vater sagte, zusammen. ‚Dieser Tag ist eine Ausgeburt der Hölle.‘ „Seit wann hat sie den Posten der Cheffotografin?“ „Seit heute. Dieses Gespräch wollte ich mit euch beiden führen. Hikari weiß es noch nicht.“ „Verstehe“, nuschelte Takeru vor sich her. „Du solltest nach Hause gehen. Deine Schwester und Jean warten bestimmt schon auf dich.“ „Bis morgen.“ Der Blonde ging auf die Tür zu. „Wir sehen uns morgen. Takeru?“ Der Angesprochene drehte sich wieder um. „Ja?“ „Ich glaube sie ist im Studio und tanzt sich die Seele aus dem Leib.“ Ein trauriges Lächeln zierte das Gesicht des jungen Mannes. „Danke dir.“ Hiroaki lächelte seinen Sohn an. Dieser hatte gerade nicht mitbekommen, dass er die Vermutung seines Vaters bestätigt hatte. „Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist. Sei ehrlich Hikari und dir gegenüber.“ „Das wollte ich sein.“ „Was ist passiert?“ „Ich habe einen riesen Fehler gemacht“, kam es traurig von Takeru. „Wie soll ich das verstehen?“ „Chloé hat dazwischen gefunkt.“ Verwirrt suchte Hiroaki den Blickkontakt zu seinem Sohn. „Ist sie nicht in Paris?“ „Nein, sie ist in Tokio.“ „Du solltest dringend mit Hikari sprechen.“ „Falls sie noch mit mir redet.“ Takeru ging wieder zur Tür, öffnete diese. „Bis Morgen, Vater.“ Aufmunternd lächelte Hiroaki ihn an. „Wir sehen uns morgen, mein Sohn.“ --- Nachdem Takeru Louisa und Jean erzählt hatte, was sich in seinem Büro ereignet hatte sahen die Beiden ihn betroffen an. „Liebst du Hikari?“, war die nachdenkliche Stimme seiner Schwester zu hören. Traurig sah ihr Bruder ihr in die Augen. „Das ist mir in dem Moment klar geworden, als Chloé und ich uns geküsst haben.“ „Du musst mit Hikari sprechen“, mischte sich Jean in das Gespräch der Geschwister ein. „Wo soll ich sie suchen?“ „Ruf sie an.“ „Witzbold! Das habe ich schon mehrfach getan. Hikari geht weder an ihr Diensthandy noch an ihr privates. Beide Telefone sind ausgeschalten. Bei ihrer Wohnung war ich auch schon – sie öffnet nicht die Tür.“ „Pack deine Sachen zusammen.“ Seine Schwester hatte sich vor Takeru aufgebaut und sah ihm in die Augen. „Wie bitte?“ „Hole deine Sportsachen. Hier wird es sicher ein Sportzentrum geben. Sport hat dir immer geholfen zur Ruhe zu kommen. Wir spielen eine Runde Basketball.“ „Louisa, du kannst nicht einmal richtig dribbeln.“ „Macht nichts. Wir wollen Spaß haben und nicht in der NBA spielen. Du kannst es mir beibringen.“ „Das habe ich vor Jahren aufgegeben“, zog Takeru die Blondine auf. „Hey, was soll das heißen?“ „Das du noch nicht einmal einen Basketball von einem Fußball unterscheiden kannst.“ „Ich kann dir den Ball – egal ob Basketball oder Fußball - an den Kopf werfen.“ „Selbst den würdest du nicht treffen.“ „Sei dir da mal nicht so sicher“, sie grinste ihn herausfordernd an. „Nicht schon wieder ihr Zwei. Holt eure Sachen und los geht’s.“ Genervt hatte Jean den beiden zugehört. Wenn er nicht sofort das Gespräch der Geschwister unterbrechen würde, würden sie noch morgen früh hier stehen und darüber debattieren, das Louisa kein Basketball spielen konnte. --- Gemeinsam waren die Drei beim Sportzentrum von Odaiba angekommen. Auf den Weg dorthin hatte Jean sich für das Verhalten seiner Schwester bei seinem besten Freund mehrfach entschuldigt. Takeru machte Jean klar, dass er keine Schuld daran hatte, das Chloé in Tokio aufgetaucht war. Traurig gab er zu, dass er Mist gebaut hatte. Takeru und Jean betraten das Spielfeld. Beide schauten Louisa fragend an. „Was ist Krümel. Du wolltest doch mitspielen.“ „Ich hab es mir anders überlegt. Ich bin der Schiedsrichter“, grinste die junge Frau die Männer an. „Du kennst die Regel gar nicht. Wann gibt es wie viele Punkte?“ „Wenn der Ball durch den Korb geflogen ist.“ Takeru lachte. „Wie viele Punkte kann es maximal mit einem Wurf geben?“ „Einen?“ Takeru und Jean sahen sie amüsiert an. „Fast, es sind drei Punkte“, informierte Jean Louisa. „Mir egal. Eure Punkte müsst ihr euch selber merken.“ Takeru fiel die Musik auf, welche leise an sein Ohr drang. Ihm wurde bewusst, dass die Tanzschule von Hikari hier ihren Sitz hatte. Er schaute auf seine Uhr. „Ihr könnt euch weiter unterhalten. Ich bin gleich wieder bei euch.“ Er ging in die Richtung, aus der die Musik kam. Den jungen Mann erfasste ein Gefühl der Geborgenheit. Er spürte ein leichtes Kribbeln in seinem Körper. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Nervös griff er nach der Türklinke der Tanzschule. Takeru blieb sein Herz fast stehen, als er den Titel des Liedes erkannte welches gerade gespielt wurde. ‚I hate you – I love you‘ Er blickte auf die Tanzfläche. Eine einzige Person tanzte in dem großen Saal. Hikaris Bewegungen waren von Trauer gezeichnet. Zeigten ihm deutlich, wie verletzt sie sich fühlte. Sie tanzte den Zwiespalt zwischen Hass und Liebe perfekt. Ihr zierlicher Körper war bis in den letzten Muskel angespannt. Trotzdem tanzte sie mit einer Eleganz und Leichtigkeit, die ihm den Atem raubten. Es sah aus, als würde sie über die Tanzfläche schweben. Sie war in ihrer eigenen Welt gefangen und bemerkte den Zuschauer nicht. Er bewunderte ihre Beweglichkeit. Wie gut sie ihren Körper spürte, wie sie jede einzelne Figur austanzen konnte. Takeru konnte ein Blick in ihr Gesicht erhaschen. Sie hatte die Augen geschlossen, gab sich der Musik und dem Tanz ganz hin. Er sah, wie sich einzelne Tränen den Weg über ihre Wangen bahnten. Unverhofft öffnete sie ihre Augen. Die wunderschönen bernsteinfarbenen Augen spiegelten den Verlust, den Schmerz, die Trauer, die Leere und die Wut wieder die sie gerade fühlte. Takeru schluckte einen harten Kloß runter als das Lied zu Ende war. Hikari lag auf den Boden. Ihre Beine hatte sie an ihren Oberkörper gezogen und umfasste diese mit ihren Händen. Das Geräusch, welches er hörte, jagte eine unangenehme Kälte durch seinen Körper. Das leise Schluchzen löste ihn aus seiner Starre. Er ging auf Hikari zu hob ihren Oberkörper an, zog sie an sich und legte beschützend seine Arme um sie. Ein ihr mit der Zeit sehr vertrauter Geruch stieg Hikari in die Nase. Sie versteifte sich einen Moment, als sie bemerkte, dass Takeru sie in seine Arme zog. Schnell gab sie den Widerstand auf, als sie spürte, wie ihr diese Geste Trost spendete. Ausgerechnet der Mann der sie verletzt hatte tröstete sie. Hikari nahm all ihren Mut zusammen und schaute in seine blauen Augen. „Lass mich bitte erklären, was in meinem Büro passiert ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)